ÖSTERREICH-UNGARNS LETZTER KRIEG 1914-1918

HERAUSGEGEBEN VOM ÖSTERREICHISCHEN BUNDESMINISTERIUM FÜR LANDESVERTEIDIGUNG UND VOM KRIEGSARCHIV

FÜNFTER BAND

DAS KRIEGSJAHR 1916

ZWEITER TEIL

VERLAG DER MILITÄRWISSENSCHAFTLICHEN MITTEILUNGEN

WIEN

DIE EREIGNISSE VON AUGUST BIS ZUR JAHRESWENDE

UNTER DER LEITUNG VON EDMUND GLAISE-HORSTENAU

BEARBEITET VON

JOSEF BRAUNER, EDUARD CZEGKA, WALTHER HEYDENDORFF, RUDOLF KISZLING, CARL KLUMPNER UND ERNST WISSHAUPT

MIT 35 BEILAGEN

VERLAG DER MILITÄRWISSENSCHAFTLICHEN MITTEILUNGEN

Alle Rechte, insbesondere das der Übersetzung, Vorbehalten Copyright 1930

by Verlag der Militärwissenschaftlichen Mitteilungen in Wien Einbandzeichnung von Rudolf Junk in Wien

Druck: Augustinus-Druckerei, Klosterneuburg

Prmted in Austria

VORWORT ZUM FÜNFTEN BANDE

Mit dem vorliegenden fünften Bande des Werkes „ÖsterreichUngarns letzter Krieg 1914—1918“, der die Begebenheiten von August bis zur Jahreswende 1916 enthält, findet die Schilderung dieses außerordentlich ereignisreichen Kriegsjahres ihren Abschluß. In Stoffgliederung und Aufbau hat die Schriftleitung an ihren bisherigen Richtlinien festgehalten.

In die Verfassung der Abschnitte haben sich die Mitarbeiter wie folgt geteilt:

„Die Weltlage im Sommer 1916“ vom Generalstaatsarchivar, Obst. a. D. Dr. h.c. Glaise-Hor stenau;

„Die Südwestfront in der ersten Hälfte August 1916“ vom Obst. d. BH. Brauner (Die sechste Isonzoschlacht) und vom Mjr. d. R. Heyden dorff (Die Ereignisse in Tirol);

„Das Ringen im Osten von Ende Juli bis Ende August 1916“ vom Generalstaatsarchivar Dr. h. c. Glaise-Horstenau (Bildung der Hindenburg-Front), Staatsarchivar, Mjr. a.D. Dr. Czegka (Ereignisse in Wolhynien) und Mjr. d. BH. Wisshaupt (Begebenheiten in Ostgalizien) ;

„Der Feldzug in Siebenbürgen“ vom Hofrat, Obst. a. D. K i s z li n g, mit einem Beitrag über die Entlastungsoffensive des Orientheeres Sarrails vom Obstlt. d. BH. Klumpner;

„Die Offensive der Russen im Herbst 1916“ vom Staatsarchivar Dr. Czegka und vom Mjr. Wisshaupt;

„Die Eroberung der Walachei“ vom Hofrat K i s z 1 i n g mit den Beiträgen „Die Deckung der Ostflanke Siebenbürgens“ und „Gegenoffensiven zugunsten der Rumänen“ vom Staatsarchivar Dr. Czegka (russische Front) und Obstlt. K 1 u m p n e r (mazedonische Front);

„Die Herbstschlachten gegen die Italiener“ vom Mjr. d. R. Heydendorff, hiebei angefügt ein Aufsatz über die Kämpfe in Albanien vom Obstlt. Klumpner;

„Politik und Krieg um die Jahreswende 1916 17“ vom Generalstaatsarchivar Dr. h.c. Glaise-Horstenau.

Wie bisher haben sich um das Zustandekommen des vorliegenden Bandes noch bemüht: GO. d. R. Sarkotic-Lovcen, Gen. d. R. Ing. Ratzenhofer, GM. d. R. Spannocc h i, Generalstaatsarchivar Univ.-Prof. Dr. Bittner, Hofrat d. R., Obst. a. D. Ehnl, Hofrat d. R., Rtm. a. D. Sacken, Wirkl. Amtsrat Obstlt. a. D. Martinec und Wirkl. Amtsrat Mjr. a. D. Pi bl; neu trat hinzu als Übersetzer rumänischer Kriegswerke Obst. d. R. Reiner. Gen. Ratzenhofer hat sich überdies als Verlagsleiter um die Fortführung des Kriegswerkes besondere Verdienste erworben.

Die Schriftleitung sieht es schließlich als ihre Pflicht an, die Förderung des Werkes durch den gewesenen Bundesminister für Landesverteidigung GO. Schönburg-Hartenstein, durch seinen Nachfolger Bundeskanzler Dr. Schuschnigg, den Staatssekretär für Landesverteidigung GdI. Zehner und durch den ersten Sektionschef GdK. Brantner nachdrücklich hervorzuheben.

Den Beziehern des Werkes, von denen zahlreiche ehemalige höhere Führer bei Durchsicht der Entwürfe wertvolle Hilfe geleistet haben, sei für ihre Treue, die sie in wirtschaftlich schwerer Zeit dem Kriegswerke gehalten haben, neuerlich der wärmste Dank gesagt.

Wien, im Dezember 1934.

Der Leiter der kriegsgeschicht-    Der Direktor des Kriegsarchivs

liehen Abteilung des Kriegsarchivs    Dr. h. c. GLAISE-HORSTENAU

KISZLING

INHALTSVERZEICHNIS

Seite

Vorwort zum V. Band..................... V

Verzeichnis der Abkürzungen...................XVII

Die Weltlage im Sommer 1916

Die    Kriegsschauplätze zu Land und zur See..........................3

Die    politische Lage bei Freund und Feind............................9

Die Mittelmächte bis zum Sommer 1916..........................9

Die Entente..............................................15

Die Südwestfront in der ersten Hälfte August 1916

Die    sechste Isonzoschlacht (4. bis 16. August)............21

Vorbereitungen der Italiener zum neuerlichen Angriff    am    Isonzo ...    21

Die Lage an der Südwestfront um die Juli-August-Wende 1916 .    .    21

Die Entwicklung des italienischen Operationsplanes für das Jahr 1916    23

Der Aufmarsch und das Kräfteaufgebot der Italiener......27

Die Kräfteverteilung und die Ausgestaltung des Kampfraumes der

k.u.k. 5. Armee..................................30

Der Schlachtplan des 3. italienischen Armeekommandos und die Maßnahmen zur Verschleierung seiner Absichten......35

Der Verlust des Görzer Brückenkopfes..........................38

Die Einleitungskämpfe am 4. und 5. August.........38

Der Überfall auf den Görzer Brückenkopf..........39

Gegenangriffe im Brückenkopf von Görz..........44

Das ungleiche Ringen um den Görzer Brückenkopf am    7. August    .    .    47

Die Räumung des Görzer Brückenkopfes..........51

Die Schlacht auf der Karsthochfläche von Doberdó (6.    bis    8. August)    .    .    55

Der Angriff des italienischen XI. Korps auf den Mt. S. Michele am

6. August ......................................55

Das letzte Ringen um den Mt. S. Michele am 7. und 8. August ...    59

Die Krise der Schlacht...................62

Ungünstige Lage am Isonzo bei Görz am 8. August und Beziehen der

zweiten Stellung östlich von der Stadt.........62

Der Entschluß zur Räumung der Karsthochfläche    von Doberdó    .    .    67

Der Plan Cadornas für die Fortsetzung des Angriffes über den Isonzo    70

Die „versäumte Gelegenheit“ zum Durchbruch der öst.-ung. Front. .    71

Die Ereignisse auf der Karsthochfläche am 9. August......75

Die k.u.k. 5. Armee nach dem Beziehen der zweiten Stellung ...    77

Seite

Die zweite Phase der Schlacht (10. bis 16. August).........79

Das Vorfühlen des Feindes gegen die neue Verteidigungsfront am

10. August ...................79

Erkundungsvorstöße gegen die neuen Stellungen der k.u.k. 5. Armee

am 11. August....................................83

Die    italienischen Durchbruchsversuche    bei Görz und auf dem Nordrand des Karstes am 12. und 13.    August.........87

Die    Überwindung der Schlachtenkrise    am 14. August......92

Der    letzte Großkampftag der sechsten    Isonzoschlacht......97

Das letzte Ringen auf der Karsthochfläche und der Ausklang der

sechsten Isonzoschlacht...............100

Rückblick auf die sechste Isonzoschlacht..........102

Die    Ereignisse in Tirol im August 1916...............108

Tirol wird zur Nebenfront.................108

Die Fortsetzung der italienischen Fleimstaloffensive im August    1916    .    .    110

Das Ringen im Osten von Ende Juli bis Ende August

Die    Bildung der Hindenburgfront.................117

Die    Schlacht bei Kowel....................122

Angriffe der Armee Lesch (28. Juli bis 3. August).........122

Der Ansturm der Armeen Bezobrazow und Kaledin (28. Juli bis    3. August)    128

Zurückweichen der Verbündeten aus dem Stochodknie......128

Die Verteidigung des Stochodoberlaufes...........133

Rückschlag bei der Armee Tersztyánszky..........137

Brussilows Angriffe gegen Lemberg    und Stanislau...........145

Der Ausklang der Schlacht bei    Brody (28. Juli    bis 3. August).....145

Vorstöße Sacharows gegen die Armeegruppe Marwitz......145

Der Rückzug der Armee Böhm-Ermolli nach der Schlacht bei Brody

(28. Juli bis 3. August)...............146

Die Schlacht nördlich und südlich vom Dniester (28. Juli bis    3.    August)    .    149

Der Entlastungsangriff der Armee Pflanzer-Baltin in den f Karpathen

(28. Juli bis 4. August).................154

Maßnahmen Brussilows zur Fortsetzung der Offensive (4. August)    .    .    .    157

Der    Ausgang der Schlacht bei Kowel................160

Angriffsvorbereitungen der Russen und Gegenvorsorgen bei der Heeresgruppe Linsingen (4. bis    7. August)............160

Die letzten Tage der Schlacht    (8. bis 12. August).........165

Der Angriff der Armeen Lesch und Bezobrazow auf die Armeegruppe

Bernhardi.......................165

Russische Vorstöße gegen Mitte und Südflügel der Heeresgruppe

Linsingen......................169

Fortführung der russischen Angriffe gegen Lemberg und Stanislau.....173

Die Schlacht bei Zalosce (4. bis 8. August)............173

Kämpfe der Armee Pflanzer-Baltin in den Karpathen (5. bis    8.    August)    .    178

Seite

Die    Schlacht bei Stanislau (7. bis 10. August)...........181

Durchbruch der Russen bei Tłumacz und am Dniester......181

Begleitstoß der Armee Schtscherbatschew..........185

Neue russische Angriffe über den oberen    Sereth (9. bis 13. August) .    .    .    187

Auswirkungen der    Schlacht    bei Stanislau    (11. bis 13. August).....189

Rückzug der    3. Armee    hinter die Bystrzyca Sołotwińska.....189

Rückzug der    Armeen    Bothmer und    Böhm-Ermolli.......191

Neuerlicher Entlastungsangriff der Armee Pflanzer-Baltin (8. bis 13. August) 193 Vorbereitungen zu einer neuerlichen Offensive des Zarenheeres im Raume südlich vom Pripiatj.....................196

Regelung der Angriffsziele durch die Stawka...........196

Nachdrängen der Russen in Ostgalizien und wechselvolle Kämpfe in den

Karpathen (13. bis 17. August)..............198

Stillstand in Wolhynien................202

Führermaßnahmen bei Freund und Feind............204

Die    Ostfront bis zur Kriegserklärung Rumäniens (18. bis 27.    August) .    .    206

Ereignisse bei der Heeresgruppe Linsingen..........206

Kämpfe in Ostgalizien und um den Karpathenkamm (18. bis 27. August)    212

Rückblick auf die Augustkämpfe im Osten............216

Der Feldzug in Siebenbürgen

Rumäniens Eintritt in den Weltkrieg................223

Rumäniens Politik bis Ende August 1916............223

Bündnisvertrag und Militärkonvention zwischen Rumänien und der

Entente ....................228

Das rumänische Heer...................230

Der    rumänische Operationsplan................232

Die    Gegenmaßnahmen der verbündeten Mittelmächte........237

Der Operationsplan und seine Wandlungen..........237

Die militärischen Vorbereitungen Österreich-Ungarns gegen Rumänien    241

Beistellung von öst.-ung. Streitkräften und von Kriegsgerät    für Bulgarien    244

Der Einbruch der Rumänen in Siebenbürgen.............245

Das Vordringen der Rumänen an der Ostfront (27. August bis 4. September) 245 Die ersten Kämpfe an der Südgrenze Siebenbürgens (27. August bis 4. September ......................249

Einbruch der rumänischen 2. Armee............249

Die Gefechte südlich von Hermannstadt...........252

Die Kämpfe bei Petrosény und bei Orsova..........254

Die    Gegenmaßnahmen der Mittelmächte.............257

Führerentschlüsse und -befehle bis zum 5. September......257

Falkenhayns Rücktritt und die Schaffung der Obersten    Kriegsleitung    262

Die    ersten Ereignisse in der Dobrudscha (1. bis 9. September).....271

Die Kriegserklärung Bulgariens..............271

Die Eroberung von Turtukai und ihre Folgen (1. bis 6.    September '    .    273

Die    Ereignisse in Siebenbürgen vom 5. bis zum 13. September.....278

Seite

Vordringen der rumänischen 11. ID. gegen das Hátszeger Becken

(5. bis 11. September)...............278

Die Begebenheiten bei Hermannstadt und nordwestlich von Kronstadt

zwischen dem 5. und dem 13. September.........279

Fortsetzung der Offensive der rumänischen Nordarmee (5. bis 11.

September)...................280

Führerentschlüsse in Siebenbürgen zwischen dem 10. und dem 13.

September ...................283

Der rumänische Kriegsschauplatz vom 14. bis zum 19. September ....    288

Übergang der rumänischen 2. Armee über den Alt.......288

Die Rückeroberung des Petrosényer Kohlenreviers (14. bis 19. September) ....................290

Der Rückzug der Rumänen und der Russen in der Dobrudscha

(10. bis 19. September)...............291

Führerentschlüsse für den Osten um die Mitte des Monats September 293

Vertreibung der Rumänen aus Siebenbürgen.............298

Die Schlacht bei Hermannstadt................298

Der Operationsplan Falkenhayns.............298

Der Aufmarsch zur Schlacht    (22. bis 25. September)......301

Die zwei ersten Schlachttage    (26. und 27. September)......304

Entsatzversuch der rumänischen 2. Armee (27. bis 29. September) .    307

Der Sieg über das rumänische I. Korps (28. und 29. September) .    .    309

Die anderen Frontabschnitte in Siebenbürgen während der Schlacht

bei Hermannstadt (25. bis 28. September)........311

Von Hermannstadt bis über den Geisterwald...........314

Einleitung der Vorrückung der deutschen 9. Armee (29. September

bis 1. Oktober)..................314

Der Vormarsch zu beiden Seiten des Altflusses........321

Die Schlacht am Geisterwald (5. Oktober)..........326

Donauübergang der Rumänen bei    Flämända (1. bis 4. Oktober)    ....    328

Die    Rückeroberung des östlichen    Siebenbürgens (6. bis 14. Oktober)    .    .    333

Maßnahmen der Führung und Kämpfe am 6. Oktober......333

Die Schlacht bei Kronstadt (7. bis 9. Oktober).........337

Die Armee Arz und der rechte Flügel der Armee Falkenhayn bis

9. Oktober ...................344

Falkenhayns Durchbruchsversuche aus Südostsiebenbürgen ....    347

Die Entlastungsoffensive des Orientheeres Sarrails (12. September bis Mitte

Oktober)......................352

Betrachtungen......................354

Die Offensive der Russen im Herbst 1916

Brussilows Ansturm um die Monatswende August-September.......361

Änderungen im Angriffsplan der Stawka............361

Erwägungen und Maßnahmen der öst.-ung. Heeresleitung (26. bis 30. August) 363 Die Schlacht in den Waldkarpathen vom 30. August bis 3. September .    .    368

Seite

Das Ringen in Ostgalizien nördlich vom Dniester.........372

Einbruch der Russen am Südflügel der Armee Bothmer (31. August

bis 3. September).................372

Kämpfe bei Zborów (31. August bis 5. September).......375

Kämpfe bei der Heeresgruppe Linsingen.............376

Die letzten Tage vor dem Angriff der Russen (28. bis 30. August) .    376

Die erste Abwehrschlacht bei Szelwow-Swiniuchy (31. August bis

3. September)..................379

Unterbleiben des Angriffes der russischen Westfront..........383

Eingreifen der Stawka...................385

Die Zwischenzeit bis zum nächsten großen Waffengange (4. bis 15. September) ......................387

Die Schlacht in den Waldkarpathen............387

Erste Schlacht an der Narajówka.............392

Vorsorgen des Heeresgruppenkommandos Erzherzog Karl zur Abwehr

neuer russischer Anstürme..............395

Die Geschehnisse bei der Heeresgruppe Linsingen.......397

Die zweite Abwehrschlacht bei Szelwow-Swiniuchy (16. bis 23. September) 401 Die Erstürmung des russischen Brückenkopfes Zarecze am 18. September 410 Kämpfe bei Perepelniki und die zweite Schlacht an der Narajówka (16. .bis

24. September)....................412

Die Schlacht in den Waldkarpathen vom 16. bis 24. September.....416

Maßnahmen der beiderseitigen Führung für den nächsten Großkampf

(23. bis 30. September).................424

Die letzte Generaloffensive Brussilows...............431

Die Abwehrschlacht bei Korytnica-Zaturcy (1. bis Mitte Oktober) .    .    .    431

Neue Anstürme der Russen gegen die Armee Böhm-Ermolli und Bothmer

(30. September bis Mitte Oktober).............438

Stillstand der russischen Offensive in den Waldkarpathen von Ende

September bis Mitte Oktober.............443

Die Eroberung der Walachei

Die Durchbruchskämpfe im Gebirge und an der Constantabahn (Von Mitte Oktober bis Anfang November).................449

Kriegslage Mitte Oktober 1916 und Führerentschlüsse........449

Die russische Front in der zweiten Oktoberhälfte.........457

Die letzte Schlacht in Wolhynien...............457

Der Ausklang der Brussilow-Offensive in Ostgalizien.......461

Die Kämpfe an der Siebenbürger Ostfront von Mitte Oktober bis Anfang

November .....................467

Die Gefechte am Nordflügel der Armee Arz (14. bis 24. Oktober) .    468

Vorstoß des k.u.k. VI. Korps im Trotuęu- und im Uztal (14. bis

31. Oktober)....................    471

Seite

Die Kämpfe am Ojtozpaß in der zweiten Oktoberhälfte.....474

Zuführen von Verstärkungen zur Armee Arz.........477

Die Durchbruchsversuche in den Kronstädter Pässen (14. Oktober bis

2. November) ....................480

Die Durchbruchskämpfe auf beiden Altufern (16. Oktober bis 2. November) 484

Der Durchbruch durch das Vulkangebirge............491

Angriffsvorbereitungen der Verbündeten und rumänische Abwehrmaßnahmen ...................491

Die Durchbruchskämpfe vom 23. Oktober bis 5. November ....    493

Die Ereignisse bei Orsova in der zweiten Oktoberhälfte.....499

Die Eroberung von Constanta und von Cernavoda.........500

Führungsmaßnahmen der Verbündeten für den Einbruch in die Walachei 502

Die Deckung der Ostflanke Siebenbürgens..............504

Die Verteidigung des Gyergyóbeckens durch die Armee Arz (3. bis 18. November) ......................504

Angriff der Rumänen gegen den Ojtozabschnitt (10. bis 16. November) 515 Abwehrvorsorgen gegen den nächsten Russenansturm (Bis 27. November) 518

Das Eindringen in die Kleine Walachei...............523

Der Kampf um den Austritt aus dem Vulkangebirge (11. bis 14. November) 523 Die Fortschritte der Gruppe Krafft in der ersten    Novemberhälfte .    .    .    527

Die Schlacht bei Tärgu Jiu (15. bis 17. November).........531

Die Verfolgung bis Craiova (18. bis 21. November).........535

Die Gruppe Krafft in der dritten Novemberwoche.........539

Die Kämpfe in den Kronstädter Pässen vom 3. bis 21. November ....    542

Von Craiova bis Bukarest....................545

Das Überschreiten des Alt und der Donau durch die Verbündeten .    .    .    545

Begebenheiten bei der 9. Armee am 22. und 23. November ....    545

Führerentschlüsse bei Freund und Feind...........547

Der Stromübergang der Donauarmee (23. bis 25. November) .    .    .    549

Die Ereignisse am Alt am 24. und 25. November........553

Die Schlacht am Argesu...................554

Einleitende Maßnahmen der feindlichen und der eigenen hohen Führung 554 Die Heeresbewegungen in der Walachei zwischen dem 26. und dem

29. November..................557

Der rumänische Gegenangriff auf die Armee Kosch.......562

Das entscheidende Eingreifen der Armee Falkenhayn......565

Die Einnahme von Bukarest und von Ploesci...........568

Die Gefangennahme des rumänischen Cernadetachements ....    573

Entlastungsoffensiven zugunsten der Rumänen.............575

Die russisch-rumänische Gegenoffensive.............575

Der Angriff der Armee Letschitzki und der rumänischen Nordarmee gegen

die Ostgrenze Siebenbürgens (28. November bis Mitte Dezember) .    .    576

Angriffe der Russen gegen die k.u.k. 7. Armee (28. November bis

Ende Dezember).................585

Die stehende Ostfront bis zur Jahreswende............590

Die mazedonische Front von Mitte Oktober bis Ende 1916......594

Seite

Von    Bukarest bis an den Sereth..................596

Die Verfolgung bis nach Buzeu (7. bis 14. Dezember)........596

Die Weihnachtsschlachten bei Romnicu-Särat und im ßerecker Gebirge .    .    603

Vorbereitungen bei Freund und Feind...........603

Die Schlacht bei Romnicu-Särat (22. bis    28. Dezember).....607

Der Angriff des XXXIX. Reservekorps im Ojtoztale (26. Dezember

1916 bis 5. Jänner 1917)..............612

Die Eroberung von Bräila und Focęani (29. Dezember 1916 bis 8. Jänner 1917)    615

Ausklang......................620

Betrachtungen über den Feldzug in der Walachei.........623

Die Herbstschlachten gegen die Italiener

Die    siebente Isonzoschlacht (14. bis 17. September)...........631

Die neue Abwehrfront der k.u.k. 5. Armee............631

Vorbereitungen der Italiener zur Fortführung der Offensive auf dem Karst 633 Beurteilung der allgemeinen Lage anfangs September. Gegenüberstellung

der Stärken.....................635

Die Karstschlacht.....................638

Einleitung und Großangriffe am 14. und 15. September.....638

Fortsetzung der italienischen Angriffe am 16. und 17. September .    .    644

Ergebnisse der siebenten Isonzoschlacht.............649

Die achte Isonzoschlacht (9. bis 12. Oktober).............650

Angriffsvorbereitungen der Italiener und Abwehrmaßnahmen der Armee

Boroevic......................650

Die allgemeine Lage im Küstenlande zu Anfang Oktober und die

beiderseitigen Kräfteverhältnisse...........654

Die Schlacht.......................656

Ergebnisse der achten Isonzoschlacht...........662

Die neunte Isonzoschlacht (31. Oktober bis 4. November).........663

Die Abwehrkrise bei der Armee Boroevic............663

Vorbereitungen der Italiener und Kräftevergleich.........666

Die neunte Karstschlacht..................668

Der Einbruch der Italiener am 1. und 2. November 1916.....668

Der Ausgang der Schlacht und ihre Ergebnisse........675

Rückblick auf die Herbstschlachten und der Kleinkrieg bis zum Jahresende 679

Die Kämpfe in Tirol und in Kärnten bis zum Jahresende........684

Fortsetzung der italienischen Angriffe gegen die Südostfront Tirols .    .    684

Der Fleimstalabschnitt im September und Oktober.......684

Die Septemberkämpfe um den Pasubio und die Sprengung des Cimone 689

Die Pasubioschlacht vom 9. bis zum 20. Oktober........693

Herbst und Winteranbruch in den Tiroler Bergen.........698

Die Ereignisse an der Kärntnerfront bis zum Ende des Jahres 1916 .    .    701

Die Kämpfe in Albanien während des zweiten Halbjahres 1916......703

Politik und Krieg an der Jahreswende 1916/17

Seite

Rückblick auf die Sommer- und Herbstkämpfe..........709

Die Friedensschritte des Vierbundes und    des    Präsidenten    Wilson ....    715

Der Tod des Kaisers Franz Joseph und    der    Thronwechsel......719

Nachträge zum Vierten Band...................725

Personenverzeichnis und Verzeichnis der öst.-ung. und der verbündeten Truppenverbände

Personenverzeichnis......................729

Verzeichnis der    öst.-ung. Truppenverbände..............737

Verzeichnis der    deutschen Truppenverbände.............743

Verzeichnis der    bulgarischen Truppenverbände............746

Verzeichnis der    türkischen Truppenverbände.............746

Ergänzungen und Berichtigungen zu den ersten fünf Bänden

747


BEILAGEN-VERZEICHNIS

Beilage

Lage am 6. August 1916. Beginn der sechsten Isonzoschlacht.......1

Die Lage am 6. August abends und die eigenen Anordnungen (Skizze    1)    .    .    .    2

Die Lage bei Görz am 8. August 1916 mittags (Skizze 2).........2

Die Schlacht auf der Karsthochfläche vom 6. bis zum 9. August 1916 (Skizze 3)    2

Stellungsverlauf zwischen Canale und dem Meer. Die Gruppierung der Italiener

zum Angriff auf die 2. Stellung der k.u.k. 5. Armee (Skizze 4).....2

Die Lage bei Görz am 12. August 1916 (Skizze 5)...........2

Die Fleimstalfront. 24. August 1916 (Skizze 6).............2

Lage an der Isonzofront am 17. August 1916. Ende der sechsten Isonzoschlacht 3

Die Schlacht bei Kowel vom 28. Juli bis 7. August 1916..........4

Die Lage der Heeresgruppe Linsingen vom 8. bis 27. August 1916......4

Die Kämpfe am oberen Sereth vom 4. bis 14. August 1916.........5

Die Schlacht bei Stanislau vom 27. Juli bis 14. August 1916........5

Die Kämpfe in den Karpathen vom 3. bis 26. August 1916........5

Rumänischer Kriegsschauplatz...................6

Kriegsgliederungen für die Monate August und September 1916......7

Laufbild der Eisenbahn-Truppentransporte von August bis Ende Dezember 1916    8

Lage in Siebenbürgen am 27. August 1916 abends und in der Dobrudscha am

1. September früh.....................9

Einbruch der Rumänen in Siebenbürgen. 27. August bis 4. September 1916 ...    10

Die Kämpfe in der Dobrudscha vom 1. bis 19. September 1916.......11

Ereignisse in der Dobrudscha vom 19. Oktober bis 11. November 1916 ....    11

Donauübergang der Rumänen bei Flämanda. Lage am 1. Oktober 1916 ....    11

Ereignisse in Siebenbürgen zwischen 5.    und 19. September 1916.......12

Die Schlacht bei Hermannstadt. 26. bis    29. September 1916.........13

Ereignisse in Siebenbürgen vom 1. bis 5. Oktober 1916.........14

Die Ereignisse in Siebenbürgen vom 6. bis 14. Oktober 1916........15

Die Schlacht    bei    Kronstadt vom 7. bis 9. Oktober 1916..........15

Ansichten vom rumänischen Kriegsschauplatz.............16

Ereignisse an der mazedonischen und an der albanischen Front von August

bis Mitte Dezember 1916...................17

Die Schlacht in den Waldkarpathen vom 28. August bis 30. September    1916    .    .    18

Die Kämpfe    bei    der Armee Bothmer vom 31. August bis 6. September    1916    .    .    19

Die Kämpfe    an    der Narajówka vom 7. September bis 6. Oktober    1916    ....    19

Die Kämpfe bei Zborów—Perepelniki—Zarków vom 31. August bis 6. Oktober 1916    19

Lage der Heeresgruppe Linsingen am    31. August 1916..........20

Lage der Heeresgruppe Linsingen am    16. September 1916.........20

Kriegsgliederung der k.u.k. 4. Armee am 31. August 1916........20

Beilage

Die Ostfront zwischen Pripiatj und Dreiländerecke im Oktober 1916. Lage am

1. Oktober und Truppenverschiebung im Laufe dieses Monates.....21

Die Kämpfe an der Siebenbürger Ostgrenze von Mitte Oktober bis Anfang November 1916.......................22

Die Durchbruchskämpfe an der Siebenbürger Südgrenze von Mitte Oktober bis

Anfang November 1916...................23

Die Durchbruchskämpfe in den Kronstädter Pässen. 14. Oktober bis 2. November 1916 (Skizze 1).................23

Durchbruchskämpfe im Rotenturmpaß. 16. Oktober bis 2. November 1916

(Skizze 2)......................23

Der Durchbruch durch das    Vulkangebirge (Skizze    3)........23

Vereinfachte Kriegsgliederung für    den Anfang November    1916.......24

Die Siebenbürger Ostfront vom 3.    bis 27. November 1916    (Skizze 1).....25

Rumänisch-russische Angriffe gegen die Ostgrenze Siebenbürgens vom 28. November bis Mitte Dezember 1916 (Skizze 2)............25

Abwehrkämpfe der k.u.k. 7. Armee vom 28. November bis Ende Dezember 1916

(Skizze 3)........................25

Die Schlacht bei Tärgu Jiu vom 11. bis 17. November 1916 (Skizze 1) ....    26

Die Kämpfe zu    beiden Seiten vom Alt vom 3. bis 21. November    1916 (Skizze 2)    26

Die Verfolgung    der Rumänen von Tärgu Jiu bis Craiova    vom    18. bis 21. November 1916 (Skizze 3)...................26

Die Kämpfe in den Kronstädter Pässen vom 3. bis 21. November 1916 (Skizze 4)    26

Das Überschreiten des Alt und der Donau durch die Verbündeten (Skizze 1) .    .    27

Die Schlacht am Argeęu und die Einnahme von Bukarest (Skizze 2).....27

Das Eisenbahntrajekt Ruščuk—Giurgevo...............27

Die Verfolgung    bis nach Buzeu. 7. bis 14. Dezember 1916    (Skizze 1) ....    28

Die Eroberung von Bräila und von Focsani (Skizze 2)..........28

Angriffsplan des Heeresfrontkommandos Erzherzog Joseph (Skizze 3) ....    28

Die Ostfront südlich vom Pripiatj    am 12. Jänner 1917..........29

Lage der Mittelmächte in Europa Mitte Jänner 1917 (Nebenskizze) ...    29

Lage im Küstenlande vor Beginn der siebenten Isonzoschlacht (14. September 1916)    30

Lage im Küstenlande nach der neunten Isonzoschlacht (11. November 1916) .    .    30

Die siebente Isonzoschlacht. Lage am 14. September 1916    (Skizze 1).....31

Die achte    Isonzoschlacht. Lage am 10. Oktober 1916 (Skizze    2).......31

Die neunte Isonzoschlacht. Lage am 31. Oktober 1916 (Skizze 3)......31

Die Lage    auf den Hochflächen am 1. November 1916..........32

Die Lage    auf dem Pasubio am 9. und 18. Oktober 1916..........32

Die beiden Pasubio-Platten (Nebenskizze).............32

Die Verluste des Südflügels der 5. Armee. September-November 1916.....33

Der Orient im November 1916..................34

Zeittafel der Feldzüge und der wichtigsten Schlachten des Kriegsjahres 1916 .    .    35

VERZEICHNIS DER ABKÜRZUNGEN

AOK. —- Armeeoberkommando ArtKmdt., ArtKmdo. = Artilleriekommandant (-kommando)

Baon. = Bataillon BersR. = Bersaglieriregiment BkBaon., BkKomp. — Brückenbataillon (-kompagnie)

BregD., VardD. = Bregalnica- ^Vardar-;

Division Bt. = Batterie d. = deutsch D., Div. = Division Det. = Detachement DivGen. = Divisionsgeneral (rum.) Dionskav. = Divisionskavallerie DOHL. = Deutsche Oberste Heeresleitung DonD. I (II), DrinD., MorD., ŠumD., TimD. = Donau- (Drina-, Morava-, Sumadia-, Timok-)division I. /'II.) Aufgebotes DR., HR., UR. = Dragoner- Husaren-, Ulanen-) regiment ER. = Eisenbahnregiment F = Feld

FABrig. = Feldartilleriebrigade FHR., FHD., FHBt. — Feldhaubitzregiment (-division, -batterie) finn. = finnisch FJB. = Feldjägerbataillon FKR., FKD., FKBt. = Feldkanonenregiment (-division, -batterie)

Fl\V., FlWZug = Flammenwerfer (-zug) FlakBt., Flakzug = Fliegerabwehrkanonenbatterie (-zug)

Flakn. = Fliegerabwehrkanone FliegKomp., FliegAbtlg. — Fliegerkompagnie (-abteilung [deutsch])

Frw. = Freiwilligen

FsAR., FsABaon., FsAKomp., FsADet. = Festungsartillerieregiment (-bataillon, -kompagnie, -detachement)

Gb = Gebirgs

GbAR. = Gebirgsartillerieregiment GbBrig. =. Gebirgsbrigade

GbSchR. Gebirgsschützenregiment GdA., GdI., GdK. = General der Artillerie (Infanterie, Kavallerie)

GendR.. GendBaon., GendSchwd. = Gendarmerieregiment (-bataillon, -schwadron)

GID., GKD., GKosD. = Gardeinfanterie-(-kavallerie-, -kosaken-) division ''deutsch, russ.)

GLt. = Generalleutnant deutsch, ital., russ.)

GrzJBaon., GrzJKomp. = Grenzjägerbataillon (-kompagnie) GrzSchutzKomp. = Grenzschutzkompagnie GW., GWZug = Granatwerfer (-zug)

H - - - Honvéd HaBrig. = Halbbrigade Hb =Haubitze

HHR., HHD. — Honvédhusarenregiment (-division)

HID., HIBrig., HIR. = Honvédinfanterie-division (-brigádě, -regiment) HochgbKomp. — Hochgebirgskompagnie ID., IBrig., IR., IBaon. = Infanteriedivision (-brigádě, -regiment, -bataillon) IGesch. = Infanteriegeschütz IPKomp. = Infanteriepionierkompagnie kauk. = kaukasisch    •

KavSchR., KavSchD. - Kavallerieschützenregiment (-division)

KD.,KBrig. = Kavalleriedivision (-brigade) KJR. = Regiment der Tiroler Kaiserjäger Kmdo. = Kommando Kn = Kanone

komb. KD. = kombinierte Kavalleriedivision

komb. KosD. = kombinierte Kosakendivision

KosD. = Kosakendivision KSchD., KSchBrig., KSchR., KSchArtKmdo. = Kaiserschützendivision (-brigade, -regiment, -artilleriekommando)

Kub. = Kuban L = Landwehr


LD., LBrig. — Landwehrdivision ^-bri-gade)

LdgBt. — Landungsbatterie Lst — Landsturm

LstSAbt. Landsturmsappeurabteilung LstEtBaon. = Landsturmetappenbataillon LstHusBrig., LstHusR., LstHusD. = Landsturmhusarenbrigade (-regiment, -division)

MaBaon., MaKomp., MaSchwd. = Marschbataillon (-kompagnie, -schwadron) MG., MGAbtlg., MGKomp. = Maschinengewehr (-abteilung, -kompagnie [deutsch])

Ms = Mörser

MW., MWAbtlg., AlWKomp. = Minenwerfer (-abteilung, -kompagnie [deutsch])

PB. = Pionierbataillon Pos = Positions R — Reserve

RD. = Reservedivision (deutsch), Reichswehrdivision (russisch)

RdfBrig., RdfBaon. = Radfahrerbrigade (-bataillon)

RFHR., RHFHR. = Reserve- (-honvéd-) feldhaubitzregiment

RFKR., RHFKR., RFKD. = Reserve-(-honvéd-) feldkanonenregiment (-division)

RIBrig., RIR. = Reserveinfanteriebrigade (-regiment) (öst., deutsch) rt.AD. = reitende Artilleriedivision rt.DSchD. = reitende Dalmatiner Schützendivision

rt.SchR. = reitendes Schützenregiment rt.TKSchD. = reitende Tiroler Kaiserschützendivision rum. rumänisch SB. = Sappeurbataillon SchD., SchBrig. = Schützendivision (-brigádě) (öst., russ.)

SchR., SchBaon. = Schützenregiment (-bataillon)

Schwd. = Schwadron

sFAR., sHFAR. = schweres (Honvéd-) Feldartillerieregiment sFHD = schwere Feldhaubitzdivision sHbBt. = schwere Haubitzbatterie sib. = sibirisch.

Stawka = Russische Oberste Heeresleitung StSchAbtlg. = Standschützenabteilung techn.IKomp. = technische Infanteriekompagnie


Bei den Truppen sind die 1918 gültigen Bezeichnungen angewendet.

DIE WELTLAGE IM SOMMER 1916

v

i


Die Kriegsschauplätze zu Land und zur See

Als der Hochsommer 1916 das zweite Kriegsjahr vollendete, fand er die Mittelmächte in der bisher krisenvollsten Zeit des Weltkrieges. Noch im Frühjahr war es ihnen geglückt, der Kriegführung das Gesetz aufzuerlegen. Lang ehe der Bund der Feinde dazu kam, seine gewaltige Überlegenheit an Mann und Mittel in die Waagschale zu werfen, fuhr das deutsche Schwert bei Verdun, das öst.-ung. bei Asiago in das dicht-maschige Netz der feindlichen Stellungen. Aber mit zunehmender Jahreszeit wandte sich das Blatt. Der deutsche Angriff bei Verdun lief sich fest. Die Verteidigung der Feste hatte den Franzosen 360.000 Mann an Toten und Verwundeten gekostet; aber auch der Angreifer hatte in der „Hölle von Verdun“ fast ebensoviel eingebüßt. Die siegreiche Behauptung der Maasfeste steigerte das Selbstbewußtsein des Franzosenheeres ganz gewaltig, indes der Deutsche an Leib und Seele verwundet aus der Schlacht zurückkam. Der Kampf auf dem Glacis von Verdun flackerte bis zum Jahresende weiter. Er loderte als verzehrende Flamme.

In Südtirol war am 15. Mai die Lawine der Offensive losgebrochen. Sie stürzte in einem Zuge über die ersten italienischen Stellungen, über Panzerwerke und Batterien hinweg. Eine Woche nach Beginn der Schlacht standen die Streiter des Erzherzog-Thronfolgers auf den Felshöhen oberhalb von Asiago. Ende des Monats konnte die öst.-ung. Heeresleitung neben der Gefangennahme von 30.000 Italienern und neben gewaltiger Beute die Eroberung der befestigten Plätze Arsiero und Asiago > melden. Aber dann gipfelte auch hier der Angriff, und dem Feinde, der unter dem ersten Eindruck der Niederlage die Räumung Friauls erwogen hatte, bot sich Gelegenheit, zahlreiche Verstärkungen von der Isonzo-front in die vicentinischen Berge zu werfen und dort den schon stark wankenden Widerstand aufs neue zu stützen. Der Arm des Angreifers hätte, um ganze Arbeit zu leisten, wohl nochmals zum Schlage ausholen müssen. Daran wurde er aber durch die schwere Niederlage gehindert, die die Kameraden an der Nordostfront durch die zu neuer Tat erwachten Russen erlitten hatten.

Getreu seinem Versprechen hatte der Zar schon im Frühjahr, als das Schicksal Verduns an einem Faden zu hängen schien, vier Korps zwischen dem Narocz- und dem Wiszniew-See gegen die Stellungen des

GFM. v. Hindenburg vorgetrieben. Der Vorstoß war „in Blut und Sumpf*1 erstickt. Auch die große Offensive, die zu unternehmen Rußland zugesichert hatte, sollte nördlich vom Pripiatj angesetzt werden. Da kamen die Hilferufe des Königs von Italien. Auf Befehl des Zaren ballte der Führer der russischen Südwestfront, GdK. Brussilow, entlang seinen Linien einige starke Stoßgruppen zusammen, die — den Verteidiger keineswegs überraschend — am 4. Juni zum Angriff schritten. Am Nordflügel der 700 km langen Angriffsfront Brussilows, in Wolhynien, glückte den Russen schon am zweiten Schlachttag ein tiefer Einbruch in die öst.-ung. Linien. Am 8. mußte Łuck preisgegeben werden und südwestlich der Stadt klaffte eine Lücke von 15 km Breite. Zwei Tage später gesellte sich am Südflügel der Front, bei Okna am Dniester, der Katastrophe von Łuck eine zweite bei, die in militärischer Hinsicht zunächst nicht so tief griff wie jene, dafür aber politisch umso schwerer ins Gewicht fiel, da sie sich auf österreichischem Boden, vor den Toren Ungarns und in der unmittelbaren Nachbarschaft Rumäniens ereignete. Binnen einer Woche hatten die öst.-ung. Streitkräfte an der Ostfront über

300.000 Mann eingebüßt, deren größter Teil in Gefangenschaft geraten war. Der Russe gab nun, abgesehen von ein paar Vorstößen bei Barano-wicze, seine Angriffspläne nördlich vom Pripiatj auf und warf alle verfügbaren Kräfte in die Front Brussilows, die in den nächsten Wochen immer wieder, einmal da, einmal dort, in gewaltigen Angriffswogen gegen die stark brüchig gewordenen Linien des Verteidigers heranbrandeten.

Diese zu Zeiten fast unerträgliche Hochspannung nötigte den k.u.k. Generalstab vor allem, seine italienischen Hoffnungen bis auf weiteres zu begraben. Am 24. Juni abends, am 60. Jahrestage der Schlacht bei Custoza, lösten sich bei Arsiero und Asiago die öst.-ung. Truppen vom Feinde los, um völlig unbemerkt in eine 10 km dahinter liegende Stellung zurückzuschwenken. Aber nur ein geringer Teil der dadurch frei gewordenen Divisionen konnte dem Nordosten zugute kommen. Die Heeresleitung mußte vor allem bedacht sein, die Abwehrkraft der zugunsten der Tiroler Offensive geschwächten Isonzofront wieder zu heben. Dabei war nicht viel Zeit za verlieren. Denn der feindliche Feldherr, GLt. conte Cadorna, nahm schon Mitte Juni den Gedanken an eine Offensive im Karstgebiete wieder auf.

So blieb gleich nach Łuck nichts anderes übrig, als sich an den Bundesgenossen um Hilfe zu wenden. Diese Hilfe wurde im menschenmöglichsten Ausmaße gewährt, und zwar auch noch dann, als nach dem Emporbranden der Sommeschlacht das deutsche Heer schon selbst in

Die Mittelmächte in die Abwehr gedrängt

schwerstem Abwehrringen keuchte. Die Ententefeldherren hatten sich durch Verdun nicht verleiten lassen, auf diesen Angriff zu verzichten, wenn sie ihrem Sturmblock auch nur die Hälfte der ursprünglich vorgesehenen Breite zu geben vermochten. Nach einem óJ^Tage währenden Trommelfeuer brachen am 1. Juli Franzosen und Briten unter den Generalen Fayolle und Sir Douglas Haig rittlings der Somme vor. Die Franzosen fügten ihren Gegnern in den folgenden Tagen eine nicht unempfindliche, schwere Opfer heischende Schlappe bei. Der Angriff kam aber bald vor der deutschen Abwehr zum Stehen und als der August zur Neige ging, war es den Franzosen noch immer nicht geglückt, ihr erstes größeres Kampfziel, die zerschossene Stadt Péronne, zu gewinnen. Ebenso sollten die Briten trotz der größten Anstrengungen halben Weges vor Bapaume, das ihnen zum Ziel gesetzt war, liegen bleiben. Aber der Druck lastete doch wochenlang zentnerschwer auf dem deutschen Westheer. Im Westen, Südwesten und Osten war die Kriegführung der Mittelmächte in Fessel geschlagen, und in den siebenbürgischen Alpen drohte ein neuer, begehrlicher und wohlgerüsteter Feind, das Rumänien des Hohenzollers Ferdinand, mit dem Einbruch in ein fast wehrlos sich dehnendes Land!

5


Auch die Außenposten der großen Festung, zu der die Mittelmächte immer mehr wurden, bereiteten manche Sorge. Die bulgarisch-deutsche Front an der griechischen Grenze konnte sich wohl einer gewissen Ruhe hingeben. Bulgarien rüstete im Sommer zu einigen Unternehmen, die lediglich die Verbesserung der Abwehr zum Ziele hatten. Ein Drittel der bulgarischen Heeresmacht mußte jedoch in der Heimat zurückgehalten werden, um gegen einen Überfall des schon sehr unsicher gewordenen Rumäniens gewappnet zu sein.

In Kleinasien sah sich die Türkei genötigt, ihren Verteidigungskrieg ausschließlich auf eigenem Boden zu führen1). Günstige Botschaft hatte der Frühling aus der Wiege der Menschheit, dem Zweistromland, gebracht (Bd. III, S. 581). Die Türken hatten am 26. April, nachdem eine Woche zuvor ihr alter Lehrmeister und Führer, GFM. Freih. v. der Goltz, dem Fleckfieber erlegen war, den englischen GM. Townshend gezwungen, in Kut el Amara (Ktesiphon) mit 13.000 Mann die Waffen zu strecken. Entsatzversuche eines britischen Korps, das den Tigris heraufgerückt war, waren mißglückt. Ebenso hatte das russische Expeditionskorps des GM. Fürst Baratow, das im Winter vom Kaspisee aus in Persien eingedrungen war, nordöstlich von Bagdad in den Grenzpässen

:) Liman v. Sanders, Fünf Jahre Türkei Berlin 1919 . 155.

Halt machen müssen, die es in weiterer Folge wieder zu räumen sich, genötigt sah. Deutsches Bemühen, Persien zum Aufstand gegen England zu bewegen, blieb allerdings erfolglos. Anfangs August lieferte der Schah Ahmed Kadjar sich und sein Land durch einen Vertrag völlig den Alliierten aus.

In Armenien hatte der Großfürst Nikolai Nikolajewitsch mitten im Winter einen überraschenden Vormarsch angetreten. Er warf die türkische Armee aus ihren schütter besetzten Stellungen und nahm am 16. Februar Erzerum, am 2. März Bitlis, am 18. April Trapezunt, am 25. Juli Erzin-ghian. Inzwischen hatte sich der türkische Vizegeneralissimus Enver Pascha endlich entschlossen, eine der drei untätig in Thrazien stehenden Armeen dem Großfürsten entgegenzuwerfen. Aber die langen und unvollkommenen Verbindungen hinderten den rechtzeitigen Einsatz. Wohl gelang es den Türken, am 18. August Bitlis zurückzuerobern und von da aus die Russen unter so starken Druck zu stellen, daß sie den weiteren Vormarsch gegen Westen aufgaben. Aber ein völliges Zurückwerfen des Feindes kam vorläufig nicht mehr in Betracht.

Die Briten im Zweistromland mußten für das Jahr 1916 auf eine Wiederaufnahme der Kriegshandlungen verzichten; sie waren um so eifriger am Werk, das Unternehmen für das nächste Frühjahr vorzubereiten. Unterdessen dehnten sie ihr Besetzungsgebiet in Persien aus. Auch in Arabien gewann ihre Geltung von Monat zu Monat. Am Suezkanal scheiterte anfangs August ein deutsch-türkischer Angriff unter Dschemal Pascha auf die schon am Ostufer angelegten britischen Stellungen. Der Gedanke, die Briten an dieser empfindlichsten Stelle zu treffen, mußte für immer aufgegeben werden. Die Teilerfolge, die das ottomanische Kaisertum am Tigris und später auch gegen die Russen errungen hatte, konnten nicht darüber hinwegtäuschen, daß die allgemeine Lage recht bedenklich geworden war.

* Diese starke Spannung hatte aber die türkische Heeresleitung nicht daran gehindert, in vorbildlicher Erfüllung ihrer Bündnispflichten ein Armeekorps nach Galizien zu entsenden. Wie überall erwiesen sich die türkischen Kämpfer auch hier als hervorragende Soldaten von einer unübertrefflichen Tapferkeit und Kaltblütigkeit.

Von den Kolonien Deutschlands hatte als vorletzte Kamerun im Februar vor den Franzosen und Briten die Waffen strecken müssen. Nur Deutschostafrika hielt sich noch den ganzen Sommer über. Aber bis Mitte September mußte sich der tapfere Verteidiger Obst. v. Lettow-Vorbeck, dessen Truppenstärke sich in den besten Zeiten auf 3000 Deutsche

Die Außenposten des Vierbundes

und 11.000 Einheimische belief, vor dem umfassenden Angriff britischindischer, belgischer und südafrikanischer Streitkräfte, denen sich später auch Portugiesen anschlossen, in den südlichsten Teil der Kolonie zurückziehen x).

7


Das Schicksal der deutschen Kolonien war die unausbleibliche Folge der gewaltigen Überlegenheit der Entente, zumal Großbritanniens, zur See. Im Lager des Vierbundes mußten sich die öst.-ung. und die türkische Flotte völlig auf den Schutz der heimischen Küsten beschränken. Nach der Eroberung Montenegros und Nordalbaniens erweiterte sich das dem Schutze der k.u.k. Kriegsmarine zufallende Gebiet ganz erheblich2). Die Führer der im Mittelmeer operierenden feindlichen Flotten hielten dennoch einen Ausfall der öst.-ung. Flotte für denkbar. Sie zogen daher ihre Geschwader um Korfu und um Malta zusammen, konnten aber doch nicht hindern, daß deutsche und öst.-ung. U-Boote im Mittelmeer und in der Adria ergiebige Streifungen unternahmen.

Im Jahre 1915 hatte Deutschland zum ersten Male versucht, der britischen Seeherrschaft und damit auch der Hungerblockade durch die Unterseebootwaffe beizukommen. Es hatte hiezu die Gewässer um Großbritannien und Irland zum Kriegsgebiet erklärt. Wohl war nur jedes in diesem auftretende feindliche Kauffahrteischiff der Zerstörung ausgesetzt, doch wurde bei dem Mißbrauch, den England mit den neutralen Flaggen trieb, auch die neutrale Schiffahrt vor dem Betreten des Blockadebereiches gewarnt. Als Deutschland den U-Boot-Handelskrieg eröffnete, besaß es kaum 30 Tauchboote. Dennoch war der Erfolg bedeutend, zumal die Neutralen vielfach abgeschreckt wurden, sich in das Kriegsgebiet zu wagen. Da wurde am 7. Mai 1915 der mit 5400 Kisten Munition beladene britische Passagierdampfer „Lusitania“ in den Grund gebohrt, wobei etwa hundert nordamerikanische Bürger, darunter Frauen und Kinder, ums Leben kamen. Dem daraufhin ausbrechenden diplomatischen Konflikt mit dem Präsidenten der Vereinigten Staaten, Woodrow Wilson, folgte ein zweiter, als im August mit dem Dampfer „Arabic“ neuerlich Amerikaner das Leben einbüßten. Da die Auseinandersetzungen mit Amerika letzten Endes darauf hinausliefen, ob Deutschland den Krieg mit der Union in Kauf nehmen wolle oder nicht, alles aber dagegen sprach, ließ die Reichsleitung den verschärften U-Bootkrieg auf

J) v. Lettow-Vorbeck, Meine Erinnerungen aus Ostafrika (Leipzig 1920), 138 ff.

2) Kriegsarchiv /Marinearchiv), Österreich-Ungarns Seekrieg 1914—1918 (Wien 1929/31), 324.

die Formen des Kreuzerkrieges zurückführen, um bald darauf die U-Boote überhaupt aus den britischen Gewässern abzuziehen.

Im Jahre 1916 sah die Welt zum ersten- und zugleich zum letztenmal in diesem Kriege die größten Flotten ihre Kräfte auf hoher See messen. Wenn die Reichsmarineleitung zu Kriegsbeginn gehofft hatte, das Mißverhältnis zwischen ihrer und der britischen Kriegsmarine durch den kleinen Krieg zu bessern, so erkannte sie schon im ersten Kriegs-wintei das Unzulängliche dieses Verfahrens. Aber ein wirklicher Wandel trat doch erst im Jänner 1916 mit der Berufung des Vizeadmirals Scheer an die Spitze der deutschen Hochseeflotte ein *). Er forderte am 31. Mai 1916 durch die Ausfahrt seiner Geschwader in das Skagerrak die auf der Reede von Skapa Flow liegende britische Hochseeflotte unter dem Admiral Jellicoe zum Kampfe heraus. Die Vorhut der Briten wich vor der deutschen Aufklärungsflotte gegen Nordwesten zurück und zog die deutschen Hauptkräfte nach, indes die englischen Großkampfschiffe unter dem Schutze der Abenddämmerung dem Gegner den Rückzug in die deutsche Bucht zu verlegen trachteten. Vizeadmiral Scheer aber schlug sich gegen Mitternacht unter rücksichtslosem Einsatz der Schlachtkreuzer und der Torpedoboote nach Süden durch und erreichte tags darauf unbehelligt die Heimatküste. Von 37 britischen Großkampfschiffen und 105 leichteren Einheiten gingen 1 Großkampfschiff, 3 Schlachtkreuzer, 4 Panzerkreuzer, 2 kleine Kreuzer und 13 Zerstörer auf den Grund. Die Deutschen büßten von ihren 21 Schlachtschiffen und ihren 72 leichten Einheiten einen Schlachtkreuzer, ein älteres Panzerschiff, vier kleine Kreuzer und fünf Torpedoboote ein. Der taktische und moralische Erfolg war unzweifelhaft auf deutscher Seite. Die deutsche Hochseeflotte hatte nach zweijähriger, ihr aufgezwungener Untätigkeit einen überzeugenden Beweis ihrer technischen und moralischen Vorzüge geliefert. Aber ebenso eindrucksvoll war am Skagerrak die durch nichts auszugleichende materielle Überlegenheit der britischen Seestreitkräfte über die deutschen zutage getreten. Daher betonte unmittelbar nach der Schlacht Vizeadmiral Scheer, daß England im offenen Kampfe zur See nie und nimmer zum Frieden zu zwingen sein werde, sondern einzig und allein durch den rücksichtslosen Einsatz der deutschen U-Boote im Wirtschaftskrieg. Er berührte damit eine Frage, die gerade in den letzten Monaten die führenden Männer Deutschlands wieder besonders beschäftigt hatte. Auf Drängen der militärischen und maritimen Behörden war im Februar 1916 zum zweitenmal der verschärfte Tauchbootkrieg gegen bewaffnete Han-x) Scheer, Deutschlands Hochseeflotte im Weltkrieg (Berlin 1920), 147.

Die Folgen der Blockade    {)

delsschiffe aufgenommen worden. Nachdem aber am 24. März mit dem unbewaffneten Passagierdampfer „Sussex“ wieder Amerikaner einem deutschen U-Bootangriff zum Opfer gefallen waren und Wilson abermals in schärfster Form Verwahrung eingelegt hatte, mußte Deutschland neuerlich, wollte es mit der Union nicht in Krieg geraten, seine Tauchboote zu der für den Kreuzerkrieg vorgesehenen Kampfweise zurückkehren lassen. Im Zusammenhang mit diesen Vorgängen trat der Großadmiral v. Tirpitz von der Leitung des Reichsmarineamtes zurück.

Die politische Lage bei Freund und Feind

Die Mittelmächte bis zum Sommer 1916

Zum Verständnis der Lage, in der sich die Mittelmächte im Sommer 1916 befanden, ist auch ein Blick auf die politische, wirtschaftliche und soziale Entwicklung nicht zu vermeiden.

Im Deutschen Reiche hatten sich im August 1914 alle Parteien und Klassen, die Sozialdemokraten mitinbegriffen, unter der Parole des Kaisers zusammengeschlossen: „Ich kenne keine Parteien, ich kenne nur noch Deutsche.“ Der Opfermut, mit dem die Nation in Feld und Heimat alle Bürden des Krieges trug, ließ den philosophischen Reichskanzler Dr. v. Bethmann-Hollweg das Dichterwort ergreifen, daß sich des Volkes ärmster Sohn auch als sein getreuester erweise. Zu den schweren Verlusten, die das Heer, ohne die Entscheidung erringen zu können, schon in den ersten Kriegsmonaten erlitten hatte, trat bald die Sorge um des Lebens Notdurft und ob der wirtschaftlichen Fortführung des Krieges. Die Kriegskosten wurden bis in den Sommer 1916 fast ganz durch öffentliche Anleihen aufgebracht. Dagegen machte sich die Abschnürung Deutschlands von der Weltwirtschaft vom ersten Tage an bitter fühlbar. Die Einfuhr von Rohstoffen aus Feindesland riß sofort ab; auch der Handel der Neutralen mit Deutschland wurde von der Entente so weit als möglich unterbunden. Die Reichsleitung ließ im Innern eine weitgehende Plan- und Zwangswirtschaft eintreten. Daneben betätigten sich deutscher Erfindergeist und technisches Können in der Erzeugung mannigfaltiger „Ersatzstoffe“ für Ernährungsmittel wie für Kriegsbedürfnisse. Nur auf diese Weise wurde es dem gemeinsam mit seinen Verbündeten von aller Welt abgeschnittenen deutschen Volke möglich, bei schärfster Ausnützung des in der Heimat Vorhandenen, die

Kampfkräfte zu erhalten und die Kampfmittel zu vervielfachen. Doch machte sich der Mangel am Nötigsten schon im Jahre 1916 außerordentlich fühlbar. Er sollte im darauffolgenden „Kohlrübenwinter“ zu Entbehrungen führen, die sozial tiefgreifend rückwirken mußten.

Die mit dem Kriege zusammenhängenden grundlegenden Fragen hatten den Burgfrieden zwischen den Parteien längst zerstört und das Reichsvolk innerlich in verschiedene Lager gespalten, deren Gegnerschaft durch die wirtschaftliche Not zusehends verstärkt wurde. Durch den Schützengraben der Gleichheit in Pflicht und Opfer bewußt geworden, strebten breite Schichten immer stärker auch nach gleichen Rechten im Staate und in der Gesellschaft: nach größerem Anteil an der Regierung, nach Hebung des Einflusses der Volksvertretung, nach Einführung des allgemeinen Wahlrechtes in Preußen, nach Abbau des Kriegsregiments, nach Besserung der wirtschaftlichen Lage. Auf dem Gebiete der eigentlichen Kriegführung war es vor allem die Frage des uneingeschränkten U-Bootkrieges, die die deutsche Öffentlichkeit nicht zur Ruhe kommen ließ. Am tiefsten allerdings wurde die deutsche Seele durch die Kriegszielfrage aufgewühlt, die spätestens seit den ersten Kriegsweihnachten nicht mehr aus dem Meinungsstreit der Parteien ausschied. Den Anhängern des „größeren Deutschlands“, die sich — von den Gegnern als ,,Siegfriedler“ geschmäht — aus den Kreisen der Schwerindustrie, des Grundbesitzes und der konservativen Intelligenz, aber auch aus anderen Schichten ergänzten, standen die „Verzichtfriedler“ gegenüber, die, meist in den Reihen der späteren „Mehrheitsparteien“ stehend, einen Eroberungskrieg bekämpften, für den Verteidigungskrieg jedoch im Sinne der Erklärungen vom August 1914 eintraten und einem „Versöhnungsfrieden“ das Wort redeten. Neben diesen beiden Richtungen, zwischen denen geraume Zeit der größere Teil des deutschen Volkes hin- und herschwankte, begann sich schon im Jahre 1915 eine dritte bemerkbar zu machen, deren Träger, die spätere „Unabhängige sozialdemokratische Partei“ (U.S. P.), jedem „imperialistischen Kriege“ Fehde ansagten, revolutionäre Ziele verfolgten und in der Schweiz (Zimmerwald, Kienthal) im Vereine mit Gesinnungsgenossen aus feindlichen und neutralen Ländern die Wiedererrichtung der zu Kriegsbeginn vernichteten „Internationale“ betrieben. Die revolutionärsten Elemente dieser Richtung schlossen sich unter Karl Liebknecht, dem Verfasser der „Spartakusbriefe“, als Spartakisten zusammen, die sich am l.Mai 1916 schon auf offener Straße bemerkbar machten. Die „Unabhängigen“ waren im Reichstag schwach vertreten, gewannen aber, wie die verschiedenen Friedens- und Hungeraufmärsche des dritten Kriegssommers bewiesen, in den Massen immer mehr an Boden.

Erzeugten in dem national einheitlichen Industriereich Deutschland die Kriegsnöte vor allem soziale Spannungen, so überwogen in dem Völkerreiche an der Donau die Auswirkungen des Krieges naturgemäß auf nationalem Gebiete.

Wohl hatte es bei Kriegsausbruch, wenn auch die Wellen der Begeisterung nicht überall so hoch gegangen waren wie in Deutschland, den Anschein gehabt, als sollte Bismarck mit dem bekannten Worte Recht behalten: „Lasset nur den Kaiser FJIn den Sattel steigen, und die Söhne aller Völker seines Reiches werden ihm willig Gefolgschaft leisten.“ Die Leistungen der Armee waren denn auch weit über den Sommer 1916 hinaus trotz alles Mißgeschicks, das zeitweilig über sie hereinbrach, so groß, daß man ihrer nur mit scheuem Erstaunen gedenken kann. Aber doch zeigte es sich schon einige Monate nach Kriegsausbruch, daß der von Bethmann-Hollweg in einer unglücklichen Eingebung als Entscheidungskampf zwischen Germanen- und Slawentum vorausgesagte Krieg *) mit der Zeit zu einer wahrlich nicht geringen Belastungsprobe für das Donaureich werden konnte. Die Vorfälle in den von den Ruthenen und den Serben bewohnten Aufmarschräumen des Heeres, die auf mancherlei Einverständnis mit dem blutsverwandten Feinde schließen ließen; die Bewegung, die das Nahen der Russen im Herbst 1914 in den böhmischen Landen auslöste2), die Erfahrungen, die im darauffolgenden Winter die Armee mit der jungen Mannschaft slawischer und romanischer Zunge machte (Bd. II, S. 27 ff.), sprachen, mochte es sich auch vielfach um Einzelfälle handeln, mitunter doch eine beredte Sprache. Wohl rechnete in den ersten Kriegsjahren auch dort, wo die nationale Unzufriedenheit zu Hause war, nur ein vergleichsweise kleiner Bruchteil der Intellektuellen von Anbeginn mit dem Zerfall des Reiches; wohl wurde die Zertrümmerung des geschichtlich gewordenen Staatsverbandes, der den einzelnen Völkerschaften zwar nicht volle nationale Entfaltung, aber reiches wirtschaftliches und kulturelles Gedeihen gewährt hatte, von der überwiegenden Mehrheit kaum gewünscht; desgleichen gab diese überwiegende Mehrheit im Felde noch vielfach

x) Der Ausspruch kam in einer Rede vor, die der Reichskanzler am 7. April 1913 hielt (F r i e d j u n g, Das Zeitalter des Imperialismus 1884—1914 [Berlin 1922], III, 273 f.).

2) Glaise-Horstenau, Die Katastrophe — Die Zertrümmerung Österreich-Ungarns und das Werden der Nachfolgestaaten (Wien 1929), 63 ff.

dem Kaiser, was des Kaisers war. Aber darüber hinaus befaßte die slawischen und auch die romanischen Volksteile bis in die Massen hinein doch die Frage: Was mag der Sieg der Mittelmächte bringen? Immer wieder zeichneten sich vom Horizonte die gleichen Bilder ab: Verewigung der verhaßten dualistischen Staatsform, der Vorherrschaft der Magyaren in Ungarn, der deutschen Führerschaft diesseits der Leitha; Schaffung eines „Mitteleuropas“, wie es von Naumann und Friedjung angepriesen wurde oder gar eines von Hamburg bis Bagdad reichenden Imperiums unter preußisch-deutscher Hegemonie! Aussichten solcher Art konnten die Deutschösterreicher begeistern, die in ihrer Verwirklichung eine andere Erfüllung ihrer 1848 er Hoffnungen erblicken mochten, eine Gut-machung des nationalen Unglücks von 1866. Sie machten aber selbst die maßvollsten Vertreter der „Nationalitäten“ nachdenklich. Die Ententepropaganda hatte leichtes Spiel. Sie wurde wirksamst unterstützt von den Emigrantenkolonien, deren geistiger Führer schon Ende 1915 unbestritten der Tscheche Masaryk geworden war.

Über die Einwirkung dieser Strömungen auf die Wehrmacht und das Bemühen der Heeresleitung, ihnen im Bereiche der Armee beizukommen, soll in anderem Zusammenhange gesprochen werden. Die Ausdehnung der Militärgerichtsbarkeit auf gewisse, in der Heimat begangene Delikte (Bd. II, S. 29) bot auch die Möglichkeit, verschiedene Militärprozesse gegen ruthenische, südslawische und tschechische Politiker abzuführen. Am meisten machte von sich das Verfahren gegen den tschechischen Politiker Kramař reden, der im Sommer 1915 auf Verlangen der Heeresleitung verhaftet und, nachdem mehrere frühere Minister zu seinen Gunsten ausgesagt hatten, im Juni 1916 zum Tode verurteilt, jedoch zunächst zu 15 Jahren Kerker begnadigt wurde.

In den 1915 zum erstenmal amtlich „Österreich“1) genannten, „im Reichsrate vertretenen Königreichen und Ländern“ hatte mit Kriegsbeginn das politische Leben so gut wie aufgehört. Der Ministerpräsident Graf Stürgkh hatte im August 1914 aus Sorge vor kriegsfeindlichen Kundgebungen das Parlament nicht einberufen und seither mit dem der Regierung außerordentliche Vollmachten gewährenden Paragraph 14 der Verfassung regiert. Die öffentliche Meinung stand unter dem Drucke scharfer Zensur- und Polizeimaßnahmen; zahlreiche Ausnahmsverfügungen beengten die staatsbürgerlichen Rechte. Dieser Kurs blieb selbst in konservativen Kreisen nicht unbekrittelt. Aber Stürgkh verhielt sich gegen alle Vorschläge zur Wiederbelebung der parlamentarischen Arbeit dauernd ablehnend 1). Er wurde wegen dieses Verhaltens am 21. Oktober 1916 durch den radikalen Sozialisten Friedrich Adler, einen Sohn des Sozialistenführers Dr. Viktor Adler, in einer Wiener Gaststätte erschossen.

Ungarn wußte sich gegenüber dem absolutistisch regierten Österreich das Bild eines einheitlichen, von einem starken Nationalbewußtsein getragenen, streng parlamentarisch verwalteten Staates zu geben. Allerdings bot die Volksvertretung weder sozial noch national ein richtiges Abbild der im Lande herrschenden Kräfteverhältnisse. Aber die geschickte Taktik des Ministerpräsidenten Tisza und sein fanatischer Glaube an die Sendung seiner Nation sowie der Einfluß seiner starken Persönlichkeit auf den Kaiser und auf die Außenpolitik des Reiches täuschten zusammen mit dem wohlabgewogenen Spiel zwischen Mehrheit und Opposition über jene Mängel hinweg und verschafften Ungarn ein beträchtliches Übergewicht über den Schwesterstaat Österreich. Dieses Übergewicht wurde noch gestärkt durch die wirtschaftliche Lage Ungarns, das sich gleich nach Kriegsausbruch, entgegen allen Verträgen, von Österreich abschloß und im Jahre 1916 vergleichsweise noch im Überfluß lebte, indes die österreichischen Gebirgs- und Industriegegenden schon empfindlich darbten.

Bei der überragenden Stellung Ungarns und der Altersbeharrlichkeit des Kaisers und Königs Franz Joseph war schon im Frieden an eine Abänderung der den „Nationalitäten“ so verhaßten dualistischen Staatsform nicht mehr zu denken gewesen. Daran änderte sich auch nichts, als die im Kriege auftauchenden Gebietsfragen das Thema neuerlich zur Erörterung stellten. So widersetzte sich Tisza von Anfang an den zumal seit der Niederwerfung Serbiens und Montenegros wieder häufiger aufgeworfenen und durch Conrad warm vertretenen Vorschlägen, das südslawische Problem, an dem sich der Krieg entzündet hatte, nun endlich dadurch zu lösen, daß man die Serben, Kroaten und Slowenen im Rahmen des Habsburgerreiches zu einem dritten, Österreich und Ungarn gleichgestellten Staate zusammenfasse. Nach Tiszas Auffassung hatte sich die Monarchie mit der Gewinnung des Lovcen und einiger Brückenköpfe südlich der Save und Donau zu begnügen, indes sich Bulgarien in Ostserbien und Mazedonien nach Belieben schadlos halten mochte.

J) Glaise-Horstenau, Katastrophe, 66 ff.

Was dann noch vom serbischen Königreiche übrig blieb, sollte ein eingeengtes, möglichst von den Mittelmächten abhängiges Sonderleben führen. Soweit der Anschluß der Slowenen an ein habsburgisches Süd-slawien in Betracht kam, fand der ungarische Ministerpräsident Verbündete unter den Deutschen Österreichs, die für ihre Minderheiten und für die Verbindung mit Triest fürchteten.

Nicht ganz so ablehnend verhielt sich Tisza in der polnischen Frage, die gleich zu Ausbruch des Weltkrieges für alle Kriegführenden zu einem der schwierigsten Probleme geworden war. Während Rußland unter dem Drucke der westlichen Demokratien einem womöglich durch Galizien und Posen vergrößerten Königreiche Polen weitgehende Selbstverwaltung zusichern mußte, sah sich die Donaumonarchie, um Galizien und die Treue der österreichischen Polen nicht aufs Spiel zu setzen, genötigt, die „austropolnische Lösung“ in ihr Friedensprogramm aufzunehmen. Tisza und die Magyaren stimmten unter der Bedingung zu, daß Polen nicht im „trialistischen“ Sinne einverleibt, sondern mit weitgehender Selbständigkeit den österreichischen Ländern angeschlossen werde („subdualistische“ Lösung). Dagegen hatte Deutschland von Anbeginn nur widerwillig den polnischen Plänen seines Verbündeten zugestimmt. Es benützte im Sommer 1916 die schwierige Lage, in die die Donaumonarchie durch die Ereignisse im Osten geraten war, um eine ihm genehmere Lösung durchzusetzen. Das Ergebnis sollte das „Polenmanifest“ vom 5. November 1916 sein, über das noch zu sprechen sein wird.

Im engen Zusammenspiel mit diesen Fragen wurde auch der Gedanke, dem habsburgischen Völkerreich durch inneren Umbau eine größere Tragfähigkeit nach außen zu verleihen, trotz des Widerstandes der Ungarn und trotz der Einschränkung freien Meinungsaustausches seit Kriegsbeginn immer wieder zur Erörterung gestellt. Die Hemmnisse, zu bestimmten Grundsätzen für das Reformwerk zu gelangen, erwiesen sich freilich stets aufs neue unbezwinglich groß. Überall klafften unüberbrückbare Gegensätze. Wenn die Tschechen bei ihren Wünschen für die böhmischen Länder Österreichs das „historische Staatsrecht“ geltend machten und damit die Vorherrschaft über die drei Millionen in diesen Ländern ansässiger Deutschen beanspruchten, so beriefen sie sich bei ihrem Streben, die ungarische Slowakei zu erwerben, unbekümmert um das gleichfalls historische Staatsrecht der Stefanskrone auf das Selbstbestimmungsrecht der Nationen in den Grenzen ihrer Siedlung. Wenn die Deutschen für Böhmen dringend die Kreiseinteilung verlangten und von der Erfüllung dieses Wunsches ihre Mitarbeit an der Regierung ab-

Die Westmächte und der Krieg

hängig machten, so lehnten sie eine solche Reform für die südslawischen Gebiete Zisleithaniens entschieden ab im Hinblick auf die Gefahren, die daraus der über diese Länder ausgebreiteten deutschen Ober- und Mittelschichte drohen mochten. Fanden sich Deutsche und Polen immerhin bedingungsweise, wenn auch mit sehr verschiedenen Zielen, in der Forderung nach einer Sonderstellung Galiziens, so liefen die Slawen „Westösterreichs“ gegen solche Pläne umso heftiger Sturm, da sie — aus ihrem Blickfelde nicht zu Unrecht — in einer etwaigen Verwirklichung dieser Pläne eine Stärkung der deutschen Stellung erblickten. Über alldem lastete die durch den 1867er Ausgleich geschaffene Zweistaatlichkeit des Reiches, ohne deren Überwindung an eine wirklich ersprießliche Umbauarbeit nicht zu denken war.

15


Die Entente

Auf dem Gebiete der Außenpolitik hatte es sich der Minister des Äußern, Baron Burián, von Anbeginn zur Richtschnur genommen, „immer an den Frieden zu denken“ und auch Bethmann-Holl weg bestätigt in seinen Erinnerungen1), daß auf Seite der Mittelmächte seit Beginn des Jahres 1915 „dauernd festzustellen versucht wurde, ob sich Friedensbesprechungen anknüpfen ließen“. Alle Fühler waren aber wenigstens in den ersten zwei Kriegsjahren ergebnislos ausgestreckt worden. Frankreich beharrte nicht nur darauf, Elsaß-Lothringen zurückzugewinnen, sondern dehnte seine Kriegsziele auch auf das linke Rheinufer und auf den türkischen Besitz in Syrien aus; es geriet zudem von Monat zu Monat mehr in die wirtschaftliche Abhängigkeit von Großbritannien. In Italien war die Kriegsstimmung von Haus aus nicht so stark wie jenseits der Seealpen und das Ausbleiben eines Kriegserfolges am Isonzo tat ein übriges, die Begeisterung immer wieder zu dämpfen. Wirtschaftliche und soziale Schwierigkeiten häuften sich mit zunehmender Kriegsdauer. Dennoch gelang es den Regierungen auch hier immer wieder, die Lage zu meistern. Nachdem das Kabinett Salandra im Juni 1916 unter dem Eindruck der öst.-ung. Offensive gestürzt worden war, bildete Boselli ein Ministerium auf breiterer Grundlage. Baron Sonnino, der Außenminister geblieben war, ließ weder Freund noch Feind im Unklaren darüber, daß er schon wegen der Gefahr eines Umsturzes im Innern eine vorzeitige

a) Burián, Drei Jahre aus der Zeit meiner Amtsführung im Kriege (Berlin 1923), 130. — Bethmann-Hollvveg, Erinnerungen und Betrachtungen (Berlin 1921), II, 54.

Beendigung des Krieges nie und nimmer durch einen Verzicht auf die im Londoner Vertrag (Bd. II, S. 283) anerkannten nationalen Aspirationen zu erkaufen vermöchte. Zudem war Italien wirtschaftlich von England noch abhängiger als Frankreich.

England aber war mehr noch als seine Alliierten entschlossen, den einmal aufgenommenen Kampf so lange fortzuführen, bis es Deutschlands Weltgeltung vernichtet und durch den Erwerb deutscher Kolonien und türkischen Gebietes seine eigene Weltstellung in erheblichem Ausmaße gestärkt hätte. Mit geringen Ausnahmen hatte sich die gesamte britische Öffentlichkeit vorbehaltlos auf die Kriegsführung eingestellt. Entgegen allem Herkommen waren im Mai 1915 nach dem Scheiternder ersten Dardanellenangriffe Führer der Opposition in das Kabinett Asquith eingetreten. Dieses warf am 24. April 1916 den Aufstand der irischen Separatisten in Dublin mit Waffengewalt nieder und erstreckte am 25. Mai 1916 die zu Jahresbeginn eingeführte Wehrpflicht der Unverheirateten auf die Allgemeinheit ohne Ausnahme. Auch die Dominions gingen in der Kriegspolitik des Mutterlandes mit überwältigender Mehrheit mit, wofür ihnen freilich größere Selbständigkeit und größerer Einfluß auf die Verwaltung des Gesamtimperiums zugestanden werden mußten. Als unmittelbarste und gefährlichste Bedrohung empfand Großbritannien die Anwesenheit der Deutschen auf dem belgischen Glacis und an der Kanalküste, vor den Toren von Dünkirchen und Calais.

Dem unablässigen Drucke Englands war es zuzuschreiben, wenn am 23. Februar 1916 das längst zur britischen Kolonie gewordene Portugal auf 37 in den Tejo geflüchteten deutschen Schiffen die portugiesische Flagge hissen ließ und so die Mittelmächte zur Kriegserklärung zwang. Allerdings sollte es noch geraume Zeit dauern, ehe portugiesische Bataillone an der Westfront auftauchten. Die Zahl der Neutralen in Europa war wieder um einen vermindert worden. Nur mehr Spanien, Holland, die Schweiz und die drei nordischen Reiche hielten sich noch vom Kriege fern. In Griechenland führte der König Konstantin einen verzweifelten Kampf gegen das Bemühen Frankreichs und Englands, die Hellenen in das Weltringen hineinzureißen. Aber die Westmächte, die am 21. Juni die Demobilisierung des griechischen Heeres erzwangen, mußten über kurz oder lang um so mehr den Sieg davontragen, als sie auch unter den Parteien des Landes starke Bundesgenossen wußten.

Die wundeste Stelle der Entente bildete schon zu Beginn des dritten Kriegsjahres zweifellos der russische Koloß. Wohl hatten sich auch hier zu Kriegsbeginn alle Parteien — unter Vorbehalt auch die Sozialisten

Rußlands Kriegspolitik

verschiedener Färbung — für die Politik der Regierung erklärt. Aber die Einheit der politischen Front überdauerte kaum den ersten Kriegswinter. Dann — zumal aber nach den schweren Niederlagen des Jahres 1915 und der dadurch hervorgerufenen heillosen Verwirrung im Ver-pflegs- und Eisenbahnwesen — begannen sich aus der Vielheit der Parteien und Strömungen die drei großen Gruppen abzuheben, die der weiteren Entwicklung im Zarenreiche ihren Stempel aufdrückten. Auf der Linken hatten sich die Sozialisten schon im Frühjahr 1915 schärfstens gegen die Fortführung des Krieges ausgesprochen. Sie arbeiteten von da an auf Umsturz und Revolution hin, zettelten zahlreiche Streiks an und gewannen zusehends in der Arbeiterschaft an Boden. Auch die Armee blieb schon nicht unberührt, obgleich die Regierung sich zunächst noch durch schärfsten Druck zu wehren suchte. Gegen solchen Druck lehnte sich nun aber auch der unter der Führung Mil juko ws aus den liberalen Parteien gebildete Dumablock der Mitte auf. Dieser trat für die Gewährung demokratischer Freiheiten und den Übergang zu einer parlamentarischen Monarchie ein, bildete aber dagegen bei seinem betont nationalistischen Einschlag die stärkste Stütze der von den Westmächten betriebenen Kriegspolitik. Auch dieser Gruppe fehlte es in der Armee, und zwar vor allem im Offizierskorps, nicht an Anhang. Von der konservativen, antidemokratischen Rechten blieb nur ein Teil der auf Sieg und Landerwerb eingestellten, allianzfreundlichen Politik treu. Ein anderer Teil begann zu fürchten, daß die Fortführung des Krieges schließlich den Sturz der Dynastie und die Revolution bringen werde, und arbeitete mehr oder minder zielbewußt auf den Frieden hin, der bei dem starken Kriegswillen der Alliierten nur ein Sonderfriede hätte werden können. Die öffentliche Meinung gewöhnte sich bald daran, in der mystisch veranlagten Zarin Alexandra Feodorowna und in dem seltsamen Mönch Rasputin die maßgebenden Vorkämpfer dieser Bewegung zu erblicken. Auch Stürmer, seit Februar 1916 Ministerpräsident, seit Juni überdies Nachfolger Sasonows im Außenamt, galt sowohl bei der Entente wie bei den Mittelmächten als Anhänger eines Sonderfriedens. Zum anderen sah sich aber auch Rußland von Monat zu Monat wirtschaftlich enger mit den Westmächten verkettet, und der Zar selbst gab dem Gedanken an einen Sonderfrieden kaum je ernstlich Raum. Ihm widerstrebte ein Bruch mit den Alliierten. Überdies fühlte er sich durch das „Gelöbnis von 1812“ gebunden, das er zu Kriegsbeginn abgelegt hatte und das ihm verbot, einen Frieden zu schließen, ehe der Feind den von ihm besetzten russischen Boden herausgegeben hatte. Die Aussicht, daß dies freiwillig geschehen könnte, wurde mit zunehmender Kriegsdauer immer geringer. Für Deutschland war es nicht leicht, einen Verzicht auf die von Volksgenossen durchsetzten Ostseeprovinzen zu erwägen, für Österreich-Ungarn noch schwerer, einer Rückgabe Polens an das Zarenreich aus freien Stücken zuzustimmen.

17


Völlig ihre eigenen Wege gingen als Bundesgenossen im fernen Osten die Japaner. Sie betrachteten ihre Mitwirkung an den Kriegshandlungen der Alliierten mit der Einnahme von Tsingtau im allgemeinen für beendet und begnügten sich von da an mit der Beistellung von Artillerieinstruktoren für die Russen und mit einer im großen Ausmaße betriebenen Lieferung von Kriegsgerät, die ihren zu Kriegsbeginn noch recht ungünstigen Finanzen ausnehmend zustatten kam. Um so eifriger waren sie bestrebt, die politische und wirtschaftliche Durchdringung Chinas zu betreiben. In einem am 25. Mai 1915 abgeschlossenen Vertrage mußte China dem Inselreich weitgehende Zugeständnisse im Nordosten und Osten des Reiches machen. Die Duldung dieser Ausdehnungsbestrebungen ließ sich England durch den Beitritt Japans zum Vertrag gegen den Sonderfrieden (Bd. I, S. 284), Rußland durch die Zusicherung weitgehender Bevorzugung bei den japanischen Kriegslieferungen erkaufen; zuletzt mußte auch Frankreich gute Miene zur asiatischen Politik Japans machen. In China sprach sich die Militärpartei immer lauter für einen Eintritt in den Krieg an der Seite der Entente aus; sie hoffte, so am ehesten die Vormundschaft Japans wieder abschütteln zu können. Großbritannien unterstützte diese Pläne, stieß dabei aber auf den entschiedenen Widerstand Tokios, wo man einer Bewaffnung von vierhundert Millionen Chinesen durchaus abgeneigt war.

Nach allem waren die durch den Krieg aufgeworfenen Probleme so rettungslos verstrickt, daß alle in seinen Strom hineingerissenen Staaten und Völker immer wieder zum Schwerte Zuflucht nahmen, das den schiei unlösbar gewordenen gordischen Knoten durchschlagen sollte.

DIE SÜDWESTFRONT IN DER ERSTEN HÄLFTE AUGUST 1916

v

I

?

Die sechste Isonzoschlacht

(4. bis 16. August)

Vorbereitungen der Italiener zum neuerlichen Angriff am Isonzo

Die Lage, an der Südwestfront um die Jidi-Angust-W ende 1916

Als die Tiroler Heeresgruppe Mitte Juni ihr siegreiches Vordringen gegen die letzte Stellung der italienischen Gebirgsfront zwischen der Etsch und der Brenta abbrechen mußte, um einige Divisionen an die Ostfront zur Abwehr der heranbrandenden Massen Brussilows abzugeben, war die Freiheit des Handelns auch an der Südwestfront an den Feind verloren gegangen. Damit war der auf den Verteidigern der Ausfallstore gegen die venetianische Tiefebene lastende Druck aufgehoben, und GLt. conte Cadorna konnte jetzt zuversichtlich hoffen, mit den hier in Eile zusammengerafften etwa dreihundertfünfzig Bataillonen bald wieder Herr der vor kurzem noch recht schwierigen Lage zu werden.

Doch schon kurze Zeit nach Beginn der nun einsetzenden zwar heftigen, aber fast ergebnislosen und sehr verlustreichen Gegenstöße hatte die italienische Führung erkannt, daß es ihr kaum gelingen werde, die öst.-ung. Truppen aus der gewählten Linie, in die alle Schlüsselpunkte für eine spätere Wiederholung des Angriffes einbezogen waren, bis in die ursprüngliche Ausgangsstellung auf den Südtiroler Hochflächen zurückzuwerfen. Cadorna wollte aber den starken seelischen Aufschwung, den das Heer und das Volk Italiens durch die geglückte Abwehr des feindlichen Einbruches auf italienischen Boden und dank der erfolgreichen Entlastung durch das Eingreifen der Russen im Osten gewonnen hatten, nicht ungenutzt lassen1). Er entschloß sich, die aussichtslosen Gebirgskämpfe so bald wie möglich abzubrechen und die Hauptkräfte seines Heeres wieder nach jenem Gebiet zu führen, das unverändert das Ziel aller italienischen Kriegsführung geblieben war: an die Straße nach Triest. Bestärkt in diesem Entschluß durch das weitere Fortschreiten der Armeen Brussilows und in Kenntnis des unmittelbar bevorstehenden C a p e 11 o, Note di guerra (Mailand 1921, 1, 279.

großen Angriffes der Verbündeten gegen die deutsche Westfront ließ der italienische Feldherr noch im Juni die Vorbereitungen für die Bereitstellung und Verlegung seiner Streitkräfte zum überraschenden Schlage am Isonzo unter peinlicher Geheimhaltung aller notwendigen Maßnahmen beginnen.

So lange in Südtirol und auf der Hochfläche von Asiago noch gekämpft wurde, durfte die durch Truppenabgaben sehr geschwächte k.u.k. 5. Armee ohne Sorge sein, da ein gleichzeitiger ernster Angriff der Italiener an der Gebirgsfront und im Küstenland nicht zu gewärtigen war. Zu Anfang Juli flauten aber die feindlichen Gegenangriffe an der Front der Heeresgruppe Erzherzog Eugen ab; sie wurden um die Mitte des Monates ganz eingestellt. Nur im oberen Fleimstale flackerte der Kampf gegen eine hier eingebrochene italienische Gruppe fort. In allen anderen Abschnitten im Südwesten war, abgesehen von örtlichen Unternehmungen, nunmehr Ruhe eingetreten. Sie führte jedoch keine Erleichterung, sondern einen Zustand gespanntester Ungewißheit herbei, der für die öst.-ung. Führung um so bedenklicher wurde, als die Kriegslage in Galizien und in der Bukowina sowie die Haltung Rumäniens zu einer weiteren Schwächung der Südwestfront nötigen konnten. Da auch im Westen die in den ersten Julitagen begonnene englischfranzösische Angriffsschlacht an der Somme ihrem Höhepunkt zustrebte, war kaum anzunehmen, daß die italienische Heeresleitung, die übrigens durch die Abmachungen von Chantilly zur Mitwirkung an dem gemeinsamen Generalangriff gegen die Mittelmächte verpflichtet war, dem Ringen ihrer Partner im Osten und Westen untätig Zusehen werde. Gleich nach dem Verhallen des Kampflärms in den Bergen sprachen manche Anzeichen und Beobachtungen an der Tiroler Front sowie verschiedene Nachrichten für den Beginn einer Umgruppierung der italienischen Kräfte in der Richtung gegen den Isonzo. Die öst.-ung. Heeresleitung rechnete mit einem Angriff im Küstenlande erst für die Mitte des Monates August und wies die Heeresgruppe Erzherzog Eugen am 26. Juli an, eine Division für eine schnelle Verschiebung als Reserve nahe der Bahn bereitzuhalten. Im großen und ganzen aber hielt die Ruhe an der Front der 5. Armee fast bis zum Monatsende an und mochte bei der drückenden militärpolitischen Lage der Monarchie den begreiflichen Wunsch entstehen lassen, daß der Kampf auf den Hochflächen der Vicentinischen Alpen die Schlagkraft des Feindes für längere Zeit lahmgelegt habe. Allein diese trügerische Hoffnung sollte sich nicht erfüllen; denn im italienischen Hauptquartier hatte man die zunehmende

Bedrängnis Österreich-Ungarns aufmerksam verfolgt. Günstiger denn je war diesmal die Lage für Italien. Jetzt schien der Augenblick gekommen zu sein, die mehrfache Überlegenheit an Streitern und Kampfmitteln überraschend in der wirksamsten Stoßrichtung über Görz und auf der Karsthochfläche neuerlich zur Geltung zu bringen und so einen weithin sichtbaren Erfolg zu erringen, dessen Auswirkungen auch auf die Haltung Rumäniens einen bestimmenden Einfluß gewinnen mochten.

Die Entwicklung des italienischen Operationsplanes für das Jahr 1916

Seit dem Ausklang der schweren, verlustreichen Herbstschlachten des Jahres 1915 war die italienische Heeresleitung unausgesetzt bemüht, neue Grundlagen für eine erfolgreiche Wiederholung ihres feststehenden Feldzugsplanes am Isonzo zu schaffen. Mit größter Willenskraft war es ihr in den Wintermonaten gelungen, die durch schwere Verluste und Mißerfolge erschütterte Manneszucht und den gesunkenen soldatischen Geist der Truppen zu heben, insbesondere auch die fehlende Zuversicht und das Selbstvertrauen der Führer zu stärken '). Die Ausbildung sämtlicher Einheiten des Heeres wurde nach neuen Richtlinien und Vorschriften, die sich ebenso auf die eigenen wie auf französische Kriegserfahrungen stützten, gründlich durchgeführt2). Schließlich konnte im Dezember 1915 der großzügige Ausbau des italienischen Heeres in Angriff genommen und im großen bis Ende Juni 1916 abgeschlossen werden (siehe Bd. IV, 149 ff.). Mit diesen Maßnahmen hatte die Kriegsmacht Italiens im Hochsommer eine Stärke erreicht, die jene des ersten Kriegsjahres an Kämpfern um mehr als ein Drittel, an Maschinengewehren, an mittleren und schweren Geschützen und an Minenwerfern aber um ein Vielfaches übertraf3).

Schon im Februar hatte das italienische Oberkommando seinen Unterführern den Entschluß bekanntgegeben, die Hauptkraft des Heeres in einem noch zu bestimmenden Zeitpunkte an der küstenländischen Front neuerlich zum Angriff einzusetzen. Aber erst am 14. März, gerade als die ohne bestimmten Plan durchgeführten und verhältnismäßig harmlosen Teilangriffe in der fünften Isonzoschlacht gipfelten, erließ

Cadorna die Richtlinien für die künftige Angriffsschlacht2), die am 16. April noch dahin ergänzt wurden, daß trotz der drohenden Gefahren an der Südtiroler Front der Plan nicht geändert werde.

Cadornas Absicht war, gemäß dem Übereinkommen in der zweiten Hälfte des Monats Juni gleichzeitig mit den verbündeten Franzosen, Engländern und Russen den Kampf am Isonzo wieder aufzunehmen. Dieser Operationsplan hatte vorgesehen, im Wege eines direkten Angriffes den Görzer Brückenkopf zu nehmen und den Gegner auf das Ostufer des Isonzo zu werfen sowie sich auf ähnliche Weise durch Wegnehmen der beherrschenden Stellung Mt. S. Michele—S. Martino der Hochfläche von Doberdö zu bemächtigen. Weitere Ziele waren nicht gesetzt. Bei Monfalcone, bei Plava und bei Tolmein waren nur Ablenkungsvorstöße und Unternehmungen zur Bindung des Gegners geplant. Eingehende Weisungen für den Einsatz und die Verwendung aller Streitkräfte, besonders der Artillerie und der Minenwerfer, ergänzten diese Anordnungen der Heeresleitung.

Die Vorbereitungen für diesen Angriffsplan waren im besten Gange, als durch das Losbrechen des öst.-ung. Angriffes aus Südtirol alle weiteren Maßnahmen zur Schlacht am Isonzo auf noch unbestimmte Zeit verschoben werden mußten.

Nachdem die Gefahr eines öst.-ung. Durchbruches aus Südtirol um die Mitte Juni vorüber war und die italienischen Streitkräfte an der Gebirgsfront westlich der Brenta ihre Gegenstöße begonnen hatten, gab Cadorna am 26. Juni auf eine Anfrage des 3. Armeekmdos. für die nächste Zeit bekannt, daß seine „Hauptabsicht“ nicht geändert worden sei, und daß bei der nächsten sich bietenden Gelegenheit wieder am Isonzo zum Angriff geschritten werde. Nur sei wegen des Munitionsverbrauches und der Truppenabnützung während der anhaltenden Kämpfe im Gebirge eine Verminderung der Breite des Angriffsraumes notwendig, und man werde sich auf eine Verbesserung der italienischen Front auf dem rechten Isonzoufer durch die Besitznahme des Brückenkopfes von Görz beschränken müssen2). Als das einzige Mittel hiezu hielt der italienische Feldherr in seinem Schreiben an den Kommandanten der 3. Armee, GLt. duca d'Aosta, „die Vereinigung einer imposanten Artilleriemasse aller Kaliber auf schmälstem Frontraum“ für notwendig; „denn nur durch die

x) Cadorna, La guerra, I, 264.

2) Zingales, I precedenti della battaglia di Gorizia (Rassegna dell’ Esercito Italiano, Jänner-Feberheft 1925, 14). — V e n t u r i, La Conquista del Sabotino. 6. Agosto 1916 (Finalborgo 1925;, 78.

Steigerung der Gesamtgewichtsmenge der abgeschossenen Projektile könne man Herr einer klug vorbereiteten Verteidigung werden“1).

Bis Ende Juni hatte sich indessen die Lage an der Gebirgsfront so weit gefestigt, daß die italienische Heeresleitung einen baldigen Beginn des Losschlagens bei Görz für möglich hielt Der 3. Armee wurde zunächst befohlen, die Angriffsvorbereitungen gegen den Görzer Brückenkopf und den Mt. S. Michele abzuschließen und Artilleriestellungen für den Einsatz einer großen Zahl erst unmittelbar vor der Schlacht von der Gebirgsfront heranzuführender Batterien zu ermitteln und einzurichten. Gleichzeitig wurde mitgeteilt, daß die Heeresleitung nach dem endgültigen Abschluß der Kämpfe zwischen der Etsch und der Brenta die freiwerdenden Kräfte der 1. Armee und die in ihrem Bereiche angesammelten starken Reserven — zusammen etwa 10 bis 11 Divisionen mit vielen schweren Batterien und Minenwerfern — zu gegebener Zeit in einer bis ins kleinste bereits vorbereiteten Massenbewegung überraschend an den Isonzo verlegen werde, worauf der Angriff sofort zu beginnen hätte.

Der Schlag war sonach als mächtiger strategischer Überfall gegen den Brückenkopf von Görz gedacht, für dessen Gelingen die Erwägung sprechen konnte, daß die öst.-ung. Befehlsstellen nach dem Abschluß der verlustreichen mehrmonatigen Gebirgskämpfe nicht so bald einen neuen großen Angriff erwarten und auch keine Zeit zu wirksamen Gegenmaßnahmen haben würden. Denn die streng geheim vorbereitete Verlegung der italienischen Streitkräfte konnte vor dem Gegner wenigstens im Anfänge verborgen gehalten werden; war sie ihm doch bekannt geworden, so mußte das Heranbringen von Reserven von der Tiroler an die küstenländische Front weitaus mehr Zeit als die Verschiebungen der italienischen Kräfte erfordern2).

Die Einrichtung des Kampfgeländes und der Bereitstellungsräume für die Aufnahme der Angriffstruppen war vom Jänner bis zum Juli mit größter Sorgfalt durchgeführt worden. Schon im Dezember 1915

1)    Cadorna, La guerra, I, 267.

2)    Die Entfernung von Bassano, bzw. Verona nach Cormons betrug nur 150, bzw. 240 km in der Ebene, während öst.-ung. Reserven auch auf der kürzesten, großenteils eingeleisigen Gebirgsbahn hinter der k.u.k. Front zwischen Trient und Dörnberg 500 km, zwischen Trient und Podmelec 380 km zurückzulegen hatten. Diese Bahn lag bei Toblach überdies unter feindlichem Feuer und brauchte für kleine Kräfte die doppelte Transportzeit. Bei Verschiebungen größerer Kräfte mußte über den Brenner und die Tauernbahn ausgewichen werden, wodurch die Möglichkeit rascherer Umgruppierungen feindlicher Kräfte noch mehr ins Auge springt.

hatte das Oberkommando das planmäßige Heranarbeiten gegen die öst.-ung. Abwehranlagen befohlen !), um eine Ausgangslage mit besonders günstigen Bedingungen für den künftigen Angriff zu gewinnen. Mit Nachdruck war die Führung aller Grade dieser Forderung nachgekommen und hatte damit den Kämpfen an der Isonzofront das Gepräge des Sappen- und Minenkrieges gegeben. Um die Heranführung und Unterbringung der Truppen und des Gerätes ohne Verluste durchführen zu können, wurden tiefe, zum Teil sogar eingedeckte Verbin-dungs- und Laufgräben sowie schußsichere Unterstände und Kavernen in großer Zahl nicht nur in den vordersten Linien, sondern auch bis weit nach hinten für die Reserven und die Bedienungsmannschaft der Geschütze und Minenwerfer geschaffen2). Gleichzeitig wurde die genaue Erkundung der öst.-ung. Verteidigungsanlagen betrieben, besonders der Befestigungen des Brückenkopfes bei Görz, die als „Muster ihrer Art“ bezeichnet wurden.

Zur Verschleierung der Angriffsabsichten am Isonzo und um die Überraschung wirksamer zu gestalten, ließ die Heeresleitung Gerüchte über Truppen Verschiebungen in die Val Lagarina für einen Vorstoß auf Rovereto und über große Angriffsvorbereitungen im Abschnitt Sugana-tal—Cadore verbreiten. In den Fassaner Alpen entwickelten sich am 21. Juli tatsächlich größere Kampfhandlungen, und Cadorna begab sich selbst am 30. Juli nach Feltre, veranlaßte hier eine auffallende Zusammenkunft mit dem Ministerpräsidenten und führte bis zum 3. August Erkundungen im Primör durch.

Trotz der umfassenden und äußerst gründlichen Vorbereitungen kann aus den dargelegten Absichten geschlossen werden, daß die italienische Führung durch den Angriff am Isonzo nicht die Entscheidung herbeizuführen suchte, sondern zunächst bloß einen engumgrenzten Teilerfolg anstrebte. Die bescheidenen Ziele standen jedoch im Mißverhältnis zu den aufgebotenen Kräften. Die Zertrümmerung der feldmäßigen Verteidigungsanlagen des Gegners durch ein ungeheures Aufgebot an Geschützen und an Minenwerfern mit nachfolgenden Stirnangriffen vielfach überlegener Sturmkolonnen sollte die Wegnahme des Görzer Brückenkopfes und des Mt. S. Michele ermöglichen. Dieser Leitgedanke des Operationsplanes zeigt aber auch deutlich die Absicht, die moralischen Kräfte der Angreifer durch    die    brutale Wucht    des Materials    zu ersetzen.

x) V e n t u r i, 47.

2) T o s t i, La guerra    Italo-Austriaca,    1915—1918    ' Mailand    1927' ,    172    f.    -

Z i n g a I e s, Gorizia, 10 f.

Der Aufmarsch und das Kräfteaufgebot der Italiener Hiezu Beilage 1

Noch während Teile der italienischen 1. Armee und die Divisionen der Armeegruppe des Gen. Mambretti gegen unsere neuen Gebirgs-stellungen anstürmten, waren alle Maßnahmen für den Aufmarsch der Streitkräfte gegen die Front am Isonzo beendet worden. Schon seit Ende Juni waren Verschiebungen einzelner früher verfügbarer Divisionen vorangegangen» So gelangten anfangs Juli die 24. ID. von der 1. Armee zum VI. Korps in die Front der 3. Armee, die 19. und die 47. ID. von der 5. Armee ebenfalls zur Armee Aosta x). In den ersten Julitagen wurde die italienische 5. (Reserve-)Armee im Raume Padua—Bassano aufgelöst; ihre Truppen wurden der Heeresleitung unmittelbar unterstellt. Gleichzeitig ließ Cadorna die ursprüngliche Einteilung der Armeen am Isonzo wiederherstellen. Die 2. Armee, deren Bereich vom Rombon bis südlich von Zagora' reichte, übernahm GLt. Settimio Piacentini, der bisherige Kommandant der 5. Armee.

Als am 20. Juli der letzte Versuch der Italiener zur Wiedergewinnung der im Mai verlorenen Stellungen gescheitert war, brach Cadorna den Kampf an der Gebirgsfront endgültig ab und bestimmte den 4. August als Stichtag für den Beginn des Angriffes am Isonzo. Die an der Tiroler Front nunmehr freigewordenen Kräfte hatten binnen acht Tagen mit Ausnützung der Höchstleistung aller Bahnen und Kraftfahrzeuge in den Raum Cormons—Palmanova—Cervignano zu gelangen und in den schon vorbestimmten Räumen die Gruppierung zum Angriff unverzüglich anzunehmen.

Dementsprechend war die Versammlung der zur 3. Armee abzugebenden Infanterie- und Artillerieverbände im Raume Padua—Castel-franco—Vicenza—Bassano bis zum 26. Juli durchgeführt worden

Am 27. Juli begannen die Massentransporte, die musterhaft vorbereitet und reibungslos durchgeführt wurden. In den ersten vier Tagen gingen die nicht im Divisionsverband stehenden 58 mittleren und schweren Batterien sowie 22 Minenwerferbatterien an den Isonzo ab2). Ihnen folgten vom 31. Juli bis zum 4. August zunächst das VIII. Korps mit der

') Die 19. ID. kam vorübergehend zum VI. Korps, die 47. ID. zunächst in den Raum um Cividale.

2) Ministero d e 11 a g u e r r a, Le Medaglie ďoro Rom 1926'., II, 52. gibt an: 74 schwere, 127 mittlere Geschütze, 200 Minenwerfer.

43. und der 48. ID., dann das XXVI. Korps mit der 23. und der 46. ID. zur 3. Armee in den Raum um Cormons nach1).

Somit waren der 3. Armee bis zum Beginn der Einleitungskämpfe am 4. August sieben Divisionen, die meisten zu je drei Brigaden, zugeschoben worden; sie zählte mit der ihr zugewiesenen 49. ID., die bisher als Heeresreserve in der Ebene westlich von der Karsthochfläche gestanden war, sechzehn Infanteriedivisionen und eine zu Fuß formierte Kavalleriedivision. Kurz nach Beginn der Schlacht war bis zum 7. August von der Heeresreserve noch die 34. ID. eingetroffen; sie bildete mit der am 10. von der 1. Armee zugeschobenen 10. ID. das XIV. Korps, das nebst der 3. KD. von der aufgelösten 5. Armee gleichfalls der

3. Armee unterstellt wurde. Schließlich langten zwischen dem 11. und dem 17. August von der 1. Armee noch das XXIV. Korps mit der 4. und der 33. ID. und mehrere kleinere Einheiten am Isonzo ein.

Insgesamt waren von der 1. und der ehemaligen 5. Armee zehn Infanteriedivisionen mit etwa 24 Brigaden und eine Kavalleriedivision in den Bereich der 3. Armee verschoben worden2).    '

Der Abschnitt der italienischen 3. Armee, die den Angriff durchzuführen hatte, reichte von der adriatischen Küste bis zu den Steilhängen des Mt. Sabotino südlich von Zagora. Der allgemeine Zug der Stellungen war seit den Herbstschlachten des Jahres 1915 nahezu unverändert geblieben und ist der Beilage 1 zu entnehmen. Die vordersten Linien lagen, zumal an den Brennpunkten der früheren Kämpfe, einander sehr nahe gegenüber und hatten stellenweise ein gemeinsames Hindernis. An der nur 31km langen Armeefront standen vom rechten zum linken Flügel folgende Truppen:

das VII. Korps vom Meere bis zum Mt. dei sei Busi A 118 mit der 14. und der 16. ID., dann der 1. KD. zu Fuß (31 Bataillone, 24 Schwadronen, 148 leichte, 60 mittlere und schwere Geschütze, 9 Minenwerferbatterien) ;

das VIII. Korps anschließend bis zur Höhe -<J>- 164 mit der 31. ID. und einer kombinierten Gruppe (17 Bataillone, 79 leichte, 14 mittlere und schwere Geschütze, 8 Minenwerferbatterien);

Beide Korps von der aufgelösten 5. Armee.

2) S e g a t o, L’Italia nella guerra mondiale (Mailand 1927), I, 254, gibt an, daß in 23 Tagen 6825 Offiziere, 296.000 Mann, 57.134 Pferde und Tragtiere und 9810 Fuhrwerke in 61.380 Eisenbahnwagen an den Isonzo befördert wurden. Dieser Bahnaufmarsch über kurze Strecken entsprach nach der Tagesintensität im Eintreffen und nach den Transportmengen etwa dem Aufmarsch der verbündeten Mittelmächte zur Offensive bei Gorlice im Jahre 1915.

das XI. Korps im Abschnitte S. Martino—Mt. S. Michele mit der 21. und der 22. ID. in erster Linie, mit der 23. ID. als Reserve (42 Bataillone, 137 leichte, 60 mittlere und schwere Geschütze, 20 Minenwerferbatterien) ;

das VI. Korps im Abschnitte des Görzer Brückenkopfes mit der 12., der 11., der 24. und der 45. ID. in erster Linie, mit der 43. und der 47. ID. als Reserve (73 Bataillone, 261 leichte, 210 mittlere und schwere Geschütze, 40 Minenwerferbatterien).

Als Armeereserve standen dem GLt. Aosta weitere vier Divisionen zur Verfügung (19., 46., 48. und 49. ID.), die im Raume Cormons— Palmanova—Cervignano versammelt wurden. Zu Beginn der Schlacht am 4. August war die 3. Armee mit 203 Bataillonen, 24 Schwadronen, 750 leichten, 340 mittleren und schweren Geschützen, 77 leichten und schweren Minenwerferbatterien zum Angriff bereit1).

Die italienische 2. Armee umfaßte den gleichen Bereich wie vor der vorübergehenden Angliederung ihrer Truppen an die Armee Aosta im Mai. Den rechten Flügel bildete das II. Korps mit der kombinierten

3.    ID. im Brückenkopf von Plava (Abschnittskmdo. Plava) und der

4.    KD. zu Fuß zwischen Plava und Ronzina. Hier schloß das verstärkte IV. Korps an, das mit der 7. und der 8. ID. vor dem Brückenkopf von Tolmein und auf den Höhen westlich von diesem Orte stand; zwei Alpinigruppen hielten den Westrand des Krnstockes besetzt, und eine kombinierte Gruppe (Abschnittskmdo. Saga) sperrte die Zugänge zum Flitscher Becken in der Linie Slatenikbach—Ostrand von Flitsch—Westhang des Rombon.

Insgesamt zählte die 2. Armee 3 Infanteriedivisionen, 1 kombinierte Gruppe, 2 Alpinigruppen und 1 zu Fuß formierte Kavalleriedivision mit

*•) Die Zahlenangaben dieses Kapitels sind zum Teile dem Aufsatz von Zin-g a 1 e s, Gorizia, entnommen. Diese Angaben scheinen jedoch, soweit sie die Artillerie betreffen, zu niedrig errechnet zu sein, denn andere italienische Werke bringen wesentlich höhere Geschützsummen. So gibt unter anderen Cadorna, La guerra, I, 277, dessen Angaben den im amtlichen italienischen Kriegswerk zu erwartenden Darstellungen noch am ehesten nahekommen dürften, die Stärke der Artillerie der

3. Armee mit 728 leichten, 467 mittleren und 56 schweren, zusammen 1251 Geschützen, 640 leichten, 134 schweren, zusammen 774 Minenwerfern an. Nach T o s t i. 170 f., hatte die 3. Armee 1288 Geschütze und 462 Minenwerfer. Nach G e 1 o s o, Le Battaglie di Gorizia e della Bainsizza (Rom 1929), 22 f., zählte die 3. Armee 690 leichte, 515 mittlere, 55 schwere, zusammen 1268 Geschütze, 636 leichte, 132 schwere, zusammen 768 Minenwerfer. C a p e 11 o, I, 302, erwähnt schließlich, daß „der ungeheure Aufmarsch von über 2000 Geschützen beendet war .

62 Bataillonen, 24 Schwadronen, 344 leichten, 229 mittleren und schweren Geschützen.

Es standen somit am 4. August an der ganzen Isonzofront rund 20 zum Teil verstärkte Infanteriedivisionen, 2 Alpinigruppen und 2 Kavalleriedivisionen zu Fuß, insgesamt etwa 270 Bataillone, 48 Schwadronen, 1100 leichte, 570 mittlere und schwere Geschütze.

Die Kräfteverteilung und die Ausgestaltung des Kampfraumes der

k. u. h. 5. Armee

Der Umschwung der Lage an der italienischen Front, der durch die Ereignisse im Osten verursacht worden war, hatte die öst.-ung. Heeresleitung bewogen, der geschwächten Armee des GO. v. Boroevic anfangs Juli zwei Divisionen von der Tiroler Heeresgruppe zuzuführen, als man die ersten Anzeichen des wiederbeginnenden Interesses der Italiener für diesen Kampfraum erkannt hatte. Aber die neu aufsteigenden Gefahren im Osten der Monarchie erforderten weitgehende Sicherungen auf Kosten aller anderen Fronten. Nur kurz durfte sich die k.u.k. 5. Armee des eben eingelangten Kraftzuschusses erfreuen. Schon nach wenigen Tagen mußte sie die in allen Isonzoschlachten sehr bewährte 187. LstlBrig. zur Stützung der 10. Armee nach Kärnten senden, und unmittelbar darauf wurde auch die kampferprobte 106. LstlD. auf den nordöstlichen Kriegsschauplatz abberufen.

Damit fiel die Kampfkraft der Isonzoverteidiger Ende Juli auf einen Tiefstand, der gegenüber jenem zur Zeit der Frühsommerkämpfe in Tirol noch viel bedenklicher war, da jetzt fast alle Kräfte und Mittel des Reiches nach dem Osten strömten, während hinter der in unheimlicher Ruhe versunkenen feindlichen Front im Südwesten manches Rätsel einer Lösung harrte.

Als Notbehelf zur Hebung der arg zusammengeschmolzenen Stände hatte die Heeresleitung der 5. Armee 41 außerplanmäßige Marschkompagnien von der Heeresgruppe in Tirol zugewiesen; sie reichten kaum hin, um die auf dem Karst eingesetzten Divisionen kampfkräftig zu erhalten. Da mit einer weiteren Kräftevermehrung nicht gerechnet werden konnte, mußte sich das 5. Armeekmdo. durch eine entsprechende Gruppierung helfen, um gegen unvorhergesehene Ereignisse gewappnet zu sein. Noch im Juli waren die k. k. Landsturminfanterieregimenter 11 und 27, die ihre Feuerprobe in den blutigen Kämpfen zu Anfang des

Monats glänzend bestanden hatten und über regelmäßige Ersätze verfügten, unter dem 24. LstGbBrigKmdo. zusammengefaßt und bis auf weiteres auf dem Südflügel der Armee eingesetzt worden. Das FJB. 2 und die k. k. Landsturminfanteriebataillone 37 und 75, die gleichfalls fortlaufende Ersätze erhielten, wurden mit den k. k. Landsturminfanteriebataillonen 6, IV/39 und 83 zur 121. LstlBrig. beim XVI. Korps vereint.

Am 1. August bildete demnach den Abschnitt I das XV. Korps mit der 50. ID. vom Krn A 2245 bis zum Isonzo westlich von Tolmein, südlich anschließend die l.ID. im Brückenkopf von Tolmein und am Ostufer des Flusses bis Auzza (auf 25 km Frontlänge 19 Bataillone und 28 mobile Batterien). Den Abschnitt II hielt das XVI. Korps mit der 62. ID. von Auzza bis zum Mt. Santo sowie mit der 58. ID. (drei Brigaden) im Brückenkopf von Görz und längs des Ostufers des Isonzo bis zur Wippachmündung (auf 35 km Frontlänge 32 Bataillone und 36 mobile Batterien). Den Abschnitt lila besetzte das VII. Korps mit der 20. HID. von der Wippach bis zum Südrand von S. Martino und mit der 17. ID. anschließend bis einschließlich der Höhe Mt. dei sei Busi A 118 (auf 9 km Frontlänge 27 Bataillone und 29 mobile Batterien). Den Abschnitt Illb bildete die durch die 24. LstGbBrig. verstärkte 9. ID. auf dem Karstrande bei Vermegliano bis einschließlich Duino und die ihr unterstellte 59. IBrig. (der 43.SchD.) als Abschnittsreserve hinter dem Südflügel (auf 13 km Frontlänge 22 Bataillone und 23 mobile Batterien). Als Armeereserve verblieben dem GO. Boroevic bloß die 6 Bataillone der 86. SchBrig. und das 43. SchDKmdo., die auf der Hochfläche von Comen belassen wurden.

Anfangs August verfügte das 5. Armeekmdo. an der Front zwischen dem Krn und dem Meere also nur über 8 Divisionen mit 106 Bataillonen (davon ein Drittel Landsturmtruppen), zusammen 102.400 Feuergewehre, 440 leichte, 144 mittlere und schwere Geschütze, 220 leichte, 113 mittlere und schwere Minenwerfer1).

Der angreifenden italienischen 3. Armee mit mindestens 203 Bataillonen und 1250 Geschützen standen am 4. August im gleichen Frontabschnitte der k.u.k. 5. Armee nur 78 Bataillone (einschließlich der Armeereserve) mit 384 Geschützen gegenüber.

Für die planmäßige Verstärkung der Verteidigungsanlagen war seit

*) Einschließlich der Artillerie in den beiden Küstenabschnitten von Triest und Fiume war die Gesamtgeschützanzahl der 5. Armee gegenüber dem Stande vom Ende des Mai etwas größer und zählte mit allen Positions-, Flugzeugabwehr- und sonstigen Geschützen 491 leichte, 131 mittlere und 16 schwere Rohre.

dem Winter das Möglichste geschehen. Die dürftigen Schützendeckungen, Steinriegel und Sandsackmauern vom Jahre 1915 konnten bis zum Sommer zu richtigen Kampfstellungen ausgebaut werden. Freilich waren in manchen Abschnitten die Güte und die Erfahrung der Truppen, die Nähe des Feindes, die Bodenbeschaffenheit und der häufige Wechsel der Besatzungen auf die Arbeiten von Einfluß, so daß trotz anerkennenswerten Fleißes und aller Mühen auch anfangs August noch immer nicht von einer durchlaufend gleichartigen, allen Anforderungen entsprechenden Stellung gesprochen werden konnte. Wie schon immer war es um die Karsthochfläche, wo der ungünstige Verlauf der zumeist im Kampfe gewonnenen vordersten Linien mühevolle Berichtigungen und Schutzmaßnahmen gegen das an vielen Stellen empfindliche Flanken- und Rückenfeuer erforderte, am schlechtesten bestellt. Durch Vorschieben einzelner Stellungsteile einerseits, durch Abschneiden vorspringender Winkel andererseits, entstand nach und nach eine zweite Linie, die als Aufnahmsstellung für die im Falle eines feindlichen Einbruches aus der Hauptkampflinie geworfene Besatzung dienen konnte, und von der aus die nächsten Reserven Gegenstöße zu führen hatten. Mit den zu den Unterständen und Kavernen nach hinten in die Dolinen führenden und durch Sandsackmauern oder Steinriegel geschützten Verbindungswegen, die hier die Laufgräben ersetzen mußten, entstanden die Anfänge einer mehr in die Tiefe gegliederten ersten Verteidigungsstellung.

Zur Charakteristik des Kampfraumes, wie er sich vor der sechsten Isonzoschlacht darstellte, schreibt GM. Anton Ritt. v. Pitreich, damals Chef der Operationsabteilung beim 5. Armeekmdo., unter anderem folgendes1): „Nach wie vor wurde aber noch das Hauptaugenmerk auf die möglichste Ausgestaltung des eigentlichen Kampfgrabens gerichtet. Da Freund und Feind meist auf die allernächste Entfernung einander gegenüberlagen, wurde es notwendig, das Schwergewicht auf die frontale Feuerabgabe der stark besetzten vordersten Widerstandslinie zu verlegen, die in Zwischenräumen von 50 bis höchstens 100 m mit Flankierungsanlagen für Maschinengewehre reich versehen war. Größte Mühe kostete es, den Kampfgraben in das schwer zu bearbeitende Karstgestein zu versenken. Mit der Zeit waren aber doch die früher üblichen Gesteinsriegel größtenteils verschwunden oder in mindestens doppelreihige Sandsackbrustwehren verwandelt. Auch von Schutzschilden wurde reichlich Gebrauch gemacht. Da der Karstboden die Anlage von Unterständen (Fuchslöchern) zum Schutz gegen die Witterungseinflüsse und die Schrapnell-x) Aus einem noch unveröffentlichten Manuskript über den Krieg am Isonzo.

Wirkung nahezu völlig ausschloß, konnte die Herstellung von splittersicheren Eindeckungen — meist aus Wellblechen oder mit Dachpappe überzogenen Brettern — trotz aller Gefahren, die sie boten, nicht vermieden werden; auch Drahtschutzgeflechte gegen Handgranaten waren üblich. Hier war es meist schwer, zwischen den begreiflichen Wünschen der Besatzung und den Geboten der Vernunft einen entsprechenden Ausgleich zu treffen. Auf die Anordnung zahlreicher Traversen wurde ein besonderes Gewicht gelegt; in der Regel wurde auf einen halben Schwarm eine Traverse gerechnet. Endlich bot auch die Herstellung der Hindernisanlage manche Schwierigkeit, da es zumeist nicht möglich war, die Hindernisse entsprechend zu verankern. Nur die immer wieder zu erneuernde Masse des Materials (spanische Reiter und mit Drahtgeflechten versehene Fußangeln) gewährte den notwendigen Schutz.“

„Diese Charakteristik betrifft in erster Linie die Stellung auf der Hochfläche von Doberdö, den schwierigsten Teil der ganzen Befestigungsanlage. Die Befestigung der anderen Frontteile war wesentlich vollständiger. Namentlich der Görzer, aber auch der Tolmeiner Brückenkopf konnten sich geradezu als Meisterwerke neuzeitlicher Feldbefestigungskunst sehen lassen. Dort war es auch möglich, für die Bequemlichkeit der Truppe besser vorzusorgen. Viel war dabei auch der geschickten Auswertung der vorhandenen elektrischen Kraft zu danken. Vor allem ändern wertvoll für den Betrieb von Gesteinsbohranlagen, erleichterte sie auch in Form von Beleuchtungs-, Lüftungs- und Beheizungsanlagen das schwere Los der Truppe. Hier legten die landsturmpflichtigen Zivilingenieure manche Proben ihrer Tüchtigkeit und Verwendbarkeit ab.“ „Die ungeheure räumliche Ausdehnung im schwerst zu behandelnden Gestein brachte es aber mit sich, daß die verfügbare Arbeitskraft nur für die möglichste Erhöhung der Widerstandskraft der ersten Stellung knapp ausreichte. Dem Streben der höheren Führung, durch Anlage hinterer Linien für eine nachhaltige Sicherung der Isonzofront im weiteren Sinne Sorge zu tragen, konnte nur in ganz geringem Maße entsprochen werden, dies um so mehr, als auch die notwendige Herstellung von Verbindungen im Rücken der kämpfenden Armee viel Zeit und Kraft in Anspruch nahm. Es sei in diesem Belange besonders auch auf das ausgedehnte, unwegsame, wasserarme Gebiet der Hochflächen von Bainsizza, Lom und Kal hingewiesen.“

„Daher mußte vor allem daran geschritten werden, für diese Gegend erst Zugangs- und Zuschubmöglichkeiten zu schaffen. Auch in dieser Hinsicht wurde während des Winters und Frühjahrs einiges gev    3

schafft; die Hauptarbeit wurde hiebei durch russische Kriegsgefangene geleistet, die innerhalb des gefährdeten Raumes der Kampffront nicht verwendet werden konnten. Sehr viel war aber mit den rund 20.000 Kriegsgefangenen, die der Armee zu diesem Zwecke insgesamt zur Verfügung standen, in dem ausgedehnten Etappengebiete der Armee auch nicht zu leisten. Immer drängte eine Arbeit die andere, eine unaufschiebliche Dringlichkeit lief der anderen den Rang ab.“

„Ähnliches galt für die gleichfalls sehr beschränkte Zahl von etwa

20.000 eigenen Arbeitskräften, deren Masse beim eigentlichen Stellungsbau einzusetzen war. Es waren daher um diese Zeit erst sehr bescheidene Ansätze zu hinteren Verteidigungsanlagen wahrzunehmen. Meist waren sie hauptsächlich auf dem Papier vorhanden, damit die Vorgesetzten Kommanden beruhigt wurden. Suchte man die vielgerühmte zweite und dritte Stellung im Gelände, so war nicht viel davon zu finden. Hier von oben her schärfer einzugreifen, war auch nicht zweckmäßig, da es stets Verdacht erregte, ein überwiegendes Interesse für ,hinten4 zu bekunden, und da auch nicht die Verantwortung übernommen werden konnte, der immer noch sehr ausgestaltungsbedürftigen ersten Stellung namhaftere Arbeitskräfte zu entziehen.“

„Nur dank der günstigen Bodenbeschaffenheit konnte das Wippach-tal mit einer fünf Kilometer hinter dem Görzer Brückenkopf durchlaufenden zweiten Widerstandslinie ausgestaltet werden. Ohne noch eine Tiefengliederung aufzuweisen, verlief diese vom Mt. S. Gabriele über Sv. Katarina, Grazigna, auf dem Höhenrande unmittelbar östlich der Stadt Görz, über S. Marco, am östlichen Ufer der Vertojbica zur Wippach und suchte auf deren linkem Ufer über S. Grado di Merna Anschluß an den Nordhang der Hochfläche von Comen. Hier war ein mit einem durchlaufenden Hindernis versehener Kampfgraben fertiggestellt. Sein Anschluß im Norden über den Mt. Santo und die Höhe -<>-652 gegen Plava, im Süden gegen die Befestigungen der Karsthochfläche, ließ aber noch viel — um nicht zu sagen alles — zu wünschen übrig.“

„Auf der Hochfläche von Doberdö hatte man eine zur Not verteidigungsfähige Abriegelung von S. Martino in geradewegs südlicher Richtung über Marcottini zum Debeli vrh geschaffen. Dahinter war mit der Anlage einer durchlaufenden Kampflinie am Ostrande des Vallone-grabens begonnen worden, die im Süden über A 208 zur Höhe -144 das Brestovicatal absperren und sich bei Höhe -<>- 77 nächst der Südbahn an die erste Stellung anlehnen sollte. Diese Linie hatte den Nachteil, daß der Westrand des Vallone den Ostrand überhöhte. Diese vorgenannten drei Linien besaßen erst einen sehr geringen Grad von Verteidigungsfähigkeit; von weiteren Verteidigungsanlagen im Rücken der Armee konnte kaum die Rede sein. Zur Anlage und Ausgestaltung dieser Befestigungsarbeiten waren vornehmlich nur Marschformationen herangezogen worden, für die diese Arbeit eine gute Schulung war. Die vorhandenen technischen Truppen — insgesamt 36 Kompagnien und 15 Gesteinsbohrzüge — arbeiteten nur in der ersten Stellung. Am meisten Zeit und Mühe nahmen, in dem begreiflichen Bestreben, möglichst für alle Karstverteidiger bombensichere Unterstände zu schaffen, die Kavernenbauten in Anspruch. In dieser Hinsicht hatte man namhafte Fortschritte gemacht; grauenvoll genug war es, das nackte Leben in diesen unterirdischen Verließen und feuchten Höhlen zu fristen. Daraus erklärt sich auch die hohe Zahl der Kranken, die die Reihen des VII. Korps ständig in unliebsamer Weise schwächten. Nahezu ein ganzes Buch könnte damit ausgefüllt werden, um alle Improvisationskünste aufzuzählen, die im Laufe der Zeiten angewendet wurden, um das Leben dieser unfreiwilligen Höhlenbewohner erträglich zu gestalten. Keine noch so große Unbill vermochte jedoch den Geist jener herrlichen Truppen zu trüben, die damals dort ihr Leben einsetzten zur Erhaltung ihres gemeinsamen Vaterlandes. Im stolzen Siegergefühl der durchgekämpften Schlachten und in Würdigung dessen, was nun zur Ausgestaltung der Front geschehen war, sah man trotz der relativen Schwäche der Besatzung mit Zuversicht den künftigen Ereignissen entgegen.“

Der Schlachtplan des italienischen 3. Armeekommandos und die

Maßnahmen zur Verschleierung seiner Absichten

\

Mit der Anlage und Durchführung des Hauptangriffes am Isonzo, für den die italienische Heeresleitung nur die großen Richtlinien und die Anordnungen für den Aufmarsch der Verstärkungen festgelegt hatte, wurde der Kommandant der 3. Armee als der tüchtigste und fähigste der italienischen Armeeführer beauftragt.

Nach dem Schlachtplan des GLt. Aosta sollte der Angriff am 4. August durch einen ablenkenden Flankenstoß des verstärkten VII. Korps gegen den schon im Juli angegriffenen Südflügel der k.u.k. 5. Armee im Abschnitte Selz—Monfalcone eingeleitet werden. Die Wiederaufnahme des Kampfes in diesem Raume war nicht auffallend und konnte als Fortsetzung des früheren Unternehmens aufgefaßt werden. Absicht und

Zweck dieser Maßnahmen waren jedoch, sowohl die Aufmerksamkeit des Gegners als auch dessen etwa vorhandene Reserven vom wirklichen Einbruchsraum abzulenken.

Den Hauptangriff hatten am 6. August zwei mächtige Kampfgruppen durchzuführen. Die eine, das italienische VI. Korps unter dem GLt. Capello, mit vier dicht zusammengeschlossenen Divisionen in der Front und zwei Divisionen dahinter als Reserven, hatte mit dem Nordflügel in dem schmalen Raum Mt. Sabotino—Höhe -<>188, mit dem Südflügel gegen die Podgora vorzustoßen, um die Front des Görzer Brückenkopfes zu durchbrechen und zunächst bis an den Fluß vorzudringen. Im Zwischenräume von Oslavija bis zum Orte Grafenberg sollte eine Verbindungsgruppe die gegnerische Besatzung auf den Höhen von Pevma niederhalten. Über die Eroberung des Görzer Brückenkopfes hinaus hatten zunächst weder GLt. Cadorna noch der Führer der 3. Armee ihre Ziele abgesteckt.

Die zweite Kampfgruppe, das drei Divisionen starke XI. Korps, hatte gleichzeitig den Mt. S. Michele zu nehmen, der als südlicher Eckpfeiler des Görzer Brückenkopfes angesehen wurde. Das XIII. Korps, in der Mitte des Karstabschnittes, sollte sich bereithalten, um in den Kampf je nach Bedarf einzugreifen1).

Die italienische 2. Armee hatte nördlich vom Mt. Sabotino nur Nebenaufgaben. Sie sollte den Gegner hindern, Kräfte an die angegriffenen Frontabschnitte zu verschieben. Da ihre Truppen nach Ansicht der Heeresleitung für einen Angriff nicht ausreichten, um einen entsprechend starken Druck auf die öst.-ung. Linien nördlich vom Mt. Sabotino auszuüben, hatte sie zu Beginn des Hauptangriffes durch eine starke Beschießung der Stellungen und der hinteren Räume bei Tolmein die Vorbereitung zu einer größeren Kampfhandlung vorzutäuschen.

Obwohl die Verschiebung von sieben italienischen Brigaden im Laufe des Monats Juli von der Tiroler Front gegen den Isonzo nicht unbemerkt geblieben war (S. 22), rechnete die öst.-ung. Heeresleitung nicht vor Mitte August mit einem entscheidungsuchenden Angriff der Italiener. Man hatte bei den führenden Stellen die Einbußen des Feindes während der fast zweimonatigen Gebirgskämpfe sowie deren Auswirkungen wohl überschätzt und glaubte, daß der Feind seine ursprünglichen Angriffspläne in der Richtung über Görz und auf den Karst erst wieder aufnehmen werde, sobald das kaum mehr abwendbar erscheinende Eingreifen Rumäniens erfolgt sein werde.

Tosti, 171.

In der Tat zeigte die Lage vor der Armee Boroevic keine wesentlichen Veränderungen. Es konnten auch keine auffälligen Vorbereitungen für eine große Angriffsschlacht, wie etwa das Einschießen neuer Batterien, ein erhöhter Bahn- oder Kraftwagenverkehr und ähnliche Maßnahmen im Rücken des Feindes beobachtet werden. Die Gefechtstätigkeit hielt sich in den gewöhnlichen Grenzen des Stellungskrieges und nur die feindliche Lufterkundung war um ein Geringes lebhafter geworden. Bedenklicher war, daß seit dem 25. Juli eine Reihe von Funkstationen höherer italienischer Befehlsstellen im Raume Padua—Vicenza—Bassano ihre Sendungen unterbrochen hatte, und daß die Luftaufklärung am 27. Juli größere Truppen- und Kolonnenbewegungen im Raume Bassano—Feltre—Treviso melden konnte.

Die Unsicherheit der Lage war damit zu erklären, daß die italienische Heeresleitung bis ins kleinste gehende Vorsorgen getroffen hatte, um ihre Pläne möglichst lange geheim zu halten. Vor allem wurden die größeren Bewegungen, Märsche und Transporte zumeist während der Dunkelheit durchgeführt. Infolge der ausgezeichneten Vorbereitungen 1) entging unserer Beobachtung die gerade in den Tagen um die Monatswende durchgeführte wesentliche Verstärkung der italienischen Artillerie und der Minenwerfer vor dem Görzer Brückenkopf und in der Ebene westlich vom Mt. S. Michele (S. 27).

Daß die verdächtige Ruhe an der Front beim Verteidiger kein Mißtrauen erweckt hatte, war nicht zuletzt auch dem Ausbleiben der zahlreichen italienischen Überläufer zuzuschreiben, die sonst immer das sicherste Anzeichen für den nahen Beginn einer großen Angriffsschlacht gewesen waren.

Da der Feind in der Lage war, seine vordersten Angriffstruppen an den wichtigsten Punkten im Durchschnitt nicht weiter als auf Sturmentfernung vor den beabsichtigten Einbruchsräumen, gegen Artillerie-und Minenwerferfeuer gesichert, bereit zu stellen, bestand für ihn die Möglichkeit, den Verteidiger zu überraschen. Dieser Vorteil nebst der außergewöhnlich günstigen allgemeinen Lage und die starke Überlegenheit an Streitkräften ließen einen Überfall verlockend und aussichtsreich erscheinen. War erst der Anfangserfolg errungen, auf den der Plan aufgebaut war, so konnten später weiterreichende Ziele verfolgt werden. Die eigentliche Losung für den Angriff hieß „Görz“, aber man wollte,

!) Ausgiebige Tarnung aller Verkehrswege hinter der Front bis weit nach hinten, Besprengen der Straßen zur Verhinderung der Staubentwicklung, Fliegerdisziplin der Truppen bei allen Bewegungen, u. dgl. (C a p e 11 o, I, 298).

eingedenk der früheren Schlachten, diesen Namen vorzeitig nicht allzulaut betonen, und setzte zum Ziel des Angriffes zunächst lediglich die Eroberung des Brückenkopfes.

Der Verlust des Görzer Brückenkopfes Hiezu Beilage 2 Die Einleitungskämpfe am 4. und 5. August

Seit dem 2. August hatte sich zwar die bisher nur gegen den Görzer Brückenkopf und die Karststellungen gerichtete mäßige feindliche Artillerietätigkeit auf die ganze Front der k.u.k. 5. Armee ausgedehnt, ohne jedoch die gewohnte Stärke zu übersteigen. Der Verkehr hinter der italienischen Front hatte etwas zugenommen, schien sich aber, ohne eine bestimmte Richtung erkennen zu lassen, hauptsächlich auf Troßbewegungen zu beschränken. Noch hielt die verhältnismäßige Ruhe an der küstenländischen Front im allgemeinen an.

Da eröffnete die italienische Artillerie am 4. August um 10h vorm. gegen den ganzen Südteil der Hochfläche von Doberdó ein äußerst lebhaftes Geschütz- und Minenwerferfeuer, das sich gegen den Raum östlich von Selz, den Mt. Cosich und den Monfalconerücken zeitweise bis zum Trommelfeuer steigerte. Es hatte den Anschein, als ob der Feind die vier Wochen früher vergeblich gebliebenen Bemühungen in diesem Abschnitt wiederholen wollte. Um 2h nachm. schritt die Infanterie der beiden verstärkten Divisionen des VII. Korps zum Angriff. Das vorzüglich geleitete Abwehrfeuer der westlich von der Hermadahöhe aufgestellten Batterien der 43. FABrig. und jenes der flankierend wirkenden Marineartilleriegruppe bei Duino zwang die Sturmsäulen der Italiener zu Boden. Erst als der Feind den Angriff durch Teile von sieben Regimentern auf breiter Front wiederholte, fielen gegen 6h nachm. einige Gräben bei Selz und auf dem Monfalconerücken in seine Hand. Nach wechselvollen Kämpfen, in denen sich das ostgalizische IR. 80 tapfer schlug, mußte der Feind am Abend unter erheblichen Verlusten und bei Zurücklassung von 230 Gefangenen und 2 Maschinengewehren die Stellungen der k.u.k. 60. IBrig. vollständig räumen1). Während der dann ziemlich ruhig verlaufenden Nacht stellte der Kommandant des

x) Die Verluste der 60. IBrig. betrugen an diesem Tage 120 Tote, 470 Verwundete und 120 Vermißte.

Abschnittes IIIb, FML. Edl. v. Schenk, in Erwartung neuer Vorstöße, seine Abschnittsreserve, die 59. IBrig., im westlichen Teile ihres weitausgedehnten Unterkunftsbereiches bei Jamiano und Brestovica bereit. Nördlich von dem angegriffenen Abschnitt bis über Görz hinaus verhielt sich die feindliche Infanterie an diesem Tage ruhig. Gegen Mitternacht auf den 5. August wurde auf dem Grojnarücken westlich von Al Ponte durch Sappeure der k.u.k. 58. ID. eine Mine gesprengt und durch den nachfolgenden Ausfall einer kleinen Abteilung des k. u.LstlR. 2 ein italienischer Minengang samt etlichen Sappen zerstört.

Der 5. August brachte endlich eine Klärung der gespannten Lage. Die nachts eingebrachten Gefangenen hatten ausgesagt, daß ein mächtiger Angriff der Italiener unmittelbar bevorstünde. Aber auch eine Reihe anderer untrüglicher Anzeichen deutete darauf hin. Schon das am Vormittage gegen den Nordteil der Hochfläche von Doberdö gerichtete Artilleriefeuer machte den unzweideutigen Eindruck des planmäßigen Einschießens durch eine große Zahl bisher nicht bekannter neuer Batterien. Vom Mittag bis in die Nacht wurden der am Tage zuvor angegriffene südliche Rand des Karstes und die Hügelstellungen östlich von Monfalcone, der Mt. S. Michele, insbesonders aber der Görzer Brückenkopf, die Brücken und die Stadt selbst zumeist aus schweren Kalibern beschossen. Es entstanden dadurch große Brände und beträchtliche Bauschäden sowie Verluste auch unter der Zivilbevölkerung. Auffallend waren die starken Truppenbewegungen in der Isonzoebene hinter der feindlichen Front und der erhöhte Bahnverkehr auf den Strecken von Casarsa gegen Udine und Cormons. Abends unternahm je ein italienisches Bataillon bei der Wegkote 111 und an der Straße Selz—Doberdö Erkundungsvorstöße, die aber leicht abgewiesen wurden.

In der Erkenntnis, daß es nun doch einen voraussichtlich schweren Kampf durchzufechten gelte, erbat GO. Boroevic in Teschen eine bescheidene Vermehrung der schweren Artillerie und bezeichnete als dringendsten Bedarf zwei schwere Mörser-und drei schwere Feldhaubitzbatterien.

Der Überfall auf den Görzer Brückenkopf

Die Nacht auf den 6. August war ziemlich ruhig, aber in höchster Spannung verlaufen. Ein hochsommerlich klarer Sonntagsmorgen brach an. Da setzte mit einem Schlage um 6h45 früh an der ganzen Front von Tolmein bis zur Küste das italienische Artillerie- und Minenwerferfeuer mit äußerster Heftigkeit ein. Nach kurzer Zeit versanken die Höhen vom Mt. Sabotino bis zur Ebene bei Lucinico und die Stadt Görz mit ihren Vororten zwischen Salcano und St. Andrä in Qualm und Staub. Von den Beobachtungspunkten auf den Hügeln, die das Becken von Görz im Osten umschließen, sah man bald nichts mehr als eine ungeheure graubraune Rauchwand, aus der ununterbrochener Donner grollte und Blitze zuckten von dem Einschlagen und Bersten unzähliger Granaten und Minen. Gleichzeitig zogen hoch in der Luft heulend und gurgelnd die schweren Geschoße der italienischen Fernkampfbatterien ihre Bahnen, um dann weit hinter der Kampffront die höheren Kommandostellen und die Verbindungen zu lähmen, den Verkehr auf den Anmarschwegen zur Front zu stören und Verwirrung in die mit Reserven und Versorgungsstellen belegten Ortschaften und Lager zu tragen.

Die Gruppierung der Kräfte im Abschnitte der 58. ID. am 6. August früh zeigt die Skizze 1 der Beilage 2. Vom Isonzo quer über den Mt. Sabotino bis Oslavija verteidigten dreieinhalb Bataillone der 4. GbBrig. die Stellungen auf dem Nordflügel des Brückenkopfes, drei Bataillone der k. k. 121. LstlBrig.1) den Mittelabschnitt von Oslavija über die waldigen Höhen von Pevma bis zur Höhe westlich von Grafenberg. Die

5. GbBrig. stand mit drei Bataillonen auf der Podgora und in der Brückenschanze bei Lucinico, mit zwei Bataillonen den Isonzo entlang bis zur Wippachmündung. Sieben Bataillone der 58. ID. waren als Reserven in den Ortschaften der Wippachsenke zurückgehalten. Nahezu die Hälfte dieser Truppen bestand aus noch nicht schlachterprobten Landsturmbataillonen. Die Besatzung des Brückenkopfes selbst bildeten drei Schützen-, ein Marsch- und fünf Landsturmbataillone. Diese ungünstige Truppen Verteilung erklärt sich daraus, daß die 58. ID. für die Offensive aus Südtirol eine Heeresbrigade und von ihren beiden Gebirgsbrigaden überdies noch vier vollwertige Heeresbataillone für den als besonders wichtig erachteten Abschnitt Plava—Zagora an die 62. ID. hatte abgeben müssen. Dafür waren von dieser fünf Landsturmbataillone als Besatzung für weniger gefährdete Teile dem Abschnitte der 58. ID. zugeteilt worden Von den vier Heeresbataillonen der 62. ID. standen allerdings zwei in Reserve hinter dem Südflügel dieser Division, um gegebenenfalls rasch auch im Brückenkopf eingreifen zu können. Dazu kommt, daß die 58. ID. einschließlich aller Positionsgeschütze nur über 87 Geschütze mit sehr wenig Munition verfügte.

*) Diese drei Bataillone (k. u. LstIBaone. I und II/2, III,/31) gehörten organisationsgemäß in den Verband der k. u. 209. LstlBrig. der 62. ID.

Gegen diese 181/2 Bataillone und 87 Geschütze der 58. ID., die unter dem Befehle des GM. Erwin Zeidler den Görzer Abschnitt seit Beginn des Krieges ruhmvoll verteidigte, trat nun das italienische VI. Korps mit seinen sechs zum Teil verstärkten Divisionen, unterstützt durch eine Artilleriemasse von etwa 500 Geschützen und 400 Minenwerfern, zum Angriff an. Eine mindestens vierfache Übermacht an Bataillonen, eine fast sechsfache Übermacht an Geschützen, die Minenwerfer nicht gerechnet, die sich an den Brennpunkten des Kampfes in ein groteskes Mißverhältnis steigerte, sollte den Erfolg sichern. Hiezu kam noch, daß der Feind über die Lage im Brückenkopf in allen Einzelheiten genauestens unterrichtet war. Am 13. Juli waren drei Offiziersanwärter aus Dalmatien vom Mt. Sabotino zum Feinde übergelaufen, die ziemlich wertvolle Angaben über ihren Abschnitt zu machen vermochten. In der Nacht auf den 1. August waren abermals zwei italienische und ein tschechischer Offiziersanwärter zum Feinde desertiert. Sie lieferten dort einen Plan über die Verteidigungsanlagen auf der Podgora aus, berichteten über die Stärke und Zusammensetzung der Besatzung des Brückenkopfes, den Mangel an Reserven, die Kommandostandpunkte und gaben dem Feinde wichtige Ajihaltspunkte über jene Fehler, die er sich in den bisherigen Schlachten hatte zuschulden kommen lassen. Es ist nicht von der Hand zu weisen, daß dieser planmäßig vorbereitete Verrat den Beginn des Angriffes beschleunigt hatte, da der Feind seine Kenntnisse ausnützen wollte, ehe Verstärkungen herangekommen waren. Er ermöglichte es dem Feinde aber auch, jenen vollendet durchdachten Feuerplan zu entwerfen, dem jetzt in wenigen Stunden manch wichtiger Kernpunkt der Verteidigung zum Opfer fiel.

Das vielstündige schwere Feuer hatte die Kampfgräben der ersten und der zweiten Linie bereits größtenteils eingeebnet und alle Verbindungen seit vielen Stunden unterbrochen, als um die Mittagsstunde die feindliche Artillerie ihre Zerstörungsarbeit zum Trommelfeuer gegen die Einbruchstellen auf dem Mt. Sabotino und auf der Podgora verdichtete. Durch dieses wurden noch die letzten Hindernisse in den Boden hineingestampft, die im gewachsenen Felsen ausgesprengten und betonierten Maschinengewehrstände zertrümmert, die Kaverneneingänge verlegt, die Posten getötet, verwundet oder verschüttet. Die Stellungen des Görzer Brückenkopfes waren nur mehr ein vollständig zerschossener, wirrer, in Rauch und Staub gehüllter Trümmerhaufen. Da traten um 4h nachm. die Sturmsäulen des italienischen VI. Korps an der ganzen Front des Brückenkopfes gleichzeitig zum Angriff an.

Die erste Angriffsstaffel Capellos x) begann, in drei Gruppen gegliedert, schon vorzugehen, als besonders genau schießende Batterien und Minenwerfer das Feuer auf die vorderste öst.-ung. Linie noch fortsetzten und sogar verstärkten, so daß der Verteidiger, durch den dichten Rauch und Staub behindert, die vorstürmenden Wellen des Feindes und das Verlegen des Feuers der Masse der italienischen Batterien auf die zweite Linie gar nicht wahrnahm. Auf dem Nordflügel des VI. Korps griff eine Stoßgruppe von drei italienischen Brigaden der 45. ID. (22 Bataillone) den Mt. Sabotino an, den ein Bataillon kroatischer Dalmatiner des SchR. 37 verteidigte. Die Dalmatiner wurden überrascht und von den Massen der Italiener überrannt. Der Feind blieb aber nicht wie in den früheren Schlachten nach dem Eindringen in der ersten Linie liegen, sondern rückte alsogleich auf dem Rücken des Mt. Sabotino in der Richtung auf S. Valentino—S. Mauro vor. Ins nahe Isonzotal gegen die Übergänge bei Salcano herabzustoßen, hatte er aber nicht gewagt. Diese Ereignisse spielten sich so rasch ab, daß die Reserven des Verteidigers nicht mehr Zeit fanden, sich aus den Kavernen, deren feind-wärtige Ausgänge verschüttet waren, herauszuarbeiten. Auf diese Weise geriet zahlreiche Mannschaft in Gefangenschaft2).

Zur selben Zeit wie auf dem Mt. Sabotino stürmte die rechte Flügelgruppe des italienischen VI. Korps, es waren 18 Bataillone der 11. und der 12. ID., gegen den Südteil des Brückenkopfes vor. Auf dem Hauptrücken der Podgora, beiderseits der Höhe A 240, schlugen zwei Bataillone des heldenmütigen SchR. 23 die allseits anbrandende Sturmflut der Italiener zurück. Auch in der Brückenschanze bei Lucinico vermochte die Besatzung die hinteren Linien gegen zahlreiche übermächtige Angriffe der italienischen 12. ID. zu behaupten. Hingegen konnte der Feind sich knapp nördlich davon auf dem Kamm des Kalvarienberges bei der Kote 184 einnisten. Das beabsichtigte Einschwenken feindlicher Gruppen gegen den Osthang der Podgora vermochten die Verteidiger aber zu vereiteln. Kritisch wurde die Lage auf dem von italienischen Massen umbrandeten südlichen Stützpfeiler des Brückenkopfes, als eine Brigade der 11. ID., die im Tale zwischen der Podgora und den Höhen von Pevma vorgestoßen war, den Südflügel der 121. LstlBrig. zwischen Al Ponte und den Höhen westlich von Grafenberg durchbrochen und

*'j Capello, I, 295 f.

2) Gen. Venturi, der ehemalige Kommandant der 45. ID., gibt in seinem Werk 130 f.) die Zahl der Gefangenen mit 1200 Mann an. Die Verluste seiner Division betrugen 116 Tote. 853 Verwundete und 217 Vermißte, zusammen 1186 Mann.

sich auf dem nördlichen Abhange der Podgora bei -d- 206 und A 157 festgesetzt hatte. In kurzer Zeit erreichten einige italienische Abteilungen das hier auf nur 300 bis 500 m hinter der vordersten Kampflinie liegende Isonzoufer, wobei Patrouillen über die Brücken von Al Ponte und Grafenberg sogar auf das Ostufer, kleinere nach Süden vordringende Gruppen in den Ort Podgora und damit in den Rücken des SchR. 23 gelangten.

Die Mittelgruppe des italienischen VI. Korps, acht Bataillone der 24. ID., konnte den tapferen Widerstand der Besatzung im Abschnitte Piumicatal—Höhe    188—Oslavija nicht brechen und blieb vor unseren

Stellungen liegen. Dagegen vermochten etwa zwei Bataillone der Italiener auf dem Südteil des Kirchenrückens einzudringen und, durch eine in der Richtung auf Pevma verlaufende Schlucht vorstoßend, diesen Ort und den Isonzo zu erreichen.

Bis zum Abend gewann das 58. IDKmdo. das aus der Skizze 1 der Beilage 2 ersichtliche Bild über die Lage im Brückenkopf. Die Divisionen Capellos hatten die Befestigungen an drei Stellen durchbrochen. Auf dem Mt. Sabotino war die 45. ID. bis zur Linie S. Valentino— S. Mauro vorgedrungen. Reste der Besatzung kämpften noch an den Kavernenausgängen hinter der feindlichen Front; an den steilen Felshängen oberhalb von Salcano hatten sich hier eingesetzte Reserven angeklammert. In einer Kaverne verteidigte sich eine Gruppe noch bis zum 8. August; sie wurde schließlich vom Feinde ausgeräuchert und gefangen. Die Talsperre in der Isonzoschlucht hielt stand. Zwischen dem Piumicatale und Oslavija behaupteten zwei Bataillone der 4. GbBrig., Egerländer Landsturm und Dalmatiner Schützen, unverändert ihre Stellungen, obwohl der Feind sie rechts aus der Richtung S. Mauro und links von Pevma in Flanken und Rücken schwer bedrohte.

In ähnlich gefährdeter Lage hielt das tapfere k. u. LstlR. 2 auf den Höhen westlich von Pevma stand, trotzdem sie von dem am Isonzo bei Pevma und südlich von Al Ponte stehenden Feind fast eingeschlossen waren. In den schwierigsten Verhältnissen befand sich die Gruppe, die unter dem Kommandanten des SchR. 23, Obst. Noe, auf der Höhe A 240 bisher allen Angriffen widerstanden hatte, nun aber durch den Einbruch des Feindes in den Ort Podgora von allen Seiten, auch im Rücken, umfaßt war. Nur durch eine schmale Lücke in der feindlichen Umzingelung konnte noch die Verbindung mit der Besatzung der Brückenschanze aufrecht erhalten werden.

Die Lage der 58. ID. war sehr ernst, aber noch nicht hoffnungslos.

Ihre Führer gaben den Gedanken noch nicht auf, den Brückenkopf weiter zu behaupten, wenn es nur gelang, den eingedrungenen Feind, wie bisher noch immer, zurückzuwerfen. Der Stellungskrieg am Isonzo hatte wiederholt gelehrt, daß unhaltbar scheinende taktische Lagen wiederhergestellt und ganz unwahrscheinlich verlaufende Fronten behauptet werden konnten, wenn eine tapfere Besatzung bei kaltblütiger Führung so lange ausharrte, bis Unterstützungen eintrafen.

Gegenangriffe im Brückenkopf von Görz Hiezu Skizze 1 der Beilage 2

Noch am 6. August vormittags hatte GO. Boroevic an alle Abschnittskommandanten einen Befehl gerichtet, in dem er unter Hinweis auf die allgemeine Lage die Notwendigkeit betonte, die über ein Jahr zähe verteidigten Stellungen auch weiterhin zu behaupten. Als am Abende nach dem schweren ersten Schlachttage die Lage an der Front halbwegs klargestellt war, wurde es den Unterführern zur besonderen Pflicht gemacht, „auch diesmal keinen Schritt zu weichen und eventuell Verlorenes durch Gegenangriff wiederzugewinnen“.

Diesen Gedanken entsprangen auch die nächsten Maßnahmen des 58. IDKommandos. Die im Wippachtale stehenden Reserven — sieben Bataillone — waren nach dem Abessen gegen die Front zu in Marsch gesetzt worden. Da alle Annäherungswege, die Ortschaften im Görzer Becken und im Wippachtale, die Stadt und die Isonzobrücken andauernd unter schwerem Feuer lagen, war an einen Gegenangriff vor Einbruch der Dunkelheit nicht zu denken.

Auf die ersten Nachrichten von dem Eindringen der Italiener in den Brückenkopf hatten die in Görz zur Hand befindlichen schwachen Kräfte l) zur Sicherung der Stadt und der Übergänge das Ostufer des Isonzo im Abschnitte gegenüber von Pevma bis gegenüber von Podgora besetzt und von feindlichen Patrouillen gesäubert; gleichzeitig wurde die Räumung der Stadt von den Zivilbehörden, den Etappeneinrichtungen und den Verpflegsvorräten angeordnet.

Das XVI. Korpskmdo., das selbst über keine Reserven verfügte,

^ !) Die zur Vorbereitung der Brückensprengung befohlene 4. Komp. des PB. 7, eine Kompagnie der 121. LstlBrig., zweieinhalb Marschkompagnien des SchR. 37 und die 7. Kompagnie des SB. 9.

wies bis zum Abend von den hinter dem Südflügel der 62. ID. bereitgestellten Reserven der 58. ID. je ein Bataillon nach Salcano (111/69) und zur Militärschießstätte östlich von Görz (11/22) zu.

Indessen waren auch die Reserven der 58. ID. aus dem Wippachtale bei Görz eingetroffen. Bis zum Einbruch der Dunkelheit tobte das feindliche Artillerie- und Minenwerferfeuer gegen die in Qualm gehüllten Stellungen weiter. Auch die Standorte des Divisions- und der Brigadekommandos in der Stadt standen andauernd unter schwerstem Feuer. Wenn ein Windstoß die Rauchschwaden für wenige Augenblicke hob, blinkten die Hilferufe der Podgoraverteidiger zur Stadt herab.

Trotz der überragenden Bedeutung, die eine Rückgewinnung des Mt. Sabotino für das weitere Schicksal des Brückenkopfes haben mußte, war es nicht möglich, die Hauptkraft der zur Verfügung stehenden Reserven sofort nur diesem einen Zweck dienstbar zu machen. Zur Sicherung des wider den Mt. Sabotino angesetzten Gegenangriffes in der linken Flanke mußte ein beträchtlicher Teil der ohnehin sehr bescheidenen Kräfte zu der vor allem notwendigen Säuberung des Isonzo-ufers von Pevma bis Podgora verwendet werden. Insbesondere erforderte die Lage der Besatzung auf dem südlichen Eckpfeiler des Brückenkopfes ein rasches Eingreifen.

Mit den bis zum Abend herangeführten Reserven und Verstärkungen — zusammen neun Bataillonen — beabsichtigte Obst. Adalbert v. Dáni, der in Vertretung des beurlaubten GM. Zeidler das Divisionskommando führte, die drei sackartig gegen den Isonzo vorspringenden Frontteile der Italiener abzuschnüren.

Noch während der Nacht und am 7. August in den Morgenstunden wurde die Vertreibung der Italiener aus dem Einbruchsraume Al Ponte— Grafenberg—Ort Podgora mit Erfolg durchgeführt. Für den Gegenangriff von Norden wurden der k. k. 121. LstlBrig. sechs Kompagnien (k. k. Landsturminfanteriebataillon IV/39 und je eine Kompagnie des Bataillons III/ 69 und des SchR.23) zugewiesen. Gleichzeitig sollte von Süden die 5. GbBrig. mit den Bataillonen VII/22, II und 34 III/SchR. 23 die Säuberung des Ortes Podgora und des Einbruchsraumes auf dem südlichen Teil der Podgora durchführen.

Da ein Vorgehen über die Brücken zwischen Al Ponte und Podgora wegen des starken italienischen Maschinengewehrfeuers nicht möglich und der Feind bereits bis zum Südrande des Ortes vorgedrungen war, sollte sich ein Teil der Gegenangriffsgruppe der 5. GbBrig. in der Dunkelheit über die Eisenbahn- und Straßenbrücke am Westufer sammeln und von dort aus den Angriff durchführen, um den Anschluß an die Gruppe des Obst. Noe auf der Podgora gewinnen zu können.

Dem Zusammenwirken der angesetzten Kräfte der beiden Brigaden stellten sich mancherlei Hindernisse entgegen. In schwerstem Ringen, das bis zum Vormittag des 7. August dauerte, und in dem sich insbesondere das k. k. Landsturminfanteriebataillon IV/39 auszeichnete, gelang es, den Nordteil der Podgorahöhe und den Ort Podgora wiederzugewinnen, wobei von den hier bis an den Isonzo vorgedrungenen Ita-liern etwa 2000 Mann gefangen genommen wurden1).

Im Abschnitte von Pevma hatte bis zum Abend das k. u. LstlR. 2 durch Gegenangriffe aus eigener Kraft den Feind von Pevma zurückgedrängt und im ganzen Abschnitt die ursprünglichen Stellungen wiedergewonnen, ausgenommen auf dem rechten Flügel, wo der Kampf um den Kirchenrücken noch nicht abgeschlossen war. Erst gegen Mitternacht auf den 7. war der ganze Abschnitt wieder im Besitz der Verteidiger; 800 Italiener waren in Gefangenschaft geraten, darunter drei Bataillonskommandanten. Mehrere Maschinengewehre wurden erbeutet.

Dem 4. GbBrigKmdo. standen für die Wiedergewinnung des Mt. Sabotino vierdreiviertel Bataillone (II/SchR. 37, 11/22, FJB. 2, 74III/69, k. k. LstlBaon. 83) zur Verfügung. Der Gegenangriff wurde mit anderthalb Bataillonen über die Eisenbahnbrücke bei Salcano, mit der Hauptkraft — da der Feind schon bis an den Seilsteg bei S. Mauro vorgedrungen war — über die Behelfsbrücke östlich von Pevma angesetzt. Da diese die ganze Nacht unter dem Artilleriefeuer des Feindes stand und auch noch von den der 121. LstlBrig. zugewiesenen Reserven benützt werden mußte, so fiel der Gegenangriff schon in den anbrechenden Tag und stieß bereits auf starke feindliche Kräfte; die Artillerie aber konnte ihn wegen Munitionsmangels nicht unterstützen. Um 8h vorm. gelang es den Italienern, die Höhe -<>-188 zu nehmen, von wo sie nunmehr gegen die westliche Flanke der Gegenangriffsgruppe der

4. GbBrig. vorgingen. Nordöstlich dieser Einbruchsstelle war das im Piumicatal noch immer ausharrende k. k. Landsturminfanteriebataillon 6 von rechts und links in Gefahr, abgeschnitten zu werden, und mußte seine ruhmvoll gehaltenen Stellungen preisgeben. Auch der rechte Flügel des Abschnittes von Oslavija mußte zurückgebogen werden; man war ge-

vj Einem gefangenen italienischen Stabsoffizier wurden Aufzeichnungen abgenommen, aus denen hervorging, daß der Feind auf Grund der von den Überläufern gemachten Aussagen über viele Einzelheiten der Verteidigung im Brückenköpfe unterrichtet war.

zwungen, die für den Gegenangriff bestimmten Kräfte dafür zu verwenden, um eine neue Front vom Rücken südlich von Oslavija über -c>-165 an der Straße und auf dem Rücken 138 bis zur Einmündung des Piumica-baches zu bilden. Das Bataillon 11/22, das auf dem linken Flügel der Gegenangriffsgruppe bis zum Steilhang des Mt. Sabotino oberhalb S. Mauro vorgestürmt war, wurde abgeschnitten und nach tapferster Gegenwehr gefangen. An die Fortführung des Angriffes gegen die stets anwachsenden italienischen Truppen war mit den zusammengeschmolzenen Kräften und bei dem völligen Mangel an Artilleriemunition nun nicht mehr zu denken. Immer neue feindliche Massen wurden in den Kampf geworfen. Auch das über Salcano zum Angriff angesetzte Bataillon (II SchR. 37) konnte über das östliche Eck des Mt. Sabotino nicht Vordringen.

Das ungleiche Ringen um den Görzer Brückenkopf am 7. August

Noch am 6. August hatte das XVI. Korpskmdo. die ausgebildeten Marschformationen — etwa 3800 Feuergewehre — in ihren Ausbildungslagern alarmiert und mit einem Teile nach Tivoli, östlich von Görz, mit dem Rest nach Haidenschaft in Marsch gesetzt, wo sie am

7. nachmittags eintrafen. Vom 5. Armeekmdo. erhielt das Korpskmdo. gleichfalls noch am 6. das Verfügungsrecht über das bei Comen stehende SchR. 22 der Armeereserve eingeräumt; dieses wurde in der Nacht auf den 7. nach Batuje vorgezogen, wo es am Morgen eintraf.

Mit den am 7. vormittags abgeschlossenen Gegenangriffen war die Lage auf dem Südflügel des Brückenkopfes notdürftig hergestellt, aber mangels jeglicher Reserven noch keine Gewähr geboten, daß die Truppen neuerlichen Massenangriffen der Italiener standhalten könnten. Noch weit ungünstiger gestaltete sich allerdings die Lage im nördlichen Teile des Brückenkopfes, wo der enge Raum zwischen den mühsam gehaltenen Stellungen und dem Flusse sowie die steilen Hänge eine Versammlung und Bereitstellung von Reserven in Sicht des auf dem nahen Mt. Sabotino stehenden Feindes fast ausschlossen. Jetzt traten die Fehler deutlich zu Tage, die bei der Anlage der Stellungen zu Beginn des Krieges unter dem Druck der Zeit und des Mangels an Kräften begangen worden waren. Die geringe Tiefe des Brückenkopfes stellte dessen weitere Behauptung nach dem Falle des Mt. Sabotino unter allen Umständen in Frage.

Diese Lage fand GM. Erwin Zeidler vor, als er am 7. in den Morgenstunden, von einem kurzen Urlaub zurückberufen, in Görz eintraf.

Noch hoffte er auch diesmal, wie schon in den früheren schweren Schlachten, die seinem Bollwerk drohende Gefahr bannen zu können; aber alle Reserven der 58. ID. waren verbraucht, und die Widerstandsfähigkeit der im verkleinerten Brückenköpfe kämpfenden Truppen näherte sich ihrem Ende. Nur rechtzeitig eintreffende starke Kräfte hätten vielleicht bei kraftvoller Unterstützung durch Artillerie noch eine Wendung der bedenklichen Lage herbeiführen können. Alle unmittelbar folgenden Entschlüsse zielten darauf ab, Zeit zu gewinnen, sei es, um günstigen Falles den Brückenkopf wieder zu nehmen und zu behaupten, sei es um frische Truppen als Rückgrat für die Verteidigung der zweiten Stellung heranzuführen.

Um 10h vorm. wurde dem XVI. Korps die ganze Armeereserve (43. SchDKmdo., 86. SchBrigKmdo. und das SchR. 20) unterstellt. Sie hatte am 8. August um 6h früh bei Domberg einzutreffen und wurde vom Korpskommando nach Cernizza gewiesen.

Unterdessen nahmen die Ereignisse im Brückenkopf weiter eine ungünstige Wendung. Die vormittags durch unsere Gegenangriffe hingehaltenen Italiener schritten unter Einsatz frischer Kräfte auf der ganzen Linie neuerlich zum Angriff. Die an den Steilhängen des Mt. Sabotino zwischen S. Valentino und S.Mauro klebenden Truppen der 4. GbBrig. hatten den heftigsten Stürmen standzuhalten. Das vom Korpskmdo. dem 58. IDKmdo. unterstellte, ins Rosental vorgesendete SchR. 22 konnte nun wohl zu einem nochmaligen Versuch verwendet werden, den Flügelpfeiler Mt. Sabotino wiederzugewinnen. Nur drei Bataillone stark, also schwächer als die frühere ortsvertraute Angriffsgruppe, nach vorangegangenen Nachtmärschen ermüdet, war dieses Regiment aber kaum imstande, einen durchschlagenden Erfolg zu erzwingen, dies um so weniger, als die Artillerie nach wie vor schweren Mangel an Munition litt, der feindliche Einbruchsraum aber sich inzwischen noch erheblich vergrößert hatte und die gewaltige Übermacht des italienischen Ansturmes nicht verkannt werden durfte. Man hätte also im Norden alles auf eine schwache Karte gesetzt, während im Süden die Lage nicht gesichert war und von weiteren Verstärkungen zunächst nichts verlautete. GM. Zeidler sah daher gegenüber der stündlich überwältigender zur Geltung kommenden feindlichen Angriffskraft von dem beabsichtigten Einsatz des SchR. 22 auf dem Mt. Sabotino ab und behielt es in Reserve mit einem Bataillon am Isonzo nächst der Pevmabrücke, mit der Hauptkraft bei Tivoli im Rosental.

Der Verlust der Höhe -<J> 188 am Morgen und die Räumung der ersten Linie bei Oslavija nötigten die 121. LstlBrig., auch in ihrem Ab-

schnitte den Südteil des Kirchenrückens wieder preiszugeben und den rechten Flügel zurückzubiegen. In dieser Linie blieb die Lage bis zum Nachmittag unverändert. Um 3h nachm. begann der Feind in dichten Scharen über den geräumten Kirchenrücken vorzugehen. Gen. Capello hatte in der Nacht auf den 7. August gegen den Abschnitt -<>-188— Kirchenrücken eine frische Division, die 43., eingeschoben und für den Nachmittag einen Massenstoß von drei Divisionen (43., 24. /und 11.) gegen den Abschnitt der k. k. 121. LstlBrig. befohlen, um endlich den feindlichen Widerstand auf den Hügeln von Pevma zu brechen und den Isonzo in einem Zuge zu erreichen1). Die italienische 45. ID. hatte diesen Angriff durch einen Flankenstoß aus dem Piumicatal nach Süden zu erleichtern und sodann dem Gegner in der Richtung auf die Isonzo-brücken in den Rücken zu fallen.    .

Um 4h nachm. war der erste gewaltige Stoß der Italiener vor den Stellungen des k. u. LstlR. 2 blutig zusammengebrochen. Nun folgte bis zum Einbruch der Dunkelheit ein Massensturm dem ändern. Da die in der Front und in der Flanke gleichzeitig angegriffene 4. GbBrig. Raum geben mußte, war auch der Abschnitt Pevma zu einer geringen Zurücknahme seines rechten Flügels gezwungen. Bis Mitternacht hatte die schwache Besatzung auf den Hügeln von Pevma zwölf Stürme einer fast erdrückenden Übermacht zurückgeschlagen; hiebei waren mehrere hundert Gefangene in den Händen des Verteidigers geblieben. Aber auch dieser erlitt sehr schwere Verluste und hatte über die Hälfte seines Standes eingebüßt. Eine Verstärkung konnte nicht in Aussicht gestellt werden; die heldenmütigen Landsturmbataillone der 121. LstlBrig. mußten sich bis zum äußersten aufopfern.

Mit unvergleichlicher Standhaftigkeit kämpfend, hatten auch die Truppen der 5. GbBrig. die Anstürme der Italiener zurückgeschlagen. Am Morgen hatte Capello hier die beiden angreifenden Divisionen (11. und 12.) durch Teile der 47. ID. verstärkt, so daß nunmehr das ganze VI. Korps mit sechs Divisionen, von denen mehrere drei Brigaden zählten, gegen die insgesamt 18 öst.-ung. Bataillone im Brückenkopf angriff. Im Südteile der Podgora war der Feind bereits am 6. August auf der Höhe -c>-184 eingedrungen; am 7. August um die Mittagsstunde hatte er die Besatzung der Brückenschanze bis zum Eisenbahndamm zurückgedrängt. Nun erbat das 5. GbBrigKmdo. die Rückstellung einiger noch im Abschnitte der 121. LstlBrig. befindlicher Kompagnien des SchR. 23. Aber alle Truppenbewegungen vollzogen sich sehr langsam und die

J) Zingales, Gorizia, 188.

4


V

Befehlserteilung hatte die größten Hindernisse zu überwinden. Jede Zeitberechnung wurde hinfällig. Ein ununterbrochener Geschoßhagel ergoß sich über die Front, die Stadt Görz und die Anmarschwege. Die

58. ID. hatte den letzten Mann eingesetzt. Das XVI. Korpskmdo. konnte ihr im Augenblicke nichts anderes zur Verfügung stellen als fünf Marschkompagnien, die nach langem Marsche bei Tivoli eingetroffen waren und dort rasteten. Aber Obst. Noe, der Verteidiger der Podgora, mit seinen Dalmatinern sowie das k. k. Landsturminfanteriebataillon 75 in der Brückenschanze harrten auch weiter tapfer aus. Der Gegenangriff zur Wiedergewinnung des südlichsten Teiles der Podgora wurde für die Zeit nach Einbruch der Dunkelheit, für 9h abends, in Aussicht genommen.

Der Aufenthalt in Görz war unerträglich geworden. Die Plätze der Befehlshaber standen ununterbrochen in schwerstem Feuer. Die Verbindungen nach vorne und zur Artillerie waren nicht mehr instandzuhalten, ein Überblick über die Lage an der Front nicht mehr zu gewinnen. Es mußte daran gedacht werden, für den Fall eines erzwungenen Rückzuges die entsprechenden Maßnahmen einzuleiten. Auch mußte die Artillerie wegen der Unterstützung der Front und der beabsichtigten Gegenangriffe angewiesen und überhaupt wieder eingehend über die Lage unterrichtet werden. All das war in Görz nicht mehr zu leisten, daher verlegte das Divisionskommando seinen Standort nach St. Peter, wohin auch das 5. GbBrigKmdo. gelangte.

Die Verschlechterung der Lage veranlaßte das XVI. Korpskmdo., das Eintreffen des SchR. 20 abzuwarten. Dieses konnte frühestens am

9. August bei Morgengrauen angriffsbereit sein. Wenn bis dahin das Westufer des Isonzo geräumt werden müßte, sollte die 58. ID. auf Anordnung des Korpskmdos. im äußersten Falle am Ostufer Stellung nehmen und dem Feind unmittelbar am Flusse das Überschreiten verwehren. Diese Weisung entsprach dem Befehle des 5. Armeekmdos., der als Antwort auf den Lagebericht von 4h nachm. eingelangt war: „Ungünstigsten Falles ist die Isonzolinie unbedingt zu behaupten.“ Bei Sal-cano war die Linie S. Valentino—S. Mauro, wenn irgend möglich, zu halten, um durch diesen kleinen Brückenkopf eine Ausfallspforte zu sichern. Es war aber schon jetzt klar, daß an ein dauerndes Gegenüberliegen am Isonzo wohl nicht zu denken war.

Bis zum Abend wurde beim 58. IDKmdo. bekannt, daß die Höhen östlich von Oslavija vor dem übermächtigen Druck des Feindes geräumt werden mußten, so daß die Stellungen im verkleinerten Brückenkopf nunmehr nördlich des Ortes Pevma mit einem Haken zum Isonzo abschlossen. Am 7. August um 9h abends begann der Gegenangriff des Obst. Noe auf den Südteil der Podgora gleichzeitig von der Höhe A240 und von der Brückenschanze her.

Die Räumung des Görzer Brückenkopfes Hiezu die Skizze 2 auf Beilage 2

Am 7. August hatte der Feind im Laufe des Nachmittags eine stündlich zunehmende, überwältigende Angriffskraft zur Geltung gebracht. Schon zu Mittag waren zwölf italienische Infanterieregimenter im Kampfe gegen die 58. ID. festgestellt worden. Aber selbst gegen diese nun auf engstem Raume eingesetzten Massen harrte der Rest der Besatzung trotz dreißigstündigen Ringens immer noch aus.

In Adelsberg hoffte man noch immer, daß es der Ausdauer und der Zähigkeit der Truppen gelingen werde, auch diesen italienischen Ansturm abzuschlagen. Der unbeugsame Armeeführer hatte am Nachmittag das tatkräftige Festhalten des zusammengedrückten Brückenkopfes befohlen, allerdings bei Vermeidung einer verlustreichen Schlappe, da die verfügbaren Kräfte immer kostbarer wurden. Wenn gewichen werden müsse, so sei das linke Isonzoufer festzuhalten. Alle Brücken bis auf die Salcanobrücke sollten in diesem Falle gesprengt werden.

Bis zum Abend hatte sich die Lage bei Pevma nicht wesentlich verändert. Auf dem Mt. Sabotino sammelten sich starke frische Kräfte des Feindes. Die Höhen von Oslavija, die Podgora und die Brückenschanze waren ununterbrochen Angriffen ausgesetzt; gegen die beiden letztgenannten Stellungen stürmten fünf italienische Regimenter an. Unsere zusammengeschmolzene Besatzung — die meisten Bataillone zählten weniger als die Hälfte ihres Standes — leistete Wunder an Tapferkeit, was ihr umso höher anzurechnen war, als auch der einfache Kämpfer zu dieser Zeit bereits erkannt haben mußte, daß sich die Widerstandsmöglichkeit in dem so lange zähe verteidigten Brückenkopf dem Ende zuneige. Jede höhere Leitung des Kampfes hatte im allgemeinen aufhören müssen und die ganze Last des gigantischen Ringens trugen die wenigen noch unverwundeten, aber in vielen Schlachten erprobten Unterführer, war ja auch die Artillerie, die in den früheren Kämpfen um den Görzer Brückenkopf so oft zur Entscheidung ganz wesentlich beigetragen hatte, mangels Munition schon seit dem 6. August abends nicht mehr imstande, der standhaft ausharrenden Infanterie eine nennenswerte Unterstützung zu bieten. Auch sie hatte sich in diesem Kampfe aufgeopfert. Das Feuer der spärlichen im Brückenkopf noch vorhandenen kampffähigen Geschütze, die für die Nahabwehr und Flankierung einzelner Stellungsteile bestimmt waren, hatte längst verstummen müssen x), und die wenigen Batterien östlich vom Flusse standen unausgesetzt im schwersten Granatenhagel der vielfach überlegenen italienischen Artillerie, die mit dem Mt. Sabotino den besten Beobachtungspunkt für den ganzen Raum von Görz gewonnen hatte.

Während des gewaltigen zweitägigen Ringens im Brückenkopf hatte sich der Feind im Abschnitte der 62. ID. zunächst auf ein heftiges Artilleriefeuer beschränkt, das sich an der Front von Globna bis Zagora zeitweise bis zum Trommelfeuer steigerte. Erst am 7. August um 4h 30 nachm. schritt das italienische II. Korps mit starken Kräften bei Paljevo überraschend zum Angriff; aber bald war dieses Unternehmen vor den Gräben des IR. 22 gescheitert. Von den Maschinengewehren der Dalmatiner und den Batterien der 62. ID. gefaßt, flutete die italienische Angriff sgruppe unter erheblichen Verlusten zurück. Nun eröffnete die feindliche Artillerie abermals ein kräftiges, neuerlichen Sturm kündendes Feuer gegen Zagora—Paljevo und den Stützpunkt Höhe -(> 383, das erst bei Einbruch der Dunkelheit nachließ.

Die Heftigkeit der auch südlich von Görz auf dem Karst tobenden Schlacht hatte das Bild der Lage, das sich am Abende des zweiten Schlachttages dem Armeekommando bot, nicht freundlicher gestaltet. Von allen Teilen der Front erscholl der Ruf nach Reserven; die Not an Mann und Schießbedarf war groß. Die letzten verfügbaren Bataillone waren nach dem am schwersten bedrohten Görzer Abschnitt unterwegs, und von der Heeresleitung waren für die nächsten Tage nur die aus Tirol in möglichst beschleunigter Fahrt herangeführten zwei Bataillone des IR. 102 zu erwarten. Damit war die Hoffnung, die Lage im Brückenkopf von Görz wiederherzustellen oder gar den Mt. Sabotino wiederzugewinnen, völlig geschwunden, dies um so mehr, als inzwischen auch auf der Hochfläche von Doberdó die Front bedenklich brüchig und rissig geworden war.

Die k.u.k. Heeresleitung hatte dem 5. Armeekmdo. am 7. August

r) Nach Angabe des ehemaligen Generalstabschefs der 58. ID., Obst. Ritt, v. Pohl, betrug der Munitionsnachschub für den 7. August 1916 pro Feld- und Ge-birgskanone 40, pro leichte Haubitze 18, pro schwere Haubitze 10 Schuß; für den 8. August 112, 56 und 30 Schuß. Das heißt, am 7. August erhielt unsere Artillerie so gut wie keine Munition, am 8. August äußerst wenig (Pohl, Noch einmal der Fall von Görz, Österr. Wehrzeitung vom 27. August 1926).

die 2. und die 8. GbBrig. aus Tirol in Aussicht gestellt. Bis zu ihrem Eintreffen und Eingreifen an der arg bedrängten Isonzofront mußten aber noch mehrere Tage vergehen. Solange galt es, vor allem zu verhüten, daß der Feind durchbrach. Abgesehen von den Folgen für den italienischen Kriegsschauplatz war zu bedenken, daß die Nordostfront schwer kämpfte und gerade jetzt die Gefahr eines feindlichen Eingreifens Rumäniens drohend geworden war. Es war daher notwendig, alles daran zu setzen, die Lage im Südwesten wieder zu festigen.

Nun mußte aber jeder weitere Widerstand im Brückenkopf von Görz nur die Verluste bedenklich erhöhen und konnte unter Umständen sogar zu einer Katastrophe führen. Diese Erwägungen lösten beim

5.Armeekmdo. den Entschluß aus, den über ein Jahr heldenmütig verteidigten Brückenkopf von Görz zu räumen. Hiebei hoffte es aber, daß sich die Besatzung allenfalls unmittelbar am linken Flußufer werde weiter halten können. In diesem Sinne wurde das XVI. Korpskmdo. am 7. August spät abends angewiesen. Die Entscheidung, ob der Görzer Brückenkopf zu behaupten oder zu räumen sei, wurde dem Kommandanten der 58. ID., GM. Zeidler, mit der Einschränkung überlassen, daß die Gefechtskraft der Verteidiger nicht bis zur Vernichtung aufgebraucht werden dürfe.

Die Vorsorgen für eine Räumung des Brückenkopfes waren schon am 6. August eingeleitet worden. Zunächst wurden alle Übergänge für eine Sprengung vorbereitet. Am 7. erließ das Divisionskommando die Anordnungen für den Fall des Rückzuges, in denen vor allem die Zuweisung der Brücken für den Uferwechsel, ihre Zerstörung, die Bildung der neuen Abschnitte und die Aufstellung der Batterien in der „zweiten Stellung“ (östlich von Görz) festgesetzt wurden. Hinter der Front wurde die Räumung der Stadt planmäßig fortgesetzt, die vorgeschobenen, am meisten gefährdeten Batterien wurden in neue Stellungen geführt.

Die letzte Hoffnung, daß der Gegenangriff des Obst. Noe auf der Podgora die Lage bessern würde, ging nicht in Erfüllung. Anfänglich gewann er wohl von der Trigonometerhöhe 240 her gegen die Kuppe -<>-•184 etwas Raum, geriet aber bald nach Mitternacht wegen der stark herabgesunkenen Kampfstände — die Kompagnien des SchR. 23 zählten nur noch 30 bis 60 Mann — ins Stocken und bot keine Aussichten mehr auf ein Gelingen, zumal der Italiener hier immer neue Kräfte in den Kampf warf1).

Auch der Feind hatte am 7. abends erkannt, daß der Widerstand des Verteidigers nicht mehr von langer Dauer sein könne. Der Herzog

*) Zingales, Gorizia, 188.

von Aosta hatte sich in den Standort des Führers der Angriffsgruppe begeben und befahl dem GLt. Capello persönlich, am nächsten Tage die Entscheidung herbeizuführen. Diese war am 8. August vormittags durch einen umfassenden Zangenangriff der verstärkten und bisher erfolgreich kämpfenden Flügel des italienischen VI. Korps von Norden und Süden gegen die Reste der Brückenkopfbesatzung anzustreben; hiebei sollte bis an den Isonzo vorgegangen werden, um die Übergänge, besonders aber die Brücke von Salcano, unversehrt in die Hand zu bekommen.

Gerade zur selben Stunde, zu der im Lager des Angreifers dieser Befehl an die italienischen Divisionen erteilt wurde, am 8. August um lh 30 früh, sah sich GM. Zeidler schweren Herzens veranlaßt, die Räumung des Brückenkopfes zu verfügen und die weitere Verteidigung auf das Ostufer des Isonzo zu verlegen. Durch die Schwierigkeiten der Befehlszustellung konnte der Uferwechsel nur zum Teile unter dem Schutz der Dunkelheit bewirkt werden. Schrittweise wichen die ermatteten Reste der heldenmütigen Division, nicht viel über 5000 Mann von ursprünglich 18.000, gegen eine immer noch anwachsende Übermacht fechtend, auf das Ostufer des Flusses zurück und überließen die mit ihrem Blute getränkte Walstatt vieler glänzender Abwehrsiege dem Feinde.

Als letzte trotzten drei zurückgelassene Bataillone der 121. LstlBrig. den nachdrängenden Sturmsäulen ebenso vieler italienischer Divisionen auf den Höhen westlich von Pevma und deckten den Übergang des Nordflügels (4. GbBrig.) auf das Ostufer. Gleichzeitig setzten auf den felsigen Hängen des Mt. Sabotino mehrere kleine Gefechtsgruppen der 4. GbBrig. einem feindlichen Vorstoß gegen die Brücke von Salcano verzweifelten Widerstand entgegen. Die Besatzung der Brückenschanze, der Podgora und des Abschnittes Al Ponte (Teile der 5. GbBrig. und Teile der 121. LstlBrig.) bewirkten den Rückzug über die Brücken und Stege verhältnismäßig ungestört. Jetzt erst wurden auch die letzten noch in Fühlung mit dem Feinde zurückgelassenen Truppen der 121. LstlBrig. angewiesen, kämpfend hinter den Fluß zurückzugehen. Nach schweren Verlusten erreichten sie im Laufe des Vormittags das Ostufer westlich von Görz, wo indessen das der 121. LstlBrig. unterstellte SchR. 22 Stellung bezogen hatte. Sämtliche Isonzobrücken, mit Ausnahme jener von Salcano, waren gesprengt worden. Bei der Straßenbrücke von Lucinico war jedoch die Sprengung nur unvollkommen gelungen, so daß der Übergang für Infanterie und Reiter noch benützbar blieb.

Von den im Brückenkopf auf dem Westufer nahe hinter den Kampflinien für Flankierung und Sturmabwehr eingebauten Geschützen konnten nur sechs geborgen werden. Von den verbleibenden waren drei zerschossen, vier wurden gesprengt; von neun Geschützen wurden die Verschlüsse und die Richtmittel geborgen, so daß nur sechs brauchbare Geschütze dem Feinde in die Hände fielen. Die zwei schweren Batterien, die am Westrande der Stadt gestanden waren, hatte man schon in der Nacht auf den 7. August, den größten Teil der übrigen Batterien in der Nacht auf den 8. hinter die zweite Stellung zurückgenommen; in der Ebene südlich von Görz waren nur eine Feldhaubitz- und zweieinhalb Feldkanonenbatterien verblieben.

Die Schlacht auf der Karsthochfläche von Doberdö

(6. bis 8. August)

Der Angriff des italienischen XI. Korps auf den Mt. S. Michele

am 6. August

Während die Kämpfe bei Görz sich zu dramatischer Höhe entwickelten, war auch an der Karstfront die Schlacht voll entbrannt. Die italienische Führung sah im Mt. S. Michele, der das Becken von Görz und die Karsthochfläche von Doberdö beherrschte, das südlichste Bollwerk des Brückenkopfes, dessen Eroberung den Gegner nicht nur zur Preisgabe von Görz, sondern auch zur Räumung der Karststellungen westlich vom Vallonetal zwingen mußte.

Der für den 6. August beabsichtigte Vorstoß des italienischen XI. Korps auf dem Nordteil des Karstes sollte vor allem das Unternehmen bei Görz entlasten und die öst.-ung. Kräfte, besonders ihre Artillerie, verhindern, dort unterstützend in den Kampf einzugreifen. Gelang es, den Mt. S. Michele zu nehmen, so waren die öst.-ung. Stellungen in der Ebene südlich von Görz und die Stadt selbst ernstlich bedroht. Die beiden, den Karst südlich umschließenden italienischen Korps, das XIII. und das VII., hatten den Angriff des XI. durch die Fortsetzung der am 4. und am 5. August begonnenen Kampfhandlungen zu unterstützen.

Der Hauptangriff der Italiener auf dem Karst richtete sich gegen den Raum von der Wippachmündung bis zur Wegkote 111 auf dem Fahrwege von Sagrado nach Doberdö. Hier verliefen die vordersten Linien der 20. HID. vom Isonzo nächst Boschini über die Gipfelkuppen des Mt. S. Michele bis zur Senke südwestlich von S. Martino; anschließend hielt die 17. ID. die Gräben beiderseits des genannten Fahrweges bis zum Mt. dei sei Busi, diesen inbegriffen.

Von den Kräften des VII. Korps hatten fünfeinhalb Bataillone der Sl.HIBrig. den Frontabschnitt der 20. HID. besetzt; dahinter lag ein Bataillon der 39. IIIBrig. im Vallonetal, der Rest dieser Brigade war in die Ortslager auf der Karsthochfläche nördlich von Kostanjevica zurückgezogen. Die 17. ID. hatte die ganze 33. IBrig. mit sieben Bataillonen in der Front; dahinter standen von der 34. IBrig. ein Bataillon bei Doberdö, zwei Bataillone im Vallonegraben westlich von Oppachiasella, die übrigen vier Bataillone im Raume von Kostanjevica—Segeti.

Diesen vier Brigaden gegenüber hatte der Italiener weit überlegene Kräfte zum Angriff aufmarschieren lassen. Vom Isonzo bei Peteano bis nördlich von S. Martino stand die italienische 22. ID. mit vier Brigaden, .südlich anschließend bis zur Höhe -<j>-164 die 21. Division. Außer diesen beiden Frontdivisionen verfügte das XI. Korps noch über die 23. als Reserve1). Beiderseits des Weges Sagrado—Doberdö und südlich davon bis zum Mt. dei sei Busi griff das XIII. Korps mit einer kombinierten Gruppe und der 31. ID. in erster Linie 2) an. Insgesamt zählten die italienischen Angriffstruppen vor dem k.u.k. VII. Korps, ihre Armeereserven nicht einbezogen, etwa zehn bis elf zum Teile durch Ber-saglieri- und Radfahrerbataillone verstärkte Brigaden.

Auch gegen die Hochfläche hatte am 6. August um 7h früh die italienische Artillerie ein mächtiges Feuer aus allen Kalibern auf die Stellungen und auf die Räume der Reserven, dann auch gegen die Kommandostellen und Anmarschwege eröffnet. Die 76 leichten und 48 schweren italienischen Batterien vor der Karstfront zerstörten in wenigen Stunden die mühevolle Arbeit langer Monate, bis stellenweise kaum noch Spuren der Verteidigungsanlagen zu erkennen waren. Um die Mittagsstunde schwenkte der Großteil der feindlichen Batterien seine Rohre in die Richtung gegen die Gipfelkuppen des Mt. S. Michele, und in einem mehrstündigen Trommelfeuer von bisher nie erreichter Wucht, das durch zahlreiche Minenwerfer schwerster Kaliber ergänzt wurde, vollendete der Feind sein Zerstörungswerk im geplanten Einbruchsraume. Gegen 4h nachm. schien der Schicksalsberg des öst.-ung. VII. Korps sturmreif zu sein.

Aus den undurchdringlichen Rauch- und Staubwolken, die den ganzen Karst einhüllten, brach jetzt die italienische Infanterie in dichten Massen gegen den ganzen Frontabschnitt der 20. HID. und den Nordflügel der 17. ID. vor. Ohne großen Widerstand durch die viel-

x) Z i n g a 1 e s, Gorizia, 196.

2) Le Medaglie d’oro, II, Beilage nach S. 142. — Ministero della guerra, Le Grandi Unitä nella guerra Italo-Austriaca 1915—1918 (Rom 1926), I.

fach in den Kavernen und Unterständen verschütteten oder verwundeten Verteidiger zu finden, drangen die feindlichen Sturmkolonnen auf dem Gipfel des Mt. S. Michele in die Kampf graben ein. Auch auf dem nördlichen Abhang des Berges und südlich von S. Martino erreichten feindliche Abteilungen unsere Stellungen. Nur der rechte Flügel der 20. HID. behauptete sich noch, unterstützt von den aus der Görzer Ebene vorzüglich flankierend eingreifenden Batterien. Durch die brüchig gewordene Front auf dem Oberteil des Felsrückens stießen bald Gruppen des Feindes bis in die zweite Linie vor; sie nützten aber, hier angekommen, den im ersten Anlauf errungenen Erfolg nicht aus, sondern, begannen in den eroberten Gräben zunächst ihre Verbände zu ordnen und Verstärkungen heranzuziehen. Versuche der italienischen Infanterie, die in den vordersten Linien noch ausharrenden Teile der Sl.HIBrig. nach den Seiten hin aufzurollen, blieben vergeblich. Dadurch wurde es möglich, Vorsorgen für den Gegenangriff zu treffen.

Erzherzog Joseph hatte sich indessen entschlossen, zur Wiedergewinnung des Mt. S. Michele die ganze Korpsreserve einzusetzen. Die 17. ID. mußte sich mit ihren eigenen Kräften behelfen, so gut es eben ging; denn die Lage auf dem Nordflügel des Korps, wo der eingebrochene Feind den Artillerieraum bedrohte, erheischte vor allem ausgiebige Unterstützung. Schon im Laufe des Nachmittags hatte sich die Korpsreserve, je zwei Bataillone der Infanterieregimenter 43 und 46 sowie des HIR. 4, gegen das Vallonetal in Marsch gesetzt; sie erhielt um 6h 15 den Befehl, sich im Laufe der Nacht zum konzentrischen Angriff gegen den Einbruchsraum des Feindes auf dem Mt. S. Michele bereitzustellen, der dann im Morgengrauen durchgeführt werden sollte. Bis dahin mußten es aber die herangeeilten Reserven der 20. HID. allein versuchen, ein weiteres Vordringen des Feindes vom Mt. S. Michele gegen Osten zu verhindern.

Schon eine Stunde nach dem Einbruch vermochte ein halbes Hon-védbataillon in kühnem Vorstoß den Feind von der Ostkuppe des Berges zu vertreiben. Kleinere Reserven stützten den Kampf bei S. Martino und bei der fast gänzlich abgeschnittenen Gruppe der 20. HID. auf dem Nordflügel. Gegen Abend waren die drei letzten Bataillone der Divisionsreserve bei Cotici eingetroffen. Da die Front an vielen Stellen zu zerreißen drohte, hatte das 20. HIDKmdo. es nicht gewagt, einen einheitlichen Gegenangriff mit den nach und nach eingetroffenen insgesamt vier Bataillonen seiner Reserven gegen die Haupteinbruchsstelle abzuwarten. Unter dem Drucke der Zeit wurden die gerade einlangenden Truppen dort, wo die Not am größten war, rasch in den Kampf geworfen. So kam eines der Bataillone gerade zurecht, um eine schon gegen Cotici vorgedrungene Gruppe des Feindes zurückzuwerfen, 300 Italiener gefangen zu nehmen und im Nachstoßen die inzwischen wieder verloren gegangene Ostkuppe des Mt. S. Michele neuerlich zurückzugewinnen. Andere Reservekompagnien warfen den auf Crnci, halben Wegs zwischen S. Martino und Cotici, vordringenden Feind zurück und griffen in den heftig entbrannten Kampf nördlich von S. Martino ein. Schließlich gelang es dem zuletzt eingetroffenen Bataillon in schwerem Nachtkampfe, den Italiener aus den Stellungen auf dem Nordhange zurückzudrängen und die Verbindung mit dem rechten Flügel der 20. HID. bei Boschini wiederherzustellen. Von S. Martino, das trotz heftigster feindlicher Massenstürme behauptet wurde, südwärts bis zum Mt. dei sei Busi waren alle Stellungen unversehrt im eigenen Besitz geblieben. Die 17. ID. hatte den stellenweise beiderseits des nach Doberdó führenden Weges eingedrungenen Feind durch rasche Gegenstöße ihrer herbeigeeilten Reserven zurückgeschlagen und dabei etwa 400 Mann gefangen genommen, so daß die Angriffslust der Italiener in diesem Abschnitte schon vor Einbruch der Dunkelheit erlahmte.

Da das Korpskommando um diese Zeit seine ganzen Reserven für den Gegenangriff auf dem Mt. S. Michele bereits verausgabt hatte, verfügte GO. Boroevic die Überstellung eines Regiments der 59. IBrig., die als Reserve hinter dem weniger bedrängten Abschnitt FML. Schenk stand, zum VII. Korps. Bis zum Morgen des 7. August gelangten das IR. 41 und mehrere Marschkompagnien des VII. Korps in den Raum südlich von Kostanjevica.

Auf dem Südflügel der Karstfront hatte das italienische VII. Korps am 6. August nach tagsüber andauernder starker Beschießung am Nachmittage unsere Stellungen bei Selz, auf dem Monfalconerücken und bei Bagni angegriffen. Die insbesondere von der italienischen 14. ID. dreimal wiederholten Versuche, auf den Höhen A 121 und 85 einzudringen, scheiterten an dem zähen Widerstand der k.u.k. 60. Brigade1). Dafür beschossen die bei der Sdobbamündung eingebauten schweren italienischen Lagunenbatterien die höheren Kommandostellen und wichtigen Verkehrsknoten auf der Karsthochfläche von Comen, besonders auch den Bahnhof von Nabresina.

Das 5. Armeekmdo., dem von seiner Reserve am 6. abends nur mehr das SchR. 20 verblieben war, mußte die Kampfführung auf Zeitgewinn

v) In diesen Kämpfen wurden über 130 Italiener gefangen genommen.

abstellen, um, so gut es ging, die Front bis zum Eintreffen von Verstärkungen zu halten. Nur mit der äußersten Anspannung aller Kräfte konnte man hoffen, diese kritische Zeitspanne zu überwinden. In diesem Sinne hatte der Armeeführer seinen Willen in den bestimmten Befehl gekleidet, die so lange und erfolgreich verteidigten Stellungen müßten unbedingt behauptet werden. Aber auch bei dem sonst so zuversichtlichen Armeekommando schien diesmal das gewohnte Vertrauen auf den Erfolg durch den berechtigten Zweifel erschüttert zu sein, ob die Hilfe durch neue Kräfte noch rechtzeitig möglich sein werde. GM. Anton Pitreich schreibt darüber: „Schwer lastete am Abend dieses Tages auf dem Armeekommando das Gefühl der Verantwortung. Die nach außen zur Schau getragene Zuversicht in die Unüberwindlichkeit der eigenen Kraft konnte innerlich nicht in gleichem Maße aufrecht erhalten werden; man war sich bewußt, sich der Schwächung der eigenen Front zu Nutz imd Frommen der übrigen bedrohten Fronten der Monarchie bis zum äußersten Maße des Zulässigen unterworfen zu haben. Sollte nicht am Ende das Vertrauen in die eigene Kraft nun lediglich als eine bedauerliche Überschätzung derseben angesehen werden müssen?“

Das letzte Ringen um den Mt. S. Michele am 7. und 8. August

Die vom VII. Korpskmdo. im Laufe der Nacht auf den 7. August bereitgestellten sechs Bataillone der Korpsreserve begannen im ersten Morgengrauen den Gegenangriff. Zwei Bataillone des IR. 46 hatten aus dem Raume S. Martino—Crnci von Süden aus, je zwei Bataillone des HIR. 4 und des IR. 43 von Osten und längs des S. Michelerückens von Nordosten her konzentrisch gegen die vom Feinde besetzten Gipfelkuppen vorzustoßen.

Während es der aus den vier letztgenannten Bataillonen gebildeten Gruppe gelang, die Italiener in unaufhaltsamem Vorstürmen zu überrennen und die Ostkuppe sowie die beiderseits anschließenden Teile der vordersten Linie wiederzugewinnen, gerieten die beiden Bataillone des IR. 46, kaum daß sie die Linie S. Martino—Crnci überschritten hatten, im Licht der aufflammenden italienischen Scheinwerfer in ein überaus heftiges Flankenfeuer von der Höhe -<>-197 und von den Batterien bei Sdraussina. Sie vermochten nur die ungefähr längs des Fahrweges S. Martino—Cotici verlaufende zweite Linie zu erreichen und sich dort festzusetzen.

Bei Tagesanbruch wandte sich der Feind nun mit seiner ganzen Kraft gegen die ohne Anschluß nach den Seiten und ohne Verbindung nach rückwärts gebliebenen nördlichen vier Bataillone auf der Ostkuppe. Nach einem kurzen, aber sehr heftigen Feuerüberfall griffen auf dem Nordhange des Mt. S. Michele zwei frische italienische Regimenter einer bisher in Reserve gestandenen Brigade die Front und Flanke der vorgeprellten Gruppe an. Die Batterien des VII. Korps konnten mangels entsprechender Verbindungen und weil sie vorübergehend starken Munitionsmangel litten, bei der Abwehr des losbrechenden Angriffes nicht im erforderlichen Maße mitwirken. Bald mußten die tapferen Bataillone des IR. 43 und des HIR. 4 den Ostgipfel des Mt. S. Michele wieder räumen und setzten sich in den Dolinen der am Hinterhang des Mt. S. Michele verlaufenden Rückhaltstellung fest. Dort konnten sie, dem verheerenden feindlichen Artilleriefeuer entzogen und vom eigenen trefflich unterstützt, das weitere Vordringen des übermächtigen Feindes verhindern.

Die Wiedergewinnung des Mt. S. Michele war nicht geglückt. Wohl hätte ein zweiter Gegenangriff mit dem zugewiesenen IR. 41 und anderen Reserven des Korps bei gründlicher Vorbereitung durchdringen können, aber die dauernde Behauptung des Mt. S. Michele wäre mit den verfügbaren Kräften kaum möglich gewesen. So mußte auf eine entscheidende Wendung der Lage zunächst verzichtet werden. Durch den Gegenangriff war jedoch eine unmittelbare Gefahr in diesem Raume abgewendet und ein weiteres Vordringen des Feindes in östlicher Richtung verhindert worden.

Bei S. Martino und im Abschnitte der 17. ID. waren wiederholte Angriffsversuche der Italiener im Artillerie- und Maschinengewehrfeuer des Verteidigers gescheitert. Dort, wo der Feind einzudringen vermochte, wurde er im Nahkampf in kürzester Frist wieder vertrieben.

Südlich vom Mt. dei sei Busi kam es nach einem in den frühen Morgenstunden von Truppen der italienischen 14. ID. durchgeführten Vorstoß gegen die Höhe -cJ>--85, der von der 60. IBrig. im Gegenstoße abgewehrt werden konnte, tagsüber nur zu mitunter recht heftiger Beschießung der Stellungen.

Die Wiedergewinnung des Mt. S. Michele war dem k.u.k. VII. Korps am 7. August wohl nicht geglückt; aber die unmittelbare Gefahr eines Durchbruches in diesem wichtigsten Kampfraum auf dem Karst war zunächst gebannt, da es auch der Feind nicht wagte, den Kamm des Berges ostwärts zu überschreiten. Die öst.-ung. Batterien vermochten den gut beobachteten Streifen zwischen den neuen eigenen Hinterhangstellungen und den feindlichen Kammstellungen jederzeit unter vernichtendes Feuer zu nehmen. So blieb die Lage im Abschnitte der 20. HID. zunächst unverändert.

Da dem 5.Armeekmdo. keine Reserven mehr zur Verfügung standen und dem Erzherzog Joseph die am 7. August mittags erbetenen Verstärkungen nicht zugewiesen werden konnten, hatte GO. Boroevic mit Rücksicht auf die Ereignisse bei Görz befohlen, alles daranzusetzen, um die Lage im Abschnitte der 20. HID., so gut es ging, zunächst aus eigener Kraft zu festigen. Erst am Abend dieses Tages wurden die ersten einlangenden Verstärkungen — zwei eben von Tirol bei Comen eintreffende Bataillone des IR. 102 und das vom nicht angegriffenen

XV. Korps aus dem Raume von Tolmein anmarschierende Bataillon III, 86 der 7. GbBrig. — in den Bereich des VII. Korps gesandt.

Schon im Laufe des 7. August hatte der Feind mit starken Kräften versucht, den tags zuvor auf dem Gipfel des Mt. S. Michele errungenen Erfolg auf den Raum von S. Martino auszudehnen (S. 60). Da ein weiteres Vordringen über den Mt. S. Michele keinen Erfolg hatte, wurden vom italienischen XI. Korpskmdo. zur Unterstützung der 22. ID. zwei frische Brigaden über Sdraussina an die Front vorgezogen1).

Am 8. August erreichte der Kampf um die Ruinen von S. Martino, wo die auf den Osthang des Mt. S. Michele zurückgenommenen Linien mit den von früher her behaupteten zusammenhingen, seinen Höhepunkt.

In den frühen Morgenstunden dieses Tages wurden die Kämpfe durch zwei starke Angriffe der Italiener eingeleitet, die vom Gipfel des Mt. S. Michele her geführt wurden; beide Anstürme brachen vor der neuen Widerstandslinie auf dem Osthange verlustreich zusammen. Auch auf deni Nordhange des Berges wurden italienische Vorstöße südöstlich der Höhe -<>-124 abgewehrt.

Als Rückhalt für die 20. HID., die bisher etwa die Hälfte ihres Gefechtsstandes an Verlusten zu beklagen hatte, gelangte ein Bataillon der Korpsreserve (1/41) in den Raum bei Cotici. Der Rest des IR. 41 wurde in das Vallonetal nächst Devetaki vorgezogen.

Nachdem am 8. früh die Räumung des Görzer Brückenkopfes bekannt geworden war, begann das italienische XI. Korps von 10h vorm. an mit frischen Truppen bei S. Martino anzurennen. Bis 9h abends brachen neun Angriffe vor den Stellungen des HI R. 17 blutig zusammen, dann flaute der schwere Kampf ab. Der Durchbruch bei S. Martino

1) Zingales, Gorizia, 197.

war gescheitert, alle Stellungen waren gehalten. Südlich von S. Martino ließ der Italiener nach seinen Mißerfolgen an den vorangegangenen Tagen die Front der 17. ID. unbehelligt. Auch vor der 9. ID. bei Selz und Monfalcone beschränkte sich der Feind auf zwei schwächere Angriffsunternehmen und auf starke Überfälle durch Artilleriefeuer, die jedoch ohne Wirkung auf die Lage blieben.

Unterdessen hatten aber die Ereignisse beim XVI. Korps eine Wendung genommen, die auf die weitere Kampfführung auf der Karsthochfläche entscheidenden Einfluß nahm.

Noch bis zum 8. August nachmittags hatte der Führer der 20. HID., GM. v. Lukachich, beabsichtigt, in der Nacht auf den 9. einen letzten Versuch zur Wiedergewinnung der Kuppen des Mt. S. Michele zu wagen und so die Behauptung des linken Isonzoufers durch die 58. ID. bei Görz zu sichern. Von diesem Vorhaben mußte endgültig abgesehen werden, als die Räumung des linken Isonzoufers durch das XVI. Korps bekannt wurde. Dadurch war die Nordflanke des VII. Korps entblößt und in eine bedenkliche Lage geraten. Überdies mußten jetzt die für das VII. Korps zum Angriff auf den Mt. S. Michele bestimmten Verstärkungen (S. 61) in das Wippachtal abgezogen werden.

Eilends wurden am 8. August abends alle noch aufzutreibenden Reserven des VII. Korps zur Besetzung des linken Wippachufers und zur Aufrechterhaltung der Verbindung mit dem linken Flügel des XVI. Korps an den Nordrand der Karsthochfläche in Marsch gesetzt. Ein Bataillon der Korpsreserve sollte den Nordflügel der 20. HID. an der Wippachmündung stützen. Vier Marschbataillone wurden in den Raum von Merna dirigiert, um an der Wippach zu sichern und die Verbindung mit der 58. ID. auf dem östlichen Vertojbicaufer aufzunehmen.

Die Krise der Schlacht

Hiezu Skizzen 2 und 3 auf Beilage 2

Ungünstige Lage am Isonzo bei Görz am 8. August und Beziehen der zweiten Stellung östlich von der Stadt

Bis zum 8. August mittags hatte GO. Boroevic gehofft, mit den aus dem ganzen Armeebereich zusammengerafften Verstärkungen die Lage bei Görz so weit festigen zu können, daß dem Italiener das besonders aus politischen Gründen angestrebte Ziel Görz nicht preisgegeben werden müßte. Er befahl daher, das linke Isonzoufer unter allen Verhältnissen festzuhalten. Weitere Verstärkungen sollten von anderen Teilen der Front herangeführt werden.

Das Hauptaugenmerk wollte der Armeeführer jetzt aber dem Mt. S. Michele, als dem Schlüsselpunkt für die weitere Isonzoverteidigung, zuwenden und hatte den Rest der noch verfügbaren Reserven des Abschnittes der 9. ID. (zwei Bataillone des IR. 24 mit dem 59. IBrigKmdo.) dem VII. Korpskmdo. unterstellt.

Nach der Räumung des Brückenkopfes am 8. August vormittags hatten sich die schwachen Reste der 58. ID. unmittelbar auf dem zu einer nachhaltigen Verteidigung allerdings nicht vorbereiteten linken Isonzoufer festgesetzt. Zu ihrer Unterstützung war das Bukowinaer SchR. 22 in der Mitte der Divisionsfront von der Brücke bei Pevma bis zur Etappenbrücke bei Grafenberg eingeschoben worden. Drei besonders hergenommene Bataillone aus dem geräumten Brückenkopf (II1/69, MaBaon./SchR. 23, k. k. LstlBaon. 75) wurden als Sicherheitsbesatzung in die zweite Stellung östlich von Görz befohlen, und ein Bataillon (k. k. LstlBaon. IV/39) gelangte als Reserve in den Raum bei Kemperlišče, nächst der Straße und der Eisenbahn, ins Wippachtal. Die kampfunfähigen Reste des k. u. LstlR. 2, die zuletzt den Brückenkopf verlassen hatten, wurden aus der Front gezogen und zur Wiederaufrichtung in den Raum von Cernizza verlegt1).

Der Isonzo war somit von Salcano bis zur Wippachmündung, ausgenommen im unmittelbaren Stadtbereich von Görz, wo die möglichen Übergangsstellen am dichtesten nebeneinanderlagen, und demgemäß für die sichere Behauptung des Ostufers besonders vorgesorgt werden mußte, in überaus schütterer Postenkette von den Resten der Brückenkopfverteidiger besetzt. Südlich von Görz bildete der Fluß in dieser Jahreszeit kein Hindernis und war fast überall durchwatbar. Hier stand im Abschnitt St. Andrä das k. u. Landsturminfanteriebataillon VI '30 mit dem rechten Flügel bis zur Brücke von Lucinico, deren Zerstörung vervollständigt werden sollte. Im südlich anschließenden Abschnitt von Sa-vogna bis zur Wippachmündung hielt nach wie vor das k. u. Landsturminfanteriebataillon IV/26 seine Stellungen längs des Isonzoufers.

J) Die 121. LstlBrig. war mit rund 3000 Feuergewehren ins Gefecht getreten. Von ihren Truppen kehrte das k. u. LstlR. 2 mit 150, das k. u. LstlBaon. III-31 mit cbcnsovielen und das k. k. LstlBaon. IV/39 mit 500 Feuergewehren aus dem Brückenkopf von Görz zurück. Diese Brigade hatte insgesamt rund 2200 Mann, also 75 vom Hundert ihres Standes, verloren; hievon entfielen die Hälfte auf blutige Verluste. Bis zum 8. August früh wurden von der Brigade 1900 italienische Gefangene ab geführt, die acht verschiedenen Regimentern angehörten.

Eine dauernde Verteidigung der oberhalb von St. Andrä fast gar nicht eingerichteten und nur notdürftig besetzten Uferstellung wäre nur mit sehr starkem Artillerierückgrat und auch dann nur unter großen Verlusten möglich gewesen. War unsere Artillerie schon zu Beginn der Schlacht zur Abweisung des mit so starker Übermacht eingeleiteten Hauptangriffes zu schwach, so hatten sich die Verhältnisse seit dem

6. August noch erheblich verschlechtert. Abgesehen von dem Ausfall der Geschütze im Brückenkopf (S. 55) hatte der Großteil der Artillerie eben den Stellungswechsel durchgeführt; da das Fernsprechnetz der ersten Stellung vielfach nicht geborgen werden konnte, fehlte das Leitungsmaterial, wodurch die Feuerleitung der hinter der zweiten Stellung neu aufgestellten Batterien äußerst erschwert wurde.

Seit den frühen Morgenstunden hielten die Artilleriemassen der Italiener unausgesetzt alle Flußübergänge, das ganze linke Ufer und die Stadt Görz sowie sämtliche Anmarschwege unter stärkstem Feuer. Das Ausharren der Uferbesatzungen in dem von den steilaufragenden Höhen auf dem Westufer überall eingesehenen offenen Gelände war auf die Dauer unmöglich. Die Truppen waren durch die seit dem 6. August Tag und Nacht ununterbrochen andauernden Kämpfe vollkommen erschöpft und die Kampfstellungen ungeeignet. Unter dem Schutze des gewaltigen Artilleriefeuers strömte jetzt die feindliche Infanterie in Massen über die Höhen von Oslavija und die Podgora gegen den Isonzo vor. Der Feind bot ausgezeichnete Ziele und erlitt von dem nun einsetzenden Feuer unserer Batterien Verluste; doch um ihn aufzuhalten, dazu reichte weder die Zahl der Geschütze noch viel weniger die vorhandene Munition aus.

Der Versuch, die durch die erste Sprengung nach dem Rückzuge nur beschädigte Straßenbrücke bei Lucinico zu zerstören, scheiterte. Die tapferen Pioniere arbeiteten im heftigsten Feuer und fielen dem Feuer der italienischen Maschinengewehre auf nahe Entfernung zum Opfer.

Um Mittag vermochte ein Bataillon der italienischen 12. ID. den Fluß bei sehr niedrigem Wasserstand an seichten Stellen zu durchwaten und auf dem Ostufer Fuß zu fassen. Verdeckt durch Rauch und Staub, sammelten sich später weitere Abteilungen der italienischen Infanterie über die noch gangbare Brücke nach vorne und bildeten an den Uferrändern einen kleinen Brückenkopf.

Von den Truppen der 58. ID. hielten die zusammengeschmolzenen Bataillone nur in kleinen Gruppen die Übergangsstellen und die dazwischen liegenden Uferabschnitte, je nach der Bedeutung ihrer ört-liehen Wichtigkeit, besetzt. An ein Zusammenfassen dieser Kräfte gegen die Einbruchsstelle hin konnte zunächst nicht gedacht werden, ohne weite Strecken zu entblößen. Bei den vom k. u. Landsturminfanteriebataillon VI 30 bei der Straßenbrücke sofort eingeleiteten Gegenstößen fielen der Kommandant und mehrere Offiziere. Wenn auch die eigenen Batterien durch kurze Zeit verheerend gegen den auf dem Ostufer eingenisteten Feind wirkten, so rückten doch stets neue italienische Kräfte nach. Unsere Batterien, die Übermenschliches geleistet hatten, mußten eben, wie so oft in diesen schweren Tagen, trotz günstigster Wirkungsmöglichkeit und trotz der unsäglichen Not der mit letzter Kraft fechtenden Infanterie, ihre zur Neige gehende Munition sparen.

Während an der Front flußaufwärts von Lucinico am 8. August keine einschneidende Veränderung eintrat und der Feind das westliche Flußufer im Laufe des Nachmittags mit starken Kräften erreichte, ohne einen Übergangsversuch zu wagen, gestaltete sich die Lage bei den zwei weiter südlich gelegenen Brücken und von hier flußabwärts bedrohlich. An dem 5 km langen Abschnitt zwischen der Eisenbahnbrücke und der Wippachmündung, der nur von zwei Landsturmbataillonen gehalten wurde, setzte der Feind in den Nachmittagsstunden furtend und schwimmend seinen Übergang fort; weiter südlich, bei St. Andrä, brachte er Überschiffungsmittel an den Fluß. Immer frische Kräfte vortreibend, gelang es den Italienern, sich auf dem Ostufer des Isonzo festzusetzen und den schwachen ungarischen Landsturm etwas zurückzudrängen.

Im Sinne der wiederholten Weisungen des 5. Armeekmdos., wonach das linke Isonzoufer unbedingt zu halten sei, befahl das 58. IDKmdo., das sich am 8. nachmittags von St. Peter nach Vogersko verlegt hatte, dem in St. Peter verbliebenen Kommandanten der 5. GbBrig., Oberst Mitlacher, die Italiener über den Fluß zurückzuwerfen. Hiezu wurden dem Bęigadekommando drei Bataillone l) zugewiesen. Wegen der Verschlimmerung der Lage bei Görz ließ das XVI. Korpskmdo. gleichzeitig das SchR. 20, das nach einem Nachtmarsch Cernizza erreicht hatte, alarmieren und an den Ostrand des Panowitzer Waldes vormarschieren. Die Marschformationen des XVI. Korps hatten nach Schönpaß und das eben mit der Bahn aus der Herzegowina eingetroffene k. u. Landsturminfanteriebataillon VII 4 nach Vogersko zu gelangen.

Indessen hatte das 5. GbBrigKmdo. den zusammengefaßten Angriff

Ein Baon. SchR. 22 aus Görz, das k. k. LstlBaon. IN' 39 und das IBaon. I 41 des VII. Korps aus dem Vallonetal, das über Savogna gegen St. Andrä in Marsch gesetzt wurde.

der ihm zur Verfügung gestellten Truppen gegen die Übergangsstelle eingeleitet. Aber ehe noch diese auf dem Kampffelde eingetroffen waren, hatte der im Südteile von Görz befehligende Obst. Noe den Feind mit seinen Dalmatinern gegen die Übergangsstelle zurückgedrängt. Gegen Abend schien es, als würden sich die Italiener, die gegen die Stadt vorzurücken versucht hatten, zunächst auf die Festhaltung des Bahndammes zwischen der Brücke und dem Stidbahnhof von Görz beschränken. Ein mit starken Kräften entschlossen vorgehender Feind hätte längst Görz erreicht haben oder bis St. Peter vorgedrungen sein müssen.

Bis 6h nachm. wurde es klar, daß der sehr verlustreiche Widerstand am Flußufer mit den erschöpften Truppen nur mehr nach Stunden zählen konnte. Jede Stunde des Ausharrens kostete große Opfer. Die im Anmarsch befindlichen Verstärkungen (5 Bataillone und 12 Marschkompagnien) konnten sich erst in der Nacht fühlbar machen. Aber auch von diesen Kräften war eine entscheidende Verbesserung der Lage nicht mehr zu erhoffen. Nur eine mächtige, der feindlichen annähernd gleich starke Artillerie zur Bekämpfung der italienischen Infanterie, die Niederhaltung der feindlichen Batterien und die ausgiebige Bestreichung der Anmarschwege und Sammelräume der Italiener hätten der Stellung am Isonzoufer noch einigen Halt geben können. Die Lage wurde umso schwieriger, als die gesamte Versorgung der kämpfenden Truppen über ein Gelände geführt werden mußte, das vom Feind überall eingesehen und wirksamst bestrichen werden konnte. Daher leitete der Kommandant des XVI. Korps, FZM. Wurm, den ihm vom 58. IDKmdo. zugekommenen Antrag zum Beziehen der zweiten Stellung an das Armeekommando. GO. Boroevic stimmte zu und befahl um 10h abends die Ausführung des Antrages.

Bis zum Abend hatte sich der Feind mit mehreren Bataillonen östlich der Straßen- und Eisenbahnbrücke festgesetzt. Die Lücke^ in der Isonzosicherung hatte sich beiderseits erweitert und reichte im Süden bis nach Savogna. Gegenüber dem Isonzoknie westlich von Salcano begann der Feind mit Vorbereitungen für einen Übergang.

Das 58. IDKmdo. hatte mit Rücksicht auf seine schwachen, höchstens 6000 Mann mit wenig Artillerie betragenden Gesamtkräfte, die an der 12 km langen Front vom Mt. Sabotino bis zur Wippachmündung verteilt waren, schon am Nachmittag, vor dem Eintreffen des Befehles zum Beziehen der zweiten Stellung, deren Sicherung durch die geringen Reserven und anmarschierenden Verstärkungen befohlen. Die Isonzo-linie selbst wurde jedoch weiter behauptet und die Schließung der bei

St. Andrä entstandenen Lücke durch einen planmäßigen nächtlichen Gegenangriff der 5. GbBrig. vorbereitet.

Als Rückhalt für die am Isonzo fechtenden Truppen wurden das in den Abendstunden anmarschierende SchR. 20 und das Landsturminfanteriebataillon VII 4, ferner in der Nacht auf den 9. August auch das vom VII. Korps anstatt des IR. 24 anmarschierende IR. 102 (2 Baone) gegen die zweite Stellung vorgeführt, die nun zusammen mit den dort hin schon früher verlegten abgekämpften Bataillonen der 58. ID. (S. 54) besetzt wurde. Die noch zwischen dem Isonzo und der zweiten Stellung verbliebenen Batterien bewirkten in der Nacht den Stellungswechsel.

Um llh nachts kam der Befehl zum Rückzug der noch am Isonzo haltenden 58. ID. in die zweite Stellung, die nun aufs zäheste behauptet werden sollte. Er traf die Kommandos und Truppen nicht unvorbereitet. Das 5. GbBrigKmdo. ließ die Vorbereitungen zum Gegenangriff gegen den italienischen Brückenkopf bei St. Andrä abbrechen. Die erforderlichen Rückmärsche wurden in Ruhe und Ordnung angetreten und im Laufe der Nacht auf den 9. ohne wesentliche Störung durch den Feind beendet. Als letzte Abteilung verließ das den Brückenkopf bei Salcano besetzt haltende 2. Bataillon des SchR. 37 das westliche Isonzoufer; Sappeure der 62. ID. sprengten in wirksamster Weise den weitgespannten Bogen der steinernen Eisenbahnbrücke. Ein stolzes Kunstwerk österreichischer Brückenbautechnik sank in die Fluten des Flusses1).

Nördlich von Görz hatte die 62. ID. an diesem Tage keine Infanteriekämpfe zu bestehen. Die Front der 209. LstlBrig. stand wohl andauernd im Artilleriefeuer, das sich abends bis zum Trommelfeuer steigerte, dann aber nachließ.

Den Verteidigern des Görzer Brückenkopfes, die sich in dem dreitägigen Ringen mit unvergänglichem Ruhm bedeckt und durch die höchsten Soldatentugenden bewährt hatten, wurde in diesen bitteren Stunden die bewundernde Anerkennung ihrer höchsten Führer zuteil.

Der Entschluß zur Räumung der Karsthochfläche von Doberdö

Das Vordringen des Feindes über den Isonzo am 8. August nachmittags hatte die Gefahr eines Durchbruches der Front mit seinen auf die Gesamtkriegslage der Monarchie unabsehbaren Folgen nahegerückt.

Vgl. Scheda, österr. Teil zu: Das Ehrenbuch der Feldeisenbahner ^Berlin 1931), 340. — V e i t h, Die Isonzoverteidigung bis zum Falle von Görz (Mil.wiss. Mitt. Wien, Jhrg. 1931, 1059).

Durch die Zurücknahme der Front auf die zweite Stellung im Wippachtale östlich von Görz war die zu verteidigende Linie nicht nur länger und dadurch schwächer geworden, sondern es drohte überdies dem Südflügel der k.u.k. 5. Armee auf der Karsthochfläche die Umfassung aus der Görzer Ebene. Dies konnte eintreten, wenn die italienische Führung ihre überlegenen Kräfte zu einem raschen Vorstoß in die Wip-pachsenke zusammenfaßte und die nach den vorangegangenen schweren Kämpfen auf ein Drittel ihres Standes herabgesunkenen Truppen des FZM. Wurm vor dem Einlangen der Verstärkungen aus Tirol, die frühestens am 10. oder 11. eintreffen konnten, überrannte. Dann mußte ein Aufrollen der Fronten auf dem Karst und auf der Hochfläche von Bain-sizza zur Katastrophe führen. Denn ein Absetzen der bisherigen Front vom Isonzo nördlich von Görz, wo zurzeit verhältnismäßig geringe Kräfte zur Verteidigung weiter Abschnitte genügten, würde in einer neuen Stellung bedeutend mehr Truppen erfordert haben, als der k.u.k. Heeresleitung auf allen Kriegsschauplätzen überhaupt noch zur Verfügung standen.

Eine Niederlage konnte nur dadurch vermieden werden, daß die im Wippachtale sich bildende neue Front bis zum Eintreffen der angekündigten Verstärkungen ausharrte, was wieder nur möglich war, wenn die jetzt weit vorspringende Front auf der Hochfläche von Doberdö zur Ersparung von Kräften in eine kürzere Verteidigungslinie planmäßig zurückgenommen und in einen unmittelbaren, festen Anschluß an die Stellungen des XVI. Korps im Wippachtale gebracht wurde.

So entschloß sich GO. Boroevic am 8. abends, den Mt. S. Michele und die südlich anschließenden Stellungen auf der Hochfläche von Doberdö planmäßig räumen und die Verteidigung auf den Ostrand des Vallonetales verlegen zu lassen. Um 8h3° abends traf das Armeekmdo. die seinem Entschluß entsprechenden Verfügungen. Der Heeresleitung erstattete GO. Boroevic hierüber folgende Meldung: „Der Kampfwert der Brückenkopfbesatzung Görz bei 66 v. H. sowie jener der 20. HID. bei 50 v. H. Verlust ist heute derart gesunken, daß diese Divisionen momentan kaum zählen. Da Gegner heute mit zwei Bataillonen südlich Görz den Isonzo durchfurten konnte und der Isonzo größtenteils kein Hindernis ist, würde direkte Verteidigung des Ufers angesichts der langen Strecke illusorisch sein und zur Vernichtung der Gruppe führen. Das Armeekmdo. hat alle verfügbaren Reserven in das Wippachtal geworfen. Diese dürften gegenwärtig ausreichen, um die zweite Stellung, im Vereine mit der 58. ID., bis zum Eintreffen der Verstärkungen aus

Preisgabe der Hochfläche von Doberdó

Tirol zu halten. Dem XVI. Korps wurde befohlen, die Brückenkopfbesatzung in die zweite Stellung zu nehmen, den isonzo nur zu bewachen. Das VII. Korps wird den Abschub der Artillerie in den Raum östlich des Vallone bis nördlich des Crnihrib, die Gruppe FML. Schenk in den Raum östlich der Linie Crnihrib—Debeli vrh heute nachts einleiten und voraussichtlich in der Nacht auf den 10. in die dort vorbereitete zweite Stellung zurückgehen. Ich bitte zu erwägen, ob der Armee nicht ausgiebige Verstärkungen zugeführt werden können, da das fortgesetzte Einlangen italienischer Verstärkungen von der Tiroler Front — bisher sieben Brigaden festgestellt —, die Hartnäckigkeit der hier geführten Angriffe, das Abflauen der Angriffe an der schwerer angreifbaren Tiroler Front und andere Anzeichen darauf hinzudeuten scheinen, daß der Feind populäre Erfolge hier gewärtigt. Gegenwärtig verfügt der Feind gegenüber unseren 13 V2 Brigaden, von welchen 5 kaum mehr zählen, üjper deren 26 und über bedeutend überlegene schwere Artillerie. So schwer mir der Entschluß fällt, so glaubte ich ihn fassen zu müssen, um die Fortsetzung des Kampfes mit Aussicht auf Erfolg erhoffen zu können.“

69


Das AOK. billigte den Entschluß des Armeekommandos. Es hatte auf die ersten einlangenden Meldungen über die ernsten Ereignisse im Görzer Brückenkopf und auf dem Mt. S. Michele im vollen Bewußtsein der Schwäche der Isonzoverteidigung schon am 7. August die beschleunigte Absendung der 8. und der 2. GbBrig. sowie von je einem Bataillon der

3. und der 57. ID. (I'50 und I 48) von Tirol an den Isonzo veranlaßt.

Am 8. wurde die Heeresgruppe des GO. Erzherzog Eugen verständigt, daß die Lage bei der 5. Armee in den nächsten Tagen weitere Truppenabgaben notwendig machen werde. Es wären hiezu vom Heeres-gruppenkmdo. besonders erprobte Truppen in der Stärke einer Division derart bereitzustellen, daß gleich nach Beendigung des Abtransportes der 2. GbBrig. mit der Verlegung begonnen werden könne. Ferner verfügte das AOK., daß zwei Bataillone der 48. ID. vom nördlichen Kriegsschauplatz gleichfalls in den Bereich der 5. Armee gelangen sollten.

Trotz der Schwierigkeit der Lage traf der Befehl des Armeekommandos zur Rücknahme der Front die Abschnittskommandanten auf dem Karst unerwartet und überraschend. Seine sofortige Durchführung hätte in der kurzen Sommernacht kaum ohne bedeutende Verluste, zumindest an Geschützen und Gerät, erfolgen können. Auf Antrag des VII. Korpskmdos. änderte das Armeekommando den Befehl dahin, daß die Bewegungen der Infanterie erst in der Nacht auf den

10. August beginnen sollten; nur die Artillerie, vor allem die mittleren

und schweren Batterien, hatten den Stellungswechsel sofort staffelweise derart einzuleiten, daß in der Artilleriewirkung keine Unterbrechung entstand, und auch die Zurückführung des größten Teiles der auf der Hochfläche von Doberdö und im Vallonetal angesammelten Vorräte an Schießbedarf und anderem Kriegsgerät möglich wurde. Mit den Truppen des VII. Korps hatte in der Nacht auf den 10. auch der anschließende rechte Flügel des Abschnittes FML. Schenk die Front Mt. dei sei Busi A 118—Mt. Cosich    113 zu räumen und, im Anschluß an die

auf dem Monfalconerücken bis zur Küste noch zu haltenden alten Stellungen, zunächst in die Linie Debeli vrh-<}>-140—Crni hrib-<}>-164 zurückzugehen, wo die Verbindung zum VII. Korps quer über das Vallonetal gegen Nova Vas herzustellen war.

Der Plan Cadornas für die Fortsetzung des Angriffes über den Isonzo

Aus der italienischen Kriegsliteratur ist zu entnehmen, daß Cadorna „große Zweifel an dem Gelingen des Angriffes“ auf den Görzer Brückenkopf gehabt hatte und daß „seine ursprüngliche Absicht nicht weiter ging, als mit dem VI. Korps das rechte Isonzoufer in Besitz zu nehmen“1). Tatsächlich hatte die Heeresleitung planmäßige Vorbereitungen für die Fortsetzung des Angriffes über den Fluß unterlassen und sogar die vom Kommandanten der Hauptstoßgruppe, GLt. Capello, angeregte Zuweisung von Kavallerie und Radfahrern zur Verfolgung des allenfalls über den Isonzo weichenden Gegners abgewiesen. Allem Anscheine nach hielt das italienische Oberkommando einen raschen Vorstoß über Görz ins Wippachtal hinein, der unter den gegebenen Verhältnissen den unausbleiblichen Zusammenbruch der ganzen öst.-ung. Isonzofront zur Folge gehabt hätte, für zu gewagt, bevor nicht die Höhen nördlich von Görz und der Mt. S. Michele auf dem Karst genommen wären. Dieses Zögern mochte nicht zuletzt darauf zurückzuführen gewesen sein, daß die italienische Führung über die Art und Beschaffenheit der nur notdürftig ausgestalteten Stellungen des k.u.k. XVI. Korps östlich von Görz ganz unzulänglich unterrichtet war.

Erst am 8. August nachmittags, als die Vortruppen Capellos sich bereits auf dem linken Flußufer festgesetzt hatten und gegen Görz sowie in die Ebene vorzufühlen begannen, war das italienische Oberkommando zur Überzeugung gekommen, daß der Gegner den Fluß nicht unmittelbar nachhaltig verteidigen werde, und der bisher verhältnis-

1) Capello, I, 300.

mäßig leicht geglückte Anfangserfolg zur Verfolgung weiterreichender Ziele ausgenützt werden müsse. Die italienische 3. Armee erhielt den Auftrag, dem Gegner, ,,der in Auflösung begriffen“ sei und „über keine Reserven“ verfüge, mit dem VI. Korps energisch nachzustoßen und die Verfolgung bis zum Abschnitte Mt. S. Gabriele—Panowitzer Wald—S. Marco—Ovčja Draga vorzutreiben, mit den südlichen drei Korps den feindlichen Widerstand auf der Karsthochfläche zu brechen und bis zum Vallonetal sowie längs der Wippach vorzudringen. Der Vormarsch im Görzer Becken sollte von leichter Artillerie begleitet werden und „erst vor unüberwindlichen Hindernissen zum Stehen kommen l)“.

Bei der Fortführung des Vorstoßes auf dem Ostufer des Isonzo sollte nunmehr auch der bisher an dem Angriff unbeteiligten italienischen 2. Armee eine entscheidende Rolle zufallen. Die Bedrängnis des öst.-ung. XVI. Korps im Görzer Abschnitte ausnützend, hatte sie dessen schwache Kräfte bei Plava in scharfem Angriff zu werfen und, in Übereinstimmung mit dem linken Flügel der Armee Aosta, über den Kuk A 611 gegen den Mt. Santo vorzustoßen, der gleichzeitig vom Süden her von Teilen des VI. Korps genommen werden sollte. Die gesamte Artillerie des II. Korps sowie die mittleren und schweren Batterien des VI., die noch nördlich des Piumicatales und westlich des geräumten Brückenkopfes von Görz in Stellung verblieben waren, hatten diesen Angriff vorzubereiten (vgl. Skizze 2). Zur Bindung der öst.-ung. Kräfte bei Tolmein hatte das IV. Korps durch Ablenkungsangriffe mitzuwirken.

Cadornas Absicht ging dahin, auch alle übrigen verfügbaren und noch anrollenden Verstärkungen mit dem Ziele in den Kampf zu werfen, die Front der k.u.k. 5. Armee zunächst bis in die Linie Idria-fluß bis zum Tribušatale (2 km östlich des Čepovantales)—Ternovaner Hochfläche — Modrasovec A 1305 — Dörnberg—Eisernes Tor—Trstelj A 643—Hermada A 323 zurückzuwerfen.

Die ,,versäumte Gelegenheit“ zum Durchbruch der öst.-ung. Front II i e z u Skizzen 4 und 3 der Beilage 2

Am 8. August nachmittags wurde hinter dem Südflügel des italienischen VI. Korps auf neuerliches Verlangen des Korpsführers eine Gruppe von schnell beweglichen Truppen gebildet-). Sie erhielt den Auf!) Cadorna, La guerra, I, 287.

-) 11 Schwadronen, 2 Radfahrbataillone, 2 Züge Maschinengewehre auf gepanzerten Kraftwagen und eine Batterie (T o s t i, 181).

trag, ehestens den Isonzo zu überschreiten, die im Rückzuge befindlichen „völlig niedergebrochenen“ öst.-ung. Truppen anzufallen und „sich der gegnerischen Artillerie zu bemächtigen“x). Bis zum Abend war die Verfolgungsgruppe versammelt und bald nach Mitternacht überschritt sie südlich von Lucinico den Isonzo. Aber schon bei Tagesanbruch stießen die Schwadronen kaum zwei bis drei Kilometer jenseits des Flusses auf die von der 58. ID. im Vorfelde der neuen Stellung zurückgelassenen Sicherungstruppen und konnten nirgends mehr durchdringen.

Für den 9. hatte Cadorna den Übergang auf das Ostufer und den Angriff gegen die neuen öst.-ung. Stellungen mit den Hauptkräften Capellos befohlen. Hiezu hatte der Führer der italienischen 3. Armee am 8. abends die bisher dem VI. Korps unterstehenden sechs Divisionen in zwei Korps geteilt. Die 24., die 43. und die 45. ID. verblieben beim

VI., die 11., die 12. und die 48. ID. bildeten nunmehr das VIII. Korps. Beide wurden dem GLt. Capello unterstellt.

Es hatten anzugreifen: das II. Korps der 2. Armee mit der 3. ID. aus dem Brückenkopf von Plava heraus den Kukrücken; das VI. Korps mit der fünf Brigaden starken 45. ID. die Front Mt. Santo—Mt. S. Gabriele— Sv. Katarina, mit der 43. ID. südlich davon beiderseits des Friedhofes von Görz und über das Kloster Castagnavizza gegen den bewaldeten Höhenrücken des Panowitzer Waldes; im Anschlüsse daran das VIII. Korps mit der 48. ID. über Görz gegen die Hügelkette südlich der Straße durch das Rosental -<}>- 171—S. Marco A 227 und mit der 12. ID. in der Ebene gegen die Hügelstellungen östlich vom Vertojbica-bach. Je eine Division, die 24. und die 11., war diesen Korps auf das Ostufer des Isonzo südlich von S. Mauro und bei St. Andrä nachzuziehen; sie hatten dort als Rückhalt Brückenköpfe einzurichten.

Dieser Angriffsplan, der aus erbeuteten Befehlen bekannt wurde, gelangte aber am 9. nicht zur Durchführung, da unvorhergesehene Hindernisse den Vormarsch der Hauptkräfte verzögerten, ehe es zum allgemeinen Angriff kam. Statt dem Gegner, dessen Kampfkraft gebrochen zu sein schien, und der von allen italienischen Führern schon sehr gering eingeschätzt wurde, unaufhaltsam und rücksichtslos zu folgen, wie es der Befehl Cadornas verlangt hatte, kam der Übergang der beiden Korps gerade am entscheidenden Tage zum Stocken. Hiefür werden von italienischer Seite 2) als Hauptgründe die Schwierigkeiten für den Flußübergang, wie die Wiederherstellung der Brücken, die ungünstige

1j Z i n g a 1 e s, Gorizia, 191 f.

2) Tosti, 181.

Uferbeschaffenheit, der Mangel an Straßen, die starke Strömung des Isonzo und dann hauptsächlich das gegen die Flußufer gerichtete Feuer der öst.-ung. Artillerie angegeben. Nicht zuletzt scheinen aber die italienischen Korpsführer und auch das 3. Armeekmdo. trotz des unaufhörlichen Drängens der Heeresleitung mit dem Übergang der Hauptkräfte deshalb gezögert zu haben, weil von den zur Verfolgung und Aufklärung entsendeten Truppen tagsüber sehr widerspruchsvolle Meldungen einliefen. Im Zusammenhange mit den Ereignissen auf dem Mt. S. Michele am 9. vormittags ließen sie einen allgemeinen Gegenangriff während des Überganges befürchten. Erst am 9. abends waren zutreffende Nachrichten über die Besetzung der öst.-ung. zweiten Stellung eingelangt.

Auf den bis zum 9. früh geschaffenen Übergängen rückten von der Gruppe Capello zunächst acht Bataillone des VIII. Korps über den Isonzo vor, um Görz und den Höhenzug knapp östlich der Stadt zu besetzen. Alsbald schlug ihnen kräftiges Feuer entgegen und zwang sic zu behutsamem Vorgehen. Auch beim VI. Korps vermochten nur schwache Kräfte der 45. ID. den Isonzo bei Salcano zu überschreiten. Sie stellten bis zum Abend dieses Tages fest, daß die Hänge des Mt. Santo und des Mt. S. Gabriele vom Gegner, „der keineswegs erschüttert, aber sehr wachsam war“ !), besetzt gehalten wurden.

Die Hauptkräfte der beiden Korps waren an diesem Tage noch westlich vom Isonzo stehen geblieben. Diesem Versäumnis hatten es die ausgebluteten und erschöpften Truppen der Besatzung des Görzer Abschnittes zu danken, daß sie sich in den neuen Stellungen zur Not einrichten und nach dem dreitägigen opferreichen Ringen wenigstens einiger Stunden verhältnismäßiger Ruhe erfreuen konnten. Sie standen an der äußersten Grenze ihrer Kräfte; der Mangel an Nahrung und Schlaf in den bisher unausgesetzten Kämpfen drohte ihren vollständigen körperlichen Niederbruch herbeizuführen, wenn der Feind mit frischen Kräften seiner starken Reserven abermals zum Angriff schritt. Ohne namhafte Reserven hinter der neuen öst.-ung. Front mußte ein solcher Angriff fast unabwendbar zu einer Katastrophe führen. So jedoch war die Verlegung der Verteidigung im Görzer Abschnitte in die zweite Linie bis zum 9. früh ohne Störung durch den Feind durchgeführt worden. Das eintägige Ausharren am Ostufer des Isonzo hatte es ermöglicht, das SchR. 20 und das IR. 102 heranzubringen, die nun das feste Rückgrat in der zweiten Stellung bildeten. Das XVI. Korpskmdo. hatte seinen Standpunkt von Dörnberg nach Selo verlegt.

J) Z i n g a 1 e s, Gorizia, 194.

Noch am Vorabend war vom XVI. Korpskmdo. im Wippachtale eine neue Abschnittsteilung eingeleitet worden. Die 58. ID. mit der

4. GbBrig. und den Truppen der 86. SchBrig. wurde auf den nördlichen Teil des bisherigen Frontabschnittes vom Mt. S. Gabriele, dessen Gipfel hinter der Front lag, bis zur Höhe 171 südöstlich von Görz beschränkt. Die 43.SchD. hatte mit Teilen der 121. LstlBrig., der 5. GbBrig. und dem IR. 102 den südlich anschließenden Frontteil bis zur Wippach bei Merna zu übernehmen.

So brachte die unerwartete Kampfpause dem Verteidiger gar nicht abzuschätzende Vorteile, und jeder Tag, jede Stunde war ein bedeutsamer Gewinn. Noch aber stand den Kämpfern von Görz Schweres bevor, ehe die anrollenden Verstärkungen der Schlachtkrise die entscheidende Wendung geben sollten.

Während die sechs Divisionen Capellos, hinter denen eine weitere Division, die 46., bereitgestellt worden war, den vom Oberkommando im Laufe des 9. August immer dringender geforderten Vormarsch unterließen, trat das italienische II. Korps zum befohlenen Flankenstoß aus dem Brückenkopf von Plava an. Diesem gegenüber verteidigten drei Bataillone der k. u. 209. LstlBrig., darunter zwei von der 58. ID. zugeteilte Heeresbataillone (111/22, 11/52), den Abschnitt zwischen Globna und Zagora. Seit Beginn des Krieges war fast in allen italienischen Angriffsplänen dem Durchbruch bei Plava und dem Vorstoß über den Kuk in der Richtung auf die drei „heiligen Berge“ nördlich von Görz—Mt. Santo, Mt S. Gabriele, Mt. S. Daniele — eine besondere Bedeutung zugekommen. Auch diesmal sollte dort das schon halb geöffnete Tor auf dem Wege nach Triest aus den Angeln gehoben werden.

Die artilleristische Vorbereitung für den Angriff setzte um 7h30 vorm. ein. Das Feuer steigerte sich gegen die Räume von Paljevo und Zagora bald zum Trommelfeuer, das Hindernisse und Deckungen zerstörte. Um lh nachm. erreichte es unerhörte Stärke; die Mitte der Zagorastellung war in Brand geschossen, der Angriff wurde jeden Augenblick erwartet. Aber erst nach zwölfstündiger Dauer des Feuers, das um 7h30 abends nach hinten verlegt wurde, erfolgte der Infanterieangriff. Innerhalb von zwei Stunden wurden vier Stürme der Italiener gegen die heißumstrittene Höhe -cf>- 383 und drei gegen den Abschnitt Zagora angesetzt. Beim zweiten Vorstoß auf Zagora gelang es der aus fünf Bataillonen der 3. ID. bestehenden Angriffsgruppe mit Teilen in unsere Linien einzubrechen. Ohne jede Unterstützung warf das Infanteriebataillon III 22 den Feind in schneidigem Gegenstoß wieder hinaus.

Der dritte Angriff brach unter schweren Verlusten vor den Gräben des tapferen Bataillons zusammen. Ebenso erfolgreich vermochte das Bataillon 11,52 den Stützpunkt auf der Höhe -cj>-383 gegen alle Angriffe der Italiener zu behaupten (siehe Beilage 1).

So waren an diesem kritischen Tage die dem k.u.k. XVI. Korps drohenden Gefahren dank der zähen Ausdauer seiner schlachterprobten Truppen gebannt. Im Mißglücken der am 9. bei Plava erfolglos, weil vereinzelt gebliebenen Angriffe der italienischen 3. ID. rächte sich aber bereits die Untätigkeit der auf dem Nordflügel der Armee Aosta eingesetzten Divisionen, die nach den Befehlen Cadornas gleichzeitig aus der Talenge bei Salcano gegen Norden hätten vorstoßen sollen.

Die Ereignisse auf der Karsthochfläche am 9. August

Die vom 5. Armeekmdo. wegen der Ereignisse beim XVI. Korps am

8. August abends verfügte Räumung der Hochfläche von Doberdö sollte beim k.u.k. VII. Korps in der Nacht auf den 10. durchgeführt werden. Nachdem dem Einsprüche des Erzherzogs Joseph gegen die sofortige Zurücknahme der Front (S. 69) willfahrt worden war, ließ der Prinz den Stellungswechsel der Artillerie, namentlich der mittleren und schweren Batterien, hinter die neue Stellung in der Nacht auf den 9. durchführen. Erst in der Nacht auf den 10. sollte der Rest der Artillerie zurückgenommen werden und die Infanterie eine bisher als dritte Linie be-zeichnete neue „Stellung“ beziehen. Diese verlief von der Wippachschleife bei Merna über Pri Štanti steil zur Höhe -<>212 empor, die den Nordausgang des Vallonetales beherrschte, und zog sich von dort, etwas zurückbiegend, auf den flachen Hängen westlich von Lokvica hin. Sie ließ Oppacchiasella vor der Front und erreichte die Höhe -<>- 208 bei Nova Vas, von wo sie, fast im rechten Winkel vorspringend, den Vallone-graben querte, um auf dem Crni hrib -c> 164 südöstlich von Doberdö an die zweite Linie des Abschnittes der 9. ID. (Abschnitt III b) anzuschließen. Der Frontteil zwischen der Höhe -c> 208 und dem Crni hrib hatte keine vorbereiteten Hindernisse und Gräben, er mußte zur Verteidigung erst eingerichtet werden. Die auf dem Ostrande des Vallonetales vorhandenen Deckungen sollten, da sie von der Hochfläche von Doberdö überhöht und eingesehen waren, als vorgeschobene Vorpostenstellung nur von schwachen Kräften besetzt werden und die neue Kampflinie sichern.

So wie der Vorstoß bei Plava dem Feinde zuerst die Gewinnung der Höhen nördlich von Görz sichern sollte, war auch die Nordflanke des Alt. S. Michele am 9. August das Ziel der feindlichen Angriffe, um für den Stoßkeil bei Görz zunächst gesicherte Verhältnisse zu schaffen.

Bevor es aber dazu kam, war um 8h früh das HIR. 4 aus eigenem Antrieb und ohne jede Artillerieunterstützung überraschend vorgestoßen und hatte dem Italiener in einem beispiellos kühnen Anlauf nochmals die Ostkuppe des Mt. S. Michele entrissen. In der Befürchtung, daß es sich hier um den Beginn eines geplanten starken Gegenangriffes des VII. Korps handle, richtete der Feind sofort das Feuer aller Batterien dorthin und setzte alle verfügbaren Reserven gegen den Mt. S. Michele in Bewegung. Das tapfere Regiment mußte alsbald dem übermächtigen Drucke wieder Raum geben, dies um so mehr, als es wegen der bereits erfolgten Rückverlegung eines großen Teiles der Artillerie von dieser nicht mehr im vollen Maße unterstützt werden konnte. Aber der Feind war durch diese schneidige Tat doch einigermaßen gelähmt und unterließ jeden weiteren Angriff aus den Gipfelstellungen.

Dafür wurde der äußerste Nordflügel der 20. HID., der noch immer, an den Isonzo angelehnt, ausharrte, zum Ziel der feindlichen Angriffe. Nach stärkstem Artillerie- und Minenwerferfeuer und nach wiederholten Massenstürmen der aus drei auserlesenen Brigaden gebildeten 23. ID. vermochte der Feind schließlich in den ersten Nachmittagsstunden den in der Front, in der Flanke und im Rücken gleichzeitig angegriffenen Nordflügel der 20. HID. in die zweite Linie auf dem Nordhange des Mt. S. Michele zurückzudrücken, wo er im Anschlüsse an die auf dem Osthange des Berges angeklammerten Truppen bis zur befohlenen Räumung tapferen Widerstand leistete. Alle weiteren Anstrengungen der Italiener, auf dem Nordhange des Mt. S. Michele durchzustoßen, blieben vergeblich. Der Erfolg des Feindes war lediglich dem Umstande zuzuschreiben, daß der Verteidiger von den früher in der Ebene nördlich der Wippach verwendeten Batterien nicht mehr unterstützt werden konnte. Zum Schutze der Nordflanke des VII. Korps wurden im Laufe des 9. die Brücken über den Unterlauf der Wippach bei Rubbia und Merna gesprengt und das Südufer durch Marschformationen der 17. ID. besetzt.

Den ganzen Tag hindurch stand die Karstfront bis zum Meere unter heftigstem Artillerie- und Minenwerferfeuer. Die am Nachmittag unternommenen Angriffe der 21. ID. gegen S. Martino, wo das HIR. 17 im Laufe des Tages insgesamt neun italienische Stürme ab wehrte, scheiterten ebenso wie jene des XIII. und des VII. Korps gegen die Stellungen der 17. und der 9. Division. Erst um 7h abends stellte der Feind sein fruchtloses Bemühen ein, und beim Einbruch der Dunkelheit flaute das Toben der Schlacht allmählich ab.

Um Mitternacht begann befehlsgemäß und vom Feinde unbemerkt die Räumung der Hochfläche von Doberdö durch das VII. Korps. In der geräumten Linie vom Mt. S. Michele über S. Martino und die Höhe Mt. dei sei Busi bis zum Mt. Cosic'n blieben Nachhuten zurück, die den Rückzug zu verschleiern und die spätere Vorrückung des Feindes zu verzögern hatten.

„Völlig unbesiegt mußte das VII. Korps die durch das Blut vieler Tausend seiner Besten rühmlichst getränkte Walstatt räumen. Auf ewige Zeiten bleibt aber der Mt. S. Michele in der Geschichte der k.u.k. Wehrmacht, namentlich aber in jener von Ungarns tapferen Kriegern ein unvergänglicher, markiger Denkstein1).“

Die k.u.k. 5. Armee nach dem Beziehen der zweiten Stellung Hiezu Skizze 5 der Beilage 2

Die Ereignisse bei Plava am 9. August ließen weitere schwere Kämpfe in diesem Raume erwarten. Zudem gewann der Südflügel der 62. ID., besonders aber des Mt. S. Gabriele, durch den Verlauf der neuen Stellung erhöhte Bedeutung. Für die Italiener blieben Vorstöße im Wippachtale immer gefährlich, solange sie nicht im Besitze dieses das Becken von Görz beherrschenden Eckpfeilers der neuen Verteidigungsfront waren. Durch dessen Verlust wären aber auch die öst.-ung. Stellungen im Sattel von Dol und die ganze bisherige Front auf dem Westrande des Hochlandes von Bainsizza unhaltbar geworden. Die kritische Lage der Armee hätte sich dadurch noch wesentlich verschlechtert, wofür die Maßnahmen, die das 5. Armeekmdo. noch am 9. August getroffen hatte, kennzeichnend sind.

Immer noch herrschte aber auch der die Führung quälende Mangel an Reserven. Von den durch die Heeresleitung angekündigten Verstärkungen waren bis zum 9. August nur zwei Bataillone des IR. 102 der

9. ID. aus Tirol im Kampfraume eingetroffen und — entgegen ihrer ursprünglichen Bestimmung zum VII. Korps — auf Befehl des Armee-kmdos. nach Bukovica zum XVI. Korps überstellt worden. Die von Tirol weiters in Aussicht gestellten Kräfte waren aber noch im Anrollen. In Anbetracht der neuerstandenen Gefahr und der Wichtigkeit der .    Anton    P    i    t    r    e i c h, Manuskript.

Hochfläche von Bainsizza wurde daher angeordnet, die Verstärkungen von der Tiroler Heeresgruppe mit größtmöglicher Geschwindigkeit in die meistbedrohten Räume heranzuführen. GO. Boroevic befahl dann dem XVI. Korpskmdo.: „Das Armeekmdo. legt größten Wert auf weitere unbedingte Behauptung des Raumes von Plava und Aufrechterhaltung der sicheren Verbindung dieses Raumes über den Mt. Santo und den Mt. S. Gabriele zum Anschluß an die neue Stellung der 58. ID. Hiezu treffen demnächst in Chiapovano an Verstärkungen ein: am

10. ds. Mts. 9h abends das Bataillon 1/50, am 11. ds. Mts. früh der Anfang der 2. GbBrig., die der 62. ID. unterstellt wird, und am 11. ds. Mts. abends das Bataillon I 48. Mithin werden in Summe sieben Bataillone und zwei Gebirgsbatterien bis 13. in Chiapovano vollständig eingetroffen sein. Ich gewärtige von der bewährten Führung der höheren Kommanden und der hervorragenden Tapferkeit aller Truppen, namentlich aber der zähen Verteidiger von Plava—Zagora, daß die Stellungen der 62. ID. zuversichtlich gehalten werden.“

Als weitere Verstärkung für das XVI. Korps sollte am 10. August nachmittags die 8. GbBrig. in Reifenberg einzutreffen beginnen und zunächst in den Raum von Cernizza gelangen. Eine Anfrage der Heeresleitung über die geplante Verwendung der anrollenden Verstärkungen beantwortete das Armeekmdo. unter gleichzeitiger Darlegung seiner Beurteilung der Lage wie folgt: „Antransport in Aussicht gestellter Verstärkungen dauert beträchtliche Zeit. So ist bis jetzt noch nicht ein Bataillon aus Tirol hier eingelangt. Anfang der 8. GbBrig. kommt erst am 10. zur Ausladung. In Anbetracht der sich drängenden Ereignisse lassen sich heute keine genauen Angaben über die beabsichtigte Verwendung der eintreffenden Verstärkungen machen; sie wird zunächst von der momentanen Lage abhängen. Gegenwärtig herrschen die günstigsten Verhältnisse auf der Karsthochfläche; die Lage dort ist so konsolidiert, daß sogar einzelne Truppen von dort zur Stützung des Abschnittes II abgegeben werden konnten. In der Görzer Ebene sind die Truppen eben in Sammlung und Festigung; alles Verfügbare ist zur Füllung der dort entstandenen Lücken eingesetzt. Volle Aufmerksamkeit verdienen momentan die Verhältnisse am Plateau von Bainsizza, wo ein entscheidender Angriff gegen unsere Stellungen bei Plava unmittelbar bevorsteht. Dieses Plateau konnte bisher — begünstigt durch das noch unmittelbar vor der Front liegende Hindernis des Isonzo — von in Summe acht Bataillonen behauptet werden. Gelingt dem Feinde nunmehr ein überwältigender Vorstoß von Plava aus, so sind für die Schließung der hiedurch entstehenden 18 km breiten Lücke keine weiteren Truppen mehr verfügbar. Daher müßte ein Großteil der eintreffenden Transporte zur Konsolidierung dieser Front verwendet werden. Gleichzeitig mit der Festigung der Front vor Görz, wozu die morgen eintreffende 8. GbBrig. verwendet wird, werden daher die zwei demnächst eintreffenden einzelnen Bataillone I 48 und 1/50 über St. Luzia nach Chiapo-vano zur Stützung des Plateaus von Bainsizza herandisponiert. Über die Verwendung der weiters eintreffenden Truppen kann erst gemeldet werden, wenn dieselben tatsächlich verfügbar sind.“

Durch die Untätigkeit des Feindes im Görzer Abschnitt am 9. August begann aber die Führung die nicht ganz unbegründete Hoffnung zu hegen, daß die endlich einlangenden Reserven doch noch eine günstige Wendung der Lage herbeiführen würden.

Die zweite Phase der Schlacht (10. bis 16. August)

Das Vorfühlen des Feindes gegen die neue Verteidigungsfront

am 10. August

Vergebens waren am 9. August die Befehle Cadornas an GLt. Ca-pello geblieben, „den Beinen seiner Truppen Flügel zu geben“1), damit sie die Höhen östlich von Görz in raschem Vormarsch gewinnen möchten. Erst in den späten Nachmittagsstunden begannen die Hauptkräfte des italienischen VI. Korps den Fluß auf den inzwischen hergerichteten Übergängen zu überschreiten; bald aber wurden die Bewegungen durch das Feuer der öst.-ung. Batterien gestört, und bei Einbruch der Dunkelheit stellten die Truppen die Vorrückung ein. Im allgemeinen erreichten die Italiener am Abend die Eisenbahnlinie Salcano—Görz— St. Peter, weiter südlich den Vertojbicabach.

Mit Recht beklagt Cadorna in seinen Erinnerungen das zögernde Vortasten des VI. Korps in das Görzer Becken: ,,Es steht außer Zweifel, daß die Höhen östlich der Stadt und jene östlich der Vertojbica schon am 9. August gefallen wären, wenn sie, so wie es die Heeresleitung befohlen hatte, an diesem Tage angegriffen worden wären. So wurde unser Erfolg nicht ausgenützt. Es fehlte manchem unserer Unterführer das Empfinden für den taktischen Wert des Augenblickes. Wenige hatten gehofft, den Isonzo überschreiten zu können. Als wir Görz be-1 j Cadorna, La guerra, I, 289.

setzt hatten, glaubten sie, daß wir einen großen Erfolg errungen hätten, ohne zu überlegen, daß dieser Erfolg wohl ein moralischer war, aber fast keinen militärischen Wert hatte, solange wir nicht die Höhen besaßen, die die Stadt von Osten bedrohten.“

Die Nacht auf den 10. August war ruhig verlaufen. In den frühen Morgenstunden rückte die italienische Infanterie aus Görz gegen den Westrand des Panowitzer Waldes und gegen die Höhe171 südlich der Rosentaler Straße vor, wurde aber durch Feuer zum Halten gezwungen und begann sich einzugraben. Um 9h30 vorm. griffen nach kurzer, kräftiger Vorarbeit durch Artillerie und Minenwerfer zwei Brigaden der italienischen 45. ID. von Salcano aus die Stellungen der

4. GbBrig. auf den Südwesthängen des Mt. S. Gabriele an. Der Feind, der bei Sv. Katarina in die Gräben einer Marschkompagnie eingedrungen war, konnte in erbittertem Nahkampf durch das Eingreifen des Bataillons III, 69 geworfen werden. Da die Lage dort gefährlich blieb, wurde ein Bataillon der Divisionsreserve *) dem Obst. Dáni unterstellt. Nach llh vorm. wurde der Angriff wiederholt und griff nach Süden hin bis zur Höhe -<>- 171 aus. Teile von vier Divisionen (der 45., der 43., der 11. und der 24. ID.) stießen nach mehrstündigem Feuer aller Kaliber und zahlreicher schwerer Minenwerfer vor. Zu Mittag wichen die Italiener in Unordnung zurück; sie ließen über 100 Gefangene in den Händen des Verteidigers. Der Mißerfolg des Feindes und seine Verluste waren offenbar sehr beträchtlich; denn er griff an diesem Tage im Wippachtale nicht mehr ernsthaft an.

Hingegen war es bei Plava neuerlich zu schweren Kämpfen gekommen. Seit Tagesanbruch richtete die italienische Artillerie gegen die Stellungen der 209. LstlBrig. und die dahinterliegenden Räume stundenlang ein verheerendes Feuer. Um lh nachm. brach nach der zum Trommelfeuer gesteigerten artilleristischen Vorbereitung der Angriff auf Zagora los. Im Nahkampf wurde der Italiener überall, wo er in die Stellungen einzudringen vermochte, geworfen. Darauf setzte sofort wieder Trommelfeuer ein. Zwischen 3hund 4h nachm. folgten neue Stürme, die aber diesmal schon im Abwehrfeuer niederbrachen. Als der Feind nach abermaligem Artilleriefeuer am Abend sich wieder zu einem Vorstoß anschickte, kamen seine Truppen kaum mehr aus den Gräben heraus. Was am Tage nicht gelungen war, versuchten die mit anerkennenswerter Zähigkeit kämpfenden Italiener überfallsartig im Dun-

IBaon. 111/86, das am 8. August mit dem IBaon. 1/91 vom XV. Korps herangeführt worden war.

kel der Nacht zu erreichen. Ihre um llh und um 2h nachts anschleichenden Abteilungen wurden rechtzeitig bemerkt und im Nahkampfe von den Dalmatinern des Infanteriebataillons 111/22 abgewehrt. Auch die Stellungen bei Paljevo und der Stützpunkt auf der Höhe 383 wurden stark beschossen; doch kam es hier zu keinem Infanterieangriffe. Mit den bis in die Morgenstunden dauernden Kämpfen fanden die Durchbruchsversuche des italienischen II. Korps bei Plava ihren vorläufigen Abschluß.

Am 10. abends waren hinter der bedrohten Front der 62. ID. in Chiapovano die 2. GbBrig.!) und zwei weitere Bataillone2) aus Tirol eingetroffen; auch die 58. ID. hatte zu Mittag das ihr am Vortage als Rückhalt für den rechten Flügel auf dem Mt. S. Gabriele zugewiesene Bataillon 1/91 an die 62. ID. abgeben müssen. Mit dem Eintreffen dieser Verstärkungen im Raume von Britof am 11. August war die unmittelbare Gefahr für den weitausgedehnten Abschnitt dieser Division gebannt. Sie hatte ihre Reserven so zu gruppieren, daß sie auch den rechten Flügel der 58. ID. im Notfälle unterstützen konnte.

Eine weitere Entlastung des XVI. Korps wurde durch das 5. Armeekmdo. dadurch angebahnt, daß die Abschnittsgrenze gegen das VII. Korps von der Wippach bei Pri Štanti nach Norden bis zu dem vorspringenden Wippachbug nördlich von Raccogliano vorgeschoben wurde. Da zur Abweisung großangelegter Angriffe die verfügbare Artillerie nicht ausreichen mochte, wurde das Armeekmdo. um Verstärkung im Ausmaße einer Divisionsartillerie gebeten.

Die Rückverlegung des in engster Gefechtsfühlung mit dem Feinde stehenden k.u.k. VII. Korps in die neuen Stellungen auf dem West-randc der Karsthochfläche von Comen war am 10. August bei Tagesanbruch ohne Störung und planmäßig durchgeführt.

Noch vor dem um Mitternacht beabsichtigten Beginn der Räumung hatten die Italiener spät abends einen Vorstoß im Dunkeln gegen die Front der 17. ID. unternommen und waren beiderseits der Wegkote 111 in die Gräben eingedrungen. Obwohl die Frontbesatzungen um diese Zeit nahezu jede Unterstützung durch die Artillerie entbehren mußten, warfen sich Teile der 33. IBrig. auf die Italiener und schlugen sie im Gegenangriff zurück, wodurch die Loslösung ohne jede weitere feindliche Einwirkung möglich wurde. Nirgends drängte der Angreifer nach. Erst um etwa 8h früh rückten Patrouillen und kleineren Abteilungen vom

ł) Die 2. GbBrig. war in Podmelec ausgeladen worden.

2) IBaone.I/48, 1/50.

V    ß

Alt. S. Michele, von der Höhe -<J>- 197 und vom Mt. dei sei Busi vorsichtig gegen Osten vor. Im Laufe des Vormittags stießen sie auf die xurückgelassenen Nachhuten, die sich fechtend von der Hochfläche von Doberdö über das Vallonetal zurückzogen.

Auf dem Südflügel der 9. ID. hatten am 9. abends Truppen der italienischen 14. ID. nach starkem Trommelfeuer die Höhen A 121 und -<>- 85 angegriffen und waren von der 60. IBrig. abgewiesen worden. Die befohlene Zurücknahme der Abschnittsbesatzung von Selz in die Linie Debeli vrh—Crni hrib konnte dann um Mitternacht, vom Feinde unbemerkt, durchgeführt werden. Die 17. IBrig. hatte westlich und südlich von Doberdö Nachhuten zurückgelassen. Am 10. vormittags beschoß die italienische Artillerie ausgiebig die geräumten Stellungen. Erst gegen Mittag rückten Abteilungen der italienischen 16. ID. gegen Doberdö vor und drängten die Nachhuten der 17. IBrig. langsam auf die neuen Stellungen zurück.

Um 3h nachm. setzte plötzlich stärkstes Trommelfeuer gegen die auf dem Monfalconerücken bis zur Küste unverändert beibehaltenen Stellungen der k.u.k. 60. IBrig. ein; wie am Vorabende kam es zu neuerlichen Vorstößen bei Monfalcone. Bis 7h abends griffen die Italiener mit etwa acht Bataillonen ihrer 14. ID. die Höhen A121 und -> 85 an. Beim ersten und zweiten Anlaufe vermochten sie stellenweise in die vordersten Linien einzudringen, wurden aber unter schweren Verlusten durch Teile der galizischen Infanterieregimenter 30 und 80 zurückgeschlagen. Nach einem längeren, besonders starken Feuerüberfall auf die heißumstrittene Höhe A121 erwartete man einen abermaligen feindlichen Vorstoß; aber die italienische Infanterie vermochte sich offenbar nicht mehr zu einem solchen aufzuraffen.

Das 5. Armeekmdo. war von Haus aus nicht im Zweifel darüber, daß die dauernde Behauptung der noch westlich des Vallonetales verbliebenen und aus der Front vorspringenden Stellungsteile der Gruppe des FML. Schenk, namentlich jene auf dem Crni hrib und auf dem Debeli vrh, nicht möglich sein werde. Es sollte aber durch die abschnittsweise Zurückverlegung der Linie vor allem Zeit gewonnen werden, um den noch ganz unausgebauten Teil der beabsichtigten neuen und verkürzten Stellungen im Anschlüsse an die Höhe westlich von Nova Vas über -<>- 208 nach Süden beim See von Doberdö vorbei auf die Höhe -6- 144—Pietra rossa—Höhe -cj>- 77 zum Lisertsumpf wenigstens notdürftig auszugestalten. Da dies innerhalb von zwei Tagen durchgeführt werden konnte und um die auf den Höhen beiderseits des

Planmäßige Preisgabe des Monfalconeriickens

Sees von Doberdö vorgeschobenen Truppen nicht einer Schlappe auszusetzen, befahl das Armeekmdo. am 10. nachmittags, diesen Frontteil in der Nacht auf den 12. August zurückzunehmen.

83


Die Verkürzung der Karstfront durch die Besetzung der zweiten Stellung ermöglichte die Ablösung der hart mitgenommenen Infanterie der 20. HID., die als Korpsreserve in den Raum von Comen gelangte. An ihrer Stelle besetzte die 59. IBrig. den nördlichen Abschnitt der neuen Stellung in der Linie von der Wippach bei Raccogliano über PriŠtanti, die Höhe Nad logem212 bis etwa 1000 Schritte nordwestlich von Lokvica, wo die 17. ID. anschloß. An Reserven verblieben zwei Bataillone des IR. 43 bei Kostanjevica, das IR. 46 bei Lipa.

Erkundungsvorstöße gegen die neuen Stellungen der k.u.k. 5. Armee

am 11. August

Die Kämpfe, die sich an der neuen öst.-ung. Front im Wippachtale am 10. August abspielten, hatten die italienische Heeresleitung erkennen lassen, daß der vermeintlich geschlagene Gegner doch noch entschiedenen Widerstand zu leisten imstande sei.

Für die Fortsetzung des Angriffes erließ Cadorna Weisungen1), nach denen das 2. Armeekmdo. am 11. abends den Befehl über alle Truppen im Görzer Abschnitt bis zur Wippach zu übernehmen hatte. GLt. Piacentini, der Führer der 2. Armee, hatte den Angriff im Raume bei Görz von der Wippach bis zur Idria tatkräftig aufzunehmen und den Gegner auf die Linie Dörnberg—Madrasovec A 1305—Unterlauf der Tribuša zurückzudrängen, wobei der linke Flügel der am mittleren Isonzo angreifenden Truppen auf der Hochfläche von Bainsizza südlich vonTolmein zurückgebogen bleiben sollte. Die Eroberung desTolmeiner Brückenkopfes war für einen späteren Zeitpunkt vorgesehen. Vorläufig sollten dort nur Kräfte gebunden werden. Als nächste Aufgabe war der 2. Armee aufgetragen, zu erkunden, ob der Feind nur Nachhutstellungen halte oder sich zu einer dauernden Verteidigung eingerichtet habe. Nachhuten sollte die 2. Armee mit zusammengefaßten Kräften im Wippachtale unverweilt zurückwerfen, gegen eine Dauerstellung aber den Angriff planmäßig vorbereiten. Die 3. Armee auf dem Karst hatte mit den Kräften der 2. Armee im Wippachtale in engster Fühlung zu bleiben, über das Vallonetal jedoch gegen die Linie Dörnberg—Eisernes

*) Cadorna, La guerra, 297 ff.

Tor—Trstelj A 643—Hermada A 323 vorzugehen. Zur Verstärkung der hiefür bestimmten Kräfte befahl das italienische Oberkommando dem

I.    Armeekmdo. — in der Annahme, daß in Tirol ein öst.-ung. Angriff nicht mehr zu befürchten war —, die sofortige Absendung eines schlagkräftigen Korps an den Isonzo. Es wurde hiefür das aus der 4. und der 33. ID. bestehende XXIV. Korps bestimmt.

In der Nacht auf den 11. August kam es im Görzischen zu lebhaften Kämpfen. Abgesehen von den nächtlichen Gefechten bei Plava (S. 80) hatte auch die Besatzung auf den Hängen des Mt. S. Gabriele mehrere italienische Vorstöße abzuwehren. Wiederholt stürmten Truppen der 45. ID. gegen das SchR. 37 bei Sv. Katarina und nördlich davon vor. Um 5h früh gelang es dem Feinde endlich, in ein kurzes Frontstück einzudringen; er wurde im erbitterten Nahkampf durch die zum Gegenangriff angesetzten Bataillone 111/69 und II/SchR. 37 geworfen. Hiebei blieben 160 Italiener, darunter 10 Offiziere, als Gefangene in unseren Händen. Der Feind raffte sich neuerlich zu einem Angriff auf, doch scheiterte dieser bereits im Vernichtungsfeuer unserer Batterien.

Östlich von Görz hatten die Truppen der 86. SchBrig. (Abschnitt der 121. LstlBrig.) auf dem linken Flügel der 58. ID. um 4hfrüh einen schwächeren Angriff abzuweisen. Um llhvorm. setzte gegen Sv. Katarina Trommelfeuer schwerer Kaliber ein. Ein um die Mittagsstunde sich vorbereitender italienischer Angriff wurde schon im Keime erstickt und kam nicht zur Entwicklung. Die endlich in genügender Menge eingetroffene Artilleriemunition erleichterte wesentlich die Abwehr der stets mit weit überlegenen Kräften geführten Angriffe.

Zur selben Stunde brach auch ein gegen die Front der 121 . LstlBrig. zwischen der Höhe -<>-171 und dem Nordrand des Panowitzer Waldes geführter Angriff der 43. ID. im Artillerie- und Maschinengewehrfeuer des Verteidigers zusammen. Unter schweren Verlusten ging der Feind hinter die Bahn zurück.

Während der Kampf im Abschnitt der 121. LstlBrig. nachmittags fast ganz abflaute, setzte gegen die Abschnitte der 4. und der 2. GbBrig. auf dem Mt. S. Gabriele, dem Sattel von Dol und dem Mt. Santo schwerstes Artillerie- und Minenwerferfeuer ein. Als aber die wachsamen Batterien der 58. und der 62. ID. die nördlich von Sv. Katarina zum Angriff bereitgestellten italienischen Truppen durch zusammengefaßte Feuerüberfälle zersprengten, griff der Feind an diesem Tage nicht mehr an. Hiemit war die Angriffskraft des Italieners für den

II.    August erschöpft.

Da für die Nacht neue Angriffe erwartet wurden, sollte die schon am 10. August begonnene Ablösung der 4. GbBrig. durch drei Bataillone der bis zum Abend vollzählig eingetroffenen 8. GbBrig. fortgesetzt werden. Die aus der Front gezogenen Teile der 4. GbBrig. waren als Reserve nahe hinter der Front zu belassen und erst bei fortschreitender Festigung des Widerstandes in den Raum Ossegliano—Schönpass zur Erholung zu verlegen. Die verbleibenden zwei Bataillone der 8. GbBrig. wurden vorläufig nördlich von Vogersko bereitgestellt. Der Abschnitt der 121. LstlBrig. wurde nordwärts bis zum Fahrwege Görz—Grazigna ausgedehnt. Zwei Bataillone der dortigen Besatzung (I SchR. 20 und k. k. LstlBaon. 83) traten zur 121. LstlBrig. über.

Die bisherigen Kämpfe hatten eine unvermeidliche Vermengung der Verbände herbeigeführt. Es wurde notwendig, ehestens die Abschnittsbildung mit der Kriegsgliederung in Einklang zu bringen. Der vom 5. Armeekmdo. genehmigte Antrag des XVI. Korpskmdos. für die vom 11. August an geplante Neugliederung der Abschnitte im Wippachtale ist aus der Skizze 5 der Beilage 2 ersichtlich. Gleichzeitig wurde die Neuformierung des k. u. LstlR. 2 aus den Resten dieses Regimentes und aus den k. u. Landsturminfanteriebataillonen IV/26, VI/30 und III 31 angeordnet.

Auf der Karsthochfläche kam es am 11. August noch nirgends zu größeren Kampfhandlungen. Die italienischen Korps hatten im Laufe des Tages mit Vortruppen die Hochfläche von Doberdö besetzt und führten da und dort schwache Erkundungsvorstöße gegen die neuen Stellungen durch. So setzten sich einzelne Bataillone vor der Höhe Nad logem -<^-212 und weiter südlich vor der Front des VII. Korps bis zum Debeli vrh fest. Die am Nachmittag gegen diese Höhe geführten Angriffe wurden von der 17. IBrig. abgewehrt. Die italienische Artillerie verhielt sich auffallend ruhig; wahrscheinlich war sie mit dem Stellungswechsel zum Angriff auf die neue Front beschäftigt. Nur die feindliche Fliegertätigkeit hatte in den letzten Tagen bedeutend zugenommen.

Obwohl die Kämpfe bei Görz und auf dem Karst am 10. und

11. August im Vergleich zu den vorangegangenen schweren Schlachttagen stark abgeflaut waren und mittlerweile auch die ersten Verstärkungen in den Gefechtsräumen eintrafen, blieb die Lage der k.u.k.

5. Armee noch immer sehr ernst. Beim Armeekommando rechnete man mit unmittelbar bevorstehenden verstärkten und entscheidungsuchenden Angriffen der italienischen Hauptkräfte im Wippachtale und auf der Karsthochfläche; denn es war nicht anzunehmen, daß die italienische

Heeresleitung ihren ersten großen Erfolg des nun schon 15 Monate dauernden Krieges ungenützt lassen werde.

Selbst bei Hinzurechnung der von der k.u.k. Heeresleitung in Aussicht gestellten kombinierten Division aus Tirol sowie von je zwei Bataillonen, die von der k.u.k. 10. Armee und vom nordöstlichen Kriegsschauplatz im Anrollen waren, blieb das Mißverhältnis der öst.-ung. Kräfte am Isonzo gegenüber dem Aufgebot der Italiener noch immer sehr groß. In den bisherigen Kämpfen zwischen Plava und dem Meere waren 13 Infanterie- und 2 Kavalleriedivisionen der Italiener mit insgesamt 30 Infanterie- und 4 Kavalleriebrigaden festgestellt worden. Hinter der Front standen vier Infanteriedivisionen, und weitere drei bis vier Divisionen konnte die italienische Heeresleitung ohne jede Gefahr für die Tiroler Front bis zur Mitte des Monates noch an den Isonzo heranführen. Mit den Truppen des IV. Korps war daher ein Aufgebot von rund 25 Divisionen anzunehmen, denen, das k.u.k. XV. Korps und die 27. GbBrig. der k.u.k. 10. Armee inbegriffen, alles in allem nur 22 Brigaden gegenüberstanden1).

Besonders schwer wurde der Mangel an Artillerie empfunden, wozu noch zeitweise die drückende Knappheit an Schießbedarf trat. Zwar hatte das Armeekommando dem schwerstbedrohten Abschnitte im Wippachtale einige leichte Batterien aus den nichtangegriffenen Frontbereichen zugewiesen, aber an wirklicher Artillerieverstärkung waren bisher nur drei Gebirgsbatterien eingetroffen.

Auf Grund dieser Erwägungen sah sich GO. Boroevic am 11. August abends veranlaßt, folgende Beurteilung der Lage an die Heeresleitung zu drahten: „Ich glaube, daß der Feind, durch seinen Erfolg bei Görz ermutigt, alles daransetzen wird, diesen mit aller Kraft auszunützen. Unaufhörlich und rapid scheint er seine Kräfte an unsere Isonzofront, die zurzeit noch relativ intakt erhalten ist, zu verschieben. Eine rechtzeitige, ausgiebige Verstärkung der Isonzoarmee erscheint mir dringend

Am Abend dieses Tages zählte die k.u.k. 5. Armee (ausschließlich des durch die Kämpfe der letzten Tage nicht mitgenommenen XV. Korps) nur mehr 44.500 Feuergewehre, zu denen nun 11.500 an Verstärkungen — 5 Baone. der 8., 3 Baone. der 2. GbBrig., 2 Baone. des IR. 102 und die IBaone. 1/48, 1/50, 111/86 und 1/91 — hinzugerechnet werden konnten. Der Gesamtkampfstand in der Schlachtfront belief sich mithin nunmehr auf 56.000 Mann. An Verlusten hatten bisher zu verzeichnen: die 62. ID. 4400, die 58. ID. 8300, die 121. LstlBrig. 3500, die 20. HID. 6000, die 17. ID. 6000, die 9. ID. (ohne IR. 102) 1400, die 24. LstGbBrig. 1700 und die 43. SchD. 4500 Mann. Die Schlacht hatte daher insgesamt bereits an 36.000 Mann gekostet.

Anton P i t r e i c h, Manuskript.).

notwendig. Eine kritische, Triest gefährdende Situation kann gewiß heute noch vermieden werden. Der Antransport von Truppen dauert aber erfahrungsgemäß lange und könnte, in einem Momente erst realisiert, wenn bereits sichere Anzeichen einer mächtigen Erschütterung der Front vorliegen, vielleicht schon zu spät sein. Die Isonzoarmee wird gewiß stets ihre Pflicht bis zum äußersten erfüllen. Ich, als ihr Kommandant, sehe mich aber veranlaßt, auf vorerwähnte Umstände rechtzeitig aufmerksam zu machen. Jetzt dürften noch etwa drei weitere Divisionen das leisten können, was später eine viel größere Zahl nicht mehr reparieren könnte. Da ich während des ganzen Krieges gezeigt zu haben glaube, daß ich auf die vorhandenen Mittel Rücksicht zu nehmen wußte, und es peinlich vermied, ungerechtfertigte Hilfe in Anspruch zu nehmen, glaube ich, daß vorliegende pflichtgemäße Meldung nicht als ein Zeichen von Nervosität, von der ich mich in ungebrochener Zuversicht frei weiß, gewertet werden wird. Rechtzeitiger Entschluß ist es, den ich gehorsamst erbitte.“

Die italienischen Durchbruchsversuche bei Görz und auf dem Nordrand des Karstes am 12. und 13. August

Bis zum 11. abends hatte der Feind den Artillerieaufmarsch vor den neuen öst.-ung. Stellungen zum größten Teile beendet und seine Kräfte zur Fortsetzung des Angriffes bereitgestellt. Das italienische

2. Armeekmdo. hatte im Wippachtale zwischen dem VI. und dem VIII. Korps das XXVI. Korps eingeschoben, das aus der 43. ID. des

VI. und der 48. ID. des VIII. Korps gebildet wurde. Es standen somit im Görzer Becken zwischen Salcano und der Wippach drei Korps zum Angriff bereit: das VI. mit der 45. und der 24. ID., das XXVI. mit der 43. und der 48. ID., das VIII. mit der 12. und der 46. ID.; dahinter in Reserve die 11. Division.

Auf eine Anfrage der italienischen Heeresleitung an ihre Unterführer, ob der bisherige Widerstand des Gegners bei Görz der Absicht einer nachhaltigen Abwehr entspreche, oder ob es sich um Nachhutstellungen handle, erhielt sie die Antwort, daß der Gegner Widerstand durch „Nachhuten“ mit starken Kräften in gut vorbereiteten Stellungen leiste. In Berücksichtigung seines Zustandes und der allgemeinen Lage müsse er jedoch ohne Verzögerung angegriffen werden. Auf diese Stellungnahme der Unterführer hin wurde die Fortsetzung des allgemeinen Angriffes beschlossen. Als Hauptziel für die Görzer Gruppe war zunächst das Durchbrechen der öst -ung. Front beiderseits der Straße Görz—Schönpass anzustreben.

Nach einer verhältnismäßig ruhigen Nacht entbrannten an der Front im Wippachtale und auf dem Nordteil der Karsthochfläche am

12. August neue schwere Kämpfe.

Den ersten Angriff setzte GLt. Capello, der Kommandant der Angriffsgruppe im Görzer Becken, gegen die Front der 58. ID. an. Der um 3h45 früh gegen den Abschnitt der 121. LstlBrig. anstürmende Feind brach in dem sofort einsetzenden Abwehrfeuer der Artillerie und der Maschinengewehre schon nach einem viertelstündigen Kampf zusammen und wich in seine Ausgangsgräben zurück, ehe er noch an die Hindernisse herangekommen war.

Um 7^ vorm. ging der Feind zum zweiten Male gegen die Höhen -cj>-174 und -(>-171 beiderseits der Rosentaler Straße zum Angriff vor. Bis gegen Mittag wurde um diesen Frontteil erbittert gekämpft. Mehrmals gelang es den Italienern, in einzelne Grabenstücke einzudringen. In hin- und herwogenden Kämpfen wurden sie zurückgeschlagen. Bloß ein Stück von etwa hundert Schritt Breite auf der aus der allgemeinen Front vorspringenden Höhe -<>- 174 mußte dem Feind überlassen werden. Er nistete sich dort mit mehreren Maschinengewehren ein. Da die Kräfte für einen Gegenangriff bei der großen feindlichen Überlegenheit nicht ausreichten, wurde hier eine Sehnenstellung etwa 150 m weiter östlich bezogen. Nach kurzer Pause in den Mittagsstunden erfolgten abermals heftige Vorstöße gegen die Front der 121. LstBrigade. Wiederum vermochte der Feind auf der Höhe -<>-174 in etwa 100 Schritt Frontbreite einzudringen; bis zum Abend war er zurückgeworfen. Diese Angriffe führten zu den blutigsten Kämpfen der letzten Zeit. Übermächtig war das feindliche Artillerie- und Minenwerferfeuer. Dann brandete Welle auf Welle heran, die erst im erbitterten Nahkampf zum Stehen gebracht werden konnten1).

Auch der nördliche Brigadeabschnitt der 58. ID. auf den Hängen des Mt. S. Gabriele wurde im Laufe des Vormittags schwer beschossen.

1 j Von der Schwere dieser Kämpfe auf engem Raum geben folgende Zahlen ein beredtes Zeugnis: Vor der Höhe 174 wurden nach dem Kampfe etwa 500 tote Italiener gezählt. Über 20 Offiziere und 200 Mann von vier italienischen Infanterieregimentern wurden an Gefangenen eingebracht. Auch die Verluste des Verteidigers waren sehr hoch; die k. k. Schützenregimenter 22 und 23 hatten 10 Offiziere und 262 Mann an Toten, 22 Offiziere und 537 Mann an Verwundeten und rund 500 Mann an Vermißten und Gefangenen zu beklagen. Einzelne Kompagnien hatten von ihrem Gefechtsstande etwa die Hälfte verloren.

Insbesondere stand abermals die heißumstrittene Höhe Sv. Katarina unter Trommelfeuer. Angegriffen wurde jedoch nur der aus der Ebene beim Görzer Friedhof aufragende kleine Hügel von Grazigna A 126, von dem der eingedrungene Italiener in kürzester Frist wieder heruntergeworfen wurde, wobei er Gefangene zurücklassen mußte.

Die italienischen Angriffe dauerten im Abschnitt der 58. ID. bis in die Nacht auf den 13. fort. Das FJB. 2 wies bald nach Mitternacht einen starken Angriff bei Damber südlich von Sv. Katarina ab. Die tapfere Besatzung im Abschnitte Höhe -<^ 174 (Teile der Schützenregimenter 22 und 23) schlug während der Nacht noch einen Angriff — es war der siebente seit dem Beginn der Kämpfe — zurück.

Bei der 43.SchD. setzten sich die Divisionen des italienischen VIII. Korps vor der Front fest; ihre Versuche, den Vertojbicabach zu überschreiten, scheiterten.

Am 12. August wurden dem XVI. Korps die am 13. teils vom russischen Kriegsschauplatz, teils aus Kärnten nach Prvačina anrollenden Bataillone IV 20 und I 21, ferner die k. k. Landsturminfanteriebataillone 42 und 43 zugewiesen. Sie sollten zur Verfügung des Korpskommandos in den Raum Vogersko—Paskonišče gelangen x).

Bei der italienischen 3. Armee hatte die Artillerie bis zum 12. August früh ihre neuen Stellungen in der Ebene südlich von Görz und auf der Karsthochfläche von Doberdö bezogen. Sie eröffnete bei Tagesanbruch das Feuer gegen die auf der Felsenkuppe Nad logem -<J>-212 verlaufenden Stellungen der k.u.k. 59. IBrig., die das Nordende des Vallonetales beherrschten.

Unterstützt durch zahlreiche schwere Minenwerfer verursachte das aus der Ebene und vom Karst her zusammengefaßte feindliche Feuer auf der vorspringenden Höhe schwere Verluste unter der ohne Unterstände und Kavernen ausharrenden Besatzung. Um die Mittagstunde griff der linke Flügel des italienischen XI. Korps mit der 23. ID. die Felsenkuppe in der Front sowie von Norden umfassend an und drang in die vollständig zertrümmerten Gräben der k.u.k. 59. IBrig. ein. Es kam zu wilden hin- und herwogenden Kämpfen, die den ganzen Nachmittag hindurch fortdauerten. Abgeschnitten von jeder Verbindung, versuchte das tapfere Bukowinaer IR. 41 durch zahllose Gegenstöße die Höhe dem mehrfach überlegenen Feind wieder zu entreißen. Dank zähester Haltung und glänzender Einzelleistungen vermochte sich schließlich das

x) Die beiden erstgenannten Bataillone traten später in den Verband der mit der kombinierten Division GM. Edl. v. Hrozný eintreffenden 10. GbBrig.

wackere Regiment in einer etwa 600 Meter östlich seiner ursprünglichen Stellungen quer über den Rücken verlaufenden Linie zwischen Pri Štanti und nordwestlich von Lokvica zu behaupten und den Anschluß an die 17. ID. herzustellen. In der Nacht auf den 13. August wurde die

59. IBrig. durch Reserven    des    VII. Korps abgelöst.    Sie gelangte    als

Armeereserve in den Raum    um    Dörnberg.

An den übrigen Teilen    der    Karstfront kam es an diesem Tage    nur

zu Vorpostengefechten mit    der    sich allmählich und    vorsichtig heran

schiebenden italienischen Infanterie, die sich auf dem Ostrande des Yallonetales festgesetzt hatte.

Die befohlene Räumung der Zwischenstellung auf der Hochfläche von Doberdö sowie der Stellungen auf den Kuppen A 121 und-<>- 85 des Monfalconerückens war in der Nacht auf den 12. ohne feindliche Einwirkung durchgeführt und der Anschluß zum VII. Korps auf der Höhe -<$- 208 südwestlich Nova Vas hergestellt worden. Der Feind tastete sich am 12. langsam an die neue Linie heran; auch begann die italienische Artillerie sich gegen die wichtigsten Punkte in und hinter der neuen Front einzuschießen.

Die k.u.k. Heeresleitung hatte am 12. dem Armeekmdo. auf seine am Vorabend gemeldete Beurteilung der Lage (S. 86) eröffnet, daß die dauernde Behauptung der gegenwärtigen günstigen Front der 5. Armee für die Lage im Südwesten entscheidend und von größtem militärischem und politischem Einfluß auf die Gesamtlage sei. Eine weitere Verstärkung der 5. Armee sei in nächster Zeit nur durch verhältnismäßig bescheidene und langsam eintreffende Kräfte der Südwestfront möglich. Der Division Hrozný, deren Eintreffen am 13. beginne, dürfte zunächst noch eine Brigade aus Tirol folgen; mehr könne vorerst nicht geschehen. Daher müßte das 5. Armeekmdo. vor allem versuchen, durch sparsame Kampfführung und durch seine bewährte und energische Einflußnahme besonders dahin zu wirken, daß die durch die letzten Ereignisse hergenommenen Armeeteile erneuert ihre frühere Festigkeit gewännen.

In der Gruppierung der Kräfte des VII. und des XVI. Korps waren bis zum 13. August früh Veränderungen eingetreten. Auf dem Nordflügel des VII. Korps übernahmen an Stelle der am Vortage arg mitgenommenen Regimenter der 59. IBrig. zwei Bataillone des IR. 43 und der Rest der 17. ID. (34. IBrig.) den Abschnitt von der Brücke 45 nördlich von Raccogliano bis westlich von Lokvica. Im Anschlüsse südlich davon gelangte die 20. HID. wieder in die Front und besetzte mit der 39. HIBrig. den Abschnitt'Oppacchiasella, mit der 81. HIBrig. den südlich anschließenden Abschnitt bis über die Straße Nova Vas—Doberdö. Zwei Bataillone blieben nördlich von Kostanjevica als Korpsreserve zurück. Das

VII. Korpskmdo. verlegte seinen Standort nach Comen.

Bei der 58. ID. hatte die 8. GbBrig., Obst. Rath, den bisherigen Abschnitt der 4. GbBrig. übernommen; im südlich anschließenden Abschnitte hatte das 86. SchBrigKmdo., Obst. Meisel, an Stelle des 121. LstlBrig-Kmdos., Obst. Kouff, den Befehl über seine schon dort befindlichen Regimenter übernommen. Die 4. GbBrig. gelangte nach durchgeführter Ablösung nach Ossegliano, die 121. LstlBrig. übernahm einen Abschnitt bei der 43. Division. Bei der 62. ID. hatten drei Bataillone der 2. GbBrig. die bisher von Truppen nahezu ganz entblößte Front Zagora—Mt. Santo besetzt; der Rest dieser Brigade war dorthin im Anmarsche. Die aus Tirol eingetroffenen Bataillone I 48 und 1/50 waren als Rückhalt für den Südflügel der 62. ID. in Britof eingelangt.

Nach den sehr verlustreichen und bis in die Nacht andauernden Angriffen gegen die Höhen östlich von Görz beschränkte sich die italienische 2. Armee am 13. August auf Artilleriefeuer wechselnder Stärke gegen die öst.-ung. Stellungen zwischen Plava und der Wippach; die 3. Armee jedoch setzte zielbewußt den Angriff auf dem Nordteil des Karstes und vor allem auf dessen nördlichem, das ganze Wippachtal beherrschendem Randhöhenzug Nad logem -<>-212—Fajti hrib A432 fort.

Von den ersten Morgenstunden an bekämpfte die italienische Artillerie hauptsächlich die in den Raum Lokvica—Wippachfluß wirkenden k.u.k. Batterien, während die italienischen Divisionen des XI. und des XIII. Korps ihre Infanterie vor den Sicherungen des k.u.k. VII. Korps zum Angriff bereitstellten. Zum zweiten Male wiederholte die italienische

3. Armee den Versuch, die neuen Stellungen auf der Karsthochfläche zu durchbrechen. Noch vormittags stießen mehrere Bataillone der 23. ID. wiederholt längs der Wippach bei Pri Štanti vor, um hier dem auf den Höhen eingenisteten Verteidiger die Flanke abzugewinnen. Alle Angriffe mißlangen.

Um 2h nachm. dehnte der Feind seine Gefechtstätigkeit auf den ganzen Abschnitt der 17. ID. bis Lokvica aus und ließ nach einem ein-stündigen, bis zur größten Heftigkeit gesteigerten Trommelfeuer aller Kaliber und Minenwerfer seine Infanterie stürmen. Bis 7h abends folgte nun ein Massenangriff dem anderen. Als der sechste Ansturm gescheitert war, hatte die 34. IBrig. mit den bewährten Regimentern 46 und 43 die verschütteten und kaum noch erkennbaren Gräben auf dem Nordflügel der Karsthochfläche und auf dem Höhenrücken fest in ihrem Besitz.

Hingegen vermochte der mit übermächtigen Kräften südlich der Höhe -<>-212 angreifende Italiener das IR. 61 aus seiner Widerstandslinie zurückzudrängen. Ein schwungvoller Gegenstoß dieses Regiments x) und der herbcigeeilten Divisionsreserven warf den Feind nach Einbruch der Dunkelheit bis an den gegen das Vallonetal abfallenden Höhenrand zurück. Westlich von Lokvica hatte das erprobte IR. 39 zwei starken Angriffen standgehalten. Weiter südlich hatte sich der Feind bei der 20. HID. und bei der 9. ID. auf starkes Artillerie- und Minenwerferfeuer beschränkt, unter dessen Schutz sich seine Infanterie näher an die neuen Stellungen heranschob. Zu Infanteriekämpfen war es auf dem südlichen Teil der Karsthochfläche an diesem Tage nicht gekommen.

Auch im Wippachtale und im Abschnitt der 62. ID. hatte der Feind am 13. August nur Beschießungen durchgeführt. Bei Plava wurde durch Abhorchen italienischer Ferngespräche festgestellt, daß die feindlichen Truppen in diesem Abschnitte verstärkt worden waren; dort mußte man daher mit neuen Angriffen rechnen.

Mit Rücksicht auf die schweren Kämpfe auf dem Nordflügel des

VII. Korps verlegte das Armeekmdo. zwei von den vier eben eingetroffenen Bataillonen (IV/20 und 1/21) als Armeereserve nach Temnica.

Als die Gefechtstätigkeit bei Einbruch der Dunkelheit allmählich nachgelassen und die neue Front sich im großen behauptet hatte, war begründete Aussicht vorhanden, mit den vorhandenen Kräften bis zum Einsatz der mit den ersten Transportstaffeln am 13. August in Podmelec eingetroffenen kombinierten Division GM. Hrozný durchhalten zu können. Mit improvisierten Kraftwagenkolonnen wurde der Anmarsch dieser Division über Chiapovano in den Raum von Ternová beschleunigt; dort hatte sie sich so bereitzustellen, daß sie je nach Bedarf entweder im gefährdeten Abschnitt Plava—Mt. S. Gabriele oder auch im Wippachtale eingreifen könnte.

Die Überwindung der Schlachtenkrise am 14. August

Waren es bisher nur einzelne Abschnitte gewesen, die der Feind zu Schwerpunkten seiner fortgesetzten, aber engumgrenzten Vorstöße erwählt hatte, um die etwa nachgiebig gewordenen Stellen zu durchbrechen und die ganze Front zum Wanken zu bringen, so schritt er jetzt noch ein

!) 6 1 in Waffen. Kriegsalbum des k.u.k. Infanterieregiments Nr. 61 1914— 1917 Temesvárj, 210 ff.

letztesmal mit den Hauptkräften seiner beiden Isonzoarmeen zum allgemeinen Angriff gegen die Front des XVI. und des VII. Korps zwischen Plava und Oppacchiasella.

Die auf Grund der am 13. August erzielten Abhorchergebnisse gewonnene Vermutung, daß es bei Plava, bald zu neuen italienischen Angriffen kommen werde, sollte sich bewahrheiten. Am 14. morgens er-öffnete die Artillerie des italienischen II. Korps ein überaus heftiges Feuer auf die Stellungen zwischen dem Stützpunkt auf der Höhe -<{>-383 und dem Isonzo bei Zagora. Nach einigen bis zum Trommelfeuer gesteigerten Feuerstößen schritten gegen Mittag überlegene Kräfte der Italiener zum Angriff. Im zusammengefaßten Abwehrfeuer der Batterien der 62. ID. brachen ihre Sturmwellen zusammen. Gegen 3h30 nachm. setzte der Feind nach neuerlicher starker Beschießung mehrere Male zum Ajigriff an; doch war seine Stoßkraft bereits erlahmt, und alle weiteren Versuche, in die Gräben der zähe ausharrenden Verteidiger einzudringen, wurden schon im Keime erstickt.

Im Wippachtale hatten die Italiener den verhältnismäßigen Stillstand in ihrer Kampftätigkeit am Vortage zur Heranführung von neuen Kräften, zur Ablösung abgekämpfter Truppen und zum Ordnen der stark gemischten Verbände benützt.

Noch am 13. abends setzte gegen Sv. Katarina Trommelfeuer schwerer Kaliber ein, das sich am 14. August vom Morgengrauen an auf den ganzen Abschnitt der 8. GbBrig. ausdehnte. Nach mehr als zwölfstündiger Vorbereitung durch die Artillerie, die durch heftiges Minen werferfeuer unterstützt wurde, begannen um 6h früh die Angriffe gegen Sv. Katarina. Bei seinen ersten Anstürmen gelang es dem Feinde nicht, Erfolge zu erringen; erst ein zweiter, um 10h vorm. geführter Massenangriff setzte ihn in den Besitz einiger Gräben, aus denen er aber durch einen Gegenangriff der Bataillone 1/48 und 111/55 vollständig zurückgeworfen wurde.

Gegen die anderen Frontteile der 58. ID. und auf dem rechten Flügel der 43. ID. dauerte den ganzen Vormittag über das Artilleriefeuer an, das um die Mittagsstunde zu stärkstem Trommelfeuer anschwoll. Um lh nachm. erfolgte ein in tiefer Gliederung mit stark überlegenen Kräften angelegter Angriff gegen die Front von der Höhe -<>-171 über St. Peter bis Vertojba. Auf der Höhe -c>- 171, an der Straße von St. Peter, bei -<>- 95 und auf dem Hügel nächst den Häusern bei Sober drangen die italienischen Sturmsäulen in die fast eingeebneten Gräben ein. Bei -<>-171 wurde der Feind durch eine in der Nähe befindliche Reserve sofort zurückgeworfen. Auch an den übrigen Einbruchsstellen führten die am Nachmittage fortgesetzten Gegenangriffe in erbitterten Nahkämpfen zum ungeschmälerten Wiedergewinn aller Stellungen. Vor Vertojba, wo die Italiener den Angriff durch Panzerkraftwagen begleiten ließen, brachen alle ihre Bemühungen im Feuer der Abwehrartillerie zusammen.

Nach kurzer Ruhepause setzte um 5h nachm. gegen die Front im Wippachtale neuerdings heftiges, immer stärker anschwellendes Artilleriefeuer ein. Um 7h abends erfolgte der dritte Angriff bei St. Peter. Vom Sperrfeuer der öst.-ung. Batterien gefaßt, erlitten die angreifenden italienischen Regimenter schon bei der Vorrückung schwere Verluste. Dennoch vermochten sich feindliche Abteilungen knapp südlich vom Geleisedreieck bei St. Peter in einzelnen Kampfgräben festzusetzen. Es entspann sich dort ein wütendes, wechselvolles Handgemenge, in dem die Italiener endgültig überwältigt und geworfen wurden. Über 300 Gefangene von drei Regimentern blieben in unserer Hand.

Schon im Dunkel der Nacht erfolgte um 9h 30 noch ein Sturm auf die Hügelstellung -cj>- 95—Sober; aber auch dieser brach sich an dem Widerstand der Verteidiger. Ebenso vergeblich blieb ein fast zur selben Stunde mit kurzem heftigem Artilleriefeuer eingeleiteter Angriff beiderseits der Rosentaler Straße. Am Ende dieses Großkampftages waren alle Stellungen von Plava bis zur Wippach im uneingeschränkten festen Besitze der Streiter des k.u.k. XVI. Korps geblieben.

Die Kämpfe am 14. August hatten das Vertrauen der Truppe zu der Widerstandsfähigkeit der neuen Stellungen im Wippachtale gefestigt und ihr auch den Glauben an die innere Überlegenheit gegenüber dem an Zahl und Angriffsmitteln vielfach stärkeren Angreifer zurückgegeben. Diese Erkenntnis war von unschätzbarem Werte und hatte allgemein die Überzeugung geweckt, daß für die Front im Wippachtale jetzt und in Hinkunft nicht mehr viel zu befürchten sei.

Während dieser erfolgreichen Kämpfe im Wippachtale hatte die Armee Aosta ihren schon am 12. August begonnenen Angriff am Nordrande der Hochfläche von Comen am 14. mit größter Heftigkeit fortgesetzt. Beim VII. Korps war es schon nachts zu andauernden Kämpfen gekommen. Noch am 13. abends waren frische italienische Kräfte gegenüber von Lokvica und bei Oppacchiasella bereitgestellt worden. In der folgenden Nacht hatte die 34. IBrig. einen feindlichen Angriff bei Pri Štanti ohne sonderliche Mühe abgewiesen, wobei mitwirkende Panzerkraftwagen durch Artilleriefeuer vertrieben wurden. Die 17. ID. führte nordwestlich von Lokvica ein Unternehmen zur Verbesserung der Front durch; auf dem Südflügel dieser Division wurde ein nächtlicher italienischer Vorstoß rechtzeitig erkannt und durch die Artillerie noch in der Entwicklung zerschlagen.

Diese unausgesetzten Kämpfe und die Rücksicht auf den Kräftezustand der Truppen, die nun schon neun Tage im Kampfe standen, veranlaßten den Erzherzog Joseph, am 13. abends beim Armeekmdo. die eheste Zuweisung von Reserven in der Stärke von mindestens einer schlagkräftigen Brigade zu erbitten, um die dringendste Ablösung seiner nahe der Erschöpfung stehenden Regimenter durchführen zu können.

Als der 14. August anbrach, standen die 33. IBrig. und der Nordflügel der 20. HID. abermals unter schwerem Artillerie- und Minenwerferfeuer, das um die Mittagszeit in ein Trommelfeuer größter Wucht überging. Schwache Vorstöße auf dem Nordflügel gegen das IR. 46 wurden abgewiesen; aber die Beobachtung, daß sich starke feindliche Kräfte aus dem Vallonetal nach vorwärts sammelten, ließ vermuten, daß die Durchbruchsabsichten noch nicht fallen gelassen seien.

Nach 12h mittags brach dann tatsächlich ein mächtiger italienischer Angriff in breiter Front von der Wippach bis zur Mitte der 20. HID. los. Nördlich von den Randhöhen der Karsthochfläche konnten die Infanterieregimenter 43 und 46 den Massensturm im Nahkampfe abweisen; südlich der Kammlinie bis Lokvica drangen jedoch die feindlichen Sturmmassen in die Stellungen der 33. IBrig. ein und wurden erst nach dem Einsätze der zwei letzten Bataillone der Divisionsreserve in einer von Lokvica nach Norden verlaufenden Linie auf gehalten. Dadurch wurde auch der Nordflügel der anschließenden 20. HID., auf dem das HIR. 3 zunächst alle Angriffe zurückgeschlagen hatte, in Mitleidenschaft gezogen und mußte gegen Lokvica zurückgebogen werden. In Eile wurden zwei Bataillone der Korpsreserve (IV/20 und 1^21) auf der Pecinkahöhe A291 knapp nordöstlich von Lokvica bereitgestellt und die letzten Reserven der 20. HID. hinter den Nordflügel dieser Division verschoben, um einen drohenden Durchbruch der Front zu verhindern. Auch das Armeekmdo. befahl, alle verfügbaren Reserven der 43.SchD. hinter den rechten Flügel des VII. Korps in Marsch zu setzen. Wegen der kritischen Lage im Wippachtale konnte zunächst bloß das k. u. Landsturminfanteriebataillon VII/4 nach Temnica entsendet werden. Das Armeekmdo. verfügte daraufhin die Überstellung der im Raum von Dörnberg als Armeereserve versammelten 59. IBrig. an das VII. Korps und ließ zwei Bataillone dieser Brigade sofort dorthin abmarschieren. Der Rest der Brigade sollte am 15. August in den Raum von Lipa folgen.

Unterdessen hatte sich die Lage in der Mitte des VII. Korps geklärt. Auch der Feind konnte nicht mehr weiter und stand am Ende seiner Kräfte. Bis zum Abend wurden die am weitesten ostwärts vorgedrungenen italienischen Abteilungen bis hinter eine Linie zurückgedrängt, die von der Höhe -<j>- 218 (auf dem Kamm östlich von Nad Logem) bis zur Wegkote 205 etwa 700 Schritte westlich von Lokvica verlief, wo sie an die festgehaltenen Gräben der 20. HID. Anschluß fand. Die Honvédinfanterieregimenter 3 und 4 hatten bei Oppacchiasella und westlich von Nova Vas Vorstöße mehrerer Bataillone abgewehrt, wobei diese schwere Verluste erlitten hatten. In den späten Nachmittagsstunden brach auch auf dem Nordflügel der 17. ID., vor dem IR. 46, abermals ein Ansturm zusammen. Dann stellte der erschöpfte Angreifer alle weiteren Angriffe ein; nur der Feuerorkan seiner Batterien und Minenwerfer raste noch bis in die Dunkelheit fort.

Ein an gefährlichen Krisen reicher Großkampftag war auch von den Truppen des VII. Korps ehrenvoll überstanden worden. Der Ausgang der schweren Kämpfe hatte, wie beim XVI. Korps, das Vertrauen und die Zuversicht der Kämpfer und ihrer Führer gestärkt. Die sichere Aussicht auf die zur Fortführung des Kampfes nun unbedingt notwendigen Verstärkungen belebten gleichfalls die Widerstandsfähigkeit der schon arg hergenommenen Truppen.

Von der kombinierten Division GM. Hrozný, der späteren 57. ID., traf die 18. IBrig., die vom 12. an bei Poamelec ausgeladen worden war, im Laufe der Nacht auf den 15. August vollständig im Raume bei Ternová ein. Die zweite Hälfte dieser Division, die 10. GbBrig., war von Assling statt nach Podmelec über Laibach weitergeleitet worden; sie sollte am 15. in Prvačina—Reifenberg eintreffen und sich bei Dörnberg sammeln, um nahe dem Brennpunkt der Kämpfe als schlagkräftige Reserve bereitzustehen. Überdies verständigte die Heeresleitung das 5. Armeekmdo., daß der kombinierten Division auch noch die 28. ID., FML. Schneider Edl. v. Manns-Au, aus Tirol und die 44. SchD., FML. Nemeczek, vom nordöstlichen Kriegsschauplatz folgen werden. Die Verstärkung durch diese in den Herbstschlachten des Jahres 1915 bewährten, erfahrenen Isonzokämpfer besiegelte die übrigens nie erschütterte Überzeugung, daß auch diese Schlacht sicher zu einem erfolgreichen Ende geführt werden könne. Die Gefahr eines Durchbruches der Front mit seinen unabsehbaren Folgen für die Gesamtkriegführung der Mittelmächte war nun endgültig vorbei.

Der letzte Großkampftag der sechsten Isonzoschlacht

Am 15. August verhielten sich die Italiener nach den schweren Kämpfen des Vortages bei Plava bis zum Abend sehr zurückhaltend. Erst nach Einbruch der Dunkelheit versuchte ein feindliches Bataillon bei Zagora überfallsartig in unsere Stellungen einzudringen; doch an der Wachsamkeit des Verteidigers scheiterte dieser Versuch.

Im Wippachtale fanden die am 14. August spät abends abgebrochenen harten Kämpfe am 15. schon in den ersten Morgenstunden ihre Fortsetzung. BeiVertojba schlug ein Bataillon der 43. SchD. bald nach Tagesanbruch zwei rasch aufeinanderfolgende Angriffe der Italiener ab. Nach diesem Vorfühlen setzte um llhvorm. das feindliche Artilleriefeuer wieder ein, dessen rasch zunehmende Stärke auf den nahe bevorstehenden Infanterieangriff schließen ließ. Tatsächlich erfolgte um die Mittagsstunde der allgemeine letzte große Massenangriff der Italiener gegen die acht Kilometer breite Front von Sv. Katarina bis Ver-tojba; es war die bisher größte geschlossene Durchbruchsunternehmung gegen die neue Front im Wippachtale.

Bei Sv. Katarina drang der Feind in zwei Kompagniebreiten ein. Auf der Höhe -$■ 174 erlitt der Italiener durch das Abwehrfeuer bereits in der Vorrückung sehr ernste Verluste. Er kam schon stark aufgelöst an die Hindernisse heran und wurde hier im Nahkampfe vollends zurückgeschlagen. Auf der Höhe -cj>-171 südlich der Rosentaler Straße drangen feindliche Abteilungen um lh 15 nachm. plötzlich in zwei Kompagnieabschnitte ein; bis 2h nachm. wurden sie vom SchR. 23 wieder hinausgeworfen und flüchteten unter schwersten Verlusten in ihre Ausgangsstellungen zurück. Auch südlich von der 58. ID., am rechten Flügel der 43. SchD., vermochte der Feind bei St. Peter nach stärkstem Artillerie- und Minenwerferfeuer einzubrechen; bis 3h nachm. gelang es dem SchR. 20 und Teilen des IR. 102, die Stellung zurückzuerobern.

In den ersten Nachmittagsstunden war sonach der allgemeine Angriff abgewiesen. Nur einige Gräben bei Sv. Katarina blieben noch im Besitz des Feindes. Der Wiederherstellung der Lage in diesem wichtigen Frontstücke galten die nächsten Kämpfe. Zunächst richteten die 58., die 62. und die 43. Division ihr zusammengefaßtes Artilleriefeuer gegen die Einbruchsstelle, das von den Minenwerfern der 58. ID. wirksam unterstützt wurde. Bald konnten Beobachter auf dem Mt. S. Gabriele feststellen, daß die Italiener gewaltige Verluste erlitten hatten und in kleinen Gruppen zurückzugehen begannen. Um 7h nachm. schritten die Bataillone I 48 und IV 24 der 8. GbBrig. zum Sturm. Im ersten Anlauf wurde der größte Teil der von starken italienischen Kräften besetzten Gräben wiedergewonnen. Die Besatzung flutete in ungeordneten Haufen zurück, wurde dabei von der Artillerie der 62. ID. in der Flanke gefaßt und arg mitgenommen. Ein italienischer Regimentskommandant, 7 Offiziere und 90 Mann von sieben verschiedenen Bataillonen sowie 6 Maschinengewehre fielen in unsere Hand. Ein kleines Frontstück blieb noch im Besitz des Feindes. In erbitterten, bis 9h abends währenden Nahkämpfen, in die auch Teile des FJB. 2 und des bh. FJB. 5 eingriffen, wurde auch hier der Feind vertrieben. Eine italienische Brigade, die bei Salcano als Reserve zum Eingreifen in das schwere Ringen bereitgestellt worden war, unterließ wegen des wirkungsvollen Feuers unserer Batterien den Angriff.

Der letzte mächtige Durchbruchsversuch der Italiener im Wippachtale war an der heldenmütigen Widerstandskraft der Truppen des k.u.k.

XVI. Korps gescheitert. Die Stoßkraft der italienischen 2. Armee, die ungeheure Verluste erlitten hatte, war gelähmt. Aber auch die Opfer des schon sehr erschöpften Verteidigers waren sehr beträchtlich; im Abschnitt Sv. Katarina allein hatte er eine Einbuße von mehr als 500 Toten und Verwundeten zu beklagen.

Das k.u.k. VII. Korps, das seit drei Tagen gegen w'eit überlegene italienische Kräfte — etwa 10 bis 11 Brigaden des XI. und des XIII. Korps — in schwerstem Ringen stand, hatte in der Nacht auf den 15. August angreifende schwächere Kräfte nächst der Wippach zurückgeschlagen und Annäherungsversuche westlich von Lokvica und bei Oppacchiasella vereitelt. Zur Niederhaltung der in den vorangegangenen Schlachttagen von Valisella, Rubbia, Ronchi und Monfalcone gegen den Nordteil der Karsthochfläche konzentrisch wirkenden schweren und mittleren italienischen Artilleriegruppen wurden die Nachbarabschnitte um Unterstützung durch ihre schweren Batterien aufgefordert. Bevor diese jedoch wirksam werden konnten, setzte um 9hvorm. abermals eine starke Beschießung des Abschnittes von Oppacchiasella bis zur Wippach ein. Insbesondere standen die Frontstücke westlich von

S. Grado di Merna und Lokvica sowie der Kampfraum östlich von Oppacchiasella unter stärkstem Geschütz- und Minenwerferfeuer. Gegen lh nachm. wurde dieses auf den Raum beiderseits von Lokvica zusammengefaßt, und bald darauf begann in breiter Front der tiefgegliederte

Infanterieangriff. Während der äußerste rechte Flügel der 20. HID. westlich von Lokvica standhielt und die italienischen Sturmkolonnen zurückschlug, vermochte der Feind weiter südlich, halben Wegs zwischen Oppacchiasella und Lokvica, in unseren Kampfgräben Fuß zu fassen. In hartem Ringen Mann gegen Mann gelang es dem HIR. 4 bis 6h abends, den eingebrochenen Feind zurückzuwerfen. Bald darauf begann die italienische Artillerie in der Dämmerung gegen die 20. HID. mit großer Heftigkeit zu wirken, und Ansammlungen bei Oppacchiasella und westlich von Nova Vas ließen eine Wiederholung des Durchbruchsversuches erwarten. Die italienische Infanterie hatte jedoch in den nachmittägigen Kämpfen schwerste Verluste erlitten und wagte an diesem Tage keinen Angriff mehr.

Bei der 17. ID. kam es zu keinen nennenswerten Kampfhandlungen. Zwei am Spätnachmittage aus dem Vallonetal gegen die Höhen nördlich von Lokvica ansteigende stärkere Infanteriekolonnen — anscheinend über die Lage an der Front nicht orientierte Ablösungen — wurden nahe an die Kampfgräben der 17. ID. herangelassen und sodann auf nächste Entfernung mit Artillerie- und Maschinengewehrfeuer überfallen und zerstreut. In der Nacht auf den 16. August wurden die erschöpften Truppen der 33. IBrig. im Abschnitte nördlich von Lokvica durch Teile der wieder verwendbaren 59. IBrig. und durch die dem VII. Korps tags zuvor zugewiesenen Bataillone IV/20 und I '21 abgelöst. Die 33. IBrig. gelangte ins Lager bei Temnica *). Der südliche Teil der Karstfront durfte sich, weil von den Italienern an diesem Tage unbehelligt, verhältnismäßiger Ruhe erfreuen.

Die Stadt Triest wurde am 15. vormittags von einem italienischen Bombengeschwader angegriffen, das wahllos zahlreiche Bomben abwarf; einige Personen fielen zum Opfer. Als die drei Marineflugzeuge der Seeflugzeugstation Triest bald darauf das italienische Geschwader angriffen und zwei Flugzeuge im Luftkampfe bezwangen, zogen sich die übrigen sowie eine vor der Minensperre von Triest erschienene feindliche Torpedobootflottille eilig zurück, ohne es auf einen Kampf ankommen zu lassen.

Der Abwehrerfolg dieses Tages hatte wieder den Geist der Truppen günstigst beeinflußt. Die Zuversicht stieg noch mehr, als das 5. Armeekmdo. die von Tirol abgegangene und für den 16. August in Prvačina erwartete 56. IBrig. der anrollenden 28. ID. am Abende dem VII. Korpskmdo. überwies.

>) 6 1 in Waffen, 211.

Das letzte Ringen auf der Karsthochfläche und der Ausklang der

sechsten Isonzoschlacht

Nördlich der Wippach hatte die italienische 2. Armee am 16. August ihre Durchbruchsversuche gegen das k.u.k. XVI. Korps bereits eingestellt. Nur gegen die Brennpunkte der neuen Front bei Sv. Katarina, beiderseits der Rosentaler Straße und im Abschnitte St. Peter—Vertojba richtete sich zeitweise lebhaftes Geschützfeuer. Zu Infanterieangriffen kam es nicht mehr, und am 17. flaute auch die Artillerietätigkeit langsam ab. Hingegen flammte die Schlacht am 16. August südlich der Wippach noch einmal zu gewaltiger Höhe auf.

Die Nacht auf den 16. war auf dem Karst bis auf einen erfolglos gebliebenen Überfall auf unsere Stellungen bei Lokvica ruhig verlaufen, und die Ablösung der 33. IBrig. konnte ohne Störung durchgeführt werden. In den Morgenstunden hatte es auch hier den Anschein, als ob die Schlacht bereits beendet wäre. Da setzte um 9h 30 vorm. schlagartig stärkstes Artillerie- und Minenwerferfeuer aller Kaliber gegen die ganze Kampffront ein. Auf die Stellungen westlich von S. Grado di Merna sowie im Abschnitte zwischen dem Nordrand des Karstes und Oppacchiasella verdichtete sich die Wirkung der zusammengefaßten italienischen Artilleriemassen zu ungeheurer Wucht. Schon um llhvorm. brachen frische italienische Kräfte zum Angriff vor. Nordwestlich von Lokvica scheiterte der tiefgegliederte italienische Ansturm im vorzüglich geleiteten Abwehrfeuer der Artillerie des VII. Korps, das den Feind zum fluchtartigen Rückzuge zwang. Auch vor der 20. HID. kamen die feindlichen Sturmkolonnen schon an den Hindernissen zum Stehen. Feindliche Abteilungen, die an einzelnen Stellen nächst Oppacchiasella eingedrungen waren, wurden in erbittertem Handgemenge zurückgeworfen. Auch der um lhnachm. gegen den Nordflügel der 17. ID. (34. IBrig.) gerichtete Vorstoß der Italiener brach vollständig zusammen.

Noch war aber die Angriffskraft des Feindes nicht endgültig gebrochen. Um 4h nachm. kam es zu einem letzten einheitlichen Massenstoß gegen die ganze Front des VII. Korps. Dem ausgezeichneten Zusammenwirken der Artillerie auf dem Karst und einzelner Artilleriegruppen aus den Nachbarbereichen war es zu danken, daß der Angreifer im zusammengefaßten Abwehrfeuer die schwersten Verluste erlitt und nirgends die Front zu durchbrechen vermochte. Trotzdem erhoben sich

die unermüdlichen italienischen Bataillone im Abschnitte von Oppacchiasella noch einmal zu einem vierten Ansturm; doch auch dieser teilte das Schicksal der vorangegangenen Angriffe. Schließlich versuchte der zähe und tapfere Angreifer um 9h 30 abends die Front der 20. HID. im Schutze der Dunkelheit zu durchstoßen. Auch dieses Unternehmen vereitelte das HIR. 4. So endete das letzte Ringen der sechsten Isonzoschlacht für das k.u.k. VII. Korps nach zwölfstündiger Dauer mit einem ruhmvollen Abwehrsiege. Dieser Erfolg war nebst der ausgezeichneten Haltung der in fünftägigen schwersten Kämpfen ausharrenden Infanterie ein ganz besonderes Verdienst der Artillerie, die aufopfernd und in vorbildlicher Weise den Kampf zu unseren Gunsten entschieden hatte.

Am 17. August verglomm das Feuer der Schlacht. Ein um 6hfrüh gegen den Südflügel der 20. HID. geführter überfallsartiger Angriff brachte dem Feinde einen vorübergehenden Erfolg, da es ihm glückte, sich in den Besitz eines allerdings recht schmalen Grabenstückes zu setzen. Ein Gegenstoß der nächsten Reserven warf ihn rasch hinaus. Weitere Annäherungsversuche konnten durch Vernichtungsfeuer auf die Sammelräume verhindert werden. Ein in den Mittagsstunden angesetzter italienischer Vorstoß auf dem nördlichen Höhenrand des Karstes gegen den Abschnitt des IR. 43 wurde abgewehrt. Nun erst erließ die italienische Heeresleitung den Befehl zum Einstellen aller weiteren Angriffe. Damit hatte das blutige und zähe Ringen um den Bestand der Isonzofront für diesmal sein Ende gefunden. Die k.u.k. 5. Armee war aber auch schon am äußersten Ende ihrer Widerstandskraft angelangt. Die Ersätze des XVI. und des VII. Korps waren aufgebraucht.

Jetzt erst begannen die der bedrohten Isonzofront von der k.u.k. Heeresleitung zugedachten Verstärkungen mit ihren Hauptkräften im Bereiche der 5. Armee einzutreffen. Die 10. GbBrig. der kombinierten Division GM. Hrozný war bis zum 16. August abends bei Prvačina— Reifenberg eingelangt. Ihr folgte, gleichfalls von Tirol, am 17. August die 56. IBrig. der 28. ID. und in den nächsten Tagen das Kommando dieser Division mit der 55. Brigade. Vom 20. August an trafen die Transportstaffeln der 44. SchD. vom russischen Kriegsschauplatz ein, an die sich unmittelbar jene der 16. ID. anschlossen. Wohl war nunmehr der ungesäumte Einsatz dieser starken Kräfte nicht mehr dringend erforderlich; aber ihre Anwesenheit hinter der geschwächten Front war notwendig, um ein rasches und gründliches Ordnen der hergenommenen Verbände und eine wesentliche Erhöhung der Widerstandsfähigkeit der Front ehemöglichst durchführen zu können

Die 5. Armee hatte in der sechsten Isonzoschlacht schwer geblutet. Ihr Gesamtverlust an Toten, Verwundeten, Kranken und Vermißten betrug innerhalb zweier Wochen 41.000 Mann, womit sie aber noch immer um etwa ein Drittel gegen die überaus empfindlichen Einbußen des Angreifers zurückblieb1).

Rückblick auf die sechste Isonzoschlacht

Die öst.-ung. Heeresleitung hatte nach dem Abbruch der Südtiroler Offensive mit bald einsetzenden schweren Kämpfen am Isonzo nicht gerechnet Sie mutete dem Feinde, der durch die Niederlage im Gebirge sicherlich schwer mitgenommen war, nicht zu, daß er ungesäumt zum

Die Verluste der 5. Armee verteilten sich wie folgt:

Vermißt u. gefangen

Zusammen

Tot

Verwundet

Krank

Offiziere

Mann

schaft

XV. Korps

57

289

32

672

16

1.034

XVI. Korps

1.249

9.056

6.446

1.907

233

18.425

43. SchD.

256

732

711

237

40

1.896

VII. Korps

1.688

7.056

5.179

543

367

14.099

59. IBrig.

126

545

1.245

_

70

1.846

Gruppe Schenk

337

2.231

216

682

71

3.395

Verstärkungenu. Abschnitte IV. V

6

1

336

10

333

Summe:

3.719

19.910

13.829

4.377

807

41.028

Die Verluste der Italiener werden in ihrer Kriegsliteratur verschieden angegeben. Z i n g a 1 e s. Gorizia, 203. gibt den Gesamtverlust des italienischen Heeres in der sechsten Isonzoschlacht summarisch mit 1745 Offizieren und 49.473 Mann an. Zu fast den gleichen Zahlen kommt das Werk Le Medaglie d'oro, II 1916, 151, mit 1759 Offizieren und 49.473 Mann. T o s t i, 185, errechnet die italienischen Verluste im August 1916 mit 21.360 Toten und 52.950 Verwundeten.

Gegenangriff übergehen werde, und glaubte in der großen Bedrängnis, in der sie sich gegenüber Rußland befand, die Sicherung der Südwestfront den dort belassenen, zugunsten des nordöstlichen Kriegstheaters nicht unerheblich geschwächten Kräften ohne allzu große Sorge anvertrauen zu können. Bei dieser Auffassung blieb die Heeresleitung auch dann, als um die Monatswende Juli-August das XVI. Korpskmdo. Anzeichen für ein größeres italienisches Angriffsunternehmen wahrhaben mochte; sie ließ sich von ihr auch nicht abbringen, obgleich am 3. August ein ausländischer Diplomat die Wiener Regierung ganz deutlich auf die Möglichkeit einer unmittelbar bevorstehenden Gegenoffensive der Italiener hinwies, auch zwei Tage später die deutsche Heeresleitung das k.u.k. AOK. wissen ließ, die Italiener seien nach zuverlässigen Nachrichten in der Lage, sofort vierzehn kampfkräftige Divisionen an den Isonzo zu werfen. Die unablässig fortdauernde Spannung im Nordosten hatte wohl keinen geringen Anteil daran, wenn die öst.-ung. Kriegführung all diese Warnungen verhältnismäßig unberücksichtigt ließ. Man lebte von der Hand in den Mund; das traf ebenso für die Vorbereitungen gegenüber Rumänien zu wie für die Sicherheit der Front gegen Italien. Als der Angriff am Isonzo dennoch losbrach, sah sich der Verteidiger in einer um vieles schwierigeren Lage als je zuvor in den früheren Schlachten.

Das italienische Heer hatte seit den Herbstkämpfen des Jahres 1915 alle Erfahrungen des Krieges weitestgehend verwertet (Bd. IV, S. 149). Aus dem unverbrauchten Menschenvorrat des Landes aufgefrischt und wesentlich verstärkt, mit Kriegsgerät aller Art, namentlich an Artillerie und Minenwerfern überreich ausgerüstet, trat eine Armee zum Kampfe an, die sich von jener der letzten Schlachten auch durch den gehobenen Geist und taktisches Können unterschied.

Der streng geheim gehaltene, mit Geschick und ausgezeichneter Gründlichkeit vorbereitete Aufmarsch der starken italienischen Kräfte am Isonzo war, ohne vom Verteidiger auch nur annähernd erkannt zu werden, überraschend durchgeführt worden. Dies sicherte dem Auftakt des großen Unternehmens den Anfangserfolg.

Die ersten Ziele der angreifenden italienischen 3. Armee, in deren Bereich bis zum Beginn der Schlacht 17 Infanteriedivisionen und 1 Kavalleriedivision versammelt wurden, bildeten zunächst der Görzer Brückenkopf und der Abschnitt des Mt. S. Michele. Vor dem etwa 9 km umfassenden Görzer Brückenkopf waren vier Divisionen in erster Linie und zwei in Reserve aufmarschiert; die vordersten Angriffsstaffeln wurden auf Sturmentfernung in schußsicheren Deckungen bereitgestellt. Zur Vorbereitung des Infanterieangriffes hatte der duca ď Aosta dem VI. Korps vom 29. Juli bis zum Beginn der Schlacht außer den bereits vorhandenen noch weitere 52 mittlere und schwere Batterien zugewiesen, so daß am 6. August 70 leichte Batterien mit 261 und 80 schwere Batterien mit etwa 210 schweren und mittleren Geschützen, ferner 40 Minenwerferbatterien das Feuer eröffnen konnten1).

Dieser gewaltigen Angriffskraft stand im Görzer Brückenkopf und südlich davon bis zur Wippach die 58. ID. gegenüber. Sie zählte 18^2 Bataillone, von denen aber nur sieben Heeres- und Schützenbataillone waren. Den Rest bildeten Landsturmtruppen, die zum Teile noch nie im Großkampf gestanden waren. Was aber noch viel schwerer wog, war die geringe Zahl von nur 87 Geschützen, über welche die Division verfügte, mit einer ganz unzureichenden Munitionsausstattung 2).

Wegen des auf den Anmarschwegen und auf den Brücken liegenden Feuers konnten die aus dem Wippachtale anrückenden Reserven bei Tage die neun Bataillone der Brückenkopfbesatzung nicht unterstützen; auf sie warf sich die ganze Wucht des ersten Angriffes der 48 im vorderen Treffen angesetzten Bataillone des italienischen VI. Korps. Das verheerende Feuer hatte die Kampfanlagen zerschlagen und einen großen Teil der Verteidiger getötet, die Massen der italienischen Infanterie gaben dem überlebenden Rest den Gnadenstoß. Die aus den verschütteten Unterständen und Kavernen sich mühsam herausarbeitenden Streiter und die schwache Artillerie konnten gegen die Übermacht nicht aufkommen. Sie alle hatten ihre Pflicht bis zum Äußersten erfüllt, aber bei der geringen artilleristischen Abwehrkraft und dem Mangel an Schießbedarf war alle Aufopferung vergeblich. Die Gegenangriffe mußten in die Dunkelheit verlegt werden, damit die moralische Überlegenheit der eingreifen-

x) Die verstärkte 45. ID., die den Mt. Sabotino anzugreifen hatte, verfügte allein über 51 leichte, 171 mittlere und schwere Geschütze, 18 schwere, 48 leichte Minenwerfer und 5 Sektionen Landtorpedowerfer. Auf einen Kilometer ihrer 2500 m breiten Angriffsfront feuerten 68 mittlere und schwere, ferner 20 leichte Geschütze. Zur Niederhaltung der ihren Angriffsraum flankierenden öst.-ung. Batterien auf der Hochfläche von Bainsizza wirkten überdies 56 mittlere und schwere Geschütze des italienischen II. Korps mit.

2j Von der Gesamtzahl der 87 Geschütze waren 11 altartige Positions- und 10 schwere Geschütze M. 80. Der Munitionsvorrat für jedes Feldgeschütz betrug 300 Schuß. Als Maßstab für die Beurteilung sei erwähnt, daß das 58. lDKmdo (Görz) in der sechswöchigen Herbstschlacht 1915 — dritte und vierte Isonzoschlacht — schließlich über 24 Bataillone und 180 Geschütze verfügt hatte.

den Reserven über die italienische Infanterie zur Geltung gebracht und gleichzeitig die Einwirkung der um vieles stärkeren feindlichen Artillerie ausgeschaltet werden konnte. Bei Tage wäre der Einsatz der Reserven wegen des Mißverhältnisses an Kräften ganz aussichtslos gewesen.

Auf diese Art konnten die im Südteile des Brückenkopfes nachts durchgeführten Gegenangriffe tatsächlich die Lage wiederherstellen. Hingegen war der Gegenstoß auf dem Mt. Sabotino, der bereits in die Morgenstunden fiel, hiedurch allein schon zum Mißlingen verurteilt. Vielleicht wäre es am 6. August noch möglich gewesen, diesen heiß umstrittenen Punkt durch die aus dem Wippachtal herangeholten Reserven zurückgewinnen zu lassen. Diese Reserven hätten dabei allerdings vor dem Eintritt in den Kampf das auf der Stadt und auf den Brücken liegende, überaus heftige Geschützfeuer durchschreiten müssen. Zudem wäre selbst bei Gelingen dieses Angriffes an eine Behauptung des Berges ohne weitere Verstärkungen, zumal durch eine mit ausreichender Munition versehene Artillerie, doch kaum zu denken gewesen.

Als vorbildlich kann die gründliche Vorbereitung der Kampfhandlung durch die Italiener und das überraschende Ansetzen des Angriffes gelten. Dabei kam dem Feinde die genaue Kenntnis aller Einzelheiten der Verteidigungsanlagen sicherlich sehr zustatten. Sie war das Ergebnis einer seit Monaten betriebenen Erkundung. Unmittelbar vor dem Angriff auf Görz hatten überdies Überläufer dem Angreifer Wertvolles mitzuteilen vermocht. Es wäre aber verfehlt, den Fall von Görz, wie es auch schon geschehen ist, als eine Frucht des Verrates hinzustellen. Der Görzer Brückenkopf ist einzig und allein der vielfachen Übermacht des Angreifers, zumal der erdrückenden Übermacht in der Ausrüstung, er ist der Wucht der Material sch lacht zum Opfer gefallen.

Dieser Erfolg der Italiener sollte jedoch, wie sich in den nächsten Tagen erwies, eng umgrenzt bleiben. Ihn strategisch auszubauen, blieb ihnen trotz ihrer Übermacht versagt. Statt nach dem Fall des nur von einem Bataillon verteidigten Mt. Sabotino geradewegs nach Salcano vorzustoßen und von Norden her in Görz einzudringen, blieben sie oberhalb der Stege und Brücken stehen und ließen sich in einen stehenden Feuerkampf mit den Resten der an den steilen Felshängen angeklammerten Verteidiger ein, ohne durch volle drei Tage einen weiteren Angriff zu wagen. Diese Gnadenfrist kam dem Verteidiger außerordentlich zustatten. Nebstdem ermöglichte sie ihm auch die Bergung wertvoller, für die Armee lebenswichtiger Vorräte x).

vj Im Raume von Görz, östlich vom Isonzo. waren neben einer gut ausgebauten

Auch nach der Zurücknahme der 58. ID. aus ihrer Nachhutstellung am linken Isonzoufer ließ sich der Feind mit der Verfolgung Zeit. Die Reste der Division, etwa 5000 Mann, erreichten vollkommen unangefochten in der Nacht auf den 9. August die zweite Stellung unmittelbar östlich von Görz, wo sie, gestützt durch zunächst nur sechs Bataillone der Armeereserve, den weit ausgedehnten Abschnitt vom Mt. S. Gabriele bis zur Wippach besetzten; nach den dreitägigen ununterbrochenen Kämpfen vollkommen erschöpft, fielen die tapferen Streiter meist sofort in tiefen Schlaf.

Jetzt hätte Cadorna mit ganzer Entschiedenheit eingreifen müssen. In günstigster Richtung lag seinen Divisionen der Weg offen, um den Gegner zu überrennen. Daß der k.u.k. 5. Armee keine weiteren Reserven zur Verfügung standen, konnte daraus entnommen werden, daß in den dreitägigen Kämpfen weder auf dem Karst noch bei Görz rechtzeitig namhafte Unterstützungen eingegriffen hatten. Aufs Gei*ate-wohl war das Tor nach Triest aufzustoßen, und durch einen tiefen Einbruch im Wippachtale mußten die mächtigen Eckpfeiler des Mt. S. Gabriele und des Mt. Michele von selbst fallen. Das Zaudern der italienischen Führung am 9. und 10. August und der Entschluß, die Höhen nördlich von Görz durch schwierige, über den Fluß hinweg von Salcano und von Plava her unternommene umfassende Angriffe zu gewinnen, waren für den ganzen weiteren Kriegsverlauf am Isonzo von entscheidender Bedeutung.

Wohl hatte nur die bestimmte, durch die Ereignisse begründete berechtigte Erwartung, daß die Italiener ihre Massen über Görz hinausstoßen lassen würden, den GO. Boroevic veranlaßt, die Räumung der aus dem allgemeinen Frontverlaufe stark hinausragenden und kräfteverzehrenden Stellungen auf der Hochfläche von Doberdö anzuordnen. Die Spannung der Schlacht hatte aber damit den Höhepunkt erklommen. Alle Vorbedingungen für einen ausschlaggebenden Sieg waren in die Hand des Angreifers gegeben. Daß er sie nicht auszunützen wußte, wurde dem

Etappeneinrichtung Vorräte für Mann und Pferd im Gewichte von rund 1,000.000 kg gleich 100 Waggons) aufgespeichert. Die Verladung erfolgte unter andauernder Beschießung der Speicher und der Zufahrtsstraßen auf kärgliche Transportmittel von Mitternacht des 6. bis zum 8. mittags. Es gab hier viel stilles Heldentum. Die 58. ID. und die aus Tirol und von der Ostfront herangeführten Verstärkungen mußten bis zum 14. ausschließlich aus diesen Vorräten ernährt und versorgt werden — ein Beweis für die Wichtigkeit, die ihre gefahrvolle Bergung hatte. Außerdem wurden in der gleichen Zeit etwa 3000 Zivilpersonen aus Görz weggebracht.

Verteidiger zu bedeutsamer Lehre: er brauche wie bisher, so auch in Hinkunft einen Kampf auch dann nicht für verloren geben, wenn es bei einem weniger methodischen Angreifer das größte Wagnis gewesen wäre.

So hatte mit der Gewinnung von Görz und der blutgetränkten Walstatt von Doberdö das Heer des Königs Viktor Emanuel nach fünfvierteljährigem Ringen wohl den ersten großen, ins Auge springenden Erfolg heimgebracht. Und die Kunde von diesem Erfolge stärkte ebenso die bisher nicht allzu günstige Stellung der Italiener in der Front der Alliierten, wie sie einen Augenblick lang das Maß des Mißgeschickes, das Österreich-Ungarn seit etlichen Wochen getroffen hatte, voll zu machen schien. Aber es währte nicht allzu lange, und die Erkenntnis brach sich allenthalben Bahn, daß es dem Verteidiger doch geglückt sein mochte, das Ärgste zu verhüten und den übermächtigen Feind, wenn auch unter schweren Opfern, wieder in seine Schranken zu weisen. Noch immer lag Triest von den Spitzen der italienischen Bajonette weit entfernt, und die italienische Presse selbst nannte den Fall von Görz eine „zitterige Freude“.

Die Wacht Österreich-Ungarns am Isonzo hatte eine neue Probe ihrer unerschütterlichen Festigkeit erfolgreich bestanden. Fast ist es, ohne ungerecht zu werden, nicht möglich, Truppen zu nennen, die sich besonders hervorgetan haben. Hatte das Fußvolk Übermenschliches geleistet, so stellte der Jünger der heiligen Barbara an dem spärlichen Geschütz, das den Kampf der Infanterie begleitete, nicht minder heldenhaft seinen Mann. Freilich konnte er auch bei bester Leistung im einzelnen, bei genauester Einfühlung in das Augenblicksgebot der Schlacht, nicht verhindern, daß sein Kamerad im Schützengraben die zahlenmäßige Überlegenheit der feindlichen Artillerie, die keine Aufopferung wettmachen konnte, immer wieder aufs furchtbarste zu fühlen bekam. Nicht minder litten die Verteidiger von Görz und von Doberdö unter der Ungleichheit der kämpfenden Parteien im Luftkampf. „Die Luftstreitkräfte des Heeres waren im Sommer 1916“, schreibt GM. Pitreich in seinen handschriftlichen Kriegsaufzeichnungen, „ein Spiegelbild der wirtschaftlichen Lage des Reiches. Der 5. Armee stand zu Beginn der Schlacht ein einziges modernes Flugzeug zur Verfügung. Die Fliegerwaffe erlebte gerade damals eine schwere Ausrüstungskrise. Noch übler war es um die Fliegerabwehr bestellt. Tür und Tor stand den feindlichen Fliegern offen. In dieser Not bürgerte sich bei der Truppe die Tarnung ein.“

Im Be'reiche der obersten Führung machte sich die vor der Maioffensive verfügte Aufhebung des einheitlichen Kommandos für alle

Armeen der Südwestfront unangenehm fühlbar. Gewiß ließ es das Heeresgruppenkommando in Bozen an reichem Verständnis für die brennenden Bedürfnisse der Isonzoarmee in keinem Falle fehlen. Aber eine einheitliche Leitung der gesamten Verteidigung vom Ortler bis zur Adria hätte doch das Freimachen und die rechtzeitige Verschiebung von Reserven außerordentlich erleichtert. Die allerdings erst nach einiger Zeit erfolgende Wiederbetrauung des GO. Erzherzog Eugen mit dem Oberbefehl über die ganze Südwestfront sollte eines der Ergebnisse dieses ungleichen und für das öst.-ung. Heer doch so ruhmvollen Kampfes sein.

Die Ereignisse in Tirol im August 1916

Tirol wird zur Nebenfront

Nach dem Scheitern der italienischen Gegenoffensive gegen die nach Beendigung der Junikämpfe neu bezogene Front der Heeresgruppe Erzherzog Eugen im ersten Drittel des Monates Juli hatte Cadorna die Fortsetzung der Angriffe im Isonzoraume beschlossen (S. 21).

Dementsprechend verlegte die italienische Heeresleitung zunächst eine Infanteriedivision der 1. Armee und zwei Divisionen der aufgelösten 5. Armee an den Isonzo. Als dann nach dem 20. Juli der letzte Versuch der Italiener, die vor Beginn der Maioffensive innegehabten Stellungen wiederzugewinnen, gescheitert war, setzte am 27. Juli der bis dahin vorbereitete, schon geschilderte Massentransport von der Südtiroler Front zum Isonzo ein (S. 28).

Diese bedeutende Schwächung der italienischen Front im triden-tinischen Gebiet um insgesamt 23 Brigaden, die sich schon durch das Abflauen der Kämpfe und die rege Tätigkeit des Feindes im Stellungsbau angekündigt hatte, veranlaßte das Heeresgruppenkmdo. zunächst, sich neuerlich mit verschiedenen, auf größere Frontverbesserungen abzielenden Entwürfen zu beschäftigen. Derartige Unternehmungen wurden im Tonalegebiete, gegen den Pasubio, auf dem Grenzkamm südlich der Val Sugana, im Raume des Rollepasses und bei Cortina d’Ampezzo geplant.

Die am 6. August losbrechende sechste Isonzoschlacht verlegte das Schwergewicht der Kampfhandlungen auf dem italienischen Kriegstheater an den Isonzo. Die Abwehrkrise, die sich alsbald bei Görz und auf der Karsthochfläche einstellte, machte die neuerliche Abgabe von Heeresverbänden aus Tirol nötig. Das Heeresgruppenkmdo. sah sich daher gezwungen, die beabsichtigten größeren Unternehmungen auf bessere Zeiten zu verschieben.

Die öst.-ung. Heeresleitung war zu dieser Zeit in arger Bedrängnis. Noch hatte die Nordostfront nicht die harten Schläge der Brussilow-offensive überwunden; sie mußte neuer Anstürme gewärtig sein. Im Südosten meldete sich in Rumänien ein neuer Feind und am Isonzo war die Abwehr wankend geworden, die sich vorher durch fünf schwere Schlachten behauptet hatte.

Bei dieser gespannten Lage an allen Fronten mußte die Heeresleitung Verstärkungen für die schwer ringende 5. Armee vor allem der Heeresgruppe Erzherzog Eugen entnehmen.

Der naheliegende Gedanke, durch eine weitere Zurückführung der Südtiroler Front auf die Stellungen vom Mai namhafte Kräfte für den Isonzo freizumachen, wurde zwar erwogen; doch teilte GO. Conrad dem Heeresgruppenkmdo. schon am 9. August mit, daß er an eine Rückverlegung der Front der 11. Armee derzeit nicht denke. Es war hier vor allem zu berücksichtigen, daß durch eine solche Maßnahme nicht nur alle Vorteile der gegenwärtigen Stellungen für die Abwehr und für künftige Angriffsunternehmen verlorengegangen wären, sondern daß die Preisgabe so schwer errungenen Bodens auch die Zuversicht der Truppe beeinträchtigt hätte.

Das Heeresgruppenkmdo. stellte die im Laufe der sechsten Isonzoschlacht für die 5. Armee abgeforderten Verstärkungen nicht ohne Besorgnis um seine eigene Front zur Verfügung. Wohl wurden immer mehr italienische Brigaden, die bisher im Trienter Raum vermutet worden waren, an der Isonzofront wahrgenommen; doch ließ die lebhafte Tätigkeit der Italiener gegenüber dem Fleimstal erkennen, daß der Feind keinesfalls gesonnen sei, sich in Südtirol auf die reine Abwehr zu beschränken.

Die vom Heeresgruppenkmdo. in den letzten Julitagen hinter die Front gezogenen Reserven, die 2. und die 8. GbBrig., gingen zwischen dem 8. und dem 10. August zuerst an den Isonzo ab. Ihnen folgte die aus der 10. GbBrig. des Korps GdI. v. Roth und zwei Regimentern der

11. Armee zusammengesetzte Division GM. Hrozný1).

Jedoch schon am 12. August machten die Ereignisse am Isonzo die Bereitstellung einer weiteren Brigade, der 56. IBrig., nötig; am folgenden Tage verfügte des AOK. die Abgabe noch einer Division (S. 97).

Nach Durchführung der Verschiebungen erhielt diese Division die Bezeichnung als 57. ID. Die bisherige Division dieser Nummer ging in die 90. ID. auf, deren Führung mit jener des Rayons IV FML. Heinrich Goiginger übernahm.

Um diese Verschiebungen zu ermöglichen, wurde die 28. ID. des

III. Korps aus der Front gezogen und die 13. GbBrig. dem Abschnitte Val Sugana entnommen; an dieser Frontstelle wurde in der Folge auch das XVII. Korpskmdo. für den Isonzo freigemacht. Die 28. ID. setzte sich nunmehr aus der 55. IBrig. und der 13. GbBrig. zusammen. Sie rollte aber nur mit der    erstgenannten ab,    da die im Görzischen    eingetretene

Kampfpause und    das Einlangen der    44. SchD. bei    der 5. Armee es    er

möglichten, die 13. GbBrig. zunächst als Reserve des AOK. in Tirol zu belassen. Die Heeresgruppe Erzherzog Eugen hatte somit im Laufe des Monates August 35 Bataillone, 2Vs Schwadronen und 22 Batterien abgegeben 1).

Die Fortsetzung der italienischen Fleim staloffensive

im August 1916

Hiezu Skizze 6    der Beilage    2

Das Abgehen    von Kräften auf    beiden Seiten    ließ im    August    die

Kampftätigkeit sowohl an der Tiroler Westfront wie an der Südfront auf ein Mindestmaß herabsinken. Sie beschränkte sich auf öst.-ung. Seite auf kleinere Unternehmungen im Rayon II und bei der 11. Armee, die den Zweck hatten, die Italiener zu beunruhigen und Gefangene einzubringen, um Rückschlüsse auf die Kräfteverschiebungen des Feindes ziehen zu können.

Solche Vorstöße auf dem Tonalepaß, im Pasubiogebiete, im Posina-becken, im Asticotale, zunächst der C. Maora und im Suganatal brachten insgesamt 8 Offiziere und 400 Mann sowie 9 Maschinengewehre ein. Ein nächtlicher Angriff des südsteirischen IR. 87, der am 6. August zunächst der Cra. Zebio durchgeführt wurde, fügte den Italienern herbe

1j Die Gefechtsstände der Heeresgruppe am 1. und 15. August:

Feuer

Marschfor-

MG

Mus-

Inf. Ge-;

Reiter

Leichte Geschütze

Schwere Geschütze

Summe der Ge-

gewehre

mationen

keten

schütze

mobile

| stabile

mobile

| stabile

schütze

1./8.

1 137.500

41.000

1216

170

66

1440

571

! 441

! 117

147

1276

15./8.

1 115.500

, 25.000

1102

165

51

1100

473

460

98

135

1166

Ver

minde

rung

22.000

16.000

114

5

15

340

98

+ 19

19

12

110

Verluste zu und lähmte ihre Annäherungsversuche an dieser empfindlichen Frontstelle1).

Das italienische Oberkommando beabsichtigte jedoch, ungeachtet seiner Vorbereitungen für die Wiederaufnahme der Offensive am Isonzo, gemäß dem seit Kriegsbeginn in Geltung stehenden Operationsentwurf Cadornas, das Vorwärtsdringen auf dem Karst durch ablenkende Angriffe in Tirol zu erleichtern, deren überraschende Einleitung die Gunst der geographischen Lage Italiens jederzeit gestattete-).

Zunächst lag der italienischen Heeresleitung nach wie vor die Wiedergewinnung des Col Santo und des Kempeirückens, die seit Mitte Juni das Ziel aller Angriffshandlungen der Italiener auf den Hochflächen gebildet hatten, am Herzen. Da diese Unternehmen aber bei den umfangreichen Vorbereitungen, die nach den bisherigen Mißerfolgen geboten zu sein schienen, spätere Zeit Vorbehalten bleiben mußten 3), entschloß sich Cadorna, zunächst den Fleimstalangriff fortzusetzen. Diese Kampfhandlung sollte vor allem die Aufmerksamkeit des Gegners vom Isonzo ablenken. Die Täuschungsabsicht führte auch zu der schon erwähnten Reise Cadornas nach Feltre (S. 26).

Schon am 2. August brach der Ansturm der italienischen 17. ID. und der Gruppe GM. Ferrari gegen das Fleimstal von neuem los. Die Angriffe galten in den folgenden Tagen zunächst den Stellungen der

9. GbBrig. zwischen dem Travignolotal, dem kleinen Colbricon (2512 m) und dem Westgipfel des Colbricon (2608 m); sie scheiterten ebenso wie die neuerlichen Angriffe, die die Brigade Tevere zwischen dem 4. und

6. August gegen den Raum des Col di Bocche unternahm.

Unter dem Eindrücke dieser Mißerfolge entschloß sich die italienische Führung, die Angriffsfront nach Westen zu verlängern und weitere Kräfte heranzuziehen, um den Durchbruch über den Fassanerkamm von Süden her zu erzwingen. So wurde das Gebirge westlich vom Colbricon, das bisnun von wenigen Landsturmkompagnien und Stand Schützenabteilungen beobachtet worden war, zum Schauplatz heftiger Kämpfe. Der Hauptkamm der Fassaneralpen streicht vom Doppelgipfel des Colbricon als Felsgrat nach Westen, sein Oberteil erhebt sich mauergleich über die Schutthalden seiner Südhänge. Den wenigen, meist über 2100 m gelegenen Scharten und den dazwischenliegenden Felsblöcken der C. di Ceremana, der C. di Cece, der C. di Valmaggiore und des

1 Ministero della guerra, Brigate di fanteria, IV vRom 1926), 293.

2)    Cadorna, La guerra, II, 1.

3)    Le Medaglie ď oro, II, 219.

/


Coltorondo galten die nächsten italienischen Angriffe. An der Forcella di Coldosě biegt der Kamm nach Südwesten ab. Hier erheben sich die Felsköpfe der C. Busa Alta, des Gardinal und des Cauriol als Wächter des wichtigen Überganges der Sforcella di Sadole. Auch hier entbrannten im August schwere Kämpfe, die bis zum Einbruch des Winters anhielten.

Die Leitung des neuen Fleimstalunternehmens wurde wiederum dem im Cadore befehligenden italienischen 4. Armeekmdo. übertragen, dem für das einheitliche Zusammenwirken mit der nach Süden anschließenden 1. Armee das an deren Nordflügel stehende XVIII. Korps taktisch unterstellt wurde.

Der Angriff wurde in folgender Weise angesetzt. Von der verstärkten 17. ID. des IX. Korps sollte die Gruppe Obst. Garibaldi Scheinangriffe gegen die Costabella und im Tale von S. Pellegrino führen, je eine Brigade aber im Raume des Col di Bocche und südlich des Travig-nolotales angreifen. Die Gruppe GM. Ferrari wurde aus diesem Abschnitte herausgezogen und weiter westlich gegen den Kamm zwischen der Forcella di Cece und der Forcella di Coldosě eingesetzt. Zu ihren drei Regimentern gesellten sich noch sieben Bataillone der 15. ID. des XVIII. Korps, die sich im Verlaufe des Monates August von Süden her in die Val Cia herangeschoben hatten. Es waren insgesamt 32 italienische Bataillone, die in der zweiten Augusthälfte zum Angriffe gegen den Südteil der Fleimstalfront vorgeführt wurden.

Hier stand auf öst.-ung. Seite die 90. Division. Auf ihrem Westflügel hatte die 55. GbBrig. den Kamm vom Montalon bis zur C. di Cece mit drei Bataillonen und 830 Standschützen besetzt; von dort bis zur Höhe Lu-sia (2491m) hielt die 9. GbBrig. mit sechs Bataillonen und 140 Standschützen. Vom Col di Bocche bis zum P. le Seile stand die Gruppe Obst. Covin mit vier Bataillonen und 670 Standschützen. Der Nordflügel der 90. ID., die 179. IBrig., nahm an den nun aufflammenden Kämpfen nicht teil.

Die Kampfhandlungen an der Fleimstalfront wurden am 18. August durch eine erfolgreiche Unternehmung der Gruppe Obst. Covin eingeleitet, die eine Verbreiterung der keilartig vorspringenden Bocchestellung zur Folge hatte. Waren hiedurch an dieser Frontstelle günstigere Vorbedingungen für die weitere Abwehr geschaffen, so bereiteten die immer deutlicher wahrnehmbaren Vorbereitungen der Italiener zu einem Stoß gegen den Fassanerkamm der öst.-ung. Führung bei der Schwächung der Fleimstalfront durch das Abziehen der 10. GbBrig. ernste Sorgen. Truppenanmärsche und reger Kraftwagenverkehr im Vanoital, das lang-samé Heranschieben italienischer Abteilungen entlang der Kämme der Tognola und der Fossernica, das durch Kämpfe im Vorgelände der Stellungen tunlichst verzögert wurde, ließen das neue Vorhaben der Italiener klar erkennen.

Schwächliche italienische Vorstöße, die am 22. August im Travig-nolotal und im Gebiete des Colbricon unternommen wurden, sollten die Aufmerksamkeit des Verteidigers ablenken, der indes alle verfügbaren Truppen an das bedrohte Frontstück verschoben hatte, um die schüttere Beobachtungslinie wenigstens an den wichtigsten Stellen zu versteifen.

Der italienische Angriff setzte am 23. August ein und richtete zunächst seine Wucht gegen die Front von der C. di Ceremana bis zum Coltorondo. Alle Anläufe der Gruppe GM. Ferrari blieben jedoch an diesem Tage und an dem folgenden trotz der eingesetzten großen Artilleriemasse vergeblich. Nun verlegten die Italiener ihre Versuche, eine Bresche in die Fleimstalfront zu reißen, vom 25. August angefangen weiter westlich in den Raum des Cauriol, gegen den drei Bataillone angesetzt wurden.

Dieser Berg weist nach Norden steile Felswände auf, während seine Südwest- und Südosthänge die Annäherung begünstigen. Als Bruchpunkt der Front war der Cauriol überdies dem zusammengefaßten Artillerie -feuer des Angreifers stark ausgesetzt. So konnten sich die Italienertrotz hartnäckigster Gegenwehr der Besatzung, die auf dem beengten Raum schwere Verluste erlitt, bis zum 28. August gegen die Bergspitze und die nördlich anschließende Scharte bis in die toten Räume unmittelbar vor den öst.-ung. Stellungen heranarbeiten. Schließlich gelang es ihnen am Abend dieses Tages, die schwache Gipfelbesatzung zu überwinden, der wegen des lückenlosen Sperrfeuers keine Verstärkungen zugeführt werden konnten1). Wohl gelang es den herbeieilenden Reserven, die Einbruchsstelle abzuriegeln und die Cauriolscharte zu behaupten, so daß der Raumgewinn der Italiener sich in bescheidenen Grenzen hielt; aber der Verlust des Cauriol war für die Verteidigung doch sehr von Übel. Von diesem Beobachtungspunkt, der in Luftlinie 8V2km von Predazzo entfernt ist, gewannen die Italiener nunmehr Einblick in alle Vorgänge im Fleimstal und konnten Ortschaften und Straßen mit beobachtetem Fernfeuer belegen. Daher faßte GdI. Roth den Entschluß, die Wiedereroberung dieser Bergspitze zu versuchen. Die durch Ablösungen für

x) Die Gipfelstellung war von einem Offizier und 40 Mann des niederösterreichischen IR. 49 besetzt. Hievon fielen 11 Mann, 4 Schwerverwundete blieben in Feindeshand, 20 Verwundete wurden geborgen (Ehrenbuch der Hesser, II, 260>.

den Gegenstoß gewonnenen drei Bataillone seines Korps verstärkte das Heeresgruppenkmdo. durch drei Bataillone der 11. Armee, zum Teile Kaiserschützen. Jedenfalls war die Lage im Rayon IV zu Ende August keineswegs gefestigt.

Auch im Rayon V glückte den Italienern östlich der Talstraße Tob-lach—Cortina d’Ampezzo ein örtlicher Erfolg. Hier gingen am 29. August zwrei Kompagnieabschnitte in den steilen, bewaldeten Foramehängen verloren. Südslawische Überläufer hatten dem Feinde den Weg gewiesen. Die Einbruchsstelle w'urde zwar bald abgeriegelt, die Wiedergewinnung der verlorenen Stellung mußte aber wegen des Mangels an gebirgs-gewohnten Truppen und der Bindung aller Reserven an der Fleimstal-front unterbleiben.

An den anderen Frontteilen des Korps Roth dauerte im August der Kleinkrieg fort. Im Gebiete des Col di Lana gelang es einer öst.-ung. Abteilung am 5. August, in überraschendem Anlauf den heißumstrittenen Gratstützpunkt (Bd. IV., S. 304) zu nehmen; doch konnte er gegen die Übermacht der herangeführten italienischen Reserven und im zusammengefaßten Massenfeuer der feindlichen Artillerie nur bis zum 7. August behauptet werden.

DAS RINGEN IM OSTEN VON ENDE JULI BIS ENDE AUGUST


Die Entwicklung der Kriegslage, zumal die schweren Rückschläge von Łuck und Okna, hatten naturgemäß auch im Innern des Habsburgerreiches den tiefsten Eindruck hervorgerufen. Das Überraschende des Geschehnisses, die Größe der Katastrophe und der Verluste, über die selbstverständlich noch stark übertreibende Gerüchte im, Umlauf waren, und die wachsende militärische Abhängigkeit von Deutschland, die sich aus der Unvermeidbarkeit starker deutscher Hilfeleistung im Nordosten ergab, wirkten in wechselnder Form, je nach Einstellung zu Staat und Nation, auf die Stimmung zurück. Schärfste Kritik richtete sich gegen die Führung. Im ungarischen Parlament hieß es einstimmig: „Die Übelstände haben mit wenigen Ausnahmen in der Führung ihre Wurzel!“ Nicht anders dachte man diesseits der Leitha. Es genügte der öffentlichen Meinung nicht, von der Enthebung dieses oder jenes Unterführers zu erfahren. Auch die Stellung des Armeeoberkommandos und namentlich des Chefs des Generalstabes erhielt einen empfindlichen Stoß. Als eine Woche nach der Katastrophe bei Łuck der Kaiser einen der Generale seiner Umgebung, den FML. Ritt. v. Marterer, nach Teschen entsandte, da wähnten eingeweihte Kreise die Stunde Conrads schon für gekommen. In der Tat wurde damals der Höchstkommandierende von Bosnien, GdI. v. Sarkotić, gefragt, ob er gesonnen sei, den Posten des Generalstabschefs zu übernehmen, und eine ähnliche Anfrage ist wohl auch an den Befehlshaber der Isonzofront, GO. Boroevic, ergangen. Der Gedanke, Conrad zu entheben, kam bis in den Herbst hinein nicht zum Schweigen. Noch am 25. September brachte ihn der Kaiser gegenüber dem Erzherzog-Thronfolger zur Sprache *), und dieser dachte dabei an die Generale Alfred Krauss, v. Arz und v. Csicserics, widerriet aber schließlich doch einem so einschneidenden Wechsel, der nicht zuletzt auch deshalb unterblieb, weil der hochsinnige Armeeoberkommandant FM. Erzherzog Friedlich seinem Generalstabschef auch in den Stunden des Mißgeschickes die Treue unverändert bewahrte.

Die Einbuße an Vertrauen, unter der die nie sonderlich beliebte Heeresleitung seit Łuck zu leiden hatte, hatte inzwischen auch in der

]) Werkmann, Deutschland als Verbündeter (Berlin 1931), 87 f.

bereitwilligen Unterstützung Ausdruck gefunden, die von den maßgebenden Kreisen in Wien und Budapest den reichsdeutschen Bestrebungen nach- Schaffung der „Hindenbürg-Front“ im Osten und einer Obersten Kriegsleitung, an deren Spitze der Deutsche Kaiser treten sollte, geliehen wurde.

Die Frage einer Betrauung des GFM. v. Hindenburg mit dem Oberbefehl über die ganze Ostfront bildete bereits zu Anfang des Monats Juli einen wichtigen Punkt des diplomatischen Schriftenwechsels zwischen Wien und Berlin1). Dabei erfuhr man allerdings schon am 4. Juli auf dem Ballhausplatz, daß die in Berlin erörterte Absicht nicht zuallerletzt auch darauf hinauslief, den Einfluß des Generalstabschefs, GdI. Erich v. Falkenhayn, auf die Kriegführung beträchtlich zurückzudrängen2). In der Tat war auch die Stellung Falkenhayns, und zwar nicht erst seit kurzem, stark ins Wanken geraten. Der General selbst leitet in seinen Tagebuchaufzeichnungen diesen Verlust an Geltung vor allem auf die Gegnerschaft des Reichskanzlers Bethmann-Holhveg zurück, die von einem im Mai 1916 entstandenen Meinungsstreit über die Führung des U-Bootkrieges ausgegangen war. Gewiß ist aber, daß Falkenhayn seither auch das Vertrauen der Armee und der gesamten reichsdeutschen Öffentlichkeit in erheblichem Maße verloren hatte, indes der greise Recke Hindenburg immer mehr zum „Heros der Nation“ emporwuchs, als den ihn der Deutsche Kaiser bei Gelegenheit an den Stufen des Domes von Kowno feierte. Im übrigen fühlte Falkenhayn selbstverständlich sehr gut heraus, was das Bemühen, die Person des Feldmarschalls stärker in den Vordergrund zu stellen, für ihn bedeute. Zwar machte er sich auf Befehl seines Obersten Kriegsherrn zum Dolmetsch der jenem Bemühen entspringenden Wünsche; aber sein Bedauern war sicherlich nicht allzu groß, als Conrad bei der Besprechung in Berlin am 18. Juli (IV. Bd., S. 644) den Plan, eine von der Ostsee bis zur rumänischen Grenze reichende Hindenburg-Front zu schaffen, die unmittelbar der DOHL. unterstellt sein sollte, entschieden zurückwies.

Auch Kaiser Franz, Joseph und sein Außenminister Burián pflichteten diesem Verhalten Conrads bei. Wohl war erst einige Tage zuvor in einer Konferenz unter dem Vorsitze des Herrschers „die Opportunität einer Vereinheitlichung der Kommandoführung an der gesamten Ostfront“ besprochen worden; diese Vereinheitlichung sollte es ermöglichen, „von einer Zentralstelle aus über die gesamten Truppen der

x) Akten des Haus-, Hof- und Staatsarchivs.

2/ Z w e h 1, Erich v. Falkenhayn (Berlin 1926;, 210 ff.

Abwehrfront ohne zeitraubende Zwischenverhandlungen zu disponieren“1). Als diese Zentralstelle dachte man sich das Oberkommando Hindenburg; aber die völlige Ausschaltung der öst.-ung. Heeresleitung bei der Kriegführung gegen Rußland lag dabei doch nicht im Sinne der Wiener Kreise. Der Ballhausplatz hing vielmehr der etwas unklaren Lösung nach, daß Hindenburg als Oberbefehlshaber der gesamten Ostfront irgendwie dem Erzherzog Friedrich persönlich, unter mehr oder minder scharfer Ausschaltung Conrads, unterzuordnen wäre2). Diesen Vorschlägen gegenüber vertrat Erzherzog Friedrich die Meinung, daß es am richtigsten wäre, Hindenburg beiden Heeresleitungen gemeinsam zu unterstellen.

Unterdessen war aber in der zweiten Julihälfte die Spannung an der russischen Front noch beängstigend gewachsen, und gleichzeitig wurde das Verhalten Rumäniens von Tag zu Tag bedrohlicher. Zwischen dem Pripiatj und den Karpathen standen bereits, mit den k.u.k. Truppen eng vermengt, achtzehn deutsche Divisionen, und weitere mußten folgen, zumal dann, wenn Rumänien ernst machte. Nun wandte sich am 23. Juli der Deutsche Kaiser aus dem Hauptquartier Charleville an seinen öst.-ung. Bundesgenossen: „Die Vorgänge auf unserer gemeinsamen Ostfront veranlassen mich, morgen auf einige Tage nach Pleß zu fahren, wohin ich mir den Feldmarschall Hindenburg bestellt habe. Ich bitte Dich, auch dem Erzherzog Friedrich und dem General von Hötzen-dorff 3) zu gestatten, mich dort zu einer Besprechung aufzusuchen. Die Lage im Osten erscheint mir so ernst, daß man entsprechende Maßnahmen erwägen muß, zu welchen ich alsdann Deine Genehmigung erbitten werde.“

An dem gleichen Tage trat GdI. Falkenhayn an seinen öst.-ung. Kollegen mit dem überraschenden Vorschlag heran, er möge zustimmen, daß Hindenburg statt des Befehles über den Nordflügel der Ostfront, den er zur Zeit noch führte, den über die Front zwischen Pripiatj und Dniester übernähme. Conrad, der eben von einer Audienz aus Wien zurückgekehrt war, erklärte sich bereit, die Annahme dieses Vorschlages bei seinem Monarchen zu befürworten. Kaiser Franz Joseph gab am 24. seine Zustimmung. Nunmehr erhob aber Hindenburg Einspruch, für

t) Burián an seinen Vertreter beim AOK., Gf. Thum, Wien, am 18. Juli 1916, 6h 30 abends (Haus-, Hof- und Staatsarchiv).

2)    Gesandter Freih. v. M u s u 1 i n an den Stellvertreter Thurns, Ritt. v. Wies-n e r, Wien, am 22. Juli; Thum an Burian, Teschen, am gleichen Tage ebenda).

3)    Schreibweise des Telegramms für Conrad v. Hötzendorf.

den die vorgeschlagene Lösung eher eine Kaltstellung, denn einen Geltungszuwachs bedeutet hätte, was ja wirklich nicht der Zweck der Maßnahme gewesen wäre. Der Plan wurde fallen gelassen1).

_ Am 26. kam Falkenhayn bei einem Besuche in Teschen auf seine ersten Vorschläge zurück. Dem Feldmarschall sei die ganze Ostfront zu unterstellen, er wäre an die Befehle der DOHL. zu weisen, die ihrerseits nichts Entscheidendes ohne Zustimmung Teschens verfügen werde. Conrad lehnte diese Vorschläge, in denen der deutsche Staatssekretär v. Jagow nur den Versuch Falkenhayns erblickte, die ganze Frage durch Überspannung der Ziele zum Scheitern zu bringen 3), abermals nachdrücklich ab. Er sei „von seinem Kaiser nur ermächtigt, auf Grundlage des früheren Vorschlages zu verhandeln. Die bisherige Art der Befehlsführung durch die beiden Fleeresleitungen hätte sich bewährt. Bei aller Verehrung für Hindenburg würde seine Ernennung doch im k.u.k. Heere als erneute Bevormundung beurteilt werden und an Stelle der erhofften Begeisterung Mißmut und Unbehagen erwecken. Vor allem würden die slawischen Nationalitäten sich dagegen wenden und ihre Behauptimg, der ganze Krieg wäre nur ein Kampf zwischen Slawen-und Deutschtum, in schädlich gesteigerter Form wiederholen. Er persönlich wäre in keiner Weise gekränkt, als Generalstabschef aber verpflichtet, sich für das Prestige der Monarchie, der Armee und des AOK. unbedingt einzusetzen3).“

Der Armeeoberkommandant Erzherzog Friedrich berichtete, sachlich und frei von persönlichen Empfindlichkeiten wie immer, dem Kaiser am 27. zu Schönbrunn über diese neuerliche Auseinandersetzung der beiden Generalstabschefs. Der 86jährige Herrscher vermochte sich des Eindruckes nicht zu entziehen, daß der deutsche Vorschlag in der letzten Form zu weit ginge. Er ließ dies am 27. die Heeresleitung durch eine Depesche des GO. Freih. v. Bolfras wissen: „Wenn Seine Majestät erhabensten Sinnes auch das Wohl der gemeinsamen Sache über jede Prestigefrage stellen und somit geneigt sind, jeden Vorschlag deutscherseits, der eine gedeihliche Regelung der Kommandofrage an unserer Nordostfront herbeizuführen vermöchte, anzunehmen, so erachte Aller-höchstdieselbe doch, daß in der von Seiner Majestät dem Deutschen

x) C r a m o n. Unser österreichisch-ungarischer Bundesgenosse im Weltkriege. (2. Aufl., Berlin 1922 , 66 ff. - - F a 1 k e n h a y n, Die Oberste Heeresleitung 1914—1916 in ihren wichtigsten Entscheidungen (Berlin 1929), 229 f.

2)    Thurn an Burián, Teschen, 27. Juli (Haus-, Hof- und Staatsarchiv).

3)    Cramon, Bundesgenosse, 68.

Kaiser angeregten Besprechung zu Pleß erst die beiderseitigen Meinungen eingehendst erörtert werden sollen und daraufhin eine Vereinbarung getroffen werden kann.“

Am 27. Juli fanden sich der Deutsche Kaiser, der Erzherzog Friedrich, die deutschen Staatsmänner Bethmann-Hollweg und Jagow sowie die Generale Hindenburg, Conrad und Ludendorff im Hauptquartier zu Pleß zur Lösung der Frage ein. Falkenhayn blieb, sich unwohl meldend, in seiner Wohnung1). Conrad stattete ihm, nachdem er an einer kurzen Beratung der anderen Persönlichkeiten teilgenommen hatte, einen Besuch ab, bei dem eine mögliche Ausgleichslösung verabredet wurde. GFM. Hindenburg, der sein Heeresgruppenkommando an den GO. v. Eichhorn abzugeben hatte, erhielt zwar nicht den Oberbefehl über die ganze Ostfront, wohl aber, da ihm die Heeresgruppen Eichhorn, GFM. Prinz Leopold von Bayern und GO. v. Linsingen sowie die k.u.k. 2. Armee unterstellt wurden, die Führung des größten Teiles dieser Front. Er sollte seine Weisungen von derDOHL. empfangen, die sich verpflichtete, für die Abschnitte südlich vom Pripiatj keine Befehle ohne Zustimmung des k.u.k. AOK. ergehen zu lassen. Außerdem sicherten Falkenhayn und Hindenburg zu, bei den für den Raum nördlich vom Pripiatj bestimmten Verfügungen „nach Möglichkeit“ stets auch auf die Heeresfront des Erzherzogs Karl Franz Joseph Rücksicht nehmen zu wollen, die auch weiterhin unmittelbar an die öst.-ung. Heeresleitung gewiesen blieb. Diese nahm die Pflicht auf sich, bei Verwendung der Streitkräfte des Erzherzogs „den Absichten des GFM. v. Hindenburg tunlichst Rechnung zu tragen“. Jedes der beiden Hauptquartiere behielt sich das Recht vor, Truppen von der Heeresfront Hindenburgs nach einem anderen Kriegstheater zu verschieben, wenn dies unerläßlich sein sollte. Kaiser Franz Joseph genehmigte am 29. Juli diese Abmachungen. Um ihr Zustandekommen hatte sich vor allem der Armeeoberkommandant Erzherzog Friedrich verdient gemacht, der inmitten der schon allenthalben fühlbar gewordenen Nervosität „immer gleiche Ruhe und Zuvorkommenheit gegen jedermann“ bewahrt hatte2). Die Lösung, die er, wie schon erwähnt, selbst ursprünglich erwogen hatte: Schaffung einer Hindenburg-Front, die beiden Heeresleitungen unterstellt gewesen wäre, hätte allerdings sachlich manchen Vorteil aufzuweisen gehabt.

!) Thurn an Burián, Teschen, 28. Juli mittags (Haus-, Hof- und Staatsarchiv).

2) Prinz Gottfried zu Hohenlohe, öst.-ung. Botschafter in Berlin, an Burián, Berlin, 31. Juli (ebenda).

Die Schlacht bei Kowel

Hiezu Beilage 4 Angriffe der Armee Lesch (28. Juli bis 3. August)

Als die Versuche der Stawka, einen ausschlaggebenden Erfolg über das deutsche Ostheer davonzutragen, im ersten Halbjahre 1916 ganz und gar fehlgeschlagen waren, hatte sich der Generalstabschef GdI. Alexejew entschlossen, das Schwergewicht des Zarenheeres in den Raum südlich vom Pripiatj zu verlegen und durch einen großangelegten Angriff der Südwestfront, der in einem Gewaltstoße auf Kowel gipfeln sollte, die Entscheidung anzustreben (Bd. IV, S. 609, 615 und 643). GdK. Brussilow hatte für den Beginn seiner Offensive den 28. Juli ausersehen (Bd. IV, S. 658). Den sechs russischen Armeen mit rund 69 Divisionen (ohne Reichswehrverbände) konnte die öst.-ung. Heeresleitung, einschließlich der in taktischer Hinsicht an die Befehle Linsingens gewiesenen deutschen Gruppe des GdA. v. Gronau, etwa 62 Divisionen, darunter 20 deutsche, entgegenstellen. Der Kräfteunterschied war mithin, nur nach den Kampfeinheiten gemessen, nicht erheblich. Das Verhältnis verschob sich aber doch bedeutend zum Vorteile der Angreifer; denn einer vollwertigen russischen Division zu 16 Bataillonen traten die Mittelmächte nur mit Divisionen zu 9 bis 12 Bataillonen entgegen. Vor allem aber hatte sich Brussilow durch die Verteilung seiner Streitkräfte an den Druckpunkten der Front, namentlich vor Kowel, eine fühlbare örtliche Überlegenheit gesichert (Bd. IV, Beilage 27). Bei der Heeresgruppe Linsingen, die den stärksten Anprall des Feindes erwarten mußte, standen 30 Divisionen (darunter 15 deutsche) gegen 33 der Russen. Vor den vier Divisionen der Gruppe GLt. Freih. Walter v. Lüttwitz und den nächsten zwei des GdK. v. Bernhardi hatte jedoch der Feind eine Masse von zehn Infanterie- und drei Kavalleriedivisionen zusammengeballt.

Brussilow hatte der 3. Armee des GdI. Lesch im Rahmen der am

28. Juli einsetzenden Offensive der Südwestfront zwei Aufgaben zugewiesen: die Deutschen bei Pinsk durch einen Zangenangriff abzuschnüren und mit der Hauptkraft über den Stochod auf Kowel vorzubrechen. Für das Unternehmen des Nordflügels wurden von der benachbarten Armee des Gen. Ragosa zwei Korps herangezogen, die am 28. aber noch nicht völlig bereitgestellt waren. So hob sich die Gefechtstätigkeit bei der Gruppe Gronau auch am nächsten Tage noch nicht sonderlich; die Versammlung des III. russ. Korps südlich vom Pripiatj und des IV. sib. nördlich des Flusses blieb aber den deutschen Führern nicht verborgen, so daß sie die Absichten des Feindes leicht durchschauen konnten. Zur Verstärkung Gronaus fuhr die l.LD. heran. GO. v. Woyrsch rechnete ja seit dem 29. Juli, nachdem der jüngste Durchbruchsversuch der Russen bei Baranowicze wieder gescheitert war (Bd. IV, S. 625 f.), für die nächste Zeit nicht mehr mit einem großangelegten Angriffe, sondern höchstens mit örtlichen Teilvorstößen des Feindes. Die deutsche Führung hielt es daher für zulässig, von den Kräften der Armee Woyrsch an die jetzt arg bedrängten südlichen Abschnitte Truppen abzugeben.

Am 30. leiteten die Russen ihren Angriff vornehmlich gegen die 81. und die 82. RD. mit einem kräftigen Artilleriefeuer ein und begannen mit Teilen des XXXI. Korps den Pripiatj von der Stochodmün-dung flußabwärts zu überschreiten. Das IV. sib. Korps setzte sich gegen die deutschen Stellungen am Oginskikanal in Bewegung1). Doch die Angreifer vermochten keine Erfolge zu erzielen. Abends sah sich die DOHL. im Zuge der Neuregelung der Befehlsbefugnisse an der ganzen Ostfront veranlaßt, die allzu ausgedehnte Heeresgruppe Linsingen, die vor Kowel in die erbittertsten Kämpfe verstrickt war, von der Obsorge um Pinsk zu entlasten. Zur einheitlichen Abwehr des Feindes in diesem Frontvorsprung war die Heeresgruppe Prinz Leopold eher berufen; ihr wurde daher die Gruppe Gronau unterstellt.

Vor dem Reiterkorps des GdK. Freih. v. Hauer zeigte sich der Feind gleichfalls erst am 30. Juli etwas regsamer. Die den Nordflügel bildende bayr. KD. warf Russenpatrouillen, die über den Stochod vorfühlten, zurück. Bis Mitte August blieb Hauers Abschnitt von ernstlichen Angriffen verschont.

Gegen die ganze Front der Armeegruppe Bernhardi eröffnete der Feind am 28. früh ein vorbereitendes Artilleriefeuer. Zur Leitung der Gegenwehr bestanden im Korps des GdI. Fath zwei Befehlsbereiche. Im nördlichen Verteidigungsabschnitte, der am Loknicabache an das Reiterkorps Hauer anschloß und bis Smolary reichte, führte GLt. Clausius seine deutsche und die vom GM. v. Pongrácz befehligte öst.-ung. 53. Division. Im südlichen Abschnitte, der dem bayr. GLt. Ritt. v. Kneußl unterstellt war, standen: von Smolary — hier war ein Bayernbataillon

1) Klembów ski, Strategische Studie über den Weltkrieg 1914—1918 (in russ. Sprache, Moskau 1920), 82.

eingesetzt — bis zur Bahnstrecke Sarny—Kowel die 45. SchD., GM. v. Stöhr, mit der 90. SchBrig., sodann die 26. SchD., GM. Edl. v. Wieden, deren 52. Brigade die Bahnübersetzung bewachte, ferner vor Hulewicze zwei Bataillone der ll.bayr. ID. und endlich bis zur Korpsgrenze zwei Brigaden der Polenlegion. Die 89. SchBrig. war hinter der 45. SchD. als Korpsreserve ausgeschieden; die restlichen Bayernbataillone standen ebenfalls als Eingreiftruppen zur Verfügung.    1

Der Geschoßhagel der feindlichen Batterien machte sich besonders im Abschnitte südlich des Schienenweges, dann bei Smolary und im Raume Stobychwa—Zarecze fühlbar. Hier hatten sich die Russen seit den letzten Kämpfen um die Stochodübergänge (Bd. IV, S. 612 f.) einen kleinen Brückenkopf auf dem Westufer bewahrt. Wo der Hauptansturm des Feindes erfolgen würde, war zunächst noch nicht zu erkennen. Für alle Fälle Keß GdI. Fath im Einverständnis mit Bernhardi die Heeresgruppenreserve (51. SchBrig.) für einen etwaigen Einsatz südlich oder nördlich der Bahn bei Powursk bereitstellen. GdK. Bernhardi zog dorthin überdies zwei bayrische Bataillone aus Mielnica heran. Die 2. poln. Brigade hatte er schon am Vortage als Reserve hinter den Polenabschnitt überwiesen. Hier flaute indes das feindliche Geschützfeuer bald ab.

Hingegen schritten die 4. finn. SchD. und Teile des I. turk. Korps, während weittragende Geschütze und bombenwerfende Flieger den Ort Powursk heimsuchten, vormittags zwischen Hulewicze und dem Bahnstrange zum Angriff1). Die an den linken Flügel der Polenlegion anschließenden Bayern leisteten aber kräftigen Widerstand und behaupteten auch den als vorgeschobenen Stützpunkt jenseits des Stochod eingerichteten Gutshof Hulewicze 2).

Ein aufregender Kampf entbrannte im Abschnitte der 26. SchD. um die bei der gesprengten Bahnbrücke auf dem Ostufer angelegte Brückenschanze, die mit der Hauptstellung des Westufers durch einen Laufsteg verbunden war3). Mittags überwältigten die Russen die gelichtete, vom SchR. 9 gestellte Besatzung in der zertrümmerten Befestigung; nur wenige der tapferen Verteidiger entkamen auf das Westufer. Ein Nachdrängen wurde aber dem Feinde entschieden verwehrt. Durch wirksames Minenwerfer- und Mörserfeuer wurden die Eroberer aus der Ostschanze

v) Klembów ski, 81.

-) Stengel, Das k. bayr. 3. Infanterieregiment (München, 1924), 74 ff. — Mayer, Das k. bayr. 22. Infanterieregiment (München, 1923), 62 ff.

3) Wisshaupt, Die 52. Landwehrinfanteriebrigade im Weltkrieg 1914—191S (Reichenberg 1928), 408 ff.

wieder hinausgeschossen, worauf sich darin eine kühne Schar Neunerschützen nochmals festsetzte; doch war der heißumstrittene Stützpunkt dauernd nicht zu halten, weshalb in der Nacht der Verbindungssteg gesprengt wurde.

Während diese Kämpfe südlich der Bahnlinie im Gange waren, hatte der Feind den ganzen Korpsbereich nördlich davon weiter unter Feuer gehalten. Am jenseitigen Stochodufer war viel Bewegung zu beobachten; GLt. Clausius gewann den Eindruck, daß sich der Russe zu einem starken Angriffe gegen Zarecze anschicke. Die 53. ID. meldete erhebliche Schäden ihrer Stellungen. Mittags fühlten Russenabteilungen gegen die 45. SchD. vor. Um allen Möglichkeiten begegnen zu können, bedachte GdI. Fath die bedrohten Abschnitte mit ausreichenden Reserven. Er konnte dies beruhigt tun, weil sich die Verteidiger der ersten Linie südlich des Schienenweges bisher allen Anstürmen aus eigener Kraft gewachsen gezeigt und noch keine Verstärkung gebraucht hatten. So wurde nachmittags dem GLt. Kneußl auf seine Bitte aus der Korpsreserve das SchR. 33 für die 45. SchD. zur Verfügung gestellt und aus Powursk das SchR. 12 nach Norden an die Naht der Gruppen Kneußl und Clausius hinter den Raum Smolary geschoben, wo überdies zwei bayrische Bataillone lagen. Das dort befindliche SchR. 18 zog GLt. Clausius sodann nebst anderthalb deutschen Bataillonen bei Stobychwa als Rückhalt für die 53. ID. in den Raum Zarecze. Mittlerweile hatte GM. Stöhr einen Vorstoß der Russen schon östlich vom Stochod zum Stehen gebracht. Der Südflügel der 53. ID. wehrte ebenfalls nördlich von Smolary Angreifer ab; doch konnten sie vom Westufer nicht vertrieben werden. Bei Zarecze störte feindliche Artillerie auch noch in der Dunkelheit das Ausbessern der zerschossenen Widerstandsanlagen. Der Tag hatte der 3. Russenarmee keine greifbaren Erfolge eingetragen; dem Korps Fath war die Abwehr ohne Einsatz der Reserven gelungen.

Am 29. wiederholten sich die Angriffe der Russen1). Nur der Polenabschnitt am Südflügel Faths blieb unbehelligt; GdK. Bernhardi zog die 2. Polenbrigade wegen der Vorgänge beim Nachbarkorps FML. Kaiser wieder nach Mielnica ab. Die 1. turk. SchD. hatte über Nacht das von den Wasserarmen der Stochodniederung gebildete Inselgewirr bei Hulewicze besetzt und fiel im Laufe des Tages die Bayern und die Schützen des GM. Wieden heftig an, wurde aber blutig abgewiesen. Schließlich verjagte der Gegenstoß eines Bayernbataillons die sich am Westufer einnistenden Turkestaner. Nördlich der Bahn trach-

x) Klembów ski, 82.

teten das XLV1. Russenkorps (77. ID. und 100. RD.) sowie die 78. ID. die Stochodlinie der Verbündeten durch wuchtige Stöße zu durchbrechen. Im Bereich der 45. SchD. behauptete jedoch das SchR. 17 seine arg hergenommenen Stellungen in ihrer ganzen Ausdehnung. Vor Smolary, das bis in die Nacht hinein zu einem Brennpunkt des Kampfes wurde, vereitelte die Gruppe des bayr. Obst. Großmann alle Anstrengungen des Feindes. Desgleichen scheiterten die gegen den anschließenden Südflügel der 53. ID. (128. LstlBrig.) anrennenden Russenmassen an der standhaften Haltung der Landstürmer. Der Abschnitt der Division Clausius bis Bol. Obzyr wurde durch feindliche Batterien niedergehalten, Stobychwa mit Gasgeschossen belegt.

Nachmittags stießen die Russen aus ihrem Brückenköpfe östlich von Zarecze gegen die Mitte der 53. ID. vor, eroberten den Ort und durchbrachen damit die Verteidigungslinie der k. u. 127. LstlBrig.1). Ihr Führer, GM. Tanárky, setzte mit drei Bataillonen von Westen her zum Gegenschlag an; unterdessen hatte sich aber der Feind von Zarecze auch nach Süden ausgebreitet und dort eine Sandwelle besetzt. Die 128. LstlBrig. mußte daher ihren linken Flügel hinter diese Bodenwelle zurückbiegen. Die Aufgabe, den Feind von der Sanddüne zu vertreiben und die Lücke zwischen beiden Brigaden zu schließen, fiel der Korpsreserve, dem SchR. 18, zu, dem ein Bayernbataillon aus Cerkowka als Rückhalt folgte. Die Gruppe Tanárky und das SchR. 18 gewannen aber nur mühsam Raum, so daß sich GdI. Fath genötigt sah, der 53. ID. noch das 89. SchBrigKmdo. mit dem SchR. 12 aus Cerkowka, ohne Rücksicht auf den vor Smolary tobenden Kampf, zuzusenden, und als Ersatz das 51. SchBrigKmdo. mit dem SchR. 11 aus Pow'ursk heranzuziehen. Bis zum Abend hatte die Gruppe Tanárky mit Hilfe zweier Bataillone der Division Clausius und des bayrischen Bataillons den Westrand von Zarecze erreicht. Den Einbruchsraum des Feindes umschloß ein nicht ganz lückenloser Kranz verbündeter Truppen. GdI. Fath wies darauf hin, daß die Front wiederhergestellt werden müsse, bevor sich der Feind verstärkt habe. GdK. Bernhardi überwies für den nächsten Tag dem GLt. Clausius zwei in Grywiatki eben eintreffende deutsche Landwehrbataillone; überdies sollte dieser ein Bataillon sächsischer Landwehrinfanterie von seinem Nordflügel heranziehen.

Am 30. Juli mit Tagesanbruch wurde der Gegenangriff wieder auf!) Wisshaupt, Aus den Kämpfen des Korps GdI. Fath bei Stobychwa— Zarecze Juli 1916 (Öst. Wehrzeitung, Folgen 15, 31, 32 von 1926). Geschichte des 1. Ermländischen Infanterie-Regiments Nr. 150 (Zeulenroda 1932), I, 271 ff.

genommen. Doch schon um 6h früh trat ein Rückschlag ein. Die Russen, die den rechten Flügel der Division Clausius bei Stobychwa anfielen, stießen gleichzeitig südlich des Stobychwabaches vor und brachten den linken Flügel der Gruppe Tanárky ins Wanken. Die deutschen Nachbarn und ein Bataillon des SchR. 11 halfen mit, die Front wieder zu festigen. Bis aber alle im Halbkreise um Zarecze stehenden Truppen zu einem frischen, einheitlichen Vorgehen geordnet und die anrückenden Verstärkungen (zwei Bataillone des deutschen LIR. 33 :) aus Grywiatki und ein Bataillon Sachsen des GLt. Clausius) eingelangt waren, wurde es Nachmittag. GM. Tanárky erhielt vom 53. IDKmdo. den Befehl über die im Abschnitte vom Sandhügel bis zur Stobychwaniederung gebildeten drei Angriffsgruppen. Obst. v. Habermann (89. SchBrigKmdo.) sollte die Sanddüne, die Mittelgruppe Obst. Olbrich die früheren Stellungen bei Zarecze wiedergewinnen und Obst. Rustler (51. SchBrigKmdo.) den südlich des Stobychwabaches vorgedrungenen Feind zurückwerfen. Insgesamt waren dazu mit den zusammengeschmolzenen Resten der 127. LstlBrig. etwa zwölf Bataillone verfügbar. Um 4h nachm. begann der Kampf. Doch die Ergebnisse waren gering. Die Nordgruppe vermochte teilweise die alten Gräben zu erobern, die Mittelgruppe gegen Zarecze etwas vorzurücken; dazwischen aber behaupteten sich die Russen in zäh verteidigten Stützpunkten. Gegen die Sanddüne war man überhaupt nicht vorwärts gekommen. Der kräftige Widerstand des Feindes wurde erklärlich, denn die eingebrachten Gefangenen gehörten Regimentern zweier Divisionen (77. und 78. ID.) an. Der Korpsführer, GdI. Fath, wies den GM. Pongrácz an, vor der Fortsetzung des Angriffes den Feind mit einer lückenlosen Front zu umspannen und ihm sodann vor allem die Sandhügelstellung zu entreißen.

Die während des Tages gegen die Gruppe Kneußl geführten Vorstöße der Russen — offenbar Ablenkungsversuche — konnten durch Feuer erstickt werden.

Der Angriff gegen den erweiterten Brückenkopf Zarecze war am 31. früh nicht mehr in Gang zu bringen. Die Truppen waren erschöpft, einzelne Meldungen aus der vordersten Linie stellten sogar* ihre Abwehrfähigkeit in Frage. GdI. Fath sah sich daher nach Verstärkungen um. Solche konnten aber, da das Armeegruppenkommando selbst keine Reserve mehr besaß, nur der Gruppe Kneußl entnommen werden. Der bayrische General wandte gegen ein solches Ansinnen ein, daß ein neuerlicher Vorstoß der Russen längs der Bahn gegen Powursk sehr

J) Aus dem Verbände der zur Gruppe Gronau heranfahrenden 1. LD.

wahrscheinlich sei. Endlich sagte GdK. Bernhardi nachmittags zu, die

2. Polenbrigade dem Südflügel des Korps zurückzustellen und im Bedarfsfalle die Hilfe eines deutschen Bataillons, das als Heeresgruppenreserve westlich von Powursk stand, bei Linsingen zu erwirken. Nun konnte GdI. Fath das bei der 45. SchD. noch nicht verwendete SchR. 33 nach Cerkowka in Marsch setzen. Mittlerweile hatte Obst. Rustler ein Unternehmen mit begrenztem Ziel vorbereitet und entriß den Russen, die sich tagsüber mit einem Störungsfeuer begnügt hatten, zwei Stützpunkte südlich des Stobychwabaches. Damit waren am Nordflügel der 53. ID. die alten Stellungen völlig wiedererrungen. Bei Smolary holte sich der Feind abends und im Morgengrauen des folgenden Tages eine blutige Abfuhr.

Das Gefecht bei Zarecze schleppte sich am 1. August noch ergebnislos hin, so daß sich der Korpskommandant abends wegen Ermüdung der Truppen und der nicht unerheblichen Verluste entschloß, den Angriff einzustellen und sich auf das Halten der erreichten Linien zu beschränken. GdK. Bernhardi befahl tags darauf, daß GLt. Clausius die Zurückgewinnung der Sandwelle weiter zu betreiben habe. Die mehrtägigen Kämpfe beim Korps Fath klangen in einen Artilleriezweikampf aus. Der Feind, dem die Versuche, die Stochodschranke der Verbündeten zu durchschlagen, schwere Opfer gekostet hatte, barg unter dem Schutze der Genfer Flagge seine Verwundeten und Gefallenen.

Der Ansturm der Armeen Bezobrazow und Kaledin

(28. Juli bis 3. August)

Zurückweichen der Verblindeten aus dem Stochodknie

Die für den Stoß auf Kowel neugebildete „Besondere Armee“ des GdK. Bezobrazow (Bd. IV, S. 642, 658) schritt am 28. Juli zeitlich früh zum Angriff. Die auf dem Nordflügel eingeteilten Korps XXX und I trafen hiebei in dem an das Korps Fath südlich bis Świdniki anschließenden Stochodabschnitt auf die Armeegruppe Bernhardi, die diesen Frontteil mit dem k.u.k. II. Korps, FML. Kaiser, mit der deutschen 107. ID., GM. Hahndorff, und mit Teilen der Division GM. Rusche beschirmte. Bis vor den linken Flügel des Korps Kaiser reichten noch die Ausläufer der 3. Russenarmee, die 2. Division des I. turk. Korps. Da aber GdI. Lesch seine Anstrengungen auf die Stochodübergänge bei Hule-wicze und nördlich davon richtete (S. 124 ff.), bekamen die 4. ID., GM. Pfeffer, und die benachbarte Polenlegion nur stärkeres Geschützfeuer ab. Die Infanterie des Feindes enthielt sich vor der 4. ID. auch während des Tages jeglicher Bewegung, die auf Angriffsabsichten hätte schließen lassen.

Das XXX. Russenkorps der Armee Bezobrazow hatte sein Schwergewicht gegen die in das Stochodknie am meisten vorspringenden Stellungen der 41. HID., GM. Schamschula, angesetzt, die von zwei Seiten durch die russische Artillerie gut flankiert werden konnten. Feuerschlünde aller Kaliber zerhämmerten in der Mitte des Honvédabschnittes die im haltlosen Sandboden ausgehobenen Gräben. Nachmittags zwang ein westlich von Arsenowiczy losbrechender Infanteriesturm der 71. Russendivision Teile des HIR. 20 in die zweite Linie zurück. Der von GM. Schamschula eingeleitete Gegenstoß von anderthalb Bataillonen, der durch dichten Wald geführt werden mußte, drang bis zum Abend nicht mehr durch und vermochte lediglich die geworfene Abteilung zu stützen. Daher befahl der Korpsführer, über Nacht für nachhaltigen Widerstand vorzusorgen, und vermehrte die hinter der Fronteinbuchtung stehenden Reserven des GM. Schamschula durch ein Bataillon der 4. ID., das nach Podlesie rückte. Die Russen hatten in der Absicht, ihren Erfolg sofort zu vergrößern, den Angriff von der Einbruchsstelle nach Norden bis an den äußersten linken Flügel der 41. HID. auszudehnen getrachtet; doch scheiterte schon das Beginnen an der standhaften Abwehr der Verteidiger.

Das russische I. Korps hatte den rechten Nachbarn der Honvéd-division, die deutsche 107. ID., angefallen, hiebei aber nichts ausgerichtet1). Im Morgengrauen des nächsten Tages brach der Feind allerdings in die Gräben der Deutschen nordöstlich von Porskaja Wólka ein; durch rasches Zugreifen der örtlichen Reserven war aber der Zwischenfall bis Mittag wieder behoben2).

Die 41. HID. war bestrebt, dem am 29. früh erteilten Aufträge des FML. Kaiser nachzukommen, also jeden Angriffsversuch des Feindes durch wirksames Feuer niederzuhalten, insbesonders aber kein Ansammeln von Kräften vor dem Einbruchsraume des Vortages zu dulden; aber es fruchtete nichts. Trommelfeuer der russischen Batterien zerwühlte die Stellungen im Stochodknie westlich von Arsenowiczy und

x) Ulrich, Res.-Inf.-Regiment 52 im Weltkriege (Oldenburg-Berlin, 1925), 344.

2) B e r n h a r d i, Denkwürdigkeiten aus meinem Leben (Berlin 1927), 444. — Eine Weltreise 1911/12 und der Zusammenbruch Deutschlands (Leipzig 1920), III, 204. — Bartenwerf fer und II e r r m a n n, Das Reserve-lnfanterie-Regiment Nr. 232 in Ost und West (Oldenburg-Berlin 1927), II, 47 ff. — Klembów ski, 82.

V    9

Ugly, und bald nach Mittag wurde die Front der Division, wieder beim HIR. 20, durch das XXX. Russenkorps neuerlich eingedrückt. Während sich die Reste der Vei'teidiger an der zweiten Linie festklammerten, schwenkte die Masse der Angreifer nach Norden und Nordwesten ab und packte das HIR. 31, das am linken Flügel der Division mit zwei Bataillonen noch die erste und mit einem als Brigadereserve die zweite Linie hielt, in Flanke und Rücken. Das Schicksal des Regiments, das so, gleichzeitig durch einen gegen seine Front gerichteten Ansturm gebunden, völlig eingekreist wurde, war schnell entschieden. Trotz mannhaften Widerstandes entrannen nur wenige Leute der Vernichtung. Der Vorgang hatte sich so rasch abgespielt, daß die zwei vorgesandten Bataillone der Divisionsreserve keine Rettung bringen konnten. FML. Kaiser stellte noch das Bataillon IV/8 aus Podlesie sowie ein aus Wielick anrückendes deutsches zur Verfügung und ließ bei der 4. ID. das Bataillon I 8 an den Südflügel verschieben. Denn dieser war, als das Mißgeschick über das HIR. 31 hereinbrach, gleichfalls in Mitleidenschaft gezogen worden.

Zunächst wollte GM. Pfeffer seinen Anschlußflügel gegen den Nachbarabschnitt abbiegen. Dabei wurde das Bataillon 1/49 vom Feinde schon hart angefaßt. Nachher drang dieser durch die verlassenen Gräben gegen Sielco vor, so daß das nächste Bataillon den Ort aufgeben und westlich davon einen Haken bilden mußte1). Um die entblößte Flanke der festhaltenden Front zu schützen und die Verbindung zur Honvéd wieder herzustellen, setzte GM. Pfeffer das nur fünf Kompagnien zählende SchR. 30 zum Gegenstoß an. GdK. Bernhardi mußte erkennen, daß das Unheil beim II. Korps höchst gefährlich weiterzufressen drohe. Er ließ daher das letzte verfügbare Bataillon der deutschen 107. ID. über Wielick, ferner die 2. Polenbrigade aus Mielnica (S. 125) nach Podlesie in Marsch setzen und übertrug um 4h nachm. dem GM. Hahndorff den Gegenschlag gegen die an den inneren Flügeln der zwei öst.-ung. Divisionen eingedrungenen Russen. Während diese Kräfte heranrückten, hatten die von den beiden Divisionsführern in den Kampf geworfenen Reserven die Russenflut halbwegs eingedämmt. GM. Pfeffer hoffte schon, Sielco zurückgewinnen zu können. Da trat abends ein neuer Rückschlag bei der 41. HID. ein. Der Russe brach nördlich von Korsyni durch den als neue Stellung abzweigenden Graben des HIR. 20 in westlicher Richtung bis in die ursprüngliche dritte Linie vor. Ähnlich wie am Nachmittag der linke, kam nun der rechte Flügel der Division in

J) Ehrenbuch der Hesser, II, 134.

Gefahr, aufgerollt oder abgeschnitten zu werden. Ein lückenloses Beziehen der flüchtig ausgehobenen dritten Linie (Korsyni—Sielco) war somit durch den Feind bereits vereitelt. Das erste östlich von Podlesie eingetroffene deutsche Bataillon mußte hinter die eben entstandene Bresche gestellt werden. GdK. Bernhardi sah die Hoffnung, durch einen Generalangriff der Gruppe Hahndorff die Lage zu wenden, dahingeschwunden und entschloß sich, das erschütterte II. Korps vom Feinde abzusetzen und in eine verkürzte, ausgebaute Stellung zurückzunehmen, die den nach Osten vorragenden Stochodwinkel zwischen Sitowicze und Ml.Porsk quer durchschnitt.

Der Rückzug wurde nach Mitternacht angetreten und die neue Abwehrfront in den Morgenstunden des 30. Juli bezogen. Die Polenlegion des Korps Fath bog ihren rechten Flügel hinter den Stawokbach zurück; halben Wegs zwischen Sitowicze und Rudka Miryńska schloß das II. Korps mit der 4. ID. an. Der Südflügel der 41. HID. reichte bis westlich von Wielick. Bis hierher war auch die deutsche 107. ID. um den Drehpunkt Ml.Porsk zurückgeschwenkt. Im Laufe des Tages war vom Feinde noch nicht viel zu spüren.

Am 31. rückten gegen den neubezogenen Frontteil Bernhardis schon russische Infanterielinien heran, feindliche Batterien meldeten sich zum Worte. Im Vorfelde gerieten die Aufklärerabteilungen wiederholt aneinander. GdK. Bernhardi mußte, als das Nachbarkorps Fath für den Raum Zarecze eindringlich um Verstärkungen bat, die 2. Polenbrigade an die Gruppe Kneußl zurückgeben (S. 130).

Am frühen Morgen des 1. August vermochten sich Teile der 24. Russendivision (I. Korps) bei Bol. Porsk im vordersten Graben der Division Hahndorff festzusetzen; der Abschnitt war aber binnen wenigen Stunden von den Eindringlingen wieder gesäubert1). Gegen das II. Korps holte der Feind in breiter Ausdehnung zu einem kräftigen Schlage aus. Die Verteidigungsanlagen der 41. HID. — sie besaß nur mehr zwei kampffähige Regimenter in der Front, dahinter waren die Reste «1er Honvédinfanterieregimenter 20 und 31 in ein schwaches Bataillon vereinigt worden2) — litten beträchtlich unter der Artilleriebeschießung. FML. Kaiser verlegte seine Reserven an die inneren Flügel der Divi-

:) Barten werffer und Herrmann, 54 f. — Ulrich, 347. — Bernhardi, Denkwürdigkeiten, 444. — Zajontschkowskij, Strategische Studie über den Weltkrieg 1914—1918, VI. Teil (in russ. Sprache, Moskau 1923), 50.

2) Der Feuergewehrstand der Division war seit dem 28. Juli von 9700 Mann auf ein Drittel zusammengeschmolzen.

sionen Pfeffer und Schamschula und sicherte sich durch GdK. Bernhardi die Beihilfe des deutschen IR. 377, das als Heeresgruppenreserve bei Mielnica stand und zur 10. LD., GM. v. Stocken, gehörte. GO. Linsingen hatte nämlich seine ursprüngliche Absicht, von dieser anrollenden Division nur ein Regiment für die k.u.k. 4. Armee zurückzubehalten und die Hauptmacht der Armee des GO. Böhm-Ermolli zuzuführen (Bd. IV., S. 659), wegen der schweren Bedrängnis, der seine Heeresgruppe durch die Offensive Brussilows ausgesetzt war, aufgeben müssen. Die nach und nach eintreffenden Truppenzüge wurden von Kowel nach den Ausladestellen Lubitow und Poginki geleitet, um nach Bedarf an Bernhardi oder an das Korps des GLt. Lüttwitz frische Streiter abgeben zu können. Bis zum Abend versuchte eine tief gegliederte Stoßgruppe des XXX. Russenkorps dreimal nordwestlich von Wielick die Honvéd-infanterieregimenter 12 und 32 zu durchbrechen; doch wurden die Angreifer stets durch die zusammengefaßte Wirkung aller Abwehrwaffen vor den Hindernissen niedergeworfen. Am nächsten Tage rächte sich der Feind nur durch Feuerüberfälle.

Am 3. fühlten sich die Russen wieder stark genug, um diesmal die inneren Flügel der Korps Kaiser und Fath anzupacken. Vormittags nahm der Feind die Stellungen der Polenlegion und der 4. ID. am Stawokbach bis Rudka Miryńska und südlich davon unter heftiges Artilleriefeuer, das hauptsächlich auf dem genannten Orte lastete, aber auch die 41.HID. abstreute. Dem ersten, gegen Rudka Miryńska gerichteten Vorstoße gebot das IR. 99 Einhalt. Mittags wiederholten die Russen mit stärkeren Kräften (1. turk. SchD. und Teile der 80. ID.) den Angriff gegen die 4. ID. und wandten sich von Sitowicze aus auch gegen die Polen. GLt. Kneußl verschob ein bayrisches Bataillon an den bedrohten Südflügel seines Abschnittes; GdI. Fath veranlaßte, daß auch ein westlich von Powursk stehendes deutsches Landwehrbataillon der Heeresgruppenreserve herangezogen wurde.

* Während die Russen bei Sitowicze von den mit einigen bayrischen Kompagnien durchsetzten Polen abgewehrt werden konnten, durchbrachen sie um lh nachm. die 4. ID. bei Rudka Miryńska und drangen bis in den nördlich des Ortes liegenden Wald vor. GLt. Kneußl warf ihnen, um seine Flanke zu schützen, sofort das 3. Bataillon des bayr. IR. 3 und von der als Reserve ausgeschiedenen 2. Polenbrigade die Reiterei entgegen.

Der Führer der 4. ID., GM. Pfeffer, hatte seit Mittag seine Reserven zum Eingreifen bereitgehalten. Der Armeegruppenkommandant,

GdK. Bernhardi, wies dem II. Korps zunächst ein Bataillon des IR. 377, dann auf neuerliche Bitte des FML. Kaiser noch Batterien der deutschen 10. LD. zu. Unterdessen leitete GM. Pfeffer den Gegenangriff ein. Der Kommandant der 8. IBrig., Obst. Edl. v. Köckh, ging dem Feinde mit dem IR. 8 und dem Bataillon des IR. 377 aus Südwesten zu Leibe, der Führer der 7. IBrig., Obst. Ritt. v. Steinitz, hatte mit dem IR. 99 aus Nordwesten vorzurücken. Die Stoßgruppe Köckh mußte um Rudka Miryńska einen schweren Kampf aufnehmen. Nördlich dieses Brennpunktes säuberte Obst. Steinitz, zu dem die Bayern und polnische Ulanen stießen, vorerst die Waldzone. Hierauf drang auch er gegen den Stawok vor. Das heißumstrittene Dorf wurde endlich den Russen im Handgemenge entrissen. Der rechte Flügel der Polenlegion, den der Einbruch der Angreifer zum Zurückbiegen gezwungen hatte, wurde durch die 2. polnische Brigade gestützt, so daß der Anschluß an die 4. ID. nicht verloren ging und der Feind auch hier zurückgeworfen werden konnte. Abends war durch vereintes Zusammenwirken der verbündeten Truppen der ursprüngliche Stellungsverlauf wieder gewonnen x). Ein am späten Nachmittag unternommener Versuch der Russen, den Südabschnitt der 4. ID. anzufallen, wurde durch die entschlossene Abwehr des niederösterreichischen IR. 492) zum Scheitern gebracht.

Die Verteidigung des Stochodoberlaufes

Beiderseits der Bahnlinie Rowno—Kowel und entlang des Stochodoberlaufes sperrten überwiegend deutsche Verbände, der rechte Flügel der Armeegruppe Bernhardi mit der Division Rusche und dann das durch die öst-ung. 29. ID. sowie jüngst noch durch die deutsche 121. ID. verstärkte X. Korps Lüttwitz (Bd. IV., S. 659), den Zugang zu dem von den Russen so begehrten Verkehrsknoten Kowel. Als Sturmblock hatte Gen. Bezobrazow westlich des Schienenweges auf schmalem Raume bis vor die Mitte des Abschnittes Lüttwitz die Kerntruppen des Zarenreiches, die zwei Infanteriekorps und dahinter das Reiterkorps der Garde, zusammengeballt. Die links anschließende Armee des GdK. Ka-ledin bedrohte mit zwei ebenso dicht gruppierten Korps, XXXIX. und

!) Bernhardi, Denkwürdigkeiten, 445; Eine Weltreise, III, 203; Stengel, 74 f.

2) Ehrenbuch der Hesser, II, 136.

XXIII., die Front bis Zaturcy. In Erwartung eines gewaltigen Russenansturms war der nordböhmischen 29. ID., die nur über zwei Regimenter verfügte, am 25. Juli die deutsche 37. IBrig., Obst. v. Roeder, zugewiesen worden. Sie wurde rechts von der k.u.k. 57. IBrig., die bei Nw. Mosor an Bernhardis Flügeldivision Rusche grenzte, bei Szczuryn in die Front gestellt3). Weiter südlich, schon im Befehlsbereiche der deutschen 19. ID., GLt. v. Schmettau, hielt das k.u.k. IR. 94 2) die erste Linie bei Trysten. Die Stellungen im Quellgebiet des Stochod über Kisielin bis Zaturcy hatte die deutsche 20. ID. inne.

Aus dem am 28. Juli früh einsetzenden Artilleriefeuer des Feindes, das mit wechselnder Heftigkeit bald die ersten Linien, bald die Zonen dahinter erfaßte, waren bis Mittag die mutmaßlichen Einbruchsstellen der Russen nicht herauszulesen. GLt. Lüttwitz zerlegte unterdessen die auf dem linken Stochodufer im Raume Osmigowiczy—Solotwin stehende •121. ID. in Eingreiftruppen, die er hinter seinen Divisionen bereithielt. Die vom Gen. Bezobrazow gewählte Stoßrichtung Niemier—Ozierany wich dem schwer gangbaren, für eine Massenentfaltung ungeeigneten Gelände vor der Division Rusche aus (Bd. IV., S. 642) und traf die

29. ID., FML. Schön, mit voller Wucht. Vorerst steigerten die russischen Batterien mittags ihr Feuer durch eine halbe Stunde zu einem vernichtenden Geschoßhagel. Hierauf rollte Welle auf Welle eines ungestümen Infanterieangriffes heran3). Um lh30 nachm. entriß der Feind dem Nordflügel der Division Schön bei Rajmiesto einen Stellungsvor-sprung; doch gelang es der 57. IBrig., rechtzeitig einen Riegel zu besetzen und die übrige Front gegen die hartnäckigen Anstürme der Garde aus der Richtung Niemier restlos zu behaupten.

Zu gleicher Zeit überrannte der Feind nördlich von Trysten1) am linken Flügel der deutschen 19. ID. die schwachen Stellungen eines Rekrutenbataillons und stürzte sich, nach Nord und Süd abschwenkend, auf die offenen Flanken der Abschnitte GLt. Schmettau und FML. Schön. Der erste, von der 37. IBrig. mit dem nordböhmischen Bataillon III 92 versuchte Gegenstoß verpuffte wirkungslos, er wurde von der Russenflut hinweggespült. Um Szczuryn entspann sich, während das nördlich davon stehende Bataillon I 92 gegen den Ort einen Haken bildete und

x) Das 58. IBrigKmdo. blieb vorläufig als Befehlsstelle ausgeschieden.

2)    Mit drei Bataillonen; ein weiteres stand bei der 57. IBrig.

3)    Schön, Die deutschböhmische 29. Infanterietruppendivision am Stochod (Reichenberg 1926), 51 ff.

4)    Klembów ski, 81 f.

die erste Linie festzuhalten vermochte, ein erbitterter, an dramatischen Wechselfällen reicher Kampf x). Ein deutsches Bataillon verwehrte unterdessen südlich von Babie dem Feinde das Vordringen nach Westen. Die Lücke zwischen beiden Dörfern wurde erst am späten Nachmittag, nachdem Obst. Roeder seine Truppen, vermehrt durch das Bataillon 1V/92, die letzte Reserve des FML. Schön, frisch gesammelt zum Gegenangriff geführt hatte, durch eine nach Süden gerichtete Front geschlossen. Der Korpsführer half noch mit zwei Bataillonen der 121. ID. aus, von denen eines nach Babie vorgezogen wurde, das andere bei Witoniez die Stochodbrücke sicherte.

Am Nordflügel der Division Schmettau hatte der Einbruch der russischen Garde bei Trysten verderbliche Folgen. Der siegestrunkene Feind rollte, sobald er das Rekrutenbataillon durchstoßen hatte, bei dem benachbarten k.u.k. IR. 94 nacheinander alle drei Bataillone, die den Stirnangriffen standhaft getrotzt hatten, bis auf die äußerste rechte Flügelkompagnie auf4). Entsprechende Reserven, die das Unglück beizeiten hätten bannen können, waren nicht zur Stelle. Das Regiment verblutete in dem ungleichen Kampfe. Dem Untergange entrannen nur kärgliche Trümmer; sie fanden Aufnahme bei deutschen Abteilungen, die endlich westlich von Trysten in das Gefecht eingriffen. Auch mit der Abwehrgruppe der 29. ID. südlich von Babie konnte eine Verbindung aufgenommen werden. Der südliche Nachbar der Vierundneunziger, ein deutsches Regiment der 19. ID., hatte, als auch ihm nachmittags eine Umklammerung aus der Flanke und im Rücken drohte, seine Stellung bei Woronczyn geräumt und sich hinter den Stochod zurückgezogen5). Die 20. ID., GLt. v. Schöler, wurde vom XXIII. Russenkorps, namentlich bei Kisielin, wütend angefallen. Mit gezogenem Säbel feuerten die russischen Offiziere ihre Leute an; in dichten Stürmerreihen, bis zu zwanzig Wellen hintereinander, wurden mit Knutenhieben vorwärts getrieben. Aber alle Massenangriffe, die bis in die Dunkelheit hinein währten, erstickten blutig an der unbeugsamen Abwehr der Verteidiger 6). Die Verstärkung, die GLt. Lüttwitz wegen eines Einbruches am Nordflügel der k.u.k. 4. Armee schon vormittags dem Divisionsführer von der 121. ID. zugeschoben hatte, war nicht gebraucht worden 1).

Das II. Gardekorps der Russen hatte bei Trysten die Mitte des Korps Lüttwitz eingedrückt. Die Widerstandskraft zweier Divisionen war, abgesehen von der bedeutenden Einbuße an Streitern, noch durch den Verlust einiger Batterien ziemlich geschwächt. Da zudem der rechte Flügel der 19. ID. schon hinter den Stochod gegangen war, schien es wenig ratsam, die losen Gruppen im Raum Trysten—Babie sowie die weitere, noch geschlossene Linie der 29. ID. auf dem Ostufer einer neuerlichen Erschütterung auszusetzen. Der Korpsführer beließ daher nur die 20. ID. in ihrer alten Stellung und nahm während der Nacht die ganze übrige Front bis zum Anschluß an die Division Rusche bei Nw. Mosor hinter das Flußhindernis zurück. Die neue Nahtstelle zwischen den Divisionen Schön und Schmettau bei Ostrow wurde durch weitere Bataillone der 121. ID. gestützt. GO. Linsingen stellte überdies die Hauptkraft der eingelangten 86. ID. (Bd. IV, S. 659) in Gonczyj Brod als Reserve bereit.

Die neue Stellung konnte bis zum 29. vormittags ungestört bezogen werden. „Das West- und Nordufer des Stochod wird unter allen Umständen gehalten“, schärfte GLt. Liittwitz den Verteidigern ein. Eine Lücke zwischen der 19. und der 20. ID. füllten Teile der 121. ID. aus. Deren Führer, GM. v. Ditfurth, übernahm, da der Großteil seiner Streitkräfte zur Festigung der inneren Flügel der deutschen 19. und der k.u.k. 29. ID. verwendet wurde, den Befehl über alle zwischen Kol. Wiktorowrka und Witoniez stehenden Truppen.

Die Russen gaben ihre Bemühungen, sich durch die sperrenden Linien der Deutschen den Weg nach Kowel zu bahnen, nicht auf. Mittags begannen wieder die keine Blutopfer scheuenden Massenanstürme bei Kisielin und Semerynki, die sich bis in die Nacht hinein wiederholten. Abends war der Feind auch schon der zurückgenommenen Frontmitte nachgerückt und setzte ihr bei Kol. Wiktorowka und bei Ostrow hart zu. GO. Linsingen zog deshalb die 86. ID. in den Raum um Nw.Dwor vor. In den nächsten Tagen entwickelten sich besonders im Befehlsbereiche des GM. Ditfurth um die Stochodübergänge, die zu dem von den Russen angestrebten nächsten Durchbruchsziel Ozierany führten, hartnäckige Kämpfe. GLt. Lüttwitz verstand jedoch, mit den ihm von der Heeresgruppe beigestellten Kräften, zu denen seit dem

!) C i-o n, Infanterie-Regiment Markgraf Karl Nr. 60 ^Oldenburg-Berlin 1926), 154 ff.

31. Juli auchTeile der deutschen 10. LD. traten (S. 132), das Vorhaben des Feindes zu vereiteln. Dieser errang sich lediglich bei Witoniez auf dem linken Stochodufer eine kleine Brückenkopfstellung, die er hartnäckig behauptete.

Am 1. August flammte die Angriffslust der Russen neuerlich auf. Die drei deutschen Divisionen des Korps Lüttwitz und der rechte Flügel der öst.-ung. 29. ID. standen den ganzen Tag in heißem Gefechte, das stellenweise auch noch am 2. August in den Frühstunden auflebte. Doch der Feind prallte am entschlossenen Widerstande der Verbündeten, der, einer festen Mauer gleichend, Kowel beschirmte, unter schweren Verlusten ab. Die ohnmächtige Wut der Angreifer tobte sich weiter im Geschützfeuer aus. GFM. Hindenburg, unter dessen Befehlsgewalt seit

1. August mittags die Heeresgruppe Linsingen gestellt worden war (S. 121), ließ als weitere Reserve für den Raum Kowel die deutsche 75. RD. heranfahren.

Schon vorher, am 30. Juli, als die Schlacht bei der Gruppe Lüttwitz sowie bei der anschließenden Armee Tersztyánszky im heftigsten Gange und das Nachlassen des russischen Ansturmes noch nicht abzusehen war, hatte die öst.-ung. Heeresleitung dem GO. Linsingen den Zuschub des XV. türkischen Korps (Bd. IV, S. 608, 621) verheißen. Das Korps sammelte sich in Belgrad, der erste Staffel konnte voraussichtlich am

3. August abrollen. Da die Türken mit den Kampfverhältnissen auf dem wolhynischen Kriegsschauplätze nicht vertraut waren, sollten diese Truppen an geeigneten Stellen dazu verwendet werden, andere Kräfte freizumachen. Linsingen ließ am 3. nach Teschen melden, daß er das Osmanenkorps südöstlich von Kowel beiderseits der Bahn nach Rowno einzusetzen gedenke.

Rückschlag bei der Armee tersztyánszky

Die k.u.k. 4. Armee, deren Kampfkraft seit der unheilvollen Durchbruchsschlacht bei Olyka-Luck sehr herabgemindert war, hielt mit fünf Infanteriedivisionen und einer Kavallerie division das kurze Frontstück von Zaturcy bis nördlich von Pustomyty in einer Ausdehnung von 20 Kilometern. Um dem erwarteten Angriffe der Paissen begegnen zu können, hatte GO. Tersztyánszky verhältnismäßig starke Reserven freihalten lassen: für das Armeekmdo. die 25. SchBrig. (zwei Regimenter und zwei Batterien) und das IR. 89, beim X. Korps das IR. 82, schließlich beim Korps des FML. Szurmay das IR. 90, das HIR. 313 und zwei Reiterregimenter (HR. 9 und 13) der 10. Kavalleriedivision. Am Vorabend der Schlacht überwies GO. Linsingen dem Armeekommandanten noch von der deutschen 10. LD. das nach Jakowiczy gelangte IR. 378 (S. 132). Dieses mußte am nächsten Tage bereit sein, beim X. Korps ins Gefecht treten zu können. Als Gegner standen der 4. Armee von den Kräften Kaledins das XXXX. Korps und die 14. ID. des VIII. Korps, ferner das V. Kavalleriekorps gegenüber. Der linke Flügel der 8. Russenarmee, die 15. ID., reichte nach Süden bis über den Abschnitt des FML. Freih. v. Leonhardi, der zur Armeegruppe des GdK. v. der Marwitz gehörte, hinab. Kaledins Aufgabe war, Wladimir-Wolyński in Besitz zu nehmen (Bd. IV, S. 643).

Am 28. Juli um 4h früh schlugen die Russen zunächst gegen das Korps Szurmay los. Ihre Batterien ließen auf die Wehranlagen der 70. HID., GM. Goldbach, und den angrenzenden Nordflügel der 11. ID., GM. Edl. v. Obauer, unter Verwendung betäubender Gasgeschosse ein heftiges Feuer niederprasseln. Das Nachbarkorps des FML. v. Csanády wurde nur mäßig beschossen. Kaum waren die Eingreiftruppen einschließlich der Armeereserven alarmiert, da lief schon schlimme Kunde von der vordersten Linie ein. Bereits um 5h meldete die 70. HID. an FML. Szurmay, der Feind sei zwischen Liniew und Koszewro eingebrochen; eine Batterie sei verloren, die 208. HIBrig. solle „aufgerieben“ sein. Umsonst bemühte sich GM. Goldbach, nachdem ihm das HIR. 313 der Korpsreserve unterstellt worden war, in dem Waldgebiete westlich von Kosze wo der 14. Russendivision Halt zu gebieten *). Die Landsturmmannschaft der Honvéddivision, die nunmehr an der ganzen Front angepackt wurde, war dem Anprall nicht gewachsen und wurde unaufhaltsam zurückgedrängt. FML. Szurmay ließ um 6h seine nächste Reserve, das IR. 90 der 11. ID., nach Wojnin rücken und wies seine beiden Divisionen an, in der Zwischenstellung, die östlich von Szelwow bisWatyn verlief, auszuharren, bis die Verstärkungen eingreifen könnten. Beim 4. Armeekmdo. wurde noch das Verfügungsrecht über das IR. 89 eingeholt, das aus Swiniuchy in den Wald westlich von Bubnow vorzugehen hatte.

Die Russen waren aber schneller. Sie hatten ihre bereitgehaltene Reiterei (11. KD. und 3. OrenburgKosD.) sofort durch die dem Korps Szurmay geschlagene Bresche verfolgen lassen und dadurch die beim Gegner eingetretene Verwirrung vermehrt. Die plötzlich auftauchenden

2) Die Kampfereignisse bei der russischen 14. TD. schildert ausführlich Wino-g r a d s k y, La guerre sur le front oriental en Russie - en Roumanie (Paris 1926), 189 ff.

Reiter fielen Batterien an und attackierten aus der entblößten Nordflanke der 11. ID. die Regimentsstäbe der 22. Infanteriebrigade. Als auch feindliche Infanterie von Liniew nach Süden vordrang, versuchte GM. Obauer um 7h vorerst, den linken Flügel hinter Bubnow zurückzubiegen. Aber bald geriet die ganze Front ins Wanken, das auch die 10. KD., GM. v. Bauer, mitzog. Als FML. Szurmay durch seine letzte Kraft, die Husarenregimenter 9 und 13, die Wege westlich von Bubnow sperren wollte, mußte GM. Bauer melden, daß er diese Truppen bereits in eine zwischen seinen Reitern und der 11. ID. aufgesprungene Lücke eingesetzt habe und kaum mehr freimachen könne.

Unterdessen waren die Honvedregimenter des GM. Goldbach nach äußerst verlustreichem Kampfe bis auf die Höhen östlich von Szelwow zurückgeworfen worden. Die Artillerie, die bis zum letzten Augenblick feuerte, hatte schon vier Batterien dem Feinde überlassen müssen. Das IR. 90 schickte sich von Wojnin zum Gegenstoß nach Osten an. Nun befahl GO. Tersztyánszky um 8h, die 4. IBrig. (IR. 89 und 90) einheitlich gegen Koszewo zum Gegenangriff anzusetzen, der auch die 11. ID. und die 70. HID. wieder vorreißen sollte. Überdies sollte Szurmay die zwei Reiterregimenter der 10. KD. — die aber bereits ausgespielt waren — als bewegliche Reserve bei Korytnica bereitstellen.

Das k.u.k. X. Korps, das mit der 2. und der 4. SchD. des XXXX. Russenkorps zu fechten hatte, kam nicht glimpflicher als sein rechter Nachbar davon. Die rasch erfolgte, einer Vernichtung gleichkommende Niederlage der 208. HIBrig. hatte die rechte Flanke der 13. SchD. (26. SchBrig.) aufgerissen. FML. Csanády sandte eilends das Székler IR. 82 seinem bedrohten Südflügel zu Hilfe. Während sich FML. Edl. v. Kaiser, der Führer der 13. SchD., gegen eine Umfassung aus Süden zu sichern suchte und einen Vorstoß der Russen gegen seine Front zurückschlug, wurde nach 6h früh die nördlich angrenzende, vom GM. Ritt. v. Jemrich befehligte 2. ID. überrannt. Jetzt mußte die 13. SchD., beiderseits arg gefährdet, zurück. Das IR. 82 konnte nur mehr die gelichtete 26. SchBrig. aufnehmen1). GM. Jemrich vermochte zwar den Nordflügel seiner 2. ID. auf kurze Zeit etwas vorzubringen, doch die Russen antworteten mit einem neuen Angriff und fielen auch die anschließende 37. HID. an. Um die 2. ID. stützen zu können, ordnete der Korpsführer mit Genehmigung des Armeekommandanten das Vorziehen der 25. SchBrig. aus Kol. Oubrowa an. Ein Befehl

:) Die Geschichte des k.u.k. Székler Infanterieregimentes Nr. 82, 1883 — 1919 (in ungarischer Sprache, Budapest 1931), 158 ff.

des GO. Linsingen, der um 8h früh beim 4. Armeekmdo. eintraf, betonte, daß der Angriff der Russen keineswegs mit Überlegenheit, sondern lediglich mit den schon seit langem gegenüberstehenden Kräften geführt werde. Der Feind bezwecke mit diesem Ablenkungsunternehmen offenbar nur, deutsche Reserven abzuziehen, um an der Ostfront vor Kowel leichteres Spiel zu haben. ,,Es ist alles daran zu setzen, durch Gegenangriff Feind zum Stehen zu bringen.“

Während diese Mahnung an die Korpsführer weiterlief, hatte sich die Lage an der Front noch mehr verschlechtert. Die 2. ID. glitt zurück. GM. Háber, der mit seiner 37. HID. die ersten Anstürme abgeschlagen hatte, rief jetzt ebenfalls die Hilfe der Armeereserve an. Um 8h30 früh teilte GO. Tersztyánszky das SchR. 1 dem FML. Csanády zu; mit dem SchR. 24 und den Batterien hatte der Brigadier wegen der ungeklärten Lage beim Korps Szurmay nach Süden gegen Szelwow abzurücken. Doch die Ereignisse auf dem Gefechtsfelde des X. Korps überstürzten sich. Der Südflügel der 37. HID. wurde durch einen tief gegliederten Massenangriff durchbrochen. FML. Csanády trachtete, sein ganzes Korps in der nächsten Stellung — sie begann nordöstlich von Szelwow und endete westlich von Zaturcy — aufzufangen. Die 13. SchD. und die

2. ID., die am SchR. 1 einen Rückhalt fand, konnten die Linie einnehmen. Die 37. HID. jedoch, vom Feinde in der rechten Flanke umfaßt, wurde gegen Nordwesten abgedrängt und unter schweren Verlusten bis Cholopieczy zurückgeworfen. Nun mußte GO. Tersztyánszky das Verschieben seiner letzten Verfügungstruppen widerrufen. FML. Csanády wurde verhalten, aus dem SchR. 24 der 25. SchBrig. und zwei eintreffenden Bataillonen des deutschen IR. 378 eine Gegenangriffsgruppe zu formen, mit der Obst. Wurja, der Führer der 25. SchBrig., den an der Straße gegen Wladimir-Wolyński und südlich von ihr vordringenden Feind zurückzuschlagen hatte.

Beim Korps Szurmay waren die Reste der 70. HID. knapp östlich von Szelwow, wo nur mehr eine Tiroler Kaiserjägerkompagnie x) eingesetzt werden konnte, zum Stehen gekommen. Der Gegenangriff der 4. IBrig. stockte vormittags bald; ihre Regimenter wichen sogar zurück. Das Gefecht kam bis Wojnin heran. Ebenso wurden die 22. IBrig. und die 10. KD. bis gegen Korytnica zurückgedrängt. Die Rückbewegung griff schon auf den Anschlußflügel der Armeegruppe des GdK. v. der Marwitz,

*) In solche vereinzelt verwendete Kompagnien, die nur für den russischen Kriegsschauplatz bestimmt waren, wurde Mannschaft italienischer Volkszugehörigkeit eingereiht.

auf den Abschnitt Leonhardi, über. Das Armeekmdo. schärfte dem FML. Szurmay ein, seinen rechten Flügel nicht nach Südwesten, sondern höchstens gegen Westen abdrängen zu lassen. Im Laufe des Nachmittags gelang es sodann, durch einen von FML. Leonhardi mit Hilfe deutscher Truppen geführten Vorstoß die 10. KD. gegen Nordosten vorwärts zu bringen. An deren Nordflügel halfen Ulanen der 2.GKBrig., die Verbindung zur 11. ID. zu festigen. Auch diese gewann gegen Bubnow etwas Raum, ihr linker Flügel schloß mit der 4. IBrig. bei Wojnin ,an die 70. HID. an. Hier und bei Szelwow konnten dann bis zum Aben4 alle Anschläge des Feindes abgewiesen werden. Beim X. Korps behaupteten die 13. SchD. — die erste Linie hielten die Székler — und die 2. ID. ihre seit Mittag bezogenen Abschnitte. Der am Nordflügel angesetzte Gegenangriff der Gruppe Wurja hatte vollen Erfolg und führte in einem Zuge zum Wiedergewinn der vormittags verlorenen Zwischenstellung, so daß die Frontstrecke der 37. HID. ausgeglichen und fester Anschluß an das Korps Lüttwitz genommen werden konnte. Spät abends mahnte GO. Tersztyánszky die Korpsführer noch eindringlich, sich an die dermaligen Stellungen mit Rücksicht auf die Nachbarfronten zäh festzuklammern und alles aufzubieten, damit kein neuerlicher Rückschlag erfolge.

Der gar nicht überlegene Feind hatte der 4. Armee eine schwere Niederlage bereitet. Binnen wenigen Stunden war die Front in ganzer Breite auf 2 bis 5km zurückgeschleudert worden; der Schlag der Russen hatte -unter den öst.-ung. Truppen verheerend gewirkt. Vom Feuergewehrstand war etwa die Hälfte, rund 15.000 Mann, dahingeschwunden !), 90 Maschinengewehre und 45 Geschütze hatte man dem Feinde preisgegeben2). Die große Einbuße der Artillerie erklärte sich allerdings daraus, daß die Batterien feuernd ausgeharrt hatten, bis sie im Nahkampf überwältigt wurden. So war die Bedienung einer Batterie von russischen Reitern buchstäblich niedergesäbelt worden. Sehr betrüblich aber war die Feststellung, daß der Gefechtswert der Infanterie, namentlich bei den ruthenischen Regimentern, sehr gering war, und daß

a) Die dem Armeekmdo. abends vorliegenden Standesmeldungen ergaben über den Umfang der Verluste ein bezeichnendes Bild: 22. IBrig. der 11. ID.: 600 Feuergewehre, 4. IBrig.: 1850 Feuergewehre; 70. HID.: 940 Feuergewehre (3 Regimenter zählten zusammen nur 170 Mann); halbe 13. SchD. samt IR. 82: 1300 Feuergewehre; 2. ID. samt SchR. 1: 2600 Feuergewehre; 37. HID.: 600 Feuergewehre, dazu noch 1700 des SchR. 24 samt einem Bataillon des deutschen IR. 378, das in der ersten Linie stand..

2) Die 70. HID. allein verlor 33 Geschütze.

der soldatische Gehalt der Streiter keine stärkere Belastung mehr vertrug. Ein erheblicher Teil der Mannschaftsabgänge entfiel auf Gefangene. GO. Tersztyánszky nannte in einem vertraulichen Berichte an die Heeresleitung die 11. ID. das „Schmerzenskind der 4. Armee“. Mit Ausnahme eines einzigen Gegenangriffes, an dem deutsche Einheiten mitwirkten, hatten die eingesetzten zahlreichen Hilfstruppen nirgends einen günstigen Umschwung der Gefechtslage herbeizuführen vermocht. Als neue, höchst notwendige Armeereserve — alle verfügbaren Truppen waren während des Tages in den Kampf geworfen worden — wies das Heeresgruppenkommando das deutsche RIR. 217 (2700 Feuergewehre) zu, das von Wladimir-Wolyński heranrückte und in Berezowiczy Quartier bezog1).

Der Befehlshaber der Heeresgruppe fand, wie aus manchen Verfügungen und Bemerkungen herauszulesen ist, schon seit längerer Zeit die höhere Führung bei der Armee Tersztyánszky nicht ganz befriedigend. Beim 4. Armeekmdo. war man einigermaßen überrascht, als am

28. nachmittags ein Befehl Linsingens einlief, der die Ankunft des preußischen GdI. Litzmann mit dem Generalkmdo. des XXXX. RKorps ankündigte. Der General war mit „der Abwehr des russischen Angriffs“ zu betrauen, „damit die einheitliche Führung der zum Teil mit deutschen Truppen durchsetzten Abwehrtruppen gewährleistet“ bleibe2).

Am 29. ließ der Feind die Verteidiger vormittags etwas zu Atem kommen. Der Südflügel der 10. KD. half der Kavalleriegruppe Leon-hardi, die aus der Waldzone östlich von Korytnica vorstrebenden Russen abzuweisen. Nachmittags erhielt das Korps Szurmay lebhaftes Geschützfeuer; die folgenden, schwächlichen Vorstöße richteten an der Front keinen Schaden an. Gegen das Korps Csanády aber setzte in ganzer Breite wieder ein Angriff des XXXX. Russenkorps ein. Im Abschnitte des FML. Kaiser brachen die Stürmer vor dem IR. 82 zusammen; vor der 37. HID. erlagen sie schon dem Sperrfeuer. Die weniger widerstandskräftige 2. ID. wurde jedoch eingedrückt. Am Südflügel sprangen Teile der 26. SchBrig. hilfreich bei. In der Mitte verrammelte ein Gegenangriff der Korpsreserve, zweier Bataillone des IR. 378 3),

1)    Das Regiment kam von der Armee Woyrsch.

2)    GdI. Litzmann, der durch den Durchbruch bei Brzeziny 1914 und als Eroberer der Festung Kowno 1915 bekannt geworden war, hatte bisher einen Frontabschnitt der deutschen 10. Armee befehligt. Nach der ursprünglichen Absicht Linsingens sollte der General die taktische Führung dex ganzen 4. Armee übernehmen (Litzmann, Lebenserinnerungen [Berlin 1928], II, 92 ff.).

3)    Ein Bataillon war bei der 37. HID. verblieben.

bis zur Dunkelheit die entstandene Lücke. GO. Tersztyánszky zog als Rückhalt noch vom RIR.217, das während des Tages hinter die Armeemitte nach Tworeniczy gerückt war, ein Bataillon näher an den Brennpunkt des Kampfes, nach Wólka Szelwowskaja vor.

Für GdI. Litzmann schuf GO. Linsingen, „um Reibungen in der Befehlsführung an dem Zusammenschluß des rechten Flügels der 4. öst.-ung. Armee mit den Truppen der Gruppe Marwitz zu vermeiden1) und um der sehr geschwächten Gruppe Szurmay einen größeren Halt zu geben“, im Rahmen der Armee Tersztyánszky eine Armeegruppe, die das Korps Szurmay und den Kampfabschnitt des GLt. Beckmann (Kavalleriegruppe Leonhardi und deutsche 108. ID.) zu umfassen hatte. Dadurch wurde die Front der 4. Armee nach Süden verlängert. Am

30. trat Litzmann, dessen Befehlsbereich sich von Szelwow bis Teresz-kowiec erstreckte, in Poryck sein Amt an.

Gen. Kaledin verfolgte sein Vorhaben, nach Wladimir-Wolyński durchzustoßen, weiter und ließ vor der erkannten wainden Stelle der

4. Armee nicht locker. Am 30., schon früh morgens, wurde das X. Korps von Kol. Dubrowa bis zur Turya mit heftiger Beschießung angefallen. Nach 5h warf der Feind links neben dem am Vorabend eben verrammelten Riß die inneren Flügel der 2. ID. und der 37. HID. zurück. Zum Gegenschlag wurde das Bataillon des RIR.217 aus Wólka Szelwowskaja beordert, zwei Bataillone des IR. 378 hatten sich rechts, die Schützenregimenter 1 und 24 2) links anzuschließen. Bis 8h vorm. war die Stellung zurückerobert. GO. Tersztyánszky holte zur Vorsorge noch die beiden übrigen Bataillone des RIR.217 heran; denn die Kämpfe liefen den ganzen Tag fort. Die Russen drückten einerseits gegen den Nordflügel der 37. HID. an der Straße, andrerseits bedrängten sie die 2. ID. weiter durch Gegenangriffe. Ein erbittertes Ringen wogte bis zum Abend die Gefechtslinie entlang, endlich war auch ein wieder verlorenes, etwa 1000 Schritte breites Grabenstück vor Kol. Dubrowa dem Feinde entrissen. So konnte sich das Korps Csanády doch behaupten. Die 13. SchD. hatten die Russen nicht mehr behelligt; sie beschränkten sich auch bei der Armeegruppe Litzmann auf eine Kanonade und auf Geplänkel mit

J) Am 28. Juli hatte sich die Notwendigkeit ergeben, daß FML. Leonhardi, der zur Armeegruppe Marwitz gehörte, im Zuge der Abwehrmaßnahmen der 10. KD. Befehle zukommen ließ. GO. Tersztyánszky hatte hierauf gegen einen Eingriff in seine Befehlsgewalt beim Heeresgruppenkmdo. Verwahrung eingelegt.

2) Sichelstiel, Geschichte des k. k. Schützenregimentes Wien Nr. 24 (Wien 1928), 114.

dem Korps Szurmay. Die 10. KD. wurde der Kavalleriegruppe Leonhardi als linker Flügel angegliedert, den rechten übernahm die 2. GKBrigade. Einige Kompagnien der 108. ID. festigten die von den Reitern gehaltene Linie. GLt. Beckmann meldete, daß seit Mittag in seinem Abschnitte völlige Ruhe herrsche.

Im Aufträge des Befehlshabers der Heeresgruppe machte deren Stabschef, Obst. Hell, die k.u.k. Heeresleitung auf die große Schwäche des Korps Szurmay aufmerksam; er regte an, die 11. ID. auf einen ändern Kriegsschauplatz zu verlegen und durch zuverlässigere Truppen zu ersetzen. Denn die größtenteils aus Ruthenen ergänzten Regimenter seien „gänzlich unzuverläßlich“, die Division sei „als geschlossenes Ganze für die Heeresgruppe ohne jeden Wert“. GO. Conrad konnte aber aus Mangel an verfügbaren Kräften — das nach Wolhynien bestimmte XV. türkische Korps stand noch in Belgrad (S. 137) — der Heeresgruppe augenblicklich nur die abgekämpfte 61. ID., die hinter der Armeegruppe Marwitz im Raum um Bełz in Auffüllung begriffen war, zur Ablösung der 11. ID. antragen. Doch wegen der geringen Schlagfertigkeit, die die 61. ID. nach dem Bericht ihres neuen Führers, GM. v. Grallert, bisher erreicht hatte, verzichtete GO. Linsingen auf den Einsatz eines solchen Kampfverbandes. Die Heeresleitung zog hierauf die 61. ID. anfangs August nach Siebenbürgen ab.

Mit der Abweisung des Russenansturmes durch das Korps Csanády war der Durchbruchsversuch Kaledins am 30. Juli gescheitert. Die Schlacht erlosch und ging in den nächsten Tagen in die üblichen Artillerieduelle des Stellungskrieges über. Wo die Gegner einander besonders nahe standen, wie in den waldbedeckten Teilen beim X. Korps oder im Bereiche der Gruppe Beckmann bei Pustomyty1), kam es mitunter zu Handgranatenkämpfen. Das 4. Armeekmdo. schritt sofort daran, durch Ausbau der Wehranlagen und Ausscheiden von Reserven die Widerstandsfähigkeit der Front zu erhöhen. GdI. Litzmann erhielt von Linsingen am 31. das deutsche Bataillon III 46 zugeschoben, das hinter die 11. ID. gestellt wurde. Der Armeeführer ließ bis zum 2. August wieder das ganze RIR. 217 als Eingreiftruppe freimachen. Durch die eingereihten Ersätze erreichten das X. Korps rund 8000 und das Korps Szurmay 7000 Feuergewehre; das HIR.312 der 70. HID. wurde aufgelöst. Im Ganzen genommen hatte die 4. Armee, trotz des empfindlichen Rückschlages, ihre Abwehraufgabe in der Schlacht bei Kowel doch auch erfüllt.

!) W u 1 f f e n, 1. Oberrheinisches Infanterie-Regiment Nr. 97 (Oldenburg-Berlin 1923), 62 f.

Brussilows Angriffe gegen Lemberg und Stanislau

Hiezu Beilage 2 4 des IV. und Beilage 5 des V. Bandes Der Ausklang der Schlacht bei Brody (28. Juli bis 3. August)

Vorstöße Sacharows gegen die Armeegruppe Marwitz

GdK. Sacharow hatte dem gegen Kowel gerichteten Hauptschlage Brussilows, anscheinend um die Verbündeten abzulenken, zeitlich vorgegriffen und mit der Durchführung seiner Aufgabe, über Brody auf Lemberg anzugreifen (Bd. IV, S. 643), schon am 25. Juli begonnen. Zu diesem Zwecke hatte er die Masse der russischen 11. Armee nach der Mitte zusammengezogen, durch die nördlich und südlich der Lipa stehenden Korps (V. und XLV.) aber nur die Stellungen halten lassen. Am 28., als die Südwestfront losging, nahm Sacharow bereits die Stadt Brody ein (Bd. IV, S. 657). Seine Hauptkraft verfolgte die Truppen Böhm-Ermollis weiter. Um jedoch den einsetzenden Angriff der rechts benachbarten Armee Kaledin gegen Wladimir-Wolyński zu fördern, trieb Sacharow auch seinen Nordflügel gegen die Armeegruppe Marwitz wieder vor.

So mußte die 43. RD. des Korps GdK. Eugen v. Falkenhayn am 28. abends einen Vorstoß des Feindes bei Zwiniacze abweisen. Der folgende Tag verlief bei Marwitz, abgesehen von den Ereignissen bei der Gruppe Beckmann (S. 142), kampflos. Die halbe 33. ID., FML. v. Hordt, wurde aus der Front des Korps Dieffenbach gezogen und zur 2. Armee in Marsch gesetzt. Die 46. SchD. (91. SchBrig.) dehnte deshalb ihren Nordflügel am Styr bis vor Smarzow aus; die Gruppe des preußischen GM. v. Hülsen x) (92. SchBrig., verstärkt durch Teile der k.u.k. 48 und der deutschen 22. ID.) füllte anschließend die Strecke über Strzemilcze bis zum rechten Flügel der 48. ID. bei Dzikowiny aus. Die Masse der 22. ID. hatte GLt. Dieffenbach als Rückhalt auf seinen gesamten Verteidigungsbereich verteilt; ein kleiner Rest war am Nordflügel des Korps Falkenhayn verblieben.

Am 30., als Kaledin die 4. Armee ungestüm bedrängte, begleitete Sacharow das Vorgehen seines Nachbars mit einem wuchtigen Angriffe. Im Raum südlich der Lipa fiel der Feind um 4h früh beim

x) Am 31. Juli übernahm der preußische GM. Gronau die Gruppe, da GM. Hülsen mit der Führung der 19. ID. beim Korps Lüttwitz betraut wurde.

Korps Dieffenbaeh die 48. ID., GM. Prinz Schwarzenberg, an; doch vereitelte schon das Sperrfeuer jeden weiteren Versuch der 7. Russendivision. Zu gleicher Zeit stürzte sich nördlich des Flusses die russische

10. ID. des V. Korps, vereint mit dem äußersten Südflügel der 8. Armee (Teile der 15. ID.) *), auf die linke Fronthälfte des Korps Falkenhayn. Zwischen Zwiniacze und Tereszkowiec stießen die mehr als zehn Reihen tiefen Stürmermassen durch die erste Verteidigungslinie der 43. RD. bis zur nächsten Batteriestellung vor. Die abriegelnden Nachbarabteilungen und die eingreifenden Abschnittsreserven geboten dem Feinde Einhalt und warfen ihn wieder über den vordersten Grabenzug hinaus. Im weiteren Verlauf des Gefechts wahrten die Deutschen ihre Stellungen in ihrer ganzen Ausdehnung7). Der blutige Kampftag trug den Russen sehr schwere Verluste ein. Falkenhayn meldete tags darauf, daß an der Front vor Zwiniacze etwa 2000 Russenleichen gezählt worden seien. Die Gefechtstätigkeit flaute sogleich stark ab, Freund und Feind begnügten sich mit gegenseitigem Geplänkel.

Der Rückzug der Armee Böbm-Ermolli nach der Schlacht hei Brody

(28. Juli bis 3. August)

Hiezu Beilage 24 des IV. Bandes

Bei der k.u.k. 2. Armee ging die Gruppe FML. Kosak nach verlustreichem, viertägigem Ringen gegen einen kraftvoll angreifenden Feind in der Nacht auf den 28. Juli in eine Riegelstellung westlich und südlich von Brody zurück (Bd. IV, S. 657). Am nächsten Vormittag schlug GO. Böhm-Ermolli der k.u.k. Heeresleitung vor, den ganzen Südflügel und die Mitte der 2. Armee hinter den obersten Sereth, den Graberka—Luhabschnitt und in die Linie Zarków—Berlin zurückzunehmen. Die Heeresleitung wollte diesen Rückzug nur dann durchführen lassen, wenn die Russen mit starken Kräften den Angriff über Brody fortsetzen sollten, und wenn die eingedrückte Front nicht wieder geschlossen und rechtzeitig verstärkt werden könnte. Die DOHL. hatte zu diesem Zwecke die deutsche 10. LD. in Aussicht gestellt. Auch hatte

GO. Conrad auf die Nachricht von dem Falle Brodys der Heeresgruppe Erzherzog Karl nahegelegt, Teile der 105. ID. oder der 1. RD. schnell mit der Bahn über Lemberg zur 2. Armee zu senden.

Die Russen gelangten am 28. Juli nicht über Brody hinaus; doch ließ die starke Anhäufung von Kräften um diesen Ort vermuten, daß sie den Angriff die Bahn entlang in der Richtung auf Lemberg schon am nächsten Tag weiterführen würden. Die Hoffnung, daß die zugesagten Verstärkungen bei der Abwehr der neuen Russenstürme schon mitwirken würden, bestand jetzt nicht mehr. Nur drei Batterien und eine Schwadron der deutschen 10. LD. waren am 28. Juli bei der 2. Armee eingelangt. Die übrigen Truppen dieser Division brauchte Linsingen vor Kowel (S. 132 und 137). Zudem ließ Bothmer wissen, daß die von der Südarmee verlangten Verstärkungen nicht an die 2. Armee abgegeben werden könnten. Denn auch am Koropiecbach waren die Russen zum Angriff übergegangen. Noch einmal bat GO. Böhm-Ermolli am 28. abends die Heeresleitung, den Südflügel und die Mitte seiner Armee in die oben angeführte Linie zurücknehmen zu dürfen. Erst jetzt entschloß sich GO. Conrad, seine Zustimmung zu geben.

Unter Kämpfen bei Gaje Starabrozkie löste sich die k.u.k. 2. Armee in der Nacht auf den 29. Juli vom Feinde. Am nächsten Morgen richteten sich das IV. und das V. Korps zwischen Grobla und Zarków hinter dem Sereth und dem Graberka—Luhabschnitt zu neuem Widerstand ein. Die Gruppe FML. Kosak, deren Verbände durch die vorangegangenen schweren Kämpfe stark durchmischt waren, setzte sich in den vorbereiteten Stellungen zwischen Zarków und Berlin fest. Das XVIII. Korps hielt noch hinter der Boldurka. Vom Korps Dieffenbach marschierten die Infanterieregimenter 12 und 83 der 33. ID. an den Nordflügel der 2. Armee heran. Die stark zusammengeschmolzenen Schwadronen der 1. LstHusBrig., die seit Juni (Bd. IV, S. 470 und 525) der 7. KD. angegliedert waren, kehrten von der Gruppe Marwitz gleichfalls zur 2. Armee zurück. Die Reiter trafen am 29. in Krasne ein.

Beim Heeresgruppenkmdo. Erzherzog Karl erweckten die Ereignisse bei Brody schwere Sorge. Der linke Flügel der Südarmee bei Hladki im Serethgrund, der bisher durch das IV. Korps gedeckt war, war jetzt durch den Rückzug der 2. Armee recht gefährdet. Der Stabschef des Erzherzogs Karl Franz Joseph, GM. v. Seeckt, berichtete am

29. nachPleß, der Rückzug der 2. Armee sei nicht unerläßlich notwendig gewesen, und der Feind habe die Armee nicht mit Übermacht angegriffen. GdI. Falkenhayn gab diese Meldung am 30. nach Teschen weiter.

Die Besorgnis, daß die 2. Armee dem russischen Drucke über Brodv in der wirksamen Richtung auf Lemberg völlig erliegen und dann auch die Südarmee ihre Stellungen werde aufgeben müssen, ver-anlaßte den GdI. Falkenhayn, zwei aus Truppen verschiedener Einheiten neuaufgestellte deutsche Divisionen, die 195. und die 197. ID., nach Galizien zu entsenden. Dahin sollte nötigenfalls auch die deutsche

1. ID., die gerade von Verdun nach Oderberg rollte, gefahren werden. Am 30. Juli stellte GdI. Falkenhayn beim GO. Conrad den Antrag, die bei Lemberg zu versammelnden deutschen Truppen dem GO. Böhm-Ermolli zu unterstellen, während der preuß. GdI. v. Fabeck den Befehl über die k.u.k. 2. Armee zu übernehmen hätte. GO. Conrad stimmte diesem Anerbieten zu; doch deutscherseits ließ man diesen Plan schnell wieder fallen. Den Wünschen des GFM. Hindenburg entsprechend wurde GdI. v. Eben zum Führer der zum Schutze von Lemberg bestimmten deutschen Truppen ernannt. An die k.u.k. 2. Armee erging nun aus Teschen die Weisung, in ihrer jetzigen Stellung bis zum Eintreffen der neuen Verstärkungen unbedingt auszuharren.

Gen. Sacharow hatte inzwischen am 29. Juli seinen Angriff unterbrochen. Er schob am nächsten Tage das XXXII., das V. sib., das

XVII.    und das VII. Korps an die neuen Stellungen der Armee Böhm-Ermolli heran. Es entwickelten sich aber nur kleinere Kämpfe beiderseits der Bahnlinie; die russische Infanterie verschanzte sich. Erst am Abend mußte sich die 106. LstlD. bei Sydonówka eines stärkeren Vorstoßes des Feindes erwehren. Hier, dann bei Łahodów, bei Jasionów an der Straße nach Złoczów, bei Zarków und bei Pieniaki versuchte der Russe in den nächsten Tagen, nochmals anzugreifen; überall vermochten sich die k.u.k. Truppen gegen die örtlichen Vorstöße des Feindes zu behaupten. FML. Hordt, der Kommandant der 33. ID., wurde dem

XVIII.    Korpskmdo. unterstellt und übernahm am 31. Juli früh den Befehl über den nördlichen Teil der bisherigen Gruppe FML. Kosak. Hier standen beiderseits der Bahnlinie nach Lemberg die 106. LstlD. und die k. k. 1. LstlBrig. mit eingeschobenen Teilen der 25., der 27. und der 33. Division. FML. Kosak befehligte nur noch seine Division (27. ID.) und die Gruppe Obst. Schmidbacher (KavSchD. I und II/4, bh. IR. 3, LstIBaon. II 31) im Frontabschnitt beiderseits der Straße nach Złoczów. Dieser Teil der Front wurde am 1. August früh dem V. Korps überwiesen.

Gegenüber dem Südflügel der 2. Armee waren inzwischen auf den Höhen östlich vom Sereth und vom Łuhbach zahlreiche Batterien der

Russen aufgefahren und begannen sich auf die Kampfstellungen des

IV. und des V. Korps einzuschießen. Von den frühen Morgenstunden bis zum Nachmittag währte am 2. August der Artilleriekampf. Bei Wertelka, bei Zalośce und bei Ratyszcze versuchten russische Erkundungsabteilungen zwischen den Serethteichen über die Niederung vorzudringen. Überall wurde der Feind abgewiesen, nur bei Ratyszcze vermochte er sich hart vor der Grenze zwischen der 14. und der 31. ID. einzunisten.

Am 2. um Mitternacht traten die in Pleß abgeschlossenen Vereinbarungen in Kraft. GFM. Hindenburg übernahm mit dieser Stunde den Oberbefehl über die ganze Front von der Ostseeküste bis Zalośce. Der Generalfeldmarschall besuchte schon am 3. das 2. Armeekmdo. in Lemberg, wohin sich auch der Generalstabschef der Heeresgruppe Erzherzog Karl, GM. Seeckt, begeben hatte.

Noch während die deutschen Generale in Lemberg weilten, ließen verschiedene Anzeichen einen neuen russischen Angriff gegen die

2. Armee besorgen. Bei Zalośce und bei Ratyszcze begann russische Infanterie mit dem Bau von Notstegen über den Sereth. In diesem Verteidigungsabschnitt ging das Artillerieduell am 3. August weiter. Es war erkennbar, daß Sacharow gegenüber dem IV. und dem V. Korps Truppen anhäufte, um anscheinend in der Richtung auf Złoczów einen wuchtigen Stoß zu führen. Am Nordflügel der 2. Armee hatte sich die Lage wieder gefestigt. GO. Böhm-Ermolli entschloß sich, von seiner Armeereserve das IR. 12 und das durch das IR. 83 abgelöste bh. IR. 3 bei Zarków bereitzuhalten und das IR. 72 hinter das V. Korps zu verschieben. GFM. Hindenburg stellte der 2. Armee die aus Kurland nach Kowel verschobene deutsche 34. LBrig. in der Stärke von drei Bataillonen, einer Schwadron und vier Batterien zur Verfügung. Diese Brigade unter GLt. Melior sollte nach Złoczów befördert werden. Nach Lemberg rollten jetzt die ersten Züge der deutschen 197. ID.; dahin hatte die noch bei Kielce in Aufstellung begriffene 195. ID. zu folgen.

Die Schlacht nördlich und südlich vom Dniester ^28. Juli bis 3. August)

Hiezu Beilage 5

Als am 28. Juli die Schlacht bei Kowel entbrannte, waren auch in Siid-ostgalizien die Armeen der Generale Schtscherbatschew und Letschitzki wieder zum Angriff geschritten. GdI. Sschtscherbatschew, dessen Aufgäbe es war, gemeinsam mit der Armee Letschitzki zu operieren, hatte sich entschlossen, den Stoß mit dem II. und dem XVI. Korps, mit insgesamt sechs Divisionen, in breiter Front zwischen dem Koropiecbach und der Strypa zu führen. Er wollte die Armee des bayr. GdI. Gf. v. Bothmer gewissermaßen von Süden aufrollen.

In der Nacht auf den 28. Juli wurden zunächst die Vorpostenstellungen des k.u.k. XIII. und des VI. Korps angegriffen. Bei diesem nächtlichen Überfall gewannen die Russen im Verteidigungsabschnitt der 36. ID. bei Dubienko das Westufer des Koropiecbaches. Am 28. nachmittags setzte Schtscherbatschew nach planmäßiger artilleristischer Vorbereitung vier Divisionen zwischen Pużniki und Kurdwanówka zum Angriff auf die Hauptstellungen des Gegners an. Bei Pużniki, im Verteidigungsabschnitt der 75.HIBrig., Oberst Freih. v. Than, zerschellten vier Vorstöße der Russen. Auch weiter nördlich bei Weleśniów und bei Dubienko konnten die Russen in wiederholten Anstürmen keinen Erfolg erstreiten. Ein Einbruch an der Grenze zwischen dem in der Mitte der 36. ID. eingeschobenen deutschen RIR. 223 und dem k.u.k. IR. 78 konnte durch ein Bataillon des IR. 5 im Gegenangriff wettgěmacht werden. Auch alle Vorstöße der Russen gegen die Stellungen der k.u.k. 12. ID. beiderseits der Bahnlinie nach Monasterzyska und gegen die 1. und die 48. RD. bei Olesza und bei Kurdwanówka brachen im Feuer der Verteidiger zusammen.

Am 29. zeitlich früh und am Nachmittag erneuerte Gen. Schtscherbatschew zwischen Weleśniów und Olesza den Angriff. Wiederum blieben die in dichten Wellen geführten russischen Anstürme im Feuer öst.-ung. und deutscher Batterien, kroatischer, ungarischer und deutscher Bataillone liegen. In der Nacht auf den 30. Juli griffen das II. und das XVI. Korps der Russen von Weleśniów bis Dubienko, dann nördlich der Bahn Jezierzany—Monasterzyska und bei Olesza neuerlich an. Abermals wurden die Stürmenden unter großen Verlusten abgewiesen. Aber am Vormittag darauf richtete Schtscherbatschew eine schwere Kanonade auf die Stellungen der 36. ID., um endlich zwischen Zalesie und Dubienko durchzubrechen. Gegen Mittag stürzten sich die in die Front des russischen II. Korps eingeschobenen Regimenter der 3.turk. SchD. auf den Gegner und brachen nordwestlich von Weleśniów in die Gräben des deutschen RIR. 223 ein. Der Stoß pflanzte sich nach Süden fort. Um lh nachm. wurde die 75. HIBrig. trotz tapferster Gegenwehr südwestlich von Weleśniów eingedrückt. Hier stießen zwei von der 15. ID. herbeigeeilte Bataillone des IR. 66 von Südwesten in das Gemenge. Ihr

Gegenangriff brach nach zweimaligem Sturm unter schweren Opfern zusammen. Auch ein Gegenstoß nordwestlich von Weleśniów führte nicht zum Erfolg. Am Abend wurde das RIR. 223 aus seinen Stellungen herausgedrückt. Durch das zum Nordflügel des XIII. Korps herangezogene deutsche RIR. 18 (von der 1. RD.) konnte nachts nordwestlich von Weleśniów die Einbruchsstelle fest abgeriegelt werden.

Bei der rechts anschließenden 75. HIBrig. tobten die Kämpfe weiter. Am 31. Juli um 4h früh mußte das HIR. 21 einem neuen Ansturm der Russen weichen. Die tapfere Honvéd brachte mit einem rasch durchgeführten Gegenstoß den Feind zum Stehen. Neue Reserven, zwei Bataillone der deutschen 48. RD. und auch Teile der bei Monasterzyska befindlichen 39. HID. wurden vom GdI. Bothmer an den Nordflügel des XIII. Korps herangezogen. Am 1. und am 2. August stießen die Russen südlich von Pużniki gegen die Feldwachen der 15. ID. vor, vermochten aber nicht, sie auf das Westufer des Koropiecbaches zurückzudrängen. Im Verteidigungsabschnitt der 36. ID. wurde in diesen Tagen bei Weleśniów und bei Dubienko mit Handgranaten und mit Minenwerfern von Graben zu Graben erbittert weitergekämpft. Auch an der Eisenbahnlinie und an der Straße nach Monasterzyska, dann im welligen Hügelgelände bei Olesza und selbst bei Kotuzów folgten in den ersten Augusttagen russische Vorstöße Aber die Angriffe wurden schwächer und schwächer. GdI. Bothmer hatte mit dem Nachlassen der Kämpfe die am meisten geschwächten Verbände, das IR. 78 und das deutsche RIR. 223, durch das IR. 100 der 12. ID. und durch das deutsche RIR. 18 ablösen lassen. Am 2. August abends gingen Truppen der 36. ID. nach einem mächtigen Geschützfeuer zum Gegenangriff über und eroberten die südlich von Weleśniów verlorenen Stellungen zurück. Die Russen wichen auf das Ostufer des Koropiecbaches.

So war es dem Gen. Schtscherbatschew um die Monatswende trotz hartnäckiger Angriffe und großer Opfer nicht geglückt, den rechten Flügel der Armee Bothmer an die Złota Lipa zurückzudrängen. Er wartete jetzt ab, ob ein russischer Erfolg südlich vom Dniester seinen standhaften Gegner zum Rückzug zwingen werde.

Gen. Letschitzki hatte mit dem XII., dem XLI. und dem XXXIII. Korps den Nordflügel der Armee des GO. v. Kövess an der ganzen Front von Molodylów bis Olesza angegriffen. Schon im Laufe des 27. Juli arbeiteten sich russische Vortruppen bei Chlebiczyn Leśny, aus Chocimierz und aus Żywaczów an die Stellungen der Gruppen FML. v. Iladfy und GLt. v. Kraewel heran. Nachts füllten die russischen

Angriffsdivisionen die Sturmstellungen. Am 28. zeitlich früh eröffnete die russische Artillerie beiderseits der Bahnlinie nach Ottynia sowie gegen die Front südlich und östlich von Jezierzany eine schwere Kanonade. Um llhvorm. begann der Massensturm der russischen Infanterie. Die auf dem rechten Flügel der 21. SchD. eingesetzte Landsturmgruppe Obst. Kranz vermochte sich mit Unterstützung der vom I. Korps herbeigeeilten Reserven (Teilen des IR. 16) bei Mołodyłów in wechselvollem Ringen zu halten. Bei Chlebiczyn Leśny aber trieb das dicht zusammengeballte russische XII. Korps einen tiefen Keil in die Front der Gruppe Hadfy. Das Egerländer SchR. 6 wehrte sich dort im Handgemenge, bis es von den anstürmenden Massen überflutet wurde. Vergeblich suchte FML. Hadfy mit seinen Reserven (fünf Bataillonen der 21. SchD.) die entstandene große Lücke zu stopfen. In der Mitte auseinandergerissen, mußte sich die 21. SchD. nach schwerem Kampfe in eine Stellung südlich und östlich von Ottynia zurückziehen.

Nicht besser erging es der 6. KD., die am Südflügel der Gruppe Kraewel focht. Sie wurde gegen Mittag bei Pużniki durchbrochen und wich auf Przybylów1). Die 5. HKD. sah sich nun von den Russen rechts und links überflügelt, sie mußte ihre Stellung bei Bohorodyczyn räumen, um den Anschluß an die beiden zurückgedrängten Nachbarn wieder zu finden.

Während dies geschah, erwehrten sich die südlich und östlich von Jezierzany feststehenden deutschen Truppen, die 119. und die 105. ID., noch kraftvoll des russischen Ansturms. Doch bald nach Mittag stießen von Pużniki her überraschend feindliche Kräfte in den Rücken dieser Kampfgruppe. Ihr Südflügel mußte, um nicht eingekreist zu werden, mitten im Gemenge des Kampfes rasch auf Jezierzany zurückgebogen werden. Vier deutsche Batterien, die bis zum letzten Augenblick den Rückzug deckten, fielen in die Gewalt der Russen.

Das Heeresgruppenkmdo. Erzherzog Karl hatte inzwischen seine Reserve (die deutsche 209. IBrig.) von Niżniów nach Tłumacz herangezogen. Vier Bataillone von dieser Brigade wurden noch am Nachmittag dem GLt. Kraewel nach Korolówka zum Gegenangriff zugeschoben. Er verzichtete jedoch darauf, mit diesen verhältnismäßig schwachen Kräften einen aussichtslosen Gegenstoß zu unternehmen; denn auch bei Olesza rückten die Russen in dichten Linien heran. Die Gruppe GM. Leide

!) Schramm-Schiessl, Die Geschichte des k.u.k. Mährischen Dragonerregimentes Friedrich Franz IV., Großherzog von Mecklenburg-Schwerin Nr. 6, 1906—1918 Wien 1933;, 755 ff.

konnte sich dort der feindlichen Übermacht nicht mehr erwehren. Damit war die im Halbkreis um Jezierzany fechtende deutsche 119. ID. sogar von Norden her bedroht. Die schon auf etwa 3 km westwärts der bisherigen Stellung zurückgedrängte Gruppe Hadfy konnte allerfrühestens am 29. früh durch die inzwischen von Nadworna heranbefohlene 5. ID. gestützt werden.

Im Einverständnis mit GO. Kövess nahm GLt. Kraewel in der Nacht auf den 29. Juli seine stark durchmengten Streitkräfte in eine vorbereitete Stellung südlich und östlich von Tłumacz zurück. Die neuangekommenen Bataillone der deutschen 209. IBrig. wurden an den schwächsten Stellen der Front eingeschoben. Das benachbarte XIII. Korps entsandte die 2. KD. als Flankenschutz der Südarmee in die Dniester-schlinge südöstlich von Niżniów. Im Anschluß an die Gruppe Kraewel besetzte die Gruppe Hadfy die befestigte Linie Tarnowica Polna— Hołosków—Mołodyłów.

Am 29. Juli in der Früh drangen die Russen in Jezierzany, Targowica und Mołodyłów ein. Gen. Letschitzki schob das XII., das XLI. und das XXXIII. Korps an die neuen Stellungen der Armee Kövess heran und näherte sich Tłumacz und Ottynia. Der Armeeführer äußerte in einer Meldung an die Heeresleitung Besorgnisse, daß seine weitausgedehnte, dünne Front den zu gewärtigenden neuen russischen Anstürmen nicht standhalten werde. Die Gefechtsstände der 21. SchD., der 6. KD. und der Gruppe Leide waren stark zusammengeschmolzen. Die Artillerie litt nach dem vorangegangenen schweren Ringen Not an Munition; überdies war hinter der jetzigen Front der Gruppe Hadfy keine vorbereitete Stellung mehr vorhanden.

Aber Gen. Letschitzki beging jetzt, wie schon bei Okna, den Fehler, den angebahnten Erfolg nicht auszunützen. Er zauderte, verschob am

30. Juli, obgleich zum gleichzeitigen Vorgehen mit der schwer ringenden

7. Armee verpflichtet, die Fortsetzung des Angriffes, und verschanzte sich in den gewonnenen Linien vor Tłumacz und vor Ottynia. Als Brussilow ihm wegen dieses Verhaltens Vorstellungen machte und ihn wissen ließ, die russische 9. Armee habe mit dem Einstellen des Angriffes den Befehlen zuwidergehandelt, meldete Letschitzki, daß sich der Gegner in starke Stellungen zurückgezogen habe. Nun müsse der Angriff auf Stanislau unterbrochen und aufs neue vorbereitet werden.

Auch die russische Heeresleitung erachtete die Ausbeutung des an-‘gebahnten Erfolges südlich vom Dniester für dringend. Sie hatte erkannt, daß dem Angriff der Armee Schtscherbatschew kein Sieg be-schieden sein werde. Auf der Front nördlich vom Dniester hielt der Gegner fest. Um so mehr Aussicht bot ein Stoß der Armee Letschitzki auf Niżniów in dessen Südflanke.' Diesem Gedanken entsprechend, wurde dem Gen. Brussilow am 2. August von der Stawka empfohlen, die russische 9. Armee auf Kosten der 7. zu verstärken und den Schwerpunkt des Angriffes auf die Front südlich vom Dniester zu verlegen1).

Während Letschitzki seine Truppen zu neuem Vorstoß umgruppierte, konnte Kövess sich zu neuer Abwehr vorbereiten. Er ließ in der Nacht auf den 31. Juli die abgekämpfte Gruppe Obst. Kranz und Teile der 21. SchD. im Frontabschnitt südlich und östlich von Ottynia durch drei Regimenter der mit Fußmarsch und mit Eisenbahn von Nadworna herbeigeeilten 5. ID. ablösen und die 6. KD. südlich von Tłumacz durch das IR. 13 derselben Division verstärken. GM. Stehr, der Kommandant der deutschen 209. IBrig., übernahm den Befehl über den linken Flügel (bisheriger Abschnitt GM. Leide) der Gruppe Kraewel. Das VIII. Korps, das nicht angegriffen wurde, streckte seine Front nach Norden, so daß die benachbarte 30. ID. des I. Korps herausgezogen und an Stelle der 5. ID. als Armeereserve bei Hawrrylówka verfügbar gemacht werden konnte.

Der Entlastungsangriff der Armee Pflanzer- Baltin

in den Karpathen

(28. Juli bis 4. August)

Hiezu Beilage 5

Der Thronfolger Erzherzog Karl Franz Joseph hatte Ende Juli auf dem soeben nach Tłumacz und nach Ottynia zurückgedrängten linken Flügel der 3. Armee eine Stoßgruppe in der Stärke von fünf deutschen Divisionen bilden wollen (Bd. IV, S. 649 f.). Es war seine Aufgabe, durch eine Offensive aus Südostgalizien gegen die Bukowina den russischen Südflügel in Flanke und Rücken zu fassen und durch eine siegreiche Operation den Rumänen die Überlegenheit der Mittelmächte vor Augen zu führen. Die Bildung dieser Stoßgruppe war nicht zustande gekommen. Die für sie bestimmten Verbände wurden durch den jüngsten Generalangriff Brussilows in Wolhynien und in Ostgalizien festgehalten.

Gegen Ende Juli war der russische Druck in den Karpathen, vornehmlich auf den Paßstraßen nach Máramaros-Sziget, stärker und die Gefahr eines Einbruches nach Ungarn mit seiner Rückwirkung auf

1'j Klembowski, 83 f.

Rumänien größer geworden, so daß die schwache Gruppe FML. Ritt, v. Brudermann (68. IBrig., 3. KD.) zum Gegenstoß eingesetzt werden mußte, bevor das zurollende deutsche Karpathenkorps eingelangt war (Bd. IV, S. 647 f.). Das schwierige Angriffsunternehmen der Gruppe Brudermann durch das unwirtliche Gebirge gewann anfangs Boden, kam dann aber am oberen Czarny Czeremosz zum Stehen. In den letzten Julitagen war der Nordflügel der 3. Armee gegen Stanislau zurückgedrängt worden.

In dieser Lage entschied sich das Heeresgruppenkmdo. Erzherzog Karl, den begonnenen Gegenstoß der Gruppe Brudermann mit dem mittlerweile im Vissótal bei Leordina versammelten Karpathenkorps ohne Verzug weiterführen zu lassen. Der Führer dieses Korps, GLt. v. Conta, übernahm am 1. August an Stelle des FML. Brudermann den Befehl über die 68. IBrig. der bisherigen Gruppe Brudermann und über das nördlich von Borsabánya stehende Detachement Mjr. Russ. Das deutsche Karpathenkorps stieg über den Grenzkamm des Waldgebirges in das obere Czarny Czeremosztal herab, um am 3. August im Verein mit der 68. IBrig. die russische Hauptstellung anzugreifen, die in einer Höhe von 600 m über dem Tale vom Kamieniec den breitgewölbten Rücken der Baba Ludowa entlang bis südlich von Jawornik verlief. Die k.u.k. 3. KD. wurde aus der Front herausgezogen und in das Vissótal nach Borsa verlegt, von wo sie nach kurzer Erholung nach Kirlibaba zum XL Korps abzurücken hatte. Dieses Korps war am 1. August durch die 8. KD. verstärkt worden; ihre-Schützendivisionen wurden zwischen der Gruppe Obstlt. Papp und der 115. IBrig. auf der Orata eingesetzt. Die letztgenannte Brigade wurde nach Westen gestreckt, um das Zusammenrücken der 40. HID. auf dem linken Korpsflügel zu ermöglichen.

GO. Freih. v. Pflanzer-Baltin beabsichtigte, gleichzeitig mit Contas Vorstoß auf Jablonica und auf Jawornik die Hauptkraft der 40. HID. aus ihren Höhenstellungen nördlich von Kirlibaba in der Richtung auf Cameral Schipoth angreifen zu lassen. Am 5. sollte eine dritte Kampfgruppe, FML. Rudolf Krauss, mit der 202. HIBrig. und mit der 67. IBrig. vom Kukul und vom Tartarenpaß herab in das obere Pruth-tal vorstoßen. Das Heeresgruppenkmdo. genehmigte diesen Plan.

Am 2. August, einen Tag vor dem Beginn des in den Karpathen zugunsten der 3. Armee geplanten Vorstoßes, verständigte die Heeresleitung das Heeresgruppenkmdo. Erzherzog Karl, daß der 7. Armee noch eine deutsche Division — es war die von der DOHL. soeben von Verdun herbeigezogene deutsche 1. ID. — nach Máramaros-Sziget zugeführt werde. Erzherzog Karl Franz Joseph wurde von Teschen angewiesen, diese Division dem GLt. Conta zu unterstellen und über den Tartarenpaß oder östlich davon im Anschluß an die 3. Armee und an das Karpathenkorps oder von Kirlibaba aus über Izwor auf Seletin zur Unterstützung des linken Flügels des XI. Korps einzusetzen. Das Heeresgruppenkmdo. Erzherzog Karl entschied sich für die zweite Lösung, obgleich GO. Pflanzer-Baltin den Einsatz der deutschen Verstärkungen auf seinem linken Armeeflügel für wirksamer erachtete.

Fürs erste freilich mußte die 40. HID. ohne Unterstützung angreifen, da die noch zurollenden Transporte der deutschen 1. ID. frühestens vom 4. August an in Máramaros-Sziget einlangen konnten. FML. Edl. v. Habermann führte zunächst einen Stoß westlich vom Cibotal auf den D. Ormului. Dieses Vorwerk flankierte den von Capul nordwest-wärts zur Mägura streichenden Rücken. Auf der Mägurahöhe und auf der Stara Obczyna verlief die russische Hauptstellung. Eine Gruppe der 40. HID. stieg am 3. August auf den Osthängen der mächtigen Cimbroslawa Wk. zum D. Ormului empor. Das bewaldete und durch-schluchtete Gelände erschwerte den Ungarn das Vorgehen. Trotzdem bemächtigten sie sich des D. Ormului. Der Verteidiger — es waren Kosakenschützen des russischen III. Reiterkorps — wich in die Hauptstellung. Am 4. war die Hauptkraft der 40. HID. vom Capul aus im Vorgehen auf die Mägura, konnte aber nicht durchdringen. Russische Infanterie von der 103. RD. trat zum Gegenstoß an. Die Ungarn hatten sich auf den Bergrücken beiderseits des Ciboknies verschanzt und schlugen in den Wäldern alle Russenstürme ab1).

GLt. Conta griff am 3. um Mittag nach kräftiger Artillerievorbereitung die Russen (Truppen des XI. Korps) in ihren Stellungen auf dem Kamieniec und auf dem von der Baba Ludowa zum Czeremosz streichenden Rücken an. Der Thronfolger GdK. Erzherzog Karl Franz Joseph und sein Generalstabschef GM. Seeckt weilten auf der Kopilas, um diesem Angriff beizuwohnen. Rauh blies der Wind, um die Bergkuppen krochen Nebelschwaden und beschränkten die Sicht. Trotzdem zerschlugen die Granaten die russischen Drahtverhaue. Um Mittag stürmten die deutschen Jägerbataillone bergan und entrissen dem erschütterten Feinde im ersten Anlauf die Höhe Kamieniec und die Baba Ludowa. Die k.u.k. 68. IBrig. bemächtigte sich der russischen Sperrstellung nördlich von Szybeny. Der Feind entwich auf Jawornik und in

Vj Obst. Stephan Sréter de Szanda, Kommandant des HIR. 17, erwarb bei den Kämpfen auf dem Capul das Ritterkreuz des Militär-Maria Theresien-Ordens.

das Probihnatal. Zwei Geschütze fielen den kühnen Angreifern in die Hände. Noch am 3. abends erreichten die öst.-ung. und die deutschen Bataillone im schnellen Nachstoß den Ort Hryniawa, die Ludowahöhe und Jawornik, tags    darauf    unter neuen    Kämpfen    die Höhen Kaptarka

und Stoupny. Die    Russen    hatten sich    in einer    neuen Linie auf der

Dereszkowata und auf dem Plaik verschanzt. Sie anzugreifen, dazu mußte erst die Artillerie durch das wegarme Waldgebirge vorgefahren und Schießbedarf herbeigeschafft werden. GLt. Conta entschloß sich, den 5. August dazu auszunützen.

Schon seit längerem hatte GdI. Letschitzki vermutet, daß gegenüber seinem linken    Flügel    in der Nähe    der rumänischen Grenze eine

neue öst.-ung. Armee versammelt werde.    Die vom    Heeresgruppenkmdo.

Erzherzog Karl bis zum 9. August als Deckname beibehaltene Bezeichnung ,,12. Armeekmdo.“ war den Russen bekannt geworden und hatte sie zu dieser Annahme verleitet. Letschitzki hegte Besorgnisse, daß diese frischen Kräfte des Gegners die Offensive gegen die Bukowina ergreifen könnten, falls Rumänien noch länger zögerte, auf Seite Rußlands in den Krieg einzutreten. Als nun die lediglich aus der Not geborene Unternehmung schwacher deutscher und öst.-ung. Verbände in den Karpathen begann, da verschob Letschitzki sofort seine Armeereserve, die 79. ID., vom Daiester an den linken Armeeflügel nach Kuty.

Maßnahmen Brussilows zur Fortsetzung der

Offensive

^4. August)

Die russische Führung hatte an die am 28. Juli einsetzende Offensive der Südwestfront große Erwartungen geknüpft, sah sich aber schon nach wenigen Tagen in ihren Hoffnungen bitter enttäuscht. Der Durchbruch auf Kowel war nicht geglückt, der Schwung der Angreifer war in den schweren Kämpfen um die Stochodlinie rasch erlahmt und die Siegeszuversicht der Truppen schnell verflogen. Denn man hatte dem Gegner unter sehr hohen Blutopfern nur einige Gräben zu entreißen, seine Widerstandskraft aber, obwohl die Artillerie bedeutende Geschoßmengen verbraucht hatte, nicht zu brechen vermocht '). Alexejew tadelte zunächst, daß Gen. Lesch bei dem Zangenangriff gegen den Raum

!) K 1 e m b o w s k i, 82 ff. — Z a j o n t s c h k o w s k i j, 51 ff. -- - K n o x, With lhe Russian army 1914-1917 (New York 1921), II, 461 ff., gibt die Stärke der Armee Bezobrazow am 25. Juli mit 134.000 Mann an. Bis zum 2. August hatten die beiden Garde-

Pinsk das Hauptgewicht nicht, wie vorgeschrieben, der südlichen, sondern der nördlichen Kampfgruppe übertragen hatte (Bd. IV, S. 643). Brussilow beabsichtigte daher am 31. Juli, das IV. sib. Korps vom Oginski-kanal an den unteren Stochod gegen Stobychwa zu überführen. Da aber mittlerweile das I. sib. Korps bei Olyka eintraf, beschloß er, mit diesen zwei frischen Divisionen die 3. Armee im Abschnitte Bol. Obzyr—Zarecze zu verstärken, wo ein Erfolg zu winken schien. Das IV. sib. Korps sollte sich im Raume Kiwercy—Klewań als Reserve sammeln.

Alexejew war auch mit der Art, wie die Südwestfront ihre Offensivunternehmen anzulegen pflegte, nicht einverstanden. So bemühte er sich am 2. August, den Stabschef Brussilows, Gen. Klembowski, davon zu überzeugen, daß es unzweckmäßig sei, alle Armeen gleichzeitig und gleichmäßig in großer Breite die starken Befestigungen des Gegners be-rennen zu lassen. Das vorhandene Übergewicht an Streitern wäre vorteilhafter dazu auszunützen, um an den gewählten, wichtigen Angriffsstellen überlegene Stoßkräfte zusammenzufassen. Die Übermacht gestatte auch, die geplanten Durchbrüche miteinander in Einklang zu bringen sowie aus den Einbruchsräumen gegen Flanke und Rücken des Gegners zu wirken. Dadurch könnten überdies so opferreiche Stirnangriffe, wie sie eben von Lesch und Bezobrazow geführt worden waren, vermieden werden. Der Generalstabschef des Zaren regte an, ein Korps von der 7. Armee, bei der keine Fortschritte zu erwarten seien, an die 9. Armee zu überweisen, damit diese ihren so erfolgversprechend angebahnten Erfolg gegen Stanislau ausbauen könne.

Tags darauf besprach Brussilow mit Bezobrazow und Kaledin in Łuck die Fortsetzung des Angriffes auf Kowel. Wie der britische Militärbevollmächtigte, Gen. Knox, berichtet, trat der betagte Gen. Bezobrazow sehr „piano“ auf und wollte den Angriff nur vorsichtig weiterführen. Seine Artillerie sei gezwungen, blindlings zu feuern, da die überlegenen deutschen Flieger die Luft beherrschten und eine Ballonbeobachtung unmöglich machten*). Brussilow war für eine kraftvolle Wiederaufnahme der Offensive. Das Ergebnis der Beratung, das den

korps rund 30.000 Mann eingebüßt, das I. und das XXX. Korps waren auf je 10.000 Mann zusammengeschmolzen. Bei der 8. Armee war bis zum 4. August das XXXIX. Korps auf 9000 Mann und das XXIII. auf 8000 Mann herabgesunken. Weniger geblutet hatten jene Truppen, die der k.u.k. 4. Armee gegenübergestanden waren. Das XXXX. Korps zählte noch 17.000 und das VIII. Korps 20.000 Mann.

x) Knox, II, 464. — Die Heeresgruppe Linsingen verfügte seit Mitte Juli über ein sehr rühriges Kampffluggeschwader.

Wünschen Alexejews nach Bildung ausgesprochener Kraftgruppen und Einklang der Stoßrichtungen entgegenkam, fand seinen Ausdruck in den Weisungen, die Brussilow am 4. August an seine Heeresfront erließ.

Am 7. hatten alle Armeen zum Angriff überzugehen und diesen tatkräftig zu führen. Die 3. Armee hatte, ohne ihre Regsamkeit im Raume von Pinsk zu unterbrechen, mit mindestens fünf Divisionen aus der Strecke Stobychwa—Smolary über den Stochod auf Skulin und Woloszki vorzudringen. Drei Reiterdivisionen waren bei der ersten Gelegenheit gegen Kamień Kaszyrskij zu werfen, um den Gegner im Rücken zu schädigen. Die Armee Bezobrazow hatte drei Korps für einen Angriff auf den Abschnitt Rudka Miryńska—Bol. Porsk und zum weiteren Vorrücken gegen die Linie Woloszki—Gonczy—Brod zu versammeln. Die 8. und die 11. Armee behielten die früheren Aufgaben in den Richtungen auf Władimir-Wołyński und auf Lemberg. Die 7. Armee sollte mit ihrem linken Flügel die 9. Armee unterstützen, die mit sechs Divisionen gegen Niżniów und Tłumacz vorzustoßen hatte. Der Plan sah demnach vor, daß die Sturmkeile, die Lesch und Bezobrazow gegen Kowel vorzutreiben hatten, sich mit den inneren Flügeln bei Woloszki treffen und sodann konzentrisch ihr Ziel weiter verfolgen sollten. Ähnlich war auch das Zusammenwirken der 7. Armee mit der 9. gedacht. Den Anforderungen Alexejews glaubte Brussilow bei der bevorstehenden Kriegshandlung auch in bezug auf das Kräfteverhältnis, mit dem man dem Gegner an den ausgesuchten Angriffsabschnitten gegenübertreten wollte, entsprochen zu haben. Man berechnete, daß die 3. Armee auf etwa 8 km Frontbreite eine Stoßgruppe von 86 Bataillonen gegen 16 und gleichzeitig die „Besondere Armee“ auf 15 km 96 Bataillone gegen 28 der Verbündeten ansetzen werde. Bei Letschitzkis 96 Bataillonen nahm man 21 gegnerische auf einer Front von 12 km an x).

In den letzten Tagen hatte sich am Südflügel der 9. Armee in den Karpathen ein starker Druck des Gegners fühlbar gemacht und Gen. Letschitzki hielt sich hier von einer neugebildeten öst.-ung. 12. Armee, die zum Angriff schreite, bedroht (S. 157). Er gab dem Gen. Brussilow

a) Klembowsk i, 85. Dieser Aufstellung waren wohl die Sollstärken der russischen Divisionen zugrunde gelegt. Ob alle abgekämpften Verbände in der kurzen Zeitspanne bis zum 7. August durch Einreihen von Ersätzen die volle Bataillonszahl erreichten, muß bezweifelt werden. Kno x, II, 469, beziffert z. B. am 8. August früh bei der Armee Bezobrazow das I. Korps noch immer mit 10.000 und das XXX. mit 9000 Bajonetten. Nur das I. Gardekorps wies, da die 1. GID. bisher am wenigsten gelitten hatte, 25.000 Mann auf.

zu bedenken, daß die zwei Aufgaben, mit dem Nordflügel weiter gegen Stanislau anzugreifen und gleichzeitig die linke Flanke der Heeresfront zu decken, die Leistungsfähigkeit der 9. Armee überstiegen, wenn ihr keine Verstärkungen zuflößen. Der Befehlshaber der Südwestfront bat daher am 5. August die Stawka, der 9. Armee für den Karpathenabschnitt Kavallerie zuzuteilen, damit Letschitzki zum Schutz der Bukowina nicht Kräfte von seiner Hauptangriffsgruppe abzuziehen brauche. In Mohilew mußte jetzt, da der Beitritt Rumäniens zur Entente in Kürze erwartet werden durfte, bei den Erwägungen und Maßnahmen schon das Zusammenarbeiten mit dem künftigen Bundesgenossen berücksichtigt werden. Für diesen Fall gewann die militärische Lage am äußersten Südflügel des Zarenheeres erhöhte Bedeutung; sie durfte sich in letzter Stunde nicht verschlechtern.

Noch am 5. August erließ deshalb Alexejew an Brussilow den Auftrag, die 9. Armee auf Kosten der 7. zu verstärken. Brussilow entschloß sich jetzt, ausgiebige Kräfte, die S.kauk.KosD. von der 3. Armee sowie die 37. und die 43. ID. samt dem XVIII. Korpskmdo. von der 7. Armee, über den Dniester zu Letschitzki zu verschieben. Dazu war noch die in Odessa befindliche 64. ID. nach Czernowitz heranzuziehen. Dem Armeeführer wurde am 6. bedeutet, daß er nötigenfalls den Vorstoß auf Stanislau um einige Tage zurückstellen dürfe; viel wichtiger sei das Halten der Front Kimpolung—Delatyn und damit die Behauptung der Bukowina, gleichgültig, ob Rumänien an Österreich-Ungarn den Krieg erkläre oder seine Neutralität noch länger wahren wolle. Der Südwestfront eröffnete die Stawka am gleichen Tage, daß sie sich das Verfügungsrecht über das IV. sib. Korps Vorbehalte, das Brussilow östlich von Luck sammelte.

Der Ausgang der Schlacht bei Kowel

Hiezu Beilage 4

Angriffsvorbereitungen der Russen und Gegen v or sorgen bei der Heeresgruppe Linsingen

(4. bis 7. August)

Schon die Erschöpfung zwang den Angreifer, in der Schlacht bei Kowel seit dem 1. August eine Pause eintreten zu lassen. Nur ganz vereinzelt war die Unternehmungslust der Russen noch am 3. bei Rudka

Mirynska aufgeflackert; es handelte sich dabei vielleicht nur um einen letzten Versuch der mittleren Führung, das zurückgedrückte k.u.k. II. Korps nicht zu Atem kommen zu lassen (S. 132) und örtliche Vorteile zu erringen. Die vorübergehende Ruhe war aber auch deshalb eingetreten, weil Brussilow, den Vorhaltungen Alexejews folgend, bereits einen geänderten Angriffsplan ausarbeiten ließ und daher kein Gewicht mehr darauf legte, daß die begonnene Offensive nach den für den 28. Juli ergangenen Befehlen auslief. So hatte er die Armeen Lesch, Bezobrazow und Kaledin am 3. August verhalten, ihre Angriffe vor dem Empfang neuer Weisungen einzustellen1). Diese Weisungen, tags darauf verlautbart, bestimmten den 7. zum Losschlagen, setzten aber bis dahin eine teilweise Umgruppierung der Kräfte voraus, damit die Stoßkeile gebildet werden könnten (S. 159). Die 3. Armee zog das I. sib. Korps in den Abschnitt Stobychwa—Smolary heran. Gen. Bezobrazow wechselte das I. Gardekorps in seinem bisherigen Abschnitte südwestlich der Bahnstrecke Rożiszcze—Kowel, in dem reine Verteidigung beabsichtigt war, durch abgesessene Reiterei der Garde (1. und 2. GKD.) aus und schob die zwei Infanteriedivisionen zwischen dem XXX. und dem I. Korps in die Front Wielick—Kuchary ein. Den von hier aus auf Mielnica zielenden Durchbruch der „Besonderen Armee“ sollte ein Nebenangriff des linken Flügels, des II. Gardekorps, mit der Gardeschützendivision über den Oberlauf des Stochod gegen Ozierany begleiten2). Die 3. GKD. hatte die äußere Armeeflanke zu decken. Bei der 8. Armee vermehrte Kaledin die Reitergeschwader des V. Kavalleriekorps hinter seinem linken Flügel südlich der Korczeska noch durch die 12. Kavalleriedivision.

GFM. Hindenburg verlegte, nachdem er die ihm neu unterstellten Befehlsstellen Linsingen,Tersztyánszky und Böhm-Ermolli besucht hatte, sein Hauptquartier als Oberbefehlshaber der gesamten deutschen und des Großteils der öst.-ung. Ostfront von Kowno nach Brest Litowsk3). Der erste, grundlegende Befehl, den er an die Heeresgruppe Linsingen am 3. August erlassen hatte, gebot, die derzeit besetzten Linien als Dauerstellungen auszubauen. Damit war der Entschluß der obersten Führung kundgetan, vor den Russen keinen Schritt zurückzuweichen. Die Verbündeten waren sich dessen bewußt, daß binnen kurzem ein neuer Gewaltschlag des Zarenheeres gegen Kowel zu erwarten sei. Von

x) Klembowski, 83.

2)    Klembowski, 85 f. — Z a j o n t s c h k o w s k i j, 55. — K n o x, II, 467 ff.

3)    Ludendorff, 182.

der als Reserve des Oberbefehlshabers bestimmten deutschen 75. RD. trafen eben die Spitzen ein (S. 137), überdies war in nächster Zeit noch mit dem XV. türkischen Korps zu rechnen.

Bevor der Feind wieder losging, versuchte man innerhalb der Armeegruppe Bernhardi die Gefechtslage im Wetterwinkel Zarecze zu bessern (S. 128). GLt. Clausius machte am 4. August in seinem Divisionsbereiche nördlich von Stobychwa das 2. Bataillon des deutschen IR. 150 durch Landstürmer der k.u.k. 53. ID. frei und ließ am folgenden Tage die Sandhügelstellung südlich von Zarecze durch etwa fünf Bataillone der Verbündeten unter dem preußischen Obstlt. Bürkner, Führer des IR. 150, stürmen !). Den bunt gemengten Angreifern, Preußen, Bayern sowie schwachen Kompagnien der k. k. Schützenregimenter 12, 18 und 33 -) diente das 3. Bataillon des bayrischen RIR. 13, das vor Smolary durch deutsche Landwehr ersetzt worden war, als Rückhalt. Als der Feind mit Gegenstößen antwortete, wurde er abgeschlagen. Allein ein durchgreifender Erfolg des Unternehmens war nicht zu verzeichnen, denn das gleichzeitig gegen den Brückenkopf bei Zarecze gerichtete Geschützfeuer blieb wirkungslos und der Russe behauptete sich nach wie vor auf dem Westufer des Stochod. Die zersplitterte Befehlsgebung an der Front der 53. ID., in die seit Ende Juli zwei öst.-ung. Brigaden und etliche deutsche Einheiten hineingepreßt worden waren, regelte GdI. Fath dahin, daß die 128. LstlBrig. den rechten Flügel bis zur Sanddüne behielt. An diese Brigade schloß die hauptsächlich aus deutschen Truppen bestehende Gruppe Bürkner an; der linke Abschnitt von Zarecze bis zur Stobychwaniederung fiel dem Kommando der 51. SchBrig. zu.

Bei der Gruppe Kneußl scheiterte am 4. August in den Morgenstunden ein auf den vorgeschobenen Posten im Gutshof Hulewicze versuchter Anschlag des Feindes an der Wachsamkeit der bayrischen Besatzung. In den nächsten Tagen lieferten die Bayern und die nordböhmischen Schützenregimenter 9 und 10 des GM. Wieden (26. SchD.) den Russen in den Stochodauen südlich der Bahnübersetzung lebhafte Patrouillenkämpfe 3).

v) Bernhardi, Eine Weltreise 1911 12. III, 204.    —    Geschichte    des    In

fanterie-Regiments Nr. 150, 1, 279 ff.

2) Nach einer vom 53. IDKmdo. am 3. August dem Korps Fath erstatteten Meldung entsprach der Feuergewehrstand der SchR. 12, 18, 33 und des k. u. LstlR. 19 nur mehr dem je eines halben Bataillons.

3, W i s s h a u p t, Die 52. Landwehrinfanteriebrigade, 413 ff. — Mayer, 62.--Stengel, 75.

Am 4. August früh hatten die Russen nochmals gegen die 4. ID. vorgefühlt; doch wurde dieses Beginnen alsbald im Abwehrfeuer erstickt. Am 6. schossen sich die Batterien des Feindes auf die Stellungen des II. Korps ein. Im Walde bei Sielco entdeckten die Flieger der Verbündeten neue Lager; schon seit dem Vortage waren im Raum um Trojanowka russische Truppen im Vormarsch gegen die Stochodfront des Korps Fath beobachtet worden. Bei Smolary zählte man 18 Brücken und Stege, die der Feind über die Flußarme gebaut hatte; überdies verrieten sich das I. sib. und das I. Gardekorps in ihren neuen Versammlungsräumen durch Funksprüche. GO. Linsingen mußte aus all diesen Anzeichen mit einem starken Angriffe auf die Mitte der Armeegruppe Bernhardi rechnen. Als Gegenmaßregel wurde daher die 75. RD.1), GLt. v. Hoeppner, für den Bereich nördlich der Bahn Kowel—Maniewicze im Raum von Grywiatki bis Soszyczno hinter dem Korps Fath breit verteilt, während die Masse der 10. LD. um Mielnica und Byten dem II. Korps und dem rechten Flügel der Armeegruppe Bernhardi als Reserve diente. Die Widerstandskraft des II. Korps vermehrte GdK. Bernhardi durch deutsche Minenwerfer und ein Bataillon, das bei der 41. HID. in Stellung ging.

Auch die Mitte und der Südflügel der Heeresgruppe Linsingen wappneten sich zur Abwehr eines neuerlichen Russenansturmes. Bei der Gruppe Lüttwitz ermöglichte es das Abklingen der Kämpfe, die Truppen der 86. ID. aus der Front zu ziehen und bis zum 7. abends bei Gonczyj Brod—Ozierany zu sammeln. Bei der 4. Armee bewegte sich die Gefechtstätigkeit in mäßigen Grenzen. Erst am 7. steigerte der Feind, hinter dessen Linien viel Bewegung herrschte, sein Geschützfeuer gegen das k.u.k. X. Korps. GdI. Litzmann hatte unterdessen getrachtet, den von den schweren Kämpfen der letzten Zeit einigermaßen mitgenommenen Kampfgeist und das Selbstvertrauen der ihm untergebenen öst.-ung. Regimenter zu heben. Der Nordflügel des Korps Szurmay (70. HID.), wo ein gesicherter Anschluß an die 13. SchD. des Nachbarkorps sehr wünschenswert war, wurde durch ein Bataillon des RIR. 217 gefestigt. Das HIR.314 in Wojnin, ferner vier deutsche Bataillone und ein deutsches Reiterregiment bildeten die Reserve der Armeegruppe *). GO. Tersztyánszky konnte hinter der Nahtstelle der Korps Csanády und Szurmay über die übrigen zwei Bataillone des RIR. 217 verfügen.

*) 9 Baone., 1 Schwd., 12 Bt., 1 techn. Komp.; 7300 Feuergewehre, 100 Reiter, 48 Gesch.

2) Litzmann, II, 102 ff.

GdK. v. der Marwitz zog in seinem Bereiche eine Gruppe von drei Bataillonen, einer Schwadron und drei Batterien bei Łopatyn zusammen.

Die öst.-ung. Heeresleitung mußte in diesen Tagen, da das Verhältnis Rumäniens zu den Mittelmächten immer gespannter wurde, auf die Deckung Siebenbürgens bedacht sein und bestrebte sich, für den Schutz des Landes vornehmlich ungarische Truppen zu gewinnen. Das

4. Armeekmdo. wurde am 6. August verständigt, daß das Székler IR. 82 in seine Heimat abzugehen habe. Dafür werde der 2. ID. je ein Bataillon des IR. 62 (vom XII. Korps) und des IR. 103 (vom Korps Hofmann) zugewiesen. Ferner sei beabsichtigt, auch die auffrischungsbedürftige 70. HID., die seinerzeit zur Verteidigung Siebenbürgens errichtet worden war, abzuziehen, bis genügend türkische Truppen in Kowel eingetroffen sein würden. Bei der Armeegruppe Marwitz sollte die 46. SchD. das Regiment Mjr. Trupkovic abgeben, sobald es entbehrlich geworden sei. In den Verband der 48. ID. traten die IBaone.IIL76 und 11/101; dafür waren die IBaone.IV/20 und 1/21 an die Isonzofront abzusenden (S. 89).

Brussilows Angriff auf Kowel erlitt im letzten Augenblick noch eine Verzögerung. Am 6. August meldete Gen. Bezobrazow, daß das I. Gardekorps erst zwei Batterien in Feuerstellung gebracht habe, und bat, den Angriff um einen Tag verschieben zu dürfen. Brussilow stimmte zu, daß die ganze Nordhälfte seines Heeres erst am 8. angreife 1). Gen. Lesch setzte mit dem Auftakt schon am 7. ein. Zeitlich früh drang das

I. sib. Korps — die 77. und die 78. ID. waren, arg geschwächt, hinter die Front genommen worden — bei der k.u.k. 53. ID. auf der blutgetränkten Sandwelle in die vordersten Gräben ein. Ein Gegenstoß des SchR. 18 und deutscher Landwehr warf die Stürmer wieder zurück. Die Front wurde sodann durch das 3. Bataillon des bayrischen RIR. 13 gestützt. Nachmittags schlugen die Verteidiger auch die aus Zarecze gegen Westen vorstrebenden Russen ab. Daß der Feind mit zäher Beharrlichkeit an seiner Absicht festhielt, aus der Brückenkopfstellung am westlichen Stochodufer den Abwehrwall zu durchbrechen, wurde den Verbündeten besonders deutlich durch das Auftreten sibirischer Truppen; denn auf deren Stoßkraft setzten die russischen Führer großes Vertrauen. Da ein Nachtangriff des Feindes nicht ausgeschlossen war, wurde die Heeresgruppenreserve, die 75. RD., bis zum Abend näher an das Korps Fath herangeführt. Das RIR. 251 rückte mit drei Batterien aus Karasin und Stobychowka nach Lubarka vor und trat mit dem GLt. Clausius in Verbindung. Die Masse der Division kam in den Raum Powursk—Grywiatki.

y) K 1 e m b o w s k i, 86.

Die letzten Tage der Schlacht (8. bis 12. August)

Der Angriff der Armeen Lesch und Bezobrazow auf die Armeegruppe Bernhardi

Vor dem Reiterkorps Hauer verhielt sich der Feind auch weiterhin nicht sehr tätig (S. 123). Die der 3. Russenarmee vorgezeichnete Stoßrichtung führte über die vom Korps Fath der Armeegruppe Bernhardi verteidigte Front. Am 8. August, schon knapp nach Mitternacht, versuchten sibirische Schützen, sich gegen die Mitte der 53. ID., Gruppe Bürkner, vorzuarbeiten, wurden aber durch das Feuer der Verteidiger niedergehalten. Am Vormittag entspann sich an der gesamten Front des Korps Fath ein Artilleriekampf von wechselnder Heftigkeit. Seit Mittag wurde erkennbar, daß der Feind den Abschnitt Kneußl offenbar nur beunruhigen wolle, hingegen den Abschnitt Clausius zum Einbruchsraum gewählt habe, worauf die zunehmende Beschießung aus schweren Kalibern hinwies. Die Widerstandsbauten wie die Besatzungen der 53. ID. litten unter dem Geschoßhagel ganz erheblich; auch auf den angrenzenden Stellungen der Deutschen bis Bol. Obzyr lastete das Geschützfeuer der Russen. GLt. Clausius hatte von seinem Nordflügel noch ein Bataillon abgezogen und hinter Stobychwa bereitgestellt; GLt. Kneußl sandte ein bayrisches Bataillon als Nahtreserve an seinen linken Flügel. Durch das Vorziehen der 75. RD. hatte GO. Linsingen zwar mit allen Mitteln dafür vorgesorgt, daß die Armeegruppe Bernhardi den Anprall der Russen an der Stochodlinie auffangen könne, allein für den Nordflügel der Heeresgruppe, für den Nordteil der Division Clausius und auch für das anschließende Kavalleriekorps Hauer war keine Reserve vorhanden. GFM. Hindenburg veranlaßte daher, daß aus dem Nachbarbereiche der Gruppe Gronau Teile der deutschen l.LD. nach Süden verschoben wurden; das Spitzenregiment erreichte am 8. August Jajno.

In dem vom Geschützfeuer umbrausten Gefechtsraum der 53. ID. hatten die Gruppe Bürkner stellenweise schon vormittags, die 51. SchBrig. nachmittags vorbrechende russische Infanterie zurückweisen müssen1). Aber erst am Abend setzte der Feind mit dem Hauptsturm ein, der sich von der Sanddüne bis Stobychwa erstreckte. Die Verteidiger stemmten sich den Sibiriern mit aller Kraft entgegen und fügten ihnen schwere Verluste bei. Doch neue Angreifermassen stürzten heran. Die wildGeschichte des Infanterie-Regiments Nr. 150, I, 288 ff.

wogenden Kämpfe wurden durch die Nacht kaum unterbrochen, so daß die Verbündeten mit Hilfe der örtlichen Reserven am 9. August .morgens bereits den sechsten Angriff abschlagen mußten. Auf einer Kuppe der Sandwelle hatte sich der Feind eingenistet, da der Versuch einer Gegenangriffsgruppe (einiger Kompagnien der Schützenregimenter 18 und 33 sowie Bavern), die Eindringlinge zurückzuwerfen, durch einen folgenden Vorstoß der Russen wettgemacht worden war. Im übrigen waren die Stellungen fest in der Hand der Verteidiger geblieben. Deren Reihen waren freilich, namentlich bei der Gruppe Bürkner, sehr gelichtet. Sie wurden aber nun durch ein Bataillon des RIR. 251 gestütztx); denn GO. Linsingen bestand auf sehr sparsamem Einsatz der Heeresgruppenreserve.

Das Gefecht flaute auf einige Stunden ab. Mittags begannen die Feuerschlünde des Feindes vom linken Flügel der Gruppe Kneußl angefangen bis über Stobychwa hinaus neuerdings ihr Zerstörungswerk. Bald folgte ein Vorstoß der Russen bei Zarecze. Er war kaum abgewehrt, als um 4h nachm. ein frischer Angriff, diesmal in breiterer Ausdehnung, losbrach. Vor Smolary und den Linien der 128. LstlBrig., der die Batterien der 45. SchD. Unterstützung gewährten, erlitt das anstürmende XLVI. Russenkorps eine blutige Abfuhr2); die Angreifer flüchteten über den Stochod zurück. Auf der Sanddüne bewährte sich das Bataillon des bayr. RIR. 13. Den Feind durch Nachstoßen von der Kuppe zu vertreiben, gelang zwar nicht, doch wurde er von drei Seiten umklammert. Der Abwehrkampf dauerte bei der Gruppe Bürkner und der 51. SchBrig. bis tief in die Nacht hinein; südlich von Zarecze wurden die in den ersten Graben eingedrungenen Russen im Gegenangriff überwältigt3).

Die deutsche l.LD. war als Heeresgruppenreserve mit einem Regiment schon am Morgen in Werchy eingelangt, ein anderes kam nach Holoby hinter das Reiterkorps Hauer. Da die Russen den Verteidigungsabschnitt der Division Clausius während des ganzen Tages lebhaft beschossen, war es nicht ausgeschlossen, daß sie sich auch hier mit ernsten Angriffsabsichten trugen. Ein deutsches Landwehrbataillon wurde daher aus Werchy gegen Bol. Obzyr vorgezogen. Als abends auf Stobychwa ein Trommelfeuer niederzuprasseln begann, das bis Mitternacht

r Meienborn und G o e b e 1, Reserve-lnfanterie-Regiment Nr. 251 (Zeulenroda^, 122 ff.

2) Klembowski, 90.

3j Wisshaupt, Aus den Kämpfen des Korps GdI. Fath (Öst. Wehrzeitung, Folge 43 von 1926).

anhielt, stellte GLt. Clausius das nächste zugewiesene Bataillon des RIR. 251 hinter dem Orte bereit.

Am 10. August in den ersten Morgenstunden berannte die 78. Russendivision mit Wucht die Stellungen der Deutschen, brach aber im vereinigten Abwehrfeuer zusammen. Etwa zu gleicher Zeit, bald nach Tagesanbruch, erloschen auch bei der k.u.k. 53. ID. die Grabenkämpfe. Die Geschütze grollten aber weiter über das von Leichen der Angreifer übersäte Schlachtfeld.

GdI. Fath erblickte seine nächste Aufgabe darin, die durch tagelang e Kämpfe am meisten mitgenommenen Truppenteile in der ersten Linie durch widerstandskräftigere auszuwechseln. Die im Abschnitt um Zarecze verwendeten Streiter waren, wie der Korpsführer hervorhob, seit dem 8. August früh durch volle 25 Stunden ununterbrochen in einem gewaltigen Geschoßregen gestanden, den die Batterien von vier russischen Divisionen auf den Einbruchsraum geschleudert hatten. Binnen 36 Stunden hatten die Verbündeten zehn wuchtige Angriffe des Feindes abgeschlagen. GdK. Bernhardi beließ dem GLt. Clausius die zwei Bataillone des RIR. 251, betonte aber, daß das ganze Regiment in einigen Tagen wieder als Heeresgruppenreserve verfügbar sein müsse. Das Ablösen von Grabenbesatzungen dürfe die Anzahl der deutschen Eingreiftruppen hinter der Front nicht vermindern.

In der Nacht auf den 11. wurde sodann der Großteil der abgekämpften öst.-ung. und deutschen Abteilungen beiderseits von Zarecze durch die zwei Bataillone des RIR. 251 oder noch vorhandene Abschnittsreserven abgelöst. Tagsüber gab es an der Front des Korps Fath gelegentliche Artilleriezweikämpfe und Vorfeldplänkeleien. Nur auf dem Sandhügel flackerte zeitweilig ein lebhafteres Gefecht auf; denn ein Gegner trachtete über den ändern durch Handstreiche Vorteile zu erringen. Einzelne Patrouillen der Verbündeten vermochten bis an den Stochod vorzudringen und Stegbauten der Russen zu vernichten. Am Nordflügel der 26. SchD., den jetzt ein Bayernbataillon innehatte, stieß eine Streifschar längs der Bahnübersetzung in die Ostschanze (S. 125) vor und behauptete sich darin, um sie zu zerstören, bis zum nächsten Tag. Beim Korps Fath wurde das Ordnen der Verbände und Auswechseln der Fronttruppen fortgesetzt; es wurden Ersätze eingereiht.

Die Armee Bezobrazow eröffnete am 8. August um 6h früh ein vorbereitendes Artilleriefeuer auf den Einbruchsabschnitt Rudka My-rinska—Bol. Porsk. Das XXX. Russenkorps war gegen das öst.-ung.

II. Korps, FML. Kaiser, angesetzt. Die Kerntruppen des Zarenreiches, die im I. Gardekorps vereinigten berühmtesten Regimenter, ballten sich vor der deutschen 107. ID. zusammen und sollten, links vom I. Korps unterstützt, die neun Bataillone des preußischen GM. Hahndorff und den Anschlußflügel der 41. HID. überrennen1). Mittags wuchs der Feuerorkan zu größter Heftigkeit an, Drahtverhaue und Gräben der Verbündeten wurden stark beschädigt. Unterdessen füllten die Angreifer ihre über Nacht in mehreren Linien hintereinander ausgehobenen Sturmstellungen. Ein erster, schwacher Vorstoß bei Wielick wurde abgewiesen. Nachmittags mäßigten die russischen Batterien vor dem II. Korps zunächst ihr Wüten. Um 5h brach der mächtige Infanterieangriff gegen die innern Flügel der 4. ID., FML. Pfeffer, und der 41. HID., GM. Schamschula, los. Jedoch das niederösterreichische IR. 49 und das Siebenbürger HIR. 32, daneben ein Bataillon des deutschen IR. 377, ließen alle Anstrengungen der 80. Russendivision vor den Hindernissen zu Schanden werden2). Nach 7 h lief der Feind neuerlich an, erlitt aber in der Dunkelheit das gleiche blutige Schicksal wie zuvor. GdK. Bernhardi hatte nachmittags von der deutschen 75. RD. das RIR. 250 nach Mielnica und Krywin kommen lassen; doch war eine Verstärkung des Korps Kaiser nicht notwendig. Die in der ersten Linie fechtenden Truppen reichten aus, den Feind zur Umkehr zu zwingen; nur GM. Schamschula hatte eine Kompagnie seiner Divisionsreserve gebraucht, um die Grabenbesatzung zu verdichten.

Die deutsche 107. ID. wurde nachmittags nochmals durch Trommelfeuer überschüttet. Um 5h schritten die Zarengarde und die 22. ID. des

I. Korps zum Sturm. Der linke Flügel der Deutschen wurde eingedrückt, der rechte Frontteil behauptete sich unbeugsam. Gegen die Division Rusche gab der Feind nur ein Beunruhigungsfeuer ab. An der Einbruchsstelle, im Walde westlich von Kuchary, entbrannte ein äußerst erbitterter Kampf. Um den vordringenden Russenschwall einzudämmen, warf GdK. Bernhardi das deutsche IR. 46 in das Gefecht3). Die Lage blieb nachts noch ungeklärt. Bis zum Tagesanbruch vermochte aber der Gegenangriff der Deutschen den Feind vollends in seine Ausgangsstellung zurückzuschlagen4).

1)    Knox, II, 469 ff.

2)    Ehrenbuch der Hesser, II, 137 ff.

3)    Das Regiment (zwei Bataillone) war nebst der Masse der deutschen 10. LD. von GO. Linsingen dem GdK. Bernhardi zur Verfügung gestellt.

4)    Bernhardi, Eine Weltreise 1911,12, III, 204 f. — Barten werffer und H e r r m a n n, II, 57 ff. — Ulrich, 349. — Klembów ski, 90.

Die Russen waren ob des ausgesprochenen Mißerfolges schwer enttäuscht und standen sofort von jedem weiteren Angriffsversuch ab1). Der geplante Durchbruch der Armee Bezobrazow auf Kowel war wieder an der unerschütterlichen Abwehr der Gegner abgeprallt. Auf beiden Seiten fiel man in den Stellungskampf zurück. Kleine Unternehmungen, die in den folgenden Tagen beim öst.-ung. II. Korps durchgeführt wurden, bewiesen, daß der Feind den Verbündeten im Vorfelde die Oberhand überließ.

Russische Vorstöße gegen Mitte und Siidfliigel der Heeresgruppe

Linsingen

Der Begleitangriff, den der linke Flügel der Armee Bezobrazow gegen Ozierany führen sollte (S. 161), traf jenen Frontteil der Gruppe Lüttwitz, den die k.u.k. 29. ID., FML. Schön, und die deutsche 121. ID. besetzt hielten. Das II. Gardekorps der Russen konnte sich auf den Brückenkopf bei Witoniez stützen (S. 136) und trachtete, zunächst durch Eroberung des Ortes auf dem Westufer des Stochod mehr Boden zu gewinnen. Der 8. August verging unter lebhaftem Feuer der russischen Batterien, das besonders auf den inneren Flügeln der Divisionen Schön (deutsche 37. IBrig.) und Ditfurth lag. Abends erwarteten die Verbündeten den Angriff auf Witoniez. Der Feind ließ aber tags darauf noch eine zwölfstündige Beschießung vorangehen, bevor er am späten Nachmittag zum Sturme ansetzte; doch die tief gegliederten Schwarmlinien der Gardeschützendivision, denen geschlossene Abteilungen folgten, wurden vom Abwehrfeuer der Verteidiger niedergeworfen 2). Gegen die rechts anschließende deutsche 19. ID. und besonders gegen die 20. erschöpfte sich das XXIII. Russenkorps der Armee Kaledin an beiden Tagen in wiederholten Massenangriffen bei Kisielin. Die mit Gewalt!) K n o x, II, 472 ff., bringt folgende Verlustangaben: 71. ID. 300, 1. GID. 1500, 2. GID. 4000, 22. ID. 1000, zusammen 6800 Mann. Wie der Verfasser berichtet, hatte die 71. ID. nicht kraftvoll angegriffen. Beim k.u.k. II. Korps wurden während des Kampfes nur Regimenter der 80. Russendivision festgestellt. Diese dürfte erheblich geblutet haben, denn die k.u.k. 4. ID. zählte am 9. über 800 Russenleichen vor den Hindernissen. Das Korps Kaiser, einschließlich des deutschen IR. 377, büßte nur etwas über 300 Mann ein; die RIR. 52 und 232 der Division Ilahndorff hatten stark gelitten.

2) Schön, Die 29. ID. am Stochod, 68. —■ IR. 94 im Weltkriege, 562 ff. — E b e 1 i n g, 131 f. — Klembowski, 90. — K n o x, II, 473.

mitteln vorgetriebenen Stürmerreihen, denen gleichfalls geschlossene Gruppen nachkamen, brachen vor den Verderben speienden Linien der Deutschen unter großen Verlusten zusammenx). Die Wirkung blieb nicht aus: vom 10. August an beschränkte sich der Feind vor der Gruppe Lüttwitz auf die Verteidigung.

Die Mitte der russischen 8. Armee trat am 8. August gegen die k.u.k. 4. Armee an. Zeitlich früh leiteten die Batterien des Feindes die Schlacht ein. Schon beim ersten Infanterieangriff, der sich gegen den rechten Flügel des k.u.k. X. Korps und das nördliche Frontdrittel der Armeegruppe Litzmann wandte-), gelang es der durch Teile der

53. Russendivision verstärkten 4. SchD. (XXXX. Korps), um 6h die Südhälfte der öst.-ung. 13. SchD. nördlich von Szelwow einzuschlagen. Der Divisionär, FML. Kaiser, ließ seine Abschnittsreserven zum Gegenstoß vorrücken, und der Korpsführer, FML. Csanády, bat um die in der Nähe, bei Wolka Szelwowskaja, stehende Armeereserve. Denn er wollte seine weiter entfernten Eingreiftruppen, die 3. IBrig., aufsparen, um nötigenfalls Mitte und Nordflügel des Korps stützen zu können. Das Armeekommando stellte ein Bataillon des deutschen RIR.217 zur Verfügung und befahl, den eingedrungenen Feind zurückzuwerfen. Beim Nachbarkorps Szurmay hatte das am linken Flügel der 70. HID. eingesetzte deutsche Bataillon (S. 163) wacker standgehalten und sich zum Schutz der Flanke gegen die Einbruchsstelle abgebogen. Die gegen die 70. HID. und die 11. ID. vorgehende 14. Russendivision3) konnte zum Stehen gebracht werden.

Den Führern der Verbündeten schwebten die Ereignisse vom 28. Juli, an dem ein Einbruch des Feindes im gleichen Raum um Szelwow unheilvolle Formen angenommen hatte, noch lebhaft vor Augen. Es galt, die an einer empfindlichen Stelle, an der Nahtlinie zweier Korps aufgesprungene Bresche durch tatkräftiges Handeln ehestens abzuriegeln. GO. Linsingen verfügte, daß dem GdI. Litzmann die einheitliche Leitung des Gegenangriffes im Grenzraum zwischen seiner Gruppe und dem X. Korps zu übertragen sei. Da man wußte, daß der Feind das

V. Kavalleriekorps zum Nachhauen bereit hielt, standen auf Geheiß des Armeekommandos überall die Schwadronen der Divisionskavallerie, bei Litzmann überdies mehrere Reiterregimenter bereit, etwa vorbrechenden Geschwadern mit der blanken Klinge zu begegnen.

\ Cron, 160. — S o b b e. 304.

2) Litzmann, II, 106 ff.

3, Winogradsky, 201 ff.

Während es der 13. SchD. vormittags gelang, im Anschluß an ihren linken, durch das SchR. 24 festgehaltenen Abschnitt*) die eingedrückte Stellung nach Süden etwas auszugleichen, rang sich der Gegenangriff nördlich von Szelwow nur schwer vorwärts. Noch klaffte eine 1500 Schritt breite Frontlücke. Um llh traf GO. Tersztyánszky beim X. Korpskmdo. ein und begab sich zur 13. SchD. auf das Gefechtsfeld. Der Armeekommandant setzte aus seiner Reserve das letzte Bataillon des RIR. 217 ein. Unter der Führung des Kommandeurs dieses Regiments, Obst. Johow, hatte der Gegenschlag der Verbündeten vollen Erfolg. Nach der Mittagsstunde war der verlorene Grabenzug zurückerobert2). Ansätze zu Angriffen auf die 2. ID. und die 37. HID. wurden bis zum Abend stets durch Sperrfeuer erstickt. Ebenso zeigte sich das Korps Szurmay der Armeegruppe Litzmann allen Vorstößen der 14. Russendivision gewachsen. Die Gruppe Beckmann behelligte der Feind nur durch Geschützfeuer.

Am 9. August gab es noch ein scharfes Geplänkel um die vorgeschobenen Feldwachstellungen. Der Feind vergalt namentlich der

13. SchD. seine Niederlage durch eine ausgiebige Beschießung, unterließ aber jeden Angriff gegen die 4. Armee. Zwei als Ersatz für das IR. 82 in Wladimir-Wolyński ausgeladene Bataillone rückten an die Front.

Bei der Armeegruppe Marwitz war am 8. August durch russische Artillerie und durch den Stellungen vor Zwiniacze sich nähernde Infanterie vorübergehend eine rege Gefechtstätigkeit ausgelöst worden. Als nachmittags bei Holatyn eine starke Marschkolonne gesichtet wurde, die über die Lipa nach Süden strebte, wurde die aus Teilen der deutschen 22. ID. gebildete Heeresgruppenreserve auf Antrag des GdK. v. der Marwitz von Lopatyn nach Zawidcze verschoben3); doch der Russe unterließ einen Anschlag auf die Front der Verbündeten. So lief der Stellungskampf unter den üblichen Begleiterscheinungen bei Freund und Feind weiter. Von der 7. ID. rollte das Bataillon III 79 zur 5. Armee ab.

Die Heeresgruppe Linsingen hatte die Abwehrschlacht bei Kowel auch in der zweiten Phase gewonnen. Als der Feind am 9. August seine Angriffe in der Hauptsache plötzlich abbrach — nur bei Zarecze stürmte er noch weiter an — konnten die Heerführer der Mittelmächte allerdings noch nicht annehmen, daß der äußerst erbitterte Streit um Kowel zunächst zu ihren Gunsten entschieden sei. Auf den beiden Bahnstrecken, die von Sarny und von Rowno an die russische Front

i) Sichelstiel, SchR. 24, 117.

-) Die 13. SchD. verlor an diesem Tage 1200 Mann.

3) Clausius, 100.

heranführten, herrschte reger Verkehr. Linsingens Kampffluggeschwader belegte die Ausladeplätze Trojanowka, Maniewicze und Kiwercy ausgiebig mit Bomben. Aus Klewań meldete sich die Funkstation des IV. sib. Korps. Die Verbündeten mußten sich daher auf neuerliche Anstürme gefaßt machen und konnten ob des eben errungenen Erfolges kaum aufatmen; denn die Gesamtlage auf dem östlichen Kriegsschauplatz blieb nach wie vor sehr ernst.

Bereits am 7. abends hatte GM. Seeckt, der Stabschef der Heeresgruppe Erzherzog Karl, eine dringliche Anfrage an die DOHL. und an Hindenburg ergehen lassen, ob sie in der Lage wären, Kräfte zur Stützung der k.u.k. 3. Armee abzugeben. Die öst.-ung. Heeresleitung, die gleichzeitig von dem Ansuchen verständigt worden war, griff daher die aus dem Hauptquartier Brest-Litowsk durch den Verbindungsoffizier übermittelte Anregung gerne auf, das zu Linsingen anrollende Osma-nenkorps zur Heeresgruppe Erzherzog Karl abzudrehen. Diese im Drange der Not am 9. verfügte Abänderung mußte GdI. Falkenhayn „trotz schwerwiegendster Bedenken“ billigen. Er unterließ allerdings in seiner Antwort nicht die vorwurfsvolle Bemerkung, daß Conrad sich in dieser Frage nicht vorher des Einverständnisses der DOHL. versichert, sondern eigenmächtig gehandelt habe. Zwei schon in Kowel eingefahrene Truppenzüge der Türken kehrten wieder um. Die Heeresgruppe Linsingen konnte die ihr zugedachte Verstärkung im Augenblick entbehren, da trotz der Abwehr einer Übermacht im engeren Bereich die Hauptkraft von drei deutschen Divisionen (86. ID., 10. LD., 75. RD.) um den Verkehrsknoten Kowel verfügbar geblieben war.

Die Front Bemhardis wie die der Gruppe Lüttwitz hatte sich genug widerstandsfähig erwiesen; nur die 4. Armee bedurfte einer Festigung. Schon am 9. traf über Wladímír-Wolynski das deutsche IR. 372 mit einem Brigadestab, vorläufig als Heeresgruppenreserve, hinter ihr ein. Das zugehörige 10. LDKmdo., GM. Stocken, mit weiteren Truppen folgte. Am

12. befahl Linsingen, die Regimenter der 13. SchD. mit Ausnahme des SchR. 24 durch das IR. 372 aus der Front zu lösen. Den Befehl über den Divisionsabschnitt hatte GM. Stocken zu übernehmen. GO. Tersztyánszky ließ das IR. 82 durch die eingetroffenen Bataillone V/62 und V/103 freimachen, da aus Brest-Litowsk schon angefragt worden war, wann das Regiment entbehrlich sein werde. Das Armeekommando ließ zwar erkennen, daß es auf die Székler nur ungern verzichte, erhielt aber zur Antwort, eine Schwächung der bisherigen Ostfront zugunsten des zukünftigen Kriegsschauplatzes sei unvermeidlich.

Am 12. August, nachdem der Görzer Brückenkopf in die Hände der Italiener gefallen war, und da die Spannung an der Isonzofront noch immer anhielt (S. 87 ff.), sah sich GO. Conrad genötigt, die DOHL. um eine öst.-ung. Division der Nordostfront zur Stärkung der 5. Armee zu ersuchen. Die k.u.k. Heeresleitung wolle, hieß es in der Depesche, von dem vertragsmäßig festgelegten Rechte, der Front des GFM. Hindenburg die unerläßlichen Kräfte für die Südwestfront zu entnehmen, nicht ohne Einvernehmen mit dem deutschen Generalstabschef Gebrauch machen, „weil wir beide am Halten der russischen Gesamtfront das gleiche Interesse haben“. Falkenhayn bot hierauf eine Division des k.u.k. XII. Korps an, das im Verbände der deutschen Armee Woyrsch stand. Conrad entschied sich für die k.u.k. 16. Division.

Fortführung der russischen Angriffe gegen Lemberg und Stanislau

Die Schlacht bei Załośce (4. bis 8. August)

Hiezu Beilage 5

Am 4. August war die k.u.k. 2. Armee in ihrer neuen Stellung am Sereth und an der Graberka von den Russen angegriffen worden. GdK. Sacharow hatte das V. sib. Korps beiderseits der Bahnlinie Brody—Lemberg eingesetzt und das bei Klekotów arg hergenommene XXXII. Korps als Reserve aus der Front herausgezogen. Mit dem XVII. und dem

VII. Korps fiel er den rechten Flügel (IV. und V. Korps) der Armee Böhm-Ermolli an und suchte durch einen Einbruch zwischen Załośce und Zwyżyn die Straße Tarnopol—Złoczów—Lemberg zu ge winnen. Den Hauptstoß richtete Sacharow gegen die inneren Flügel der 14. und der 31. ID. bei Ratyszcze. Um 5h früh stieß die russische

13.    ID. über den Sereth und setzte sich bei Czystopady in den Stellungen des IR. 26 fest. Zugleich drangen Kräfte der russischen 3. ID. bei Markopol in den Verteidigungsabschnitt des IR. 32 ein. Hier gelang es, den Feind aus den Gräben hinauszuschlagen. Zwischen Czystopady und Ratyszcze wütete indessen ein wilder Kampf. Nur mit Mühe vermochte das IR. 26 den Russen den Aufstieg aus den Serethgrund zu den Höhen von Trościaniec zu verwehren. GM. Horváth, der Kommandant der

14.    ID., warf seine Reserven ins Feuer. Czystopady ging verloren; das

Dorf wurde wohl zurückerobert, aber die Russen gewannen schließlich die Oberhand und erstürmten zwischen Zalośce und Ratyszcze den Höhenrand.

Gdl. Schmidt v. Georgenegg, der Kommandant des IV. Korps, befahl, daß die am Morgen in der Richtung auf Markopol vorgeschickte Reserve (zwei Bataillone des IR. 71) den Sereth entlang auf Ratyszcze vorstoße, um dem über den Fluß vorgedrungenen Feind in die Flanke zu fallen. Allein die Serethteiche verhinderten diese Reserve am Vorgehen, sie mußte nach Süden verschoben werden und konnte sich erst um Mittag im Walde östlich von Hnidawa zum Gegenangriff gruppieren. Mittlerweile erlag das IR. 26 nach wildem Kampfe dem russischen Ansturm. Gestützt von den Reserven der 14. ID. und des IV. Korps — es waren insgesamt acht Bataillone — setzten sich am Nachmittag die aus den Stellungen am Sereth geworfenen Truppen im Walde südlich von Ratyszcze und am Nordrande der welligen Hügelflur südlich von Czystopady fest. Gegen Abend kam der russische Angriff zum Stehen.

GO. Böhm-Ermolli hatte inzwischen Reserven des V. Korps, das IR. 72 und Teile des IR. 44 unter Oberstbrigadier Bacsila, nach Trościaniec befohlen, während nunmehr die nächst der Bahnlinie Brody— Lemberg stehende Armeereserve (IR. 12, drei Bataillone des bh. IR. 3) hinter die 31. ID. rückte. Zudem entsandte GdI. Bothmer die Bataillone IV 35 und III, 75 nach Trościaniec. Die aus Czystopady und aus Ratyszcze zurückgedrängten Verteidiger hatten in ihrer jetzigen Stellung standzuhalten, bis die dem IV. Korps überwiesenen frischen Kräfte unter der Führung des GM. Horvath zum Gegenangriff schreiten würden.

Weite Wege verzögerten den Anmarsch der Reserven. So gelangten das IR. 72 und die beiden Bataillone der Südarmee erst am 5. morgens stark ermüdet hinter den linken Flügel des IV. Korps. Der angeordnete Gegenangriff mußte daher noch hinausgeschoben werden.

Mittlerweile ballten sich zwischen Ratyszcze und Zalośce die russische 13. ID. und Teile der russischen 34. ID. zu einem mächtigen Angriff zusammen. Die russische 3. ID. trat um 5h3° früh bei Markopol zum Sturme an. Dort wurde das k.u.k. IR. 32 geworfen; es setzte sich zwischen Hnidawa und Zwyżyn aufs neue fest. Nach 10h vorm. drangen zwei Regimenter der russischen 13. ID. in den Wald südlich von Ratyszcze ein. Reserven der 14. ID. (Teile der Infanterieregimenter 44 und 72) warfen sich den vorwärtsdringenden Russen entgegen. Noch einmal wälzte sich der Kampf gegen Ratyszcze zurück. Gegen lh nachm. rannten aber die Russen auf der ganzen Front von Hnidawa bis Zalośce abermals an. Dieser Angriff war unwiderstehlich. An der Grenze zwischen dem V. und dem IV. Korps ging Hnidawa verloren. Die im Walde südlich von Ratyszcze fechtende, vom Kommandanten der 66. IBrig., GM. Brauner, befehligte Gruppe mußte nach hartem Streit um 4h nachm. auf Manajów und auf Trościaniec weichen. Drei Bataillone des mittlerweile herbeigeeilten IR. 12 stützten bei Zwyżyn, bei Batków und bei Manajów die wankende Front.

Als dies geschah, da reifte auch in der Mitte des IV. Korps das Ringen zum Erfolg der russischen 34. ID.; sie erstürmte die Höhen westlich von Załośce Str. und drang von Westen in das Dorf ein. Die dort eingenisteten k.u.k. Truppen (Teile der Infanterieregimenter 26 und 48) erlitten schwerste Verluste und mußten sich, unterstützt durch ein Bataillon des rechts benachbarten IR. 71, auf Reniów zurückziehen.

GM. Horvath, der Kommandant der 14. ID., suchte den drohenden Durchbruch zu verhindern, indem er die noch vorhandenen Reserven (die Infanteriebataillone V/72, IV 735, III/75) auf den Höhen nordöstlich von Trościaniec in das Getümmel warf. Um 5h nachm. erlagen in diesem Kampfabschnitt die k.u.k. Truppen dem russischen Ansturm; sie zogen sich nach wechselvollem Kampfe gegen Bialokiernica zurück. Die Verbindung mit der noch auf den Höhen westlich von Reniów standhaltenden Gruppe riß.

In dieser kritischen Stunde erschienen die ersten deutschen Verstärkungen unter GLt. Melior bei Olejów. Es waren drei Bataillone, vier Batterien und eine Schwadron der deutschen 34. LBrig., die im Laufe des Morgens mit der Bahn von Lemberg in Zborów eingetroffen waren. Diese Truppen wurden dem IV. Korps schleunigst in Staffeln zugeschoben und verstärkten noch am Abend und in der Nacht auf den

6. August die eingedrückte Korpsmitte.

GO. Böhm-Ermolli übertrug dem GLt. Melior den Befehl über die am linken Flügel des IV. Korps stark vermischten Teile der 14., der 31. und der 33. Division. Den aus zwei Regimentern der 14. ID. und aus je zv/ei Bataillonen der 19. ID. und der deutschen 34. LBrig. zusammengesetzten rechten Korpsflügel befehligte nunmehr der Kommandant der 27. IBrig., GM. Ritt. v. Schilhawsky.

Am 6. früh trat die auf den Höhen südöstlich von Trościaniec zurückgewichene Gefechtsgruppe Obst. Alfred v. Zeidler (insgesamt vier öst.-ung. Bataillone und ein Bataillon der deutschen 34. LBrig.) zum Gegenangriff an, um den Anschluß an den noch am Sereth und auf den Höhen westlich von Reniów stehenden rechten Korpsflügel wieder zu erreichen. Durch diesen kurzen Vorstoß wurde die Lücke in der Korpsmitte geschlossen. Auf dem rechten Flügel des V. Korps kam der am Tage zuvor angeordnete Vorstoß der Brigade Obst. Bascila (IR. 32 und IR. 12) auf Hnidawa und auf Ratyszcze nicht zur Durchführung. Es sollte das Eingreifen der jetzt von Lemberg nach Złoczów und nach Zborów anrollenden deutschen 197. ID. abgewartet werden.

Am 6. August um Mittag, bevor diese Verstärkungen einlangten, griffen die Regimenter der 3., der 13. und der 34. ID. der Russen, durch den Angriffserfolg am Vortage ermutigt, den rechten Flügel der Armee Böhm-Ermolli aufs neue an.

Zuerst fielen die Russen den zurückgebogenen rechten Flügel des k.u.k. V. Korps an und drangen in Zwyżyn ein. Mutvoll wehrte sich die Brigade Obst. Bascila; sie klammerte sich an den Westrand von Zwyżyn fest und behauptete sich auf den Höhen knapp östlich von Bat-ków. Um 2h nachm. fluteten russische Angriffswellen gegen Trościaniec heran. Die Höhe 375 ging der Brigade GM. Brauner verloren. Russische Sturmtruppen drangen in Trościaniec ein. Es war ein verzweifelter Kampf. Ungarische Bataillone der 14. und der 33. ID. und deutsche Bataillone der Brigade Melior fochten wirr durcheinander. Flüchtlinge enteilten auf der Straße gegen Olejów. Durch rasche Gegenstöße der Stellungstruppen und durch Einsatz der letzten hinter dem linken Flügel des IV. Korps noch vorhandenen spärlichen Reserven konnte schließlich die Höhe -<J>- 375 zurückerobert und der Feind aus Trościaniec hinausgeschlagen werden.

Indessen brachen aber die auf den Höhen zwischen Trościaniec und Reniów fechtenden Bataillone der 14. und der 19. ID. unter dem mächtigen Anprall der 13. und der 34. ID. der Russen zusammen. Die Mitte des IV. Korps wich auf Bialyglowy. Die Angreifer stießen von Zalośce aus nach Süden durch und faßten das im Serethgrund bei Reniów mit der Front nach Osten noch festhaltende IR. 71 in der Flanke. Nur unter schweren Verlusten konnte sich dieses Regiment vom Sereth zurückziehen.

Nach wechselvollem Ringen, Massenstürmen der Russen und Gegenstößen der k.u.k. Truppen flaute am Spätnachmittag der Kampf ab. Feindliche Truppenansammlungen nächst Trościaniec ließen jedoch schon für die kommende Nacht neue Angriffe vermuten. Die Verbände der 14. ID. und der in ihre Front eingeschobenen Truppenteile der deutschen 34. LBrig., der 33. und der 31. ID., waren durcheinandergemengt und konnten nicht geordnet werden. GM. Horvath klagte darüber, daß seine Regimenter bereits die Hälfte ihres Gefechtsstandes eingebüßt hätten. Die Lage gestaltete sich dadurch noch ernster, daß die Russen am Abend bei Horodyszcze über den Sereth drangen und das IR. 48 trotz Unterstützung durch zwei herbeigeeilte Bataillone des IX. Korps gegen Süden drängten. Die Südarmee, die noch mit ihrem äußersten linken Flügel am Sereth festhielt, lief jetzt Gefahr, von der Flanke aufgerollt zu werden. Nur durch Zurückbiegen des IV. Korps hinter die von Białygłowy nach Horodyszcze ziehende Tiefenlinie konnte bei Nacht eine neue Front gebildet werden.

An diesem Krisentage der 2. Armee, dem 6. August, hatte GO. Conrad beim Heeresgruppenkmdo. Erzherzog Karl in Chodorów und beim

2. Armeekmdo. in Lemberg geweilt. GFM. Hindenburg setzte sich mit dem Generalstabschef des k.u.k. Heeres telegraphisch ins Einvernehmen und verfügte das beschleunigte Heranführen der deutschen 195. ID. nach Zborów. Auch GO. Böhm-Ermoili tat alles, um einen Durchbruch der Russen auf Zborów, der sehr ernste Folgen für die Südarmee haben konnte, zu verhüten. Er zog eiligst die schon in Zborów ausladende deutsche 197. ID. nach Olejów und entsandte das bh. IR. 3 als Flankenschutz für das V. Korps in die Gegend südöstlich von Hucisko Pieniackie.

Den Befehl über die im Kampfabschnitt von Nosowce bis Zwyżyn stehenden öst.-ung. und deutschen Truppen erhielt GdI. Eben, der Führer der zur 2. Armee entsandten deutschen Verstärkungen (S. 149). Das k.u.k. IV. Korps übernahm am 7. August FML. Hordt, den Südflügel des XVIII. Korps der Kommandant der 106. LstlD., GM. Kratky. FML. Hordt befehligte zunächst den entscheidenden Kampfabschnitt beiderseits von Trościaniec und wurde dem GdI. Eben unterstellt. Das

IV. Korps und der linke Flügel des IX. Korps hatten in Ihrer jetzigen Stellung standzuhalten, bis GdI. Eben mit den versammelten Kräften der 197. und der 195. ID. zum Gegenangriff auf Załośce und auf Ratyszcze schreiten konnte.

Die Generale Alexejew und Brussilow hatten am 6. August erwogen, wie der russische Angriffserfolg bei Załośce auszubeuten sein werde. Das russische XXXII. Korps, das Sacharow aus der Front herausgezogen hatte, bedurfte noch dringend der Ruhe und konnte zum Nachstoß auf Zborów nicht verwendet werden. GdI. Schtscherbatschew sollte daher schleunigst das russische VII. Korps durch eine Brigade des

VI. Korps verstärken. Der Führer der russischen 7. Armee meldete aber, daß er auf seinem weitausgedehnten Nordflügel nur ein Regiment als Reserve verfügbar habe und keine Truppen an den Nachbar abgeben könne.

Der starke Widerstand des Gegners bei Zalośce wurde von Sacharow dahin aufgefaßt, daß mindestens zwei frische Divisionen nötig seien, um den Angriff mit Erfolg auf Zborów weiterführen zu können1).

Die Ereignisse am 7. und 8. August bestätigten diese Ansichten. Vergeblich mühte sich die russische 34. ID., an diesen beiden Tagen bei Z wyżyn die rechte Flanke des k.u.k. V. Korps aufzureißen. Die Russen vermochten nicht, den Gegner vom Westrand dieser Ortschaft zu vertreiben. Die durch Teile des IR. 12 und des bh. IR. 3 verstärkte Budapester 31. ID. leistete an diesem Bruchpunkte ihrer Front hartnäckigen Widerstand und behauptete ihre Stellungen. Die russische 13. ID. blieb erschöpft vor Trościaniec liegen und konnte auch über Bialyglowy nicht mehr weiterkommen. Truppen der russischen 34. ID. suchten am 7. morgens von Horodyszcze aus das rechte Serethufer entlang vorzustoßen, drangen aber nicht mehr auf Pleszkowce durch. Der linke Flügel der Armee Sacharow war nach viertägigen Kämpfen am Ende seiner Kraft. Am 8. verschanzten sich die schwer geschädigten Regimenter der 3., der 13. und der 34. ID. in den gewonnenen Linien. Hinter der Front des k.u.k. IV. Korps versammelte GdI. Eben mittlerweile die 197. ID., GM. Wilhelmi, bei Olejów und die 195. ID., GM. v. Hofmann, bei Perepelniki, um am 11. auf Zalośce vorzubrechen und die über den Sereth vorgebrochenen Russen wieder zurückgeworfen.

Kämpfe der Armee Pflanzer-Baltin in den Karpathen

(5. bis 8. August)

Hiezu Beilage 5

An der Front der Südarmee war die erste Augustwoche mit bedeutungslosen Kampfhandlungen am unteren Koropiecbach vergangen. An eine Wiederaufnahme des Angriffs konnte Schtscherbatchew einstweilen nicht denken, weil er von seinem linken Flügel namhafte Streitkräfte (37. und 43. ID.) an die russische 9. Armee abgeben mußte. Die 43. ID. wurde in die Karpathen gesendet, die 37. ID. gegen die öst.-ung. Front südlich vom Dniester verschoben, wo GdI. Letschitzki den für den 7. August angeordneten Angriff auf Tłumacz vorbereitete. Am

5. stießen die Truppen der k.u.k. 59. ID. bei Dora gegen die russischen Stellungen vor, um die Aufmerksamkeit des Feindes vom Tartarenpaß abzulenken. Dort sollte jetzt eine Kampfgruppe der Armee PflanzerBaltin zum Angriff übergehen (S. 155). Der örtliche Vorstoß der 59. ID..

vj K 1 e m b o \v s k i, 86.

hatte Erfolg und löste am 6. und 7. August feindliche Gegenstöße aus, die abgewiesen wurden.

Auch an der Karpathenfront nördlich von Kirlibaba hatten am 5. und an den nächstfolgenden Tagen russische Vorstöße zu heftigen Kämpfen geführt. Der Angriff der 40. HID. gegen die Mägura konnte bei dem heftigen Widerstand des Feindes nicht mehr weiterkommen. So sollte diese Division auf dem rechten Flügel zwischen der Paßstraße nach Schipot a. S. und dem Cibotale vorläufig in der Abwehr bleiben. Auf dem linken Flügel, wo FML. Habermann den Angriff am 7. fortsetzen ließ, wurden die Russen vom Nordrande der Cimbrosława Wk. durch Truppenteile der 40. HID. und aus der Gegend südlich von Sarata durch die Gruppe Obstlt. Koloman Schmidt (k. k. LstlBaon. 150 und Teile des k. u. LstlR. 33) vertrieben.

Das Karpathenkorps bereitete am 5. den Angriff auf die von der UssuriKosD. und von Truppenteilen der russischen 82. ID. besetzten Höhenstellung vor, die sich in 1077, 1228 und 1208 Metern Höhe von der Dereszkowata über den Plaik und die Kreta zwischen dem Czarny und dem Biłyj Czeremosz hinzog (S. 157). Am 6. erstürmten die Hauptkräfte Contas (deutsche 2. Jägerbrigade) die Höhen Dereszkowata und Plaik. Der Russe wurde auf Jablonica zurückgeworfen. Gegen die Höhe -tf 1208 war die k.u.k. 68. IBrig. im fortschreitenden Angriff. Aber die öst.-ung. und die deutschen Bataillone standen einsam, durch den hohen Gebirgswall von ihren Kraftquellen geschieden, ohne genügenden Nachschub an Munition und Verpflegung zwischen den wilden Flüssen. Die 68. IBrig. wurde am 7. durch russische Kräfte bedroht, die am Pod Kretarücken und auf dem Westufer des Bilyj Czeremosz nach Süden vorgingen. Hierauf entschloß sich GLt. Conta, die 68. IBrig. durch Kräfte der deutschen 2. Jägerbrigade zu verstärken und erst nach Klärung der Lage den Stoß über Jablonica und gegen Żabie fortzuführen.

GO. Pflanzer-Baltin war am 5. August zu seinem linken Armeeflügel nach Lazescsina gefahren, um dem für diesen Tag angeordneten Angriff der durch Landsturm verstärkten 34. ID., FML. Rudolf Krauss, auf Worochta und entlang der Paßstraße nach Tatarów beizuwohnen. Von dem Grenzkamm Kukul—Sumarem waren die Stoßgruppen der 202. HIBrig. und der 67. IBrig. über die bewaldeten Hänge im flotten Vorgehen und entrissen, von der Artillerie vortrefflich unterstützt, im ersten Anlauf den überraschten Sicherungstruppen des russischen XI. Korps die Höhen Kiczera, Pohárek und Siemczuk. Am 6. gewann die 67. IBrig. auf dem Höhenrücken östlich der Paßstraße neuerdings

Raum und erreichte tags darauf die Höhe Seredina. Die 202. IilBrig. stand schon hart südlich von Ardżeluża und von Worochta, vermochte aber nicht mehr in das Quelltal des Pruth hinabzusteigen. Der Russe setzte jetzt der 202. HIBrig. heftigen Widerstand entgegen. Am 8. blieb auch der Angriff der 67. IBrig. vor der russischen Hauptstellung auf der mächtigen, 1270 m hohen Mägura zwischen dem Pruth und der Paßstraße liegen. Drei russische Divisionen, die 11., die 32. und die 79., wurden in dem Gebiete östlich vom oberen Pruth festgestellt. Nun sollte der Angriff der Gruppe FML. Rudolf Krauss über Tatarów erst weitergeführt werden, bis auch das Karpathenkorps wieder vorstoßen würde.

GO. Pflanzer-Baltin war der Ansicht, daß durch das Vorgehen mit drei verhältnismäßig schwachen und weit voneinander entfernten Kampfgruppen in den Karpathen nichts Entscheidendes zu erreichen sein werde. Am aussichtsreichsten schien es ihm noch, wenn die seit dem

4. August über Máramaros-Sziget zurollende deutsche 1. ID. auf seinem linken Flügel eingesetzt würde und über den Tartarenpaß in wirksamer Richtung zur Entlastung der k.u.k. 3. Armee vorstieße. Doch mußten, den Weisungen des Heeresgruppenkmdos. Erzherzog Karl entsprechend, die anrollenden deutschen Verstärkungen für einen Angriff in der Bukowina nach F. Vissó und nach Borsa weiterbefördert werden. Am 8. August wurde die neuangekommene deutsche 1. ID., GM. Paschen (insgesamt 9 Bataillone, 1 Schwadron und 15 Batterien), dem GLt. Conta überwiesen, dem schon die Gruppe Mjr. Russ, die in 200. ID. umbenannte verstärkte deutsche 2. Jägerbrigade und die k.u.k. 68. IBrig. unterstellt waren; Conta erhielt außerdem noch den Befehl über die 40. HID. und über die bei Sarata stehende Gruppe Obstlt. Schmidt.

Das 7. Armeekmdo. verlegte mit dem Eintreffen der deutschen

1. ID. die aus der Front herausgezogene 3. KD. von Borsa nach Jacobeny und nach Dorna Watra. GLt. Conta versammelte die Hauptkraft der deutschen l.ID. bei Kirlibaba. Ein Regiment schob er vom Prislop-sattel in die Gegend südlich von Sarata zur Gruppe Obstlt. Schmidt, die aus der Front herausgezogen und an den linken Armeeflügel nach Körösmezö verlegt werden sollte. Die deutsche 1. ID. sollte am 11. August gemeinsam mit der 40. HID. die russischen Stellungen auf der Mägura und Stara Obczyna angreifen und dann den Kirlibababach entlang auf Cameral-Schipoth vorstoßen. Der Anschlußflügel des XI. Korps hatte am 11. ebenfalls zum Angriff bereit zu sein und durch Vorgehen gegen das obere Moldawatal der Gruppe Conta die rechte Flanke zu decken.

Die Schlacht bei Stanislau ^7. bis 10. August)

Durchbruch der Russen bei 72htma.cz und am Dniester

Am 7. August war Gen. Letschitzki bereit, auf Tłumacz und auf Niżniów vorzustoßen, wie Brussilow es ihm am 4. befohlen hatte (S. 159). Die Artillerie eröffnete früh morgens auf der ganzen Front vom Pruth bis zum Dniester eine schwere Kanonade. Um Mittag setzten Teile des

XI. Korps, das XII., das XLI. und das XXXIII. Korps zum Angriff an. Am Südflügel des k.u.k. VIII. Korps schlug die 59. ID. bei Dora scharfe Vorstöße ab, südöstlich von Majdan Šrd. brach ein starker feindlicher Angriff unter dem Feuer der 42. HID. blutig zusammen. Den Hauptstoß führte Letschitzki auf der Front nördlich von Mołodyłów bis zum Dniester. Hier drangen sechs Divisionen der Russen nach kräftigster Vorbereitung durch die Artillerie gegen den Nordflügel der Armee Kövess in dichten, lückenlosen Schlachtreihen vor. Im Kampfabschnitt südöstlich und östlich von Ottynia verteidigten sich die 5. ID. und die 21. SchD. hartnäckig und wehrten in wechselndem Ringen den Feind ab. BeiHostów drangen aber die Russen am Nachmittag in die Stellungen der 5.HKD. ein und brachten auch das bei Korolówka am rechten Flügel der 6. KD. eingesetzte IR. 13 trotz tapferster Gegenwehr zum Weichen. Tief stießen nun die russische Infanterie und auch starke feindliche Kavallerie durch die zusammenbrechende Front gegen den Woronabach durch. Dem FML. Hadfy gelang es wohl, mit der ihm überwiesenen Armeereserve, der 30. ID., die Russen von KrywotulyNw. zu vertreiben. Weiter nördlich konnte aber die Divisionskavallerie, zwei Schwadronen des rt. SchR. 1, die Lücke zum rechten Flügel der Gruppe Kraewel nicht mehr schließen.

Schon um Mittag war der linke Flügel Kraewels durch mächtige Russenstürme in eine sehr ernste Lage gebracht worden. Die deutsche 105. ID. wurde durch einen Angriff weit überlegener russischer Kräfte bei Wesoła durchbrochen. Als letzte Reserve wurden zwei schwache deutsche Bataillone der Gruppe Kraewel bei Okniany eingesetzt. Allein der russische Druck war zu stark. Die hart bedrängte deutsche 105. ID. wich fechtend vom Dniester gegen Nordwesten aus. Die östlich von Tłumacz scharf angegriffene deutsche 119. ID. vermochte sich ebenfalls nicht zu behaupten. Nach mörderischem Trommelfeuer brachen die Russen in ihre Stellungen ein. Nun mußten auch die bei Korolówka noch festhaltenden Truppen (Teile des 4. württ. Füsilierregimentes 122 und die Fußabteilungen der k.u.k. 6. KD.) aus ihren von Norden und Süden überflügelten Stellungen gegen den Woronabach zurückweichen1). Westlich von Tłumacz und anschließend bis Palahicze nahm die hart bedrängte Gruppe Kraewel wieder Stellung. Bei Kutyska gingen Kräfte des russischen II. Kavalleriekorps über den Dniester und bedrohten das k.u.k. XIII. Korps im Rücken. Sechs Schwadronen der 2. KD. stellten sich bei Niżniów den am Südufer vordringenden Russen entgegen.

Die k.u.k. 3. Armee hatte am 7. August erhebliche Verluste erlitten. Alle verfügbaren Reserven waren eingesetzt worden. Die Möglichkeit, die Lage im Raume um Tłumacz wieder herzustellen, wo die Russen teilweise schon über die zweite Stellung gegen den Woronabach vorgedrungen waren, bestand nicht mehr. So mußte sich GO. Kövess zum Rückzug entschließen. Nach Einbruch der Dunkelheit wurde der Nordflügel des I. Korps von Mołodyłów auf Strupków zurückgenommen. Die Gruppen Hadfy und Kraewel gingen in eine Reservestellung zurück, die von Strupków über Worona, den Rokitnobach entlang, dann östlich an Tyśmienica vorbei und nördlich anschließend bis zum Orte Bukowno am Dniester verlief.

Erschöpft und abgekämpft bezogen die schwer mitgenommenen Divisionen der Gruppen Hadfy und Kraewel am 8. August früh die nur flüchtig angelegten Stellungen. Die Verbände waren nach den vorangegangenen Kämpfen und nach dem nächtlichen Rückzuge stark durcheinandergeraten. Reserven konnten aus den breiten Abschnitten nicht herausgezogen werden. GO. Kövess, der am 8. vormittags sein Hauptquartier von Bohorodczany nach Kalusz verlegte, meldete dem Heeresgruppenkmdo., daß sich die 3. Armee in ihrer jetzigen Stellung nicht werde behaupten können, falls die Russen noch am selben Tage angreifen würden.

In der Tat setzte Gen. Letschitzki am 8. August schon am frühen Morgen mit seinen Hauptkräften die Vorrückung fort. Über das Hügelland von Tłumacz bis zu den Vorbergen der Karpathen wälzte sich die Verfolgung westwärts. Truppen des russischen XI. Korps und das

XII. Korps stießen über Ottynia vor und entwickelten sich schon um Mittag gegen die neuen Stellungen der Armee Kövess zum Angriff. Bei Majdan Šrd. wurde der Feind von der 42. HID. wohl abgewiesen; bei Worona aber drangen die Russen um 4h nachm. in die Linien der

5. ID. ein. Nach wechselndem Kampf wurde diese Division am Abend

vj Schramm-Schiessl, 755 ff.    .

durchbrochen und zum Rückzug auf Winograd gezwungen. Die Divisionen des russischen XLI. Korps waren inzwischen über den Woronabach vorgedrungen und hatten sich bis auf nahe Entfernung an den Nordflügel der Gruppe Hadfy herangeschoben.

Den Hauptstoß führte Letschitzki am 8. August wiederum im Raume knapp südlich vom Dniester. Er brach mit dem XXXIII. Korps über die Bahnlinie Tłumacz—Niżniów vor. Ein mächtiger Vorstoß über Kłubowce schlug die deutsche 119. ID. am Nachmittag aus ihren Gräben und drängte sie nordwestwärts auf Olszanica zurück. Die von Norden umfaßte 6. KD. erhielt von GLt. Kraewel den Befehl, im Anschluß an die 119. ID. auf die Höhen nördlich von Tyśmienica zurückzugehen. Die Russen stießen dem abziehenden Gegner nach. Troß und abgesprengte Truppenteile fluteten gegen Stanislau zurück. GLt. Kraewel bildete, so gut es ging, mit der 6. KD. und mit der 119. ID. in der Linie Podpiecary—Mohilkahöhe eine Front nach Südosten.

Durch das Zurückweichen der Gruppe Kraewel wurde die Flanke der 5.HKD. entblößt; die Gefahr lag nahe, daß die Russen in den Rücken der Gruppe Hadfy kamen. In aller Eile entsandte FML. Hadfy das schon stark zusammengeschmolzene SchR. 6 nach Stanislau. Es bestand keine Möglichkeit, andere Truppen aus den breiten Abschnitten der 21. SchD. oder der 5. ID., die selbst schwer zu kämpfen hatten, herauszuziehen. Wegen der sehr ernsten Lage ordnete GO. Kövess den Rückzug der Gruppe Hadfy an, was auch die Zurücknahme der rechts benachbarten Truppen bedingte.

In der Nacht auf den 9. August zogen sich die am Nordflügel des

VIII. Korps eingesetzte 44. SchD. und das I. Korps aus der Front Dobroto w—Strupków auf Lojowa und in eine Stellung östlich und nordöstlich von Nadworna zurück. Die 5. ID. brach ebenfalls den Kampf ab, um sich hinter der Bystrzyca Nadworniańska aufs neue festzusetzen. Die 21. SchD. mußte auf Stanislau zurückgenommen, die 5. HKD. zum Anschluß an die Gruppe Kraewel nach Norden bis Podluże gestreckt werden. In den neuen Stellungen sollte hartnäckiger Widerstand geleistet und das Herankommen von Verstärkungen erwartet werden.

Der Angriff der Russen auf Stanislau, der Flanke und Rücken der Armee Bothmer von Süden her empfindlich bedrohte, und der Hilferuf des GM. Seeckt (S. 172) hatten Hindenburg mittlerweile veranlaßt, Truppenteile verschiedener deutscher Divisionen an den Dniester zu entsenden. Diese Verstärkungen waren umso notwendiger, als das Heeresgruppenkmdo. Erzherzog Karl über keine Reserven mehr verfügte. Noch am 8. August wurde auf Bitte des GM. Seeckt von der nach Zborów rollenden deutschen 195. ID. (S. 177) das Jägerregiment 6 nach Stanislau abgezweigt. Dahin folgten von den Reserven Hindenburgs das Detachement Obstlt. Mohs (IR. 346 und fünf Batterien). Auch das von der Armee Wovrsch zur Verfügung gestellte deutsche LIR. 37 und deutscher Landsturm, die Landsturminfanterieregimenter 34, 35 und 36, wurden zur Heeresgruppe Erzherzog Karl befördert. GO. Conrad ließ außerdem, wie schon erwähnt, das der Heeresgruppe Linsingen zugedachte türkische XV. Korps zur Südarmee abdrehen (S. 172). GdI. Bothmer sollte nach dem Einlangen der zuerst anrollenden türkischen 19. ID. deutsche Truppen seiner Armee an den Dniester verschieben.

Am 9. August griffen die am oberen Pruth stehenden Kräfte des russischen XI. Korps die 59. ID. an und eroberten am Nachmittag nach hartem Kampfe die wichtige Höhe Pirs Dora. Diese Division mußte ihren linken Flügel in eine vorbereitete zweite Stellung zurücknehmen. Nördlich anschließend bog die 44. SchD. ihren rechten Flügel von Dela-tyn nach Westen ab.

Vor der Mitte der Armee Kövess waren die Anfänge des breit entfaltet vorrückenden russischen XII. Korps im Laufe des Tages bis in den Raum östlich von Nadworna und an das Ostufer der Bystrzyca Nadworniańska vorgedrungen. Gegen den linken Armeeflügel setzten das XLI. und das XXXIII. Korps am 9. August die Vorrückung erst fort, als die 21. SchD. und die 5. HKD. schon östlich von Stanislau Stellung genommen hatten. Um nicht durch umfassenden Angriff erdrückt zu werden, hatte GLt. Kraewel noch in der Nacht die bei Olszanica vorspringende Front seiner Gruppe auf Podłuże und die Höhe Seredny Korb zurückgenommen. Das deutsche Jägerregiment 6 und das IR. 346 waren inzwischen in Stanislau eingetroffen. Die Jäger wurden zur Stützung der Front in den Kampfabschnitten der 6. KD. und der 119. ID. eingesetzt. Das Füsilierregiment 122 und das IR. 346 bildeten die Reserve hinter der Gruppe Kraewel.

Am 10. August vormittags waren bei der Armee Kövess in den Karpathen die weit auseinander gezogenen Kampfgruppen der 59. ID. und der rechte Flügel der 44. SchD. dem russischen Drucke nach Westen ausgewichen und hatten auf der Höhe Chomiak, auf dem Bergrücken Pod Bukowica und auf den Höhen Świniarka und Strahora Stellung genommen. Das russische XI. Korps schien mit seinem Nordflügel dem k.u.k. VIII. Korps über den Pruth in das Waldgebirge zu folgen, während sich der Südflügel gegen den Tartarenpaß wandte. In dem Raume zwischen Delatyn und Winograd schob sich das aus der 37. ID. und der 117. RD. neugebildete russische XVIII. Korps gegen den östlich von Nadworna stehenden Nordflügel der 44. SchD. heran. Auch die Gruppen Hadfy und Kraewel standen in Erwartung starker russischer Angriffe. Während aber das XII. und das XLI. Korps der Russen wegen des starken Hindernisses der Bystrzyca Nadworniańska nur langsam Boden gewannen, war der Angriff des russischen XXXIII. Korps in dem welligen Hügelland südlich vom Dniester um Mittag bis auf nächste Entfernungen an die Stellungen der Gruppe Kraewel herangekommen.

Am Nachmittag traten die eng zusammengeballten Regimenter des XXXIII. Korps zum Sturme an. Die Hauptlast des Kampfes hatten wiederum die schon stark mitgenommenen Bataillone der 119. und der 105. ID. der Gruppe Kraewel zu tragen. Sie wurden auf Użin zurückgedrängt. Als letzte Reserven setzte GLt. Kraewel deutsche Rekrutenkompagnien, die eben angekommen waren, und das IR. 346 ein. Der russische Angriff konnte noch einmal zum Stehen gebracht werden. Abends entspannen sich neue Kämpfe, in denen der rechte Flügel der deutschen 119. ID. zurückgedrängt wurde. Die Russen drückten nun auf Użin vor und umfaßten die am linken Flügel der 6. KD. eingesetzten deutschen Jäger. Sie vermochten sich nur durch einen verzweifelten Gegenstoß aus der Umklammerung zu befreien.

Um nicht völlig von der feindlichen Übermacht erdrückt zu werden, ordnete GLt. Kraewel den Rückzug seiner Gruppe hinter die Bystrzyca an. Nun mußte FML. Hadfy Stanislau auf geben und mit seinem am meisten bedrohten linken Flügel ebenfalls auf das Westufer zurückweichen. Noch bevor dies geschah, hatte GM. Seeckt schon auf Grund einer Meldung des GLt. Kraewel, der die Lage ziemlich hoffnungslos schilderte, beim Erzherzog Karl Franz Joseph auf Rückzug gedrungen. Auch GO. Kövess hatte den Rückzug empfohlen. Das Heeresgruppenkmdo. hatte daraufhin angeordnet: ,,3. Armee ist heute in der Nacht in die Linie Zielona—Pasieczna—Höhe Potoki—Żuraki—Bystrzyca Solotwiń-ska—Jezupol zurückzunehmen.“ Hier sollte hartnäckiger Widerstand geleistet werden.

Begleitstoß der Armee Schtscherbatscheiv

Gen. Schtscherbatschew, der beauftragt worden war, den Vorstoß der Armee Letschitzki auf Halicz zu unterstützen, entfaltete am 7. August am unteren Koropiecbach eine lebhafte Kampftätigkeit. Er griff zwar an diesem Tage, da er offenbar noch Verstärkungen (das finn. XXII. Korps) heranschob, den Südflügel der Armee Bothmer nicht ernstlich an. Da die südlich vom Dniester auf Niżniów vordringenden Russen am Nachmittag aber bereits Flanke und Rücken des XIII. Korps bedrohten, sah sich FML. Csicserics gezwungen, den rechten Flügel des Korps, die 15. ID., nach Einbruch der Dunkelheit bis an die Eisenbahnlinie Niżniów—Monasterzyska zurückzuschwenken.

Am 8. August stieß das i*ussische II. Kavalleriekorps über den unteren Koropiecbach vor und suchte das Nordufer des Dniester entlang dem Gegner in die Flanke zu kommen. Abends mußte die 15. ID. unter Kämpfen bis Uście Zielone abgebogen werden. Am 9. August schoben sich die Russen gegen die neue Front des XIII. Korps langsam heran und griffen gegen Abend bei Komarówka an der Grenze zwischen der

15. und der 36. ID. ohne Erfolg an. Doch mußte in der Nacht der rechte Flügel des XIII. Korps noch weiter gestreckt und abgebogen werden, da die Gruppe Kraewel im Raume südlich vom Dniester auf Użin zurückgegangen war.

Am 10. August stand das XIII. Korps zwischen Mariampol und Dubienko beiderseits der Złota Lipa mit der Front nach Südosten gerichtet. Gen. Schtscherbatschew hatte mittlerweile seinen Südflügel durch Kräfte des finn. XXII. Korps verstärkt. Er schlug am Nachmittag nach mörderischem Artilleriefeuer gegen den Nordflügel des k.u.k. XIII. Korps los. Bei Łazarówka drangen finnische Schützenbataillone in die Stellungen der 36. ID. ein. Das deutsche RIR. 18 und Teile des oberungarischen IR. 5 verhüteten durch einen Gegenstoß von Norden her an dieser Stelle den Durchbruch der Front. Bei Slobodka Dl., wo die Front nach Norden umbog, durchstießen die Russen das am Südflügel des VI. Korps eingesetzte HIR. 11 der 39. HID., worauf die nördlich von ihm noch standhaltenden Infanterieregimenter 100 und 56 der 12. ID. bis an den Ostrand von Monasterzyska zurückgenommen werden mußten. Südwestlich der Stadt konnte durch Einsatz des deutschen RIR. 223 der russische Einbruch abgedämmt werden.

Auf dem rechten Flügel des XIII. Korps hatten sich die im Raume westlich der unteren Złota Lipa fechtenden Truppen der 15. ID. und der 2. KD. am 10. August gegen das vorwärtsstrebende russische II. Kavalleriekorps im wesentlichen zu behaupten vermocht. Durch das Zurückweichen der Gruppe Kraewel entstand aber abends abermals eine weite, durch Kavallerie (2. KD.) nur dürftig ausgefüllte Lücke zwischen dieser Gruppe und dem XIII. Korps.

In Chodorów war inzwischen das deutsche LIR. 37 eingetroffen. Dieses Regiment wurde der hart bedrängten Gruppe Kraewel überwiesen und nach Jezupol weiterbefördert. Überdies war jetzt deutscher Landsturm (S. 184) nach Bukaczowce und Bursztyn im Anrollen. Außer diesen verhältnismäßig schwachen Kräften waren vorläufig keine Reserven zum Rückenschutze für die Armee Bothmer verfügbar. Das türkische XV. Korps, das in den ruhigen Kampfabschnitt des Korps Hofmann eingeschoben werden sollte, damit die deutsche 48. RD. freigemacht und an den Dniester entsendet werden könnte, war noch auf der Bahn. Die Ereignisse der letzten Tage ließen kaum auf einen langen Widerstand der Armee Kövess hinter der Bystrzyca hoffen. Kamen die den Dniester entlang vordringenden russischen Angriffsmassen der Armee Bothmer in den Rücken, so konnte eine überaus bedenkliche Lage entstehen. Mit ihrer Mitte stand die Armee Bothmer noch an der Strypa. Zudem bekam jetzt auch der linke Armeeflügel den nördlich umfassenden, wenn auch langsam wirkenden Druck des über den obersten Sereth vordringenden Feindes zu spüren. Alles dies sprach dafür, die Armee Bothmer aus dem nach Westen vorspringenden Stellungsbogen hinter die Złota Lipa zurückzunehmen. So wurde GdI. Bothmer in der Nacht auf den 11. August von der Heeresgruppe Erzherzog Karl beauftragt, mit seinen Korps in die Linie Wodniki—Horożanka—Zawałów—Potutory—Koniuchy—Zborów zurückzugehen. Dieser Rückzug sollte am 11. abends angetreten und bis zum 14. August durchgeführt werden. Der GFM. Hindenburg wurde ersucht, er möge mit dem rechten Flügel der 2. Armee nördlich von Zborów an den linken Flügel des IX. Korps Anschluß nehmen.

Neue russische Angriffe über den oberen Sereth

(9. bis 13. August)

Auf dem rechten Flügel der Armee Böhm-Ermolli waren am 8. August die über den Sereth geführten russischen Angriffe zunächst zum Stehen gekommen. Die Artilleriekämpfe gingen weiter. Während des erlahmenden russischen Angriffes waren die in Zborów ausgeladenen Truppen der deutschen 197. ID. nach Olejów herangeführt worden, wo sie am 9. August mit allen ihren Kräften versammelt stand. Von der deutschen 195. ID. waren einstweilen nur vier Bataillone, eine Schwadron und zwei Batterien in dem Raume von Perepelniki eingetroffen; drei

Bataillone mußten an den Dniester verschoben werden, der Rest rollte noch nach Złoczów heran. Inzwischen hatte Gen. Sacharow das XXXII. Korps in die Front zwischen das XLY. und das V. sib. Korps eingeschoben und seinen linken Armeeflügel durch Zusammenrücken des

XVII. und des VII. Korps verstärkt, so daß er am 10. August den Angriff wieder aufnehmen konnte.

Den Hauptstoß führte Sacharow mit der russischen 34. ID. zwischen Nosowce und Białogłowy gegen den von rund vier Bataillonen der k.u.k. 14. ID. und von zwei Bataillonen der 19. ID. besetzten Verteidigungsabschnitt des GM. Horváth.

Horvaths Bataillone wurden am 10. August schon in aller Früh durchbrochen. Sie wichen bis auf die Hügel östlich von Bzowica zurück. Dadurch wurde die rechts benachbarte 32. ID. des IX. Korps gezwungen, ihren linken Flügel von Nosowce gegen Süden abzubiegen. Die Russen drangen noch im Laufe des Morgens bis auf die Höhen südlich von Neterpince vor und setzten sich dort, von standhaft ausharrenden Truppenteilen der westungarischen 14. ID. aufgehalten, fest. Am Vormittag schritt die deutsche 197. ID., die GdI. Eben mittlerweile nach Bzowica gesandt hatte, zum Gegenangriff. Die gesammelten Reste der Gruppe GM. Horváth und auch der linke Flügel der 32. ID. schlossen sich diesem Vorgehen an. Der Gegenangriff gewann langsam Boden. Bei Białogłowy gelang es den Deutschen am Nachmittag, die verlorenen Stellungen der 14. ID. wieder zu nehmen1). Aus Neterpince und aus Nosowce konnte aber der Feind nicht vertrieben werden. GdI. Eben zog als Verstärkung für seinen rechten Flügel Teile der deutschen 195. ID. heran, während die sonst noch vorhandenen Truppen dieser Division bei Trościaniec in den Kampfabschnitt des FML. Kosak eingesetzt wurden. GdI. Eben wollte den Vorstoß bis zum Sereth weiterführen, mußte sich aber auf die Abwehr beschränken. Die Russen setzten abends selbst den Angriff fort. In zähem, bis tief in die Nacht andauerndem Ringen gelang es den unter GdI. Eben stehenden öst.-ung. und deutschen Truppen, die Russen abzuweisen.

Gleichzeitig mit den Vorstößen des XVII. und des VII. Korps der Russen gegen den rechten Flügel der Armee Böhm-Ermolli begannen auch Kräfte des russischen VI. Korps am 10. August nördlich der Bahnlinie Tarnopol—Jezierna den linken Flügel der Armee Bothmer anzugreifen. Durch den von Osten und Norden wirkenden Druck der Russen

x) Wächter, Das Landwehr-Infanterie-Regiment Nr. 32 im Weltkriege 1914— 1919 Oldenburg 1924;, 38 f.

sah sich die 32. ID. gezwungen, in der Nacht auf den 11. August den bei Pleszkowce an den Sereth vorspringenden Bogen ihrer Front auf Neste-rowce zurückzunehmen.

Am 11. August schlug Sacharow abermals mit der ganzen Kraft des VII. und des XVII. Korps gegen den rechten Flügel der Armee Böhm-Ermolli los. Von Zwyżyn an der Graberka bis südlich von Pleszkowce donnerte Trommelfeuer. Am Nachmittag begannen die Massenangriffe der russischen Infanterie auf Trościaniec und über Neterpince. Auch diesmal brachen die russischen Stürme unter dem Feuer der öst.-ung. und der deutschen Bataillone zusammen. Doch drängte der Russe im Laufe des Nachmittags den linken Flügel der 32. ID. zurück, so daß GdI. Eben seinen äußersten rechten Flügel nach Süden rechtwinkelig abbiegen mußte. Da sich der russische Druck an diesem Tage auch über Isypowce gegen die 32. ID. verstärkte, war die Bedrohung im Rücken des Korps Eben ernst geworden. Als FML. Králiček den Nordflügel des

IX. Korps nach Einbruch der Dunkelheit — die Befehle für den Rückzug der Armee Bothmer hinter die Zlota Lipa waren um diese Zeit bereits ergangen — in die Front östlich und nördlich von Jezierna zurücknahm, da schwenkte auch GdI. Eben seinen rechten Flügel auf Bzowica zurück. Sein linker Flügel blieb noch bei Trościaniec.

Auswirkungen der Schlacht bei Stanislau (11. bis 13. August)

Rückzug der 3. Armee hinter die Bystrzyca Solotrvinska

Als die Armee Kövess am 10. August abends nach viertägiger Schlacht bis hinter die Bystrzyca Solotwińska zurückweichen mußte, da war es ihre dringendste Aufgabe, die russische Stoßgruppe am Dniester zum Stehen zu bringen, weil sonst durch sie die Armee Bothmer von Süden aufgerollt worden wäre. Auch das wertvolle Ölquellengebiet von Borysław war durch den immer weiter westwärts fortschreitenden russischen Angriff bedroht. Zudem wurde es immer unwahrscheinlicher, daß die zur Abwehr der Rumänen nötigen Truppen aufgebracht werden könnten, falls die russischen Anstürme in Galizien nicht bald erlahmten. Schon lagen Nachrichten vor, daß die zwischen Rumänien und Rußland seit längerem geführten Verhandlungen über Truppenhilfe der Russen in der Dobrudscha und der Rumänen gegen den rechten Flügel der Armee Pflanzer-Baltin vor dem Abschluß stünden. Der Tag des Eintrittes Rumäniens in den Krieg war nicht mehr fern. Überdies war am 9. August Görz gefallen. Die äußerst kritische Lage am Isonzo erforderte daher Verstärkungen, die gleichfalls nur der Ostfront entnommen werden konnten, wo es aber selbst an Reserven hinter der am meisten gefährdeten Heeresgruppe Erzherzog Karl fehlte. Vom französischen Kriegsschauplatz begannen am 9. August abends deutsche Truppen — die verstärkte lOS.RIBrig. und die 10. bayr. ID. — nach Galizien abzurollen. Auch die in Breslau befindliche deutsche 2. Radfahrerbrigade sollte folgen. Das bedrohliche Vorgehen der Russen im Raume südlich vom Dniester veranlaßte den GdI. Falkenhayn, diese Kräfte einstweilen der Heeresgruppe Erzherzog Karl zur Verfügung zu stellen.

Dank den schweren Verlusten, die die russische Stoßgruppe am Dniester erlitten hatte, und der Ermüdung ihrer Truppen nach den schweren Kämpfen vollzog sich die Loslösung der Armee Kövess am

10. August nachts so ziemlich ohne Behelligung durch den Feind. Aber der nächtliche Rückzug gestaltete sich auf den von Trains und Flüchtlingen verstopften Straßen außerordentlich schwierig. Schon am 11. August in aller Frühe setzte Letschitzki mit seinen Hauptkräften hinter dem abziehenden Gegner nach. Im Gebirge westlich vom oberen Pruth vermochte das russische XI. Korps die Fühlung mit dem zurückgegangenen k.u.k. VIII. Korps wieder aufzunehmen. Die Vorhuten des russischen XVIII. Korps erreichten Nadworna. Auch in Stanislau rückten die Verfolger ein. Aber alle Brücken über die Bystrzyca Nadworniańska waren zerstört, so daß die Marschsäulen des XII. und des XLI. Korps aufgehalten wurden und am 11. nicht mehr über den Fluß nachzustoßen vermochten. Das russische XXXIII. Korps blieb sogar schon im Raume um Użin stehen.

Inzwischen richteten sich die Truppen der Armee Kövess auf den Höhen westlich von Nadworna und hinter der Bystrzyca Sołotwińska zur Verteidigung ein. Am 12. August nahmen das XII., das XLI. und das XXXIII. Korps der Russen die Vorrückung wieder auf. Aufklärungsschwadronen, Panzerkraftwagen und reitende Batterien stießen gegen die Übergänge der Bystrzyca Sołotwińska vor. Die k.u.k. 5. ID. und die 5.HKD. am Nordflügel der Gruppe Hadfy standen am Vormittag im Gefecht gegen starke russische Infanterie, die sich bei Stanislau auf dem Ostufer der Bystrzyca festgesetzt hatte. Auch nördlich der Stadt, im Vorfeld der Gruppe Kraewel, erschienen feindliche Truppenteile; aber Letschitzkis Stoßgruppen hatten nicht mehr die Kraft, sich auf den von tagelangen Kämpfen und Märschen erschöpften Gegner zu werfen. Sie blieben vor den neuen Stellungen der Gruppen Hadfy und Kraewel stehen.

Schärfer packten die Russen am 12. den rechten Flügel der Armee Kövess an. Die in den Raum südwestlich und nördlich von Nadworna vorgedrungenen Kräfte des XI. und des XVIII. Korps der Russen entwickelten sich am Vormittag zum umfassenden Angriff gegen die nach Osten vorspringende Front des k.u.k. VIII. Korps. Der Kampf dehnte sich nach Norden bis zu dem bei Żuraki stehenden linken Flügel der 42. HID. aus. Der auf der Höhe Werpil schwer ringende linke Flügel der 44. SchD. mußte abends durch Truppenteile der 59. ID. Entlastung erhalten; nachts brachen die Russen in die Stellungen der 44. SchD. ein.

GO. Kövess hatte inzwischen seinen rechten Armeeflügel hinter die Bystrzyca Sołotwińska zurückbefohlen. In einer Linie, die über die Höhen Turowa, Klewa und hinter dem Sadzawka- und Matyjówkabach verlief, hatten sich das VIII. und das I. Korps einzugraben. Dies bedeutete eine wesentliche Verkürzung der Front. Der rechte Flügel der Armee Kövess entfernte sich aber mit diesem Rückzug von dem linken Flügel der Armee Pflanzer-Baltin. Den Russen wurde ein neuer Übergang nach Ungarn, der Pantyrpaß, geöffnet. Um diesen Paß nicht völlig ungeschützt zu lassen, wurde das Detachement Obst. v. Fráter, bestehend aus zwei Bataillonen, einer Schwadron und einer Gebirgsbatterie der 59. ID., bei Rafailowa belassen und der Armee Pflanzer-Baltin überwiesen. Ein anderes Bataillon der 59. ID. sperrte den durch das Quelltal der Bystrzyca nach Ungarn führenden Übergang auf der Siwulahöhe.

Am 13. August wurde der Rückzug des rechten Flügels der Armee Kövess durchgeführt. Die Russen drängten nicht mehr nach. Sie blieben auch vor der Armeemitte und vor dem linken Flügel liegen und verschanzten sich auf dem rechten Ufer der Bystrzyca Sołotwińska.

Rückzug der Armeen Bothmer und Böhm-Ermolli

Die Südarmee hielt am 11. August früh noch mit entblößter Flanke im Raume zwischen Mariampol und Burkanów und an der oberen Strypa. Bei Monasterzyska waren die Angriffe der Russen an diesem Tage abgeflaut; ihr II. Kavalleriekorps drückte nur zögernd auf Uście Zielone vor. Nach Einbruch der Dunkelheit nahm Bothmer den linken Flügel des XIII. Korps hinter die Złota Lipa und das VI. Korps auf Jarhorów zurück. Die 1. und die 48. RD. sowie das Korps Hofmann räumten den an die Strypa ostwärts vorspringenden Frontbogen und traten den anbefohlenen Rückzug hinter den oberen Koropiecbach an. Das IX. Korps zog sich in eine Zwischenstellung zurück, die von Ko-zowa über Jezierna verlief. Im Norden anschließend, schwenkte GdI. Eben seinen rechten Korpsflügel auf Bzowica zurück (S. 189).

Die Russen folgten am 12. August früh hinter dem weichenden Gegner. Die auf dem linken Flügel ihrer 7. Armee vorgehenden Korps (II. Kavalleriekorps, XXII. Korps, 3. turk. SchD., II. Korps) kamen bis über die Linie Uście Zielone—Monasterzyska hinaus. Das russische XVI. Korps rückte von der Strypa gegen den Koropiecbach vor und näherte sich am Abend mit seinen Anfängen Podhajce und Kozowa. Gegen Jezierna schob sich langsam das russische VI. Korps heran, während der linke Flügel der russischen 11. Armee aus dem Raume südlich vom obersten Sereth den Angriff in der Richtung auf Zborów weiterführte. Dadurch war die bei Trościaniec noch haltende Kampfgruppe des FML. Kosak umfassendem Angriff ausgesetzt. Doch behauptete sich die durch Teile der deutschen 195. ID. und der Brigade GLt. Melior verstärkte Front des k.u.k. IV. Korps gegen den Druck der Russen. Auch der linke Flügel des IX. Korps stand am Abend noch im Raume nördlich von Jezierna. Die von Osten heranrückenden Regimenter des russischen VI. Korps waren schon bis auf die nächsten Entfernungen an die neuen Stellungen der 19. und der 32. ID. herangekommen.

In der Nacht auf den 13. August setzte die Armee Bothmer fast ungestört den Rückzug fort. Die am nächsten Tag von der russischen

7. Armee fortgeführte Verfolgung erreichte Jarhorów, die Höhen am Westufer des oberen Koropiecbaches und den Raum um Jezierna, konnte aber den Abzug des Gegners nicht mehr verhindern. -Das

XIII. Korps und das VI. Korps waren befehlsgemäß bis in die Linie Wodniki—Horożanka—Zawałów zurückgegangen und gruben sich dort mit der Front nach Südosten ein. Die deutsche l.RD., das Korps Hofmann und das IX. Korps bezogen eine Verteidigungsstellung, die auf dem Westufer der Złota Lipa und von Potutory über Koniuchy bis nördlich von Zborów verlief. Im Anschluß an das IX. Korps nahm GdI. Eben mit dem rechten Flügel der Armee Böhm-Ermolli auf der Höhe Zlota Ga. und in der befestigten Linie Jarosławice—Perepelniki—Manajów Stellung. GdI. Eben konnte seine Truppen aus dem Raume von Trościaniec in die angegebene, nach Osten gerichtete Front ohne wesentliche Kämpfe zurücknehmen. Das XVII. und das VII. Korps der Russen hatten in dem seit 4. August ununterbrochen andauernden Ringen schwer gelitten und waren nicht mehr fähig, dem Gegner nachzudrücken. Gen. Sacharow unterbrach daher am 13. August den Angriff. Von den Reserven des GFM. Hindenburg wurden an diesem Tage die Anfänge der deutschen 2. KD. in Ożydów hinter dem linken Flügel der Armee Böhm-Ermolli ausgeladen. Bei der Armee Bothmer rückte die neuangekommene türkische 19. ID. an die Zlota Lipa, um in dem Verteidigungsabschnitt des Korps Hofmann zwischen der 54. und der 55. ID. eingesetzt zu werden. Hinter dem XIII. Korps versammelte GdI. Bothmer die aus der Front herausgezogene deutsche 48. RD. im Raume nördlich von Halicz.

Neuerliche Entlastungsangriffe der Armee Pflanzer-Baltin

(8. bis 13. August)

In der zweiten Augustwoche forderte der überlegene russische Druck am Dniester gebieterisch, daß der begonnene Angriff der Armee Pflanzer-Baltin in den Karpathen weitergeführt werde. Die Aufgabe, auf den russischen Vormarsch im Raume südlich vom Dniester hemmend einzuwirken, hatte GO. Pflanzer-Baltin in erster Linie dadurch zu lösen gedacht, daß sein linker Armeeflügel, verstärkt durch die deutsche 1. ID., vom Tartarenpaß her angreifen sollte, und zwar möglichst in Tuchfühlung mit dem rechten Flügel der Armee Kövess. Auf Wunsch des GM. Seeckt war aber der Einsatz der deutschen 1. ID. bei Kirlibaba beschlossen worden, um von dort aus in wirksamer Richtung über Schipot a. S. gegen Flanke und Rücken des russischen linken Heeresflügels vorzustoßen (S. 180). Dabei sprach auch der Gedanke mit, durch einen siegreichen Angriff deutscher Truppen in der Bukowina auf Rumänien einen Eindruck zu machen.

Die zur Verstärkung des Karpathenkorps dem GLt. Conta überwiesene deutsche 1. ID. erreichte mit ihrer Vorhut am 9. August den Prislopsattel, war aber sehr weit auseinandergezogen, so daß erst am

11. August nach scharfer Artilleriewirkung der Durchbruch den Kirli-bababach entlang angesetzt werden konnte. Der Angriff der Hauptkräfte der deutschen 1. ID. durch das bewaldete und schluchtenreiche Berggelände östlich vom Kirlibababach gegen das Gestüt von Luczina gewann nur wenig Raum und kam nach zweitägigem Ringen völlig zum Stehen. Das vom Capul aus vorstoßende HIR. 19 der 40. HID. er-oberte am 11. August, unterstützt durch Truppenteile der deutschen

l.ID., die vordersten russischen Stellungen auf der Mägura, konnte dann aber ebenfalls nicht mehr vorwärtskommen. Die auf dem äußersten linken Flügel der 40. HID. eingesetzten Kräfte der deutschen 1. ID. erreichten am 13. August, tief in der Flanke der Mägura, die Gegend von Sarata. Diese Umfassungsgruppe hatte unter Sicherung gegen den am Tomnatikrücken stehenden Feind den Angriff gegen die Höhe Stara Wipczvna fortzusetzen.

In der Mitte der Armee Pflanzer-Baltin war die deutsche 200. ID., GM. Boeß, auf der Dereszkowata und auf dem Plaik südwestlich von Jablonica vor sich verstärkendem Feind stehen geblieben. Zum Schutze ihrer rechten Flanke sicherte das schwache Detachement Mjr. Russ im Quellgebiet des Czeremosz gegen Jalowiczora. Links von der 200. ID. begannen die Russen am 9. August abends die Sicherungen der k.u.k. 68. IBrig. auf dem Kretarücken anzugreifen. GLt. Conta verstärkte diese Brigade durch Truppen der 200. ID. und ließ sie am 12. August den Angriff gegen Żabie weiterführen. In zähen Waldkämpfen eroberten Teile der k.u.k. 68. IBrig. und deutsche Jäger am 12. abends eine russische Stellung südöstlich von Bystrzec. Nach diesem örtlichen Erfolge mußte sich aber der linke Flügel Contas, vor dem sich der russische Widerstand verstärkte, auf die Abwehr beschränken.

Auch die Gruppe FML. Rudolf Krauss (67. IBrig., 202. HIBrig.), die am 11. August gleichzeitig mit dem Karpathenkorps angreifen sollte, konnte nicht mehr in der Richtung auf Kosmacz und auf Tatarów vorstoßen. Die zum Angriff auf die Magurahöhe angesetzte 67. IBrig. hatte schon seit dem 9. August unter andauerndem russischen Gegendruck gestanden. Am 11. mußte sich die bis auf die Höhen östlich von Wo-rochta vorgedrungene 202. HIBrig. — ihr war mittlerweile das abgekämpfte k. k. Landsturminfanteriebataillon 150 zugeschoben worden — eines scharfen russischen Gegenstoßes erwehren. Unter diesen Umständen hatte GO. Pflanzer-Baltin schon am 10. August dem FML. Krauss befohlen, sich auf die Abwehr zu beschränken.

Der rechte Flügel der Armee Kövess entfernte sich durch den Rückzug immer mehr vom linken der 7. Armee. GO. Pflanzer-Baltin rechnete damit, daß die Russen das Schwergewicht ihres Angriffes wieder in die Karpathen gegen seinen linken Armeeflügel verlegen würden. Er verfügte aber hinter der schwachen Gruppe FML. Krauss über keine Reserven. Daher mußte am 13. August die nach Borgo Prund verlegte

3. KD. mit der Bahn nach Körösmezö abtransportiert werden.

Groß war auch Pflanzer-Baltins Besorgnis, daß die Rumänen dem k.u.k. XI. Korps in den Rücken fallen könnten. Er drängte den GLt. Conta zu möglichst raschem Abschluß des nur langsam fortschreitenden Angriffsunternehmens auf Schipot. Am 13. August beantragte er beim Heeresgruppenkmdo. Erzherzog Karl, man möge die russischen Stellungen auf der Mägura und Stara Obczyna noch nehmen lassen, dann aber auf die Fortführung des Angriffes verzichten. Die 40. HID., die schon schwer geblutet hatte, sollte möglichst bald aus der Front herausgezogen und zum Rückenscbutze für das XI. Korps bei Dorna Watra bereitgestellt werden. Die öst.-ung. Heeresleitung glaubte zur Stunde aber trotz der bedrohlichen Nachrichten aus Bukarest nicht, daß die Rumänen schon in den allernächsten Tagen losschlagen würden. Auch war das Heeresgruppenkmdo. Erzherzog Karl nicht damit einverstanden, daß sich die Armee Pflanzer-Baltin schon jetzt in der Bukowina auf Abwehrmaßnahmen beschränke. Die Kämpfe in dem unwirtlichen Gebirgslande nördlich von Kirlibaba hatten wohl deutlich genug den schleppenden Verlauf des Angriffsunternehmens beim Karpathenkorps dargetan. Wenn man jedoch die Russen in Ruhe ließ und nicht ihre Verbindungen bedrohte, so konnten sie sich verstärken und selbst in den Karpathen zum Angriff übergehen, was im Hinblick auf Rumänien verhindert werden mußte. Aus diesen Gründen beschloß man, das Karpathenkorps weiter angreifen zu lassen.

Der beharrliche Druck der Stoßgruppe Contas hatte mittlerweile Letschitzkis Sorge erhöht, daß die in der Nähe der Bukowina vermutete k.u.k. 12. Armee die Offensive ergreifen und auf Czernowitz vorstoßen werde. Auf seinem linken Armeeflügel verfügte Letschitzki nur über die 103. RD. und das III. Kavalleriekorps. Als die deutsche l.ID. in den Bergen nördlich von Kirlibaba zum Angriff schritt, da verstärkte Letschitzki die Front südlich von Schipot a. S. durch die 43. ID., die ihm mittlerweile zugeführt worden war. Ferner stellte er als Reserve die neuangekommene 64. ID. bei Kuty bereit; auch zog er allmählich alle Kräfte des russischen XI. Korps gegen den linken Flügel der Armee Pflanzer-Baltin heran. Sein Plan war, mit der neuzubildenden Gruppe Gen. Rerberg (43. ID., 103. RD., 10. KD., 3.DonKosD., 1. TerekKosD.) und mit dem verstärkten XI. Korps (11., 32., 79., 82. ID., UssuriKosD.), sobald deren Kräfte versammelt waren, in den Karpathen zum allgemeinen Angriff überzugehen, um sich zunächst der Gebirgsübergänge nach Borgo Prund, Borsa und Máramaros-Sziget zu bemächtigen1).

*) K 1 e m b o w s k i, 77 f.

Vorbereitungen zu einer neuerlichen Offensive des Zarenheeres im Raume südlich vom Pripiatj

Regelung der Angriffsziele durch die Stawka

Schon am 9. August war dem Befehlshaber der russischen Südwestfront klar geworden, daß sein Plan, durch zwei zusammenlaufend gegen Kowel angesetzte Durchbruchskeile den Abwehrwall der Gegner zu zertrümmern, zum Scheitern verurteilt war. Brussilow brach daher noch am gleichen Tage, bevor der Fehlschlag ärgeren Umfang annehmen und größere Opfer verschlingen konnte, die Angriffe ab und wies die drei Armeen des rechten Heeresflügels an, zur „tätigen Verteidigung“ überzugehen8). Vom Einsatz der lange aufgesparten Garde, des Stolzes der russischen Kriegsmacht, hatte sich Alexejew im Kampfe um das strategische Ziel Kowel ein entscheidendes Schlachtergebnis erhofft. Es war gänzlich ausgeblieben. Gen. Bezobrazow suchte die Ursachen des Mißerfolges aus der Stärke des gut verschanzten Gegners zu erklären, der zumal an schwerer Artillerie und an Fliegern überlegen gewesen sei. Das Kräfteverhältnis der Angreifer an Kampfmitteln sei demnach von Haus aus, in der zweiten Phase der Schlacht auch nach der Streiterzahl ungünstig gewesen, denn die seit dem 28. Juli eingebüßten 40.000 Mann seien der „Besonderen Armee“ bis zum 8. August nicht ersetzt worden 9). Brussilow läßt in seinen Erinnerungen die Überlegenheit der Deutschen gelten, weist aber noch auf andere, tiefer liegende Gründe hin. Die Gardetruppen, Offiziere wie Mannschaften, seien prächtige Soldaten, von Selbstvertrauen und bestem Kampfgeist erfüllt gewesen, die höheren Befehlshaber hätten jedoch der wünschenswerten Führereigenschaften, Kenntnisse, ja selbst einer ausreichenden Kriegserfahrung entbehrt. Die Garde sei zu lange jedem Gefecht entrückt gewesen. So habe namentlich für die neuartigen, besonderen Verhältnisse des Stellungskampfes, der die Artillerie und die technischen Dienstzweige in den Vordergrund stelle, das notwendige Verständnis gefehlt10).

Brussilow war eben daran, einen neuen Angriffsentwurf vorzulegen, da fiel ihm die Stawka am 11. August mit einschneidenden Verfügungen in den Arm. Während zwei Armeen — so führte Alexejew ausx) — sich vergeblich bemüht hatten, den Gegner vor Kowel zu schlagen, weise der erfolgreiche Angriff der 9., der 7. und des linken Flügels der 11. Armee der Südwestfront den nächsten Weg. Brussilow habe daher den errungenen Erfolg zu erweitern und die Streitkräfte der Mittelmächte, die an der Front Brody—Kimpolung ständen, von der Hauptmasse, die um Kowel und Wladimir-Wolyński vereinigt sei, zu trennen. Damit Brussilow seine ganze Aufmerksamkeit dieser neuien Aufgabe, die der Südhälfte seiner Heeresmacht zufiel, widmen konnte, wurden die Armeen Bezobrazow und Lesch vom 12. August an der Westfront zugeteilt. Das Verfügungsrecht über das IV. sib. Korps (S. 160) ging an Brussilow über.

Der nächste Angriff auf den Raum Kowel war durch den Oberkommandierenden der Westfront, GdI. Ewert, vorzubereiten. Hiezu hatte er die beiden, eben zugewiesenen Armeen durch den Kräfteüberschuß, der nördlich vom Polesie vorhanden war, ausgiebig zu vermehren und tatkräftig angreifen zu lassen. Der Hauptstoß sollte „womöglich in der Richtung auf Kamien Kaszyrskij'c erfolgen. Nördlich vom Pripiatj waren nur soviel Truppen zu belassen, um die Front behaupten und den Gegner durch ablenkende Unternehmen beschäftigen zu können.

Die Nordfront betrieb um diese Zeit noch die Vorbereitungen für eine Landung bei Rojen (IV. Bd., S. 624), die den deutschen Nordflügel umfassen und am 27. August beginnen sollte. Das Flottenunternehmen war durch einen Angriff der 12. Armee bei Riga und der 5. Armee bei Dünaburg zu begleiten.

Die Stawka nahm demnach für die Monatswende wieder einen Generalangriff auf die zwei Kaisermächte in Aussicht. Den im Juli gefaßten Entschluß, an der langen Front der Verbündeten das deutsche Ostheer von der öst.-ung. Hauptmacht abzuspalten (IV. Bd., S. 609), hielt man in Mohilew aufrecht, änderte aber jetzt die Art der Durchführung. Die bisher dem Gen. Brussilow allein zugewiesene Aufgabe wurde geteilt, und seinem Tatendrange ein enger begrenztes Ziel, der Einbruch nach Galizien, vorgezeichnet, während Ewert den Schlag gegen Kowel zu übernehmen hatte. Dabei dürfte, wie der russ. Gen. Zajontschkowskij in seinen „Strategischen Studien“ andeutet, auch der Gedanke mitgespielt haben, den Führer der Westfront, indem man ihm die Verantwortung für ein wichtiges Unternehmen auflud, aus seiner Untätigkeit aufzurütteln. Hatte sich doch Brussilow während der Sommeroffensive oft beklagt, daß seinen Armeen die Hauptlast der Kämpfe aufgebürdet, ihnen von der Nachbarfront aber keine Unterstützung zuteil werde.

Der Befehl der Stawka verlegte somit das Schwergewicht des Zarenheeres noch mehr in den Raum südlich vom Pripiatj und hieß hier zu einer gewaltigen Kriegshandlung rüsten, als deren Träger zwei Heeresfronten ausersehen waren.

Brussilow gab die erhaltenen Weisungen am 12. an seine Armeeführer weiter und traf Anordnungen, „um die Niederlage der öst.-ung. Truppen zu vollenden“. Darnach hatte die 9. Armee mit dem rechten Flügel auf Halicz—Stryj anzugreifen und die 7. Armee ihre Vorrückung fortzusetzen. Die 11. Armee behielt die Stoßrichtung gegen Lemberg und hatte darauf Bedacht zu nehmen, künftig mit dem rechten Flügel zum Angriff übergehen zu können. Auch der Anschlußflügel der

8. Armee, die vorläufig in der Verteidigung zu verharren hatte, sollte ein Zusammenarbeiten mit dem linken Nachbar vorbereiten 1).

Nachdrängen der Russen in Ostgalizien und wechselvolle Kämpfe in den Karpathen

(13. bis 17. August)

Hiezu Beilagen 4 und 5

Aus den Befehlen Brussilows sprach die Hoffnung, daß es den russischen Armeen in Galizien gelingen werde, den zurückweichenden Gegner durch eine rücksichtslose Verfolgung und durch neue Schläge völlig niederzuringen. Allein schon am 13. August ergab sich, daß der Gegner den nach Osten bis an die Strypa vorspringenden Bogen seiner Front planmäßig geräumt hatte, während er im Raume südlich vom !) Klembowski, 91 und Beilage 13.

Dniester hinter der Bystrzyca in einer neuen Stellung hielt. Auch im Quellgebiet des Sereth waren die russischen Erfolge keineswegs so entscheidend gewesen, wie es offenbar bei Brussilow den Eindruck erweckt hatte. Vergeblich hatte Sacharow versucht, durch gleichzeitigen Druck von Norden und von Osten her den bei Pleszkowce vorspringenden Frontbogen abzuschnüren. Dem Gegner war es, wenn auch hart bedrängt, gelungen, die hier stehenden Truppen zurückzunehmen (S. 192) und sie derart der ihnen drohenden Gefahr zu entziehen.

Am 13. August konnten das XVII. und das VII. Korps der Russen nach harten Kämpfen nicht über den Raum um Olejów hinauskommen (S. 192 f.). Als Gen. Sacharow endlich am 14. früh mit seinem linken Armeeflügel wieder vordrängte, da hatte sich die Gruppe GdI. Eben (deutsche 197. ID., Teile der deutschen 115. ID., Masse der deutschen 195. ID., k.u.k. IV. Korps, bestehend aus der 14. ID. und aus Teilen der 33. und der 31. ID.) schon zwischen Zborów und Zwyżyn in einer fast geradlinig verlaufenden Front zu neuer Abwehr eingerichtet. Gen. Sacharow brachte seinen linken Armeeflügel im Verlaufe des 14. August an die neuen Stellungen des Gegners heran und beschloß, sie anzugreifen. Dieser Angriff, vom russischen XVII. Korps erst am 16. nachmittags unternommen, mißlang; das k.u.k. IR. 72 der 14. ID. erwehrte sich bei Manajów aller Vorstöße. Das IR. 12 der 33. ID. warf einen weiter nördlich einbrechenden Feind aus den Gräben. Das V. sib. Korps begnügte sich an der Graberka mit Geschützfeuer gegen die Stellungen der k.u.k. 31. Division. Das russische VII. Korps, das seinen linken Flügel nach Süden bis gegen Zborów ausdehnte, wagte es nicht, die von deutschen Truppen besetzte Front bei Jaroslawice anzugreifen.

Am Nordflügel der russischen 7. Armee war das aus dem Tar-nopoler Brückenkopf vorrückende russische VI. Korps unterdessen bis über die obere Strypa vorgedrungen und begann am 14. August das k.u.k. IX. Korps in der Front zwischen Zborów und Koniuchy anzugreifen. Die russische 23. ID. stieß die Straße von Kozowa aus Brze-żany entlang vor und drang bei Szybalin in die Vorpostenlinie der k.u.k. 55. ID. ein. Dieser Division und auch dem IX. Korps gelang es, das Vordringen des Feindes durch Abwehrfeuer zum Stehen zu bringen. Gegenüber der k.u.k. 54. ID. und der deutschen l.RD. erreichte das russische XVI. Korps am 14. August zwischen Potutory und Zawałów die Złota Lipa. Im Raume südlich von Zawałów drang das finn. XXII. Korps über den Fluß und schob sich bei Toustobaby bis auf nahe Entfernungen an das k.u.k. VI. Korps heran. Das k.u.k. XIII. Korps geriet am 14. auf den Höhen nördlich von Mariampol und am Dniester mit dem heranrückenden russischen II. Kavalleriekorps ins Gefecht.

Am 15. August versuchte Schtscherbatschew mit seinem linken Armeeflügel das XIII. und das VI. Korps an mehreren Stellen aufs peue anzugreifen. Die schwächlichen russischen Angriffe wurden leicht abgewiesen. Nur bei Toustobaby vermochte der Feind in einen Stellungsteil des VI. Korps einzudringen, doch wurde er auch hier hinausgeworfen. Am 17. fanden bei den Armeen Bothmer und Böhm-Ermolli keine wesentlichen Kämpfe statt. Sacharow und Schtscherbatschew unterbrachen die Kampfhandlungen, da der Gegner feste Stellungen bezogen hatte, die jede Verfolgung unmöglich machten. Auch Gen. Letschitzki hatte unterdessen den Angriff aufgegeben. Er folgte mit seiner Armeemitte im Laufe des 14. und 15. August dem k.u.k. VIII. Korps bis an die Bystrzyca Sołotwińska, führte aber den anbefohlenen Stoß auf Halicz nicht durch, weil er sich in der Bukowina durch den starken Druck des Gegners in Flanke und Rücken bedroht fühlte.

Das Heeresgruppenkmdo. Erzherzog Karl erwartete nach dem Durchbruche bei Stanislau, daß die abgekämpfte k.u.k. 3. Armee das Ziel neuer Russenstürme sein werde. Die Reserven (103. RIBrig., 2. Radfahrerbrigade, 10. bayr. ID.), die über Lemberg heranrollten, wurden in den Raum südlich vom Dniester verschoben, wo sie vom 14. August an einlangten. Gleich mit dem Eintreffen dieser Verstärkungen mußte GO. Kövess auf Befehl der k.u.k. Heeresleitung zwei Divisionen, die 51. HID. und die 44. SchD., abgeben. Die 51. HID., die während der Schlacht bei Stanislau hinter der Front des I. Korps notdürftig aufgefüllt worden war, wurde vom 14. August an nach Siebenbürgen befördert, wo sie ihre Auffrischung vollenden und in die gerade in Aufstellung begriffene 1. Armee eingereiht werden sollte. Zum Kommandanten dieser Armee war am 7. August GdI. Arz ernannt und an dessen Stelle FML. v. Fabini mit der Führung des VI. Korps betraut worden. Die 44. SchD. rollte am 16. August als Verstärkung für die Isonzo-front ab. Gleichzeitig mit diesen Truppenverschiebungen versammelte das Heeresgruppenkmdo. Erzherzog Karl die aus der 103. RIBrig. und aus der 2. Radfahrerbrigade gebildete 199. ID., GLt. v. Puttkamer, und die 10. bayr. ID., GM. Burkhardt, im Raume um Kałusz. Dahin entsandte GdI. Falkenhayn, um die Front südlich vom Dniester sehr besorgt, auch das Generalkommando des XXIV. Reservekorps unter dem württembergischen GdI. v. Gerok. Am 17. August war dieser General zur Stelle und übernahm den Befehl über die bisherige Gruppe Kraewel.

Auch beim 3. Armeekmdo. vollzog sich nach dem schweren Rückschlag bei Stanislau ein Personenwechsel. GM. Konopicky, der Generalstabschef der 3. Armee, war erkrankt. Obst. Alfred Freih. v. Waldstätten trat an seine Stelle.

Zu gleicher Zeit nahmen die Kämpfe auch in den Karpathen ihren Fortgang. Am 13. August hatte eine Abteilung der 40. HID., die mit dem deutschen IR. 43 zur Umgehung der Mägurastellung ausgeschickt worden war, die Gegend südlich von Sarata erreicht (S. 194). Zwei Tage später erstürmte diese Gruppe den Westhang der Stara Wipczyna. Gleichzeitig griffen Teile der 40. HID. die Stara Obczyna an, vermochten aber in erbitterten Bajonettkämpfen den zähen Widerstand der russischen 43. ID. nicht zu brechen. GLt. Conta verschob unterdessen von seinem äußersten rechten Flügel, wo alle Vorstöße gegen den Raum um das Gestüt von Luczina erfolglos geblieben waren, Teile der deutschen 1. ID. in das Cibotal, um die Rückenlinie Stara Wipczyna—Mägura aufs neue anzugreifen. Am 17. August war die Stoßgruppe Contas schlagbereit. Ostpreußen und Honvéd (Teile des HIR. 19} griffen zunächst die Stara Obczyna an und erstürmten diese Höhe. Am 18. August um Mittag entriß die deutsche 1. ID. nach heftigem Geschützfeuer den Russen auch die Mägura. Verzweifelt klammerte sich die schwer geschädigte russische 43. ID. auf den Osthängen der Stara Wipczyna noch fest. Gen. Letschitzki zog als Verstärkung die in Kuty bereitgestellte 64. ID. heran. Die Furcht vor einer Umgehung in der Bukowina zwang den russischen Armeeführer, die 37. ID. samt dem Stabe des XVIII. Korps von dem Frontabschnitt bei Stanislau in den Raum um Seletin zu entsenden1).

Das russische XI. Korps hatte inzwischen am Oberlauf des Pruth angegriffen und den linken Flügel der Armee Pflanzer-Baltin in eine ernste Lage versetzt. Am 14. August nachmittags wurde die 202. IIIBrig. bei Ardżeluża und bei Worochta durchbrochen und die 67. IBrig. aus dem Raume von Jablonica verdrängt. Die 202. HIBrig. mußte dem nachstoßenden Feinde das Quelltal des Pruth überlassen und auf den Kukul zurückweichen. Nun nahm FML. Rudolf Krauss die 67. IBrig. auf den Tartarenpaß zurück. Das Detachement Obst. Fráter sah sich bei Zielona vom Feinde rechts umgangen und wich im Bystrzycatal über Rafailowa gegen den Pantyrpaß zurück. Am 15. August bezogen die völlig entkräfteten Truppen der Gruppe Krauss den befestigten Grenzkamm Kukul—Sumaren.

Zajontschkowskij, 78.

Dringend war es jetzt, den linken Flügel der k.u.k. 7. Armee zu verstärken. GO. Pflanzer-Baltin entsandte eine Brigade der bereits in Körösmezö eintreffenden 3. KD. (S. 194) nach Rafailowa. Überdies holte er die am linken Flügel des Karpathenkorps in der Richtung auf Żabie eingesetzte 68. IBrig. über Ruszpolyána auf den Tartarenpaß heran. GLt. Conta nahm die deutsche 200. ID. aus ihren vorgeschobenen Stellungen bei Jablonica auf die Kaptarka und die Skupowa zurück, um Kräfte dieser Division an Stelle der k.u.k. 68. IBrig. gegen Żabie vorschieben zu können. Die Russen breiteten sich im Quellgebiet des Pruth aus und suchten den Grenzkamm zwischen dem Kukul und dem Tartarenpaß zu gewinnen. Nun entschloß sich das Heeresgruppenkmdo. Erzherzog Karl am 17. August, von seinen Reserven die deutsche 2. Radfahrerbrigade hinter den linken Flügel der Armee Pflanzer-Baltin zu verschieben.

Stillstand in Wolbynien

Das von der Stawka gegen Kowel geplante Offensivunternehmen (S. 197) konnte naturgemäß nicht so rasch in die Tat umgesetzt werden; die Vorbereitungen hiezu beanspruchten einige Zeit. Während Brussilows Mitte und Südflügel zunächst der Heeresgruppe Erzherzog Karl nachdrängten, hielt der Nordabschnitt der jetzt verkürzten Südwestfront, der Großteil der 11. und die 8. Armee, verteidigend seine Linien. Auch die Westfront, nunmehr um zwei Armeen nach Süden verlängert, mußte sich vor dem künftigen Angriffe gegen den Raum Kowel zunächst auf die Abwehr beschränken, bis die Armeen Bezobrazow und Lesch neu gegliedert sowie die noch im früheren Angriffsgebiete vor Baranowicze und Wilna liegenden Truppenmassen an den Stochod verschoben waren.

GO. Linsingen benützte den im Bereich seiner Heeresgruppe eingetretenen Stillstand, der nur durch Patrouillen- und Artilleriegeplänkel belebt wurde, um die Widerstandsfähigkeit der Front zu verbessern. Die k.u.k. 4. Armee erhielt eine Verstärkung durch deutsche schwere Batterien. Bis zum 14. August waren die beim k.u.k. X. Korps angeordneten Ablösungen (S. 172) vollzogen. Das IR. 82 fuhr nach Siebenbürgen ab; die drei aus der ersten Linie gezogenen Regimenter der

13. SchD. wurden durch Ersätze aufgefrischt und gefestigt. Das in der Front belassene SchR. 24 trat unter den Befehl der deutschen 10. Landwehrdivision. Das zuletzt eintreffende Regiment dieser Division, das

ÍR. 377, das GdK. Bernhardi im k.u.k. II. Korps erst durch das RIR. 249 der 75. RD. hatte auswechseln müssen, blieb Armeereserve.

Das Heeresgruppenkmdo. übertrug dem GdI. Litzmann das Befehlsrecht auch über das k.u.k. X. Korps, so daß seine Armeegruppe nunmehr die ganze 4. Armee umfaßte. Um dem GO. Tersztyánszky als Führer dieser Armee einen größeren Wirkungskreis zu geben, wurde ihm noch die Gruppe Lüttwitz unterstellt.

Die Heeresleitung brauchte, um die Verteidigung Siebenbürgens einrichten zu können, Befehlsstellen, deren Offiziere des Landes kundig waren. GO. Tersztyánszky erhielt deshalb am 16. August den Auftrag, die Stäbe der 70. HID., GM. Goldbach, ferner der 3. IBrig. und der 208. HIBrig. abzusenden. Die Führung der 70. HID. hatte FML. v. Sor-sich mit dem Personal des 63.IDKmdos. zu übernehmen1).

Bei der Armeegruppe Bernhardi wurde am 13. August versucht, im Abschnitte der 53. ID. die Lage auf der Sandwelle zu bereinigen. Abends brachten vier deutsche Kompagnien der Gruppe Bürkner die Kuppe durch einen gelungenen Überfall in ihre Gewalt. Die Eroberer behaupteten sich zwar über Nacht trotz aller Gegenstöße der Sibiriaken; tagsdarauf mußte jedoch die Stellung unter dem Drucke eines heftigen Gegenangriffes wieder geräumt werden. Die Verbündeten begnügten sich in den folgenden Tagen damit, die Besatzung des Russennestes durch kräftiges Geschützfeuer zu zermürben2).

Hatte die Gefechtstätigkeit an der Front der Heeresgruppe Linsingen erheblich nachgelassen, so wich damit noch nicht die Spannung von den Führern. Es galt, aus dem Verhalten des Feindes Schlüsse auf seine nächsten Absichten zu ziehen. Die Russen begannen, das VIII., das XXXX. und das XXIII. Korps vor der Armeegruppe Litzmann nach links zusammenzudrängen und gleichzeitig das XXXIX. Korps vor der Südhälfte der Gruppe Lüttwitz zu dehnen. Die 12. KD. rückte an den Nordflügel der 8. Armee. Bei den anschließenden Gardetruppen (II. Gardekorps und die Reiterdivisionen) schien eine Ablösung und Verschiebung im Gange zu sein. Der Vormarsch des IV. sib. Korps (S. 172) konnte über Łuck in den Raum südlich der Polanka verfolgt werden. Es war unschwer vorauszusehen, daß sich der Feind mit dem Vorhaben trug, einerseits die Armeegruppen Litzmann oder Marwitz, anderseits die Armeegruppe Bernhardi, etwa vor Mielnica, anzufallen.

J) FML. Sorsich, der aus Albanien kam, wurde bis zu seinem Eintreffen durch den Kommandanten der 8. KBrig., GM. v. Mouillard, vertreten.

2) M e i e n b o r n und G o e b e 1, 124 f.

Führermaßnahmen bei Freund und Feind

Es entsprach nicht der Wesensart des öst.-ung. Generalstabschefs und wurde von ihm sehr drückend empfunden, daß er sich an der Ostfront schon seit dem Juni die Gesetze des Handelns vom Feinde vorschreiben lassen und die namhaften Verstärkungen, die im Laufe des Sommers herangebracht worden waren, lediglich zum Auffangen von Hieben und zum Lückenausfüllen verwenden mußte. Dabei kamen die Verbündeten aus der undankbaren Rolle des Verteidigers nicht heraus. So drängte sich dem GO. Conrad um die Mitte des Monats August, als die Heeresgruppe Erzherzog Karl eben eine schwere Krise überwunden hatte, die Frage auf, ob es nicht in letzter Stunde möglich wäre, einem neuerlichen Ansturm der Russen durch einen Offensivschlag zuvorzukommen und durch einen Waffenerfolg ein gewisses Maß von Handlungsfreiheit zurückzugewinnen. Wohl war Conrad überzeugt, daß Rumänien schon in kurzer Frist in den Krieg eintreten werde. Die Hauptkräfte des rumänischen Heeres standen bereits an der Ost- und Südgrenze Siebenbürgens. Aber es war nicht sicher, ob sich dieser neue Feind für das Losschlagen schon an einen ganz bestimmten Tag gebunden hatte. GdI. Falkenhayn glaubte sogar, daß Rumänien erst im Oktober, nach dem Einbringen der Ernte, das Schwert gegen den Habsburgerstaat ziehen werde1). Wahrscheinlicher jedoch war, daß die Rumänen nur zuwarteten, bis die russischen Armeen wieder zum Angriff schritten und auf den Karpathenpässen erschienen.

Am 17. August besprachen Conrad und Falkenhayn bei einer Zusammenkunft in Teschen verschiedene Angriffspläne. GO. Conrad hielt es — aus Sorge um Lemberg — vor allem geboten, daß die Armeegruppe Marwitz vorstoße. Auch ein Angriff aus dem Raume von Złoczów auf Dubno wurde erwogen. Der öst.-ung. Generalstabschef versprach sich von dieser Richtung nichts Geringeres, als daß die Russen in Wolhynien von Süden her aufgerollt würden. Ernsthaft konnte jedoch an die Verwirklichung einer solchen weitausgreifenden Kriegshandlung nicht gedacht werden, da es ausgeschlossen war, die hiezu nötigen Kräfte — etwa zwanzig Divisionen — aufzubringen. So erschien nur ein rascher, einfacher Stoß, sei es aus der Mitte der Armee Bothmer, sei es aus dem Raume südlich vom Dniester, durchführbar zu sein.

C r a m o n, Bundesgenosse, 76.

Das Heeresgruppenkmdo. Erzherzog Karl verfügte über zwei frische Divisionen (deutsche 199. und bayr. 10. ID.) im Raume um Kałusz. Hinter dem XXIV. Reservekorps stand die 48. RD. bei Halicz bereit (S. 193). Bei der Armee Bothmer war das Osmanenkorps x) eingelangt. Davon hatte die türkische 19. ID. bereits den Verteidigungsabschnitt beiderseits der Bahnlinie Kozowa—Rohatyn übernommen, während sich die türkische 20. ID. noch hinter dem Korps Hofmann in Reserve befand. Vom westlichen Kriegsschauplatz war die deutsche 117. ID. im Antransport nach Galizien begriffen. GFM. Hindenburg wünschte, daß diese Division der Armee Woyrsch zugeführt werde, um die von Teschen für die Isonzofront angeforderte k.u.k. 16. ID. freimachen zu können. GdI. Falkenhayn entschloß sich jedoch in Übereinstimmung mit Conrad, die noch zurollende 117. ID. einstweilen zur 3. Armee zu entsenden. Der am 1. August zum GdK. beförderte Erzherzog Karl Franz Joseph war gesonnen, nach dem Eintreffen dieser Division den Stoß auf Kolomea durchzuführen. Der öst.-ung. Heeresleitung lag überdies sehr daran, daß die Armee Pflanzer-Baltin den beharrlichen, wenn auch langsam fortschreitenden Angriff in der Bukowina weiterbetreibe.

In diesen Tagen gaben auch die Oberbefehlshaber der russischen West- und Südwestfront ihren Armeeführern die Richtlinien für die künftige Offensive bekannt2). Ewert beauftragte am 16. August die Generale Lesch und Bezobrazow, den Gegner durch einen kraftvollen Angriff hinter die Turya zurückzu werfen. Die 3. Armee, der aus den nördlich des Polesie aufgestapelten Kräften der Westfront drei Korps,

XXV., XXVI., XXXIV., zugewiesen wurden, hatte den Hauptangriff auf Kamień Kaszyrskij und Zaprudie zu führen sowie durch einen Begleitstoß den Deutschen bei Pinsk in den Rücken zu fallen. Die „Besondere Armee“, der das I. turk. Korps angegliedert wurde, hatte aus ihrer starken Mitte — hier waren beide Gardeinfanteriekorps zu vereinen — gegen Kowel vorzubrechen. Die 2. Armee, GdI. Smirnow, die seit Anfang August zwischen der 3. und der 4. Armee neu gebildet worden war, sollte, falls ihrem Nachbar Lesch Erfolge zuteil wurden, unterstützend eingreifen. An der weiter nach Norden verlaufenden Front war der Gegner zu binden.

J) Kriegsgliederung des türkischen XV. Korps: Kmdt.: Obst. Schevki Bey, Gstbschef: Obstlt. Hari Bey; 19. ID.: Kmdt. Obstlt. Schefik Bey, 20. ID.: Kmdt. Obstlt. Jasyn Hilmi Bey; 24 Baone., 2 Schwd., 8 Bt., 2 techn. Komp. Durch Zuteilung von öst.-ung. Maschingewehrabteilungen und Batterien wurde die Schlagkraft des Korps gehoben.

2) Z a j o n t s c h k o w s k i j, 61 ff.

Brussilow zeichnete seinen Armeen am 17. die Angriffsziele vor. Der von Kaledin schon am 9. erstattete Vorschlag, das nächstemal nicht mehr bei Kisielin, sondern weiter südlich über Swiniuchy gegen Poryck angehen zu dürfen, wurde berücksichtigt1). Die 8. Armee hatte daher mit starkem Südflügel, dessen Schlagkraft durch das IV. sib. Korps zu erhöhen war, auf Poryck und Milatyn vorzustoßen. Sacharow sollte mit dem linken Flügel oder mit der Mitte der 11. Armee angreifen und seinen rechten Flügel auf gleiche Höhe mit der 8. Armee vorwärtsbringen. Brussilow stand noch immer unter dem Eindruck der siegreichen Schlacht bei Stanislau. Daher wurde Letschitzki neuerdings angewiesen, mit dem rechten Flügel auf Halicz vorzudringen, während der Unke auf Máramaros-Sziget und Kirlibaba zustreben sollte. Schtscherbatschew hatte durch Vorschieben seines linken Flügels den Angriff der 9. Armee zu unterstützen. Den Tag, an welchem die Offensive einsetzen solle, ließen sowohl Brussilow wie Ewert noch offen.

Am 19. August, nach dem Eintreffen der betrüblichen Nachrichten über den Verlust der Mägurastellung (S. 201), sah sich Brussilow genötigt, seine Weisungen, soweit sie den Südflügel der Heeresfront berührten, abzuändern. Der Führer der 9. Armee, Gen. Letschitzki, hielt die ihm zugefallene Doppelaufgabe, zugleich in der Richtung auf Halicz und in den Karpathen anzugreifen, mit seinen Kräften nicht für lösbar. Brussilow beschränkte deshalb die Aufgabe dieser Armee auf den Einbruch nach Ungarn und übertrug den Stoß gegen Halicz der Armee Schtscherbatschew. Letschitzki hatte die Bewegungen der Nachbararmee mit seinem rechten Flügel zu sichern und ihr das XLI. und das XXXIII. Korps sowie die Kauk. Einheimische KosD. zu überstellen. Von der 7. Armee war das VI. Korps mit der 4. und der 16. ID. an die

11. Armee und von dieser das V. Korps an die 8. Armee abzugeben.

Die Ostfront bis zur Kriegserklärung Rumäniens

(18. bis 27. August)

Ereignisse bei der Heeresgruppe Linsingen Hiezu Beilage 4

Da die Russen den Tag, an dem der greise Herrscher der Donaumonarchie sein sechsundachtzigstes Lebensjahr vollendete, zu Überrumpelungsversuchen ausnützen mochten, ordnete GO. Linsingen für

1 K 1 e m b o w s k i, 91 ff. und Beilage 14.

den 18. August schärfste Gefechtsbereitschaft an. Es war auch nicht unwahrscheinlich, daß gegen den Südflügel der Armeegruppe Litzmann, vor dem der Feind starke Kräfte anhäufte, in Kürze ein ernster Angriff losbrechen werde. Das Heeresgruppenkmdo. ließ daher von der deutschen 1. LD., die als Reserve hinter den inneren Flügeln der Korps Hauer und Fath im Raume Werchy—Holoby stand, das LIR. 84 nach Gry wiatki marschieren und auf der Bahn über Kowel nach Iwaniczy fahren.

Aber während GO. Linsingen den Südteil seiner Heeresfront am ehesten gefährdet erachtete, fiel der Feind am 18. plötzlich den Nordflügel, das Kavalleriekorps Hauer, an. Nachdem die russischen Batterien mit anschwellender Wucht vorgearbeitet hatten, griffen die 4. finn. SchD. und Teile der 27. ID. nachmittags die k.u.k. 9. KD., GM. Ritt. v. Le Gay, und den nördlich anschließenden Abschnitt der bayr. KD., GLt. v. Hellingrath, an. Die k. u.k. l.KD. bekam nur mäßiges Artilleriefeuer ab. Hauers öst.-ung. Kavallerieregimenter waren in je eine Reiter- und eine infanteristisch ausgerüstete Schützendivision von Bataillonsstärke geteilt. Die Fußabteilungen hielten die Wehranlagen besetzt, die berittenen Schwadronen waren als Reserven ausgeschieden. Zum Feuergefecht abgesessen stellten diese zwar zahlreichen Truppenkörper aber nur eine geringe Kampfkraft dar. GdK. Hauer hatte, sobald aus der Kanonade an der Front der vom Feinde gewählte Angriffsraum erkennbar war, den beiden bedrohten Divisionen seine Verfügungstruppen zugeschoben. Die nächste Infanterie, das deutsche LIR. 31 der l.LD., war am Morgen auf Geheiß der Heeresgruppe als Ersatz für das abgezogene LIR. 84 von Holoby nach Werchy abmarschiert, mittags jedoch südlich von Jajnozur Umkehr verhalten worden.

Der Anprall der Russen drückte die 9. KD. zwischen Rudka Czer-wiszcze und Tobol zurück; beide Orte mußten preisgegeben werden, desgleichen einige nordöstlich von Tobol liegende Stützpunkte, die von der bayr. KD. besetzt waren. Die Verbündeten klammerten sich nach verlustreichem Kampfe an die nächsten Riegelstellungen und schlossen die Einbruchsstelle ab. GLt. Hellingrath setzte hiezu auch ein deutsches Landsturmetappenbataillon ein. Abends befahl GdK. Hauer den beiden Divisionsführern, gemeinsam mit den eingetroffenen Korpsreserven zum Gegenstoß auf Tobol anzutreten. GO. Linsingen, der schon nachmittags das deutsche Kampffluggeschwader in das Gefecht hatte eingreifen lassen, stellte das LIR. 31 nebst deutschen Batterien zur Verfügung; von der Armeegruppe Bernhardi war ein halbes Bataillon des sächsischen LIR. 350 aus Bol. Obzyr zur l.KD. und ein Bataillon des RIR. 251 nach

Werchv abzusenden. Der Einsatz all dieser zugewiesenen Verstärkungen war aber erst am nächsten Tag möglich. Das deutsche Landwehrregiment, das einen beschwerlichen Marsch auf tiefen Sandwegen in hochsommerlicher Hitze hinter sich hatte, traf in der Dunkelheit, wenig schlagkräftig, hinter dem Nordflügel der 1. KD. ein. So nahmen die 9. und die bayr. KD., letztgenannte durch das k. u.k. DR. 1 verstärkt, den Gegenangriff um 10h abends mit allen verfügbaren Kavallerietruppen und dem deutschen Landsturm allein auf.

Am 19. August, in den ersten Morgenstunden, war im allgemeinen der ursprüngliche Stellungsverlauf mit den beiden verlorenen Orten zurückerobert; da machte der Feind den kaum erstrittenen Erfolg zunichte. Starke Kräfte griffen um 5hfrüh bei Rudka Czerwiszcze neuerlich an und warfen vorerst den Südflügel der 9. KD., die 1. KBrig., zurück, so daß auch die l.KD., GM. Ruiz, ihren Anschlußflügel nördlich von Helenin abbiegen mußte. Zur Stützung der 1. KD. wurde das Halbbataillon des sächsischen LIR. 350 eingesetzt. Das LIR.31, das nach Mitternacht zur 9. KD. vorgezogen worden war, nahm hier die wankende Front auf1). Ein von den Verbündeten versuchter Gegenstoß blieb ohne Wirkung; denn der Feind verstärkte sich andauernd und trachtete hartnäckig, seinen Einbruchsraum zu vergrößern. Mehrfach ritt auch Kavallerie an, konnte aber abgewiesen werden. Die Verbündeten mußten sich darauf beschränken, den Russen das Ausbreiten zu verwehren. Mittags bat GdK. Hauer das Heeresgruppenkommando eindringlich um frische Kräfte. GO. Linsingen veranlaßte, daß die nördliche Nachbargruppe Gronau ein Bataillon des IR. 343 an die bayr. KD. abgebe, und befahl aus dem Bereiche Bernhardis das ganze RIR. 251 und weitere Batterien heran. Die Führung aller auf dem Gefechtsfelde der beiden öst.-ung. Kavalleriedivisionen tätigen deutschen Truppen hatte GLt. Clausius zu übernehmen und den Feind durch einen Gegenangriff zurückzuschlagen.

Gegen Abend stürmten die Russen bei Helenin und Tobol wieder an. Die inneren Flügel der 1. und der 9. KD., denen das Spitzenbataillon des RIR. 251 als Rückhalt diente2), behaupteten sich. Hingegen ging der tagsüber heißumkämpfte Ort Tobol und damit die mühsam aufrecht erhaltene Verbindung zwischen der 9. KD. und den Bayern verloren. Mit Hilfe des Bataillons IR. 343 vermochte GLt. Ilellingrath über Nacht

x) Suhrmann, Geschichte des Landwehr-Infanterie-Regiments Nr. 31 im Weltkriege (Oldenburg-Berlin 1928), 249 ff.

2) Meienborn und G o e b e 1, 125 ff.

die Lage halbwegs zu bessern. Den Gefangenenaussagen war zu entnehmen, daß nun auch Teile der 1. sib. SchD. und der 73. ID. (vom

III. Russenkorps, das gegen die Gruppe Gronau focht) gegenüberstanden. Um der gegen Hauers Front bereits zwei Tage lang ungestüm anrennenden Russen Herr zu werden *), hatte GO. Linsingen unterdessen das LIR. 84 schleunig nach Grywiatki zurückbefördern lassen und überdies bei Hindenburg um Reserven gebeten. Das Landwehrregiment eilte im Nachtmarsch heran; die am 20. in Kowel eintreffende deutsche 25. KBrig. hatte unverzüglich in den Raum Karasin abzurücken.

GdI. Lesch, der Führer der 3. Russenarmee, wollte sich für den bevorstehenden Großangriff neben dem Brückenkopf Zarecze eine zweite Ausfallspforte schaffen 2) und ließ vor der wunden Front Hauers nicht locker. Um die Abwehrschranken der Verbündeten zu zertrümmern, erneuerte der Feind am 20. und 21. August seine gewaltigen Anstrengungen und wandte sich nunmehr besonders gegen die Strecke Tobol—Stare Czerwiszcze des Abschnittes Hellingrath. Allein die bayrischen Reiter, die ihre Stützpunkte vielfach im Handgemenge verteidigten, und die öst.-ung. Kaiserdragoner waren unbeugsame Gegner, vor denen die dichten Sturmreihen zerschellten3). Die durch deutsche Infanterie und Artillerie versteiften Divisionen Le Gay und Ruiz schlugen gleichfalls alle Vorstöße ab. Hinter den Angreifern, auf dem Ostufer des Stochod, wurden, wie Funksprüche verrieten, vier Reiterdivisionen (IV. Kavalleriekorps und Korps Wolodtschenko) um Griwa versammelt. Vermutlich sollte diese Reitermasse einen von der Infanterie errungenen Erfolg durch Nachstoßen ausweiten. GO. Linsingen raffte daher für seinen bedrohten Nordflügel alle erlangbaren Verstärkungen zusammen. Die preuß. Leibhusarenbrigade, von GFM. Hindenburg aus dem Bereiche der k.u.k. 2. Armee (S. 193) herangezogen, erreichte am 22. August Holoby, die 25. KBrig. Jajno. GdK. Bernhardi hatte aus dem Korps Fath nebst dem allerdings nur zwei Kompagnien starken SchR. 18 das deutsche LIR. 33 und schwere Batterien zu Hauer geschoben.

Mittlerweile war aber die Unternehmungslust des Feindes, der sehr große Verluste erlitten hatte, merklich gesunken. GLt. Clausius verlegte

!) Die k.u.k. 9. KD. wies bereits einen Abgang von 2000 Mann aus, die 1. KD. hatte 600 Mann eingebüßt.

2)    Zajontschkowskij, 64.

3)    Frauenholz, Das K. B. 2. Kürassier- und Schwere Reiter-Regiment ^München 1921), 260 ff. - Hutschenreuther, Das K. B. 1. Chevauxlegers-Regiment im Weltkriege 1914 —19 (München 1922), 76 ff. - G e b s a 11 e 1, Das K. B. 1. Ula-nen-Regiment Kaiser Wilhelm II., König von Preußen (Augsburg 1924), 166 ff.

den für den 22. August geplanten Gegenangriff, der aus dem Gefechtsraum der 9. KD. im Verein mit der bayr. KD. gegen Tobol zu richten war, auf den nächsten Tag.

Am 23. wurde an den Anschlußflügeln der beiden Divisionen je eine aus deutschen Bataillonen geformte Stoßgruppe zum Angriff angesetzt. Der Erfolg war aber gering1). Tobol konnte dem Feinde nicht entrissen, sondern nur der die Ansiedlung umspannende Frontbogen etwas verkürzt werden. GLt. Clausius kam zu dem Entschlüsse, den Angriff erst mit vermehrtem schwerem Geschütz zu wiederholen. GdK. Hauer erhielt vom Heeresgruppenkmdo. außer der schon unterstellten Leibhusarenbrigade das eben eingetroffene deutsche LIR. 37 zugewiesen; der bayr. KD. half die Gruppe Gronau mit zwei Reiterregimentern aus, denen tags darauf noch eine Kavalleriebrigade folgte. Als Heeresgruppenreserve behielt GO. Linsingen die 25. KBrig. zurück, zog aber außerdem von der 86. ID. das IR. 344 und eine Artillerieabteilung nach Werchy.

Bis zum 27. August wurden die Angriffsvorbereitungen weiter betrieben. Der Feind störte sie nicht. GLt. Clausius übertrug den Befehl in der Frontstrecke von Helenin bis zur Straße Tobol—Pniowno, wo die bayrische KD. anschloß, an zwei deutsche Brigadiere. Die in dem bisherigen Abschnitte der 9. KD. noch eingesetzten öst.-ung. Reitertruppen, die stark zusammengeschmolzen waren, wurden größtenteils herausgelöst und als Reserven gesammelt. Die erste Linie nahm deutsche Infanterie ein. Am 28. hatte der Führer des nördlichen Brigadeabschnittes, Obst. Feldtkeller, mit drei deutschen Regimentern den Angriff auf Tobol wieder aufzunehmen. Überdies konnte GLt. Clausius über die Truppenteile der 86. ID. verfügen. Die deutsche 25. KBrig., die noch nicht ins Gefecht gekommen war, ließ Linsingen jedoch zur Bahn nach Grywiatki abgehen; sie wurde sodann zur 2. Armee abbefördert. Der Feind zog inzwischen die hinter der Einbruchsstelle vereinigte Reitermasse in die Breite auseinander, schien also seine Hoffnung, die Geschwader durch eine Frontlücke vorjagen zu können, bereits aufgegeben zu haben. Allerdings konnten die Verbündeten von einem am 27. August eingebrachten Gefangenen, der der 65. Russendivision angehörte, erfahren, daß vor Tobol frische Angreifer vom XXVI. Korps auftraten.

Bei der Armeegruppe Bernhardi entfaltete das Korps Fath, um den Feind zu binden, im Vorfelde eine rege Tätigkeit. Kleine Abteilungen,

!) Bernhardi, Eine Weltreise 1911/12, III, 209.

die bis zu den nächsten Stochodarmen streiften, taten den Russen durch Aufheben von Feldwachen, Einschütten von Grabenstücken und Zerstören von Stegen vielfach Abbruch. Im Abschnitt der 53. ID. säuberte die Gruppe Bürkner durch einen Handstreich, den Teile des preußischen IR. 150 und des bayrischen IR. 3 in der Nacht vom 20. auf den 21. August ausführten, die Sanddüne von den letzten Russennestern. Die wochenlang umstrittene Bodenwelle konnte nur durch Postierungen gesichert werden; denn einer zahlreicheren Besatzung in zusammenhängender Linie war der Aufenthalt unmöglich. Haufen von Gefallenen, der Sonnenglut ausgesetzt, verpesteten' die Luft; beim Anlegen neuer Gräben stieß man überall auf nur notdürftig verscharrte Leichen

Die umfangreichen Truppenzuschübe zur 3. Russenarmee (XXV.,

XXVI. und XXXIV. Korps) wurden bereits den verbündeten Führern bekannt; unklar blieb nur, welche Gruppierung der Feind anzunehmen beabsichtige. Im Vorgelände des k.u.k. II. Korps und der deutschen 107. ID., vor der alle vier Infanteriedivisionen der Zarengarde festgestellt wurden, arbeiteten die Russen an ihrer beliebten Angriffsvorbereitung, einem Netz von Wabengräben. Die Verbündeten antworteten mit nächtlichen Ausfällen und überraschenden Kanonaden. Damit der rechte Flügel der Armeegruppe Bernhardi nach dem Abgange der deutschen 10. LD. nicht jeglicher Reserve entbehre, schob GO. Linsingen aus dem Bereiche der Gruppe Lüttwitz, vor der auch der Feind namhafte Kräfte abgezogen hatte, die noch vorhandenen Teile der 86. ID. bis zum 25. August in den Raum um Holoby.

An der Front der 4. Armee und der Armeegruppe Marwitz wurde der starre Stellungskrieg bis zum 27. August nur durch kleine Kampfhandlungen unterbrochen, die man um örtlicher Vorteile oder der Aufklärung willen führte. Am 18. August abends gelang es den Russen, am linken Flügel der deutschen 10. LD., im Walde nördlich von Szelwow, in den Graben des SchR. 24 einzudringen; doch war der Zwischenfall bald wieder behoben. Zahlreiche, während der nächsten Tage im Bereiche der 4. Armee unternommene Vorstöße, die Gefangene und sonstige Beute einbrachten, klärten das Bild über die Kräfteverteilung des Feindes. Er schwächte den Nordflügel der 8. Armee vor der Gruppe Lüttwitz und drängte seine Divisionen vor der Armeegruppe Litzmann zusammen. Seit dem 20. August wußten die Verbündeten, daß eine Division des IV. sib. Korps zwischen Bubnow und Pustomvty die Front verdichtete. Das Feuer, das die russischen Batterien in der Folgezeit Geschichte des * Infanterie-Regiments Nr. 150, I, 296 ff. Stengel, 75.

auf das Korps Szurmay und auf die Gruppe Beckmann abgaben, erweckte den Eindruck des Einschießens. Die Annäherungsgräben, die ebenfalls gegen diesen Frontteil Litzmanns vorgetrieben wurden, sprachen deutlich für einen bevorstehenden Angriff, den auch Gefangene für den 28. August ankündigten.

Zur Abwehr mußten Reserven bereitgestellt werden. Die 4. Armee erhielt von der Heeresgruppe das deutsche IR. 42, das am 27. nach Lokaczy gelangte, und überließ das IR. 377 dem GdI. Litzmann. GFM. Hindenburg zog die seinerzeit der Heeresgruppe Erzherzog Karl überlassenen Reserven (S. 184) wieder an sich und schob, vorläufig noch zu seiner Verfügung, das deutsche Jägerregiment 6 über Poryck nach Koniuchy vor; weitere deutsche Kräfte (Detachement Mohs und IR. 373) versammelte er um den Bahnknoten Kowel.

Der Führer des deutschen X. Korps, GLt. Walter Lüttwitz, wurde am 21. August abberufen und hatte seinen Posten mit dem GLt. Schmidt v. Knobelsdorf, dem bisherigen Generalstabschef des Kronprinzen Wilhelm, zu tauschen. Die öst.-ung. Heeresleitung forderte am 19. August von der 29. ID. den Stab der 57. IBrig. für Siebenbürgen an; den Befehl über den Frontabschnitt dieser Brigade übernahm das bisher ausgeschaltete 58. IBrigkommando. Von der 13. SchD., die mit drei Regimentern aus der Front gelöst worden war (S. 202), rollte die 26. SchBrig. am

24. August zur Armee Woyrsch ab, um deutsche Kräfte, die dort herausgezogen wurden, zu ersetzen.

Kämpfe in Ostgalizien und um den Karpathenkamm (18. bis 27. August)

Hiezu Beilage 5

Die Lage der Verbündeten in Ostgalizien hatte sich nach der Monatsmitte insofern gebessert, als die Armeen Böhm-Ermolli, Bothmer und Kövess in festen Stellungen den nachdrängenden Russen Einhalt geboten (S. 198 ff.). Hingegen rechnete die Heeresgruppe Linsingen mit einem neuerlichen Angriff des Feindes auf den Raum um Kowel und Władimir-Wolynski. Das Kavalleriekorps Hauer war am 18. August bereits angefallen und eingedrückt worden (S. 207). Unter diesen Umständen hatte sich GFM. Hindenburg, wie eben geschildert wurde, veranlaßt gesehen, seine Heeresreserven, die er dem Erzherzog Karl Franz Joseph zur Verfügung gestellt hatte, nach Wolhvnieii abzuziehen. Außerdem wurde von der deutschen 2. KD., die GM. v. Etzel zum Schutze Lembergs bei Ożydów versammelte (S. 193), die Leibhusarenbrigade mit der Bahn nach Kowel gefahren (S. 209).

Während dieser Truppen Verschiebungen unterbrachen die Russen die Ruhe an der ostgalizischen Front durch einen kurzen Vorstoß gegen den rechten Flügel der Armee Böhm-Ermolli. GdK. Sacharow suchte am 21. August durch umfassenden Angriff mit dem XVII. und dem

V. sib. Korps den Frontbogen Manajów—Czepiele einzudrücken. Das gelang ihm aber nicht. Bei Manajów und bei Batków brach der russische Angriff vor den Gräben der 14. ID. zusammen. Bei Zwyżyn drangen die Russen in die Stellung der k.u.k. 31. ID. ein, wurden aber durch Einsetzen von Reserven (Teilen der 14. ID. und der deutschen 195. ID.) zum Stehen gebracht. Der Kampf dehnte sich bis Zarków, in den Verteidigungsabschnitt der 27. ID., aus; aber auch hier war den Russen kein Erfolg beschieden.

Gen. Sacharow wollte schon am 22. August den Angriff wieder aufnehmen. Er ließ diese Absicht rasch fallen, als ihm das Kommando der Südwestfront riet, die Kräfte für die beabsichtigte neue Offensive zu sparen1). Nur bei Zwyżyn wurde am 22. August noch weiter gekämpft. Drei Tage mußten hier Truppen des k.u.k. IV. Korps und der deutschen 195. ID. ringen, bis es ihnen gelang, ein Grabenstück von etwa 300 m Länge zurückzuerobern, in das die Russen eingedrungen waren.

Die Atempause, die Gen. Sacharow seinen Divisionen zur Vorbereitung eines neuen Schlages gewährte, ermöglichte auch dem Gegner, verschiedene Truppenverschiebungen und Ablösungen durchzuführen. Am

25. August übernahm GM. Etzel den Befehl über den aus Truppen der 33. ID. und der 106. LstlD. zusammengesetzten Südflügel des

XVIII. Korps. Als Verstärkung für diesen Korpsflügel und für den linken Flügel des V. Korps wurden Teile der deutschen 2. KD. in die wichtigen Verteidigungsabschnitte beiderseits der Lemberger Bahn eingeschoben. Als Reserven standen am 27. August weitere Teile der deutschen 2. KD., zwei Bataillone des k.u.k. IR. 76, das k.u.k. IR. 83 und Teile der deutschen 115. ID. (Brigade Melior) hinter der Mitte und dem rechten Flügel der Armee Böhm-Ermolli bereit. Hier und am linken Flügel der deutschen Südarmee erwartete die k.u.k. Heeresleitung einen Vorstoß der Russen über Złoczów auf Lemberg.

Bei der Armee Bothmer übernahm unterdessen das ganze türkische XV. Korps (S. 205) den Frontabschnitt zwischen der 1. RD. und der

') Klembowski, 95.

54. ID. von Lvsa bis Potutory an der Zlota Lipa. Die freigewordenen Kräfte der 55. ID. rückten als Reserve hinter den Nordflügel und die Mitte der Südarmee. Nur ein Regiment der 55. ID. verblieb rechts neben der 54. Division. Auf dem Südflügel des IX. Korps wurden alle Truppen der 38. HID. vereinigt.

Bei der Armee Kövess wurde am 21. August die abgekämpfte deutsche 105. ID. aus der Front herausgezogen und als Heeresgrnppen-reserve nach Halicz verlegt. Dafür verstärkten die 48. RD. und deutscher Landsturm den Verteidigungsabschnitt des XXIV. RKorps. Teile der freigemachten 5. HKD. und der 6. KD. wurden in die Mitte des

VIII. Korps, zwischen der 59. ID. und der 42. HID., eingeschoben. Die Russen entfalteten an der Bystrzyca und an der Zlota Lipa eine rege Erkundungstätigkeit. Annäherungsversuche des Feindes gegen den Südflügel der Südarmee und Gegenunternehmungen des XIII. und des

VI. Korps führten am 24. und in der Nacht auf den 27. August zu lebhaften Kämpfen. Es schien, als ob die Russen das XIII. Korps angreifen wollten. Sie verschoben ihr XXXIII. Korps über den Dniester nach Norden.

Mehr als im ostgalizischen Flachland lebte während der zweiten Augusthälfte die Kampftätigkeit in den Karpathen auf. Während die Stoßgruppe Contas (Teile der deutschen 1. ID., 40. HID.) am 18. August die Mä-gurastellung erstürmte, mußten sich die am Westhang der Stara Wipczyna stehenden Abteilungen der deutschen 1. ID. russischer Gegenstöße erwehren. Auch an den beiden folgenden Tagen (19. und 20. August) setzten die Russen hier und gegen die Mägura ihre Vorstöße fort, wurden aber abgewiesen. Am 22. August entrissen die Deutschen den Ostteil der Stara Wipczyna dem Feinde. Fast 4000 Gefangene, 25 Maschinengewehre, ein Minenwerfer und zwei Geschütze zählte das Karpathenkorps in den letzten Kämpfen als Beute. Aber schon am 23. abends und in der Nacht auf den 26. wiederholten die Russen — es waren dies offenbar Truppen der von Kuty herangeholten russischen 64. ID. — ihre Vorstöße gegen die Stara Wipczyna. Abermals wurde der Feind von den Ostpreußen und der Honvéd abgeschlagen. Die 11. HKD., die mittlerweile in Siebenbürgen aufgefüllt worden war, rollte jetzt als Schutz für Flanke und Rücken des XI. Korps nach Dorna Watra heran, wo sie bis zum 30. August versammelt sein sollte.

Auf dem linken Flügel des Karpathenkorps waren am 18. August Truppen der deutschen 200. ID. zum Angriff in der Richtung auf Żabie angetreten, um die auf den Tartarenpaß zurückgedrängte Gruppe FML. Rudolf Krauss zu entlasten. Unter Kämpfen mit Teilen des russischen

XI. Korps erreichten die Deutschen am 19. August die Höhen Kreta und Stepanski und wiesen in den folgenden Tagen feindliche Vorstöße aus dem Raume von Żabie ab.

Die Hauptkraft des russischen XI. Korps war aber inzwischen vom obersten Pruth der Gruppe FML. Krauss nachgerückt und suchte den Tartarenpaß von Osten her zu umgehen, indem es mit der 11. ID. am 18. August die 202. HIBrig. in ihren Befestigungen am Grenzkamm nächst dem Kukul angriff. Die Honvéd vermochte sich zunächst zu behaupten, wurde aber am 19. aufs neue heftig angegriffen. Sie verlor den Kukul und wurde in das Laszczynatal auf Klauzura Kożmieska hinabgedrängt. Die Russen standen nun in der Flanke des Tartarenpasses. Eiligst wurden die mittlerweile in Körösmezö eintreffenden Reserven, zwei Bataillone der 68. IBrig., dem Obst. v. Sávoly zur Zurückeroberung des Kukul nach Klauzura zugeschoben. Dahin sollte auch die von Kałusz noch zurollende, nur drei Bataillone starke deutsche 2. Radfahrerbrigade folgen.

Am 21. August verschlimmerte sich die Lage. Die deutsche 200. ID. wurde auf den Höhen Kreta und Stepanski in neue Kämpfe verwickelt. Sie wies die russischen Stürme blutig ab. Aber links von ihr rückten, die Russen verwegen bis auf den Turkul vor, umgingen die auf der Höhe Spyci stehenden Landsturmsicherungen und setzten sich auf dem Tom-natikrücken fest. GLt. Conta hatte keine andere Wahl, als den gefährdeten linken Flügel der 200. ID. auf den Grenzkamm zurückzuschwenken. Die bereits der Gruppe Krauss überwiesene deutsche 2. Radfahrerbrigade mußte mit der Bahn nach Rahó gefahren und an den linken Flügel des Karpathenkorps herangeholt werden, wo sie am 25. August eintraf.

Im Angriff auf den Kukul hatten die 68. IBrig. und die 202. HIBrig. inzwischen langsam Boden gewonnen. Am 23. eroberte die Honvéd eine Stellung östlich von Klauzura zurück, kam dann aber zum Stehen. Fünf Gegenstöße der Russen mußten am 24. nachmittags von der 202. HIBrig. in erbittertem Ringen abgeschlagen werden.

Am Tartarenpaß hatte der linke Flügel der 67. IBrig. am 20. August eine Vorstellung verloren. Ein Gegenangriff, am 21. unternommen, drang nicht durch. GO. Pflanzer-Baltin verstärkte die Besatzungen auf dem Tartarenpaß durch die gesamten Fußschwadronen und durch die Reiter der 10. KBrig. der 3. Kavalleriedivision. Die andere Brigade der Division, die 17., die in das Tal der Bystrzyca Sołotwińska entsandt worden war (S. 202), warf die gegen den Pantyrpaß vorgedrungenen russischen Abteilungen von Stellung zu Stellung und erreichte am 22. August die Gegend halben Wegs zwischen Rafailowa und Zielona. Dort wurde die 17. KBrig. am 23. nachmittags durch einen Vorstoß der Russen vom Gavorrücken her umfaßt. Sie mußte wieder gegen Rafailowa zurückgenommen werden, wo sie am 24. Stellung nahm, um den Zugang auf den Pantyrpaß zu sperren. Zur Verstärkung schob GO. Pflanzer-Baltin auch die auf dem Tartarenpaß stehenden Truppenteile der 3. KD. über das Gebirge nach Rafailowa.

Das Heeresgruppenkmdo. Erzherzog Karl hatte sich am 19. August entschlossen, die über Lemberg anrollende deutsche 117. ID. nach Mdra-maros-Sziget weiterzuleiten. Tags darauf berief der Erzherzog-Thronfolger das I. Korpskmdo. unter GdK. Freih. v. Kirchbach in die Karpathen. Die 42. HID. wurde dem VIII. Korps unterstellt. Die Bedrohung von Máramaros-Sziget mußte beseitigt und der auf dem Grenzkamm östlich des Tartarenpasses vorgedrungene Feind wieder zurückgeworfen werden. Am 23. August übernahm GdK. Kirchbach den Befehl über den linken Flügel der 7. Armee (202. HIBrig., 34. ID., 3. KD.). Ihm wurde auch die vom 22. August an in Körösmezö einlangende deutsche 117. ID. unterstellt. Diese Division war auf Befehl Pflanzer-Baltins bei Klauzura zu versammeln; sie sollte am 30. den Kukul zurückerobern. In diesem Gebiet gingen die Kämpfe inzwischen weiter. Am 25. abends wurde die 202. HIBrig. bei Klauzura aufs neue von den Russen angefallen. Sie mußte einen Teil ihrer Stellungen aufgeben. Zwei Tage später, am 27. August, stießen die Russen auch gegen den Grenzkamm nordwestlich vom Kukul vor; doch wurden sie von der k.u.k. 68. IBrig. zurückgeschlagen.

Rückblick auf die Augustkämpfe im Osten

Wieder war in Ostgalizien und in Wolhynien für die Streiter der Mittelmächte ein Monat schwerster Kämpfe dahingegangen. Die Erfolge, die die Russen im Juni und im Juli erkämpft hatten, waren die Frucht von Kriegshandlungen gewesen, die von einem Nebenunternehmen ihren Ausgang genommen hatten; der für Mitte Juni geplante Hauptangriff des Zarenheeres hätte im Raume nördlich vom Pripiatj losbrechen sollen. Jetzt im Hochsommer, seit dem 28. Juli, warf sich etwa die Hälfte der russischen Wehrmacht in voller Planmäßigkeit auf die weniger widerstandskräftige Front südlich von Pinsk. Ansturm auf Ansturm brandete gegen die vielfach schon unterhöhlten Wälle heran. Die Verbündeten blieben gänzlich in die Rolle des Verteidigers gedrängt. Ansätze zu einem offensiven Vorgehen wurden durch den Feind erstickt, sie vermochten sich nur in den Waldkarpathen in bescheidenem Grade auszuwirken. Sonst diktierte der russische Koloß nach wie vor allerorts das Gesetz des Handelns, und der Verteidiger mußte mancherlei blutig erkämpften Boden preisgeben, um nur überhaupt die Geschlossenheit der so schwer bedrängten Abwehrfront aufrecht erhalten zu können.

Bei der Heeresgruppe Linsingen, in Wolhynien, hatte sich im August die Einbuße an Gelände noch in erträglichen Grenzen gehalten. Die Armeegruppe Bernhardi war aus dem Stochodknie östlich von Mielnica auf eine verkürzte, gerade verlaufende Sehnenstellung zurückgewichen, wobei die Tiefe des Raumverlustes zehn Kilometer betrug. Die Gruppe Lüttwitz hatte ihren östlich vom Stochod verbliebenen Frontteil um eine Strecke von zwei Wegstunden gänzlich auf das Westufer verlegt und damit einen durch ein natürliches Hindernis geschützten Verteidungsab-schnitt gewonnen. Die k.u.k. 4. Armee hatte dem Feinde eine bis zu fünf Kilometer tiefe Zone überlassen. Von einer weiteren, tiefgreifenden Verschlechterung der Lage konnte man bei all diesen Gelegenheiten nicht sprechen. Im Gegensatz hiezu war der Raumverlust bei der Heeresfront Erzherzog Karl in Ostgalizien wohl als empfindlich zu bezeichnen. Die Truppen der Verbündeten wurden hier beiderseits vom Dniester fast um 50 km zurückgedrängt. Der Rückzug der 3. Armee hinter die Bystrzyca Sołotwińska und der des rechten Flügels der 2. Armee in das Quellgebiet der Strypa zwang auch die Südarmee des GdI. Bothmer, die bisher, einem Wellenbrecher gleich, jedem Anprall der Russen getrotzt hatte, den Nachbarn zu folgen und ihren der Umklammerung ausgesetzten Frontbogen zu räumen. Der neuerliche Rückschlag südlich vom Dniester war auch wegen der Bedrohung der Erdölgebiete von Drohobycz und Borysław und wegen der Nähe Rumäniens besonders bedenklich.

Ende August standen die Verbündeten, im Großen gesehen, am Stochod und von da in einer fast gerade gegen Süden verlaufenden Linie, die bei Strzemilcze den Styr erreichte. Der Boldurka folgend, gewann die Front über Zborów, östlich an Brzeżany und Halicz vorbei, am Ursprung der Bystrzyca Sołotwińska die Karpathen. Der rechte Heeresflügel endete an der Dreiländerecke bei Dorna Watra.

Seit den Tagen von Łuck und Okna war die Front der Mittelmächte Schritt für Schritt zurückgewichen. Hartnäckigster Gegendruck hatte die Fortschritte des Feindes wohl zeitweilig zu hemmen, nirgends aber hintanzuhalten vermocht. Durch die Rücknahme der Südarmee war der letzte Rest der Dauerstellung verloren gegangen, die die verbündeten Heere im Herbst 1915 erkämpft hatten.

Die Verluste des öst.-ung. Nordheeres hatten sich im Monat August neuerlich empfindlich erhöht. In der Zeit vom 1. Juni bis zum 31. August gingen nach den amtlichen Aufzeichnungen insgesamt verlorenx):

tot verwundet

krank

gefangen und vermißt

Summe

Offiziere

959

3.669

4.177

5.348

14.153

Mannschaft

29.2S6

149.944

98.164

322.040

599.434

Zusammen

30.245

153.613 102.341

327.38S

613.587

Zu diesen gewaltigen Menschenverlusten trat noch die große Einbuße an Geschütz, Maschinengewehren, Minenwerfern, Kriegsgerät aller Art und auch an den sehr kostspieligen und mannigfaltigen Etappeneinrichtungen, die hinter der Dauerstellung eingebaut waren und nicht mehr geborgen werden konnten. War schon die Ersatzlage in ÖsterreichUngarn neuerdings wieder recht kritisch geworden, so drückte der Ausfall an Kampfmitteln und Kriegsgerät bei dem zunehmenden Mangel an Rohstoffen nicht weniger schwer. Der Nachschub an Mann und Material vermochte in keiner Weise mehr mit den Verlusten Schritt zu halten. Auch das Heranführen von Verbänden anderer Fronten war bei der Hochspannung auf dem italienischen Kriegsschauplatz im August völlig unmöglich geworden. Die k.u.k. Heeresleitung war im Gegenteil genötigt, eine der wenigen deutschösterreichischen Divisionen, die an der russischen Front fochten, die 44., wieder an den Isonzo abzuziehen.

Zu all diesem Übel mußten aber die Führer aller Grade noch eins wahrnehmen. Unter den schweren Keulenschlägen des Russen hatten in einer Zeit, da sich auf der italienischen Walstatt die habsburgischen Regimenter unbekümmert um unvermeidbare Rückschläge in ungebrochener Kraft des nach Zahl und Ausrüstung übermächtigen Feindes erwehrten, die Widerstandsfähigkeit und das moralische Gefüge des

1 / Vgl. die entsprechende Übersicht für die Monate Juni und Juli im Bd. IV, S. 663. — Nach den Angaben Brussilows wurden unter seinem Kommando vom 4. Juni bis zum 12. August 8255 Offiziere und 370.173 Soldaten als Gefangene eingebracht; da hier auch deutsche Kämpfer mitinbegriffen sind, scheinen diese Zahlen nicht weit fehlzugehen. Außerdem verzeichnet der russische General eine Beute von 496 Geschützen (Broussilov, 219).

öst.-ung. Nordheeres in seiner Gesamtheit bedenklich gelitten, mochten sich auch zahlreiche Truppenteile noch hervorragend schlagen. Wohl waren Mißerfolge und Stunden der Bedrängnis auch den reichsdeutschen Mitstreitern nicht erspart geblieben. Aber fast nie hatten sie solchen Umfang angenommen wie in den Abschnitten, in denen öst.-ung. Truppen auf sich allein angewiesen waren. Auch die Kosakenfurcht kam als Erbübel aus den ersten, so verlustreichen Schlachten wieder manchenorts zur Geltung. Begreiflich, daß die Führung jeder neuen Widerstandsprobe mit wachsender Sorge entgegensah.

In dieser materiellen und seelischen Not mußte immer wieder der Bundesgenosse einspringen. Er tat es, allem eigenen Ungemach im Westen zum Trotz, das auch ihn einer moralischen Krise keineswegs überhob, nach besten Kräften. An allen Teilen der Front tauchten allmählich deutsche Bataillone auf, „Korsettstangen“, wie sie der preußische Soldatenwitz ohne übermäßige Rücksicht auf die Empfindlichkeiten des „Bruders Schnürschuh“ nannte. Und geschichtliche Wahrhaftigkeit verpflichtet zu der Feststellung, daß in jenen kritischen Wochen die Sicherheit einer Stellung vielfach nur dann gewährleistet war, wenn deutsche Truppen an der Behauptung mit wirkten. Unvergleichlich reichere Ausstattung der deutschen Verbände mit Kampfgerät trug selbstverständlich das Ihrige zu dieser Erscheinung bei. Gewiß ist es richtig, daß es bei alldem auch nicht ohne Reibung abging. Der reichsdeutsche Helfer fand nicht immer die richtige Art, sich dem bedrängten Bundesgenossen an die Seite zu stellen. Es fehlte ihm wohl auch an dem Verständnis für die außerordentlich schwierigen Verhältnisse, unter denen das habsburgische Völkerreich den Krieg führte, und die mit zunehmender Kriegsdauer immer verwickelter wurden. Nicht selten war er mit einem harten Urteil früher bei der Hand, als es seine Kenntnis der Dinge und die Umstände rechtfertigte. Daraus entstanden Verstimmungen und wohl auch schwerere Mißhelligkeiten, allerdings weniger bei den Truppen selbst, wo die Kämpfer und Unterführer der öst.-ung. Wehrmacht das Erscheinen des deutschen Freundes doch fast immer mit einem befreienden Aufatmen begrüßten, als vielmehr bei den k.u.k. Stäben, wo der Einsatz der zahlreichen deutschen Befehlsstellen in zunehmendem Ausmaße als bitter bis zur Unerträglichkeit empfunden wurde*) und man in Augenblicken der Entspannung dann auch nur allzuleicht der Sehnsucht vergaß, mit der man der Hilfe des Bundes-

Vgl. u. a. Werkmann, 60 ff., wo die Verhältnisse beim Ileeresgruppen-kommando Erzherzog Karl ^Generalstabschef Seeckť geschildert werden.

genossen vor seinem Herankommen entgegengesehen hatte. Handelte es sich hier um Reibungen, die noch bei keinem Bündniskrieg gefehlt hatten und im Lager der Feinde nicht weniger vorkamen, so fielen die innen- und außenpolitischen Folgen, die sich aus dem wachsenden militärischen Übergewicht Deutschlands über Österreich-Ungarn für dieses ergaben, bei der schwierigen inneren Verfassung und bei der nicht minder verwickelten internationalen Stellung des Habsburgerreiches stärker ins Gewicht als bei irgendeiner anderen kriegführenden Macht.

Die russische Führung hatte in der abgelaufenen Kampfperiode große Ziele angestrebt und entscheidungbringende Erfolge erwartet. Sie waren ausgeblieben. Die Russen hatten wohl einen neuen Geländegewinn zu verzeichnen, das so heiß ersehnte Operationsziel Kowel wurde jedoch nicht erreicht. Der Stoß auf Lemberg machte nach der Schlacht bei Brody über den Sereth hinaus nur geringe Fortschritte. Im Dniestergebiet glückte zwar ein Durchbruch, allein er wurde keineswegs durch kraftvolles Nachdrängen gänzlich ausgewertet. Um die Mitte August verebbten die Kämpfe in Wolhynien und in Galizien, nur um den Karpathenwall loderten sie, zum Teil durch Gegenangriffe der Verbündeten ausgelöst, bis zum Monatsende ohne Unterbrechung weiter.

Das Zarenreich rüstete in der zweiten Monatshälfte zu einem neuen Waffengange, der schon Schulter an Schulter mit dem eben neu gewonnenen Bundesgenossen, dem Königreich Rumänien, ausgetragen werden sollte. Zu diesem Zwecke und aus Scheu vor der unzerbrech-baren deutschen Front nördlich vom Pripiatj verlegte die Stawka ihr Schwergewicht noch weiter nach Süden. Das russische Hauptquartier schmälerte sogar den ausgedehnten Wirkungskreis seines tatkräftigsten und erfolgreichsten Heerführers im Sommerfeldzug, des GdK. Brussilow, und entzog ihm die Aufgabe, Kowel zu erobern, damit er sich im Verein mit dem frischen Heere Rumäniens mit aller Wucht auf Ungarn und Galizien stürzen könne.

Im allgemeinen betrachtet, hatte sich die Gesamtlage der Verbündeten auf dem östlichen Kriegsschauplätze leidlich gebessert. Jedenfalls stand man gefestigter da als im Juni nach Łuck und Okna, wo die Russen die Gelegenheit versäumt hatten, die öst.-ung. Front durch rücksichtsloses Nachstoßen in entscheidender Richtung zum Einsturz zu bringen.

Jetzt hoffte die Stawka und mit ihr der ganze Feindbund, den Mittelmächten durch das Mitwirken Rumäniens eine entscheidende Niederlage bereiten zu können.

DER FELDZUG IN SIEBENBÜRGEN

Rumäniens Eintritt in den Weltkrieg

Hiezu Beilagen 6, 7, 8 und 9 Rumäniens Politik bis Ende August 1916

Rumänien war seit dem Jahre 1883 durch einen Geheimvertrag mit dem Dreibund verbündetx) und diente im Rahmen dieser Staatengruppe seiner geopolitischen Aufgabe, gemeinsam mit den Magyaren die Nord- und Südslawen zu trennen und einem Vordringen Rußlands auf dem Lande gegen Konstantmopei den Weg zu verlegen. Aus der Anlehnung Rumäniens an den Dreibund zog das junge Königreich auch Nutzen, was der inneren Festigung des unter der klugen Führung des Königs Karl I. stehenden Balkanstaates förderlich war-).

Militärisch hatte Rumänien mit Österreich-Ungarn Vereinbarungen für ein gemeinsames Operieren der beiden Fleere gegen Rußland getroffen. Das letztemal wurden solche Maßnahmen Ende November 1912 zwischen dem GdI. Conrad und dem Chef des rumänischen Generalstabes, DivGen. Averescu, verabredet3).

Zweierlei beeinträchtigte die Dreibundfreundlichkeit Rumäniens: die Magyarisierungspolitik der ungarischen Regierung gegen die Siebenbürger Rumänen und die Furcht vor Rußland4). Eine merkliche Wandlung in den Beziehungen Rumäniens zum Dreibund, namentlich zur Donaumonarchie, trat im Jahre 1913 nach dem Eingreifen Rumäniens in den zweiten Balkankrieg ein, als der k.u.k. Außenminister Graf Berchtold die Bukarester Wünsche auf Erwerbung eines an die Dobrudscha angrenzenden Streifens bulgarischen Gebietes im Gegensätze zu Conrads Ansicht nicht unterstützte, sondern sich zum Anwalt Bulgariens machte. Im Frieden von Bukarest (10. August 1913), der die beiden Balkankriege abschloß, wurde Rumäniens Landhunger wohl gestillt; die bulgarenfreundliche Politik des Ballhausplatzes hatte aber in Bukarest sehr verstimmend gewirkt, was Rußland für sich geschickt

’) Příbram, Die politischen Geheimverträge Österreich-Ungarns 1879—1914 ,Wien 1920', I. 29 ff.

2) K i s z 1 i n g, Die militärischen Schutzmaßnahmen Österreich-Ungarns gegen einen rumänischen Einbruch (Österr. Wehrzeitung, 1926, Folgen 35 und 36).

■'’■) Conrad, Aus meiner Dienstzeit 1906    1918    (Wien    1921    1925,, 11. 363 ff.

4) Gottschalk, Rumänien und der Dreibund bis zur Krise 1914 'Die Kriegsschuldfrage, [Berlin, Jhrg. 1927], 635).

auszunützen verstand. Ein Besuch des Zaren in Constanta im Juni 1914 sollte der Vertiefung der Freundschaft zwischen Rußland und Rumänien dienen, welch letzteres seit dem Sommer 1913 innerlich ohnehin nicht mehi' zum Dreibund stand.

Als nach dem Thronfolgermord Österreich-Ungarn am 28. Juli 1914 an Serbien den Krieg erklärte, eröffnete am selben Tage der rumänische Ministerpräsident Jonel Bratianu aus eigenem Antriebe dem russischen Gesandten in Bukarest, „Rußland habe jedenfalls kein irgendwie feindliches Auftreten von Rumänien zu erwarten“ J). Der Einfluß Bratianus, der auch Chef der mächtigen ententefreundlichen „liberalen“ Partei des Landes war, erwies sich denn auch so stark, daß der dreibundtreue König Karl im Kronrat zu Sinaia am 3. August seine Regierung nicht zur Erfüllung der Bündnispflicht zu bewegen vermochte. Gleich wie Italien, dessen Verhalten fürderhin für Rumänien richtunggebend blieb, erachtete der Kronrat den Bündnisfall für nicht gegeben und erklärte die Neutralität des Landes. Gleichzeitig wurde beschlossen, militärische Vorkehrungen zum Schutze der Grenzen zu treffen2), was die Donaumonarchie zu vergleichsweise bescheidenen Gegenmaßregeln in Siebenbürgen zwang (Bd. I, S. 24).

Unterdessen hatte das Liebeswerben Rußlands um Rumänien bereits begonnen. Schon am 30. Juli 1914 ließ der russische Außenminister Sasonow in Bukarest erklären, daß Rußland — falls Rumänien an seiner Seite am Kriege teilnehme — bereit sei, „den Anschluß Siebenbürgens an Rumänien zu unterstützen“3). Wohl hätte Bratianu Siebenbürgen lieber als Preis für eine lediglich wohlwollende Haltung gegenüber Rußland erhalten wollen. Da ihm solche Zusicherungen aus Petersburg aber nicht gemacht wurden, nahm er schon anfangs September 1914 in Aussicht, „aktiv gegen Österreich hervorzutreten, falls dies die rumänischen Interessen erfordern sollten“4).

Engere Bindungen    brachte    ein Notenwechsel    zwischen Petersburg

und Bukarest anfangs    Oktober    1914.    In diesem    garantierte Rußland

die bisherigen Grenzen Rumäniens und anerkannte dessen Recht auf Angliederung der von Stammesbrüdern bewohnten Gebiete Österreich*) Das Zaristische Rußland im Weltkriege (Berlin 1927), 163.

2)    Österr.-ungar. Rotbuch. Diplomatische    Aktenstücke,    betreffend die Beziehungen    Österreich-Ungarns zu    Rumänien    in der    Zeit vom 22.    Juli 1914 bis 27. August

1916 (Wien 1916), 3.

3)    Das Zaristische Rußland im Weltkriege, 164.

4)    Ebenda, 176.

Ungarns, wobei in der Bukowina die Abgrenzung nach dem Mehrheitsprinzip der Nationalität der Bewohner vorgenommen werden sollte. Die Bestimmung des Zeitpunktes für die Besitznahme der zugestandenen Gebietsteile blieb dem Ermessen Rumäniens Vorbehalten. Rußland versprach überdies, sich um die Zustimmung Frankreichs und Englands zu diesen Abmachungen zu bemühen1).

Diese neun Tage vor dem Tode des Königs Karl abgeschlossene russisch-rumänische Vereinbarung blieb fortan die Richtschnur für Bratianus politisches Handeln. Fraglich war nur der Zeitpunkt, zu dem Rumänien die Waffen gegen seine bisherigen Verbündeten erheben würde. Und als Zeichen des Dankes für die Zusicherung aus Petersburg wurde jetzt (anfangs Oktober 1914) das aus der Moldau sich ergänzende rumänische IV. Korps (Jassy), das bei Ausbruch des Weltkrieges zum Schutz gegen allfällige russische Grenzüberschreitungen mobilisiert worden war, auf Friedensstand versetzt.

Nun begann eine scheinbar schwankende Politik Rumäniens, die Bratianu, der ein überzeugter Anhänger der Entente war, sehr geschickt zu leiten verstand 2). Er hatte bestimmenden Einfluß auf den willensschwachen König Ferdinand und durfte sich der Unterstützung der ehrgeizigen, englandfreundlichen Königin Maria erfreuen. Das Verhalten Rumäniens wurde von jetzt an vornehmlich von der allgemeinen Kriegslage, und im besonderen von den jeweiligen Machtverhältnissen auf dem russischen Kriegsschauplatz beeinflußt. Die k.u.k. Heeresleitung bekam dies zwei Jahre lang zu spüren. Wiederholt mußte sie in ihren operativen Maßnahmen auf Rumänien Rücksicht nehmen und immer darauf bedacht sein, einen Mißerfolg in Ostgalizien und in der Bukowina zu vermeiden.

Es fehlte natürlich auch nicht an Versuchen, Rumänien in das Lager der Mittelmächte herüber zu ziehen. Mehr als einmal wurde über freiwillige Abtretungen öst.-ung. Gebietes, denen Deutschland sehr das Wort redete, zwischen Wien und Bukarest verhandelt. Bratianu zeigte sich aber stets nur geneigt, für die ihm angebotenen Teile der Bukowina — die Abtretung siebenbürgischen Bodens kam bei dem Widerstande des ungarischen Ministerpräsidenten Gf. Tisza nicht in Frage — lediglich die Neutralität als Gegenleistung zuzugestehen. Gebietsabtretungen als Entgelt für die von Rumänien übrigens niemals

a) ü a b i j a, Armata romanä in räsboiul mondial (1916—1918 Bukarest)

I, 19 ff. — Das Zaristische Rußland im Weltkriege, 185.

2) Radosław off, Bulgarien und die Weltkrise (Berlin 1923), 204.

gestattete Durchfuhr von Munition nach der Türkei, als dies vor der Niederwerfung Serbiens in Frage kam, hatte der Minister des Äußern Burián entschieden abgelehnt11). Ein Anschluß Rumäniens an die Mittelmächte wäre für Bratianu höchstens bei einem völligen Niederwerfen Rußlands in Betracht gekommen. Auf einen solchen Erfolg vermochten die beiden Kaisermächte aber auch nach dem Siegeszuge von Gorlice bis über Brest-Litowsk im Sommer 1915 nicht hinzuweisen. Aus diesem Grunde konnten Wiener Versprechungen auf Angliederung Bes-sarabiens an Rumänien in Bukarest insolange keine Wirkung erzielen, als keine Aussicht auf Eroberung dieses Landes durch die Mittelmächte bestand. So setzte Bratianu, der den Glauben an den Sieg der Entente nie verlor12), seine Schaukelpolitik bis zu einem ihm für den Anschluß an die Entente günstig scheinenden Zeitpunkt fort.

In Übereinstimmung mit dieser Politik Bratianus sah sich die rumänische Heeresleitung auch zu militärischen Maßnahmen veranlaßt. Diese fanden in der Armee, namentlich im Offizierskorps, freudigen Widerhall. Außer dem später noch näher auszuführenden Ausbau des Heeres verfügte die Heeresleitung im August 1915 die Sicherung der Grenzen gegen Österreich-Ungarn und später, im Februar und März 1916, jene der Grenze gegen Bulgarien durch stets auf Kriegsstand gehaltene Deckungstruppen. Die Sicherung gegen die Donaumonarchie mag damals der Besorgnis entsprungen sein, daß die erfolgreich vordringenden Heere Österreich-Ungarns und Deutschlands, die sich eben der russischen Zentralfestung Brest-Litowsk näherten, nach einem vernichtenden Siege über das Zarenheer Rumänien mit Waffengewalt zum Anschluß an die Mittelmächte zwingen könnten. In der Tat hatte GdI. Falkenhayn diesen Gedanken — allerdings erst nach der Niederwerfung Serbiens — ernsthaft in Erwägung gezogen13). Doch auch als solche Sorgen von Rumänien gewichen waren, blieben die Deckungstruppen in den Grenzräumen und waren jederzeit für das Einbrechen in gegnerisches Gebiet bereit.

Bratianus ganzes Streben ging dahin, die von Rumänen bewohnten Gebiete Ungarns unter möglichst geringen Opfern zu gewinnen. Hiefür weitgehende Sicherheiten zu erlangen, galt all sein politisches Handeln.

Obwohl schon seit Jänner 1916 militärische Besprechungen mit der Entente gepflogen und auf Wunsch Frankreichs besonders durch Rußland geführt wurden x), hielt Bratianu im Hinblick auf die allgemeine Kriegslage den Zeitpunkt für das Eingreifen Rumäniens noch nicht für gekommen. Erst der für das Frühjahr 1916 von der Entente geplante Generalangriff sollte für das Königreich das Signal zum Losschlagen sein. Bis dahin gab es weiter Zeit zum Unterhandeln2). Um Deutschland über diese Zeitspanne hinweg „einzuschläfern“3), verstand sich Rumänien zu einem Handelsübereinkommen und erfüllte pünktlich die übernommenen Verpflichtungen zur Lieferung von Getreide und Rohölprodukten 4). Dies hinderte Bratianu allerdings nicht, den noch im Lande befindlichen Getreideüberschuß um zwölf Millionen Pfund Sterling an England zu verkaufen, das — wenngleich es diese Vorräte nicht ausführen konnte — damit verhindern wollte, daß diese Brotfrüchte den Mittelmächten zugute kämen5).

Seit den Tagen von Verdun setzte Frankreich in Bukarest und in Petersburg ganz besonders alle Hebel in Bewegung, um Rumäniens ehesten Eintritt in den Krieg zu erzielen. „Es ist kein Preis zu groß, um den wir das Bündnis mit Rumänien erkaufen müssen“, ließ General Joffre anfangs März den Generalstabschef der Stawka wissen ,;).

GdI. Alexejew war jedoch nicht der gleichen Meinung. Er besorgte, daß Rußland die Kosten des rumänischen Anschlusses werde tragen müssen, und glaubte die Interessen seines Vaterlandes in einer „gesicherten Neutralität“ Rumäniens am besten bewahrt. Daher gingen — so sehr Frankreich auch drängen mochte — die Verhandlungen zwischen Petersburg und Bukarest über ein militärisches Zusammenwirken nur schleppend vor sich, dies um so mehr, als sich die Kriegslage im großen nicht verändert hatte und daher für Rumänien noch immer kein Zwang zur Entscheidung vorlag. Erst die überraschend großen Erfolge der Armeen Brussilows brachten in Bukarest das Eis zum Schmelzen. Der Augenblick des Eintrittes Rumäniens in den Krieg war gekommen. Darüber herrschte volle Einhelligkeit der Anschauungen im Lager der Entente. Sogar Gen. Alexejew ließ sich bekehren

*) L a r c h e r, La grande guerre dans les Balkans (Paris 1929), 135.

2)    W a s s i 1 j e vv, Die rumänische Front (in russ. Sprache, Moskau 1922), 52.

3)    Das Zaristische Rußland im Weltkriege, 232.

4)    Falkenhayn, Heeresleitung, 173.

5)    Erzberger, Erlebnisse im Weltkrieg (Stuttgart 1920), 110.

6)    D i a k o w, Rumäniens Eintritt in den Weltkrieg und der Chef des russischen Generalstabes General Alexejew (Mil. wiss. Mitt., Wien, Jhrg. 1933, 584 ff.).

IS*

und beauftragte den Obst. Tatarinow, den russischen Militärbevollmächtigten in Bukarest, Bratianu wissen zu lassen, ,,der russische Höchstkommandierende sei der Ansicht, daß die jetzige Lage Rumänien vor die Wahl stelle, sich uns [der Entente] anzuschließen oder nie mehr”*). Noch schärfer vertrat Alexejew diese seine Auffassung in einer für Bratianu bestimmten Mitteilung vom 5. Juli, die mit den Worten schloß: „Wenn die Rumänen noch auf eine weitere Schwächung der Österreicher warten wollten, sei eine rumänische Mitwirkung gar nicht mehr nötig, wie denn dann auch keine Ursache vorliegen werde, die Rumänen an dem siegreichen Einmärsche in das öst.-ung. Gebiet teilnehmen zu lassen“2).

Nun wurden die Unterhandlungen über den Abschluß einer Militärkonvention zwischen der Entente und Rumänien mit Beschleunigung geführt. Neuerliche Verzögerungen ergaben sich jedoch, als General Alexejew einem Angriffe Rumäniens auf Bulgarien das Worte redete, Rumänien aber seine ganze Kraft zur Eroberung der von Rumänen bewohnten Gebiete der Donaumonarchie einsetzen wollte. Schließlich gelang es Bratianu, im wesentlichen seinen Willen durchzusetzen; doch darüber war es Mitte August geworden, bis die Unterhandlungen zum Abschluß gebracht waren.

Bündnisvertrag und Militärkonvention zwischen Rumänien und der Entente

Am 17. August 1916 wurde zu Bukarest durch die Vertreter Großbritanniens, Frankreichs, Italiens und Rußlands einerseits und durch Bratianu anderseits ein politischer Bündnisvertrag abgeschlossen, dem auch eine Militärkonvention beigefügt wurde3).

Diesen Abmachungen zufolge verpflichtete sich Rumänien, bis spätestens 28. August an Österreich-Ungarn den Krieg zu erklären und es anzugreifen, des weiteren mit allen Gegnern der Alliierten die diplomatischen und wirtschaftlichen Beziehungen abzubrechen. Dafür wurde Rumänien das Recht zugesprochen, die südlich vom Pruth und vom Czeremosz gelegenen Gebiete der Bukowina und jenen Teil Ungarns anzugliedern, der östlich der Linie Höhe Slog A 1655 an der

!) W a s s i 1 j e \v, 68. B u j a c, Campagnes de 1’armée roumaine Paris 1933, 3.

2) W a s s i 1 j e w, 69.

3N Das Zaristische Rußland im Weltkriege, 249 ff. — D a b i j a, I, 20 ff.

galizisch-ungarischen Grenze, Mündung des Vissó in die Theiß, Debre-cin, Mündung der Körös in die Theiß, dann Theiß und Donau abwärts bis Orsova liegt. Dafür mußte Rumänien die Errichtung einer entmilitarisierten Zone nordöstlich von Belgrad versprechen. Schließlich vereinbarten alle Vertragspartner, keinen Separatfrieden zu schließen, ehe nicht die den Rumänen zugestandenen Gebiete mit dem Königreiche vereinigt waren.

In militärischer Hinsicht verpflichtete sich Rußland, an der gesamten öst.-ung. Front ,,aufs allerenergischeste“ vorzugehen, um die Mobilmachung und den Aufmarsch des rumänischen Heeres zu sichern. „Ganz besonders offensiv und stark“ hatten diese Angriffe in der Bukowina zu sein, „wo die russischen Truppen zum mindesten ihre Stellungen sowie ihre jetzige zahlenmäßige Höhe bewahren werden“x). Vom

25. August an hatte die russische Flotte im Schwarzen Meer den Schutz der rumänischen Küste zu übernehmen; auch war die Verwendung russischer Kriegsfahrzeuge auf der unteren Donau vorgesehen. Weiters verpflichtete sich Rußland, „während der Mobilmachung der rumänischen Armee zwei Infanteriedivisionen und eine Kavalleriedivision in die Dobrudscha zu gemeinsamem Vorgehen mit der rumänischen Armee gegen die bulgarische Armee zu entsenden.“ Schließlich sagten die Alliierten „eine entschiedene Offensive der Salonikiarmee“ zu, die am 20. August zu beginnen hatte. Über die Durchführung dieser Angriffshandlungen hatten sich die Generalstäbe der russisch-rumänischen Armeen und das Kommando der verbündeten Orientarmeen vorher zu verständigen.

Beim Angriff auf Österreich-Ungarn wurde als Grenzlinie zwischen dem russischen und dem rumänischen Heere, von denen jedes selbständig vorzugehen hatte, die Linie Dorna Watra—Bistritzbach—Sajó Szamos—Debrecin festgesetzt. Als Hauptziel der Offensive des rumänischen Heeres galt Budapest.

Das nach der Dobrudscha gesandte russische Expeditionskorps hatte aber unter rumänischen Oberbefehl zu treten. Nur für den Fall einer Verstärkung der südlich der Donau befindlichen russischen Einheiten bis zur Zahl der rumänischen Truppen konnte das russische Kontingent nach dem Überschreiten der rumänisch-bulgarischen Grenze eine der Stawka unmittelbar unterstehende Armee bilden.

Die Entente verpflichtete sich noch, Rumänien ausreichend mit Kriegsgerät — mindestens 300 Tonnen im Tag zu versehen. Als

!) Das Zaristische Rußland im Weltkriege, 253.

Zufuhrlinie von den Westmächten her stand aber nur der sehr weite und unsichere Weg über Archangelsk zur Verfügung. Die weitere Bahnzufuhr durch Rußland mußte naturgemäß unter der damals schon sehr fortgeschrittenen Zerrüttung des russischen Transportwesens leiden. Sonstige Bestimmungen regelten noch die Benützung der Eisenbahnen, die Teilung der Beute, den Verbindungsdienst, die Nachrichtenübermittlung und dergleichen mehr.

Das rumänische Heer

Die Wehrmacht Rumäniens war eine Schöpfung des Königs Karl, der mit der Armee im russisch-türkischen Kriege 1877/78 bei Plevna an der Seite der Russen die ersten Lorbeeren gepflückt hatte. Karl ließ sich auch weiterhin den Ausbau des Heeres wärmstens angelegen sein. In Übereinstimmung mit dem allgemeinen Wettrüsten in Europa setzte von 1908 an auch in Rumänien eine großzügige Reform des Wehrwesens ein. Im Sommer 1913 wurde die rumänische Armee zu einem kurzen unblutigen Feldzug gegen Bulgarien aufgerufen; sie hatte hiebei Gelegenheit, alle Mobilisierungsmaßnahmen praktisch zu erproben. Der fortschreitende Ausbau des Heeres hatte hiedurch keine Unterbrechung erlitten, vielmehr einen neuen Anstoß erhalten.

Bei Ausbruch des Weltkrieges bestand die rumänische Wehrmacht aus fünf Korps zu je zwei Infanteriedivisionen, einer Cälärasi-(Kaval-lerie-)brigade und einem Territorialkommando für die Reserveformationen. An solchen sollten damals im Kriegsfälle in jedem der fünf Korpsbereiche je eine Reservedivision und eine Reservebrigade aufgestellt werden. Überdies bestanden zwei Kavalleriedivisionen und ein Grenzwachregiment. Auf der Donau verfügte Rumänien über eine starke Flottille; die Seestreitkräfte im Schwarzen Meere waren dagegen ganz unbedeutend.

Vom Herbst 1914 an bis zum Kriegseintritt Rumäniens wurde der Ausbau der Wehrmacht in Übereinstimmung mit der äußeren Politik in gesteigertem Maße fortgesetzt. Im besonderen ließ sich die Heeresleitung, um von der Belieferung aus dem Auslande möglichst unabhängig zu sein, die Ausgestaltung und Festigung der Reservetruppen, die Vermehrung der Artillerie, Beschaffung von Waffen, schweren Geschützen und Flugzeugen sowie die Ansammlung von Rohstoffen für Munitionserzeugung in eigenen Fabriken besonders angelegen sein. Die Ausbildung der Rekruten und der turnusweise eingezogenen Ergänzungsmannschaften wurde beschleunigt. Auf Grund von Einzeleinberufungen erhöhten sich die Truppenstärken stetig; sie betrugen im April 1915 zusammen 200.000, im Jänner 1916 300.000 und im April dieses Jahres schon

420.000 Mann.

Die Infanterie wurde durch Umgliederung der Reserveinfanterieregimenter (Nr. 41 bis 80) auf achtzig gleichwertige Regimenter zu je drei Bataillonen vermehrt. Die noch vorhandene überzählige Mannschaft wurde dann in vierte und mitunter sogar in fünfte Bataillone zusammengefaßt, aus denen noch einige Regimenter entstehen sollten. Einzelne dieser Bataillone wurden für die Grenz- und Donausicherung, dann für Etappendienste verwendet. Die Jägertruppe bestand aus zehn Regimentern zu zwei Bataillonen, die Grenzwachbrigade hatte zwei Regimenter.

Die Reiterei zählte 22 Regimenter zu je vier Schwadronen; 12 Regimenter (das Eskorte- und 11 Rosioriregimenter) bildeten 2 Kavalleriedivisionen, 10 Cälärasiregimenter waren in 5 als Korpsreiterei gedachte Cälärasibrigaden zusammengefaßt. Überzählige Schwadronen wurden als Divisionskavallerie verwendet.

Die Artillerieorganisation stand bei den Schwierigkeiten der Einfuhr moderner Geschütze im Zeichen weitgehender Ausnützung des zahlreich vorhandenen altartigen Gerätes. Neuzeitlich ausgerüstet waren nur 25 Feldkanonen- und 5 Feldhaubitzregimenter, 2 Abteilungen reitender Artillerie und 1 Gebirgsartillerieregiment. Mit älterem Gerät waren 4Feld-kanonenregimenter, 9 Haubitzbatterien und 1 Gebirgsartillerieregiment ausgestattet. Nur elf Infanteriedivisionen hatten ein Artilleriebrigadekommando. Bei den übrigen Divisionen waren die Abteilungen (auch einzelne Batterien) unmittelbar dem Divisionskommando unterstellt. Von den vier schweren Artillerieregimentern (zwei Brigaden) war die Hälfte der Batterien, ihrer 17, den Divisionen zugewiesen; 18 standen bei der schweren Artilleriereserve. Ihre Geschütze waren zum Teil den Festungen entnommen. Dies schien zulässig, weil Rumänien einen Kampf um die befestigte Hauptstadt nicht in Rechnung stellte, und die gegen Rußland gerichtete Serethbefestigung (Galaz, Nämolosa, Focsani) bei der geänderten politischen Lage ihre Rolle ausgespielt hatte. Deshalb wurden auch die in der befestigten Serethlinie sehr zahlreich vorhandenen kleinkalibrigen Schnelladekanonen mit Lafetten versehen, in Batterien formiert und den Infanteriebrigaden als Infanteriebegleitgeschütze beigegeben.

Der Gesamtstand des Heeres betrug beim Eintritt Rumäniens in den Krieg 366 Bataillone, 106 Schwadronen und 325 Batterien mit rund 1300 Geschützen (hievon etwa 760 moderner Konstruktion). Die daraus gebildeten zwanzig Infanteriedivisionen (Nr. 1 bis 20) waren aber keineswegs einheitlich zusammengesetzt und gleichwertig. Mehrfach waren sie, so wie sie im Grenzschutzdienst standen, nach taktischen Gesichtspunkten zusammengefaßt. Ihre Stärke schwankte zwischen 11 bis 24 Bataillonen mit 6 bis 30 Batterien. Acht Divisionen bestanden aus drei Infanteriebrigaden. Anfangs September wurden bei der 2. Armee aus vier Divisionen zu je drei Brigaden sechs Divisionen mit je zwei Brigaden gebildet. Hiebei entstanden die Divisionen Nr. 21 und 22. Das im Roten Turm Passe stehende „Alt-Lotrudetachement“ nahm zur selben Zeit die Bezeichnung 23. ID. an. Außerdem gab es noch eine selbstständige gemischte Brigade. An größeren Reiterverbänden bestanden die beiden Kavalleriedivisionen und fünf Cälärasibrigaden. Das ganze Heer war in vier Armeen und in eine der Heeresleitung unmittelbar unterstehende strategische Reserve gegliedert, deren Zusammensetzung die Beilage 7 zeigt. Die Kopfstärke der Feldarmee betrug ohne Etappe, Wach- und Ersatzkörper etwa 564.000 Mann. Rechnet man noch

59.000 Mann der Etappe hinzu, so ergibt sich ein Gesamtverpflegsstand von ungefähr 623.000 Mann1). Die Zahl der überdies noch im Lande vorhandenen Wehrfähigen soll 416.000 Männer (hievon 250.000 Un-ausgebildete) betragen haben2).

Der rumänische Operationsplan

In den Gedankenrahmen zur Führung des Krieges in Südosteuropa, wie ihn die am 17. August abgeschlossene Militärkonvention vorsah, hatte sich der rumänische Operationsplan folgerichtig einzufügen3).

Der Kriegszweck Rumäniens war die Verwirklichung des nationalen Ideals, die Vereinigung aller Rumänen in einem Staate. Hiezu war die Eroberung des im politischen Vertrag zugesicherten Gebietes Ungarns nötig. Der Chef des rumänischen Generalstabes, DivGen. Zottu, plante hiefür, mit der Masse des Heeres, mit der 1., der 2. und der Nord- (4.J Armee, konzentrisch nach Siebenbürgen einzubrechen und

vj D a b i j a, I, 151.

2; B u j a c, 198.

D a b i j a, I, 54 ff.

sodann von hier in das Banat und gegen Budapest weiter vorzurücken. Hiezu hatte die Nordarmee an der Ostgrenze von Siebenbürgen aufzumarschieren, die 2. den Raum von Kronstadt zu umfassen und die

1. sich an den Pässen der siebenbürgischen Südfront und bei Turnu Severin bereitzustellen. Überdies war beabsichtigt, die bei Bukarest zu versammelnde strategische Reserve gleichfalls gegen Österreich-Ungarn zu verwenden. Die 3. Armee hatte indessen an der Donau und in der Dobrudscha die Heimat und den Rücken der Hauptkraft gegen allfällige bulgarische Angriffe zu schützen.

Im rumänischen Operationsplan, dessen Entstehungsdatum aus der Literatur nicht zu ermitteln ist, der aber offenbar aus dem Sommer 1916 stammt, wird die Stärke der zwischen der Maros und der Grenze stehenden öst.-ung. Truppen mit 70.000 Mann verschiedener, in höhere Einheiten nicht zusammengefaßter Ersatzkörper angenommen. Hiemit überschätzte einerseits der rumänische Generalstab den Gegner ganz bedeutend, andererseits scheint seinem Nachrichtendienst die Anwesenheit der schon nach Siebenbürgen verlegten öst.-ung. Divisionen sowie der später noch zu erwähnenden neugebildeten Einheiten entgangen zu sein. Starke Kräfte, etwa 100.000 Mann, und hiemit ernsten Widerstand erwartete man erst bei Bistritz, Des und Klausenburg. Die im Banat angenommenen 30.000 Mann waren gleichfalls um ein Vielfaches zu hoch beziffert.

An der Südgrenze schätzte man die Bulgaren zwischen Prahovo und der Altmündung auf 10.000 bis 15.000 Mann, weiter bis Ruščuk auf

25.000    bis 30.000 und im Raume Ruščuk—Razgrad—Šuměn—Varna auf

70.000    bis 75.000 Mann. Gen. Zottu erwartete wohl die Beschießung der rumänischen Donaustädte und allenfalls Übergangsversuche schwächerer bulgarischer Kräfte zwischen Alt- und Argesumündung, glaubte aber einen Vorstoß gegen Bukarest nicht besorgen zu müssen. Dagegen rechnete er mit einem Einbruch in die Dobrudscha, wobei es Aufgabe der bulgarischen Reiterei sein konnte, die Bahn Cernavoda — Constanta zu unterbrechen.

In den Erwägungen für die Offensive nach Siebenbürgen spielte die Überwindung des Grenzgebirges eine große Rolle, da der beim Überschreiten eintretende Zeitverlust dem Gegner zustatten kommen mußte. Deshalb erachtete der rumänische Generalstab die Überraschung als eine Hauptbedingung des Erfolges. Der Kriegserklärung sollte daher ein schneller Einbruch nach Siebenbürgen auf dem Fuße folgen. Diesen Überfall hatten die schon schlagbereit an der Grenze stehenden Deckungstruppen und die Heeresreiterei auszuführen. Bei der Nordarmee hatte eine starke strategische Vorhut (Masse der 14. ID. mit 12 Bataillonen und 6 Batterien) aus dem Tale der Bistriciora den Raum Bélbor— Borszék, eine zweite Vorhut (24 Bataillone, 13 Batterien und 24 Schwadronen des IV. Korps und die 2. KD.), durch den Gyimes-, Uz- und Ojtozpaß vorrückend, den Raum Csik Szereda—Kézdivásárhely zu besetzen. Die Deckungstruppen der 2. Armee sollten mit starken Teilen des III. Korps (24 Bataillone und 13 Batterien) die Beckenlandschaften der Háromszék zwischen Kovászna und Tartlau besetzen, mit zwei über den Predeal- und den Törzburgerpaß vorrückenden Kolonnen des

II. Korps und der l.KD. (19 Bataillone, 18 Batterien und 24 Schwadronen) die Hand auf Kronstadt und Fogaras legen. Bei der 1. Armee war den Vortruppen (37 Bataillone und 29 Batterien) die Besetzung der die Stadt Hermannstadt umgebenden Höhen, der Wasserscheide zwischen Petrosény und Merisor sowie des Cernatales bei Orsova und nördlich davon zugedacht. Unter dem Schutze dieser etwa 135.000 Mann starken, nach Siebenbürgen einbrechenden Vorhuten sollte sich der Aufmarsch der übrigen, noch 234.000 Mann starken Hauptkraft der drei Offensivarmeen zunächst im Grenzraum östlich und südlich des Ge-birgswalles bis zum 12. Mobilisierungstag vollziehen.

Sodann sollten die hier einlangenden Einheiten auf den zwölf Einbruchswegen in den von den strategischen Vorhuten in Besitz genommenen zweiten Aufmarschraum rücken, was bis zum Abend des 17. Mobilisierungstages vollzogen sein konnte, und zwar: die Nordarmee mit der Nordgruppe (4. gemischte Brigade, 14. ID. und 4. Cälärasibrig.) in die Gyergyó, mit der Südgruppe (IV. Korps und 2. KD.) in die Csik und in die Háromszék, die 2. Armee in das Burzenland. Von der

1. Armee hatten die Alt-Lotrugruppe und die 13. ID. das breite Cibin-tal zwischen Talmesch und Hermannstadt, das I. Korps (2. und 11. ID.,

1. Cälärasibrig.) sowie die 12. ID. das Becken zwischen Merisor und Hátszeg zu besetzen.

Aus diesem zweiten Aufmarschraume hatte sodann die zweite Phase des Angriffsfeldzuges, der „allgemeine Vormarsch in das Innere Siebenbürgens“ zu erfolgen; er sollte den „allerletzten Widerstand“ des Gegners endgültig brechen1). Sehr stark scheint Gen. Zottu diese Gegenwehr allerdings nicht in Rechnung gestellt zu haben, denn sein Blick war schon auf den Raum um Klausenburg gerichtet, aus dem dann die ungarische Tiefebene, die als Verpflegsbasis des k.u.k. Heeres ange-

!) D ab i j a, I, 63 ff.

sehen wurde, raschestens besetzt werden sollte. Hiezu sollte zunächst die — wie man wußte — feldmäßig befestigte Maroslinie genommen werden. Bei dieser schwenkenden Vorbewegung hatte die 1. Armee bei Hátszeg und bei Hermannstadt den Drehpunkt zu bilden, indes die

2. Armee gegen Nordwesten und die Nordarmee gegen Westen vorzurücken hatten. Hiedurch sollte auch der rechte Flügel der öst.-ung. Ostfront zum Zurückweichen hinter die Karpathen gezwungen und den Russen der Einbruch in das Becken der Máramaros und dann in die ungarische Tiefebene ermöglicht werden.

Nach Eroberung der Marosstellung, in der Zottu doch stärkeren Widerstand des Gegners erwartete, wollte der rumänische Generalstabschef diese Linie als feste Operationsbasis ausgestalten, ehe der Feldzug nach Ungarn, im besonderen gegen Budapest, fortgesetzt wurde. Am

29. Mobilisierungstag sollten die 2. und die Nordarmee Klausenburg, am 39. Großwardein und Debrecin erreichen. Der strategischen Hauptreserve (V. Korps), verstärkt durch Teile der 1. Armee, war jetzt das Vordringen durch das Köröstal auf Békéscsaba, der Masse der 1. Armee der Einmarsch in das Banat und ein Zusammenwirken mit der Salonikiarmee zugedacht.

Gen. Zottu hielt es in seinem unverwüstlichen Optimismus also wirklich für möglich, daß sich das rumänische Hauptheer schon sechs Wochen nach Beginn der Feindseligkeiten der Hauptstadt Ungarns nähern könne.

Für die an der Südfront auftretende 3. Armee war bis zum Einrücken des russischen Expeditionskorps in die Front die reine Verteidigung vorgezeichnet. Hiezu hatten an der Donau in der westlichen Walachei die 20. ID. und zwischen Alt und Argesu das VI. Korps (18. und 16. ID.) zu sichern. In der Dobrudscha waren als Besatzungen der festen Plätze Turtukai und Silistria die 17. und die 9. ID. bestimmt. Die 19. ID. und die 5. Cälärasibrig. hatten weiter nach Osten hin bis zum Meere die Grenze sowie das Ausladen russischer Truppen und ihre Versammlung südlich der Bahnstrecke Cernavoda—Medžidie zu schützen.

Nach dem am 10. Mobilisierungstag erwarteten Eintreffen der Russen im Grenzraume sollte der ganze Ostflügel der 3. Armee zur Eroberung des Raumes Ruščuk—Šuměn—Varna die Offensive beginnen, an der das Russenkorps, das VII. Korps (9. und 19. ID., 5. Cälärasibrig.) und das VI. (16. und 17. ID.) der Rumänen teilzunehmen hatten. Die 18. ID. und die von der 1. Armee heranzuziehende 1. KD. hatten — unterstützt von der russisch-rumänischen Donauflotille — vom Nordufer der

Donau aus dieses Vorgehen zu fördern. Die russische Flotte im Schwarzen Meer sollte die bulgarischen Häfen Varna und Burgas berennen.

Das rumänische Heer hatte demnach einen Zweifrontenkrieg zu führen: mit der Hauptkraft im festen Anschluß an die gewaltige Heeresmacht Rußlands eine Offensive gegen Nordwesten, im Süden bis zum Eintreffen des russischen Hilfskorps vorerst einen Abwehrkampf. Der geringe Abstand der beiden Fronten hatte den Vorteil, daß Kräfte von dem einen zum anderen Kampfraum leicht verschoben werden konnten. Den Nachteil dieser Nähe, daß ein Mißerfolg rasch auch auf der ändern Front fühlbar werden konnte, schwächte im Süden das gewaltige Hindernis der Donau ab. Trat in der Dobrudscha ein Rückschlag ein, so mußte die Heeresleitung die Nerven haben, einen südlich des Stromes erlittenen Mißerfolg hinzunehmen, bis in Siebenbürgen der Sieg erkämpft war. Ein Vorstoß der Bulgaren auf das Nordufer war, so meinte Zottu, im Hinblick auf deren schwache Kräfte wenig wahrscheinlich. Die Mitwirkung deutscher Truppen sowie der öst.-ung. Donauflottille und sonstiger Hilfskräfte stellte der rumänische Operationsplan seltsamerweise nicht in Rechnung. Glückte aber nach Eintreffen der Russen der Stoß nach Ostbulgarien, so gewann damit auch das Hauptheer in bedeutendem Maße an Freiheit des Handelns gegen Siebenbürgen.

Die Eroberung des den Rumänen zugesprochenen Teiles von Ungarn hatte nach den Erwägungen und Plänen Zottus eine etwa vierzig Tage währende, nahezu völlige Tatenlosigkeit Österreich-Ungams und seiner deutschen Verbündeten zur Voraussetzung. Der Operationsplan, der anfänglich eine umständliche und schematische Einleitung des Krieges und einen zweiten Aufmarsch in Siebenbürgen vorsah, war in weiterer Folge eigentlich eine Marschanweisung, für die man — ähnlich wie im Jahre 1913 gegen Bulgarien — einen möglichst kampf- und verlustlosen Verlauf erhoffte.

Verschiedentlich waren die Erwartungen und Hoffnungen, die man im Lager der Entente an das Eingreifen Rumäniens knüpfte. Der Angriff der Masse des rumänischen Heeres führte in ein politisch und strategisch äußerst wichtiges Gebiet, in die offene Südflanke der Mittelmächte. Diese hatten bis nun unter größter Kraftanstrengung einen Durchbruch der Russen am Dniester und in Wolhynien zu vereiteln vermocht. Jetzt winkte aber die Möglichkeit, die Front von Süden her aufzurollen, denn es war kaum anzunehmen, daß die durch die Brus-silow-Offensive zu tiefst getroffene Donaumonarchie noch soviel Kräfte aufbringen werde, um die 700 km lange Grenze Siebenbürgens — bis zur Donau bei Orsova gemessen — zu besetzen und den bedrohlichen Schlag des Rumänenheeres aufzufangen. Frankreich hoffte im besonderen, daß das rumänische Heer, das mit „hinreißender Tapferkeit“ *) kämpfen würde, bei der allgemeinen günstigen Kriegslage und bei der zahlenmäßigen Überlegenheit der Alliierten über den Vierbund die Entscheidung ähnlich wie „Desaix bei Marengo“ herbeiführen und so die völlige Niederwerfung der Mittelmächte einleiten werde2).

Gen. Alexejew war jetzt gleichfalls der Ansicht, daß der Eintritt Rumäniens in den Krieg die Lage völlig ändern könne und für den Raum südlich der Polesie von entscheidender Bedeutung sei: denn der Gegner werde gezwungen sein, seine Front bis zur Donau zu strecken, und hiezu seine in Galizien angesammelten Reserven ganz oder wenigstens zum Teile nach Siebenbürgen werfen, indes Rußland nur ein Hilfskorps in die Dobrudscha zu senden brauche.

Anders freilich mochte sich die Lage gestalten, wenn ein Erfolg auf dem rumänischen Kriegsschauplätze ausblieb. Dann würde sich nicht nur die Lage südlich der Polesie verschlimmern, sondern Rußland wäre auch gezwungen, Rumänien auszuhelfen3).

Gehobene Stimmung herrschte im Hauptquartier Brussilows. Dort erhoffte man sich von einem entscheidenden Vorstoß der Rumänen in den Rücken der öst.-ung. Truppen, die am Südflügel der 9. Armee gegenüberstanden, einen vollen Erfolg, und besorgte nur, daß der Gegner seine Stellungen widerstandslos räumen könnte. Um ihn nicht „ungestraft entkommen zu lassen“1), ermahnte Brussilow noch am 29. August den Führer der 9. Armee, den bevorstehenden Angriff mit besonderer Entschiedenheit zu führen.

Die Gegenmaßnahmen der verbündeten Mittelmächte

Der Operationsplan und seine Wandlungen

Nach den unerwartet großen Erfolgen Brussilows gewann ein Eingreifen Rumäniens auf Seite der Entente bei den Mittelmächten immer

x) Paléologue, Am Zarenhofe während des Weltkrieges (München 1926', II, 54.

2)    Lar eher, 139, 156.

3)    K 1 e m b o w s k i, 121 f.

4)    Z a j o n t s c h k o w s k i j, 80.

mehi' an Wahrscheinlichkeit. Über die Verhandlungen, die Rumänien mit Rußland und den Westmächten wegen dieses Eingreifens führte, hatte man in Teschen durch Mitlesen von Funksprüchen fortlaufend Kenntnis erlangt. Da sich der bevorstehende rumänische Angriff in erster Linie gegen die Donaumonarchie richten mußte, war es selbstverständlich, daß der k.u.k. Chef des Generalstabes frühzeitig darauf bedacht war, Gegenmaßnahmen zu treffen.

Schon bei einer Besprechung in Berlin am 18. Juli erörterte Conrad mit GdI. Falkenhayn diese Kriegsgefahr. Er äußerte den Wunsch, daß eintretenden Falles eine aus bulgarischen, deutschen und türkischen Truppen zu bildende Armee möglichst bald nach Kriegsausbruch die Donau überschreite, um in Rumänien einzufallen und dessen Hauptstadt zu bedrohen. Drei Tage später beriet sich in Sofia über die gleiche Angelegenheit König Ferdinand von Bulgarien mit seinem Generalstabschef, Gen. Zekoff, welcher Beratung auch der deutsche Militärattache, Obstlt. v. Massow, zugezogen wurde. Und am 28. Juli, just an dem Tage, an dem die Front südlich vom Pripiatj durch einen Generalansturm Brussilows neuerlich erschüttert wurde (S. 122 ff.), fand auf Anregung Conrads in Pleß eine Besprechung mit Falkenhayn statt, an der auch der bulgarische Chef des Generalstabes teilnahm. Man einigte sich dahin, Rumänien bei Vermeidung jeder unnötigen Reizung wissen zu lassen, daß es im Falle des Anschlusses an die Entente „gemeinsames energisches Handeln Deutschlands, Österreich-Ungarns, Bulgariens und der Türkei zu erwarten“ habe. Warf sich Rumänien tatsächlich in die Arme der Feinde der Mittelmächte, so wurde für diesen Fall ein Abkommen vereinbart, dem auch der türkische Vizegeneralissimus Enver Pascha gelegentlich einer Besprechung beitrat, die er am 3. August mit Conrad und Falkenhayn in Budapest hatte.

Der in großen Zügen umrissene Kriegsplan besagte: „Schnellstes und kräftigstes Vorgehen, um den Krieg vom bulgarischen Boden sicher, vom österreichisch-ungarischen soweit irgend möglich, fernzuhalten. Hiezu: a) Demonstrative Operation deutscher und öst.-ung. Truppen von Norden her zwecks Fesselung starker rumänischer Kräfte; b) Vorstoß bulgarischer Kräfte von der Dobrudschagrenze gegen die Donauübergänge von Silistria und Turtukai zum Schutze der rechten Flanke der Hauptkräfte; c) Bereitstellung der Hauptkräfte zum Übergang über die Donau bei Nikopolix) zwecks Offensive gegen Bukarest.“

x) GO. Conrad vereinbarte mit dem General Zekoff, den Übergang bei Sistow durchführen zu lassen.

Für die in Nordbulgarien zu versammelnde 3. Armee wollten die Bulgaren vier Infanteriedivisionen und eine Kavalleriedivision, die Deutschen eine, die Türken zwei Infanteriedivisionen, Österreich-Ungarn die Donauflottille und das schwere Brückenmaterial beistellen. Für Siebenbürgen wurden von Falkenhayn vier bis fünf Infanterie- und eine bis zwei Kavalleriedivisionen zugesagt, die er in Erwartung der kommenden Ereignisse jedoch nicht sogleich dort in Reserve stellen wollte, denn sie hätten dann sicherlich an den Brennpunkten der anderen Fronten gefehlt. Die DOHL. beschränkte sich vorläufig darauf, die zum raschen Aufmarsch von Truppen notwendige Verbesserung der Ausladeverhältnisse an den Bahnen Siebenbürgens, des Banats und Nordbulgariens durch Einsatz deutscher Baukräfte zu fördern.

Trotz der in Pleß getroffenen Vereinbarung, bei der zunächst vornehmlich Conrads Ansicht Berücksichtigung gefunden hatte, ergaben sich später über die beabsichtigte Führung des Feldzuges zwischen dem deutschen Generalstabschef und GO. Conrad weitgehende Meinungsverschiedenheiten. Jener vertrat die Ansicht, daß die bulgarische 3. Armee zuerst weit in die Dobrudscha vorstoßen müsse, um sich für den späteren Donauübergang die nötige Ellbogenfreiheit zu schaffen und um die etwa 150 km lange Grenzfront durch Vorschieben bis an die schmälste Stelle zwischen der Donau und dem Schwarzen Meere zu

t    v

verkürzen. Dies entsprach auch der Ansicht des Gen. Zekoff; dies umso mehr, als die Bulgaren nur in jenen Gebieten angreifen wollten, die sie als dauernden Besitz beanspruchten.

Conrad jedoch, der untätiges Verhalten der Rumänen gegen die Bulgaren annahm, redete einem sofortigen Vorstoße der in Nordbulgarien unter dem Oberbefehle des GFM. v. Mackensen sich sammelnden Streitkräfte über die Donau auf Bukarest das Wort und wollte diesen Angriff durch eine Offensive deutscher und öst.-ung. Divisionen über die Südgrenze Siebenbürgens unterstützen. Er ging so weit, daß er Falkenhayn am 10. August vorschlug, man solle, sobald der Vertragsabschluß Rumäniens mit der Entente auf dem Radiowege bekannt werde, ohne Verhandlungen und ohne Kriegserklärung rasch in Rumänien einbrechen. Im Zusammenhang damit entwickelte er vom selben Tage seinem deutschen Kollegen seinen Plan unter der Voraussetzung, daß dieser außer drei in Aussicht gestellten Radfahrerbataillonen noch bald weitere deutsche Kräfte beistellen könne, und daß er auch noch an dem verabredeten sofortigen Vorstoß aus Nordbulgarien gegen Bukarest festhalte.

Dieser Plan ging dahin, eine Gruppe unter einem öst.-ung. General in der Gyergyó und in der Csik zum Schutz der rechten Flanke der 7. Armee und zur Sperrung der Einbruchswege in diese Becken bereitzustellen. Eine zweite, von einem deutschen General befehligte Gruppe, hiebei auch die deutschen Radfahrerbataillone, sollte in der Háromszék und im Burzenlande einen rumänischen Vormarsch über die Südostecke Siebenbürgens verzögern. Die sonst verfügbaren deutschen Kräfte sollten aus dem Grenzraum Hermannstadt—Petrosény durch den Roten Turm Paß nach Süden vorstoßen zum Zusammenwirken mit der über die Donau gerichteten bulgarischen Offensive. Den im Bereiche des Militärkommandos Temesvár befindlichen Truppen war unter öst.-ung. Führung die Sperrung des Donautales und aller zwischen der Donau und dem Retiezat über das Gebirge führenden Wege zugedacht.

Dieses rasche Verfahren eines Überfalles auf Rumänien hätte unter Umständen gewiß sehr wirksam sein können; zu jener Zeit fehlte zu seiner Verwirklichung aber eine Hauptbedingung, nämlich je eine schlagbereite Armee in Siebenbürgen und an der Nordgrenze Bulgariens. Denn der Aufmarsch der bulgarischen 3. Armee schritt nur sehr langsam fort und die Regierung in Sofia, die insgeheim bis zum letzten Augenblick mit Rumänien wegen Aufrechterhaltung der Neutralität verhandelte, legte sogar dem Heranführen der bei Adrianopel bereitgestellten Türken Schwierigkeiten in den Weg1). Überdies schenkte Falkenhayn den Mitteilungen aus Teschen über den bevorstehenden Abschluß einer Aiilitärkonvention zwischen Rumänien und der Entente wenig Glauben, insbesondere, als der als Lostag für die rumänische Kriegserklärung angesehene 14. August verstrich, ohne daß diese erfolgte. Tatsächlich erklärte Rumänien doch am 14. August den Krieg, aber alten Stils. Falkenhayn nahm daher Mitte August an, Rumänien werde die Feindseligkeiten erst nach Einbringung der in diesem Jahre besonders ergiebigen Ernte eröffnen, und ließ sich deshalb Zeit, obwohl er wissen konnte, daß das Heranführen der für Siebenbürgen zugesagten deutschen Divisionen auf den wenig leistungsfähigen Bahnen etwa vier Wochen dauern mochte2).

Mithin bestand wohl Einigkeit über die Stärke der gegen Rumänien aufzubietenden Streitkräfte und ihre Versammlungsräume. Der Plan für ihre Verwendung war aber noch in Schwebe, nicht zuletzt wegen der noch immer unklaren Haltung Bulgariens.

*) K i s z 1 i n g, Der Feldzug gegen Rumänien 1916 (Mil.wiss. Mitt., Wien, Jhrg. 1929, öff.).

-) W e t z e 11, Von Falkenhayn zu Hindenburg-Ludendorff (Berlin 1921). 5, 13.

Die militärischen Vorbereitungen Österreich-Ungarns gegen Rumänien

Die deutschen Zweifel an der rumänischen Gefahr konnten die k.u.k. Heeresleitung nicht daran hindern, zielbewußt die zur Abwehr eines rumänisdhen Einbruches erforderlichen Maßnahmen zu treffen.

Denn die immer drohender lautenden Nachrichten über den fortschreitenden rumänischen Aufmarsch und über die Einzelheiten der Verhandlungen wegen der Offensive der Salonikiarmee, die der rumänischen Kriegserklärung vorangehen sollte, sowie über die Beistellung russischer Truppen für die Dobrudschafront und die Lieferung von Kriegsgerät ließen keinen Zweifel darüber, daß mit dem Kriegsausbruch binnen kurzer Zeit gerechnet werden müsse. In Teschen ging man daher daran, soweit es die überaus gespannte Lage auf dem russischen und dem italienischen Kriegsschauplätze zuließ, in Siebenbürgen, das seit dem Abtransport der 70. HID. nach Wolhynien (Bd. IV, S. 232) dem Schutze der Grenzgendarmerie und der Ersatzkörper allein überlassen war, eiligst eine neue, wenn auch nur lose gefügte Front aufzubauen.

Schon am 22. Juli hatte die k.u.k. Heeresleitung die Verlegung von zehn Landsturmetappen- und zwei Landsturminfanteriebataillonen nach Siebenbürgen angeordnet. Jene sollten im Grenzraum die Gendarmerie bei der Sicherung der Räumung der Grenzgarnisonen unterstützen. Von den beiden Landsturminfanteriebataillonen hatte je eines den Gyimes-und den Ojtozpaß zu sperren.

Um die Monatswende Juli—August wurden, wie schon früher erwähnt, auch drei abgekämpfte Divisionen nach Siebenbürgen zur Auffrischung verlegt. Man hoffte, daß sie bis zu dem kaum mehr zu bezweifelnden Eingreifen Rumäniens ihre volle Kampfkraft erlangt haben würden. So kam die ll.HKD. nach Maros Vásárhely und Szász Régen, von wo sie allerdings Mitte August wegen der kritischen Lage bei der 7. Armee in den Raum Dorna Watra abbefördert wurde. Die 61. ID. gelangte in die Gyergyó und die Csik, die 51. HID. nach Karlsburg und Broos. Das Székler IR. 82 der 2. ID. und die 9. LstHusD. wurden nach Kronstadt gefahren. Auch die mit dem siebenbürgischen Grenzraum besonders vertraute 70. HID. sollte folgen; sie stand aber    %

westlich von Łuck noch im Brennpunkt der Kämpfe, so daß ihre Auffrischung und Verlegung erst viel später erfolgen konnte.

Schließlich wurden zehn einzelne Bataillone an verschiedenen Frontabschnitten herausgelöst und in der Nähe von Bahnstationen für das

Abrollen an die rumänische Front bereitgestellt, hievon aber nur zwei (I 32 und 1/44 der 2. Armee) tatsächlich abbefördert. Wohl aber stellte das Kriegsministerium aus Marschbataillonen 18 neue Feldbataillone, das Honvédministerium deren 5 auf, die sich zum Teil schon in den Militärkommandobereichen Hermannstadt und Temesvár befanden, zum Teil erst um die Monatswende August-September marschbereit und dorthin gefahren werden sollten. In ähnlicherWeise wurden auch Batterien teils den Kampffronten entnommen, teils neu aufgestellt. Aus diesen Truppen sollten nach einigen Änderungen im Organisationsentwurf die 71. und die 72. ID. sowie die selbständige 145. IBrig. gebildet werden.

Anfangs August nahmen auch die operativen Gedanken für die Verteidigung Siebenbürgens schärfere Gestaltung an. GO. PflanzerBaltin, der anfänglich als Befehlshaber für Siebenbürgen in Aussicht genommen war, bat am 5. August die Heeresleitung um Entscheidung, ob der Grenzraum bis zur Maros kampflos preiszugeben oder ob der Kampf mit den noch nicht kriegserfahrenen und gleich den Italienern anfänglich voraussichtlich wenig stoßkräftigen Rumänen schon auf dem Grenzkamm aufzunehmen sein werde. Pflanzer-Baltin gab der zweiten, moralisch empfehlenswerteren Lösung den Vorzug, da diese der höheren Führung auch die Möglichkeit bot, weitere Kräfte unter günstigen Bedingungen zur offensiven Verteidigung heranzubringen. Seine Ansicht fand, wie nicht anders zu erwarten, die Billigung Conrads.

Doch nicht Pflanzer-Baltin sollte diese Pläne zur Tat werden lassen, weil man ihn nicht aus seinem ihm wohlvertrauten Bukowi-naer Kampfraum herauslösen wollte, dann aber auch, weil man auf Falkenhayns Abneigung gegen Pflanzer-Baltin Rücksicht nehmen mußte, da doch starke deutsche Kräfte für Siebenbürgen zugesagt waren. So wurde GdI. Arz, bisher Kommandant des VI. Korps, ein Sohn Siebenbürgens, zum Befehlshaber der neuaufzustellenden 1. Armee ernannt1). Ihm wurden alle in den Militärkommandobereichen Hermannstadt und Temesvár bereits stehenden und noch einlangenden Feldtruppen unterstellt, und hiemit die beiden Militärkommandos von der Leitung der Landesverteidigung enthoben. Die 1. Armee, die vorläufig in die Heeresgruppe Erzherzog Karl eingegliedert wurde, umfaßte den Raum von der Bukowinaer-ungarischen Grenze bis zur Donau.

Als Aufgabe wurde der 1. Armee mit Befehl der Heeresleitung vom

12. August vorgezeichnet: „Schutz der rechten Flanke der in der Buko-

xj Von der DOHL. war ursprünglich für den Posten des Armeekommandanten der württ. GdI. v. Gerok in Vorschlag gebracht worden.

wina kämpfenden Teile der 7. Armee und Verzögerung, beziehungsweise Verhinderung des Vordringens feindlicher Streitkräfte über die Karpathen von der Bukowina bis zur Donau von der Grenze an.“ Hiebei sollte der Rückzug der Grenzschutztruppen in die Maros—Kokel-linie nur schrittweise erfolgen; alle Bewegungslinien waren zu zerstören. Auch sollten im Falle der Alarmierung oder eines überraschenden Einbruches der Rumänen die jenseits der Maros, der oberen Bega und der Temes gelegenen Garnisonen, Ämter und Staatsgüter zurückgezogen werden.

Am 14. August übernahm GdI. Arz das 1. Armeekommando; er erließ noch am selben Tage einen Befehl für die „Vorbereitung der Grenzverteidigung“. Siebenbürgen zerfiel in fünf Grenzabschnitte, in die sofort alle verfügbaren Truppen, auch die nur zur Sicherung der Evakuierung der Grenzgarnisonen bestimmten Landsturmetappenbataillone, gestellt wurden. Aus den Truppen des Abschnittes „Orsova“, der von der Donau bis zum Retiezat reichte, entstand gegen Ende des Monats August die 145. Infanteriebrigade. Im östlich anschließenden und links vom Sebestal begrenzten Abschnitt „Hdtszeg“ wurde die 144. IBrig., im Abschnitt „Talmesch“, Ostgrenze die Höhe Königstein südwestlich von Zernesti, die 143. IBrig. gebildet. Die Zusammenfassung beider Brigaden zur 72. ID. unter FML. Hefelle war erst für etwas später beabsichtigt. Im Abschnitt „Kronstadt“, zwischen dem Königstein und der Höhe N. Sándor (nordöstlich von Kézdivásárhely), wurde unter GM. Goldbach mit dem Stabe der 70. HID.1) die 71. ID. formiert. Sie gliederte sich in die 141. und die 142. Infanteriebrigade. Im nördlich anschließenden Grenzabschnitte „Gyergyó Szt. Miklós“ stand die 61. ID., GM. Grallert. Armeereserve war die um Karlsburg versammelte 51. HID., die aber zunächst nur in der Stärke von 3V2 Bataillonen, 2 Schwadronen und

1 Batterie angerollt war und erst aufgefüllt werden mußte2). Für die rasche Verschiebung dieser Division, der auch die Sicherung der Bahnstrecke bis Piski und die Aufklärung nach Süden über Sugag und Sinna aufgetragen war, hatte das 1. Armeekmdo. entsprechende Vorsorgen getroffen.

GdI. Arz war nun emsig bemüht, aus den unfertigen Brigaden und Divisionen, deren Teile vielfach erst um die Monatswende August*) Das Kommando über die in Wolhynien stehende 70. IIID. übernahm FML. v. Sorsich mit dem Stabe des aus Durazzo herangeholten 63. IDKommandos.

2) Das HIR. 302 und die Masse der Artillerie waren noch in Galizien zurückgeblieben.

September eintrafen, ehestens kampfkräftige Einheiten zu schaffen. An der Grenze wurden eiligst die feldmäßigen Befestigungen instand gesetzt und die Truppen mit ihren zukünftigen Kampfräumen vertraut gemacht. Außerdem wurde der Armeebereich als Etappengebiet eingerichtet, soweit es die kargen personellen und materiellen Mittel zuließen und beim Widerstreben der ungarischen Regierung, die durch Kriegsvorsorgen eine Beunruhigung der Bevölkerung besorgte, möglich war.

Beistellung von öst.-ung. Streitkräften und von Kriegsgerät für Bulgarien

Schon am 18. Juli zu Berlin (S. 238) hatte sich GO. Conrad erbötig gemacht, für den von ihm gewünschten Vorstoß der bulgarisch-deutschtürkischen Armee gegen Bukarest das erforderliche Brückengerät und die Donauflottille beizustellen.

Diese befand sich bereits seit dem Spätherbst 1915 in der unteren Donau und lag zum Teil im Kanal von Lelek (6 km stromaufwärts von Ruščuk), mit einigen Schiffen in dem einen besseren nautischen und taktischen Schutz bietenden Kanal von Belene (17 km westlich von Sistov). Der Flottille war auch eine „Landgruppe“ beigegeben, die aus einer 12 cm-Kanonenbatterie, zwei 9 cm-Geschützen, einem Infanteriezug, einigen Maschinengewehren und Scheinwerfern zusammengesetzt war. Sie stand zuerst nahe der rumänischen Grenze bei Rahova und wurde am 20. August aus dieser ausgesetzten Stellung nach Lelek verschoben, wo sie eine dem Schutze unserer Flottille gegen rumänische Donaumonitoren dienende Flußminensperre durch flankierendes Feuer zu sichern hatte 1).

Für den Stromübergang wurde eine unter Befehl des GM. Gaugl stehende Gruppe von zwei Brückenkompagnien, zwei Pionierkompagnien und fünfzehn Kriegsbrückenequipagen sowie ausreichendes Brückengerät System Herbert zusammengestellt. Die Gruppe Gaugl mit dem gesamten Material wurde auf den für Herstellung einer schweren Schleppschiffbrücke über die untere Donau unerläßlichen eingerüsteten 650 t-Schlepps verladen, anfangs August in überraschendem geschlossenem Transport in die untere Donau gefahren und in den Stützpunkt der Donauflottille bei Belene gebracht. Mit dieser Maßnahme bekundete GO. Conrad weite Voraussicht, denn nach der Kriegserklärung

*) Kellner, 3 Jahre in der bulgarischen Front (Klagenfurt 1932), 6 ff.

hätte dieser Transport die von den Rumänen beherrschte Stromenge des Eisernen Tores kaum mehr durchfahren können und wäre auch weiter auf dem fast 300 km langen Wasserwege der Vernichtung durch rumänische Kräfte ausgesetzt gewesen. Die Heranführung entsprechend großer schwimmender Unterlagen war nur auf der Donau möglich. Aber auch die Herbeischaffung leichteren Brückengeräts wäre angesichts der schwer belasteten und wenig leistungsfähigen serbischen und bulgarischen Bahnen kaum rechtzeitig möglich gewesen. Mit der Einlagerung des Brückenmaterials bei Belene war aber auch schon die Stelle des Überganges, der jetzt nur mehr bei Sistov erfolgen konnte, bestimmt. Donauflottille und Gruppe Gaugl wurden, nachdem die von GO. Conrad gewünschte Offensive der in Nordbulgarien zu versammelnden verbündeten Truppen gegen Bukarest durch die am 28. Juli abgeschlossene Vereinbarung (S. 238) gesichert worden war, am 13. August dem GFM. Mackensen unterstellt.

Mackensen, der Ende August den Befehl über die mazedonische Front der bulgarischen Heeresleitung übergab, hatte aber zunächst lediglich den Auftrag, das Kommando in Nordbulgarien zu übernehmen, da alles weitere davon abhing, ob Bulgarien tatsächlich gewillt sein werde, den Krieg gegen Rumänien zu führen. Dem Generalfeldmarschall unterstanden die bulgarische 3. Armee, bestehend aus der 1., der 4. und der 12. ID., einer Brigade der 6. ID. und aus der l.KD., die Festungen Vidin, Ruščuk, Šuměn und Varna sowie ein aus Teilen der deutschen 101. ID. und einigen ändern deutschen Truppen bestehendes Detachement unter Führung des Obst. v. Kaufmann. Des weiteren verfügte Mackensen über die schon erwähnte Gruppe Gaugl und die k.u.k. Donauflottille, zu der noch eine deutsche Motorbootflottille trat1).

Der Einbruch der Rumänen in Siebenbürgen

Hiezu Beilage 10 Das Vordringen der Rumänen an der Ostfront (27. August bis 4. September)

Am 27. August vormittags fand in Bukarest ein Kronrat statt, der die von Bratianu mit Wissen des Königs eingegangenen Bündnisverpflichtungen gutheißen sollte. Obwohl die deutschfreundlichen Rats-

J) Mitteilung des deutschen Reichsarchivs vom 27. März 1933.

teilnehmer schwere Bedenken äußerten, kam der Konferenz doch nur mehr formale Bedeutung zu l). Denn an den Grenzen Siebenbürgens stellten sich die rumänischen Truppen schon zum Einmarsch bereit. Zur selben Stunde, um 9h abends, da der rumänische Gesandte in Wien die Kriegserklärung übergab, brachen die rumänischen Vorhuten nach Ungarn ein. Für die Donaumonarchie war aus dem Drei- ein Vierfrontenkrieg entstanden. Fürs erste stand die k.u.k. 1. Armee mit ihren

34.000 Gewehren und 76 Geschützen der mehr als zehnfachen Überlegenheit von 369.000 Mann der drei rumänischen Angriffsarmeen gegenüber.

Die rumänische Kriegsansage beantwortete Deutschland, dem jetzt erst Italien den Krieg erklärte, am 28. August mit der Kriegserklärung an Rumänien, welchem Beispiele zwei Tage später auch die Türkei folgte. In Sofia hielt man aber noch zurück. Es verflossen für die Mittelmächte Tage peinlicher Ungewißheit darüber, ob Bulgarien seine Bündnispflicht auch im Kampfe gegen Rumänien erfüllen werde.

Im Sinne des rumänischen Operationsplanes hatte Gen. Presan, der Führer der rumänischen Nordarmee, seinen drei an der Grenze stehenden Infanteriedivisionen befohlen, am 27. um 9h abends mit den Sicherungstruppen überraschend die Grenze zu überschreiten, den Widerstand des Gegners zu brechen und derart nach der Tiefe gegliederte Stellungen zu beziehen, daß aus ihnen die folgenden Kriegshandlungen unter günstigen Voraussetzungen aufgenommen werden könnten.

Mit den Russen war ursprünglich für den 29. August gemeinsames Vorgehen vereinbart worden. Wegen unzureichender Angriffsvorbereitungen bei der 7. Russenarmee mußte dies aber verschoben werden. Im Rahmen des hierauf für den 31. festgesetzten Großangriffes aller Armeen der Südwestfront hatte die russische 9. Armee gegen die Linie Máramaros-Sziget—Bistritz vorzustoßen. Gen. Alexejew versprach sich durch die Besitznahme dieses Raumes die wirksamste Unterstützung der gegen den Oberlauf der Maros vordringenden rumänischen Nordarmee2). Hiezu sollte die 9. Armee mit ihrem linken Flügel über die Höhe Ludowa A 1466 (XI. Korps), über Kirlibaba (XVIII. Korps) und über Dorna Watra (verstärktes III. KavallerieKorps) angreifen. Im besonderen war gegen letztgenannten Ort ein konzentrischer Angriff

x) Marghiloman, Note Politice 1897—1924 (Bukarest 1927), II, 143 ff. — Adamow, Die europäischen Mächte und die Türkei während des Weltkrieges (in deutscher Sprache, Dresden 1930), II, 292 ff. — K i s z 1 i n g, Rumäniens Eintritt in den Weltkrieg (Österr. Wehrzeitung 1931, Folge 32).

2) W a s s i 1 j e w, 81.

vereinbart worden, wozu die Russen gegen die Front Valeputna—Giu-malaul anstürmen, Teile der rumänischen Nordarmee aber von Südosten her über Dorna Watra flankierend eingreifen sollten1).

Die Vortruppen der rumänischen 14. ID., 12 Bataillone und 5 Batterien stark, brachen in mehreren Kolonnen über die Grenze vor und bemächtigten sich am 28. durch umfassende Angriffe des Tölgyes- und des Békáspasses; Bataillone des Nordflügels rückten gegen Bélbor vor. Die zur Verteidigung dieses Grenzraumes berufene k. u. 16. LstGbBrig., Obst. Bernátsky, der 61. ID. (6 Bataillone, 1 Batterie) wich nach kurzem Kampfe aus und bezog mit einem Regiment bei Borszék und westlich davon eine Stellung, um den von Bélbor gegen die Talenge bei Olah Toplica führenden Umgehungsweg aufzufangen, da diese Talenge wegen des Anschlusses an die 7. Armee nachhaltig behauptet werden sollte. Der rechte Flügel hatte im Putna- und im oberen Békástale den Feind möglichst lange aufzuhalten.

Am 29. August rückte die Hauptkraft der im Bekaspaß eingebrochenen rumänischen Gruppe in nordwestlicher Richtung gegen Putna vor. Der rechte Flügel Bernátskys, der noch durch ein Bataillon der Divisionsreserve verstärkt worden war, vermochte daher auf den Höhen östlich von Gyergyó Ditró und bei dem im Quellgebiet des Békás-baches liegenden Gyilkossee, die in die Gyergyó führenden Wege noch weiter zu sperren. Auf dem linken Flügel stellte im Kelemengebirge ein Gendarmeriebataillon unangefochten die Verbindung zur 7. Armee her, bei der die 11. HKD. zur Besetzung des bisher noch offenen Frontstückes zwischen Dorna Watra und der Höhe Lucaciu eingesetzt wurde.

Dem rumänischen IV. Korps war als erstes Vorrückungsziel das obere Alttal vorgezeichnet. Hiezu sollten die 13 Bataillone und 8 Batterien starken Sicherungstruppen der auf dem rechten Flügel stehenden

7. ID. zunächst den Gyimespaß besetzen, der den Haupteinbruchsweg in die von der zweiten Brigade der 61. ID., der k. u. 19. LstGbBrig., Obst. v. Szabó, (6 Bataillone, 1 Batterie) verteidigte Csik bildet.

Die Nordgruppe der rumänischen 7. ID. brach am 27. abends über die Grenze vor, verirrte sieb aber in dem waldigen Berggelände und gelangte erst am 28. abends nach Gyimes, das mittlerweile von den Teilen der Brigade Szabó, die dort gestanden hatten, aufgegeben worden war. Aus Freiwilligen gebildete rumänische Streifkompagnien, die gegen die Bahnkunstbauten bei Gyimes Közeplak vorgebrochen waren,

!) Zajontschkowskij, 80. — Klembowski, 92 f, 97. — D a b i j a,

II, 263, 268.

wurden von den wachsamen Verteidigern aufgerieben1). Die über Kostelek sowie die im Csobányos- und im Uztale vorgehenden kleinen Kolonnen kamen am 28. ebenfalls nicht weit über die Grenzpfähle hinaus.

Am 29. verstärkten alle Kolonnen der rumänischen 7. ID. ihren Druck, gewannen die Wasserscheide westlich von Gyimes Közeplak und drangen südlich davon in das Kászonbecken ein. Nun nahm Obst. Szabó seine Bataillone, die namentlich auf dem Szöllö hegy in lebhafte Kämpfe verstrickt waren, in eine auf den Höhen östlich von Csik Szereda verlaufende Brückenkopfstellung zurück, um im Sinne eines am 29. vom 1. Armeekmdo. erlassenen Befehles die über Székely-Udvarhely gegen Szász Régen führende Vormarschrichtung zu decken. Aus der Besorgnis, umgangen zu werden, wurde die 19. LstGbBrig. am 30. auf die Höhen westlich von Csik Szereda zurückbefohlen.

So stand die k.u.k. 61. ID. am 30. abends mit einer Brigade auf den östlichen Talhängen der Gyergyó, mit der zweiten am Westrand der Csik. Die schwachen Verfügungstruppen des Divisionskmdos., drei Bataillone und vier Batterien, hatte GM. Grallert an den operativ wichtigen Punkt bei Maroshéviz zusammengezogen, um mit Sicherheit die ihm vorgezeichnete Rückzugsrichtung, oberes Marostal—Bistritz, einhalten zu können.

Die rumänische 8. ID. stellte sich in drei Marschsäulen zum Vormarsch in die Háromszék bereit. Die im Ojtoztal vorrückende mittlere überrumpelte am 27. nachts die in Soosmezö stehende Kompagnie eines zur k.u.k. 71. ID. gehörenden Landsturmbataillons und nahm sie gefangen. Am 28. gewannen die drei Kolonnen den Ojtozpaß, worauf sich die zwei in Bereczk befindlichen Landsturmbataillone über Kézdi-vásárhely gegen Westen zurückgezogen.

Am 30. August abends standen die Sicherungstruppen der rumänischen Nordarmee gruppenweise in der Linie Bélbor—Borszék— Putna (Ort)—Zsédánpatak—Lóvész T. (6 km westlich von Gyimes Felsölak)—Höhe A 1350 (4 km nordöstlich von Csik Szépviz)—Ká-szon—Bereczk. Wenngleich hiemit der im Operationsplan in Aussicht genommene zweite Aufmarschraum (S. 234) noch nicht völlig besetzt war, verfügte Gen. Presan dennoch bereits am 30., daß die Sicherungstruppen sich in den erreichten Linien einzugraben hätten, und daß der Aufmarsch zu vollenden sei. Für die Fortsetzung der Offensive hatte sich die 14. ID. in der Linie Drägoiessa—Bélbor—Borszék—Putnalaka— Gyilkossee bereitzustellen; dahinter hatte die 4. gemischte Brigade

i) D a b i j a, II, 264.

nach Almasmezö einzurücken. Die 7. ID., deren Vorhut am 2. September Csik Szereda besetztex), war hinter der Linie Lóvész T.— Höhe A 1350—Kászon zu versammeln. Die 8. ID. hatte sich auf dem Ojtozpaß zum Vorbrechen gegen Kézdivásárhely zu gruppieren. Hinter ihr stellte sich die 2. KD. zum Vordringen in die Háromszék und zur Aufklärung bis an die Altstrecke Csik—Kozmás—Illyefalva bereit; sie rückte hiezu am 31. bis in den Raum Kézdivásárhely—Nyujtód vor.

Zur Vollendung ihres Aufmarsches blieb die Armee Presan bis zum

5. September, diesen mitinbegriffen, im allgemeinen stehen, weshalb sich die k.u.k. 61. ID. verhältnismäßiger Ruhe erfreuen durfte.

Die ersten Kämpfe an der Südgrenze Siebenbürgens (27. August bis 4. September)

Einbruch der rumänischen 2. Armee

Die rumänische 2. Armee, Gen. Averescu, hatte sich im Sinne des Operationsplanes zunächst in den Besitz der südlichen Háromszék und des Burzenlandes zu setzen. Diese beiden Beckenlandschaften hatte die noch ganz unfertige k.u.k. 71. ID. zu verteidigen. Ihr Führer, GM. Goldbach, hatte erst am 27. mittags in Kronstadt das Kommando übernommen. Er verfügte auch nur über ganz wenige Hilfsorgane, 'denn sein Stab, das bisherige 70. HIDKmdo., befand sich noch bei der 4. Armee. All dies und namentlich das Fehlen von Fernsprechabteilungen machte sich anfänglich bei der Befehlserteilung und im Verbindungsdienst in dem 240 km breiten Grenzabschnitt sehr unangenehm fühlbar.

Das den Kern der Division bildende IR. 82 war an den rechten Flügel in die operativ wichtigen Übergänge des Törzburger und des Predealpasses gestellt worden, wo es möglichst lange Widerstand leisten sollte, damit die Division bei dem zu erwartenden Rückzug von der vorgezeichneten Leitlinie Kronstadt—Reps—Maros Vásárhely nicht nach Norden abgedrängt werde. Die übrigen Einbruchswege bis einschließlich Gelencze waren durch zwei in Feldbataillone umgewandelte Marschbataillone, zwei Landsturmetappenbataillone und eine Anzahl von Grenzgendarmerieposten gesichert.

Beim rumänischen III. Korps hatten die Sicherungstruppen, 12 Bataillone und 8 Batterien der 6. ID., den Einbruch in zwei Gruppen zu

i) Dabija, II, 19.

vollführen. Die aus dem Putnatale vorgehende Nordgruppe vermochte nahezu unaufgehalten bis vor Gelencze und nach Zabola zu gelangen, da sie es nur mit einigen Gendarmerieposten zu tun bekam. Die durch den Bodzapaß vordringende Südgruppe mußte aber erst den Widerstand von anderthalb Bataillonen brechen, ehe sie am 28. das Talbecken bei Szita Bodza erreichte. Die Vortruppen der 5. ID., 12 Bataillone und 7 Batterien, hatten über den Tatarhavaspaß, im Tatrangtale und durch den Schanzpaß vorzurücken. Der rechten Kolonne glückte es bei Bodzavám ein Etappenbataillon zu zersprengen. Der Mittel- und der linken Kolonne kostete es jedoch nicht geringe Mühe, den von anderthalb Bataillonen verteidigten Altschanzpaß zu erobern, worauf sich die Verteidiger am 28. abends nach Hosszufalu zurückzogen.

Am 29. standen die Vortruppen des III. Korps in der Linie Gelencze—Zabola—Kovászna—Zágon—Bodola—Hosszufalu. Vor ihnen hatten auf Befehl des GM. Goldbach die zwei Landsturmbataillone aus Bereczk, mit denen bisher gar keine Verbindung bestanden hatte, nach Mikóújfalu, die Gruppe aus dem Bodzapaß (2\!2 Bataillone) nach Sepsi Szt. György und die aus dem Altschanzpaß zurückweichenden Kräfte nach Marienburg zurückzugehen. Diese drei Gruppen hatten vorläufig die 142. IBrig., GM. Anton Klein*), zu bilden.

Vom rumänischen II. Korps brachen die Sicherungen der 4. ID. (10 Bataillone, 9 Batterien) über Predeal und durch den Tömöserpaß gegen Kronstadt vor. Ihnen stand nur das Bataillon 1/82 gegenüber, das — schrittweise weichend — am 28. abends den nördlichen Ausgang des Tömöserpasses sperrte2). Nördlich vom Törzburgerpaß holten sich die Vortruppen der 3. ID. (12 Bataillone, 6 Batterien) an der Gegenwehr des beim Ort Törzburg stehenden IR. 82 (2. und 3. Bataillon) zunächst blutige Köpfe. Die Ungewandtheit der Rumänen im Angriff gegen kriegserfahrene Truppen trat in diesem ersten Gefecht besonders deutlich zu Tage. Die beim Dorfe Rosenau aus südöstlicher Richtung einmündenden Wege wurden von dem aus der Garnison Kronstadt herangeführten Alarmbataillon des IR. 46 gesperrt. Als den Verteidigern bei Törzburg eine Umgehung im Westen drohte, nahm Obst. Lähne, der Führer der 141. IBrig.3), die 82 er auf die Höhen nördlich von Zer-nesti zurück, wo sie die über das Persaner-Gebirge nach Sárkány führende Straße zu schützen hatten. Den Weisungen des 71.IDKmdos. zu*) Das 142. IBrigKmdo. war das umbenannte 3. IBrigKmdo. der 2. ID.

2)    Geschichte des IR. 82, 174.

3)    Das 141. IBrigKmdo. war das umbenannte 208. HIBrigKmdo. der 70. HID.

folge hatte das Alarmbataillon des IR. 46 nunmehr am 29. nach Zeiden zurückzugehen, indes die zwei Bataillone 82 er bei Zernesti möglichst lange Widerstand leisten sollten. Wenn zum weiteren Rückzug gezwungen, hatten die 141. IBrig. (IR. 82, Alarmbataillon IR. 46 und zwei Batterien) das westliche Altufer bei Halmágy und nördlich davon die 142. IBrig. samt drei Batterien das Altufer östlich von Reps zu besetzen.

Am 29. rückten die Vorhuten der rumänischen 4. ID. in Kronstadt ein. Die 3. ID. nahm Törzburg und schob sich vorsichtig gegen Zernesti heran. Am 30. ging die 3. ID. den 82ern entschlossen zu Leibe und versuchte, sie im Westen und im Norden zu umgehen. Obst. Lähne nahm hierauf seine Székler nach Sinca Noua zurück. Da hiemit der rechte Flügel der 71. ID. aus den Angeln gehoben war und GM. Goldbach die zum größten Teil noch nicht gefestigten Truppen keiner weiteren Erschütterung aussetzen wollte, befahl er seinen beiden Brigaden, am 31. August in die schon bezeichneten Stellungen auf dem westlichen Altufer abzurücken. Die 142. IBrig., bei der jetzt auch das Alarmbataillon des Kronstädter HIR. 24 eingeteilt war, sollte während des Rückzuges dem Feinde an den Osthängen des Geisterwaldes zeitweiligen Aufenthalt bereiten. Hinter dem Alt angelangt, hatte sich der Nordflügel bis Homoród Oklánd auszudehnen. Als rechter Flügelschutz sollte eine aus Grenzgendarmerieposten gebildete Abteilung bei Fogaras Stellung nehmen. Am 1. September trafen bei der 71. ID. drei kroatische Honvéd-bataillone ein, die in das HIR. 33 zusammengezogen wurden. Dafür hatte die Division die beiden Alarmbataillone in das Innere des Landes abzuschieben.

Die Rumänen breiteten sich jetzt in der Kronstädter Ebene aus und erreichten bis zum 2. September die Linie Zágon—Tartlau—Brenndorf—Marienburg—Vledény, verloren aber bei diesem zaghaften Vorgehen die Fühlung mit dem Gegner. Das verhältnismäßig rasche Gewinnen des ersten Operationszieles ließ es dem Führer der 2. Rumänenarmee, Gen. Averescu, am 3. September zulässig erscheinen, die Versammlung der Armee nicht zuerst südlich der Reichsgrenze, sondern bereits in dem nördlich vom Gebirgskamme gewonnenen Raume vorzunehmen1). Im einzelnen hatten vom II. Korps die 3. ID. an der Linie Vledény—Barczaújfalu, die 4. ID. bei Marienburg aufzuschließen. Beim

III. Korps wurden der 5. ID. Hidvég und Árapatak, der 6. ID. Sepsi Szt. György und die Ebene östlich davon, der 3. Cälärasibrig. Honigberg als Versammlungsorte bezeichnet.

!) Dabija, II, 161.

Die Gefechte südlich von Her77iannstadt

Bei der vom Gen. Culcer befehligten rumänischen 1. Armee hatte die den rechten Flügel bildende Alt-Lotrugruppe (17 Bataillone, 11 Batterien) zunächst den Roten Turm Paß und die Übergänge in das Zoodt-bachtal zu öffnen und sodann auf die Hermannstadt umgebenden Höhen vorzurücken14). Hiezu sollte das Altdetachement zwischen dem Surul A 228S und dem Alttale, das Lotrudetachement aus dem gleichnamigen Tale über die Höhe Voinagu Catanieste vorbrechen.

Auf der Gegenseite hatte den Grenzraum südlich von Hermannstadt die 143. IBrig. (6 Infanterie-, 2 Etappenbataillone und 3 Batterien) zu verteidigen. Ihr Führer, Obst. Edl. v. Barwik 15), hatte hiezu zwei Bataillone des aus den Bataillonen 1/32, I und V/44 neugebildeten IR. 105 zwischen Negoi A2536 und dem Roten Turm Paß, diesen eingeschlossen, zwei weitere Bataillone mit einer Gebirgsbatterie in weitgedehnter Aufstellung westlich des Passes bis zum Vrf.16) lui Petru 2133 verteilt. Zwei Infanterie-, zwei Etappenbataillone und die fahrende Artillerie standen im Raume um Talmesch in vorbereiteten Stellungen.

Als das rumänische Altdetachement am 27. August abends den Vormarsch antrat, kam es seiner rechten, zwischen Surul und Roten Turm Paß über die Höhen vorrückenden Kolonne zugute, daß das k.u.k. IR. 105 gerade zur Einreihung von Ergänzungen nach Freck zurückgegangen war. Die rumänische Kolonne gelangte daher am 28. unangefochten bis Porcsesti, wo ihr aber der eben aus dem Roten Turm Paß zurückkehrende Panzerzug IX durch Feuer empfindliche Verluste beibrachte. Im Kampf gegen eine rumänische Batterie wurde der Zug dann allerdings zerstört und fiel dem Feinde in die Hände. Unterdessen setzten zwei Bataillone der Brigadereserve im Mündungswinkel des Cibin zum Gegenangriff an, der aber nach anfänglichen Erfolgen wegen Verschlechterung der Lage im Czibiner-Gebirge angehalten wurde. Ein Vordringen der Rumänen von Porcsesti über den Alt konnte durch Sprengen von Brücken vereitelt werden.

Der unerwartet rasche Erfolg der rechten Kolonne wurde durch ein Mißgeschick beeinträchtigt, das die rumänische Talkolonne gleich nach Überschreiten der Grenze ereilte. Das Abwehrfeuer der im Paß stehenden öst.-ung. Kompagnie rief bei den Rumänen eine Panik hervor, worauf die ganze Kolonne 7 km weit bis Caineni zurückflutete. Übertriebene Meldungen über einen Vorstoß des Gegners beunruhigten das rumänische 1. Armeekmdo. in Craiova und sogar die Heeresleitung. Als die Kolonne am 29. endlich wieder vorrückte, konnte sie die Paßenge ungehindert durchschreiten, da sich die Besatzung wegen des Erscheinens der Rumänen bei Porcsesti mittlerweile nach Boitia zurückgezogen hatte.

Das Lotrudetachement vermochte die in kordonartiger Aufstellung stehenden Verteidiger am 28. vom Grenzkamm zurückzudrücken. Durch wiederholte Umfassungen, zu denen das Waldgelände besonders einlud, wurden die schwachen öst.-ung. Abteilungen am 29. auch aus Riu Satului verdrängt. Wegen dieser empfindlichen Bedrohung in der Westflanke und einer Verstärkung des feindlichen Druckes aus dem Roten Turm Paß beschloß Obst. Barwik, dem vom 1. Armeekmdo. als etwaige Rückzugslinie die Straße Hermannstadt—Blasendorf—Tövis zugewiesen worden war, seine Truppen auf die Höhen nordöstlich und westlich von Schellenberg, mit einer Gruppe in den Raum westlich von Hermannstadt zurückzunehmen.

Nun griff auch das 1. Armeekmdo. ein, das ein allzu rasches Vordringen der Rumänen besorgte. Es alarmierte die 51. HID., GM. Tanárky, führte sie in beschleunigter Bahnfahrt nach Hermannstadt und befahl ihr, den Feind in den Roten Turm Paß zurückzuwerfen. Die 143. IBrig., die dem GM. Tanárky unterstellt wurde, sollte die Ausladung der Honvéd, deren erste Staffel am 30. vormittags eintraf, in der Linie Poplaka —Heltau—Mündung des Haarbachtales decken.

Die 143. IBrig. wurde aber am 30. in der angegebenen Linie von den weit überlegenen Kräften der vereinigten Alt-Lotrugruppe umfassend angegriffen. Da ein Gegenangriff bei dem Stärkeunterschied — die 51. HID. zählte erst 5V2 Bataillone — keinen Erfolg versprach, entschloß sich GM. Tanárky, die ganze Gruppe in der Nacht auf den 31. auf den Höhen nördlich von Hermannstadt Aufstellung nehmen zu lassen. Das am 1. September aus Galizien in Mühlbach eintreffende HIR. 302 der 51. HID. hatte südöstlich der Stadt Bahn und Straße zu sperren. Die Rumänen folgten nur zögernd und begnügten sich mit der Besetzung der den Roten Turm Paß im Halbkreis umgebenden Linie Racovitia—Girelsau—Westen—Ileltau. In Hermannstadt verblieb Mjr. Reiner des Militärkommandos nur mit einem Etappenbataillon und dem neu eingetroffenen Panzerzug VIII und leitete, unbekümmert um den Feind, den Abschub der militärischen und staatlichen Güter.

Am 1. September fühlten die Rumänen vorsichtig gegen Hermannstadt und Schellenberg vor. Am selben Tage fanden sich beim Führer der jetzt zur 23. ID. zusammengefaßten Alt-Lotrugruppe zwei Bürger Hermannstadts ein und boten ihm, ohne hiezu ermächtigt zu sein, die Übergabe der Stadt an. Der rumänische General bat aber vorerst bei seinem Armeekommando um die Vollmacht zur Besetzung. Durch eine groteske Verkettung von Irrungen, Mißverständnissen und Entschluß-losigkeit kam es nicht zur Besitznahme der nahezu unverteidigten Stadt. Daran änderte sich sogar auch dann nichts, nachdem der Armeeführer um 4. September persönlich zur 23. ID. vorgefahren und hinter dieser noch die 1. CälärasiBrig. und die 13. ID. aufmarschiert waren.

Die Kämpfe bei Petrosény und bei Orsova

Das im Raum bei Tärgu Jiu und nördlich davon aufmarschierende rumänische I. Korps (11. und 2. ID. sowie 1. Cälärasibrig.), das die Beckenlandschaft zwischen Merisor und Hátszeg in Besitz nehmen sollte, hatte den Einbruch über die Grenze mit den am Szurduk- und am Vulkanpaß bereitgestellten Sicherungstruppen der 11. ID. (7 Bataillone und 8 Batterien) durchzuführen.

Auf der Gegenseite hatte den Grenzraum bei Petrosény mit den wichtigen und ergiebigen Kohlenbergwerken und die über Hátszeg nach Fiski führende Straße die 144. IBrig., Obst. Andreas Berger, (1 Feld-,

2 Landsturmetappen-, 3 Bergwerksbataillone und 1 Batterie) zu beschirmen. Als Verteidigungslinie waren die nördlich vom rumänischen Schyl sich hinziehende Rückenlinie und die Höhen westlich und östlich von Livazény vorbereitet. Hier wollte Obst. Berger Widerstand leisten, vor übermächtigem Drucke längs der Bahn und der Straße nur schrittweise Raum geben, die Höhen Tulisa und Oboroca, auf die sich der rechte Flügel stützte, aber möglichst lange behaupten.

Die am 28. August im Morgengrauen in "drei Kolonnen vorbrechenden Rumänen trafen an der Grenze nur auf Beobachtungsposten und vermochten daher noch am selben Tage bis an den Rumänischen Schyl und an den Südrand von Petrosény heranzukommen. Tags darauf drückte der Feind, über Petrosény und Zsilyvajdejvulkan vorgehend,

!) D a b i j a, II. 42 ff.

die Mitte der Brigade Berger bis an den Zusammenfluß der beiden Quellflüsse des Schyl zurück, worauf die Verteidiger ihre Abwehrlinie unter Festhaltung der Höhe Oboroca auf den Sattel bei Merisor verlegten. Am 30. erneuerte die rumänische 11. ID. ihren Angriff und vermochte dem Gegner, bei dem wohl eine schwache Verstärkung von einem Bataillon, einer Schwadron und einer Gebirgsbatterie eingetroffen war, die Höhe Oboroca zu entreißen. Obst. Berger nahm hierauf seine Truppen am 31. August in die Linie Tulisa—Baru mr.—Westufer des Pareu Streiu zurück. Die Rumänen begnügten sich aber mit ihrem Raumgewinn und gruben sich in einer über den Sattel von Merisor verlaufenden Linie ein. Am 4. September fanden öst.-ung. Nachrichtenabteilungen die Höhe Oboroca sogar vom Feind frei und setzten sich auf ihr neuerdings fest.

Am äußersten Unken Flügel der rumänischen 1. Armee hatte die bei Turnu Severin sich sammelnde l.ID. mit ihren zehn Bataillone und neun Batterien zählenden Sicherungstruppen Alt-Orsova und das nördlich anschließende Cernatal in Besitz zu nehmen (S. 234). Südlich davon bis Calafatu schützten drei Bataillone und eine Batterie die Donaustrecke gegen bulgarische Stromsicherungen.

Auf ungarischem Boden stand dem Feinde die 145. IBrig., Obst. Fiebich-Ripke ]), gegenüber, die anfänglich nur drei Feldbataillone, ein Landsturmetappenbataillon, eine Streifkompagnie, drei Batterien und mehrere kleinkalibrige Marinekanonen zählte. Sie hatte den Donauweg und die von Orsova nach Norden führende Bahn zu sperren, wozu sie sich auf dem Grenzkamm zwischen der Donau und einer Höhe südöstlich von Herkulesbad aufgestellt hatte.

Den 28. August leitete eine erfolgreiche Beschießung von Turnu Severin durch den bestückten Dampfer „Almos“ ein. Gegen die vorrückenden rumänischen Abteilungen wurden die Grenzstellungen im allgemeinen behauptet. Nachts brach, durch österreichische Patrouillen und Scheinwerfer hervorgerufen, bei den Rumänen eine Panik aus, worauf Truppen und Troß kilometerweit nach Osten zurückfluteten2). Das rumänische Heer mußte eben nun auch jene trüben Erfahrungen machen, die bei Kriegsbeginn noch keiner Armee erspart geblieben waren. Die folgenden Tage bis zum Monatsende waren mit bedeutungslosen Grenzgefechten ausgefüllt.

Am 1. September jedoch setzten die Rumänen mit gewaltiger Über-

Das 145. IBrigKmdo. war das umbenannte 210. LstlBrigKmdo.

2) D a b i j a, II, 22.

macht zum Angriff an und durchstießen zwischen Csernahéviz und der Donau die schwache Grenzstellung des Verteidigers. Dessen Südflügel, der ganz erhebliche Verluste, namentlich an Gefangenen, erlitten hatte, wich bis Ogradina zurück. Der Nordflügel der 145. IBrig. bezog an der Talgabel südlich von Mehadia eine nach Süden gerichtete Sperrsteilung. Dieser Gruppe sandte das 1. Armeekmdo. vier der eben anrollenden Bataillone als Verstärkung zu. Das Militärgeneralgouvemement Belgrad, das an der verläßlichen Sperrung des Donauweges Interesse hatte, führte mit Schiff anderthalb Landsturmetappenbataillone nach Ogradina.

Die Rumänen begnügten sich mit dem erkämpften Raumgewinn und gruben sich ein. Da auch die Verteidiger zunächst keine Angriffsabsichten verfolgten, kam es in den nächsten Tagen bei Orsova zu keinen größeren Kampfhandlungen.

Mithin standen in den ersten Septembertagen die Vortruppen der drei rumänischen Angriffsarmeen zwischen der Dreiländerecke und der Donau überall auf ungarischem Boden. Hier erfolgten jetzt der zweite Aufmarsch und die Vorbereitungen zur Offensive.

Durch den Einbruch der Rumänen wurde auch die Grenzbevölkerung empfindlich in Mitleidenschaft gezogen. Die Militärbehörden hatten wrohl rechtzeitig Maßnahmen zum Abschub der ärarischen Güter und der noch im Lande weilenden wehrfähigen Männer, weiters zum Zwrangsankauf der kriegsdiensttauglichen Pferde und des Getreides getroffen. Die Vorbereitungen für das Wegführen der deutschen und der magyarischen Grenzbewohner waren aber dem beim 1. Armeekmdo. eingeteilten ungarischen Regierungskommissär überlassen worden.

Als die rumänischen Truppen am 27. August nachts die Grenze überschritten, w^aren gemäß den Wünschen der ungarischen Regierung, die — wie schon erwähnt (S. 244) — eine vorzeitige Beunruhigung der Bevölkerung vermieden wissen wollte, noch keine Verfügungen getroffen. Es kam daher, namentlich in den bedrohten Städten, zu stellenweise überstürzter und regelloser Flucht1). Erst am 29. August erhielten die sächsischen und magyarischen Grenzgemeinden die Weisung, unter Mitnahme ihres Viehs in die nordwestlich der Maros gelegenen Komitate abzuziehen. Dieser Abmarsch erfolgte in bemerkenswerter Ordnung und wurde von den Rumänen kaum gestört. Als die Rumänen — wie vorhin erörtert wurde — ihre Vorrückung vorübergehend einstellten, hielten auch viele Flüchtlingskolonnen ihren Marsch an und lagerten stellenweise zwischen den oft weit voneinander entfernten Fronten. Bei

J) Arz, Zur Geschichte des großen Krieges 1914—1918 (Wien 1924), 109.

Einleitung von Kampfhandlungen mußte dann von unseren Truppen auf die Rückwanderer besondere Rücksicht genommen werden.

Die Gegenmaßnahmen der Mittelmächte Führerentschlüsse und Befehle bis zum 5. September

Die Kriegserklärung Rumäniens, die wohl nicht die leitenden Kreise in Wien und Teschen, dafür aber jene Deutschlands überraschte, und der Einbruch rumänischer Truppen in Siebenbürgen lösten bei den Generalstabschefs der beiden Mittelmächte das begreifliche Verlangen aus, raschestens die nötigen Gegenmaßnahmen einzuleiten. Diesem Streben diente eine Besprechung Conrads mit Falkenhayn, die am 28. August vormittags in Pleß stattfand. Man war einhellig der Ansicht, daß der Krieg, so wie es am 28. Juli schriftlich vereinbart worden war (S. 238), offensiv geführt werden müsse; denn zur reinen Abwehr an der in Siebenbürgen allein 700 km langen Grenzfront hätten niemals die nötigen Streitkräfte aufgebracht werden können. Wegen der äußerst gespannten Lage in Ostgalizien und an der Somme war im Augenblick aber noch nicht zu übersehen, welche Kräfte gegen den neuen Feind aufgeboten werden konnten. Für den in Siebenbürgen zu führenden Kampf galt als Leitgedanke, den einbrechenden Rumänen durch die an der Grenze stehenden Deckungstruppen zunächst soviel Aufenthalt zu bereiten, daß der Aufmarsch der für den Gegenschlag bestimmten und he ranzu führen den Divisionen durchgeführt werden könne.

Nun war aber die Organisation der Deckungstruppen noch keineswegs beendet. Auch konnte ihre Kampfkraft nicht allzuhoch veranschlagt werden. Die 61. ID. bestand nur aus ungarischen Landsturmbataillonen; der 71. ID., der 143., der 144. und der 145. IBrig. fehlte zur Stunde die Hälfte der Infanteriebataillone. Als Ersatz hiefür waren vorübergehend nicht feldverwendungsfähige Etappenbataillone, mit verschiedenen Gewehrmodellen und mit unzulänglicher Munition ausgerüstet, Alarmbataillone der Grenzgarnisonen Kronstadt und Hermannstadt und die in Bataillone zusammengefaßten Grenzgendarmerieposten eingeteilt. Die Artillerie war ganz unzureichend. Falkenhayn sagte wohl deutsche Artillerieregimenter zu; diese konnten jedoch nicht vor Mitte September erwartet werden1).

Es kam später nicht zu der beabsichtigt gewesenen Einteilung deutscher Artillerieregimenter in die öst.-ung. Divisionen, wetil das Honvédministerium für die 71. und die 72. ID. je eine Reservefeldartilleriebrigade aufstellte.

Die Besprechung endete mit der mündlichen Vereinbarung, die in Siebenbürgen stehenden Truppen baldigst zu verstärken und raschestens die Offensive des GFM. Mackensen mit der bulgarischen 3. Armee in Gang zu bringen, wobei die Frage aber noch immer offen blieb, ob diese Armee zuerst in die Dobrudscha oder über die Donau gegen Bukarest vorzustoßen habe. Im übiigen war das zukünftige Verhalten der Bulgaren noch ungeklärt.

Doch nicht mehr Falkenhayn sollte es sein, der weiterhin die Geschicke Deutschlands in militärischer Hinsicht zu lenken und hiemit die ersten Maßnahmen gegen Rumänien zu treffen hatte, sondern schon die durch Hindenburg und Ludendorff verkörperte „dritte Heeresleitung“, die vom Deutschen Kaiser am 29. August an Stelle Falkenhayns an das Steuer gestellt wurde1). Ludendorff traf denn auch schon am 29. zur Besprechung der Kriegslage in Teschen ein; am 31. August folgte eine zweite Beratung.

Bis zum 30. August gewannen die beiden Heeresleitungen auch einen Überblick über jene Kräfte, die sie in nächster Zeit an anderen Fronten auslösen und an die rumänische Front absenden konnten. Es hatten abzurollen: die 5. HKD. als Reserve hinter den rechten Flügel der 7. Armee (sie war schon im Abgehen); dann zu der seit 29. August dem k.u.k. AOK. unmittelbar unterstellten 1. Armee in Nordsiebenbürgen die 10. bayr. ID. nach Bistritz und Borgó vom 1. September an mit täglich 8 Zügen, die 39. HID. hinter der schon einlaufenden 1. Lst-HusBrig. vom 2. an mit täglich 10 Zügen über Klausenburg nach Maros Vásárhely und Szász Régen, die 3. GID. vom 5. an mit täglich 14 Zügen. Nach Südwestsiebenbürgen hatten über Arad abzugehen: Vier Bataillone der ehemaligen k. u. 210. LstlBrig.-) zur Sicherung des Eisernen Tor Passes (westlich von Hátszeg) und zur Auslösung der dort bereitgestellten Marschbataillone (S. 242), die l.KD. vom 4. an, der Stab der deutschen 3. KD., GLt. Graf v. Schmettow, mit drei deutschen Kavallerieregimentern und einer reitenden Artillerieabteilung sowie die deutsche 187. ID., beide vom 5. an. Schließlich wurde noch die Abgabe von drei Landsturm- und zwei Heeresbataillonen vom Balkan in Aussicht genommen. Im Sinne des Vorschlages Conrads vom .10. August (S. 239) wurden zur Befehlsführung am Nordflügel der 1. Armee das

Hindenburg, 147 f. Ludendorff, Meine Kriegserinnerungen 1914 1918 ''Berlin 1919 und 1920), 187.

2' Es waren dies die k. u. LstIBaone. IV/3, II 5, I 28 und das FJB. 19, die bisher in Nordalbanien gestanden hatten.

Generalkmdo. des deutschen I. RKorps, GLt. v. Morgen, für die Südwestgruppe jenes des XXXIX. RKorps, GLt. v. Staabs, herangeführt.

Über die Art, wie Conrad diese neuen Kräfte verwendet wissen wollte, gibt eine am 30. August verfaßte und an den beiden folgenden Tagen ergänzte Denkschrift Aufschluß. Sie geht von der Voraussetzung aus, daß ein entscheidender Schlag gegen Rumänien überhaupt beabsichtigt ist, daß die hiefür erforderlichen Kräfte aufbringbar sind, und daß die Karpathenfront gegen die Russen behauptet werde.

Die Hauptvorrückung der Rumänen erwartete Conrad auf der Linie von Kronstadt gegen Des. Daher sollten die Gegenschlagstruppen noch vor dem Eintreffen der Rumänen im Raume Klausenburg—Bistritz versammelt werden. Nahmen die Rumänen Richtung auf Klausenburg oder gar gegen Westen, so konnte ein von Norden her geführter Schlag um so wirksamer die feindliche rechte Flanke treffen. Die über Arad und Temesvár herangeführten Kräfte hatten den über den Szurdukpaß und über Hermannstadt eingebrochenen Feind „möglichst aktiv zu bekämpfen und gegen die Westflanke der im Vorgehen Richtung Des gedachten rumänischen Hauptkräfte vorzudringen“. Allenfalls konnte für die Südwestgruppe auch eine Ausladung bei Brád und ein Vordringen über Abrudbánya und Torda in Betracht gezogen werden.

Nach diesen Gedankengängen war der 1. Armee vorerst im besonderen der Schutz des rechten Flügels der 7. Armee und der über Arad—Piski—Alvinc sowie der über Lugos—Karánsebes heranführenden Aufmarschbahnen zugedacht. Die wichtige, über Klausenburg—Kocsárd einmündende Bahn war durch die große Entfernung vom Feinde und durch die Lage hinter der befestigten Marosfront ausreichend gesichert. Der 1. Armee fiel daher zunächst ein Ausharren an beiden Flügeln, bei Maroshéviz—Bistritz und bei Petrosény—Hátszeg zu. Hinter diesen Flügeln war die Versammlung der für den Gegenschlag bestimmten und erst heranzuführenden Divisionen geplant. Keinesfalls waren diese gleich nach dem Eintreffen zum Stützen der Deckungstruppen zu verwenden. Die an dem weit nach Südosten vorspringenden Bogen stehenden Sicherungen hatten vielmehr nur hinhaltend zu fechten und durften sich durch die feindliche Übermacht unbedingt nicht zertrümmern lassen, sondern mußten sich für die Entscheidungskämpfe erhalten. Als Grenzlinie für das Ausweichen wurde die Maros—Kokelstellung angesehen. Bis Mitte September hoffte man, die Verstärkungen herangebracht zu haben. Dann sollte je nach der Lage und im Zusammenhange mit den Kriegshandlungen der Heeresgruppe Mackensen, von der Conrad aber vor allem den baldigen Donauübergang als entscheidungbringend ansah, die Gegenoffensive beginnen, die zunächst die Vertreibung der Rumänen aus Siebenbürgen zum Ziele hatte.

Diese Erwägungen wurden offenbar bei den Beratungen mit GdI. Ludendorff zur Sprache gebracht; in kurzen Zügen wurde am 31. August auch das 1. Armeekmdo. unterrichtet. Dieses erhielt den Auftrag, die für die Nord- und die Südwestgruppe in Aussicht genommenen Versammlungsräume zu melden.

GdI. Arz nahm einen täglichen Raumgewinn des Feindes von zehn Kilometern an und hielt es nicht für sicher, daß die Versammlung der bis 10. September eintreffenden Nordgruppe (39. HID. und 3. GID.) bei Maros Vásárhely und Szász Régen beendet sein werde, da die Entfernung von der Gyergyó und der Csik bis dorthin 80 bis 100 km, von Hermannstadt bis an die Bahn bei Maros Ludas 80 km beträgt. Er beantragte daher, die beiden genannten Divisionen in Apahida (östlich von Klausenburg) auszuladen und an den nach Szász Régen und Maros Vásárhely führenden Straßen zu sammeln. Aus gleichen Erwägungen schlug er die Ausladung der 1. LstHusBrig. in Tövis, die der Masse der später einlangenden Südwestgruppe (187. ID. und die beiden Reiterdivisionen) in Maros Illye vor. Die k.u.k. Heeresleitung stimmte zu und befahl noch, die 1. KD. über Temesvár—Lugos heranzuführen und südlich der 187. ID. auszuladen. Die deutsche 3. KD. wurde auf Weisung aus Pleß nach Karánsebes geleitet; auch dies entsprach den Absichten des AOK., das dem 1. Armeekmdo. die Vereinigung der zwei Reiterdivisionen zu einem Kavalleriekorps GLt. Schmettow empfahl.

Der langsame Vormarsch des Feindes veranlaßte das 1. Armeekmdo. schon am 2. September, die Auswaggonierung der 1. LstHusBrig. nach Maros Vásárhely vorzuverlegen; sie sollte gegebenenfalls die 61. ID. verstärken. Aber auch die beiden Heeresleitungen erkannten die Möglichkeit, aus dem zögernden Verhalten der Rumänen Vorteil zu ziehen. Am 4. September wurde zu Pleß vereinbart, die Versammlung der beiden eintreffenden Gruppen weiter feindwärts zu bewirken. Fürs erste konnte damit eine bessere Sicherung der Aufmarschbahnen erzielt werden. In der Vorverlegung der Südwestgruppe sah man aber auch die Möglichkeit, gegen die bei Petrosény und Hermannstadt stehenden Kräfte des Feindes Teilerfolge zu erzielen.

Das 1. Armeekmdo. erhielt hiezu am 4. den Befehl, die 39. HID. mit den schon ausgeladenen Teilen nach Szász Régen in Marsch zu setzen und die später eintreffenden Truppen dorthin nachzuziehen.

Die an Stelle der 3. GID. anrollende 206. ID.1) sollte in Maros Ludas ausgeladen werden. Beide Divisionen waren nebst der 71. ID., der 61. ID. und der 1. LstHusBrig. dem GLt. Morgen zu unterstellen mit der Aufgabe, ein „Vordringen des Feindes mit Deckungstruppen auch weiterhin möglichst zu verzögern und äußerstenfalls zu verhindern, daß er über die Kleine Kokel aufwärts Mikefalva (22 km südwestlich von Maros Vásárhely) sowie in die Becken von Szász Régen und Bistritz eindringe“. Die 10. bayr. ID. hielt die Heeresleitung wegen der Lage bei der 7. Armee noch zu ihrer Verwendung zurück.

Durch diesen Befehl aus Teschen wurde auch ein vom GLt. Morgen am 4. September in Klausenburg gestellter Antrag gegenstandslos, des Inhalts, mit der Nordgruppe selbständig einen Vorstoß dann zu unternehmen, sobald die rumänische 4. Armee nach Überschreiten des Hargitta- und des Görgenyer-Gebirges in die Ebene der Mezöseg vorbrechen sollte2).

Bei der Südwestgruppe, die aus dem Kavalleriekorps Schmettow, der 51. HID., der aus der 143. und der 144. IBrig. zu bildenden 72. ID. und aus der deutschen 187. ID. bestehen sollte und unter Befehl des GLt. Staabs zu treten hatte, war die Ausladung der beiden Kavalleriedivisionen nach Mediasch und Elisabethstadt vorzuverlegen. Hiebei war gedacht, das Kavalleriekorps die Verbindung zwischen den Gruppen Morgen und Staabs besorgen zu lassen. Die 187. ID. war nach Mühlbach und Karlsburg vorzuziehen, damit GLt. Staabs der Aufgabe entsprechen könne, mit der Hauptkraft den über Hermannstadt und östlich davon eingebrochenen Feind zu bekämpfen. In den Richtungen über Mehadia und insbesondere über Hátszeg war lediglich zu sichern, wozu der 144. IBrig. das k. u. LstlR. 1 zugeführt wurde.

Noch in der Nacht auf den 5. September erließ GdI. Arz die für die Gruppenbildung und die Vorverlegungen nötigen Befehle. Das zaghafte Verhalten der Rumänen vor Hermannstadt bewog ihn überdies, zur selben Zeit aus der Front der 51. HID. die 143. IBrig. herauszunehmen. Sie sollte nebst vier anrollenden neugebildeten Bataillonen bei Tövis versammelt und unter FML. Hefelle als 72. ID. zum besseren Schutz des rechten Flügels der 7. Armee der Nordgruppe der 1. Armee zugeführt werden. Die 144. IBrig. hatte gleich der 145. selbständig zu bleiben.

Durch die ausdrückliche Weisung an GLt. Morgen, in der Abwehr

*) Die 3. GID. wurde während der Fahrt nach Ilalicz zur Südarmee abgedreht.

2) Morgen, Meiner Truppen Heldenkämpfe (Berlin 1920', 103.

zu verharren, war im Gegensatz zu Conrads Operationsentwurf vom

30. August (S. 259) das Hauptgewicht auf die Südwestgruppe übergegangen, deren Bedeutung von Tag zu Tag wuchs.

Falkenbayns Rücktritt und die Schaffung der Obersten Kriegsleitung

Hatte Gd'I. Falkenhayn an der Schaffung der Hindenburg-Front nur mit sehr geteilten Empfindungen mitgewirkt (S. 121), so lag ihm um so stärker die Lösung einer zweiten Frage am Herzen: die Einrichtung einer allen Vierbundsheeren übergeordneten Obersten Kriegsleitung. Diese Frage war seit Kriegsausbruch immer wieder aufgetaucht. Lag ihre zustimmende Erledigung vor allem in der Linie der deutschen Kriegspolitik, so hatte es doch auch im bulgarischen und im türkischen Lager und selbst in Wien an Anregungen, sich an die Lösung des schwieligen Problems zu wagen, nicht gefehlt. Sogar der alte Kaiser soll schon sehr früh an die Möglichkeit eines deutschen Oberbefehls über alle Kriegsschauplätze gedacht haben1). Wenn dennoch bis ins dritte Kriegs jahr diese Frage von keiner Seite her ernsthaft aufgeworfen worden war, so war dies vornehmlich wohl aus Rücksicht auf GO. Conrad geschehen, mit dessen schärfster Gegnerschaft bei Behandlung der Angelegenheit zu rechnen gewesen war.

Nunmehr schien aber, gegen Ende August 1916, dem deutschen Generalstabschef der Augenblick doch gekommen zu sein, unter dem Druck der Kriegslage und der heraufziehenden rumänischen Gefahr auch den vorauszusehenden Widerstand Conrads zu überwinden.

Am 22. August abends überraschte der deutsche Bevollmächtigte im k.u.k. Hauptquartier, GM. v. Cramon, den Armeeoberkommandanten Erzherzog Friedrich und seinen Generalstabschef mit einer Notiz des GdI. Falkenhayn, die mit den Sätzen begann: „Seine Majestät der Deutsche Kaiser übernimmt vom 25. August 1916, 12 Uhr mittags an die einheitliche Leitung der gemeinsamen Angelegenheiten der bulgarisch-deutsch-österreich-ungarisch-türkischen Kriegführung; Allerhöchstsein ausführendes Organ hierfür ist der Chef des Deutschen Generalstabes des Feldheeres.“ In einem zweiten Absatz hieß es, die Selbständigkeit der anderen Heeresleitungen solle „durch diese Regelung nur insofern berührt werden, als es die große gemeinsame Sache“ durchaus erfordere. In der Regel werde sich die Gesamtkriegsleitung vor dem Erlaß von Befehlen um ein Einverständnis mit den von diesen

!) Margutti, Vom alten Kaiser (Wien 1921), 422.

betroffenen Heeresleitungen bemühen. Sind die Anordnungen einmal erflossen, dann seien sie unbedingt zu befolgen. Als Gründe für den unerwarteten Vorschlag Falkenhayns führte Cramon die „wiederholte Anregung Enver Paschas“ an und „die Notwendigkeit, Bulgarien angesichts der drohenden rumänischen Gefahr fest und sicher an unserer Seite zu erhalten“.

Der Armeeoberkommandant war zweifellos geneigt, dem deutschen Antrage im wesentlichen zuzustimmen1). Er überließ jedoch für die Meldung an die Militärkanzlei des Kaisers seinem Generalstabschef den Vortritt. Dieser gegenüber erklärte Conrad in seiner Depesche vom 23., daß er sich dann für die Vorschläge Falkenhayns aussprechen müsse, wenn von ihrer Annahme „eine Förderung des Gesamterfolges im Weltkriege und die Wahrung der militärischen Interessen der Monarchie zu erhoffen wäre“. Keines von beiden treffe jedoch zu. In militärischer Beziehung sei eher zu besorgen, daß eine für all die verschiedenen, oft auch weit entlegenen Kriegsschauplätze maßgebende Kriegsleitung in Unkenntnis der Einzelheiten dieses oder jenes Kampfraumes bedenkliche Fehlverfügungen treffen könnte; außerdem wäre schwerer Zwiespalt zwischen den Heeresleitungen zu befürchten. Was im besonderen die öst.-ung. Heeresleitung anbelangt, so könnte sich aus der doppelten Unterstellung unter den österreichischen und den Deutschen Kaiser unter Umständen ein schwerer Pflichtengegensatz ergeben. Zudem sei zu bedenken, daß sich Deutschland gegenüber Italien nicht im Kriegszustand befinde, daß es nach dem Entwürfe Falkenhayns aber dennoch frei über die an der italienischen Front eingesetzten k.u.k. Streitkräfte würde verfügen können — jenes Deutschland, das im Frühjahr 1915 für die südwestlichen Grenzgebiete Österreich-Ungarns so wenig Herz gezeigt habe. Schließlich sei nicht zu übersehen, daß das Verlangen Deutschlands auf das politische Gebiet übergreife und an der künftigen Großmachtstellung und Selbständigkeit Österreich-Ungarns rühre. Aus alldem gehe „für das Armeeoberkommando die volle Unmöglichkeit hervor, bei Annahme des Vorschlages vor Seiner Majestät und vor dem Vaterland die Verantwortung für die Führung im Kriege zu tragen“. Die Depesche war durch Conrad unterzeichnet, der am 24. August Gelegenheit fand, gegenüber Falkenhayn seine gegensätzliche Auffassung auch mündlich zu vertreten.

Erzherzog Friedlich, um eine Deutschland nicht völlig zurückstoßende Lösung bemüht, begab sich am 25. nach Schönbrunn zur Cramon, Bundesgenosse, 70 ff.

Audienz und brachte von dieser die Mitteilung mit, daß „nach eingehender Besprechung“ auch der Kaiser den Entwurf Falkenhayns für unannehmbar bezeichnet habe. Doch sei es der Wille des Herrschers, daß „der Anregung des Deutschen Kaisers bezüglich der einheitlichen obersten Leitung womöglich Rechnung getragen werde“. Die Heeresleitung habe eine Lösung vorzuschlagen, durch die weder die Hoheitsrechte des Monarchen noch die Würde seiner Wehrmacht betroffen würden, und die auch den bisherigen Wirkungskreis des AOK. gegenüber der Wehrmacht möglichst wenig berühre. Die zu treffenden Abmachungen seien vor der Öffentlichkeit geheim zu halten.

In einem vom folgenden Tag datierten Schriftstück an Falkenhayn kam Conrad noch einmal auf die Gründe seiner Ablehnung zurück. Er erinnerte daran, daß sich die Methode, Kriegshandlungen auf dem gegenseitigen Einvernehmen aufzubauen, in den zwei großen Feldzügen, die 1915 gegen Rußland und Serbien geführt wurden, durchaus bewährt habe. Für den Angriff auf Montenegro sei dieses Einvernehmen zwar nicht zu erzielen gewesen, aber die Nützlichkeit des Unternehmens habe sich seither erwiesen. Vor dem Angriff gegen Verdun sei es Falkenhayn gewesen, der auf das Einverständnis des Bundesgenossen und auf dessen Mitwirkung durch k.u.k. Truppen verzichtet habe; ebenso sei es nicht geglückt, das von der öst.-ung. Heeresleitung angestrebte Einverständnis Falkenhayns für die Maioffensive gegen Italien zu gewinnen. Wenn man deutscherseits jedoch glaube, auf Grund eines Abkommens über den gemeinsamen Oberbefehl einen Verbündeten auch dann zum Gehorsam zu zwingen, wenn dieser Verbündete der Überzeugung sei, damit gegen die Interessen des eigenen Staates zu handeln, so gäbe man sich einer Täuschung hin. Im Falle Österreich-Ungarn sei überdies an das Verhältnis zwischen Deutschland und Italien zu erinnern. Gar nicht zu reden von den Folgen, die eine förmliche Übernahme der Gesamtkriegsleitung durch den Deutschen Kaiser bei den gefährlichen nationalen Oppositionen in Bulgarien und in der Türkei auszulösen vermöchte. So habe denn auch Kaiser Franz Joseph den deutschen Entwurf als unannehmbar bezeichnet, aber die öst.-ung. Heeresleitung mit der Einbringung neuer Vorschläge beauftragt.

Diese Vorschläge setzten für die grundlegenden Entschlüsse und die Ziele der zu unternehmenden Kriegshandlungen sowie für die nötigen Kräfte und für die Befehlsregelung das Einvernehmen der betroffenen Heeresleitungen voraus. Alle Heeresleitungen seien ermächtigt, Anträge zu stellen, die Verhandlungen seien von der DOHL. zu leiten. Der für die Leitung einer Kriegshandlung bestimmte Befehlshaber hat die im Einvernehmen der Verbündeten festgelegten Weisungen durch die Leitung jenes Heeres zu erhalten, dem er angehört. Jede Heeresleitung kann ihre Kräfte in dem Ausmaße zwischen den einzelnen Kriegstheatern verschieben, wie es die Sicherung und Verteidigung des eigenen Staatsgebietes fordert. Der letzte Punkt des Vorschlages sieht etwas unklar vor, daß in Fällen von Meinungsverschiedenheiten die deutsche und die öst.-ung. Heeresleitung gemeinsam den Schiedsspruch zu fällen hätten. Von der doch am meisten zur Erörterung gestellten Möglichkeit, daß zwischen den Heeresleitungen der Mittelmächte ein Einvernehmen auf unüberwindliche Schwierigkeiten stoße, ist in den Anträgen nicht die Rede.

Falkenhayn hatte die Antwort noch nicht entworfen, als, am 27. August abends, die Kriegserklärung Rumäniens an ÖsterreichUngarn eintraf. Der öst.-ung. Heeresleitung kam das Ereignis keineswegs unerwartet. Sie war durch abgehorchte Funksprüche darauf vorbereitet und hatte diese stets auch dem Bundesgenossen ínitgeteilt. Falkenhayn „glaubte jedoch den Telegrammen weniger als seinen Berichten aus Bukarest. Er ging sogar so weit, der Vermutung Ausdruck zu geben, die Telegramme wären zurechtgemacht, um die Bereitstellung deutscher Truppen gegen Rumänien zu erreichen. Diese Vermutung war ebenso unverständlich wie unberechtigt“1).

Auf den Deutschen Kaiser, der sich offenbar Falkenhayns Auffassung zu eigen gemacht hatte, wirkte die Kriegserklärung Rumäniens „wie ein Blitz aus heiterem Himmel“2). Er ließ Hindenburg und Ludendorff durch den Draht herbeirufen. Falkenhayn betrachtete diesen Akt nicht zu Unrecht als ein Zeichen dafür, daß er das Vertrauen seines Obersten Kriegsherrn verloren habe. Der Kaiser hatte sich trotz der Zuneigung, die er durch lange Zeit für seinen Generalstabschef besaß, wohl schon seit etlichen Wochen mit dem Gedanken vertraut gemacht, sich früher oder später von ihm trennen zu müssen. Allzu laut riefen Heer und Volk, durch die Erlebnisse von Verdun und an der Somme in ihrem Vertrauen zu Falkenhayn schwer erschüttert, nach den beiden großen Heerführern, die im Osten noch immer den Erfolg an ihre Fahnen zu knüpfen gewußt hatten, und deren Name mit den größten Siegen des Krieges verknüpft war. Der Kaiser nahm das Rücktritts-

Cramon und Fleck, Deutschlands Schicksalsbund mit Österreich-Ungarn Berlin 1932), 146.

2) Cramon, Bundesgenosse, 76; dazu auch Z w e h 1, 211 ff.

gesuch Falkenhayns an und berief den GFM. Hindenburg auf den Posten eines Chefs des Generalstabes des Feldheeres, Ludendorff auf den eines Ersten Generalquartiermeisters.

Die Bedeutung dieses Aktes in schwerster Stunde war nicht zu unterschätzen. Nicht bloß das deutsche Heer, sondern auch die Streiter der Verbündeten schöpften, soweit sie mit dem Herzen zur großen gemeinsamen Sache standen, neuen Mut.

In Teschen hatte es in der letzten Zeit wohl nicht an Nachrichten gefehlt, daß Falkenhayns Stellung wankend geworden sei. Trotzdem kam die Plötzlichkeit des Geschehnisses überraschend. Conrad sah Falkenhayn ohne tieferes Bedauern scheiden. Seit der Wiederversöhnung nach dem Bruche, der um die Jahreswende eingetreten war, hatten die Beziehungen zwischen den beiden Männern zwar äußerlich wieder freundschaftliche Formen angenommen. Aber die innerliche Abneigung war bestehen geblieben und sofort neu aufgelebt, als die leidvolle Entwicklung im Osten öfter Anlaß zu unerquicklichen Auseinandersetzungen bot. Nicht zu Unrecht schreibt Cramon *): „Die beiden Männer konnten sich nicht verstehen, Preußen und Österreich stießen in ihnen zu unvermittelt aufeinander."

Die Beziehungen zwischen der öst.-ung. Fleeresleitung und dem deutschen „Zweigestirn des Ostens“ waren hingegen, abgesehen von vorübergehenden Meinungsverschiedenheiten im Feldzuge 1914 immer recht gut gewesen. Nicht selten hatte man sich — wie etwa im Sommer 1915 — in gemeinsamer Kampfstellung gegen Falkenhayn gefunden. So sah denn zumal Conrad auch der Zusammenarbeit im Rahmen der obersten Führung mit Zuversicht entgegen, und die ersten Besuche Ludendorffs und Hindenburgs in Teschen, Ende August, schienen diese Hoffnungen vollauf zu bestätigen. Dies klingt auch aus der Meldung heraus, die der k.u.k. Generalstabschef am 1. September durch die Militärkanzlei seinem Kerrscher erstatten ließ. Er berichtete über die Anträge, die er am

26. des Vormonats Falkenhayn in der Frage des gemeinsamen Oberbefehls erstattet hatte, und fügte bei, daß eine Antwort von deutscher Seite noch ausstehe, aber auch nicht mehr „unbedingt notwendig“ zu sein scheine, da, wie Hindenburg bei seinem Antrittsbesuche ausdrücklich bestätigt habe, in der Anlage des rumänischen Feldzuges völlige Übereinstimmung erzielt worden sei.

Bezeichnenderweise war es aber nun der Kaiser Franz Joseph, der schon am darauffolgenden Tage seine Heeresleitung wissen ließ, daß Cramon und Fleck, Schicksalsbund, 142.

er „die Erzielung vollen Einvernehmens im Sinne einer entscheidenden obersten Befehlsgebung ... als nötig“ erachte. Diese Mahnung traf gleichzeitig mit einer Note Ludendorffs ein, die neue Vorschläge zur Schaffung eines gemeinsamen Oberbefehls enthielt. Ludendorff trug in seinem Entwürfe den Anträgen Conrads in ziemlich weitgehendem Maße Rechnung, vor allem den Bedenken, die der öst.-ung. Generalstabschef der tatsächlichen Wirksamkeit einer in gewissen Fällen unbeschränkten Befehlsgewalt des Deutschen Kaisers über die verbündeten Heere entgegensetzte. Nach den Vorschlägen der neuen Heeresleitung, setzte die Tätigkeit der Obersten Kriegsleitung voraus, daß die anderen Heeresleitungen vor jeder wichtigen Entscheidung zu hören seien, und dabei „ein vollständiges Einvernehmen . . . angestrebt werden“ müsse. Neu war der Gedanke, die Oberbefehlshaber der verbündeten Heere zur Berichterstattung über die Lage ihrer Streitkräfte, über „ihre operativen Absichten“ und über die „zur Verfügung stehenden Machtmittel“ sowie deren Verteilung und Verschiebung zu verpflichten. Eine schiedsrichterliche Entscheidung für den Fall unausgleichbarer Meinungsverschiedenheiten war nicht vorgesehen.

Conrad begab sich am 3. September nach Wien, um den deutschen Antrag sowohl dem Kaiser wie dem Außenminister persönlich zu überreichen. Er scheint hiebei nur mehr ein schwereres Bedenken vorgebracht zu haben: dieses, daß die DOHL. auf Grund des Vertrages in die Lage kommen könnte, bei ihren Maßnahmen gegebenenfalls die politischen Interessen der Monarchie gegenüber denen Deutschlands besonders zurückzusetzen. Um solches hintanzuhalten, schlug er die Aufnahme eines gegenüber den anderen Verbündeten geheim zu haltenden Zusatzartikels vor, der die DOHL. verpflichten sollte, „den Schutz und die Integrität der Gebiete der öst.-ung. Monarchie jenen des Deutschen Reiches gleichzuhalten“ und, wenn in einem bestimmten Falle die öst.-ung. Heeresleitung einer Absicht der deutschen nicht zuzustimmen vermöchte, nicht ohne das Einverständnis des Kaisers von Österreich zu entscheiden. Der Kaiser und Burián pflichteten diesem Antrage Conrads bei, ließen ihn aber sonst erkennen, welch großen Wert sie offenbar unter dem Eindruck der Bedrohung durch Rumänien — auf einen möglichst raschen Abschluß der Verhandlungen legten.

In der Tat wurden die „Bestimmungen für den einheitlichen Oberbefehl der Zentralmächte und ihrer Verbündeten“ samt dem durch Conrad vorgeschlagenen Zusatz schon am 6. September im Schlosse Pleß durch die beiden Generalstabschefs unterzeichnet. Sie lauteten w'örtlich:

„1. Zur Sicherung der einheitlichen Führung der künftigen bul-garisch-deutsch-österreich-ungarisch-türkischen Operationen übernimmt Seine Majestät der Deutsche Kaiser die Oberleitung der Operationen der Zentralmächte und ihrer Verbündeten.

2.    Die Hoheitsrechte der Obersten Kriegsherrn der verbündeten Wehrmächte hinsichtlich ihrer Streitkräfte werden hiedurch nicht berührt.

3.    Die Oberleitung erstreckt sich auf die — der Gesamtsituation entsprechende — einheitliche Anlage und Durchführung der Operationen im großen, vornehmlich auf: a) die grundlegenden Ziele der auf den verschiedenen Kriegsschauplätzen zu führenden Operationen, b) die hiefür zu verwendenden Kräfte und c) da, wo Truppen mehrerer Verbündeter teilnehmen sollen, auch hinsichtlich der Befehls- und Unterordnungsverhältnisse.

4.    Zur Ausübung der Oberleitung stehen dem Deutschen Kaiser die Armeeoberkommandanten (Generalissimus) der verbündeten Wehrmächte und deren Generalstabschefs zur Verfügung — im türkischen Heere nur der stellvertretende Oberbefehlshaber. Sie sind vor jeder wichtigen Entscheidung, die die Gesamtinteressen berühren, zu hören. Dabei wird ein vollständiges Einvernehmen der Heeresleitungen angestrebt werden.

5.    Die nach Anhörung der Armeeoberkommandanten (Generalissimus) vom Deutschen Kaiser getroffenen Entscheidungen sind für alle verbündeten Wehrmächte bindend.

6.    Die Armeeoberkommandanten (Generalissimus) der verbündeten Wehrmächte sind verpflichtet, dem Deutschen Kaiser a) über die Situation der ihnen unterstellten Streitkräfte, b) über ihre operativen Absichten, c) über die ihnen zur Verfügung stehenden Machtmittel und ihre Verteilung und Verschiebung fortlaufend Bericht zu erstatten.

7.    Alle Entscheidungen Seiner Majestät des Deutschen Kaisers sowie sonstige Mitteilungen an die Armeeoberkommandanten (Generalissimus) der verbündeten Wehrmächte werden „Für die Oberste Kriegsleitung“ vom Chef des Generalstabes des deutschen Feldheeres gefertigt.

8.    Die Führung der Verhandlungen zwischen den verbündeten Heeresleitungen steht der Deutschen Obersten Heeresleitung zu. Anregungen können von jeder der verbündeten Heeresleitungen ausgehen.

9.    Der dienstliche Verkehr zwischen den Armeeoberkommandanten (Generalissimus) und ihren Obersten Kriegsherren sowie den Zentralbehörden ihrer Staaten erleidet keine Änderung. Ein Dienstverkehr der Obersten Kriegsleitung mit diesen Stellen findet nicht statt.

10.    Die Zuführung und materielle Versorgung der zur Teilnahme an einer gemeinsamen Operation bestimmten Heereskörper obliegt grundsätzlich den zuständigen Heeresleitungen. Abweichungen hievon sind nur auf Grund besonderer Abmachungen zulässig.

11. Diese Bestimmungen treten nur im Falle der Zustimmung der Obersten Kriegsherren aller verbündeten Wehrmächte in Kraft. Der Zeitpunkt des Inkrafttretens wird nach Einholung dieser Zustimmung festgesetzt.“

Der nur Deutschland und Österreich-Ungarn betreffende Zusatzartikel, der Conrads politischen Bedenken Rechnung trug, hatte den Wortlaut:,,Mit der Übernahme der Oberleitung der Operationen der Zentralmächte und ihrer Verbündeten übernimmt Seine Majestät der Deutsche Kaiser die Verpflichtung, sich sowohl bei Führung der Operationen wie bei jeder Art in die Kriegführung einschlägiger Verhandlungen von dem Grundsatz leiten zu lassen, den Schutz und die Integrität der Gebiete der öst.-ung. Monarchie jenem des Deutschen Reiches gleichzuhalten. Wenn in Fällen, welche diese Integrität betreffen, das Armeeoberkommando sein Einverständnis nicht zu erklären vermag, verpflichtet sich Seine Majestät der Deutsche Kaiser, nicht ohne die Zustimmung Seiner kaiserlichen und königlichen Apostolischen Majestät zu entscheiden.“

Die Erfüllung des Punktes 11 schien fürs erste allerdings noch auf sich warten zu lassen. Conrad schien recht zu behalten: Der König der Bulgaren und der ottomanische Vizegeneralissimus hatten zwar ihr volles Einverständnis erklärt, wollten sich „jedoch vor endgültiger Zustimmung mit ihren verantwortlichen politischen Ratgebern besprechen“. Da nun aber der Aufmarsch in Siebenbürgen in vollem Gange war, wandte sich am 13. September Kaiser Wilhelm an Kaiser Franz Joseph mit der Bitte, er möge die Oberste Kriegsleitung für die beiden Mittelmächte noch am selben Tage in Kraft treten lassen. Kaiser Franz Joseph zögerte nicht, den Wunsch seines Bundesgenossen zu erfüllen, wobei er erklärte, in der Übernahme der Obersten Kriegsleitung durch den Deutschen Kaiser „eine wertvolle Bürgschaft für die Erfolge unserer gemeinsamen großen Aufgabe“ zu erblicken. Spät nachts konnte Hindenburg der öst.-ung. Heeresleitung mitteilen, daß sich auch Bulgarien in aller Form dem Oberbefehl des Deutschen Kaisers unterstellt habe. Die Zustimmung der Türkei erfolgte aus bisher noch nicht klargelegten Gründen allerdings erst am 11. November.

Damit war zwischen den verbündeten Mittelmächten eine Frage aus der Welt geschafft, die ohne das starke Widerstreben des öst.-ung. Generalstabschefs wohl schon erheblich früher gelöst worden wäre. Man tut der Bedeutung der Persönlichkeit Conrads gewiß keinen Abbruch, wenn man die geschichtliche Wahrheit zu ihrem Rechte kommen läßt, und das Verhalten des Generals zu keinem geringen Teile seinem trotz aller Bescheidenheit stark ausgeprägten Selbstbewußtsein zuschreibt. Dennoch ist auch den sachlichen Gründen, die er vorbrachte, ihr großes Gewicht gewiß nicht abzusprechen, und es ist ebenso wenig zu leugnen, daß sich Falkenhayn in seinem Entwürfe vom 22. August (S. 262) die Lösung der sch mengen Frage allzu leicht gemacht hat. In der Tat hat sich die neue DOHL. in ihren Vorschlägen, die schließlich zum Vertrag werden sollten, weitgehend dem Gegenantrag angeschlossen, den Conrad auf Befehl seines hochsinnigen Herrschers noch Falkenhayn übermittelt hatte, und alle wichtigeren seiner Einwände berücksichtigt. Auch den politischen Bedenken des öst.-ung. Generalstabschefs wurde durch den Zusatzartikel und durch die Verpflichtung, den Vertrag vor der Öffentlichkeit unbedingt geheim zu halten, so weit als möglich Rechnung getragen. Durfte so Conrad seine Unterschrift ohne tieferen Groll unter das Abkommen setzen, so hatte der Bündniskrieg durch die Schaffung der Obersten Kriegsleitung sicherlich eine starke moralische Untermauerung gewonnen, dies um so mehr, als neben dem Deutschen Kaiser zwei Männer vom Glanze Hindenburgs und Ludendorffs die neugeschaffene Einrichtung verkörperten. Andrerseits bedeutete diese für Deutschland in erhöhtem Ausmaße die Verpflichtung, die Kraft der Nation auch für die schwächeren Verbündeten einzusetzen — eine Erkenntnis, die zumal dem Entgegenkommen der Wiener Kreise einen starken Auftrieb verliehen haben mag.

In der Sache hatte vor allem die Pflicht zur Berichterstattung im Sinne des Punktes 6 ansehnliche Bedeutung; war es damit doch wenigstens einer Stelle des Vierbundes möglich, die militärische Lage auf allen Kriegstheatern zu überblicken1). Ob hingegen die dem Deutschen Kaiser übertragene Befehlsgewalt gegenüber dem einem oder dem anderen der Verbündeten auch dann ihre Probe bestanden hätte, wenn dieser, ob mit Recht oder Unrecht, lebenswichtige Interessen bedroht gesehen hätte, das muß füglich im Sinne Conrads bezweifelt werden. Ebenso ist es durch spätere Entwicklungen bewiesen, daß militärische Abmachungen über eine engere Zusammenarbeit Stückwerk bleiben mußten, solange nicht auch der Zusammenklang der politischen und wirtschaftlichen Kräfte des Vierbundes durch irgend eine Organisation vollkommen gewährleistet war.

\ Ludendorff, 203.

Die ersten Ereignisse in der Dobrudscha (1. bis 9. September)

Hiezu Beilage 29 des IV. und Beilagen 9 und 11 des V. Bandes Die Kriegsei'klärung Bulgariens

Mittlerweile waren, von den Mittelmächten mit Spannung erwartet, die Ereignisse auch an der bulgarisch-rumänischen Front endlich in Fluß gekommen.

Auf dem Balkan war den Ententemächten und ihrem neuen rumänischen Verbündeten noch vor der Kriegserklärung Rumäniens das Konzept dadurch verdorben worden, daß die Bulgaren der in der Bukarester Militärkonvention vom 17. August den Rumänen zugesicherten Offensive der Orientarmee zuvorkamen. Denn die Bulgaren waren am J 8. August mit den beiden Flügeln der mazedonischen Front selbst zum Angriff geschritten. Anlaß hiefür war der schon im Frühsommer rege gewordene Wunsch, den rechten Flügel bis über Florina und den linken bis auf die Nordhänge der Strumaebene vorzutragen (Bd. IV, S. 714), um einerseits eine günstigere Verteidigungsfront, andererseits in Kavala einen besseren Hafen als Dedeagać zu gewinnen. Der Offensive war damals von der DOHL. nicht zugestimmt worden, um den Griechen nicht Anlaß zum Abschwenken ins Ententelager zu geben. Als die Westmächte aber am 21. Juni durch Drohung mit einer Landung bei Athen die Demobilisierung des ihnen im Wege stehenden Griechenheeres erzwungen hatten, gab Falkenhayn, da jetzt die Gefahr eines unbeabsichtigten Zusammenstoßes mit den Hellenen vermindert war, den Bulgaren den Angriff frei1).

Die am 18. August begonnene Offensive der Bulgaren hatte Erfolg. Florina wurde schon am ersten Tage erobert. Dann hemmte ein serbischer Gegenschlag das weitere Vordringen. Bis zum Monatsende hatte die bulgarische 1. Armee nach stellenweise heftigen und wechselvollen Kämpfen eine Stellung bezogen, die sich von Korea zum Nordende des Ostrovosees hinzog. Die 2. Bulgarenarmee hatte bei ihrer Vorrückung bis an den Tahinosee nur schwache englische Sicherungen zu vertreiben. Das im Vorrückungsraume stehende griechische IV. Korps leistete keinen Widerstand. Es ließ sich in Drama am 10. September kampflos entwaffnen und wurde nach Görlitz in der Lausitz abgeschoben. Dieses

1) Falkenhayn. Heeresleitung, 217, 239. L a r c h e r, 149.

Verhalten des IV. Griechenkorps läßt einen Schluß zu, wie sich das Hellenenheer allenfalls benommen haben würde, wenn die Mittelmächte zu Ende 1915 im Anschluß an die Eroberung Serbiens gegen Saloniki vorgestoßen hätten (Bd. III, S. 259).

Hatten die Bulgaren durch ihren Vorhieb den Ententemächten die Entschlußfreiheit vorweggenommen und ihnen dadurch eine arge Verlegenheit bereitet, so ließen sie sich an der rumänischen Front mit der Erfüllung ihrer Bündnispflicht zunächst noch Zeit.

Dieses Zögern ließen die Rumänen nicht ungenützt vorübergehen. Von der russischen Diplomatie angespornt, stellten sie in Sofia die Abtretung der Dobrudscha für den Fall in Aussicht, daß Bulgarien neutral bliebe. Die rumänischen Lockungen verfehlten bei der bulgarischen Opposition nicht ihre Wirkung. Dazu kam der unleugbare Eindruck, den das Auftreten der Russen in der Dobrudscha im bulgarischen Volke hervorrief. Die Erinnerung an die Befreiung durch die Russen im Kriege 1877 78 wurzelte doch noch zu tipf in den Herzen der Bulgaren, als daß sie ohne Unbehagen einem Zusammenstoß zwischen ihren Truppen und den Russen, wie er sich in der Dobrudscha ergeben mußte, entgegengesehen hätten. Zwar betont Radoslawoff in seinen Erinnerungen1), Bulgarien habe nur zum Scheine, um Zeit zu gewinnen, die Fäden nach Bukarest nicht sofort zerrissen. Dennoch ist es bezeichnend, daß Sofia dem Heranführen des bei Adrianopel versammelten, für den Kampf gegen Rumänien bestimmten VI. Türkenkorps an die Donau in diesen Tagen noch erhebliche Schwierigkeiten in den Weg legte.

Unterdessen war es jedoch auf der Donau zu Feindseligkeiten gekommen. Die Rumänen unternahmen am 27. August nachts, gleich nach der Kriegserklärung an Österreich-Ungarn, gegen die vor Ruščuk noch ahnungslos liegende k.u.k. Donauflottille einen Torpedoangriff, dem aber nur ein mit 01 und Kohle beladener Schlepp zum Opfer fiel. Die Flottille fuhr hierauf in den geschützten Raum im Belenekanal und bombardierte am 28. Bahn- und Hafenanlagen bei Giurgevo sowie rumänische Donauschiffe2). Hiebei griff auch die bei Lelek auf bulgarischem Boden stehende 12 cm-Kanonenbatterie der k.u.k. Landgruppe ein3).

Schließlich und vielleicht nicht unbeeinflußt durch den Geschützkampf an der Donau, bei dem die Stadt Ruščuk in Mitleidenschaft

x) Radoslawoff, 206.

2)    Wulff, Österreich-Ungarns Donauflottille in den Kriegsjahren 1914—1916 ''Wien 1918), 181.

3)    Kellner, 18 ff.

gezogen worden war, entschied sich der König Ferdinand für die uneingeschränkte Erfüllung der Bündnispflicht. Am 1. September erklärte Bulgarien an Rumänien den Krieg, und am selben Tage hatten die Kriegshandlungen der bulgarischen 3. Armee an der Dobrudscha-front zu beginnen.

Die Eroberung von Zlnrtnkai und ihre Folgen (1. bis 6. September)

GFM. Mackensen hatte von der DOHL. am 28. August, dem letzten Tage der Amtstätigkeit Falkenhayns, den Befehl erhalten, sobald als möglich anzugreifen, wobei Richtung und Ziel dem Feldmarschall überlassen blieben. Doch schon tags darauf schufen die neuen Männer der DOHL. mehr Klarheit. Sie waren der Ansicht, daß ein sofortiger Vorstoß gegen Bukarest nur zu einer Niederlage der schwachen Streitmacht Mackensens führen würde. Da die Versammlung der zum Gegenschlag bestimmten deutschen und öst.-ung. Divisionen in Siebenbürgen bis in die zweite Septemberhälfte dauern mochte, erhielt Mackensen am 29. August den gemessenen Befehl:    . . .es ist vorläufig von der Aus

führung des Donauüberganges Abstand zu nehmen. Es wird vielmehr Aufgabe der Heeresgruppe sein, unter Sicherung der Donaulinie, durch Einbruch in die Dobrudscha feindliche Kräfte auf sich zu ziehen und zu schlagen1).“

Dem Generalfeldmarschall, der am 31. in Tirnovo eintraf, standen hiefür die an der Dobrudschagrenze aufmarschierte bulgarische 3. Armee, GLt. Toscheff, das an der Donau zwischen Ruščuk und Sistov stehende deutsche Detachement Obst. Kaufmann2), die k.u.k. Donauflottille samt der Landgruppe und die aus Landsturm gebildete 12. Bulgarendivision, die zwischen Sistov und Teki ja das südliche Donauufer bewachte, zur Verfügung. Auf Vorschlag des GLt. Toscheff plante Mackensen fürs erste die Wegnahme der Festung Turtukai, von der aus das Vordringen der 3. Bulgarenarmee, die womöglich die schmälste Stelle zwischen Donau und Meer gewinnen sollte, in der Nordflanke bedroht werden konnte.

x) Wetzell, 20. — Hindenburg, 182 f.

2) H i 11 e r, Geschichte des Thüringischen Ulanen-Regiments Nr. 6 ^Berlin, 1930), 214.

v    18

Turtukai hatte mit seinen fünfzehn Gürtelwerken einen Umfang von 25 km und wurde zunächst von der rumänischen 17. ID. verteidigt. Der feste Platz stellte einen Brückenkopf dar, die Brückenverbindung mit dem Nordufer fehlte aber.

Sollte nun der bulgarische Angriff gelingen, so mußte er rasch durchgeführt werden, ehe rumänische Entsatztruppen von Silistria oder das — wie man zutreffend wußte — bei Cernavoda und Medžidie eintreffende russische Hilfskorps heraneilen konnten. GLt. Toscheff bestimmte zum Angriff die bulgarische 4. ID., eine Brigade der 1. ID. und die Masse des schwachen deutschen Detachements Obst. Kaufmann1), dem auch die bulgarische Besatzung von Ruščuk unterstellt wurde. Die zwei übrigen Brigaden der 1. ID. hatten das Unternehmen gegen Silistria zu schirmen und hiezu zunächst nach Akkadynlar zu rücken. Die l.KD. hatte Kurtunar zu besetzen und Vei'bindung zum rechten Armeeflügel,

2. Brigade der 6. ID. und mobile Reserve von Varna, zu halten, dem die Besitznahme von Dobrič aufgetragen war.

Am 1. September überschritten die Bulgaren die Grenze. Die für den Angriff auf Turtukai bestimmten Einheiten umschlossen an clen drei folgenden Tagen die Festung im Halbkreis und drückten rumänische Vortruppen zurück. Der Festungskommandant verlor aber schon jetzt die Ruhe und bat um rasche Verstärkung. Die Russen unter Gen. Zajontschkowskij, die am 5. die Linie Azaplar—Karalij erreichten, leisteten dem Hilferuf des rumänischen Oberkommandos jedoch keine Folge; denn sie sollten gegen Dobrič vorrücken, um dann Varna zu nehmen, das als Stützpunkt für eine über Burgas gegen Konstantinopel gerichtete Operation ausersehen war2). Dafür wurde aber die strategische Reserve des rumänischen Heeres, die eben nach Siebenbürgen abrollen sollte, am 4. September mit der 10. ID. nach Giurgevo und mit der 15. nach Oltenita verschoben. Die Letztgenannte sollte zur unmittelbaren Unterstützung von Turtukai dienen; noch am 4. abends trafen ihre ersten Abteilungen auf dem Südufer ein.

Am 5. September begann der entscheidende Angriff der Bulgaren und der jetzt vom Mjr. Freih. v. Hammerstein befehligten deutschen Truppen. Obwohl die Verteidiger nach Einlangen der 15. ID. den Angreifern zahlenmäßig überlegen waren — es fochten von den Rumänen 34 Bataillone mit (samt der Flottille) 187 Geschützen gegen 28 Batail-

Hammerstein, Kriegsgeschichte des Königl. Preuß. Infanterie-Regimentes von Borcke Nr. 21 (Zeulenroda, 1930), 387 ff.

2) D a b i j a, I, 284.

lone und 128 Geschütze der Bulgaren x)—, gelang es den Verbündeten in zweitägigen Kämpfen, den festen Platz zu erobern. Das Festungskommando hatte vollkommen versagt, und auch die Truppen leisteten — von wenigen Ausnahmen abgesehen — ganz unzulänglichen Widerstand. Zum Schluß versuchte alles in regelloser Flucht auf das Nordufer zu gelangen. Doch nur einem kleinen Teile der völlig vermengten Verbände der beiden Divisionen glückte der Versuch. Hunderte ertranken hiebei in den Wellen. Von den 39.000 Verteidigern fielen 28.500 Mann in Gefangenschaft; 3570 waren tot oder verwundet. Über 100 Geschütze und 62 Maschinengewehre blieben in den Händen der Eroberer, die ihren glänzenden Sieg mit 7950 Mann blutiger Verluste erkauft hatten2).

Den verspätet und nur mit halber Kraft von Silistria her unternommenen Entsatzversuch der 9. ID. hatte die Masse der 1. Bulgarendivision am 6. September bei Arabadžilari und Goljabina in einen Sieg der bulgarischen Waffen zu verwandeln vermocht. In voller Flucht trafen die rumänischen Truppen am Abend wieder in Silistria ein. Der rechte Flügel der Armee Toscheff, dem schon am 4. Dobrič kampflos in die Hände gefallen war, behauptete sich am 6. gegen die Angriffe des mit der rumänischen 19. ID. vereint vorstoßenden russischen XLVII. Korps.

Der überraschend schnelle Fall der Festung Turtukai löste in Rumänien größte Bestürzung aus; denn man hatte es nicht für möglich gehalten, daß der mit Sorgfalt gut ausgebaute Brückenkopf in so kurzer Zeit eine Beute des Gegners werden könnte. Jetzt war der rechte Pfeiler der Dobrudschafront gefallen, und überdies waren zwei Divisionen nahezu ganz aus der Kriegsgliederung des rumänischen Heeres gestrichen. Die Bestürzung wurde aber noch größer, als man aus dem Verlauf des Kampfes um Turtukai die Erkenntnis schöpfte, daß die rumänischen Truppen in taktischer Beziehung ihren Gegnern unterlegen waren, leicht dem Massenschreck verfielen und insbesondere schweres Artilleriefeuer nicht vertrugen. Auf der Gegenseite hatte der glänzende Waffenerfolg das Selbstvertrauen der Bulgaren mächtig gehoben. Die Bande des Bündnisses wurden noch fester geknotet, und die Mittelmächte durften berechtigterweise hoffen, daß die Bulgaren auch gegen die Russen ihren Mann stellen würden.

Da die rumänische Heeresleitung besorgte, der Gegner könnte die

!) O r t 1 e p p. Die Eroberung der rumänischen Donaufestung Tutrakan (Wissen und Wehr, Berlin, Jhrg. 1932, 5. Heft, 225 ff., 6. Heft, 297 ff.).

2) D a b i j a, I, 245 f.

Donau in der Richtung auf Bukarest überschreiten oder gegen den zweiten Pfeiler des Nordflügels der Dobrudschafront, gegen Silistria, vorrücken, unterstellte sie noch am 6. September alle südlich von der Donau befindlichen russischen und rumänischen Heeresteile dem Gen. Zajontsch-kowskij und beauftragte ihn, Turtukai zurückzuerobern. Zur weiteren Verstärkung der nunmehr zu erhöhter Bedeutung gelangten und bereits durch die strategische Reserve verstärkten (S. 274) Südfront hatte jetzt die 1. Armee die 12. ID. abzugeben. Der 2. Armee, bei der durch Umgliederung der vier Divisionen zu je drei Brigaden in sechs zu je zwei Brigaden die 21. und die 22. ID. entstanden (S. 232), wurde für die Südfront die 5. ID. entnommen1). Überdies traf die Heeresleitung wichtige Personalveränderungen. Der Führer der rumänischen 3. Armee, Gen. Aslan, wurde seines Amtes enthoben. An seine Stelle trat Gen. Averescu, der bisherige Kommandant der 2. Armee, der durch Gen. Cräinicianu ersetzt wurde.

Gen. Zajontschkowskij hielt sich jedoch nicht an den ihm erteilten Auftrag, die Rückeroberung von Turtukai zu versuchen. Er wandte sich am 7. neuerlich gegen Dobrič. Die Serbendivision, die aus öst.-ung. Kriegsgefangenen südslawischer Nationalität gebildet war und geringen Gefechtswert besaß, vermochte wohl knapp südlich von Kara Senan gegen die 2. Brigade der 6. Bulgarendivision Erfolge zu erzielen, die ihr aber von eingreifenden Teilen der mobilen Besatzung von Varna und der bulgarischen l.KD. entrissen wurden2).

Jetzt wurde die rumänische Heeresleitung auch von der Sorge befallen, der auf sich allein gestellten 9. ID. in Silistria könnte das gleiche Schicksal wie der 17. in Turtukai widerfahren. Sie befahl daher noch am 7. nachts die Räumung der Festung. Am 8. September nachmittags zog die 9. ID. nach Lipnita ab. Tags darauf ritten deutsche Ulanen, der 1. Bulgarendivision voraneilend, in die verlassene Donaufeste ein3). Am 9. September stand die Gruppe Zajontschkowskij von Westen nach Osten mit der rumänischen 9. ID., der 3. KD., der Serbendivision und der 61. ID. der Russen sowie mit der rumänischen 19. ID. und der 5. Cälärasibrig. ungefähr in der Linie Lac Oltina—JokariMahala—Musu bej—Kara Omer—Mangalia; sie war hiemit nach neuntägigem Feldzug schon auf 50 bis 90 km von der Reichsgrenze zurückgedrückt.

Nach diesem ersten, allerdings katastrophalen Mißerfolg bekamen

1)    Dabija, I, 193.

2)    Ebenda, 310.

3)    Hiller, 233.

die Rumänen auch die Schattenseiten der Koalitionskriegführung zu fühlen. Der Stabschef der russischen Heeresleitung, Gen. Alexejew, wandte sich am 8. September durch den Militärbevollmächtigten Obst. Tatarinow an das rumänische Oberkommando und forderte ausreichende Sicherung gegen die Bulgaren, wozu etwa vier bis fünf Divisionen an Verstärkungen in den Raum um Silistria an den rechten Flügel des russischen Hilfskorps geführt werden sollten, um eine neue Front Silistria—Dobrič aufzubauen. In Siebenbürgen sollte in Abänderung des ursprünglichen Operationsplanes lediglich aus der Front Kronstadt—Dorna Watra gegen Westen vorgerückt werden, und zwar zunächst nur bis in die Linie Hermannstadt—Máramaros Sziget, bei engem Anschluß an den linken Flügel der 9. Russenarmee. Für den Raum westlich vom Alt empfahl Gen. Alexejew verteidigungsweises Verhalten bei besonderer Rücksichtnahme auf die Donaustrecke Orsova—Calafatu. Auf eine Unterstützung durch die Armee Sarrail — so hieß es weiter — dürfe Rumänien im Augenblick nicht hoffen. Die Hauptsache sei, Kräfte für einen entscheidenden Schlag zu sammeln; wo dieser geführt werden solle, darüber ließ Alexejew seinen Bundesgenossen allerdings noch im unklaren.

Fast wirkungslos blieb auch ein vom rumänischen König am 8. September an den Zaren gerichteter Hilferuf, worin Nikolaus II. an seine Bündnispflicht erinnert und um Unterstützungen für die Donaufront gebeten wurde. Der Zar verfügte wohl die Absendung der 115. RD. von der Nordfront in die Dobrudscha, ließ es aber im übrigen auf Vorschlag seines Generalstabschefs in seiner Antwort bei dem Rate bewenden, in der Dobrudscha nur soviele Divisionen als nötig zu vereinigen. Die Entscheidung werde in Galizien fallen, wo die Russen, aber auch die Gegner, starke Kräfte zusammenzögen. Ein dort von den russischen Waffen erfochtener Sieg werde auch dem Rumänenheere in Siebenbürgen die Erfüllung seiner Aufgabe erleichtern1).

Die rumänische Heeresleitung entsprach in weitestgehendem Maße allen ihr übermittelten Wünschen. Sie bildete mit Befehl vom 9. September in der Dobrudscha eine selbständige Armee unter Zajontschkowskij, die sie zunächst auf fünf schlagkräftige Divisionen zu verstärken gedachte. Hiefür zog sie auch noch die 2. ID. von der 1. Armee ab. Die der Dobrudschaarmee neu zugewiesenen Divisionen (5., 12. und 2.), denen auch noch die Reste der 15. angeschlossen wurden, sollten zwischen dem 10. und dem 17. September bei Cernavoda und Medžidie ausgeladen werden. Die nunmehr von Averescu befehligte 3. Armee hatte

J) D a b i j a, I, 313 f. — W a s s i 1 j e \v, 84.

lediglich den Schutz der Walachei auf dem nördlichen Donauufer östlich der Altmündung zu besorgen. Die westlich davon stehende 20. ID. wurde der 1. Armee zugeschlagen. In Siebenbürgen war die allgemeine Offensive einstweilen einzustellen. Hiezu hatten die 1. und die Nordarmee in die Abwehr zu fallen. Die 2. hatte sich derart zu gruppieren, daß sie einerseits zur Verteidigung zweckmäßig bereitstehe, andererseits die Vorrückung in den am Alt und am Homoródbach gelegenen Abschnitt zwischen Fogaras und Homoród Almás antreten könne.

Das Ergebnis der zwei ersten Kriegswochen war für Rumänien außerordentlich betrüblich. Sowohl in Siebenbürgen wie in der Dobrudscha war sein Heer gezwungen, in die strategische Abwehr zu fallen.

Die Ereignisse in Siebenbürgen vom 5. bis zum 13. September Hiezu Beilage 12 Vordringen der rumänischen 11. ID. gegen das Hätszeger Becken

(5. bis 11. September)

Ehe noch die Truppen des GLt. Staabs soweit versammelt waren, um an ihre Aufgabe: „Bekämpfung des über Hermannstadt und östlich davon eingebrochenen Feindes“ schreiten zu können, bedrängten die Rumänen die beiden Flügel der k.u.k. 1. Armee so stark, daß die Ausführbarkeit des der Südwestgruppe erteilten Auftrages ernstlich in Frage gestellt zu werden schien.

Die rumänische 11. ID., der das Vordringen in das Hätszeger Becken vorgezeichnet war, griff am 5. September die 144. IBrig. auf den Höhen nördlich vom Rumänischen Schyl, tags darauf auch noch bei Krivádia an. Wohl vermochten die Truppen des Obst. Berger den Feind abzuweisen, doch mußten ihnen zur Verstärkung zwei im Eisernen Tor Paß stehende Landsturminfanteriebataillone und eine Gebirgsbatterie zugeschoben werden.

Am 7. stießen die Rumänen neuerlich mit einer Gruppe über die Höhen, mit einer anderen längs der Bahn vor. Dieser zweiten gelang es am Abend, bei Krivádia in vier Kilometer Breite einzubrechen. Ein am folgenden Tage von 21/2 öst.-ung. und 11/2 Bataillonen der deutschen 187. ID. unternommener Gegenangriff gewann zwar die Höhen nördlich von Baru mr. zurück, doch glückte dem Feinde auf dem hartumkämpften Höhenrücken nördlich vom Rumänischen Schyl eine Umgehung des

Westflügels der 144. Brigade. Obst. Berger nahm hierauf alle seine Truppen auf den vom Retiezat gegen Hobica streichenden Rücken und in eine von hier nach Ohába-Ponor verlaufende Linie zurück. Brückensprengungen im Strelltale hemmten die rumänischen Verfolger.

Am 8. September vormittags hatte GLt. Staabs in Karlsburg das Gruppenkommando übernommen. Er schob eilig das IR. 187 und vier Batterien der 187. ID. zur 144. IBrig. und übertrug das Kommando über alle im Abschnitt Hátszeg fechtenden Truppen dem Führer der 187. ID., GLt. Sunkel; dieser erhielt den Auftrag, den in das Strelltal eingedrungenen Feind zurückzuwerfen oder doch jedes Vorrücken der Rumänen aus dem Hátszeger Becken gegen den Eisernen Tor Paß und insbesondere in nördlicher Richtung gegen das Marostal zu verhindern. Der Rest der deutschen Division, ein Infanterieregiment und sieben Batterien, sammelte sich unterdessen bei Mühlbach und übernahm vom HIR. 302, das am 9. September zur 51. HID. einrückte, die Sicherung gegen Südosten und Süden.

Der Feind drängte aber ins Hátszeger Becken nicht weiter nach. Er begnügte sich mit der Besitznahme der Petrosényer Kohlenbergwerke. Im Sinne der am 6. September abends vom rumänischen Oberkommando erlassenen Weisung zur Einstellung der Offensive und wegen der durch das Abziehen der 2. ID. eintretenden Schwächung des I. Korps befahl Gen. Culcer der 11. ID., weiterhin in der Abwehr zu verharren, wozu sie sich, wie der Kommandant des I. Korps am 11. September anordnete, in der Linie Baru mr.—Oboroca—Tulisa eine Stellung ausbauen sollte1).

Die Begebenheiten bei Hermannstadt und nordwestlich von Kronstadt zwischen dem 5. and dem 13. September

Im Gegensatz zur rumänischen 11. ID. verhielten sich die vor Hermannstadt stehenden feindlichen Truppen, die am 8. unter dem Befehl des Führers der 13. ID. als ,,Alt-Korps“ zusammengefaßt wurden, sehr untätig. Deshalb konnte sich auch beim Verteidiger am 4. das Auslösen der 143.IBi~ig. reibungslos vollziehen, obwohl das als Ersatz bestimmte HIR. 302 erst fünf Tage später von Mühlbach heranrückte. Unterdessen belästigten schneidig geführte Nachrichtenabteilungen die Rumänen und verleiteten sie mitunter zur Entfaltung sehr starker Kräfte. So unternahmen am 7. als Vergeltung vier rumänische Bataillone und eine Batterie einen Vorstoß von Freck über Cornatielu gegen Schellenberg. Hiebei

i) D a b i j a, II, 29 ff.

nahmen sie durch Überfall etwa 1000 Mann gefangen, gerieten aber dann ins Artilleriefeuer und wurden zersprengt, wobei 900 Gefangene entkamen1). Am 10. wiederholte die durch Infanterie verstärkte 1. Cälärasibrig. den Vorstoß ungefähr im selben Raume und erlitt ein ähnliches Mißgeschick.

Tags darauf gelangte das Kavalleriekorps Schmettow im Anschluß an die 51. HID. in die Front. Die deutschen Reiter besetzten die Höhen nördlich der Straße Hermannstadt—Cornatielu. Östlich davon setzte sich die 7. KBrig. der k.u.k. l.KD. fest und schob Sicherungen bis auf den Höhenrand am nördlichen Altufer vor; die 6. KBrig. rückte in den Raum Agnetheln—Schönberg und stellte Vorposten zwischen Rucoru und Calboru auf.

Das Auftauchen deutscher Helme östlich von Hermannstadt und an der Bahn Mühlbach—Hermannstadt versetzte den Führer des rumänischen Alt-Korps in nicht geringe Unruhe. Um seine Westflanke besser zu schützen, bemächtigte er sich durch einen Vorstoß der Hügel in der Bahnschlinge östlich von Szecsel, die ihm allerdings zwei Tage später von zwei Bataillonen der 187. ID. wieder entrissen wurden.

Weiter im Osten richtete sich die k.u.k. 71. ID. mit der rechtsstehenden 141. IBrig. auf dem nördlichen Altufer zwischen Halmágy und östlich von Reps, mit der nördlich anschließenden 142. IBrig. am kleinen Homoródbach bis Homoród Oklánd ein. Ihre im Geisterwald stehenden Nachrichtenabteilungen wurden von den Vorhuten der sehr langsam vorrückenden rumänischen 2. Armee zurückgedrückt. Gen. Cräinicianu, der am 7. das Armeekommando übernahm, führte bis zum

8. das II. Korps mit der 3. ID. nach Mundra und Sárkány, mit der 4. nach Krebsbach und Rothbach, indes die 21. ID. bei Zeiden verblieb. Beim zurückgehaltenen III. Korps stand die an Stelle der abgegangenen

5. ID. neu zugewiesene 22. ID. bei Marienburg, die 6. ID. noch immer bei Sepsi Szt. György, eine rechte Seitenabteilung stellte beim Orte Mikóújfalu die Verbindung zur Nordarmee her.

Fortsetzung der Offensive der rumänischen Nordarmee (5. bis 11. September)

Am 5. September hatte die rumänische Nordarmee ihren zweiten Aufmarsch vollendet, und ihr Führer, Gen. Presan, stellte es sich zur Aufgabe, die im Westen der Gyergyó und der Csik gelegenen Höhen zu r) D a b i j a, II, 48 f.

besetzen, wozu bis auf die Rückenlinie des Görgenyer-, des Hargitta-und des Baróter-Gebirges vorgerückt werden sollte '). Um den rechten Flügel zu verstärken, wurde die Masse der 8. ID. aus der Háromszék zurückgezogen, mit der Bahn nach Piatra befördert und dann durch den Bekaspaß und über Gyergyó Ditró vorgeführt, um zwischen der

14. und der 7. ID. eingeschoben zu werden. Die 15. IBrig. der 8. ID. blieb zunächst noch auf dem Südflügel der Nordarmee.

Am 6. September gegen Mittag griff die rumänische 14. ID. die knapp westlich von Maroshéviz in befestigter Stellung stehende 16. LstGbBrig. doppelt umfassend an. Da die geringen Reserven zur Abwehr der Überflügelung nicht ausreichten, plante GM. Grallert, die Brigade abends in eine bei Zenkány vorbereitete Stellung zurückzunehmen. Doch der von Ortsbewohnern rumänischer Zunge geführte Feind gelangte am Nordflügel schon vorher in den Rücken dieser Aufstellung, die selbst nach Einsatz aller Reserven um so weniger zu halten war, als auch das westlich von Gyergyó Remete fechtende k. u. Landsturminfanteriebataillon 111/17 auf den Sattel östlich von Laposnya zurückgedrängt wurde. GM. Grallert beabsichtigte daher, am 7. im Marostal bis Palota zurückzugehen. Das Gendarmeriebataillon sollte auf die Bistricioara ausweichen und von dort die Verbindung zur 7. Armee hersteilen.

Das 7. Armeekmdo. erhob jedoch Einspruch gegen diese weitreichende Rückverlegung der 16. LstGbBrig., worauf GdI. Arz anordnete, daß wenigstens bei Mesterháza erneuert Widerstand zu leisten sei. Zur Verstärkung des bedrohten Nordflügels wurde jetzt auch die schon geplant gewesene Verschiebung der 72. ID. eingeleitet. Da die Bahn noch von der zur 7. Armee rollenden 10. bayr. ID. belegt war, konnte die 72. ID. nur bis Szamos Ujvár vorgeführt werden; von hier rückte sie in Fußmärschen nach Lechnitz (17 km südwestlich von Bistritz).

Auch die k.u.k. Heeresleitung griff jetzt nachdrücklich ein. Sie betonte, daß die Vorbedingung erfolgreicher Kriegshandlungen gegen Rumänien in dem festen Willen aller dort Kämpfenden liege, keinen Schritt Bodens aufzugeben, ohne daß zwingende Nötigung hiezu vorläge, und ohne dem Feinde dabei Schaden zugefügt zu haben.

Am 7. September bezog die 16. LstGbBrig., wie befohlen, beiderseits von Mesterháza Stellung. Die rumänische 14. ID. folgte auf Respektsdistanz. Von den zwischen den beiden Brigaden der 61. ID. stehenden Verbindungsgruppen befand sich das Landsturmbataillon

i) Dabija, II, 268.

III 17 bei Laposnya, das k. u. Landsturminfanteriebataillon II 12 stand noch immer bloß eine Wegstunde westlich von Gyergyó Alfalu. Dennoch sali sich GLt. Morgen, der zwar erst am 8. offiziell in Maros Vásárhely das Gruppenkommando übernahm, noch am 7. veranlaßt, die 1. LstHusBrig. zur Sperrung des oberen kleinen Kokeltales und zur Verstärkung des Bataillons II 12 nach Parajd in Marsch zu setzen. Die knapp westlich von Csik Szereda stehende 19. LstGbBrig. wurde am 7. in den späten Nachmittagsstunden von Teilen der rumänischen 7. ID. in breiter Front angegriffen und wich — weil auf beiden Flügeln bedroht — gegen die Sattelhöhe Tolvajos zurück. Zur Sicherung der von Gyergyó Vasláb nach Székely-Udvarhely führenden Straße hatte Obst. Szabó ein halbes Bataillon ausgeschieden.

Am 8. und 9. September beschränkte sich die Kampftätigkeit bei der auf 120 km Ausdehnung gruppenweise und fast durchwegs im Walde fechtenden 61. ID. auf die Abwehr einzelner rumänischer Vorstöße. Vor einem solchen wich das Landsturminfanteriebataillon II 12 am 9. auf die Sattelhöhe südöstlich vom Mezöhavas A 1777 zurück, ging aber in der Nacht des besseren Ausschusses wegen wieder an den Beckenrand vor. Stark bedroht war auch die 19. LstGbBrig., weshalb GLt. Morgen drei eben in Schäßburg ausgeladene bosnische Bataillone, die aber in denVerband der 71. ID. treten sollten, nach Székely-Udvarhely vorsandte, wo sie am 10. eintrafen und unter Ohstlt. Kopfstein in ein Regiment vereinigt wurden.

Bei der Armee Presan stellten sich die Heereskörper am 8. und am 9. zu einem neuen Angriff bereit. Hiezu ging die 14. ID. bis Mester-háza vor, die 8. ID. beendete ihre Versammlung bei Gyergyó Ditró, um über Laposnya vorzudringen, indes die 4. gemischte Brigade von Gyergyó Szt. Miklós über Gyergyó Alfalu gegen Parajd gewiesen wurde. Die 15. IBrig. rückte zur 7. ID. nach Csik Szereda heran. Die 2. KD., die zwischen Kukuk h-A 1560 und Mikóújfalu stand, schickte sich zur Aufklärung bis in das obere Vargyastal und nach Barót an.

Am 10. September setzten die Rumänen ihre Angriffe fort. Die 19. LstGbBrig. wurde von der 7. Rumänendivision zum Ausweichen bis in eine 10 km östlich von Szt. Egyházas-Oláhfalu die Straße sperrende Stellung gezwungen. Auch ihre linke Seitenhut mußte bis auf zwei Wegstunden nördlich von Zetelaka zurück. Die Gruppe Obst. Csécsi-Nagy (Landsturmbataillon II 12 und Masse der 1. LstHusBrig.) wurde von der rumänischen 4. gemischten Brigade zunächst bis auf die Sattelhöhe östlich vom Mezöhavas und nach neuerlichem Angriff bis in eine Auf-

Stellung 10 km östlich von Parajd gedrängt. Das Landsturmbataillon III/17 mußte vor weit überlegenen Kräften der rumänischen 8. ID. unter erheblichen Verlusten bis Al. Fancsal weichen. Es wurde nun durch ein halbes Bataillon, eine Fußschwadron und zwei Geschütze verstärkt und unter Befehl des Obstlt. Hetlinger gestellt. Schließlich bedrängte die 14. ID. durch doppelseitigen Angriff die Brigade Bernátsky bei Mesterháza. Deren Südflügel wurde zersprengt und die Artillerie im Tale überfallen. Nur mit Mühe konnten kleine Reserven und der Panzerzug XI den Verlust der Geschütze verhindern. Abends stand die arg zerzauste Brigade knapp östlich von Palota. Die rumänische 14. ID. zweigte ein Detachement aller Waffen nach Norden ab, um das oberste Negratal von öst.-ung. Abteilungen zu säubern.

Am 11. September blieb die k.u.k. 61. ID. ziemlich unangefochten. Die rumänische Nordarmee schob sich im Görgenygebirge bis in die Linie Palota—Höhe Mezöhavas, in der Hargitta und im Baróter-Gebirge bis über die Wasserscheide vor.

Führerentschlüsse in Siebenbürgen zwischen dem 10. und dem 13. September

Als der Führer der Nordostgruppe, GLt. Morgen, am 10. September früh über den neuerlichen Angriff der von ihm auf vier Divisionen geschätzten rumänischen Nordarmee Meldung erhielt, besorgte er, daß diese Armee gegen Székely-Udvarhely und Parajd durchbrechen könnte. Er kam nochmals auf seinen Plan zurück, diesen Feind beim Heraustreten aus dem Görgenyer- und Hargittagebirge anzufallen. Zur Vorbereitung dieses Unternehmens befahl er am 10. vormittags, daß die Brigaden Obst. Csécsi-Nagy und Obst. Szabó vor überlegenem Feinde gegen die Linie Bögöz (7 km südwestlich von Székely-Udvarhely) — Székely-Keresztur—Erdö Szt. Gvörgy auszuweichen hätten, während die nördlichen Gruppen der 61. ID. nur schrittweise Raum geben sollten. Den Gegenschlag wollte er mit der 39. HID. und der 72. ID. über Szász Régen in südöstlicher Richtung führen. Das Mißgeschick, das die Brigade Csécsi-Nagy am 10. ereilte, ließ GLt. Morgen allerdings besorgen, daß diese Brigade rascher als erwünscht zurückgleiten könnte; deshalb schob er ihr mit Gewaltmarsch das Regiment Obstlt. Kopfstein von Székely-Udvarhely nach Parajd zu.

Das 1. Armeekmdo. hatte mittlerweile am 8. September aus Teschen die Verständigung vom Anrollen des deutschen Alpenkorps und der deutschen 89. ID. erhalten; die letztgenannte war der Ersatz für die 3. GID., beziehungsweise die 208. Division. GdI. Arz beabsichtigte, das Alpenkorps über Arad nach Alvinc—Mühlbach zu leiten, um es in der Gruppe Staabs zum Angriff gegen den bei Hermannstadt stehenden Feind zu verwenden. Die 89. ID. mußte aus transporttechnischen Gründen über Klausenburg anrollen und sollte bei Kocsárd ausladen. Sie war gleichfalls der Südwestgruppe zugedacht, konnte, wenn nötig, aber auch der Gruppe Morgen zugeführt werden.

Beeinflußt durch die Ereignisse an der siebenbürgischen Ostfront, änderte GdI. Arz am 10. seine Ansicht. In einer nach Teschen erstatteten Lagebeurteilung bezeichnete er nunmehr den aus der Csik und der Gyergyó vordringenden Feind als den gefährlichsten und beantragte in Anlehnung an den Vorschlag des GLt. Morgen, mit der 72. ID., der 39. HID. und der deutschen 89. ID., welch letztere allerdings erst am 14. bei Maros Ludas kampfbereit sein konnte, gegen die rumänische Nordarmee einen Schlag zu führen. Das sei um so nötiger, als diese Armee bei Fortsetzung ihrer Vorrückung das Gör-génybachtal, Parajd und Székely-Udvarhely erreichen und hiebei die 71. ID. in der Nordflanke bedrohen konnte. Von dieser Division, deren Ausbau fast beendet war, und die unter einem tatkräftigen Führer stand, erhoffte sich Arz nachhaltigen Widerstand gegen die rumänische 2. Armee, die nur über Sárkány gegen Fogaras kräftiger vorfühlte, sich ansonsten aber untätig verhielt. Man vermutete in Klausenburg, daß diese Armee von ihren vier Divisionen Kräfte aus dem Burzenlande nach Norden verschoben oder für die Dobrudscha abgegeben habe. Als aber GLt. Morgen am 11. der 71. ID. befahl, ihre Hauptkraft bei Deutsch Kreutz zu versammeln, um allenfalls gegen die vorbrechende rumänische Nordarmee von Süden her in der Richtung auf Székely-Udvarhely einen Schlag zu führen, und am Alt zwischen Fogaras und Héviz nur schwache Sicherungen zu belassen, hegte das 1. Armeekmdo. gegen diese Schwächung gegenüber der rumänischen 2. Armee doch Bedenken. Es beabsichtigte daher, das anrollende Alpenkorps bis nach Elisabethstadt weiterzuleiten, von wo es je nach Erfordernis sowohl gegen Süden als auch zur Stärkung der Gruppe Morgen gegen Osten eingesetzt werden konnte.

Die Untätigkeit des vor Hermannstadt stehenden Feindes ließ im Augenblick einen Angriff gegen ihn weniger nötig erscheinen. Selbst wenn er die 51. HID. nach Norden zurückdrängen sollte, konnten Flankenstöße des Kavalleriekorps Schmettow von Osten und der bei

Mühlbach sich sammelnden deutschen Truppen von Westen verzögernd wirken. Wichtiger erschien dagegen dem 1. Armeekmdo. die vollständige Säuberung des Raumes um Petrosény durch Zurückwerfen des Feindes über die Reichsgrenze. Der Angriff sollte nach Eintreffen des aus Nordalbanien anrollenden k. k. LstlR. 9 beginnen.

Um den Abschnitt Orsova hatte das 1. Armeekmdo. keine Sorge. Hier war die 145. IBrig. am 6. September zum Angriff gegen die Grenzhöhen südöstlich von Herkulesbad geschritten. Er hatte wohl nicht den gewünschten vollen Erfolg, immerhin konnte das FJB. 19 an den Vrf. Cocosiului nahe herankommen. Die Kämpfe währten bis in die Nacht auf den 10., und GdI. Arz nahm an, daß durch diesen Angriff den Rumänen die Lust zum weiteren Vordringen im Donautale benommen worden sei. Etwas beunruhigend wirkten Nachrichten über die Anwesenheit russischer Truppen vor Orsova und auch im Schyl -tale; sie sollten sich allerdings bald als völlig haltlos erweisen. Ein von der 187. ID. am 8. nach Mehadia abgezweigtes deutsches Bataillon, das etwa zehn Tage dort verblieb, aber an den Kämpfen nicht teilnahm, sollte den Rumänen die Versammlung stärkerer deutscher Kräfte vortäuschen.

Die k.u.k. Heeresleitung war mit den Absichten des GdI. Arz einverstanden; sie regte nur an, zur einheitlichen Gefechtsführung bei Hermannstadt die 51. HID. dem GLt. Schmettow zu unterstellen, was von Klausenburg aus verfügt wurde. Des weiteren wies das AOK. für Siebenbürgen zu: das k.u.k. VI. Korpskmdo., FML. v. Fabini, zur Führung der 72. und der 61. ID. sowie der 1. LstHusBrig.; ferner die 37. HID. (vorerst ohne Artillerie) und schließlich das HR. 2, dessen Mannschaft aus Széklern bestand und die Verwendung in ihrer Heimat erbeten hatte *).

Die in Klausenburg und in Teschen für die weiteren Kampfhandlungen in Siebenbürgen gefaßten Entschlüsse wurden, wie vereinbart, auch nach Pleß mitgeteilt. Die DOHL. stimmte der beabsichtigten Verwendung der Gruppe Staabs (zunächst Zurückwerfen des Feindes über den Szurdukpaß) sowie der Versammlung der 89. ID. bei Maros Ludas und deren allfälligem Vorziehen nach Maros Vásárhely zu. Dagegen glaubte sie einen Angriff der Nordostgruppe nicht befürworten zu können. GLt. Morgen hatte nämlich der DOHL. über die geringe Angriffsfähigkeit der ihm unterstellten öst.-ung. Truppen unmittelbar berichtet. Aber auch die deutsche 89. ID. bestand zum Teil aus älteren

!) Das HR. 2 war bisnun Divisionskavallerie bei dem nächst Baranowicze stehenden k.u.k. XII. Korps.

Männern, die nach langem Grabendienst im Marschieren noch nicht genügend geübt worden waren. In Pleß hielt man demnach den vom GLt. Morgen geplanten Gegenangriff nicht für aussichtsreich; man war der Ansicht, daß ein im wesentlichen verteidigungsweises Verhalten der Nordostgruppe eher entsprechen würde. Dagegen regte GdI. Ludendorff neuerlich an, die Entscheidung durch die Gruppe Staabs zu suchen, sobald hinreichend Kräfte vorhanden wären. Hiezu empfahl er, das Alpenkorps, wie vom Anbeginn geplant, in Mühlbach auszuladen, welchem Wunsche das k.u.k. AOK. auch entsprach.

Im Sinne dieses Gedankenaustausches mit der DOHL. ließ nun GO. Conrad am 12. der 1. Armee eine Weisung über die Verwendung der Gruppe GLt. Morgen zukommen. Er ging hiebei von der Voraussetzung aus, daß die Rumänen mit ihrer Nordarmee kaum über Székely-Ud-varhely und nördlich davon vorstoßen dürften, ohne gleichzeitig auch mit der 2. Armee aus dem Raume um Kronstadt über die jetzt von der 71. ID. nur ganz schwach gesicherte Altstrecke Fogaras—Héviz vorzugehen. Ein Vordringen der 2. Rumänenarmee aus südlicher Richtung über Fogaras und Reps würde aber jedes Manövrieren der Stoßgruppe des GLt. Morgen gegen Osten unterbinden. Da dem GO. Conrad auch der Schutz des Südflügels der 7. Armee sehr am Herzen lag, empfahl er, ein Vordringen der Rumänen im Raume an und nördlich der über Parajd führenden Straße durch die 72. ID., die Nordgruppe der 61. ID. und die verstärkte 1. LstHusBrig. lediglich aufzuhalten. Er stimmte dem GLt. Morgen aber insoweit zu, als gegen den Feind, der aus dem Waldgebirge auch nur in einzelnen, von einander weit getrennten Gruppen vorbrechen mochte, örtliche Erfolge durch tätige Verwendung der Reserven angestrebt werden könnten. Nur sollten hiebei die am Südflügel zu versammelnden Divisionen (39. HID. und 89. ID.) wegen einer voraussichtlichen Bedrohung durch die rumänische

2. Armee keinesfalls über die Kleine Kokel nach Süden Vordringen.

GLt. Morgen war zunächst wohl nicht zu bewegen, seinen Angriffsplänen zu entsagen. Als er aber erfuhr, daß man auch in Pleß von ihm zunächst nur die Abwehr wünsche, beschied er sich am 13. doch damit, seine Aufgabe bloß in regsamer Verteidigung zu lösen. Die 71. ID. samt der ihr vom 13. an unterstellten 19. LstGbBrig. hatte ein Vorgehen des Feindes zu verzögern, wobei die bei Deutsch Kreutz sich sammelnde Reserve des GM. Goldbach den Rumänen möglichst Abbruch tun sollte. Der Nordflügel der Gruppe Morgen, die östlich von Parajd stehende verstärkte 1. LstHusBrig., die sich der deutsche Korpsführer direkt unterstellt hatte, und die im Görgeny- und im Marostale fechtende halbe 61. ID., hatten zunächst als Deckungstruppen dem Feinde Aufenthalt zu bereiten. Erst wenn sie zurückgedrängt wären, sollte die gesamte Kraft ein Vorgehen des Feindes über das Kelemen-gebirge und über die vorbereitete Maros—Kokelstellung verhindern. Hiezu waren die 39. HID. am 13. beiOl.Telek—Mikháza (südöstlich von Szász Régen) und die 72. ID. bei Monor und N. Sajo (nördlich von Szász Régen) eingetroffen; die 72. ID. hatte das Bataillon VII/73 mit zwei Gebirgsbatterien unter Obstlt. Sander zur Unterstützung des Gendarmeriebataillons Ziegler gegen die Bistricioara A 1994 ausgesendet. Die deutsche 89. ID. wurde nach Maros Vásárhely vorgezogen.

Die Südwestgruppe der 1. Armee hatte mittlerweile — vom Feinde fast gar nicht gestört — Vorbereitungen für die weiteren Kampfhandlungen getroffen. GLt. Staabs plante, den Gegenangriff im Abschnitt Hátszeg am 14. zu beginnen. Nach durchgeführter Säuberung des Petro-sényer Beckens war das Vorführen aller verfügbaren Teile der 187. ID. über Mühlbach zum Angriff bei Hermannstadt in Aussicht genommen. Bis dahin hatte die 51. HID., unterstützt von Teilen des Kavalleriekorps, die Abwehr auf den Höhen nördlich der Stadt fortzusetzen. Die Gruppe bei Orsova sollte auch weiterhin ein Vordringen des Feindes verhindern. Um dem GLt. Staabs die Sorge um diesen Kampfraum abzunehmen, stellte die k.u.k. Heeresleitung am 12. die 145. IBrig. und die Donaugruppe unter den einheitlichen Befehl des 10. KBrigKmdos., Obst. Ritt. v. Szivó.

Die rumänische Heeresleitung hatte am 9. September den Befehl zum einstweiligen Einstellen der Offensive in Siebenbürgen erlassen (S. 278). Gen. Presan, der Führer der rumänischen Nordarmee, entsprach dieser Weisung aber erst am 11., als seine Truppen die Rückenlinie des Görgeny-, des Hargitta- und des Baróter-Gebirges gewonnen hatten (S. 283). Diese Linie war zu befestigen, außerdem sollte am Ostrand der Gyergyó und der Csik, dann noch weiter östlich in der Linie der Paßeingänge je eine hintere Stellung gebaut werden. Als Armeereserve wurde die 15. IBrig. nordwärts in den Raum Gyergyó Szt. Miklós— Gyergyó Vasláb verschoben. Die 2. KD. hatte nunmehr allein die große Lücke auszufüllen, die sich bis zum Nordflügel der 2. Armee auftat1).

Die fortdauernde Verschlechterung der Lage in der Dobrudscha veranlaßte am 12. die rumänische Heeresleitung neuerlich zu dem Befehle, in Siebenbürgen in die Verteidigung zu fallen. Außerdem sollte,

i) Dabija, II, 276.

um Kräfte auslösen zu können, die Front der 2. Armee durch Vorverlegen in die Linie Fogaras—Homoród Almás verkürzt werden. Die Nordarmee hatte hiezu ihren Südflügel, die 2. KD., bis Lövete und Székely-Udvarhely vorzunehmen. Zur Verbindung mit der 1. Armee sollte die Armee Crainicianu eine gemischte Abteilung bis Ucia d. j. (24 km westlich von Fogaras) entsenden.

Der rumänische Kriegsschauplatz vom 14. bis zum

19. September

Hiezu Beilage 12 Übergang der rumänischen 2. Armee über den Alt

Der 12., der 13. und der 14. September verliefen an der Ostfront Siebenbürgens ohne besondere Ereignisse. Dies ermöglichte es dem GM. Goldbach, an der Strecke Alt—G. Homoródbach zwischen Fogaras, Katzendorf und Homoród Szt. Pál bloß ein Infanterie- und ein Landsturmbataillon sowie drei Gendarmeriebataillone mit einer Batterie zu belassen (3500 Gewehre und 6 Geschütze auf 48 km Front). Die Masse seiner Division versammelte er bei Kányád mit der Absicht, am 15. September bei sich bietender Gelegenheit dem Feinde einen kräftigen Schlag zu versetzen1). Diese Möglichkeit sollte sich in der Tat ergeben, da Gen. Crainicianu den Übergang über den Alt für den 15. angesetzt hatte.

Noch vor Tagesanbruch überschritten am 15. die 3. ID. des rumänischen II. Korps zwischen Fogaras und Comana d. j. und die 22. ID. des III. Korps beiderseits von Héviz, meist ohne Brückengerät, den Fluß und drängten die schwachen Uferwachen der k.u.k. 71. ID. bis über die Linie Fogaras—D. Tekes—Reps zurück. Die 2. Cälärasibrig. holte sich dagegen bei Voila von der vom Obst. v. Pongrácz befehligten k.u.k. 6. KBrig. eine kräftige Abfuhr.

Den GM. Goldbach bestärkte der von ihm erwartete Übergang des Feindes in seinem Vorhaben, seine Hauptkraft angriffsweise zu verwenden. Als zu Mittag die Meldung über das Vorrücken einer rumänischen Truppenkolonne über Katzendorf gegen Homoród einlangte, setzte er die zur Hand befindlichen Truppen, das IR. 82 und das Infanteriebataillon V/43, zum Stoß nach Süden an. Diese Gruppe traf die südliche Kolonne der zwischen Al. Rákos und Homoród Oklánd vor-

1) Bajnoczy, Die 50tägige Bewegungsoperation der k.u.k. 71. Division (in ungarischer Sprache, Budapest 1931), 57 ff.

gehenden 6. Rumänendivision in Flanke und Rücken. In einem auf den Waldbergen westlich von Katzendorf sich abspielenden lebhaften Gefechte wurden die rumänischen Abteilungen bis nach Reps zurückgeworfen. Eingreifende Reserven bedrängten dann wohl die Székler, die aber schließlich die Höhe südlich von Königsdorf zu behaupten wußten x).

GM. Goldbach hatte mittlerweile das eben östlich von Schäßburg mit der Bahn eintreffende HR. 2 nach Süden geworfen, um die Verbindung mit dem Kavalleriekorps Schmettow aufrecht zu erhalten. Als er am 15. abends die Meldung erhielt, daß die 19. LstGbBrig. vor der rumänischen 7. ID. nach Fenyéd (5 km nordöstlich von Székely-Udvarhely) ausgewichen war, nahm er am 16. die Schlagtruppen seiner Division in die zur Verteidigung in Aussicht genommene Linie Erkedt— Höhen südlich von Denndorf zurück, um die von Reps und Fogaras nach Schäßburg führenden Straßen zu sperren.

Der Feind störte dieses Vorhaben nicht, da er das den drei Angriffsdivisionen vorgezeichnete Ziel, die Linie Fogaras—Reps—G. Homorodbach, erreicht hatte. Auch mag der kühne Flankenstoß der 82er bei Königsdorf auf ihn nicht ohne Eindruck geblieben sein. Statt der bei der Vorrückung zurückgebliebenen 2. KD. stellte die 3. Cälärasibrig. bei Homoród Szt. Márton die Verbindung zur Nordarmee her. Die 4. ID. des II. Korps verblieb in der Altebene südöstlich von Fogaras; die 21. ID. stand als Armeereserve bei Heldsdorf und Krebsbach.

Einem am 17. September von Fogaras aus gegen die 6. KBrig. geführten rumänischen Angriff glückte es, die Husaren des Obst. Pongrácz doch zurückzudrücken, die — da einem Gegenangriff der Erfolg versagt blieb — auf dem Westufer der von Kl. Schenk sich nordwärts hinziehenden Tiefenlinie Aufstellung nahmen.

Inzwischen machte die rumänische Nordarmee mit ihrer Mitte wieder einen Ruck nach vorne und drängte am 18. die Gruppe Obst. Csécsi-Nagy bis hinter die Linie Korond—Parajd, tags darauf die Gruppe Obstlt. Hettinger von Al. Fancsal bis halben Weges gegen Libánfalva zurück.

Auf dem äußersten Nordflügel der Armee Presan stellte die von der rumänischen 14. ID. nach Norden abgezweigte Abteilung (S. 283)

x) K i s z 1 i n g, Das Gefecht bei Königsdorf (Mil. wiss. Mitt., Wien, Jhrg. 1930, 385 ff.). Dem GM. Anton Goldbach wurde für die kühne Führung der 71. ID. im Gefecht bei Königsdorf sowie für die hervorragende Tätigkeit während der im Oktober 1916 sich abspielenden Kämpfe im Ojtozpaß das Ritterkreuz des Militär-Maria-Theresien-Ordens zuerkannt.

die Verbindung mit den Russen her und zwang am 16. September das Gendarmeriebataillon vom Ptr. Pisciu A 2022 auf die Höhe A 2102 zurück. Infolge Hilferufe der um den Anschluß besorgten 7. Armee wurde nun das Detachement Obstlt. Sander zur Unterstützung der Gendarmen angewiesen. Außerdem beauftragte die k.u.k. Heeresleitung, die eine Gefährdung der über den Borgopaß führenden Nachschublinie des XI. Korps vermieden wissen wollte, das 1. Armeekmdo., von der eben bei Lechnitz eintreffenden 37. HID. ein Regiment über Borgó Prund vorzuschieben; hiezu wurde das HIR. 18 bestimmt-und dieses sodann vom XI. Korpskmdo. nach Tihuca gestellt. GdI. Arz tat ein übriges und sandte noch ein zweites Regiment der Division, das HIR. 13, samt einer Gebirgsbatterie unter dem 73. HIBrigkmdo. nach Borgó Prund. Mittlerweile mußte das Bataillon Ziegler noch weiter gegen die Höhe Bistri-cioara A 1994 weichen. Obstlt. Sander ging am 17. zum Gegenangriff über, konnte aber den Widerstand des Feindes nicht brechen. Daran vermochte selbst die Zuweisung von zwei Bataillonen Verstärkungen (anderthalb von der 72. ID., ein halbes vom XI. Korps) nichts zu ändern.

Die Riickerobening des Petrosényer Kohlenreviers (14. bis 19. September)

Am 12. und 13. September stellte GLt. Sunkel zur Ausführung des ihm erteilten Auftrages, die Kohlenbergwerke von Petrosény wieder in Besitz zu nehmen, seine 14 Bataillone und 12 Batterien zählende Gruppe (darunter 5 Bataillone und 7 Batterien der 187. ID.) in der Linie Höhe 2456 östlich vom Retiezat—Baru-mr. bereit. Die Hauptkraft unter Obst. Berger, dem Führer der k.u.k. 144. IBrig., stand im Strelltal; drei Bataillone hielten den nach Südwesten sich hinziehenden Höhenrücken fest.

Am 14. begann der Angriff. Er führte zu beiden Seiten des Tales gegen den sich wacker schlagenden Feind, der auf 18 Bataillone geschätzt wurde x), nur bis nahe an die bei Krivádia verlaufende rumänische Stellung heran. Da der Feind am 15. heftige Gegenstöße führte und dabei den Verbündeten nicht unerhebliche Verluste beibrachte, bat GLt. Sunkel um Verstärkungen. Sie wurden ihm durch drei noch am 15. eintreffende Bataillone des eben anrollenden Alpenkorps zuteil.

*) Die rumänische 11. ID. war tatsächlich 15 Bataillone und 12 Batterien stark (D ab i j a, II, 32;.

Am 16. um 5h nachmittags schritt die verstärkte Gruppe Sunkel neuerlich zum Angriff, setzte ihn am 17. vormittags fort und. warf den Feind bis über Merisor zurück, wobei vier Geschütze und fünf Maschinengewehre in den Händen der Sieger blieben. Die rumänische

11.    ID. zog sich nun bis auf den Sattel bei Baniti zurück. Sie wurde hier am 18. neuerlich angegriffen und — da eine ihr mit der Bahn zugesandte Unterstützung von vier Bataillonen und drei Batterien zu spät eintraf — bei rasch abnehmender Widerstandskraft wieder geworfen. Unterdessen bedrohten die Verbündeten von Norden her schon Zsily-vajdejvulkan. Hierauf wies der auf dem Kampffelde anwesende Führer der rumänischen 1. Armee, Gen. Culcer, die 11. ID. zum Rückzug bis in die beiden Grenzpässe an1). Am 18. abends standen die Bataillone Sunkels auf der Tulisa, auf der Oboroca und am Nordrand von Petrosény. Tags darauf befanden sich die ganzen, für den Betrieb der ungarischen Bahnen lebenswichtigen Kohlengruben und der Szurdukpaß im Besitz der Verbündeten. Nur auf dem Vulkanpaß hielten sich noch rumänische Abteilungen, bis sie am 22. auch von dort vertrieben wurden.

Mit dem Eintreffen an der Reichsgrenze südlich vom Rumänischen Schyl war das Angriffsziel der Gruppe Sunkel erreicht. Die Gefahr einer Bedrohung der Marosbahn war gebamit. Die überschüssigen deutschen Kräfte waren für die geplante Verwendung bei Hermannstadt frei.

Der Rückzug der Rumänen und der Russen in der Dobrudscha

(10. bis 19. September)

Hiezu Beilage 11

In der Dobrudscha trat die bulgarische 3. Armee nach ihren außergewöhnlich raschen und durchschlagenden Anfangserfolgen erst am

12.    September zur Verfolgung des Feindes an. Nachschubschwierigkeiten und der Wunsch, die ersten Truppenteile des nachrückenden türkischen VI. Korps herankommen zu lassen, waren die Ursachen dieser dem GFM. Mackensen wenig zusagenden Verzögerung. Um durchschlagfähig zu sein, verlegte GLt. Toscheff das Schwergewicht seiner Armee ganz in den Raum zwischen der Donau und der Bahn Dobrič—Medžidie; östlich davon hatte nur die bulgarische 1. KD. vorzurücken.

Am 12. abends gelangte die 3. Bulgarenarmee bis in den Artilleriefeuerbereich der zwischen dem Lac Oltina, Kara Omer und Mangalia

O D ab i j a, II, 34.

abwehrbereit stehenden Armee Zajontschkowskij. Am 13. schritt der Nordflügel Toscheffs, deutsche Brigade Obstlt. Bode x) und bulgarische

1. ID., zum Angriff und vermochte die rumänische 9. ID. und die Serbendivision um etwa vier Kilometer zurückzuwerfen; Teile der eben eintreffenden 5. Rumänendivision boten den Weichenden einen Rückhalt. Die übrigen Infanteriekörper der Bulgaren begnügten sich damit, bis an die feindlichen Stellungen heranzugehen. Die bulgarische Reiterei gelangte in den Raum östlich der Bahn.

Tags darauf hatte die 3. Bulgarenarmee den Angriff mit starkem linken Flügel fortzusetzen, um den Feind gegen das Meer zu drängen. Doch auch Zajontschkowskij, dem das Eintreffen rumänischer Verstärkungen (5., 2. und die durch andere Truppen neu gebildete 15. ID.) frischen Mut verlieh, entschloß sich, am 14. zum Angriff zu schreiten.

Der Brigade Bode gelang es am 14. leicht, die schon erschütterte rumänische 9. ID. bis in eine vom Lac Marleanu nach Süden führende Linie zurückzu werfen. Die eben eintreffende rumänische 2. ID. wurde in den Rückzug hineingerissen, und beide Divisionen wichen bis gegen Talisman. Ein weiteres Ausnützen des deutschen Erfolges verbot die Rücksicht auf das wechselvolle Begegnungsgefecht des Russenkorps mit der 1. und der 4. Infanteriedivision der Bulgaren. Schließlich vermochten die Bulgaren den Feind in die Front Teke Deresi—Kara Omer zurückzudrängen.

Die Ereignisse des Tages, namentlich auf dem Nordflügel, hatten Zajontschkowskij um alle Zuversicht gebracht. Er führte noch nachts seine Armee in die Linie Rasova—Enigea—Copadin—Tuzla zurück.

Der 15. September sah die bulgarische 3. Armee in der Verfolgung, die von dem Streben geleitet war, womöglich beide Flügel der Armee Zajontschkowskij zu umfassen. Der russische Armeeführer wieder wollte aus der Vereinzelung der vorgeprellten deutschen Brigade Vorteil ziehen und ließ den rechten Armeeflügel am 16. früh die Brigade Bode anfallen. Die Rumänen wurden jedoch zusammengeschossen; im Nachstoß überrannten die deutschen Bataillone sogar die rumänische Artillerie.

Für den 17. hatte Toscheff einen entscheidungsuchenden Angriff befohlen, der von allen Infanteriekörpern im Raume zwischen der Donau und der Bahn geführt werden sollte. Da die schwere Artillerie aber nicht rechtzeitig zur Stelle waj-, mußte das Unternehmen auf

l) Diese Brigade war aus dem Detachement Mjr. Hammerstein durch Hinzutritt eines deutschen Infanterieregiments und einer k.u.k. 30.5 cm-Mörserbatterie entstanden.

den nächsten Tag verschoben werden. An diesem erzielte die bulgarische 4. ID. gegen die westlich von Copadin stehende Serbendivision einigen Raumgewinn.

Am 19. setzte Toscheff den Angriff mit der Absicht fort, die schon schwankend gewordene Mitte des Feindes zu durchbrechen; doch Zajontschkowskij holte gerade hier und auch auf dem Ostflügel zum Gegenschlag aus. Es kam zum wildwogenden Begegnungskampf, aus dessen Verlauf der bulgarische Armeeführer erkennen mußte, daß die Stoßkraft seiner Divisionen, die keine Reserven mehr hatten und die auch schon Mangel an Schießbedarf litten, erschöpft war. Die zahlenmäßige Überlegenheit des Feindes, dessen Stärke auf neun Infanterie-und anderthalb Reiterdivisionen angewachsen war (2., 5., 9., 12., 15. und 19. ID. sowie 5. Cälärasibrig. der Rumänen, 61. ID., 115. RD.,

3. KD. und Serbendivision der Russen), trat schon deutlich in Erscheinung. GLt. Toscheff setzte daher die Mitte und den rechten Flügel seiner Armee etwas ab und beschloß, vorübergehend in die Verteidigung zurückzufallen, um das Eintreffen von Verstärkungen abzuwarten. Die zwei zuerst ankommenden Regimenter der heranrückenden 25. Türkendivision wies er an seinen rechten Flügel, um einer Umfassung zu begegnen1).

Fübrerentschlüsse für den Osten um die Mitte des Monats September

Der Verlauf der Kriegshandlungen des rumänischen Heeres bis Mitte September vermochte die Bukarester Regierung, die Heeresleitung und auch die öffentliche Meinung im Königreich begreiflicherweise keineswegs zu befriedigen. Von der erhofften raschen und möglichst verlustlosen Eroberung von Siebenbürgen war man noch recht weit entfernt. Dafür stellten sich in mehr oder weniger freundschaftlicher Form gehaltene Ratschläge der Verbündeten, die eher Vorwürfen gleichkamen, im Großen Hauptquartier zu Buftea ein. Wohl hatten die Nord-, die 2. und die 1. Armee die großen Beckenlandschaften am Ost- und am Südrand Siebenbürgens in Besitz genommen. Ein Sieg gegen die Armee Arz, die in mitunter kühn geführten hinhaltenden Gefechten einer Entscheidung stets geschickt auszuweichen verstanden hatte, war bis jetzt nicht erfochten worden. Dazu mahnte das Erscheinen deutscher Truppen vor Hermannstadt und im Hátszeger Becken, wo sie sogar zum Gegenangriff schritten, zur Vorsicht. Geradezu

!) D ab i j a, I, 340 f.

katastrophal hatte sich die Lage der Rumänen aber in der Dobrudscha gestaltet. Nach dem überraschend schnellen Fall von Turtukai und der Preisgabe von Dobrič und Silistria glitten die rumänisch-russischen Streitkräfte nach Norden zurück; und nach dem in der Nacht auf den 15. neuerlich nötig gewordenen Rückzug (S. 293) mochte es in Buftea zweifelhaft erschienen sein, ob die Armee noch vor der Bahn Cerna-voda—Constanta zum Halten gebracht werden könnte. Fiel diese wichtige Bahn aber in Feindeshand, dann war Rumänien seiner einzigen Landverbindung zum Schwarzen Meer beraubt und die Hauptstadt sowie die in Siebenbürgen stehenden Armeen konnten auch von Osten her bedroht werden.

In dieser Notlage berief König Ferdinand auf Vorschlag des Ministerpräsidenten Bratianu für den 15. einen Kriegsrat in sein Hauptquartier ein, an dem alle rumänischen Armeeführer teilzunehmen hatten. Jene der siebenbürgischen Front äußerten sich recht kleinmütig über die Erfolgsmöglichkeiten des Feldzuges. Am meisten Zuversicht bekundete noch der Kommandant der 3. Armee, Gen. Averescu, der vorschlug, die unerträgliche Bedrohung in der Dobrudscha durch einen Schlag gegen die Bulgaren zu beseitigen. Ihm schwebte ein Donauübergang der zu verstärkenden 3. Armee südlich von Bukarest vor, durch den die vor der Linie Rasova—Copadin—Tuzla durch die Armee Zajontschkowskij zu fesselnde 3. Bulgarenarmee im Rücken gefaßt und vernichtet werden sollte1). Seine kühne Phantasie sah schon Turtukai zurückerobert, Ruščuk besetzt und rumänische Reiterei in Razgrad einrücken.

Bereitwillig ging König Ferdinand auf die Vorschläge Averescus ein und ernannte den tatfreudigen General auf Anregung Bratianus zum Kommandanten der „Heeresgruppe Süd“, in die alle gegen Bulgarien stehenden Kräfte der Rumänen und der Russen einzugliedern waren. Den Befehl über die 3. Armee hatte Gen. Väleanu zu übernehmen, dem von der 2. Armee noch die 21. und die 22. ID. zugewiesen wurden. Die Stärke der 3. Armee wuchs hiedurch auf 53 Bataillone, 24 Schwadronen und 56 Batterien an. Die der Dobrudschaarmee betrug bereits 124 Bataillone, 31 Schwadronen und 89 Batterien 2). Mit dieser Heeresmacht von insgesamt 177 Bataillonen, 55 Schwadronen und 145 Batterien glaubte man eines vernichtenden Sieges gegen die sehr

K i r i t e s c u, Istoria räzboiului pentru intregirea Romániei 1916—1918 'Bukarest 1922), I, 218. — Dabija, I, 336, 359.

2j Averescu, Opera^iile dela Flämända (Bukarest 1924), 30 u. Beilage 2.

zutreffend auf 73 Bataillone geschätzte 3. Bulgarenarmee sicher zu sein. Die durch Abgaben geschwächten Armeen 1 und 2 hatten sich nunmehr auf die Abwehr zu beschränken; nur der Nordarmee blieb es freigestellt, in Anlehnung an die russische 9. Armee die Angriffe fortzusetzen.

Dieser Entschluß bedeutete eine vollständige Abkehr von dem ursprünglichen Kriegsplane. Das Schwergewicht wurde entschiedenst an die Südfront verlegt, der im Vergleich zur ersten Kräfteverteilung bereits sieben Infanteriedivisionen und eine Kavalleriedivision, somit ein Drittel des gesamten Rumänenheeres, zugeführt worden waren, und die jetzt samt den Russen 15 Infanterie- und 2V2 Kavalleriedivisionen zählte. In Siebenbürgen verblieben nur mehr 10 Infanteriedivisionen, 1 Kavalleriedivision und 4 Cälärasibrigaden x).

Die jüngsten Maßnahmen der rumänischen Heeresleitung, in der an Stelle des erkrankten Gen. Zottu der BrigGen. Iliescu die Geschäfte als Chef des Generalstabes führte, fanden bei den Verbündeten eine recht geteilte Aufnahme. Sowohl Feldmarschall Sir William Robertson, der Chef des englischen Reichsgeneralstabes, wie der französische Generalissimus Joffre, ließen durch ihre Militärattaches darauf hinweisen, daß die Entscheidung in einer kraftvollen Kriegshandlung gegen ÖsterreichUngarn liege, und Rumänien daher zur Unterstützung der Russen die Offensive in Siebenbürgen fortsetzen müsse. Allerdings waren Joffre und Robertson auch der Ansicht, daß Rußland zum Schutze der Dobrudscha eiligst neue Kräfte dorthin absenden müsse. Joffre war in diesem Falle sogar bereit, auf die vier russischen Brigaden, die ihm von Alexejew für den französischen Kriegsschauplatz zugesagt worden waren, zu verzichten2).

Anders dachte der Stabschef der Stawka. Das nach dem Fall von Turtukai von den Westmächten an Rußland gestellte Ansinnen, 150.000 bis 200.000 Mann auf den Balkan zu werfen und die russische Front um etwa 500 Werst nach Süden zu verlängern, lehnte Alexejew rundweg ab. Wohl hätte ihm die durch eine Balkanoffensive hergestellte Verbindung mit der Orientarmee das rasche Zuführen der in den Rüststätten der Verbündeten bestellten schweren Geschütze ermöglicht, an denen es Rußland so sehr gebrach. Zur Stunde legte Alexejew aber mehr Wert auf das Gelingen der für den 16. September angesetzten neuerlichen Offensive des russischen Südwestheeres, die mit

*) Die in Turtukai aufgeriebene 17. ID. ist hier nicht mitgezählt.

2) Mémoires du maréchal Joffre (1910 — 1917) (Paris 1932 , II, 314 f.

dem Südflügel auf Halicz, mit dem Nordflügel auf Kowel zielte. Lag den Franzosen und den Engländern das Schicksal Rumäniens so sehr am Herzen, dann mochten sie — so äußerte sich Alexejew am

11. dem Vertreter des russischen Außenamtes gegenüber — je drei Divisionen Sarrail zuführen, um die Rumänen von Süden her verläßlich zu sichern. Alexejew lehnte jetzt eine Verstärkung des russischen Expeditionskorps in der Dobrudscha ab, weil er sonst gezwungen wäre, von der Offensive in Galizien Abstand zu nehmen. Seiner Ansicht nach lag die Kriegsentscheidung im Osten an der russischen Front. Wenn er sie schwächte, „konnten die Deutschen dort die Hausherren werden“ 17).

Alexejew glaubte übrigens Mitte September nicht an eine weitere Verschlechterung der Lage in der Dobrudscha. Doch selbst wenn diese eintrat, wollte er eher bis an die untere Donau zurückweichen, als noch weitere Divisionen in die Dobrudscha entsenden. Auch das im Hauptquartier des Zaren von einigen Persönlichkeiten an die Wand gemalte Gespenst eines über das Donaudelta gegen das Herz Rußlands gerichteten deutsch-bulgarischen Vorstoßes schreckte den Generalstabschef der Stawka nicht. Er wollte sich eben auf keinen Fall in einen Balkanfeldzug hineinziehen lassen, ehe nicht im Zusammenhalt mit den Ereignissen auf dem russischen Hauptkriegsschauplatz die Zeit hiefür gekommen war.

Mitte September trafen auch die Heeresleitungen der Mittelmächte für die Kriegführung im Osten bedeutsame Verfügungen. Die DOHL. nahm an den Vorgängen in Siebenbürgen ein wachsendes Interesse, im besonderen an dem raschen Zurückwerfen der bei Petrosény und Hermannstadt stehenden rumänischen Kräfte. Um hiebei die Einheitlichkeit der Leitung zu gewährleisten, hielt GdI. Ludendorff im Sinne eines noch am 31. August von GO. Conrad gestellten Antrages eine Neuregelung der Befehlsverhältnisse in Siebenbürgen für angezeigt. Ludendorff kam jetzt auf diesen Antrag zurück und schlug am 11. September vor, dem deutschen 9. Armeekmdo.2), das der bisherige Chef des Generalstabes, GdI. Falkenhayn, zu übernehmen hatte, den Befehl über den Südteil der in Siebenbürgen fechtenden Trappen zu übertragen; der nördliche Abschnitt solle als k.u.k. 1. Armee bestehen bleiben.

GO. Conrad stimmte sofort zu. In einer Besprechung zu Pleß am 13. vereinbarten er und GFM. Hindenburg, die Truppen des GLt. Staabs durch Zuführen der 76. RD. zu verstärken und daraus die deutsche 9. Armee zu bilden. Mit ihr war in der Folge ein Vorgehen in östlicher Richtung geplant, durch das sie im Vereine mit der 1. Armee die nach Siebenbürgen eingebrochenen Rumänen aus dem Felde schlagen sollte. Die neue Kriegsgliederung hatte nach dem Eintreffen des GdI. Falkenhayn in Siebenbürgen in Kraft zu treten (siehe Beilage 7).

Das 1. Armeekmdo. wurde von dieser Vereinbarung am 13. verständigt. Darnach blieb für die Gruppe Staabs der Befehl, den Feind aus den Petrosényer Gebiet zu vertreiben (S. 261 und 278), aufrecht. Desgleichen waren auch die schon erwähnten, an GLt. Morgen gerichteten Weisungen zur Führung eines hinhaltenden Kampfes an der Ostfront bereits auf Grund dieses Befehles der k.u.k. Heeresleitung erlassen worden (S. 286).

Inzwischen hatte sich im deutschen Großen Hauptquartier die Erkenntnis verstärkt, daß bei den zur Stunde allseits festgefahrenen Fronten im Westen und Südwesten, auf dem russischen Kriegsschauplatz und in Mazedonien eine Änderung der Kriegslage nicht zu erwarten war. Eine Möglichkeit, durch einen Bewegungskrieg wieder die Freiheit des Handelns an sich zu reißen, bot lediglich die offensive Fortsetzung des Krieges gegen Rumänien. Deshalb erließ GFM. Hindenburg am 15. September den nachstehenden ersten Befehl der „Obersten Kriegsleitung“: „Die Hauptaufgabe der der Obersten Kriegsleitung Seiner Majestät des Deutschen Kaisers unterstellten Heere ist jetzt: Festhalten aller Stellungen auf der West-, Ost-, italienischen und mazedonischen Front; Einsatz aller daneben irgend verfügbaren Kräfte gegen die Rumänen.“

Durch diese hüben und drüben gefaßten Entschlüsse waren die nächsten Züge auf dem großen, über Osteuropa gespannten strategischen Schachbrett vorgezeichnet. Gen. Alexejew ließ vom 16. an wieder die Armeen Brussilows zu beiden Seiten vom Dniester und in Wolhynien anstürmen. Bei den Mittelmächten hatte GdI. Falkenhayn zuerst den Feind bei Hermannstadt zu schlagen, um dann mit dem rechten Flügel am Nordfuß des Fogaraser Gebirges entlang und gemeinsam mit der 1. Armee nach Osten vorzudringen. Die Rumänen dagegen trafen Vorbereitungen für einen Donauübergang südlich von Bukarest, um sich hierauf von Westen und von Norden her auf die 3. Bulgarenarmee zu stürzen.

Vertreibung der Rumänen aus Siebenbürgen

Die Schlacht bei Her mann stadt Hiezu Beilage 13 Der Operationsplan Falkenhayns

Am 17. September abends war GdI. Falkenhayn in Déva eingetroffen1); am 19. übernahm er den Befehl über die ihm zugewiesenen Heereskörper. Hiemit hatte er auch die Aufgabe des GLt. Staabs auszuführen, dessen Gruppe den wesentlichen Bestandteil der neuen deutschen 9. Armee bildete. Da die Säuberung des Beckens von Petrosény eben vollzogen war, waren alle dort entbehrlichen deutschen Streitkräfte nach Hermannstadt zu verschieben, um gemeinsam mit den schon nördlich davon stehenden Gruppen Krafft und Schmettow die südlich der Stadt haltenden Rumänen zu schlagen (S. 254 und 297). Das Schwergewicht der Kriegshandlungen in Siebenbürgen ging hiemit auf die deutsche 9. Armee über.

Im ersten Augenblick dachte Falkenhayn daran, den Feind an den beiden Punkten, wo seine beiden Flügel an die nördlichen Gebirgs-abhänge angelehnt waren, also in doppelseitiger Umfassung, anzufallen. Nach den Erkundigungen, die er am 18. und am 19. eingezogen hatte, kam er aber wegen der Unwegsamkeit der waldigen Hänge des Czi-biner und des Fogaraser Gebirges davon ab. Dagegen bot die Gangbarkeit der Rückenlinie des Czibiner Gebirges die Möglichkeit, mit dem Alpenkorps von Sinna aus den Roten Turm Paß zu erreichen und hier die Paßstraße zu sperren. Griffen gleichzeitig die übrigen Heereskörper konzentrisch gegen den nördlichen Paßeingang an, so konnte ein den Feind vernichtender Sieg errungen werden2).

Mittlerweile waren zwischen Teschen und Pleß Vereinbarungen getroffen worden, um den Einklang im Handeln der Armeen Arz und Falkenhayn sicherzustellen. Dem Antrage Conrads, die mit der DOHL. vereinbarten Weisungen beiden Armeen durch das k. u.k. AOK. zugehen zu lassen, stimmte GFM. Hindenburg zu. Tatsächlich wurde aber schon der erste Befehl an die 9. Armee auch von Pleß aus abgesendet, und in der Folge wurde an diesem Vorgänge festgehalten, so daß die 9. Armee

x) Falkenhayn, Der Feldzug der 9. Armee gegen die Rumänen und Russen 1916/17, I (Berlin 1921), 14.

2) Ebenda, I, 23 £., 29.

eigentlich doch von der DOHL. geleitet wurde, die dabei nicht selten in die Einzelheiten der Führung eingriff 1).

Der am 19. abends erlassene Befehl trug der 9. Armee auf, „im Verein mit der 1. Armee den in Siebenbürgen eingedrungenen Feind zu schlagen“. Vorerst hatte die Armee Arz „das Vordringen des Feindes zu verzögern und unter Anschluß an die 7. Armee die Kokel-, beziehungsweise Marosstellung zu halten“, wobei örtliche Teilangriffe gegen die aus dem Görgenygebirge heraustretenden rumänischen Kolonnen empfohlen wurden. Die 9. Armee hatte, da der Feind aus Petrosény vertrieben war, „mit versammelter Kraft den über Hermannstadt eingebrochenen Feind doppelt umfassend zu schlagen.“ Es wurde erwogen, hiezu die deutsche 89. ID. von der 1. Armee heranzuziehen. Der rechte Flügel der 9. Armee sollte ein Vorgehen der Rumänen über Orsova und besonders über Mehadia verhindern, der linke nötigenfalls vor überlegenem Druck im Anschluß an die 1. Armee über Mediasch an die kleine Kokel bei Dicsö Szt. Márton weichen.

Der doppelt umfassende Angriff auf den südlich von Hermannstadt stehenden Feind kam aber für Falkenhayn nicht mehr in Frage. Er hatte sich bereits für den Zugriff auf die feindliche Rückzugsstraße entschlossen und auch schon die einleitenden Befehle erlassen. Das Alpenkorps hatte sich bei Sinna und Poianu zu versammeln, die deutschen Truppen bei Petrosény sollten unter Zurücklassung zweier Bataillone und ebensovieler Batterien nach Reussmarkt gefahren werden, und die 76. RD. war in Markt Schelken auszuladen. Die Gruppe Obst. Szivó und die verstärkte 144. IBrig. wurden dem 9. Armeekmdo. unmittelbar unterstellt.

GdI. Arz stellte es sich zur Aufgabe, der 9. Armee die erforderliche Zeit zur Versammlung und zum Schlagen des bei Hermannstadt stehenden Feindes zu sichern. Mit Genugtuung konnte er darauf hinweisen, daß er in dem dreiwöchigen Kampfe gegen die weit überlegenen Rumänen eigentlich verhältnismäßig wenig Gelände preisgegeben hatte und hiebei mit seinen Kräften sehr haushälterisch verfahren war. Er hielt mit seinen allerdings etwas hergenommenen Deckungstruppen, 61. ID. und verstärkte 1. LstHusBrig., noch immer vor der Maros—Kokelstellung. Die erst neugebildete 71. ID. hatte jüngst sogar eine erstaunliche Manövrierfähigkeit bewiesen (S. 289). Dreieinhalb Divisionen (72. ID., 39. HID., halbe 37. HID. und deutsche 89. ID.) waren aber noch nahezu unangetastet und standen für entscheidende Kampfhandlungen bereit. Für die vor!) Falkenhayn, 9. Armee, I, 31 ff. * erwähnte Aufgabe beabsichtigte Arz ein Vordringen der 2. und der Nordarmee der Rumänen noch immer bloß mit den Deckungstruppen so lange als möglich vor der Maros—Kokelstellung zu verzögern, dann aber diese unbedingt und bei Einsatz der Schlagtruppen festzuhalten.

Um seinen im Kelemengebirge und im oberen Marostal stehenden Nordflügel war Arz nicht besorgt. Auch ein Vorbrechen des Feindes im Görgenytale, wo dieser schließlich in einen Sack hineinlaufen mußte, schreckte ihn nicht. Um hier gegen alle Möglichkeiten gewappnet zu sein, schob er am 20. die halbe 37. HID. nach Teke vor. Schwieriger war die Lage beim I. RKorps, denn dort konnte ein neuerlicher Vorstoß des Feindes die schon recht geschwächten Sicherungen (19.LstGb- und

1. LstHusBrig.) weit zurückwerfen, worauf auch die Nordflanke der 71. ID. bedroht werden mochte. Trat dies ein, so wollte GLt. Morgen diese Division mit ihrem rechten Flügel stehen und die Verbindung mit Schmettow aufrechthalten, ihren linken Flügel aber zurückschwenken lassen. Hiedurch sollte die 71. ID. zum Schutze des linken Flügels der Armee Falkenhayn eine nach Osten gewandte Front einnehmen. In die dann zwischen der 71. ID. und der 1. LstHusBrig. aufspringende Lücke sollte die 89. ID. eingeschoben werden, wozu sie am 20. nach Demeterfalva (16 km östlich von Maros Vásárhely) zu rücken hatte.

So waren vom 1. Armeekmdo. die Gegenzüge vorbereitet, um bei einem Vorrücken der 2. und der Nordarmee der Rumänen so lange Widerstand leisten zu können, bis Falkenhayn den Feind bei Hermannstadt geschlagen haben konnte. Nachher, nach erfolgtem Aufschwenken der 9. Armee gegen Osten, beabsichtigte Arz, sich mit möglichst starkem Südflügel der Vorrückung anzuschließen18).

Zum Glück für die Verbündeten verhielt sich der Feind an Siebenbürgens Ostfront ruhig. Die 71. ID.19), die die Fühlung mit ihm verloren hatte, schob auf Kanonenschußweite Hauptposten vor ihre Stellung, die in den nächsten Tagen wohl mehrmals angegriffen, aber nicht verdrängt wurden. Hinter den diese Angriffe führenden rumänischen Aufklärungsabteilungen wurden durch Flieger große Truppenlager östlich vom Alt und Schanzarbeiten beobachtet, was einen längeren Stillstand der rumänischen 2. Armee erwarten ließ. Auch vor Hermannstadt blieb der Feind untätig und merkte zunächst nichts von dem Unheil, das sich über ihn zusammenzog. Den Kommandanten des I. Korps, Gen. Popovici, der seit dem 14. den Befehl über die Truppen bei Hermannstadt führte, störte nur die lebhafte Aufklärungstätigkeit des Kavalleriekorps Schmettow im Raume östlich der Stadt. Um dieser Belästigung zu steuern, sollte die 13. ID. am 22. die Höhen zwischen Cornatielu und Porumbacu d. j. vom Gegner säubern 1).

Der Aufmarsch zur Schlacht (22. bis 25. September)

Am 22. trat das Alpenkorps seinen Aufstieg an und erreichte mit der Vorhut Dus. Die 187. ID. begann bei G. Pold, die 76. RD. nördlich von Hermannstadt mit der Ausladung.

Am selben Tag griffen befehlsgemäß Teile der 13. Rumänendivision an. Der gegen die deutsche 3. KD. in der Richtung auf Rothberg erkämpfte Raumgewinn wurde den Rumänen von den abgesessenen Reitern Schmettows, denen einige Kompagnien der 51. HID. zu Hilfe eilten, wieder abgenommen. Nur der eine weite Fernsicht bietende Gregoriberg A 598 blieb in Feindeshand. Die 7. KBrig. der 1. KD., GM. Ruiz, wurde aber bis in die Linie Kolun—Holzmengen zurückgedrängt, worauf die Verbindung zum linken Flügel der 3. KD. auf dem nördlichen Haarbachufer hergestellt wurde2). Die entgegen dem Wunsche Popovicis gegen Orlát zur Erkundung ausschwärmenden Bataillone der rumänischen 23. ID. wurden nach wechselvollem Gefecht von der 187. ID. zurückgeschlagen. Am Südrand von Hermannstadt behauptete sich noch immer das schwache Landsturmbataillon des Mjr. Reiner, das am 18. sogar einen kräftigen Vorstoß der Rumänen abgewiesen hatte. Es schützte auch weiterhin die Bergung der militärischen und staatlichen Güter aus der zwischen den beiden Fronten liegenden Stadt3) und erleichterte den Aufmarsch der Verbündeten zur Schlacht. Erfreulich war für Falkenhayn auch, daß am selben Tage die Rumänen vom Vulkanpaß vertrieben wurden (S. 291).

Obwohl Falkenhayn mit einer Fortsetzung der rumänischen Angriffe bei Hermannstadt rechnete, erließ er doch schon am 22. abends die Weisungen für den Aufmarsch zur Schlacht. Darnach hatten sich

1)    Dabija, II, 69 f.

2)    Falkenhayn, 9. Armee, I, 36 ff. - Dabija, II, 69.

3)    Arz, 111.

bis 25. abends bereitzustellen: die 187. ID. südwestlich, die 51. HID. nordwestlich und die 76. RD. nordöstlich von Hermannstadt. Diese drei Divisionen bildeten das XXXIX. RKorps. Das Alpenkorps sollte sich bis auf einen Tagmarsch an den Roten Turm Paß heranarbeiten. Dem Korps Schmettow wurde zugestanden, bei weiterem Drängen des Feindes mit dem rechten Flügel nachzugeben; Mitte und Ostflügel sollten aber auf dem nördlichen Altufer zähe halten. Um die Talebene bis zum Fogaraser Gebirge durch einen Feuerschranken zu sperren, wurden dem Korps weittragende Geschütze zugewiesen.    .

Der 23. September verlief zur Überraschung der Verbündeten kampflos. Vor der 7. KBrig. räumte der Feind bei Glimboka sogar wieder das nördliche Altufer. Das Alpenkorps erreichte den Cindrelu A2248 und tagsdarauf unangefochten den Vrf. Negovanul mr.-<^2136. Da der Feind vor der 9. Armee auch am 24. untätig blieb, wies das k.u.k. AOK., dem das Gelingen des Schlages gegen das rumänische

1.    Korps sehr am Herzen lag, das 1. Armeekmdo. an, die von Falkenhayn tagsvorher erbetene Verschiebung der 89. ID. nach Schässburg durchzuführen. Um die dadurch geschwächte Armeemitte zu stärken, zog Arz die halbe 37. HID. als seine Reserve nach Szász Régen.

Der Vormarsch des Alpenkorps war aber nicht ganz unbeobachtet geblieben. Nachrichten über Truppenverschiebungen im Czibiner Gebirge sickerten bis zum Gen. Popovici dui'ch, der hierauf Verstärkungen erbat. Gen. Culcer lehnte aber ab, weil das ,,Hauptunternehmen der 1. Armee“ *) am Schylflusse geplant sei. In der Tat entfalteten die Rumänen dort am 23. und am 24. wieder eine sehr rege Tätigkeit, die Falkenhayn allerdings noch nicht zu Gegenmaßnahmen veranlaßte. Culcer selbst erbat aber für den Fall eines gegnerischen Angriffes bei Hermannstadt Hilfe vom linken Flügel der 2. Armee. Crainicianu war jedoch nicht gesonnen, in dem schmalen Raum zwischen Alt und Fogaraser Gebirge Truppen vorzusenden. Er schlug hingegen am 24. eine Offensive der ganzen

2.    und der Nordarmee vor. Die Heeresleitung, deren Hauptaufmerksamkeit noch immer der Donaufront zugekehrt war, befahl der 2. Armee für den Fall der Nötigung „nur das Detachement bei Uciad.j. zu verstärken und die Kavallerie gegen Westen zu verschieben, um mit dem I. Korps engere Fühlung nehmen zu können“.

Gen. Popovici, durch die ihm mehrfach zugekommenen Meldungen über das Vorrücken deutscher Truppen im Czibiner Gebirge schon ernstlich beunruhigt, entsandte nun je ein Bataillon mit Artillerie in das

i) D abij a, II, 76.

Satuluital gegen Fundul Riului und ins Lotrutal gegen Vioneasca. Ansonsten wurde den beiden Divisionen zweckmäßige Aufstellung der Reserven empfohlen und die 1. Cälärasibrig. zur Sicherung des Alttales nach Freck gewiesen.

Falkenhayn erließ am 25. September, an dem der Aufmarsch vollendet wurde, den Befehl für den am folgenden Tage beginnenden Angriff. Hiezu sollte das Alpenkorps aus der Linie Vrf. mare—Prezbe— Gyhan unter Sicherung nach Süden Hand auf die Straße im Passe legen und mit Teilen noch über sie hinweg zur Sperrung der über das Westende der Fogaraser Alpen führenden Saumwege vorstoßen; das XXXIX. RKorps hatte mit der 187. ID. von Orlát längs des Gebirgs-fußes, mit der 51. HID. an Hermannstadt westlich, mit der 76. RD. an der Stadt östlich vorbei in der Richtung auf Talmesch anzugreifen. Die Truppen wurden absichtlich um die zum überwiegenden Teil von Deutschen bewohnte Stadt herumgeführt, weil man diese, das Kulturzentrum des Siebenbürger Sachsentums, womöglich vor Schaden bewahren wollte. Das Kavalleriekorps erhielt Auftrag, die linke Flanke der 76. RD. zu sichern und ein etwaiges Vorrücken der Armee Cräinicianu gegen Westen zu verzögern. Ging es beim Korps Staabs vorwärts, so sollte eine Abteilung des Kavalleriekorps über den Alt hinweg von Nordosten her gegen den Paßeingang Vordringen20).

Die Rumänen räumten am 25. unter Zurücklassung einer Nachhut den aus ihrer Front vorspringenden Gregoriberg, was beim Gegner vorübergehend die Meinung auslöste, die Rumänen träfen schon Vorbereitungen für einen weitreichenden Rückzug. GLt. Staabs befahl daher am 25. nachmittags den sofortigen Angriff. Der Gregoriberg wurde hierauf von Abteilungen der 51. HID. noch am Abend genommen21).

Die mittlerweile von der 144. IBrig. eingelangte Meldung, daß der Feind mehrfach in die Grenzstellung eingebrochen sei, ließ Falkenhayn, der sein Hauptquartier in Mühlbach aufschlug, unberücksichtigt. Er wollte keinen Mann bei der bevorstehenden Schlacht entbehren. In einer Besprechung mit Obst. Huber, dem Generalstabschef des GdI. Arz, vergewisserte sich Falkenhayn der verständnisvollen Unterstützung durch die 1. Armee, vor der der Feind im Kelemengebirge und im Görgenytale schon wieder recht rührig wurde.

Am Vorabend der Schlacht standen die Gegner einander in ungefähr gleicher Stärke gegenüber: 35 Bataillone der Verbündeten zu 500 bis 600 Gewehren gegen 25 Bataillone der Rumänen auf vollem Stand. An Artillerie war die Streitmacht Falkenhayns aber weit überlegen. Den 54 Batterien, darunter allein drei 21 cm-Mörserbatterien, konnten die Rumänen bloß 16 Batterien gegenüberstellen, hiebei nur zwei 12 cm-Haubitzbatterien!).

Die zwei ersten Schlachttage (26. und 27. September)

Ein herrlicher Herbsttag war der 26. September, an dem vom frühesten Morgen an die Granaten der Verbündeten in die rumänischen Gräben einschlugen und dem Angriffe die Wege ebneten. Die 187. ID. entriß nach hartnäckigen Kämpfen dem Feinde die Orte Guraro und Poplaka. Auf den Höhen südlich davon und auf dem Valare klammerte sich der linke Flügel der rumänischen 23. ID. aber noch fest. Die 51. HID., GM. Tanárky, die sich schon während der Nacht auf das südliche Cibinufer vorgeschoben hatte, drang bis auf den Nordhang der östlich von Poplaka sich erhebenden Kuppe vor und setzte sich mit dem Ostflügel vor den rumänischen Stellungen fest. Ein weiterer Erfolg blieb ihr versagt. Die 76. RD., GLt. v. Elstermann, rückte samt zwei ihr zugewiesenen Honvédbataillonen über den Gregoriberg vor. Sie hatte nachmittags einen aus Schellenberg vorbrechenden rumänischen Gegenangriff abzuwehren und stand am Abend an der Straße, die von Hermannstadt nach Osten führt2).

Vom Kavalleriekorps Schmettow durchfurteten die deutsche 3. KD. und zwei Schwadronen der k.u.k. 7. KBrig. bei Kercz den Alt. Die Masse schwenkte nach Westen auf und stieß bei Porumbacu d. j. auf den Feind, indes ein Regiment bei Vistea d.j. gegen rumänische Reiterei nach Osten hin sicherte.

Dem Alpenkorps, von dem ein Bataillon schon um Mitternacht gegen den Ort Rotenturm abgestiegen war, glückte es an mehreren

x) O r 11 e p p, Die Kämpfe bei Hermannstadt im Lichte rumänischer und englischer Militärliteratur (Wissen und Wehr, Berlin, Jhrg. 1930, 167 ff.).

2) Elstermann, Die 76. Reserve-Division in den Schlachten bei Hermannstadt und am Geisterwald (25./9.—5./10. 1916) (Nachrichtenblatt der 76. ReserveDivision, Heft Nr. 14—15, Hanau 1927, 23).

Stellen zwischen Boitia und Cäineni, die Paßstraße zu erreichen. Die dem rumänischen I. Korps drohende Gefahr, abgeschnitten zu werden, erkennend, warf Gen. Popovici seine Reserven von Norden her in den Paß. Außerdem griffen auch von Süden her kleinere rumänische Abteilungen gegen Cäineni an. Dadurch vermochte der Feind ein Übergreifen der Bayern auf das Ostufer sowie ihr Vordringen aus dem Paß nach Nord und Süd zu verhindern22).

Das Ergebnis des ersten Schlachttages befriedigte Falkenhayn nur bedingt. Ein rascheres Vordringen des XXXIX. RKorps. hätte seine Sorge gemindert, daß die rumänische 2. Armee das Netz, das er über das rumänische Altkorps geworfen hatte, wieder zerreißen könnte. Auch mit der Möglichkeit eines Durchbruchversuches der eingekreisten Rumänen mußte gerechnet werden. Zudem lagen im Armeehauptquartier zu Mühlbach keine Nachrichten vom Alpenkorps vor. Die Lage drängte aber nach rascher Entscheidung. Deshalb erteilte Falkenhayn dem Korps Staabs den Befehl, am 27. den Angriff energisch fortzusetzen. Das Alpenkorps hatte auch weiterhin dem rumänischen I. Korps den Rückzug zu verlegen und von Süden her anrückenden Feind abzuwehren. Vom GdI. Arz erwirkte sich Falkenhayn die Zusendung eines Infanterieregiments und dreier Batterien der 89. ID. als Armeereserve nach Vizakna (Salzburg) 23).

Auf rumänischer Seite war man bestrebt, den Rücken des I. Korps wieder freizubekommen. Deshalb sandte Gen. Culc.er fünf Bataillone und eine Batterie der an der Donau stehenden 20. ID. mit Bahn eiligst nach Norden, um vom Lotrutal aus den Grenzrücken westlich vom Roten Turm Paß anzugreifen. Gen. Popovici wurde ermächtigt, seine Front abschnittsweise zurückzunehmen, dagegen sollte er tatkräftig gegen seine Bedränger im Rücken vorstoßen. Popovici selbst erhoffte sich aber die Befreiung durch die 2. Armee. Im Großen Hauptquartier zu Buftea fand man sich am 26. jedoch noch nicht bestimmt, irgend etwas zum Entsatz der zwei südlich von Hermannstadt umstellten Divisionen zu veranlassen. Man begnügte sich damit, auf dem Umwege über das 2. Armeekmdo. von Gen. Popovici einen Lagebericht einzufordern 24).

Am zweiten Schlachttage, am 27. September, griff das Korps Staabs nach starker artilleristischer Vorbereitung neuerlich die auf verkürzter

Front stehenden zwanzig rumänischen Bataillone an; die übrigen fünf hatten sich gegen das Alpenkorps gewendet. Die 187. ID. entriß der rumänischen 23. ID. den Valare und den Oncesti und warf sie über den Trinkbach zurück. Am Abend stand die Division Sunkel, nachdem sie Michelsberg genommen, aber wieder aufgegeben hatte, auf den Höhen nördlich dieses Ortes. Links anschließend gewann die 51. HID. nach Abwehr eines Gegenangriffes den Abschnitt zwischen der Höhe nördlich von Heltau und dem Südrand von Schellenberg. Die östlich davon anschließende 76. RD. vermochte mit dem linken Flügel die 13. Rumänendivision bei Kastenholz über den Haarbach zurückzudrängen; sonst kam sie nicht vorwärts.

Vom Korps Schmettow standen zwei Regimenter mit der Front nach Westen und Südwesten bei Porumbacu d. j. und bei Szarata, eines verlegte bei Ivercz der 2. Cälärasibrig. den Weg, die dann, ohne anzugreifen, umkehrte.

Wenig günstig lagen die Kampf Verhältnisse beim Alpenkorps. Sein Angriff hatte sich nicht nur festgelaufen, sondern es mußte fast überall die Paßstraße den mit dem Mute der Verzweiflung anstürmenden fünf rumänischen Bataillonen überlassen. Stellenweise vermochte es die Straße aber doch wenigstens unter Feuer zu halten. Die von Süden her gegen den Mt. Robu auf steigenden Bataillone der 20. ID. wurden abgewehrt1). Der linke Flügel des Korps Krafft bedrohte vom Gyhan aus den Rücken der bei Michelsberg stehenden rumänischen 23. Division.

So war am 27. abends die Lage bei der deutschen 9. Armee aufs höchste gespannt. Wohl hatten die Truppen des GLt. Staabs den Feind zurückgedrängt und die Reiter Schmettows sehr geschickt gewirkt; ein Sieg war aber noch keineswegs erfochten. Im besonderen war es Falkenhayns Sorge, ob das Alpenkorps in seiner auseinandergezogenen Aufstellung den rumänischen Anstürmen von Norden, Osten und Süden werde widerstehen können. Zudem drohte andauernd das Eingreifen der rumänischen 2. Armee, die am 27. ohnehin schon auffallend Miene zur Vorrückung machte. Um beiden Gefahren zu begegnen, mußte das Korps Staabs noch schärfer dem Feinde zu Leibe rücken. In diesem Sinne wurde es für den 28. angewiesen und ihm noch das von der 89. ID. herangeholte Regiment (S. 305) zugewiesen. Die Masse der 89. Division wurde Falkenhayn von der k.u.k. Heeresleitung nun auch zur uneingeschränkten Verfügung überlassen; sie hatte am 28. nach Henn-dorf und Jakobsdorf zu rücken.

!) O r 11 e p p, Kämpfe, 181.

Der Kommandant des rumänischen I. Korps war sich des Ernstes der Lage voll bewußt. Mittels Flugzeuges berichtete er nach Craiova, daß nur ein rasches Eingreifen der 2. Armee ihn retten könne. Gen. Culcer leitete diese Bitte nach Buftea weiter und bat, da keine Verständigungsmöglichkeit mit dem I. Korps gegeben war, den Gen. Popovici anzuweisen, daß er sich auf die 2. Armee zurückziehe. Da dadurch der Rote Turm Paß freigegeben wurde, hielt Culcer es für nötig, einen starken Heereskörper von Süden her in das Alttal zu senden; dieser sollte die über Cälinesci und über Titesci in die Walachei führenden Paßstraßen sperren, weil das Detachement der 20. ID. allein hiezu zu schwach sei1).

Entsatzversuch der rumänischen 2. Armee    "

(27. bis 29. September)

Unterdessen hatte die rumänische Heeresleitung endlich selbst die Hilfeleistung für das schwer bedrängte I. Korps eingeleitet. Am 27. um 9h vorm. erhielt die 2. Armee Befehl, vorzurücken und noch am selben Tage anzugreifen, um in die Linie Cornatielu—Agnetheln—Jakobsdorf —Henndorf zu gelangen. Die Nordarmee, so hieß es weiter, sei angewiesen, gleichfalls noch am 27. vorzustoßen, um die Front Kaisdorf— Héjjasfalva—Székely-Keresztur—Kibéd—Szováta zu erreichen.

Das rumänische 2. Armeekmdo. hatte nach dem Abgehen der 21. und der 22. ID. an die Donaufront (S. 295) am 22. September auch die Hauptkräfte der drei verbliebenen Divisionen weit zurückgezogen. Es gelangte die 4. ID. nach Sinca Vch., die 3. nach Olt Bogát und die 6. nach Streitfurt—Sombor. Lediglich Sicherungen hatten in der am 15. September erkämpften Frontlinie (S. 289) zu verbleiben. Die zurückgezogenen Divisionen bauten an hinteren Stellungen.

Reibungen in der Befehlgebung waren am 27. die Ursache, daß erst in den frühen Nachmittagsstunden die Vormarschbefehle von Kronstadt aus erflossen. Die 4. ID. wurde auf beiden Altufern nach Nou, die 3. über D. Tekes und Scharisch auf G. Schenk und die 6. über Reps und Seiburg auf Bekokten gewiesen. Von diesen vorläufigen Zielpunkten aus sollte dann die Entfaltung zur Besitznahme des südlichen Haarbachufers zwischen Cornatielu und Henndorf erfolgen. Die 2. Cälärasibrig. hatte bei Talmesch mit dem Altkorps, die 3. bei Kaisdorf mit der Nordarmee Verbindung herzustellen2).

1)    Dabija, II, 109, 113.

2)    Ebenda, II, 175 ff.

Die auf Verteidigung eingestellte 2. Armee konnte nicht sofort die Vorrückung antreten; ihr Aufbruch verzögerte sich. Dafür marschierte sie am 27. bis tief in die Nacht hinein, um die ersten Ziele Vistead.s. (2. Cälärasibrig.), Fogaras (4. ID.), D. Tekes (3. ID.), Seiburg (6. ID.) und Katzendorf (3. Cälärasibrig.) zu erreichen. Zur eiligen Fortsetzung des Marsches angespornt, gewannen am 28. die 2. Cälärasibrig. und die südliche Kolonne der 4. ID. nach kleineren Gefechten mit Husaren der

6. KBrig. Arpasiu d.j.; die Masse der 4. ID. nahm Rucoru in Besitz. Die 3. ID. warf westlich von Scharisch den Nordflügel der Brigade Pongrácz zurück und rückte abends in G. Schenk ein. Die 6. ID. erreichte nach Scharmützeln mit den Vorposten der 71. ID. Bekokten. Die 3. Cälärasibrig. nächtigte nach einigen Gefechten westlich von Schweischer in diesem Dorf.

Durch den Angriff der rumänischen 2. Armee, der die 6. KBrig. gegen Westen zurückgeworfen hatte, sprang zwischen dieser und der 71. ID. eine zehn Kilometer breite Lücke auf. Damit der Feind dort nicht eindringe, schob der Führer der 89. ID., GdI. Georg Freih. v. Lüttwitz, einem Befehle Falkenhayns zuvorkommend, seine Vortruppen bis Hun-dertbücheln und Retisdorf vor. Die 71. ID., über die GLt. Morgen an Falkenhayn irrigerweise meldete, sie müsse vor feindlichem Druck auf Henndorf und Jakobsdorf zurückgenommen werden, wurde zum unbedingten Festhalten der Linie Steinberg A750—Meschendorf—Erkedt aufgefordert. Wenn aber doch zum Rückzug gezwungen, sollte sie, einer Bitte Falkenhayns gemäß, stets Front nach Osten behalten. Sie diente somit eigentlich nur mehr Zwecken der deutschen 9. Armee. Da die k.u.k. 1. Armee auch schon die deutsche 89. ID. abgegeben hatte, befand sich die Armee Arz um so mehr in einer recht schwierigen Lage, als — wie noch ausgeführt werden wird — die rumänische Nordarmee seit dem 26. wieder gegen sie vordrängte.

Am 29. setzte die Armee Cräinicianu die Vorrückung fort. Auf dem Südufer des Alt hemmte deutsches Geschützfeuer, das vom Nordufer herüberschlug, und geschicktes hinhaltendes Fechten weniger Schwadronen Schmettows das Vorrücken der 2. Cälärasibrig. und der halben

4. ID., die schließlich nur bis Skorei und Chertiisiora kamen. Die nördliche Brigade der 4. ID., von den Husaren des GM. Ruiz umschwärmt, gelangte nur bis Földvar. Auch die 3. ID. ließ sich anfänglich von der

6. KBrig. täuschen, gewann aber schließlich Sachsenhausen, befand sich hier jedoch — weil weit vorgeprellt — in einer stark ausgesetzten Lage, denn die rechts von ihr vorgehende 6. ID. war nichts weniger als von Glück begünstigt. Diese Division war von Bekokten mit je einer Marschsäule gegen Agnetheln und gegen Jakobsdorf vorgerückt und traf mit der rechten auf die gleichfalls vormarschierende deutsche 89. Division. Die in dichten Massen vorstürmenden Rumänen wurden von der deutschen Artillerie und von Maschinengewehren reihenweise niedergemäht. Die Reste flüchteten unter Zurücklassung von zwölf Geschützen auf den Windmühlberg. Ein scharfer Gegenstoß der Rumänen, durch den drei der eroberten Geschütze zurückgewonnen wurden, fügte den Deutschen arge Verluste zu und hemmte ihre Verfolgung. Die linke Kolonne der 6. Rumänendivision, die gegen einige Husarenschwadronen der Brigade Pongrácz bis vor Schönberg gelangt war, kehrte auf die Nachricht vom Mißgeschick der rechten Kolonne gleichfalls auf den Windmühlberg zurück. Die 3. Cälärasibrig., die wieder von den Sicherungen der 71. ID. abgewiesen wurde, blieb über Nacht in Schweischer.

Am Abend stand die rumänische 2. Armee auf einer 67 km langen Front auseinandergezogen; der linke Flügel war weit vorgestreckt, aber doch noch zehn Kilometer von Cornatielu und Szakadat entfernt, wohin nach einer am 28. vom 2. Armeekmdo. mit Fliegern dem I. Korps zugegangenen Benachrichtigung die 4. ID. schon am Abend dieses Tages hätte gelangen sollen1). Mittlerweile war aber südlich von Hermannstadt die Entscheidung bereits gefallen.

Der Sieg über das rumänische /. Korps (28. und 29. September)

Am 27. abends hatte sich des Gen. Popovici eine sehr verständliche Unruhe bemächtigt. Da die 23. ID. bis in die Linie Michelsberg—Heltau und an den Nordrand von Westen zurückgedrängt worden war, nahm er aus Besorgnis vor einem Vordringen der Reiterei Schmettows auch die noch weit nach Nordosten vorragende 13. ID. in die Linie Westen— Racovitia zurück. Außerdem zog er den ganzen Troß bei Porcsest und bei Talmesch zusammen und stellte beim letztgenannten Dorf auch die

1. Cälärasibrig. als seine Verfügungstruppe bereit. Er traf also schon Vorbereitungen zum Rückzug nach Süden, dies um so mehr, als ein ihm am 27. nachmittags auf Schleichwegen von Kronstadt her überbrachter Befehl der Heeresleitung, der vom 26. datiert war, einen Angriff nach Süden vorschrieb. Eine Mitteilung von einem Entlastung bringenden

i) Dabija, II, 178, 188.

Vorrücken der 2. Armee enthielt dieser Befehl jedoch nicht. Die einzige Möglichkeit eines glücklichen Ausganges der Schlacht ersah Popovici doch nur in einem rechtzeitigen Eingreifen der 4. ID., die er bloß wenige Kilometer weit wähnte x), die aber tatsächlich am 27. abends erst todmüde in Fogaras angelangt war.

Der deutsche Angriff traf am 28. auf einen durch Verluste zermürbten Feind. Zudem taten übertriebene Meldungen von der Sperrung des Engpasses im Rücken sowie Bombenabwürfe deutscher Flieger auf die Bahnhöfe und die Stabsquartiere noch ein übriges, um die Moral der rumänischen Truppen zu schädigen.

Das Hauptangriffsziel des Korps Staabs war am 28. der Westflügel der rumänischen 23. Division. Von den Bataillonen Sunkels in der Front bedrängt und von Teilen des Alpenkorps, die den Götzenberg erstürmten, im Rücken gefaßt, wich die 23. ID. in zum Teil wechselvollen Gefechten bis zum Abend in die Linie Zoodt—Höhe A 614. Damit riß die Verbindung zur 13. ID., die von der 76. RD. aiigegriffen wurde. Um eine geschlossene Front herzustellen, nahm Popovici mittags auch die

13. ID. in die Linie HöheA614—Racovitia zurück und schob die 1. Cälärasibrig. in die zwischen den beiden Divisionen aufgesprungene Lücke ein, in welche die 51. HID. einzudringen drohte.

Da der Hauptdruck des XXXIX. RKorps. auf der rumänischen 23. ID. lastete, befahl Popovici der weniger stark bedrängten 13. ID., jene zu unterstützen. Doch dieser Befehl langte nicht ein. Die 13. ID. verließ, da sie sich durch die in Freck eindringenden Reiter Schmettows und drei bis auf die Höhe La Cetata A 846 gelangte Schwadronen, die den Einschließungsring im Osten schlossen, bedroht fühlte, nachmittags eigenmächtig ihre Stellungen2).

In den Abendstunden war das Korps Popovici auf engem Raum um den Nordausgang des Roten Turm Passes zusammengedrängt. Immer enger wurde der Feuerkreis der gegnerischen Batterien, die schonungslos in den schon wirren Haufen hineinfeuerten. Da Hilfe von der

2. Armee nicht mehr zu erwarten war, mußte sich Gen. Popovici zum Rückzug über das Gebirge entschließen. Um sich die Paßstraße zu öffnen, hatte er schon um lh nachm. drei Bataillone und eine Gebirgs-batterie von Boitia aus nach Süden zur Vertreibung des Feindes von den westlichen Paßhängen vorstoßen lassen. Die wenigen ermüdeten Kompagnien des Alpenkorps wurden denn auch zur Seite gedrängt.

x) O r 11 e p p, Kämpfe, 181.

2) Dabi j a, II, 117.

Sie hatten sich überdies noch immer gegen die vom Lotrutal angreifenden Bataillone der 20. ID. zu wehren.

Nun begann eine tolle Flucht aller rumänischen Fahrzeuge durch den Paß. Da die Straße stellenweise doch noch von deutschen Maschinengewehren bestrichen war, spielte sich der nächtliche Rückzug vielfach unter dramatischen Szenen ab1). Schließlich glückte es aber, fast die ganze Artillerie zu retten. Dafür legten zahlreiche in den Alt geworfene Wagen von der rücksichtslosen Hast Zeugnis ab, mit der der Rückzug durchgeführt worden war.

Die Infanterie vermochte sich auf verschiedenen, östlich vom Alt über das Fogaraser Gebirge führenden Saumwegen über den Grenzkamm zurückzuziehen. In den Morgenstunden des 29. verließ die linke Flügelbrigade der 23. ID. als letzte Fußtruppe das Schlachtfeld, auf dem die Rumänen 3000 Gefangene, 13 Geschütze und zahlreiches Kriegsgerät in den Händen der Sieger zurückgelassen hatten. Die 1. Cälärasibrig. deckte bis zum 29. mittags bei Sebes den Gebirgsübergang des schwer geschlagenen Korps. Am Abend trafen die vollständig durcheinandergeworfenen Truppen in Cäineni und in Gräblesci ein. Grenzjäger hielten auf der Kammlinie westlich vom Surul eine Nachhutstellung. Westlich vom Alt bemühte sich die 20. ID. noch immer vergeblich um den Mt. Robu.

War die von Falkenhayn beabsichtigte völlige Vernichtung des Feindes durch Einkreisung auch nicht geglückt, so hatten die Verbündeten doch einen vollständigen Sieg über das rumänische I. Korps erfochten. Das Becken von Hermannstadt war vom Feinde gesäubert. Der Weg war frei für die nächste Aufgabe: zum Kampf gegen die rumänische 2. Armee.

Die anderen Frontabschnitte in Siebenbürgen während der Schlacht

bei Hermannstadt

*    (25.    bis 28. September)

Hiezu Beilagen 12 und 14

An dem Tage, an dem die Streitkräfte Falkenhayns bei Hermannstadt den Aufmarsch beendeten, holte Gen. Culcer südlich von Petrosény zu einem Schlage aus, von dem er sich weitreichende Wirkung versprach (S. 302).

x) O r 11 e p p, Kämpfe, 184.

Am 25. September griff die auf 22 Bataillone und S3 Geschütze verstärkte rumänische 11. ID. die von neun Bataillonen besetzten Grenzstellungen der 144. IBrig. an. In dem westlich vom Vulkanpaß nur postenartig besetzten Abschnitt glückte es zwei feindlichen Kolonnen, durchzubrechen und bis vor die Höhe Oboroca vorzudringen. Um die auf dem Vulkanpaß und die zu beiden Seiten des Szurdukpasses stehenden Truppen vor dem Abgeschnittenwerden zu bewahren, nahm sie Obst. Berger noch am 25. nachts in eine nördlich der Orte Zsilyvajdej-vulkan, Petrosény und Petrilla verlaufende Höhenstellung zurück. Dieser Rückzug wurde, ohne vom Feinde bemerkt zu werden, ausgeführt. Die wichtigen Kohlenbergwerke wurden dadurch neuerlich dem Feinde überlassen.

Zur Verstärkung der 144. IBrig., die ein weiteres Vorrücken der Rumänen um jeden Preis verhindern sollte, wurde am 26. zunächst das Bataillon V 69 von Mehadia herangeführt, wo sich der Feind andauernd untätig verhielt. Außerdem nahte noch ausgiebigere Hilfe. Auf eine Anregung Hindenburgs, die gegen Rumänien kämpfenden Armeen zu verstärken, hatte Conrad der Isonzofront, wo die siebente Schlacht eben im Abklingen war, die 2. GbBrig. für Siebenbürgen entnommen 25 . Sie rollte am 24. von Podmelec ab und wurde, als ihre Spitze am 26. in Siebenbürgen einrollte, von Piski nach Puj zur Unterstützung der 144. IBrig. abgedreht. Den Befehl über beide Brigaden hatte der am 2S. eintreffende preußische GM. v. Busse mit dem truppenlosen Stab der deutschen 301. ID. zu übernehmen-K

Am 26., als bei Hermannstadt der entscheidende Angriff der Armee Falkenhayn begann, bezogen die Bataillone des Obst. Berger ihre neuen Stellungen, gegen die die Rumänen erst vorsichtig vortasteten. Nur um die Oboroca wurde schon hart gekämpft. Sie fiel am 27. in Feindeshand; doch verwehrten knapp nördlich davon die Verteidiger den Rumänen einen Abstieg ins Strelltal.

Die für die Rumänen kritische Wendung in den Ereignissen bei Hermannstadt veranlaßte den Gen. Culcer, der 11. ID. am 27. abends Halt zu gebieten und sechs Bataillone sowie drei Batterien zur Abgabe bereitstellen zu lassen26). Die Rumänen setzten sich hierauf kämpfend nahe gegenüber den Verbündeten fest. Diese hingegen trafen Vorbereitungen zu einem neuerlichen Angriff, da Falkenhayn dem GM. Busse die Rückeroberung der Grenzlinie aufgetragen hatte.

Auch die Armee Arz hatte in den Tagen der Schlacht bei Hermannstadt mit der ihr gegenüberstehenden Armee Presan wieder die Klingen zu kreuzen. Schon am 25. September, nachdrücklicher aber am 26., ging der rechte Flügel der rumänischen Nordarmee in zahlreichen kleineren Kolonnen vor. Nach anfänglich erfolgreichem Widerstand mußte die das obere Marostal beschirmende 16. LstGbBrig., da ihr Nordflügel eingedrückt worden war, in eine östlich von Ratosnya halbkreisförmig verlaufende Stellung zurückweichen. Damit erledigte sich auch ein neuerlicher Offensivplan des GLt. Morgen, der darauf abzielte, mit dem Südflügel des I. RKorps im Anschluß an die 9. Armee anzugreifen, wozu die 39. HID. durch die halbe 37. hätte abgelöst werden sollen; denn jetzt benötigte das 1. Armeekmdo. die 39. HID. gerade am Nordflügel der Armee.

GdI. Arz war sich klar darüber, daß er bis zur Beendigung der Schlacht bei Hermannstadt, die an diesem Tage, am 26., erst begonnen hatte, und bis zum Wirksamwerden der dann nach Osten aufschwenkenden 9. Armee noch sehr haushälterisch mit seinen Truppen werde verfahren müssen. Auch hielt er die Maros—Kokelstellung, in die er schlimmsten Falles zurückgehen sollte, für seine Armee doch im wesentlichen nur für eine moralische Stütze. Denn zur nachhaltigen Verteidigung dieser langen, im Nordteil durch ausgedehnte Waldungen führenden Grabenlinie waren seine schwachen Kräfte kaum ausreichend. Er strebte daher an, sich noch möglichst vor dieser Stellung zu behaupten. Hiezu plante er, bei einem neuerlichen Vordringen der Rumänen zuerst den Feind im Görgenytale zurückzuschlagen und dann nach Norden einzudrehen, um die Rumänen im Marostale anzufallen. Hiezu hatte jetzt schon die 39. HID. ihre Reserven auf dem linken Flügel zusammenzuziehen.

Am 27. September, an dem das rumänische Oberkommando die

2. Armee zum Entsatz des I. Korps gegen Hermannstadt vortrieb S. 307), erhielt auch die Nordarmee Weisung, die Front Libánfalva—Kibéd— Körispatak—Hejjasfalva zu gewinnen. Hiezu sollte die 14. ID. bei Ratosnya den Drehpunkt bilden, die 8. ID. den Gegner im Abschnitt Libánfalva—Remete—Kibéd und die 7. ID. in jenem zwischen Körispatak und Hejjasfalva zurückwerfen. Die 2. KD., die noch immer bei Csik Szereda verweilte, hatte das Bindeglied zwischen der 7. ID. und der

2. Armee zu bilden, die 15. IBrig. als Armeereserve von Gyergyó Alfalu nach Parajd zu rücken1).

Am 27. griff aber nur wieder die rumänische 14. ID., die eigentlich stillstehen sollte, neuerlich an. Sie durchbrach nachmittags im Tale die 16. LstGbBrig., worauf diese bis Déda zurückwich und die Marosenge freigab. Durch ein Bataillon der 37. HID. eiligst verstärkt, vermochte sie sich am 28. bei Déda ungestört zur Abwehr einzurichten, da sich die rumänische 14. ID. mit der Besitznahme von Ratosnya begnügte. Die 8. und die 7. ID. rührten sich überhaupt nicht von der Stelle. Die über Lövete vorgezogene 2. KD. erreichte am 28. Dálya.

Das neuerliche Vordringen des Feindes im Marostal hatte dem 1. Armeekmdo. schon am 27. seine ursprüngliche Aufgabe, Schutz des Südflügels der 7. Armee und dauernde Verbindung mit ihr, nachdrücklich vor Augen geführt. Es glaubte sich jetzt um so eher dieser Aufgabe zuwenden zu können, als es ihm schien, daß eine Bedrohung der Armee Falkenhayn, die bei Hermannstadt eben um die Entscheidung rang, durch die rumänische 2. Armee schon der räumlichen Entfernung wegen kaum mehr zu besorgen war, dann aber auch, weil der Frontteil der 1. Armee zwischen dem Görgeny- und dem Gr. Kokeltal auch am 28. unangefochten blieb. GdI. Arz nahm daher für den Fall weiteren Vordringens der Rumänen im Marostal in Aussicht, die halbe 37. HID. und das VI. Korps hinter den Nordflügel zusammenzuziehen, dafür aber dem I. RKorps mit der 39. HID. auch die Deckung des Görgenytales zu übertragen. Das VI. Korps sollte dann im Sinne des am 26. gefaßten Offensivplanes (S. 313) verwendet werden.

Von Hermannstadt bis über den Geisterwald Hiezu Beilagen 14 und 16 Einleitung der Vorrüchimg der deutscheji 9. Armee 29. September bis 1. Oktober)

Als das Korps Staabs am 29. September zeitlich früh neuerlich zum Angriff antrat, fand es nördlich vom Roten Turm Paß keinen sich wehrenden Feind mehr vor. Die Rumänen waren geschlagen und über das Gebirge geflüchtet. Nach diesem Siege galt es für die beiden Armeen der Verbündeten, den zweiten Teil der ihnen am 24. gestellten Aufgabe zu lösen, nämlich „unter Zusammenfassung aller Kräfte den vor-

i, Dabija, II, 289 f.

wärts Fogaras befindlichen Südflügel der rumänischen Hauptkraft möglichst umfassend anzugreifen und zu schlagen“. Hiezu mußte vorerst die 9. Armee unter Sperrung des Roten Turm Passes nach Osten aufschwenken. Die 1. Armee hatte dieses Manöver zu decken.

Am 29. früh war bei Talmesch ein rumänischer Flieger gefangen worden, der einen um lh 30 nachts vom Generalstabschef der 2. Armee an Gen. Popovici abgesendeten Brief hätte überbringen sollen. Das nicht chiffrierte Schreiben lautete: „Ich habe die Ehre, mitzuteilen, daß die Truppen der 2. Armee sich gestern abends (28./9.) 15 km von Ihren Stellungen befanden. Heute morgen werden sie zwischen 4h und 5h abmarschieren. Wir kommen mit Unterstützung und Munition.“

Hätten die Ereignisse, die sich am 28. beim Korps Schmettow und am Südflügel der 1. Armee abgespielt hatten, noch einen Zweifel über das Vorhaben der rumänischen 2. Armee zugelassen, so brachte dieser Brief volle Klarheit. Die schon geschilderten Kämpfe zwischen Haarbach und Alt am 29. (S. 308) waren für Falkenhayn ein Beweis mehr dafür, daß sich die Armee Crainicianu im vollen Vormarsch nach Westen befand. Jetzt, nach dem erfochtenen Siege über die rumänische Altgruppe, konnte ein Vorprellen der 2. Armee über Fogaras hinaus nur erwünscht sein, weil sich dadurch die Möglichkeit für einen umfassenden Angriff erhöhte. Voraussetzung war jedoch rasches Aufschwenken der 9. Armee nach Osten und Standhalten der 1. Armee bis zur Vollendung dieser Bewegung.

Der am 29. nachmittags erlassene Befehl Falkenhayns wies GLt. Staabs an, die 187. ID. und die 76. RD. schleunigst bei Scorei zu beiden Seiten vom Alt zu versammeln. Die 51. HID. hatte das Alpenkorps am 30. abzulösen; dieses sollte sodann am Nordfuße des Fogaraser Gebirges den beiden anderen deutschen Divisionen folgen. Die geplante Ablösung widersprach jedoch der Forderung nach Raschheit. Auch erhob GM. Tanárky Einspruch dagegen, weil er in der geplanten verteidigungsweisen Verwendung der von ihm befehligten 51. HID., der noch dazu die Gebirgsausrüstung fehlte, eine Zurücksetzung erblickte x). Die Verfügung wurde auch aufgehoben. Den Roten Turm Paß hatte weiterhin das Alpenkorps zu verteidigen. Das XXXIX. RKorps. sollte dafür so eilig wie möglich mit den Vorhuten die Linie Szakadat (76. RD.)—Glim-boka (51. HID.)—Cornatielu (187. ID.) erreichen. GLt. Schmettow, dem die beim Korps Staabs nicht benötigte Armeereserve schleunigst zugeführt worden war, wurde angewiesen, sich nördlich vom Altfluß

i) N a g y, A románia eilen hadjárat 1916—1917 (Budapest 1922) I, 148.

möglichst zähe zu behaupten. Nur bei äußerster Nötigung sollte er auf das nördliche Haarbachufer ausweichen, um die Gebirgseingänge unterhalb von Jakobsdorf zu verteidigen. Oberhalb dieses Dorfes hatte die S9. ID. dann, wenn ihr das Verweilen bei Hundertbüchein unmöglich gemacht werden sollte, eine Abwehrstellung zu beziehen1). Falkenhayn hätte einen Angriff der südlich von Schässburg stehenden Kräfte lieber gesehen und ersuchte das 1. Armeekmdo., die 71. ID. an einem Vorstoß der 89. ID. teilnehmen zu lassen, wobei GLt. Morgen das Kommando führen sollte. Doch dieser besorgte gerade jetzt, namentlich wegen des auf der 19. LstGbBrig. lastenden Druckes, schon in die Maros—Kokelstellung zurückgehen zu müssen und bat um Verstärkung, um die lange Front halten zu können.

Dem 1. Armeekmdo. war dies ein willkommener Anlaß, um unter Darlegung der schwierigen Verteidigungsverhältnisse, die durch den neuerlichen Angriff der 2. und der Nordarmee der Rumänen noch vermehrt wurden, in Teschen um eine nach Maros Vásárhely zu lenkende Division zu bitten. Denn neben der Notwendigkeit, die 1. Armee für ihre Abwehraufgabe zu stärken, hielt es GdI. Arz für erwünscht, daß sich die öst.-ung. Truppen auch an dem nächsten Schlage der 9. Armee beteiligten. In der Tat wies das k.u.k. AOK. auf Grund einer früheren Vereinbarung mit der DOHL. zwei weitere Gebirgsbrigaden für Siebenbürgen zu; den Einsatz, der je nach der Lage bei der 1. oder der 9. Armee erfolgen sollte, behielt es sich aber noch vor.

Gen. Cräinicianu erfuhr erst am 29. abends aus Buftea, daß sich das I. Korps über das Fogaraser Gebirge durchgeschlagen habe. Er war demnach zur Hilfeleistung zu spät gekommen. Cräinicianu erkannte aber auch, daß seine stark auseinander gezogene Armee von Norden her leicht in das Gebirge gedrückt werden könnte. Er beschloß daher, seinen weit vorgestreckten linken Flügel zurückzunehmen, um dann wieder zum Angriff schreiten zu können; diesen gedachte er gegen die deutsche 89. ID., die seiner 6. Division so übel mitgespielt hatte, zu richten. Hiezu sollte am 30. die 6. ID. den Windmühlberg behaupten, die 3. noch in der Nacht nach Scharisch und die 4. nach Calboru und Fogaras zurückmarschieren. Die 2. Cälärasibrig. hatte bei G. Schenk die linke Armeeflanke zu sichern. Die 2. KD., die der 2. Armee überwiesen worden und am 29. nach Mehburg gelangt war, sollte nach Meschendorf rücken, um von dort aus dem Gegner bei Bekokten in den Rücken zu fallen.

1J Falkenhayn, 9. Armee, I, 65.

Aus den beiderseits angeordneten Bewegungen, die im allgemeinen befehlsgemäß ausgeführt wurden, entwickelten sich am 30. zwischen Haarbach und Alt keine Kämpfe. Nur die südlich vom Alt stehenden rumänischen Truppen (halbe 4. ID. und 2. Cälärasibrig.), die den Rückzugsbefehl zu spät erhalten hatten, griffen bei Morgengrauen ein bei Chertiisiora stehendes sächsisches Husarenregiment an und warfen es über Porumbacu d. s. zurück, wo es von der anrückenden Vorhut der 76. RD. aufgenommen wurde1). Die genannten rumänischen Einheiten, die dann erst gegen Mittag den Rückmarsch antraten, kamen nur bis Ucia d. s. und Dragusiu. Auf dem rechten Armeeflügel geriet die 2. KD. in das Feuer der Vorposten der k.u.k. 71. ID., wich aus und nächtigte schließlich statt in Meschendorf in Reps. Die 3. Cälärasibrig., die mit ihr hätte gemeinsam handeln sollen, nächtigte 10 km westlich davon.

Der Vorstoß der Rumänen gegen Porumbacu veranlaßte Falkenhayn, den GLt. Staabs anzuweisen, er möge seine Truppen während des Aufmarsches und später bei der Vorrückung scharf nach Süden zusammenschieben. Die von der dreitägigen Schlacht ermüdeten Truppen kamen am 30. aber nicht weit über das Kampffeld hinaus. Das Reiterkorps Schmettow wurde auf dem Nordufer des Altflusses vereinigt. Die 89. ID. stand unangefochten bei Hundertbüchein, das Alpenkorps, das auf dem Mt. Robu noch immer rumänische Vorstöße abzuwehren hatte, dehnte sich jetzt auf die westlichen Ausläufer der Fogaraser Berge aus.

Während die Armee Falkenhayn zum Vormarsch nach Osten aufschwenkte, wurde die 1. Armee am 29. neuerlich von den Divisionen Presans bedrängt, die jetzt endlich im Sinne der Weisungen vom 27. (S. 313) handelten. Die 14. ID. der Rumänen blieb stehen. Die 8. griff zwischen dem Görgenytal und dem Oberlauf der Kl. Kokel an. Die Gruppe Hettinger der k.u.k. 61. ID. vermochte sich tagsüber wohl zu behaupten; in der folgenden Nacht wurde sie aber durchbrochen und mußte bis Görgeny Szt. Imre ausweichen. Die Vorposten der 39. HID. wurden um etwa vier Kilometer auf die Höhe A 961 nordöstlich von Remete zurückgedrückt und die 1. LstHusBrig. mußte bis zur Linie Sóvárad—Siklodkö—Etéd Raum geben. Die schon sehr hergenommene 19. LstGbBrig. wurde durch den Stoß der 7. ID. getroffen, an drei Stellen durchbrochen und wich bis Mártonos und auf das Westufer des bei Betf.alva in die Gr. Kokel mündenden Baches zurück. Durch diesen Angriff der Armee Presan wurden die inneren Flügel des VI. und des I. RKorps schon bis nahe an die Maros—Kokelstellung zurückgedrückt.

!) Die König-Albert-Husaren im Weltkrieg (Dresden 1926\ 182 ff.

Der Rückzug der 19. LstGbBrig. hatte die schon erwähnte Bitte des 1. Armeekmdos. um Verstärkung ausgelöst (S. 316) und bemüßigte die 71. ID., des Anschlusses halber die vor ihrem linken Flügel stehenden Vorposten zurückzunehmen.

Am 30. erwartete das 1. Armeekmdo. einen großangelegten rumänischen Angriff. Doch es erfolgten nur Teilvorstöße gegen die Gruppe Hettinger, die 1. LstHusBrig. und die 19. LstGbBrig., wodurch diese Truppen noch etwas mehr gegen die von der Armee Presan zu erreichende Front Libánfalva—Kibéd—Hejjasfalva (S. 313) zurückgedrückt wurden. Die rumänische 7. ID. erhielt im besonderen Befehl, ihr Vorgehen mit starkem Südflügel zu beschleunigen, um dem rechten Flügel der 2. Armee, der am 29. die schon geschilderte Schlappe (S. 309) erlitten hatte, beispringen zu können1).

Die verhältnismäßig schwachen rumänischen Angriffe ließen die beabsichtigte Verschiebung der halben 37. HID. an den Nordflügel der 1. Armee zu, wo nunmehr das Schwergewicht der 1. Armee lag. Die von Falkenhayn gewünschte Beteiligung der 71. ID. an dem schon für den 1. Oktober beabsichtigten Vorstoß der 89. ID. forderte wieder ein Zusammenschieben der Masse der 71. ID. nacji Süden. Dies bedeutete eine fast völlige Entblößung des Tales der Gr. Kokel, also gerade jenes Raumes, in dem die Rumänen vergleichsweise am kräftigsten vorrückten. Namentlich GLt. Morgen hegte Besorgnisse um die linke Flanke seiner künftigen Angriffsgruppe sowie um die von Schässburg ausgehende Nachschublinie der Division Goldbach. Er forderte daher eine Verstärkung der 19. LstGbBrig. durch ein Infanterieregiment samt Artillerie; doch das 1. Armeekmdo. hatte ein solches nicht verfügbar.

Dennoch sagte GdI. Arz die Teilnahme der 71. ID. am Vorstoß nach Süden zu, der allerdings nicht vor dem 2. Oktober beginnen konnte, da diese Division am 1. erst ihre Hauptkräfte an den rechten Flügel verschieben mußte. Den besorgten Führer des I. RKorps, dessen Befehlsbereich im Norden bis Szász Régen und einschließlich des Görgenytales reichte, vertröstete Arz damit, daß er nach Zurückziehen der 16. LstGbBrig. hinter die 72. ID. diese Brigade zur 19. LstGbBrig. verschieben werde. Hiebei ließ sich auch eine Vereinigung der 61. ID. bewirken. Bis dahin konnten allerdings noch Tage vergehen. In richtiger Erkenntnis der sich bietenden Erfolgsmöglichkeiten nahm GdI. Arz, nachdem er sich noch der Zustimmung seiner Heeresleitung versichert hatte, das Wagnis eines Vorstoßes seines rechten Flügels nach Süden auf sich.

i) D a b i j a, II, 292.

Um die Einheitlichkeit der Kriegshandlungen in Siebenbürgen zu gewährleisten, wurde die 1. Armee am 1. Oktober an die Befehle Falkenhayns gewiesen.

An diesem Tage setzte die rumänische Nordarmee ihre allerdings schwächer werdenden Vorstöße fort. Die Gruppen Hettinger und Csécsi-Nagy wurden hiebei bis in die Maros—Kokelstellung zurückgepreßt. Die 19. LstGbBrig., die sich der GLt. Morgen unmittelbar unterstellt hatte, mußte bis in die Linie Körispatak—Westrand von Székelv-Keresztúr weichen. Unbekümmert um diese Bedrohung bewirkte die 71. ID. bei strömendem Regen die Versammlung ihrer aus sieben Bataillonen, fünf Schwadronen und zehn Batterien bestehenden Hauptkraft im Raume Dennaorf—Steinberg A 731, während als Schild gegen Osten unter dem Kommandanten der 142. IBrig., GM. Anton Klein, nur elf Kompagnien, zwei Schwadronen, drei Batterien und der Panzerzug in den bisherigen Stellungen verblieben.

Die Fortsetzung der rumänischen Angriffe entsprach aber gar nicht mehr den Wünschen der Heeresleitung in Buftea. Schon am 30. September vormittags hatte sie in zwei Befehlen den Gen. Presan wissen lassen, daß die 3. Armee südlich von Bukarest die Donau überschritten habe und daß deshalb eine gegnerische Entlastungsoffensive in Siebenbürgen zu Gunsten der Bulgaren zu gewärtigen sei. Die Heeresleitung empfahl nunmehr die Einstellung der Angriffe. „Die 2. und die Nordarmee“ — so hieß es weiter — „müssen um jeden Preis mit den verfügbaren Kräften widerstehen, bis das Unternehmen im Süden erledigt sein wird“1). Hiezu sollten sie geeignete Abwehrmaßnahmen treffen.

Am 1. Oktober wurde das rumänische Oberkmdo. noch deutlicher und eröffnete dem Führer der Nordarmee um 9h vorm.:

„Die zur Entlastung des I. Korps unternommene Offensive ist nicht mehr zeitgemäß. Daher wurde beschlossen, daß die 2. Armee sich noch heute Nacht auf die Linie Héviz—Olt Bogát—Sárkány—Persiani zurückziehen soll. Das Große Hauptquartier ist der Meinung, daß es zum Zweck der Zusammenarbeit mit der 2. Armee nötig sei, daß sich die Nordarmee mit ihrem linken Flügel auf die vor Beginn der Offensive organisierten Stellungen zurückziehen soll. Die 2. Armee erhielt Befehl, die Verbindung mit der Nordarmee durch die 2. KD. zu bewirken.“

Gen. Presan befahl hierauf am 1. Oktober abends, daß die 14. ID. bei Ratosnya stehen zu bleiben habe, desgleichen das Bistritadetache-ment im Kelemengebirge. Der 8. ID. wurde als Verteidigungsabschnitt die Linie Al. Fancsal—Remete—Kibéd—Etéd vorgezeichnet. Da diese

i) Dabija, II, 293 f.

zum Teil schon jenseits der vorbereiteten Kokelstellung lag, bedingte dies für die 8. ID. doch eine Fortsetzung des Angriffes. Die 7. ID. hatte sich ungefähr in der Linie Kobátfalva—Bögöz zur Abwehr einzurichten und mußte hiezu einen Rückzug ausführen. Zwischen der 7. und der 8. ID. hatte die 4. Cälärasibrig. die Verbindung herzustellen. Eine von der 2. KD. bei der Nordarmee belassene Brigade hatte bei Homoród Szt. Pál den Südflügel zu sichern. Die 15. IBrig. blieb Armeereserve beim Orte Parajd.

Die Divisionen der rumänischen 2. Armee vollendeten am 1. Oktober den Rückmarsch in die ihr am 29. September vorgezeichnete Linie (S. 316). Die 4. ID. samt der 2. Cälärasibrig. gelangte nach Voivodeni, Vojla, Kl. Schenk und nördlich davon, die 3. stand schon bei Scharisch. Da die 6. ID. auf dem Windmühlberg unter dem schweren Feuer der deutschen 89. ID. litt und um Verstärkung bat, wurde die 3. ID. noch in der Nacht rechts von der 6. nach Bekokten und Moha vorgeschoben. Überdies sollte am 2. die nördliche Brigade der 4. ID. an den linken Flügel der 6. heranrücken. Die 2. KD. samt der 3. Cälärasibrig. stand zwischen Seiburg und Schweischer und deckte die Lücke zur Nordarmee.

Überraschenderweise wurde das 2. Armeekmdo. von dem am 1. Oktober 9h vorm. der Nordarmee erteilten Auftrag, worin auch der Rückmarsch der 2. Armee hinter die Altstrecke Sárkány—Héviz erwähnt wurde, nicht verständigt. Als Gen. Crainicianu aber erfuhr, daß der Südflügel der 7. ID. bei Betfalva stehe, besorgte er, daß der Gegner in die 33 km breite und nur von der 2. KD. beobachtete Lücke eindringen mochte. Er bat, daß eine Division den Südflügel der Nordarmee verlängere und die Straße über den Bogátsattel sperre. Im Gegenfalle müsse er sich hinter die Altstrecke Sárkány—Héviz zurückziehen, um die drei nach Kronstadt führenden Paßstraßen zu schützen. Crainicianu erhielt am 1. um 6h25 abends die Ermächtigung, im Sinne seines Rückzugsantrages zu handeln. Daß von dem jetzt erst gefaßten Entschluß Cräinicianus zum Rückzug die Nordarmee schon in der Frühe verständigt worden war, läßt die Befehlgebung der rumänischen Heeresleitung in einem ganz eigenartigen Licht erscheinen. Sehr bezeichnend ist auch, daß — obwohl Falkenhayn bei Hermannstadt schon einen bedeutungsvollen Sieg errungen hatte — die rumänischen Armeen von Buftea aus am 1. Oktober zum erstenmal verständigt wurden, daß in Siebenbürgen der deutsche General „Falkenstein“ befehlige und durch eine ernste Offensive dazu zwingen könne, Truppen von der Donaufront nach Norden zu werfen.

Bei der deutschen 9. Armee erreichte am 1. das XXXIX. RKorps nach ermüdenden Märschen auf vom Regen grundlos gewordenen Wegen die Linie Porumbacu d. s.—Cornatielu. Es sollte am 2. mit der Hauptkraft südlich, mit schwächeren Kräften nördlich davon vorrücken. Das Kavalleriekorps Schmettow, das sich östlich von Leschkirch bereitstellte, und dem die rückgängigen Bewegungen beim Feinde nicht entgangen waren, hatte sich dem Vorgehen des Korps Staabs anzuschließen. GLt. Morgen sollte mit der deutschen 89. und der Masse der k.u.k. 71. ID. gegen Bekokten angreifen. Die vom Korpsführer neuerlich dagegen geäußerten Bedenken ließ Falkenhayn nicht gelten. Er beauftragte Arz, für eine verläßliche Behauptung der Linie östlich von Schässburg—Erdö Szt. György zu sorgen, wozu die 71. ID. im Notfälle bis in die Front Höhen östlich von Schässburg und auf den Steinberg zurückgenommen werden durfte. Mit einem unvermeidbaren Zurückweichen der Mitte und des linken Flügels der 1. Armee wollte sich Falkenhayn abfinden1).

Der Vormarscb zu beiden Seiten des Altflusses

Bei der Vorrückung am 2. Oktober hatte das XXXIX. RKorps nur die Hemmnisse zu überwinden, die durch die durchweichten Straßen und Wege bereitet wurden. Zu Zusammenstößen kam es nicht, weil der Feind schon bis Kl. Schenk zurückgewichen war. Das Korps Staabs erreichte daher kampflos bis zum Abend Ucia d.j., Vistea d.j. und den Raum 6 km östlich von Sachsenhausen. Das Kavalleriekorps kam bis nahe an G. Schenk heran.

Wechselvoller gestalteten sich die Ereignisse bei der Angriffsgruppe des GLt. Morgen, deren beide Divisionen um 9h vorm. hätten vorbrechen sollen. Die Versammlung der 71. ID. verzögerte sich wegen der grundlosen Wege. Dennoch stieß die 89. ID. vormittags allein gegen die Höhen westlich von Bekokten vor. Sie griff jedoch dabei in ein Wespennest; denn die 3. und die 6. Division der Rumänen schritten zum Gegenangriff und warfen die beiden deutschen Regimenter zurück, die erhebliche Verluste erlitten. Entlastungsvorstöße des beim Korps Schmettow eingeteilten dritten Regiments der 89. ID. konnten daran ebensowenig ändern wie die 71. Division. Denn als ihre Hauptkraft auf dem Steinberg endlich versammelt war, sah sie sich von Meschendorf und von Moha her bedroht und nahm deshalb Front nach Osten. Außerdem wurde x) Falkenhayn, 9. Armee, I, 71.

V    21 nachmittags eines ihrer Regimenter, das auf eine Höhe 4 km östlich von Moha vorgeschoben war, von Teilen der rumänischen 3. ID. verdrängt1).

GLt. Morgen, der in Maros Vásárhely verblieben war und deshalb der Möglichkeit zu einheitlicher Führung auf dem Gefechtsfelde entbehrte, wies am Abend beide Divisionen an, die Höhen nordöstlich und südwestlich von Retisdorf zu besetzen. Er beurteilte die Lage recht ernst und besorgte, bei neuerlichem Vordrängen des Feindes hinter den Haarbach weichen zu müssen. Zum Glück sahen die beiden Divisionäre weniger schwarz und beantragten, am nächsten Tage in ihren Stellungen zu verbleiben. Dies wünschte auch Falkenhayn; sie sollten am 3. ihre etwas durcheinander geratenen Verbände ordnen, um am 4. wieder schlagbereit zu sein. Wie recht die beiden Divisionsführer hatten, erwies der 3. Oktober.

Im Laufe des 2. hatten die Einheiten der rumänischen 2. Armee die Befehle zum Rückmarsch hinter den Alt und hinter den Gr. Homorodbach erhalten, um dort die in das Burzenland führenden Paßstraßen zu sperren. Die 3. und die 6. ID. verfolgten daher den Gegner nicht und zogen sich noch am 2. abends gegen Scharisch zurück. Cräinicianus Absicht war, durch die halbe 4. ID. bei Sinca Vch. und bei Persiani eine Verteidigungsstellung beziehen zu lassen. Die 3. ID. sollte bei Héviz die Bogatsattelstraße und östlich von Katzendorf die nach Agostonfalva führende Bahn und Straße sperren. Zwischen den beiden Divisionen hatten zwei Bataillone östlich von Comana d.j. am Westhang des Geisterwaldes die Verbindung herzustellen. Die zweite Brigade der 4. ID. sollte nördlich von Fogaras, die 2. Cälärasibrig. in der Ebene südlich davon den Rückmarsch der Armee sichern. Von der zur Armeereserve ausersehenen 6. ID. war je eine Brigade nach Vledény und nach Al. Rákos zu stellen. Die 2. KD. war mit der Aufgabe betraut, von Petek aus mit der Nordarmee Verbindung zu halten2).

Der Rückmarsch, der noch in der Nacht angetreten wurde, verzögerte sich wegen der elenden Wege. So konnte die 3. ID. am 3. nur Comana d.j., die 6. nur den Raum Venetia d.j.—Sárkány erreichen. Lediglich die eine Brigade der 4. ID. gelangte bis an ihr Ziel, an die Talengen bei Sinca Vch. und Persiani. Die 2. Cälärasibrig. zog westlich davon einen Schleier. Die Nachhutbrigade bei Fogaras wurde am 3. nachmittags von den Vortruppen der 187. ID. verdrängt und nächtigte südlich von Mundra.

!) Bajnóczy, 102 f.

2) Dabija, II, 216 ff.

Auf der Gegenseite erreichten die 51. HID. und die 76. RD. kampflos ihre südwestlich von Fogaras gelegenen Ortschaftslager. Das Kavalleriekorps rückte in Scharisch ein. Die 89. und die 71. ID. besetzten mit Sicherungsabteilungen die Höhen, die sie am Vortage verloren hatten.

Die k.u.k. 1. Armee war am 2. unangefochten geblieben. Daher konnte die 16. LstGbBrig. samt der Gruppe Obstlt. Hettinger, vom Feinde unbehindert, hinter die Front gezogen werden. Der Armeeführer, GdI. Arz, wähnte, am 3. gleichfalls zur Verfolgung antreten zu können; da traf an diesem Tage ein Angriff der rumänischen 8. ID. die Mitte seiner Armee. Die 39. HID. vermochte sich des Feindes in der Linie Görgeny Szt. Imre—Oroszi ohne große Anstrengung zu erwehren. Die südlich anschließende 1. LstHusBrig. wurde aber aus dem nach Osten vorspringenden Teil der Kokelstellung verdrängt. Dies veranlaßte Arz, die 16. LstGbBrig., die sich in Schässburg hätte sammeln sollen, eiligst gegen den Einbruchspunkt vorzusenden. GM. Grallert, der Kommandant der 61. ID., hatte den Befehl über seine nunmehr wieder vereinigten beiden Brigaden sowie über die 1. LstHusBrig. zu übernehmen und den Feind hinauszuwerfen. Die jetzt vom Obst. v. Berzeviczy befehligte 19. LstGbBrig. fand keinen Feind vor sich, denn die rumänische 7. ID. war im Sinne des am 1. erhaltenen Befehles (S. 320) bereits nach Székely-Udvarhely zurückmarschiert; ihre Sicherungstruppen schanzten in der Linie Kobátfalva—Bögöz. Eine Kavalleriedivision, die aus der 4. Cälärasibrig. und der von der 2. KD. zurückgelassenen Brigade zusammengesetzt worden war, hatte den linken Armeeflügel bei Homoród Szt. Pál und bei Homoród Almás zu schützen.

Für den 4. Oktober befahl GdI. Falkenhayn der 9. Armee und dem rechten Flügel der 1. Armee, den Vormarsch zum Angriff fortzusetzen. Es hatten vorzurücken: das XXXIX. RKorps zwischen dem Fogaraser Gebirge und dem Alt mit einer schwachen linken Seitenhut auf dem Nordufer über Calboru, das Kavalleriekorps über Felmern, die Angriffsgruppe Morgen (89. und 71. ID.) in südöstlicher Richtung. Die 1. Armee, soweit sie den Angriff nicht selbst mitmachte, sollte den vor ihr stehenden Feind durch lebhafte Tätigkeit binden1).

Bei dieser Armee stellte GM. Grallert am 4. die 16. LstGbBrig. nordöstlich von Nyárad Szereda zum Gegenangriff bereit. Da der Antransport auf der wenig leistenden Schmalspurbahn sehr schleppend vor sich ging, konnte der Angriff erst am 5. beginnen. Durch den Feind wurden diese Vorbereitungen kaum gestört. Vier Vorstöße der Rumänen

!) Falkenhayn, 9. Armee, I, 75.

gegen die 39. HID. blieben wirkungslos. Überhaupt gewann GdI. Arz aus verschiedenen Anzeichen den Eindruck, daß die rumänische Nordarmee in Bälde den Rückzug beginnen werde. Er plante bei der Verfolgung, die dann kräftig einsetzen sollte, das Schwergewicht auf den Südflügel zu verlegen. Hiezu hatte das VI. Korpskmdo. schon um Mitternacht auf den 5. den Befehl über die 61. ID., die 1. LstHusBrig. und die 39. HID. zu übernehmen und sein Hauptquartier nach Maros Vásár-hely zu verlegen. Die Nordgruppe der Armee, 72. ID. und halbe 37. HID., sollte GM. Háber führen1). Die Angriffsgruppe Morgen, die ja schon ganz in die Kampfhandlungen der 9. Armee verflochten war, hatte mit Zustimmung Conrads zum gleichen Zeitpunkt in den Verband dieser Armee zu treten. Die 71. ID. erreichte am 4. ohne Kampf Seiburg, die 89. ID. den Raum südlich davon.

Bei der 9. Armee gelangte das Korps Schmettow am 4. nach Fel-mern. Das rüstig ausschreitende Korps Staabs gewann am Abend mit der 187. ID. Sárkány, mit der 51. HID. Vadu; die 76. RD., deren Vortruppen südlich von Mundra die Nachhutbrigade der rumänischen 4. ID. umfassend angegriffen und geworfen hatten 2), kam bis Siercaitia und bemächtigte sich am Spätnachmittag noch einer Höhe südlich von Sinca Vch., die den linken Stützpfeiler der bis nördlich von Persiani reichenden Aufstellung der 4. ID. bildete. Dies hatte zur Folge, daß die als Armeereserve nach Vledény gewiesene 11. IBrig. der 6. ID. vom II. Korpskmdo. zurückgerufen und wieder nach Sinca Vch. vorgezogen wurde. Die 2. Cälärasibrig. wich bis Sinca Noua. Das den rechten Armeeflügel bildende III. Korps besetzte mit einer Brigade der 3. ID. Héviz und mit der zweiten den Höhenrücken östlich von Homoród. Vorposten standen bei Galt, dann südlich und nördlich von Reps bis zur Bahn. Nördlich davon, zwischen Draas und Dálya, bezog die ursprünglich als Armeereserve bestimmte 12. IBrig. der 6. ID. eine Abwehrstellung. Vor ihr stand bei Petek und Mehburg die 2. KD., die schon tagsvorher dorthin gelangt war.

Am 4. Oktober abends hielt GdI. Falkenhayn die Zeit für gekommen, über die Fortsetzung der Kriegshandlungen ein Bild zu gewinnen. Er sah die rumänische 2. Armee im Rückzug nach Südosten. Ob sie am Westrand des Geisterwaldes noch Widerstand leisten werde, mußte sich

!) FML. Hefelle, der Kommandant der 72. ID., war erkrankt. Bis zum Eintreffen seines Nachfolgers, FML. Bandian, befehligte Oberstbrigadier Barwik die Division.

2) Elstermann, Nachrichtenblatt der 76. RD., Heft 2 von 1929.

am nächsten Tag erweisen. Die Nordarmee schien ihre am linken Flügel stehende 7. ID. bis nach Székely-Udvarhely zurückzubiegen. Der Raum zwischen den beiden Armeen sollte offenbar durch die Heeresreiterei ausgefüllt werden. Wenn sich diese Annahmen bestätigten, wollte Falkenhayn mit seinem stark gehaltenen rechten Flügel schnell das Kron-städter Becken erreichen. Hier mußte entschieden werden, ob man in der Verfolgung der 2. Rumänenarmee auf Ploesci nachstoßen oder mit der Masse der 9. Armee, gegen Norden einschwenkend, sich auf die Nordarmee werfen solle. Falkenhayn gab der erstgenannten Lösung den Vorzug und wollte die Sicherung gegen die Armee Presan der Reiterei Schmettows und der k.u.k. 1. Armee überlassen. Erwünscht schien ihm, wenn sich das Alpenkorps der Offensive der Hauptkraft der 9. Armee auch mittels einer Vorrückung durch den Roten Turm Paß auf Pitesci anschließen würde.

Vorstehende Erwägungen depeschierte Falkenhayn an beide Oberste Heeresleitungen und bat um Entscheidung. Im Augenblick war aber wichtig, zuerst einmal das Kronstädter Becken zu erreichen. Hiezu sollte das Korps Staabs am 5. durch kraftvollen Angriff den rumänischen Widerstand brechen und im Nachstoß den Geisterwald durchqueren. Das Korps Morgen erhielt Auftrag, Hand auf die Übergänge bei Co-mana d.j. und bei Héviz zu legen. Das Kavalleriekorps, für das bei dem konzentrischen Vorgehen gegen den Geisterwald ohnehin der Entwicklungsraum fehlte, wurde auf den linken Armeeflügel nach Seiburg und Stein verschoben; es sollte die Flanke sichern und mit der 1. Armee Verbindung halten. Die eben vom Isonzo anrollende und in Hermannstadt ausladende 8. GbBrig.1) hatte sofort im Alttale nachzurücken. Es war beabsichtigt, sie westlich vom Königstein gegen die Straße Kronstadt—Campulung anzusetzen, um den Törzburger Paß von Süden zu öffnen. Die 1. Armee hatte den Feind vor ihrer Front zu binden.

Nun hatte die rumänische 8. ID. auch am 4. ihre allerdings vergeblichen Angriffe zwischen dem Görgenytale und Kibéd wiederholt. Als sodann rückgängige Bewegungen der Rumänen bemerkt wurden, wies GdI. Arz seine Divisionen an, dem Feinde scharf an der Klinge zu bleiben. Im besonderen sollte sich die 72. ID. des Taleinganges östlich von Déda bemächtigen und bereit sein, entweder im Maros- oder im Görgenytale vorzurücken. Bis zum Abend verdichteten sich die Nachrichten über den bevorstehenden Rückzug des Feindes. Hierauf wurden vor

i) Kriegsgliederung der 8. GbBrig.: Kmdt. Obst. Paul Rath, IBaone I, 15, IV '24, III 35, IV 48, bh. FJB. 5; i4 1. Schwd. UR. 12; 1. und 2. KnBt. GbAR. 16.

Mitternacht Weisungen für die Verfolgung erlassen. Im Falle des Rückzuges der rumänischen Nordarmee hatten die 61. ID. einschließlich der 1. LstHusBrig. über Kibéd, Etéd und Mártonos, die 39. HID. über Parajd vorzurücken. Geplant war, hierauf die 61. ID. über Székely-Udvarhely nach Csik Szereda, die 39. HID. von Parajd nach Gyergyó Szt. Miklós Vordringen zu lassen. Die auf den Südflügel hinausgeschobene 1. LstHusBrig. sollte zum Korps Schmettow Verbindung halten. Für die Gruppe GM. Háber behielt man eine Vorrückung durch das Görgenv- und das Marostal im Auge.

Die Schlacht am Geisterwald (S. Oktober)

Nach einer Reihe von Regentagen schien am 5. Oktober wieder die Sonne und trocknete rasch den durchweichten Boden. Das erleichterte die Heeresbewegungen.

GLt. Staabs hatte ursprünglich die Absicht gehabt, vorerst die Artillerie der 76. RD. und der 51. HID. wirken und den Angriff erst dann beginnen zu lassen, sobald sich die Umfassung der nördlich ausholenden 187. ID. fühlbar machen würde. Als aber die Meldung über das Anrücken einer längeren rumänischen Kolonne von Vledény her — es war dies die wieder vormarschierende 11. IBrig. — eintraf, ließ GLt. Staabs die 76. RD. und die 51. HID. zum Angriff vorbrechen. Der Nebel, der bis gegen llh vorm. in den Taltiefen lag, beeinträchtigte wohl die Feuervorbereitung, erleichterte aber die Annäherung an die rumänische Stellung. So gewann der Angriff rasch an Raum.

Unterdessen glückte es der 187. ID., in die Nordflanke des Feindes einzubrechen. Verwirrt räumte die rumänische Infanterie des rechten Flügels gegen 2h nachm. die Stellung. Hierauf drangen die Deutschen gegen die Geschützlinie vor. Die Bespannungen jagten in panischem Schrecken bis nach Zeiden zurück, wo sie erst vom Armeestab aufgehalten wurden. Dem Angreifer fielen 43 Geschütze in die Hände.    '

Nun verließ auch die rumänische Frontgruppe den Kampfplatz, und in großer Unordnung hastete das II. Korps, das schwere blutige Verluste erlitten hatte, auf den beiden Gebirgsstraßen nach Osten zurück1). Die siegreichen Divisionen des GLt. Staabs folgten und erreichten am Abend Sinca Noua und den Raum nördlich davon.

D a b i j a, II, 523, 527.

Beim I. RKorps glückte es der deutschen 89. ID., bei Comana d.j. die nur unvollständig verbrannte Brücke fast kampflos in Besitz zu bekommen und sich auf dem Ostufer auszubreiten. Die k.u.k. 71. ID. stieß bei Reps auf die hier stehenden Sicherungen der rumänischen

3. ID. und warf sie nachmittags in einem scharfen Gefecht zurück. Abends rückte sie in Reps ein und kämpfte nachts auch noch östlich davon gegen rumänische Nachhuten. Diese deckten den erst nach Mitternacht beginnenden Abzug der 3. ID., der mit Teilen über den Bogát-sattel, mit der Masse über Al. Rákos gegen Marienburg bewerkstelligt wurde. Die 12. IBrig. war schon nachmittags über Homoród Ujfalu nach F. Rákos abgerückt. Die Gruppe GM. Klein (142. IBrig.), die bisher in geschickter Weise die Verschiebung der Masse der 71. ID. verschleiert und das Tal der Gr. Kokel gesperrt hatte, wurde in Kaisdorf gesammelt und hatte über Schweischer zu ihrer Division einzurücken.

Das Kavalleriekorps Schmettow zog hinter dem I. RKorps, ohne dessen Vormarsch zu stören, nach Schweischer, wo es in Gefechtsberührung mit der rumänischen 2. KD. trat. Diese hatte von Gen. Cräinicianu den etwas allzu kühnen Auftrag erhalten, über Katzendorf und Héviz auf dem östlichen Altufer nach Süden zu reiten, um dem von Sárkány nach Osten vorbrechenden Gegner in den Rücken zu fallen. Der von der rumänischen Heeresleitung am 5. verfügte Übertritt der 2. KD. zur Nordarmee enthob die Reiter der Ausführung des kaum durchführbaren Befehles.

Vor der Mitte und dem Nordflügel der k.u.k. 1. Armee hielten die Rumänen — entgegen den in Klausenburg gehegten Erwartungen — auch am 5. ihre Gräben besetzt. Der bei Tagesanbruch beginnende Gegenangriff der Brigade Bernátsky traf daher auf einen abwehrbereiten Feind, der aber dank des Schwunges der 16. LstGbBrig. nördlich von Kibéd über die Kokelstellung hinaus zurückgeworfen wurde. Gegenstöße der Rumänen wurden bereits östlich dieser Stellung abgeschlagen. Die 39. HID. erteilte der neuerlich vorstürmenden rumänischen 8. ID. auf der Höhe A 1030 (9 km nördlich von Kibéd) und bei Görgeny Szt. Imre eine blutige Abfuhr. Die 19. LstGbBrig., die in den letzten Tagen allmählich noch weiter zurückgewichen und mit der Hauptkraft bei Erdö Szt. György gesammelt worden war, rückte mit dieser am 5. bis Körispatak vor. Ihre Aufklärer streiften bis Gagy, wo sie durch den Feind aufgehalten wurden.

Der Mißerfolg der 8. ID. machte Gen. Presan besorgt, die Division könnte allenfalls von ihrer Nachschubstraße Parajd—Gyergyó Alfalu gegen Norden abgedrängt werden. Deshalb wies er sie zum unbedingten Behaupten des Taleinganges bei Parajd an; die 7. ID. sollte ihr mit Teilen ihres rechten Flügels beispringen. Zur Sicherung dieses über Etéd und Atya gegen die Flanke des angreifenden Gegners gerichteten Seitenmarsches sollte die Masse der 7. ID. sogar wieder bis Székely-Keresztúr vorgehen. Überdies wurde die Armeereserve, die 15. IBrig., der 8. ID. zur Verfügung gestellt. Doch der Ausgang der Schlacht am Geisterwald beeinflußte, wie noch ausgeführt werden wird, in einschneidender Weise auch die Kampfhandlungen der rumänischen Nordarmee.

Donauübergang der Rumänen bei Flämanda (1. bis 4. Oktober)

Hiezu Beilage 11

In den Tagen, an denen die Armee Falkenhayn von Hermannstadt siegreich gegen Kronstadt vordrang, erfüllte sich auch das Schicksal des rumänischen Donauunternehmens, von dem sich die Heeresleitung und die Bukarester Regierung eine grundstürzende Wendung der schon sehr prekär gewordenen Kriegslage Rumäniens erhofft hatten.

Nach dem Kronrat vom 15. September (S. 294), in dem die Offensive gegen die bulgarische 3. Armee beschlossen worden war, ging Averescu mit Feuereifer daran, alle Vorbereitungen, insbesondere jene für den Donauübergang, zu treffen. Am 29. vermochte er zu melden, daß alles bereit sei. An diesem Tage lief bei der Heeresleitung aber auch die Hiobspost von der katastrophalen Niederlage ein, die das I. Korps bei Hermannstadt erlitten hatte. Die Offensive gegen Bulgarien entsprach daher schon recht wenig der Gesamtkriegslage Rumäniens.

Nun machten sich aber gerade jetzt wieder Einflüsse der Verbündeten geltend. Gen. Joffre, der entgegen seiner am 15. September geäußerten Meinung, daß die rumänischen Angriffe in Siebenbürgen fortzusetzen seien, schon am 19. ihre Einstellung empfohlen hatte, forderte am 28. die sofortige und endgültige Beseitigung jeder Gefahr, die von bulgarischer Seite kommen könnte, durch einen kräftigen Schlag gegen die Armee Toscheff1). Hiedurch sollte die Orientarmee in ihren Versuchen, das verlorene Florina zurückzuerobern, unterstützt werden. Wegen der Abhängigkeit Rumäniens vom Auslande glaubte der König Ferdinand diesem Ansinnen Rechnung tragen zu müssen und befahl —

J) D a b i j a, I, 374. — Lärche r, 166.

ohne Rücksicht auf die Verschlechterung der Lage in Siebenbürgen — der Heeresgruppe Süd, die Offensive zu beginnen.

Am 30. September erließ Averescu seine Weisungen. Die 3. Armee hatte am 1. Oktober bei Flämända die Donau zu überschreiten, um „die Offensive der Dobrudschaarmee zu erleichtern und den Rücken und die Rückzugslinie des Gegners in der allgemeinen Richtung Dobrič zu bedrohen“. Die Dobrudschaarmee hatte zunächst zur Fesselung des gegenüberstehenden Gegners anzugreifen. Nach dem Fühlbarwerden der über die Donau gegangenen 3. Armee sollte Zajontschkowskij „die allerkräftigste Offensive“ beginnen, um den Gegner — wenn schon nicht ganz — so doch zum größten Teil in die Donau zu werfen.

An der Dobrudschafront war nach den unausgesetzten Kämpfen, die bis 19. September gedauert hatten, nur eine ganz kurze Pause eingetreten. Bereits am 21. schritt die rumänische Gruppe am Ostflügel neuerlich zum Angriff, entriß der eben eingesetzten türkischen 25. ID. Buj-Enghez und drang bis Azaplar vor, wo sich ihr die bulgarische Reiterei entgegenstellte. Doch schon während der Nacht wurden die Rumänen aus Buj-Enghez hinausgeworfen, worauf sie alle erfochtenen Vorteile preisgaben. Daran änderten auch die am 24. neu auflebenden Kämpfe nichts.

Unterdessen waren hinter der bulgarischen 3. Armee bei Dobrič der Rest des türkischen VI. Korps (15.ID.) und eine Brigade der bulgarischen 12. ID. eingetroffen. Die deutsche 217. ID. war im Anrollen. GFM. Mackensen drängte daher schon auf die Fortsetzung des Angriffes, der die Eroberung der Bahn Cernavoda—Constanta zum Ziele haben sollte.

Da meldeten am 28. deutsche Flieger starke Truppenbewegungen von Bukarest her gegen die Donau und einen großen Wagenpark bei Pueni. Dies deutete auf einen bevorstehenden Donauübergang hin. Gen. Toscheff warf hierauf eiligst von Silistria, Razgrad und Ruščuk insgesamt 13 Bataillone und 4 Batterien gegen Turtukai. Außerdem hatte die eben in Dobrič einlangende Spitzenabteilung der 217. ID. raschestens nach Turtukai zu rücken. Trotz der Bedrohung des Rückens der bulgarischen 3. Armee beharrte Mackensen, der Ende September sein Hauptquartier nach Dobrič verlegt hatte und die Wirkung eines rumänischen Vorstoßes über die Donau nicht sonderlich hoch einzuschätzen schien, auf den ehesten Beginn des Angriffes gegen die Constantabahn.

Dem kam Averescu mit seinem am 1. Oktober beginnenden Doppelangriff zuvor. Er hatte 14 Infanterie- und 21* Kavalleriedivisionen mit insgesamt 195 Bataillonen, 55 Schwadronen und 169 Batterien unter seinen Befehlen. Es war dies die stärkste Heeresmacht, die je einem rumänischen Armeeführer unterstellt worden war. Seinem Gegenspieler, dem GFM. Mackensen, unterstanden nur etwa 110 Bataillone, 30 Schwadronen und 72 Batterien. Hiebei sind das ganze türkische VI. Korps, die zur 3. Armee heranrückende bulgarische Brigade sowie die dem deutschen LII. Generalkmdo., Gdl. Kosch, unterstehenden Donausicherungstruppen, nicht aber die deutsche 217. ID. eingerechnet. Averescu war demnach Mackensen an Streiterzahl um fast das doppelte überlegen.

Am 1. Oktober noch vor Tagesanbruch begann die Infanterie der rumänischen 10. ID. bei Flämanda auf Pontons und Überschiffungs-gliedern die Donau zu übersetzen. Sie breitete sich auf dem Südufer aus und trat ins Gefecht gegen die Garnison von Ruščuk und gegen eine Batterie der Landgruppe der k.u.k. Donauflottille x), die sich ihr entgegengeworfen hatten. Nachmittags folgten zwei Regimenter der rumänischen 21. ID. über den Strom nach und machten Front gegen die von Turtukai heranhastenden bulgarischen Landsturmbataillone.

Gleichzeitig mit der Überschiffung begannen die Rumänen auch eine Kriegsbrücke zu schlagen. Doch ihr Bau wurde nachmittags durch den Abwurf deutscher Fliegerbomben empfindlich gestört. Auch die zum Übergang bereitgestellten Truppen erlitten hiebei erhebliche Verluste. Um den Übergang weiterer Truppen zu unterbinden, befahl mittags GdI. Kosch, der die Maßnahmen zur Vertreibung der Rumänen zu treffen hatte, der im Belenekanal ankernden k.u.k. Donauflottille, einen Teil der Fahrzeuge ,,zur Zerstörung dieser Brücke anzusetzen“2). Treibminen, die mittlerweile von der Flottille gegen die Brücke abgelassen worden waren, erreichten nicht ihr Ziel. Dafür wurde ein Übergangsversuch der Rumänen bei Martin (12 km nordöstlich von Ruščuk) schon im Keime erstickt.

Unterdessen hatten die Rumänen brückenkopfartig einen Raum besetzt, der die Orte Braslen und Sarnabei in sich schloß. Aus letztgenanntem Dorfe wurden sie in der Nacht verdrängt. Auch sonst war ihre Lage nicht beneidenswert. Sie hatten fast keine Artillerie. Dazu riß ein von einem Wolkenbruch begleiteter Sturm die um 7h abends endlich fertiggestellte Brücke während der Nacht dreimal auseinander. Erst am 2. Oktober früh konnten der Rest der 21. ID., einige Batterien

!) Kellner, 35.

2) Wulff, 192. Schmidtke, Völkerringen um die Donau (Berlin 1927/, 74.

und der erforderliche Troß mit dem Überschreiten der Brücke beginnen. Bald darauf setzten die Rumänen auf dem Südufer wieder zum Angriff an, um sich bis Gargale, Novoselo und Tetovo auszubreiten.

Da trat ein für die Rumänen unerwartetes Ereignis ein. Schiffe der k.u.k. Donauflottille tauchten im Übergangsgebiet auf und standen im Rücken der auf bulgarischem Boden fechtenden rumänischen Infanterie. Gen. Averescu hatte bei seinen Vorbereitungen der gegnerischen Flottille viel zu wenig Beachtung geschenkt. Wohl waren auf der der Ostausfahrt des Belenekanals vorgelagerten Insel Cinghinarele rumänische Geschütze eingebaut; die Fahrrinne mit Minen zu sperren, war aber verabsäumt worden1). Jetzt, am 2. Oktober um 8h früh, verfeuerten die Patrouillenboote „Barsch“ und „Viza“ ihre ganze Munition gegen die Brücke und gegen die an beiden Brückenenden stehende rumänische Infanterie. Etwa um 10h45vorm. trafen auch noch die Monitoren „Bodrog“ und „Körös“ ein und beteiligten sich mit Erfolg an dem die Brücke bedrohenden Zerstörungswerk. Nun trat aber eine ständig stärker werdende Artillerie gegen die Monitoren auf. Nachmittags wurden die Geschütztürme des „Bodrog“ durch Volltreffer verkeilt und auch die „Körös“ wurde stark beschädigt. Beide Schiffe brachen das Gefecht ab und traten die Rückfahrt nach Belene an.

Das kühne Auftreten der Donauflottille und die fortdauernden Bombenwürfe der deutschen Flieger, die im Übergang so große Störungen verursacht hatten, hatten auf Averescu gewaltigen Eindruck gemacht. Er begann an einer glücklichen Fortsetzung des Unternehmens zu zweifeln und begab sich am 2. mittags zur Berichterstattung ins Große Hauptquartier. Hier forderte er die bisher verabsäumte Heranziehung der bei Rasova stehenden rumänischen Flottille, die Zuweisung ausreichender Flieger und den Einbau einer starken schweren Artillerie zur Bekämpfung der gefährlichen öst.-ung. Monitoren, wobei er für den Artillerieaufmarsch ein bis zwei Tage Zeitbedarf veranschlagte. Aus all diesen Gründen und auch wegen des stürmischen Wetters beantragte er ein zeitweiliges Aufschieben des Überganges. Die Heeresleitung stimmte zu. Um 3hnachm. erflossen die von Averescu schon vorbereiteten Befehle. Darnach sollte der Übergang nur mehr den Charakter eines Scheinunternehmens tragen. Die beiden übergegangenen Divisionen hatten sich auf einen kleinen Brückenkopf bei Rahovo zurückzuziehen. Alle entbehrlichen Truppen, insbesondere die Artillerie

1) O r 11 e p p, Der rumänische Donauübergang bei Flämanda—Rjahova (Wissen und Wehr, Berlin, Jhrg. 1930, 58S\ - bis auf die Infanteriegeschütze — waren auf das Nordufer zurückzuführen !). Es war schon llhnachts, als die betroffenen Truppen die erforderlichen Befehle erhielten.

Am 3. früh trafen als Ersatz für „Bodrog“ und „Körös“ die Monitoren „Szamos“ und „Leitha“ im Übergangsraum ein, wurden aber von den gut eingeschossenen rumänischen Batterien am Herankommen an die Brücke gehindert. Dafür besorgten abgelassene Treibminen die Unterbrechung der Brücke. Drei breite Lücken machten auf Stunden jeden Verkehr unmöglich. Unterdessen schloß sich auch der Ring der wacker angreifenden Bulgaren um die sich verzweifelt wehrenden Rumänen immer enger. Auch trafen die ersten in Kraftwagen herangeholten Kompagnien der deutschen 217. ID. vor Rahovo ein.

Da empfing Averescu am 3. um 3h nachm. von seiner Heeresleitung die ihn völlig überraschende Weisung, das Donauunternehmen völlig aufzugeben. Die in Siebenbürgen sich täglich verschlechternde Lage war die Veranlassung für die Sinnesänderung des rumänischen Oberkommandos, das dringend Truppen für den Schutz der bedrohten Landesgrenzen benötigte. Deshalb befahl es, die 22. ID. sofort zur 1. Armee und die 21. ID. zur 2. abzusenden. Die 10. ID. sollte in der Nacht auf den 4. das südliche Donauufer räumen.

Nur sehr ungern befolgte Averescu den Befehl. Dazu erschwerte ihm ein neuer, in der Abenddämmerung gegen die Brücke unternommener Vorstoß der Monitoren „Enns“ und „Traun“ die Ausführung des Befehles. Die Monitoren ließen zwei Schlepps und etliche Treibminen ab, die die Brücke neuerlich durchrissen. Nur mit Mühe gelang ihre Ausbesserung. Über die wiederhergestellte Brücke und, nachdem sie am 4. von Minen neuerlich beschädigt worden war, in Kähnen und Pontons zogen sich die Rumänen auf das Nordufer des Stromes zurück.

Dem aus der 10., der 16. und der 18. ID. sowie der 1. KD. bestehenden Rest der rumänischen 3. Armee fiel jetzt wieder lediglich der Schutz des nördlichen Donauufers zwischen Alt- und Argesumün-dung zu. Doch schon am 6. Oktober wurde auch die 10. ID. zur 2. Armee abgezogen; am 7. sollte ihr auch noch die 16. ID. ins Prahovotal folgen.

Das war das Ende der mit so großen Hoffnungen über die Donau getragenen rumänischen Donauoffensive! Daß sie vereitelt wurde, daran hatte die k.u.k. Donauflottille rühmlichst Anteil genommen.

Doch auch über der russisch-rumänischen Dobrudschaarmee leuchtete kein guter Stern. Gen. Zajontschkowskij wies für den Angriff die

J) Averescu, 95 ff.

russische 61. ID. auf Buj-Enghez, den aus Rumänen gebildeten Ostflügel seiner Armee (19. und 5. ID., 5. Cälärasibrig.) auf Amuzacia. Der Westflügel samt der Donauflottille sollte sich auf die Abgabe starken Artilleriefeuers beschränken. Der russischen Flotte im Schwarzen Meer war die Bedrohung von Mangalia aufgetragen.

Die wuchtigen, am 1. Oktober beginnenden Angriffe, die besonders hart die Türken trafen, erzielten die üblichen Anfangserfolge. Sie wechselten ab mit scharfen Gegenstößen der Bulgaren, die den feindlichen Divisionen den knappen Raumgewinn hartnäckig streitig machten. Am 3. Oktober nachts sah sich Gen. Zajontschkowskij zur Meldung veranlaßt, daß er am 4. schon seine letzten Reserven einsetzen müsse. Der Gegner weiche nicht, auch deute nichts auf eine Absendung von Truppen gegen Rahovo hin (was den Tatsachen entsprach). Die Do-brudschaarmee, die drei Tage lang angegriffen habe, erwartete jetzt Hilfe von der rumänischen 3. Armee1). Doch diese räumte zur Stunde bereits das südliche Donauufer. Dennoch ließ man Zajontschkowskij seine Angriffe fortsetzen. Sie brachten keinen Gewinn und vermehrten nur die ohnehin sehr erheblichen Verluste2). Erst am 7. erhielt Zajontschkowskij den Auftrag, in die Abwehr zurückzufallen und die

15. ID. eiligst zur Nordarmee abzusenden. Am 12. mußte noch die 12. ID. an die 2. Armee abgegeben werden. Dafür trafen als Ersatz die 3. SchD. und die 8. KD. der Russen bei der Dobrudschaarmee ein.

Die Rückeroberung des östlichen Siebenbürgens

(6. bis 14. Oktober)

Hiezu Beilage 15

Maßnahmen der Führung und Kämpfe am 6. Oktober

Das Mißlingen des Donauüberganges bei Flämanda und das Vorrücken der Armee Falkenhayn nach dem Siege bei Hermannstadt gegen Osten waren zeitlich zusammengefallen. Um die Armee der Nordfront besorgt, wandte das rumänische Oberkommando sein Hauptaugenmerk jetzt wieder Siebenbürgen zu. Der volle Ernst der Lage trat ihm am 5. Oktober vor Augen, als es vom Gen. Crainicianu einen Bericht über

1)    Dabija, I, 412.

2)    So büßte die rumänische 19. ID. in den sechs ersten Oktobertagen 45 Offiziere und 3150 Mann ein (Dabija, I, 421).

den Ausgang der Schlacht am Geisterwald erhalten hatte. Da es für die Dobrudscha nichts befürchten zu müssen glaubte, faßte es den Entschluß, den ursprünglichen Kriegsplan zur Offensive in Siebenbürgen neuerlich aufzunehmen. Hiefür wollte es in den Beckenlandschaften an den Oberläufen des Alt und der Maros eine Manövriergruppe bilden x), bei der die von der Heeresgruppe Süd abgezogenen Divisionen eingeteilt werden sollten. Außerdem bat die rumänische Heeresleitung die Stawka, zwei russische Korps über Maroshéviz gegen Bistritz vorrücken zu lassen 2).

In einem am 7. an den Zaren abgesandten Briefe unterstrich König Ferdinand die Bedeutung dieses Unternehmens und bezeichnete es auch als die allein mögliche Art, der Armee Letschitzki den Weg über den Karpathenkamm zu öffnen3). Der rumänische König bat aber schon um drei Korps und hielt es für wünschenswert, daß die russisch-rumänische Streitmacht in Siebenbürgen auf mindestens 20 Divisionen gebracht werde. Dabei sei höchste Eile geboten, da ein Rückzug der rumänischen Truppen in das Grfenzgebirge den russischen Korps die Erfüllung ihrer Aufgabe bedeutend erschweren würde.

Bis zum Aufmarsch dieser Manövriermasse sollten die Nord- und die 2. Armee — befahl das rumänische Oberkommando am 5. nachts — in den gegenwärtigen Stellungen in tätiger Abwehr verharren. Die Nordarmee erhielt im besonderen die Weisung, keinesfalls allein die Offensive zu beginnen. Dagegen wurde der im Zurückweichen auf Kronstadt begriffenen 2. Armee depeschiert: „Leistet Widerstand, indem Ihr mit dem rechten Flügel manövriert!“ Ein Nachsatz enthielt die Mitteilung, daß eine Brigade der 22. ID. nach Rucäru (10 km südwestlich vom Törzburger Paß), die ganze 21. ID. mit vier schweren Batterien nach Kronstadt im Anrollen seien4).

Der rumänische Plan zur Wiederaufnahme der Offensive in Siebenbürgen wurde jedoch durch das rasche Vordringen der Verbündeten durchkreuzt.

Am 5. Oktober erhielt Falkenhavn, der an diesem Tage sein Hauptquartier nach Hermannstadt vorverlegte, die Antwort der Heeresleitungen auf seine tags vorher erstatteten Vorschläge (S. 325). Hindenburg und Conrad stimmten darin überein, daß es die Hauptaufgabe der beiden

rj Dabija, II, 231, 307.

-j Zajontschkowskij, VI, 94.

3) Krasni Archiv, XXIX, 32.

*) Dabija, II, 230.

Armeen Falkenhayns sei, zunächst einen entscheidenden Sieg über die Rumänen in Siebenbürgen zu erringen. Erst nachher käme die gleichfalls als zweckmäßig erachtete Offensive auf Ploesci in Betracht. Für diese wurde umfassendes Vorgehen und Unterbinden der Bahnlinie Kronstadt—Ploesci empfohlen. Besonders von den letztgenannten Maßnahmen erwartete man sich große Wirkung, da sie gegen die einzige Nachschubbahn der Rumänen gerichtet waren; denn man wußte, daß der Betrieb der Gyimespaßbahn, die die öst.-ung. Truppen seinerzeit beim Rückzug gründlich zerstört hatten, noch nicht aufgenommen war (siehe Beilage 16). Ob und inwieweit für den entscheidenden Schlag in Siebenbürgen allenfalls noch ein Einschwenken der 9. Armee nach Norden nötig werden könnte, überließ man der Beurteilung Falkenhayns.

Einen Tag vorher, am 4. Oktober, war von den beiden verbündeten Heeresleitungen auch eine Neuregelung der Befehlsverhältnisse an der Ostfront vorgenommen worden. Die deutsche Südarmee wurde aus der Heeresgruppe Erzherzog Karl ausgeschieden und hatte vom

5. an mit der 2. Armee eine Heeresgruppe unter Befehl des GO. Böhm-Ermolli zu bilden. Die 3. und die 7. Armee wurden samt der 1. und der deutschen 9. Armee in die ,,Heeresfront Erzherzog Karl Franz Joseph“ zusammengefaßt. Der Thronfolger hatte sein Hauptquartier nach Großwardein zu verlegen, wodurch zum Ausdruck gebracht wurde, daß trotz der fortdauernden Russenangriffe in Galizien und in Wolhynien das Schwergewicht der Kriegführung jetzt auf die rumänische Front übergegangen war. Da sich der Thronfolger bis zum 12. Oktober auf einen kurzen Urlaub begab, hatte bis dahin die Heeresfront nur aus der 3. und 7. Armee zu bestehen, indes die 1. Armee noch an die Befehle Falkenhayns gewiesen blieb.

In Übereinstimmung mit den beiden Heeresleitungen war Falkenhayn entschlossen, dem Feinde noch in Siebenbürgen möglichst viel Abbruch zu tun. Er erkannte klar die eingetretene Trennung der beiden in Ostsiebenbürgen fechtenden rumänischen Armeen. Denn die Flieger meldeten am 5. über den Marsch langer rumänischer Truppen- und Troßkolonnen auf den über den Geisterwald führenden Straßen, weiters über regen Zugsverkehr gegen Kronstadt. Während die geschlagene rumänische 2. Armee demnach den Kronstädter Pässen zustrebte, stand die Nordarmee noch verhältnismäßig weit im Lande. Es war aber zu erwarten, daß sie nicht mehr lange mit offener Südflanke verweilen, sondern bald gegen den Gyimes-, den Békás- und den Tölgyes-paß zurückweichen werde. Da jedoch bei einem frontalen Nachfolgen auf den engen Gebirgsstraßen gegen sie wenig Erfolg zu erhoffen war, befahl Falkenhayn am 5. der 1. Armee, mit starkem rechtem Flügel rasch den Raum um Csik Szereda zu erreichen. Dann konnte es vielleicht durch einen nach Norden gerichteten Stoß glücken, den Feind von seinen Rückzugswegen abzudrängen1).

Den Einheiten der 9. Armee befahl Falkenhayn für den 6. die Fortsetzung der Verfolgung. Hiezu sollte das XXXIX. RKorps über Toha-nulu vch. gegen Törzburg und Rosenau sowie über Vledény gegen Kronstadt vorrücken. Das I. RKorps hatte den Feind bei Reps völlig zu vertreiben und sodann mit der 71. ID. über den Bogatsattel und mit einer linken Seitenhut über Al. Rákos zu folgen. Die 89. ID. war bei Héviz zu versammeln. Das Kavalleriekorps Schmettow, dessen Pferde sehr hergenommen waren, hatte bei Mehburg und Königsdorf die linke Armeeflanke zu sichern und gegen Nordosten aufzuklären.

Am 6. Oktober rückte die 76. RD. auf der Straße bis Poiana Mo-rului vor, indes vor ihr die rumänische 11. IBrig. unangefochten die Ausmündung des Engweges bei Tohanulu vch. besetzte. Die Masse des Korps Staabs stieß bei Vledény auf Teile der rumänischen 4. ID., die in aller Eile zusammengerafft worden waren, und erzwang sich am Nachmittag in einem wechselvollen Gefecht den Austritt aus dem Waldgebirge in die Ebene des Burzenlandes. Hierauf zog sich die 4. Rumänendivision in einem Zuge über Kronstadt bis in den Nordausgang des Predealpasses zurück, wo sie am 7. morgens erschöpft anlangte3).

Beim I. RKorps kam die deutsche 89. vor der 71. ID., die erst feindliche Nachhuten vertreiben und dann den Alt überschreiten mußte, bei Héviz an und setzte statt ihr den Marsch gegen den Bogatsattel fort. Die 71. ID. zweigte daher nur eine starke Seitenhut nach Al. Rákos ab und vereinigte die übrigen Truppen bei Reps und südlich davon. Vor dem Kavalleriekorps Schmettow war die rumänische 2. KD. so rasch abgezogen, daß es zu keinem Zusammenstoß kam. Die 3. KD. nächtigte in Homoród und Katzendorf, die 1. KD. im Raume Königsdorf—Alehburg.

GdI. Arz hatte am 6. die Mitte seiner Armee den tagsvorher erfolgreich eingeleiteten Angriff fortsetzen lassen. Die 61. ID. und der rechte Flügel der 39. HID. drangen gegen den schwächer werdenden Widerstand über Sóvárad hinaus vor, und die halbe 37. HID. vermochte leicht im Marostale gegen Ratosnya Raum zu gewinnen. Es wurde klar,

x) Falkenhayn, 9. Armee, I, 80.

2) Dabija, II, 234 f.

daß nunmehr auch die rumänische Nordarmee sich zum Rückzug be-quemt und diesen begonnen habe.

Den Anstoß hiezu hatten der Mißerfolg, den die 8. ID. am 5. erlitten hatte, und das rasche Zurückweichen des rechten Flügels der rumänischen 2. Armee gegeben, wodurch sich Gen. Presan in seiner Südflanke bedroht sah. In der Nacht auf den 6. wies er die 7. ID. an,, nach Csik Szereda zurückzumarschieren und von der ihr aufgetragenen Unterstützung der 8. ID. abzusehen. Diese Division hatte nach Tölgyes, die 14. nach Maroshéviz zu rücken. Bald nach Erlassen dieser Befehle erhielt die Nordarmee aber die schon erwähnte Verständigung des Oberkommandos, daß in der Gyergyó und in der Csik der Aufmarsch einer Kraftgruppe für die neuerliche Offensive erfolgen werde. Nun steckte Presan den bis an die Oberläufe des Alt und der Maros geplanten Rückzug kürzer ab. Die drei Infanteriedivisionen 14, 8 und 7 sollten sich schon auf der Rückenlinie des Görgeny- und des Hargitta-gebirges festsetzen und die Zufahrtsstraßen in die Gyergyó und in die Csik sperren. Die 15. IBrig. und die 4. Cälärasibrig. hatten als Armeereserve nach Gyergyó Szt. Miklós, die 2. KD. nach Kézdivásárhely zu gelangen.

Der Rückzug der Rumänen löste auch bei den Verbündeten neue Verfügungen aus. GO. Conrad unterstellte das XI. Korps der 7. Armee von Mitternacht auf den 7. Oktober an dem 1. Armeekmdo., wodurch sich diesem die Möglichkeit eröffnete, ein umfassendes Vorgehen gegen den im oberen Marostal manövrierenden Feind einzuleiten. Der Deutsche Kaiser gab als „Oberste Kriegsleitung“ am 6. Teschen gegenüber seiner Erwartung Ausdruck, die verbündeten Truppen würden „dem weichenden Feinde rastlos folgen, so daß der Rumäne Siebenbürgen nur vollständig geschlagen verlassen kann“. Dieser Befehl wurde an Falkenhayn weitergeleitet.

Die Schlacht bei Kronstadt (7. bis 9. Oktober)

Hiezu Nebenskizze auf Beilage 15

Bis zum 6. Oktober abends hatte GdI. Falkenhayn den Eindruck gewonnen, daß der vor der 9. Armee weichende Feind sich diesseits des Gebirges nicht mehr stellen wolle. Er nahm an, daß die mehrfach gemeldeten Truppenzuschübe der Rumänen die schon wenig kampfkräftige 2. Armee verstärken und zum geregelten Abziehen durch die Pässe befähigen sollten, und legte daher Gewicht darauf, die Paßeingänge am Südrande des Burzenlandes rasch in die 'Hand zu bekommen. Hiezu setzte er am 6. abends dem Korps Staabs Kronstadt als Angriffsziel. Eine kleine, aber gebirgsgeübte Truppe sollte sich um die Höhe Schüler südlich herum bis F. Tömös zur Sperrung der Bahn und Straße Vorarbeiten. Das I. RKorps hatte mit der 89. ID. Marienburg, mit der 71. ID. Köpecz zu erreichen. Das Kavalleriekorps wurde mit dem Auftrag nach Barót gewiesen, Störungen durch die rumänische Reiterei abzuwehren1).

Das rumänische Oberkommando hatte der 2. Armee am 6. nachmittags die Weisung zukommen lassen, die Linie Sepsi Szt. György— Höhen A663 und A 704—Kronstadt—Törzburger Paß zu besetzen. Nur im schlimmsten Falle sei der Widerstand am Gebirgsfuß in der Linie Maksa—Lisznyó—Tatrang—Deresztye—Rosenau—Törzburg zu leisten. Kronstadt durfte also im Falle der Nötigung preisgegeben werden.

Gen. Crainicianu verfügte hierauf noch am 6. abends, daß die durch Teile der 11. verstärkte 8. IBrig. der 4. ID. den D. Muscelului (3 km östlich von Zernesti) hartnäckig zu behaupten habe. Die in Rucäru eingetroffene 9. IBrig. der 22. ID. hatte eiligst auf den Törzburger Paß zu rücken. Die über Vledény zurückgewichenen Teile der 4. ID. sollten, verstärkt durch Bataillone der 11. IBrig., Kronstadt verteidigen. Der

3. ID. wurde die Besetzung der aus der Ebene aufragenden Hügel A 704 und A 663 aufgetragen. Die von der Donau eintreffende 21. ID. hatte zwischen Kronstadt und der 3. ID. in die Front einzurücken-). In einem am 7. früh nachfolgenden Armeebefehle richtete Crainicianu einen scharfen Appell an seine Truppen, in diesem für Rumänien entscheidenden Kampfe hartnäckigen und tätigen Widerstand zu leisten. Ihm schwebte im besonderen vor, den Gegner an das zwischen Törzburg und Kronstadt stehende II. Korps anrennen zu lassen und mit dem nördlich anschließenden III. gegen die linke Flanke der Armee Falkenhayn einen Gegenschlag zu führen. Doch die Befehle gelangten teilweise erst am

7. gegen 3h nachm. zu den schon im Rückmärsche gegen die Grenzpässe begriffenen Divisionen und Brigaden. Von diesen waren daher einige schon über die angegebene Verteidigungslinie hinweggeglitten und mußten wieder vorgeführt werden.

Bei Zernesti vermochte die Vorhut der 76. RD. am 7., ohne stär-

r Falkenhayn, 9. Armee, I, 82.

2, Dabija, II, 236 f.

kerem Widerstande zu begegnen, aus der Talenge in die Ebene zu treten. Hier wurde sie aber von der rumänischen Artillerie, die auf dem D. Muscelului stand, plötzlich mit Feuer angefallen und mußte sich wieder in den Schutz des Waldes zurückziehen. Um nun den Feind zum Aufgeben seiner gutgewählten Stellung zu zwingen, hatten die Haupttruppe über Zernesti und die linke Seitenhut über Holbák und Wolkendorf zur Umfassung auszuholen. Damit verging der ganze Tag. Unterdessen kam hinter der rumänischen S. IBrig. die 9. heran und besetzte den von Magura nach Törzburg streichenden Bergrücken.

Die Eroberung von Kronstadt hatte GLt. Staabs seinen beiden nördlichen Divisionen aufgetragen. Hiezu sollten die 51. HID. am 7. um lh nachm. vom Dorfe Weidenbach gegen die Höhen am Westrand von Kronstadt, die 187. ID. längs und östlich der von Marienburg nach Süden führenden Straße angreifen. Als aber am 7. früh vom Kronstädter Bahnhof Flammen aufstiegen, die GLt. Sunkel als Zeichen der schon eingeleiteten Räumung der Stadt ansah, setzte er die Vorrückung von Heldsdorf geradenwegs auf Kronstadt an. Nur ein Bataillon mit starker Artillerie sollte über Szentpéter herumgreifen.

Nachmittags, nach dem Zurückwerfen rumänischer Nachhuten, näherten sich die beiden Divisionen des GLt. Staabs der Stadt. Da traten ihnen starke feindliche Kräfte entgegen. Es war dies die nördliche Hälfte der 4. ID., die — bereits im Marsche gegen den Predealpaß begriffen — erst um 3h nachm. den schon erwähnten Befehl zur Verteidigung der Stadt erhalten hatte. Sie kehrte jetzt eiligst um. In dem heftigen, bis in die Nacht währenden Kampfe vermochte die Vorhut der 187. ID., das IR. 189, in den Nordteil der Stadt einzudringen. Die 51. HID. wurde vom GLt. Staabs vor dem Westrande angehalten, damit in dem nächtlichen Straßenkampf ein gegenseitiges Beschießen der Verbündeten vermieden werde1).

Die rumänische 3. ID. erhielt den Befehl des Gen. Crainicianu gar erst um 3h 30 nachm. in Tatrang. Sie hastete hierauf mit je einer Brigade gegen die Orte Szentpéter und Honigberg vor, die jedoch mittlerweile von der Seitenhut der 187. ID. besetzt worden waren. Bis zum Morgengrauen verdrängten die Pvumänen die schwache deutsche Abteilung aus den beiden Dörfern und von der Höhe A 704. Die in Predeal ausladende 21. ID. rückte während der Nacht staffelweise in den Abschnitt zwischen Szentpéter und Kronstadt und zweigte von Predeal aus Abteilungen zur Sperrung der Täler des G. und des Kl. Weidenbaches ab.

i) Nagy, I, 183.

Die 12. IBrig. der 6. ID. wurde auf dem Rückmarsch in Keresztvár angehalten und wieder vorgeführt; sie gelangte abends bis zum Ort Uzon. Die 3. Cälärasibrig. stand in Hosszufalu. Um die 2. Armee zu unbedingtem Ausharren zu befähigen, wies ihr die Heeresleitung noch die zweite Brigade der 22. ID. und die 10. ID. der 3. Armee zu (S. 332).

Vom I. RKorps erreichte die 89. ID. am 7. abends mit ihrer Vorhut Marienburg. Die Hauptkraft hing in großen Abständen bis auf den Bogatsattel nach. Die 71. ID. kantonierte im Raum um Köpecz.

Vom Kavalleriekorps konnte Falkenhayn eine rechtzeitige Mitwirkung bei Kronstadt der großen Entfernung wegen nicht erhoffen. Als GdI. Arz berichtete, daß die rumänische Nordarmee vor ihm weiche, ihr Rückzug sich bei Székely-Udvarhely aber zu verzögern scheine, wurde die l.KD. gegen Szt. Egyházas-Oláhfalu angesetzt, um womöglich noch Teile der weichenden Rumänen abzuschneiden. Nur die deutsche

3. KD. hatte über Barót in der Marschrichtung Ost zu verbleiben. Am

7. nächtigten die beiden Divisionen in Homoród Szt. Pál und in Homoród Oklánd.

Der 8. Oktober ließ sich bei der 76. RD. gut an. Das kräftige Feuer schwerer Batterien und die Umfassungskolonnen veranlaßten die rumänische 8. IBrig., den D. Muscelului aufzugeben. Da griff die 9. IBrig. über Törzburg ein. Ihr trat das HIR. 302, das der 76. RD. als Reserve nach Zernesti zugewiesen worden war, entgegen, warf den Feind und bedrohte bei Törzburg seine Rückzugslinie1). Nun gingen beide rumänischen Brigaden, die die starke Magura—Törzburgstellung kampflos Preisgaben, in die auf der Höhe des Törzburger Passes an der Reichsgrenze angelegten Schanzen zurück. Zwei deutsche Bataillone mit Artillerie zweigten in das Tal des Kl. Weidenbaches ab, um bei Predeal die Straße zu unterbinden. Die von Gen. Cräinicianu getroffenen Gegenmaßnahmen machten jedoch auf dem Predeal eine Wiederholung des Manövers wie im Roten Turm Paß unmöglich2).

Bei Kronstadt hatte die 187. ID. während der Nacht keine Entscheidung herbeizuführen vermocht. Daher hatte sie samt der 51. HID. auf Befehl des GLt. Staabs um 7h früh neuerlich zum Angriff anzutreten. Nach Eroberung der Stadt sollte di. 187. ID. in den Tömöser Paß verfolgen, die Honvéd Kronstadt besetzen und sichern.

vj A r m i n i u s, Die 76. Reserve-Division in der Schlacht bei Kronstadt (Nachrichtenblatt der 76. Reserve-Division, Heft Nr. 14—15, Hanau 1927,i.

2) O r 11 e p p, Die Operationen der rumänischen 2. Armee in Siebenbürgen Nachrichtenblatt der 76. Reserve-Division, Heft Nr. 3, Hanau 1929).

In erbitterten Nahkämpfen entriß die 51. HID. am 8. dem sich hartnäckig wehrenden Feinde bis 2h nachm. die westlich der Stadt aufragenden, von starken Verschanzungen gekrönten Höhen. Indessen hatte das deutsche IR. 189, das die ganze Nacht hindurch nicht zur Ruhe gekommen war, die Rumänen von Haus zu Haus gegen Süden abgedrängt. Die linke Seitenabteilung der 187. ID., die an den Weidenbach südlich von Brenndorf zurückgegangen war, hatte, durch Teile der Hauptkraft verstärkt, wieder gegen den Hügel A 704 vorzurücken. Doch alsbald wurde hier der Angreifer zum Angegriffenen1).

Schon während der Nacht auf den 8. hatte Gen. Crainicianu verlautbart, daß — falls der Gegner die Angriffe gegen die Armeemitte fortsetzen, aber aus dem Alttale nach Süden nicht vorstoßen sollte — die 3. ID., die 12. IBrig. und die 3. Cälärasibrig. die Nordflanke des Gegners anzufallen hätten. Dieser Augenblick schien jetzt gekommen zu sein. Gegen Mittag stieß die linke Brigade der 3. ID. von Szentpéter gegen Kronstadt vor, indes die rechte Brigade auf dem Hügel A 704 gegen Norden sicherte; außerdem unterband Artilleriefeuer der Rumänen den Verkehr auf der Straße Marienburg—Kronstadt. Die von Uzon nachfolgende 12. IBrig. wandte sich gegen Brenndorf.

Um diesen gefährlichen Flankenstoß abzuwehren, wurde das IR. 189 aus Kronstadt herausgezogen und dem von Szentpéter her angreifenden Feinde entgegengeworfen. Die Säuberung von Kronstadt wurde der Honvéd überlassen. Die sonst noch vorhandenen spärlichen Reserven setzte GLt. Sunkel gegen die Höhe A 704 ein. Er hegte keine Besorgnisse um das Standhalten seiner Truppen. Das Vertrauen in diese war so groß, daß er das IR. 189 nach Abwehr des rumänischen Flankenstoßes wieder nach Kronstadt zurückkehren ließ, um die völlige Einnahme zu beschleunigen und sodann gegen den Tömöser Paß vorzustoßen. Falkenhayn begrüßte es sogar, wenn der Feind gegen den unteren Weidenbach weiter vorprellen sollte; um so wirkungsvoller mußte ihn das Korps GLt. Morgen in Flanke und Rücken treffen.

Doch die 89. ID. war bis zum Abend wegen Brückenzerstörungen, Widerstandes schwächerer rumänischer Abteilungen und Ermüdung der Mannschaft mit den Anfängen nicht weit über Brenndorf hinausgekommen. Immerhin hatte das Erscheinen der ersten Helme in der Flanke des Feindes genügt, bei Teilen der 12. IBrig. Verwirrung hervorzurufen. Die 71. ID. gelangte in den Raum Ilidvég—Szász Magyaros—Lüget und

*) Vogel, Die Befreiung Siebenbürgens und die Schlachten bei Tärgu Jiu und am Argesch (Der große Krieg in Einzeldarstellungen [Oldenburg 1918], Heft 33).

schob das HR. 2 nach Arapatak vor. Die l.KD. erreichte wohl Szt. Egyházas-Oláhfalu; der Feind hatte den Ort aber schon vorher durchschritten gehabt. Die deutsche 3. KD. nächtigte in Barót.

Am 9. Oktober überstrahlte die aufgehende Morgensonne im Burzenland das Siegesfeld der Verbündeten. Unter dem Eindrücke des Verlustes von Kronstadt und der Bedrohung von Norden her hatten die Rumänen schon während der Nacht den Rückzug angetreten. Im Sinne der von Crainicianu bereits am 8. Oktober für einen ungünstigen Ausgang der Schlacht erlassenen Richtlinien, die jetzt in Geltung traten, hatte sich die 12. IBrig. samt der 3. Cälärasibrig. an die Eingänge des Bodzapasses bei Nagy Patak und Keresztvár, die 3. ID. nach Tatrang an den Zugang zum Altschanzpaß, die 21. und die 4. ID. samt der

2. Cälärasibrig. an das Nordende des Tömöser Passes zurückzuziehen. Sie sollten diese Einbruchslinien nachhaltig verteidigen.

Die Verbündeten folgten den rumänischen Nachhuten am Morgen eiligst nach; doch es kam zu keinen ernsten Kämpfen mehr. Reich war die Beute in Kronstadt; es fielen etwa 200 mit Verpflegung beladene Eisenbahnwagen in die Hände der Sieger. Außerdem waren von ihnen während der Schlacht 25 Geschütze erbeutet worden; dagegen war die Zahl der Gefangenen gering1).

Die Geschicke der geschlagenen rumänischen 2. Armee sollte weiterhin nicht mehr Crainicianu lenken; er wurde auf den neugeschaffenen Posten eines Generalinspektors der Feldarmee berufen, der als Verbindungsstelle zum Großen Hauptquartier gedacht war. Sein Nachfolger wurde der tatfreudige General Averescu, der sich trotz des bei Flämanda erlittenen Mißerfolges auch weiterhin der Gunst seines Königs erfreuen durfte -).

Averescu griff noch am 9. entscheidend ein. Er verwarf den Gedanken, am Eingang der Paßengen nachhaltigen Widerstand zu leisten, weil er hier die vernichtende Wirkung der schweren Artillerie des Gegners besonders fürchtete. Die Verteidigung war daher in das Innere der Gebirgstäler zu verlegen. So hatten die 12. IBrig. mit der 3. Cälärasibrig. südlich von Magyarbodza, die 3. ID. im Altschanzpaß, die 21. im Tömöser Paß Stellung zu nehmen und die 2. Cälärasibrig. dahinter nach Predeal zu gelangen. Die eintreffende 10. ID. sollte auf dem Grenzrücken die beiden Weidenbachtäler sperren. Der jetzt vereinigten 22. ID. wurde die Verteidigung des Törzburger Passes anvertraut. Die

\ Vogel, Befreiung Siebenbürgens, 58.

2) Dabija, II, 256.

4. ID. wurde mit der Bahn in den Raum um Ploesci gefahren, wo sich Averescu eine Armeereserve sammeln wollte.

Gen. Averescu gewann von der 2. Armee, an deren Spitze er nun zum zweiten Male trat, einen recht ungünstigen Eindruck. In einem an den König gerichteten Bericht meldete er über die moralische Niedergeschlagenheit der Truppe, die vornehmlich der zermürbenden Wirkung der gegnerischen schweren Artillerie zuzuschreiben sei. „Alles wird vom Verhalten des Gegners abhängen“, berichtete er weiter. „Gibt er uns Zeit, unsere Stellungen auf dieser [von Averescu anbefohlenen] Linie zu befestigen, Ordnung in das Chaos zu bringen und die Moral der Truppe wieder zu heben, dann wird der Widerstand möglich sein. Falls er jedoch trachten wird, aus den erzielten Vorteilen Nutzen zu ziehen, dann wird der Widerstand problematisch, und es wird nötig sein, den Rückzug gegen die Stellungen an der Grenze fortzusetzen1).“

Das rumänische Oberkommando stellte hierauf der 2. Armee noch am 9. die 5. ID. der Dobrudschaarmee in Aussicht. Im Gegensatz zur Heeresleitung, die diese Division nach Buzeu senden wollte, plante Averescu die Ausladung in Ploesci. Dafür veranlaßte er die Vereinigung aller Teile der 6. ID. im Buzeutale. Averescu schätzte die Schlagkraft der eben aus den schweren Kämpfen südlich der Constantabahn kommenden Einheiten nicht hoch ein. Ihm wäre es zur Hebung des Geistes seiner Armee überhaupt lieber gewesen, die der Armee Zajontschkowskij zugedachte russische 3. SchD. zu bekommen. Schließlich blieb die rumänische 5. ID. überhaupt noch in der Dobrudscha, und Averescu mußte sich zunächst mit den zur Stelle befindlichen Truppen behelfen.

Zum Glück für die 2. Rumänenarmee machte die Ermüdung nach den ausgreifenden Märschen und den vielen Gefechten auch beim Sieger ihre Rechte geltend. Die 8. GbBrig., die am 8. bei Borivoi eingetroffen und auf die Höhe A 1733 nordwestlich vom Königstein gewiesen worden war, um von hier aus den Törzburger Paß von hinten zu öffnen, •kam am 9. mit den Anfängen nur bis zum Forsthaus 15 km südöstlich von Borivoi. Die 76. RD. trat südlich vom Dorfe Törzburg in neuerliche Gefechtsberührung mit dem Feind. Die 51. HID. gelangte nach Al. Tömös, die 187. ID. in den Eingang des Altschanzpasses, die 89. ID. nach Tatrang und Pürkerec und die 71. ID. nach Tartlau. Die deutsche

3. KD. erreichte am 9. Sepsibükszad; vor ihr war die Masse der rumänischen 2. KD. schon einen Tag vorher, eine rechte Seitenhut am 9. Oktober nach Kézdivásárhely geritten.

i) D a b i j a, II, 259.

Die Armee Arz und der rechte Flügel der Armee Falkenhayn

bis 9. Oktober

Während der Schlacht bei Kronstadt kam auch die Vorrückung der k.u.k. 1. Armee in Schwung.

Auf Falkenhayns Befehl vom Vortag (S. 336) traf GdI. Arz am 6. abends Maßnahmen, um das VI. Korps auf der von Székely-Udvarhely nach Csik Szereda führenden Straße zum Vorstoß zu vereinigen. Die Vorhut hatte die schon bei Székely-Keresztúr bereitgestellte 1. LstHusBrig. zu bilden. Dann sollte sich die 61. ID. einreihen, die aber vorher, ehe sie von der 72. abgelöst wurde, den Feind noch von der Talenge östlich von Parajd zu vertreiben hatte. An die 61. ID. hatte die 39. HID. anzuschließen, die den teilweise durch Kraftwagen geförderten Seitenmarsch noch am 6. nachts antrat. Die 72. ID. sollte längs der Straße Parajd—Gyergyó Alfalu und im Görgeny tale Vordringen. Von der halben 37. HID. und vom Südflügel des XI. Korps erwartete Arz die Vertreibung des noch im Engtale der Maros haltenden Feindes.

Die Rumänen setzten den schon am 6. angetretenen Rückmarsch nahezu ungestört fort. Am 8. standen sie — wie vor einem Monat — wieder auf der Rückenlinie des Görgeny- und des Hargittagebirges. Da sich das Korps Fabini befehlsgemäß seitwärts zu verschieben hatte, riß fast überall die Fühlung mit dem Feinde ab. Nur bei Parajd wurde am

7. die Nachhut der rumänischen 8. ID. von der 16. LstGbBrig. und den Bosniaken des Obstlt. Kopfstein verdrängt. Die Landsturmhusaren erreichten am 7. kampflos Székely-Udvarhely, die 19. LstGbBrig. gelangte nach Szt. Lélek, die 39. HID. mit den Anfängen nach Makfalva. Die Gruppe GM. Háber (72. ID. und halbe 37. HID.) kam nicht weit über ihre bisherigen Stellungen hinaus.

GdI. Arz spornte nun, um wieder Fühlung mit dem Feinde zu gewinnen, seine Divisionen zu raschem Vorgehen an. Die Verfolgung ging am 8. auch flott von statten; dennoch kam es nur zu unbedeutenden Nachhutplänkeleien. Die 1. LstHusBrig. erreichte Szt. Egyházas-Oláh-falu; von Süden ritt auch die l.KD. in den Ort ein (S. 336). Von der 6J.ID. gelangte die 19. LstGbBrig. bis Fenyéd, die 16., die auf die Ablösung durch die 72. ID. warten mußte, kam nur bis Korond und Sófalva. Dafür traf die kräftig ausschreitende 39. HID. in Martonos ein. Die 72. ID. gelangte mit der Masse nach Szováta und mit der linken Seitenkolonne etwas über Libánfalva hinaus. Die halbe 37. HID. zweigte von Palota, bis wohin sie vorgerückt war, rechts und links Kolonnen in das Gebirge ab, um den vor ihr stehenden Feind doppelt zu umfassen. Auch das XI. Korps schloß sich mit dem Südflügel der Vorbewegung an. Da nach einem am 7. mitgelesenen Funkspruch Alexejews die 9. Russenarmee in einigen Tagen im Verein mit den Rumänen in der Gegend Kirlibaba—Dorna Watra Vordringen sollte, wurde die 73. HIBrig., die jetzt zur 37. HID. hätte einrücken sollen, als Reserve des XI. Korps nach Dorna Watra verschoben.

Am 9. stießen die Kolonnen des GdI. Arz auf die Verteidigungsfront der Armee Presan. Am Tolvajossattel glückte es der mit den Landsturmhusaren des Obst. Csécsi-Nagy gemeinsam angreifenden l.KD., die rumänische Stellung zu durchbrechen. Die Besatzung floh bis auf das östliche Altufer und wurde von den Husaren des GM. Ruiz bis Csik Szereda verfolgt. Die ganze rumänische 7. ID. räumte hierauf ihre Stellung; sie stand am Abend mit je einer Brigade bei Csik Ménaság und bei Csik Szépviz. Von der Infanterie des k.u.k. VI. Korps erreichte die 19. LstGbBrig. Szt. Egyházas-Oláhfalu; die 39. HID. schob sich zwischen Székely-Udvarhely und Szt. Lélek in die Marschkolonne ein und die 16. LstGbBrig. bildete den Schluß. Von der Gruppe Háber rückte die Masse der 72. ID. gegen die von der rumänischen 8. ID. besetzte Sattelhöhe südöstlich vom Mezöhavas heran. Ihre linke Seitenhut verdrängte rumänische Nachhuten und gelangte bis Laposnya. Vor der Kolonne im Marostale hatte sich der Feind, die 14. ID., bei Göde—Mesterháza gestellt; er versuchte sogar umfassende Vorstöße, die aber abgewiesen wurden. Nachher ging die Honvéd selbst zum umfassenden Angriff vor.

Am rechten Flügel der deutschen 9. Armee war dem Alpenkorps nach der Schlacht bei Hermannstadt im Roten Turm Paß zunächst eine reine Verteidigungsaufgabe zugefallen. GLt. Krafft beabsichtigte hiezu die Rückenlinie des Grenzgebirges beiderseits des Passes fest in die Hand zu nehmen. Auf dem Westufer des Alt hatten die Rumänen aber schon am 30. September kräftige Vorstöße unternommen, die sich seither an Stärke merkbar steigerten. Deutsche Gegenangriffe am 3. und

4. Oktober zwangen aber den Feind, wieder Ruhe zu halten.

Auf dem Ostufer wollte GLt. Krafft die Front auf dem von Cäineni zur Grenzhöhe -cj>- 1824 und dann bis zum Surul streichenden Rücken einrichten; bald darauf plante er auch noch, den höchsten Gipfel Siebenbürgens, den Negoi A 2536, einzubeziehen *). Zu Beginn des Unter!) Nach einem dem Kriegsarchiv zur Verfügung gestellten Manuskript des Dr. F. Heréus (Hamburg 1932): „Die Erzwingung des Rotenturmpasses durch das verstärkte Alpenkorps im Oktober und November 1916.“ nehmens sollte zunächst der Ausgangspunkt der nach Cäineni führenden Bergstraße, die Höhe -<j>- 1824, genommen werden.

Während die Vorbereitungen hiefür im Gange waren, wurde Krafft vom Armeeführer am 6. befragt, ob er nach Zuweisung von zwei öst.-ung. Gebirgsbrigaden den Durchbruch in der Richtung Pitesci für möglich halte. Krafft bejahte, schlug aber vor, das Alpenkorps lieber durch eine öst.-ung. Division ablösen zu lassen, um jenes bei den bevorstehenden Entscheidungskämpfen bei Kronstadt und südlich davon mitwirken zu lassen. Falkenhayn lehnte jedoch ab, nicht zuletzt wegen des mit einer Ablösung verbundenen Zeitverlustes1).

Unterdessen hatte sich das geschlagene I. Korps der Rumänen zur Verteidigung der wichtigen Einfallspforte neu geordnet. Die 23. ID. stand östlich vom Alt, die abgesessenen Reiter der 1. Cälärasibrig. sperrten bei Scare den über die Moscovulscharte führenden Saumweg. Eine Brigade der 13. ID. übernahm samt Teilen der 20. ID. die Verteidigung des Gebietes westlich vom Roten Turm Paß. Etwa eine Brigade der 13. ID. stand als Reserve bei Gräblesci.

Am 9. Oktober wurde der durch Artillerie vorbereitete Vorstoß gegen die Höhe -c^- 1824 unternommen; doch die Rumänen ließen sich nicht verdrängen 2). Es blieb daher nichts anderes übrig, als das Herankommen öst.-ung. Gebirgstruppen und deutscher schwerer Artillerie abzuwarten.

Mittlerweile wurden aber die Bemühungen der Gruppe GM. Busse, den Feind bei Petrosény über die Grenze zu werfen (S. 313), von einem vollen Erfolg gekrönt.

Die anfänglichen Angriffe der westlich der Höhe Tulisa eingesetzten 2. GbBrig., Obst. Panzenböck, vermochten bis 2. Oktober wohl nicht durchzudringen. In den selben Tagen bedrängten die Rumänen bei Petrilla sogar noch die auf den Höhen nördlich davon stehenden Teile der 144. Brigade.

Am 3. Oktober nachmittags glückte es endlich den Bataillonen des Obst. Panzenböck, den Feind von der Oboroca herabzuwerfen und durch Nachdrängen mit Vortruppen die Westflanke der rumänischen 11. ID. zu bedrohen. Aus Besorgnis, abgeschnitten zu werden, trat diese hierauf noch in der Nacht an der ganzen Front den Rückzug gegen den Grenzrücken an, den sie am 5. besetzte3). Die Verfolger, die am 4. in Petro!) Falkenhayn, 9. Armee, I, 89 f.

2) Dabija, II, 156.

Ebenda, II, 61 ff.

sény einzogen, setzten sich dem Feinde hart gegenüber fest und dehnten ihren Westflügel bis auf die Höhe Sigleu primo A 1685 aus. Hiemit war das Petrosényer Kohlenrevier endgültig vom Feinde gesäubert.

Von Orsova hatten die Rumänen gegen Ende des Monats September einige Bataillone zur Verstärkung der 11. ID. abgezogen. Dies war der wachsamen Gruppe Szivó nicht entgangen. Sie erblickte darin eine Möglichkeit, den Feind vom ungarischen Boden zu vertreiben und schritt am

1.    Oktober, von den bulgarischen Uferwachen durch Feuer unterstützt, zum Angriff. Nach anfänglichen Erfolgen mußten die Truppen, die auf starken Widerstand des offenbar durch Verrat gewarnten Feindes ge stoßen waren, angehalten werden. Sie hatten sich auch weiterhin auf die Verteidigung des Einbruchsweges zu beschränken. Doch auch dies wurde der Gruppe Szivó, die vom 3. an dem GM. Busse unterstellt war, nicht leicht gemacht. Schon am 4. Oktober glückte es dem Feinde durch Umfassung von Norden her, die Landstürmer der Donaugruppe bis an den Westrand von Óasszonyrét zurückzudrängen. Das Militärgeneralgouvernement Belgrad sandte hierauf ein Etappenbataillon und eine Gebirgsbatterie zu Hilfe, die dem Feinde den Raumgewinn wieder entrissen.

Falkenhayns Durchbruchsversuche aus Südost Siebenbürgen

Am 8. Oktober, als über den Ausgang der Schlacht bei Kronstadt kaum mehr ein Zweifel bestehen konnte, einigten sich die beiden Obersten Heeresleitungen über die Fortführung des Feldzuges gegen die Rumänen. Man hatte den Eindruck gewonnen, daß deren 2. Armee im Begriffe war, aus dem Burzenlande gegen Buzeu zurückzugehen, indes die Nordarmee mit ihren Hauptkräften in der Richtung Piatra auszuweichen schien; von beiden Armeen nahm man an, daß sie an den Gebirgsübergängen die Grenze verteidigen würden. Mit der Möglichkeit einer Verstärkung der Nordarmee durch Russen sowie mit dem Heranführen rumänischer und vielleicht auch russischer Truppen zur

2.    Armee wurde gerechnet. Eine eheste Klarstellung der Kräfteverteilung und der Rückzugsrichtungen des Feindes war daher sehr erwünscht.

GdI. Falkenhayn erhielt am 8. Oktober, an welchem Tage er sein Hauptquartier nach Fogaras verlegte, die Weisung, mit den beiden Armeen dem weichenden Feinde scharf nachzudrängen und zunächst die Gebirgsübergänge zu nehmen. Als Südgrenze für die 1. Armee wurde das Uztal bezeichnet. Die 9. Armee hatte sodann mit Kavallerie und

Infanterie des linken Flügels ehestens Ocna zu erreichen und die in der Moldau in nordsüdlicher Richtung führenden Bahn- und Telegraphenverbindungen zu zerstören. „Ist das Grenzgebirge gegen die Moldau genommen“, hieß es im Befehle weiter, „so wird voraussichtlich die

9. Armee über die Linie Orsova—Kronstadt mit Hauptkraft Richtung Bukarest unter Sicherung gegen Buzeu nach Rumänien vorzugehen haben.“ Schließlich erhielt Falkenhayn die Verständigung, daß ihm die deutschen Kavalleriebrigaden 8, 3 und 5, die in die 6. KD. zusammengefaßt wurden, sowie die schon in Siebenbürgen einrollende 12. bayr. ID. und die nachfolgende 11. bayr. ID. unterstellt werden. Die eben vom Isonzo bei Hermannstadt eintreffende 10. GbBrig. hatte das Alpenkorps zu verstärken.

Am 9. Oktober, als Falkenhayn von der Burgruine von Marienburg aus die geschlagenen Rumänen in die Pässe fliehen sah, mußte er Entschlüsse für die Fortsetzung der Operationen fassen. Bemerkenswert ist, daß er den Führer der 71. ID., GM. Goldbach, zu sich berief, um auch dessen Meinung zu hören, weil dieser ein genauer Kenner des Landes und vor dem Kriege Generalstabschef des Hermanstädter XII. Korps gewesen war. Goldbach schlug vor, im Vulkan- und im Szurdukpaß in die Walachei durchzubrechen und sodann die rumänische Front von Westen gegen Osten aufzurollen27).

Falkenhayn war jedoch anderer Meinung. Unter dem Eindrücke des eben errungenen glänzenden Sieges stehend, glaubte er im Sinne eines schon am 6. Oktober gefaßten Vorhabens den Versuch unternehmen zu sollen, mit dem Feinde zugleich in der Richtung auf Bukarest über das Gebirge zu gelangen28). Hiezu sollte an der ganzen Front zwischen dem Roten Turm- und dem Bodzapaß die Verfolgung fortgesetzt werden. Wo zuerst ein Loch geschlagen war, beabsichtigte Falkenhayn die anrollenden Verstärkungen einzusetzen, um die übrigen Übergänge von der Seite und von hinten her zu öffnen. Der Angriff südlich von Petrosénv war einzustellen. Dies entsprach auch dem aus Teschen eingelangten Befehle vom Vortag, wonach Falkenhayn mit der Hauptkraft in der Richtung auf Bukarest vorzugehen hatte. Hiefür schuf Falkenhayn unter teilweiser Änderung der bisherigen Korpsverbände neue Gruppen und wies ihnen bestimmte Kampfaufgaben zu.

GLt. Krafft mit dem Alpenkorps, der 10. und der vom Vulkanpaß heranzuziehenden 2. GbBrig. hatte „unter allmählichem Verschieben im Alttale in allgemeiner Richtung auf Pitesci zunächst auf Curtea d’Arges durchzustoßen, um so bei dem Angriff der Mitte der Armee in der Gegend von Kronstadt mitzuwirken“1). GLt. Morgen bekam Befehl, mit der 76. RD. und der 8. GbBrig. über den Törzburger Paß auf Campulung vorzudringen. GLt. Staabs hatte mit der ihm verbliebenen 51. HID. und der 187. ID. über den Predeal- und den Altschanzpaß gegen die Linie Sinaia—Isvorele durchzustoßen. Die dem 9. Armeekmdo. direkt unterstellte 89. ID. erhielt Richtung durch den Bodzapaß; sie hatte auch die östlich davon bis zum Putnatale über das waldige Gebirge führenden Saumwege zu sperren. Die von den Heeresleitungen gestellte Aufgabe eines Vorgehens auf Ocna hatte GLt. Schmettow mit seiner Reiterei und der ihm in Eilmärschen über Kézdivásárhely nachgesendeten 71. ID. zu lösen 2).

Die Angriffe gegen Süden waren jedoch nur dann ausführbar, wenn die deutsche 9. Armee der Sorge um die Sicherung ihres Rückens enthoben wurde. Deshalb erhielt die 1. Armee Befehl, der 9. unbedingt den Rücken gegen die rumänische Nordarmee zu decken. Hiezu wurde ihr als erste Aufgabe gestellt, die Grenzübergänge vom Uztal bis zum rechten Flügel der 7. Armee zu gewinnen und fest zu behaupten; das Schwergewicht war auf dem rechten Flügel zu belassen.

Die deutsche 9. Armee strebte vom 10. an in der neuen Befehlsgliederung der Grenze zu. Beim I. RKorps überschritt die 8. GbBrig., Obst. Rath, den Grenzkamm und stieg ins obere Dämbovitatal hinab. Die 76. RD. drang am 10. nach wechselvollem Kampfe in Moeciu d. j. ein. Tagsdarauf stieß sie auf starke, an der Grenze angelegte rumänische Verschanzungen, die sie im Stirnangriff nicht zu nehmen vermochte. Da brachte die Entscheidung die 8. GbBrig., die am 11. unter unsäglichen Mühen in dem von Urwald bedeckten Gelände den Abstieg fortgesetzt hatte und am 12., in Flanke und Rücken der überraschten rumänischen 22. ID. auftretend, den Feind zur Preisgabe der Paßhöhe zwang3). Am

13. setzte das Korps Morgen die Verfolgung fort, und am Abend drang die Brigade Rath kämpfend im Orte Rucäru ein. Die rumänische 22. ID.

H e r é u s, Manuskript.

2)    Falkenhayn, 9. Armee, I, 98.

3)    K i s z 1 i n g, Angriff und Verteidigung im Gebirge. Die Öffnung des Törzburger Passes durch die 8. GbBrig. (Mil. wiss. Mitt., Wien. Jhrg. 1927, 548 ff.). — Morgen, 110. — F a 1 k e n h a y n, 9. Armee, I, 99.

empfindlich zu schädigen war aber nicht geglückt, weil sie rechtzeitig abgerückt war; sie bezog südlich von Rucäru eine neue Stellung.

Südlich von Kronstadt, beim XXXIX. RKorps, stieg die durch Teile der 187. ID. verstärkte 51. HID., zu der das HIR. 302 wieder einrückte, gegen den Predealpaß hinan. Die Masse der 187. ID. durchschritt den Altschanzpaß und drang im Schanzpaß sowie längs der über den Bratoceasattel führenden Straße gegen die Grenze vor. Bis zum 13. glückte es aber nur im Schanzpaß, die gut ausgebauten, von Natur aus starken Grenzstellungen des Feindes zu bezwingen. Die 89. ID. durchzog am 10. das Becken von Magyarbodza und erreichte bis zum

13.    nach zahlreichen Scharmützeln im Tatarhavaspaß und südöstlich vom Orte Kraszna die Grenze, wo auch sie auf gut ausgebaute und stark besetzte Schanzen traf.

Vom Kavalleriekorps Schmettow durcheilte die 71. ID. in Gewaltmärschen die Háromszék und erreichte am 11. mit der Vorhut Bereczk, mit der Masse den Raum um Kézdivásárhely. Tagsdarauf erstürmte die Division Goldbach die von der rumänischen 2. KD. verteidigte Höhe des Ojtozpasses, folgte am 13. bis vor Sosmezö nach und überschritt am

14.    im Kampfe gegen sich verstärkenden Feind die Reichsgrenze. Die deutsche 3. KD. breitete sich indessen nördlich von Kézdivásárhely in Erholungsquartieren aus.

Gleich der deutschen 9. Armee setzte auch die Armee Arz am

10. Oktober die Verfolgung fort. Sie traf auf wenig Widerstand, denn Gen. Presan hatte es entgegen der Weisung seines Oberkommandos, die innegehabte Stellung zu behaupten, für rätlich befunden, an die Grenze zurückzuweichen. Dort sollte die 14. ID. im Abschnitt zwischen der Höhe Bistricioara und dem Bekaspaß, die 7. ID. weiter südlich bis zum Uztal, dieses inbegriffen, die Verkehrslinien sperren. Der Rückmarsch hatte am 11. zu beginnen. Die 8. ID. samt der 15. IBrig. hatte eiligst nach Piatra zu rücken, um von hier mit Bahn in den Ojtozpaß verschoben zu werden; denn bei dem auseinanderstrebenden Rückzug der 2. und der Nordarmee mußte sich zwischen beiden eine große Lücke ergeben, die die 2. KD. allein nicht zu schließen vermochte. Deshalb wurde auch noch die von der Dobrudscha anrollende 15. ID. in das Ojtozgebiet gelenkt. Aus gleichem Grunde wurde die 7. IBrig. der 4. ID. in das Quellgebiet der Putna und Zäbala gestellt1).

Beim k.u.k. VI. Korps erweiterten am 10. die 19. LstGbBrig. und die 1. LstHusBrig. den Brückenkopf östlich von Csik Szereda. Die 1. KD.

Dabija, II, 319 f.

warf östlich davon Nachhuten der rumänischen 7. ID. und stieg in die Untere Csik hinab. Die Haupttruppe des Korps Fabini, 39. HID. und

16. LstGbBrig., erreichte mit den Anfängen Szt. Egyházas-Oláhfalu. Tagsdarauf ritt eine Brigade der 1. KD. in das Kászonbecken ein, indes die zweite dem Feinde im Uztal nachstieß und ihn am 12. bis zur Grenze verfolgte. Die Vorhut Fabinis erreichte am 11. Csik Szépviz. Vor ihr wich die rumänische 7. ID. samt der 4. Cälärasibrig. auf die Höhe des Gyimespasses zurück, wo sie eine die Bahn und die Straße sperrende Stellung bezog. FML. Fabini wies nun die 39. HID., die am

11. in Csik Szereda eingetroffen war, in das Uztal, damit sie auf diesem kurzen Wege den Raum um Därmänesci erreiche. Die 16. LstGbBrig. wurde der 19. nachgesendet; die nunmehr wieder vereinigte 61. ID. hatte samt den Landsturmhusaren durch den Gyimespaß im Trotusutale vorzudringen. Die 1. KD. hatte nach Ablösung durch die 39. HID. nach Kézdivásárhely zum Korps Schmettow einzurücken. Die rumänische

7.    ID. ließ es aber westlich der Grenze auf keine Kraftprobe mehr ankommen. Die beiden Divisionen Fabinis vermochten daher bis zum

14. nahezu kampflos die Grenze zu erreichen. Hier stießen sie jedoch auf starke Nachhuten der rumänischen 7. ID.; die Hauptkraft dieser Division hatte sich befehlsgemäß bei Comanesci bereitzustellen.

Bei der Gruppe GM. Háber, die durch die Gyergyó gegen den Békás- und den Tölgyespaß vorzurücken hatte, fand die 72. ID. zunächst wenig Widerstand. Hinter der rasch abziehenden rumänischen

8.    ID. erreichte sie, das Görgenygebirge überschreitend, schon am 11. die Talebene der Gyergyó. Zwei Tage darauf stieß sie aber bei den Orten Békás und Tölgyes auf starken Widerstand. Die halbe 37. HID. mußte sich im engen Marostal stärker abmühen, da ihr das XI. Korps, dessen Reserve hinter dem Nordflügel stand, wenig Erleichterung schuf. Am 11. vermochte die Honvéd aber doch bei Maroshéviz aus dem Engpaß herauszutreten. Nun gewann auch der Südflügel des XI. Korps im Kelemengebirge nach Osten Raum. Am 14. gebot aber starker rumänischer Widerstand östlich von Holló, nördlich von Bélbor und an der Straße Dragoiessa—Saru Dornei dem Vormarsche des Nordflügels der Armee Arz Einhalt. Das Detachement Obstlt. Sander wurde nun vom

XI. Korps seiner zuständigen 72. ID. zurückgestellt. Die Artillerie der 37. HID., die bis jetzt bei der 4. Armee in Wolhynien zurückbehalten worden war, begann in Siebenbürgen einzutreffen. Am 14. Oktober übernahm das k.u.k. XXI. Korpskmdo., FML. Freih. v. Lütgendorf, den Befehl über die Gruppe Háber. Es war, da GdI. Arz um Zuweisung eines Korpskommandos gebeten hatte, am 6. von der in Südtirol stehenden 11. Armee zur 1. überstellt worden.

Auf dem rechten Flügel der Armee Falkenhayn ereignete sich bis Mitte Oktober nichts Wesentliches. Nur südlich von Petrosény drangen am 11. Oktober nach der Abbeförderung der 2. GbBrig. rumänische Abteilungen bei der Höhe Sigleu primo in die schüttere Postierungslinie der Gruppe GM. Busse ein. Daraus entwickelten sich lebhafte, wechselvolle Kämpfe, in denen dem Feinde am 13 auch der letzte, von ihm zwei Tage zuvor eroberte Gipfel entrissen wurde.

Bis zum 14. Oktober hatten die deutsche 9. und die k.u.k. 1. Armee die Rumänen — von schmalen Grenzstreifen bei Orsova, Bé käs und Tölgyes abgesehen — vollständig aus Ungarn und Siebenbürgen verdrängt. An der Grenze stellte sich der Feind aber entschlossen zur Verteidigung seines Landes. An dem hartnäckigen Widerstand mußte Falkenhayn die Erkenntnis schöpfen, daß sein Plan, südlich von Kronstadt in der Verfolgung mit dem Feinde zugleich über das Gebirge zu kommen, sich nicht verwirklichen lasse. Für den Durchbruch in die Walachei mußten daher neue Wege beschritten werden.

Die Entlastungsoffensive des Orientheeres Sarrails (12. September bis Mitte Oktober)

Hiezu Beilage 17

Im engen Zusammenhang mit dem rumänischen Krieg standen auch die Kämpfe an der mazedonischen Front1).

Dem Angriffe der vereinigten Orientarmeen, der vereinbarungsgemäß der Kriegserklärung Rumäniens hätte vorangehen sollen, war die Offensive der Bulgaren, die am 17. August begonnen hatte, zuvorgekommen; sie hatte die schon erwähnten Ergebnisse gezeitigt (S. 271). Da Gen. Sarrail, von Joffre angespornt, einen Gegenschlag zu führen hatte, mußten vorerst verschiedene Kräfteverschiebungen vorgenommen werden. Den Hauptangriff hatte die Masse des Serbenheeres östlich vom Ostrovosee über das Gebirge hinweg gegen das Cernaknie südöstlich von Monastir zu führen, indes der linke Flügel der Serben, durch

rj Klumpner, Die Ententearmeen auf dem Balkan im Jahre 1916. Ein Beispiel für die Schwierigkeiten koalierter Kriegführung (Mil.wiss. Mitt. Wien, Jhrg. 1934, 509).

zwei französische Divisionen und die russische Brigade verstärkt, westlich vom See über Florina in der Ebene gegen Monastir vorbrechen sollte. Da die Rumänen und die Russen in der Dobrudscha inzwischen gegen die Bahn Cernavoda—Constanta zurückgewichen waren, wurde der Angriff des Orientheeres Sarrails jetzt zu einer Entlastungsoffensive zugunsten der in so schwere Bedrängnis geratenen Dobrudschaarmee des Gen. Zajontschkowskij.

Der erste Ansturm des serbisch-franz;ösisch-russischen Sturmkeiles, der am 12. September begann, zwang die bulgarische 1. Armee in der Ebene zum Rückzug bis Florina1). Im Gebirge glückte es den Serben nach sehr hartnäckigen Kämpfen erst am 30. September, die das Cernatal und das Becken von Monastir beherrschende Höhe Kajmakčalan zu erstürmen. Dies zwang die Bulgaren zu einer weiteren Zurücknahme ihrer Front bis an den Cernabogen und bis halben Weges zwischen Monastir und Florina. Von der deutschen Westfront eiligst herangeführte einzelne Truppenkörper sowie bulgarische Kräfte, die an der Struma durch eine osmanische Division freigemacht worden waren, stützten den bedrängten Westflügel, über den jetzt das deutsche 11. Armeekmdo., GLt. v. Winckler, den Befehl übernahm. Dem bulgarischen 1. Armeekmdo. wurde der ruhigere Mittelabschnitt unterstellt. Beide Armeen wurden dann unter dem preußischen GdI. Otto v. Below zu einer Heeresgruppe zusammengefaßt2).

Mit dem Ziele einer Eroberung von Monastir setzte der Westflügel des Orientheeres seine Anstürme fort. Gegen den hartnäckigen Widerstand der mit deutschen Abteilungen durchsetzten Bulgaren vermochten lediglich die Serben bis Mitte Oktober einige Übergangspunkte am Cernaknie in ihren Besitz zu bringen.

Die erst nach langwierigen Verhandlungen zustandegekommene Offensive des Orientheeres der Entente hatte bis Mitte Oktober wohl die in Mazedonien eingesetzten bulgarischen Streitkräfte zu fesseln vermocht. Eine von den Rumänen sehnsuchtsvoll gewünschte Schwächung der Heeresgruppe Mackensen wurde jedoch nicht erzielt. Sie hat daher den gehegten Erwartungen nicht entsprochen und keinen Einfluß auf die Kriegführung im Osten ausgeübt3).

!) Großer Generalstab, Der große Krieg Serbiens zur Befreiung der Serben, Kroaten und Slowenen, abgekürzt: ,,Serb. Gstb. W.“ (Belgrad 1924), XVII, 4S2.

2)    Ludendorff, 219.

3)    L a r c h e r, 174 ff. — D e y g a s, L’armee d'orient dans la guerre mondiale 1915—1919 (Paris 1932\ 121.

Betrachtungen

Nach knapp siebenwöchiger Dauer des Feldzuges in Siebenbürgen stand die Hauptkraft des rumänischen Heeres wieder an den Grenzen, von wo aus sie am 27. August, in der Hoffnung, nach raschem, leichtem Vormarsche ihre Fahnen auf der Königsburg zu Budapest aufzupflanzen, in Ungarn eingefallen war. Enttäuscht, geschlagen und von ihren Verbündeten mit Vorwürfen bedacht, hielten die Rumänen Mitte Oktober wieder am Ausgangspunkt ihres Kriegszuges, den sie unter so günstigen Verhältnissen, wie sie in der Kriegsgeschichte wohl einzig dastehen, unternommen hatten.

Der erste schwere Schlag, der die Rumänen traf und der als der Anfang allen Unheils anzusehen ist, war der Fall von Turtukai. Noch während des Kampfes um den brückenlosen Brückenkopf wurde die strategische Reserve (10. und 15. ID.), die aber für Siebenbürgen bestimmt war, in den Strudel der Ereignisse geworfen. Kurz darauf wurden von der 1. Armee zwei Divisionen (12. und 2.) und von der 2. Armee eine (die 5.) für die Dobrudscha abgezogen. Trotzdem glitten die rumänisch-russischen Streitkräfte in der Dobrudscha, die jetzt der Führung des russischen Generals Zajontschkowskij anvertraut waren, immer weiter nach Norden zurück.

Gleichzeitig mit dem Abziehen der drei Divisionen aus Siebenbürgen befahl die rumänische Heeresleitung am 9. September der 1. und der 2. Armee, die Vorrückung einzustellen. Dies und die Schwächung gerade der 1. Armee waren sicherlich Fehlgriffe der Führung. Die schematische und gleichmäßige Verteilung der Kräfte bei den drei zum Einbrüche nach Ungarn bestimmten Armeen ließ schon bei Beginn der Vorrückung eine Schwerpunktsbildung vermissen. Eine solche wäre aber bei der 1. und bei der Nordarmee anzustreben gewesen, indes die vom ersten Operationsziel, der Maroslinie, am weitesten entfernte 2. Armee ungestraft viel schwächer hätte gehalten werden können. Der 1. Armee wäre rascheste Sperrung des Marostales bei Déva und Unterbinden der wichtigen Bahnlinie aufzutragen gewesen. Die Nordarmee hätte durch kräftigen Vorstoß über Bistritz den Russen den Weg über den Borgopaß öffnen und dadurch das Eindringen über den Prislopsattel in das Becken der Máramaros ermöglichen sollen. Hielt sodann die

1. Armee zwischen Déva und Karlsburg die Talenge der Maros besetzt, wodurch sie jedwedes Zuströmen von Verstärkungen des Gegners verhindert hätte, und stand die Nordarmee in der Front Bistritz—Szász-régen, dann hätte auch der gegenüber einer schwach gehaltenen 2. Armee stehende Gegner eiligst hinter die Maros abziehen müssen, um nicht abgeschnitten zu werden.

Aber gerade die 1. Armee zu schwächen und sie nur als Drehpunkt für das Aufschwenken der 2. und der Nordarmee bis an die Maros zu betrachten (S. 235), bot niemals die Möglichkeit, das Anrollen von deutschen und öst.-ung. Divisionen zu verhindern und den Verteidiger zum beschleunigten Rückzug hinter die Maros zu zwingen. Doch selbst wenn die drei gegen Siebenbürgen aufgebotenen Armeen auch nach den Kräfteabgaben nur in der ursprünglich geplanten Vorrückung ungehemmt belassen worden wären, hätten sie bei ihrer noch immer bedeutenden Überlegenheit an Zahl die Maros in rein frontalem Vormarsche schließlich erreichen müssen.

Das fortgesetzte Zurückweichen der Dobrudschaarmee gegen den sich zwar wesentlich verengenden Raum südlich der Bahn Cernavoda— Constanta brachte die rumänische Heeresleitung vollends um die Nervenruhe und führte zu dem unheilvollen Kriegsrat vom 15. September. In diesem wurde ein Zangenangriff gegen die bulgarische 3. Armee beschlossen, wobei die durch zwei weitere Divisionen (21. und 22.) der

2. Armee verstärkte 3. Armee südlich von Bukarest über die Donau vorzugehen hatte. In Siebenbürgen hatten die rumänischen Armeen in völlige Tatenlosigkeit zu verfallen.

Während in der zweiten Septemberhälfte die Rumänen für das Donauunternehmen rüsteten, entglitt ihnen im Norden völlig die Entschlußfreiheit. Der Aufmarsch der deutschen und öst.-ung. Divisionen für den Gegenschlag konnte nahezu ungestört erfolgen. GdI. Falkenhayn trat an die Spitze der neugebildeten deutschen 9. Armee. Es war sicherlich keine alltägliche Maßnahme, daß gerade Falkenhayn, der als Chef der DOHL. letzten Endes über die rumänische Frage gestürzt ist, zum Armeekommandanten gegen Rumänien ernannt wurde. Da ihm auch sonstige Fehlgriffe militärischer Natur (Verdun, Sommeschlacht) zur Last gelegt worden waren, mag es ein gewisses Wagnis bedeutet haben, gerade ihm die Leitung jener Kriegshandlungen anzuvertrauen, von denen allein eine Befreiung aus der würgenden Umklammerung, in der sich die Mittelmächte befanden, erwartet werden konnte. Doch schon im Feldzuge in Siebenbürgen vermochte er seinem vorher nicht ganz zu Unrecht angezweifelten Feldherrntum eine kühne und erfolgreiche Armeeführung gegenüberzuhalten.

Das Zurückwerfen der über Petrosény vorgebrochenen rumänischen

11. ID. war bei Falkenhayns Eintreffen schon im Gange. Dann folgte der Schlag bei Hermannstadt gegen das von der rumänischen Heeresleitung zu lange ohne Unterstützung belassene I. Korps, das rasche Aufschwenken gegen Osten und der Vormarsch gegen die rumänische

2. Armee, wobei der Wall des Fogaraser Gebirges geschickt als südlicher Flankenschutz ausgenützt wurde.

Die rumänische 2. Armee war zum Entsatz des südlich von Hermannstadt fast ganz eingekreisten I. Korps zu spät gekommen. Zur selben Zeit mißglückte auch der Donauübergang Averescus bei Flä-mända. Jetzt erst erkannte das rumänische Oberkommando, daß es ein schwerer Verstoß gegen den Geist der Kriegführung war, das strategische Schwergewicht nach Süden auf den Nebenkriegsschauplatz zu verlegen. Eiligst warf es nun sechs Divisionen (vier von der 3. Armee und zwei aus der Dobrudscha) wieder an die Nordfront.

Mittlerweile hatten die 2. und die Nordarmee den Versuch gemacht, auf den Gebirgsketten westlich der Gyergyó, der Csik und des Burzenlandes zu halten, aus welchen Beckenlandschaften eine neue Offensive mit russischer Hilfe ihren Ausgang nehmen sollte. Doch das Korps Staabs überrannte in der Schlacht am Geisterwald die lockere rumänische Wehrstellung; hierauf hastete die ganze Armee Crainicianu gegen Kronstadt zurück. Die ersten Divisionen von der Donaufront kamen gerade noch zurecht, um der sich eiligst zurückziehenden 2. Armee an der Grenze einen Rückhalt zu bieten.

So waren zuerst sieben Divisionen von Bukarest, dem Versammlungsraum der strategischen Reserve, und von Siebenbürgen nach Süden gefahren; bis Mitte Oktober wurden sechs Divisionen wieder an die Nordfront zurückbefördert. Fast ein Drittel des rumänischen Heeres pendelte somit während eines Monats hin und her; doch weder hier noch dort brachten diese Divisionen eine Entscheidung. Das kennzeichnet die hohe rumänische Führung hinlänglich.

GdI. Arz hatte während der drei ersten Feldzugswochen mit seinen noch ganz unferdgen, schwachen Divisionen und Brigaden sehr haushälterisch und geschickt einen hinhaltenden Kampf geführt und den Aufmarsch der Gegenschlagstruppen gesichert. Während der Schlachten bei Hermannstadt und am Geisterwald bildete er Schutz und Schild gegen die rumänische Nordarmee. Bei dieser Armee hatte die am Südflügel vorrückende 7. ID., die mit dem Zurücklegen der 130 km langen Marschlinie Uztal—Székely-Keresztúr den größten Raumgewinn zu verzeichnen hatte, für diese Strecke 23 Tage gebraucht, wobei die vom Oberkommando anbefohlene 16tägige Zeit des Stillhaltens bereits abgerechnet ist. Das ergibt einen durchschnittlichen Tagesfortschritt von 5.6 km, was den Forderungen einer raschen, raumgreifenden Offensive sicherlich nicht entspricht. Als die 2. Armee bei Kronstadt bedrängt wurde, machte die Nordarmee, die bis jetzt sehr wenig Einbußen an Mann und Gerät erlitten hatte, auch nicht den leisesten Versuch, durch einen mit Teilen von Norden her gegen die Háromszék geführten Vorstoß der Armee Crainicianu zu entlasten. Sie wurde am Tolvajossattel von schwachen Kräften des Gegners durchbrochen und zog sich dann eilends an die Grenze zurück, wobei sie die Strecke jetzt in bloß sechs Tagen durchmaß. Mit der kräftig vorstoßenden Armee Arz, bei der nunmehr die aufgespeicherten Reserven eingesetzt wurden, ließ sich Gen. Presan auf eine Kraftprobe gar nicht ein.

Hatte in Siebenbürgen kräftiges, zielbewußtes operatives Handeln einen vollen Erfolg herbeigeführt, so kann gleiches auch bei der Heeresgruppe Mackensen hervorgehoben werden. In zwei Wochen hatte sie den (längs der Donau gemessen) 120 km langen Vormarsch vollführt, hiebei zwei Festungen erobert und war bis nahe an den engen Hals der Dobrudscha herangekommen. Weder die seit dem 12. September unausgesetzt geführten Angriffe Sarrails an der mazedonischen Front noch das vorübergehende Fußfassen der Rumänen auf dem südlichen Donauufer bei Rahovo hatten die Heerführer der Mittelmächte zu einer Schwächung der bulgarischen 3. Armee verleitet.

Die Schuld an dem für das Königreich Rumänien so enttäuschungsreichen Ausgange des Waffenganges in Siebenbürgen und in der südlichen Dobrudscha kann aber nicht der Führung durch die rumänische Heeresleitung und die Armeekommandos allein beigemessen werden. Rumänische Kriegshistoriker geben unumwunden zu, daß ein Teil der Schuld auch auf die rumänische Truppe fällt1).

Zwei Jahre lang war die rumänische Armee Zuseherin im großen Völkerringen gewesen; doch die Erfahrungen aus den gewaltigen Kämpfen hatte sie sich nicht zu eigen gemacht. Die Infanterie, mit Maschinengewehren nur stiefmütterlich ausgestattet, stürmte im Angriffe ungestüm drauf los und nützte das Gelände’zu wenig aus. Naturgemäß erlitt sie starke Verluste. Sie erlag auch oft dem Massenschreck und war ganz besonders empfindlich gegen schweres Artilleriefeuer. Ebenso mangelte es am Zusammenwirken mit der noch dazu zahlen!) Dabija, II, 335 ff.

mäßig schwachen Artillerie. In der Verteidigung machte die Infanterie nur ungenügenden Gebrauch vom Spaten. Die Reiterei vermied den Kampf zu Pferd grundsätzlich; im Fußgefecht war sie aber nur ungenügend ausgebildet.

Es soll jedoch nicht in Abrede gestellt werden, daß rumänische Regimenter, wenn sie von tüchtigen Offizieren geführt wurden, sehr tapfer zu streiten wußten. Die Rumänen gaben sich auch nicht leicht gefangen; allerdings hatten sie viel Geschick darin, bei kritischer Gefechtslage, durch die Bergwälder gedeckt, rechtzeitig das Weite zu suchen *).

Die Überlegenheit an Kriegserfahrung war bei den Truppen der Mittelmächte während des ersten Feldzuges noch ganz bedeutend. Nur diese und die ungleich bessere Führung vermochten der Überzahl der Rumänen ein entscheidendes Gegengewicht zu bieten und berechtigten auch zur Hoffnung auf eine erfolgreiche Fortsetzung des Krieges jenseits des siebenbürgischen Grenzwalles.

x) Falkenhayn, 9. Armee, I, 97-

DIE OFFENSIVE DER RUSSEN IM HERBST 1916

Brussilows Ansturm um die Monatswende August—September

Änderungen im Angriffsplan der Stawka Hiezu Beilagen 4 und 5

Als der Generalstabschef des Zaren, GdI. Alexejew, im August den Plan für einen neuen Generalangriff gegen die Ostfront der Mittelmächte entwarf (S. 197) und im Rahmen dieser großangelegten Kriegshandlung dem Südwestheere eine kraftvolle Offensive nach Galizien und Ungarn auf trug, waren die Weisungen der Stawka schon auf die Verpflichtungen abgestimmt worden, die das Zarenreich in der am

17. August mit Rumänien abgeschlossenen Militärkonvention eingegangen war (S. 228 f.). Rußland hatte darin zugesagt, daß es, sobald sich der neue Bundesgenosse auf Siebenbürgen stürze, die öst.-ung. Front in ihrer Gesamtausdehnung von der Bukowina bis Wolhynien mit größter Entschiedenheit angreifen werde. Daß sich Alexejew damit nicht begnügte, sondern neben dem gewaltigen Machtaufgebot der Südwest-und der Westfront auch die Nordfront zum Kampfe antreten hieß, also von den Gestaden der Ostsee bis zur Donauenge des Eisernen Tores eine ungeheure Schlacht entfesseln wollte, entsprach dem Leitgedanken, der seit Jahresbeginn die Kriegspläne der Ententefeldherren beherrschte: die allseits umklammerten zwei Kaisermächte möglichst gleichzeitig mit Übermacht anzufallen. Die Nordfront sollte am 27., die Westfront am

28. zusammen mit der Südwestfront losschlagen. Doch als diese Frist näherrückte, bekam Alexejew von Brussilow und Ewert noch Befürchtungen und Vorstellungen zu hören.

Beim Stabe der Südwestfront schloß man aus den einlaufenden Nachrichten über nach Galizien anrollende Truppenzuschübe, daß der Gegner bei Lemberg aus öst.-ung., deutschen und türkischen Streitkräften eine Reservearmee von acht Divisionen zusammenziehe. Brussilow besorgte, daß ihm Hindenburg mit einem Gegenschlage in den Arm fallen werde und bat am 22. August die Stawka um eine strategische Reserve1). Gen. Ewert meldete am 24., daß die Gruppierung der Angriffstruppen Klembów ski, 94 ff.

und das Einreihen der Ersätze nicht zeitgerecht vollendet werden könne, und ersuchte, seinen Angriff auf die ersten Septembertage verschieben zu dürfen1). Am 25. antwortete der Generalstabschef des Zaren den beiden Frontbefehlshabern. Dem Gen. Ewert wurde vorgehalten, daß die S.Ai'mee zu früh an die Ausgestaltung des Brückenkopfes Tobol geschritten sei und dadurch die Aufmerksamkeit der Deutschen vorzeitig auf die Hauptangriffsrichtung Kamień-Kaszyrskij gelenkt habe. Nun sei ein unfreiwilliger Aufschub des Angriffes zwar unvermeidlich — die Frist wurde bis 2. September erstreckt —, es müsse aber dennoch getrachtet werden, den Stoß auf Kamień-Kaszyrskij mit der Vorbewegung der 8. Armee in Einklang zu bringen. Die Bedenken, die Brussilow ob eines Gegenunternehmens aus dem Raum Lemberg hegte, zerstreute Alexejew mit dem Hinweis auf das zahlenmäßige Übergewicht der Südwestfront und deren starke Reserven (acht Divisionen), wodurch ein etwaiger Gegenstoß Hindenburgs aufgefangen werden könne. Übrigens werde dieser durch das Eingreifen Rumäniens sowie durch die Angriffe gegen Halicz, Mikołajów und Máramaros-Sziget wohl gezwungen werden, sich „unserem Willen unterzuordnen“ und seine Kräfte aufzuteilen. Schwer aber vermochte sich Alexejew damit zu befreunden, daß das Gefüge des gleichzeitigen Generalansturmes gelockert werde, wenn die Westfront hinter Brussilow nachhinke. Der russische Generalstabschef dachte an eine vermittelnde Lösung und schlug dem Gen. Brussilow zunächst vor, jede seiner Armeen vom linken zum rechten Flügel um je zwei bis drei Tage später vorbrechen zu lassen, um so die Zeitspanne, bis Ewert mitwirken könne, zu überbrücken. Allein Brussilow, tatentschlossen und verantwortungsfreudig, ging auf diese Vorschläge aus militärischen und moralischen Gründen nicht ein, und Alexejew mußte dies gelten lassen.

Da somit der Plan einer Generaloffensive hinfällig wurde, tat man in Mohilew noch einen Schritt weiter. Der Schwerpunkt des künftigen Geschehens, dem das Hauptinteresse zuzuwenden war, lag unbedingt im Süden. Gleichfalls noch am 25. August wurde GdI. Rußki, der nunmehr an Stelle Kuropatkins das Nordheer befehligte, verständigt2), daß der Zar vom Angriff der Nordfront und von der Flottenaktion Abstand nehme, um die auf diesem Kriegsgebiet verfügbaren erheblichen Kräfte nicht in langwierige Kampfhandlungen zu verwickeln. Rußki solle jedoch seine Armeen im Glauben belassen, daß der Offensivstoß nur ver-

*) Zajontschkowskij, 64 ff.

2) Ebenda, 61.

schoben sei, und den Gegner zu Lande bei Tukkum (60 km westlich von Riga) weiter unter Drohung halten29).

Der Oberkommandierende der Südwestfront wurde unterrichtet, daß jetzt, nachdem das Unternehmen im Norden abgesagt sei, auch sein Wunsch nach einer stärkeren Reserve voraussichtlich durch Zusendung zweier Korps erfüllt werden könne. Brussilow hatte am 25. August seinen Armeen nochmals die bereits verlautbarten Ziele in Erinnerung gebracht 30) und bestimmte am 27., daß der Angriff am 29. losbrechen solle31). Auch diese Frist konnte nicht eingehalten werden. Denn inzwischen hatte der Führer der 7. Armee um einen Aufschub gebeten. Gen. Brussilow fand die vorgebrachten Gründe zwar nicht für genügend stichhaltig, erstreckte aber, damit Gen. Schtscherbatschew im Falle eines Mißerfolges nicht wieder, wie im Jänner dieses Jahres, die Schuld seinem übergeordneten Frontkommando anlasten könne, der 7. Armee und zugleich allen übrigen die Frist bis zum 31. August32).

Erwägungen und Maßnahmen der öst. - ung. Heeresleitung

(26. bis 30. August;

Hiezu Beilagen 18, 19 und 21

Am 26. August hatte die k.u.k. Heeresleitung, die durch aufgefangene Funksprüche und durch Verwertung von Gefangenenaussagen über die Russen recht gut unterrichtet war, in einer allgemeinen'Weisung an den Erzherzog-Thronfolger die Geschehnisse seit den Durchbruchsschlachten bei Luck und Olyka, wie folgt, gekennzeichnet: „In Ausnützung der durch Brussilows Armeen in den Vormonaten errungenen Erfolge war es das Bestreben der russischen Fleeresleitung, unter Heranführung großer Verstärkungen von der Nord- und Westfront die Offensive einerseits auf Brest-Litowsk, anderseits auf Lemberg fortzuführen. Erstere wurde in den Richtungen über Baranowicze und Kowel angesetzt, um den Pinsker Bogen abzuschneiden, letztere im allgemeinen über Dubno—Brody und beiderseits des Dniester über Buczacz und Kolo-mea—Stanislau geführt.“

Über das Ergebnis der russischen Offensive gegen Brest-Litowsk urteilte GO. Conrad: „Der Angriff auf Baranowicze mißglückte vollends, jener entlang der beiden Bahnen von Sarny und Rowno auf Kowel kam am Stochod unter schwersten Verlusten [des Feindes] zum Stehen.“ In Teschen war man zu der zutreffenden Auffassung gelangt, daß die Russen nun ihre Offensive nördlich vom Pripiatj aufgegeben hätten, daß sie aber ihre Angriffe südlich des Flusses über den unteren Stochod und zwischen den nach Kowel laufenden Bahnsträngen mit starken Kräften fortsetzen würden. Ferner war zu erwarten, daß der Feind, der seine Front südwestlich von Łuck durch Einsatz des IV. sib. Korps verdichtet hatte, hier schon in den allernächsten Tagen die k.u.k. 4. Armee mit dem XXXX., dem IV. sib. und dem VIII. Korps anfallen werde, „um in der Richtung auf Wladimir-Wolyński—Sokal durchzubrechen, zumindestens aber um die dort stehenden deutschen und öst.-ung. Kräfte zu binden“.

Bei der Beurteilung der Lage in Ostgalizien wies die Heeresleitung darauf hin, daß die rassische Offensive auf Lemberg augenblicklich im allgemeinen zum Stillstand gekommen sei. Die Russen hätten seit der Abwehr ihres Stoßes über Brody den Druck nach Süden in die allgemeine Richtung über Tarnopol—Zborów auf Lemberg verlegt. Beiderseits der Bahn Zborów—Złoczów sei nun mit der Fortsetzung des Angriffes bei Einsatz von acht Divisionen (V. sib., XVII., VII. und

VI. Korps) zu rechnen.

Was nun die Operationen den Dniester entlang auf Lemberg betraf, so war'GO. Conrad der Meinung, daß die 7. und die 9. Armee der Russen wegen ihrer großen Verluste und wegen der immer länger werdenden Karpathenflanke die Offensive vorläufig eingestellt hätten. Man wußte in Teschen, daß die Russen Kräfte über den Dniester nach Norden verschoben. Die Heeresleitung rechnete damit, daß der Feind hier eine Stoßgruppe von mindestens sechs Divisionen bilden werde. Dagegen schien jetzt die k.u.k. 3. Armee entlastet zu sein. Die 7. Armee hatte nach den bisher vorliegenden Nachrichten neun bis zehn Infanterie- und vier bis fünf Kavalleriedivisionen der Russen gegenüber. Eine weitere Division schien noch nach der Bukowina heranzurollen. Wahrscheinlich wolle der Feind jetzt mit Rücksicht auf Rumänien den Hauptdruck in die Waldkarpathen verlegen, um dort zum allgemeinen Angriff zu schreiten und in den Stoßrichtungen über Dorna Watra, Kirlibaba und Jablonica (am Tartarenpaß) in Ungarn und Siebenbürgen einzubrechen. Am Schlüsse ihrer Ausführungen forderte die k.u.k. Heeresleitung das Heeresgruppenkommando Erzherzog Karl auf, zu melden, ob man in Chodorów dieser Beurteilung der Lage beipflichte, welche Vorsorgen man getroffen habe, um Truppen rasch in die Karpathen verschieben zu können, und ob die jetzige Lage den Zuschub von Reserven erfordere.

Am 27. August antwortete GM. Seeckt nach Teschen, daß das Heeresgruppenkommando mit den Anschauungen der k.u.k. Heeresleitung im wesentlichen übereinstimme; doch erscheine es noch nicht ganz sicher, ob die Neuabgrenzung der russischen 9. Armee mit dem Aufträge erfolgt sei, den linken Flügel des russischen Südwestheeres zu decken, oder die Offensive nach Ungarn hinein zu ergreifen. Jedenfalls werde der Feind aber trachten, sich in den Besitz der Karpathenpässe zu setzen. Falls der Feind tatsächlich vor der Front der k.u.k.

3. Armee nur das XLI. und das XII. Korps mit je drei Divisionen belasse, so könne der Kräfteüberschuß dieser Armee zur Verstärkung der beiden Nachbararmeen ausgenützt werden. Bisher sei die Stärke der

7. Armee als für eine Verteidigungsaufgabe ausreichend gehalten worden; doch müsse mit einer Vermehrung der gegenüberstehenden Russendivisionen gerechnet werden. Die beste Abwehr eines Angriffes in den Waldkarpathen wäre ein Vorstoß des rechten Flügels der 3. Armee. Die Heeresgruppe erwäge noch, ob die vorhandenen Truppen für eine solche Operation ausreichen würden; sie habe daher auch die 3. Armee noch nicht geschwächt, sondern beabsichtige, der 7. Armee zunächst von der Südarmee die 39. HID. zuzuführen. Die Südarmee würde nötigenfalls durch Reserven der Heeresgruppe verstärkt werden. Von der 3. Armee könnte fürs erste die 5. HKD. an die 7. Armee abgegeben werden. Drei deutsche Divisionen (105., 199. und 10. bayr. ID.) stünden für plötzlich notwendig werdende Verschiebungen in der Nähe von Bahnlinien bereit.

Die beim AOK. in Teschen einlaufenden Meldungen ergänzten inzwischen das Bild der Lage. Vor dem linken Flügel der Südarmee und vor dem rechten Flügel der 2. Armee hatten Flieger im Laufe der letzten Tage beim Feinde lebhafte Truppenbewegungen beobachtet. Aufgefangene Funksprüche und Gefangenenaussagen deuteten ebenfalls an, daß der Feind seine 11. Armee bei Zborów verstärke. GO. Conrad war der Auffassung, daß die Russen in diesem Raume acht bis neun Divisionen zusammenballten. Vor dem rechten Flügel der Südarmee war jetzt außer den bisher schon bekannten russischen Verbänden auch noch das XXXIII. Korps festgestellt. In den östlichen Waldkarpathen wurden zwischen dem oberen Bilyj Czeremosz und Fundul Moldovi offenbar vier Infanteriedivisionen und starke Kavallerie zusammengezogen. Es war daher auch mit starken Angriffen der Russen auf Kirlibaba— Mestecänesci zu rechnen.

In dieser gespannten Lage erhielt GO. Conrad am 27. August abends in Teschen die Nachricht von der Kriegserklärung Rumäniens an Österreich-Ungarn. Er erteilte sogleich der Heeresgruppe Erzherzog Karl den Befehl, das HIR. 302 der bereits abbeförderten 51. HID. nach Siebenbürgen folgen zu lassen. Das Oberkommando Ost überwies dem GO. Böhm-Ermolli die deutsche 25. KBrig. (S. 210), die am 29. August von Kowel in Ożydów eintraf und an Stelle der nach Maros Vásárhely abrollenden 1. LstHusBrig. am Nordflügel des V. Korps eingesetzt wurde.

Auch die 39. HID. bestimmte die k.u.k. Heeresleitung als Verstärkung für die 1. Armee. Diese abgekämpfte Division mußte jedoch noch durch Truppenteile der 55. ID. aufgefüllt werden und konnte frühestens am 30. August zum Abtransport gelangen. Am 28. August äußerte GO. Conrad in Pleß Besorgnisse, daß die über die Ostgrenze Siebenbürgens anrückenden Rumänen der Armee Pflanzer-Baltin in Flanke und Rücken stoßen könnten. Auf Anregung Falkenhayns wurde beschlossen, von den Reserven der Heeresgruppe Erzherzog Karl die 10. bayr. ID. in den Raum von Borgo Prund und Bistritz zu verlegen.

Am 29. August erhielt der Erzherzog-Thronfolger den Befehl zur Verschiebung dieser Division; zugleich wurde ihm aus Teschen mitgeteilt, daß bei der jetzigen Lage ein Vorstoß des rechten Flügels der Armee Kövess nicht mehr in Frage komme. Schon verkündeten Kämpfe auf dem rechten Flügel der Armee Bothmer das Nahen des russischen Ansturms. Bei Delejów und bei Toustobady entfaltete der Feind eine rege Tätigkeit, russische Infanterie schaufelte sich an die Stellungen des XIII. und des VI. Korps heran. Am 28. August abends mußte die dem XIII. Korps zugeteilte 2. KD., GM. Freih. v. Abele, eingebrochene russische Erkundungsabteilungen aus ihren Gräben vertreiben. Auf dem linken Dniesterufer wurden Gefangene eingebracht, die dem XXXIII. Korps angehörten. Trotz des zu gewärtigenden russischen Angriffes rollte am 30. August die 39. HID. von Halicz ab. Zwar befand sich dort noch die deutsche 105. ID. in Reserve; doch hatte diese Division in den Kämpfen bei Stanislau die Hälfte ihres Bestandes eingebüßt. Das Heeresgruppenkommando Erzherzog Karl nahm in Aussicht, die deutsche 199. ID. von Kalusz an den Dniester heranzuziehen.

Inzwischen hatten sich am 28. August an der Dreiländerecke und bei Dorna Watra die ersten Kämpfe zwischen den schwachen öst.-ung.

Sicherungsabteilungeil und den rumänischen Vorposten entwickelt. Die soeben einlangenden Truppen der 11. HKD., GM. Czitó, übernahmen an diesem Tage den Schutz der rechten Flanke des XI. Korps, FML. Habermann. Östlich von Dorna Watra zeigte sich russische Kavallerie auf rumänischem Boden. Die Brigade Papp nahm ihren gefährdeten rechten Flügel auf die Höhe Bernarielul zurück. Vor der Mitte des

XI.    Korps konnten Flieger lebhafte Truppenbewegungen im oberen Moldavatal feststellen. Es blieb kein Zweifel mehr, daß die Russen einen Angriff in der Richtung auf Dorna Watra—Prislopsattel vorbereiteten, und daß diesem Unternehmen alsbald ein rumänischer Vorstoß gegen Flanke und Rücken des XI. Korps folgen werde. Dieses Korps, das nur 14.000 Mann, darunter viel Landsturm, zählte, hatte in einer Frontbreite von 40 Kilometern die Gebirgsübergänge nach Borgo Prund und die Straße Dorna Watra—Kirlibaba zu decken. Sofortiges Heranführen von Reserven zum Schutze der rechten Armeeflanke und zur Unterstützung des XI. Korps war jetzt dringend. In dieser Lage befahl GO. Pflanzer-Baltin dem XI. Korps, dem zu gewärtigenden Angriff bis aufs äußerste standzuhalten. Das Karpathenkorps wurde angewiesen, ein Regiment der 40. FIID. bei Kirlibaba bereitzustellen. Das Heeresgruppenkommando Erzherzog Karl bat er, die ihm bereits angekündigte 5. HKD. und etwa sonst noch zugedachte Verstärkungen über Borgo Prund dem XI. Korps zuzuführen. Er regte überdies an, die bei Luhi stehende deutsche 2. Radfahrerbrigade über Borsa an den rechten Armeeflügel heranzuziehen. Hinter der Armeemitte bei Klauzura Kożmieska vereinigte er selbst sechs Bataillone der neuangekommenen deutschen 117. ID. mit schwerer Artillerie. Seine Absicht war, mit diesen Kräften und mit Truppen der 34. ID. am 30. August den Kukul den Russen wieder zu entreißen und dann in der Richtung auf die Höhe Kostrzycza weiter vorzustoßen. Der linke Flügel der deutschen 200. ID. hatte sich diesem Unternehmen anzuschließen. Mit dem Heeresgruppenkommando verständigte sich GO. Pflanzer-Baltin dahin, die abgekämpfte 202. HIBrig. mit dem Beginn des Angriffsunternehmens aus dem Abschnitt bei Klauzura Kożmieska herauszuziehen, um sie durch Landsturm auffüllen und bei Körösmezö bereitstellen zu können, wo auch Teile der 117. ID. zurückbehalten wurden.

Gen. Letschitzki hatte die inzwischen an den linken Flügel des

XII.    Korps herangezogene S.kauk. KosD. (S. 160) gegen den Pantyrpaß entsandt. Am 28. August überfielen drei Kosakenregimenter die bei Rafailowa stehende 3. KD., die sich aus ihrer vorgeschobenen Stellung auf den Pantyrpaß zurückziehen mußte. Die Russen stießen nach und begannen die 3. KD. schon am 30. nachmittags aufs neue anzugreifen1). Eine Kosakenabteilung ritt bis in das Quelltal der Bystrzyca Sołotwińska aufwärts und stieg die Siwulahöhe empor. Um die nur durch Kavallerie geschützte offene Flanke der 7. Armee zu decken, entschloß sich jetzt GO. Pflanzer-Baltin mit Zustimmung des Heeresfrontkommandos, die deutsche 2. Radfahrerbrigade mit der Bahn und mit Fußmarsch von Rahó nach Brusztura heranzuziehen. Der Erzherzog-Thronfolger befahl der Armee Kövess, eine rege Kampftätigkeit zu entfalten, um dadurch ein Vorgehen weiterer russischer Kräfte gegen die Flanke der Armee Pflanzer-Baltin zu verhindern.

Die Schlacht in den Waldkarpathen vom 30. August

bis 3. September

Hiezu Beilage 18

Gen. Letschitzki hatte seine Hauptstreitkräfte für den Einbruch nach Ungarn in drei Stoßgruppen gegliedert: bei Tatarów, Żabie und Jablonica das XI. Korps, im Raume zwischen Jalowiczora und dem Kirlibababach das aus der 43. und der 64. ID., aus Teilen der 37. ID. und aus der UssuriKosD. neugebildete XVIII. Korps, bei Fundul Mol-dovi die Masse des III. Kavalleriekorps. Letschitzki wollte den Gegner am Tartarenpaß mit dem rechten Flügel des XI. Korps festhalten und mit der Masse dieses Korps über Szybeny in das Ruszkovatal und auf Máramaros-Sziget umfassend Vordringen. Den Hauptstoß sollte das XVIII. Korps über unwegsames Gebirge hinweg gegen den Prislopsattel und auf Borsa führen. Das III. Kavalleriekorps und die ihm zugeteilte 103. RD. hatten gegen Jacobeny—Kirlibaba vorzudringen, während die

1. TerekKosD. und das rumänische Bistritadetachement von Osten über Dorna Watra vorstoßen sollten. Die Absicht war dabei, den im südlichsten Zipfel der Bukowina stehenden Gegner durch einen Zangenangriff zu erdrücken2).

Am 30. August, einen Tag vor dem Angriff Letschitzkis, holte der Gegner zu einem kurzen Schlage in den Waldkarpathen aus. Teile der deutschen 117. ID. und der k.u.k. 34. ID. griffen die russische 32. ID.

1[ Sacken, Geschichte des k.u.k. Dragoner-Regiments Friedrich August König von Sachsen Nr. 3. II (Wien 1927), 420 ff.

2) Zajontschkowskij, 79 f.

auf dem Kukul an und erstürmten die ganze Höhenstellung. Die Russen schritten zum Gegenangriff, konnten aber die verlorenen Stellungen nicht zurückerobern. Die Niederlage der 32. ID. erweckte bei den Russen den Eindruck, daß der Gegner dem Angriff ihres XI. Korps zuvorgekommen sei1). Auch der geplante Zangenangriff auf Dorna Watra konnte vorläufig nicht zur Durchführung gelangen, da das rumänische Bistritadetachement am 30. August noch nicht versammelt war.

Auf dem äußersten rechten Flügel der k.u.k. 7. Armee beendete an diesem Tage die 11. HKD. die Besetzung des Verteidigungsabschnittes zwischen der Dreiländerecke und Dorna Watra. Die rumänischen Vorposten hatten sich zurückgezogen. Aufklärungsabteilungen der 11. HKD. überschritten die Grenzhöhen, um die Verhältnisse in der Flanke des k.u.k. XI. Korps zu klären. Es wurde festgestellt, daß östlich des Negratales rumänische Truppen in festen Stellungen standen. Östlich von Dorna Watra zeigte sich russische Kavallerie. Auf der Front nördlich der Goldenen Bistritz sowie zwischen dem Kirlibababach und dem Bilyj Czeremosz steigerte sich die Tätigkeit der russischen Artillerie. Starke Kräfte des russischen III. Kavalleriekorps (103. RD., Teile der 10. KD. und der 1. DonKosD.) schoben sich aus dem oberen Moldawatal gegen die Mitte des k.u.k. XI. Korps heran.

Am 31. August nachmittags brachen die Russen nach lang andauernder artilleristischer Feuervorbereitung gegen den Abschnitt Mestecänesci    1292—Botosul    1475 vor. Ulanen- und Dragonerschützen der

8. KD. sowie Landsturm der 215. IBrig. schlugen den Ansturm im Handgemenge ab und hielten auch am 1. September in ihren Höhenstellungen gegen neue Vorstöße stand. Erst am Abend vermochte der Feind nach schwerem Kampf nördlich von Czokanestie in die Gräben der 8. KD., GM. v. Fluck, einzubrechen. Reserven, die in der Nacht von der 11. HKD. und von der 40. HID. eiligst herangezogen wurden, schritten am 2. September unter Obst. Edl. v. Dokonal, dem Kommandanten der 15. KBrig., zum Gegenangriff. Sie verwehrten dem Feinde den Einbruch in das Tal der Goldenen Bistritz, konnten ihn aber bis zum 3. nicht völlig aus den Stellungen der 8. KD. vertreiben. Das Heeresgruppenkommando Erzherzog Karl und GO. Pflanzer-Baltin stellten die soeben in Borgo-Prund eintreffenden Verstärkungen — es war das Spitzenbataillon der

10. bayr. ID. und die nunmehr zusammengezogene Schützendivision der

5. HKD. — dem XI. Korps zur Verfügung. FML. Flabermann zog zwei bayrische Kompagnien und die Kavallerieschützen nach Czokanesti heran.

x) Zajontschkowskij, 80.

Erbittert wurde am 31. August beim Karpathenkorps gekämpft1). Stärkere Kräfte des russischen XVIII. Korps suchten an diesem Tage vom Tomnatikrücken in das obere Cibotal hinabzustoßen. Die deutsche

l.ID. behauptete sich in ihren Stellungen auf der Stara Wipczyna und bei Sarata. Da wurden aber die Ostpreußen auch aus dem Tal des Bilyj Czeremosz mit Übermacht angefallen. Der Russe holte zur Umfassung aus und stieß den linken Flügel der deutschen 1. ID. auf die Höhe Zu-pania zurück.

Der rechte Flügel der 200. ID., gegen den Truppen des russischen XI. Korps von Jablonica her vordrückten, hielt noch auf der Kaptarka-höhe. GLt. Conta sandte ein Regiment dieser Division auf den Pnewie-rücken und rief ihre übrigen Kräfte mit Zustimmung Pflanzer-Baltins in die Rückenlinie Baba Ludowa—Ludowa—Smotrec zurück, um sie der drohenden Umfassung zu entziehen.

Am 1. September wurde die l.ID. von einem neuen Angriff getroffen. Auf der Stara Wypczyna schlugen die Ostpreußen den Ansturm ab; die westlich von diesem Stützpunkt einbrechenden Russen wurden nach hin- und herwogendem Kampfe am 2. September wieder nach Norden geworfen. Auch der linke Flügel der 1. ID. und die auf die Listowaty-höhe entsandten Jägerbataillone der 200. ID. vermochten an diesem Tage aus dem Quelltal des Bilyj Czeremosz in ihren Rücken vorstoßende Russen abzuwehren. Am 3. September kam der Angriff des russischen XVIII. Korps, der beinahe die Mitte des Korps Conta aufgesprengt hätte, zum Stocken. Die deutsche 1. ID. hatte bei den dreitägigen Kämpfen ihre letzten Kräfte verbraucht. GO. Pflanzer-Baltin schob dieser Division das HIR. 306 von Körösmezö und das HIR. 30 von Kirlibaba als Verstärkung zu.

Der linke Flügel des russischen XI. Korps war der deutschen 200. ID., die sich am 1. September aus ihrer vorgeschobenen Aufstellung auf der Rückenlinie Stoupny—Stepanski zurückgezogen hatte, gefolgt und drängte am 3. schon mit stärkeren Kräften gegen die Höhenlinie Baba Ludowa—Ludowa—Smotrec vor. Die deutsche 117. ID. hatte inzwischen den Kukul trotz russischer Gegenstöße behauptet; doch fehlten ihr zur Fortsetzung des Angriffsunternehmens die Kräfte, denn sie mußte ihren rechten Flügel bis auf den Smotrecrücken ausdehnem GLt. Conta verkürzte dafür seine Front, um ein Durchbrechen seiner

1< G o 11 b e r g, Das Grenadier-Regiment Kronprinz Nr. 1 im Weltkrieg.

Berlin 1929;, II, 30 ff. — D o r n d o r f, Infanterie-Regiment Herzog Karl von. Mccklenburg-Strelitz Nr. 43 (Oldenburg-Berlin 1923', 113 ff.

ausgedehnten Linien zu verhindern. Im oberen Tale des Bilyj Czeremosz schoben sich am 3. neue russische Kräfte (UssuriKosD.) aufwärts, offenbar, um aufs neue zur Umfassung der l.ID. auszuholen. Auf den Nordhängen der Mägura arbeitete sich jetzt die russische 64. ID. gegen die Stellungen der 40. HID. empor. Die Honvéd brach am 3. aus ihren Gräben hervor und vertrieb den Feind aus dem Vorgelände.

Auf dem äußersten rechten Flügel der 7. Armee hatten in den ersten Septembertagen nur kleinere Gefechte stattgefunden. Doch führten die Russen jetzt Infanterie und Kavallerie gegen Dorna Watra heran; bei Neagra Saruliu tauchte anscheinend eine russische Division auf. Die in Dorna Kandreny eintreffende 5. HKD. verstärkte den rechten Flügel des XI. Korps. Dahin entsandte die k.u.k. Heeresleitung noch zwei Bataillone der nach Bistritz anrollenden 10. bayr. Division. Es galt, einen drohenden Einbruch in den Rücken des k.u.k. XI. Korps zu verhindern. Zugleich sah sich das Heeresgruppenkommando Erzherzog Karl genötigt, von seinen bei Bursztyn versammelten Reserven das deutsche LstlR. 35 mit der Bahn an den linken Flügel der Armee Pflanzer-Baltin zu verschieben.

Am 31. August griffen Truppen des russischen XI. Korps die Stellungen der 3. KD. östlich vom Pantyrpaß an. Der Russe konnte abgewiesen werden. Die KavSchD. III der 3. KD. und das rt> SchR. 6 der

6. KD. vertrieben den auf die Siwulahöhe vorgedrungenen Feind. Abteilungen der 59. ID., die in das Tal der oberen Bystrzyca Sołotwińska vorgesendet worden waren, zerstreuten bei dem Orte Iiuta Kosaken. Am 1. September übernahm die von Luhi mit der Bahn und mit Fußmarsch herbeieilende deutsche 2. Radfahrerbrigade auf dem Grenzkamm zwischen dem Pantyrpaß und der Siwulahöhe den Schutz der linken Flanke der Armee Pflanzer-Baltin. Der Verteidigungsabschnitt zwischen der 3. KD. und dem linken Flügel des I. Korps wurde am selben Tage dem Obst. Sávoly unterstellt und ihm das HIR. 307 zur Verstärkung der auf dem Grenzrücken Wyżna preluka—Douha—Ploska stehenden schwachen Sicherungstruppen überwiesen.

GO. Pflanzer-Baltin wollte den Feind angreifen, um ihn wieder auf Rafailowa zurückzudrücken. Truppen des russischen XI. Korps br-achen aber schon in der Nacht auf den 1. September gegen die Berglinie Douha—Ploska vor und stießen am Tage darauf den linken Flügel der Gruppe Sávoly gegen Klauzura Dosina zurück. Am 3. wurde auch der linke Flügel der 34. ID. westlich des Tartarenpasses heftig angefallen und aus seinen Höhenstellungen verdrängt. Die auf der Wyżna preluka eingesetzten Teile der 117. ID. wurden ebenfalls scharf angegriffen und in schwere Bedrängnis gebracht. Der Russe erreichte die vom Tartarenpaß nordwestwärts streichende Rückenlinie und konnte jeden Augenblick auf Körösmezö in die Flanke des I. Korps herabstoßen. In dieser Not warf GO. Pflanzer-Baltin die letzten Reserven, die er sich bei Körösmezö aufgespart hatte (es waren Teile der 117. und der 34. ID. sowie Landsturm), an seinen linken Flügel und setzte sie noch am 3. zum Gegenstoß an.

Das Ringen in Ostgalizien nördlich vom Dniester

Hiezu Beilage 19 Einbruch der Russen am Südflügel der Armee Bothmer (31. August bis 3. September)

GdI. Schtscherbatschew, der von Brussilow beauftragt worden war, Halicz zu nehmen (S. 206), hatte gegen Ende August das ihm überwiesene XXXIII. Korps über den Dniester nach Norden verschoben und vor dem Südflügel der Armee Bothmer eine Stoßgruppe aus diesem Korps, aus dem finn. XXII., dem II. und dem XVI. Korps in der Gesamtstärke von zehn Divisionen (1., 2. Transamur GrenzwachD., 1.,

3. finn. SchD., 26., 41., 47. ID., 3. turk. SchD., 113., 108. RD,) gebildet. Außer diesen Kräften hielt Schtscherbatschew noch das II. Kavalleriekorps (9. KD., 6. DonKosD., kauk. Einheimische KosD.) am nördlichen Dniesterufer zur Verfolgung bereit. Südlich des Flusses hatte das XLI. Korps einen Begleitangriff bei Stanislau zu führen.

Während GO. Kövess in der Nacht auf den 31. August die 30. ID. aus der Front bei Stanislau herauslöste, um sie an seinen weitausgedehnten rechten Armeeflügel zu verschieben, überschritten schon Kräfte des russischen XLI. Korps die untere Bystrzyca Sołotwińska, um die Straße nach Kalusz entlang anzugreifen. An der Front zwischen Dniester und Złota Lipa schob sich die russische Infanterie auf Sturmentfernung an die Stellungen des XIII. und des VI. Korps heran. Am 31. um 5hfrüh begann auf der ganzen Front von Stanislau bis Zawałów das Vernichtungsfeuer der russischen Artillerie. Am schwersten lastete es auf dem Raum zwischen Delejów und Toustobady, wo Bothmers Südflügel im Massenangriff durchstoßen werden sollte.

Nach achtstündigem Geschützfeuer brach die rassische Infanterie am Nachmittag in dichten Wellen aus ihren Sturmstellungen vor. Ander

Straße und an der Eisenbahn nach Kalusz zerschellte der Stoß schon vor den Stellungen des vom GdI. Gerok befehligten XXIV. RKorps (119. ID. und 48. RD.). Der Feind flutete hier unter dem Feuer öst.-ung. und deutscher Batterien in seine Ausgangsstellungen zurück. Auch ein zweiter Angriff der Russen, der sich bis Zagwożdż in den Verteidigungsabschnitt der k. k. 21. SchD. ausdehnte, blieb ohne Erfolg. Am Nordflügel der Gruppe Hadfy und beim Korps Gerok wurden alle Stellungen behauptet. Abends traten Truppen der 48. RD. zum Gegenstoß an und warfen die dicht an ihre Gräben herangekommenen russischen Kräfte an die Bystrzyca Sołotwińska zurück.

Gefährlicher gestaltete sich der Ansturm Schtscherbatschews gegen den Südflügel der Südarmee. Um 2h nachm. führte das russische XXXIII. Korps nach langem Vernichtungsschießen bei Delejów und bei Kończaki Str. einen mächtigen Stoß gegen die Stellungen des k.u.k. XIII. Korps. Die 15. und die 36. ID. konnten sich der anstürmenden Massen nicht erwehren und wurden durchbrochen. Da Gegenangriffe den eingedrungenen Feind nicht mehr zurückzuschlagen vermochten, mußte FML. Csicserics sein Korps in eine Linie zwischen der Höhe Magsa A 356 und Horożanka zurücknehmen.

Unterdessen war auch die einzige Division des VI. Korps, die 12. ID., in ihrer Stellung westlich und nördlich von Toustobady vom finn. XXII. Korps angefallen worden. Sie schlug den ersten Russensturm ab. Am Nachmittag wurde sie aber nach neuem Trommelfeuer nördlich der Straße nach Horożanka zurückgeworfen. Dieser Einbruch und der Rückzug des benachbarten XIII. Korps nötigten den Korpskommandanten, FML. Fabini, die ganze 12. ID. in die Linie Horożanka—Panowice zurückzunehmen. Bei Zawałów an der Złota Lipa drangen Truppen des russischen II. Korps in die Gräben der 1. RD. ein, wurden aber von den zum Gegenstoß vorbrechenden Deutschen zurückgeschlagen.

Das Heeresgruppenkommando Erzherzog Karl hatte inzwischen die deutsche 105. ID. von Halicz auf das nördliche Dniesterufer verschoben und dem GdI. Bothmer überwiesen. Die Bataillone dieser Division schoben sich in die Trümmer des XIII. und des VI. Korps ein, konnten aber die aufgebrochenen Lücken nicht mehr schließen. So sah sich GdI. Bothmer genötigt, die stark gelichteten Truppen dieser beiden Korps, ferner die 105. ID. und auch den rechten Flügel der 1. RD. nach Einbruch der Dunkelheit in eine vorbereitete, durchlaufende Stellung westlich der Linie Byszów—Panowice—Nosów zurückzunehmen. Das Heeresgruppenkommando Erzherzog Karl verschob auf die Nachricht von dem russischeu Einbruch in die Flanke der Südarmee die deutsche 199. ID. als neue Heeresgruppenreserve von Kałusz nach Halicz.

Am 1. September vormittags stießen Truppen des russischen XXXIII. Korps von Delejów gegen die Stellungen der 2. KD. auf der Höhe Magsa vor. Der Angriff brach im Sperrfeuer der Artillerie zusammen. Auch das finn. XXII. und das II. Korps der Russen folgten dem zurückgegangenen Gegner. Sie erreichten Byszów, Horożanka und Zawałów und eröffneten noch im Laufe des Tages das Artilleriefeuer gegen die neue Kampflinie des XIII. und des VI. Korps. GdI. Bothmer machte sich auf neuen Ansturm gefaßt und schob in der Nacht auf den

2. ein von der 199. ID. abgetrenntes Regiment an Stelle abgekämpfter Truppendes XIII. Korps — die 15. und die 36. ID. zählten insgesamt nur mehr 1600 Feuergewehre — in die Front ein. Um am Südflügel der Armee Bothmer feste Befehlsverhältnisse zu schaffen, unterstellte das Heeresgruppenkommando die 2. KD., die Reste des XIII. Korps, die 105. ID., die 12. ID. und die 1. RD. als XXIV. RKorps. dem GdI. Gerok. GLt. v. Oppeln-Bronikowski führte nunmehr an Stelle Geroks die 119. ID. und die 48. RD. am Nordflügel der Armee Kövess.

Als GdI. Gerok am 2. September früh den Befehl über Bothmers rechten Flügel übernahm, schoben sich zwischen Dniester und Zlota Lipa starke russische Kräfte an die Stellungen des neugebildeten XXIV. RKorps heran. An der Złota Lipa schwoll zusehends der Kanonendonner an und erreichte am Nachmittag östlich von Brzeżany solche Stärke, daß mit einem immittelbar bevorstehenden Ansturm der Russen gegen das Korps Hofmann gerechnet werden mußte. Das Heeresgruppenkommando verlegte nun alle Truppen der 199. ID. hinter Bothmers Südflügel.

Das russische XVI. Korps ging noch am 2. zum Angriff über und setzte sich mit seinen Vortruppen auf dem rechten Ufer des Ceniówka-baches im Vorfeld der 55. ID. fest. Gegen das Korps Gerok arbeiteten sich die Russen (XXXIII., XXII. und II. Korps) am 3. stellenweise bis auf die nächsten Entfernungen heran. Aber im Vorfeld der 105. und der

12. ID. wurde die vorbrechende russische Infanterie durch Artilleriefeuer niedergehalten, ihre Angriffe kamen nicht zur Entwicklung.

Schwer wurde beim Korps Hofmann gerungen. Das russische XVI. Korps schritt am 3. morgens mit fünf Regimentern der 113. RD. unä der 47. ID. — insgesamt 14 Bataillonen — zum Angriff auf den Ort Brzeżany. Bei Szybalin überrannten die in vielen Wellen stürmenden Russen das SchR. 35 und drangen in die Wälder südöstlich von Brzeżany ein. Der Einbruch verbreiterte sich rasch nach Süden. Ein Regiment der deutschen 199. ID. mußte eilends vom Südflügel Bothmers herbeigeholt und zur Unterstützung eingesetzt werden. Am 4. bei Morgengrauen gelang es dem Korps Hofmann, die verlorenen Stellungen bei Szybalin zurückzuerobern1). Nur aus einem kleinen Frontstück nördlich der Straße Litiatin—Brzeżany konnte der Feind nicht vertrieben werden.

Kämpfe bei Zborów (31. August bis 5. September)

Sacharows 11. Armee richtete ihre Anstrengungen gegen den Nordflügel der Südarmee und den Südflügel der 2. Armee im Raume zwischen Zborów und Jaroslawioe. Am 31. August frühmorgens begann das Feuer der russischen Artillerie. Es steigerte sich mittags zur höchsten Stärke, um die Stellungen des Gegners sturmreif zu machen. Der Russe setzte sein VII. Korps und Truppen des VI. und des XVII. Korps auf nur zehn Kilometer breiter Front zum Durchbruch auf Złoczów an. Nördlich der Höhe Zlota Ga. und bei Jaroslawice schlugen deutsche Truppen (197., 195. ID.) in heißem, erbittertem Ringen den Ansturm ab. Ein mächtiger Schlag traf die k.u.k. 32. ID., GM. Ritt. v. Willerding, am Nordflügel des IX. Korps und brachte sie in schwere Not. Die Division wurde an der Straße nach Pluhów in einer Frontbreite von vier Kilometern durchbrochen. Die vorwärtsdrängenden Russen fingen Gegenstöße auf und eroberten sechs Geschütze.

Heftig wütete die Schlacht am 1. September. Die k.u.k. 32. ID. versuchte den Raumverlust wettzumachen und brach am frühen Morgen zum Gegenangriff vor. Sie gewann südlich der Straße nach Zborów Boden. Die Russen setzten zu gleicher Zeit den Angriff mit allem Nachdruck fort. Die Gruppe Eben wehrte bei Jaroslawice in wechselndem Kampf den an Zahl überlegenen Feind standhaft ab. Die Lage wurde aber ernst, als die Russen den linken Flügel der k.u.k. 32. ID. über Grabkowce hinaus nach Nordwesten zurückdrängten. Nun stand der Feind in der Flanke der 197. Division. Auf der Straße von Zborów stießen die Russen bereits mit Panzerwagen gegen Meteniów vor. GdI. Eben bog seinen rechten Flügel scharf nach Westen ab und holte Reserven der 195. ID. herbei. GO. Böhm-Ermolli sandte von Podhorce Teile

x) Bei diesem Gegenstoße zeichnete sich der Obstlt. Josef Wächter des IR. 88 besonders aus und erwarb sich das Ritterkreuz des Militär-Maria Theresien-Ordens.

der deutschen 115. ID. zur Einbruchsstelle und forderte die Gruppe Eben und das IX. Korps auf, durchzuhalten. Der Befehl über die hinter dem linken Flügel der Südarmee und dem rechten der 2. Armee bereitzustellenden deutschen Abteilungen ■—■ es waren Truppenteile von drei verschiedenen Divisionen (115., 195., 197.) — wurde dem deutschen GLt. Melior übertragen, der dazu auch über die zwischen der Straße und der Eisenbahn noch standhaltenden Reste der k.u.k. 32. ID. verfügte. Diese Truppen sollten den Feind auf Zborów zurückwerfen.

Am 2. September früh schritt die Gruppe GLt. Melior zum Gegenangriff und hatte Erfolg. Im zähen Ringen wurde dem Feinde Grab-kowce wieder entrissen1). Als aber Meliors Trappen weiter auf Zborów vorstoßen wollten, bestürmten die Russen wieder die ganze Front, holten sich jedoch bei Jaroslawice eine gründliche Abfuhr. Nur auf der Höhe Złota Ga. gelang es dem Feinde, einzubrechen; ein Gegenstoß deutscher Trappen aber fegte die Russen aus den von ihnen eroberten Gräben hinaus.

Am 3. September setzte GdK. Sacharow aufs neue seine Infanterie in vielen Wellen zum Angriff an, ohne die von deutschen Verbänden gestützte Front durchstoßen zu können. Nun mußte er eine Atempause eintreten lassen.

Die Bedrängnis der Armee Bothmer hatte die verbündeten Heeresleitungen schon am 2. September veranlaßt, die im Antransport nach Siebenbürgen befindliche deutsche 3. GID. mit ihren Hauptstreitkräften nach Halicz und mit einem Regiment nach Złoczów abzulenken. Dahin wurde am 2. auch die preußische Leibhusarenbrigade von Grywiatky gefahren. Als die Russen am 3. das Korps Hofmann bei Brzeżany bestürmten, bestimmte das Heeresgruppenkommando Erzherzog Karl Podwysokie als Versammlungsraum für die 3. Gardedivision.

Kämpfe bei der Heeresgruppe Linsingen Hiezu Beilage 20 Die letzten 'Cage vor dem Angriff der Russen (28. bis 30. August)

In den Tagen vom 28. bis zum 30. August steigerte die 8. Russenarmee im Abschnitte zwischen Zaturcy und Pustomyty das Geschütz-und Minenfeuer auf die Stellungen der Armeegruppe Litzmann; Auf-

1) Kaiser-Buchholtz-Renovanz, Das Infanterie-Regiment Nr. 171 im Weltkriege (Oldenburg 1927), 182 f.

klarer tasteten die Front ab. Gegen das Korps Szurmay und gegen die Gruppe Beckmann schaufelten sich die Russen unentwegt heran; die dawider versuchten Abwehrmaßnahmen versagten wie schon seinerzeit im Juni (Bd. IV, S. 243 und 373). GdI. Litzmann verstärkte die Grabenbesatzungen der 11. ID. durch drei deutsche Bataillone, so daß von nun an in allen Divisionsabschnitten — jenen der 37. HID., der am wenigsten gefährdet schien, ausgenommen — deutsche und öst.-ung. Truppen nebeneinander, ziemlich gleichmäßig verteilt, die vorderste Linie verteidigten. Der Kavalleriegruppe Leonhardi gab Infanterie der 108. ID. Rückhalt. An Reserven hatte Litzmann eine starke Nordgruppe hinter der Naht der Korps Csanády und Szurmay sowie eine schwächere Südgruppe hinter dem linken Flügel der Gruppe Beckmann bereitgestellt1). Überdies hatte das Oberkommando der Ostfront aus seinen Eingreiftruppen das Jägerregiment 6 nach Koniuchy herangebracht; hinter der Reserve „Nord“ verfügte der Armeekommandant, GO. Tersztyánszky, in Lokaczy noch über das deutsche IR. 42 2).

Mit ernster Entschlossenheit sah die Armeegruppe Litzmann dem täglich erwarteten Ansturm des Feindes entgegen. Daß ein solcher diesmal jedoch am Oberlauf des Stochod allem Anschein nach entfallen werde, dafür sprach schon die verminderte Besetzung der Front durch die Russen. In dieser Auffassung wurden die Führer der Verbündeten auch durch die Aussagen von Gefangenen bestärkt, die beim deutschen X. Korps eingeliefert worden waren und von Angriffsabsichten nichts zu berichten wußten.

Die „Besondere Armee“ der Russen, die dem rechten Flügel der Armeegruppe Bernhardi gegenüberlag, erhielt am 28. August in GdK. Gurko einen neuen Befehlshaber3), da weder die Stawka noch das Kommando der Südwestfront von der Führertätigkeit des Gen. Bezobrazow befriedigt waren4). Dem Zaren lag besonders das Schicksal seiner Garde am Herzen. So äußerte sich Nikolaus II. bei der Audienz, in der er den Gen. Gurko zum Führer der „Besonderen Armee“ bestellte, daß „zu seinem Leidwesen“ dieses wertvolle Angriffsmittel bisher „nicht selten ohne die genügende Umsicht“ verwendet worden sei; die Garde „habe ungeheure Verluste erlitten, ohne den Nutzen zu bringen, den man hätte erwarten dürfen. In die Eigenschaften des neuernannten

!) Litzmann, II, 114 ff.

2)    Vgl. die Kriegsgliederung der k.u.k. 4. Armee auf Beilage 20.

3)    Zajontschkowskij, 64.

4)    Broussilov, 222 f. — Knox, II, 473 ff.

Generals setzte der Herrscher das Vertrauen, daß Gurko die Kem-truppen des Reiches nunmehr erfolgreich führen werde1).

Gen. Gurko unterrichtete sich nach dem Antritt seines Dienstpostens sogleich über die bereits getroffenen Angriffsvorbereitungen, gewann aber die Überzeugung, daß weder die erlassenen Anordnungen und das geringe Verständnis der Unterführer für die Erfordernisse einer Durchbruchsschlacht, noch das für den geplanten Vorstoß seiner Armee gewählte Gelände günstige Aussichten versprachen. Er beantragte, auf das Unternehmen gegen Kowel in der angelegten Form überhaupt ganz zu verzichten2).

Bei der Armeegruppe Bernhardi wurde der Stimmungsumschwung auf der Feindesseite in diesen Tagen allerdings noch nicht bemerkt. Gegen die 107. ID. und gegen das k.u.k. II. Korps entwickelten die Russen bis zum 30. August sogar eine vermehrte Artillerietätigkeit; gleichzeitig setzten sie das Herangraben fort. Dieses Verhalten sowie die Tatsache, daß der Feind vor das Korps Fath im Laufe der letzten Wochen drei frische Korps herangeführt hatte (S. 211), schienen, obwohl sich die Russen am Stochod augenblicklich ziemlich untätig verhielten, doch anzudeuten, daß ihre Führung gegen Bernhardis Front zu einem starken Schlage ausholen mochte. GO. Linsingen schob daher am 30. aus den um Kowel versammelten deutschen Kräften (S. 212) ein Regiment gegen Powursk vor.

Beim verstärkten Kavalleriekorps Hauer begann am 28. August der von GLt. Clausius vorbereitete zweite Angriff, der den Russen ihre Brückenkopfstellung bei Tobol entreißen sollte (S. 210). Allein die vom Artilleriekommandeur der deutschen 86. ID., dem als artilleristischen Wegbereiter für Durchbruchsangriffe schon oft bewährten Obstlt. Bruchmüller, geleitete starke Artillerie der Verbündeten (über 150 Geschütze) vermochten den Widerstand der feindlichen Besatzung nicht niederzuzwingen, so daß den aus Norden und Westen zum Sturm angesetzten acht deutschen Bataillonen nur geringe Fortschritte beschieden waren. Der Ort blieb in der Hand der Russen; östlich davon erstritten sich bayrische Reiter der Division Hellingrath im Verein mit dem öst.-ung. DR. 1 ein Stück ihrer ursprünglichen ersten Linie zurück. Der Gesamtangriff war nicht durchgedrungen, und GLt. Clausius entschloß sich, seine Stoßtruppen nach Einbruch der Dunkelheit in die Ausgangslage

!) Gurko, Rußland 1914—1917, Erinnerungen an Krieg und Revolution Berlin 1921), 127.

2) Gurko, 129. — Knox, II, 475.

zurückzunehmen *). Das Heeresgruppenkommando stand nun von einer Fortsetzung des Unternehmens ab, das keinen durchschlagenden Erfolg mehr versprach. Noch am Abend befahl Linsingen, bis zum 30. die öst.-ung. 1. KD. und die preußische Leibhusarenbrigade aus der Front zu lösen und nach Kovvel abzusenden, da beide Reiterverbände für einen anderen Teil des Kriegsschauplatzes bestimmt waren (S. 258 und 376). Die bayr. KD. hatte überdies die von der Nachbargruppe Gronau erhaltenen vier Reiterregimenter zurückzugeben.

Am 29. wehrten die Bayern zunächst schwache Vorstöße der Russen ab, räumten aber abends den am Vortag eroberten Stellungsvorsprung. GO. Linsingen verfügte, daß GLt. Clausius wieder in seinen Befehlsbereich bei der Armeegruppe Bernhardi zurückzukehren habe, und wies dem Korps Hauer zur Führung der verbleibenden Fußtruppen den Stab der deutschen 1. LD. zu. In den nächsten Tagen waren die meisten der aus fremden Verbänden stammenden Batterien, an Bernhardi auch die entbehrlichen, kleineren Infanterieeinheiten zurückzustellen. Am 30. übernahm der Führer der l.LD., GLt. Freih. v. Jakoby, den Abschnitt vom Loknicabach bis zum Anschlußflügel der bayrischen Reiter.

Durch die neugeregelte Besetzung der Front nordöstlich von Tobol kam die l.LD. wieder zu ihren drei Regimentern, außerdem wurde ihr das RIR. 251 der 75. RD. und die k-u. k. 9. KD. unterstellt. Die schwache bayr. KD. erhielt das LIR. 37 zugeteilt. Das zur deutschen 86. ID. gehörige IR. 344 wurde als Heeresgruppenreserve ausgeschieden und tags darauf nach Werchy verlegt. Die Russen, von den langwierigen Kämpfen erschöpft und innerhalb der 3. Armee selbst mit weitreichenden Umgruppierungen beschäftigt2), störten all diese Verschiebungen der Verbündeten nicht.

Die erste Abwehrschlacht bei Szehvoiv —Swiniuchy (31. August bis 3. September)

Am 31. August schlug die Armee Kaledin, die jetzt fünf Infanteriekorps — davon zwei zu je drei Divisionen — umfaßte3), in der Stoßrichtung Poryck (S. 363) gegen die Armee Tersztyánszky los. Während

J) Meienborn und G o e b e 1, 128. — Suhrmann, 255. — Frauenholz, 263. — Bernhardi, Denkwürdigkeiten, 446.

2)    Zajontschkowskij, 61.

3)    Den Stab des XXIII. Korps hatte Brussilow der 9. Armee überwiesen (K n o x, II, 479). Von den beiden bei der 8. Armee verbliebenen Divisionen war die 53. dem XXXIX. und die 20. dem XXXX. Korps angegliedert worden.

deren südlicher Nachbar, die Armeegruppe Marwitz, vor der sich die schwächer gehaltenen Anschlußflügel der 8. und der 11. Russenarmee berührten, durch Geschützfeuer nur beunruhigt wurde, ergoß sich seit den frühen Morgenstunden ein zerstörender Geschoßhagel auf die Armeegruppe Litzmann. Die Arbeit der feindlichen Artillerie galt vor allem der Kavalleriegruppe Leonhardi, dem Korps Szurmay und der dem k.u.k. X. Korps unterstehenden deutschen 10. Landwehrdivision. Vormittags schritten Teile des VIII. Russenkorps, das IV. sib. und das XXXX. Korps im Abschnitte von Korytnica bis Szelwow zum Angriff1). Hinter dem Nordflügel des Sturmblockes, bei Sadowo, war eine Reitermasse (12. KD. und 3. OrenburgKosD.) bereitgestellt.

Durch den Anprall der Sibiriaken wurden in der Kavalleriegruppe Leonhardi zunächst die erschütterten Verteidiger der 10. KD. nördlich von Korytnica geworfen2). Auch die Mitte Leonhardis glitt zurück, und im Anschluß an die 10. KD. bröckelte der Südflügel der 11. ID. bedenklich ab. Die Divisionsreserven vermochten den Feind nicht aufzuhalten; er nahm Korytnica und trieb Vortruppen bis nach Swiniuchy vor. Nur die 2. GKBrig. am Südfliigel Leonhardis behauptete sich. Die nächsten deutschen Truppen riegelten die linke Flanke der Brigade gegen die Einbruchsstelle ab und leisteten dem Feinde so lange Widerstand, bis der aus dem Raume Swiniuchy von GLt. Beckmann eingeleitete Gegenstoß der Reservegruppe „Süd“ wirksam wurde 3). GdI. Litzmann hatte diesen Bataillonen noch das ihm zur Verfügung gestellte Jägerregiment 6 angeschlossen. Unter harten Kämpfen gelang es bis zum Abend, im Gegenangriff den Westrand von Korytnica zu erreichen, den Südflügel der 11. ID. vorzureißen und die gefährliche Bresche zu verrammeln4). Die Front Leonhardis sicherten deutsche Truppen, dahinter wurden die arg zerzausten Reiter und Schützen gesammelt5).

x) Klembowski, 97. — Zajontschkowskij, 67. — Winogradsky, 209 ff.

2)    Litzmann, II, 118 ff.

3)    W u 1 f f e n, 63 ff. — Senftleben, Das 1. Garde-Ulanen-Regiment im Weltkriege (Berlin 1929), 266 ff.

4)    Walther, Das Res.-Infanterie-Regiment 265 in Angriff und Abwehr 1914 bis 1918 (Zeulenroda 1933), 163 ff. — Schenk zu Schweinsberg, Bornefeld und Wilamowitz-Moellendorff. Das Großherzogliche Mecklenburgische Jäger-Bataillon Nr. 14 (Berlin-Oldenburg 1926), 124 ff. — Menges, Kriegsgeschichte des Königl. Preuß. Reserve-Jäger-Bataillons Nr. 4 (Berlin-Oldenburg 1927), 185 ff.

") Die 10. KD. hatte 1770 Mann verloren, ihr Gefechtsstand zu Fuß betrug nur mehr 570 Schützen. Insgesamt wiesen die zweieinhalb öst.-ung. Reiterdivisionen Leonhardis einen Abgang von 2460 Mann auf.

Mitte und Nordflügel der 11. ID. waren vormittags an mehreren Stellen eingebeult, die 70. HID. südlich von Szelwow war durch die

2. SchD. des XXXX. Russenkorps durchbrochen worden. Der erste, von Kräften der Honvéd versuchte Gegenschlag mißglückte. Da aber die in die Front des Korps Szurmay eingeschobenen deutschen Bataillone standhaft aushielten, konnten die Einbrüche der Russen leichter begrenzt und die Eindringlinge mit Hilfe der Reservegruppe „Nord“ Litzmanns, der GO. Tersztyánszky noch ein deutsches Infanterieregiment überließ, überall zurückgedrängt werden. Vor der 10. LD. des Korps Csanády holte sich die mehrmals anrennende 4. SchD. der Russen eine blutige Abfuhr1). Den Nordflügel des Korps sowie den Bereich des deutschen

X. Korps, dessen Führung an diesem Tage GLt. Schmidt-Knobelsdorf übernahm, behelligte der Feind nur durch abstreuendes Geschützfeuer.

Über Nacht blieb die Lage an den Brennpunkten der Schlacht, bei Szelwow und Korytnica, noch etwas ungeklärt. GO. Linsingen schob der

4. Armee zur Verstärkung der Armeegruppe Litzmann aus Kowel ein deutsches Regiment bis zum nächsten Morgen nach Iwaniczy zu; der benachbarten Gruppe Beckmann hatte Marwitz leichte und schwere Batterien zuzusenden.

Am 1. September, bei Tagesgrauen, waren von den Verbündeten im Gegenangriff die vordersten Gräben südlich von Szelwow vollständig, jene bei Korytnica hingegen noch nicht gänzlich wiedergewonnen. An der ganzen Front Litzmanns, von der 108. ID. angefangen, flackerte sogleich wieder ein lebhaftes Gefecht auf. Der Feind ließ nicht locker und versuchte Vorstöße gegen das Korps Szurmay, die jedoch an der festen Abwehr scheiterten. Mittags fielen starke russische Kräfte den Nordflügel der Gruppe Beckmann neuerlich mit Wucht an und stießen bei Korytnica gegen Westen vor. Doch der Sturmkeil wurde von den Verteidigern rasch aus zwei Fronten unter ein vernichtendes Feuer genommen und mußte unter schweren Verlusten zurückfluten. Hierauf liefen die Russen wiederholt gegen den durch Infanterie verstärkten Abschnitt der 2. GKBrig. zwischen Korytnica und Pustomyty an, brachen aber jedesmal vor den Hindernissen zusammen.

Die blutigen Einbußen des Feindes während des zweitägigen erbitterten Ringens waren sehr groß, die Verbündeten führten über 1100 Gefangene ab. Die Gegenstöße bei Korytnica hatten aber auch den Verteidigern viele Streiter gekostet, weshalb sich GdI. Litzmann auf diesem Teile der Walstatt mit der Behauptung der erreichten Linien

i) Sichelstiel, SchR. 24, 118.

beenü^e und irr. E in ve r s: än d r.: s mi: dem Armeekommando, um unnütze Opfer zu vermeiden. auf cas völlige Zurückerobem des ursprünglicher. Steilungsverlaufes verzich:e:e. Daraus härte sich doch höchstens noch ein moralischer Erfolg, aber kein taktischer Vorteil mehr ergeben. An ceutscnen Reserven verfügte Litzmann. das ihm zugeschobene deutsche Regimen: mitinbegriffen, noch über fünf Bataillone; er sah der weiteren Entwicklung der Dinge mit Zuversicht entgegen 2 .

GO. Linsingen hatte unterdessen dai von der Armeegruppe Bem-rardi nicht benötigte Regiment S. 57$ über Wlacimir-Wolvrski zur

4. Armee herar.geholt und am 2. September östlich der Stadt bereitgestellt. Der Feine enthielt sich ;ecoch an diesem Tage jeglicher An-grtrre und rächte sich an seinen Gegnern nur durch Artilleriefeuer.

Tags darauf, am S. Senrember. raffte sich die Armee Kaledin noch einmal zu einem Durchbruchsversuch auf. Ihre .Anstrengungen galten vornehmlich dem Korns Szurmay. daneben auch dem angrenzenden Norc-flügel Beckmanns. Doch die Angreifer prallten an dem. tatkräftigen Widerstande der Verbündeten ab: örtliche Frontschwankunren bei cer

11. ID. wurden durch eingreifende Reserven rechtzeitig ausgeglichen. Die Abwehr beim Korns Szurmay wurde von den Nachbarn Beckmann und Csanády. deren Batterien die feindlichen Stürmer flankierend beschossen. äußerst wirksam unterstützt. Abends konnten Führer und Sol-

harte dem Feinde neuerliche, empfindliche Verluste eingetragen - . ..die

gleich" Null" .    ~    "    J

Auf Linsingens Geheiß rollte das bei Wladimir-Wolyński bereitgehaltene Regiment noch am .Abend zur k.u.k. 2. Armee weiter. Sei: der Errichtung der Hindenburgfr:>nt hatte sich das deutsche Oberkom-

schränkten Streitkräften den ohne Unterbrechung bald da, bald dort ? I\lí -:oTr«kL

nützung des wesentlich verbesserten Bahnbetriebes rasch den jeweils bedrohten Abschnitten zugeschoben und dort ausschlaggebend in die Schlacht geworfen wurden. Nach erfüllter Aufgabe rückten diese Eingreiftruppen wieder an die Bahn, um einer gleichen Arbeit an anderer Stelle gewärtig zu sein. So vervielfältigte das Oberkommando Ost gleichsam seine den Massen der Russen zahlenmäßig unterlegenen Abwehrkräfte und brachte im richtigen, entscheidenden Augenblick doch immer eine genügende Truppenmacht zusammen, um einen Durchbruch des Feindes zu verhüten. Dieses System fliegender Reserven hatte sich schon im Hochsommer vortrefflich bewährt und blieb auch für die Folgezeit das einzig mögliche Mittel, die Verteidigung erfolgreich zu führen.

Unterbleiben des Angriffes der russischen Westfront

Die Führung der Verbündeten hatte zur Monatswende August—September auch mit einem Angriff der Russen auf die Armeegruppe Bernhardi gerechnet (S. 378). Die Armee Gurko begann denn auch am 31. August ein stärkeres Artilleriefeuer auf die deutsche 107. ID. und auf das k.u.k. II. Korps abzugeben und setzte in den nächsten Tagen die Erdarbeiten im Vorgelände fort, aber sowohl in diesem Frontabschnitte wie beim Korps Fath, wo die Gruppe Kneußl am 31. August und am 1. September lebhafter als vorher beschossen wurde, unterblieb der erwartete Ansturm des Feindes. Die Gefechtstätigkeit bei Bernhardi sank seit dem 3. September auf das übliche Maß des defensiven Stellungskampfes zurück.

Der russische Generalstabschef Alexejew hatte dem Oberkommandierenden der Westfront, dem GdI. Ewert, bewilligt, den Angriff auf Kowel am 2. September zu eröffnen (S. 362). Hiezu hatte Gen. Gurko am

29. August die noch von seinem Vorgänger Bezobrazow vorbereiteten Befehle an die Unterführer ausgegeben; er selbst bezweifelte aber die Möglichkeit eines Erfolges (S. 378). Der Angriff sollte aus der starken Mitte heraus mit drei Korps (XXX. und beide Gardekorps; erfolgen Für die 3. Russenarmee hatte Gen. Lesch erst am 30. die endgültige Schlachtordnung anbefohlen2); diese Verzögerung mag durch die Gegenstöße des Korps Hauer bei Tobol beeinflußt worden sein. Bis zum 1. September sollte das XXXIV. Korps links neben dem III. den Brücken-

1j Zajontschkowskij, 64.

2) Ebenda. 61 ff.

köpf Tobol in gedrängter Aufstellung besetzen und südlich davon das XXVI., das die 4. finn. SchD. an sich zu ziehen hatte, die Stochodlinie bis zum Nordflügel des XLVI. Korps übernehmen1). Das XXV. Korps bei Maniewicze und der Großteil der Reiterei, die in ihren früheren Bereichen verblieb, stellten die Reserve dar. Zu dieser zählte auch noch das abgekämpfte I. sib. Korps, das allerdings schon zur Abfahrt in den Raum der 10. Armee bestimmt war. Die 3. KD. war zu den Dobrudscha-streitkräften abbefördert worden (S. 276). Erst in der Nacht auf den 1. September erließ Gen. Lesch die Angriffsweisungen. Das XXXIV. Korps sollte, unterstützt vom III. und vom XXVI., der Hauptträger des Angriffes sein, dem sich, bei günstigem Fortschritte, der rechte Flügel des XLVI. Korps durch einen Vorstoß auf Bol. Obzyr anzuschließen hatte.

Die Offensive der Westfront gedieh jedoch über diese Befehle nicht hinaus. Denn wenn man termingemäß am 2. September losschlagen wollte, mußte eine überstürzt begonnene Kriegshandlung der 3. Armee von vornherein den Keim des Mißerfolges in sich tragen, da sich die Angriffstruppen in den zugewiesenen Abschnitten bei der Kürze der Zeit nicht mehr einrichten konnten2). Diese Erkenntnis bewog den bedächtigen und stets zur Vorsicht neigenden Gen. Ewert, am 2. September der Stawka zu berichten, daß der Angriff frühestens am 5. oder

6. eröffnet werden könne. Im Grunde genommen vertrat aber Ewert, da auch Gurko so geringe Zuversicht über die Erfolgsaussichten seiner Armee bekundete, die Auffassung, daß das geplante Unternehmen überhaupt unausführbar sei. Er betonte die örtlichen Schwierigkeiten im Raume der „Besonderen Armee“ und wies darauf hin, daß der von Lesch zur Unzeit angestrebte Ausbau des Brückenkopfes Tobol mißlungen sei; an anderen Stellen sei aber ein Flußübergang nicht zu

x) Welchen Korps die 27. und die 78. ID. angehörten, bleibt fraglich. Der im Juli 1916 gebildete Verband des Komb. Korps „Bulatow“ (IV. Bd., S. 579), den auch die russischen Militärschriftsteller späterhin nicht mehr erwähnen, war jedenfalls schon seit einiger Zeit aufgelassen. Die 27. ID. hatte gegen das Kavalleriekorps Hauer vor Tobol gefochten und stand um die Monatswende August-September neben der 4. finn. SchD. und der 65. ID. (vom XXVI. Korps) noch dort. Die 78. ID. lag am Stochod zwischen Bol. Obzyr und Stobychwa, schloß hier an den rechten Flügel des XLVI. Korps an und war wahrscheinlich an dessen Befehle gewiesen.

2) Zajontschkowskij, 63, fällt ein sehr hartes Urteil, indem er „die laut Ewerts Befehl durchzuführenden Angriffsvorbereitungen der 3. Armee, die Verteilung der Artillerie, die Unterweisung der Führer und Truppen“ als „chaotisch und mangelhaft“ bezeichnet.

erzwingen. Der Gegner habe unterdessen Zeit gefunden, sich stark zu befestigen. Der Befehlshaber der Heeresfront schlug vor, statt mit einem Schlage durchzubrechen, den Gegner nach und nach hinter die Turya zu drängen und dadurch zu nötigen, möglichst viel Truppen von anderen Kampffeldern für den Raum Kowel abziehen zu müssen. Ein zweiter Vorschlag auf Grund der Nachrichten, daß die Deutschen nördlich vom Pripiatj ihre Kräfte vor der 10. Armee schwächten, ging dahin, mit drei Korps im Abschnitte Smorgon—Kiewo anzugreifen.

Eingreifen der Stawka

Aus der Generaloffensive, die Alexejew mit dem Zarenheere und der frischen Kriegsmacht Rumäniens gemeinsam gegen die Mittelmächte zu führen gedachte, war nichts geworden. Von der Angriffshandlung der Nordfront hatte die Stawka selbst Abstand genommen (S. 362); Gen. Rußki beschränkte sich auf das Festhalten der Stellungen und wies anfangs September seinen Armeen nur örtliche Aufgaben begrenzten Umfanges zu1).

Die Westfront hatte den Zeitpunkt, in dem ihr Eingreifen in der Richtung Kowel den Gegner empfindlich getroffen und zugleich die Südwestfront wirksamst unterstützt hätte, bereits verstreichen lassen. Brussilows Streitkräfte waren wieder allein in den so viele Blutopfer heischenden Kampf gestürzt. Die Ergebnisse bis zum 3. September waren keineswegs überwältigend. Doch schien sich eben bei der Mitte des Südwestheeres ein Erfolg einzustellen, der ausgewertet werden konnte, wenn die 7. und die 11. Armee in ihrem Drucke auf die mürbe Front der Gegner nicht nachließen. Der 8. Armee war ein Anfangserfolg schnell entwunden worden; ein stärkeres Kraftaufgebot, an gleicher Stelle verwendet, mochte vielleicht mehr Waffenglück finden.

An der Idee, im Raum von Kowel einen wuchtigen Keil in die Front der Verbündeten hineinzutreiben, hielt Alexejew nach wie vor fest. Er schenkte aber den Einwänden und Vorstellungen Ewerts Gehör und entschloß sich, das strategische Ziel, das bisher weder durch Stirnangriffe noch durch Umfassung von Norden her zu erreichen war, jetzt weitausholend von Süden aus anzugehen2). Hiezu ersah Alexejew in den beiden Gardekorps, die von der Westfront nicht voll ausgenützt

x) Zajontschkowskij, 121.

2) Ebenda, 69 ff.

worden waren und dort jetzt zwecklos standen, ein besonders taugliches Kampfmittel.

Am 3. September empfing Brussilow aus Mohilew die entsprechenden Weisungen. Er hatte die Gardeinfanterie von Ewert zu übernehmen und der 8. Armee einzuverleiben. Die derart verstärkte Armee Kaledin hatte einen machtvollen Angriff gegen die Strecke Wladimir-Wolyński— Milatyn und weiterhin in der allgemeinen Richtung gegen Grubieszów zu führen. Von Wladimir-Wolyński sollte nach Norden abgeschwenkt und nach Kowel vorgestoßen werden. Die Westfront hatte am unteren und mittleren Stochod nur die für eine Verteidigung unerläßlichen Kräfte zu belassen und hinter dem linken Flügel der „Besonderen Armee“ eine starke Reserve zu versammeln, um dem Stoßkeil Kaledins die Flanke zu schützen. Über die Gardekavallerie behielt sich die Stawka das Verfügungsrecht vor1). Der dem Gen. Ewert am 11. August erteilte Auftrag, Kowel durch einen Angriff über Kamień Kaszyrskij zu erobern, wurde am 4. September noch ausdrücklich aufgehoben2).

Da die Leitung der nächsten und — wie man in Mohilew hoffte — ausschlaggebenden Offensive wieder der Südwestfront zufiel, trachtete Alexejew zu erreichen, daß seine Ansichten über Anlage und Zweck der Kriegshandlung sowie über die entsprechende Kräftevereinigung auch von Brussilow geteilt würden. Wenn sich die Gegner vor dem Südwestheere — setzte Alexejew am 4. September dem Oberbefehlshaber auseinander — auch noch so verstärken, so bleibe doch die tatsächliche Überlegenheit auf russischer Seite. Allerdings seien die Truppen derzeit ziemlich gleichmäßig auf die ganze Front verteilt. Die neuerliche Vermehrung der Streitkräfte erfolge in der Absicht, daß nunmehr eine „starke Armee zur Durchführung eines entscheidenden Angriffes gegen die Deutschen in einer Richtung“ gebildet werde. Der Stoß auf Grubieszów biete günstige Aussichten; denn aus diesem Raume könne man sich entweder gegen Kowel oder gegen Lemberg wenden.

Brussilow beantragte, den Angriff auf den Abschnitt Wladimir-Wolyński—Poryck beschränken zu dürfen und verlangte für die 8. Armee noch schwere Batterien und Luftfahrzeuge. Auf seine Klage über die

x) K 1 e m b o vv s k i, 99 ff.

2) Zajontschkowskij, 65. - Vier Seiten später gibt der Verfasser an, wie die militärischen Machtmittel Rußlands zu dieser Zeit auf dem europäischen Kriegsschauplätze verteilt waren. Auf der Walstatt nördlich des Polesie standen 61 Infanterie- und 17 Kavalleriedivisionen, südlich des Polesie 791/2 Infanterie- und 22 Kavalleriedivisionen. Außerdem befanden sich 2 Infanteriedivisionen und 1 Reiterdivision in der Dobrudscha.

schädliche Untätigkeit der Westfront und auf seinen Hinweis, daß diese am mittleren und unteren Stochod im Vergleich mit dem Wald- und Sumpfgebiet des Raumes Wladimir-Wołyński—Kowel ein günstigeres Gelände vor sich habe, ging Alexejew nicht ein. Er genehmigte nur die Verengung der Einbruchsfront und wies schwere Artillerie zu; auch die Beistellung von Flugzeugen wurde versprochen. Auf weitere Bitten Brussilows gestattete die Stawka, daß aus ihren anrollenden Reserven das VII. sib. Korps der 7. und das III. kauk. Korps der 11. Armee zugeführt werden. Am 10. September wurden die Armeeführer Kaledin, Sacharow und Schtscherbatschew verständigt, daß mit Hilfe der ihnen zuströmenden frischen Kräfte am 16. eine längere, tatkräftig zu führende Kriegshandlung zu eröffnen sei, die auf große Ergebnisse abziele.

Die Zwischenzeit bis zum nächsten großen W affengange

(4. bis 15. September)

Die Schlacht in den Waldkarpathen

Hiezu Beilage 18

Gen. Letschitzki bedrängte mit seinen Hauptstreitkräften die den Weg nach Siebenbürgen und nach Ungarn sperrende k.u.k. 7. Armee seit dem 4. September in den Waldkarpathen ununterbrochen weiter. Er hatte auf seinem äußersten linken Armeeflügel bei Dorna Watra aus Kräften des III.Kavalleriekorps (l.TerekKosD., 10.KD. und l.DonKosD.) eine Stoßgruppe gebildet. Sie war zum Einbruch in die Flanke des k.u.k.

XI. Korps und zum gemeinsamen Vorgehen mit dem rumänischen Bistritadetachement bestimmt. Die k.u.k. Heeresleitung hatte sich schon am 2. September durch die Ansammlungen dieser russischen und rumänischen Kräfte veranlaßt gesehen, dem XI. Korps noch ein zweites Bataillon der 10. bayr. ID. zur Verfügung zu stellen (S. 369).

Am 4. September trafen die Bayern gerade in Dorna Watra ein, als sich die Russen auf den Höhen nördlich des Ortes zu rühren begannen. Die 1. TerekKosD. schob sich von Norden an die Stadt heran. Zugleich stieß eine andere Gruppe dieser Division von Osten gegen den D. Negrii vor und drang in die schütter besetzten Stellungen der 11. HKD. ein. Am 6. warfen die südlich von Dorna Watra eingesetzten Teile des bayr. IR. 16 den Feind zurück, der nun vom Flankenangriff abließ und am 7. hinter den Negrabach auswich, zumal auch das rumänische Bistrita-detachement im Raume südlich von Sara Dornei untätig blieb.

Sehr empfindlich waren die Angriffe der Russen gegen die Stellungen, die das Tal der goldenen Bistritz und damit die einzige Querverbindung der 7. Armee, die große Straße Kirlibaba—Prislopsattel deckten. Hier mußte um jedes Grabenstück gerungen werden, bis es den Russen entrissen war. Ein örtlicher Durchbruch konnte den Verlust der ganzen Stellung und den Rückzug des Korps Habermann zur Folge haben. Am 7. abends brachen die Terekkosaken auf den Höhen nördlich von Dorna Watra wiederholt in die Stellungen der Brigade Papp ein, wurden aber von den standhaften Verteidigern immer wieder nach Norden zurückgestoßen. Die 103. RD. der Russen bemühte sich seit dem

4. aufs neue, den schmalen Einbruch nördlich von Czokanestie zu erweitern. Hier blickte der Russe schon in das Bistritztal, wurde aber durch die 8. KD., GM. Freih. v. Schnehen, festgehalten, zu deren Unterstützung Teile der 5. HKD., der 40. HID. und des bayr. IR. 16 herbeigeeilt waren. Auf beiden Seiten wurden die Stellungskämpfe mit großer Erbitterung weitergeführt, bis schließlich die Russen, durch unermüdlichen Sappenangriff zermürbt, am 12. September das letzte von ihnen eroberte Grabenstück der 8. KD. räumen mußten.

In dem unwirtlichen Gebiet zwischen dem Kirlibababach und dem Czarny Czeremosz gab es gleichfalls Tag für Tag Massenstürme der Russen. Die langandauernden Kämpfe und die schlechte Witterung setzten den Streitern hart zu. Das hohe Waldgebirge lag im Nebel verloren, die Niederungen dampften vom Regen. Am 4. September spät abends stieß das russische XVIII. Korps mit zusammengeballten Kräften bei Sarata gegen den linken Flügel der deutschen l.ID. vor und brachte die erschöpften Ostpreußen in arge Bedrängnis. GLt. Conta wollte das HIR. 306 und zwei deutsche Jägerbataillone von der Höhe Comanowa gegen Südosten zum umfassenden Gegenangriff einsetzen, mußte aber die deutschen Jäger nach Szybeny entsenden, um die 200. ID. zu stützen. Truppen des russischen XI. Korps hatten diese Division angefallen und waren nach verzweifelter Gegenwehr zwischen den Höhen Skoruszny und Smotrec in die dünn besetzten Kampflinien der Deutschen eingebrochen. Das am 5. nachmittags in Leordina eintreffende deutsche LstlR. 35 (S. 371) wurde zur Verstärkung der 200. Division herangezogen, die sich trotz des Einbruches in ihrer Mitte zu behaupten vermochte.

Nicht minder heftig war inzwischen um den Besitz der Grenzhöhen westlich des Tartarenpasses gelungen worden. Dort waren am 4. auf dem linken Flügel des I. Korps öst.-ung. und deutsche Verbände (Teile der 34. und der 117. ID.) zum Gegenangriff angetreten, um den über die Höhe Wyżna preluka vordrängenden Feind (starke Kräfte des XI. Korps) zurückzuwerfen. Schritt für Schritt gewannen die Verbündeten auf dem Grenzkamm Boden. Am 5. holten die Russen zu einem Gegenschlag aus. Sie stießen von den bewaldeten Südhängen der Berglinie Douha—Ploska in das Dosinatal hinab. Bei Klauzura Dosina verwehrte die Gruppe Obst. Sávoly (HIR. 307, verstärkt durch Landsturm) in wütendem Nahkampf den Russen den Abstieg in das obere Theißtal. Auf dem Grenzrücken zwischen dem Tartarenpaß und der Wyżna preluka vermochte sich der durch deutsche Truppen gestützte linke Flügel der 34. ID. nur noch mühsam zu behaupten. GdK. Kirchbach war im Begriff, in eine vorbereitete Stellung nördlich von Körösmezö auszuweichen, als ihn GO. Pflanzer-Baltin aufforderte, standzuhalten. GO. Conrad hatte inzwischen im Einvernehmen mit Ludendorff die auf der Fahrt nach Bistritz begriffene 10. bayr. ID. nach Máramaros-Sziget abgedreht, und das Heeresgruppenkommando Erzherzog Karl hatte ein Regiment dieser Division (RIR. 6) dem I. Korps zur Verfügung gestellt.

Während Kirchbachs linker Flügel auf der Wyżna preluka und bei Klauzura Dosina in schwerem Abwehrkampfe lag, waren die 3. KD. und die ihr zugeteilte deutsche 2. Radfahrerbrigade am 4. August vom Pantyrpaß vorgebrochen. Diese Gruppe gewann gegen Rafailowa Raum, wurde aber am 7. von einem russischen Gegenstoß getroffen und zum Stehen gebracht.

An diesem Tage erlitt die Mitte des Karpathenkorps einen Rückschlag. Starke Kräfte des russischen XVIII. Korps warfen in der Gegend südlich von Sarata das am linken Flügel der 1. ID. eingesetzte HIR. 306 aus seinen Gräben und drangen am 8. durch die Bresche tief in die Flanke der Ostpreußen vor. Die l.ID. wurde von dem im Gebiet westlich des obersten Bilyj Czeremosz fechtenden rechten Flügel der 200. ID. getrennt. Durch Umfassung bedroht, mußte Conta bis zum 9. die Mägura und die Stara Wipczyna räumen und die 1. ID. hinter das Cibotal über die ungarische Grenze auf die Nordhänge des Cimbro-sława Wk. und der Gura Rucada zurücknehmen. Die 200. ID. räumte ihre Stellungen auf der Höhe Prelużny und nahm ihren rechten Flügel auf den Grenzkamm zurück.

Die Bedrängnis des Karpathenkorps hatte das Heeresgruppenkommando Erzherzog Karl schon am 7. veranlaßt, das auf der Fahrt nach

Máramaros-Sziget befindliche bayr. RIR. 8 und fünf Batterien nach Borsa zu entsenden. Die Verstärkungen trafen am 8. zur Zeit des Rückzuges der l.ID. ein und wurden von GLt. Conta sofort auf die Höhen nördlich des Prislopsattels vorgeschoben. Bald folgten die übrigen Truppen der 10. bayr. Division, das bayr. RIR. 6 von Körösmezö und Teile des bayr. IR. 16 von Dorna Watra, um die schütter besetzten Abschnitte in der Mitte des Karpathenkorps zu stützen. Das abgekämpfte HIR. 306 wurde der 202. HIBrig. zurückgestellt.

In diesen Tagen, da in den Waldkarpathen täglich eine neue Krise drohte, waren die Befehlsverhältnisse innerhalb der 7. Armee neu geordnet worden. Schon die Mißerfolge im Juni 1916 hatten die Stellung Pflanzer-Baltins erschüttert. Die DOHL. zieh ihn rücksichtslosen Zerreißens der Verbände und trug Bedenken, seiner ungestümen Führung deutsche Truppen anzuvertrauen x). Verschiedene Vorschläge der DOHL., Pflanzer-Baltin durch einen ruhigeren Führer zu ersetzen, hatten aber in Teschen keine Zustimmung gefunden. Bei Conrad stand PflanzerBaltin seit seiner Karpathenverteidigung im Winter 1914/15 und seit dem Vormarsch im Frühjahr 1915 in hohem Ansehen; auch nach dem Kriege konnte man ihn immer wieder sagen hören, daß »Pflanzer sein bester Armeeführer gewesen sei. Daher hatte die DOHL. im Juni nur zu erreichen vermocht, daß GM. Seeckt der 7. Armee als „Oberstabschef“ und bald darauf dem Heeresgruppenkommando Erzherzog Karl als Generalstabschef beigegeben wurde (Bd. IV, S. 450 und 563). Ein derart an Selbständigkeit gewöhnter, tatkräftiger Armeeführer wie GO. Pflanzer-Baltin fühlte sich aber durch GM. Seeckt in seinem Wirken beengt und fügte sich als alter k.u.k. General nur widerwillig der deutschen Vormundschaft. Es kam zwischen ihm und dem Heeresgruppenkommando zu Reibungen und Meinungsverschiedenheiten. Um diese Schwierigkeiten zu beseitigen, und nachdem auch vom jungen Erzherzog-Thronfolger über die unsichere und unruhige Führung der 7. Armee Klagen erhoben worden waren, schlug der Armeeoberkommandant FM. Erzherzog Friedrich in einem Schreiben vom 4. September dem GO. Pflanzer-Baltin vor, sich krank zu melden und um Enthebung zu bitten. Am Schlüsse seines Briefes versicherte der Armeeoberkommandant, wie schwer es ihm geworden sei, einem so alten und verdienten General dieses Ansinnen zu stellen, aber bei dem ungeheuren Umfang, den dieser größte Krieg aller Zeiten angenommen habe, müßten persönliche Erwägungen zurücktreten.

1 Cramon, Bundesgenosse, 62.

Am 7. September meldete sich GO. Pflanzer-Baltin krank und bat um seine Enthebung, die von Kaiser Franz Joseph schon tags darauf verfügt wurde. Zum neuen Führer der 7. Armee wurde GdK. Kirchbach ernannt. Diesem trat Obst. Demus als Generalstabschef zur Seite.

GFM. Hindenburg hatte inzwischen dem Heeresgruppenkommando Erzherzog Karl zwei deutsche Korpsführer mit ihren Stäben — GLt. Surén (Generalkmdo. des XXV. RKorps) und GLt. Fuchs (Generalkmdo. des X. RKorps) zur Verfügung gestellt. GLt. Surén übernahm am 9. September an Stelle Kirchbachs den Befehl über die 117. ID., die 34. ID. und die 202. HIBrig. Der Stab des I. Korpskmdos. fand Verwendung in der Bukowina. Dort traten die 8. KD., die 5. HKD., die 215. IBrig. und die 40. HID. am 15. September zum neugebildeten I. Korps unter FZM. v. Scheuchenstuel zusammen. Dem XI. Korpskmdo., FML. Habermann, blieben nur mehr die 11. HKD. und die Brigade Papp unterstellt.

Gen. Letschitzki setzte in der zweiten Septemberwoche seine Angriffe fort, um den Hauptkamm der Waldkarpathen noch vor Eintritt des Winters zu überwinden. Er suchte mit dem XVIII. Korps den Pris-lopsattel hinabzustoßen und drängte mit dem aus der 79. und der 82. ID. neugebildeten XXIII. Korps, dessen Stab aus dem Bereiche der 8. Armee herangeholt worden war, gegen Contas rechten Flügel vor1).

So hatten sich die 40. HID., die deutsche l.ID. und die eintreffenden Truppen der 10. bayr. ID. im Gebiete des Capul, der Cimbroslawa Wk. und auf den Höhen nördlich des Prislopsattels in wechselvollem Ringen, das bis zum 15. September währte, neuer Vorstöße der Russen zu erwehren. Contas linker Flügel, die 200. ID., machte um dieselbe Zeit alle Anstrengungen des Feindes, die Berglinie Rotundal—Baba Ludowa — Smotrec zu gewinnen, zu Schanden. Auch die auf den Grenzhöhen des Tartaren- und des Pantyrpasses fechtenden öst.-ung. und deutschen Verbände (117. ID., 34. ID., 202. HIBrig., 3. KD., 2. Radfahrerbrigade) vermochten sich seit dem 8. September in zäher Verteidigung gegen eine Reihe von Angriffen des russischen XI. Korps zu behaupten. Doch war die zutage getretene Ermüdung der deutschen und öst.-ung. Divisionen schon so groß, daß GdK. Kirchbach am 10. das Heeresgruppenkommando um Verstärkung für die über 200 km breite Karpathenfront bat.

An der Kampffront der Armee Kövess zwischen den Waldkarpathen und dem Dniester hatte seit dem 1. September im allgemeinen Ruhe geherrscht. Nur im Gebiet der oberen Bystrzyca Sołotwińska rangen täglich vorgeschobene Abteilungen der 59. ID. mit feindlichen Sicherungs-x) Zajontschkowskij, 81.

truppen. Am 8. September suchten Kräfte des weitausgespannten russischen XII. Korps bei Bohorodczany einen Ablenkungsangriff zu führen. Sie drangen am Nordflügel des VIII. Korps, FZM. Ritt. v. Benigni, in die Feldwachstellungen der 42. HID. ein, wurden aber alsbald zurückgestoßen. Artillerie- und Vorfeldkämpfe, namentlich in den Abschnitten bei Stanislau, füllten im übrigen die Tage. Am 12. September übernahm GLt. Fuchs (X. RKorps) den Befehl über die bisherige Gruppe Oppeln-Bronikowski (119. ID., 48. RD.).

Erste Schlacht an der Narajóivku Hiezu Skizze 1 auf Beilage 19

Bei Brzeżany hatte am 4. September das bayr. RIR. 4 der 199. ID. den Feind in schwerem Kampfe aus den Stellungen der 55. ID. vertrieben (S.375). Nachts wich das russische XVI.Korps über den Ceniówka-abschmtt zurück. Als dies geschah, war Schtscherbatschew schon zur Fortsetzung des Angriffes gegen die Südflanke Bothmers bereit. Am 5. vormittags fielen drei Korps der Russen (XXXIII., XXII. und II.) die unter den einheitlichen Befehl Geroks gestellten öst.-ung. und deutschen Divisionen an. Bei Byszów brachen die ersten Anstürme vor den Stellungen des k.u.k. XIII. Korps und der deutschen 105. ID. im Abwehrfeuer der Artillerie blutig zusammen; dagegen drangen die Russen bei Hnilcze in die Gräben der 12. ID. ein. Herbeieilende Truppen der deutschen 199..ID. warfen den Feind zurück. Die russische Artillerie nahm die Beschießung wieder auf. Am Nachmittag schlugen die 2. KD. und die in die Kampffront des schwachen XIII. Korps eingesetzten Kräfte der deutschen 199. ID. einen Vorstoß gegen die Höhe Magsa ab. Dichte Angriffswellen der Russen brachen indessen über die Gräben der deutschen 105. und der k.u.k. 12. ID. hinweg. Im Nahkampf geworfen, wich die Mitte Geroks unter großen Verlusten zurück. Nun klaffte bei Byszów und Hnilcze eine Lücke von 10 km Breite. Da diese Bresche durch die mittlerweile von Halicz eiligst herbeigeholten, letzten verfügbaren Bataillone der deutschen 119. ID. nicht mehr geschlossen werden konnte, sah sich GdI. Bothmer genötigt, die Gruppe Gerok (2. KD., XIII. Korps, 105. ID., VI. Korps mit den zum Lückenschließen verwendeten Truppen der 119. ID., 1. RD.) und auch das türkische XV. Korps an die Mündung der Gniła Lipa und auf Bolszowce sowie die Narajówka abwärts bis südlich von Lipnica dolna, dann nordostwärts abbiegend an die Zlota Lipa zurückzunehmen. GO. Kövess mußte seinen linken Armeeflügel, die 119. ID., bis Halicz verlängern. Er holte zum Schutze seiner Nordflanke die hinter die Gruppe Hadfy zurückgenommene 30. ID. heran. Das Heeresgruppenkommando verfügte im Hinblick auf die gespannte Lage noch am 5., daß die mit ihren Hauptstreitkräften nach Burzstyn und mit einen Teil ihrer Truppen nach Złoczów im Antransport befindliche 3. GID. hinter dem rechten Flügel der Armee Bothmer vereinigt werde.

Schon am 6. September frühmorgens überfielen die Russen die zurückgelassenen Nachhuten Geroks auf den Höhen östlich der Nara-jówka und zwangen sie zum Rückzug in ihre Hauptstellung. General Schtscherbatschew schob noch im Laufe des Tages das XXXIII., das XXII. und das II. Korps an die neuen Stellungen der Gruppe Gerok heran. Abends entspannen sich an der Mündung der Gniła Lipa zwischen der 2. KD. und den Russen Kämpfe.

Die verbündeten Heeresleitungen sahen sich durch die Ereignisse der letzten vierundzwanzig Stunden veranlaßt, der 3. GID. die auf der Fahrt nach Siebenbürgen begriffene deutsche 208. ID., GM. Hesse, in den Raum Bukaczowce—Bursztyn folgen zu lassen. Der Deutsche Kaiser hatte Sorge, daß durch die russische Offensive das für die Kriegsrüstung unentbehrliche Erdölgebiet von Drohobycz verloren gehen könne. In seinem Aufträge bat GFM. Hindenburg am 6. die k.u.k. Heeresleitung, sie möge die Heeresgruppe Erzherzog Karl zum Standhalten auffordern. Hierauf erging an den Erzherzog-Thronfolger eine Weisung, in der ausgeführt wurde, daß wegen der gespannten Lage in Südostgalizien bereits drei für die Abwehr der Rumänen bestimmte Divisionen — zuerst die bayr. 10. ID., dann die 3. GID. und jetzt die 208. ID. — zur Verfügung gestellt werden mußten. Die k.u.k. Heeresleitung sprach die Erwartung aus, daß mit dem Einsatz dieser Verstärkungen die Front im Raume nördlich der Karpathen gehalten werde. Würden weitere deutsche Reserven durch die russische Offensive festgehalten, dann könnten auch die gegen die Rumänen geplanten Operationen nicht durchgeführt werden.

Das Heeresgruppenkommando Erzherzog Karl ordnete am 6. September an, daß die im Ausladeraume östlich von Rohatyn eintreffende

3. GID., GM. v. Lindequist, noch in der Nacht auf den 7. in die Front der Gruppe Gerok eingeschoben werde und daß die 105. ID. als Armeereserve auszuscheiden sei. Diese Division war auf Befehl der DOHL. in weiterer Folge in den Bereich der Heeresfront Prinz Leopold von Bayern abzubefördern. Als Ersatz für sie ließ Prinz Leopold die deutsche 216. ID. zur Südarmee heranführen. Das VI. Korpskmdo., FML. Fabini, stellte der Erzherzog-Thronfolger der k.u.k. Heeresleitung zur Verfügung (S. 285). Die einzige diesem Korps noch unterstellte Division, die abgekämpfte 12. ID., wurde dem schwachen, auf dem Südflügel der Gruppe Gerok eingesetzten XIII. Korps zugeteilt.

In der Nacht auf den 7. September schoben sich sechs Divisionen der Russen — 1. und 2. TransamurD., 1. und 3. finn. SchD., 3. turk. SchD. und 26. ID. — an die Kampflinien der Gruppe Gerok heran, um sie im Morgengrauen an der Narajówka und an der Front zwischen diesem Gewässer und der Złota Lipa durch Überfall ohne Artilleriefeuer zu überrennen. Bei Bolszowce und bei Skomorochy schlugen die 199. und die 105. Division sowie die herbeieilenden Bataillone der 3. GID. den ersten Ansturm ab. Unterdessen gelang es auch der 2. KD., den über die Gniła Lipa bis zum Bahnhof von Halicz vordringenden Feind abzuwehren. Batterien der deutschen 119. ID. griffen vom südlichen Dniesterufer flankierend in diesen Kampf ein.

Starkes russisches Artilleriefeuer setzte nach dem erfolglosen Überfall ein. Nach lang währender Beschießung gingen die russischen Angriffsdivisionen im Laufe des 7. September noch dreimal zum Angriff vor, um über die Narajówka in die Südflanke der Armee Bothmer einzubrechen. Die an diesem Flusse fechtenden deutschen Truppen (119. ID.,

3. GID. und die noch nicht aus der Front gezogene 105. ID.) brachten alle Durchbruchsversuche zum Scheitern. Nur bei Bolszowce und bei Skomorochy vermochten die Angreifer in geringer Ausdehnung auf dem Westufer Fuß zu fassen. Auf der welligen Hügellandschaft zwischen der Narajówka und der Zlota Lipa brachen die dichten Angriffswellen der Russen schon vor den Stellungen der 1. RD. und des türkischen XV. Korps bei Potutory an der Grenze zwischen dem türkischen Korps und dem Korps Hofmann zusammen.

In der Nacht auf den 8. September und am nächsten Tag setzte Schtscherbatschew seine Massenangriffe gegen den rechten Flügel und gegen die Mitte der Armee Bothmer fort. Bei Halicz stießen Truppen des schwachen XIII. Korps den einbrechenden Feind gegen die Mündung der Gniła Lipa zurück. Besonders erbittert wurde wiederum an den Hauptdruckstellen des Feindes, bei Bolszowce und bei Skomorochy gerungen. Einzelne Gräben gingen der 119., der 105. ID. und der 3. GID. verloren, aber wo der Russe eindrang, warfen ihn die Deutschen ebenso rasch wieder aus den Stellungen hinaus1). Die 1. RD. schoß bei Lipnica dolna vorbrechende Sturmsäulen zusammen. Auch das türkische XV. Korps behauptete sich im schweren Ringen an der Front zwischen Narajówka und Złota Lipa. Bei Trościaniec stürzte ein türkisches Regiment den zurückweichenden Russen mit Handgranaten und mit dem Bajonett nach; es kehrte mit mehreren Hundert Gefangenen in seine Stellungen zurück. Unzählige Tote lagen vor den Kampf linie n der Gruppe Gerok. Der russische Angriff endete am 8. abends mit völligem Zusammenbruch. Nachts mußte Schtscherbatschew seine empfindlich gelichteten Truppen wieder über die Narajówka zurücknehmen. Die öst.-ung., die deutschen und die türkischen Divisionen, die Seite an Seite unter der einheitlichen Führung des GdI. Gerok gefochten hatten, waren nach zweitägigem, wechselvollem Ringen auf der ganzen Front Sieger geblieben.

Auf dem linken Flügel der russischen 11. Armee ließ Gen. Sacharow am 4., am 5. abends und am 6. früh zwischen der Höhe Złota Ga. und dem Dorfe Majanów die Armee Bothmer neuerdings angreifen. Ein Erfolg blieb aus. Die Gruppe Eben (Teile der 115., die 197. und die 195. ID. sowie die k.u.k. 14. ID. und die k.u.k. 33. ID.) verwehrte dem Feinde (VII. und XVII. Korps) jeden Einbruch. Vom 6. September vormittags an beschränkte Sacharow die Gefechtstätigkeit auf seinem linken Armeeflügel auf Patrouillenunternehmungen und vor allem auf Geschützfeuer. Gen. Brussilow hatte ihm das III. kauk. Korps und der

7. Armee das VII. sib. Korps überwiesen. Unter Mitwirkung dieser Verstärkungen sollte der Angriff bei Zborów und an der Narajówka am 16. September weitergeführt werden (S. 387).

Vorsorgen des Heeresgruppenkommandos Erzherzog Karl zur Abwehr neuer russischer Anstürme

Am 10. September hatte sich der neue Führer der 7. Armee, GdK. Kirchbach, wegen des übermächtigen Druckes der Russen gegen das Karpathenkorps und wegen starker Ansammlungen des Feindes bei Ra-failowa veranlaßt gesehen, das Heeresgruppenkommando um Verstärkungen zu bitten (S. 391). GM. Seeckt gab dieses Ansuchen nach Teschen weiter. Die k.u.k. Heeresleitung erklärte sich aber mit Rücksicht auf die Truppenentsendungen nach Siebenbürgen außerstande, auch noch

*) Schulenburg, Die Geschichte des Garde-Fiisilier-Regiments (OldenburgBerlin 1927), 148 ff.

Kräfte zur 7. Armee heranführen zu können und forderte den ErzherzogThronfolger unter Hinweis auf die Schwächung der russischen Front vor der k.u.k. 3. Armee auf, für die Stützung der Karpathenfront selbst Sorge zu tragen. In Chodorow entschloß man sich am 11. September, die südlich von Halicz bereitgestellte 30. ID. an die 7. Armee abzugeben.

Wohl begannen jetzt Meldungen über neue Angriffsvorbereitungen der Russen an der Front nördlich vom Dniester einzulangen. Aber inzwischen war die deutsche 208. ID. bei Bukaczowce vollzählig eingetroffen; überdies wurden bei Podwysokie (östlich von Rohatyn) bereits die Transportzüge der anrollenden deutschen 216. ID. ausgeladen. Dafür ging die abgekämpfte deutsche 105. ID. in den Bereich der Heeresfront Prinz Leopold von Bayern ab. GdI. Bothmer wollte mit den noch verfügbaren sechs deutschen Divisionen (119., 199. ID., 3. GID., 1. RD., 208., 216. ID.) gegen die untere Zlota Lipa vorstoßen, um den bevorstehenden neuen Angriffen der Russen zuvorzukommen; GM. Seeckt ging jedoch auf diesen Plan nicht ein. Er pflichtete wohl dem GdI. Bothmer bei, daß ein erfolgreiches Offensivunternehmen den Geist der Truppen heben werde, vermochte sich aber nicht zu entschließen, alle Reserven aus der Hand zu geben, da die unsichere Lage ihren raschen Einsatz an anderer Stelle erfordern konnte.

In dem Bestreben, an der entscheidenden Front nördlich vom Dniester feste Grundlagen zur Verteidigung zu schaffen, ordnete Erzherzog Karl Franz Joseph am 11. September die Verlegung des ruhebedürftigen

XIII. Korps an die stille Front der 3. Armee an. Dafür hatte GO. Kövess zwei Bataillone der deutschen 119. ID. dem Südflügel der Gruppe Gerok zuzuführen. Zwei Tage später verfügte das Heeresgruppenkommando eine weitere grundlegende Umstellung der Kräfte. Die Südarmee hatte, nach Überweisung der ganzen 119. ID. auch die

12. ID. und die 2. KD. den bereits zur 3. Armee in Marsch gesetzten Truppen des XIII. Korps folgen zu lassen. Aus den am rechten Flügel der Armee Bothmer eingesetzten vier deutschen Divisionen waren zwei Korps zu bilden, das X. RKorps, GLt. Fuchs, mit der 119. und der 199. ID. und das XXIV. RKorps, GdI. Gerok, mit der 3. GID. und der 1. Reservedivision. Bei der 3. Armee hatte die aus den Truppenresten des XIII. Korps und aus der 72. IBrig. neuzubildende 36. ID. die 5. ID. abzulösen, die auf den Südflügel des VIII. Korps zu verlegen war, um die 59. ID. für die 7. Armee freizumachen. Die 3. Armee umfaßte demnach: das VIII. Korps (5. ID., 6. KD.), das XIII. Korps (36. ID., 42. HID.) und die Korpsgruppe Hadfy (21. SchD., 48. RD. samt zugeteiltem deut-

schem Landsturm). Die 12. ID. und die 2. KD. sollten armeeunmittelbar bleiben. Durch die Annäherung der Russen gegen die Gruppe Gerok und durch ein aufgefangenes Funkgespräch, das von einer Station des

VII. sib. Korps in Tarnopol geführt wurde, sah sich das Heeresgruppenkommando schon am 12. veranlaßt, die deutsche 208. ID. näher an die Front von Bursztyn heranzuschieben und die Verlegung der deutschen 216. ID. von Rohatyn nach Pomorzany anzuordnen. Am 13. änderte sich das Bild. Die Nachricht, daß das VII. sib. Korps im Raume nördlich von Podhajce eingetroffen sei, ließ vermuten, daß dieses Korps zum Angriff auf den wichtigen Straßenknotenpunkt Brzeżany herangezogen werde. Weitere Nachrichten über Verschiebungen gegen Norden hinter der russischen Front ließen es dann aber wieder wahrscheinlicher erscheinen, daß die Russen das VII. sib. Korps in ihrer dünn besetzten Front nördlich der Straße Kozowa—Brzeżany links neben dem VI. Korps einsetzen würden. Am 14. und 15. September entfalteten die Russen bei Zborów, bei Brzeżany und an der Narajówka eine rege Artillerietätigkeit. Russische Infanterie suchte gegen die Stellungen derl.RD.und des türkischen XV. Korps vorwärtszukommen. Erzherzog Karl Franz Joseph verlegte die 208. ID. in den Raum von Lipnica Górna und die 216. ID. in jenen von Brzeżany. Von den zum Schutze von Lemberg herangezogenen Reserven der Heeresfront Prinz Leopold von Bayern waren inzwischen die Leibhusarenbrigade hinter das IX. Korps und die deutschen Infanterieregimenter 226 und 373 hinter die Gruppe Eben verlegt worden.

Die Geschehnisse bei der Heeresgruppe Linsingen Hiezu Beilage 20

Am 4. September erstarb bei der k.u.k. 4. Armee die Abwehrschlacht (S. 382) und ging in Plänkeleien der Vortruppen und Kanonaden über.. Da die der Front drohende Gefahr’ abgewendet war, ließ das Heeresgruppenkommando sogleich Reserven ausscheiden, zog von Litzmanns Verstärkungen ein Regiment wieder an sich und verschob es zur Armeegruppe Bernhardi hinter die Mitte des Korps Fath. Das deutsche X. Korps hatte das IR. 60 der 121. ID. nach Ozierany zu stellen. GO. Conrad berief im Einverständnis mit dem GFM. Prinz Leopold und der DOHL. die 37. HID. nach Siebenbürgen ab (S. 285). Die Honvédinfanterieregi-menter wurden vom 7. auf den 8. September durch ein deutsches Regiment abgelöst; den Befehl über den Abschnitt übernahm der mit den Batterien der Division noch zurückbleibende Artilleriebrigadier, Obst. Seh.

Der Feind begann unterdessen die Zurüstungen für den nächsten Schlag gegen Wladimir-Wolyński, wozu die Westfront nach den Weisungen der Stawka innerhalb ihres Bereiches umfangreiche Truppen-zuschübe an die Armee Gurko und an die angrenzende 8. Armee Brussilows leisten mußte. Diese Vorgänge hinter der russischen Front blieben den Verbündeten zunächst noch verborgen; vorerst wurde nur ein Südwärtsverschieben der gegen die Armeegruppen Litzmann und Marwitz fechtenden Russenkräfte erkennbar. Das 4. Armeekmdo. wollte darin am 7. September sogar ein Anzeichen dafür erblicken, daß der Feind allem Anschein nach seine Angriffsabsichten gegen die Front Litzmanns aufgegeben habe; doch dieser Hoffnungsschimmer entschwand rasch vor den sicheren Beweisen, daß sich der Feind im Gegenteil dort nicht schwäche, sondern erheblich verstärke.

Schon in den nächsten Tagen verrieten russische Funksprüche, daß vor Bernhardi das XXV. Korps an die Stelle der Garde getreten sei; sie ließen sodann das Heranrücken der beiden Gardekorps in den Raum südlich der Połonka, also gegen den Kampfabschnitt Korytnica—Szelwow verfolgen. Vor der ganzen Verteidigungslinie der Armee Tersztyánszky entfaltete der Feind eine rege, zunehmende Tätigkeit. Seine Aufklärer tasteten die Front ab. Besonders gegen die Südhälfte der 4. Armee trieben die Russen Sappen vor und erweiterten ihre Wabengräben. Neue Batterien schossen sich ein. Der Feind griff auch zu Kampfmitteln, deren er sich bisher noch selten bedient hatte. So blies er in der Nacht vom

10. auf den 11. September gegen die deutsche 20. ID. zwischen Zaturcy und Zubilno Chlorgas ab und suchte die Wirkung des Überfalles durch Gasgranatenfeuer zu erhöhen. Die Verteidiger ließen sich jedoch nicht überraschen, erlitten dank ihrer Schutzmittel kaum einen Schaden und wiesen die später vorfühlenden Russen ohne Mühe ab. Im Abschnitte Beckmann verlegte sich der Feind bei Pustomyty auf den Minenkampf; doch die Deutschen kamen dem Vorhaben der Russen zuvor und zündeten bereits am 8. eine Gegenmine. Als der Feind dann am 15. eine Mine springen ließ, errang er damit keinen Erfolg.

Sobald die Absichten des Feindes den Verbündeten klar wurden, trachteten sowohl GFM. Prinz Leopold wie GO. Linsingen der 4. Armee schleunigst Verstärkungen zuzuführen. Schon am 9. traf in Wladimir-Wolyński ein Regiment der 49. RD. ein, dem weitere Kräfte, darunter schwere Batterien, und die Masse der 115. ID. folgten. Das deutsche IR. 60 wurde dem GO. Tersztyánszky als Armeereserve überlassen und hinter den SüdfJügel der Gruppe Schmidt-Knobelsdorf verlegt, damit es erforderlichenfalles auch dem benachbarten k.u.k. X. Korps zur Verfügung stehe. Als Heeresgruppenreserve zog Linsingen ein Regiment der 86. ID. vom rechten Flügel Bernhardis nach Ozierany. Den Befehl über die 70. HID. hatte am 9. September FML. Sorsich übernommen.

Während dieser Zeit hatte der Nordflügel Linsingens, das Korps Hauer, wieder ernste Tage zu überstehen gehabt. Nachdem der Feind am 8. und besonders am 9. September mit einem lebhaften Artilleriefeuer unter reichlichem Gebrauch von Gasgeschoßen vorgearbeitet hatte, schritt er nachmittags mit dem XXVI. und dem III. Korps zum Angriff. Die l.LD., deren an den Loknicabach angelehnten Südflügel seit dem

7.    die k.u.k. 9. KD. übernommen hatte, verlor in ihrem Nordabschnitte vorübergehend einige Feldwachstellungen. Wiederholte hartnäckige Anstürme richteten sich gegen die bayr. KD. bei Stare Czerwiszcze. Doch die Reiter des GLt. Hellingrath setzten sich in ihren stützpunktartig angelegten Verteidigungswerken herzhaft zur Wehr und trotzten auch an den folgenden zwei Tagen, unterstützt von deutscher Landwehr, den nach neuerlicher Artilleriebeschießung anrennenden Russen. Zwei Infanterieregimenter, die Hauer mit Genehmigung Linsingens vorsorglich herangezogen hatte, brauchten nicht ins Gefecht zu treten, da alle Vorstöße des Feindes am Widerstande der bayr. KD. blutig zerschellten33).

So endigte diese, von der russischen Westfront nochmals im Raum von Tobol begonnene Angriffshandlung, die auf ,,die Stawka völlig überraschend“ wirkte, durchaus mit einem Mißerfolge34). Beim Korps Hauer gab es am 12. noch Handgranatenkämpfe. Aber vom Feinde, der sich alsbald dem Ausbau seiner Wehranlagen zuwandte, war augenscheinlich in nächster Zeit nichts mehr zu befürchten. GdK. Hauer konnte die Heeresgruppenreserve, ein Regiment der 75. RD., hinter die Nachbargruppe Clausius nach Werchy zurückstellen.

Brussilow hatte bei seiner für den 16. September angesetzten Offensive den Hauptschlag der auf sieben Korps (16 Divisionen) vermehrten

8.    Armee zugedacht. Ihrem Führer Kaledin war schon am 5. bedeutet worden, daß er die Korps seiner Mitte zu einem machtvollen Sturmkeil zusammenzuschließen und ein Korps als Reserve zu belassen habe8). Am 14. zeichnete Brussilow endgiltig die Angriffsziele vor1). Die Armee Kaledin hatte, die Stoßkraft der Gardeinfanterie ausnützend, nach

Wladimir-Wolyński und bis gegen Poryck durchzubrechen. Die 11. Armee sollte unter Heranziehung des III. kauk. Korps gemeinsam mit der

7. Armee, diese durch das VII. sib. Korps verstärkt, gegen Lemberg angreifen, wobei zunächst Halicz zu nehmen war. Die 9. Armee behielt ihre alten Aufgaben.

Brussilow wandte sich auch an Ewert, damit die „Besondere Armee“ durch Teilangriffe die Deutschen am Oberlauf des Stochod fessle. Alexejew regte einen Angriff der 3. Armee an, damit der Gegner abgelenkt werde. Diese hatte aber soeben vorzeitig und zwecklos bei Tobol eine Abfuhr erlitten, und jetzt äußerte der an sich unbedeutende Vorfall im Rahmen des großen Angriffsplanes noch eine ungünstige Rückwirkung. Ewert erklärte, vorerst eine Umgruppierung vornehmen zu müssen, und schlug seinem Nachbar eine gleichzeitige Hilfe ab. Die unmittelbaren Vorbereitungen der Westfront bis zum 16. September beschränkten sich, dem ursprünglichen Befehle der Stawka entsprechend, darauf, daß die 1. TransbaikalKosD. an den Südflügel der Armee Gurko verschoben und das XXXIV. Korps als Reserve nordöstlich von Rożiszcze bereitgestellt wurden. Um die Monatsmitte setzte sich auch der Stab des XXVI. Korps, anscheinend mindestens mit der 4. finn. SchD., nach Süden zu Gurko in Bewegung. Alle drei Gardekavalleriedivisionen waren hinter die 8. Armee in den Raum östlich von Łuck verlegt worden.

Angesichts der drohenden Zurüstungen des Feindes trafen auch die Verbündeten nach Möglichkeit die letzten Gegenvorsorgen. GO. Linsingen überließ dem GO. Tersztyánszky das Verfügungsrecht über die hinter die gefährdete Front Litzmanns herangebrachten deutschen Truppen, die in den Räumen um Lokaczy und um Koniuchy versammelt wurden. Die Gruppe Beckmann machte bis zum 14. September zwei deutsche Jägerbataillone frei, die von Iwaniczy zur 2. Armee abrollten. Die ursprüngliche Frontstrecke der Kavalleriegruppe Leonhardi war nach der Abwehr des Russeneinbruches in zwei Unterabschnitte geteilt worden, die von deutschen Führern befehligt wurden. Diesen unterstanden, außer ihren eigenen Truppen, auch die in der ersten Linie verwendbaren, nur schwachen Kampfeinheiten der öst.-ung. Kavalleriedivisionen. Die 21. KBrig., die seit dem Sommer im Bereiche der Armeegruppe Marsvitz der

7. ID. angegliedert war, hatte zur zuständigen 4. KD. einzurücken.

Die Russen arbeiteten sich Tag für Tag planmäßig an die Stellungen der Armeegruppe Litzmann heran und begannen schließlich vor dem Korps Szurmay in ihren Hindernissen Ausfallstore zu öffnen. Am Vorabend der neu entbrennenden Schlacht verfügte GO. Linsingen noch einen Personenwechsel bei zwei höheren Befehlsstellen. Da es zwischen dem GdI. Litzmann und seinem Vorgesetzten Armeekommandanten, dem GO. Tersztyánszky, zu sehr gespannten, unleidlichen Beziehungen gekommen war, hatten Litzmann und GdK. Marwitz am 16. September als Führer ihrer Armeegruppen gegenseitig zu tauschen1).

Vor der bisherigen Armeegruppe Marwitz hatten sowohl die 8. Russenarmee ihr Flügelkorps, das V., über die Lipa bis zum Orte Strzemilcze ausgedehnt, als auch die 11. Russenarmee das anschließende XLV. Korps weiter nach Süden auseinandergezogen. Linsingen konnte um seine südlichen Heeresflügel unbesorgt sein. Für das 4. Armeekmdo., das nunmehr auf der etwa 24 km breiten Front von Tereszkowiec bis Zaturcy die Massen von vier russischen Korps, dahinter noch das IV. sib. Korps —■ also auf ungefähr gleicher Frontbreite wie im Juni bei Ołyka—Łuck doppelt so viel Kräfte — gegenüber wußte, bestand kein Zweifel mehr über die Absichten des Feindes. In klarer Erkenntnis der Lage urteilte GO. Tersztyánszky am 15. September, daß ein „Angriff auf die ganze Front der Armeegruppe Litzmann und — wenn auch nur mit Täuschungszweck — gegen den Südflügel des verstärkten X. Armeekorps zu gewärtigen ist. Der Hauptstoß dürfte abermals im Abschnitte von Pusto-myty bis nördlich Szelwow, und zwar durch die Garde und das XXXX. Korps, wahrscheinlich auch durch das wiederaufgefüllte IV. sib. Korps geführt werden. Der Angriff ... scheint darauf angelegt zu sein, um jeden Preis in der Richtung auf Wladimir-Wolyński durchzubrechen. Daher dürfte man auch mit der Annahme nicht fehlgehen, daß die gesamte Gardekavallerie, die gegenwärtig südöstlich Łuck retabliert, zur Entscheidung gleichfalls herangezogen wird.“

Die zweite Abwehrschlacht bei Szelwow — Swiniuchy

(16. bis 23. September)

Hiezu Beilage 20

Der russische Armeeführer GdK. Kaledin hatte als Mitte des Sturmblockes, der in die Armee Tersztyánszky eine Bresche schlagen sollte, auf etwa 10 km Frontbreite die zwei Gardekorps gegen die Einbruchsstrecke Lokaczy—Swiniuchy angesetzt. Das XXXX. Korps, das rechts, und das VIII. Korps, das links an die Garde anschloß, hatten den Angriff gleichfalls mitzumachen. Hinter den beiden Flügeln der ganzen Angriffs]) Litzmann, II, 124 ff.

V    26 gruppe standen je eine Division des V. Kavalleriekorps, außerdem im Raum Lawrow das IV. sib. Korps als Reserve bereit1).

Um 6h früh eröffnete die russische Artillerie die Schlacht und erfaßte mit wachsender Heftigkeit die Front der neuen Armeegruppe Marwitz, beginnend beim Mittelabschnitt der Gruppe Beckmann, von Pusto-myty bis zur Mitte des Korps Csanády. GO. Tersztyánszky räumte dem GdK. Marwitz das Verfügungsrecht über alle hinter seiner Armeegruppe bereitgestellten deutschen Kräfte (drei Infanterieregimenter und ein Artillerieregiment) ein und zog die Armeereserve, das deutsche IR. 60, nach Rudnia an der Turya. Die ersten, schon vormittags versuchten Teilvorstöße des Feindes brachen vor den Fronten Beckmanns, Szurmays und der deutschen 10. LD. im Sperrfeuer zusammen. Zugleich aber nahm auch das Beunruhigungsfeuer, das die russischen Batterien gegen das deutsche X. Korps abgaben, auf dessen Mitte (19. und 121. ID) und den Anschlußflügel der k.u.k. 29. ID. zu, so daß sich die Verbündeten auch hier eines Angriffes versahen. GO. Linsingen verschob daher seine Heeresgruppenreserve (S. 399) aus Ozierany hinter den bedrohten Abschnitt nach Nowy Dwor. Die russische Infanterie sandte aber nur einige Patrouillen vor und wagte sich im übrigen aus ihren Gräben nicht heraus.

Hingegen erhoben sich um lh nachm. die Massen der vor der Gruppe Marwitz zusammengeballten vier Russenkorps und stürzten sich mit Ungestüm auf die durch die vorangegangene Beschießung den Verteidigern deutlich angezeigte Einbruchsstrecke. Auf der ganzen Linie von Pusto-myty bis zur Waldzone südlich von Zaturcy entbrannte ein erbitterter Kampf. Vor dem Mittelabschnitt der Gruppe Beckmann holte sich das sechsmal anrennende VIII. Russenkorps südlich von Korytnica eine blutige Abfuhr2). Nördlich des Ortes bis Bubnow griff das I. Gardekorps die inneren Flügel der Gruppe Beckmann und des Korps Szurmay an. An der entschlossenen Abwehr der Truppen Beckmanns 3) hatten auch die k.u.k. Husarenregimenter 10 und 13 rühmlichen Anteil. Der Südflügel der 11. ID., GM. Obauer, auf dem die nur wenige Kompagnien zählenden Regimenter 58 und 95 standen, gab anfänglich dem Drucke der russischen Kerntruppen nach. Doch geboten die beiden Regimenter mit Hilfe der im Bereich der 22. IBrig., Obst. Edmund Hauser, stehenden Reserven dem Feinde Einhalt und gewannen schließlich ihre Stellungen durch einen kräftigen Gegenangriff zurück, dem zwei deutsche,

1/ Klembów ski, 101. — Zajontschkowskij, 71 ff.

2)    Winogradsky, 214 ff.

3)    Walther, 174 ff.

von der Armeegruppe überlassene Bataillone Nachdruck verliehen. Kleine Schwankungen der Abwehrlinie bei Wojnin und Szelwow, durch den Anprall des russischen II. Gardekorps verursacht, waren bald behoben.

Das X. Korps, FML. Csanády, focht gegen das XXXX. Russenkorps. Im Südabschnitt der deutschen 10. LD. ließ das IR. 372 von den in ein Grabenstück eingedrungenen Angreifern keinen lebend entkommen und bewies ebenso wie das anschließende k. k. SchR. 24 gegen alle folgenden Anstürme eine so feste Haltung, daß der Divisionsführer, GM. Stocken, voll Zuversicht die ihm von FML. Csanády angebotene Hilfe von Reserven ablehnte. Am Nordflügel der 2. ID., GM. Jemrich, gelang der 20. Russendivision beim FJB. 29 ein schmaler Einbruch. Ein von den nächsten Reserven, den Bataillonen III 40, V/62 und einigen deutschen Kompagnien eingeleiteter Gegenstoß, wozu der Korpsführer noch die übrigen zwei Bataillone des IR. 40 nachsandte, vereitelte dem Feinde jedes Weiterausgreifen und warf ihn bis 4h nachm. vollends zurück. GO. Tersztyánszky hatte inzwischen auf Bitte des GdK. Marwitz zur Vorsorge die Armeereserve hinter das X. Korps an die Straße östlich von Wojmica rücken lassen; ein Einsatz der Truppe war aber nicht mehr notwendig. Der Abschnitt des Obst. Seh wurde während des ganzen Tages durch Geschützfeuer heimgesucht, aber nicht angegriffen.

Am späten Nachmittag fielen die Russen nach kurzem, außergewöhnlich heftigem Artilleriefeuer mit verstärkten Kräften neuerlich die Front der Armeegruppe Marwitz an. Die Sturmwellen brachen jedoch zumeist schon im vernichtenden Sperrfeuer zusammen. Teile des I. Gardekorps und des VIII. Korps der Russen unternahmen in der Dämmerung beiderseits von Korytnica noch einen dritten Ansturm, dem die Streiter Beckmanns das gleiche Schicksal wie den früheren Angriffen bereiteten.

GdI. Litzmann hatte am 16. früh den Befehl über den ihm neu zugewiesenen Südteil der Heeresgruppe Linsingen von Marwitz übernommen (S. 401). Dieser Frontabschnitt lag schon seit langem außerhalb der russischen Angriffsziele. Auch während der eben weiter nördlich entbrannten Schlacht steigerte sich die Gefechtstätigkeit nicht sonderlich, zu Besorgnissen war kein Anlaß. Litzmann wies die 43. RD. an, den Nachbar Beckmann durch Schrägfeuer der Batterien zu unterstützen und ihm jede sonst gewünschte Hilfe angedeihen zu lassen1).

Als abends das grimme Wüten auf der ganzen Walstatt erstarb, konnte GdK. Marwitz, der im Laufe des Tages zwar seine Eingreiftruppen überall den Brennpunkten des Kampfes nähergerückt hatte, aber ebenso

J) Litzmann, II, 127 ff.

wie seine Korpsführer noch über frische Kräfte verfügte, das zuverlässige Behaupten der gesamten Stellungen melden. Für den nächsten Tag kündigte GO. Linsingen als Kraftzuwachs das Eintreffen eines Regimentes in Iwaniczy (S. 397) an. Wie der Armeegruppenkommandant hervorhob, wurde die Heftigkeit des Kampfes, der stellenweise mit Handgranaten geführt worden war, am besten dadurch gekennzeichnet, daß die vorrätige Infanteriemunition von manchen Truppen völlig verschossen worden war und eiligst ersetzt werden mußte. Das Armeekmdo. stellte aus den Meldungen der Unterführer mit Befriedigung fest, daß sich diesmal auch die öst.-ung. Regimenter durchwegs trefflich geschlagen hatten. Der Abwehrerfolg war nicht zuletzt dem gut geleiteten, äußerst wirksamen Feuer der Artillerie zu verdanken; die öst.-ung. Batterien allein hatten 50—60.000 Geschoße verbraucht. Gemessen an dem erreichten Erfolge, dem Feinde einen mit starken Mitteln angestrebten Durchbruch entschieden verwehrt zu haben, konnten die Verluste der Verbündeten als mäßig gelten1).

Der Feind hatte sich am Abend fast überall in seine Ausgangslinien zurückziehen müssen; seine Einbußen an Streitern waren recht erheblich2). Eine russische Darstellung schreibt den Mißerfolg vor allem der überlegenen Artillerie des Gegners zu, verschweigt aber auch nicht, daß im Laufe des Sommerfeldzuges mit seinen vielen, verlustreichen Angriffsschlachten die Stoßkraft und das taktische Geschick der Infanterie, die zwar immer wieder, aber nur mit flüchtig ausgebildeten, minderwertigeren Ersätzen aufgefüllt wurde, bereits stark abgenommen habe35).

An den folgenden zwei Tagen unternahm der Feind fruchtlose Vorstöße gegen den Südflügel des X. Korps. Im übrigen füllten gegenseitige Feuerüberfälle die kurze Atempause bis zum nächsten Großkampfe aus. Das ganze Verhalten der Russen, die, soweit zu erkennen war, ihre Sturmstellungen dicht besetzt hielten, zeigte den Verbündeten an, daß neue Angriffe bevorstanden. Die Verteidiger trachteten daher, ihre arg beschädigten Wehranlagen widerstandsfähig herzurichten. Die Artillerie des Korps Szurmay wurde um fünf Batterien vermehrt. Marwitz stellte dem Korps, damit die Grabenbesatzungen ausgewechselt und zugleich verstärkt werden konnten, die zwei Regimenter der 115. ID. zur Verfügung. Der Bitte des FML. Szurmay, seiner seit langem geschwächten und jetzt neuerlich gelichteten öst.-ung. Infanterie !) außergewöhnliche Ergänzungen zufließen zu lassen, vermochte die k.u.k. Heeresleitung nicht zu willfahren. Sie antwortete, daß im Hinblick auf die ungünstigen Ersatzverhältnisse mit den regelmäßig nachgeschobenen Marschbataillonen das Auslangen gefunden werden müsse, und wies das 4. Armeekmdo. an, in Hinkunft Anforderungen besonderer Ersätze außerhalb der Reihe nicht mehr vorzulegen. GO. Linsingen war unterdessen auf weitere Reserven bedacht gewesen und hatte vom rechten Flügel Bernhardis ein Regiment der 75. RD. hinter die Armeegruppe Marwitz herangeführt. Als sich nun die russische Infanterie am 18. September wieder gegen die Linien der Gruppe Beckmann vorarbeitete und man hier überdies Anhaltspunkte dafür zu haben glaubte, daß der Feind seine Front bei Pustomyty durch Teile des IV. sib. Korps verdichte, wurden die Verfügungskräfte der Heeresgruppe, die zwei deutschen Regimenter aus Bielopol und Poryck, näher an die Front herangeschoben. Schon tags darauf erhielten die Führer der Verbündeten den Beweis, daß sie Maßnahmen und Vorhaben des Feindes richtig eingeschätzt hatten.

Brussilow hieß am 19. September die Armee Kaledin ihren Angriff mit den gleichen Zielen wiederholen. Einen Tag lang sollte die Artillerie die Befestigungen des Gegners sturmreif schießen, im Morgengrauen des nächsten Tages die Infanterie vorbrechen36). So begannen die russischen Batterien um 8h vorm. auf die Stellungen der Armeegruppe Marwitz loszuhämmern. Die Verbündeten blieben die Antwort nicht schuldig und nahmen insbesondere die Sammelräume der russischen Infanterie unter wirksames Feuer. GO. Tersztyánszky ermächtigte Marwitz sogleich, im Falle eines feindlichen Ansturmes auf die beiden von der Heeresgruppe zugewiesenen Regimenter zu greifen. Eines wurde hinter der 11. ID. und das andere hinter der Gruppe Beckmann bereitgestellt. Doch durfte das letztgenannte nur in äußerster Notlage eingesetzt werden, da es auf Weisung des GFM. Prinz Leopold von Bayern wieder abgezogen und durch ein anderes Regiment ersetzt werden sollte. Mit dem angeordneten Abmarsche eines Regimentes der 49. RD. (S. 398), das zur 2. Armee abzurollen hatte, wurde eine Weile zugewartet, bis sich die Entwicklung der Ereignisse überblicken ließ; dann rückte die Truppe nach Iwaniczy ab.

Das Toben der russischen Geschütze, die auch Gasgeschoße streuten, schwoll stellenweise zum Trommelfeuer an. Nachmittags setzte der Feind gegen das Korps Szurmay und mit schwachen Gruppen auch gegen die 10. LD. und die 2. ID. des Korps Csanády zum Angriff an. Das zusammengefaßte Abwehrfeuer erstickte diese Versuche entweder schon im Keime oder zwang die vorgehenden Stürmer unter großen Verlusten bald in ihre Gräben zurück. GdK. Marwitz kennzeichnete den Kampfverlauf als einen außerordentlich starken Artillerieangriff, gewaltiger als am 16. September; hingegen sei die Infanterietätigkeit der Russen in keinem Verhältnis dazu gestanden. „Es erweckt den Anschein, als wenn der Feind an vielen Stellen unter unserer guten Artilleriewirkung nicht seine Gräben zu verlassen wagte. In Gegend Szelwow wurde wiederholt beobachtet, daß die russische Artillerie in die eigenen Gräben feuerte, um die Infanterie zum Sturm zu veranlassen.“ Jedenfalls rechnete Marwitz mit der Fortdauer der Anstürme. Zur Nahrung des Widerstandes verfügte er, ungeachtet der in den Korpsabschnitten vorhandenen Reserven, über sieben deutsche Bataillone, während dem Armeekommandanten noch weitere neun zu Gebote standen.

Einer sehr unruhigen Nacht — der Feind bedrängte die Gruppe Beckmann und das Korps Szurmay fast ununterbrochen durch plötzliche Feuerschläge oder Vorstoßversuche — folgte am 20. September um 4h früh überfallsartig ein allgemeiner, wuchtiger Angriff, der wie am 16. die Front der Armeegruppe Marwitz von der Mitte Beckmanns bis einschließlich der 10. LD. umfaßte. In der Hauptsache vermochten die Verteidiger den Anprall aufzufangen; der Feind erneuerte aber seine Stöße beharrlich unter rücksichtslosem Menscheneinsatz. Bei der 11. ID. wurden die westlich von Bubnow eingedrungenen Russen durch einen raschen Gegenschlag aus dem Graben geworfen. Die russische GSchD. scheiterte bei ihrem Bemühen, die Höhen von Wojnin zu nehmen. Südlich von Szelwow durchstieß die 3. GID. die erste Linie der 70. HID., nördlich des Dorfes brach die 4. SchD. bei der 10. LD. ein. Der Divisionsführer, GM. Stocken, stellte jedoch, ohne die von FML. Csanady zudirigierte Korpsreserve zu verwenden, die Lage mit den eigenen Kräften wieder her. Die nach Süden in Marsch gesetzte Armeereserve, das deutsche IR. 60 (S. 402), wurde daher hinter der 2. ID. angehalten, da man auch eines Anfalles gegen die Korpsmitte gewärtig sein mußte. Bei der 70. HID. vertrieb eine aus der zweiten Linie vorstürmende Gegenangriffsgruppe von etwa vier Bataillonen, wozu Marwitz noch zwei deutsche Bataillone als Rückhalt sandte, bald nach 8 h vorm. den Feind aus dem vordersten Graben. Marwitz konnte melden, daß die Korps Szurmay und Csanády wieder im vollen Besitz ihrer Stellungen seien und, ebenso wie Beckmann, bereits den sechsten Angriff abgeschlagen hätten.

Der Feind ließ aber nicht locker und ein siebenter Ansturm zertrümmerte um 9h vorm. den linken Flügel der Gruppe Beckmann. Die deutschen Verteidiger, vermengt mit abgesessenen Reitern und Schützen der 10. KD., mußten aus ihren durch die langwährende Beschießung fast hinweggefegten Widerstandsanlagen nach Westen zurückweichen. Die Angreifer, vor allem die beiden Eliteregimenter der Garde, Preobraschensk und Semenów, links von der 15. ID. des VIII. Russenkorps begleitet, stießen gegen Swiniuchy nach und setzten sich in Korytnica und in dem nördlich davon liegenden Walde fest. Während sich die Mitte Beckmanns unter dem Kommandanten der 2. GKBrig., Obst. v. Arnim, behauptete und der rechte Flügel der 11. ID., obwohl von Teilen des I. Gardekorps arg bedrängt, mit Hilfe des IR. 58 und deutscher Verstärkungen im rechten Winkel nach Westen abgebogen und verlängert wurde, gelang es dem GLt. Beckmann, mit seinen letzten Kräften den Einbruch zu begrenzen. Marwitz rief die bisherige Armeereserve (S. 405) zum Gegenangriff auf. Ferner erlangte er mit dem Hinweise, daß Csanády noch über zehn unberührte Bataillone verfüge, während der mehr bedrohte Abschnitt Szurmay jetzt von Reserven entblößt sei, vom Armeekmdo. das Zugeständnis, zwei Bataillone des IR. 60 hinter dieses Korps rücken zu lassen.

Die Russen richteten nun ihr ganzes Streben darauf, den gegen Swiniuchy errungenen Anfangserfolg auszuweiten, und schoben ihrem Stoßkeil eilends Kräfte zu. Die Flieger der Verbündeten stellten hinter der Gefechtslinie des Feindes, im Raum von Pustomyty bis Watyn, besonders aber im Walde östlich von Korytnica überaus dichte Ansammlungen fest. Nach der Mittagsstunde traten die von Marwitz aufgebotenen Truppen, insgesamt acht deutsche Bataillone, von Süd- bis Nordwesten zu einem konzentrischen Gegenstoß an. Fortschritte wurden aber nur bei Korytnica erzielt1). Den Rand des eroberten Waldstückes hatten die

Dr. Hanns Maye r, Geschichte des Infanterie-Regiments Prinz Moritz von Anhalt-Dessau (S. Pomm.' Nr. 42 während des Krieges 1914 18 (Oldenburg-Berlin 1927), 154 ff.

Russen mit zahlreichen Maschinengewehren gespickt, und die l.GID. durch Teile des IV. sib. Korps verstärkt. Der Gegenangriff der Deutschen geriet nachmittags ins Stocken; die Front Beckmanns blieb auf 3 km Breite und 1 km Tiefe eingebeult. Das Korps Szurmay hatte unterdessen noch einen Anfall auf die 11. ID. und die 70. HID. glatt abgewiesen; vor dem Korps Csanády war fast Ruhe eingetreten. Den Nachbar zur Linken, das deutsche X. Korps, hatte der Feind tagsüber nur mit Geschützfeuer belästigt. Da das ursprünglich als Nahtreserve aufgestellte IR. 60 weit nach Süden abgezogen war, ließ GO. Linsingen ein Regiment seiner Heeresgruppenreserve bataillonsweise von Ozierany bis hinter den rechten Korpsflügel verteilen.

Von den im Bereiche der Armeegruppe Marwitz stehenden Verfügungstruppen der 4. Armee waren bis zum Abend alle, mit Ausnahme des IR. 60, das der abgebogenen Flanke der 11. ID. als Rückhalt diente, in den Kampf geworfen worden. Der Feind schien, trotz seiner schweren Verlustel), keineswegs gesonnen zu sein, das blutige Spiel aufzugeben. GdI. Litzmann sagte seinem Nachbar Marwitz für die Nacht mehrere Bataillone zu, um dem linken Flügel und der Mitte Beckmanns zu Reserven zu verhelfen. GO. Linsingen und GFM. Prinz Leopold sorgten für beschleunigten Zuschub von deutschen Verstärkungen. Die erste frische Kraft, ein Landwehrregiment, war bereits in Iwaniczy ausgeladen und eilte zur Front.

Während der Nacht ging es bei der Gruppe Beckmann zeitweise recht lebhaft zu. Am 21., mit dem grauenden Tageslichte, nahmen die Deutschen den Angriff nördlich von Korytnica wieder auf. Er traf aber auf hartnäckigen Widerstand des Feindes, der selbst Gegenschläge versuchte. So kam das Gefecht zum Stehen. Das Heeresgruppenkommando versprach sich von der Fortsetzung des Angriffes keinen, den voraussichtlichen Opfern entsprechenden Erfolg mehr und befahl, zur Verteidigung überzugehen, bis genügend neue Kräfte, vor allem schwere Batterien, zur Stelle wären. Fürs erste wurde die deutsche Landwehr bei Swiniuchy bereitgestellt. Zur Leitung aller in den Nordteil der Gruppe Beckmann hineingepreßten Truppen wurde aus dem angrenzenden Bereiche Litzmanns der Führer der 43. RD., GLt. v. Runckel, berufen. Einem Ansuchen des Feindes, zum Begraben der Gefallenen eine Kampfpause einzuschalten, gab GdK. Marwitz nicht statt, da die Absicht der russischen Führung, späteren Angreifern den entmutigenden Anblick

x) So verfügte z. B. die 3. GID. insgesamt nur mehr über 26 Infanterieoffiziere (Zajontschkowskij, 74).

der massenhaft umherliegenden Leichen zu ersparen, allzu offenkundig war. In gegenseitigen Kanonaden klang die Schlacht aus.

Noch am gleichen Tage langten die Spitzenabteilungen der durch den Prinzen Leopold von Bayern und Linsingen heranbeförderten Verstärkungen, ein Regiment der 49. RD. und eines der 75. RD., das bisher die nördlichste Heeresgruppenreserve für die Abschnitte Hauer und Clausius am unteren Stochod gewesen war (S. 399), ferner Landwehr und Teile eines zusammengesetzten Regiments ein. Schwere Batterien entnahm das Oberkommando Ost der Heeresgruppe Woyrsch.

In den folgenden drei Tagen hielten die Artillerieduelle an der Front der Armeegruppe an; im Wetterwinkel von Korytnica lebten immer wieder scharfe Kämpfe auf. Marwitz wappnete sich zu einem ausgiebigen Gegenschlag. Um für die zuströmenden deutschen Angriffstruppen Platz zu schaffen, verlegte das 4. Armeekmdo. die Stäbe und die Handpferde der Kavalleriegruppe Leonhardi nach Grybowica— Krylów zwischen der Luga und dem Bug zurück. Der Gruppenverband über die drei öst.-ung. Kavalleriedivisionen wurde am 22. September aufgelassen. Die schwachen Reste ihrer Kampftruppen — mit Ausnahme der Artillerie — waren aus der Front zu ziehen; sodann hatten die drei Divisionsführer Ersätze einzureihen und die von der Heeresleitung vorgeschriebene Neugliederung der Reiterregimenter in je eine berittene Division (zu 3—4 Schwadronen) und eine gleichstarke Schützendivision zu Fuß durchzuführen. Den Vorschlag des GO. Conrad, die 10. KD. nach Südostungarn zu verlegen und sie nach Auffrischung gegen die Rumänen zu verwenden, lehnte GdI. Ludendorff im Namen der DOHL. ab, „da Anfang Oktober unbedingt deutsche Reserven zur Verfügung der Obersten Heeresleitung bereitgestellt werden“ müßten.

Auch der Russe war in seinen Rüstungen nicht müßig. Die Luftaufklärung der Verbündeten erkundete, daß der Feind vor Marwitz andauernd neue Massen zusammenziehe. Am 22. September verriet ein mitgelesener Funkspruch, daß das XXV. Korps der Armee Gurko eine Ortsveränderung vornehme; tags darauf konnte aus derselben Quelle in Erfahrung gebracht werden, daß der Stab des Korps nach Szepiel, jener des XXVI. nach Torczyn und der des XXXIV. nach Bielostok gelangt seien, also sich gegen die Armee Tersztyánszky heranbewegten. Zugleich schien auch eine Ablösung des I. Gardekorps durch das wiederaufgefüllte IV. sib. im Gange zu sein. Auffallend war die Regsamkeit der vermehrten Luftkräfte des Feindes.

Die Erstürmung des rassischen Brückenkopf es Zarecze am 18. September

Ähnlich, wie der Feind in den Tagen der zweiten Schlacht bei Szelwow— Swiniuchy das deutsche X. Korps durch gesteigertes Artilleriefeuer zu binden trachtete, verhielt er sich auch gegen die Armeegruppe Bernhardi. Auf deren rechten Flügel und auf das k.u.k. II. Korps ging ein starker Geschoßregen nieder; bei der Division Rusche entwickelten sich mehrere Tage hindurch rege Gefechte um die Vorfeldstellungen. Doch ließen sich die Verbündeten durch das Gehaben des Feindes keineswegs täuschen und durchschauten bald seine Absicht, im Interesse der gegen die südlichen Fronten geplanten Unternehmungen möglichst viele Kräfte des Gegners auf sich zu ziehen und zu fesseln.

Da der vom GdK. Bernhardi um die Monatswende August—September erwartete Ansturm ausgeblieben war und die Armeen Gurko und Lesch seither ihre aufgestapelten Massen, die Garde sowie die an den Stochod herangeführten neuen Korps, wieder abbauten und nach Süden verschoben, wurde dem deutschen Führer klar, daß der Feind auf den Plan, nach Kowel durchzubrechen, ernstlich verzichtet habe. Seit dem 29. Juli besaß der Russe in dem erweiterten Brückenköpfe von Zarecze eine vorteilhafte Ausfallspforte, deren Ausnützung er schon angestrebt hatte (S. 126 ff. und 164 ff.) und später noch zu versuchen vermochte. In langwierigen, verlustreichen Kämpfen konnte zwar dem Feinde stets noch ein Riegel vorgeschoben, durch die Erstürmung der Sandwelle (S. 211) auch der Bewegungsraum auf dem Westufer des Stochod eingeengt werden, aber das gefährliche Bollwerk selbst blieb in Feindeshand. Darum lebte in den Führern der Verbündeten der Gedanke fort, die Russen aus Zarecze gänzlich zu vertreiben und auf das rechte Flußufer zurückzuwerfen. Die 53. ID., GM. Pongrácz, hielt die Besatzung, um sie zu zermürben, durch stetes Feuer nieder. Die gesamte Verteidigungsanlage wurde gründlich erkundet. Auf Befehl Bern-hardis bereitete das der 53. ID. Vorgesetzte Gruppenkmdo. des GLt. Clausius ein in allen Einzelheiten sorgfältig durchdachtes Unternehmen zur Bezwingung des Waffenplatzes und zur gänzlichen Vertreibung der Russen vom Westufer des Stochod vor.

Als Mitte September, nachdem sich die Russen jüngst bei Tobol neuerdings blutige Köpfe geholt hatten (S. 399), die an der Stochodfront eingetretene Entspannung offensichtlich anhielt, sah Bernhardi die günstige Gelegenheit gekommen, den Feind durch einen wohlberechneten

Hieb überraschend und empfindlich zu treffen1). Der Angriff wurde auf den 18. September festgesetzt.

An diesem Tage trachteten — wie es schon in den vergangenen Tagen geschehen war — zunächst sowohl die engeren als auch die weiteren Nachbarn des Angriffsraumes, die Abschnitte der Generale Kneußl und Hauer mitinbegriffen, die Russen durch Feuerüberfälle abzulenken. Um 1111 vorm. begannen die bei der 53. ID. zusammengezogenen Batterien unter der Leitung des Artilleriebrigadiers Obst. Adler ihre verheerende Arbeit. Um 3h nachm. riß der selbständig unternommene Vorstoß eines Unterführers, der das Abbröckeln des erschütterten Feindes rechtzeitig ausnützte, von Süden her die linke Flanke des Brückenkopfes auf und führte die ersten Angreifer in den Rücken der Besatzung. Gleich darauf schritten die im Nordabschnitt der 53. ID. (51. SchBrig.) unter dem Kommandeur der 21. bayr. Brigade, Obst. Schulz, bereitgestellten drei Angriffsgruppen (eine öst.-ung. und zwei deutsche) zum Sturm37). Die verbündeten Truppen, ein Bataillon des SchR. 11, eine Kompagnie des Sc.hR. 12 und zwei Kompagnien des k. u. LstlR. 6, dann preußische und bayrische Regimentsteile, errangen einen glänzenden Sieg38). Sie eroberten in einem Anlauf sämtliche Linien und richteten sich sogleich knapp am Stochod zur Abwehr ein. Verfolgende Abteilungen stießen auf das Ostufer vor und zerstörten nach der Rückkehr die von den Russen angelegten Stege. Die in ihrer Widerstandskraft gänzlich zusammengebrochenen Verteidiger streckten in Scharen die Waffen. 31 Offiziere, über 2500 Mann und 17 Maschinengewehre der 77. Russendivision fielen in die Hand der Sieger, die selbst kaum 150 Mann, darunter 18 Tote, eingebüßt hatten. Der Feind unterließ jeden Gegenschlag.

In den nächsten Tagen wurden die neugewonnenen Gräben dem bestehenden Netz angeschlossen und ausgebaut. Die nur für den Angriff herbeigezogenen Kampfeinheiten kehrten zu ihren Stammverbänden zurück. Die 51. SchBrig., die seit Ende Juli vor Zarecze gefochten hatte, rückte zur 26. SchD. ein39).

Bernhardi, Denkwürdigkeiten, 447; — Derselbe, Eine Weltreise 1911/12, III, 211 ff.

2)    Stärke der Angriffskräfte:

öst.-ung.:    7    Komp.,    13    Bt.,    li'o    SKomp.,    63    Gesch.,    4 MW.,

deutsche:    17    „    12    „    44    „    23    ,,

Auf Monate hinaus begnügten sich nunmehr Freund und Feind am Stochod mit dem Halten ihrer Dauerstellungen. Die Nordhälfte der Heeresgruppe Linsingen, die Befehlsbereiche Bernhardis und Hauers, wurden zu einer ruhigen Front.

Kämpfe bei Perepelniki und die zweite Schlacht an der Narajówka

(16. bis 24. September)

Hiezu Skizzen 2 und 3 von Beilage 19

GdK. Sacharow hatte nach dem Mißerfolg bei Zborów auf seinem linken Armeeflügel eine neue Stoßgruppe aus dem XVII. Korps (3., 35. ID.) und aus dem VII. (13., 34. ID., IBrig. Saratow) gebildet1). In Reserve hielt er das III. kauk. Korps, um mit frischen Kräften einen Erfolg ausnützen und den Stoß in der Richtung auf Lemberg weiterführen zu können. Er nahm am 16. September, wie ihm Brussilow befohlen hatte, nach einer achtstündigen Kanonade den Kampf an der Front zwischen der nach Złoczów führenden Bahn und dem Sereth in der Hoffnung wieder auf, die zusammengeschossenen Stellungen des Gegners zu überrennen. Als jedoch seine Divisionen am Nachmittag zum Sturm schritten, schlug ihnen verheerendes Feuer der Verteidiger entgegen. Unter schweren Verlusten brachen die dichten Sturmwellen der russischen Infanterie bei Jaroslawice vor den Stellungen der deutschen 197. ID. zusammen. Zwischen Manajów und Zwyżyn an der Front des k.u.k. IV. Korps (14., 33. ID.) erstickten die russischen Angriffe schon in ihrer ersten Entwicklung. Nur bei Hukalowce (südöstlich von Perepelniki) vermochte die russische Infanterie in einzelnen Grabenstücken der 195. ID. Fuß zu fassen. Deutsche Reserven warfen den eindringenden Feind im Nahkampf aus den verlorenen Gräben hinaus. Der umsichtige GdI. Eben hatte sich des neuen Ansturms der Russen rechtzeitig vorgesehen. Er hatte zwei Regimenter der 49. RD. als Reserve ausgeschieden. Das Oberkommando Ost stellte dem GO. Böhm-Ermolli außer dem bereits nach dem Orte Pluhów gesandten IR. 373 noch Artillerie zur Verfügung und schob dem GdI. Eben zwei Bataillone des deutschen Jägerregiments 6, das im August von der 195. ID. abgetrennt worden war, nach Złoczów zu (S. 184). Überdies ließ Prinz Leopold von Bayern die restlichen Teile der deutschen 49. RD. bei Lemberg versammeln.

vj Zajontschkowskij, 71 ff.

Am 17. September nachmittags griffen die Russen mit dem VII. und dem XVII. Korps nach langem Artillerievorbereitungsfeuer im Frontabschnitt Jaroslawice—Manajów aufs neue an. Auch dieser Angriff brach vor den Stellungen der 197., der 195. und der k.u.k. 14. ID. zusammen. Schwache Vorstöße des V. sib. Korps im Graberka—Luh-abschnitt zerflatterten im Feuer der Budapester 31. Division. Da den Russen nach diesem Mißerfolg die Kraft zu weiteren Angriffen versagte, brannten die Kämpfe am 18. und am 19. September langsam aus.

GdI. Schtscherbatschew hatte am 16. September die Armee Bothmer im Frontabschnitt zwischen Skomorochy und Potutory mit eng zusammengeballten Kräften — es waren das II. und das XXXIII. Korps sowie Teile des XVI. und des XXII. Korps — angreifen lassen1). Er leitete den Angriff am Morgen durch schweres Artilleriefeuer ein, das vom linken Flügel der 3. GID. bis zum rechten Flügel des Korps Hofmann reichte. Am heftigsten wurden die Stellungen der 1. RD. bei Świstelniki und jene des türkischen XV. Korps zwischen der Narajówka und der Zlota Lipa beschossen. GdI. Bothmer, der den Ansturm der Russen schon erwartet hatte, stellte seine Reserven, das deutsche RIR. 18 und die 208. ID., bei Lipnica dolna bereit. Das Heeresgruppenkommando Erzherzog Karl setzte die deutsche 216. ID. von Brzeżany nach Nadorożniów in Marsch, um sie geschlossen zugleich mit den Reserven Bothmers einsetzen zu können.

Um Mittag brachen die russischen Sturmdivisionen in dichten Wellen gegen die l.RD. und gegen das türkische XV. Korps zum Angriff vor. Nach hartem, Wechsel vollem Kampf wurde die 1. RD. am Nachmittag bei Świstelniki durchbrochen und auch der rechte Flügel der Türken östlich von Lipnica dolna eingedrückt. Die zum Gegenangriff eingesetzten deutschen Reserven — das RIR. 18, die 208. ID. und Teile der 216. ID. — vermochten die Lage nicht wiederherzustellen. Die

l.RD. mußte am Spätnachmittag über die Narajówka zurückgenommen werden, die rechts anschließende 3. GID. verlor eine Höhe südwestlich von Świstelniki. Am Abend brachten die 1. RD. und die herbeieilenden Verstärkungen die mit ungeheurer Stoßkraft über die Narajówka vordringenden Russen zum Stehen2).

*) Zajontschkowskij, 101.

2) Geschichte des Res.-lnf.-Regiments 3 (Oldenburg-Berlin 1926), 126 ff. — N e u m a n n, Die Geschichte des Res.-Inf.-Regiments 59 (Oldenburg-Berlin 1927), 174 ff. — Schulenburg, Die Geschichte des Garde-Füsilier-Regiments (Oldenburg-Berlin 1926), 148 ff.

Gen. Schtscherbatschew suchte den errungenen Erfolg zu erweitern und griff am 17. früh mit dem XXXIII. und dem II. Korps neuerlich an. Die auf das Westufer der Narajówka zurückgedrängten deutschen Verbände und die Türken an der Front zwischen diesem Bach und der Zlota Lipa schlugen aber den Ansturm ab. GdI. Gerok faßte inzwischen die ihm zur Verfügung gestellten deutschen Reserven (208. und 216. Division) zu einer Stoßgruppe zusammen und setzte sie am Nachmittag mit Truppenteilen der l.RD. und der 3. GID. zum Angriff an. Im wechselvollem Ringen konnte am rechten Flügel des türkischen XV. Korps der Verlust des ersten Schlachttages wieder wettgemacht werden; auch gelang es, bei Świstelniki den Russen einen Teil ihres Gewinnes vom Vortage zu entreißen.

So kraftvoll stießen die Deutschen vor, daß Schtscherbatschew wähnte, eine ganze Armee sei gegen seine Angriffsgruppe vorgebrochen. Er hatte unterdessen erfahren, daß die Deutschen zwei neue Divisionen —- die 208. von der Westfront und die 216. vom Naroczsee — an die Narajówka herangezogen hatten, und berichtete an die Stawka, daß sein Angriff auf diese geballten Kräfte gestoßen sei. Gen. Alexejew, der mit dem Einsatz der nach Galizien entsandten russischen Verstärkungen (S. 395) an verschiedenen Stellen der Front keineswegs einverstanden war, forderte am 19. September Brussilow auf, der 7. Armee außer dem bereits überwiesenen VII. sib. Korps auch noch das III. kauk. Korps zu unterstellen, da die 11. Armee nördlich der Bahnlinie Tarnopol—Złoczów ohnehin keinen entscheidenden Erfolg erreichen würde, aber zur Verteidigung über genügend Kräfte verfüge. Brussilow unterstellte daraufhin das III. kauk. Korps dem Gen. Schtscherbatschew und schob es ihm in Eilmärschen zu.

Unter Einsatz von Teilen des VII. sib. Korps suchte sich der Armeeführer unterdessen an der Narajówka von dem Drucke der Deutschen zu befreien. Am 18. und am 19. September führte das Korps Gerok den begonnenen Angriff weiter. Er brachte ihm trotz kräftiger Artillerievorbereitung keine Fortschritte von Bedeutung mehr, trug aber Teilen des Korps erhebliche Verluste ein. Bei Świstelniki wurden außer den schon eingesetzten russischen Kräften (XXXIII. und II. Korps) die 23. ID. und die 13. sib. SchD. festgestellt. Da ferner bekannt wurde, daß der russischen 7. Armee das III. kauk. Korps zugeschoben wurde, stellte GdI. Gerok am 20. September den Angriff ein. Es war ihm gelungen, die Einbeulung der Front einigermaßen auszugleichen, aber Świstelniki war nicht zurückerobert worden.

Die Russen versuchten-noch bis zum 21., an verschiedenen Stellen der Front zwischen Skomorochy und Lipnica dolna vorzustoßen. Dann verstummte in diesem Abschnitt der Kampf. Weiter nordöstlich davon schritt zwei Tage später das russische XVI. Korps südlich von Potutory zum umfassenden Angriff gegen den von der Złota Lipa nach Südwesten abgebogenen Frontabschnitt des türkischen XV. Korps, vermochte aber keinen nennenswerten Erfolg zu erzielen. Die Türken mußten am 24., vom Korps Hofmann durch Artilleriefeuer unterstützt, noch einen Vorstoß der Russen südlich von Potutory abweisen. Dann trat eine Kampfpause ein. Gen. Schtscherbatschew unterbrach den Angriff, um frische Kräfte für einen neuen Schlag zu sammeln.

Schon am 17. September, während beim Korps Gerok noch ohne Entscheidung gerungen wurde, hatte das Oberkommando Ost auf Bitte des GM. Seeckt Teile der deutschen 49. RD. von Lemberg nach Lipnica dolna entsandt. Dort bildeten diese Truppen die Reserve der Heeresgruppe Erzherzog Karl. GdI. Bothmer verlegte die hinter dem Nordflügel der Südarmee in Reserve befindliche Leibhusarenbrigade nach Nadorożniów und löste die abgekämpfte l.RD. aus der Front heraus. Diese Division rollte in den Tagen vom 21. September bis zum 2. Oktober von Podwysokie an die Dünafront ab. Als Ersatz für die 1. RD. kam die 36. RD., GLt. Kruge, zur Südarmee heran. Ihre Anfänge langten am 23. September in Bukaczowce ein. An diesem Tage trat innerhalb der Südarmee eine Neugliederung in Kraft: der Abschnitt vom Dniester bis Skomorochy wurde dem X. RKorps (119. und 199. ID.) und jener von Skomorochy bis zur Höhe Popielicha der Gruppe Gerok (3. GID., 208. und 216. ID.) überwiesen.

Bei der k.u.k. 3. Armee hatte in diesen Tagen im wesentlichen Ruhe geherrscht. Nur am 16. September kam es am Nordflügel zu größeren Kämpfen. Um die Aufmerksamkeit des Gegners von der Einbruchsstelle an der Narajówka abzulenken, ließ Schtscherbatschew an diesem Tage im Raume südlich vom Dniester das XLI. Russenkorps gegen die 48. RD. vorgehen. Der russische Ablenkungsangriff blieb unter dem Artilleriefeuer der Verteidiger liegen.

Die innerhalb der Armee Kövess anbefohlenen Truppenablösungen (S. 396) konnten bis zum 20. September vollendet werden. Das VIII. Korps (6. KD., 5. ID.), FZM. Benigni, hielt nun den Abschnitt Siwula-höhe—Bohorodczany, das vom FML. Csicserics befehligte XIII. Korps (42. HID. und 36. ID., die 72. IBrig. in dieser Division inbegriffen) den anschließenden Abschnitt bis Pacyków und die Gruppe FML. Hadfy (21. SchD., 48. RD.) jenen vonPacyków bis zumDniester besetzt. Die 59. ID. rollte am 20. September von Kałusz in die Waldkarpathen ab.

Die Schlacht in den Waldkarpathen vom 16. bis zum

2 4. September

Hiezu Beilagen 12 und 18

Die russische 7. Armee war gegen Mitte September durch die 59. ID. verstärkt worden. Diese Division traf aus dem Bereiche der russischen Nordfront in den Karpathen ein und wurde gegen den Pantyrpaß eingesetzt. GdI. Letschitzki verlangte jedoch, daß ihm mindestens ein Korps zugeschoben werde. Er schilderte in seiner Meldung vom 10. September dem Heeresfrontkommando die gewaltigen Schwierigkeiten des Angriffes in den Waldkarpathen. Höhe um Höhe müsse in langwierigem Ringen dem Gegner entrissen werden. Der größte Teil der russischen 9. Armee kämpfe in weglosem Gebirge, ohne genügenden Nachschub an Munition und an Verpflegung. Die Armee hätte seit dem 31. August bereits mehr als 10.000 Streiter eingebüßt, ‘ihre Truppen seien erschöpft und ihre Angriffskraft werde von Tag zu Tag schwächer. Trotzdem müsse aber der Angriff ohne Verzug fortgesetzt werden, um den Einbruch in die ungarische Ebene zu erzwingen, bevor der Winter das Gebirge mit Schnee bedecke. Sehr enttäuscht äußerte sich Gen. Letschitzki über die zögernde Kriegführung der Rumänen. Auf eine Entlastung durch diesen Bundesgenossen sei kaum mehr zu rechnen. Längst hätte der Gegner die Gefahr des Angriffes in seine Karpathenflanke erkannt. In den letzten zwei Wochen seien bedeutende deutsche und öst.-ung. Verstärkungen nach Dorna Watra und nach Körös-mezö herangezogen worden. Die russischen Truppen hätten allein die ganze Last des Kampfes zu tragen. Da aber die Stawka von der Südwestfront einen entscheidenden Durchbruch in der Richtung auf Wla-dimir-Wołyński erwartete (S. 386), konnte Brussilow auf Letschitzkis Bitten um Verstärkungen nicht eingehen und vertröstete ihn mit der Zusicherung, daß die rumänische Offensive den linken russischen Heeresflügel entlasten werde1).

Die rumänische Nordarmee brach in der zweiten Septemberwoche aus dem Quelltal der Maros gegen Szász Régen vor. Eine Gruppe ihrer 14. Division erreichte am 16. September im Kelemengebirge die Höhe

ł) Klembowski, 82.

Petrosul. FML. Habermann sandte abgescssene Reiter der 11. HKD. und Landstürmer auf die Höhe D. Maiereselu, um den Rumänen den Weg über den vom Petrosul zur Dreiländerecke abzweigenden Rücken zu verlegen. Eine Radfahrerkompagnie des XI. Korps sperrte das Dornatal. Vom VI. Korps war inzwischen das Detachement Obstlt. Sander auf die Höhe Bistricioara abgezweigt worden, um den Feind auf dem Hauptrücken anzugreifen (S. 287). Diese Gruppe warf am 18. und am 19. September die auf dem Hauptkamm vordringenden Rumänen trotz Gegenstößen auf den Petrosul zurück und wurde am

19. dem FML. Habermann unterstellt. Außerdem wurde ihm noch, wie bereits erwähnt (S. 290), die von Obst. Hodula befehligte 73. HIBrig. der mittlerweile bei der 1. Armee angelangten 37. HID. überwiesen, damit die wichtige Nachschublinie der 7. Armee von Borgo Prund in das Dornatal verläßlich gesichert werden könne.

Am 16. September, an demselben Tage, da die Armee Presan im Kelemengebirge den Petrosul erreichte, überschritt das rumänische Bistritadetachement, unterstützt durch russische Truppen, den Negra-bach, um die dünn besetzte Front der 11. HKD. anzugreifen. Zugleich hielten die Russen die Stellungen der Brigade Papp auf den Höhen nördlich von Dorna Watra unter schwerem Artilleriefeuer. Unter dem Eindruck dieser Bedrohung zog FML. Habermann das zuerst einlangende HIR. 18 der 73. HIBrig. in den Kampfabschnitt Dorna Watra— Dreiländerecke heran.

Das Bistritadetachement führte den Angriff gegen die Flanke des k.u.k. XI. Korps wenig entschlossen durch. Langsam arbeiteten sich die rumänischen Bataillone gegen die Höhenstellungen der 11. HKD. vor. Die schwachen Vorstöße zerflatterten am 17. und am 18. September bei Sara Dorna, am 19. bei Serisoru und am 20. neuerlich bei Sara Dorna im Feuer der Verteidiger.

Gegen den Abschnitt Dorna Watra—Jacobeny richteten sich unterdessen die Anstrengungen des russischen III. Kavalleriekorps; aber auch die Russen vermochten keinen Erfolg zu erzielen. In zähen Stellungskämpfen, die bis zum 20. September ununterbrochen andauerten, verwehrten Gendarmeriebataillone und Landstürmer der Brigade Papp sowie Kavallerieschützen der 8. KD. und der 5. HKD., unterstützt durch zwei eingeschobene Bataillone der 10. bayr. ID., dem Feinde den Einbruch in das Tal der Goldenen Bistritz.

Auf den Höhen nördlich von Kirlibaba wuchs unterdessen die Bedrängnis des I. Korps. Am 17. September mußte der von der Höhe

Tatarca gegen das Gestüt Luczina vorspringende Stellungsteil der 40. HID. wegen umfassenden Druckes aufgegeben werden. Kräfte des XVIII. Russenkorps griffen am 18. nachmittags nach starkem Artilleriefeuer die Höhe Tatarca an, wurden aber abgeschlagen. Am 19. vormittags mußten der rechte Flügel der 40. HID. und der linke Flügel der 8. KD. dem übermächtigem Drucke nachgeben und nach Süden zurückweichen. Dadurch wurde das Karpathenkorps, das mit seinem rechten Flügel auf den Nordhängen der Cimbroslawa Wk. stand, von Umfassung bedroht. GLt. Conta entsandte Verstärkungen (zwei Bataillone, ein Feldartillerieregiment und eine schwere Batterie der 10. bayr. ID.) nach Kirlibaba, die sogleich in den Kampf eingriffen und mit den Truppen des I. Korps den Einbruch der Russen am Dedulrücken und auf dem zwischen dem Kirlibaba- und dem Cibobach nordwärts ziehenden Rücken abriegelten. Aber die Lage blieb gespannt; denn der Feind schob auf den Höhen nördlich von Kirlibaba starke Kräfte zusammen und war augenscheinlich entschlossen, in das Tal der Goldenen Bistritz herabzustoßen.

Beim Karpathenkorps wurde am 16. September der rechte Flügel der deutschen 1. ID. auf den Osthängen der Cimbroslawa Wk. von Truppen des russischen XVIII. Korps ohne Erfolg angegriffen. Die Ussuri-KosD. und Infanterie der russischen 43. ID. stiegen, aus dem Quelltal des Bilyj Czeremosz nach Westen ausbiegend, den Grenzkamm empor, um die von der 10. bayr. ID. gesperrten Zugänge des Prislopsattels zu umgehen. Eine schwache, nur aus zwei deutschen Jägerbataillonen und Gebirgsartillerie zusammengesetzte Gruppe der 200.ID. verlor im Kampfe mit diesem übermächtigen Feind die Höhe Comanowa, verwehrte ihm aber am 17. und an den folgenden Tagen auf der Höhe Pirie den Abstieg in das Vasertal.

Das neugebildete russische XXIII. Korps (79. und 82. ID.) begann schon am 16. September die Hauptstellungen der deutschen 200. ID. aufs neue anzugreifen, die sich auf dem rechten Ufer des Czarny Czeremosz über die Bahn Ludowa zur Ludowa zogen und bei Jawornik das Flußtal sperrten. Mit Maschinengewehrfeuer und mit Handgranaten schlugen die zerstreut fechtenden ostpreußischen Jägerbataillone alle Anstürme ab.

Am 17. September erneuerte das XXIII. Russenkorps den Angriff. Aus dichtem Nebel auftauchend, drangen die Russen am Morgen auf der Baba Ludowa in die Stellungen der 200. ID. ein. Nach hartem Kampfe vom Gipfel vertrieben, setzte sich die Division mit rasch zusammengerafften Jägerkompagnien auf den am linken Ufer des Czarny Czere-mosz zum Grenzkamm emporsteigenden Höhen und auf dem von der Baba Ludowa nordwestwärts streichenden Rücken fest und wies dort am 18. und am 19. September neue Russenstürme ab1).

Im Gebirge herrschte bereits große Kälte. Auf den Gipfeln begann es am 17. September zu schneien. Die Niederungen dampften vom Regen, die Wege verschlammten, Pferde und Tragtiere brachen zusammen, Geschütze und Fuhrwerke blieben stecken. Nur langsam bahnte sich das russische XI. Korps auf den dicht bewaldeten und von Schluchten zerrissenen Nordhängen des über 2000 m hoch emporsteigenden Massivs der Czornahora seinen Weg. Am 18. September griff die russische 32. ID. den rechten Flügel der deutschen 117. ID. an und bemächtigte sich der Höhe Smotrec. Die 11. und die 12. ID. der Russen schoben sich unterdessen gegen den Kukul und gegen den Tartarenpaß vor, während die 59. ID. auf Rafailowa im Vorgehen war. Dort wurde die k.u.k. 3. KD. in ihrer vorgeschobenen Stellung angefallen und am 19. September auf ihrem rechten Flügel auf die Höhe Durny zurückgedrängt2).

Mittlerweile war die 30. ID., GM. Jesser, in Körösmezö eingetroffen. Der Großteil dieser Division wurde am rechten Flügel des Korps Surén an Stelle der abgekämpften 202. HIBrig. in die schütter besetzte Front zwischen den Höhen Wyżna preluka und Durny eingesetzt.

GLt. Conta, der inzwischen vom Heeresgruppenkommando Erzherzog Karl über seine Beurteilung der Lage befragt worden war, berichtete am 19. September über die Ereignisse der letzten Wochen. Zuerst habe der Russe mit drei Divisionen (64., 37. und 43. ID.) den rechten Flügel des Karpathenkorps angegriffen, um ihn zu durchbrechen und die Straße Dorna Watra—Kirlibaba—Ó Radna zu gewinnen. Jetzt stoße der Feind mit starken Kräften gegen die 40. HID. vor und ziehe auch Truppen seiner 103. RD. in den Raum nordöstlich von Kirlibaba heran. Da den Russen gegenüber der deutschen 1. ID. anscheinend keine frischen Kräfte mehr zur Verfügung standen, erwartete GLt. Conta, daß sich die abgekämpfte 1. ID. auf der Cimbroslawa Wk. werde behaupten können. Dies schien ihm jedoch nur möglich zu sein, wenn die 40. HID. dem Feinde den Durchbruch bei Kirlibaba verwehre.

Nicht weniger als um die Front bei Kirlibaba sorgte sich GLt. Conta um seinen linken Korpsflügel. Dort wurde die deutsche 200. ID. unaufhörlich von drei Divisionen der Russen angegriffen. Der Zustand dieser

1 Ehrenforth, Die Geschichte des Res.-Jäger-Bataillons 17 (Berlin 1926),

43 ff.

2) Sacken, 424 ff.

Division ließ befürchten, daß ihre erschöpften Jägerbataillone nicht mehr lange in ihrer jetzigen Stellung halten würden. Auch beklagte sich GLt. Conta darüber, daß die ihm zur Verfügung gestellte 10. bayr. ID. nicht geschlossen in die Front nördlich des Prislopsattels eingesetzt werden konnte, da ein Großteil ihrer Truppen zur kräftezersplitternden Flickarbeit verwendet werden mußte. Um die übermüdeten Kampftruppen der 200. ID. ablösen und die noch nicht ausgebauten Stellungen am Grenzkamm verstärken zu können, bat GLt. Conta um frische Kräfte.

Das Heeresgruppenkommando verkannte keineswegs die schwierige Lage der 200. ID., hielt aber vor allem eine Verstärkung der 40. HID. und der deutschen 1. ID. für geboten, da sich die Russen schon der Straße Kirlibaba—Prislop näherten. GdK. Kirchbach beabsichtigte bereits am 18. September, die ihm in Aussicht gestellte 59. ID. in den schwer bedrängten Abschnitt von Kirlibaba heranzuziehen. Auch plante er, einige Neugruppierungen vorzunehmen. Die bei der 215. IBrig. befindliche Landsturmgruppe Obstlt. v. Scholtz (k. k. LstlBaone. 23 und 24) war der 8. KD., das k. u. LstlR. 20 der 3. KD. zu überweisen, während das dieser Division zugeteilte Detachement Obst. Fráter (IBaone. % 1/6 und IV 50) wieder in den Verband der 59. ID. zu treten hatte. Die am linken Flügel des XXV. RKorps eingesetzte 202. HIBrig. und das zum Karpathenkorps abgezweigte HIR. 306 waren zum XI. Korps abzuschieben. Das 215. IBrigKmdo. hatte zu seiner Division, der 30. ID., einzurücken; auch waren die von der 10. bayr. ID. abgetrennten Bataillone an das Karpathenkorps abzugeben. Nach beendetem Eintreffen der 59. ID. gedachte GdK. Kirchbach die abgekämpfte deutsche 1. ID. als Armeereserve aus der Front herauszulösen.

Es mußten aber noch Tage vergehen bis diese Umgruppierungen durchgeführt werden konnten. Die 59. ID. wurde erst am 20. September von Kalusz in die Karpathen abbefördert, und ihre Kampftruppen konnten frühestens vom 22. September an in O Radna eintreffen. Da jedoch die Entlastung der 40. HID. und der 200. ID. dringend nötig war, erteilte das Heeresgruppenkommando Erzherzog Karl dem GdK. Kirchbach den Rat, vorläufig ein Bataillon des bayr. IR. 16 von Dorna Watra nach Kirlibaba zu verlegen und den rechten Flügel des XXV. RKorps zugunsten der 200. ID. zu verlängern. Zur Durchführung der erstgenannten Maßnahme konnte sich aber GdK. Kirchbach wegen der andauernden russischen Angriffe bei Dorna Watra nicht entschließen. Auch wollte er dem XXV. RKorps eine Schwächung der Front nicht zumuten, da in dem Verbände der am Tartarenpaß eingesetzten k.u.k. 34. ID. Truppen mit unverläßlichem rumänischem und italienischem Ersatz standen. Das Heeresgruppenkommando Erzherzog Karl beschloß daher, dem bereits von Bukaczowce in die Karpathen entsandten deutschen LstlR. 35 auch noch das LstlR. 37 zur übermüdeten deutschen 200. ID. folgen zu lassen.

An der ganzen langen Front der 7. Armee wurde am 20. September und in den folgenden Tagen heftig gekämpft. Im Kelemengebirge rangen die vom VI. und vom XI. Korps abgezweigten Truppenteile mit den Rumänen und hielten sie trotz Gegenstößen am Petrosul fest. Am 22. September übernahm Obst. Hodula, der Kommandant der 73. HIBrig., den Befehl über den Kampfabschnitt südlich der Dreiländerecke. Er sollte mit dem mittlerweile im oberen Dornatal eingetroffenen HIR. 13 die Gruppe Obstlt. Sander ablösen und den Petrosul zurückerobern. Bevor es dazu kam, erheischte jedoch die Not bei Kirlibaba die Verwendung dieses Regimentes beim I. Korps.

Das rumänische Bistritadetachement setzte am 20. September den zögernd begonnenen Angriff gegen den von abgesessenen Reitern der

11. HKD. und von Teilen des HIR. 18 verteidigten Abschnitt zwischen der Dreiländerecke und Dorna Watra fort. In langsamem Vorarbeiten vermochten die Rumänen am 21. die Höhe Vrf. Munceilor zu gewinnen. Von einem Gegenstoß getroffen, wichen sie aber in das Negratal und am 22. auch von den Osthängen des D. Negrii auf Sara Dorna zurück.

Während das Bistritadetachement vergebens versuchte, von Osten in das Dornatal einzubrechen, drückte Gen. Letschitzki mit starken Kräften des III. Kavalleriekorps von Norden auf Dorna Watra vor. Aber so sehr auch die Terek- und die Donkosaken am 20. und 21. September die wichtige Höhe Bernarielul bestürmten, sie wurden von den standhaften Gendarmeriebataillonen und Landstürmern der Brigade Papp abgeschlagen. Während der nächsten Tage begnügten sich die Russen bei Dorna Watra mit starken Kanonaden.

Beim I. Korps, FZM. Scheuchenstuel, hatte unterdessen die Spannung nicht nachgelassen. Gen. Letschitzki hatte auf den Höhen östlich des Cibobaches Truppen der 103. RD., der 64. und der 37. ID. zusammengezogen und suchte mit diesen geballten Kräften in das Tal der Goldenen Bistritz hinabzustoßen. Am 20. September nachmittags gelang es dem Feinde nach unermüdlichen Angriffen südwestlich von Fundul Moldovi die Stellungen der Gruppe des GM. Schnehen (8. KD., 215. IBrig.) an drei Stellen zu durchbrechen. In der Höhenlinie Botosul—Dedulrücken vermochte die Gruppe Schnehen am 21. September dem Ansturm der Russen zu begegnen. Die 40. HID. hatte unterdessen in erbitterten

Kämpfen feindliche Vorstöße nördlich von Kirlibaba und im Cibotal gleichfalls standhaft abgewehrt. Am 22. brach aber der Russe nördlich von Kirlibaba in die zerschossenen Gräben der Honvéd ein. Der Einbruch konnte trotz fürchterlichen Ringens nicht wieder völlig wettgemacht werden. Abermals waren die polnischen Ulanen- und die tschechischen Dragonerschützen der 8. KD., die Landstürmer der 215. IBrig., die Honvéd der 40. Division und die ihnen zugeteilten Bayernbataillone am 23. September gezwungen, dem Vernichtungsschießen der russischen Artillerie standzuhalten. Die zermürbten Verteidiger litten große Not. Am Nachmittag brachten die anstürmenden Russen den rechten Flügel der 40. HID. ins Wanken und stießen ihn in das Tal der Goldenen Bistritz hinab. Mit den letzten Kräften konnte dem Feinde der größte Teil seines Gewinnes wieder entrissen werden. Am 24. September endete der ungestüme russische Vorstoß, der das Korps Scheuchenstuel beinahe von dem Karpathenkorps abgesprengt hätte, dicht vor Kirlibaba und auf den vom Dedulrücken nach Süden in das Tal der Goldenen Bistritz abfallenden Höhenstufen. Die Bedrängnis bei Kirlibaba hatte den GdK. Kirchbach mittlerweile veranlaßt, das zur Ablösung der Gruppe Obstlt. Sander bestimmte HIR. 13 aus dem Kelemengebirge nach Kirlibaba in Marsch zu setzen. Dorthin wurden auch die gerade in O Radna eintreffenden vordersten Kampftruppen der anrollenden 59. ID. eiligst herangezogen und am 24. September in die Front zwischen der Gruppe Schnehen und der 40. HID. eingeschoben. GM. Kroupa, der Kommandant der 59. ID., übernahm den Befehl über diesen Abschnitt.

Im Gebiet des oberen Czarny Czeremosz gipfelte der Russenangriff am 20. September in Massenstürmen gegen die zerstreut fechtenden ostpreußischen Jägerbataillone der 200. Division. Mit zusammengefaßten Kräften suchte das russische XXIII. Korps den Gegner von den zum Grenzkamm emporsteigenden Hängen und von dem Rücken nordwestlich der Höhe Baba Ludowa zurückzuwerfen. Fünfmal brandeten die Angriffswogen der Russen an die Stellungen der 200. ID. empor, zerschellten aber ebensooft unter schweren Verlusten. Erst beim sechsten Ansturm gelang es dem Feinde, in die schütteren Kampflinien der preußischen Jägerbataillone einzubrechen; doch der Russe wurde im Handgemenge aus den verlorenen Grabenstücken wieder geworfen. In den Abendstunden stieß das XXIII. Russenkorps zum siebentenmal vor, um wiederum verblutend zurückzusinken.

Am 21. September erneuerten die Russen an der Front des Karpathenkorps ihre Angriffe. In den Kampfabschnitten der ostpreußischen 1. und der 10. bayr. ID. am Cimbroslawa Wk. und auf den Höhen nördlich des Prislopsattels brachen die feindlichen Anstürme schon im Artilleriefeuer zusammen. Der rechte Flügel der 200. ID. behauptete sich in zähen Abwehrkämpfen auf den Grenzhöhen Comanowa und Pirie. Die am Mokrynrücken stehende Gruppe dieser Division gingen die Russen aus dem Czeremosztal in der Flanke an und drückten sie auf die Höhe Albin zurück. Auf der Baba Ludowa gelang es dem Feinde, seinen Besitz zu erweitern; doch vermochte er nicht, auf dem nordwestwärts streichenden Rücken und bei Szybeny Raum zu gewinnen. Am 22. September hemmte Regen in den Niederungen und Schneetreiben auf den Höhen das Vorgehen des Feindes. In der Nacht auf den 23. brach er in die Straßensperre südlich der Höhe Ludowa ein, konnte aber nicht auf Szybeny hinabstoßen und wurde am nächsten Morgen von den preußischen Jägern zurückgeschlagen. Die Russen sammelten neue Kraft und griffen am 24. mit dem XXIII. Korps aufs neue an. In schwerem Ringen behaupteten sich wiederum die deutschen Jägerbataillone mit allerdings erlahmenden Kräften und verwehrten dem bei Szybeny vordrängenden Feind den Aufstieg auf den Grenzkamm. Das deutsche LstlR. 37 traf jetzt ein und wurde der 200. Division zugeschoben.

Auf dem rechten Flügel des Korps Surén traten am 20. September Truppen der deutschen 117. ID. nach heftiger Feuervorbereitung zum Sturm auf die Höhe Smotrec an, konnten aber, von starken russischen Gegenangriffen getroffen, den eroberten Gipfel nicht behaupten. Die russische 32. ID. suchte am 21. September und an den nächstfolgenden Tagen das Vorgehen des XXIII. Korps zu unterstützen und entfaltete gegen die Höhenstellungen der 117. ID. eine lebhafte Kampftätigkeit.

Auf dem äußersten linken Flügel der 7. Armee wurde die Wiener

3. KD. am 20. September in ihrer Aufstellung Durny Höhe—Rafaiłowa von einem neuen Schlag der russischen 59. ID. getroffen und auf die Grenzhöhen an beiden Seiten des Pantyrpasses zurückgedrängt. Um die schwer bedrängte Kavalleriedivision zu entlasten, regte das Heeresgruppenkommando Erzherzog Karl beim GdK. Kirchbach an, mit dem linken Flügel des Korps Surén vorzustoßen. Der Armeeführer meldete aber, daß er nicht über genügende Kräfte verfüge, um einen erfolgreichen Angriff durchführen zu können. Das Korps Surén hatte mittlerweile die ihm zugeteilten zwei Bataillone der 10. bayr. ID. an das Karpathenkorps abgeben müssen. Überdies mußte jetzt noch die 202. HIBrig. an den rechten Armeeflügel verschoben werden. Die 117. ID. und die k.u.k. 34. ID. gewärtigten neue Angriffe der Russen. Die neuangekommenen

Truppen der 30. ID. reichten gerade zur Besetzung der Front zwischen den Höhen Wyżna preluka und Durny aus. In solcher Lage entschloß sich das Heeresgruppenkommando, die aus der Front der Südarmee herausgelöste 12. ID. mit der Bahn nach Taraczkös zu fahren, um dem überflügelnden Druck der Russen am Pantyrpaß zu begegnen.

Während der beiden nächsten Tage (21. und 22. September) herrschte an der Front des Korps Surén im wesentlichen Ruhe. Am 23. begannen sich die Russen gegen die Grenzhöhen beiderseits des Tartarenpasses näher heranzuarbeiten.

Maßnahmen der beiderseitigen Führung für den nächsten Großkampf

(23. bis 30. September)

Hiezu Beilagen 18, 21 und Skizzen 2 und 3 auf Beilage 19

Die russische Heeresleitung hatte gedacht, den langen Sommerfeldzug im September zusammen mit dem rumänischen Bundesgenossen durch entscheidende Schlachtergebnisse zu krönen. Aber auch die am 16. September von der Südwestfront mit bedeutenden Streitmitteln er-öffnete Offensive hatte nur mäßige Teilerfolge eingebracht; immerhin bewiesen die Kämpfe an der Narajówka und bei Korytnica, daß der Gegner nicht unerschütterlich war und dem Drucke der Massen hatte nachgeben müssen. Diese Erkenntnis spornte die russische Führung zu noch größeren Kraftäußerungen an, um dem Zarenheere das Kriegsglück, das von weitem zu winken schien, nicht mehr entgleiten zu lassen. Am 23. September schlug die Stawka die Streitkräfte Gurkos, der bisher seine Führerfähigkeiten noch nicht hatte erweisen können, der Südwestfront zu. Der neu zugewachsenen sowie der 8. Armee sollte Brussilow je ein Korps entnehmen und mit einem davon die 9. Armee verstärken. Die Verwendung des anderen Korps schrieb Alexejew nicht bindend vor, sondern deutete nur empfehlend an, daß der Zar die Versammlung dieser Truppen auf dem rechten Dniesterufer vorziehen würde, damit durch einen Vorstoß in der allgemeinen Richtung auf Kałusz der schwere Stirnangriff der 7. Armee erleichtert werde. Beginn und Ziele der Offensive könne Brussilow seinen Armeen nach eigenem Ermessen bestimmen. Daß die Stawka eine Kriegsentscheidung nur mehr von der Südwestfront erwartete, kam darin zum Ausdrucke, daß die

Befehlshaber des West- und des Nordheeres lediglich angewiesen wurden, Reserven zum Absenden nach Süden bereitzustellen1).

Brussilow beschloß, wie er am 24. an den Generalstabschef meldete, mit dem erhaltenen Kraftzuwachs acht Korps zu einem machtvollen Angriff gegen Wladimir-Wolyński anzusetzen und nur ein Korps, das XXVI., der 9. Armee zuzuführen. Er verzichtete demnach auf eine Verstärkung der 7. Armee. Die Befehle an die Armeeführer erflossen am gleichen Tage. Gurko erhielt zwei Korps der 8. Armee, das XXXIX. und das XXXX. (ohne 2. SchD.), zugewiesen. Er hatte mit vier Korps im Raume rechts von der nördlichen Ługa gegen Wladimir-Wolyński anzugreifen, den Stochodoberlauf verteidigend zu halten und sich gegen eine Flankenbedrohung aus Kowel zu sichern. Die 8. Armee hatte links von der Luga auf Grubieszów vorzustoßen. Die 11. und die 7. Armee behielten ihre früheren Aufgaben. Die 9. Armee sollte unter Einsatz des XXVI. Korps aus dem Raume Dorna Watra—Kirlibaba gleichzeitig mit rumänischen Truppen auf Bistritz und in der Folge aus der Linie Kirlibaba—Bistritz weiter auf Máramaros Sziget vorgehen. Der allgemeine Angriff hatte am 29. September zu beginnen.

Der russische Kriegshistoriker Zajontschkowskij übt an diesen Anordnungen Brussilows scharfe Kritik und wirft dem General nichts Geringeres vor, als den Auftrag aus Mohilew nicht genau befolgt und die nächsten Kriegshandlungen gegen alle Absichten der Stawka völlig eigenmächtig angelegt zu haben. Hiezu habe der weiche und bescheidene Alexejew durch die Fassung seiner Befehle unbewußt beigetragen. Durch die Verfügung, zwei Korps nach Süden abzusenden, sei angedeutet worden, daß dort bereits der Schwerpunkt des Handelns liege und daß dem Nordflügel des Südwestheeres „gleichsam eine untätige oder ablenkende Rolle“' zufalle. Nach der ganzen Sachlage klingt jedoch diese Schlußfolgerung kaum überzeugend. Ein Meinungsaustausch zwischen Alexejew und Brussilow, ob die Offensive gegen Wladimir— Wołyński fortzusetzen oder abzubrechen sei, mag dem Befehle der Stawka vorangegangen sein. Sicherlich war auch von den zwei Männern, die bestimmend auf die russische Kriegführung Einfluß nahmen, der Oberbefehlshaber der Südwestfront der willensstärkere, der seine Ansichten durchzusetzen verstand. Die „Besondere Armee“ wurde ihm aber gewiß zu dem Zwecke unterstellt, dem angestrebten Durchbruche gegen Wladimir-Wolyński größeren Nachdruck zu verleihen. Selbst wenn Brussilow wortgetreu die geforderten Verbände dem linken Flü-

1/ Klembowski, 102 ff. und Beilage 17. — Z a j o n t s c h k o w s k i j, 84 ff.

gel hätte zukommen lassen, so verblieb das Schwergewicht seines Heeres noch immer im Norden, bei den dichtgeballten Armeen Gurko und Kaledin.

Brussilow hatte die Hoffnung, die Mittelmächte im Raum Kowel entscheidend aufs Haupt zu schlagen, noch nicht aufgegeben und setzte nunmehr, da auch die fortgeschrittene Jahreszeit drängte, alles daran, um dem alten Kriegsplan der Stawka endlich zum Siege zu verhelfen.

Mit gespannter Aufmerksamkeit verfolgte man bei der k.u.k.

4. Armee die Vorgänge auf Feindesseite. Die Truppenbewegungen zur Front und der dichte Belag des dahinter liegenden Gebietes dauerten unvermindert an. Unverkennbar war eine gewisse Hast, mit der die Russen das Auswechseln abgekämpfter Verbände betrieben. Die heranrückenden neuen Korps (XXV. und XXXIV.) begannen sogleich die beiderseits von Zaturcy stehenden Divisionen abzulösen, schoben sich also zwischen das XXXIX. und das XXXX. Korps ein. Darin sprach sich eine Bedrohung des öst.-ung. X. Korps und des rechten Flügels der Nachbargruppe Schmidt-Knobelsdorf aus. GO. Linsingen unterstellte daher schon am 24. September ein dort als Heeresreserve stehendes deutsches Regiment (S. 408) dem Armeekommandanten; es wurde hinter Ivisielin bereitgestellt. Die Nachrichten über die gewaltigen Rüstungen der Russen gegenüber der 4. Armee veranlaßten den GO. Conrad, am

26. sein Urteil über die Lage in einer an den GFM. Hindenburg gerichteten Depesche dahin zusammenzufassen, „daß es sich hier um die größte Anstrengung handelt, welche die Russen seit Beginn ihrer Offensive je gemacht haben, um unsere Front zu durchstoßen“.

Inzwischen ruhten die Waffen    nicht. Gegen die    Gruppe Beckmann

trieb der Feind Sturmgräben    vor.    Daraufhin beeilte    sich Marwitz,    die

Vorbereitungen für den Gegenschlag zu beenden (S. 409), um das am

20. September bei Korytnica preisgegebene Gelände zurückzuerobern. Am 27. griffen zwei starke, deutsche Gruppen (etwa 20 Bataillone, 57 Batterien) unter Führung des GLt. Runckel und des Führers der 115. ID., GM. v. Kleist, den vom Feinde gehaltenen Stellungsvorsprung umfassend an, schnürten die Besatzung ab und gewannen mehr als die verlorenen Gräben zurück. Der Hieb hatte den bereits selbst zu einem Angriff eng aufgeschlossenen Feind überrascht, ihm daher besonders schwere Verluste zugefügt1). Gegenstöße der russischen Garde zerschell-

rj Die Sieger brachten rund    3000    Gefangene, über 40 Maschinengewehre    und

2 Geschütze ein. Klembów ski,    104,    beziffert die Einbuße    der 10. sib. SchD.    mit

100 Offizieren, 6000 Mann, 48 Maschinengewehren und 2 Geschützen.

ten. Die Nachbarabschnitte Szurmay und Csanády, ebenso auch Litzmann, hatten das Unternehmen Beckmanns durch Scheinangriffe wirkungsvoll unterstützt. Das deutsche X. Korps beschäftigte den Feind in diesen Tagen durch Ausfälle ins Vorfeld.

Die erlittene Schlappe hielt die Russen aber nicht ab, ihre Angriffsarbeiten vor der Armeegruppe Marwitz beharrlich fortzusetzen. So standen auch bei den Verbündeten die letzten Septembertage im Zeichen des bevorstehenden Großkampfes. -Starke Reserven wurden ausgeschieden und zweckmäßig gruppiert. Der Nordteil des X. Korps bis an die Turya (Gruppe Obst. Seh) wurde dem FML. Kaiser (13. SchD.) unterstellt. Bei Beckmann befehligten GM. Kleist die Mitte und GLt. Runckel den linken Flügel bis zur k.u.k. 11. ID., nunmehr GM. Ritt. v. Metz.

GO. Tersztyánszky war auf einen russischen Angriff in breiter Ausdehnung, von Tereszkowiec bis Semerynki, gefaßt und erwartete dessen Hauptwucht beiderseits der Straße von Zaturcy nach Wladimir-Wolyński. Zur verläßlichen Sperre dieser Einbruchsrichtung sandte Prinz Leopold von Bayern am 29. noch ein deutsches Regiment. Auch der Nordflügel der Armeegruppe Litzmann, das Korps Falkenhayn, wurde mit Eingreiftruppen versorgt.

Gen. Sacharow, der Führer der russischen 11. Armee, hatte am 19. September das III. kauk. Korps an die 7. Armee abgeben müssen (S. 414), deshalb aber keineswegs auf die Fortsetzung des Angriffes verzichtet. Schon am 23. September ließ er nach kräftiger Artillerievorbereitung das VII. und das XVII. Korps wieder gegen den Südflügel der Armee Böhm-Ermolli vorbrechen. Vergeblich waren aber alle Anstrengungen der Russen. Auf der Höhe Zlota Ga., bei Jaroslawice, bei Perepelniki und im Graberkagrund bei Zwyżyn stand die von deutschen und öst.-ung. Truppen (197. und 195. ID. des Korps Eben, 14. und 33. ID. des k.u.k. IV. Korps) besetzte Front fest. Nur bei Manajów gelang es dem Feinde in einer Frontbreite von einem Kilometer in die Gräben des k.u.k. IR. 72 einzudringen. Ein Bataillon der deutschen 195. ID. fing den Stoß auf. In der Nacht auf den 24. September eroberte das von Iwaczów herbeigeeilte deutsche IR. 1711) im Bajonettangriff nach kurzem, blutigem Ringen die verlorenen Gräben zurück. Am 25. morgens erneuerte Sacharow mit dem XVII. Korps bei Manajów den Kampf und suchte bei diesem Orte um jeden Preis die Stellungen der k.u.k. 14. ID. zu durchstoßen. Deutsche und öst.-ung. Batterien schlugen jedoch alle Massenstürme ab. Noch einmal stürmte die russische

!) Kaiser -Buchholtz-Renov an z, 187 ff.

Infanterie in der Nacht auf den 26. aus Manajów vor. Auch dieser Überfall endete mit einem vollen Mißerfolg der Russen. Nun erst stellte das russische XVII. Korps, erschöpft und durch schwere Verluste entkräftet, den Angriff ein. Die günstige Gelegenheit rasch ausnützend, machte die 195. ID. am 29. einen Vorstoß und säuberte bei Perepelniki ein 800 m langes Grabenstück vom Feinde.

Bei der Südarmee hatte seit dem 24. September im wesentlichen Ruhe geherrscht; doch erkannten Flieger hinter der russischen Front lebhafte Truppenbewegungen. General Schtscherbatschew bereitete neue Stürme vor (S. 425). Er nahm das abgekämpfte XXXIII. Korps und die 23. ID. aus der Front zurück und schob das mittlerweile eingetroffene

III. kauk. Korps (21. und 52. ID.) zwischen dem II. und dem XVI. Korps in die Front ein. Während dieser Kampfpause erlitt das II. Korps noch einen Rückschlag. Am 27. September brachen, um die Narajówkafront zu verbessern, Truppen der deutschen 208. ID. bei Lipnica dolna zu einem wohlvorbereiteten Angriff vor und drangen in die Stellungen der 3.turk. SchD. ein. Vergebens suchten die Russen in nächtlichen Gegenstößen die verlorenen Gräben zurückzuerobern1).

An der ruhigen Front der 3. Armee, GO. Kövess, fanden in diesen Tagen nur kleinere Kämpfe, namentlich an der Bystrzyca Solotwińska im Vorfeld des VIII. und des XIII. Korps statt. Hie und da herrschte in den Verteidigungsabschnitten der Gruppe Hadfy bei Stanislau erhöhte Tätigkeit der Artillerien.

In den Waldkarpathen währte das heiße, allgemeine Ringen seit dem 24. September noch weiter. Tag für Tag richtete die russische Artillerie auf die Stellungen der Brigade Papp bei Dorna Watra ein heftiges Feuer. Feindliche Flieger belegten den Ort mit Bomben. Die Russen trieben Sappen auf die Höhe Bernarielul vor, vermochten aber diesen wichtigen Stützpunkt der tapferen Brigade Papp, die durch zwei Bataillone der 10. bayr. ID. unterstützt wurde, nicht zu entreißen.

Am 25. September wurde es auch an der Front zwischen Dorna Watra und der Dreiländerecke wieder lebhaft. Das rumänische Bistritadetache-ment tastete gegen die Stellungen der 11. HKD. und gegen die anschließend eingesetzten Teile der 5. HKD. vor, ohne sie jedoch ernstlich anzugreifen. Die Gruppe Obstlt. Sander auf dem Hauptrücken des Ke-lemengebirges wurde dagegen am 25. abends und an den folgenden Tagen heftig bestürmt. Stärkere Kräfte der rumänischen 14. ID. drückten aus dem Marostal gegen Flanke und Rücken des k.u.k. XI. Korps Klembowski, 104.

vor und suchten zwischen diesem Korps und dem Nordflügel der k.u.k.

1. Armee einzubrechen. Diese Gefahr und das Vorgehen der Armee Presan auf Szász Régen (S. 314), veranlaßten den GdK. Kirchbach am 27., das in Dorna Watra eingetroffene HIR. 18 der 73. HIBrig. wieder an den rechten Flügel des XI. Korps zu ziehen, wo es am 29. einlangte. Zugleich wurde das mittlerweile vom Karpathenkorps abgegebene HIR. 306 auf den Hauptrücken des Kelemengebirges entsandt, um den rechten Flügel des XI. Korps zu verlängern.

Gen. Letschitzki setzte in der letzten Septemberwoche seine Versuche fort, zur Straße Jacobeny—Kirlibaba in das Tal der Goldenen Bistritz einzubrechen. Das k.u.k. I. Korps, FZM. Scheuchenstuel, stemmte sich mit großer Zähigkeit den angreifenden Russen auf den Südhängen des Dedulrückens und nördlich von Kirlibaba entgegen. Dort tobten im Kampfabschnitt der 40. HID. in der Nacht auf den 25. September erbitterte Handgranatenkämpfe. Am 25. maßte diese Division schwächeren und an den beiden nächsten Tagen stärkeren Angriffen der Russen standhalten. Am 27. nachmittags führte Letschitzki nach schwerem Artillerievorbereitungsfeuer mit der 103 , der 37. und der 64. Division einen eng massierten Stoß auf Kirlibaba. Dieser Schlag traf den linken Flügel der Gruppe GM. Schnehen (8. KD., 215. IBrig., Teile der 73. HIBrig. und der 5. HKD.) und die anschließend eingesetzte 59. ID. am Südhang des Dedulrückens. Von Übermacht bestürmt, ging den tapferen Verteidigern ein Grabenstück verloren, das dem Feinde aber wieder entrissen werden konnte. Tags darauf wütete neuerlich Trommelfeuer auf die Stellungen des Korps Scheuchenstuel. Um Mittag wurden die Gruppe GM. Schnehen und die 59. ID. abermals wuchtig angegriffen; auch dieser Angriff wurde abgeschlagen. Noch einmal stießen die Russen am Nachmittag vor, jedoch auch diesmal gelang es dem Feinde nur, in ein schmales Frontstück bei Kirlibaba einzudringen, das von der 59. ID. abgeriegelt wurde.

Zur selben Zeit, da bei Kirlibaba heftiges Ringen entflammte, war die russische Artillerie im Gebiet zwischen dem Cibobach und dem Ursprung des Bilyj Czeremosz außergewöhnlich lebhaft. Hier gingen auch die 43. ID. und die UssuriKosD. gegen die Stellungen der deutschen

l.ID. und der 10. bayr. ID. in Einzelangriffen vor, die durchwegs abgewiesen wurden. Um so heftiger bestürmte das XXIII. Russenkorps noch immer die weitgestreckte deutsche 200. ID. zwischen den Höhen Pirie und Smotrec. Die durch Verluste geschwächte und nur durch Landsturm dürftig verstärkte Division verlor bei diesem Ringen im Ludowa-gebiet, an dem Brennpunkt des Kampfes, wohl einzelne Stützpunkte, vermochte jedoch jedesmal den Durchbruch zu vereiteln und eroberte in erbitterten Nahkämpfen, die bis zum 28. andauerten, zahlreiche Posten zurück.

Gegen das XXV. RKorps (deutsche 117. ID., k.u.k. 34. ID., 30. ID.,

3. KD., deutsche 2. Radfahrerbrigade) richteten sich die Anstrengungen des russischen XI. Korps. Am 25. erfolgten von Osten und Norden her schwächliche Angriffe der russischen 32. ID. gegen das Südwestende des Czornahorarückens (Smotrec) und der 11. ID. gegen den Rücken südlich des Kukul, die von der deutschen 117. ID. schon in ihrer ersten Entwicklung abgewiesen wurden. Zwei Tage später, am 27., hatte die durch Teile der 117. ID. unterstützte k.u.k. 34. ID. am Tartarenpaß Annäherungsversuche der russischen 12. ID. abzuwehren. Gegen die von der 30. ID. und der 3. KD. besetzten Grenzhöhen beiderseits des Pantyr-passes ging die mit Infanterie der 59. ID. verstärkte 3.kauk. KosD. vor, ohne jedoch ernstlich anzugreifen.

Am linken Flügel der nur durch Artilleriefeuer belästigten 3. KD. wurde die mittlerweile von der Südarmee eingelangte 12. ID., GM. Edl. v. Hinke, in den Tagen vom 26. bis zum 28. September in den Abschnitt Pantyrpaß—Siwulahöhe eingesetzt. Das Heeresgruppenkommando Erzherzog Karl ordnete dafür die Abgabe der deutschen 2. Radfahrerbrigade an das Karpathenkorps an.

Gegen Ende September erlahmte die Offensive der Russen in den Waldkarpathen. Das XVIII. und das XXIII. Russenkorps waren schon derart ausgeblutet, daß sie sich nur mehr zu Einzelstößen aufzuraffen vermochten. Der Durchbruch bei Kirlibaba und im Ludowagebiet war diesen beiden Korps trotz aller Anstrengungen nicht gelungen. Auch hatte das russische III. Kavalleriekorps mit seinem umfassenden Angriff bei Dorna Watra kein Glück gehabt. Die erwartete Unterstützung durch die Rumänen war ausgeblieben. Erst am 24. September, nach wiederholtem Verlangen Letschitzkis, hatte Brussilow das XXVI. Korps als Verstärkung zugesagt (S. 425). Der Armeeführer beschloß deshalb am 26., für den Angriff gegen Bistritz vorerst die zurollenden Kräfte abzuwarten; die Truppen an der Front sollten sich inzwischen damit begnügen, durch kleine Unternehmen ihre Linien auszugestalten.

Sacharow und Schtscherbatschew waren am 24. September von Brussilow angewiesen worden, den Angriff in der allgemeinen Richtung auf Lemberg wieder aufzunehmen. Sacharow plante diesmal den Hauptschlag längs der Straße Brody—Złoczów zu führen. Schtscherbatschew wählte den vorspringenden Frontwinkel der Südarmee, südlich von Brzeżany, zum Durchbruch aus. Beide Befehlshaber beschlossen, zu gleicher Zeit, am 30. September, den Kampf zu eröffnen. Der Hauptangriff des Südwestheeres, der in einem gemeinsamen Ansturm der 8. und der „Besonderen Armee“ gipfeln sollte, wurde auf Betreiben des Gen. Gurko auf den 2. Oktober verschoben.

Die letzte Generaloffensive Brussilows

Die Abwehrschlacht bei Korytnica — Zaturcy

(1. bis Mitte Oktober)

Hiezu Beilage 21

Gen. Gurko hatte die „Besondere Armee“, die durch Truppen der Nachbarn Kaledin und Lesch (von der Westfront) auf sieben Korps und drei Kavalleriedivisionen gebracht worden war, neu gruppiert. Um für den linken Armeeflügel ein ausgiebiges Schwergewicht zu erlangen, stellte Gurko an den übrigen Frontabschnitten die Reiterei zu Fuß neben die stark gedehnten Infanterie verbände in die Gräben. Die Angriffsgruppe zwischen Semerynki und Szelwow umfaßte Teile des XXXIX. Korps, das XXV. (3. GrenD., 46. ID.), das XXXIV. (56. ID., 104. RD.), ferner das XXXX. Korps (20. ID., 4. SchD.). Das I. turk. Korps, das sich um Kaszowka als Reserve sammelte, war am Nordflügel durch die 4. finn. SchD. und die 5. DonKosD. ersetzt worden. Bei der

8. Armee hatte Kaledin die beiden frisch aufgefüllten Gardekorps und das VIII. Korps als Sturmblock bestimmt und ihnen die verwendbaren Regimenter des IV. sib. Korps zugeteilt. Der rechte Flügel des V. Korps sollte bei Tereszkowiec den Gegner binden. Die 2. SchD. und die Masse des V. Kavalleriekorps dienten als Reserve. Die Gardereiterei östlich von Łuck blieb Reserve der Stawka. Nach dem Plane Gurkos war der 1. und der Vormittag des 2. Oktobers der Artillerievorbereitung gewidmet1).

Die Verbündeten hatten, um gegen das aufsteigende Ungewitter gewappnet zu sein, in erster Linie die Artillerie, besonders die schweren Batterien, reichlich vermehrt. Die Stärke der im voraussichtlichen Kampfraume abwehrbereiten Infanterie kam etwa der von 12 Divisionen gleich, denen 17 russische gegenüberstanden. Die Gesamtstreitkräfte der Armee Tersztyánszky beliefen sich, die im Armeebereiche vorhandenen Reserven der übergeordneten Befehlshaber eingerechnet, am 1. Oktober auf

x) Zajontschkowskij, 86 ff.: 120 Bataillone, 62 Schwadronen und 162 (davon 39 schwere) Batterien1). Die mit der Neugliederung beschäftigten drei k.u.k. Reiterdivisionen waren angewiesen, Kräfte zum Eingreifen bereitzuhalten.

Am 1. Oktober setzte die russische Artillerie gegen die Armeegruppe Marwitz und den Nachbarabschnitt des deutschen X. Korps mit einem Wirkungsschießen ein, das im Laufe des Tages zu außerordentlicher, die früheren Schlachten übertreffender Mächtigkeit anschwoll. Die Feuerschlünde des Feindes tobten vor allem gegen die Nordhälfte der Gruppe Beckmann, gegen beide Flügel des Korps Szurmay und gegen die Mitte des k.u.k. X. Korps. Die Führer schoben die Reserven den bedrohten Frontteilen näher. Die feindliche Infanterie kam jedoch über Angriffsversuche nicht hinaus; denn, wo solche Ansätze bemerkbar wurden, dort hielten die Batterien der Verteidiger die Sammelräume nieder. Angreiferwellen, die sich aus ihren Wabengräben — manchmal durch Hineinschießen russischer Batterien vorgejagt — heraus wagten, wurden durch das Abwehrfeuer niedergemäht. Beim deutschen

X. Korps stand die 20. ID., GLt. Schöler, dauernd unter starkem Feuer, das zeitweise bis auf die 121. ID. Übergriff. Der Korpsführer, dem GO. Tersztyánszky das IR. 341 der 86. ID. überließ (S. 426), zog alle verfügbaren Kräfte hinter seinen rechten Abschnitt; auf Geheiß Linsingens mußte daher Bernhardi das letzte, ihm noch verbliebene Regiment der 75. RD. nach Ozierany überstellen.

Die Ereignisse am 1. Oktober waren das Vorspiel zu der Schlacht, die tags darauf an der Front von Korytnica bis Zubilno mit voller Wucht entbrannte. Nach Tagesanbruch begann die Artillerie des Feindes unter reichlichem Gebrauch von Gasgeschossen mit einer Mächtigkeit zu wüten, die — wie Marwitz meldete — ,,an westliche Verhältnisse“ gemahnte. In den Morgenstunden drangen Teile des russischen II. Gardekorps bei Wojnin in ein schmales Grabenstück der 11. ID. ein, wurden aber von Kompagnien der Abschnittsreserve bald hinausgeworfen. Vormittags schritten alle Angriffskorps Kaledins, mittags auch jene Gurkos zum Sturm. Der grimmige    Kampf    währte den ganzen    Tag. Immer    wieder trieben die russischen    Führer    ihre tief gegliederten Massen,    unge

achtet der Opfer, selbst mit Gewaltmitteln vor die verderbenspeienden Rohre der Verbündeten. Siebzehnmal lief die Garde zwischen Korytnica und Wojnin gegen Beckmann und Szurmay vergeblich an, gleicherweise

1) Öst.-ung. Truppen:    32    Bataillone, 45 Schwadronen, 77    Batterien,

deutsche ,,    88    „    17    „    85    „

120 Bataillone, 62 Schwadronen, 162 Batterien.

Gesamtsumme:


scheiterte das zwölfmal besonders hitzig anrennende XXXIV. Russenkorps vor den Linien Csanádys. Manche Angreiferwellen vermochten zwar in gänzlich zermalmte Stellungsteile einzubrechen, wurden aber von den Verteidigern im Handgemenge bezwungen oder durch stets rasch einsetzende Gegenstöße zurückgeschlagen. Die hohen Führer der Verbündeten erübrigten dabei genug Reserven. Die deutsche 20. ID. rang um ihren zwischen Zaturcy und Zubilno vorspringenden Abschnitt erbittert mit dem XXV. Russenkorps und der 53. ID., bis abends auch der letzte Graben von den Eindringlingen gesäubert war.

Nachdem am 3. Oktober vor Beckmanns Nordflügel ein Angriff zusammengebrochen war, ließ die Armee Kaledin von weiteren Versuchen an diesem Tage ab. Marwitz mutmaßte wohl zutreffend, daß sich die schweren Batterien des Feindes verschossen hätten L). Gurko aber spornte seine Truppen zu neuen Stürmen an, die beim k.u.k. X. Korps und den benachbarten Deutschen schwere, bis in die Dunkelheit hineinreichende Kämpfe auslösten. Die Verteidiger, darunter bei Csanády das Bataillon V/103, das FJB. 29 und das SchR. 24, bestanden diese Proben auf ihre Standfestigkeit glänzend. Auch mit einem Gasgranatenüberfall hatte der Feind kein Glück. Das Gerüst des erfolgreichen Widerstandes war die starke Artillerie; die öst.-ung. Batterien bei Marwitz hatten seit dem 1. Oktober 96.000 Schuß verfeuert.

Die zwei Tage schärfster Abwehr waren, wenngleich großangelegte Gegenangriffe bisher nicht notwendig waren, doch nicht ohne beträchtliche Verluste abgelaufen; die vordersten Linien bedurften einer Auffrischung ihrer Streiter. Linsingen überwies daher der Armeegruppe Marwitz ein bei Litzmann entbehrliches Regiment der 86. ID.; die hinter der Mitte der Gruppe Schmidt-Knobelsdorf stehende Heeresgruppenreserve wurde dem Südflügel zugeführt.

Am 4. loderte die Schlacht neuerdings in ganzer Ausdehnung auf. Beide Russenarmeen stürzten sich auf Marwitz und die deutsche 20. ID. und mühten sich auf den blutgetränkten Gefilden von Korytnica, Bubnow, Wojnin, Szelwow, Zaturcy und Zubilno vergeblich ab, in den festen Damm, mit dem die Armee Tersztyánszky den Weg nach Wladimir-Wolyński sperrte, eine Bresche zu schlagen. Abends standen die Verbündeten, nachdem ein kleiner Einbruch bei der 11. ID. beseitigt und der Nordflügel der Division Schöler durch einen Vorstoß dem Feinde eine

!) Zajontschkowskij, 90, gesteht ein, daß die russischen Batterien nicht im Stande waren, „das Sperrfeuer der mächtigen gegnerischen Artillerie1' niederzukämpfen. Gurko klagte am 3. über fehlenden Schießbedarf.

ihr verlorengegangene Vorstellung wieder entrissen hatte, im Vollbesitz ihrer Linien.

Am nächsten Tage gab es noch gelegentliche Feuerüberfälle und lebhaftes Geplänkel; auch diese Kampftätigkeit flaute rasch ab. Der Feind war erschöpft.

Noch während die Schlacht vor Władimir-Wolyński geschlagen wurde, traten an den russischen Generalstabschef Alexejew wichtige Fragen heran. Es galt, für die weitere Kriegführung bedeutsame Entschlüsse zu fassen. Der Angriff, den die 9. Armee, Gen. Letschitzki, am äußersten Flügel des Zarenheeres von Dorna Watra aus gemeinsam mit den Rumänen vortragen sollte, kam nicht in Fluß. Letschitzki wartete auf die Verstärkung seiner auf weitem Raume verteilten Kräfte; die Rumänen beschwerten sich, daß der General sie nicht unterstütze 1), und riefen nach der Schlacht bei Hermannstadt in Mohilew eindringlich um Hilfe. Alexejew sah ein, daß sein bisher verfolgter Operationsplan einer Umstellung bedürfe und teilte am 2. Oktober seine Auffassung über die Gesamtkriegslage dem Oberkommandierenden des Südwestheeres mit. Die Schwäche der nördlich des Pripiatj verfügbaren Artillerie erlaube nicht, dort die Deutschen ernsthaft anzupacken. Der Angriff der Westmächte schreite in Frankreich nur langsam fort. Deutschland könne daher genug Kräfte gegen die Rumänen werfen, die bereits eine empfindliche Niederlage erlitten hätten. Die Absichten der Gegner in Siebenbürgen seien zwar noch nicht klar erkennbar, am gefährlichsten aber wäre — und Anzeichen sprächen dafür — ein kraftvoller Stoß in der Richtung Agiudu-nuou—Focsani. Er könne die russisch-rumänische Front entzweireißen, ja sogar zu einem Einfall in die Südprovinzen des Zarenreiches führen. Durch einen anderen, gegen Galatz zielenden Stoß vermöge der Gegner das rumänische Heer völlig einzukreisen. Um diesen Gefahren vorzubeugen, müsse man den Südflügel der 9. Armee auf Kosten der 8. und der „Besonderen Armee“ ausgiebig verstärken, hingegen auf jeden weiteren Angriff gegen Wladimir-Wolyński verzichten. In die Dobrudscha wären ein bis zwei Korps von der Nord- und der Westfront abzusenden.

Zu diesen Darlegungen verlangte Alexejew die Stellungnahme Brussilows. Dieser konnte sich den Beweisgründen des Generalstabschefs nicht verschließen und ging auf dessen Vorschläge ein; er bat nur um ein Korps als strategische Reserve. Schon kündigte Alexejew am

4. Oktober durch den Fernsprecher einen im Sinne dieses Meinungs-

1 j Klembowski, 105 ff. — Zajontschkowskij, 83.

austausches verfaßten Befehl an, da wußte Klembowski, der Stabschef der Südwestfront, den beeinflußbaren Mann wieder umzustimmen. Der Stab Brussilows glaubte noch immer, den Widerstand des Gegners vor Wladimir-Wolyński brechen zu können; die zwei Armeen des nördlichen Heeresflügels hätten noch ausreichende Reserven, es wäre schade, den Angriff vorzeitig einzustellen. In Mohilew konnte man sich zu keinem festen Entschluß aufraffen. Zunächst war der Zar, wie Alexejew am 5. bekanntgab, durchaus gegen das Fortsetzen einer Kriegshandlung, die nur große Opfer, aber kleine Ergebnisse verspreche. Eine gleichzeitig eintreffende Depesche überließ die Entscheidung dem Ermessen Brussilows und stellte das XXXVI. Korps von der Westfront, allenfalls noch eines der Nordfront, für den Südflügel in Aussicht.

Gen. Gurko hoffte zuversichtlich, die Deutschen, wenn er sie unaufhörlich bedränge, ernstlich zu erschüttern, und war bereits dabei, vor Zaturcy eine starke Stoßgruppe zu versammeln. Am 6. Oktober, acht Stunden nach dem an Gen. Brussilow ergangenen Befehle, drahtete Alexejew, daß der Zar, über Gurkos Maßnahmen unterrichtet, das Weiterführen des Angriffes in Wolhynien gestatte, wenn Brussilow darin einen Vorteil erblicke. Jedenfalls aber müsse der 9. Armee rasch durch Kräfte der Südwestfront geholfen werden.

Inzwischen verschlimmerte sich die Lage der Rumänen von Tag zu Tag. Ihre Nordgruppe, die an die Masse des Heeres nach links Anschluß zu halten suchte, konnte die schüttere Verbindung mit der

9. Russenarmee verlieren. Das rumänische Hauptquartier drang daher darauf, daß die Russen ihre Front nach Süden verlängerten (S. 334). Alexejew war damit grundsätzlich einverstanden und wies der 9. Armee außer den als Verstärkung ausersehenen Korps XXVI und XXXVI noch das IV. sib. zu. Damit Letschitzki seine ganze Aufmerksamkeit der neuen Aufgabe zu widmen vermöge, faßte die Stawka die Nordhälfte seiner bisherigen Streitmacht zu einer neuen 8. Armee zusammen. Kaledin hatte mit seinem Stabe nach Kolomea abzugehen; die von ihm befehligten Kräfte wurden der „Besonderen Armee“ zugeschlagen. Auch Brussilow zog es vor, die nächste Kriegshandlung gegen Wladimir-Wolyński in den Händen des tatfreudigen Generals Gurko vereint zu wissen.

Schon am 2. Oktober, als Brussilows Generaloffensive noch in vollem Gange war, hatte Alexejew in seinen Ausführungen nicht verhehlt, daß er an einen Schlachtenerfolg der Südwestfront gegen die Mittelmächte und damit an einen Erfolg seines Kriegsplanes überhaupt nicht mehr glaube. Er sah vielmehr mit ziemlich düsteren Ahnungen in die

Zukunft, hatte sich bereits darauf eingestellt, den verbündeten Gegnern in Siebenbürgen die Handlungsfreiheit zuzugestehen, und dachte nur an Gegenzüge. Wohl gab die Stawka nach einigem Schwanken schließlich am 6. Oktober dem Drängen der Befehlshaber aus der Front nach, aber alle Befehle aus Mohilew ließen den Wandel der Auffassung gegen frühere Zeiten deutlich erkennen. Das Hauptgewicht wurde auf die Unterstützung Rumäniens gelegt, Brussilow erhielt zunächst überhaupt keine neuen strategischen Ziele vorgeschrieben; der Plan, die Mittelmächte durch einen Durchbruch in Wolhynien niederzuringen, war gefallen. Die Stawka forderte den Angriff gegen Kowel nicht mehr, sondern sie erlaubte ihn nur, um dem Tatendrang der Führer nicht zu unterbinden; sie erwartete aber von dem Unternehmen keinen Erfolg und gewährte dazu auch keine Reserven. Endlich mag auch der Gedanke maßgebend gewesen sein, dem als tüchtigen General geschätzten Gurko eine Gelegenheit zu bieten, seine Fähigkeiten zu erweisen1).

Die bei der k.u.k. 4. Armee eingetretene Ruhepause wurde dazu benützt, die Divisionsbereiche innerhalb der Korps Szurmay und Csanády neu zu regeln. Auf Verlangen Conrads war die 70. HID. aus der Front zu lösen und nach Siebenbürgen, für dessen Grenzschutz sie seinerzeit aufgestellt worden war, abzubefördern (S. 241). Am 7. Oktober übernahm der Stab der deutschen 10. LD. den Abschnitt und trat zugleich unter Szurmays Befehl. Dem Kommando der 13. SchD. fiel der anschließende Südteil des k.u.k. X. Korps zu; in dessen Mitte verblieb die 2. ID., und für den Nordabschnitt überwies Linsingen ein deutsches Brigadekommando2). Das bunte Gemenge von öst.-ung. und deutschen Truppen, das sich bei den Abwehrkämpfen bestens bewährt hatte, blieb in den einzelnen Verteidigungsabschnitten unverändert. Bei Beckmann unterstand nunmehr der ganze Nordteil dem Kommando der 115. Division. Linsingen hatte noch am 4. Oktober vier frische Bataillone zugeschoben, zog aber gleich darauf weit mehr Truppen ab, denn die Armeegruppe Bernhardi entbehrte fast aller Reserven. Beim Korps Fath hatte sich die Notwendigkeit ergeben, die Polenlegion abzulösen. Ihre Stellung wurde am 7. Oktober auf die 26. SchD. und die 4. ID. des

II. Korps aufgeteilt, die Polen gingen in den Bereich der Heeresgruppe Woyrsch nach Baranowicze ab. Den Befehl über die rechte Fronthälfte des Korps Fath, über den Abschnitt Kneußl, übernahm am 10. das

1/ Zajontschkowskij, 91.

2) Bis zum Eintreffen dieser Befehlsstelle führte FML. Kaiser den Befehl über den Abschnitt weiter und übernahm am 10. die seiner Division zugewiesene Frontstrecke.

bisher nicht verwendete Kommando der deutschen 86. ID., GLt. v. Wernitz. Deutsche Truppen machten die 11. bayr. ID. für den rumänischen Kriegsschauplatz frei. Die verstreuten Kräfte der 86. ID., deren Infanterie bei der k.u.k. 4. Armee stand, wurden nach und nach gesammelt und ihrem Stammverbande zugeführt.

GO. Conrad forderte am 5. Oktober bei der DOHL. neuerlich die

10. KD. für Siebenbürgen an, erhielt aber den Bescheid, daß alle drei k.u.k. Reiterdivisionen ausersehen seien, deutsche Truppen der Ostfront freizumachen, die an anderen Stellen „unbedingt“ gebraucht würden.

Am 7. Oktober steigerte der Feind das Artilleriefeuer gegen die Armee Tersztyánszky schon bedeutend, streute Gasgeschosse und verriet sich durch seine üblichen Angriffsvorbereitungen. Marwitz bat daher, vor Klärung der Lage die Reserven nicht weiter zu verringern. Gen. Gurko hatte eifrigst gerüstet, vor Zaturcy das I.turk. Korps herangebracht und die 53. ID. am Nordflügel des XXV. Korps durch die 102. RD. des XXXIX. Korps ausgewechselt1).

Der 8. Oktober wurde für die Front der Armeegruppe Marwitz und für den rechten Flügel des deutschen X. Korps wieder zum Großkampftag. Stark anschwellendes Geschützfeuer der Russen bildete die Einleitung. Die Gruppe Beckmann vergalt aber in den Nachmittagsstunden die ihr widerfahrene Beschießung mit einem mächtigen Wirkungsfeuer auf die Wabengräben des Feindes; dieser antwortete nur mit leichten Kalibern. Den russischen Infanterieangriffen fehlte teilweise die sonst beobachtete Wucht. Die k.u.k. 11. ID. und die 13. SchD. jagten die vorgehenden Angreifer mühelos zurück. Vor der 2. ID., namentlich vor dem slowakischen FJB. 29, prallten die hartnäckig fünfmal anrennenden Russen unter großen Verlusten ab. Im Abschnitte Kaiser des X. Korps erstickten die vorzüglich wirkenden Batterien, die vom Nordufer der Turya her Schrägfeuer abgaben, jeden Vorstoß versuch. Die Hauptanstrengungen Gurkos zielten jedoch auf den Südflügel des Korps Schmidt-Knobelsdorf. Die deutsche 20. ID. hatte gegen das XXV. Russenkorps und gegen die Turkestaner einen harten Stand. Viermal stürzten die dichten Sturmwellen heran. Zuletzt entschieden die Verteidiger mit Handgranaten den Grabenkampf zu ihren Gunsten.

Die neuerliche Niederlage nötigte den Feind an den nächsten drei Tagen, Ruhe zu halten. Der Stab und die Infanterie der 70. HID. rückten nun nach Wladimir-Wolyński zur Bahn ab. Auch die Batterien der 37.HFABrig. folgten ihrer Division nach Siebenbürgen (S. 351).

*) Zajontschkowskij, 98 ff.

Gurko gab indes die Hoffnung, einen Erfolg erzwingen zu können, keineswegs auf. Er verfügte an ruhigen Frontstrecken noch über Truppen, die bei den letzten Durchbruchsversuchen nicht gefochten hatten. Er zog das I. und das XXX. Korps heran. Diese Verschiebungen blieben den Verbündeten nicht verborgen. Seit dem 12. Oktober deuteten das erhöhte Artilleriefeuer und die wiederaufgenommene Sappenarbeit auf neue Angriffe hin, die von Überläufern für den 14. angekündigt wurden.

Neue Anstürme der Russen gegen die Armeen Böhm-Ermolli und Bothmer

(30. September bis Mitte Oktober;

Hiezu Beilagen 18, 19 und 21

Am 30. September entbrannten bei den Armeen Böhm-Ermolli mid Bothmer neue Kämpfe. Gen. Sacharow hatte nach den mißglückten Durchbruchsversuchen bei Zborów und bei Perepelniki den Hauptdruck in den Raum südlich der Bahnlinie von Brody verlegt (S. 431). Er setzte am 30. früh zwei Korps — das V. sib. Korps (6. sib. SchD., 50. ID., 84. ID.) und das XXXII. Korps (101., 105. RD.) — beiderseits der Straße Brody—Złoczów zum entscheidenden Angriff an. Dieser Schlag traf den Nordflügel des V. Korps, FML. Ritt. v. Goglia, und den Südflügel des XVIII. Korps, FML. Czibulka. Bei der Gruppe GM. Etzel (deutsche

2. KD., verstärkt durch das ResJBaon. 21, k.u.k. IR. 19 und 106. LstlD.) brach der Russe in die Gräben des IR. 19 nächst der Bahnlinie ein; durch rasches Zugreifen der örtlichen Reserve wurde aber der Einbruch bis 1. Oktober früh wieder wettgemacht.

Eine aus dem IR. 85, den KavSchD. I und II/ 4, vier Schwadronen Divisionskavallerie des V. Korps und Teilen des bh. IR. 3 gebildete Gruppe Obst. Pfalz wehrte am 30. nachmittags nördlich von Jasionów sieben Infanteriestürme standhaft ab. Hingegen durchbrachen Truppen des V. sib. Korps nördlich von Zarków die vom Trommelfeuer zerstörten Stellungen der 27. ID. in einer Frontbreite von drei Kilometern. Die Russen warfen das IR. 67 nach Süden bis über die Wolica zurück. Dort gelang es den Ungarn (IR. 67 und 34) und dem als Rückhalt für die

27. ID. bereitgestellten RIR. 226, den Stoß zum Stehen zu bringen1).

In diesen Kämpfen erwarb sich der Lt. i. d. R. Arthur Cumin des IR. 67 das Ritterkreuz des Militär-Maria-Theresien-Ordens.

Um die Lage bei Zarków wieder herzustellen, entsandte GO. Böhrn-Ermolli die hinter dem Nordflügel der Gruppe Eben verfügbaren Reserven, das deutsche IR. 171 sowie je ein Bataillon der k.u.k. 14. ID. und der deutschen 195. ID., an die Einbruchsstelle und betraute den GLt. Melior mit der Durchführung des Gegenangriffes. Das Oberkommando Ost ließ auf die Nachricht von dem höchst gefährlichen Einbruch beim V. Korps von seinen in Lemberg stehenden Reserven ein deutsches Landwehrregiment mit der Bahn nach Ożydów verschieben, wohin auch die von Brest Litowsk anrollende deutsche 8. KBrig. zu folgen hatte.

Am 1. Oktober früh wollte Gen. Sacharow den Erfolg des Vortages ausnützen und den Angriff fortsetzen. Starke Kräfte des V. sib. Korps standen in den Wäldern nördlich von Zarków bereit, als öst.-ung. und deutsche Regimenter (k.u.k. IR. 34, IR. 171, RIR. 226) unter der Führung des GLt. Melior zum Gegenangriff vorbrachen. Unter erbitterten Kämpfen, die bis zum 2. Oktober morgens währten, konnten die alten Stellungen der 27. ID. zurückerobert werden. Mehr als 2600 gefangene Russen wurden eingebracht und 13 Maschinengewehre erbeutet.

Nach kurzer Unterbrechung erneuerte der Führer der 11. russischen Armee am 4. nachmittags den Angriff und suchte auf breiterer Front mit dem abgekämpften XVII. Korps zwischen Manajów und Żwyżyn sowie mit dem V. sib. Korps und dem XXXII. Korps zwischen Zarków und der Bahnlinie von Brody die Front der Armee Böhm-Ermolli zu durchbrechen. Allein das Feuer der öst.-ung. und der deutschen Batterien lag auf den Gräben der russischen Infanterie, und Sacharows Angriffe verpufften wirkungslos.

Beim IV. Korps ging der Nordflügel der 14. ID. am 4. abends selbst zum Angriff über und nahm am 5. zeitlich früh bei Manajów russische Vorstellungen. Während dies geschah, setzten wieder Vorstöße des VII. und des XVII. Korps der Russen gegen die Gruppe Eben ein. Alle Bemühungen des Feindes scheiterten schon im Sperrfeuer der Verteidiger. Nur bei Batków war ihm ein bescheidener Erfolg beschieden, der alsbald durch Gegenstöße der 33. ID. wettgemacht werden konnte.

Zu einem neuen wuchtigen Schlag raffte sich am 5. Oktober das V. sib. Korps an der Straße von Brody auf. Nach ausgiebiger Beschießung durch Gasgranaten stürmten die braunen Massen um Mittag gegen Zarków und gegen Jasionów vor. Zu gleicher Zeit versuchten Truppen des XXXII. Russenkorps an der Bahnlinie vorzustoßen. GO. Böhm-Ermolli hatte mittlerweile die ihm vom Oberkommando Ost zur Verfügung gestellten deutschen Verstärkungen zum V. Korps gezogen; doch diese Verbände mußten nicht eingreifen. Die in der ersten Linie fechtenden ungarischen Truppen der 27. und der 31. ID., ferner das ober-elsässische IR. 171 und das märkische RIR. 226 hielten sich unbeugsam und ließen bei Jasionów fünf Stürme der Russen vor den Hindernissen blutig zusammenbrechen. Beiderseits der Bahnlinie von Brody wiesen die Gruppe Obst. Pfalz und der Südflügel der Gruppe GM. Etzel schwächere Vorstöße restlos ab. Tausende gefallene und verwundete Russen lagen vor den Kampflinien der Armee Böhm-Ermolli. Die Russendivisionen, durch schwere Verluste entmutigt, ließen am 6. Oktober von jedem weiteren Angriffsversuche ab. Der angestrebte Durchbruch der Armee Sacharow bei Złoczów war wieder gescheitert.

Neue gewaltige Stürme waren unterdessen auch gegen die Armee Bothmer losgebrochen. GdI. Schtscherbatschew griff am 30. September mit der 7. Armee an und richtete seinen Hauptschlag wiederum zwischen der Narajówka und der Złota Lipa auf Rohatyn, obgleich ihm die Stawka geraten hatte, das Schwergewicht in den Raum südlich vom Dniester zu verlegen, um über Kałusz die Flanke der Südarmee aufzureißen. Dort glaubte aber Schtscherbatschew die Möglichkeit eines Erfolges nicht gegeben, offenbar weil auf seinem linken Flügel die Kräfte für einen entscheidenden Schlag gegen die von deutschen Truppen besetzten Stellungen nicht ausreichten. So ließ er am 30. September auf die Kampflinien des X.und des XXIV. RKorps der Deutschen nur Beunruhigungsfeuer abgeben und suchte die Stellungen des türkischen XV. Korps und des Korps Hofmann durch Trommelfeuer sturmreif zu machen.

Um 2h nachm. setzte Gen. Schtscherbatschew das III. kauk. Korps aus dem Raume südlich von Potutory zum Durchbruch über Mieczysz-czów an. Zugleich stießen sechs Regimenter des XVI. Korps nördlich der Straße von Litiatyn auf Brzeżany vor. Die Türken schlugen im erbitterten Handgemenge den Russensturm ab. Beim Korps Hofmann gelang es dem Feinde, nördlich der Straße von Litiatyn in die Stellungen der 55. ID. einzubrechen. Da Gegenstöße der örtlichen Reserven scheiterten, riegelten die Verteidiger den Einbruch in der zweiten Stellung ab. Auf die Nachricht von dem Mißgeschick der 55. ID. sandte GdI. Bothmer das deutsche IR. 54 der 36. RD., die gerade in Bukaczowce eintraf (S. 415), nach Brzeżany und stellte es dem FML. Hofmann für den Gegenschlag zur Verfügung.

Am 1. Oktober in der Früh nahm das III. kauk. Korps zusammen mit der 26. ID. des II. Russenkorps den Kampf wieder auf. Abermals zerschellten die Angriffe an der Front des türkischen XV. Korps; doch mußten die Türken, die ansehnliche Verluste erlitten hatten, durch Teile der 216. und der 119. ID. sowie durch die bei Nadworożniów bereitgestellte Leibhusarenbrigade verstärkt werden.

Nördlich von Potutory mühte sich das russische XVI. Korps am

1. Oktober, den Erfolg des Vortages auszunützen. Alle Anstrengungen waren jedoch umsonst. Es gelang dem Feinde wohl, nördlich von Potutory etwas Boden zu gewinnen; aber das deutsche IR. 54 trat ihm auf der Höhe Łysonia entgegen und bot seinem Vordringen Halt. Am Abend versuchte die 55. ID. im Verein mit den deutschen Verstärkungen die alten Stellungen an der Mündung der Ceniówka zurückzuerobern, vermochte jedoch keinen Raumgewinn zu erzielen. Am 2. eroberte aber das russische XVI. Korps die Höhe Łysonia; das deutsche IR. 54 nahm diesen Stützpunkt sofort zurück.

Am 3. Oktober ruhte beim türkischen XV. Korps und beim Korps Hofmann der Kampf. Schtscherbatschew hatte aber noch nicht auf die Fortsetzung des Angriffes verzichtet. Er ballte das III. kauk. Korps mit dem rechten Flügel des II. Korps und dem linken Flügel des XVI. Korps noch enger zusammen, um einen Massendurchbruch mit insgesamt sieben Divisionen (26. ID., 108. RD., 21., 52.., 47., 23. ID., 113. RD.) zwischen der Höhe Popielicha und Szybalin zu versuchen. Während der Vorbereitungen für diesen neuen Sturm führten das VI. Russenkorps bei Zborów und das finn. XXII. an der Narajówka Täuschungsangriffe aus. Bei Zborów blieben die schwächlichen Vorstöße der Russen in den Feldwachstellungen des k.u.k. XI. Korps hängen. An der Narajówka wurde der Feind durch kleine Unternehmungen, die beim X. und beim XXIV. RKorps durchgeführt wurden, aus dem Vorfeld der Deutschen vertrieben.

Am 4. Oktober nachmittags begannen sich die Russendivisionen aufs neue gegen die Stellungen des türkischen XV. Korps und des Korps Hofmann vorzuarbeiten. Abends schwoll das Feuer der russischen Artillerie an und steigerte sich am nächsten Morgen (5. Oktober) bis zum Trommelfeuer. Um 10h vorm. brach der mächtige Angriff gegen Mie-czyszczów und gegen Brzeżany los. Indes die Türken und die Honvéd der 55. ID. standen, durch Verbände der 36. RD. und durch Teile der 54. ID. gestützt, unbeugsam fest und brachten den Massensturm zum Scheitern. Nur bei Posuchów und auf der Höhe Łysonia vermochten die Russen in die Linien des Gegners einzubrechen. Ein Gegenstoß!) des

vj Hiebei zeichnete sich der Major Jakob Wiblinger des IR. 26 als Kommandant des HIR. 309 besonders aus und erhielt für diese Tat das Ritterkreuz des Militär-Maria-Theresien-Ordens.

HIR. 309 warf den Feind bei Posuchów über die Złota Lipa; auf der Höhe Łysonia säuberte das deutsche IR. 54 die Gräben von den Eindringlingen. Mittags fluteten die russischen Angriffswellen aufs neue gegen die inneren Flügel des türkischen XV. Korps und des Korps Hofmann heran. Auch dieser Angriff wurde abgewiesen.

Die Russen gaben aber ihre Bemühungen, sich den Weg nach Rohatyn und nach Brzeżany zu öffnen, noch nicht auf. Am 6. Oktober bei Morgengrauen begann wieder das Feuer der russischen Batterien, das besonders auf der Höhe Łysonia lag und sich bis in den Kampfabschnitt der deutschen 216. ID. bei Lipnica dolna ausdehnte. Neue Stürme wurden zwischen Narajówka und Złota Lipa erwartet; doch vermochte sich die ausgeblutete russische Infanterie nur mehr bei Potutory zum Angriff aufzuraffen. Der Feind lief gegen die inneren Flügel des türkischen XV. Korps und des Korps Hofmann an, erlitt aber das gleiche Schicksal wie zuvor. Am Abend trat in den Kampfabschnitten der Türken und des Korps Hofmann Ruhe ein. Erschöpfung und große Verluste zwangen den Angreifer, weitere Durchbruchsversuche zu unterlassen. Nur auf der Höhe Łysonia brannten die Kämpfe um einzelne Grabenstücke am 7. und am 8. Oktober noch weiter.

An der Narajówka entfalteten die Russen an diesen beiden Tagen eine lebhafte Tätigkeit ihrer Artillerie. Sie überbrückten an zahlreichen Stellen den Fluß und suchten den schon bei Świstelniki auf dem Westufer gewonnenen Brückenkopf (S. 414) nach Süden zu erweitern. Doch nur bei Herbutów vermochte das finn. XXII. Korps mit schwächeren Kräften auf dem Westufer Fuß zu fassen. Am 9. Oktober drangen Stoßtrupps der 3. GID. in das Dorf ein und säuberten das Westufer vom Feinde. Der Armee Schtscherbatschew blieb der Weg nach Rohatyn an der Narajówka ebenso verschlossen wie an der Zlota Lipa.

Während die Schlachten bei Brzeżany und bei Złoczów noch im heftigsten Gange waren, verfügte am 4. Oktober ein Befehl des GO. Conrad eine Neuregelung der Befehlsverhältnisse. Mit 5. Oktober wurde die Armee Bothmer der Heeresfront des GFM. Prinz Leopold von Bayern zugewiesen und zugleich aus dieser Armee und aus der 2. die Heeresgruppe GO. Böhm-Ermolli gebildet (S. 335). Die 2. Armee erhielt das IX. Korps (19. und 32. ID.), das der Gruppe des GdI. Eben angegliedert wurde. Die 38. HID. trat in denVerband des Korps Hofmann.

Das Oberkommando Ost ordnete am 7. die Abgabe eines Teiles der zuletzt zur 2. Armee entsandten deutschen Verstärkungen an. Am 7. rollte die deutsche 8. KBrig. von Ożydów nach Lemberg ab. Drei Tage später folgte das RIR. 226, um gleich den übrigen Truppen der 49. RD. nach Rohatyn zur Südarmee zu gelangen. Dafür hatte GdI. Bothmer die 208. ID. aus der Front herauszulösen, um sie an den westlichen Kriegsschauplatz abzugeben.

Bei der k.u.k. 3. Armee waren die Russen Ende September vor dem Nordflügel außergewöhnlich lebhaft geworden. GO. Kövess hielt die halbe 21. SchD. im Raume östlich von Kalusz als Armeereserve bereit. Am 30. September setzten bei Bohorodczany gegen die Feldwachstellungen des Korps Csicserics Angriffe ein, die sich in den folgenden Nächten wiederholten. Gleichzeitig beschossen die russischen Batterien die Kampflinien der Gruppe Hadfy. Bei Stanislau gruben sich Truppen des XLI. Korps an die Stellungen der 21. SchD. heran. Im Hinblick auf diese unsichere Lage wurde die Reiterdivision Abele, die am Nordflügel der Gruppe Hadfy eingesetzt war, in der Nacht auf den 4. Oktober durch deutschen Landsturm abgelöst und als leicht bewegliche Reserve aus der Front ausgeschieden. Am 7. kam es an der oberen Bystrzyca Sołotwińska zwischen den Erkundungsabteilungen des VIII. Korps und den Vortruppen des russischen XII. Korps zu lebhaften Scharmützeln. Tags darauf mußte die 21. SchD. südwestlich von Stanislau einen Handgranatenangriff abwehren. Wie sich aber bald zeigte, dienten diese Kämpfe den Russen nur dazu, um die Aufmerksamkeit von der Narajówka abzulenken und die Streitkräfte der Armee Kövess zu binden. Die k.u.k. Heeresleitung hatte inzwischen angeordnet, die 15. ID., deren Truppenreste im September innerhalb der 36. ID. aufgeteilt worden waren, wieder aufzustellen.

Stillstand der russischen Offensive in den IP aldkarpathen von Ende

September bis Mitte Oktober

Iliezu Beilagen 19 und 21

Der starke Druck der Rumänen, der sich in den letzten Septembertagen an der oberen Kl. Kokel und im Marostal fühlbar gemacht hatte, veranlaßte die k.u.k. Heeresleitung am 1. Oktober das Heeresgruppenkommando Erzherzog Karl anzuweisen, Kräfte bereitzustellen, um in den Kampf der 1. Armee eingreifen zu können (S. 313 f, 317 f.). Im Sinne dieses Befehles forderte das Heeresgruppenkommando am 2. Oktober den GdK. Kirchbach auf, mit dem mittlerweile durch die Honvéd-infanterieregimenter 306 und 18 verstärkten rechten Flügel des Korps Habermann vorzustoßen. Auch wurde dem GdK. Kirchbach empfohlen, einige Kompagnien von den beim XI. Korps befindlichen zwei Bataillonen der 10. bayr. ID. in das Kelemengebirge abzuzweigen, um den Feind durch das Auftauchen deutscher Helme über die Stärke des Verteidigers zu täuschen.

Die Armee Presan hatte unterdessen ihren Angriff auf Szász Régen eingestellt (S. 319). Auch die aus dem Marostal gegen die Flanke des

XI. Korps vorgedrungene rumänische Gruppe und das Bistritadetachement an der Dreiländerecke verhielten sich seit dem 2. Oktober wieder völlig untätig. Als am 4. Oktober rückgängige Bewegungen vor der k.u.k. 1. Armee bemerkbar wurden (S. 325), stießen Streifabteilungen des XI. Korps auf dem Hauptrücken des Kelemengebirges nach Süden und Osten vor. um den Feind zu erkunden. Es zeigte sich bald, daß die Rumänen ihre Stellungen im Gebiet des Petrosul und an der Dreiländerecke noch besetzt hielten. Starke Schneefälle und Nebel zwangen den rechten Flügel des XI. Korps, in den nächsten Tagen jede Kampftätigkeit einzustellen. Mittlerweile trat die Armee Presan vor der 1. Armee am 6. Oktober den Rückzug an. Es bestand nun die Hoffnung, daß die Rumänen auch ihre Stellungen im Kelemengebirge und an der Dreiländerecke bald räumen würden. Um das Zusammenwirken des rechten Flügels der 7. Armee mit der 1. Armee zu gewährleisten, unterstellte die k.u.k. Heeresleitung, wie schon erwähnt, das XI. Korps mit 7. Oktober dem GdI. Arz (S. 337).

Die Armee Letschitzki, die bis zum 28. September ihre allerdings schon erlahmenden Angriffe gegen die k.u.k. 7. Armee noch fortgesetzt hatte, beschränkte ihre Kampftätigkeit anfangs Oktober auf Artilleriefeuer und kleinere Unternehmungen. Wohl drängte die rumänische Heeresleitung im Hinblick auf die prekäre Lage ihrer Nordarmee nach Fortführung des russischen Angriffes bei Dorna Watra; doch konnte Letschitzki seinem auf breiter Front verteiltem III. Kavalleriekorps keine weiteren Opfer zumuten, um die Rumänen zu entlasten. Schon machte sich bei den Truppen der 103. RD. eine bedenkliche Kampfunlust bemerkbar. Gen. Brussilow berichtete am 3. Oktober der Stawka über die Lage in den Waldkarpathen. Die Armee Letschitzki hätte mit großen Nachschubschwierigkeiten zu kämpfen. Ihre übermüdeten Divisionen müßten einen Großteil der Infanterie für den Munitions- und Verwundetentransport verwenden und seien aus diesem Grunde sehr geschwächt. Auch stünden auf dem linken Armeeflügel nicht genügend Kräfte für einen entscheidenden Angriff auf Bistritz zur Verfügung. Letschitzki müsse daher das Eintreffen des zurollenden XXVI. Korps abwarten.

FZM. Scheuchenstuel, der Führer des k.u.k. I. Korps, nützte die Untätigkeit der Russen aus und ließ dem Feinde am 1. Oktober durch einen kurzen Vorstoß der 59. ID. östlich von Kirlibaba eine Vorstellung entreißen. Damit war aber die schwierige Lage des I. Korps nicht erleichtert. Die russischen Batterien beherrschten mit ihrem Feuer die einzige Querverbindung, die große Straße im Tal der Goldenen Bistritz. Es war dringlich, die alten Stellungen auf dem Dedulrücken und auf der Höhe Tatarca zurückzuerobern. Dazu bereitete FZM. Scheuchenstuel im Aufträge des Heeresgruppenkommandos ein größeres Unternehmen für den 14. Oktober vor. Er ließ die Reihen der 59. ID. durch Ersätze und durch das am 3. vom Pantyrpaß eintreffende Detachement Fráter (S. 420) auffüllen. Überdies gedachte GdK. Kirchbach die mittlerweile als Rückhalt für das XI. Korps bei Ol. Szt. György in Versammlung begriffenen Jägerbataillone der 30. ID. zum I. Korps heranzuziehen. Das Heeresgruppenkommando ordnete die Abgabe der beiden Honvéd-infanterieregimenter 13 und 307 an das XI. Korps an. FML. Habermann hatte dafür die beiden Bataillone der 10. bayr. ID. an das Karpathenkorps abzugeben, das seinen rechten Flügel zugunsten des I. Korps verlängern sollte.

Auch die Lage des Karpathenkorps gegenüber den Stellungen der Russen war nicht sehr günstig. Das russische Artilleriefeuer schloß die Benützung der Nachschublinie auf dem vom Prislopsattel nach Norden ziehenden Höhenrücken nahezu aus. Insbesonders unangenehm machte sich bemerkbar, daß die Feinde im Besitze der Höhen Baba Ludowa und Smotrec waren, von wo sie die Linien des Karpathenkorps überhöhten. GLt. Conta war bestrebt, seine jetzige Front zu verbessern, um vor dem völligen Einbruch des Winters eine günstige Dauerstellung beziehen zu können. Er verstärkte anfangs Oktober die schon sehr erholungsbedürftige 200. ID. durch die mittlerweile eingetroffene deutsche 2. Radfahrerbrigade, mußte aber dafür das freiwerdende deutsche LstlR. 37 an die Armee Falkenhayn abgeben (S. 423). Am 8. Oktober entrissen deutsche Jäger dem Feinde nach erbittertem Nahkampf den Rücken, der von der Baba Ludowa nach Südwesten zieht. Vergeblich versuchten die Russen am 9., die verlorenen Gräben zurückzuerobern. Zur selben Zeit wurde der Feind auch am Pantyrpaß wieder lebhafter. Dort wehrte die am

5. Oktober aus der 3. KD. und aus der 12. ID. neugebildete Gruppe FML. Brudermann schwächliche Vorstöße der 59. Russendivision ab. Bei Kirlibaba richtete der Feind am 6. und am 11. gegen die 40. HID. Unternehmungen, die ebenfalls ohne Erfolg blieben. Auf den Südhängen des Dedulrückens und am Botosul begegneten die Verteidiger ^59. ID., S. KD.) den Annäherungsversuchen der Russen mit wirkungsvollem Minenwerferfeuer. Im großen und ganzen enthielten sich aber die Russen anfangs Oktober in den Waldkarpathen jeglicher Bewegung, die auf die Aufnahme einer Offensive hätte schließen lassen.

Darüber legte die Heeresleitung ihre Ansichten am 7. Oktober in einem Telegramm an das Heeresgruppenkommando, wie folgt, fest: „Nachrichten der letzten Zeit und die allgemeine Lage lassen es möglich erscheinen, daß die russische Aktion in den Karpathen zum Stillstand gekommen ist und mit einem Abziehen russischer Kräfte aus dieser Front zu rechnen sein wird. Für den Entscheidungskampf an der rumänischen Front ist es notwendig, ehestens Kräfte frei zu bekommen.“ GO. Conrad frug dabei an, ob und wann das Auslösen einer deutschen Division bei der 7. Armee möglich sei. Das Heeresgruppenkommando pflichtete in seinem Antworttelegramm dieser Beurteilung bei und glaubte, die 10. bayr. ID. abgeben zu können, allerdings erst nach Durchführung des geplanten Unternehmens bei Kirlibaba.

Unterdessen lag in Teschen ein aufgefangener russischer Funkspruch vor, in dem die Stawka die 9. Russenarmee beauftragte, „gemeinsam mit den Rumänen in der Gegend von Kirlibaba und von Dorna Watra zu operieren“. Die k.u.k. Heeresleitung mußte nun wieder damit rechnen, daß der rechte Flügel der 7. Armee das Ziel neuer Russenstürme sein werde und befahl am 8. dem Heeresgruppenkommando Erzherzog Karl, Vorsorgen zur Abwehr des Feindes zu treffen. Schon am 9. verdichteten sich die Anzeichen eines bevorstehenden neuen Angriffes gegen die Front Dorna Watra—Kirlibaba. Einem mitgelesenen Funkgespräch der Russen war zu entnehmen, daß das Kommando ihres XXVI. Korps in Moldowa Sulitza eingetroffen war. In den nächsten Tagen meldeten Flieger den Antransport von Truppen hinter der russischen Bukowinafront. Als aber bis zum 12. Oktober vor dem rechten Flügel der 7. Armee außer den schon bekannten Verbänden keine frischen Kräfte der Russen festgestellt werden konnten, meldete FZM. Scheuchenstuel, daß er jetzt keinen Angriff auf Kirlibaba mehr erwarte.

Vor der Oktobermitte war die zu Monatsbeginn mit weitgesteckten Zielen eröffnete Generaloffensive Brussilows gescheitert, in Teilangriffe zerflattert, die höchstens Kräfte des Gegners banden, diesen aber nicht zu hemmen vermochten, den Rumänen Schlag auf Schlag zu versetzen.

DIE EROBERUNG DER WALACHEI

Die Durchbruchskämpfe im Gebirge und an der Constantabahn

(Von Mitte Oktober bis Anfang November)

Kriegslage Mitte Oktober 1916 und Führerentschlüsse

Hiezu Beilagen 8, 11, 15 und 21

Die außerordentliche Hochspannung, die der Sommer und der Frühherbst 1916 den Mittelmächten gebracht hatten, ließ Mitte Oktober fühlbar nach. An der Westfront blieb die Lage wohl in hohem Maße ernst, aber die Gefahr einer Katastrophe war unter den gewaltigen Anstrengungen der dort fechtenden deutschen Armeen überwunden worden. Am Isonzo hatte die k.u.k. 5. Armee, wie noch eingehend geschildert werden wird, nach dem Fall von Görz zwei neuerliche Anstürme der Italiener abgewehrt. In Mazedonien loderte der Kampf im Cernabogen weiter; sein Ende und sein Ausgang waren noch nicht abzusehen. An der russischen Front jedoch begann nach dem monatelangen schweren Ringen die Angriffskraft des Zarenheeres schon sichtlich zu erlahmen. Die Heeresleitungen in Teschen und in Pleß durften sogar daran denken, nicht nur aus dem Raum nördlich der Polesie, sondern auch von der Karpathenfront weitere Kräfte nach Siebenbürgen abzuziehen. Hier und in der südlichen Dobrudscha waren die Rumänen bereits empfindlich geschlagen. Die Freiheit des Handelns hatten die Vierbundmächte wieder an sich gerissen; sie waren gewillt, sie auch auszunützen.

Mitte Oktober stand die Heeresgruppe Mackensen zu weiterem Vordringen über die Bahn Cernavoda—Constanta bereit. In Siebenbürgen erreichten die Divisionen der Generale Falkenhayn und Arz nach entscheidenden Siegen die Grenze. Die anrollenden Verstärkungen schufen die Möglichkeit zum Einbruch in die Walachei. Diese Möglichkeit raschestens zur Wirklichkeit werden zu lassen, war für die Mittelmächte ein dringendes Gebot. Denn die Eroberung der Walachei bot die Aussicht, in den Besitz reicher Vorräte an Nahrungsmitteln, Rohstoffen und namentlich an Rohöl zu gelangen, woran die Mittelmächte schon empfindlich Mangel litten. Gleichzeitig mit der Eroberung der

Walachei winkte auch die Aussicht, eine kurze Frontlinie zwischen der Südostecke Siebenbürgens und dem Schwarzen Meere hersteilen und sodann entbehrlich erscheinende Divisionen für andere Verwendungen freimachen zu können.    .

Die Pläne für die Fortsetzung des Krieges gegen Rumänien beschäftigten die Heeresleitungen der Mittelmächte natürlich sehr eingehend. Ludendorff hielt es für das Günstigste, die Siebenbürger Armeen und die Heeresgruppe Mackensen mit den inneren Flügeln in der kürzesten Richtung auf Galatz bis zum Erreichen des Sereth und der unteren Donau Vordringen zu lassen. Der starke Widerstand im Grenzgebirge Siebenbürgens bedingte aber eine Änderung des Planes. Daher sollte Mackensen den Feind in der Dobrudscha wohl schlagen, ihm aber nur mit Teilen folgen und die Hauptkraft seiner Streitkräfte südlich von Bukarest über die Donau führen. Die deutsche 9. Armee hatte über die Transsylvanischen Alpen in die Walachei einzudringen. Beide Armeen sollten dort den Feind besiegen und ihre Vereinigung an streben 1).

Die Kriegshandlung aus Siebenbürgen heraus hatte nunmehr der Heeresfrontkommandant Erzherzog-Thronfolger Karl Franz Joseph zu leiten. Er war nach Rückkehr von einem kurzen Urlaub am 13. Oktober in Großwardein eingetroffen2). Hiemit trat die Neuregelung der Befehlsverhältnisse, wie sie am 4. verfügt worden war (S. 443), in Kraft. Die Unterstellung der k.u.k. 1. Armee unter Falkenhayn hörte auf.

Als der Thronfolger in seinem neuen Hauptquartier ankam, erhielt er aus Teschen den im Einvernehmen mit der DOHL. verfaßten Befehl, „mit den Hauptkräften der 9. Armee den Übergang über das Gebirge zu erzwingen und den Vormarsch in der Richtung Bukarest fortzusetzen, während die übrigen Teile der Heeresgruppe der vormarschierenden 9. Armee den Rücken und die Grenzen Ungarns und Siebenbürgens zu decken“ hätten. Im besonderen wurde darauf hingewiesen, einen Vorstoß feindlicher Kräfte aus der Linie Piatra—Ocna schon auf rumänischem Boden abzuwehren und die Bahn- und Telegraphenleitungen in der Moldau zu zerstören. Um den Stoß nach Rumänien hinein mit möglichst starken Kräften ausführen zu können, wurde dem Heeresfrontkommando anheimgestellt, hiefür Truppen aus den Karpathen herauszuziehen.

Diese Anregung war von Ludendorff ausgegangen. Sie betraf das

!) Ludendorff, 227.

2) W e r k m a n n, 51.

Freimachen von deutschen Kräften der k.u.k. 7. Armee für Siebenbürgen, womöglich der 117. oder der 10. bayr. ID., da Ludendorff den Eindruck hatte, die Kämpfe gegen die Russen in den Waldkarpathen würden alsbald zu einem völligen Stillstand kommen.

Der Erzherzog-Thronfolger stellte es sich nun zur Aufgabe, die Rumänen durch endgültige Zertrümmerung ihres Heeres oder ihrer wesentlichen Teile unschädlich zu machen, bevor ihnen von ihren Verbündeten Hilfe kommen könne. Die Durchführung fiel hauptsächlich der 9. Armee zu, die hiefür entsprechende Weisungen erhielt. Man nahm in Großwardein an, daß die rumänischen Hauptkräfte, soweit sie nicht in die Moldau auswichen und sofern sie sich nicht unmittelbar vor der

9. Armee befanden, bei Bukarest zu suchen sein würden. Hieraus ergab sich die von Falkenhayn einzuschlagende Hauptrichtung. Ihm wurde empfohlen, den rechten Flügel, das verstärkte Alpenkorps, unter Dek-kung im Alttale über Curtea d’Arges vorrücken zu lassen, während die Truppen der Abschnitte Mehadia und Petrosény sich keine Gelegenheit entgehen lassen sollten, um gegen Craiova vorzudringen. Welche Richtung Falkenhayn seiner Hauptkraft geben solle, ob über Cämpulung, über Tárgovistea oder über Ploesci, hing davon ab, wo der Durchbruch der Grenzbefestigungen gelingen mochte. Die zurollende starke Reiterei sollte Falkenhayn dazu verwenden, um nicht nur die Ostflanke des auf Bukarest geführten Angriffes zu decken, sondern auch durch Vortreiben in das untere Serethtal die Trennung der feindlichen Heeresgruppen zu erreichen und zu vervollständigen.

Der zähe Widerstand, den die Rumänen in den Grenzpässen südlich von Kronstadt leisteten, hatte indes bei Falkenhayn schon eine Änderung des Operationsplanes bewirkt. Er wollte den Durchbruchsangriff nicht nur im Alttale und in der Richtung Kronstadt—Ploesci, sondern auch südlich von Petrosény ansetzen. Denn hier war der Feind anscheinend schwach, das Gebirge vergleichsweise am schmälsten, und das Zuführen von Verstärkungen konnte hieher am raschesten erfolgen, während die weiter nach Osten führenden Bahnen eine weit geringere Leistung hatten und zur Stunde nur bis Reps und bis Fogaras befahrbar waren. An diesem Unternehmen bei Petrosény hatten nun außer der schon hier stehenden 301. ID. noch die 11. bayr. ID., zwei deutsche Radfahrerbataillone und die deutsche 6. KD. teilzunehmen. Nach dem Durchbruch durch das Vulkangebirge sollte den anderen Angriffsgruppen der Weg in die Walachei aufgeriegelt werden. Die noch angekündigten deutschen Verstärkungen (7. KD., 8. bayr. RD., 12. bayr. ID.) und später noch die 10. bayr. ID., hatten nach dem Eintreffen zunächst Armeereserve zu bleiben, um dort eingesetzt zu werden, wo eine Einbruchsöffnung geschaffen oder durch Angriffe eine schwache Stelle des Feindes erkannt worden war.

Die deutsche und die öst.-ung. Heeresleitung erklärten sich noch am 13. mit diesem Plane des GdI. Falkenhayn einverstanden. GO. Conrad unterließ es hiebei aber nicht, neuerlich zu betonen, daß das Schwergewicht auf die Richtung Kronstadt—Ploesci zu legen sei und das Vorgehen in diesem Raume durch Angriffe im Szurduk- und im Roten Turm Paß keine Einbuße erleiden dürfe.

Die Entente hatte gehofft, nach dem Beitritte Rumäniens die Mittelmächte noch im Jahre 1916 auf die Knie zu zwingen. Das völlige Versagen des rumänischen Heeres war daher für sie eine ganz unerwartete und überaus schmerzliche Enttäuschung. Statt als Zünglein an der Waage die Entscheidung für die Entente zu bringen, forderte Rumänien jetzt selbst dringend Unterstützung. Wohl hatten Rußland, das Ententeheer Sarrails und — wenn man es gelten lassen will — auch Italien Offensiven zu Gunsten Rumäniens unternommen; diese hatten aber weder in der Dobrudscha noch in Siebenbürgen eine Entlastung gebracht. Da die Bedrängnis inzwischen immer zunahm, vermochte nur noch eine direkte Unterstützung durch Truppenzuschübe zu helfen. Solche konnten naturgemäß nur von Rußland kommen.

Auf die vom rumänischen Gesandten Diamandi in Petersburg nachdrücklich vertretenen Bitten zuerst um zwei, dann um drei Korps (S. 334) entschloß sich GdI. Alexejew in der Tat, drei Korps, das schon bei der

9.    Armee eintreffende XXVI., das XXXVI. der Westfront und das

IV. sib. der „Besonderen Armee“, zur Ablösung der Rumänen bis zur Linie Brosceni (an der Goldenen Bistritz)—Maroshéviz—Szász Régen beizustellen. Doch kaum hatten die Rumänen dieses Zugeständnis in Händen, übermittelte ihr Militärbevollmächtigter, Gen. Coandä, am

10.    Oktober unter Hinweis auf die Ansammlung starker gegnerischer Kräfte bei Szász Régen die Bitte um Ablösung der ganzen Armee Presan. Auf dieses Ansinnen ging Alexejew jedoch nicht ein1).

Mittlerweile bereitete GdI. Letschitzki, der Führer der 9. Russenarmee, den Angriff gegen den Karpathenabschnitt Körösmezö—Bistritz vor, wobei er plante, das XXVI. und das IV. sib. Korps zur Verstärkung des Druckes an den Südflügel heranzuziehen. Indessen traf der Stab der 8. Armee unter GdK. Kaledin in Kolomea ein und

\ Zajontschkowskij, 95.

hatte den Befehl über die drei nördlichen Korps Letschitzkis (XII., XI. und XXIII.) zu übernehmen. Die Angriffsaufgabe sollten nun die 8. und die 9. Armee gemeinsam lösen. Die 7. und die 11. Armee blieben mit ihren bisherigen Aufträgen betraut. In Wolhynien hatte die „Besondere Armee“ neuerlich gegen Wladimir-Wolyński anzugreifen.

Doch noch ehe die 8. und die 9. Armee zum Angriff schreiten konnten, erfolgte der schon geschilderte Rückzug der rumänischen Nordarmee. Hiedurch wurde der linke Flügel der 9. Armee entblößt; nur das rumänische Bistritadetachement blieb an die Russen angeschlossen und wurde dem Gen. Letschitzki unterstellt. Dieser nahm nun mit Zustimmung der Stawka vom Angriff auf Dorna Watra Abstand und begnügte sich damit, das XVIII. und das XXVI. Korps gegen Kirlibaba anzusetzen. Das III. Kavalleriekorps und das herankommende XXXVI. Korps sollten die Rumänen bis zur Linie Dorna Watra—Maroshéviz ablösen. Das IV. sib. Korps hatte sich bei Piatra als Reserve aufzustellen.

Dieses abschnittsweise Verlängern der Front nach Süden sagte Alexejew gar nicht zu. Er hätte lieber einen geschlossenen Einsatz der an die Siebenbürger Ostfront verschobenen Korps gesehen. Auch begann er zu besorgen, ein weiterer Vorstoß der Gegner in die Moldau könnte die südrussischen Gouvernements bedrohen. Deshalb beauftragte er am 15. Oktober die Nord- und die Westfront, je ein Korps, und die Dobrudschaarmee, eine Division in den Raum Bacäu—Piatra abzusenden. Von diesen Armeen wurden hierauf das IV. und das XXIV. Korps sowie die 3. SchD. zur Abgabe bestimmt. Brussilow hatte überdies sogleich zwei Kavalleriedivisionen und nach Abschluß der Stochodkämpfe noch ein Korps aus Wolhynien der 9. Armee zu überweisen, die überdies auch durch Truppen der 8. verstärkt werden sollte. Brussilow bestimmte in teilweiser Abänderung der ihm erteilten Weisung zunächst das II. Korps der 7. Armee für die Abgabe an die Armee Letschitzki. Diese hatte sodann samt der unterstellten rumänischen 14. ID. die zwischen der Armee Presan und dem Russenheere aufspringende Lücke zu schließen. Den später eintreffenden Korps war nach ihrer Versammlung eine Verwendung gegen den allenfalls zwischen Dorna Watra und Ocna auftretenden Gegner zugedacht1).

Mitte Oktober sah sich Alexejew auch veranlaßt, seinem rumänischen Kollegen, dem Gen. Iliescu, Richtlinien für das Weiterführen des Krieges zu geben. Er begann mit einer Gegenüberstellung der Kräfte, wonach auf Grund der russischen Evidenz die Gegner in Siebenbürgen

2) Zajontschkowskij, 96 ff.

120 Bataillone und 26 Schwadronen, in der Dobrudscha und an der Donau 131 Bataillone und 44 Schwadronen, zusammen also 251 Bataillone und 70 Schwadronen, angesetzt hätten, denen 331 rumänische und 52 russische Bataillone, somit im ganzen 383 Bataillone gegenüberstünden. Von einer Überlegenheit der Gegner könne demnach nicht gesprochen werden. Allerdings ließ Alexejew ihre bessere technische Ausrüstung und ihre größere Kriegserfahrung gelten. Als Hauptziel des weiteren Krieges bezeichnete. er „die Erhaltung der rumänischen Armee um jeden Preis“, damit sie das verlorene Gebiet wieder zurückgewinnen könne.

Als nächste Maßnahme schlug Alexejew vor, die nördliche Moldau und die Dobrudscha bei Basierung auf den Pruth zu behaupten sowie ein Verkürzen der Front durch Zurücknahme der Mitte des'rumänischen Heeres, letzteres aber nur unter dem Druck des Gegners, wozu zuerst die westliche Walachei, nötigenfalls sogar Bukarest aufzugeben seien. Die Heeresreserven sollten im Raume Ploesci—Buzeu versammelt werden, offenbar zu dem Zweck, um an geeigneter Stelle einen Gegenschlag zu führen.

Schließlich verständigte der Stabschef der Stawka das rumänische Oberkommando vom Heranführen von vier russischen Korps in den Raum Piatra—Ocna—Bacäu—Roman, kündigte aber zugleich an, daß wegen der geringen Leistungsfähigkeit der Bahnen in den nächsten Tagen nur zwei Korps zu erwarten seien. Schließlich regte er an, schon jetzt Vorbereitungen zur Verlegung von Fabriken und der überschüssigen Vorräte aus den bedrohten Teilen von Rumänien auf russisches Gebiet zu treffen1).    '

Die bisherigen Niederlagen beeinträchtigten die Zuversicht der rumänischen Heeresleitung sehr wesentlich. Die führenden Politiker forderten schon einen Wechsel in der Person des Chefs des Generalstabes; doch der König wollte sich vom Gen. Iliescu noch nicht trennen. Nicht weniger gedrückt war die Stimmung der Regierung und der Bevölkerung. Die Spitäler des Landes konnten die vielen Verwundeten und Kranken kaum mehr aufnehmen. Insgesamt wurden die blutigen Verluste des Heeres in den ersten vierzig Kriegstagen auf 60.000 Mann beziffert. Ganz öffentlich wurden die Mängel in der Ausrüstung des Heeres, namentlich die geringe Zahl von Maschinengewehren und von schweren Geschützen sowie die unzulängliche Ausstattung mit Fernsprechgerät bekrittelt. Die allnächtlich sich wiederholenden deutschen

1) W a s s i 1 j e w, 99 ff.

Fliegerangriffe auf Bukarest, die bis Anfang Oktober schon etwa tausend Todesopfer gefordert hatten, erhöhten die Unruhe. Man erwog ernstlich, die Heeresleitung und die Regierung in eine andere Stadt zu verlegen1).

In operativer Hinsicht konnte die Heeresleitung ihren drei Siebenbürger Armeen lediglich die Verteidigung der Grenzen befehlen. Die Nord- und die 2. Armee wurden am 14. Oktober in die „Fleeresgruppe Nord“ zusammengefaßt und dem Gen. Averescu mit dem Aufträge unterstellt, die Kampfhandlungen beider Armeen, namentlich an den inneren Flügeln, in Übereinstimmung zu bringen2). Im ganzen standen an der 700 km langen Siebenbürger Grenze elf Infanteriedivisionen, zwei gemischte Brigaden, eine Kavalleriedivision und vier Cälärasibrigaden in der Front, zwei Infanteriedivisionen (4. und 8.) in Reserve; drei weitere Divisionen (12., 16. und 15.) waren von der Dobrudscha und von der Donau her im Anrollen. In der Dobrudscha hielten vier rumänische, vier russische Infanteriedivisionen, eine russische Reiterdivision und eine Cälärasibrigade zwischen Donau und Meer und sollten dem Gegner ein Vordringen gegen die wichtige Constantabahn verwehren. An der Donau beschirmten nur noch die 20., die 18. und die Reste der 17. ID. sowie die 1. KD. das nördliche Ufer. Über Heeresreserven verfügte das rumänische Oberkommando nicht mehr. Es begann auch schon an Ersatz zum Auffüllen der gelichteten Verbände zu mangeln. Deshalb bat der Gesandte Diamandi in Petersburg, die mehr als 100.000 öst.-ung. Soldaten rumänischer Nationalität, die sich in russischen Kriegsgefangenenlagern befanden, der rumänischen Heeresleitung zunächst wenigstens für Arbeitsdienste zu überlassen. Alexejew schlug dies aber ab3).

Am 16. Oktober betrat Gen. Berthelot als Chef einer französischen Militärmission rumänischen Boden. Vorher hatte er bei der Stawka in Mohilew Rücksprache gepflogen. Hiebei empfahl ihm Gen. Alexejew, den Rumänen verständlich zu machen, daß Rumänien nicht auf dem Karpathenwall, sondern am Sereth zu verteidigen sei4). Natürlich vermochte sich die rumänische Heeresleitung jetzt, wo ihre Armeen noch überall auf den Karpathenpässen standen, dieser Ansicht nicht anzuschließen. Denn dies hätte nichts weniger bedeutet, als freiwillig die Hälfte des Reiches mit seinen Naturschätzen dem Gegner zu überlassen.

*) Marghiloman, II, 210.

2)    Dabija, II, 523.

3)    Krasni-Archiv, XXIX, 27 ff.

1) Pétain, Le drame roumain (Paris 1932), 23.

Berthelot pflichtete daher den Rumänen bei; auch seine Losung war: „Halten auf den Höhen.“

Als Berthelot in Buftea dem Eisenbahnzug entstieg, wurde er vom Ministerpräsidenten Bratianu als „Chef des Generalstabes der rumänischen Armeen“ begrüßt. Berthelot dankte aber für diese Würde; er wolle zunächst so wie sein russischer Kollege, Gen. Bjelajew, nichts anderes als nur Berater sein.

In diesen Tagen bemühte sich Alexejew, auch der Offensive der vereinigten Orientarmeen neuen Auftrieb zu verleihen, da er der Meinung war, daß das Schwergewicht des Krieges derzeit auf dem Balkan liege. Er stimmte daher mit Joffre in der Forderung überein, dem Gen. Sarrail ehestens Verstärkungen zuzuführen, um zunächst Bulgarien niederzuwerfen. Hiezu sollten Frankreich, England und Italien noch je zwei Divisionen nach Saloniki senden. Darüber kam am 20. Oktober zu Boulogne auch ein Einverständnis zustande. Allerdings wurden bald darauf Einschränkungen gemacht. Der Präsident der französischen Republik depeschierte am 24. an den Zaren, daß er eineinhalb Divisionen beistellen werde. Der englische Reichsgeneralstabschef, Gen. Robertson, ließ sich dahin vernehmen, daß er mit einer Verstärkung des Orientheeres wohl einverstanden sei, seiner Meinung nach aber den Russen und Rumänen mit einer Fortsetzung der Offensive an der Somme besser gedient wäre. Cadorna eröffnete, daß er der Verstärkung des italienischen Kontingents in Mazedonien nur zustimmen könne, „wenn Alexejew tatsächlich die ernstesten Absichten habe, Bulgarien kampfunfähig zu machen“ !). Es wird noch Gelegenheit sein, anzuführen, welche Verstärkungen in Saloniki tatsächlich landeten.

Mit den vorstehend erwähnten Entschlüssen waren für das Kriegstheater im südöstlichen Europa die nächsten Maßnahmen vorgezeichnet. Die Mittelmächte wollten ihre lange Ostfront im allgemeinen lediglich behaupten, über die Südgrenze Siebenbürgens aber nach Rumänien einbrechen, wobei sich Falkenhayn vom Vorstoß über das Vulkangebirge den größten Erfolg versprach. Mackensen sollte zunächst den Feind in die nördliche Dobrudscha zurückwerfen.

Den in die strategische Abwehr gedrängten Feinden kam es vorerst darauf an, durch russische Korps die auf dem Nordflügel des Heeres stehenden rumänischen Divisionen baldigst abzulösen, um mit diesen gefährdete Frontstellen zu verstärken. An der mazedonischen Front hatten die Angriffe der vereinigten Ententearmeen fortgesetzt zu werden. Hiebei

x) W a s s i 1 j e w, 103 f.

waren die von den Serben genährten Bestrebungen, Monastir und hiemit wieder ein Stück heimischen Bodens zu gewinnen, in gleicher Weise Triebfeder wie die Absicht der Generale Joffre und Alexejew, die Rumänen von Saloniki aus wenigstens mittelbar zu entlasten.

Die russische Front in der zweiten Oktoberhälfte

Iliezu Beilage 21

Die letzte Schlacht in Wolhynien

Gemäß dem Entschlüsse Alexejews, den Rumänen mit russischen Korps unmittelbar Hilfe zu bringen, stand die russische Front in der zweiten Oktoberhälfte im Zeichen der Truppenabgabe für die Moldau und die Dobrudscha. Die Gefechtstätigkeit nahm daher im allgemeinen merklich ab; sie war meist nur durch Stellungsverbesserungen und Unternehmen zur Verschleierung des Truppenabzuges verursacht. Nur in Wolhynien, zwischen Łuck und Wladimir-Wolyński, loderte die Schlacht noch einmal hoch auf, weil hier die „Besondere Armee“ auf Anregung ihres tatfreudigen Befehlshabers, Gen. Gurko, den bisher ergebnislos gebliebenen Angriff gegen Kowel noch einmal versuchte1). Aber auch an der Narajówka kam es zu erbitterten Kämpfen; hier waren es jedoch nicht nur die Russen, sondern auch die Deutschen, die aus den Gräben vorstürmten. An der ewig unruhigen Karpathenfront galten die örtlichen Gefechte lediglich dem Besitz einiger bedeutungsloser Höhen.

Um Kowel zu nehmen, sollte die „Besondere Armee“, wie es auch schon bei den früheren Angriffen geplant gewesen war, zuerst Wla-dimir-Wołyński in ihren Besitz bringen. Gen. Gurko ballte fünf Korps (XXV., I., I. turk., beide Gardekorps) zwischen Zubilno und Korytnica zusammen, um zuerst die vorderste Stellung des Gegners zu erobern und dann in der Richtung auf Ozdziutyczy vorzudringen. Nördlich des Stoßkeiles sollten das XXXIX. und das XXXIV. Korps, südlich von ihm das VIII., das V. Kavallerie- und das V. Korps die Flanken schützen. Hinter der Armeemitte standen noch das XXXX. und das XXX. Korps sowie die Gardereiterei bereit. Das IV. sib. Korps rollte von Łuck in die Moldau ab.

Die Angriffsvorbereitungen der Russen bewirkten schon am 13.

Zajontschkowskij, 99 ff.

Oktober eine erhebliche Steigerung der Artillerietätigkeit, wobei namentlich die Gruppe Beckmann heftigen Feueranfällen ausgesetzt war. Tags darauf schwoll das Geschützfeuer mächtig an und dehnte sich gegen Norden bis zur deutschen 20. ID. aus. Die russische Infanterie schaufelte sich bei Tag und namentlich bei Nacht näher an unsere Stellungen heran. Bei der k.u.k. 11. ID., an deren Front Minenkämpfe geführt wurden, drang der Feind nach einer Sprengung an einer bewaldeten Stelle in den vordersten Graben ein, was wieder einen Gegenangriff auslöste. Auch die 2. ID. des k.u.k. X. Korps wurde am 14. an einzelnen Abschnitten bestürmt. Da der Feind diese Vorstöße aber stets nacheinander führte, konnte das Artilleriefeuer vom Verteidiger jeweilig zusammengefaßt werden, wodurch die Angriffe erstickt wurden. Abends hatte auch die Gruppe Beckmann zwei Angriffe abzuwehren. Dagegen blieb der von der deutschen 20. ID. erwartete russische Ansturm aus.

Alle diese Begebenheiten erweckten im Stabe des GO. Tersztyánszky den Eindruck, daß man am Vorabend eines neuen Großangriffes stehe, der zwischen Pustomity und Zubilno losbrechen werde.

Der 15. Oktober brachte in der Tat eine außerordentlich heftige Kanonade an der ganzen Front der Gruppe Litzmann und der 4. Armee; zu Infanteriekämpfen kam es aber nur bei dieser. Um den russischen Stürmern das Vorbrechen zu verleiden, belegten das Korps Szurmay und die 13. SchD. des X. Korps noch vor der Morgendämmerung die russischen Wabengräben mit Geschütz- und Minenwerferfeuer. Die

11. ID. setzte hierauf ihren tagsvorher eingeleiteten Gegenangriff fort, der aber noch nicht zur völligen Vertreibung der Russen führte. Ganz besonders heftig tobte der Kampf bei der deutschen 20. ID., wo die in dichten Massen anstürmenden Streiter des XXV. und des I. turk. Korps durch das treffsichere Abwehrfeuer reihenweise niedergemäht wurden.

Trotz des hohen Blutzolls rannten die Russen am 16. zeitlich früh in tief gegliederten Sturmkolonnen aufs neue zwischen Zubilno und Zaturcy an. Zehnmal wiederholten sie ihre Angriffe. Das Eindringen in einen Stützpunkt bei Zubilno war das einzige Ergebnis dieses opfervollen Bemühens. Nördlich davon, bei der k.u.k. 29. ID., bliesen deutsche Pioniere gegen ein auf dem westlichen Stochodufer gelegenes und zur Verteidigung hergerichtetes Herrenhaus Gas ab, und tagsdarauf erstürmte ein bei der Division FML. Schön eingeteiltes deutsches Infanterieregiment diesen Stützpunkt1).

Beim k.u.k. X. Korps, hinter das die Russen durch Gasgranaten

r) Schön, 29. ID., 71.

eine Gaswand legten, um Reserven fernzuhalten, hatte am Nachmittag die 2. ID. vier und die 13. SchD. zwei russische Anstürme abzuschlagen. Die 11. ID. des Korps Szurmay, dessen Gräben dauernd unter heftigem Geschoßhagel standen, mühte sich noch immer um das Russennest ab. Auch die 108. ID. der Gruppe Beckmann vermochte am späten Nachmittag drei russische Anstürme abzuwehren. So blieb den Russen auch hier jedweder Erfolg versagt. Als sich die Schatten der Nacht über das blutgetränkte Schlachtfeld niedersenkten, hatten die verbündeten Truppen der k.u.k. 4. Armee einen Großkampftag erfolgreich durchgestanden.

Nach den fruchtlosen Angriffen wagte sich die russische Infanterie am 17. nicht mehr aus den Gräben heraus. Nur die beiderseitigen Artillerien setzten ihr Zerstörungswerk fort. Bei der 11. ID. arbeiteten auch die Mineure weiter. Am 18. wurden die Russen ganz aus dem Grabennetz dieser Division hinausgedrängt. Rückeroberungsversuche russischer Gardeschützen blieben vergeblich. Weiter nördlich unternahm am 18. die deutsche 19. ID. einen Gasangriff und setzte sich in einem Teile der russischen Hauptstellung fest.

Das rasche Verebben der russischen Angriffe und die geringe Gegenwirkung bei Einbrüchen in die feindliche Front versetzte die verbündeten Heeresleitungen in die Lage, die südlich von Wladimir-Wolyński ausruhenden Kavalleriedivisionen ändern Verwendungen zuzuführen. Die 4. KD., über die an Stelle des FML. Leonhardi der bisherige Armeegeneralstabschef GM. Berndt wieder das Kommando übernahm1), hatte ohne die bei der Gruppe Beckmann in der Front stehenden Maschinengewehrabteilungen und reitenden Batterien zur 2. Armee abzugehen. Die 7. KD. wurde, gleichfalls nur mit den Reiter- und Fußschwadronen, der Armeegruppe Bernhardi, jetzt als „verstärktes LV. Korps“ bezeichnet, zugewiesen und beim Korps Fath eingesetzt, das von nun an als XXII. Korps bezeichnet wurde. Die 10. KD. hatte nun doch (S. 437) mit allen ihren Teilen nach Siebenbürgen abzufahren.

In den folgenden Tagen flauten die Kämpfe wesentlich ab. Am 22. führte ein Jagdkommando der 11. ID. erfolgreich eine Unternehmung durch und erbrachte damit einen Beweis für den wesentlich gebesserten Kampfgeist dieser Division, obwohl sie durch die langandauernden Kämpfe besonders schwer gelitten hatte. Sechs Tage später, am 28., setzten die Russen gegen die inneren Flügel der Korps Szurmay und Csanady

!) Der Nachfolger Berndts beim 4. Armeekmdo. wurde der Generalstabsoberst IJreih. v. Salis-Samaden.

einen Angriff an, jedoch so zögernd, daß er schon im Keime erstickt werden konnte. Am 1. November räumte die deutsche 121. ID. unter hervorragender Mitwirkung der Artillerie der k.u.k. 29. ID. das letzte Russennest aus, das knapp südlich von Witoniez auf dem westlichen Stochodufer verblieben war; sie brachte hiebei 22 Offiziere und 1585 Mann als Gefangene sowie eine Beute von 15 Maschinengewehren und 7 Minenwerfern ein1).

Die auffallende Abnahme der russischen Angriffslust fand eine Aufklärung in sehr bedeutsamen Aussagen von Gefangenen, wonach in der Armee Gurko nach dem letzten Mißlingen ihres Angriffes Gehorsamsverweigerungen, ja selbst offene Meutereien vorgekommen sein sollten. Solches ereignete sich zuerst bei der 4. SchD., die sich selbst den Namen „Eiserne Division“ beigelegt hatte, und bei der 20. ID., worauf diese Bewegung sogar auf die Garde Übergriff. Als bemerkenswert bezeichneten die Gefangenen, daß von der Notwendigkeit, die gegnerischen Stellungen zu durchbrechen, um unbedingt die Eisenbahn Kowel—Wladimir-Wolyński zu erreichen, nicht mehr die Rede war. Diese Zersetzungserscheinungen im zaristischen Heere waren die ersten Anzeichen eines Zerfalles, auf den die Mittelmächte schon seit dem großen Rückzug der Russen ini Jahre 1915 sehnsuchtsvoll gewartet hatten.

General Gurko begann nun seine durch die andauernden Kämpfe arg durcheinander gewürfelten Verbände zu ordnen, da er die auch von Brussilow gutgeheißene Absicht hatte, den Angriff zur Zermürbung des Gegners noch in den letzten Oktobertagen zu wiederholen. Als ihm aber befohlen wurde, nach dem IV. sib. auch noch das XXXX. Korps nach Rumänien abzusenden, gab er den Gedanken an eine Erneuerung des Angriffes auf und traf Maßnahmen, um in einer Dauerstellung zu überwintern. Vielleicht waren auch die oben erwähnten Disziplinwidrigkeiten mitbestimmend für diesen Entschluß zur endgiltigen Einstellung des Angriffes.

Bei der 4. Armee wurden Ende Oktober die Regimenter der 218. ID. aus den verschiedenen Frontabschnitten herausgezogen und im Raume südöstlich von Wladimir-Wolyński versammelt.

Die außergewöhnlich langen und verlustvollen Kämpfe in Wolhynien, die am 4. Juni 1916 für die Russen so verheißungsvoll begonnen hatten, waren hiemit zu Ende. In wehmutsvoller Betrachtung der von den Russen erkämpften Erfolge, der hiebei gebrachten großen Blutopfer und

x'j Bruchmüller, Die deutsche Artillerie in den Durchbruchschlachten des Weltkrieges "Berlin 1921;, 43 ff. — Schön, 29. ID., 72 ff.

der von der Führung begangenen Fehler schreibt der russische Kriegshistoriker Gen. Zajontschkowskij: „Brussilows Frühjahrsdurchbruch, von dem man so viel erwartet hatte und der die Stimmung in Rußland so hob, ging an der harten Nuß Kowel in Brüche und besserte in keiner Weise die strategische Lage der russischen Front. Das traditionelle Schicksal des russischen Volkes, immer nur die Kastanien für andere aus dem Feuer zu holen, verließ es auch nicht im Sommerfeldzug 1916, der seinen Verbündeten mehr Erfolge brachte, als den Russen selbst1).“

Der Ausklang der Britssilow-Offensive in Ostgalizien

In Ostgalizien hatten die beiden nördlich vom Dniester stehenden russischen Armeen, die 11. und die 7., auf Geheiß Brussilows am 15. Oktober neuerlich in der Richtung auf Lemberg anzugreifen. GdK. Sacharow, der Führer der 11. Armee, hatte ursprünglich geplant, zunächst das V. sib. Korps, unterstützt durch das XXXII. und das XVII. Korps, zur Rückeroberung der ihm vom k.u.k. V. Korps entrissenen Gräben aufzurufen. Am 6. Oktober wurde er aber ändern Sinnes und beschloß, mit den beiden Korps seines linken Flügels (VII. und VI.) am 15. Oktober geradewegs in der Richtung auf Lemberg anzugreifen. Die russischen Regimenter arbeiteten sich hierauf näher an den Gegner heran, und das k.u.k. IX. Korps (32. und 19. ID.) der 2. Armee sowie die 38. HID. der Armee Bothmer empfanden sehr bald den sich verstärkenden Druck. Das Heeresgruppenkommando zog hierauf die Leibhusarenbrigade aus dem Bereiche der Südarmee als Reserve nach Dunajów heran und stellte überdies sechs deutsche Bataillone hinter das IX. Korps; zwei deutsche Bataillone der Südarmee nahmen hinter der 38. HID. Aufstellung.

GdI. Schtscherbatschew, der Befehlshaber der 7. Russenarmee, wollte in Ausnützung des auf dem westlichen Narajówkaufer geschaffenen Ausfallsraumes über Rohatyn Vordringen. Er ballte daher das finn. XXII., das VII. sib. und das II. Korps noch enger zusammen, verstärkte diese Stoßgruppe durch die 41. ID. des XXXIII. Korps und wies die Truppen an, gleichfalls am 15. Oktober vorzubrechen.

Bei der Südarmee, der diese Vorbereitungen keineswegs entgangen waren, trat gerade am voraussichtlichen Brennpunkt die eben von Lemberg anrollende 49. RD. an Stelle der an die Westfront abgehenden 208. ID. am rechten Flügel des XXIV. RKorps in die Front.

Zajontschkowskij, 105.

Der 14. Oktober brachte verstärktes russisches Artilleriefeuer und Erkundungsvorstöße gegen jene Abschnitte, in denen die Russen den Angriff in Aussicht genommen hatten, und am 15. stiegen sie tatsächlich aus ihren Gräben.

Gegen die 2. Armee kam der Angriff aber gar nicht recht zur Entwicklung. Der Feind begnügte sich damit, südwestlich von Brody gegen das XVIII. Korps, bei Piéniaki gegen die 31. ID. und nördlich von Perepelniki gegen die 14. ID. vorzugehen; er holte sich aber überall eine Abfuhr. Gegen den Südflügel der 2. Armee unternahmen das VII. und das VI. Korps der Russen überraschenderweise nichts Ernsthaftes. Vorstöße gegen die Feldwachen des IX. Korps, meist während der Nacht unternommen, waren die einzigen Kraftäußerungen, zu denen sich die zwischen Zborów und Koniuchy stehenden Russen am 17. und am 18. auf sch wangen.

Die Lage bei der 2. Armee gestattete es, die von der 4. Armee heranrückende 4. KD., die am 23. Oktober bei Olesko versammelt war und ihre Reorganisation bei Eingliederung der schon hier in der Front stehenden Schützendivisionen 1/4 und II/4 vollendete, in den letzten Oktobertagen östlich von Olesko in die Front zu stellen. Dafür traten ein Bataillon des bh. IR. 3 zur 31. ID. und das deutsche LIR. 5 zur 218. ID. zurück. Weiters hatte die 14. ID. zur Verstärkung der Isonzofront abzugehen. Sie wurde von der durch zwei deutsche Infanterieregimenter verstärkten Leibhusarenbrigade abgelöst und begann am 28. Oktober abzurollen.

Ungleich bewegter als bei der 2. verliefen diese Tage bei der Südarmee. Das starke russische Artilleriefeuer, das am 14. Oktober auf die Wehranlagen des X. RKorps und des Südteiles des XXIV. RKorps niederschlug, ließ es den Verteidigern zur Gewißheit werden, daß der Hauptstoß der Armee Schtscherbatschew gegen die inneren Flügel der beiden genannten Korps gerichtet sein werde. Das auf den Stellungen des Korps Hofmann liegende Geschützfeuer wurde zutreffend nur als Ablenkungsmaßnahme angesehen. Die Türken durften sich fast völliger Ruhe erfreuen. So wurde die Schlacht, die am 15. entbrannte, zu einem Kampf, der lediglich zwischen Deutschen und Russen ausgefochten wurde.

Nach einem Feuerorkan, der sich am 15. mittags gegen den Nordflügel der 199. ID. sowie gegen die 3. GID. und die 49. RD. zu größter Heftigkeit steigerte, folgten nachmittags mit starken Kräften wiederholt unternommene Sturmläufe gegen die zwei letztgenannten Divisionen; sie zeitigten keinerlei Erfolge. Nach den Gefangenen zu schließen, waren am Sturme das XXII. Korps, die 41. ID. und das VII. sib. Korps beteiligt. Vor dem linken Flügel der 49. RD. und vor der 36. RD. kamen die Angriffe im Abwehrfeuer gar nicht recht zur Entwicklung.

Die Aufklärungsflieger erkannten hinter den vorderen Russenlinien im Raume Chochoniów—Byblo—Boków große Truppenanhäufungen, darunter auch starke Reiterei. Bei Konkolniki und nördlich davon stand eine starke Artilleriemasse. Es war demnach mit der Fortdauer der Kämpfe zu rechnen.

Am 16. Oktober richtete sich vom frühen Morgen an wieder schweres Feuer gegen die 3. GID. und die 49. RD.; es steigerte sich von der Mittagsstunde an zu größter Heftigkeit und wurde nur durch wiederholte Anläufe der russischen Infanterie unterbrochen. Alle Anstürme brachen aber wieder vor den deutschen Stellungen zusammen. Nun stürzten zwei Regimenter der 3. GID. den flüchtenden Russen nach und nahmen deren vorderste Gräben bei Świstelniki; hiebei blieben einige Hundert Gefangene in ihrer Hand. Auch beim X. RKorps drückte schon das Abwehrfeuer die anrennenden Russen zu Boden. Während der Nacht baute die preußische Garde die eroberten Gräben eiligst um und vermehrte die Zahl der Gefangenen auf 36 Offiziere und 1900 Mann.

Dieser geglückte Gegenschlag rief den Gedanken wach, die Russen vom westlichen Narajówkaufer ganz zu vertreiben. Am 17., am 19. und am 20. entrissen nun deutsche Regimenter dem Feinde einzelne Stellungsteile, und am 21. warf ein einheitlicher Angriff der 3. GID. und der 49. RD., unterstützt durch Bataillone der 119. und der 208. ID., im flotten Angriff den Feind völlig über den Fluß. Ein bei Podszumlańce noch auf dem Westufer verbliebenes Russennest wurde tags darauf gesäubert. Hiemit waren alle seit dem 16. September auf dem Westufer von den Russen besetzten Stellungen zurückerobert. Am 22. sprengte der Feind alle Flußübergänge; dies war das Zeichen des Verzichtes auf weitere Angriffe. Dieser Verzicht war nicht zuletzt auch dadurch bedingt, daß Schtscherbatschew auf Weisung Brussilows das II. Korps an die rumänische Front abgeben mußte; es hatte bereits am 18. Oktober abzurollen begonnen.

An den dem 22. folgenden Tagen beeinträchtigten Regengüsse die Gefechtstätigkeit. Als sich der Himmel am 30. wieder aufhellte, entriß die 49. RD. dem Feinde ein nordwestlich von Slawentyn, also schon auf dem östlichen Narajówkaufer liegendes Grabenstück von 1200 m Länge. Auch die Türken bemächtigten sich südlich von Mieczyszczów eines russischen Stellungsteiles und wiesen tags darauf Gegenangriffe ab. Gegen die 49. RD. rüsteten die Russen aber zu einem planmäßigen Rückeroberungsunternehmen und brachen am 2. November mit starken, vom Verteidiger auf 8000 bis 10.000 Stürmer geschätzten Massen zum Angriff vor. Doch dieser trug den Angreifern nur ungewöhnlich hohe Einbußen ein; auch am 3. November erlitten sie an derselben Stelle ein gleiches Mißgeschick.

In der zweiten Oktoberhälfte wurden bei den in Galizien stehenden Armeen der Mittelmächte Änderungen in Fragen der Einteilung und der Kommandanten getroffen. Schon am 13. Oktober, als die Neuregelung der Befehlsverhältnisse bei der Heeresfront in Kraft trat (S. 450), beantragte der Erzherzog-Thronfolger die Abtrennung der 3. Armee aus seinem Befehlsbereich und ihre Zuweisung an die Heeresgruppe Böhm-Ermolli. Er begründete dies damit, daß die 3. Armee in taktischer Beziehung eng mit der Südarmee Zusammenhänge und sich diese beiden Armeen leicht gegenseitig unterstützen könnten, wie dies die August-und Septemberkämpfe ergeben hatten. Dagegen wäre ein Zuführen von Truppen aus Siebenbürgen über die Karpathen hinweg recht zeitraubend, und eine Einwirkung des Heeresfrontkommandos sei bei den schlechten Verbindungen auch sehr schwierig.

Das k.u.k. AOK. stimmte diesem Antrage zu und plante, dem GO. Böhm-Ermolli lediglich die Führung der künftig drei Armeen starken Heeresgruppe zu übertragen sowie zum Befehlshaber der

2.    Armee den Erzherzog Joseph, Kommandanten des VII. Korps, zu bestimmen. GFM. Hindenburg, der dem Antrage sachlich wohl beipflichtete, schlug aber vor, den deutschen GdI. Eben zum Kommandanten der 2. Armee zu ernennen. Darauf ging man in Teschen nicht ein. Schließlich einigte man sich dahin, dem GO. Böhm-Ermolli die

3.    Armee zu unterstellen, doch hatte er das Kommando über die

2. Armee beizubehalten. Da der Führer der 3. Armee, GO. Kövess, im Range älter als Böhm-Ermolli war, hatte er sein Kommando mit GdK. Kirchbach, dem Befehlshaber der 7. Armee, zu tauschen. Dieser Wechsel wurde gleichzeitig mit der Überweisung der 3. Armee an die Heeresgruppe des GO. Böhm-Ermolli am 20. durchgeführt. Vier Tage später verlegte dieser sein Hauptquartier von Busk nach Lemberg.

Die Kampfruhe, die in den letzten Oktobertagen an der Narajówka herrschte, veranlaßte die verbündeten Heeresleitungen, die bei der Südarmee entbehrlich erscheinenden deutschen Kräfte abzuziehen. So rollte die 199. ID. vom 27. Oktober an nach Frankreich ab; sie wurde durch die 75. RD., die bisher regimenterweise bei der Heeresgruppe

Linsingen eingesetzt war, abgelöst. Die 216. ID. ging ohne Ersatz vom 1. November an nach Siebenbürgen ab.

Im Raume südlich vom Dniester bis zum Karpathenkamm herrschte in der zweiten Oktoberhälfte fast völlige Ruhe. Ein am 15. von den Russen nordwestlich von Stanislau ohne Erfolg unternommener Vorstoß, dem am 20. bei Tacyków (südwestlich von Stanislau) ein geglücktes Stoßtruppunternehmen eines Streifkorps des k.u.k. XIII. Korps folgte, dann ein fehlgeschlagener Versuch der Russen, am 28. bei Porohy auf dem westlichen Ufer der Bystrzyca Sołotwińska festen Fuß zu fassen und schließlich eine ähnliche Begebenheit, die sich vier Tage später bei Iiuta abspielte, waren die einzigen Kampfhandlungen.

*Die Ursache dieser Zurückhaltung der Russen lag wohl vornehmlich in ihrer verhältnismäßig geringen Stärke. Standen doch den fünf Infanterie- und zwei Kavalleriedivisionen der k.u.k. 3. Armee bloß vier Infanterie- und zwei Kavalleriedivisionen gegenüber; es waren dies die Divisionen des XLI. Korps und des II. Kavalleriekorps der 7. Armee sowie die des südlich anschließenden XII. Korps, das am 20. zu dieser Armee trat. Der Befehlsbereich des Gen. Schtscherbatschew reichte somit von Brzeżany bis in das Quellgebiet der Bystrzyca Sołotwińska.

Wegen der geringen Wahrscheinlichkeit neuer größerer Kämpfe auf dem südlichen Dniesterufer durfte es das Heeresfrontkommando wagen, die k.u.k. 6. KD. und zwei Landsturmbataillone abzuziehen, um damit bei der 7. Armee Teile der 10. bayr. ID. und die 2. Radfahrerbrigade freizumachen. Außerdem wurde das deutsche LstlR. 36 an die

9. Armee abgegeben.

Heftiger, aber keineswegs bedeutungsvoller waren die Kämpfe bei der auf dem Karpathenkamm stehenden 7. Armee. Am 14. erstürmten Truppen des deutschen Karpathenkorps die Höhe Smotrec A 1896 und behaupteten sie gegen Rückeroberungsversuche, die die Russen in den nächsten Tagen unternahmen. In ähnlicher Weise verbesserte die 10. bayr. ID. zwischen dem 15. und dem 17. Oktober ihre Stellungen auf dem D. Coman 1726. Um die Front auf die eine bessere Verteidigungsmöglichkeit bietende Rückenlinie östlich von Kirlibaba vorzuverlegen, griff die k.u.k. 59. ID. nach planmäßiger Vorbereitung am 14. Oktober an. Sie arbeitete sich mühsam an die Höhe -<J>-1386 heran. Tags darauf nahm der wechselvolle Kampf, in dessen Verlauf der erfochtene Raumgewinn vorübergehend wieder verloren ging, seinen Fortgang. Als aber am 16. auf Feindesseite neue starke Kräfte (65. und 78. ID.) auftraten, wurde der Angriff eingestellt; am 17. mußte die 59. ID. sogar starke russische Vorstöße abwehren. Der am selben Tage einsetzende heftige Schneefall verhinderte das Fortführen der Kämpfe. Einem Angriff, der bei aufhellendem Wetter am 28. von den Russen gegen die auf der Höhe Pnirie stehende 200. ID. unternommen wurde, blieb jedweder Erfolg versagt.

Bei dieser stetig abnehmenden Kampflust der Russen fiel es leicht, auch der 7. Armee Kräfte für die rumänische Front zu entziehen. Am

14. Oktober wurde die 3. KD. aus dem Abschnitt der 12. ID. herausgelöst und vom 20. an zur Fahrt nach Des auf die Bahn gesetzt, wo sie zunächst ihre Umorganisierung (S. 409) vornehmen sollte. Desgleichen wurde im Sinne einer Anregung Ludendorffs die 10. bayr. ID. durch Strecken der 1. und der 200. ID. freigemacht; sie bestieg ohne die beiden beim XI. Korps eingesetzten Bataillone vom 20. an die in Borsa für die Fahrt in die Gyergyó bereitgestellten Züge. Schließlich schloß die für die Gruppe Szivó bestimmte 2. Radfahrerbrigade die Reihe der Abbeförderungen.

Der k.u.k. 7. Armee standen anfangs November die neugebildete russische 8. Armee mit dem XI., dem XXIII. und dem XVIII. Korps sowie der Nordflügel der 9. Armee mit dem XXVI. und dem eben eintreffenden II. Korps gegenüber; der Südflügel (III. Kavalleriekorps und XXXVI. Korps) trat der k.u.k. 1. Armee entgegen. Entsprechend dem nach Süden gleitenden Schwergewicht verlegte Kaledin am 2. November das Armeehauptquartier von Kolomea nach Czernowitz; Letschitzki begab sich mit dem Stabe der 9. Armee am gleichen Tage von hier nach Suczawa. So versandete die anfangs so viel versprechende Sommeroffensive der Russen auch südlich vom Dniester, wo sie den größten Raumgewinn errungen hatte.

Die Kräfteabgaben des Russenheeres zur Unterstützung Rumäniens waren anfangs November schon ganz bedeutend. Südlich der ursprünglich als Bereichsgrenze bestimmten Linie Dorna Watra—Bistritz standen die Mitte und der Südflügel der 9. Armee (II. Korps, III. Kavalleriekorps und XXXVI. Korps) an der Siebenbürger Ostfront, das XLVII. und — wie noch ausgeführt werden wird — das IV. sib. sowie das IV. Korps in der Dobrudscha und an der Donau; auf der Fahrt nach Rumänien befanden sich das XXXX. und das XXIV. Korps, im Fußmarsche dorthin das V. Kavalleriekorps. Insgesamt dienten somit bereits 16 Infanterie- und 7 Kavalleriedivisionen der Russen den unmittelbaren Bedürfnissen Rumäniens.

Die Kämpfe an der Siebe n bür ge r Ostfront von Mitte Oktober bis Anfang November

Hiezu Beilage 2 2

Während GdI.Falkenhayn, der sein Hauptquartier am 14. Oktober nach Kronstadt verlegte, bei der deutschen 9.Armee Maßnahmen traf, um über die Südfront Siebenbürgens in die Walachei einzubrechen, nahmen im Anschluß an die Verfolgung des Feindes durch die k.u.k.

1. Armee die Kämpfe im östlichen Randgebirge dieses Landes ihren Fortgang. Denn diese Armee hatte am 13.Oktober vom Heeresfrontkommando den Befehl erhalten, die Aufgabe der Rückendeckung der deutschen 9. Armee gleichzeitig mit der Verteidigung der Ostgrenze Siebenbürgens auf rumänischem Boden zu lösen, wozu die Front so weit vorgetragen werden sollte, daß die 1. Armee volle Einwirkung auf die Moldau gewänne. Die Zerstörung der dort von Norden nach Süden verlaufenden Eisenbahn- und Telegraphenlinien war anzustreben.

Der gleiche Befehl zur Zerstörung der im Trotusutal führenden Verbindungen war auch dem zur 9.Armee gehörenden Kavalleriekorps Schmettow zugegangen, dessen Auftrag noch dahin erweitert wurde, durch das Vortreiben starker Reiterei in das untere Serethtal die feindlichen Heeresgruppen zu trennen. Die Kampfhandlungen des Korps Schmettow fügen sich daher in die Ereignisse an der Siebenbürger Ostfront ein, insoweit von einer Einheitlichkeit der zumeist nur in den Paßtälern und auf den Begleithöhen sich abspielenden Kämpfe überhaupt gesprochen werden kann.

Das 1. Armeekmdo. war sich des Mißverhältnisses, das zwischen der Größe und Vielseitigkeit seiner Aufgaben und seinen Kräften bestand — die Armee zählte nur 42.000 Gewehre und 3800 Säbel — völlig bewußt. Die Schwierigkeiten wurden noch erhöht durch die Unübersichtlichkeit und die geringe Wegsamkeit des zu durchschreitenden Waldgebirges sowie durch die Hemmungen im Nachschub, die durch den raschen Vormarsch und die zahlreichen und nachhaltigen Zerstörungen an den im oberen Marostal und über den Gyimespaß führenden Bahnlinien hervorgerufen wurden. Dennoch schritt GdI. Arz sofort an die Ausführung seines Auftrages und wollte zunächst den Oberlauf der Bistrita und die Talausgänge bei Piatra und Comanesci in die Hand bekommen. Dann erst sollte die Zerstörung der Bahn im Serethtale versucht werden.

Hiezu wies der Armeeführer am 14. Oktober das VI. Korps zunächst in den Raum Därmänesci—Comanesci. Das XXI. Korps hatte mit starkem rechten Flügel baldigst den Bistritaabschnitt Bicazu—Bistriciora zu besetzen und Yortruppen nach Piatra vorzutreiben. Sein linker Flügel hatte, nach hinten gestaffelt, Verbindung mit dem XI. Korps zu halten. Dieses sollte mit seinem rechten Flügel längs der Negrisora nach Dar-mocsa Vordringen und hiebei die zur 37. HID. gehörige 73. HIBrig. allmählich an den rechten Flügel bringen, damit sie an ihre Stammdivision anschließe. Für die Zerstörung der rumänischen Verkehrslinien, namentlich der Brücken bei Bacäu, Roman und Pascani durch eigens zusammengestellte, ausgerüstete und ausgeruhte Detachements, erhielten das VI. und das XXI. Korps besondere Weisungen.

Von der gegenüberstehenden rumänischen Nordarmee, die 73 Bataillone, 32 Schwadronen und 55 Batterien zählte, hatte sich die 14. ID. in den Tölgves- und in den Bekaspaß zurückgezogen. Bei Brosceni hielt die ihr zugewiesene 4. gemischte Brigade mit den Russen Verbindung. Die 7. ID. hatte die Täler des Trotusu, des Uz und der Daftena, die 15. ID. jene des Slänic- und des Ojtuzubaches zu sperren. Zu gleichem Zweck stand die 2. KD. im Casinutal und hielt Verbindung mit der bei Soveja sichernden 7. gemischten Brigade. Die 8. ID. sammelte sich bei Piatra als Armeereserve.

Die Aufgabe der Nordarmee war, wie Gen. Culcer am 17. seine Divisionen wissen ließ, das Heimatsgebiet zu verteidigen und die Versammlung der heranfahrenden, für eine Gegenoffensive bestimmten Kräfte zu sichern. Hiezu waren die Grenzstellungen nur mit Sicherungstruppen zu besetzen. Brach der Gegner irgendwo durch, dann sollten ihn die bereitgehaltenen Reserven wieder über die Grenze werfen1).

Die Gefechte am Nordflügel der Armee Arz (14. bis 24. Oktober)

Bei der Verfolgung der Rumänen durch die k.u.k. 1. Armee waren die inneren Flügel des XI. und des XXI. Korps, die über das hohe, weglose Kelemengebirge vorzugehen hatten, etwas zurückgeblieben. Sie mußten mit den anderen Truppen auf gleiche Höhe gebracht werden, ehe die beiden Korps auftragsgemäß an die obere Bistrita Vordringen konnten.

Am 14. abends standen vom XI. Korps, FML. Habermann, die Brigade

!) Dabija, II, 523, 527

Papp am Mestecänescipaß, das IR. 16 der 10. bayr. ID. bei Dorna Watra, die 5. und die 11. HKD. auf dem Westufer des Negrabaches, schließlich die 202. HIBrig. auf den Höhen Kelemen Izvoru und Ptr. Piscu. Dreißig Kilometer weiter im Osten hielt das XXI. Korps, FML. Lütgendorf, mit der halben 37. HID. am Westrand von Holló; nur zwei Honvédbataillone stellten bei Bélbor eine lose Verbindung zwischen den beiden Korps her. Die 72. ID. kämpfte mit je einer Gruppe bei Tölgyes und bei Békás gegen die sich zäh behauptende rumänische 14. Division.

Während die Masse des XXI. Korps vor den beiden Pässen festlag, vermochte der linke Flügel der halben 37. HID. die Höhen nördlich von Bélbor zu gewinnen. Mit seiner Unterstützung erkämpfte sich die 202. HIBrig. bis 17. die Straßenschlinge nördlich von Dragoiessa. Die

11. HKD. erstürmte zwei Tage später die Höhe-^ 1546 östlich von Saru Dornei. Hiedurch war die kürzeste Front zwischen Holló und Dorna Watra hergestellt.

Mittlerweile hatte das 1. Armeekmdo. aus den Kämpfen, den Ergebnissen der Fliegeraufklärung und aus den mitgelesenen Funksprüchen den Eindruck gewonnen, daß starke Teile der hier eingesetzt gewesenen rumänischen Truppen — GdI. Arz vermutete sehr zutreffend die ganze 8. ID. — abgezogen würden. Dafür rechnete es mit dem baldigen Erscheinen russischer Kräfte, die von Norden nach Süden fortschreitend die Rumänen ablösen mochten; auch vom Anrollen einer Russendivision aus der Dobrudscha nach Piatra hatte man Nachricht. Die Kommandos der 1. Armee und der Heeresfront glaubten daher, alle Anstrengungen daran setzen zu müssen, um noch vor dem Eingreifen der Russen an die obere Bistrita zu gelangen; denn die Verteidigung in diesem schwierigen Waldgelände ohne durchlaufendes Hindernis vor der Front erachtete man schon mit Rücksicht auf die geringen Stände für wenig aussichtsreich. Das XXI. und das XI. Korps wurden daher zu neuen Angriffen angespornt.

FML. Lütgendorf war sich im klaren, daß ein Stirnangriff ohne Zuführen von Verstärkungen keinen Erfolg versprach. Er begrüßte daher den Vorschlag des 72. IDKmdos., am Südflügel östlich vom Domuk-tal zur Umfassung des Feindes zu schreiten. Mit der Ausführung wurde das eben vom XI. Korps einrückende, zwei Bataillone und eine Gebirgs-batterie zählende Detachement Obstlt. Sander beauftragt. Ihm glückte es am 19., die östlich vom Dorfe Domuk aufragende Höhe 1359 zu erstürmen. Doch schon am nächsten Tage entrissen ihm die Rumänen diesen Berg, wobei die Abteilung Sander nicht unerhebliche Verluste erlitt1). Auch im Negrisoratal hatte der Feind schon am 19. mit Gegenstößen geantwortet und den Südflügel des XI. Korps bei Dragoiessa wieder zurückgedrängt. Diese Mahnzeichen veranlaßten die höhere Führung, nun doch von der weiteren, als aussichtslos erkannten Offensive des Nordflügels der 1. Armee abzusehen. Noch am 20. verfügte GdI. Arz, daß der Angriff einzustellen, aber die erreichte Linie zu halten sei. Das XXI. Korps sollte auch den Schutz der Nordflanke des VI. Korps übernehmen. Um diese Doppelaufgabe erfüllen zu können, bat FML. Lütgendorf für sein zahlenmäßig so schwaches Korps 2) um drei Bataillone als Korpsreserve und um außergewöhnliche Ersätze für einige besonders schwache Bataillone; doch seiner Bitte wurde nicht willfahrt, weil die erbetenen Kräfte nicht verfügbar waren.

In den nun folgenden Tagen» verhältnismäßiger Ruhe, die durch Ablösungen beim Feinde hervorgerufen war, richteten sich die beiden Korps zur nachhaltigen Verteidigung ein. Es gab alle Hände voll zu tun, um an der langen, vielfach im Walde verlaufenden Front Kampfstellungen zu schaffen. Auch der Nachschub mußte eiligst eingerichtet und mancherlei Vorsorge für den Winter getroffen werden. Seit dem

18. lag schon    Schnee auf den Bergen.

Im Sinne    eines früheren Befehles    löste die    73. HIBrig. die 202. ab,

so daß beide    Brigaden der 37. HID.    nebeneinander zu    stehen kamen.

Sie gehörten    allerdings verschiedenen Korps,    ja sogar    verschiedenen

Armeen an. Denn auf Vorschlag des Heeresfrontkommandos wurde am 25. das XI. Korps wieder der 7. Armee überwiesen, da der Grund der seinerzeit für die Abtrennung des Korps bestimmend war (S. 337), nicht mehr Geltung hatte. Das XI. Korps konnte im Falle der Not nur von der 7. Armee, nicht aber über das Kelemengebirge hinweg von der 1. Armee unterstützt werden, auch liefen die rückwärtigen Verbindungen des XI. Korps und der 7. Armee zusammen.

Am 24. Oktober unternahm der Feind bei der Straßenschlinge nördlich von Dragoiessa einen Vorstoß, der vielleicht nur die Ablösung der Rumänen durch die Russen verschleiern sollte, dem aber jedenfalls rein örtliche Bedeutung zukam. Drei Tage später ließ FML. Habermann bei Dorna Watra das bayr. IR. 16 und das HIR. 306 vorstoßen. Das Unter-

r) Die Rumänen führen an, hiebei 6 Offiziere und 508 Mann als Gefangene, überdies 2 Geschütze und 5 Maschinengewehre als Beute eingebracht zu haben .Dabija, II, 528).

2] So hatte die 72. ID. mit 3700 Feuergewehren einen Frontraum von 27 km zu schützen.

nehmen glückte vollends. Dem Feinde wurde ein Stellungsteil von 4 km Breite entrissen. Die hiebei eingebrachten 538 Gefangenen waren durchwegs Russen.    Auch    weiter südlich    traten Russen auf, die    mit dem

XXXVI. Korps    (68.    und 25. ID.) die    Rumänen im Tölgyes- und Békás-

paß ablösten. Am 28. wurde an Stelle des Bayernregiments die k.u.k.

6.    KD., die am 19. vom VIII. Korps der 3. Armee zum XI. Korps der

7.    Armee verschoben worden war, in die Front gestellt1).

Vorstoß des k.u.k. VI.Korps im 'Crotusu- und im Uztal (14. bis 31. Oktober)

In der Vorrückung zur Gewinnung des Raumes Comanesci—Där-mänesci hatte    das    VI. Korps, FML. Fabini, am 14. abends    mit der

19. LstGbBrig.    der    61. ID. und mit    der 1. LstHusBrig. den    Grenzort

Gyimes, mit der 16. LstGbBrig. Gyimes Közeplak erreicht. Die 39. HID. war im Uztal mit der Masse bis zur Aklós csárda, mit einer Seitenkolonne im Csobányostal und nördlich davon bis auf die Höhe A 1387 vorgedrungen; eine zweite, stärkere Seitenabteilung war zum Höhenrücken zwischen beiden Tälern aufgestiegen. Vor ihr im Uztal, nahe der Grenze, sicherten einige Schwadronen der 1. KD., die bis zu ihrer Ablösung durch die Honvéd im Interesse einer einheitlichen Gefechtsführung dem VI. Korps unterstanden.

Am 15. brach die 39. HID. im Uztale vor, besetzte an der Grenze beiderseits des Tales gegenüber der 13. IBrig. der rumänischen 7. ID. einige Höhenstellungen und baute diesen Erfolg am folgenden Tag weiter aus. Die 61. ID. drang in das Becken von Brusturósa ein, stieß aber am 16. östlich von Agasu auf eine von der rumänischen 14. IBrig. verteidigte Sperrstellung. Um diese durch doppelseitige Umfassung zu nehmen, hatten am 17. zwei Bataillone über die Höhen nordöstlich von Agasu auszuholen, indes das nördliche Flügelbataillon der 39. HID. über die Höhe A 1387 gegen Nordosten ins Tal hinab vorstoßen sollte.

Die ausgedehnten Waldungen nördlich des Trotusutales und die große Entfernung von dem im Békástal vorrückenden Südflügel des XXI. Korps hatten einen umfangreichen Sicherungs- und Aufklärungsdienst in den nördlichen Seitentälern des Trotusu, weiters die Ausscheidung starker, tief gestaffelter Reserven sowie das Rückbehalten eines Teiles der fahrenden Artillerie bei Gyimes Közeplak nötig gemacht.

x) Schramm-Schießl, 826 ff.

All dies geschah aus der Besorgnis, die das VI. Korpskmdo. um die Sicherheit seiner linken Flanke hegte. Doch das 1. Armeekmdo. teilte diese Besorgnis nicht und sah diese Maßnahmen als zu umständlich an. Es befahl am 17. vormittags der 61. ID. die sofortige Fortsetzung der Verfolgung; sie hatte schleunigst den Raum Comanesci—Moinesci zu gewinnen, der für die spätere Vorrückung gegen Bacäu wichtig war. Auch hoffte GdI. Arz, den genannten Raum, bis es zum Vorstoß in die Ebene kommen konnte, bloß mit einer Division behaupten zu können, indes die zweite als Reserve für den durch einen russischen Angriff bedrohten Nordflügel der 1. Armee dienen mochte.

Die Vorrückung der 61. ID. wurde am 17. aber durch ein unerwartetes Ereignis gehemmt. Der Führer der rumänischen 14. IBrig. glaubte seine Verteidigungsaufgabe am besten angriffsweise zu lösen und führte persönlich drei Bataillone im Assäutal nach Norden, um sodann, durch die dichten Waldungen verdeckt, nach Südwesten gegen Agasu vorzudringen. Diese Gruppe stieß mittags auf einen Teil der hinter ihrer Infanterie völlig ahnungslos stehenden Artillerie der 61. ID. und nahm mehrere Batterien. Unentschlossenes Verhalten der rumänischen Abteilungen verhinderten jedoch eine weitere Ausnützung des ersten Erfolges. Durch standhaftes Ausharren der zunächst befindlichen Truppen der 19. LstGbBrig. und durch rasches Eingreifen der Divisionsreserve wurde der Feind wieder in die Waldungen gedrängt; die Geschütze wurden zurückerobert und die Rumänen, die ihr Heil nicht in der Flucht suchten, eingekreist. Hiebei fielen der Brigadier, 14 andere Offiziere und 327 Mann in Gefangenschaft *). Indessen wehrte die 61. ID. auch den Vorstoß der rumänischen Talgruppe ab und ging sodann selbst zum Angriff über, der aber, weil es Nacht wurde, nicht mehr weit vorgetragen werden konnte.

Am 18. vermochte die 39. HID. bei Schneesturm die Höhe A 1653 zu besetzen und im Uztale etwas vorzukommen. Auf den Höhen südlich von Loiossa stemmten sich die Rumänen jedoch mit dem Mute der Verzweiflung der Honvéd entgegen; auch die 61. ID. kam im Trotusu-tal nicht über Loiossa hinaus. Um das Tal mit Sicherheit gesperrt zu halten, wies Gen. Presan der 7. ID. zwei Regimenter von der als Armeereserve zurückbehaltenen 8. ID. als Verstärkung zu2).

r) Der Überfall von Aga§u am 17. Oktober 1916 (Mil.wiss. Mitt., Wien, Jhrg. 1924, 310 ff.). — Zum Überfall bei Agaęu. Erwiderung von rumänischer Seite (Mil.wiss. Mitt., Wien, Jhrg. 1924, 421 ff.).

2) Dabija, II, 536.

Der geringe Raumgewinn, den die 1. Armee seit dem 15. zu verzeichnen hatte, veranlaßte das Heeresfrontkommando, dem GdI. Arz am 18. zu befehlen, er habe mit dem XI. und dem XXI. Korps unbedingt die obere Bistrita zu erreichen. Arz sah sich jedoch nicht veranlaßt, den Befehl weiterzugeben; denn seiner Meinung nach war ohne Zuführen von Verstärkungen am Nordflügel auf ein Weiterkommen nicht zu rechnen. Dafür spornte er das VI. Korps, dessen Führer nach dem rumänischen Überfall bei Agasu mit Recht um seine Nordflanke sehr besorgt blieb, zur tatkräftigen Fortsetzung des Angriffes im Trotusutale an, damit die 39. HID. aus dem schwierigen und unübersichtlichen Waldgelände herauskommen und Därmänesci erreichen könnte. Arz glaubte, daß ein Vorstoß der 61. ID. bis Moinesci jede Gefährdung des VI. Korps von Norden her beseitigen sowie der 39. HID. das Erreichen von Därmänesci erleichtern werde, und stimmte lediglich der Belassung von ein bis zwei Bataillonen als Korpsreserve bei Gyimes zu.

Am 19. Oktober setzte das VI. Korps auftragsgemäß den Angriff fort. Die 39. HID. kam aber nicht weiter, denn die über die Höhen zwischen Uz- und Csobányostal angesetzte Kolonne, deren umfassende Einwirkung den Erfolg herbeiführen sollte, war in unerwartet schwierigem Gelände auf zähen feindlichen Widerstand gestoßen. Dafür glückte der Division am 20. im Uztal die Eroberung einer starken Talsperre, worauf sie ihre Linien bis zum Talpunkt -<i>- 479 vorverlegte. Die 61. ID. war am 19. bis Assäu vorgedrungen, mußte aber am Tage darauf vor starkem Gegenstoß bis Loiossa weichen.

Auf den gleichen Tag, den 20., fiel auch der schon geschilderte Überfall auf das Detachement Sander. Das 1. Armeekmdo. faßte diese Vorstöße aber noch nicht als planmäßige Gegenoffensive des Feindes auf und befahl dem VI. Korps die Fortsetzung des Angriffes, wobei die 39. HID. den Hauptdruck ausüben sollte. Das XI. und das XXI. Korps hatten nur die erreichten Linien zu halten, letzteres auch ein etwaiges Abbiegen der gegen seinen Südflügel anrückenden Rumänen zur Gyimes-straße zu verhindern. Gegen die zweite Aufgabe erhob FML. Lütgendorf unter Flinweis auf seine schwachen Kräfte Einsprache; er bezeichnete sie als undurchführbar.

Am 21. Oktober griff der Feind allseits das VI. Korps an und erfocht imTrotusutal einige Vorteile. Zwei Tage darauf schritt die 39. HID. zur Eroberung der Höhe A 1342, mußte aber nach einem Zusammenprall mit einer gleichfalls angreifenden rumänischen Kolonne davon ablassen. Am 24. kam der Feind auch der zum Angriff rüstenden 61. ID. zuvor;

sie konnte daher erst am 25. bis zur Mündung des Csobányostales Raum gewinnen. Die 39. HID. mühte sich vergeblich um die Höhe A 1342 ab und wurde durch heftige Stöße, die der Feind am 26. und 27. mit zum Teil neuen Truppen führte, bis an die Linie A 1653—Grenzstein im Uztale unter nicht unerheblichen Verlusten1) zurückgedrückt. Denschon recht ermüdeten Landstürmern der 61. ID. entriß die rumänische 14. IBrig. den Ort Loiossa.

Die Front der 61. ID. mit ihrer schlecht gesicherten Nordflanke und der Schwierigkeit, an den westlich des Domukbaches befindlichen Südflügel des XXI. Korps Anschluß zu finden, war das Sorgenkind des FML. Fabini, der dauernd eine von Norden her angesetzte Umfassung befürchtete. Um diesem Übel wenigstens teilweise abzuhelfen und die Front zu verkürzen, wurde die 61. ID. am 31. Oktober planmäßig in eine Stellung zurückgenommen, die mittlerweile auf den Höhen östlich und südöstlich von Agasu angelegt worden war. Die Zurücknahme erfolgte ohne Befragen der Vorgesetzten Befehlsstellen; diese stimmten jedoch dieser Maßnahme zu, als darauf verwiesen wurde, daß die Division der Stützung durch Artillerie bedurfte, eine solche in der alten Stellung jedoch nicht möglich gewesen wäre. Auch fügte sich die Rückverlegung in eine für die Verteidigung besser geeignete Front ganz in den Rahmen der der 1. Armee weiterhin zufallenden Verteidigungsaufgabe.

Die Kämpfe im Oftozpaß in der zweiten Oktoberhälfte

GLt. Schmettow, der Führer des durch den Ojtozpaß gegen Onesci angesetzten Kavalleriekorps, beabsichtigte den Austritt aus dem Gebirge zunächst durch die ihm beigegebene 71. ID., die am 14. Oktober abends die Reichsgrenze bei Sosmezö überschritten hatte, erzwingen zu lassen, um dann seine Reitermassen in der Moldauebene entfalten zu können. Da er eine feindliche Bedrohung aus dem großen Waldgebiet des Berecker Gebirges östlich von Kézdivásárhely immerhin für möglich hielt, verlegte er die deutsche 3. KD. am 14. nach Ozsdola, von wo diese ein Regiment nach Nordosten, auf die Höhe A 1365 vorschob.

Schon von der Reichsgrenze an, wo die Rumänen noch vor Ausbruch des Krieges Feldbefestigungen angelegt hatten, wurde der Widerstand des Feindes wachsend stärker, da der rumänischen 15. ID. noch die

v) Die 39. HID. büßte am 27. nach rumänischen Berichten 4 Offiziere und 875 Mann an Gefangenen ein (Dabija, II, 540).

15. IBrig. der drei Brigaden zählenden 8. ID. zugewiesen worden war. Trotz der zähen Gegenwehr des Feindes vermochte die 71. ID. bis zum

15. abends den Nordrand von Härja und die beiderseitigen Begleithöhen zu gewinnen. Zum Schutz der rechten Flanke gegen die im Casinutal und in der Tiefenlinie südlich von Heresträu im Vormarsch gemeldeten feindlichen Kräfte konnten nur schwache Sicherungen belassen werden.

Am 16. Oktober traf endlich das der 1. LstHusBrig. zugeteilt gewesene Infanterieregiment Obstlt. Kopfstein, das jetzt die Bezeichnung bh. IR. 5 führte, bei der 71. ID. ein. Es wurde der auf dem westlichen Talhang vorrückenden 142. IBrig. zugewiesen, die einer Kräftigung zur Überwindung des südlich von Baile Slänic stärker werdenden feindlichen Widerstandes bedurfte. Die östlich des Ojtoztales angreifende 141. IBrig. vermochte an diesem Tage bis zur Bachgabelung südlich von Heresträu vorzudringen, mußte jedoch tags darauf vor einem kräftigen Gegenangriff bis auf die Höhe östlich von Härja weichen. Sie hatte lediglich die Aufgabe, diese Höhe auch am 18. zu behaupten, indes die 142. IBrig. bis vor die vom Feinde hartnäckig verteidigte Höhe -<J>- 781 nördlich von Härja herankam. Da die Kräfte der 71. ID. für einen Vorstoß bis Ocna nicht auszureichen schienen, wurden ihr die 1400 Karabiner zählenden Schützenschwadronen dreier Husarenregimenter der 1. KD. nachgesendet, die mittlerweile aus dem Kászonbecken nach Bereczk gerückt war. Die Postierungen im Bereckergebirge, zwischen den Quellbächen der Putna und des Casinu, hatte die durch die übrigen Fußschwadronen der l.KD. verstärkte deutsche 3. KD. zu bestreiten.

Der 19. Oktober verlief mit der Abwehr der immer häufiger und stärker werdenden rumänischen Gegenangriffe. Am folgenden Tag erstürmten Teile der 142. IBrig. trotz des die Angriffsbewegungen erschwerenden Schneefalles die Höhe -cj>- 781. Auch auf dem Südufer des Ojtozbaches vermochte die 141. IBrig. ihre Linien etwas vorzutragen. Bei diesen Kämpfen wurden Gefangene einer zweiten Brigade der rumänischen 8. ID. eingebracht, die zwei Tage vorher der 15. ID. zugeführt worden war. Außerdem wußten diese Gefangenen von einer Verstärkung der im Casinutale stehenden rumänischen 2. KD. zu berichten. Dies veranlaßte den Führer der 71. ID., GM. Goldbach, der aus dem Casinutal ein Unheil aufsteigen sah, die Einrichtung eines sicheren Schutzes für die lange Ostflanke seiner Division zu fordern; doch seiner Warnung wurde nicht Rechnung getragen. Falkenhayn befahl am 20. sogar die Verlegung der 3. KD., die ohnehin nur drei Regimenter zählte, als „Deutsche Siebenbürgische Kavalleriebrigade“ nach Kronstadt, wo sie dem Korps Staabs als Reserve dienen sollte, weil die Nachricht von der Ausladung russischer Truppen im Raume südlich von Kronstadt eingelangt war. Die Sicherung im Bereckergebirge hatte die 1. KD. allein zu besorgen. Der 141. IBrig. konnte daher weiterhin nur eine festhaltende Rolle übertragen werden. Die 142. IBrig. sollte noch die Höhen bei Baile Slänic nehmen, um Einwirkung in das Slänictal zu gewinnen, sich aber dann auch mit der Behauptung ihrer Eroberungen bescheiden; denn die 71. ID., die mit ihren 13 Bataillonen, 71/9 Schwadronen zu Pferd, 7 Fußschwadronen und 8 Batterien gegen doppelte Überlegenheit zu kämpfen hatte, war dem Ende ihrer Angriffskraft nahe.

Doch ehe noch die 142. IBrig. gegen Baile Slänic vorstoßen konnte, schritt der Feind, der sich auf 26 Bataillone, 25 Schwadronen und 15 Batterien verstärkt hatte, am 23. neuerlich zum Gegenangriff. Er drängte die 1. KD. zurück und gelangte in bedrohliche Nähe vom Dorfe Ojtoz, drückte somit schon auf die Nachschublinie der 71. Division. Dies veranlaßte den GLt. Schmettow, das HR. 2 der 71. ID. eiligst nach Ojtoz zu verschieben. Bald darauf stürzten sich die Rumänen westlich der Ojtozstraße auf die 142. IBrig.; diese mußte bis an den Fahrweg Härja— Baile Slänic weichen. Nachmittags erstürmte der Feind von Osten her die nur schwach gesicherte Felskuppe A 1108, die nur 4 km von Sós-mezö entfernt liegt, wo die ganze Artillerie der 71. ID. zusammengeballt stand. Wären die Rumänen ins Tal herabgestiegen, so hätten sie dieser Division die Rückzugsstraße abschneiden, zumindest aber deren Artillerie erbeuten können.

Den Rumänen fehlte es jedoch an Wagemut. Sie blieben auf der eroberten Höhe stehen und ließen sich den leicht zu erringenden Erfolg entgehen. Die 71. ID. gewann hiedurch kostbare Zeit. GM. Goldbach nahm während der Nacht seine Division an die Reichsgrenze zurück und ließ am 24. das IR. 82 nach Süden gegen die Höhe A 1108 angreifen. Noch glückte es nicht, den Feind zu vertreiben, er wurde aber wenigstens gefesselt. Am 25. jedoch erstürmten die wackeren Székler die Grenzhöhe vollends, warfen die Rumänen ins Casinutal zurück, brachten 300 Gefangene ein und reichten einem von Süden her anrückenden Bataillon der 8. bayr. RD., die nebst anderen Verstärkungen mittlerweile in Siebenbürgen eingetroffen war, die Hand1). Die 71. ID., durch zwei Bayernbataillone verstärkt, bezog nun Stellungen auf den

1j K i s z 1 i n g, Die Rückeroberung der Höhe Runcul mare am 24. und 25. Oktober 1916 (Mil.wiss. Mitt., Wien, Jhrg. 1926, 29 ff.). — Bajnóczy, 191. — Dabija, II, 549. — Geschichte des IR. 82, 199 ff.

vom Südrand von Sosmezö beiderseits aufsteigenden Abfallsrücken. Die Rumänen besetzten ihre alten Grenzstellungen. Es trat vorübergehend Ruhe im Ojtozpaß ein.

Zufuhren von Verstärkungen zur Armee Arz

Bereits am 18. Oktober hatte man in Teschen durch Mitlesen der Funksprüche des Feindes das Verschieben von vier russischen Korps nach Rumänien erfahren. Ihre ersten Truppen seien schon in Jassy eingetroffen; die Zeit ihres Aufmarsches in der Moldau betrage zehn Tage. Ihre Aufgabe sei, die Offensive der Mittelmächte gegen Rumänien zum Stehen zu bringen, wozu sie südlich von Dorna Watra, nach späteren Meldungen in der Richtung auf Csik Szereda angreifen würden. Um diesen drohenden Angriff abwehren zu können, befahl die k.u.k. Heeresleitung noch am 18. dem Heeresfrontkommando, die Angriffe des XI. und des XXI. Korps einstellen zu lassen und je eine Division in der Gyergyó und in der Csik bereitzustellen. Hiezu sollten die bei der

7. Armee ausgelöste 10. bayr. ID. und die schon erwähnte aus Frankreich anrollende 8. bayr. RD. verwendet werden.

Das Heeresfrontkommando, insbesondere sein Stabschef GM. Seeckt, erachtete jedoch eine möglichste Stärkung der Armee Falkenhayn für wichtiger und ließ von der 8. bayr. RD. gleich einen Brigadestab, ein Infanterieregiment und drei Batterien in den Roten Turm Paß abzweigen. Aber auch von der Notwendigkeit, die Offensive am Nordflügel der Armee Arz einzustellen, war das Frontkommando noch nicht überzeugt; es wies die 1. Armee am 18. sogar an, mit dem XI. und dem XXI. Korps unbedingt die obere Bistrita zu erreichen und mit dem VI. nach Bacäu vorzustoßen. Von den zwei, der 1. Armee zugedachten bayrischen Divisionen machte es dem GdI. Arz noch keine Mitteilung. Es sicherte ihm lediglich zu, daß die 71. ID. auf Onesti Vordringen und die Reiterei Schmettows deren Südflanke decken werde. GM. Seeckt beließ aber auch die k.u.k. Heeresleitung in Unkenntnis über die in Großwardein bestehende gegenteilige Auffassung und über die der 1. Armee erteilten Befehle, die den Absichten Conrads nicht entsprachen. Das Heeresfrontkommando zögerte eben möglichst lange, der 1. Armee die ihr zugedachten neuen Kräfte zuzuführen, in der Hoffnung, sie doch der deutschen 9. Armee zukommen lassen zu können.

Mittlerweile erwiesen die schon geschilderten Kämpfe der 1. Armee die Unmöglichkeit, bis in die Moldau vorzukommen. GdI. Arz hatte seinem Nordflügel schon am 20. die Einstellung der Angriffe befehlen müssen (S. 470), und das VI. Korps sowie die 71. ID. kamen trotz nachdrücklichem Bemühen auch nicht an die ihnen gesteckten Ziele heran. Dies ließ das Heeresfrontkommando erkennen, daß das Zuführen der zwei bayrischen Divisionen zur 1. Armee doch unabweisbar nötig sei. Es befahl daher am 20. die Versammlung der 10. bayr. ID. im Raume um Gyergyó Ditró und die der 8. bayr. RD. bei Csik Szereda. Da aber GdI. Falkenhayn, der übrigens die Erfolgsmöglichkeiten einer gegen die 1. Armee gerichteten Offensive nicht sonderlich hoch bewertete1), der Ansicht war, daß die taktischen Verhältnisse für eine Vorrückung im Ojtoztale besser als im Uztale lägen, wurde die 8. bayr. RD. in die Háromszék nach Bereczk verlegt. Zum Befehlshaber über die 71. ID., die 8. bayr. RD. und die 1. KD. wurde der dem Heeresfrontkommando zugewiesene GLt. Kühne mit dem Stab des LIV. Generalkmdos. bestimmt. Er trat am 26. sein Amt an2). GLt. Schmettow hatte nach Petrosény abzugehen, um den Befehl über einen größeren Kavalleriekörper zu übernehmen.

Mitbestimmend für die Verlegung der 8. bayr. RD. an den Ojtoz-paß war noch die Erwägung, daß, wenn die 1. Armee zum Halten oder sogar zum Ausweichen gezwungen werden sollte, die 9. Armee beim Stoß auf Bukarest mit dem LIV. Korps imstande sein mochte, ihre Ostflanke allein zu decken und das in die Moldau führende Tor für die nachfolgende Heeresreiterei einzuschlagen.

Diese Reitermasse stark zu halten, war das Heeresfrontkommando durchaus in der Lage. Denn außer der k.u.k. l.KD. (die deutsche

3.    KD. war schon in den Raum südlich von Kronstadt verlegt worden [S. 475]) sollten noch die bei der 7. Armee herausgelöste und seit

21. Oktober nach Siebenbürgen rollende 3. KD., weiters die 10. KD. der

4.    Armee, die das k.u.k. AOK. am 20. der Heeresfront zugewiesen hatte, eintreffen. Die beiden letztgenannten Divisionen wurden unter Befehl des FML. Brudermann zu einem Kavalleriekorps vereinigt. Da die Bahnanlage wegen der voranfahrenden 10. bayr. ID. die Verschiebung dieses Reiterkorps nach Südostsiebenbürgen noch nicht gestattete, hatte es sich zuerst im Raume Des (3. KD.)—Szamos Ujvár (10. KD.) zu versammeln und für eine weitreichende Verwendung in der rumänischen Ebene entsprechend auszurüsten.

1'/ Falkenhayn, 9. Armee, II, 34.

-/ Kühne, Erinnerungen an den Feldzug in Rumänien 1916/17 (Nachrichtenblatt der 76. RD., Detmold, Jhrg. 1929, Heft III).

Die Ereignisse, die sich mittlerweile beim VI. Korps und bei der 71. ID. abgespielt hatten, veranlaßten das Heeresfrontkommando, das seit dem 24. früh seinen Standort in Klausenburg hatte, die 10. bayr. ID. am 26. nach Csik Szereda zu verlegen, von wo aus sie sowohl beim VI. wie beim XXI. Korps eingreifen konnte. Am Tage darauf änderte GdI. Falkenliayn wegen des vom Feinde erzwungenen Rückzuges der 71. ID. auch seine Ansicht über die Erfolgsmöglichkeit des Stoßes durch den Ojtozpaß. Er wollte die Division Goldbach nur so weit stützen, um sie zum verläßlichen Standhalten zu befähigen; die Hauptkraft der 8. bayr. RD. plante er aber südlich von Kronstadt einzusetzen. Im Gegensatz hiezu hielt das Heeresfrontkommando an dem Stoße gegen Ocna noch fest.

Mittlerweile hatten die Ansichten über die an der Siebenbürger Ostfront bevorstehenden Ereignisse bei der deutschen und bei der öst.-ung. Heeresleitung eine weitere Klärung erfahren. Sie stimmten in der Beurteilung der Lage auf dem rumänischen Kriegsschauplatz darin überein, daß die schon seit langem erwartete russische Entlastungsoffensive in kurzer Zeit losbrechen mochte. Hiefür sprachen die Abbeförderung des russischen 8. Armeekmdos. und zweier Korps von Łuck, die gleichmäßigere Verteilung der russischen Kräfte in Galizien und in den Karpathen sowie das Auftreten der russischen 9. Armee in der nördlichen Moldau. Hier wurden bereits das russische III. Kavalleriekorps und das II. Korps im oberen Bistritatale und das russische XXXVI. Korpskmdo. in Piatra festgestellt. Da außerdem die Ablösung der im Tölgyes- und im Bekaspaß stehenden Rumänen durch Russen erkannt war und der Gesamtlage nach mit dem Eintreffen weiterer russischer Kräfte gerechnet werden mußte, war die Annahme naheliegend, daß sich der Stoß der Russen gegen die Linie Des—Klausenburg richten werde. Über die Gefährlichkeit dieses Stoßes, namentlich für die 9. Armee, war trotz der gegensätzlichen Ansicht Falkenhayns kein Wort zu verlieren. Es kam daher alles darauf an, die Ostfront Siebenbürgens derart zu stützen, daß ein russisch-rumänischer Erfolg ausgeschlossen blieb.

Auf den Vorstoß gegen Ocna wurde nun verzichtet. Der Ojtozgruppe kam jetzt auch nur eine Verteidigungsaufgabe zu; sie wurde deshalb mit 29. Oktober der 1. Armee zugeschlagen. Ihr Führer, GLt. Kühne, wurde für eine Verwendung im Szurdukpaß abberufen. Die drei Divisionen traten unter den Befehl des Kommandanten der 8. bayr. RD., GLt. Freih. v. Stein. Schließlich verfügte die k.u.k. Heeresleitung, daß zur Verstärkung des Nordflügels der 1. Armee das Kavalleriekorps Brudermann in die Gyergyó vorverlegt werde. Die dem Kavalleriekorps bei einer Offensivaufgabe zugedacht gewesene deutsche 2. Radfahrerbrigade, die beim Karpathenkorps herausgelöst und durch Landsturmbataillone der 3. Armee ersetzt worden war, kam zur Gruppe Szivó nach Mehadia.

Am 2. November standen somit an Reserven die Masse der 8. bayr. RD. bei Ojtoz und die 10. bayr. ID. in der oberen Csik hinter der

1. Armee. Das Reiterkorps Brudermann war seit dem 29. Oktober in der Vorbewegung in die Gyergyó.

Das 1. Armeekmdo., das am 28. Oktober sein Hauptquartier nach Székely-Udvarhely vorverlegt hatte, befahl seinen Kampfgruppen, sie mögen bis zum Eingreifen der eben anrollenden XXIV. Marschbataillone alle Angriffshandlungen unterlassen, um möglichst kampfkräftig dem feindlichen Ansturm begegnen zu können.

Die Durchbruchsversuche in den Kronstädter Pässen (14. Oktober bis 2. November)

Hiezu Skizze 1 auf Beilage 23

Obwohl Falkenhayn nach seinen Entschlüssen vom 12. Oktober den Durchstoß in die walachische Ebene im Vulkangebirge und im Roten Turm Paß anstrebte, sollten auch südlich von Kronstadt die Angriffe fortgeführt werden, und zwar schon deshalb, weil die k.u.k. Heeresleitung diese Richtung als die wichtigste ansah.

Die deutsche 89. ID., jetzt von GM. v. Below geführt, überschritt am 14. bei Krászna und auf dem Tatarhavaspaß die Grenze und rückte tags darauf im Buzeutal bis knapp vor Gura Siriului, wo der hartnäckige Widerstand der rumänischen 12. IBrig. ihrem Vordringen Schranken setzte. Falkenhayn verzichtete nun auf das weitere Fortschreiten dieser Division und beauftragte sie, ihre Stellungen zu beiden Seiten des Bu-zeutales und auf dem Tatarhavaspaß zu behaupten.

Averescu sah von sich aus die Lage aber für bedrohlicher an und verstärkte die 12. IBrig. durch eine Brigade der von der Donau anrollenden 16. Division. Auch die Reiter der 3. Cälärasibrig. hatten sich zum Fußgefecht bereitzustellen, so daß hier insgesamt 17 Bataillone,

3 Reiter-und 4 Fußschwadronen sowie 21 Batterien als neue 6. ID. versammelt waren!). Der Feind fühlte seine Überlegenheit auch bald heraus und schritt wiederholt zum Angriff. Obgleich die 89. ID.' Kräfte an das benachbarte XXXIX. RKorps abgab, vermochte sie bis Anfang

y) Dabija, II, 516 f.

November in wechselvollen Waldgefechten ihre Stellungen imN. Baszka-tal knapp südlich der Grenze und nördlich von Gura Siriului gegen die rumänische 6. ID. sowie den Tatarhavaspaß gegen Teile der rumänischen 3. ID. zu behaupten. Den schlechten, zu diesem Paß führenden Fahrweg hatte sie für eine spätere Offensive auszubauen.

Dem XXXIX. RKorps (deutsche 187. ID. und 51. HID.) war die Vorrückung über den Bratoceasattel, über den Schanzpaß und über den Predealpaß vorgezeichnet. Das Schwergewicht lag natürlich auf dem letztgenannten Übergang, weil über ihn auch die Bahn führt. Die Aufgabe war schwierig durchzuführen, denn die 187. ID. hatte höchstens die Hälfte des Sollstandes; die Gefechtsstärke der 51. HID. war sogar noch tiefer gesunken. Von der 187. ID. stand ein Regiment vor dem Bratoceasattel; es bereitete den Angriff vor, um später den Übergang ins Teleajnatal zu erzwingen. Ein zweites, das den von Teilen der rumänischen 3. ID. verteidigten Schanzpaß genommen hatte, wandte sich nach Westen, um der durch das dritte Regiment der 187. ID. verstärkten 51. HID. den Angriff gegen die hochaufragende, stark befestigte Höhe CsaplyaA 1159 zu erleichtern, die den Übergang ins Prahovatal sperrte.

Am 17. glückte es dem HIR. 302 der 51. HID., den südöstlich der Csaplva liegenden und diese überhöhenden Mt. Susaiu -<j>- 1483 zu erstürmen. Obwohl nun auch im Rücken bedroht, hielt die rumänische

21.    ID. die Csaplya noch immer fest. Sie schritt, durch eine Brigade der 4. ID. verstärkt, am 20. sogar zum Gegenangriff, der ihr aber keine Früchte eintrug. Immerhin vermochte das Korps Staabs erst am

22.    nach planmäßiger Vorbereitung dem Feinde die Csaplya zu entreißen, worauf tags "darauf auch Predeal in die Gewalt der Sieger fiel. An den beiden Tagen wurden 1250 Gefangene eingebracht. Die rumänische 21. ID. war auf 2400 Mann zusammengeschmolzen. Doch auch die Verbündeten wiesen bereits erschreckend niedrige Stände auf; so zählte das HIR. 302 am 25. bloß noch 550 Frontfeuergewehre.

Gen. Averescu beschloß, das erschütterte II. Korps (21. und 10. ID.) in eine Stellung südlich vom Azugabach zurückzunehmen. Hier sollte es dem Gegner den Einbruch ins Prahovatal verwehren und Sinaia mit dem königlichen Lustschloß beschirmen. Zum Schutze des Rückzuges und bis zum Herrichten der neuen Stellung hatten Nachhuten auf den Höhen nördlich des Azugabaches vorübergehend zu halten. Die abgekämpfte 21. ID. wurde durch die 4. ID. der Armeereserve abgelöst1).

i) Dabija, II, 492.

Am 25. Oktober schob sich das XXXIX. RKorps an die rumänische Vorstellung heran. Es trat tags darauf zum Angriff an, den westlich und östlich der Bahn je eine durch ein deutsches Regiment verstärkte Honvédbrigade auszuführen hatte. Am 26., einem strahlend klaren Herbsttage, erstürmte das HIR. 302 die Höhe-<}>- 1523, worauf der Feind auch die weiter östlich liegende Höhe -<>-1590 aufgab. Am 27. stand der Ostflügel des XXXIX. RKorps im Talgrund des Azugabaches; westlich von der Prahova saß der Rumäne aber auf der stark ausgebauten Höhe -<>- 1375 und beim Kordonposten -<J>- 1361 fest. Unter dem Schutze des Nebels erstürmte die Honvéd am 29. die Höhe -<J>- 1375, was den Feind zum Weichen in eine einen Kilometer dahinter liegende Stellung zwang.

Nun richtete GLt. Staabs sein Augenmerk auf die Grenzhöhe Kordonposten -$■ 1361, die von der rumänischen 10. ID. mit Zähigkeit verteidigt wurde. Dem von der 51. HID., die jetzt vorübergehend vom Oberst v. Farkas befehligt wurde, und von Teilen der 187. ID. am 1. November angesetzten Angriff kam der Feind mit einem wuchtigen, zu beiden Seiten der Prahova geführten Gegenschlag zuvor; doch der rumänische Angriff wurde abgeschlagen und trug den Rumänen schwere Verluste ein. Im Nachstoß entriß ihm die Honvéd noch einige Gräben, und abgesessene Reiter der „Deutschen Siebenbürgischen Kavalleriebrigade“, die zur Sicherung der langen Verbindungslinie des I. RKorps nachgeführt worden war, bemächtigten sich des Sattels am Ursprung des G. Weidenbaches.

Am 2. November wiederholte sich das blutige Spiel von Angriff und Gegenangriff, und auch die am 3. mit Erbitterung fortgeführten Kämpfe führten keine Änderung der Lage herbei. Da brachte am 4. endlich eine aus nordwestlicher Richtung angesetzte Umfassung die Entscheidung. Den Rumänen wurde der Grenzberg 1361 entrissen; sie zogen sich, ohne von den sehr ermüdeten Verbündeten sonderlich verfolgt zu werden, in eine Stellung zurück, die von dem schon in Schnee und Eis starrenden Felsgipfel La Omu A 2508 nach Azuga verlief. Das Korps Staabs stand hiemit vor einer neuen Angriffsaufgabe.

Am Schanzpaß und am Bratoceasattel hielten die Gegner ihre Stellungen unverändert fest. Am 30. Oktober überrumpelten Rumänen der

3. ID. die auf der Höhe 1426 stehenden preußischen Abteilungen; doch tags darauf wurde dem Feinde dieser Berg wieder entrissen.

Das I. RKorps, bei dem die 8. GbBrig. durch ihren kühnen Gebirgs-übergang der 76. RD. den Törzburger Paß aufgeriegelt hatte, schloß am 14. Oktober bei Rucäru auf. Da sich hier die Möglichkeit eines schnelleren Durchkommens durch den Grenzwall darzubieten schien, wies GdI. Falkenhayn die eben bei Kronstadt eintreffende 12. bayr. ID., GLt. Huller, dem 1. RKorps zu1). Die gegenüberstehende rumänische

22. ID., die südlich von Rucäru neue Stellungen bezog, erhielt vom Gen. Averescu die Weisung, vor übermächtigem Druck gegen Nämäesti auszuweichen, um hier die über Cämpulung nach Süden führenden Straßen zu sperren. Als Verstärkung wurden ihr sechs Bataillone und drei Batterien zugesandt.

Am 15. holte die 8. GbBrig., die jetzt an die Befehle des Führers der 76. RD., GLt. Elstermann, gebunden war, westlich zur Umfassung aus, indes die 76. RD. im Dámbovitatal und östlich davon vorging. Dieser doppelseitigen Umklammerung entzog sich der Feind schon in der Nacht auf den 16. durch den Rückzug gegen Nämäesti. Um einen Durchbruch der rumänischen Stellungen zu verhindern, wies Averescu auch noch die aus der Dobrudscha heranrollende 12. ID. nach Cämpulung, wo sie rechts der 22. eingreifen sollte2).

Das I. RKorps. gelangte am 16. unter leichten Verfolgungsgefechten bis an die Linie Leresti—Dragoslavele heran. Es stieß am 17. mit der Hauptkraft zwischen der Dämbovita und dem Argeselul nach Süden vor, traf aber schon auf die 12. Rumänendivision, durch die der Stand des bei Cämpulung fechtenden Feindes auf 29 Bataillone und ebensoviele Batterien erhöht worden war.

Averescu griff nun den Plan auf, durch einen doppelt umfassenden Angriff, an dem auch die zwischen Predeal und Bucegiul stehende

10. ID. teilnehmen sollte, das Korps Morgen zurückzuwerfen. Hiezu erbat er sich auch eine Brigade der eben nach Rumänien heranfahrenden russischen 3. SchD.; bis zu ihrem Eintreffen sollten sich die rumänischen Divisionen in ihren Stellungen behaupten.

GLt. Morgen, dem der direkte Durchstoß nach Süden durch die rumänische 12. ID. verlegt wurde, beabsichtigte nun, durch rechts ausholende Umfassung zum Ziel zu kommen. Er ließ die 8. GbBrig. durch die 12. bayr. ID. ablösen, worauf die Brigade Rath das tief eingeschnittene Argeselultal weit im Norden überschreiten sollte. Am 20. abends stand die Brigade nach außerordentlich ermüdendem, zum Teil während der Nacht und bei elendem Wetter ausgeführtem Marsch zwischen dem Argeselul und dem R.Tärgului zu neuerlicher Umfassung der Rumänen bereit.

r Falkenhayn. 9. Armee, II, 10.

2) Dabija, II, 471.

Am 21. begann der Angriff auf den Feind, der seine Offensivabsichten im Hinblick auf die bis auf ein Viertel des Sollstandes gesunkenen Kampfstände, und, weil die schon in den Armeebereich einrollende russische 3. SchD. (S. 483) in die Dobrudscha abgelenkt wurde, wieder fallen gelassen hatte. Der Vorstoß der 8. GbBrig., durch einen Scheinangriff der Bayern unterstützt, führte zur Eroberung der Höhe -<i>- 1375 nordöstlich von Leresti. Die 76. RD. gewann gegen Slobodzia an Boden und mußte ihren Erfolg tags darauf wider rumänische Gegenangriffe verteidigen. Der 23. brachte der Mitte und dem Westflügel des I. RKorps. neue Erfolge. Es kam bis Leresti heran und griff mit der 8. GbBrig. auf das Westufer des R. Tárgului hinüber. Die Brigade sollte am 24. bis Albesti Vordringen, indes den beiden deutschen Divisionen die Fortsetzung des Stirnangriffes befohlen wurde.

Diese Angriffe und die außerordentlich tätige Verteidigung der Rumänen führten zu einer Reihe heftiger Kämpfe, die bis Anfang November keine Entscheidung brachten. Das Korps Morgen stand auf dem Höhenkranz, der Cämpulung im Nordwesten, Norden und Osten umgibt. Es fehlte ihm jedoch die Kraft, den Widerstand des sich tapfer wehrenden Feindes zu brechen.

Die Durchbruchskämpfe auf beiden Altufern (16. Oktober bis 2. November i Hiezu Skizze 2 auf Beilage 23

Bereits am 9. Oktober, als die Schlacht bei Kronstadt gewonnen war und Falkenhayn noch hoffte, in der Verfolgung des Feindes über die Pässe gegen Bukarest Vordringen zu können, hatte er dem GLt. Krafft den Auftrag erteilt, mit dem Alpenkorps sowie mit der 2. und der 10. GbBrig. in der allgemeinen Richtung auf Pitesci, und zwar zunächst nach Curtea d’Arges, durchzustoßen (S. 201). Dieser Befehl blieb auch noch aufrecht, als sich Falkenhayn am 12. Oktober entschloß, das Schwergewicht in den Szurduk- und den Vulkanpaß zu verlegen.

Da GLt. Krafft den Roten Turm Paß befestigt und stark besetzt wußte, beschloß er, die Paßstraße durch eine Umgehung über das Fogaraser Gebirge aufzuriegeln. Als hiefür geeignete Vorrückungslinie wählte er den Saumweg, der durch die 2277 m hohe Moscovulscharte führt und jenseits der Kammlinie bei Sälätrucu d. s. in die von Cäineni nach Curtea d’Arges ziehende Straße mündet. Auf diesem schmalen, oberhalb der Waldzone sehr steilen Pfade hatte die 2. GbBrig., Obst. Panzenböck, vorzurücken, der die Masse der jetzt vom bayr. GM. Ritt, v. Tutschek befehligten Alpenkorpsdivision, die 1. bayr. Jägerbrigade, folgen sollte. Diese Brigade war in ihren Stellungen westlich vom Alt am 14. und 15. durch die vom Isonzo kommende 10. GbBrig.1) abgelöst worden. Die Brigade Korzer hatte samt zwei deutschen Bataillonen des Alpenkorps vom Mt. Robu aus gegen die Einmündung des Lotrubaches kräftig vorzustoßen, um möglichst viele feindliche Kräfte auf sich zu ziehen und die Täler des Alt und des Lotru abzuriegeln2). Der Angriffsbeginn wurde für sie auf den 16. Oktober angesetzt; die 2. GbBrig., die samt der 1. bayr. Jägerbrigade jetzt die Alpenkorpsdivision bildete, hatte um einen Tag später anzutreten.

Im großen stellt sich dieses schon mit Rücksicht auf die späte Jahreszeit sehr kühne Gebirgsunternehmen der Gruppe Krafft als eine doppelseitige Umgehung des engen und im Tale schwer bezwingbaren Roten Turm Passes dar. Dabei standen die Verbündeten westlich vom Alt auf dem Mt. Robu wohl schon südlich des Hauptkammes. Östlich des Flusses hing aber alles davon ab, ob der erste Angriff auf die — wie man übrigens zutreffend vermutete — vom Feinde bloß schwach besetzte Moscovulscharte gelingen werde. Als ein vielleicht noch schwierigeres Problem wurde der Nachschub für die auf Divisionsstärke angewachsene östliche Umgehungsgruppe angesehen. Sorgenvoll schrieb GLt. Krafft hierüber in sein Tagebuch: „Wir müssen viel Glück haben40)!“

Die 20 Bataillone und 21 Batterien des GLt. Krafft hatten das rumänische I. Korps in der Stärke von 22 Bataillonen, 6 Schwadronen und 28 Batterien gegenüber. Die Stände waren durch Einreihung der Bataillone der 20. ID., die aufgelöst wurde, auf 70 v. H. der Sollstärke gebracht. Es stand die 23. ID. von der Moscovulscharte bis zur Höhe -<^ 1828 auf dem Grenzkamm, dann längs der nach Cäineni führenden Straße. Die 13. ID. sperrte westlich des Flusses von Cäineni bis zur Höhe 1719 die in den Alt-Lotruwinkel absteigenden Saumwege. Die in ein Regiment vereinigte 1. Cälärasibrig. war Reserve in Perisani.

Am 16. Oktober schritt die 10. GbBrig. vom Mt. Robu aus auf den nach Südosten streichenden, dicht bewaldeten Bergrücken zum Angriff und faßte nach zum Teil sehr hitzigen Gefechten auf den Höhen -<>-1719 und -^1746 festen Fuß. Am nächsten Tage sollte vor Fortsetzung des Stoßes gegen Golotreni noch die Waldhöhe -<J>- 1763 genommen werden. Da fuhr in die Bereitstellung zu diesem Unternehmen ein Gegenangriff der rumänischen 13. ID. hinein. Auch brach am 17. nachmittags ein Unwetter los, das einen empfindlichen Wettersturz einleitete. Die Erfolge des Vortages mußten preisgegeben werden. Obst. Korzer zog seine Kampfgruppen näher an den Mt. Robu heran, um den Ausgangspunkt seines Unternehmens besser zu schützen und um die sich nun wesentlich steigernden Nachscliubsschwierigkeiten eher zu überwinden. Trotz der plötzlich eingetretenen Kälte, bei Nacht hatte es —15° C, rüstete Obst. Korzer auf Befehl des GLt. Krafft zu einem neuen Vorstoß, der zuerst gegen die Höhe -<J>- 1763 geführt werden sollte. Links von der 10. GbBrig. hatte sich jetzt auch das deutsche 2. Jägerregiment an beiden Talhängen des Roten Turm Passes dem Angriffe anzuschließen.

Die 2. GbBrig. hatte sich am 16., dank weitgehenden Vorsichtsmaßregeln, vom Feinde völlig unbemerkt, bis zur Glashütte südlich von F. Porumbák vorgeschoben. Am 17. früh gelang es ihr, den völlig ahnungslosen Feind in der Moscovulscharte zu überfallen, ihn zu werfen und ihm bis in die Linie 2019 bis 1862 nachzustoßen. Am 18. drang die Brigade trotz Schneesturmes auftragsgemäß bis auf den Mt. Fruntu ■Ą- 1506 vor. Teile kämpften sogar schon um Arefu, und ein Bataillon sperrte in Sälätrucu d. s. die Straße. Die geworfenen Rumänen versuchten zunächst lediglich den Schwung des trotz Widrigkeiten des Wetters und des Geländes außergewöhnlich raschen Vorrückens des Gegners zu mäßigen, um Zeit für Gegenmaßnahmen zu gewinnen. Die der Brigade Panzenböck nachfolgende 1. bayr. Jägerbrigade hatte am 18. im Schneesturm die Moscovulscharte nur mit einem Regiment zu überschreiten vermocht; das zweite war bloß bis an die Waldgrenze nördlich der Scharte gelangt. Ein Bataillon hatte noch am 17. dem Feinde den Surul entrissen.

Das bestürzte I. Korpskmdo. der Rumänen sandte der bedrängten

23. ID. nun eiligst vier Bataillone, ein Cälärasiregiment und zwei Batterien zu Hilfe, und das 1. Armeekmdo. zog von Targu Jiu drei Bataillone und zwei Batterien heran1). Im konzentrischen Gegenangriff sollte der schon auf rumänisches Gebiet vorgedrungene Gegner wieder über den Grenzkamm zurückgeworfen werden.

Unterdessen sah der 19. Oktober die Gruppe Krafft noch allerorts

\ Dabija, II, 433.

im Angriff. Die 10. GbBrig. stürmte die rumänische Stellung auf der Höhe -(>-1763, drang auch ein, wurde aber nach verlustreichem Fechten von der feindlichen Übermacht wieder in die Ausgangslage zurückgezwungen. Im Alttale arbeiteten sich deutsche Jäger bis Cäineni vor, was die Rumänen veranlaßte, ihre auf dem Nordufer des Cäinenibaches stehenden Truppen auf das Südufer zurückzunehmen. Östlich vom Alt, wo sich der Feind wieder auf dem Surul und auf der südöstlich davon liegenden Höhe-<>-2143 festgesetzt hatte, griffen Teile ,der 1. bayr. Jägerbrigade die zweitgenannte Höhe an, um die Rumänen, die in gefahrdrohender Nähe der Nachschublinie der 2. GbBrig. standen, zunächst von hier wegzudrängen. Die zwanzig Kilometer weiter im Süden fechtende 2. GbBrig. war aufgefordert worden, den Sattel bei Clocoticiu zu nehmen und sodann in nordwestlicher Richtung gegen Bumbuesti anzugreifen, um im Zusammenwirken mit der 1. bayr. Jägerbrigade die Straße zu öffnen. Nachdem Obst. Panzenböck am 19. bei Sälätrucu rumänische Vorstöße abgewehrt hatte, erstürmte eines seiner Bataillone am 20. tatsächlich Clocoticiu und erbeutete hiebei zwei Geschütze.

Der in die rumänische Front weit hineinragende Keil der 2. GbBrig., der den Verkehr auf der Straße nach Curtea d’Arges unterband, sowie der starke Druck im Alttale und westlich davon, veranlaßten die Rumänen zu entschiedenen Maßnahmen. Die inneren Flügel der beiden Divisionen wurden am 21. bis in die Linie Robesti—Stána Zanoaga zurückgenommen. Aus Reserven des I. Korps, dann aus Truppen, die von der

11. und der 1. ID. sowie von der 2. Armee zugeflossen waren, wurden überdies drei Gruppen gebildet, die von der Rückfallskuppe -<>• 1474 nördlich der Stána Zanoaga, von Perisani und aus dem Raume Sälätrucu d.j.— Arefu konzentrisch gegen die 2. GbBrig. vorgehen sollten1).

Die Lage der Gruppe Tutschek war trotz erfreulicher Waffenerfolge doch außerordentlich ernst. Der Nachschub über die Moscovulscharte war wegen des Schneesturmes, der den schmalen Gebirgspfad ungangbar machte, völlig ins Stocken geraten. Die Truppen litten Mangel an Verpflegung und Munition; an ein Abschieben der Verwundeten ins Tal war nicht zu denken. Dazu nahmen die Erfrierungen, weil den Truppen Kälteschutzmittel fehlten, in erschreckendem Maße zu. So hatte das bh. FJB. 8 der 2. GbBrig. fast die Hälfte seiner Mannschaft durch Kälteschäden eingebüßt. Um diese Krise zu überwinden, gab es nach Ansicht des um das Los der Gruppe Tutschek sehr besorgten GLt. Krafft nur ein Mittel: weiteres Vordringen nach Süden, um in tiefere, schneefreie

!) Dabija. II, 437 f.

Lagen zu gelangen und die Straße bei Gäujani für den Nachschub freizulegen. GLt. Krafft ließ daher den Angriff am 21. fortsetzen.

Doch an diesem Tage behinderten östlich vom Alt neuerlicher Schneesturm, im Tale und im Czibinergebirge Regen und Nebel die Gefechtstätigkeit. Bei Clocoticiu gelang es der 2. GbBrig. nur unter Mühen und mit Hilfe eines eben zurechtkommenden bayrischen Jägerbataillons, angreifende Rumänen zurückzuschlagen. Da bei diesem elenden Wetter eine rasche Besserung des Nachschubes nicht zu erwarten war, besorgte GM. Tutschek, daß die 2. GbBrig. doch verhungern, erfrieren oder einem feindlichen Ansturm erliegen könnte. Er befahl ihr daher, am 21. bei Abenddämmerung auf die Höhe -c>- 1385 zurückzugehen und auf dem Mt. Fruntu nur Sicherungen zu belassen. Widerstrebend und nur dem Befehle Folge leistend, schritt Obst. Panzenböck an die Durchführung. Schweren Herzens gab er die von seinen prächtigen Truppen an der Straße erkämpften Erfolge preis.

Zur selben Zeit führte auch die Mitte des rumänischen I. Korps den schon geschilderten Rückzug durch, und dieser blieb den Verbündeten trotz des Nebels nicht verborgen. Als nachmittags hierüber Meldungen einliefen, veranlaßte dies den GLt. Krafft, die schärfste Verfolgung des Feindes anzubefehlen. Die 10. GbBrig., die hierauf noch am 21. die Höhe -c> 1763 besetzte, sollte nach Golotreni vorstoßen. Das deutsche 2. Jägerregiment hatte von Cäineni nach Bumbuesti vorzudringen und die Straße für die Versorgung der Gruppe Tutschek freizumachen. Gleichzeitig mit diesem Vorstoß sollte die 1. bayr. Jägerbrigade von -<>-2019 über -<j>- 1474 nach Süden angreifen. Der 2. GbBrig. wurde lediglich aufgetragen, ihre neuen Stellungen zu behaupten.

Am 21. erhielt GLt. Krafft einen erfreulichen Kraftzuschuß. Auf höheren Befehl wurden von der 8. bayr. RD. das RIR. 18 und drei Batterien, von der 11. bayr. ID. das RIR. 13 abgetrennt und in den Roten Turm Paß geführt. Diese Truppen hatten unter Befehl des Kommandanten der 15. bayr. RIBrig., GM. Freih. v. Pechmann, der Talgruppe zu folgen. Überdies wurde der Gruppe Krafft noch das neugebildete k.u.k. 73.IDKmdo., FML. Ludwig Goiginger, zugewiesen, das am 23. mittags die Führung der beiden Brigaden Korzer und Pechmann übernahm1). Schließlich traf noch das deutsche LstlR. 36, aus den Karpathen kommend, im Roten Turm Paß ein.

Die 10. GbBrig., die unter ähnlichen Nachschubschwierigkeiten wie

!) Goiginger, Siegreich vom Eisernen Tor bis an die Putna (Schweizerische Vierteljahrsschrift für Kriegswissenschaft, Bern, Jhrg. 1923, 237 ff.).

die 2. GbBrig. litt, griff am 22. in drei Sturmsäulen nach Südosten an und vermochte in hin- und herwogenden Waldkämpfen, die sich auch am 23. fortsetzten, nur die Höhe 1746 dauernd zu behaupten. Die Talgruppe, das 2. Jägerregiment, eroberte am 22. Gräblesci und stieß bis Robesti vor. Selbst der Einsatz der 15. bayr. RIBrig. führte jedoch am 23. noch nicht zu der sehnlich erstrebten Eroberung von Gäujani. Die 1. bayr. Jägerbrigade erstürmte am 22. die Höhe -df-1474 und kämpfte sich tags darauf mühsam gegen die Stäna Zanoaga heran. Die 2. GbBrig. ging auf die Nachricht vom Rückzug des Feindes gegen die Stäna Zanoaga nur bis auf den Mt. Fruntu zurück und behielt die Straße, die sie auf den vielleicht doch etwas voreiligen Entschluß des GM. Tutschek hatte preisgeben müssen, auch weiterhin unter Artilleriefeuer.

Als am 24. die Sonne endlich wieder hinter den Wolken hervortrat, erkannten die Bayern der Brigade Pechmann und des 2. deutschen Jäger' regiments, daß sie vor einer neuen und gut ausgebauten Sperrsteilung standen, die sich von Robesti über den Mormantul zur Stäna Zanoaga hinzog. Der Westflügel dieser Stellung bis zur Straße bei Gäujani wurde am 24. in frischem Ansturm erobert. Gegen den östlichen Teil wandten die Bayern ein methodisches, durch Artillerie jeweils gründlich vorbereitetes Angriffsverfahren an, durch das sie bis 26. den ganzen Höhenrücken des Mormantul in ihren Besitz brachten. Den Angriff auf die Stána Zanoaga hatte die 1. bayr. Jägerbrigade, die andauernd unter arger Verpflegsnot litt, noch immer hinausgeschoben.

Unterdessen war in der Ostflanke eine neue Gefahr aufgestiegen. Vom Predealpaß herangeführte rumänische Verstärkungen, etwa ein Regiment, waren von Curtea ď Arges mit der Kleinbahn bis Cumpäna geführt worden und bedrohten am 24. von Osten her die Nachschubslinie der Brigade Panzenböck. Die vorgebrochenen feindlichen Abteilungen wurden bis zum Abend wohl vertrieben. Um diese Gefahr aber dauernd auszuschalten, nahm GM. Tutschek tags darauf die 2. GbBrig. auf die Höhe Stibeu zurück und ließ den Bahnhof Cumpäna durch das 1. bayr. Jägerregiment angreifen. Am 27. wurde der Bahnhof dem Feinde entrissen, der damit einen guten Stützpunkt für die gegen die Ostflanke der Gruppe Krafft gerichteten Angriffe verlor.

Durch diese Abzweigung bayrischer Truppen ins obere Argesutal war die Kampffront der Gruppe Krafft bereits auf 40 km Breite ausgedehnt, was den General veranlaßte, um die Zuweisung noch einer Division und einiger Batterien zu bitten.

Am 28. Oktober sollte die Stäna Zanoaga durch gemeinsamen Angriff der zwischen dem Alt und dieser Höhe stehenden bayrischen Bataillone genommen werden. Nach Abwehr eines am 28. früh bei Regen und Nebel von den Rumänen unternommenen Massenstoßes wurde endlich die Stána Zanoaga erobert. In Unordnung zogen sich die Rumänen in eine neue Stellung zwischen Copaceni und der Höhe Muglele zurück. Diese anzugreifen, war die nächste Aufgabe der Bayern, wobei die 1. Jägerbrigade den Stoß auf der von der Stäna Zanoaga über Muglele gegen Clocoticiu führenden Rückenlinie führen sollte. Die 2. GbBrig. hatte sich aus ihrer noch immer vorragenden Front am 29. bis an den Nordhang des Mt. Fruntu herangearbeitet.

Das im Alttale verwendete deutsche LstlR. 36 hatte sich auf die Behauptung seiner Stellungen zu beschränken; desgleichen die durch die vorangegangenen Kämpfe sehr geschwächte 10. GbBrig.1), deren Sicherungsbereich bis zu der 36 km vom Alt entfernten Höhe Steffleste ging. Sie rüstete zum Angriff auf die stark besetzte Rückfallkuppe -Ą- 1466, auf der der Feind den nach Calinesti führenden Saumweg sperrte.

Als die Rumänen aus ihrer zweiten Hauptverteidigungslinie zwischen Robesti und der Stána Zanoaga verdrängt waren, setzte sich GLt. Krafft zum Ziel, den Feind so weit nach Süden zu werfen, daß die Straße Perisani—Sälätrucu und weiter der Fahrweg nach Arefu für den Nachschub auch der östlichsten Kampfgruppe benutzbar werde. Hiezu hatte die 73. ID. (10. GbBrig. und 15. bayr. RIBrig.) bis Golotreni und bis auf die Höhen südwestlich von Clocoticiu, die 1. bayr. Jägerbrigade, Obstlt. Epp (2. deutsches Jäger- und bayr. Leibinfanterieregiment), bis Sälätrucu d.j. und zur Höhe -<>1041, endlich die Alpenkorpsdivision (2. GbBrig. und 1. bayr. Jägerregiment) östlich davon bis Bucsenesti vorzudringen.

In diesem Angriffsraum legte sich aber eine dritte rumänische Widerstandslinie vor, die sich von Lupi im Argesutal über den Mt. Fruntu und den Muglele nach Copaceni hinzog. Auf dem westlichen Altufer verlief die rumänische Stellung in vorspringender Lage noch immer von Robesti über die Höhen -<>-1466, -cj>-1746 und -(>1719. Die rumänische 13. ID. konnte in dieser ausgesetzten Lage verharren, weil sie in der Ostflanke durch den Alt geschützt war und weil sich die gegenüberstehende 10. GbBrig. selbst nur auf die Behauptung ihrer Waldstellungen beschränkte.

Die Brigaden Pechmann und Epp arbeiteten sich am 30. an den Feind heran. Tags darauf kam die erstgenannte Brigade bei Copaceni vorübergehend sogar in arge Bedrängnis, vermochte aber am 1. November

1j Die 10. GbBrig. hatte in den ersten acht Kampftagen einen Verlust von 27 Offizieren und 1188 Mann zu beklagen.

bei sich aufhellendem Himmfc^auf dem Rücken südlich von Titesti festen Fuß zu fassen. Die Brigade Epp erstürmte den Muglele am letzten Oktober, drang in der tags darauf eingeleiteten Verfolgung aber nur bis an den Fuß der südlich davon aufsteigenden Höhe vor, weil sie den rumänischen Widerstand nicht zu über.vinden vermochte. Desgleichen versteifte sich die feindliche Gegenwehr auf dem Mt. Fruntu. Am 2. November schritten die Rumänen unter Ausnützung des die Wirkung unserer Artillerie ausschaltenden Nebels sogar zum Gegenangriff x). Er wurde wohl nach wechselvollem Ringen abgeschlagen, war aber doch der Ausdruck eines kräftigen Widerstandswillens und bemüßigte die östlich vom Alt fechtenden Truppen des GLt. Krafft, den Angriff gegen die dritte Verteidigungsstellung wieder planmäßig anzulegen.

Der Durchbruch durch das Vulkangebirge Hiezu Skizze 3 auf Beilage 23

Angriffsvorbereitungen der Verbündeten und rumänische Abwehrmaßnahmen

Als GdI. Falkenhayn am 12. Oktober den Entschluß gefaßt hatte, mit der 301. ID. und der anrollenden 11. Bayerndivision, der die deutsche

6. KD., zwei deutsche Radfahrerbataillone und einige Batterien folgten, über das Vulkangebirge durchzubrechen, wurde die ursprünglich in Reps beabsichtigte Ausladung der bayrischen Truppen sofort nach Piski und Déva zurückverlegt. Alle vorgenannten Einheiten wurden dem am

15. in Déva eintreffenden Führer der 11. bayr. ID., GLt. Kneußl, mit dem Aufträge unterstellt, „möglichst überraschend und mit Umgehung zunächst die feindliche Stellung am Szurduk- und Vulkanpaß zu nehmen und dann unverzüglich, dem Gegner scharf nachdrängend, die Gegend von Tárgu Jiu und östlich davon zu gewinnen und dadurch der 6. KD. sowie der noch folgenden 7. KD. den Weg in das rumänische Unterland zu öffnen 2)“.

GLt. Kneußl plante, zuerst den Vulkanpaß zu erobern. Hiezu sollte eine Gruppe vom Sigleul nie. aus die auf der Rückenlinie stehenden Rumänen gegen Osten hin aufrollen und gleichzeitig eine zweite Gruppe

1 Dabija, II, 450.    - Ii e r ć u s, Manuskript.

-) Kneußl, Der Durchbruch durch das Vulkangebirge Ende Oktober 1916 (München 1926), 7.

nach Besitznahme der knapp westlich vom Szurdukpaß aufsteigenden Grenzhöhe in südöstlicher Richtung gegen den Vulkanpaß vorstoßen. Von hier aus wollte sich Kneußl dann nach Süden wenden, um, unterstützt durch ein Begleitunternehmen östlich vom Schyl, die tiefeingeschnittene, 30 km lange Talenge des Szurdukpasses von Süden her zu öffnen. Offenbar bestand die Absicht, die Reiterei sodann auf der Szur-dukstraße in die Ebene vorzuziehen. Da die Ausladung der 11. bayr. ID. im wesentlichen am 20. beendet sein konnte, wurde der Angriffsbeginn für den 23. Oktober festgesetzt.

Mittlerweile erweckten die Fortschritte im Roten Turm Paß bei Falkenhayn die Hoffmmg, hier vielleicht rascher das Gebirge durchstoßen zu können; er zweigte daher, wie schon oben erwähnt (S. 488), das RIR. 13 der 11. bayr. ID. zum Alpenkorps ab. Um diese empfindliche Schwächung an Infanterie einigermaßen auszugleichen, entschloß sich GLt. Kneußl, die 6. KD., die sich vom 20. an bei Petrilla sammeln sollte, im Gebirge zu Fuß zu verwenden.

Der am 18. Oktober fallende Schnee erschwerte die Vorbereitungen zum Angriff. Dazu hatten die deutschen Truppen zum Unterschied von der k.u.k. 144. IBrig. der 301. ID. gar keine Gebirgsausrüstung. Es fehlte an Bergschuhen, warmer Wäsche, Kochkisten und Tragtieren, Dessen ungeachtet wurden die deutschen Bataillone in die auf dem Grenzkamm stehende 144. IBrig. eingeschoben, wodurch eine Vermengung der Verbände entstand.

Am 20. erließ Kneußl die Angriffsweisungen. Darnach hatte GM. Busse mit sieben Bataillonen zuerst die Gebirgskette zwischen Sigleul mc. und dem Vulkanpaß zu nehmen und dann nach Schela vorzudringen. Zwischen Vulkanpaß und Schyl sollte Obst. Jakob Schulz, Führer der 21. bayr. IBrig., mit vier Bataillonen vorrücken und nach Eroberung des Vulkanpasses dem Südausgang des Szurdukpasses zustreben. Auf der Talstraße waren die Radfahrer angesetzt. Links vom Schyl hatte der Honvédoberst Sztavinszky mit vier Bataillonen schon am 21. zur Ablenkung der Rumänen anzugreifen. Ihm glückte es auch, die vom Grenzstein im Szurdukpaß nach Osten streichende Rückenlinie kämpfend zu ersteigen und gegen tags darauf einsetzende Wiedereroberungsversuche zu behaupten. Der deutschen 6. KD., die erst vom 25. an von Chimpulu niagu aus brigadeweise den Aufstieg antreten konnte, hatte das k. k. Landsturminfanteriebataillon III/9 schon am 23. über D. Ar-canului voranzuschreiten. Die Division sollte nach dem Gebirgsübergang nach Osten über den Schyl hinweg vorstoßen, um den Angriffstruppen den Austritt aus dem Gebirge zu erleichtern und den Übergang über den Schyl vorzubereiten.

Insgesamt standen dem GLt. Kneußl am 23. Oktober 18 Bataillone, 27 Schwadronen und 24 Batterien zur Verfügung. Hievon waren 8 Bataillone, 26 Schwadronen und 16 Batterien deutsche Truppen.

Der rumänischen 11. ID., die, in drei Brigaden gegliedert, mit 23 Bataillonen, 2 Schwadronen und 16 Batterien im Vulkangebiet stand, war die Versammlung deutscher Truppen bei Petrosény nicht entgangen; doch das rumänische Oberkommando schenkte den Meldungen hierüber keinen Glauben1). Wegen der zunehmenden Verschlechterung der Lage an allen Frontabschnitten hielt es eben Ausschau, wo Reserven herausgezogen werden könnten. In diesem Streben stimmte es mit dem französischen Gen. Berthelot überein, der es rasch verstanden hatte, entscheidenden Einfluß auf die Leitung der rumänischen Kriegshandlungen zu gewinnen. Auch Berthelot empfahl die Bildung starker Heeresreserven, da er die richtige Ansicht vertrat, daß eine wirksame Beeinflussung der Operationen ohne Verfügungstruppen nicht möglich sei2).

Die rumänische Heeresleitung glaubte nun aus dem frühen Schneefall im Gebirge Vorteil ziehen zu können, und befahl am 22., an den bisher ruhigen Abschnitten bei Orsova und im Vulkangebirge nur je eine Brigade unter dem gemeinsamen Befehl des l.IDKmdos. zu belassen. Alle übrigen Truppen sollten als neu zusammengesetzte 11. ID. nach Pitesci zur Verfügung der Heeresleitung geführt werden. Überdies wurde dem I. Korps, obwohl es in heftige Kämpfe verstrickt war, das Herauslösen je einer Brigade als Korps- und als Armeereserve aufgetragen. Mit den Verschiebungen sollte am 24. begonnen werden. Vorher hatte die 11. ID. schon Kräfte an das I. Korps abgegeben, so daß sie am 23., als die Verbündeten zum Angriff schritten, nur noch 17 Bataillone, 2 Schwadronen und 15 Batterien zählte.

Die Durcbbruchskämpfe vom 23. Oktober bis 5. November

Wegen dichten Morgennebels konnte der Angriff am 23. erst gegen Mittag beginnen. Dann aber wurde das Vordringen der Verbündeten von Erfolg gekrönt. Alle Gipfel zwischen Sigleul mc. und dem Schyl wurden erobert; doch der Vulkanpaß und die östlich davon aufragende

1j D a b i j a, II, 376.

Pétain, 33.

Höhe blieben noch im Besitz des Feindes. Daher mußte das Erreichen des für den 23. gesteckten Angriffszieles, der Südrand der großen Waldzone, dem nächsten Tag überlassen werden.

Von klarem Herbstwetter begünstigt, vermochte die vom Kommandanten der 144. IBrig., Obst. Berger, geführte Masse der Gruppe Busse am 24. die Rumänen tatsächlich bis über die Waldgrenze zurückzuwerfen. Die Bataillone des Obst. Schulz, die in die Schylschlucht südlich vom Kloster Lainic hatten vorstoßen sollen, blieben aber in den steilen und bewaldeten Felswänden hängen und fanden auch am nächsten Tag noch keinen Abstieg. Sie wurden später auf den Vulkanpaß zurückgezogen und zum Teil der Gruppe Busse nachgeführt, zum Teil auf dem östlichen Schylufer eingesetzt. Die Vorhut der 6. KD., das Landsturmbataillon III 9, gelangte kampflos bis auf die Waldhöhe -<>- 1240 nördlich vom Francesti. Östlich vom Schyl stiegen Radfahrer gegen die Höhe A 1426 hinan.

Die rumänische 11. ID., die erhebliche Einbußen an Mann und Geschütz erlitten hatte, wich bis in die Linie Dobrita—Valari—Schela — Bumbesci und bat um Verstärkungen. Doch das I. Korps, das allenfalls hätte Hilfe leisten können, stand selbst in so heftigem Kampf, daß der Armeekommandant, Gen. Culcer, dem Oberkommando vorschlug, beim I. Korps von der anbefohlenen Bildung von Reserven abzusehen. Bei der 11. ID. wollte er diesem Befehle zwar entsprechen, beantragte aber, da er ,,die Lage der 1. Armee als sehr kritisch“ beurteilte, mit ihr einen geordneten Rückzug anzutreten, ehe dieser unter dem Druck des Feindes erfolgen müßte.

Das rumänische Oberkommando erachtete die Anträge Culcers für zu weitgehend. Der pessimistische Mahner wurde seines Amtes enthoben und Gen. Drägälina, Führer der l.ID., zum Kommandanten der 1. Armee ernannt. Ihm verbot die Heeresleitung, von Rückzug zu reden; sie verwies auf die erfolgreichen Kämpfe der Nordarmee und befahl, Gegenangriffe wider den gewiß gleichfalls ermüdeten Gegner zu führen.

Am 24. nachts übernahm Dragälina das Armeekommando und begab sich sogleich zur 11. Division. Er wollte hier zuerst die Lage wiederherstellen und dann an die befohlene Bildung der Reserven schreiten. Zum erstgenannten Zweck beabsichtigte er, Verfügungstruppen von der

l.ID., die bei Baia de arama standen, und auch sonstige entbehrliche Kräfte heranzuführen, um dem Gegner nach dem Austreten aus dem Walde in der Westflanke, die er bei Dobrita wähnte, und im Rücken anzufallen. Am 25. früh fuhr er zur Erkundung in den Szurdukpaß, wagte sich hiebei zu weit vor und wurde schwer verwundet. Wenige Tage später starb er an den Folgen seiner Verletzung in einem Buka-rester Spital1).

Bei den Verbündeten stieß die Gruppe Busse, die gegen den Schyl-abschnitt Vadeni—Sämbotiu—Porceni Vordringen sollte, am 25. gegen schwächer werdenden Widerstand bis in die Linie Schela—Alexieni— Dobrita vor. Sie hatte auch schon fahrende Artillerie nachgezogen. Das Landsturmbataillon III 9, gefolgt von der nur äußerst mühsam nachrückenden Spitzenbrigade der 6. KD., trat nördlich von Francesti aus dem Wald und wurde hier von feindlicher Infanterie aufgehalten. Die Gruppe Schulz, die unter Festhaltung der Höhen auf dem westlichen Schylufer jetzt auch über die östlichen Begleithöhen gegen Bumbesci Vordringen sollte, eroberte mit Radfahrern die Kuppe A 1426 und näherte sich im Tale dem Kloster. Die Bataillone Sztavinszkys, die das Unternehmen der Gruppe Schulz zu fördern hatten, vermochten im schwierigen Gebirgsgelände nur langsam vorwärtszukommen.

Trotz der bisherigen Erfolge hegte GLt. Kneußl Besorgnisse ob der Fortführung des Unternehmens. Denn die an Zahl ohnehin schwachen Truppen begannen zu ermüden; auch wurden Verpflegung und Schießbedarf knapp wegen der Schwierigkeiten im Nachschub auf dem elenden Höhenweg, der über den Vulkanpaß führt. Deshalb wollte man ehestens die Straße durch den Szurdukpaß öffnen, auf der auch die eben eintreffende 7. KD. nachgezogen werden sollte. Die Gruppen Busse und Schulz wurden angefeuert, am 26. kräftig gegen den Südausgang des Szurdukpasses vorzustoßen.

Die rumänische 11. ID. war am 25. bis in die Linie Rasova—Turci-nesci—Bumbesci gewichen. Die Truppen, ungeordnet und entmutigt, besetzten kaum die vorbereiteten Verschanzungen. Dies löste beim rumänischen 1. Armeekmdo. Rückzugsabsichten aus. Der Armeegeneralstabschef befahl der l.ID., Vorbereitungen für das Zurückweichen in der Richtung Turnu Severin—Craiova zu treffen. Die 11. ID. sollte sich noch bis abends des Gegners erwehren, dann aber mit einer Kolonne von Bumbesci nach Novaci streini, mit einer zweiten von Tärgu Jiu nach Copacioasa abrücken. Der weitere Rückzug war bis an den Alt gedacht. Im übrigen sollte das I. Korps der 11. ID. bis zum 26. drei Bataillone samt Artillerie zur Unterstützung senden-).

Die rumänische Heeresleitung befreundete sich aber noch nicht mit

1)    Dabija. II, 391.

2)    Ebenda, II, 395.

diesen Absichten; sie empfahl nachdrückliches Eingreifen von je zwei bis drei Bataillonen gegen die Flanken des Gegners.

Am 26. herrschte noch immer schönes Wetter. Dadurch begünstigt, drangen die Bataillone Busses bis an den Schyl bei Porceni, Sämbotin und Turcinesci vor. Das Ostufer wurde als vom Feinde besetzt erkannt. Im Gegensatz zu dem flotten Vordringen auf dem Westufer glückte es der Gruppe Schulz lediglich, die hohen Waldgipfeln im Raume um -<{>- 1367 und A 1473 zu nehmen, wobei auch die beiden Radfahrerbataillone im Gebirge Verwendung fanden. Bei der 6. KD. rückten in großen Abständen die einzelnen Regimenter, dann aber auch sehr viel Fuhrwerk auf dem elenden Karrenweg vor. Von der Artillerie gelangte nur ein Geschütz bis an die Front; die übrigen blieben stecken oder stürzten vom Wege ab. Der Angriff auf Francesti machte daher keine Fortschritte.

So erfreulich der bisherige Raumgewinn, die hohe Zahl der seit

23. eingebrachten Gefangenen (28 Offiziere und 2234 Mann) und die Beute von 28 Geschützen und 9 Maschinengewehren waren, drängte die Gesamtlage doch zur ehesten Lösung. GLt. Kneußl wollte daher am 27. mit der 6. KD. gegen Cornesti durchbrechen, wobei ihr der rechte Flügel der Gruppe Busse behilflich sein sollte. Am Schyl war nur zu halten, dafür aber Bumbesci zu nehmen, um die auf dem östlichen Flußufer stehenden Verteidiger in der Nordflanke zu bedrohen1).

In der Nacht auf den 27. schlug das Wetter um. Als die Verbündeten zur Vorrückung antraten, umfing sie dichter Nebel, der sich bald in strömenden Regen auflöste. Auch wurden sie allenthalben von vordringenden Rumänen aufgehalten, die zum Gegenangriff geschritten waren.

In Anlehnung an den Plan Drägälinas hatte der Führer der rumänischen 11. ID. die ihm von der l.ID. überwiesenen vier Bataillone und zwei Batterien gegen die rechte Flanke des Gegners angesetzt. Die Masse der Division sollte zwischen Vadeni und Bumbesci über den Schyl hinweg einen Stirnangriff führen. Der Ostflügel der rechten Flügelbrigade hatte die Höhen nördlich von Bumbesci zu behaupten und auf diese Weise den Szurdukpaß gesperrt zu halten2). Die von Filiasu heranfahrenden drei Bataillone und vier Batterien bildeten die Reserve.

Das von Baia de aramä heranrückende Detachement beließ Teile bei Francesti gegen Norden als stehenden Flankenschutz, der die noch immer nicht versammelte 6. KD. am Vorbrechen hinderte. Die Masse stieß nach Rasova weiter vor, wo sie ein bayrisches Bataillon von drei

x) Kneußl, Durchbruch, 37.

2, Dabija, If, 402 f.

Seiten umfaßte und fast völlig aufrieb. Hiemit war der zur Grenzhöhe Muncelul führende Saumweg freigelegt.

Mittlerweile errang auch die Hauptkraft der rumänischen 11. ID. einen vollen Erfolg. Die weit auseinandergezogenen Bataillone des rechten Flügels der Gruppe Busse wurden einzeln angehalten, umgangen und nach hitzigen Gefechten bis nach Välari und Schela zurückgedrängt. Hiebei fielen auch zwei bayrische Batterien in die Gewalt des Feindes. Bei diesem empfindlichen Rückschlag nützte es wenig, daß die Gruppe Schulz auf dem Ostufer bis aus die Höhen nördlich von Bumbesci vorzudringen vermochte. Die Hauptkraft, die Gruppe Busse, war völlig erschöpft, schlecht verpflegt und litt Mangel an Munition. Der strömende Regen, der in höheren Lagen schon in Schnee überging, zehrte an den letzten Kräften der Truppe. GLt. Kneußl entschloß sich daher am 27. abends, den Angriff aufzugeben und die Gruppe Busse an den Waldrand zurückzuführen. Falls dieser nicht gehalten werden konnte, war der Rückzug bis auf den Grenzkamm fortzusetzen. Eine Brigade der 7. KD. sollte den Muncelul besetzen. Obst. Schulz hatte entbehrliche Bataillone an die Gruppe Busse und an die 6. KD. abzugeben. Als Leitgedanke galt, zur Abwehr solche Stellungen zu wählen, aus denen eine Wiederaufnahme der Offensive möglich war.

Am 28., an dem der Regen nur bei Tage aussetzte, führten die Rumänen ihren Angriff fort. Hiebei griff das Detachement der 1. ID. gegen Dobrita und Välari, die Masse der 11. ID. gegen Schela und Porceni an und warfen den Gegner bis über die Waldgrenze zurück. Die 6. KD. fühlte wohl eine Lockerung des feindlichen Druckes; doch jetzt hätte ihr Vordringen nichts mehr gefruchtet. Sie erhielt daher Auftrag, stehen zu bleiben, die Pferde aber, damit sie als Reiterei erhalten bleibe, ins Tal zurückzusenden. Von der 7. KD., deren Spitzenbrigade auf den Muncelul, die zwei folgenden auf den Vulkanpaß hätten rücken sollen, erreichte wegen des elenden Wetters niemand das Ziel. Ein Radfahrerbataillon der Gruppe Schulz, das auf den Prislop gesandt worden war, verirrte sich und traf schließlich auf dem Vulkanpaß ein.

An Verstärkungen langten im Laufe des 28. drei öst.-ung. Gebirgs-batterien und das württembergische Gebirgsbataillon bei Petrosény ein. GdI. Falkenhayn ließ den GLt. Kneußl wissen, daß neue nach Siebenbürgen anrollende deutsche Verstärkungen ins Schyltal gelangen würden, um unter Befehl des GLt. Kühne, der aus dem Ojtozpaß abberufen wurde (S. 479), den Durchbruch in die Walachei zu vollenden. Dies festigte bei GLt. Kneußl die Absichr, die Stellungen bis zum Eintreffen der neuen Divisionen zu behaupten. Er wurde in dieser Absicht noch bestärkt, weil die Rumänen nicht mehr heftig nachdrängten, die, wie ihre Gegner, durch Kämpfe und Wetterunbilden aufs äußerste erschöpft waren.

Am 29. Oktober, an dem das regenkalte, nebelige Wetter anhielt, wurde die Gruppe Busse noch von einem Mißgeschick ereilt. Eine vom Obst. Berger befehligte Abteilung von zwei bayrischen Bataillonen und zwei öst.-ung. Gebirgsbatterien, die ungenügend gesichert bei A 1191 nördlich von Välari im Walde stand, wurde gegen 2h nachm. vom Feinde überfallen und zersprengt. Die Geschütze gingen zum Teil an den Feind verloren, zum Teil wurden sie in die Susitaschlucht geschafft, wo sie liegen blieben. Der Rest des Detachements zog sich auf die Grenzhöhe Prislop zurück, von wo er aber, um endlich zur Ruhe zu kommen, in das Tal nach Lupeny abstieg. Hiemit war ein zweiter Grenzweg dem Feinde freigegeben, und es bestand die Gefahr, daß die 6. KD. abgeschnitten werde. Daher wurde diese Division auf den D. Arcanului zurückbefohlen.

Ihr Rückmarsch, der sich am 30. bei Schneesturm vollzog, begeg-nete außerordentlichen Schwierigkeiten. Kein einziges Fahrzeug kam zurück. Drei Geschütze stürzten ab, fünf mußten zerstört werden. Die erschöpften Reiter gingen schließlich bis nach Chimpulu niagu zurück; nur 50 Karabinerschützen blieben auf dem D. Arcanului. Die Höhe Munce-lul wurde endlich von abgesessenen Reitern der 7. KD. besetzt. Die Besetzung des Prislop glückte aber noch immer nicht. Südöstlich davon stand die Gruppe Busse, aus der alle bayrischen Bataillone ins Tal zurückgezogen wurden, in einem schütter besetzten Bogen von westlich Puliga über -<J>- 1040; daran anschließend hielt die Gruppe Schulz die Höhen nordwestlich und nordöstlich von Bumbesci. Der erschöpfte Feind drängte um so weniger vor, als er Kräfte an das I. Korps abzugeben hatte.

Am 31. Oktober trafen die ersten Bataillone der deutschen 41. ID. bei Petrosény ein. Sie wurden ebenso wie das württembergische Gebirgs-bataillon in die Front gestellt, um besonders erholungsbedürftige Truppen abzulösen. Am 1. November, an dem GLt. Kühne den Befehl im Vulkanabschnitt übernahm, verzog sich das Gewölk. Damit flackerte auch die Gefechtstätigkeit wieder auf, die östlich von 1040 besonders lebhaft war. Schließlich wurden die dort eingenisteten Rumänen vertrieben, und am 5. November ging die vordere Linie der Verbündeten wieder bis an den Waldrand nördlich von Schela vor.

So hatte die Gruppe Kneußl wohl das Vulkangebirge durchstoßen, nicht aber — so wie ihr aufgetragen war — den beiden Kavalleriedivisionen den Weg in die walachische Ebene geöffnet. Die Ursachen des unbefriedigenden Ausganges der Unternehmung lagen in der unzureichenden Stärke und in der mangelhaften Ausrüstung für das Gebirge. Auch der Wetterumschlag hat das seinige beigetragen; doch sind von ihm beide Gegner in gleicher Weise betroffen worden.

Der gewaltsame Übergang über das Vulkangebirge bekräftigte die schon aus der Winterschlacht 1915 in den Karpathen sowie aus den jüngsten Kämpfen im Trotusu- und Ojtoztal gewonnene Erfahrung, daß die Schwierigkeiten für den Angreifer nach dem Überschreiten der Kammlinie wachsen. Die langen Nachschublinien, die Erschwernisse des Nachführens der Artillerie und die geringe Wegsamkeit im Oberteil eines Gebirges sind schwere Hemmnisse, die ganz besonders die Verwendung von Reiterei beeinträchtigen. Dagegen erwachsen dem Verteidiger, der schon am diesseitigen Abfall des Gebirges steht, Vorteile aus der Kürze und Einfachheit des Nachschubdienstes, aus der vergleichsweise besseren Gangbarkeit des Geländes und aus dem reicheren Wegnetz, das die Möglichkeit bietet, Reserven rasch an die entscheidenden Punkte heranzuführen.

Dies hatte auch die Gruppe Kneußl erfahren müssen. Verhältnismäßig schwache rumänische Kräfte, aber in wirksamer Richtung angesetzt, hatten einen für die Verbündeten sehr verlustreichen Rückschlag herbeigeführt1). Zum Glück waren die beiden Ausfallspforten aus dem Becken von Petrosény fest in ihrer Hand. Gestützt auf diese und in Berücksichtigung der eben gewonnenen Erfahrungen galt es, das Unternehmen für den Durchstoß in die Ebene neuerlich raschestens vorzubereiten; denn der Winter stand drohend vor der Tür.

Die Ereignisse bei Orsova in der ziveiten Oktoberhälfte

In einem, wenn auch nur mittelbaren Zusammenhang mit dem Durchbruchsangriff der Gruppe Kneußl standen die Begebenheiten, die sich bei der seit 16. Oktober wieder dem 9. Armeekmdo. direkt unterstehenden Gruppe Obst. Szivó abspielten.

J) Die Verbündeten hatten insgesamt 518 Tote, 1175 Verwundete und 1973 Vermißte sowie 27 Geschütze eingebüßt. Die Rumänen, über deren blutige Verluste keine Angaben vorliegen, haben 36 Offiziere und 2178 Mann an Gefangenen sowie 6 Geschütze und 4 Maschinengewehre in den Händen der Verbündeten gelassen. Eine größere Anzahl schon erbeuteter Kanonen und Maschinengewehre haben die Rumänen wieder zurückerobert (Kneußl, Durchbruch, 79. — Dabija, II, 426).

Nach den erfreulichen Anfangserfolgen im Vulkangebirge forderte GdI. Falkenhayn den Obst. Szivó auf, sich über die Aussichten eines zur Gewinnung von Turnu Severin abzielenden Angriffes zu äußern. Dieser meldete, seinem linken Flügel mit einem Mindestmaß an Kräften eine lediglich festhaltende Rolle zuweisen, mit allen übrigen Kräften aber, unterstützt durch bulgarische Artillerie und die Donauflottille, über die untere Cerna vorbrechen zu wollen.

Am 27. Oktober wurde der in der vorgeschlagenen Art von Falkenhayn gutgeheißene Angriff angesetzt. Doch ihm war nur wenig Raumgewinn beschert, da sich der Feind, wie auch schon bei den am 23. ausgeführten Scheinangriffen festgestellt werden konnte, bei Orsova keineswegs geschwächt hatte. Als nach den am 28. unternommenen Erkundungsvorstößen die selben Meldungen einliefen, wurde von der Fortsetzung des Angriffes Abstand genommen. Die Truppen hatten sich in den auf dem westlichen Cernaufer gewonnenen neuen Stellungen einzugraben, und Obst. Szivó traf alle erforderlichen Abwehrmaßnahmen, weil er jetzt sogar rumänische Ablenkungsangriffe besorgte.

Die Eroberung von Constanta und von Cernavoda

Hiezu Beilage 11

Ehe noch Falkenhayn den Durchbruchsangriff südlich von Petro-sény beginnen konnte, holte Mackensen in der Dobrudscha zu einem neuen Schlage aus. Des Generalfeldmarschalls Streben war es stets gewesen, ehestens bis an die schmälste Stelle zwischen Donau und Meer vorzudringen. Dann sollten die überschüssigen Kräfte freigemacht werden, um sie für ein Zusammenwirken mit der deutschen 9. Armee an geeigneter Stelle zum Vorstoß über die Donau bereitzustellen.

Am 19. Oktober begann der Angriff der Streitkräfte der Verbündeten, die Mackensen in zwei Gruppen gegliedert hatte. Das Schwergewicht lag bei der Ostgruppe des bulgarischen Gen. Kantardjeff, in die neben der deutschen 217. ID., die Brigade Bode und viel schwere Artillerie eingeteilt waren. Aber auch die unter Gen. Toscheff stehende Westgruppe hatte den Feind durch Angriff zu fesseln.

Nach viertägigem, hartnäckigem Kampf vermochten die Verbündeten in Constanta einzudringen und den Feind über den Ostflügel der Bahn zurückzuwerfen. Bei diesen Kämpfen sollen namentlich die in der Mitte der Dobrudschaarmee fechtenden Russen nur matten Widerstand geleistet haben41). Fast drohte die Front der Armee Zajontschkowskij auseinanderzubrechen. In Constanta fielen den Verbündeten mächtige, gefüllte Getreidespeicher und Petroleumtanks in die Hände. Die russische Flotte, die sich fast gar nicht am Kampfe beteiligt hatte, war aus dem Hafen abgedampft, ohne diese wertvollen Vorräte zu vernichten.

Zwei Tage nach der Einnahme von Constanta, am 24., überließ der Feind den permanent befestigten Brückenkopf von Cernavoda der Gruppe Toscheff, die gegen Westen eingeschwenkt war42). Knapp vorher hatten die Rumänen die große Donaubrücke gesprengt.

Im weiteren Vordringen erreichten die Verbündeten bis zum 26. die angestrebte Front zwischen Lac Tasaul und Topal. In einer für die Abwehr günstigen Linie wurde haltgemacht. Der Feind wich noch weiter zurück und wurde bloß durch die bulgarische Reiterei verfolgt. Zur Verteidigung der Stellung wurden nur die 4. und eine neue kombinierte Infanteriedivision der Bulgaren sowie das VI. Osmanenkorps bestimmt, die unter Gen. Toscheff wieder die bulgarische 3. Armee zu bilden hatten. Die übrigen Truppen und die ganze schwere Artillerie zog Mackensen ab; einige weittragende Geschütze blieben bei Constanta zur Abwehr feindlicher Kriegsschiffe.

Wenige Tage nach dem Beziehen der neuen Verteidigungsstellung vermeinte der Generalfeldmarschall doch die ganze Dobrudscha gewinnen zu sollen. Die bulgarischen Infanteriedivisionen rückten daher weiter und fühlten gegen die in der Höhe von Pestemal angelegten Verschanzungen des Feindes vor. Zu dessen Verstärkung waren mittlerweile das IV. sib. Korps (9. und 10. sib. SchD.) und die 30. ID. des russischen IV. Korps nach der Dobrudscha im Anrücken. Die Masse des zweitgenannten Korps (40. ID. und 8. KD.) nistete sich auf dem linken Donauufer zwischen Cälärasi und der Jalomitamündung ein, um allfällige Übergangsversuche des Gegners zu vereiteln. Die 2. und die 5. ID. der Rumänen wurden auf das linke Donauufer verschoben. Auf dem rechten Ufer verblieben von den Rumänen nur mehr die 9. und die 19. ID., die — weil stark geschwächt — in eine Division zusammengezogen wurden, und die 5. Cälärasibrigade. Über alle genannten, zu beiden Seiten der Donau stehenden russischen und rumänischen Truppen, die als russische Donauarmee zusammengefaßt wurden, übernahm an Stelle Zajontschkowskijs GdK. Sacharow, der bisherige Führer der

11. Armee, die Befehlgebung. Er unterstand unmittelbar der Stawka.

Der verläßlich arbeitende Nachrichtendienst der Verbündeten hatte vom Anrücken der russischen Verstärkungen frühzeitig Kenntnis erlangt. Um die Divisionen Toscheffs, die gegen die russisch-rumänische Front vorgerückt waren, vor einem Rückschlag zu bewahren, befahl Mackensen den Bulgaren, in die mittlerweile zwischen Lac Tasaul und Topal ausgebauten Verschanzungen zurückzukehren. Sie traten am

3. November den Rückmarsch an und besetzten die Stellung, in deren Mitte das Türkenkorps eingesetzt wurde. Als die Russen das Abziehen der Bulgaren merkten, folgten sie vom 6. November an nach und gruben sich vor den Verschanzungen des Gegners ein.

Führungsmaßnahmen der Verbündeten für den Einbruch in die Walachei

Hiezu Beilagen 8, 22 und 23

Um die Monatswende Oktober—November waren die Stoßgruppen der deutschen 9. Armee, die den Einbruch in die Walachei zu erzwingen hatten, allenthalben noch im Gebirge stecken geblieben. Das Unternehmen war somit an einem toten Punkte angelangt. Daß dies eintreten konnte, hatten die hohen Befehlshaber der Verbündeten vorausgesehen und daher schon rechtzeitig das Zuführen von Verstärkungen in die Wege geleitet. Die völlige Tatenlosigkeit der Russen im Raume nördlich von Pinsk gestattete es bereits um den 20. Oktober, von der Düna zwei deutsche Divisionen, die 41. und die 109., für Siebenbürgen abzuziehen.

Über den Ort ihres Einsatzes bestanden zunächst Meinungsverschiedenheiten. Die DOHL. erwog unter anderem die Verwendung von wenigstens einer Division bei Orsova. Wenn hier taktisch ein Erfolg auch durchaus erreichbar zu sein schien, so vertrat das Heeresfrontkommando in Übereinstimmung mit der k.u.k. Heeresleitung doch die Ansicht, daß Orsova vom entscheidenden Raume, der nach seiner Ansicht bei Bukarest lag, viel zu weit entfernt sei. Im Stabe des Erzherzog-Thronfolgers beurteilte man am 26. die Lage im Roten Turm Paß und bei Campulung durchaus günstig. Man gedachte daher, jene zwei Divisionen hieher zu leiten, um die rumänischen Hauptkräfte, die man bei Bukarest und nördlich davon anzutreffen hoffte, „durch Vordringen über die Linie Pitesci—Tárgovistea—Ploesci umfassend anzugreifen und sie von ihrer

1. Armee zu trennen“.

Mittlerweile war am 27. Oktober bei der Gruppe Kneußl der schon geschilderte Rückschlag eingetreten. Trotzdem hielt Falkenhayn an dem Gedanken fest, den Durchbruch unter Verwertung der beim ersten Versuch gewonnenen Erfahrungen im gleichen Raume zu erneuern, weil hier die Ebene am nächsten lag. Er schlug daher den Einsatz der zwei Divisionen im Schyltale vor. Dies widersprach wohl den in Klausenburg und in Teschen bestehenden Ansichten. Allerdings konnte sich die k.u.k. Heeresleitung wegen der von ihr gehegten Besorgnisse vor einem russisch-rumänischem Ansturm gegen die 1. Armee der Erwägung nicht entziehen, daß ein vom Feinde in der Gyergyó allenfalls errungener Erfolg den Vorstoß über Tárgu Jiu nicht lähmen könnte. Höchstens vermochte er zum Aufgeben der südlich von Kronstadt gewonnenen Vorteile zu führen. Um auch dagegen möglichst gefeit zu sein, hatte die Heeresleitung die schon erwähnte Stärkung der 1. Armee durch die zwei bayrischen Divisionen und durch das Kavalleriekorps Brudermann verfügt (S. 480).

Da man aber schon wegen der späten Jahreszeit einen entscheidenden Erfolg möglichst rasch erringen wollte, stimmten am 29. schließlich die DOHL. und mit ihr auch die ändern hohen Befehlsstellen in Teschen und in Klausenburg dem Einsatz der 41. und der 109. ID. im Szurduk-paß zu, weil er mit der Bahn am raschesten zu erreichen war, und man hier der Ebene am nächsten stand. Aber auch der Bitte Kraffts um eine Verstärkung (S. 489) konnte entsprochen werden, indem ihm die im Dniesterraume entbehrlich gewordene deutsche 216. ID. in den Roten Turm Paß zugeführt wurde.

Das Streben der Mittelmächte ging somit dahin, unter Festhalten an der Siebenbürger Ostfront mit den zwei ungefähr je vier Infanteriedivisionen starken Gruppen Kühne und Krafft den Stoß bis in die walachische Ebene fortzusetzen. Der erstgenannten hatte zur Auswertung des Erfolges noch das aus der 6. und der 7. KD. gebildete Kavalleriekorps Schmettow zu folgen. Doch auch in den Kronstädter Pässen hatte der Druck auf den Feind fortzudauern, um Kräfte zu fesseln. Bei der Orsovagruppe konnte der Zuschub der bloß 1000 Gewehre starken 2. Radfahrerbrigade wohl wenig Wirkung erwarten lassen. Man wird Falkenhayn darin zustimmen dürfen, daß ihre Einteilung beim Kavalleriekorps Schmettow besser entsprochen hätte *). Über die Heeresgruppe Mackensen erfuhr das Heeresfrontkommando Erzherzog Karl, daß sie ihren Schwerpunkt jetzt nach Biela (an der Bahn 50 km süd-

x) Falkenhayn, 9. Armee, 37.

westlich von Ruščuk) verlege und ungefähr um den 7. November über die Donau zu gehen beabsichtige.

Doch ehe noch die entscheidenden Angriffe zum Einbruch in die walachische Ebene angesetzt werden konnten, entfesselte der Südflügel der russischen 9. Armee an der siebenbürgischen Ostfront ernste Kämpfe.

Die Deckung der Ostflanke Siebenbürgens

Die Verteidigung des Gyergyóbeckens durch die Armee Arz

(3. bis 18. November)

Hiezu Beilagen 18, 21 und 25

Die russische Führung trug sich schon seit Mitte Oktober mit dem Gedanken, den verlängerten und verstärkten Südflügel Brussilows gegen Siebenbürgen angreifen zu lassen (S. 453) und dadurch die bedrängten Rumänen zu entlasten. Am 19. Oktober hatte der Führer der 9. Russenarmee, GdI. Letschitzki, der Stawka den Vorschlag unterbreitet, der gegnerischen Hauptkraft, die sich offenbar aus dem Raume um Kronstadt zum Einbruch in die Walachei nach Bukarest anschicke, mit gesammelter Macht, auch mit der rumänischen Nordarmee, in die Flanke zu fallen. Der Plan sah vor, die gegnerische Gruppe, die auf dem siebenbürgischen Gebirgskamm gegen Osten wachte, in die Berge westlich der oberen Maros zurückzu werfen und sodann die Verbindungslinien der nach Süden strebenden Stoßgruppe des Gegners zu bedrohen1). Der Ausführung dieser Absicht waren jedoch die Verbündeten durch ihren Angriff auf die Dobrudscha zuvorgekommen; die nächsten zwei Korps der dem Gen. Letschitzki zugedachten Verstärkungen (IV. und IV. sib.) hatten der russischen Donauarmee zugeführt werden müssen (S. 466 und 501). Bis wann die zurollenden Korps XXIV und XXXX verfügbar sein konnten, war noch ganz ungewiß. Die Leistungsfähigkeit der rumänischen Bahnen war sehr gering2); das russische V. Kavalleriekorps (S. 466) mußte den Weg aus dem Raum südlich von Łuck nach Rumänien marschierend zurücklegen.

Dennoch drängte Brussilow am 28. Oktober, daß die 9. Armee spätestens am 7. November zum Angriff schreite, da sich der Rumäne in

1/ Zajontschkowskij, 114 ff.

Knox. II. 497.

seinen Stellungen höchstens noch zehn Tage behaupten könne. Gen. Letschitzki verwies darauf, daß er augenblicklich nur das an seinem Südflügel neu in die Front gerückte XXXVI. Korps gegen Maroshéviz vortreiben könne, versprach sich von dem Stoße jedoch keine sonderliche Wirkung. Die Angriffsabsichten im großen wurden daher zunächst zurückgestellt, die Vorbereitungen hiezu aber weiter betrieben. Am 3. November legte der Armeeführer dem Kommando der Südwestfront einen Entwurf vor, der eine machtvolle Offensive seiner gesamten Streitkräfte, einschließlich aller zuströmenden Verstärkungen, im Verein mit der rumänischen Nordarmee auf der Frontstrecke von Dorna Watra bis Kézdivásárhely für den 14. November in Aussicht nahm. Auf Brussilows Geheiß sollte sich auch die russische 8. Armee Kaledin, zunächst mit ihrem Südflügel, dem Vorgehen Letschitzkis anschließen.

Indessen schritten die Russen schon anfangs November gegen die Gyergyó' und den nördlich anschließenden Abschnitt zum Angriff. Der russischen Kriegsliteratur ist nicht zu entnehmen, ob Letschitzki — zuletzt dennoch dem Wunsche Brussilows nachgebend — etwa einen Vorstoß mit begrenzten Zielen anordnete oder aber nur seine Unterführer gewähren ließ, sich für die demnächst einsetzende Offensive günstigere Bedingungen zu schaffen.

Das Kommando der Heeresfront Erzherzog Karl hatte gegen eine Bedrohung der Siebenbürger Ostfront durch das Bereitstellen des Kavalleriekorps Brudermann im Gyergyóbecken und der 10. bayr. ID. in der Csik vorgesorgt (S. 480); auch war veranlaßt worden, sowohl diese Division wie die bei der Gruppe Stein nicht eingesetzten Teile der 8. bayr. RD. mittels der Bahn rasch dem Nordflügel der 1. Armee zuschieben zu können. Das Verhalten des Feindes vor der 7. Armee, Ablösungen und die Rückverlegung des russischen 8. Armeekmdos. nach Czernowitz (S 466), ließen nach der Meinung des Heeresfrontkommandos für die nächste Zeit keine Angriffabsichten annehmen. Das 7. Armeekmdo. war am 2. November angewiesen worden, an die Rückgabe der zur Armee Arz gehörenden Truppen (73. HIBrig. und zwei bayrische Bataillone,

S. 470) zu denken. GO. Kövess antwortete am 3., der Feind habe sich vor dem rechten Flügel durch das XXVI. Korps verstärkt, die ganze Armeefront müsse nach wie vor verhältnismäßig stark gehalten werden. Aus den Bereichen der beiden deutschen Korps könne nichts abgezogen werden. Die dichtere Besetzung beim I. Korps sei dadurch begründet, daß hier am 5. die Verteidigungslinie durch ein Unternehmen verbessert werden solle. Hierauf werde innerhalb der Armee ein Kräfteausgleich stattfinden, um die gewünschten Truppen freizumachen. Die 12. ID. vom äußersten Nordflügel werde nach und nach dem XI. Korps zugeführt und die 16. IBrig. wieder in den Verband der 30. ID. gebracht werden.

Am 3. November begannen die Russen gegen die ganze Front des XXI. Korps, FML. Lütgendorff, und gegen den anschließenden Südflügel des XI. Korps, FML. Habermann, mit starken Aufklärerabteilungen vorzufühlen und die schwachen Sicherungen zurückzudrücken. Gegen den Putnaabschnitt der 72. ID., FML. Bandian, und auf die Stellungen der 37. HID., GAI. Háber, bei Holló setzte heftiges Geschützfeuer ein.

Dieses Vorgehen rief bei den Befehlsstellen der k.u.k. 1. Armee den Eindruck größerer, planmäßig angelegter Angriffshandlungen hervor, und FML. Lütgendorff, der das frische russische XXXVI. Korps vor sich wußte, bat wegen des geringen Kampfstandes seiner beiden Divisionen l) um eine Verstärkung. GdI. Arz, der an Reserven nur über ein Bataillon des HIR. 14 verfügte, das er für den Raum um Bélbor für notwendig hielt, erwirkte von der Heeresfront, daß dem XXI. Korps die Schützenbrigade der 3. KD. (etwa 1700 Karabiner) zugewiesen wurde. Je eine Hälfte der Brigade hatte am nächsten Tage in das Tölgyes- und in das Putnatal zu marschieren. Um Lücken in der Front zu füllen, mochte die Kraft der Kavallerieschützen nach Auffassung des Korpsführers zwar ausreichen, nicht aber, um einen ernstlichen Angriff aufzuhalten. Das Korpskmdo. stellte dem 1. Armeekmdo. neuerlich vor, es wäre nötig, eine bayrische Division schon hier zu haben, um die Absichten des Feindes durch einen Gegenschlag zu durchkreuzen2).

Am 4. November früh trat das XXXVI. Russenkorps zum Angriff an, um längs des Gyilkossees sowie die Putna- und die Borszekerstraße entlang gegen die Gyergyó vorzubrechen. Das Vorwärtskommen dieser Stoßgruppe sollten Teile des III. Kavalleriekorps durch ein gleichzeitiges Vorgehen über Bélbor erleichtern. Aus dem Zsédánpataktal aufsteigend, griff die russische 25. ID. die zwischen dem Békás- und dem Putnatal stehende lockere Verbindungsgruppe der 72. ID. an und verdrängte sie vom Zsédányhegy (1481 m), so daß die inneren Flügel der Gruppe Obst.

*) Die Infanterie des XXI. Korps zählte auf 74 km 9200 Feuergewehre, entsprach demnach dem Stande einer Division. Die 37. HID. umfaßte nur die 74. HIBrig.

2) Nach einer unveröffentlichten, dem Kriegsarchiv überlassenen Studie des GdI. Freih. v. L ü t g e n d o r f f, „Die Errettung der Gyergyó vor der russischen Invasion durch das k.u.k. XXI. Korps im Herbst 1916“. Eine ungedruckte Arbeit' „K i s z 1 i n g, Die Kämpfe der k.u.k. 1. Armee an der Siebenbürgischen Ostfront von Mitte Oktober 1916 bis zur Jahreswende“ wurde gleichfalls benützt.

Szabó und der 143. IBrig., Obst. Barwik, auseinanderzubrechen drohten. Bei der 37. HID., die von der 68. Russendivision bestürmt wurde, mußte die Höhe Bitca Arsurilor (1385 m), der Eckpfeiler der Stellung nördlich von Gyergyó-Holló, vor einem umfassenden Angriff aufgegeben werden. Als Stütze der wankenden Front führte FML. Lütgendorff beiden Divisionen die Schützen der 3. KD. zu1).

Der starke Druck des Feindes bewog nunmehr die höhere Führung, ausgiebigere Hilfen zu gewähren. Zunächst erhielt die 1. Armee das ganze Reiterkorps Brudermann, von dem der Rest der 3. KD. dem XXI. Korps überwiesen, die 10. KD. als Armeereserve nach Gyergyó Szt. Miklós bestimmt wurde. Abends entschloß sich dann das Heeresfrontkommando, auch noch die 10. bayr. ID. beschleunigt nach Gyergyó Ditro und Gyergyó Remete zu fahren, behielt sich aber das Verfügungsrecht über die

10. KD. wieder vor.

Die Versuche der 37. HID., am 5. November den beherrschenden Gipfel nördlich von Holló zurückzuerobern, mißlangen; die Truppen des Frontteiles klammerten sich aber an einen weiter westlich streichenden Höhenzug an und leisteten hier den nachfolgenden Russen entschlossenen Widerstand. Bei der 72. ID. war über Nacht der Nordflügel der rechts stehenden 143. IBrig., deren Flanke entblößt war, abgebogen worden. Der Feind bedrängte aber mit Ungestüm die brüchig gewordene Mitte der Division weiter. Er zertrümmerte des Morgens den rechten Flügel der Gruppe Obst. Szabó, wobei die Bataillone V 95 und VIII 63 schwer litten. Die vom Korps beigestellte Kavallerie füllte die klaffende Bresche nur notdürftig aus. Die ganze, beiderseits des Putnatales fechtende Kraftgruppe des Obst. Szabó, die während des Tages in eine wenig geeignete Zwischenstellung zurückgeglitten war, wurde mit Erlaubnis des Korpskmdos. während der Nacht zum 6. November auf den Somlyósarok (1329m) und auf den Piciorul cu Paltinul (1189m) zurückgenommen.

Es war zu erwarten, daß sich der Feind mit den bisher errungenen Erfolgen nicht begnügen werde. Den dringenden Bitten des Armeekommandanten, ihm die 10. bayr. ID., bevor der Russe seinen Aufmarsch vollendet habe, zur Führung eines kräftigen Gegenschlages zu überlassen, konnte sich Erzherzog Karl nicht mehr verschließen. Das Heeresfrontkommando, das an diesem Tage nach Schässburg übersiedelt war, betonte nur, diese frische Kraft sei zu einem einheitlichen Stoß anzusetzen; hierauf sollten die gewonnenen Stellungen sofort widerstands*) Sacken, 448 ff.

fähig ausgebaut werden, da mit einem längeren Verbleib der Bayern in der Armeefront nicht zu rechnen sei.

Die bereits eingetroffenen bayrischen Truppen rückten, von GLt. Burckhardt geführt, gleich im Putnatale vor und gruppierten sich nach den Weisungen des FML. Lütgendorff hinter den inneren Flügeln der beiden öst.-ung. Divisionen. Der Feind ließ vor dem XXI. Korps auch am 6. nicht locker. Dort, wo die Verstärkungen im Anzuge waren, griffen die Russen nicht an. Sie fanden aber die schwachen Stellen der Verteidigung. So wurde auf dem rechten Flügel der 72. ID. das Bataillon 1/48 der Brigade Barwik eingedrückt; die benachbarten Deutschmeister (IBaon. V 4) behaupteten sich jedoch auf der Bátca Neagrä (1243 m)1). Die 37. HID. mußte südlich von Holló zwei Höhen aufgeben. Nördlich und westlich des Bistricioratales vermochten hingegen Teile der Hon-védinfanterieregimenter 14 und 15 unter vortrefflicher Mitwirkung der Artillerie die in dichten Massen anstürmende 68. ID. der Russen blutig abzuschlagen. Zugleich machte sich auch schon ein vermehrter Druck der russischen Kavalleriekörper östlich von Bélbor geltend. Es wurde immer deutlicher, daß das XXI. Korps bis zum Eingreifen der Bayern nur schwer werde ausharren können. Daher wies die Heeresfront auch die 10. KD. dem 1. Armeekmdo. zu, das die Schützenbrigade zur Stützung der 72. ID. an den Gyilkossee vorsandte, die Reiterbrigade aber noch als Reserve bei Gyergyó Szt. Miklós behielt. Da nunmehr beide Kavalleriedivisionen ausgespielt und getrennt verwendet worden waren, wurde der Korpsverband aufgelassen.

In diesen Tagen hatten auch im Bereiche der k.u.k. 7. Armee Freund und Feind eine lebhafte Kampftätigkeit entfaltet. Beim deutschen Karpathenkorps tat die 200. ID. den Russen im Ludowaabschnitt am Smotrecrücken Abbruch. Die k.u.k. 59. ID. des I. Korps, FZM. Scheuchenstuel, eroberte am 5. November durch einen Vorstoß der Bataillone I 6 und IV 42 sowie des FJB. 18 einige Stützpunkte und brachte rund 100 Gefangene der 64. Russendivision ein. Tags darauf wandte sich aber das Blatt zu Ungunsten der Angreifer, denen der Feind durch einen heftigen Gegenangriff die Früchte des Erfolges wieder entwand. Der Südflügel des k.u.k. XI. Korps mußte nachmittags zu gleicher Zeit, als sich auch das benachbarte XXI. Korps bei Bélbor der vorstrebenden Russen erwehrte, den begehrlichen Feind zurückweisen. GO. Kövess berichtete nach Schässburg, daß dem I. und dem XI. Korps starke Kräfte,

vj Hoen, Waldstätten-Zipperer und Seifert, Die Deutschmeister vWien 1928;, 685.

sechs Divisionen, gegenüberständen. Der Feind könne die 8. KD. oder die Gruppe Papp zurückdrängen; dies wäre, abgesehen vom Geländeverlust, für die Gesamtlage sehr unangenehm. Denn wegen der bereits eingeleiteten Ablösungen (S. 506) seien jetzt, wenn das bayr. IR. 16 *) zur 1. Armee abgehe, für den Südteil der Armee keine Reserven vorhanden. Das Spitzenregiment der 12. ID. könne erst am 11. November, die Masse der Division gar erst am 21. beim XI. Korps eintreffen. Das Karpathenkorps, bei dem die eine Division 20 km, die andere 50 km Frontbreite decke, vertrage kein weiteres Strecken. Der Armeeführer bat daher, ihm die Bayern bei Dorna Watra zu belassen. Das Heeresfrontkommando antwortete, daß das noch geplante Vorschieben der Stellung westlich von Botosul im Bereich des I. Korps wohl eine Klärung der Feindlage erhoffen lasse, bestand aber wegen der Vorgänge bei der

1. Armee darauf, daß das bayrische Regiment, wie bereits befohlen, am

8. November von Dragoiessa nach Bélbor zu rücken habe.

Am 7. November setzte der Feind den Angriff gegen das Korps Lütgendorff zwischen dem Békás- und dem Putnatal mit zwei Regimentern fort und verdrängte die dort in der 72. ID. eingesetzten Fußschwadronen der 3. KD., so daß ihnen die Schützenbrigade der 10. KD. zu Hilfe gesandt werden mußte. Nicht glücklicher focht die 37. HID., deren rechte Kampfgruppe von der 68. Russendivision durch einen wuchtigen Ansturm beiderseits des Gyergyótales bis auf die Höhe D. Corbului (1173 m), auf den Westhang des Bistricioratales und auf die Czifra sarok (1314 m) zurückgeworfen wurde. Noch gefährlicher gestaltete sich die Lage bei Bélbor, wo Regimenter des russischen III. Kavalleriekorps die schwache, auf weiten Raum verteilte Nordgruppe der Honvéddivision (acht Kompagnien, eine Batterie) zersprengten und zum Rückzug auf die Höhen westlich des Ortes nötigten.

Der Gewinn des Beckens von Bélbor bot dem Feinde die Möglichkeit, dem XXI. Korps in die Flanke zu fallen. Die Hauptgruppe der 37. HID. sah sich daher in den Abendstunden gezwungen, die Czifra sarok aufzugeben, die ursprünglich nach Osten gekehrte Front ihres linken Flügels nach Norden zu wenden und mit Teilen der 3. KD. den Anschluß an die über Bélbor zurückgewichene Nordgruppe zu suchen. Auch bei der Nachbararmee Kövess bog die vom Führer der ll.IIKD., GM. v. Jóny2), befehligte Gruppe den rechten Flügel vom Mt. Vamanul nach Westen ab.

x) Es gehörte in den Verband der 10. bayr. ID.

2) Die Gruppe bestand aus der 73. HIBrig. und der 11. HKD.

Die Lage beim XXI. Korps, die sich Tag für Tag verschlimmert hatte, war nur mehr durch den Gegenangriff einer frischen Truppe zu bessern. Dem Heeresfrontkommando fiel freilich der Entschluß, auch noch die mittlerweile bei Kronstadt versammelten Teile der 8. bayr. RD. (fünf Bataillone und die Masse der Artillerie) nach Gyergyó Salamis und nach Maroshéviz zu verschieben, nicht leicht, denn diese Maßregel beeinträchtigte sonstige Absichten der Führung. Da hiedurch sowohl der Südflügel der Armee Arz wie der Ostflügel der Armee Falkenhayn jeglicher Eingreiftruppen entbehren mußten, ließ die Heeresfront auf Wunsch der DOHL. aus einzelnen Regimentern und Batterien der deutschen 9. Armee bei Kézdivásárhely eine neue Reserve bilden.

Die Krise des XXI. Korps hätte bereits öfter mindestens den Einsatz von Teilen der bereitgestellten bayrischen Truppen wünschenswert gemacht. Dennoch ließ sich der Korpsführer nicht verleiten, die ihm zufließenden Reserven tropfenweise in den Kampf zu werfen, wiewohl am 7. November sogar der Armeekommandant empfahl, das bedenkliche Rückgleiten der Front durch den Einsatz frischer Truppen zu hemmen. FML. Lütgendorff blieb bei dem gefaßten Entschlüsse, mit der geschlossenen Kraft der 10. bayr. ID., GLt. Burckhardt, einen planmäßigen Gegenangriff ins Werk zu setzen, der westlich des Putnatales in der Richtung auf die Bátca rotunda (1314 m) gegen den Talknoten bei Tölgyes vorbereitet wurde. Links davon hatte die 37. HID. mit Teilen der 3. KD. über den D. Corbului vorzugehen, während die durch bayrische Kompagnien verstärkte Gruppe Szabó, die an die Befehle des GLt. Burckhardt gewiesen wurde, beiderseits des Putnatales die rechte Flanke des Sturmkeiles zu decken hatte. Das XI. Korps der 7. Armee, zur Mithilfe angerufen, sagte zu, mit der 73. HIBrig. und der 11. HKD. den Feind im Gebiet des Mt. Vamanul zu binden. Das durch öst.-ung. Maschinengewehre und eine Gebirgsbatterie verstärkte bayr. IR. 16 hatte auf Bélbor vorzustoßen. Auf einträchtiges Handeln hier an der Nahtstelle beider Armeen wies das Heeresfrontkommando noch besonders hin.

Um den Erfolg des Gegenschlages nach allen Seiten hin sicherzustellen, preßte das 1. Armeekmdo. auch noch aus dem VI. Korps, FML. Fabini, Reserven heraus. Dies war möglich, weil sich die rumänische Nordarmee sowohl vor dem Korps Fabini wie vor der Gruppe Stein auf den Stellungsbau und auf gelegentliche Plänkeleien der Vortruppen beschränkte. Der 61. HID. traten allerdings auch schon Russen des XXXVI. Korps entgegen. Trotzdem ließ GdI. Arz von dieser Division je zwei Batail-

a) Die 61. ID. war in eine Honvéddivision verwandelt worden.

lone und Batterien nach Nagypatak im Tatrostale und von der 39. HID. einen Brigadestab mit drei Bataillonen und einer Batterie in die Untere Csik als Armeereserve stellen. Außerdem hatte die 1. LstHusBrig. (vier Reiter- und zwei Fußschwadronen) mit einem Bataillon der 61. HID. am linken Flügel des VI. Korps östlich des Domukbaches zur Täuschung des Feindes nach Norden gegen den Iverekhavas (1441 m) vorzugehen und so der Hauptangriffsgruppe des Korps Lütgendorff die Arbeit zu erleichtern. Dieses Korps konnte endlich noch auf die Reiterbrigade der

10. KD. zählen, die am 8. November östlich von Gyergyó Ditró bereitzustehen hatte. Die Schlagkraft der 72. ID. und der 37. HID. war durch Mannschaftsersätze (etwa 3400 Feuergewehre) gehoben worden.

Der 8. November war ein kalter, klarer Wintertag. Der Angriff, den die 10. bayr. ID. unter GLt. Burckhardt gegen die zersplittert aufgestellte russische 68. ID. unternahm, brachte einen schönen Erfolg. Schon um llh vorm. wurde die Bät.ca rotunda erobert und nachmittags noch die Höhe südlich von Holló genommen. Die beiden Nachbarn hielten aber nicht gleichen Schritt. Die Gruppe Szabó kam im Putnatale über Réczefalva nicht hinaus; auch die 37. HID. vermochte nur wenig Boden zu gewinnen. Sie wurde im Gegenteile westlich des Bistriciora-knies von den Russen wütend angefallen, schlug diese jedoch im Verein mit den Regimentern der 3. KD. standhaft ab. Weiter nördlich wurde Bélbor von den zwei Bataillonen des bayr. IR. 16 bis zum Abend in hartem Kampfe vom Feinde (Teile der russischen 10. KD. und der

1. DonKosD.) größtenteils gesäubert1). Die auf 250 Gewehre zusammengeschmolzene Nordgruppe der 37. HID. stand südlich des Ortes an der Kleinbahn.

Jedenfalls hielt aber FML. Lütgendorff, der über die Vorgänge bei Bélbor nur unklare Nachrichten bekam, einen verläßlichen Schutz seiner linken Flanke, vor allem wegen des erfolgreich angebahnten Durchbruches der bayrischen Division, unbedingt für erforderlich. Er bat daher um Teile der bereits eingelangten S. bayr. Reservedivision. Die Heeresfront stellte noch nachts sämtliche Kräfte der Division, die der Führer der 16.RIBrig., GM. Jehlin, befehligte2), zur Verfügung. Zwei ihrer

x) Brennfleck, Das Königlich Bayrische 16. Infanterie-Regiment Großherzog Ferdinand von Toskana im Weltkrieg 1914    1918 (München 1931), 222 ff.

2) GLt. Freih. v. Stein, der das Gruppenkmdo. im Ojtozpaß führte, sollte den Befehl über seine 8. RD. bei Borszék übernehmen und an der Front durch FML. Brudermann ersetzt werden. Da dieser aber erkrankte, behielt Stein das Gruppenkmdo. im Ojtozabschnitt bis zum Eintreffen des Kommandos des deutschen XXIV. Reservekorps, GdI. v. Gerok.

Bataillone hatten am nächsten Tag nach Bélbor zu rücken, um mit dem IR. 16 die Verbindung aufzunehmen, drei Bataillone wurden als Korpsreserve nach Borszék geleitet.

Dem Begleituntemehmen der Nachbararmee Kövess gegen den Mt. Yamanul war der Feind zuvorgekommen. Er hielt namentlich das XI. Korps unter starkem Feuer, griff sodami die ganze Front der 73. HIBrig. heftig an und brach bei Gura Glodului in eine vorgeschobene Straßensperre ein. Bis zum Abend warf die Gruppe Jony durch einen sorgfältig vorbereiteten Gegenstoß die russischen Eindringlinge aus dem Grabenstück hinaus.

Für den 9. November plante das XXI. Korpskmdo., mit der Masse der 10. bayr. ID. und der angegliederten Gruppe Szabó über das Putnatal nach Osten vorzustoßen, und so den vor der 72. ID. auf der Höhe Paltinis t. (1339 m) stehenden Feind im Rücken zu fassen. Der kleinere Nordteil der Angriffsdivision sollte in der Verteidigung verbleiben. Das Heeresfrontkommando mahnte noch, diese Gruppe jedenfalls so weit vorgehen zu lassen, bis sie die volle Beherrschung des Gyergyótales gewinne, damit der Feind daraus nicht überraschend vorbrechen könne. Die anderen Gruppen des XXI. und des VI. Korps — das Unternehmen der Gruppe Obst. Csécsi-Nagy (verstärkte LstHusBrig.) hatte sich noch nicht ausgewirkt —- behielten ihre unterstützenden Aufgaben. Als allgemeine Losung galt: „Wo der Feind weicht, folgen!“

Über Nacht baute der Russe vor den inneren Flügeln der Divisionen Háber und Burckhardt ab. Am 9. konnte Tölgyes kampflos besetzt werden. Die verstärkte 37. HID. vermochte nicht nur das Südufer des Gyergyótales zu säubern, sondern auch noch Vortruppen auf das Nordufer vorzutreiben. Sowohl dem XXI. wie dem XI. Korps gelang es im Laufe des Tages, den Anschluß an die im Raume Bélbor fechtenden Truppen der Verbündeten herzustellen. Die 10. bayr. ID. mit der Gruppe Szabó gewann beim Vortragen des Angriffes östlich des Putnatales bis zu den Höhen Paltinis t. und1150 westlich des Hegyesgipfels (1504 m) Raum. Ein am Abend unternommener Versuch, die Bergspitze selbst zu erstürmen, mißlang jedoch.

Beim VI. Korps wurde die Gruppe Obst. Csécsi-Nagy, die mit dem einen Landsturmbataillon nur geringe Fortschritte erzielte, durch die zwei in Nagypatak stehenden Bataillone der 61. HID. verstärkt, damit der Vorstoß gegen die Südflanke der 25. Russendivision auf dem Kerek-havas wirksamer werde. Die der 39. HID. entnommene Armeereserve war nach Gyimes Közeplak vorzuschieben.

Am 10. November beabsichtigte FML. Lütgendorff, mit der Bayerndivision nördlich vom Zsédán p. ostwärts gegen die rechte Flanke der 25. Russendivision vorzugehen. Die Reiterbrigade der 10. KD. hatte ein das Putna- und das Tölgyestal sperrendes Bayernregiment abzulösen, das dann seiner Division folgen sollte. Die 37. HID. sollte im Anschluß an die Bayern die Rückenlinie nördlich von Baraszó, die Bitca Arsurilor, den Muncelul (1691m) und den Vrf. Harlagii (1581m) erreichen.

Jetzt war auch schon der Zeitpunkt gekommen, um das Endziel des Gegenangriffes zu bestimmen. Das 1. Armeekmdo. bezeichnete es als wünschenswert, die Grenzhöhen vom Kerekhavas über den Békás- und Tölgyespaß bis zum Piciorul Luparii (nördlich von Bélbor) in die Hand zu bekommen. Doch diese Linie wäre östlich vom Domuk- und nördlich vom Zsédánpataktale nur bei längerer Bindung der eingesetzten bayrischen Verbände erreichbar gewesen. Das lag aber weder in den Absichten der k.u.k. Heeresleitung noch der Heeresfront, die beide die eheste Versammlung der 8. bayr. RD. in der Csik für nötig erachteten. Auch gab man in Schässburg noch immer die Hoffnung nicht auf, das Reiterkorps Brudermann in der Walachei verwenden zu können. Die 1. Armee durfte für die ganze Front des VI. und des XXI. Korps nur mit dem Verbleib der 10. bayr. ID. rechnen. Demgemäß wurde auch das Angriffsziel kürzer gesteckt. Man verzichtete auf die Eroberung der Grenzhöhen beiderseits des Békáspasses; der Tölgyespaß, ferner die Höhen Ptr. Sesul la Comarnic (1612 m), Muncelul und Mt. Vamanul sollten jedoch für die einzurichtende Dauerstellung noch genommen werden. Im Sinne dieser Weisung beließ die Heeresfront dem XXI. Korps auch nur die zwei nach Bélbor gesandten Bataillone der 8. bayr. RD. und zog das Verfügungsrecht über deren sonstige Truppen wieder an sich. Weitere Kräfte des VI. Korps gegen dessen Nordflügel zu verschieben, wurde nur unter der Voraussetzung gestattet, daß auch im Falle eines rumänischen Angriffes gegen die 39. HID. kein Mißerfolg eintrete.

Unter diesen Beschränkungen wurde der Angriff am 10. November fortgesetzt. Die Stoßkraft der Division Burckhardt reichte auch an diesem Tage nicht aus, um die von den Russen zäh verteidigte Höhe He-gyes zu bezwingen. Dafür vermochte der rechte Flügel der Honvéd-division die von der Bitca Arsurilor nach Süden und Osten streichenden Rücken zu erobern, der beherrschende Gipfel blieb aber noch in Feindeshand. Den linken Flügel der Division Háber befehligte jetzt der bayrische GM. Jehlin, der mit je zwei Bataillonen seiner Brigade und des bayr. IR. 16, dann einigen Honvédabteilungen und der halben 3. KD.

die Czifra sarok nahm und nordöstlich von Bélbor bis vor den Vrf. Har-lagii und gegen den Mt. Vamanul vordrang. Der Anschlußflügel des XI. Korps, die 73. HIBrig., hatte sich ebenfalls gegen diesen Bergstock vorgearbeitet. Die zur Entlastung des XXI. Korps nach Norden strebende Gruppe des VI. Korps war auf den Hosszúhavas (1555 m) und bis ins Dorf Domukpatak gelangt.

Abends legte das 1. Armeekmdo. eine Bitte des FML. Lütgendorff an die Heeresfront vor, das letzte Regiment der 8. bayr. RD., das RIR. 23 zur 37. HID. heranziehen zu dürfen; denn der Feind leiste an ihrer ganzen Front noch immer hartnäckigen Widerstand. Gute Fortschritte der südlichen Honvédgruppe würden aber die nächsten Aufgaben der 10. bayr. ID. bestens fördern. GdI. Arz fügte bei, je rascher die Angriffsziele erreicht würden, desto früher werde die 8. bayr. RD. wieder frei werden. Die Heeresfront bewilligte den Einsatz des Regimentes.

Am 11. November schob sich die Division Burckhardt etwas nach Osten vor; am linken Flügel wurde Kavallerie eingesetzt, so daß sich die 37. HID. mit der Masse des bayr. RIR. 23 zum Angriff auf das Massiv der Bitca Arsurilor gruppieren konnte. Schwächere Teile des Regimentes kamen zur Brigade Jehlin, die bei Bélbor, ebenso wie der rechte Flügel des XI. Korps um den Mt. Vamanul, in langwierige Kämpfe verstrickt wurde x).

Der Erzherzog-Thronfolger kam zum Kommando des XXI. Korps, fuhr auf den Putnasattel vor und ließ sich über den Verlauf der Gefechtshandlung Bericht erstatten. Es war der letzte Tag, an dem GO. Erzherzog Karl FJIn seiner Eigenschaft als Frontbefehlshaber auf dem Schlachtfelde im Kreise seiner Truppen weilte. Tags darauf wurde er an das Krankenlager seines Großoheims, des greisen Kaisers FJI nach Schönbrunn berufen. Die Führung der Heeresfront hatte einstweilen GO. Kövess als Vertreter zu übernehmen.

Beim VI. Korps war das Spitzenbataillon der gegen den Kerekhavas angesetzten Nordgruppe in den Morgenstunden zurückgedrängt worden; der Feind stieß südwärts gegen die Höhe Tónyak -c^-1464 vor. Der Korpskommandant, FML. Fabini, betraute nun, da GM. Breit den Befehl über die 39. HID. übernahm, deren bisherigen Führer, den Obst. Daubner, mit der Angriffsaufgabe. Das Heeresfrontkommando eröffnete jedoch dem GdI. Arz, der Ansatz stärkerer Kräfte gegen den Kerekhavas widerspreche der gebotenen Sparsamkeit im Gebrauche der Truppen. Die 1. Armee habe vor allem zu trachten, in der befohlenen Linie Brennfleck, 225 ff.

zuverlässig zum Halten zu kommen. Zudem begannen, wie noch ausgeführt werden wird, jetzt die Rumänen die Gruppe Stein anzufallen. GdI. Arz überließ die in Gyimes Közeplak versammelte Armeereserve dem VI. Korps, untersagte aber, sie zur Nahrung des Angriffes zu verwenden. Die Gruppe Daubner, die sich inzwischen auf dem Tonyakrücken festgesetzt hatte, wurde daher spät abends angewiesen, den erreichten Raum gegen den Kerekhavas im Bogen bis zum Domuktal mit Stützpunkten zu sperren und einen verläßlichen Anschluß an die 72. ID. des XXI. Korps herzustellen.

Die 10. bayr. ID. bemühte sich noch immer um den Berg Hegyes; am 12. November umklammerte sie ihn auch von Süden, doch alle Eroberungsversuche blieben vergeblich. Wohl aber durfte die 37. HID., GM. Háber, allen Widrigkeiten des winterlichen Berglandes zum Trotz, einen schönen Erfolg verzeichnen. Zuerst bezwangen Teile des bayrischen RIR. 23 die nordwestlich der Bitca Arsurilor aufragende Nebenkuppe des Paltin sarok (1223 m), dann wurde der Felsgipfel selbst durch einen Sturm des Honvédbataillons III/15 den Verteidigern entrissen1).

Am 13. November zogen die Russen vor der Brigade Jehlin überraschenderweise von den Höhen um Bélbor nach Nordosten gegen die Grenze ab. Auf diese Nachricht hin befahl das Heeresfrontkommando, durch ein Nachrücken in diesem Raume dem Feinde das Fortsetzen des Angriffes vorzutäuschen. Wegen der Geländeschwierigkeiten und in dem Bestreben, die 8. bayr. RD. sowie die Reiter der 3. und der 10. KD. bald aus dem Gefecht ziehen zu können, beschränkte es aber kurz darauf das Angriffsziel unter Verzicht auf den Muncelul auf die Linie Bitca Arsurilor—Vrf. Harlagii—Mt. Vamanul. Sie wurde am 14. fast kampflos eingenommen; den Mt. Vamanul (1409 m) besetzten Teile der 73. HIBrig. vom Nachbarkorps Habermann.

Das XXI. Korps rang noch bis zum 18. November um einzelne Geländestücke, um eine über den Winter haltbare Widerstandslinie zu erlangen. Starker Schneefall und die Erschöpfung der Kämpfer hüben und drüben dämpften schließlich die Gefechtstätigkeit.

Angriff der Rumänen gegen den Ojtozabscbnitt (10. bis 16. November)

Die rumänische Nordarmee, Gen. Presan, nahm in der ersten Novemberwoche eine neue Gliederung an. Nachdem die 8. ID., die am

') Roth, Das K. B. Reserve-Infanlerie-Regiment Nr. 23 ^München 1927), 91 ff.

33*

Nordflügel durch die Russen frei gemacht worden war, im Raum um Ocna die Front verdichtet hatte, wurde der linke Armeeflügel auf Kosten der 2. Armee zuerst durch die 7. gemischte Brigade und am 7. November durch die 6. ID. nach Westen bis zum Bodzapaß, diesen inbegriffen, verlängert43). Während dieser Zeit kam es im Ojtozabschnitte der Gruppe Stein nur zu Zusammenstößen stärkerer Patrouillen oder einzelner Kompagnien, die sich gegenseitig um günstige Geländestücke für Vorstellungen rauften.

Als sich die Siebenerhusaren der k.u.k. 1. KD., FML. Ruiz, am

9. November auf der Lipse tetö (1390 m) festgesetzt hatten, gingen die Rumänen einen Tag später gegen die schütteren Postierungen der Reiterdivision vor und holten sich die Kuppe zurück. Am gleichen Tage brachten aber Teile des bei der 71. ID., GM. Goldbach, eingesetzten bayr. RIR. 19 durch ein planmäßig angelegtes Unternehmen den D. Les-pedii (998 m) in ihren Besitz und fügten diese 3 km nordwestlich von Sosmezö gelegene Grenzhöhe in die Abwehrlinie ein. Der Feind antwortete mit heftigen Gegenstößen, traf jedoch auf den festen Widerstand der Bayern44).

Damit flammten um den Ojtozpaß wilde, für beide Seiten sehr verlustreiche Kämpfe auf, die fast eine Woche lang dauerten. Für den

11. November rief Gen. Presan seine Truppen zum Angriff auf, er wollte den Gegner von der Grenze in das Landesinnere zurücktreiben. Ob dieser Offensivschlag als Gegenzug auf den am 8. begonnenen Vorstoß des k.u.k. XXI. Korps gedacht war, geht aus der rumänischen Feldzugsschilderung nicht hervor.

Am 11. fiel der Feind mit drei Sturmsäulen die Gruppe Stein in größerer Breite an. Die Rumänen prallten zwar an der verstärkten 71. ID. ab, warfen aber an der Nahtstelle zur l.KD. deren Schützen 8 km östlich von Ojtoz vom Kordonposten -<)-1169 zurück. Hiedurch wurde die Nachschublinie der 71. ID., die Paßstraße, bedroht. Um diese Gefahr auszuschalten, ließ GM. Goldbach die Höhe durch ein Bataillon des Székler IR. 82 zurückerobern 45) und verschob von seinen spärlichen Reserven ein Bataillon hinter die 1. KD. nach Klárák. Die Rumänen, die sich auch an den Tömlö hordó (1364 m) herangearbeitet hatten, zogen sich hier wieder zurück. Hingegen hatten die Bayern am 12. auf der jüngst genommenen Grenzhöhe acht Anstürme abzuschlagen, die vom Feinde unter Musikklängen ungestüm vorgetragen worden waren.

Schon am 8. November hatte die DOHL. in Teschen angeregt, „daß die 9. Armee wieder ihren eigenen Rückenschutz bekommt“, das heißt den Ojtozabschnitt der Armee Falkenhayn anzugliedern und den GLt. Stein durch den herbeibefohlenen GdI. Gerok mit dem Stabe des XXIV. RKorps. zu ersetzen (S. 511). Auf einen Auftrag Conrads unterstellte daher die Heeresfront am 12. November die Gruppe Stein der 9. Armee x) und überließ dieser zugleich die bei Kézdivásárhely in Sammlung begriffene Reserve (vier deutsche Bataillone und fünf Batterien, S. 510) zur Verstärkung der Ojtozverteidiger.

Der 13. November wurde für die 71. ID. durch den Druck der rumänischen 15. ID. ein heißer Kampftag. Vormittags berannten die Rumänen den Grenzrücken nordwestlich von Sosmezö, holten sich jedoch nur blutige Köpfe. Unterdessen ließen ihre Batterien auf den Runcul mare A 1108 einen vernichtenden Geschoßhagel niederprasseln. Die Besatzung vom IR. 82, schon seit Tagen einem sehr lästigen Flankenfeuer preisgegeben, erlitt empfindliche Verluste. Als der Feind nachmittags zum Sturm schritt, gelang es ihm, kurz nacheinander den Gipfel und dann südlich davon den Kordonposten-<J> 1169 zu erobern. Im Besitz der Kammlinie, bedrohte der Feind wieder Flanke und Rücken der 71. Division. Die noch am selben Abend versuchten Gegenstöße blieben vergeblich, die Verteidiger konnten sich nur gegen die Einbruchstelle abriegeln.

Inzwischen waren zwei Bataillone des bayr. RIR. 19 abgelöst worden und in das Ojtoztal hinab gelangt. Die Heeresfront strebte schon lange an, das Regiment zunächst in Reserve und sodann der 8. bayr. RD. zu überstellen. Jetzt war aber GM. Goldbach gezwungen, auf die beiden Bataillone zu greifen. Das nächste mußte sofort vom Dorfe Ojtoz nach Osten bergauf steigen, säuberte am 14. im Verein mit einem Bataillon Székler durch einen schneidigen Überfall die Grenzecke beim Kordonposten vom Feinde und jagte ihn nach Norden gegen den Runcul mare zurück. Das andere Bayernbataillon war inzwischen von GM. Goldbach mit der Aufgabe nachgeschickt worden, nach gründlicher Vorbereitung den Hauptgipfel zurückzuerobern.

War somit östlich des Ojtoztales die Gefahr gebannt, so wechselte unterdessen nordwestlich von Sosmezö der D. Lespedii, den jetzt das bh. IR. 5 zu verteidigen hatte, während des Tages dreimal den Besitzer.

*) Mit dieser Lösung wurde auch vermieden, den GdI. Gerok an die Befehle des rangjüngeren GdI. Arz, des Kommandanten der k.u.k. 1. Armee, zu weisen.

Am 15. früh standen nochmals die Bosniaken auf der blutig umstrittenen Höhe, mußten aber schließlich dem Feinde weichen. Ein tags darauf, am 16., versuchter Gegenstoß drang nicht durch; die Kuppe blieb den Rumänen.

Wertvoller war jedoch der Erfolg, den die Verbündeten am Runcul mare errangen. Noch im Morgengrauen überrumpelten die Bayern den auf einer Vorhöhe eingenisteten Feind und entrissen ihm hierauf handstreichartig auch die grätige Spitze. Die 71. ID. war der Sorge um ihre Flanke enthoben.

GdI. Gerok, der seit dem 15. November als Korpsführer über den Ojtozabschnitt gebot, hatte mittlerweile von den ihm zugewiesenen Reserven das deutsche Landsturmregiment 36 auf der Paßstraße zur 71. ID. vorgesandt, ließ aber mit Rücksicht auf die schweren Verluste der Verteidiger alle weiteren Gegenangriffsunternehmen einstellen. So verzichtete man auch darauf, den D. Lespedii, der die Westseite des von Härja nach Baile Slänic führenden Passes beherrschte, wiederzugewinnen.

Regen und Schneefall nötigten in der Folge Freund wie Feind, sich auf das Festhalten der Stellungen zu beschränken. Am 18. November kam es beim Kordonposten 1169 sogar zu einer örtlich und zeitlich begrenzten Waffenruhe, die von den Rumänen erbeten worden war, um ihre Gefallenen zu begraben.

Abwehrvorsorgen gegen den nächsten Russenansturm

(Bis 27. November)

Hiezu Beilagen 18, 21 und 25

Während an der Siebenbürger Ostfront die Kämpfe tobten, waren die verbündeten Heeresleitungen stets darauf bedacht, die Fortschritte in der Walachei durch frische Triebkräfte in Fluß zu erhalten und die Flanke des Stoßkeiles nach Osten bis in die Bukowina verläßlich zu schützen. So war dem Heeresfrontkommando schon am 8. November eröffnet worden, das XXI. Korps müsse sich in einer für die Dauer geeigneten Widerstandslinie festsetzen, hierauf sei die 8. bayr. RD. in die Csik als Rückhalt für die Abschnitte Fabini und Gerok zu verlegen. Die deutsche 115. ID. werde aus Wolhynien zur 9. Armee geführt, außerdem die k.u.k. 24. ID. aus dem Bereiche der Fleeresgruppe Eichhorn nach Kronstadt herangezogen, um einer Verwendung entweder nach Süden oder nach Osten entgegenzusehen. Denn aus den bekanntgewordenen Mengen von Streitkräften (S. 504), die hinter der russischen Südwestfront dem rumänischen Kriegsschauplätze zuströmten, war leicht darauf zu schließen, daß der jüngste Vorstoß des Feindes gegen die Gyergyó nur einen Auftakt bedeutete zu einem viel gewaltigeren Schlage, den Brussilow zur Entlastung der Rumänen vorbereite.

Noch während der Gegenangriff des Korps Lütgendorff lief, war die Funkstation des russischen V. Kavalleriekorps hinter dem Südflügel der Armee Letschitzki zuerst aus Secueni (südlich von Roman), am

11. November aus Piatra zu hören gewesen. Es war zu vermuten, daß dieses Kavalleriekorps die Front neben dem XXXVI. Korps nach Süden verlängern werde. Aber nicht allein vor der 1. Armee war mit einer Verstärkung des Feindes zu rechnen, auch die 7. Armee stellte bis zum 13. fest, daß die 9. Russenarmee zwischen dem II. und dem XXVI. Korps die 3.turk. SchD. vor dem Korps Habermann einschob.

Die Generalstabschefs der Heeresfront und der 7. Armee, GM. Seeckt und Obst. Waldstätten, besprachen am Fernschreiber die Lage und stimmten in der Auffassung überein, daß nach der Kräftegruppierung des Feindes ein Angriff auf die Korps I und XI in der Gegend von Dorna Watra, Mestecänesci und am Capul wahrscheinlich sei. Das

7. Armeekmdo. wurde angewiesen, für den meistgefährdeten Raum eine Reserve von zwei bis drei deutschen Bataillonen aus dem Karpathenkorps herauszuziehen. Zwei Grenadierbataillone der 1. ID. standen am

16. in Dorna Watra bereit, eines davon wurde aber nach vier Tagen dem Korps Conta zurückgegeben.

Die Gefechtstätigkeit hatte sich, abgesehen von der Mithilfe des XI. Korps bei der Säuberung des Beiborbeckens, bis zur Monatsmitte darauf beschränkt, den Feind im Vorfelde zu schädigen. Das beim Korps Scheuchenstuel geplante Unternehmen (S. 505) war mangels genügender Kräfte unterblieben. Wichtiger war es, die laufenden Truppenverschiebungen nicht zu unterbrechen, um durch das Neugliedern der Frontbesatzungen festgefügte Verbände zu erhalten. Die 8. KD., GM. Schnehen, wurde mit der Brigade Papp zu einer Gruppe zusammengefaßt, die am

11.    November zum XI. Korps trat. Am 21. übernahm eine Brigade der

12.    ID. den Abschnitt der 11. HKD., GM. Jóny dafür jenen der 16. IBrig. im 1. Korps, wohin seine Flonvédhusaren zu folgen hatten. Der Stab der

16. IBrig. löste am Nordflügel der Armee das 12. IDKmdo. ab und sollte seine Bataillone nachziehen, sobald sie durch die 11. HKD. frei geworden waren.

Reichlicher Schneefall hatte unterdessen an der Front völlige Ruhe erzwungen; am 22. November trat jedoch Tauwetter ein. Der Feind wurde bald auffallend regsamer, begann die Wehrstellungen mit starken Aufklärungstrupps abzutasten und gegen einzelne Abschnitte ein kräftiges Artilleriefeuer zu eröffnen. Im Jedul—Tatarcaabschnitt des I. Korps trieben die Russen am 27. November Gräben vor und räumten die Hindernisse weg. Hinter ihrem XVIII. Korps im Moldawatal waren Truppenanhäufungen zu beobachten, die der Nachrichtendienst der Verbündeten mit dem Zuschub einer frischen Russendivision, der 84., in Zusammenhang brachte. Auch der 8. KD des XI. Korps hatte sich der Feind stellenweise auf 150 Schritt genähert. Das 7. Armeekmdo. erwartete gegen die beiden deutschen Korps keinen ernstlichen Anfall, sondern traute dem Feinde höchstens Ablenkungsunternehmen zu und versorgte daher die rechte Armeehälfte mit Eingreif truppen. Es ließ hinter dem I. Korps je ein deutsches und öst.-ung. Bataillon, hinter dem XI. Korps das IR. 20 der 12. ID. und das HHR. 5 der 11. HKD. als Reserven bereitstellen.

Der Truppenausgleich an der Front war bis zum 27. noch nicht vollendet. Die 73. HIBrig. war im Armeeverbande am Südflügel des XI. Korps verblieben, sie hatte nur zwei Bataillone an das benachbarte XXI. Korps abgetreten, weshalb die Naht mit der 1. Armee jetzt nördlich des Mt. Vamanul. verlief. Von der 12. ID., deren 24. IBrig. links neben der Honvédbrigade stand, waren der Stab und die 23. IBrig. noch in Verschiebung begriffen. In der Mitte des Korps Habermann befehligte GM. Edl. v. Schwer außer seiner 6. KD. die 202. HIBrig. und die 5. HKD.; den linken Flügel bildete die Gruppe Schnehen. Beim angrenzenden I. Korps war die 11. HKD. durch ein von der 16. IBrig. verbliebenes Bataillon, ferner durch das rt. SchR. 6 *) und durch Landsturm verstärkt. Den zwei Divisionen des Karpathenkorps halfen schon lange öst.-ung. und deutsche Landsturmbataillone, den ausgedehnten Verteidigungsbereich zu halten. Das deutsche XXV. RKorps hatte am

24. November in GLt. Freih. v. Richthofen einen neuen Führer erhalten.

Die Entlastungsoffensive der russischen Südwestfront, die Brussilow mit der 8. und der 9. Armee zu Gunsten der Rumänen vorhatte (S. 505), war am 14. November nicht eröffnet worden, da von den beiden der Armee Letschitzki zurollenden Korps (XXIV. und XXXX.) zu der Zeit nicht einmal eines schlagbereit versammelt war. Der Beginn des Angriffes wurde daher auf den 28. November verschoben2).

!) Vereinigte Divisionskavallerie.

2) Zajontschkowskij, 117.

Je länger sich der Ausbruch des an der Ostfront Siebenbürgens aufsteigenden Gewitters verzögerte, umso besser konnte die hohe Führung der Verbündeten die Pläne des Feindes durchschauen und ihre Gegenmaßnahmen treffen. Die DOHL. wandte, damit der Einbruch in die Walachei nicht durch einen Rückschlag an der Ostflanke gestört werde, deren verläßlicher Festigung ihre besondere Obsorge zu. So hatte GdI. Ludendorff, da er mit dem Erscheinen russischer Kräfte vor dem VI. Korps und der Gruppe Stein rechnete, schon am 14. November dem Stabschef der Heeresfront, GM. Seeckt, geraten, den Gegenangriff des Korps Lütgendorff zu beenden, die 8. bayr. RD. wieder freizumachen und die ganze 1. Armee, die Gruppe Stein (später Gerok) wie auch die deutsche 89. ID. der 9. Armee in Dauerstellungen fest zu verankern.

Als am 17. November die Kämpfe am Nordflügel der Armee Arz dem Abschlüsse nahe waren (S. 515) und zugleich sichere Nachricht über das Eintreffen des XXIV. Russenkorps aus dem Raume Bacäu vorlag, wurde die Masse der 8. bayr. RD. (zwei Infanterieregimenter und Artillerie) aus dem XXI. Korps als Heeresreserve ausgeschieden. Vom 21. an wurde auch die 10. KD. in der Gyergyó versammelt, während die 3. KD. wegen ihres geringen Pferdestandes in der Front verblieb.

Die besonders schwierige Aufgabe, im breiten, unübersichtlichen Gebirgsgelände die Winterstellungen des verstärkten XXI. Korps auszubauen und zu sichern, dann den Kampfwert des erst kürzlich aus verschiedenen Verbänden gebildeten Korps zu festigen, überstieg nach Ansicht der Heeresfront die Leistungsfähigkeit eines Korpskommandos. Im Einvernehmen der beiden Obersten Heeresleitungen wurde daher der deutsche GdI. Litzmann, der bisher an der Front Linsingens in Wolhynien eine Armeegruppe geführt hatte, dem Abschnitte vorgesetzt. Litzmann übernahm am 24. November im Rahmen der 1. Armee das Gruppenkommando über das XXI. Korps (nunmehr 37. HID., 10. bayr. ID. und die verstreut eingesetzten Truppen der 3. KD.) und über die unmittelbar unterstellte 72. Division *).

Am 20. November mahnte die DOFIL. den GM. Seeckt neuerlich, daß, solange in der Walachei nicht die Höhe von Bukarest erreicht sei, ein starker Angriff des Feindes gegen Arz und Gerok zu erwarten sei. Ludendorff empfahl, durch die eintreffende k.u.k. 24. ID. die deutsche 187. ID. bei der 9. Armee abzulösen, überdies gleich ein Regiment der

8. bayr. RD. näher an die 61. HID. heranzuschieben. Die Heeresfront

vj Litzmann, II, 135 ff.

verlegte die verfügbaren Teile der Bayerndivision, über die GLt. Stein wieder den Befehl übernahm, in die Csik hinter das VI. Korps und wies ein Regiment der 1. Armee als Rückhalt für die 61. HID. zu. Das RIR. 23 rückte am 21. nach Gyimes Közeplak ab.

Beim Korps Gerok waren schon am 19. November die ersten Truppenzüge der 24. ID. in Bereczk eingelaufen, denn nach einer früheren Bestimmung sollte die Division den Abschnitt vom Runcul mare bis zur Tömlö hordó A 1365 übernehmen. Dadurch wäre es der 71. ID., die seit fünf Wochen mit allen Teilen in der Front stand und in andauernde Kämpfe verwickelt war, möglich gewesen, Reserven in Erholungsquartiere zu bringen. Unter den geänderten Verhältnissen wurde aber die 24. ID. nach Kronstadt abgedreht. Das bayr. RIR. 19, das Gerok inzwischen durch die ihm zugewiesenen deutschen Kräfte (S. 518) aus der Front gelöst hatte, wurde im Raume um Lemhény als Korpsreserve zurückbehalten.

Im letzten Monatsdrittel traten die Angriffsabsichten der 9. Russenarmee schon unverhüllt hervor. Die Tatsache allein, daß Gen. Letschitzki seinen Standort Suczawa mit Roman vertauschte, sich also vor der Mitte der Armee Arz aufpflanzte, war ein untrügliches Zeichen hiefür. Das russische III. Kavalleriekorps zog allerdings östlich von Bélbor nach rückwärts ab und sammelte sich um Gurahumora; dafür dehnte sich das

II. Russenkorps bis vor die 37. HID. der Gruppe Litzmann aus. Zugleich aber streckte die Armee Letschitzki ihren linken Flügel weit nach Süden. Außer dem V. Kavalleriekorps, das links an das XXXVI. Korps anschloß, rückten das XXIV. über Tetcani und das XXXX. über Ocna in die Front und lösten im Trotusu- und Uztale die Truppen der rumänischen Nordarmee ab. Deren Führer, Gen. Presan, der an die Spitze der rumänischen 1. Armee trat, wurde am 22. November durch Gen. Cristescu ersetzt. Diesem verblieb an Streitkräften die 15. ID., die 16. IBrig. der

8. ID., die 7. gemischte Brigade und die 6. Division. Die frei gewordene 7. ID. wurde in die Walachei abbefördert1) und bildete bei Bukarest eine Reserve der Heeresleitung.

Angesichts der drohenden Zurüstungen des Feindes stellte die DOHL. dem Heeresfrontkommando am 24. noch eine vorübergehende Verstärkung durch die deutsche 49. RD. in Aussicht, die von der Südarmee jetzt nach Siebenbürgen abzusenden, aber ursprünglich für die Westfront bestimmt war. Auch diese Truppenmacht sollte im Gvergyó-oder im Csikerbecken den Zügen entsteigen.

Dabija, II, 557.

Das Heeresfrontkommando ließ in diesen Tagen die Bewegungen des Feindes durch Flieger aufmerksam überwachen und schuf sich, indem es im Sinne Ludendorffs eine gemischte Brigade der deutschen 187. ID. und die Siebenbürgische Kavalleriebrigade südlich von Kronstadt durch die k.u.k. 24. ID. ersetzte, Verfügungstruppen, die beim Eisenbahnknoten Sepsi Szt. György vereinigt wurden. Da das bayrische RIR. 19 zu seiner Stammdivision in die Csik abzugehen hatte, die DOHL. aber hinter der k.u.k. 71. ID. eine Reserve wünschte, wurde ein Regiment der 187. ID. nach Lemhény gewiesen.

Am 26. November ließen die Russen ihre Geschütze gegen die Mitte und den rechten Flügel der 7. Armee spielen und dehnten das Feuer am nächsten Tage auch über den Nordflügel der 1. Armee bis zum Cso-bányostal aus. Schwache Infanterievorstöße folgten. Die Heeresfront stellte nunmehr der 1. Armee die S. bayr. RD. als Stütze für das VI. Korps zur Verfügung, und GdI. Arz befahl, die Bayern beider 61. HID., ein Bataillon bei der 39. HID. einzusetzen. Zwei Bataillone blieben Armeereserve. Dem GLt. Stein wurde im Korps Fabini die Führung des linken Abschnittes übertragen, der die Gruppe Obst. Daubner (Stab der 78. HIBrig.) und die 61. HID. zu umfassen hatte.

Der Vorabend der von den Verbündeten lange vorausgesehenen großen Entlastungsoffensive der Russen war angebrochen.

Das Eindringen in die Kleine Walachei

Der Kampf um den Austritt aus dem Vulkangebirge

11. bis 14. November;

Hiezu Skizze 1 auf Beilage 26

Als bei Falkenhayn der Entschluß feststand, nochmals im Vulkangebirge anzugreifen, um dort in die Ebene durchzubrechen, erteilte er am 29. Oktober dem Führer des LIV. Korps, GLt. Kühne, die erforderlichen Befehle. Dieser hatte mit den bei Petrosény in Versammlung befindlichen deutschen Divisionen (11. bayr., 41., 109. und 301. ID. [k.u.k. 144. IBrig.] sowie 6. und 7. KD.) „zu beiden Seiten der Szurduk-Straße vordringend, den Austritt aus dem Gebirge in Höhe etwa von Tärgu Jiu zu öffnen und offen zu halten, so daß das Kavalleriekorps Schmettow nach Süden in das rumänische Hügelland vorgetrieben werden kann“. Hierauf war beabsichtigt, „mit dem verstärkten LIV. Armeekorps in allgemein südöstlicher Richtung, mit dem Kavalleriekorps auf dessen südlicher Flanke, den Vormarsch fortzusetzen1).“ War die Gruppe Kühne am Alt angelangt, so sollte sie ihn bei Drägäsani und Slatina überschreiten, um den weiter östlich im Gebirge kämpfenden Gruppen, zunächst der Gruppe Krafft, den Weg in die Ebene aufzuriegeln. Das Reiterkorps sollte der Infanterie voraneilen und die Verbindung mit der Heeresgruppe Mackensen hersteilen, die — über die Donau gehend —• Bukarest zu nehmen hatte 2).

Im Vulkangebirge wurde nun eine sehr lebhafte Tätigkeit entfaltet, um durch gründlichste Vorbereitung den Erfolg des Angriffes zu gewährleisten. Auch der Armeeführer beteiligte sich fallweise durch Erkundungen und an Ort und Stelle getroffene Anordnungen daran. Er behielt sein Hauptquartier aber in Kronstadt bei und bemühte sich, durch wiederholtes offizielles Auftreten in der Stadt und durch Frontbesuche südlich davon die Aufmerksamkeit der Rumänen auch auf diese Weise vom Szurdukpaß abzulenken. Von den anderen Gruppen der 9. Armee wurde gleichfalls größte Tätigkeit gefordert, wiewohl Falkenhayn über die geringen Erfolgsmöglichkeiten, die sich hier boten, durchaus im klaren war. Nur im Rotenturmpaß, wohin noch die 216. ID. gelenkt wurde, erhoffte sich der Armeeführer ein entschiedenes Zurückdrängen der rumänischen Front.

Der seit dem 3. November gegen die Gyergyó gerichtete Vorstoß der Russen beeinträchtigte das Unternehmen im Vulkanpaß gar nicht. Die 9. Armee wurde durch sie nur insoferne berührt, als die am 4. von Bereczk nach Kronstadt verlegte Masse der 8. bayr. RD. vom 6. an in die Gyergyó abbefördert wurde (S. 510).

Die Vorbereitungen zu dem ursprünglich für den 6. November in Aussicht genommenen Angriff der Gruppe Kühne zogen sich bis zum

10. hin. Die Gefechtstätigkeit hielt sich in mäßigen Grenzen. Am lebhaftesten wurde noch auf dem Moldovisul gekämpft, wo ein Bataillon des ungarischen LstlR. 1 zwischen dem 5. und dem 7. November Angriffe weit überlegener Feindkräfte heldenmütig abschlug. Am 10. eroberten Truppen der k.u.k. 144. IBrig., Obst. Berger, und der deutschen 109. ID. als Auftakt für den am 11. beginnenden Durchbruchsangriff den Rücken, der sich vom Moldovisul gegen die Höhe Postaia hinzieht.

Für den Durchstoß hatte GLt. Kühne von seiner 40 Bataillone, 52 Schwadronen und 188 Geschütze starken Truppenmacht die 41. ID.

*■] Falkenhayn, 9. Armee, II, 35.

- Kühne. Erinnerungen fNachrichtenblatt der 76. RD., Heft III/1929).

und das württ. Gebirgsbataillon westlich, die 109. ID. östlich der Talstraße aufgestellt. Die 11. bayr. ID. sollte dahinter auf der Straße folgen. Die 301. ID., von der Teile noch im Parengugebirge standen, hatte sich nach dem Durchschreiten des Passes hinter dem linken Flügel der 109. ID. zu staffeln. Die Schwadronen Schmettows blieben noch in ihren Quartieren nördlich des Vulkanpasses. Als erste Aufgabe stellte Kühne die Forderung;, einen Brückenkopf in der Linie Välari—Rugi—Sämbo-tin—'Tetila—Musetesti zu schaffen, der die Entwicklung aller Truppen und das Durchziehen der Reiterei gestatten sollte.

Am 10. November erließ Falkenhayn einen Armeebefehl, worin er außer der Gruppe Kühne auch noch alle anderen Gruppen aufrief, am

11. den „allgemeinen Angriff wieder aufzunehmen“1).

Den Rumänen scheint die Angriffsrüstung des Gegners im Petro-sényer Gebiet tatsächlich entgangen zu sein. Sie bildeten lediglich aus Teilen der 11. ID. und den ihr bisher zugeflossenen Verstärkungen eine neue l.ID. in der Stärke von 18l/o Bataillonen und 16 Batterien2). Die bei Orsova verbliebenen Truppen der 1. ID., drei Infanterieregimenter und vier Batterien, wurden als „Cernadetachement“ zusammengefaßt, die Masse der 11. ID. als Heeresreserve nach Pitesci zurückgezogen.

Der bei günstigem Wetter begonnene Angriff Kühnes vermochte die Rumänen, die sich mit beachtenswertem Mute schlugen, am 11. so weit zurückzudrängen, daß die deutschen Truppen der beiden vorderen Divisionen allseits aus dem Walde treten konnten. Die Württemberger und die 41. ID. standen am Abend in der Linie Höhe A 1191—Schela— Porceni. Die 109. ID. kämpfte sogar während der Nacht weiter und vermochte am 12. früh den Ort und den Bahnhof Bumbesci zu erobern. Ihr linker Flügel, verstärkt durch Teile der k.u.k. 144. IBrig., stand noch auf der Höhe Postaia. Die 11. bayr. und die Masse der 301. ID. waren nach einem genau ausgearbeiteten Plan in den langen Engpaß eingezogen.

Auf die Hilferufe der rumänischen 1. ID. befahl ihr der neue Führer der 1. Armee, Gen. Vasilescu, noch zwei bis drei Tage hartnäckigen Widerstand zu leisten, „da sich bis dahin die Lage am Alt klären werde". Mehr konnte er offenbar nicht tun, da auch das Cernadetachement vom Gegner angefallen wurde und keine Armeereserve mehr vorhanden war.

Am 12. und am 13. drängten die Truppen Kühnes unter den Augen des Armeekommandanten den sich wacker wehrenden Feind weiter zuJ) Falken hayn, 9. Armee, II, 41.

2' Dabija, III, 13.

rück und standen am Abend dieses Tages in der Linie Välari—Sarn-botin—Musetesti. Die 11. bayr. ID. schloß bei Porceni auf. Die 301. ID. sammelte sich bei Stäncesti; hierher gelangte auch das deutsche UR. 4, um zur Zerstörung der Bahn östlich von Targu Jiu losreiten zu können. Hiemit hatte Kühne den von ihm geplanten Brückenkopf geschaffen, der es ermöglichte, die Reiterei am 14. durch den Paß durchzuziehen.

In ihrer Bedrängnis wandte sich die rumänische l.ID. neuerlich um Weisungen an Gen. Vasilescu. Das rumänische Oberkommando, das von diesem offenbar um Entscheidung angerufen worden war, befahl in völliger Verkennung der kritischen Lage, die 1. ID. habe während der nächsten vier bis fünf Tage das Vorrücken des Gegners zu vereiteln, ihn dort, wo er sich geschwächt habe, über die Grenze zurückzuwerfen und Reserven auszuscheiden1). Gen. Vasilescu wies hierauf die Division zu unbedingtem Ausharren an, weil in zwei bis drei Tagen Unterstützung kommen werde.

Am 14. setzten die beiden vorderen Divisionen Kühnes die Vorrückung fort, um sich in den Besitz von Stänesti, Turcinesti und der südlich von Tetila aufsteigenden bewaldeten Hochfläche zu setzen. Die Rumänen leisteten keinen nachhaltigen Widerstand mehr. Troßkolonnen, die von Rasovita nach Targu Jiu strebten, und nach Osten abfahrende Eisenbahnzüge ließen erkennen, daß der Feind im Rückzuge sei. Am Abend standen die vorderen Divisionen des LIV. Korps in der Linie Stänesti—Curtisoara—Musetesti. Die 11. bayr. ID. gruppierte sich hinter dem rechten Flügel der 41. ID., und die 301. ID. stellte sich bei Stäncesti zum Vormarsch nach Osten bereit. Das UR. 4 erreichte bereits Glodeni2). Das Kavalleriekorps, das in einem Zuge den 24 km langen Paß durchschritt, bezog am Abend bei Porceni und Bumbesci ein Lager.

Somit standen alle Truppen der Gruppe Kühne südlich des Vulkangebirges. Der Durchbruch in das Hügelland der „Kleinen Walachei“, wie der Raum westlich vom Alt genannt wird, war vollzogen.

Am selben Tage, wie die Gruppe Kühne im Vulkangebirge, trat auch bei der Gruppe Obst. Szivó die durch die eben eingetroffene 2. Radfahrerbrigade und durch zwei bosnische Bataillone der 145. IBrig. verstärkte Donaugruppe zum Angriff an. Die Rumänen wurden bei Orsova über die Cerna geworfen. Am 12. nahmen die Kämpfe zur Säuberung des Nordteiles von Orsova ihren Fortgang. Ein in der Nacht auf den

Dabija, III, 22.

Martens und Zipfel, Geschichte des Ulanen-Regiments von Schmidt 1. Pommersches) Nr. 4 Berlin 1929,, 227.

13. nördlich von Orsova von den Rumänen unternommener Angriff wurde im Gegenstoß zurückgeschlagen, und bei Tag verdrängten die Verbündeten den Feind völlig vom westlichen Ufer der Cerna.

Für die Fortsetzung des Angriffes gegen die starken, am Ostufer angelegten rumänischen Verschanzungen war die Artillerie Szivós, namentlich die schwere, jedoch unzureichend. Auf die Bitte um Vermehrung vertröstete Falkenhayn den Oberst damit, daß das Weichen des Feindes vor dem LIV. Korps die Rumänen voraussichtlich auch zum Aufgeben des östlichen Cernaufers veranlassen werde.

Die Fortschritte der Gruppe Krafft in der ersten

November hälfte

Hiezu Skizze 2 auf Beilage 26

Unbeirrt durch die Geschehnisse im Vulkangebirge setzte GLt. Krafft seine planhaften Angriffe zu beiden Seiten vom Alt in der Richtung gegen Curtea d’Arges fort und nahm hiedurch mittelbar auch Einfluß auf den Durchbruchsangriff der Gruppe Kühne.

Anfangs November standen die Truppen Kraffts noch vor der dritten rumänischen Stellung, die sich östlich vom Alt über die Höhen auf dem Nordufer des Bäiestibaches, über Perisani, den Mt. Sate -^>-1377 und den Mt. Fruntu-cj)- 1506 zur Ruine im Argesutale hinzog. Westlich vom Alt hielten die Rumänen noch viel weiter im Norden Verschanzungen, die von Robesti über den Rigläul -Ą-1466, dann über die waldigen Kuppen -<^-1746 und-cj)-1719 verliefen. Der Feind nahm demnach hier gegenüber der Hauptangriffsgruppe des GLt. Krafft eine drohende Flankenstellung ein, was diese Gruppe zur Ausscheidung von Sicherungen zwischen Robesti und Copaceni zwang.

Nach den am 3. November vorgenommenen Erkundungen schritt die 15. bayr. RIBrig., GM. Pechmann, am 4. zum Angriff und erweiterte ihren schon am 1. bewirkten Einbruch in die rumänische Stellung nördlich vom Bäiestibach (S. 491). Die Brigade Epp erstürmte zur gleichen Zeit den Mt. Sate. Tagsdarauf machte die Brigade Pechmann Fortschritte längs der Straße nach Perisani. Die k.u.k. 2. GbBrig., Obst. Panzenböck, säuberte den von der Rückfallkuppe -<J>- 1385 nach Südosten in das Argesutal streichenden Rücken.

Zur Abkürzung des systematischen Angriffsverfahrens gegen den Feind, der nördlich vom Bäiestibach noch immer einzelne Stellungsteile festhielt, ließ GLt. Krafft die Brigade Epp gegen die Flanke dieses Feindes vorgehen. Dies brachte die Entscheidung. Unter Zurücklassung von 1000 Gefangenen, die elf verschiedenen Regimentern angehörten, wich der Feind am 6. auf das Südufer des Baches. Hiemit war auch die dritte rumänische Stellung zum Einsturz gebracht.

Am 7. November, an dem der öst.-ung. Armeeoberkommandant FM. Erzherzog Friedrich und der GdI. Falkenhayn im Rotenturmpaß weilten, fühlten deutsche Erkundungstrupps über das Bäiestital nach Süden vor. Hier erhebt sich das letzte Bollwerk vor der Ebene, der mächtige kegelförmige Mt. Cozia A 1675, auf dem als Zeichen seiner Besetzung durch den Feind schwache Lagerfeuer rauchten. Weiter gegen Osten zog sich die rumänische Stellung zur Straße westlich von Clocoticiu hin und hatte dann Anschluß an den Mt. Fruntu.

Das Streben Kraffts blieb, auch weiterhin unaufhaltsam vorwärts zu dringen, um den Ausgang aus dem Gebirge zu erkämpfen. Hiezu traf es sich gut, daß eben die Anfänge der deutschen 216. ID. einlangten, denn die zwischen der Höhe Steffleste und dem Argesu auf 75 Kilometer auseinandergezogenen Truppen Kraffts, die durch die Kämpfe auf halben Sollstand zusammengeschmolzen waren, bedurften schon einer Verstärkung, dies umsomehr, als das Heeresfrontkommando das deutsche LstlR. 36 für eine Verwendung im Ojtozpaß abgezogen hatte. Statt seiner trat das zuerst eintreffende IR. 354 im Alttale zur k.u.k. 73. Division. Die Masse der 216. ID. wurde an der Straße nach Clocoticiu zwischen den Brigaden Pechmann und Epp in die Front eingesetzt.

Für den fortzusetzenden Angriff hatte die 10. GbBrig. von Norden her über den Rigläul vorzustoßen, indes die Brigade Pechmann dem westlich vom Alt stehenden Feinde über Racovita in die Flanke fallen sollte. Alle übrigen Einheiten, die Masse der 216. ID., die Brigade Epp und die aus der 2. GbBrig. und dem 1. bayr. Jägerregiment gebildete Alpenkorpsdivision hatten in südlicher Richtung anzugreifen. Der schwer zu ersteigende Mt. Cozia sollte demnach ausgespart werden; GLt. Krafft hoffte, ihn durch die beiderseits davon geführten Angriffe zu Fall zu bringen. FML. Ludwig Goiginger war ab^r anderer Meinung. Da der Feind überall im Rückzug gemeldet wurde, wies er die Brigade Pechmann an, trotz der Ermüdung den wichtigen Mt. Cozia wenigstens mit vorgeschobenen Truppenteilen rasch zu besetzen, bevor noch beim Feinde Verstärkungen einträfen1).

*■) Goiginger. 245.

Bei der 10. GbBrig. verhinderten Verzögerungen in den Vorbereitungen und Nebel den sofortigen Angriffsbeginn; er wurde auf den 9. November verschoben. Von der Brigade Pechmann erstieg aber ein Bataillon noch am 8. abends eine Rückfallkuppe des Mt. Cozia und die Vorhut gewann, vom Feind ungesehen, während der Nacht sogar die Spitze. Sie kam gerade einem von Süden aufsteigenden rumänischen Bataillon zuvor.

Auch weiter im Osten waren die Verbündeten am 8. erfolgreich. Die Brigade Epp eroberte eine Höhe knapp nördlich von Clocoticiu; die 2. GbBrig. erstürmte den Mt. Fruntu. Diese stand somit wieder dort, wo sie, ehe sie am 21. Oktober zurückgerufen wurde, gestanden hatte (S. 489).

Der am 9. November von der 10. GbBrig. gegen den Mt. Rigläul unternommene Angriff führte dagegen zunächst zu keinem Ergebnis, weil die Feuervorbereitung gegen die im Walde gelegenen, schwer faßbaren rumänischen Stellungen unzureichend war. Die Wiederholung am folgenden Tage, wobei die gesamte entbehrliche Artillerie der Gruppe Krafft mitwirkte, trug der Brigade, die sogar heftige Gegenangriffe abzuweisen hatte, neuerlich nur empfindliche Verluste ein. Auch ein deutscher Panzerzug wirkte, allerdings „mehr geräuschvoll als schadenbringend“ x), bei diesen Kämpfen im Alttale mit.

Unterdessen stellte sich die Brigade Pechmann auf dem Mt. Cozia bereit. Von ihrem Vorstoß auf das westliche Altufer wurde abgesehen. Sie sollte lediglich den vom Gipfel gegen Nordwesten zum Alt hinziehenden Rücken, auf dem sich der Rumäne festgeklammert hatte, säubern und dann nach Süden vorrücken. Östlich von ihr trat am 9. die 216. ID. in die Front. Die Brigade Epp wehrte am 9. und am 10. rumänische Gegenstöße ab, und auch die 2. GbBrig. vermochte in wechselvollem Fechten den Mt. Fruntu zu behaupten.

Am 10. erhielt GLt. Krafft den schon erwähnten Befehl des GdI. Falkenhayn zum allgemeinen Angriff (S. 525). Zu diesem waren ohnedies schon alle Vorbereitungen im Gange; dem Befehle wurde zunächst westlich vom Alt entsprochen, wo am 11. das neu eingesetzte IR. 354 von Osten her flankierend gegen den Rigläul angriff. Hiemit wechselte das Schwergewicht der Gruppe Krafft auf ihren rechten Flügel, was auch im Sinne Falkenhayns lag, der bald eine Verbindung mit der Gruppe Kühne hergestellt wissen wollte.

Dem Flankenangriff des 111.354 war am 11. ein voller Erfolg beschert. Mehr als 1000 Gefangene und 7 Geschütze blieben in der

!) Tagebucheintragung des GLt. Krafft (H e r é u s, Manuskript).

Hand der Deutschen. Als sodann die 10. GbBrig., die den Feind bisher in der Front festgehalten hatte, zum Sturme schritt, fand sie die rumänische 13. ID. schon im Rückzug1). An den beiden folgenden Tagen nahmen die Brigade Korzer und das IR. 354 noch den gegen den Mündungswinkel des Lotru abstreichenden Abfallsrücken, auf dem der Feind, ehe er auf das südliche Lotruufer wich, die Höhen -<j>-1155 und -<>-963 mit Nachhuten vorübergehend festhielt. Am 13. trat die 10. GbBrig., die einen Monat lang in dem von Urwald bedeckten Gebirge unter schwierigsten Verhältnissen meist gegen Übermacht gefochten hatte, endlich bei Golotreni ins Tal. Das IR. 354 kehrte zu seiner Division zurück.

Auf dem östlichen Altufer trat die rumänische 14. ID., die in der Moldau von den Russen abgelöst worden und in Bukarest kurze Zeit als Heeresreserve gestanden war, zum I. Korps und löste die abgekämpfte 23. ID. ab2).

Mittlerweile säuberte die Brigade Pechmann die Westhänge des Mt. Cozia und reichte am 13. an der Lotrumündung der 10. GbBrig. die Hand. Die hier befindliche Eisenbahnbrücke und der Tunnel waren vorher von den Rumänen gesprengt worden. Die 216. ID. brach nach gründlicher Vorbereitung am 13. zum Angriff vor, bemächtigte sich des Klosters Stänisoare sowie des Waldrandes nordwestlich von Dángesti und drang gemeinsam mit dem rechten Flügel der Brigade Epp an der Straße in die hier besonders stark ausgebaute rumänische Hauptstellung ein. In der Verfolgung des fliehenden Feindes erreichte sie tags-darauf die Höhe -c>- 1024. Hiemit war die vierte rumänische Stellung auch noch bei Clocoticiu durchbrochen. Nur auf dem Südhang des Mt. Cozia behauptete der Feind noch seine Gräben.

An dieser Tatsache vermochte auch ein starker Gegenangriff, den die rumänische 14. ID. am 13. zwischen dem Topolog- und dem Argesutale führte, nichts zu ändern; denn die Brigaden Panzenböck und Epp sowie die im Argesutale fechtenden Bayern schlugen bei ausgezeichneter Wirkung der öst.-ung. Gebirgsbatterien den anstürmenden Feind überall zurück. Hiebei hatte der rechte Flügel der 2. GbBrig. besonders hart zu kämpfen. Der Feind rannte viermal unter Hurrah-rufen und Hornsignalen an, wurde aber stets in wütendem Handgemenge abgewiesen.

Am 14. November vormittags standen die Verbündeten im Lotru-tale, auf dem Mt. Cozia, an der Straße nördlich von Sälätrucu d. j.

Korzer, Manuskript.

Dabija, II, 454.

sowie bei der Ruine im Tale des oberen Argesu und rüsteten zum neuerlichen Angriff. Denn die Gruppe Krafft hatte sich noch immer nicht aus dem Gebirge herausgearbeitet, wenngleich sie gegen ihr nächstes Operationsziel Curtea d’Arges erheblich vorwärts gekommen war. Hiebei hatte sie durch scharfes Anfassen des Feindes die beiden Divisionen 13 und 23 des I. Korps völlig gefesselt sowie die 14. ID. auf sich gezogen und dadurch das Fortschreiten der Gruppe Kühne ganz wesentlich gefördert. Ansehnlich war auch die Zahl der von den Truppen Kraffts in der ersten Novemberhälfte eingebrachten Gefangenen; sie betrug 72 Offiziere und 5780 Mann. Überdies wurden 12 Kanonen und 19 Maschinengewehre erbeutet.

Die Schlacht bei Tárgu Jiu (15. bis 17. November)

Hiezu Skizze 1 auf Beilage 26

Am 14. November waren die Divisionen Kühnes beim Szurdukpaß aus dem Gebirge herausgetreten, und die Gruppe Krafft hatte die Linie Lotrubach—Mt. Cozia erreicht. Jetzt ließ sich das Heeresfrontkommando vom GdI. Falkenhayn berichten, wo der Einsatz der in Wolhynien ausgelösten und nach Siebenbürgen anrollenden deutschen 115. ID. zweckmäßig sei. Im Gegensatz zur Ansicht des GM. Seeckt, der den Einsatz im Rotenturmpaß für am „notwendigsten und erfolgreichsten“ hielt, beantragte Falkenhayn, diese Division der Gruppe Kühne durch den Szurdukpaß nachzuführen. Er erhoffte sich, daß der dann ausgeübte Druck genügen werde, „um nicht nur die im Jiutal nach Süden führenden Verbindungen, sondern auch die Bahn Orsova—Craiova in unsere Hand zu bringen und damit eine Basis zu schaffen, die es ermöglicht, die übrigen rumänischen Stellungen in den Transsylvani-schen Alpen von Westen her aufzurollen“1).

Dem Antrage Falkenhayns wurde stattgegeben. In Übereinstimmung mit der DOHL. und unter Hinweis auf den jetzt für den 20. November festgesetzten Donauübergang von drei Divisionen der Heeresgruppe Mackensen erließ GO. Conrad am 15. Richtlinien für die Fortführung der Kampfhandlungen bei der deutschen 9. Armee. Bei ihr sollte der rechte Flügel des LIV. Korps die Verbindung mit der Gruppe Szivo

1'j Falkenhayn, 9. Armee, II, 46.

hersteilen, diese heranziehen und mit dem Schwergewicht in der Richtung auf Craiova—Slatina vorgehen. In weiterer Folge hatte das LIV. Korps der Gruppe Krafft Luft zu schaffen. Hiebei sollte es der Beurteilung Falkenhayns und Kühnes überlassen bleiben, ob dies „indirekt durch das Vorgehen auf Slatina“ oder „durch direkte Einwirkung in Richtung Rimnik Válcea zu erreichen sein“ würde. Die Gruppe Krafft hatte mit dem Westflügel auf dem östlichen Altufer längs der nach Slatina führenden Bahn möglichst weit gegen Süden vorzustoßen, während der Ostflügel durch Vordringen gegen Curtea d’Arges dem vor Cámpulung festgefahrenen I. RKorps den Austritt in die Ebene erleichtern sollte. Das XXXIX. RKorps hatte am Predealpaß und östlich davon nach Süden zu drücken. Als ausschlaggebend bezeichnete Conrad, daß die 1. Armee, insbesondere die Gruppe Gerok, ihre Stellungen behaupte; dennoch stellte er ein Verschieben der bei der 1. Armee entbehrlichen Truppen zur Gruppe Krafft zur Erwägung.

Mittlerweile hatte Falkenhayn schon am 14. die Gruppe Kühne angewiesen, mit starkem rechtem Flügel und tiefer Staffelung die Linie Petresci d. s.—Cálugareasa zu erreichen. Eine Seitenkolonne hatte den Gebirgsfuß entlang nach Milostea zu rücken. Das Kavalleriekorps, das nunmehr dem Armeekommando unmittelbar unterstand, hatte in überholender Verfolgung zunächst Filiasu zu gewinnen und dem vor dem LIV. Korps weichenden Feind den Rückzug zu verlegen. Leistete der Rumäne Widerstand, so sollte Schmettow umfassend eingreifen.

Die rumänische Heeresleitung erkannte klaren Blickes die im Schyl-und im Alttale aufsteigenden Gefahren. Sie wähnte allerdings noch immer, durch die Gegenoffensive der russischen 9. und der rumänischen Nordarmee die Kriegslage wenden zu können. Da von den Russen das XXXX. und das XXIV. Korps sowie das V. Kavalleriekorps aber nur langsam in der Moldau eintrafen, verzögerte sich dieses Gegenunternehmen. Die rumänische Heeresleitung strebte, beraten durch Gen. Berthelot, daher an, bis zum Wirksamwerden des Gegenschlages den Gegner im Gebirge festzuhalten. Das I. Korps hatte sie durch die

14. ID. bereits verstärkt (S. 530). Der bedrängten l.ID. sandte sie nun die 17. ID. zu. Diese Division war bei Kriegsbeginn in Turtukai fast völlig vernichtet worden (S. 275); jetzt wurde sie durch Truppen anderer Divisionen, namentlich der 14., neu gebildet und sollte bei Tärgu Jiu mit zusammengehaltener Kraft gegen des Gegners Ostflanke vorgeführt werden. Nach der 17. ID. gedachte die Heeresleitung der 1. Armee noch weitere Kräfte zuzuführen, wobei sie an die aus der Dobrudscha zurückgezogenen rumänischen Divisionen 2, 5, 9 und 19 dachte, die in zwei Divisionen (2/5.und 9/19) zusammengefaßt wurden1).

Das rumänische 1. Armeekmdo. wies hierauf den Führer der l.ID. an, „das Unmögliche möglich zu machen“ und seine arg hergenommenen Truppen südlich von Tärgu Jiu auf dem Höhenrand zwischen Carbesti und Copäcioasa Stellung nehmen zu lassen, indes die 17. ID., die vom 15. an bei Petresci d. s. ausgeladen wurde, über Albeni und Musetesti gegen die Ostflanke des Gegners vorstoßen sollte.

Der 15. November verlief im allgemeinen kampflos; denn die Rumänen zogen sich rascher und weiter zurück, als die Divisionen Kühnes auf den schlechten und durchweichten Wegen vorrücken konnten. Die 41. ID. gelangte nach Tärgu Jiu und die 109. nach Glodeni. Das deutsche UR. 4 vermochte, obwohl es schon mit den ersten Bataillonen der rumänischen 17. ID. die Klingen zu kreuzen hatte, bei Pojogeni die Bahn zu unterbrechen. Die 11. bayr. ID. wurde zwischen der 41. und der 109. ID. eingeschoben und gelangte bis über Copäcioasa hinaus. Die 301. ID., die zum Schutze der Ostflanke bis Novaci streini rücken sollte, kam in dem stark gegliederten, von tiefen Wasserrissen durchschnittenen Gelände über Aninisu nicht hinaus.

Das Kavalleriekorps Schmettow gelangte mit der 6. KD. auf eine Wegstunde über Tärgu Jiu hinaus, mit der 7. bis Ciauru. Es hatte Gefechtsberührung mit der rumänischen 1. ID., die sich am Nordufer des D. lui Bran und bei Somänesti eingrub. Die Reiterei stieß demnach frontal auf den Feind, was den Absichten Falkenhayns zuwiderlief.

Als am 16. November die 6. KD. geradeaus nach Süden antrat, um an die 7. anzuschließen, traf sie noch immer auf feindliche Kräfte. Sie wurde nun durch die 41. ID. abgelöst und ritt über Targu Jiu nach Cälnicu. Die 7. KD. mühte sich vergeblich ab, südlich von Somänesti den Tismanabach zu überschreiten. GLt. Schmettow wurde daher neuerlich zu umfassendem Vorgehen angewiesen2).

Die 41. ID. und die hinter den Bayern nach Süden verschobene 109. ID. vermochten auf dem durch Schneefall durchweichten Boden nur wenig gegen die Rückenlinie des D. lui Bran Raum zu gewinnen. Sie standen abends in der Linie Urechesti—Rugi. Die 11. bayr. ID. stieß auf die nun doch staffelweise in den Kampf tretende rumänische 17. Division. Nach heftigen Kämpfen drückte sie die Rumänen zurück und entriß ihnen abends noch Petresci d.s., weshalb die später ein-

ł) Dabija, III, 25. —■ Pétain, 45.

2) F a 1 k e n h a y n, 9. Armee, II, 47.

treffenden Teile der 17. ID. in Bärbätesti ausgeladen werden mußten. Die 301. ID. gelangte abends, nachdem sie schwächeren Feind geworfen hatte, in den Raum um Novaci streini.

Falkenhayn beabsichtigte nun, die Gruppen Kühne und Krafft möglichst bald zu gemeinsamem Flandeln zu bringen. Demnach blieb für die Gruppe Krafft, die zunächst noch den Alt entlang vorrücken sollte, die Stadt Pitesci als Ziel. Für Kühne wäre scharfes Einschwenken gegen Südosten erwünscht gewesen. Da aber alle brauchbaren Straßen von Tärgu Jiu nach Craiova führen, mußte der rechte Flügel zunächst dorthin streben. Nachher konnte erst an ein Aufschwenken gegen Slatina und Drägäsani gedacht werden. Die Sicherung der rechten Flanke hatte das über Filiasu und Craiova weit vorzutreibende Kavalleriekorps zu besorgen. In der linken Flanke glaubte sich Falkenhayn mit kleineren, gegen den Alt vorfühlenden Abteilungen begnügen zu können.

Der rumänische Armeeführer, Gen. Vasilescu, befahl am 16. abends den beiden Divisionen 1 und 17, am nächsten Tag zum Gegenangriff vorzubrechen. Außerdem scheint ihm ein ähnliches Manöver wie am 27. Oktober (S. 496) vorgeschwebt zu haben. Eine gemischte Abteilung des Cernadetachements hatte wieder von Baia de aramä gegen Bumbesti vorzudringen, um dem Gegner den Rückzug abzuschneiden, indes eine andere, von Osten über Novaci streini vorzustoßende Abteilung die Verbündeten im Vordringen gegen den Alt aufhalten sollte1).

Der 17. November brachte die Entscheidung. Auf dem rechten Flügel stieß die 6. KD., schwachen Feind verdrängend, längs der Straße über Rosiuta bis nach Brosteni am R. Motrul durch. Eine von Rosiuta nach Osten abzweigende Seitenabteilung lockerte den Widerstand des Feindes vor der 7. KD., die sodann noch Pesteana d.j. zu erreichen vermochte.

Beim LIV. Korps drangen die inneren Flügel der 41. und der 109. ID. von Dragoeni gegen Floresti vor und durchbrachen die weit auseinandergezogene rumänische 1. Division. Von ihrem Westflügel wurden starke Teile abgeschnitten, wobei 2500 Mann und 2 Geschütze in die Gewalt der Deutschen fielen. Die verstärkte 11. bayr. ID. hatte gegen die mutig angreifende rumänische 17. ID. zunächst einen schweren Stand. Die deutsche Artillerie brachte die feindlichen Anstürme jedoch zum Stocken, und schließlich drangen die Bayern über Petresci d. s. bis Boia und Cärbunesti vor. Die öst.-ung. Bataillone der 301. ID. warfen die sich ihnen entgegenstellende rumänische Seitenabteilung und erreichten

1 Dabija, III, 33 und 58.

Cernädia. Die von Baia de aramä vorrückende rumänische Kolonne gewann nach einem Gewaltmarsch Pestisani (20 km westlich von Tärgu Jiu).

Am 17. abends stand die stark gelichtete rumänische l.ID. in der Linie Negomiru—Pesteana d.s.—Socu—Viersani; die 17. ID. befand sich im Rückzuge nach Süden und hatte auf Befehl Vasilescus je eine gemischte Abteilung nach Filiasu und in das Amärädiatal zu senden. Als die rumänische Heeresleitung über die Lage der Gruppe bei Targu Jiu und über deren besorgniserregenden Zustand Meldung erhielt, befahl sie, die beiden Divisionen in eine nördlich von Filiasu anzulegende Stellung zurückzuführen. Die Seitenabteilung, die über Baia de aramä vorgerückt war, sollte südlich der Bahn Turnu Severin—Craiova die Südflanke der 1. ID. decken. Die Masse des Cernadetachements hatte von Orsova zunächst nach Hinova zurückzugehen, dann an die bei Filiasu stehenden Kräfte Anschluß zu suchen und bei weiterem Rückzug über Caracalu an den Alt zu weichen, den sie bei Stoenesci im Vereine mit der von Alexandria dorthin rückenden 1. KD. verteidigen sollte.

Da machte sich jedoch der Einfluß der im rumänischen Hauptquartier eingeteilten Vertreter der alliierten Heere geltend. Sie bestanden darauf, daß die Donau den deutschen und öst.-ung. Truppen nicht freigegeben werde, und erreichten, daß dem Cernadetachement befohlen wurde, stehen zu bleiben und „bis zum letzten Mann zu kämpfen“1). Die verderblichen Folgen dieser Maßnahme sollten sich bald erweisen.

Die Verfolgung bis Craiova (18. bis 21. November)

Hiezu Skizze 3 auf Beilage 26

Die beiden im Hügelland südlich von Targu Jiu geschlagenen rumänischen Divisionen zogen sich noch in der Nacht auf den 18. November weiter nach Süden zurück. Am Morgen bezog die 1. ID. Stellungen bei Gárbovu und Aninosa, die 17. bei Barbatesti und östlich davon.

Vom deutschen LIV. Korps hatte die 41. ID. im Schyltal, die 109. im Gilorttal und die 11. bayr. ID. im Tale des Amärädia in der allgemeinen Richtung auf Craiova vorzurücken. Der durch das Olte^utal vorstrebenden 301. ID. war Drägä?ani als Ziel gesteckt.

!) Dabija. III, 38.

Trotz Tauwetters und Schneegestöbers schritten die Truppen am IS. wacker aus; nach Verdrängen der schon sehr wenig widerstandskräftigen rumänischen 1. Division erreichten die 41. ID. Valeni und die 109. Dalcesti. Die 11. bayr. ID., die neuerliche Umfassungsangriffe der rumänischen 17. ID. abzuwehren hatte, gelangte bis Frumusei. Die 301. ID. drängte bei Baia de Fier das ihr entgegenstehende rumänische Detachement neuerdings zurück, beließ zwei Bataillone und eine Batterie als stehende Flankensicherung und schickte sich mit der Masse zum Abstieg in das Oltetutal an. Vom Korps Schmettow kam die im Motrutal vormarschierende 6. KD. bis Strehaia, die 7. gewann Jonesci und Turceni d.j. auf dem Westufer des Schyl. Im Rücken des Korps traf die westliche rumänische Seitenkolonne im Raume um Copaceni auf den Troß der deutschen 7. KD. und richtete einige Verwirrung an. Die Rumänen zogen sich dann nach Rosia zurück, um westlich vom Schyl-tal nach Süden durchzuschlüpfen.

Am 19. setzten die Divisionen Kühnes und Schmettows bei feuchtwarmem Wetter auf verschlammten Straßen ihren eiligen Vormarsch fort. Die 41. ID. gewann den wichtigen Bahnknoten Filiasu und schob ihre Vorhut noch um sechs Kilometer gegen Craiova vor. Die 109. ID. rückte nach einem kurzen Verfolgungsgefecht in Floresci ein. Die

11. bayr. ID. erreichte Peteni, die 301. Coltesci. Die schon ausgeladenen Teile der 115. ID. rückten an den Südausgang des Szurdukpasses und lösten die dort zur Sicherung zurückgelassenen Abteilungen des Korps Kühne ab.

Das Kavalleriekorps überschritt am 19. den Unterlauf des Motru und bezog auf dem Südufer Nachtquartiere. Da GLt. Schmettow von dem in seinem Rücken streifenden rumänischen Detachement Kenntnis erhielt, bestimmte er eine Brigade der 7. KD und einige Schwadronen der 6. dazu, auf diesen Feind Jagd zu machen. Überdies wurde von der 41. ID. ein Bataillon mit einer halben Batterie von Filiasu nach Turnu Severin abgezweigt, um dem noch immer bei Orsova stehenden rumänischen Cernadetachement den Rückzug zu verlegen.

Das ungewöhnlich rasche Vordringen der Verbündeten gegen den Alt veranlaßte die rumänische Heeresleitung, einen durchgreifenden Entschluß zu fassen. Schon am 18. hatte sie das 1. Armeekmdo. verständigt, daß es ihre Absicht sei, in der Kleinen Walachei eine Schlacht zu schlagen, und am 19. führte sie als deren Zweck an, „den Gegner zu vernichten und ihn aus dem Lande zu jagen“J). Hiezu hatte die

1) Dabija, III, 45.

1.    Armee samt der l.KD. durch hinhaltendes Fechten in den Tälern des Alt, des Schyl und der Cerna sowie an der Donau den Gegner solange aufzuhalten, bis die Gegenschlaggruppe westlich von Pitesci versammelt sei. Diese sollte aus den Divisionen 2 5, 9/19, aus der schon dem I. Korps zugedacht gewesenen 8. ID. und aus der 21. ID. der

2.    Armee bestehen. Das Cernadetachement wurde angewiesen, bis zum Äußersten Widerstand zu leisten, selbst auf die Gefahr hin, durch den Gegner von hinten gefaßt zu werden. Das Detachement von Baia de aramä sollte den Gegner im Rücken belästigen und den Parteigängerkrieg organisieren. Am 18. hatte das rumänische Oberkommando noch gehofft, die Schlacht westlich vom Alt schlagen zu können. Da die beiden Divisionen 1 und 17 aber schon auf 3800 Mann zusammengeschmolzen waren und nicht die nötige Widerstandskraft besaßen, um die siegreich vordringenden Kämpfer Falkenhayns zehn Tage lang aufzuhalten, welche Zeit zur Versammlung der Gegenschlaggruppe veranschlagt wurde, scheint man sich bald damit abgefunden zu haben, die Entscheidung wider den aus der Kleinen Walachei vordringenden Gegner erst östlich vom Alt zu suchen.

Für den 20. hatte Falkenhayn den beiden Korps die Fortsetzung der Verfolgung gegen Craiova mit starkem rechtem Flügel befohlen. Das Kavalleriekorps wurde durch die seinen Rücken bedrohenden Rumänen von der Ausführung des Befehles jedoch abgehalten. Es wandte sich nach Norden und Westen und stellte die Rumänen zum Kampf. Diesen glückte es schließlich doch, nach Westen durchzubrechen; sie nächtigten in Severinesci. So kam es, daß die Reiterei Schmettows hinter den Infanteriedivisionen Kühnes zurückblieb.

Vom Korps Kühne erreichte die 41. ID. mit den Anfängen Isalnita; die 109. wechselte in das Amärädiatal hinüber und nächtigte im Raume Malaesti—Negoesti. Hinter ihr erreichten die Bayern Mierea und Stoina. Die jetzt kräftig ausschreitenden öst.-ung. Truppen der 301. ID. gelangten bis Zätreni. Die als Armeereserve bestimmte 115. ID. vereinigte ihre Truppen zwischen Tárgu Jiu und Sámbotin.

Die Reste der rumänischen Schylgruppe (1. und 17. ID.) wichen bei ständig abnehmender Gefechtskraft gegen die Stadt Craiova zurück. Gen. Vasilescu zweifelte, wie er an das Oberkommando berichtete, bereits selbst, ob es möglich sein werde, den Gegner bis zur Versammlung der Gegenschlaggruppe aufzuhalten. Er warf eine Brigade der von Alexandria heraneilenden 1. KD. mit einigen Panzerautos nach Craiova, um die Schylgruppe zu stützen. Die zweite Brigade sollte im Oltetutal die dort auftretenden deutschen Kavallerieabteilungen vertreiben, um die Brücken bei Balsu und bei Slatina vor Zerstörung zu bewahren1). Zu dem einzig richtigen Entschluß, alle Truppen rasch hinter den Alt zurückzunehmen, um sie der zersetzenden Einwirkung der ständigen Verfolgung zu entziehen, hatte sich die rumänische Führung nicht aufzuraffen vermocht.

Da GLt. Schmettow am 20. abends den Befehl erhalten hatte, nach Erreichen von Craiova gegen den Alt unterhalb von Slatina vorzugehen, ließ er von der Verfolgung des rumänischen Seitendetachements ab. Nur fünf Schwadronen mit einigen Geschützen setzten dem Feinde nach.

Am 21. ritt die 6. KD.    von    Westen in    Craiova ein,    von Norden

drang die 41. ID. in die Stadt. Der Feind gab    die Hauptstadt der „Klei

nen Walachei“ den Siegern preis und ließ reiche Vorräte, namentlich an Mehl, zurück. Diese kamen den Verfolgern, deren Nachschub dem raschen Vormarsch nicht hatte folgen können, sehr zustatten. Die 7. KD. erreichte Tintaru (westlich von Filiasu). Von den Infanteriedivisionen gelangte die 109. nach Isvorul, die 11. bayr. nach Baloia, die 301. nach Oltetelisu. Die 115. schloß in Tärgu Jiu auf. Um seinen durch die Kämpfe und die ausgreifende Verfolgung ermüdeten Truppen die Möglichkeit zur Erholung zu geben, setzte GLt. Kühne für den 22. einen Rasttag an.

Am 21. forderte die DOHL. von Falkenhayn die rasche Öffnung des Donauweges bei Orsova,    wo    auf strikte    Weisung des    rumänischen

Oberkommandos noch immer    das    Cernadetachement stand.    Erkundungs

vorstöße der Gruppe Szivó, die zwischen dem 17. und dem 20. ausgeführt wurden, fanden daher die rumänischen Gräben noch besetzt, obwohl der Feind schon am 17. bei Värciorova die Straße gesprengt hatte. Ein schon am 19. von Obst. Szivó für den 21. anbefohlener Angriff mußte wegen des Hochwassers der Cerna auf den folgenden Tag verschoben werden. Falkenhayn versprach sich allerdings mehr davon, wenn die Donauenge von Osten her geöffnet würde. Das Bataillon der 41. ID. erreichte auch am 21. bereits Strehaia.

. Das rumänische Detachement, das in Severinesci genächtigt hatte, hatte mittlerweile durch einen Gegenschlag die es umschwärmenden deutschen Schwadronen vorübergehend abgeschüttelt und war nach Malovatu (11km nordöstlich von Turnu Severin) gerückt. Es verband sich damit immer enger mit dem Schicksal, das dem rumänischen Cernadetachement bevorstand. Auch die noch an der Donau zwischen Turnu

!) Dabija, III, 48.

Severin und der Altmündung Wacht haltenden Reste der 20. ID. (4 Bataillone und 2 Batterien) hatten Befehl erhalten, stehen zu bleiben1). Sie versäumten dadurch gleichfalls die letzte Möglichkeit, aus dem Netz zu schlüpfen, das sich über die im Westwinkel der Kleinen Walachei zurückgebliebenen rumänischen Truppen zusammenzog.

Die Gruppe Krafft in der dritten November woche Hiezu Skizze 2 auf Beilage 26

Während des außergewöhnlich raschen Vordringens der Korps Kühne und Schmettow von Tärgu Jiu bis Craiova setzte die Gruppe Krafft ihren systematischen Kampf um den Gebirgsausgang fort. Es galt zunächst, die fünfte rumänische Stellung zu bezwingen, die sich von der Altschlinge westlich vom Mt. Cozia über den Südhang dieses Gebirgsstockes, dann über die Orte Dänesti und Bocänita zur Höhe Goisu -<J>- 1041 und weiter gegen Osten zum Sattel an dem von Poenari nach Bradetu führenden Fahrweg hinzog. Hiezu beabsichtigte GLt. Krafft, bei Ausnützung der von Cäineni nach Clocoticiu führenden Straße als Nachschublinie, seine Streitmacht in der Mitte zusammenzuballen und die rumänische Front beiderseits des Topologtales zu durchstoßen.

FML. Goiginger, der Führer der k.u.k. 73. ID., befahl hierauf der Masse der 10. GbBrig. und der Brigade Pechmann, auf dem östlichen Altufer bis an das bei Calimanesci mündende Seitental vorzudringen. Außerdem erachtete er den Besitz der südlich vom unteren Lotrubach aufsteigenden Höhe Naurutu A 1499 für so bedeutungsvoll, daß er dem rechten Flügel der 10. GbBrig. die Gewinnung dieses Berges auftrug.

Der 15. November verging mit der Bereitstellung zum Angriff. Nachmittags schlug das Wetter um, und am 16. lag hoher Schnee auf den Bergen. Dessenungeachtet erstürmten einige Kompagnien der Brigade Korzer südlich vom Orte Golotreni einen starken rumänischen Stützpunkt und erstiegen am 17. den Gipfel des Naurutu. Schwache Sicherungen hielten das nördliche Lotruufer bis Voineasca besetzt. Auf dem Ostufer des Alt schob sich die Masse der 10. GbBrig. bis an die Flußschlinge westlich vom Mt. Cozia heran. Der Eisenbahntunnel war gesprengt und man schloß daraus, daß der Feind die Stellung räumen werde. Unter Opfern mußte man sich aber vom Gegenteil überzeugen.

L) Dabija, III, 65.

Auch die Brigade Pechmann, die mehrere Nachhutstellungen der rumänischen 13. ID. zu bezwingen hatte, kam nur unter großen Mühen am

17. abends an Serbänesti heran.

Die 216. ID., die auf dem westlichen Topologufer den Hauptstoß führen und dann nach Westen einschwenken sollte, erreichte, am 16. und am 17. hart kämpfend, die Straße zwischen Scaueni und Suici. Gegenstöße brachten dem Feinde keinen Gewinn. Die Brigade Epp näherte sich am 16. der Höhe Goisu und besetzte tags darauf diesen vom Feinde freiwillig geräumten Berg.

Bei der vom GM. Tutschek befehligten Alpenkorpsdivision, die mit dem rechten Flügel auf Corbeni vorstoßen und dann nach Osten einbiegen sollte, erreichte die dem Feinde scharf nachdrängende 2. GbBrig. am 16. November Arefu; sie fühlte tags darauf gegen die rumänische Hauptstellung vor. Die links von ihr stehenden Bayernbataillone nahmen schon Front nach Osten.

Am 17. abends bezeichnete GLt. Krafft der 73. ID. Rimnik Valcea und der 216. ID. Tigveni als weitere Vorrückungsziele. Die Division Tutschek, in deren Verband die Brigade Epp zurückzukehren hatte, sollte sich gegen die Linie Rudeni—Oestii-Pämänteni—Bradetu entfalten. Daß trotz des elenden Wetters die weit hinter der rumänischen Front liegenden Orte als Ziel bezeichnet wurden, hatte seine Ursache in der hohen Zahl der täglich eingebrachten rumänischen Gefangenen1), die auf ein Erlahmen des feindlichen Widerstandes schließen ließ. Diesen offenkundigen Schwächezustand der Rumänen wollte GLt. Krafft ausnützen, um später harte Kämpfe zu ersparen2).

Am 18. November, bei sich aufhellendem Wetter, traten die verbündeten Truppen neuerlich zum Angriff an. Bei der 10. GbBrig. bemächtigte sich eine Kompagnie der in hohem Schnee liegenden Höhe 964 südlich von Malaia. Im Alttale drangen Bosniaken durch den zerstörten Tunnel bis auf den Südhang des Querriegels vor, und die Brigade Pechmann erstürmte eine Höhe südlich von Serbänesti. Die 216. ID. bemächtigte sich nach Abwehr von zwei neuerlichen Gegenangriffen der Rumänen des Dorfes Rudeni und gewann hiemit die Abzweigung der nach Curtea ďArges führenden Straße. Bei der Alpenkorpsdivision vermochte sich die Brigade Epp auf dem Sattel zwischen Topolog- und Argesutal festzusetzen. Die 2. GbBrig. stieß bei Oestii-

Am 16. November wurden 10 Offiziere und 1900 Mann, am 17. 19 Offiziere und 2000 Mann in die Gefangenschaft abgeführt.

- Ileréus, Manuskript.

Pämänteni auf starken Widerstand. Die links anschließenden Bayern drangen bis auf den Südhang der Ghizu A 1629 vor, auf der sich noch immer rumänische Abteilungen festgeklammert hielten.

Dem starken Druck vermochte der Feind nicht mehr zu widerstehen. Er räumte am 19. den Querriegel im Alttale, worauf die Brigade Korzer nach einem kurzen Gefecht gegen Nachhuten beim Orte Cozia bis auf 2 km an Calimanesci heranzukommen vermochte. Tags darauf überließ der Feind der 10. GbBrig. die Stadt. Die Bayern des GM. Pechmann drangen am 20. in Jiblea veche ein. Die 216. ID. überrannte den Feind an der Straße bei Robaia und kam am 20. noch bis Pämänteni. Die Alpenkorpsdivision, jetzt vornehmlich mit dem Schutz der Ostflanke betraut, breitete sich bei Oestii-Pämänteni mit der 2. GbBrig. auch auf dem Ostufer des Argesu aus.

Die andauernden Kämpfe im Gebirge hatten die Truppen des rumänischen I. Korps körperlich und seelisch völlig erschöpft; sie hatten ihre Widerstandskraft nahezu völlig eingebüßt. Offiziere, die sie scharf zum Ausharren verhielten, lösten tätliche Widersetzlichkeit der Mannschaft aus oder bewirkten, daß sich diese massenweise dem Gegner ergab. Der Armeekommandant, von diesen Vorkommnissen unterrichtet, berichtete der Heeresleitung über die verzweifelte Lage des I. Korps. Er befürchtete einen raschen und in Unordnung vor sich gehenden Rückzug, durch den die Gruppen am Schyl und bei Prsová in eine gefährliche Lage gebracht werden konnten. Nun wurde die von Bukarest herangeführte 8. ID., die im Raume Cotmeana—Poenari stand, dem

I. Korps zur Verfügung gestellt, damit aber zugleich die Gegenangriffsgruppe (S. 537) um diese Division geschwächt1).

In der Nacht auf den 21. November bezogen nun die Divisionen des I. Korps neue Stellungen. Die 13. ID. setzte sich auf den Höhen südwestlich von Calimanesci und südlich von Bäbuesti fest. Die 8. ID., die statt der 23. ID. in die Front gestellt wurde, hatte in der Linie Runcu—Bärsesti—Blaju das Topologtal zu sperren. Der 14. ID. wurde die Verteidigung des Argesutales in der Höhe der Straßengabel 3 km nördlich von Curtea d’Arges aufgetragen. Die abgekämpfte 23. ID. wurde als Reserve nach Pitesci zurückgezogen.

Am 21. November schickte sich das Korps Krafft zum Angriff gegen die neue, die sechste rumänische Stellung an. FML. Goiginger wies die 10. GbBrig. an, die Höhe südwestlich von Calimanesci wegzunehmen, wobei er sich durch die Umfassung der vom Naurutu absteigenden Sei!) Dabija, II, 460 f.

tenkolonne eine ausschlaggebende Wirkung versprach. Über Einleitungsgefechte kam die Brigade Korzer am 21. nicht hinaus; desgleichen trat die Brigade Pechmann bei Bäbuesti nur in lose Gefechtsberührung mit dem abwehrbereiten Feind. Die 216. ID. stieß südlich von Surpati und bei Barsesti auf rumänische Verschanzungen. Die Alpenkorpsdivision stand mit nach Osten gewandter Front in Albesti, in Oestii-Pämänteni und in Brädetu.

Somit hatte die Gruppe Krafft in der dritten Novemberwoche im Kampfe um den Gebirgsaustritt einen weiteren Schritt nach vorne gemacht. Sie stand aber am 21., an welchem Tage GLt. Kühne in Craiova einzog, vor einer neuen Stellung, die der Feind, durch eine frische Division verstärkt, offenbar nachhaltig zu verteidigen gewillt war.

Die Kämpfe in den Kronstädter Pässen vom 3. bis

21. November

Hiezu Skizze 4 auf Beilage 26

In dem von tiefen Tälern und Pässen durchfurchten Gebirgsland südlich von Kronstadt standen anfangs November von der deutschen 9. Armee zwischen den Höhen nördlich vom Orte Cämpulung und dem N. Baszkatal das I. RKorps, die Siebenbürgische Kavalleriebrigade, das

XXXIX. RKorps und die deutsche 89. ID. der rumänischen 2. Armee gegenüber. Diese Heereskörper der Verbündeten strebten die Wegnahme von Cämpulung und ein Vordringen über Sinaia hinaus an. Die Armee des Gen. Averescu war wiederum bemüht, den in gefährlichster Richtung gegen Bukarest drückenden Gegner zumindest in seiner gegenwärtigen Lage festzuhalten, womöglich aber bis auf die Kammlinie des Grenzgebirges zurückzudrängen.

Der Angriff des vom GLt. Staabs befehligten XXXIX. RKorps war, wie schon erwähnt worden ist (S. 482), am 4. November in der Linie La Omu A 2508—Azuga zum Stehen gekommen. Das weitere Vordringen verzögerte sich wegen der Schwierigkeiten, die das Gebirgs-gelände dem Nachziehen der Artillerie entgegenstellte.

Weiter im Osten war am 3. November die Höhe -<>-1426 südwestlich des Bratoceasattels an den Feind verloren gegangen. Tags darauf glückte es dem durch Abteilungen der 89. ID. verstärkten Ostflügel der 187. ID., diese Höhe zurückzuerobern. Dafür brach der Feind zwischen dem Tatarhavaspaß und dem Mt. Siriu in die Front der 89. ID. ein.

Am 4. November verlegte das Heeresfrontkommando die Masse der ’8.bayr. RD. von Bereczk nach Kronstadt; es hoffte, sie bei der bevorstehenden Offensive der 9. Armee in wirksamer Richtung einsetzen zu können. Obwohl eine Verwendung dieser Division in den Pässen südöstlich von Kronstadt nicht beabsichtigt war, weil die Angriffsfront der

9. Armee nicht verbreitert werden sollte, wurde ein Bataillon doch zur 89. ID. abgezweigt, der es hierauf am 6. und 7. gelang, den Feind aus allen Einbruchsstellen hinauszuwerfen. Hiebei wirkte auch eine Husarenabteilung der k.u.k. l.KD. im N. Baszkatale mit. Zur Verstärkung der 187. ID. wurde die Siebenbürgische Kavalleriebrigade aus dem oberen Weidenbachtale über Kronstadt, wo ihr eine kurze Erholungspause gegönnt war, in den Schanzpaß verschoben.

Die 8. bayr. RD. blieb aber nur zwei Tage bei Kronstadt. Wegen der Bedrohung der Gyergyó durch die Russen wurde sie vom 6. an zum k.u.k. XXI. Korps abbefördert (S. 524). An ihre Stelle traten das deutsche LstlR. 36 der Gruppe Krafft (S. 528), das RJBaon. 20 und fünf Batterien.

Mittlerweile lebte zwischen La Omu und der Predealstraße der Kampf wieder auf. Heftigen, aber ergebnislosen Vorstößen der Rumänen folgten am 9. und 10. kräftige Angriffe der 51. HID. und der Masse der 187. ID., durch die dem Feinde mehrere hintereinanderliegende Grabenreihen entrissen wurden. Am 12. neu auflodernde Gefechte brachten keine Änderung der Lage.

Am 10. November hatten die südlich von Kronstadt fechtenden Heereskörper den schon erwähnten Befehl Falkenhayns für das Vorbrechen in die Walachei erhalten (S. 525). Darnach hatten das I. RKorps das Becken vom Cämpulung zu gewinnen, das XXXIX. beiderseits der Predealstraße seine Angriffe fortzusetzen und die 89. ID. den Feind durch angriffsweise Betätigung zu binden.

GLt. Morgen, der Führer des I. RKorps, schritt am 11. mit der auf dem rechten Flügel stehenden und durch Teile der 12. bayr. ID. verstärkten 8. GbBrig. zum umfassenden Angriff. Die Brigade gewann am 12. Candesti. Die in der Mitte des Korps fechtende 12. Bayerndivision drang beiderseits von Leresti nach Süden vor, und auch die den Ostflügel bildende 76. RD. trat zum Angriff gegen Nämäesti an. Am 13. wurde der sich zähe wehrenden rumänischen 22. ID. Albesti und der Nordteil von Voinesti entrissen. Der 14. November brachte den inneren Flügeln der beiden deutschen Divisionen nördlich vom Orte Nämäesti Vorteile.

Nun holte Averescu mit den durch die 2. und die 3. Cälärasibrig. verstärkten Divisionen 12 und 22 zum Gegenangriff aus. Dies hemmte das weitere Vordringen der 8. GbBrig., und auch den Deutschen gingen bei Nämäesti einige Stützpunkte verloren. Die harten Kämpfe hielten auch am 16. an, und am 17. brachen die Rumänen an der ganzen Korpsfront zum Angriff vor. Er wurde so heftig geführt, daß beim GLt. Morgen die Erkenntnis reifte, es wäre das zweckmäßigste, die westlich der Törzburgerstraße fechtenden Truppen, die wegen eines neuen Wettersturzes mit außerordentlichen Nachschubschwierigkeiten zu kämpfen hatten, an die Straße zurückzunehmen und die 12. bayr. ID. anderweitig zu verwenden. Die Truppen wurden denn auch in ihre Ausgangsstellungen vom 11. November zurückgeführt.

Falkenhayn bestand aber darauf, die Bayern in der Front zu belassen und den Feind weiter unter Druck zu halten. Denn die Verschiebung dieser Division etwa in das Alt- oder das Schyltal hätte 14 Tage gedauert. Beim Lockerlassen hätte der Feind auf seinem besseren Wegnetz aber noch viel rascher entbehrliche Kräfte an bedrohte Abschnitte zu werfen vermocht1). Er ersetzte am 13. ohnehin beim II. Korps die

10. ID. durch die 16. und führte sie als Heeresreserve von Sinaia mit der Bahn an die Südfront von Bukarest. Einige Tage später folgte auch die 21. ID., die bisher bei Baicoiu (18 km norwestlich von Ploesci) in Reserve gestanden war und nun für den am Alt geplanten Gegenschlag bestimmt wurde (S. 537) 2). Ein Vorstoß des Korps Staabs, der am 16. südwestlich von Azuga die rumänischen Stellungen durchbrach, vermochte das Abziehen dieser beiden rumänischen Divisionen nicht zu hindern. Die Schwächung der rumänischen 2. Armee benahm allerdings Averescu um so mehr die Möglichkeit, die von ihm beabsichtigte allgemeine Offensive durchzuführen, als schon am 7. die Abschnitte der 7. gemischten Brigade und der 6. ID. der Nordarmee überwiesen worden waren. Es kam daher in der Zeit vom 19. bis zum 21. November nur mehr zu örtlichen Vorstößen der Rumänen, denen jeder Erfolg versagt blieb.

Die 2. Rumänenarmee bestand am 21. nur mehr aus der 12. und der 22. ID. sowie der 2. und der 3. Cälärasibrig., die bei Cämpulung fochten, dann aus der 16. und der 4. ID. (II. Korps) sowie aus der

3. ID. (III. Korps), die den Raum zwischen dem Prahova- und dem N. Baszkatal beschirmten.

v) Falkenhayn, 9. Armee, II, 52.

2) D a b i j a, II, 504 f.

Die beiden verbündeten Heeresleitungen zogen aus dem Verhalten der Russen und der Rumänen zutreffende Schlüsse. Sie hielten neue starke Angriffe gegen die Armeen Arz und Kövess wohl für möglich, ein ernsthaftes Unternehmen in der Richtung Predeal aber für unwahrscheinlich. Die Armee Falkenhayn vermochte daher nach dem 21. November durch den Einsatz der k.u.k. 24. ID. die von der Heeresfront gewünschten, deutschen Kräfte freizumachen (S. 523). Die bisher selbständige 89. ID. wurde dem GLt. Staabs unterstellt.

Von Craiova bis Bukarest

Das Überschreiten des Alt und der Donau durch die Verbündeten

Hiezu Skizze 1 auf Beilage 2 7 Begebenheiten bei der 9. Armee am 22. nnd 23. November

Am 21. November um 9h abends verschied zu Schönbrunn der 86jährige Kaiser Franz Joseph. Sein Großneffe, der Thronfolger Erzherzog Karl Franz Joseph übernahm als Kaiser Karl I. von Österreich und als König Karl IV. von Ungarn die Regierung. Über dieses folgenschwere Ereignis wird am Ende dieses Bandes noch zu sprechen sein.

Zu seinem Nachfolger als Führer der Heeresfront bestimmte der junge Kaiser den bisherigen Kommandanten des VII. Korps, den in Ungarn besonders volkstümlichen GO. Erzherzog Joseph. Dieser traf am

2. Dezember in Schässburg ein1). GO. Kövess trat wieder an die Spitze der 7. Armee.

Die öst.-ung. Truppen wurden auf den neuen Kaiser und König vereidigt. Sonst blieb in der hohen Führung und in der Zielsetzung der im Gange befindlichen Operationen zunächst alles beim Alten.

GdI. Falkenhayn, der am 18. November sein Hauptquartier von Kronstadt nach Hermannstadt verlegt hatte, erließ, nachdem ihm die Nachricht vom Einmarsch seiner Truppen in Craiova zugekommen war, die Befehle für die Fortsetzung der Kampfhandlungen 2). Im Zusammenwirken der Gruppen Schmettow, Kühne und Krafft sollte zunächst die Altlinie als das letzte große natürliche Hindernis vor Bukarest zu Fall gebracht werden.

!) Erzherzog Josef, IV, 1.

2) F a 1 k e n h a y n, 9. Armee, II, 59.

V    35

Das Kavalleriekorps Schmettow hatte am 22. mit vorgeschobenen Abteilungen, am 23. mit starken Kräften den Alt zu erreichen, sich in den Besitz der Brücken bei Caracalu und Slatina zu setzen und die Bahn Pitesci—Rosi de Vede frühzeitig zu unterbrechen. Die an der Spitze marschierende deutsche 6. KD. kam am 22. bis Leul mare, tags darauf bis Caracalu, nahm mit Vortruppen die nur leicht beschädigte Brücke bei Stoenesci in Besitz und hielt sie gegen Rückeroberungsversuche der rumänischen 1. Kavalleriedivision. Die deutsche 7. KD., die am 22. noch

13 km von Craiova entfernt nächtigte, schloß sich am 23. an die 6. an.

Das LIV. Korps, GLt. Kühne, sollte am 24. mit den Spitzen den Alt zwischen Slatina und Drägäsani überschreiten und die bisher in Baia de Fier belassene Seitenhut der 301. ID. an die Division heranziehen. Wegen der starken Ermüdung der Truppen gönnte ihnen GLt. Kühne am 22. einen Rasttag; alle Divisionen sandten jedoch noch an diesem Tage gemischte Abteilungen gegen den Alt vor. Die 41. ID. trat hiebei am Teslui in Gefechtsberührung mit dem Feind. Sie warf tags darauf, von einem gegen Slatina vorgetriebenen Regiment Schmettows unterstützt, die Reste der 1. und der 17. Rumänendivision über den Teslui zurück und stand am Abend bei Balsu am Oltetu wieder vor zerstörten Brücken. Die zur Unterstützung der 41. ID. herangezogene 109. ID. fand am 23. am Teslui keine Nötigung mehr zum Eingreifen. Die bayr. 11. ID. nächtigte am 23. bei Craiova, die 301. ID. näherte sich Drägäsani, die 115. erreichte Särdänesti im Schyltal.

Die Gruppe Krafft hatte zuerst die Linie Rimnik Válcea—Curtea ďArges zu erreichen; dann war nach den Weisungen Falkenhayns der Vormarsch mit starkem rechtem Flügel aus tiefer Staffelung links gegen die Linie Hintesti—Pitesci—Davidesci in Aussicht genommen. Die 73.ID., FML. Goiginger, die mit der Masse der 10. GbBrig. auf dem westlichen und mit der bayr. 15. RIBrig., GM. Pechmann, auf dem Ostufer des Alt vordrang, vermochte erst am 23. dem zähen Feinde die Höhen südwestlich von Calimanesci zu entreißen. Hiebei wurden von der Brigade Korzer 5 rumänische Offiziere und 335 Mann als Gefangene eingebracht. Östlich vom Alt hatten die Bayern und die 216. ID. gegen den tätigen Widerstand der Rumänen nur geringen Raumgewinn zu verzeichnen. Die Alpenkorpsdivision samt der 2. GbBrig. hatte sich ganz auf das östliche Argesuufer hinüberzuziehen. Ihr Angriff war erst anzusetzen, sobald die Rumänen hinter den Topolog gewichen waren. Dann sollte ihnen ein Stoß in ihre rechte Flanke das Behaupten dieses starken Geländeabschnittes unmöglich machen.

Beim I. RKorps, dem die beschleunigte Herstellung der Straße über den Törzburgerpaß aufgetragen worden war, unternahm der Feind am 23. einen übrigens mißglückten Versuch zum Einbruch in die Gräben der 8. GbBrig. und der bayr. 12. Division. Südlich von Kronstadt begann der Einsatz der k.u.k. 24. ID., um die als Heeresreserve bestimmten deutschen Truppen abzulösen.

Recht lebhaft ging es im Rücken der Korps Schmettow und Kühne zu. Die Gruppe Szivó überschritt am 22. November im Morgengrauen an vier Stellen die noch immer hochangeschwollene Cerna und setzte sich am Ostufer fest. Weiter nördlich, bei Czernahéviz und auf dem Vrf. Cocosiului wehrte sich der Feind durch Gegenangriffe. Obst. Szivó rechnete daher noch nicht mit einem Abziehen des Feindes. Mittlerweile war aber das Bataillon der 41. ID. (S. 536) nach ungewöhnlich raschem Marsche am 22. in Tumu Severin eingedrungen. Dies bewog das rumänische Cernadetachement in der Nacht auf den 23. zum Rückzug. Wohl wurde das deutsche Bataillon durch die rumänische Gruppe von Malo-vetu her heftig bedrängt. Es behauptete sich aber, vom südlichen Donauufer her durch bulgarische Artilleri? unterstützt, und zwang die beiden feindlichen Gruppen, die neun Bataillone und fünf Batterien zählten, ihren Weg nördlich der Stadt zu nehmen.

Mittlerweile hatte Obst. Szivó am 23. den Vormarsch antreten lassen. Falkenhayns Aufforderung zur Unterstützung der in Turnu Severin eingeschlossenen Deutschen traf Szivó schon unterwegs. Die deutsche Radfahrerbrigade warf den Feind bei Värciorova zurück. Abends standen die Bataillone Szivós hier und bei Ciresiu. Die vier Bataillone und acht Batterien starke rumänische Donaugruppe hatte eine Reihe von unausführbaren Befehlen x) erhalten, blieb tatenlos stehen und versäumte so die Möglichkeit, rechtzeitig über den Alt hinweg abzuziehen.

Führerentschlüsse bei Freund und Feind

Am 22. November erstatteten sowohl GM. Seeckt, der Stabschef der Heeresfront, als auch GdI. Falkenhayn der DOHL. Vorschläge über die weitere Kriegführung. Beide Generale rechneten mit keinem nachhaltigen Widerstand des Feindes am Alt. Im Gegensatz zu Falkenhayn, der wegen der wahrgenommenen Verschiebung starker Feindkräfte von Buzeu über Bukarest nach Pitesci einen Entscheidungskampf bereits zwiJ) Dabija, III, 65.

sehen dem Alt und Bukarest erwartete, nahm Seeckt an, daß der Feind sich voraussichtlich erst am unteren und am mittleren Argesu zur Schlacht stellen werde. Der rechte Flügel des Feindes mochte über Cämpulung verlaufen oder über Tárgovistea zurückgebogen werden. Die Festung Bukarest gewann als Rückhalt eine besondere Bedeutung; GM. Seeckt hielt es für möglich, diese Festung angreifen zu müssen, und errechnete den hiefür nötigen Bedarf an schwerer Artillerie.

Unterdessen verständigte die DOHL. die Heeresfront und die

9. Armee davon, daß Teile der Heeresgruppe Mackensen am 23. bei Sistov die Donau überschreiten würden; auch kündigte sie die Zuweisung der deutschen 2. KD. sowie, für einen etwas späteren Zeitpunkt, der aus Wolhynien heranrollenden k.u.k. 7. KD. zur 9. Armee an.

Noch am 22. November einigten sich die beiden Heeresleitungen auf Grund der erstatteten Vorschläge über die Fortsetzung der Offensive in der Walachei. Das k.u.k. AOK. erließ am selben Abend an das Heeresfrontkommando Erzherzog Joseph die entsprechenden Weisungen. Es benachrichtigte dieses, daß die über die Donau gehenden Teile der Heeresgruppe Mackensen zunächst Alexandria gewinnen würden. Ob sie von dort gleich auf Bukarest vorrücken oder die 9. Armee unterstützen mochten, werde sich in den nächsten Tagen ergeben. Für die allgemeine Vorrückung auf Bukarest fiel der Donauarmee des GFM. Mackensen der Raum südlich der projektierten Bahn Caracalu—Bukarest zu, „während der rechte Flügel der 9. Armee nach dem Altübergang des LIV. Korps in allgemeiner Richtung Slatina nördlich der genannten Bahnlinie gegen Bukarest—Ploesci“ vorzurücken hatte. Beim Vormarsch des LIV. Korps sollte zunächst durch Entsendung von Truppen auf Pitesci das Vorgehen der Gruppe Krafft in dieser Richtung erleichtert werden.

In derselben Zeit wurde auch im großen rumänischen Hauptquartier ein Kampf der Meinungen ausgefochten.

Bei der hoffnungslos gewordenen Lage in der Kleinen Walachei schlug der russische Militärbevollmächtigte, Gen. Bjelajew, einen weitere Entscheidungskämpfe vermeidenden, abschnittsweisen Rückzug vor, um die rumänische Armee für spätere Kämpfe zu erhalten. Gen. Berthelot, der Chef der französischen Militärmission, stellte diesem Manöver ,,ä la russe“ einen von ihm entworfenen Plan eines Gegenschlages entgegen1). Seiner Meinung nach fehle nämlich einem solchen weitreichenden Rückzug des rumänischen Heeres die nötige Tiefe des Raumes; auch würden hiebei dem Gegner die für ihn so wichtigen großen Mengen an Lebens-

i) Pétain, 54 f.

mitteln und Rohstoffen in die Hände fallen. Berthelots Plan fand schließlich auch die Billigung des rumänischen Königs.

Für den Gegenschlag waren allerdings nur mehr drei frische Divisionen verfügbar (2/5, 9/19 und 21). Dennoch versprach sich Berthelot einen großen Erfolg davon, wenn mit zusammengehaltener Kraft von Pitesci aus in südlicher Richtung auf Drägänesci (15 km nordöstlich von Caracalu) gegen die Spitzen der auf das östliche Altufer vorgebrochenen Divisionen der Gruppe Kühne vorgestoßen werde. Zum mindesten erhoffte er sich ein Zurückwerfen des Gegners auf Craiova. Dann sollte mit Hilfe der noch heranzuführenden Divisionen (gedacht war an die

18., die 23. und die 10.) eine verläßliche Verteidigung des Altufers organisiert werden. Dieser Vorschlag Berthelots bedeutete somit eine grundlegende Änderung des ursprünglichen rumänischen Planes für einen Gegenschlag, durch den die bei Pitesci versammelten, gegen Westen vorstoßenden Divisionen die Gruppe Kühne zum Rückzug in die Berge zwingen sollten (S. 537).

Mit der Führung des Gegenangriffes wurde Gen. Presan, der bisherige Führer der Nordarmee, betraut, der an Stelle des Gen. Vasilescu zum Kommandanten der 1. Armee ernannt wurde. Er begab sich, vom Gen. Berthelot als Berater begleitet, noch am 22. abends nach Pitesci, um von hier aus die Unternehmung zu leiten. Da erhielt er am 23. vormittags die ihn völlig überraschende Meldung, daß der Gegner bei Isias und bei Zimnicea die Donau zu überschreiten begonnen habe.

Der Stromiibergang der Donanarmee (23. bis 25. November)

Als die Heeresgruppe Mackensen nördlich der Bahn Constanta— Cernavoda in die Dauerstellung übergegangen war (S. 501), schritt der Feldmarschall daran, weiter im Westen eine Armee zu versammeln, die im geeigneten Zeitpunkt über die Donau vorbrechen sollte. Hiefür wurden aus der Dobrudscha die deutsche 217. ID. mit Bahn, die bulgarische l.ID. im Fußmarsch nach Sistov verschoben; weiters wurde hier aus einem deutschen und aus einem bulgarischen Landsturmregiment die kombinierte Division GM. Gf. v. der Goltz gebildet. Diese drei Divisionen, dann die schon im Belenekanal befindliche öst.-ung. Pioniergruppe GM. Gaugl und die Donauflottille unterstellte Mackensen dem deutschen LII. Korpskmdo., GdI. Kosch, das bisher zwischen der Timok-mündung und der Dobrudschagrenze den Donauschutz befehligt hatte. Überdies wurden noch die bisher im Stromsicherungsdienst stehende bulgarische 12. ID., die aus der Türkei heranrückende osmanische 26. ID., ferner vier deutsche Reiterregimenter, einige bulgarische Schwadronen und — damit auch öst.-ung. Truppen an dem Übergang teilnehmen — das Grenzjägerbataillon II und die 5. Batterie des FKR. 34 in den Raum um Sistov gelenkt.

Als Übergangsstelle waren vorübergehend auch Nikopoli, Ruščuk und Turtukai in Erwägung gezogen worden. Die rein örtlichen Vorteile lagen aber am meisten bei Sistov, vor allem die Nähe des Belenekanals, in dem das ganze Überschiffungs- und das schwere Brückengerät bereitgelegt waren. Die diesen Kanal im Osten beherrschende Insel Cinghi-narelli, die die Rumänen besetzt hielten, war am 7. und 8. Oktober im Zusammenwirken der Donauflottille mit einer öst.-ung. Pionier- *) und einer deutschen Landsturmkompagnie erobert worden. Nach Wegräumen der rumänischen Minen war die Ausfahrt aus dem Kanal frei. Vorteilhaft war noch, daß die Stadt Sistov der Endpunkt einer den Nachschub fördernden Bahn war, und daß das Südufer das nördliche beträchtlich überhöhte. Außerdem beherrschte die Flottille von Ruščuk, wo eine Minensperre zur Abhaltung feindlicher Monitoren eingebaut war, nach Westen völlig den Strom. Schließlich stand bei Sistov schon eine sehr starke Artillerie, darunter auch eine vom Obst. Artur Reutter befehligte Gruppe schwerer öst.-ung. Batterien (Siehe Beilage 7, S. 14). In Anbetracht all dessen befahl GFM. Mackensen, der am 31. Oktober aus der Dobrudscha wieder nach Trnovo zurückgekehrt war, am 13. November dem GdI. Kosch, die Vorbereitungen für das Übergehen bei Sistov zu treffen.

GdI. Kosch bestimmte, daß die 217. ID., bei der auch die öst.-ung. Grenzjäger eingeteilt wurden, auf Pontons und auf durch Motorboote geschleppten Überschiffungsgliedem aus dem Belenekanal heraus an das Nordufer südwestlich von Zimnicea den Strom zu übersetzen habe. Die hiebei nötigen pioniertechnischen Arbeiten hatten drei vom GM. Gaugl befehligte öst.-ung. Pionierkompagnien zu bewirken. Die Division Goltz, der die 1. Bulgarendivision folgen sollte, hatte sich knapp östlich von Sistov zur Ostspitze der gegenüberliegenden Insel zu überschiffen. Ihr war der k.u.k. Pionieroberst Mjk mit einer öst.-ung. und drei bulgari-

J) Regele, Die Tätigkeit der k.u.k. 2./5. Pionier-Feldkompagnie beim „Kampf um die Donau“ 1915—1916. (Mil. wiss. Mitt., Wien, Jhrg. 1921, 61.) — Wulff, Die österreichisch-ungarische Donauflottille im Weltkriege 1914—1918 (Wien 1934), 94.

sehen Pionierkompagnien zugewiesen. Eine starke, in Sistov und beiderseits davon aufgefahrene Artillerie von etwa 200 Geschützen sollte im Bedarfsfalle das Übergehen unterstützen. Die Flottille war angewiesen, die beiden Flanken des Unternehmens zu schützen und mit ihren Geschützen an der Bekämpfung des Feindes teilzunehmen. Nach dem Landen hatten diese drei Divisionen um Zimnicea einen Brückenkopf zu legen, um den Bau einer schweren Kriegsbrücke (System Herberth) zu schützen. Über diese Brücke sollten dann die Reiterei, die bulgarische

12. und die türkische 26. ID. den Strom überschreiten.

Die Wahl des Tages für den Übergang überließ die DOHL. dem GFM. Mackensen. Er sollte so erfolgen, daß ein Zusammenwirken mit dem rechten Flügel der 9. Armee gewährleistet war. Am 21. November ließ die DOHL. den Generalfeldmarschall wissen, daß der Übergang am 24. oder 25. noch durchaus der Lage entsprechen würde. Mackensen setzte ihn hierauf für den 23. fest.

Zur Täuschung des Feindes hatte ein deutsches Landsturmbataillon bei Samavit (gegenüber der Altmündung) die Donau zu übersetzen. Abwärts von Sistov sollte Artillerie des Donauschutzes bei Ruščuk, bei Turtukai und bei Silistria durch Feuer die Aufmerksamkeit des Feindes vom Übergangspunkt ablenken1).

Vom Feinde wußte man Truppen ungefähr in der Stärke einer Infanteriedivision zwischen der Altmündung und Giurgevo, dahinter Reiterei; bei Zimnicea vermutete man nur zwei Landsturmbataillone und einige Batterien. Dies traf zu. Die rumänische 18. ID. beschirmte mit ihren 16 Bataillonen und 15 Batterien den 185 km langen Abschnitt zwischen der Altmündung und Monastirea (70km östlich von Bukarest). Die 2. KD. stand bei Alexandria. Beide Divisionen bildeten die „Gruppe zur Verteidigung der Donau“2).

Schwerer Nebel lag am 23. früh über der Donau. Er war so dicht, daß GdI. Kosch den Übergang knapp vor dem für 6h30 angesetzten Beginn um zwei Stunden hinausschob. Bei der 217. ID. erreichte dieser Befehl die erste Staffel aber nicht mehr; sie war schon abgefahren. Das Unternehmen setzte somit nicht ganz planmäßig ein. Obwohl mm einige Pontons schon losgefahren waren, entstand hiedurch kein Nachteil. Denn als dann um 8h3° früh die ganze Überschiffung begonnen hatte, landeten doch fast alle Staffeln vom Feinde unbehelligt am rumänischen Ufer. Der schwache Widerstand in Zimnicea wurde rasch überwunden. Die

a) Bose, Flußübergänge im Weltkriege (Berlin 1934), 48 ff.

2) Dabija, III, 80 f.

Artillerie kam in dem dichten Nebel fast gar nicht zum feuern. Ein Monitor legte unmittelbar an der Landungsbrücke von Zimnicea an und beteiligte sich am Kampf. Am 23. abends standen etwa 17 Bataillone mit mindestens 80 Maschinengewehren und 3 Batterien auf rumänischem Boden1). Ein Rückschlag war nicht mehr zu besorgen; der Übergang war schon jetzt als geglückt anzusehen.

Am 24. früh wurde die Überschiffung fortgesetzt. Gleichzeitig erweiterten die Verbündeten den Brückenkopf. Der Feind — auch die von Alexandria her angerückte rumänische Kavallerie — ließ es auf keinen entscheidenden Kampf ankommen und wich so rasch hinter den Vedefluß zurück, daß die Fühlung mit ihm verloren ging. Am Abend standen fast alle Teile der 217. ID., der Division Goltz und der 1. Bulgarendivision auf dem Nordufer.

Das bei Samavit angesetzte Ablenkungsunternehmen konnte, durch Nebel gleichfalls beeinträchtigt, erst am 24. mit der Besetzung von Isias beendet werden, immerhin hatte es vorübergehend die rumänische Führung irregeführt2).

Unterdessen hatte das öst.-ung. Brückenbataillon 1 am 24. November in der Früh mit dem Bau der schweren Kriegsbrücke begonnen. Sie war am 25. um 6h30 früh nach bloß 23stündiger Arbeitszeit (hievon 12 Stunden bei Nacht) fertiggestellt. Über sie wurden nun die übrigen Heereskörper nachgezogen, voran die deutsche und die bulgarische Reiterei, die samt dem öst.-ung. Grenzjägerbataillon II in eine kombinierte Kavalleriedivision unter dem GM. Goltz zusammengefaßt wurde. Die Landsturmtruppen der bisherigen Division Goltz wurden auf die deutsche 217. und die bulgarische 12. ID. aufgeteilt.

Die kombinierte Kavalleriedivision trat noch am 25. den Vormarsch gegen Soimu an; ihr folgte die 217. Division. Die 12. Bulgarendivision wurde auf Bragadiru, die 1. auf Bujoru gewiesen; die beiden Divisionen erreichten mit den Anfängen am 25. abends den Vede. Die türkische 26. ID. sammelte sich in Zimnicea, um hinter der 217. zu folgen.

Hiemit war der Übergang der jetzt als ,,Donauarmee“ zusammengefaßten Truppen der Verbündeten vollzogen. Das Unternehmen hatte wohl fast gegen keine feindliche Einwirkung zu kämpfen gehabt, dafür aber gegen widrige Witterung. Daß es so klaglos geglückt war, hatte

v) Bei der bulgarischen 1. ID. hatten sich ganze Abteilungen, die aus dem Gebirge stammten, aus Wasserscheu geweigert, die Pontons zu besteigen. Es hatte Mühe gekostet, sie dann wenigstens zum Einsteigen in die Dampffähren zu bewegen.

2) Dabija, III, 91.

man den ausgezeichneten, bis ins Einzelne gehenden Vorbereitungen sowie den hervorragenden Leistungen der öst.-ung. Pioniere und der sie vortrefflich unterstützenden Donauflottille zu danken. Der Übergang ist aber überhaupt nur möglich gewesen, weil der öst.-ung. Generalstabschef das ganze Überschiffungs- und Brückengerät in weiser Voraussicht noch vor der rumänischen Kriegserklärung in die untere Donau hatte bringen lassen.

Die Ereignisse am Alt am 24. und 25. November

Das Vorbrechen der Korps Kühne und Schmettow war von Falkenhayn in breiter Front gedacht. Daher waren sie auf — zwischen Stoe-nesci und Drägäsani gemessen — 65 km auseinandergezogen. Doch nur beim erstgenannten Ort war es durch raschen Zugriff geglückt, sich in den Besitz der Brücke zu setzen. Bei Slatina und Drägäsani, gegenüber einem am Ostufer offenbar zur entschlossenen Abwehr bereitstehenden Feinde, hatte es den Anschein, daß der Übergang längere Zeit beanspruchen werde. Als GdI. Falkenhayn, von Hermannstadt durch den Szurdukpaß kommend, im Auto am 24. nachmittags in Craiova eintraf, um an Ort und Stelle die weiteren Befehle zu erteilen, beschwor ihn GLt. Kühne, das Abdrehen der östlich von Craiova stehenden 109. ID. über Stoenesci, wo die ganze 6. KD. schon auf das östliche Ufer übergegangen war, zu gestatten, damit auf diese Weise die rumänische Altfront vom Süden her zum Einsturz gebracht werden könne.

Nur ungern willfahrte Falkenhayn dieser Bitte1). In einem am Abend erlassenen Armeebefehl spornte er Kühne noch immer an, mit der 41. ID. bei Slatina und mit der 301. ID. bei Drägäsani den Übergang zu erzwingen und die bayr. 11. ID. nach Slatina nachzuziehen. Nur wenn sich durch ein Ausholen der Bayern über Stoenesci der Übergang beschleunigen lasse, könne diese Verschiebung erfolgen. Das weitere Vorrücken war in rein östlicher Richtung gegen die Bahnstrecke Beuca— Ungheni in Aussicht zu nehmen.

Als sich GdI. Falkenhayn am 25. vormittags zur Rückfahrt nach Hermannstadt anschickte, tat er dies in der Überzeugung, daß der Altübergang gesichert sei. Bis zum Abend dieses Tages erreichte die 6. KD. Mihaesci und trieb eine Vorhut bis Rosi de Vede vor. Die 7. KD. kam bis Stoicänesci und Drägänesci. Das Kavalleriekorps stand somit schon

!) Kühne, Erinnerungen. (Nachrichtenblatt der 76. RD., Jhrg. XI, lieft 2, 23.) ganz auf dem Ostufer. Die 109. ID. nächtigte in Cosereni (16 km westlich von Caracalu). Da die Übergangsversuche bei Slatina und bei Drägäsani noch nicht zum Ziele geführt hatten, wurde die 11. bayr. ID. angewiesen, am 26. gleichfalls über Stoenesci nachzurücken.

Unterdessen war auch die Gruppe Krafft um ein gutes Stück weitergekommen. Die auf dem westlichen Altufer angreifende 10. GbBrig. der 73. ID. warf am 24. den Feind über den Fahrweg, der von Cheia nach Bogdänesci führt. Östlich vom Fluß gewann die durch ein Bosniakenbatail-lon verstärkte Brigade Pechmann gleichfalls an Raum. Bei der 216. ID. verhinderte Nebel die Durchführung des geplanten Angriffes. Östlich vom Argesu war der 2. GbBrig. ein durchschlagender Erfolg beschert; sie warf im Sturm die sich zähe währende rumänische 14. ID. bis über die Straße Curtea ďArges—Musätesci zurück. Die deutschen Truppen der vom GM. Tutschek befehligten Alpenkorpsdivision stellten sich inzwischen zur weiteren Vorrückung bereit.

Am 25. reiften die Früchte der erfolgreichen Kämpfe des Vortages, in denen die Rumänen gegen 930 Mann an Gefangenen eingebüßt hatten. Von der 73. ID. drang die 10. GbBrig. in Rimnik Válcea ein; die Brigade Pechmann erreichte den Raum östlich davon. Die 216. ID. nahm Tigveni in Besitz. Der Feind war abgezogen; nur vor der 2. GbBrig. hielt er noch eine Höhe nordöstlich von Curtea ď Arges fest.

GLt. Krafft wähnte nun schon den Weg in das flacher werdende Hügelland frei und wies die 73. ID. nach Hintesti, die 216. ID. nach Pitesci und die Alpenkorpsdivision in das nordöstlich davon liegende Dorf Mioveni. Doch schon der 26. sollte erweisen, daß das rumänische

I. Korps noch nicht gewillt war, die Gebirgsausgänge preiszugeben.

Die Schlacht am Argesu Einleitende Maßnahmen der feindlichen und der eigenen hohen Führung

Der Übergang der Donauarmee hatte die ohnehin schon schwierige Lage der rumänischen 1. Armee noch wesentlich verschärft. Wurde sie bis jetzt von Norden und von Westen her bedrängt, so erstand ihr nun auch im Süden ein neuer Gegner. Mochte dieser nach Norden oder gegen Osten auf Bukarest Vordringen, in keinem Falle konnte die rumänische Heeresleitung vor dem 28. etwas Entscheidendes unternehmen., da die für den geplanten Gegenschlag bestimmten Divisionen nicht früher zur Stelle sein konnten. Wohl bemühte sich der russische Gen. Bjelajew neuerlich, die Rumänen zum weitreichenden Rückzug zu bewegen. Die rumänische Führung war trotz der verringerten Erfolgsaussichten entschlossen, zum Schutz der Hauptstadt, diesem Mittelpunkt des öffentlichen Lebens, der Verwaltung und des ganzen Verkehrsnetzes, eine Schlacht zu wagen.

Dieser Kampf scheint ursprünglich als eine Abwehrschlacht gedacht gewesen zu sein; denn am 24. befahl das rumänische Oberkommando den „allgemeinen Rückzug in die Linie Argesu—Jez. Grecilor“. Von den Heeresreserven wies es die 21. ID. auf der von Bukarest nach Alexandria führenden Straße in den Raum zwischen Argesu und Niaslov, die 9/19. nach Titu und Gäesci. Die 2/5. ID. hatte Presan schon selbst an den Alt zwischen Topologmündung und Cucueti zum Lückenschließen in die Front gestellt. Zu einheitlicher Führung des jetzt zwischen den Trans-sylvanischen Alpen und der Donau entbrennenden großen Kampfes wurden die 1. Armee, die Donauverteidigungsgruppe und die Heeresreserven unter dem Gen. Presan in eine Heeresgruppe zusammengefaßt.

Am 25. wies das rumänische Oberkommando, das die in der Kleinen Walachei und bei Zimnicea befindlichen Kräfte der Verbündeten nicht unerheblich unterschätzte, den Gen. Presan neuerlich an, „das Vorrücken des von Westen und von Südwesten her kommenden Gegners zu verhindern“1). Hiezu sollte die 1. Armee einerseits um ihren rechten Flügel als Drehpunkt zurückschwenken, und zwar derart, daß die linke Flanke der 2. Armee nicht entblößt wurde. Anderseits hatte sie sich mit ihren verfügbaren Kräften und mit der Donauverteidigungsgruppe dem gegen Bukarest vordringenden Gegner entgegenzustellen und ihn mindestens am Niaslov aufzuhalten. Das auf dem Drehpunkt stehende I. Korps sollte sich hiebei nur schrittweise zwischen dem Argesu und dem Bratia zurückziehen und die von Musätesci nach Cämpulung führende Straße nicht freigeben. Wurde auch der linke Flügel der 2. Armee zum Weichen gezwungen, dann war vor dem Prahovatale neuerlich Stellung zu nehmen. Die Beendigung der Versammlung der 21. ID. bei Mihälesci und der 9 '19. ID. bei Titu und Gäesci wurde für den 27. in Aussicht gestellt.

Obwohl in den zwei Befehlen des Oberkommandos von einer Gegenoffensive noch nicht ausdrücklich die Rede ist, schwebte dem Gen. Presan, der sein Hauptquartier nach Titu zurückverlegte, doch eine angriffsartige Lösung vor; er wurde darin vom Gen. Berthelot sicherlich noch bestärkt. Presan gedachte, zuerst die Donauarmee des GdI. Kosch zu

!) Dabija, III, 104. — Petain, 69.

schlagen und über die Donau zu werfen, wobei ihm die 1. Armee gegen den aus der Kleinen Walachei vordringenden Gegner einen festen Schirm bilden sollte. Nachher wollte er sich nach Nordwesten wenden, die Gi*uppen Kühne und Krafft hinter den Alt drängen und sodann am Alt und an der Donau eine neue, feste Abwehrfront bilden.

Für den ersten Akt dieses Manövers auf der inneren Linie erließ Presan am 25. abends seine einleitenden Weisungen. Die 1. Armee, jetzt vom Gen. Stratilescu befehligt, sollte in der Linie Curtea d'Arges—Drägäsani—Slatina den Gegner hindern, nach Pitesci und Costesci vorzurücken. Ihr Widerstand war entscheidend für die Ausführbarkeit des von Presan gegen Süden geplanten Gegenunternehmens. Von der Donauverteidigungsgruppe forderte Presan, durch unausgesetzte Gegenangriffe ein Vordringen der Armee Kosch zu vereiteln. Mit der bis zum 27. abends bereitzustellenden Gegenangriffsgruppe, das waren die Divisionen 21 und 9 19 sowie die nach Cäldäraru zu verschiebende 2 5. ID. samt der 1. KD., wollte Presan den im Süden davon befindlichen Gegner schlagen, wo immer er ihn traf.

Unterdessen war aber bis 25. abends, wie schon erwähnt (S. 554), das I. Korps mit der 8. und der 13. ID. hinter den Topolog gewichen. Da die 2 5. ID. nach Cäldäraru zu rücken hatte, blieb die Altverteidigung den in eine Division zusammengezogenen Resten der 1. und der

17. ID. überlassen. Die 1. KD. war vor dem Korps Schmettow gegen Nordosten ausgewichen. Die Donauverteidigungsgruppe stand gruppenweise in weitgedehnten Postierungen bei Turnu Mägurele, Putintei, Go-gosari, Giurgevo und weiter bis Monastirea. Das Cernadetachement und die westlich vom Alt befindlichen Donausicherungen, zusammen 16 Bataillone, 2 Schwadronen und 13 Batterien, mußten als abgeschnitten und verloren angesehen werden.

Am 25. und am 26. November fand auch zwischen Falkenhayn und der DOHL. ein lebhafter Gedankenaustausch über die Überwindung des Widerstandes am Alt und über die Art des Vormarsches nach Überschreiten des Flusses statt1). Für jene hatte Falkenhayn ohnehin schon alle erforderlichen Maßnahmen getroffen. Östlich vom Alt strebte er ein rasches Vordringen mit starkem rechtem Flügel an. Er plante, das Kavalleriekorps, sobald es durch Umfassen des bei Slatina stehenden Feindes von Süden her der Gruppe Kühne Luft gemacht habe, gegen die Bahnstrecke Bukarest—Tárgovistea, die Divisionen Kühnes über Beuca und Martalogi, mit einer Seitenabteilung auf Pitesci vorstoßen zu lassen.

Falkenhayn, 9. Armee, II, 65 ff.

Der Gruppe Krafft war als nächstes Ziel die Linie Mosoia—Pitesci— Davidesci zugedacht.

In Pleß war man damit im allgemeinen einverstanden, doch wünschte man den linken Flügel Kühnes auf Costesci gerichtet und ein Herumgreifen des linken Flügels der Gruppe Krafft ins obere Dämbovitatal südöstlich von Cämpulung. Diese Umfassung befürwortete auch das Heeresfrontkommando Erzherzog Joseph, das den linken Flügel Kühnes stark gehalten und auf Pitesci gewiesen, weiters die ganze 9. Armee gegen Ploesci Vordringen sehen wollte. Falkenhayn erhob Einspruch gegen das die Hauptkraft Kraffts schwächende Abzweigen einer Abteilung gegen Cämpulung; schließlich hatte es aber doch beim Entsenden einer gefechtsstarken Kolonne auf Poenari zu verbleiben. Das k.u.k. AOK. wurde bei diesen Erörterungen völlig übergangen.

Die Heeresbewegungen in der Walachei zwischen dem 26. und dem

29. November

Unterdessen rückten die Verbündeten in der Walachei weiter vor. Die Donauarmee überschritt am 26. den Unterlauf des Vede. Am 27. drang die von einer Monitordivision auf der Donau begleitete bulgarische 1. ID. in Giurgevo ein, worauf einige bulgarische Bataillone von Ruščuk her auf das Nordufer überschifft wurden. Das öst.-ung. Brücken-bataillou 1 begann sogleich mit dem Bau einer Kriegsbrücke, über die am 4. Dezember früh der Verkehr aufgenommen werden konnte. Die

12. Bulgarendivision gelangte bis Toporu, die deutsche 217. ID. bis Prunaru. Die letztgenannte war im Westen durch die komb. KD. gesichert. Die Türken folgten bis Alexandria nach.

Bei der 9. Armee hatte am 26. die 6. KD. heftige Kämpfe bei Rosi de Vede zu bestehen; die 7. KD. gelangte nach Valeni. Die 109. ID. überschritt bei Stoenesci den Alt und wurde auf die nach Norden führenden Straßen gesetzt. Ihr rückte die 11. bayr. ID. nach. Am nächsten Tage zeigte sich aber die Wirkung des von Süden auf die Rumänen ausgeübten Flankendruckes. Sie gaben der 41. ID. den Übergang bei Slatina frei. Die 109. ID. kam am 27. nach Greci, die 11. bayr. ID. bis vor Caracalu, die 115. näherte sich Craiova. Die öst.-ung. Truppen der 301. ID. waren aber noch immer bei Drägäsani festgehalten. Vom Kavalleriekorps vermochte die 6. KD. von Rosi de Vede aus mit der komb. KD. der Donauarmee die Verbindung herzustellen; die 7. KD. ritt in Támpeni ein.

Bei der Gruppe Krafft überschritt die 10. GbBrig. am 26. bei Rim-nik Välcea den Alt und rückte tags darauf nach Süden vor, indes sich die Brigade Pechmann vor Poenari auf dem westlichen Topologufer entfaltete. Die 216. ID. durchbrach am 26. mit Teilen die Front der rumänischen S. Division. Dies ermöglichte ihr am nächsten Tage, 7 km weit vorzudringen und somit die den unteren Topologabschnitt verteidigende rumänische 13. ID. von Norden her wirksam zu bedrohen. Die Alpenkorpsdivision setzte sich in den Besitz von Curtea d’Arges. Hiedurch war es der Gruppe Krafft aus eigener Kraft geglückt, sich gegen einen zähen, immer wieder Verstärkungen erhaltenden Feind den Ausgang aus dem Gebirge zu erkämpfen. Die beiden öst.-ung. Gebirgsbrigaden hatten sich hiebei besonders bewährt. Während dieser Kämpfe hatte die Gruppe Krafft im ganzen 100 Offiziere und 14.350 Mann als Gefangene sowie

14 Geschütze und 37 Maschinengewehre als Beute eingebracht.

Als Falkenhayn die Nachricht erhalten hatte, daß die Donauarmee am 27. die Linie Giurgevo—Drägänesci erreicht habe, erließ er die Befehle zur Verfolgung der Rumänen. Er beharrte bei seinem Vorsatz, mit starkem rechtem Flügel in rein östlicher Richtung vorzudringen. Das Kavalleriekorps sollte nördlich der Linie Rosi de Vede—Bukarest zunächst bis an den Argesu reiten und die von der Hauptstadt nach Tärgovistea und nach Ploesci führenden Bahnen unterbrechen. Das Korps Kühne hatte die Bahnstrecke Rosi de Vede—Ungheni zu erreichen und eine rasch bewegliche Abteilung über Costesci gegen die von Pitesci nach Bukarest führenden Verbindungen vorzutreiben. Die Gruppe Krafft sollte, tief links gestaffelt, gegen die Linie Hintesti—Pitesci—Davidesci vorrücken. Dem I. RKorps wurde baldiges Zurückwerfen des Feindes und die Verfolgung im Dämbovitatal aufgetragen. Die 8. GbBrig. hatte sich über den Gebirgsstock LeotaA2134 ins Jalomitatal zu verschieben. Die 115. ID. sollte über Stoenesci dem rechten Flügel folgen.

Jetzt nahte für die Rumänen die Stunde der großen Entscheidung heran. Um die Heeresgruppe Presan möglichst zu entlasten, befahl die rumänische Heeresleitung im Einverständnis mit der Stawka, daß die Nord- und die 2. Armee sich dem am 28. beginnenden Angriff der russischen 9. Armee anzuschließen hätten. Auch von der Orientarmee des Gen. Sarrail, die, wie noch auszuführen sein wird, bei Monastir bereits örtliche Erfolge errungen hatte, erwartete man, sie werde durch Fortsetzung ihrer Angriffe gegnerische Kräfte von der rumänischen Front abziehen. Durch diese Maßnahmen, vornehmlich durch die Gegenoffensive Presans, hoffte die rumänische Heeresleitung, das Netz, das sich in gefahrdrohender Weise in der Walachei über dem rumänischen Heer zusammenzog, noch in letzter Stunde zerreißen zu können.

Der Übergang starker deutscher Truppen bei Stoenesci auf das östliche Altufer brachte indes eine weitere Verschlechterung der Lage der Rumänen. Presan sah sich deshalb am 27., kurz nach Mitternacht, veranlaßt, die 1. Armee in die Linie Colonesci—Grosi—Gäläsesci—Där-monesci zurückzureißen. Der Rückzug des am rechten Flügel stehenden

I. Korps entblößte aber die linke Flanke der 2. Armee, die am 28. zum Angriff schreiten sollte. Durch diese Zurücknahme der 1. Armee um etwa 30 km verengte sich auch der Raum für den Gegenschlag. Anderseits ermöglichte dies dem Gegner, rascher die Verbindung zwischen den inneren Flügeln der Armeen Falkenhayn und Kosch herzustellen.

Das rumänische I. Korps zog sich am 27. in den Raum um Pitesci zurück. Die 1/17. ID., durch die 1. KD. gesichert, rückte vom Alt in die Linie Colonesci—Grosi und kreuzte hiebei die Marschlinie der 2/5. ID., die nach Jonesci (südlich von Costesci) gezogen worden war. Die 9 19. ID. war bis Glogovenu vormarschiert. Von der Donauverteidigungsgruppe rückte die Nordgruppe nach Letcaveche; die südliche ging nach fast kampfloser Preisgabe von Giurgevo nach Daita zurück. Die 21. ID. schob sich dazwischen bei Naipu in die Front ein.

Am 27. abends erteilte nun Gen. Presan, der die Lage beim Gegner ziemlich zutreffend beurteilte, die Befehle für das Gegenmanöver. Der

1. Armee (14., 8., 13., 1/17. ID.), die er durch die 2 5. ID. und die

1. KD. verstärkte, wies er auch weiterhin eine Verteidigungsaufgabe zu. Sie sollte hiezu, bei Preisgabe von Pitesci, noch weiter im Osten in der Linie Cornätelu—Costesci—Dradisesci eine Abwehrstellung beziehen. Hiedurch verengte sich der Bewegungsraum der Heeresgruppe Presan noch mehr; außerdem entfernte sich der rechte Flügel der 1. vom linken der 2. Armee, der noch bei Albesci stand, schon um 50 km. Den Gegenangriff sollte der Kommandant der Donauverteidigungsgruppe, Gen. Iancovescu, mit der 9 19., der 21. und der 18. ID. sowie mit der 2. KD. am 29. November aus dem Raum Blejesti—Copaceni gegen Alexandria und Zimnicea durchführen. Die von der Heeresleitung aus der Moldau herangeführte 7. ID. und die aus Truppenresten gebildete 9 19. IBrig. sollten die Reserve der Stoßgruppe bilden.

Als aber die 1. Armee am 28. von den Verbündeten unbehelligt blieb, verstärkte Presan die Stoßgruppe doch wieder durch die 2 5. ID., die hiezu gegen Drägänesci rücken sollte, um den Gegner in Flanke und Rücken zu fassen. Die Donauverteidigungsgruppe, die vorzugehen versucht hatte, wurde jedoch am 28. schon von der Armee Kosch angefallen und wieder bis Naipu, Ciolanu und Daita zurückgedrängt. Dies und der Wunsch, das Herankommen der 2/5. ID. abzuwarten, veranlaßten Presan, den Angriffsbeginn auf den 30. zu verschieben. Bis dahin hatte die 9 19. ID. nach Vida zu rücken; die durch Teile der heranmarschierenden Heeresreserven gestützte Donaugruppe sollte sich bei Naipu und Calugareni behaupten.

Presan verlegte nun sein Hauptquartier nach Buftea in die unmittelbare Nähe des Oberkommandos. Dieses und die Regierung scheinen nicht mehr sehr zuversichtlich gewesen zu sein. Die Regierung tibersiedelte bereits nach Jassy; auch wurden alle wehrfähigen Männer über 16 Jahre in die Moldau abgeschoben x).

Am 29. November gewann die Armee Kosch — bei der 217. ID. unter harten Kämpfen gegen die rumänische 21. ID. — das Ostufer des Glavaciocu. Sie sollte am 30. die Vorrückung gegen den Argesu fortsetzen. Die komb. KD. Goltz mußte vor der nach Vida vordringenden

9 19. ID. nach Südosten ausweichen. Das Überschreiten des Flusses wurde den Rumänen aber durch das Grenzjägerbataillon II verwehrt2).

Die deutsche 9. Armee vermochte sich am 28. mit ihrem rechten Flügel unbehindert auf dem Ostufer des Altflusses zu entfalten. Das Kavalleriekorps erreichte den Raum zu beiden Seiten vom Teleorman. Die 6. KD. stieß am 29. nördlich von Blejesti aber schon auf den Feind; die 7. KD. erreichte Ciolänesti din Deal. Von dem in Eilmärschen heranrückenden Korps Kühne gelangte die 11. bayr. ID. nach Mihaesci, die 109. und die 41. überschritten bei Valeni und Floru den Vede. Am 29. abends standen diese drei Divisionen an der Bahn Rosi deVede—Ungheni. Die 301. ID. war über Slatina nachgezogen worden und rückte in Optasi ein. Die 115. ID. überschritt den Alt bei Stoenesci.

Die Gruppe Krafft fand am 28., als sie den Unterlauf des Topolog überschritt, keinen Feind mehr vor sich. Die k.u.k. 73. ID. vermochte daher, weitausgreifend, ihre Nachtquartiere schon in Rächitelele und Draganu zu beziehen. Die 216. ID. kam die Bahn entlang bis vor Gä-läsesci, die Alpenkorpsdivision bis Stroesci und Petrosani. Da das rumänische I. Korps sich erst östlich von Pitesci zum Kampf stellte, vermochte die Gruppe Krafft am 29. mit der 73. ID. Hintesti, mit der 216. Pitesci und mit den Truppen des GM. Tutschek Mioveni (2. GbBrig.), Golesci und Godeni (Alpenkorps) zu gewinnen.

Pétain, 80.

2) H e r é u s, Die Schlacht am Arges (Mil.wiss. Mitt., Wien, Jhrg. 1934, 815 ff.).

Vor diesem Flankendruck gab jetzt auch das rumänische II. Korps seine bei Cämpulung unhaltbar gewordenen Stellungen auf und zog sich mit der 3. Cälärasibrig. sowie der 22. und der 12. ID. in südöstlicher Richtung zurück. Die zu Fuß verwendete 2. Cälärasibrig. wurde nach Tärgovistea zurückgesendet, um wieder die Pferde zu besteigen. Die

12. bayr. ID. drang in scharfer Verfolgung am 29. in das bis jetzt hart umkämpfte Cämpulung ein. Die 76. RD. warf rumänische Nachhuten aus Stoienesci. Die 8. GbBrig. schob sich in das von Stoienesci gegen den Leota ansteigende Tal hinein. Für die weitere Vorrückung wies GLt. Morgen die Bayern in das Dämbovitatal, die 76. RD. über Puceni in das Jalomitatal, indes die k.u.k. 8. GbBrig. über den Südhang des Leota nach Petrosita Vordringen sollte.

Der rechte Flügel der zur Offensive aufgerufenen rumänischen

2. Armee beschränkte sich am 28. und am 29. auf Ablenkungsvorstöße kleinerer Abteilungen. Diese vermochten nicht einmal das gerade jetzt erfolgende Herauslösen der letzten noch in der Front stehenden Abteilungen der deutschen 187. ID. durch die k.u.k. 24. ID. zu stören. Hiemit war die ganze 187. ID. als Heeresfrontreserve bereitgestellt.

Am 29. abends stand die rumänische Heeresgruppe des Gen. Presan bereit, die von ihm gewollte Schlacht zu schlagen, von deren Ausgang, wie er seinen Truppen zurief, das Schicksal des Landes abhing. Die allgemeine Lage entsprach allerdings nicht ganz seinen seinerzeitigen Wünschen. Die Stoßgruppe war noch nicht versammelt, denn die 2^5. ID. stand vom gewählten Kampffeld noch 50 km entfernt, und die 9/19. ID. hatte sich noch nicht zur Herrin der Glavaciocuübergänge zu machen vermocht. Die Donauverteidigungsgruppe war mit dem Gegner schon auf enger Mensur und bei Comana mit Umfassung bedroht.

Die rumänische Heeresleitung ließ Presan vollständig freie Hand. Für die Fortführung der Schlacht hatte sie an Heeresreserven nur die

10. ID., dann die zur Auffrischung nach Ploesci zurückgenommenen Divisionen 11 und 23 zur Hand. Von den Russen war trotz lebhaften Bemühens des Gen. Berthelot und des bei der Stawka eingeteilten französischen Gen. Janin nur die Zusicherung einer Unterstützung durch die 40. ID. und die 8. KD. des IV. Korps zu erlangen gewesen1). Der Gleichmut der Stawka gegen das dem Rumänenheere drohende Unheil stand im starken Gegensatz zum Gebot der Stunde. Die öffentliche Meinung Rumäniens hielt daher mit Ausdrücken der Erbitterung gegen den saumseligen Bundesgenossen nicht zurück.

x) P é t a i n, 85.

Am 29. November einigten sich die deutsche und die öst.-ung. Heeresleitung über die Befehlsregelung in der Walachei. Da die Armeen Falkenhayn und Kosch in enger Fühlung zu kämpfen hatten, wurde die

9. Armee ohne die Gruppe Gerok mit dem 30. November abends dem GFM. Mackensen unterstellt. Die Heeresfront Erzherzog Joseph hatte fürderhin aus der Gruppe Gerok, der 1. und der 7. Armee sowie aus den bisherigen Heeresfrontreserven zu bestehen. Die Siebenbürgische Kavalleriebrigade und einige kleinere Einheiten waren an die 9. Armee abzugeben.

Die hohe Führung der Verbündeten in der Walachei war hiemit völlig in deutsche Hände übergegangen. Die weiteren Ereignisse in der walachischen Ebene werden daher nur in großen Zügen und so weit geschildert werden, daß die Begebenheiten bei den dort fechtenden öst.-ung. Divisionen und Brigaden noch verfolgt werden können.

Der rumänische Gegenangriff auf die Armee Kosch Hiezu Skizze 2 der Beilage 27

Am 30. November früh ließ Gen. Presan die endlich versammelte „Manövriermasse“ zum Angriff gegen die Donauarmee vorbrechen und wies den rechten Flügel (2/5., 9/19., 21. ID.) zum konzentrischen Vorgehen auf Drägänesci an. Den Drehpunkt für das Vorschwenken hatte der vom Gen. Iancovescu befehligte linke Flügel (18. ID. und 9/19. IBrig.) zu bilden, der aber gleichfalls, und zwar gegen Giurgevo vorbrechen sollte. Die 1. Armee, die der Gruppe Krafft gegenüberstand, hatte die Offensive gegen Westen hin zu schützen. Den Raum zwischen den beiden rumänischen Heeresteilen ließ Presan aber unbeschirmt; und gerade in diese Lücke rückte das Korps Kühne vor, das vom linken Flügel der Donauarmee nur mehr 60 km entfernt war. Zudem füllten diese Lücke die drei deutschen Kavalleriedivisionen aus, die den Anmarsch der 2 5. und der 9 19. ID. ohnehin schon erheblich verzögert hatten.

Viel Zeit hatte Presan demnach für den Anfall gegen die Armee Kosch nicht zur Verfügung. In längstens drei Tagen konnte sich der rechte Flügel Falkenhayns am Entscheidungspunkte fühlbar machen. Bis dahin mußte der Sieg errungen sein. Auch mußte sich Presan darüber Rechenschaft geben, daß der zermürbten 1. Armee nicht mehr viel Abwehrkraft zuzutrauen war. Schließlich wich auch schon das II. Korps der 2. Armee zurück, dem das Korps Morgen in nach Osten ausholender Verfolgung auf den Fersen blieb.

Trotz alledem wagte Presan den Schlag. Um den Ereignissen am Entscheidungspunkte näher zu sein, begab er sich in das Werk Bragadir an der Südwestfront von Bukarest.

Da die Armeen Kosch und Falkenhayn die Vorrückung fortsetzten, entbrannte am 30. vor den Toren der Hauptstadt Rumäniens eine an Wechselfällen überaus reiche Begegnungsschlacht großen Stils.

Der erste Tag brachte aber entgegen den Erwartungen Presans der Armee Kosch Erfolge, da es ihr glückte, die rumänische 21. ID. und die Gruppe Iancovescu über den Niaslov zu werfen. Mittlerweile rückte der Umfassungsflügel der Manövriermasse heran. Die 9/19. ID. und die

2. KD. erzwangen sich endlich bei Vida den Übergang über den Glava-ciocu und die 2/5. ID. erreichte, nachdem sie die sich ihr entgegenstellenden Schwadronen Schmettows zur Seite gedrückt hatte, Bäbäita und Flämanda.

Daß durch das Einschwenken der Divisionen 2 5 und 9 19 zwischen diesen und der 1. Armee eine Lücke von 60 km Breite aufsprang, in die das ungebundene Korps Kühne und die Reiter Schmettows hineinmarschierten, focht Presan offenbar weiter nicht an. Er ließ die letzte Möglichkeit eines geordneten Rückzuges ungenützt und wies die beiden eben genannten Divisionen an, am 1. Dezember völlig nach Osten einzuschwenken, indes die 21. ID. über den Argesu hinweg angreifen, die Gruppe Iancovescu aber stehenden Fußes alle allfälligen gegnerischen Anstürme abwehren sollten.

Am 1. Dezember vermochte sich Iancovescu in der Tat zu behaupten. Die 21. ID. jedoch wurde von der deutschen 217. ID. bei Mihälesci über den Argesu zurückgeworfen, aber nicht verfolgt, denn der rumänische Schwenkungsflügel kam jetzt in Flanke und Rücken der vorgeprellten Donauarmee. Die 9/19. ID. bahnte sich gegen schwache Kräfte, darunter das Grenzjägerbataillon II und zwei der 217. ID. zugewiesene öst.-ung. Pionierkompagnien, bis Bulbucata und Bäläria den Weg und bedrängte die schwache 217. Division. Die 2/5. ID. ließ sich zum Teil von den von Drägänesci her vorrückenden Türken in ein Gefecht verwickeln und kam daher nur bis Letcaveche.

Bei der deutschen 9. Armee war das Kavalleriekorps Schmettow am

30., wie vorhin schon erwähnt wurde, bis an den Teleorman bei Olteni und Zlotesci zurückgewichen. Das LIV. Korps rückte aber über diesen Fluß hinweg vor. Die öst.-ung. Bataillone der 301. ID. stießen hiebei bei Costesci auf den Feind. Die Gruppe Krafft drängte mit der k.u.k. 73. und der deutschen 216. ID. die rumänische 1. Armee um einige Kilo-

rr>*

meter zurück. Die Alpenkorpsdivision, mit ihr die 2. GbBrig., rückte auf elenden Wegen im Bergland nördlich der Reichsstraße Pitesci—Titu vor und wirkte mit dem I. RKorps zusammen, das bis in die Südostecke des Beckens von Cämpulung vorgedrungen war. Die 8. GbBrig. hatte sich in den Besitz des Leotaberges gesetzt.

Da Falkenhayn noch immer nicht an einen nachhaltigen Widerstand der Rumänen vor Bukarest glauben wollte und er von den durch die Donauarmee am Niaslov erfochtenen Erfolgen Nachricht erhalten hatte, beschloß er die Verfolgung in der bisherigen Richtung fortzusetzen. Hiezu sollten die Korps Schmettow und Kühne gegen den Argesu zwischen Malu spart und Fundu perului, das Korps Krafft gegen die Bahnstrecke Titu—Tärgovistea (dieses nicht inbegriffen) und das I. RKorps gegen den Abschnitt Tärgovistea—Valea lungä Vordringen. Die 115. ID. hatte nach Rosi de vede, die eben heranrollende deutsche 2. KD. nach Himnik Välcea nachzurücken.

Mackensen erwartete gleichfalls keinen nachhaltigen Widerstand des Feindes vor dessen Hauptstadt und plante, einen Handstreich auf die Festung auszuführen. Da er die Türken und Bulgaren hiezu für wenig geeignet hielt, nahm er für das Unternehmen außer der 217. ID. noch drei deutsche Divisionen der 9. Armee in Aussicht. Die 11. bayr. ID. und hinter ihr die 115. sollten über Blejesti auf Mihälesci, die 109. gegen die West- und Nordwestfront von Bukarest Vordringen. Falkenhayn sah sich aber noch nicht veranlaßt, seine bereits erlassenen Marschbefehle abzuändern x).

Am 1. Dezember schob sich der rechte Flügel der 9. Armee meist ohne Kampf hinter die rumänische Stoßgruppe vor und erreichte mit der 11. bayr. ID., dem Kavalleriekorps und der 109. ID. die Linie Blejesti—Crevedia mare. Die 41. ID. gelangte nach Fundu perului und stand hiemit schon nahe der Rückzugslinie der rumänischen 1. Armee. Die 301. ID., die noch am 30. November nachts Costesci erstürmt hatte, drang tags darauf noch um 10 km nach Osten vor, wo ihr die rumänische 1/17. ID. Halt gebot.

Die Gruppe Krafft durchstieß mit der 73. und der 216. ID. die Front des rumänischen I. Korps bis Stänislävesti und Lordeni. Die

2. GbBrig. rückte gegen Telesci vor und die Alpenkorpsdivision mühte sich weiter im Norden ab, in das Dämbovitatal zu gelangen, in dem die zwei deutschen Divisionen des GLt. Morgen in der Verfolgung des rumänischen II. Korps bis Gemenu vorgerückt waren. Die 8. GbBrig. war nach

*) Falkenhayn, 9. Armee, II, 76.

großen Marschmühen in Petrosita eingetroffen. Die dem I. RKorps nachrückende Siebenbürgische Kavalleriebrigade nächtigte in Rucäru.

Vor dem XXXIX. RKorps hielt der Feind seine Stellungen jedoch noch besetzt. Er führte im Prahovatale sogar Angriffe, die aber von der 51. HID., GM. Mouillard, und der 24. ID., FML. Urbarz, mühelos abgeschlagen wurden. Bei der deutschen 89. ID. waren die Rumänen am

30. November allerdings an einigen Stellen eingedrungen; an der tags darauf beginnenden Gegenaktion beteiligten sich auch abgesessene Reiter der k.u.k. 1. Kavalleriedivision. Die 24. ID. hatte die 47. IBrig. als Heeresreserve nach Tartlau auszuscheiden.

Das entscheidende Eingreifen der Armee Falkenhayn

Am 1. Dezember nachmittags erhielt Falkenhayn, der sein Hauptquartier nach Rimnik Válcea vorverlegt hatte, von der Gruppe Krafft einen erbeuteten Befehl des rumänischen 1. Armeekmdos. zugesendet, den zwei rumänische Generalstabsoffiziere, die aus Versehen bis in die Linie der Brigade Pechmann vorgefahren und dort gefangen genommen worden waren, bei sich gehabt hatten. Aus diesem Befehl ging das ganze von Presan geplante Gegenunternehmen hervor. Mit einem Schlage erhellte sich das Dunkel, das bisher über den Absichten der Rumänen genaht hatte x). Zwei Notrufe, in denen Mackensen von Falkenhayn eine dringende Unterstützung des linken Flügels der Donauarmee gegen die aus nördlicher und nordwestlicher Richtung angreifenden Rumänen erbat, bezeugten, daß der feindliche Flankenstoß bereits wirksam zu werden begann.

Falkenhayn war sofort entschlossen, aus der Trennung der beiden rumänischen Kampfgruppen, in deren Zwischenraum die Korps Kühne und Schmettow bis jetzt kampflos eingedrungen waren, durch Umfassung der beiden inneren Flügel des Feindes größtmöglichen Nutzen zu ziehen. Er wies die 11. bayr. und die 109. ID. an, am 2. Dezember nach Südosten einzuschwenken, um dem die Donauarmee bedrängenden Feinde den Rückweg nach Bukarest zu verlegen. Das Kavalleriekorps hatte den Angriff Kühnes nach Osten zu sichern. Auf späteren Befehl Mackensens hatte auch die 109. ID. im Marsche nach Osten zu verbleiben. Die 41. ID. wurde nach Nordosten eingedreht; sie hatte der rumänischen 1. Armee, die von der durch die 301. ID. verstärkten Gruppe Krafft zu verfolgen

!) Falkenhayn, 9. Armee, II, 79.

war, den Rückzug zu verlegen. Die Korps Morgen und Staabs sollten ihren Druck nach Süden fortsetzen. Die Armeereserve, 115. ID. und die von der Gruppe Szivó herangezogene 2. Radfahrerbrigade, hatten zunächst bis an den Teleorman nachzurücken.

Durch diese für den 2. erlassenen Weisungen bahnte Falkenhayn große Erfolge an, wobei der Feind durch sein beharrliches Fortsetzen der Angriffe gegen die Armee Kosch und durch den zähen Widerstand vor der Gruppe Krafft die ihm drohenden Gefahren noch vermehrte.

Mittlerweile steigerte sich der Kampf bei der Donauarmee zu krisenhafter Höhe. Von Osten, Norden und Westen angefallen, wehrte die zwischen Argesu und Niaslov im Dreiviertelkreis eingeschlossene 217. ID. in igelförmiger Aufstellung mit dem Mute der Verzweiflung die übermächtigen rumänischen Angriffe ab. Auch die südlich davon fechtenden Bulgaren wurden heftig angefallen1).

GdI. Kosch hatte unterdessen mit den nachrückenden Abteilungen selbständig eine Entlastung der fast eingekesselten 217. ID. angebahnt. In fliegender Hast eilten nun auch die Bayern herbei, die am 2. abends in Rusi lui Asan eintrafen und mit den südlich davon befindlichen Türken die Verbindung herstellten.

Presan hatte im Laufe des 2. seine Stoßgruppe mehrmals zu energischem Vorgehen angefeuert. Er war gewillt, den so nahen Siegeslorbeer am 3. zu pflücken, wozu die 21. und die 9/19. ID. in südöstlicher Richtung auf Calugareni verfolgen sollten, indes Iancovescu die Bulgaren in der Front zu fesseln hatte. Die 2y5.ID. und die 2. KD. erhielten aber schon den Auftrag, mit der Front nach Westen die herannahenden gegnerischen Entsatztruppen abzuhalten. Die 7. ID. sollte nördlich der Reichsstraße zwischen Niaslov und Argesu eine Verteidigungsstellung besetzen. Die 1. Armee, die nur schrittweise Raum geben durfte, wurde durch die 10. ID. verstärkt. Für den Schutz der offenen Südflanke hatte Gen. Stratilescu selbst vorzusorgen.

In der Tat glückte es der 7. und der 10. ID. der Rumänen am

2. Dezember, der 109. ID., dem Korps Schmettow und der 41. ID. ein Vorbrechen über den Argesu noch zu verwehren. Die rumänische

1. Armee aber wurde durch die Gruppe Krafft neuerlich geworfen und gab Gäesci preis. Sie stand am Abend mit fast allen Teilen auf dem nördlichen Ufer des Argesu. Die standesschwachen Divisionen 13 und 14 wurden in einen Verband zusammengezogen. Die 1. KD. sicherte auf dem südlichen Ufer.

i) Heréus, Arges (Mil.wiss. Mitt., Wien, Jhrg. 1934, 869 ff.).

Vom Korps Krafft nächtigte die ihm jetzt unterstellte 301. ID. in Mozäceni, die 73. südlich, die 216. ID. nördlich der nach Gäesci führenden Bahn. Die Alpenkorpsdivision stieg ins Dämbovitatal hinab, wo sie mit dem I. RKorps zusammentraf. Die 8. GbBrig. rastete in Pietrosita und rüstete zum Vormarsch über das Gebirge nach Cämpina. Vor dem Korps Morgen zog sich das II. Rumänenkorps in eine Aufstellung westlich und nördlich von Tärgovistea zurück, um diese Stadt zu schützen. Die beiden Cälärasibrigaden sollten den Rückzug decken und mit der

1. Armee Verbindung herstellen x).

Endlich schien den Rumänen auch eine Unterstützung durch die Russen zu winken. Die Spitzenbrigade der 40. ID. des IV. Korps war im Mündungswinkel des Argesu und des Sabaru eingetroffen; allerdings zögerte ihr Führer mit dem Angriff, da die Division noch nicht völlig versammelt war. Gen. Sacharow, der Kommandant der Dobrudscha-armee, der einer Einladung ins rumänische Hauptquartier gefolgt war, berief wegen der kritische Lage des rumänischen Heeres die 30. ID. aus der Dobrudscha heran. Schließlich sollte auch das in der Moldau als Heeresreserve stehende VIII. Korps nach Bukarest rücken.

Doch noch ehe diese Hilfe wirksam werden konnte, fiel die Entscheidung in der Schlacht am Argesu.

Die 217. ID. hatte am 3. Dezember vormittags mit ihren letzten Kräften alle feindlichen Anstürme abgeschlagen; die heraneilenden Bayern, Türken, Preußen und Bulgaren griffen die Rumänen umfassend an und bereiteten ihnen eine vernichtende Niederlage. In voller Auflösung flohen die Reste der 2/5. und der 9/19. ID. über Mihälesci gegen Bragadir. Westlich und östlich vom Durchbruchspunkt hielten die übrigen rumänischen Divisionen die Argesubrücken noch besetzt. Ein schwächlicher Vorstoß der Russen gegen die bulgarische 1. ID. brachte den Rumänen gar keine Entlastung; sie waren hier entscheidend geschlagen.

Zur gleichen Zeit wie am Unterlauf des Argesu erfochten die Verbündeten auch am Mittellauf einen bedeutenden Erfolg. Die kräftig vorstoßende 41. ID. brach, die rumänische 10. ID. gegen Osten abdrängend, bis nach Titu durch und zwang durch diese Flankenbedrohung die rumänische 1. Armee zum Ausweichen hinter die Dämbovita. Die Gruppe Krafft folgte nach und erreichte mit der 301. ID. Fundu perului, mit der 73. ID. Greci und Gäesci, mit der 216. ID. Matäsaru und mit der Alpenkorpsdivision den Raum südlich von Tärgovistea. In diese Stadt rückte von Norden her nach Kämpfen mit der rumänischen 22. ID. das

i) Dabija, III, 384.

Korps Morgen ein. Die rumänische 12. ID. sperrte — wie schon tags vorher — bei Serbänesci den Talweg nach Valea lungä. Die rumänische

2. Armee war demnach bereits rechtwinkelig abgebogen. Ihre Lage war unhaltbar geworden.

Am 3. Dezember abends mußten Gen. Presan und mit ihm auch die rumänische Heeresleitung die hochgespannten Hoffnungen auf einen Sieg gegen die Donauarmee, der eine Wendung im Feldzuge einleiten sollte, zu Grabe tragen. Der außerordentlich kühne, die erforderliche Sicherung gegen Westen jedoch außer acht lassende Angriff war überhaupt nur durch das Vorprellen der Armee Kosch möglich geworden. Dieses Vorprellen hatte seine Ursache in dem nicht übereinstimmenden Vorgehen der 9. und der Donauarmee, da es in den ersten Tagen nach dem Donauübergang bei Sistov an der einheitlichen Leitung der beiden Armeen gebrach. Blitzschnelles Erfassen der Lage am 1. Dezember abends durch Falkenhayn und zielbewußtes, rasches Handeln haben dann den Sieg herbeigeführt.

Die Einnahme von Bukarest und von Ploesci

Nach der Doppelniederlage am Argesu ließ Gen. Presan seinen Heeresteilen noch am 3. Dezember Weisungen für ihr weiteres Verhalten zukommen. Die 1. Armee, die er durch die 11. ID. verstärkte, sollte sich vom Gegner rasch absetzen und am 4. in der Linie Dobra—Ciocä-nesci zu neuem Widerstand bereitstehen. Alle südlich davon befindlichen rumänischen Divisionen, unter den Befehl des Führers der 7. ID., Gen. Istrate, gestellt, erhielten die Weisung, östlich vom Sabaru, also knapp vor der Südostfront von Bukarest, eine Verteidigungsstellung zu beziehen. Die beiden ganz zerschlagenen Divisionen 2/5 und 9/19 wurden nach Bukarest zurückgenommen. Zwischen der 1. Armee und der Armeegruppe Istrate hatten die beiden Kavalleriedivisionen Verbindung zu halten. Als Reserve stand nur mehr die 23. ID. in Ploesci. Die 2. Armee hielt mit dem III. Korps noch immer die Grenzpässe; das II. war aber schon bis Serbänesci und hinter Targovistea zurückgewichen. Obwohl diese Armee somit schon vollkommen entzwei gerissen war, sah sich die Heeresleitung noch immer nicht veranlaßt, diesen gefährlichen Übelstand zu beheben.

Auf Seite der Mittelmächte erhielt die Donauarmee, zu der die

11. bayr. ID. überzutreten hatte, den Befehl zur Wegnahme von Bukarest.

Die 9. Armee hatte nördlich davon den Feind zu verfolgen, wobei die Heeresreiterei gegen die Bahn Bukarest—Fetesti, der linke Armeeflügel durch das Gebirge auf Buzeu zu weisen waren.

Die Donauarmee überschritt nun den Argesu und schob sich am 5. nahe an die rumänischen Stellungen heran. Die am rechten Flügel vorgehende und durch die Garnison von Ruščuk verstärkte bulgarische l.ID. mußte indessen das IV. Russenkorps abwehren, das sich vorsichtig zu beiden Seiten des unteren Argesu vorschob.

Falkenhayn wollte seine Armee unter Staffelung gegen Bukarest nach Osten vorrücken lassen. Hiezu wies er das Kavalleriekorps aufTigä-nesci (an der Jalomita); das LIV. Korps (115., 109. und 41. ID.) sollte in die Linie Malu spart—Fundata vorschwenken, die Gruppe Krafft die Front Titu—Baleni Serbi erreichen. Das I. RKorps hatte mit der Masse nach Därmänesci (auf der Reichsstraße nach Ploesci), mit einer Seitenabteilung auf Valealungä, mit der 8. GbBrig. ehestens nach Cämpina zu rücken. Hiedurch sollte den noch in den Gebirgstälern steckenden Rumänen der Rückweg abgeschnitten werden.

Unter Scharmützeln mit Nachhuten der rumänischen 1. Armee erreichten die Korps Kühne und Krafft am 4. im allgemeinen die vorgezeichneten Tagesziele. Hitziger ging es beim I. RKorps zu, das nach scharfem Gefecht die rumänische 22. ID. nach Därmänesci und die 12. nach Colibasi zurückwarf. Die 8. GbBrig. gelangte in das Gebirgstal

10 km östlich von Petrosita. Das Kavalleriekorps hatte in der feindlichen Front noch keine Lücke zum Durchschlüpfen gefunden und nächtigte zwischen der Dämbovita und dem Argesu.

Am 4. abends durfte Gen. Averescu endlich seine beiden im Prahova-tale stehenden Divisionen den Rückmarsch antreten lassen. Die 16. ID. erreichte nach einem Gewaltmarsch am 5. abends Cämpina. Hier wurden die großen Bohrtürme der Petroleumgruben unter Mitwirkung zweier hoher englischer Offiziere in Brand gesetzt. Dichte, schwarze Rauchschwaden erfüllten hierauf im weiten Umkreis die Gegend. Die 4. ID. marschierte auf beschwerlichen Gebirgspfaden über Tesila nach Telega. Die 51. HID. und die 24. ID. des XXXIX. RKorps gewahrten erst am

5. früh den Abzug des Feindes. Die 51. HID. folgte nun im Prahovatale nach und rückte gegen Abend in Sinaia ein. Der Westflügel der 24. ID. erklomm die Berge westlich von Busteni, um dann in das Doftanatal abzusteigen. Östlich von diesem blieb die Front noch unverändert.

Weiter im Süden kamen die Ereignisse rasch in Fluß. Die S. GbBrig. erreichte am 5. die Höhen westlich von Cämpina. Dies veranlaßte die rumänische 16. ID., noch am selben Abend in einem zweiten Nachtmarsch bis Baicoiu zurückgehen. Die 76. RD. erreichte Cälinesci, die 12. bayr. ID. warf die rumänische 22. ID. über die Prahova und setzte sich auf dem Ostufer fest. Südlich der Reichsstraße näherten sich das Alpenkorps und die 2. GbBrig. diesem Flusse; diese beiden Heereskörper wurden jetzt unter Befehl des k.u.k. 73. IDKmdos., FML. Goiginger, gestellt. Die 216. ID. erreichte Dobra. Knapp südlich davon standen die 15. bayr. RIBrig., die 10. GbBrig. und die k.u.k. 144. IBrig., die jetzt alle drei als 301. ID., GM. Busse, zusammengefaßt wurden. Vor der Gruppe Krafft hatte sich die rumänische 1. Armee zu beiden Seiten der Jalomita zu flüchtigem Halt gestellt. Das auf Säftica gewiesene Korps Kühne gewann Lucianca und Buftea. Die Schwadronen Schmettows hielten dicht vor der Nordwestfront des Festungsgürtels. Die Donauarmee bereitete sich zum Vorbrechen über die versumpfte Sabaruniederung vor.

Da verschiedene Anzeichen- dafür sprachen, daß Bukarest nicht verteidigt werden würde, entsandte der in Alexandria eingetroffene GFM. Mackensen am 5. morgens einen deutschen Generalstabshauptmann als Parlamentär zum Festungskommandanten und ließ ihn auffordern, die Festung kampflos zu übergeben. Der Hauptmann wurde aber zu einem weit östlich von Bukarest befindlichen Kommando gebracht.

Unterdessen faßte das rumänische Oberkommando, das sich nach Buzeu begeben hatte, unter dem Eindrücke der sehr rasch schwindenden Widerstandskraft der rumänischen Divisionen entscheidende Entschlüsse.

Alle zwischen dem Bodzagebirge und der Donau fechtenden Truppen sollten schrittweise in eine in der Linie Romnicu-Särat—Vizirul befindliche Stellung zurückgenommen werden. Hiezu hatte sich die

2. Armee zunächst auf die Höhen östlich vom Teleajna zurückzuziehen. Die Heeresgruppe Presan (1. Armee und Armeegruppe Istrate) hatte, im Prahova- und im Jalomitatale nach Osten rückend, die Linie Netoti— Urziceni zu besetzen. Südlich dieser Stadt sollte das russische III. Kavalleriekorps die Verbindung zur Gruppe des russischen Gen. Aliew hersteilen, die aus dem von ihm befehligten IV. Korps und den südlich von Bukarest befindlichen rumänischen Truppen zu bilden war; sie hatte östlich der Niederung des Mostiscisees Aufstellung zu nehmen. Hieher war auch die russische 2. ID. im Anrollen. Die 15. Russendivision hatte als Heeresreserve nach Mizil zu gelangen.

Ließ der Gegner aber genügend Zeit, um mit ausreichenden russischen Truppen diese Zwischenstellung zu besetzen, so sollte schon hier nachhaltiger Widerstand geleistet werden. Die abgekämpften rumäni-sehen Divisionen plante man in die Moldau zur Auffrischung zurückzuführen. Ergänzende Weisungen des Oberkommandos regelten die Rückbewegungen der 2. und der 1. Armee derart, daß die Zwischenstellung am 8. Dezember bezogen sein konnte. Gen. Presan glaubte, wie er seinen Divisionsführern wissen ließ, durch ein besonderes Rückzugsverfahren das Vordringen der Verfolger sogar so lange verzögern zu können, daß sie erst in ungefähr drei Wochen vor der Zwischenstellung erscheinen mochten1).

Die Hauptstadt mußte demnach dem Gegner überlassen werden. Da die Werksgeschütze schon vor der Kriegserklärung zur Bildung der schweren Artillerie des Feldheeres herausgenommen worden waren, konnte an eine nachhaltige Verteidigung ohnehin nicht gedacht werden. Mit dem Bescheid, daß Bukarest eine offene Stadt sei, wurde der deutsche Parlamentär zurückgeschickt.

Als er am 6. Dezember morgens bei den deutschen Vorposten eintraf, wehten auf den Werken der Nordostfront aber schon die schwarzweißroten Fahnen; denn Abteilungen der 6. KD. hatten sich bereits um Mitternacht des unverteidigten Werkes bei Mogosoie bemächtigt. Die auf das hin alarmierten Truppen Kühnes und Schmettows besetzten sodann die ganze Nordwestfront. Mittags zogen die ersten Truppenteile der deutschen 9. Armee in die Hauptstadt ein. Die beiden deutschen Divisionen der Donauarmee (11. bayr. und 217. ID.) wurden nunmehr in die südlich der Dämbovita gelegenen Stadtteile vorgezogen. Die Türken und die Bulgaren, vor denen die Russen hinter den Flußschranken abwärts von Tänganu wichen, drangen zwischen der Südfront und der Donau vor. Die Armeegruppe des Gen. Istrate ging in die Linie Tu-nari—Cojesci zurück.

Am gleichen Tage, an dem Bukarest eingenommen wurde, errangen die Divisionen der Verbündeten auch weiter im Norden einen bedeutenden Erfolg.

Indes von der Gruppe Krafft die 301. und die 216. ID. am 6. bis Catunu und Pästärnac vordrangen, stieß die Division Goiginger, mit der 2. GbBrig. an der Spitze, bis Brazi vor. Vom Korps Morgen erstürmte die 12. bayr. ID. Ploesci und fügte der rumänischen 22. ID. schwere Verluste bei. Die 76. RD. rückte über Baicoiu gegen Plopeni vor. Das rumänische II. Korps und die 16. ID. des III. hatten sich noch eilends über den Teleajna zurückzuziehen vermocht. Die Masse der durch die Gebirgsmärsche erschöpften 4. ID. fand den Weg über den

J) Dabija, III, 325 ff.

Fluß aber schon durch deutsche Truppen verlegt, die auch das rumänische Divisionskommando gefangennahmen. Den Rückweg in das Gebirge versperrte die in Cámpina eingetroffene 8. GbBrigade. So war die rumänische 4. ID. schon von allen Seiten umstellt. Ihre Kapitulation war unvermeidlich geworden.

An der Gebirgsfront begann nun auch die rumänische 3. ID. über Zion und Isvorele zurückzuweichen. Sie wurde aber nicht verfolgt, denn die bis Comarnic gelangte 51. HID. erhielt den Auftrag, die Straße von Predeal bis Cámpina herzurichten und die Königsschlösser in Sinaia zu bewachen. Die k.u.k. 24. ID. wurde nach Kronstadt zurückgezogen und trat zur Heeresfront Erzherzog Joseph über. Demnach standen sich nur am Bodzapaß die jetzt wieder zur rumänischen 2. Armee gehörende

6. ID. und die deutsche 89. ID. in den alten, seit Mitte Oktober gehaltenen Stellungen gegenüber. Doch auch hier trafen die Rumänen Vorbereitungen für einen baldigen Rückzug.

Die Einnahme von Bukarest und von Ploesci besiegelte die Niederlage, die die Rumänen in der von ihnen gewollten und verlorenen Schlacht am Argesu erlitten hatten. Bukarest war nach Brüssel, Belgrad und Cetinje die vierte Hauptstadt feindlicher Kleinstaaten, die von den Truppen der verbündeten Mittelmächte erobert wurde. Große Vorräte fielen in den beiden reichen Städten Bukarest und Ploesci den Verbündeten in die Hände und erleichterten ihnen die Fortsetzung des Feldzuges. Die Schlacht hatte aber auch fast das ganze rumänische Heer in ihren Feuerkreis gerissen. Nahmen zu Beginn der Schlacht 8V2 Infanterie- und 2 Kavalleriedivisionen an ihr teil, so wurde alsbald auch die Masse der 2. Armee mit 4 Infanteriedivisionen und 2 in eine Division vereinigten Cälärasibrigaden in sie verwickelt. Nach dem Einsatz von 3 Divisionen der Heeresreserve standen schließlich 15Vs Infanterie- und 3 Kavalleriedivisionen im Kampfe, die alle mehr oder weniger stark hergenommen wurden, obwohl sie gegen kaum gleichstarke Kräfte der Verbündeten (14 Infanterie-1) und 3 Kavalleriedivisionen) gefochten hatten. Nur der rechte Flügel der 2. Armee, die im Ojtozpaß stehende

15. ID. und die 7. gemischte Brigade bei Soveja sowie die 23. ID. der Heeresreserve blieben voll kampfkräftig.

Gewaltig waren die Einbußen der Rumänen. Die Armee Falkenhayn führte 60.000 Gefangene sowie 85 Geschütze und 115 Maschinengewehre vom Schlachtfelde weg. In den Händen der Donauarmee ließ der Feind am 3. und am 4. Dezember allein 5000 Gefangene und

1) Hiebei eine öst.-ung. Infanterie- und drei Gebirgsbrigaden.

39 Geschütze1). Über die ganz bedeutenden Ausfälle der Rumänen an Toten und Verwundeten, allerdings auch über die Verluste der Verbündeten liegen keine Angaben vor.

Die Gefangennahme des rumänischen Cernadetachements Hiezu Skizzen 1 und 2 der Beilage 27

Während die beiden Armeen Mackensens vor Bukarest entscheidende Erfolge errangen, erfüllte sich zwischen Donau und Alt auch das Schicksal des sich selbst überlassenen rumänischen Cernadetachements.

Dieses umschloß am 24. November mit Teilen Turnu Severin, in dem sich das eine Bataillon der deutschen 41. ID. tapfer zur Wehr setzte (S. 547). Eine andere Gruppe der Rumänen versuchte auf den Höhen nordwestlich der Stadt die heranrückende Gruppe Szivó aufzuhalten. Trotz dieses Beginnens glückte es der deutschen 2. Radfahrerbrigade, Turnu Severin zu erreichen. Zur Unterstützung des deutschen Bataillons setzte überdies eine bulgarische Kompagnie über die Donau, und von Osten her trafen einige Schwadronen des Kavalleriekorps Schmettow ein. Nach heftigen Gefechten, die bis in die Nacht hinein andauerten, zog sich der Feind auf die Höhen östlich von Turnu Severin zurück.

Am 25. rückte die Gruppe Szivó in die Donauhafenstadt ein, in die 28 rumänische Offiziere und 1200 Mann als Gefangene eingeliefert wurden. Außer drei eroberten Geschützen brachte sie noch reiche Beute ein, so 800 mit Heeresausrüstung beladene Fuhrwerke, 4 Dampfer und 69 Donauschlepper.

In Turnu Severin erreichte den Obst. Szivó der Befehl Falkenhayns, mit seiner Gruppe, bei der das deutsche Bataillon und zwei deutsche Schwadronen mit drei Geschützen zu verbleiben hatten, in südöstlicher Richtung vorzugehen, um das Land vom Feinde zu säubern und dem LIV. Korps den Rücken zu sichern. Die 2. Radfahrerbrigade und drei Schwadronen der 7. KD. waren nach Craiova dem Kavalleriekorps nachzusenden.

Am 26. begann die Verfolgung des Feindes, der sich in raumgreifenden Märschen gegen die Schylmündung zurückzog. Erst am 30. gelang es, ihn bei Bäilesci in ein Nachhutgefecht zu verwickeln. Am

1. Dezember überschritten die Rumänen bei Zavalu den Schyl, wobei die Artillerie Szivós durch Feuer auf die Brücke den Feind in Ver-

:) Vogel, Befreiung Siebenbürgens, 131.

wirrung brachte. Tags darauf ging die Gruppe Szivó über den Schyl und griff das bei Listeva hartnäckig Widerstand leistende Cernadetache-inent an, mit dem sich auch die vier abgeschnittenen Bataillone der rumänischen Donausicherung vereinigten.

Am 3. Dezember zog der Feind, der bei Bechet noch ein Gefecht mit dem öst.-ung. Monitor „Sava“ zu bestehen hatte, in drei Kolonnen gegen den Alt weiter. Obst. Szivó ließ seine Truppen am 3. aufschließen. Er hatte Auftrag erhalten, den Feind bis zur völligen Vernichtung zu bedrängen. Um den Feind bei Turnu Mägurele am Überschreiten des Alt zu hindern, bat Falkenhayn den GFM. Mackensen, dort Truppen landen zu lassen. Der Feldmarschall ging darauf aber nicht ein und verwies auf die eben dem Korps Kühne nachrückende 115. Division. Doch auch ohne deren Hilfe waren die Stunden des rumänischen Cernadetachements schon gezählt.

Es erreichte am 4. Dezember die von Corabia nach Norden führende Bahn. In Corabia vertrieben die Rumänen kleine Landungs-deiachements der Monitoren „Sava“ und „Maros“. Im Geschützkampf zog der Feind aber den kürzeren. Tags darauf besetzten Matrosen die Stadt neuerlich, in der gefüllte Getreidespeicher vorgefunden wurden, die dann der Gruppe Szivó zugute kamen1).

Am 5. Dezember stellte sich der Feind im Flußwinkel zwischen Alt und Donau zum Kampf. Dieser war aussichtslos und ein Entkommen unmöglich; denn die Brücke westlich von Turnu Mägurele war zerstört. An ein Durchfurten des hochangeschwollenen Flusses konnte nicht gedacht werden, und auf der Donau lauerten die Monitoren der öst.-ung. Donauflottille.

Die Gruppe Szivó griff am 5. zuerst mit dem Nordflügel an, wobei sich in Cilieni von den Rumänen schon 26 Offiziere und 1600 Mann ergaben. Am 6. Dezember, am Tage der Einnahme von Bukarest und von Ploesci, setzten die öst.-ung. Bataillone ihr Vordringen gegen den sich zunächst noch wacker wehrenden Feind fort. Als er abends aber die Nutzlosigkeit weiteren Widerstandes einsah, streckten zehn Bataillone, eine Schwadron und sechs Batterien die Waffen. Samt den Gefangenen des Vortages fielen insgesamt 8000 Mann und 26 Geschütze in die Hände der Gruppe Szivó2).

Der 6. Dezember war für Rumänien ein Tag besonderen Unheils geworden.

*) Wulff, Donauflottille 1914—1916, 239 f. — Schmidtke, 96.

2) Schwarte, Der große Krieg 1914—1918, V (Leipzig 1922), 276.

Entlastungsoflfensiven zugunsten der Rumänen

Die russisch- rumänische Gegenoffensive Iliezu Skizzen 2 und 3 der Beilage 25

Seit dem letzten Drittel des Monats November hatte in der Stawka ein neuer Mann das Amt des Generalstabschefs inne; der Zar hatte den Führer der „Besonderen Armee“, GdK. Gurko, zur Vertretung des erkrankten GdI. Alexejew berufen1). Bis zum 27. November war der Aufmarsch der russischen Streitkräfte am linken Flügel der Südwestfront vollendet. Brussilows Gegenoffensive sollte die Mittelmächte, die gemeinsam mit den Bulgaren und Türken das Rumänenreich bereits mit würgenden Griffen umklammerten und dem Herzen des Landes, Bukarest, zustrebten, im letzten Augenblick davon abhalten, den vernichtenden Streich ihres scharfen Schwertes auf die Rumänen niedersausen zu lassen.

In dem Vorhaben der Russen fiel ihrer 9. Armee die wichtigste Aufgabe zu. Zum Hauptstoß, der sich gegen Csik Szereda wenden sollte, ballte GdL Letschitzki die Korps XXIV und XXXX zusammen. Das V. Kavalleriekorps hatte die rechte Flanke des Sturmkeiles zu decken und die Verbindung mit dem XXXVI. Korps zu erhalten. Dieses sollte gegen Gyergyó Ditró vorgehen. Die zwei Korps des rechten Armeeflügels hatten sich des Raumes um Dorna Watra zu bemächtigen, wozu das XXVI. den Ort von Norden aus durch Umfassung gewinnen sollte. Abgesehen von einer zusammengesetzten Infanteriedivision war noch mit dem heranfahrenden VIII. Korps als Reserve zu rechnen, das Brussilow schon vor der Monatsmitte der „Besonderen Armee“ zu seiner Verfügung entnommen hatte. Die Erfolgsaussichten des Stoßes auf Csik Szereda betrachtete man beim Stabe Letschitzkis sehr zuversichtlich2). Im Gegensatz zu den für den 14. November erlassenen Weisungen (S. 505) hatte diesmal die 8. Armee, GdK. Kaledm, auf der ganzen Front anzugreifen; das Schwergewicht war auf das XVIII. Korps zu legen. Um den Gegner abzulenken, sollte überdies auch die 7. Armee, General Schtscherbatschew, auf Halicz vorstoßen. Es sei gleich vorweg gesagt, daß es in der Folge nicht zu diesem Ablenkungsangriff kam3).

J) Gurko, 136 ff.

!) Kno x, II, 498.

3) Zajontschkowskij, 118.

Auch das rumänische Hauptquartier hatte beschlossen, Teile seiner Heeresmacht an der am 28. November beginnenden Offensive der Russen mitwirken zu lassen (S. 558) und erteilte hiezu am 26. die erforderlichen Aufträge. Die 2. Armee sollte den Gegner verhindern, Kräfte aus seiner Front zu ziehen. Die Nordarmee hatte fürs erste die in die Háromszék führenden Paßausgänge zu gewinnen1). Gen. Cristescu, der Führer der Nordarmee, wandte zwar ein, daß seine Armee für einen Angriff viel zu schwach sei, fand jedoch bei seiner Heeresleitung kein Gehör. So wies er wohl die verstärkte 15. ID. mit der 7. gemischten Brigade in die Richtung Lemhény sowie die 6. ID. nach Zágon und über den Bodzapaß. Auch befahl er, vorerst in den Abschnitten die nächsten Höhen zu erobern; doch schärfte er schon am 27. einschränkend seinen Unterführern ein, nicht sämtliche Truppen einzusetzen. Es sei nur anzustreben, den Gegner zu binden; die Aufnahme des ernstlichen Angriffes werde später verfügt werden2).

Am 28. November entbrannte um die längs des Karpathenwalles verlaufenden Wehrstellungen der Heeresfront Erzherzog Joseph eine gewaltige Schlacht, die vom Ojtoz- bis zum Tartarenpaß reichte.

Der Angriff der Armee Letschitzki und der rumänischen Nordarmee gegen die Ostgrenze Siebenbürgens

(28. November bis Mitte Dezember)

Bei der Gruppe Gerok entwickelte sich am 28. November mit den Rumänen ein reger Artilleriezweikampf. Wie die hohe Führung der Verbündeten vorausgesehen hatte, richteten sich die Angriffe des Feindes hauptsächlich gegen das vom FML. Fabini befehligte VI. Korps der Armee Arz. Das XXXX. Russenkorps arbeitete sich mit der 4. SchD. südlich und mit der 2. SchD. nördlich vom Uztale an die 39. HID., GM. Breit, heran; die Vortruppen gerieten wiederholt hart aneinander. Ein bayrisches Bataillon (S. 523) wurde im Uztale vorgezogen, der größere Teil des Regimentes blieb als Armeereserve in Csik Bánkfalva. Das XXIV. Russenkorps trachtete, die Stellungen der 61. HID., GM. Grallert, einzudrücken, wozu die 49. ID. beiderseits des Trotusutales, die 48. ID. nördlich davon umfassend vorgingen. Die 48. ID. erzielte im oberen Agasutale Vorteile. Zur Stützung der Front wurde dem GM. Grallert

Dabija, III, 128 ff.

2) Ebenda, 453 ff.

das nächste Regiment der 8. bayr. R.D., das RIR. 23, aus Gyimes Közeplak nach Brusturosa zugeführt. Das RIR. 19 (S. 523) befand sich noch auf der Fahrt nach Csik Szereda in den Sammelraum seiner Division. Bei der Gruppe Litzmann wollten die Russen die Straßensperre bei Tölgyes mit Panzerwagen überrumpeln und versuchten es mit Vorstößen am Hegyes und gegen den Nordflügel der 37. Honvéddivision. Litzmann befürchtete hier einen Angriff und bat, man möge ihm die Spitzenbataillone der anrollenden 49. RD. nach Bélbor zuführen. Das Heeresfrontkommando verfügte jedoch, das erste eintreffende Regiment in Gyergyó Ditró auszuladen; es mußte überdies das folgende Regiment zur 7. Armee abdrehen und gestattete nur, daß die 1. Armee die Reiterbrigade der 10. KD. nach Bélbor verschob.

Am 29. November traten auch die Rumänen auf den Plan. Ihre

2. Armee vermochte allerdings nicht zu verhüten, daß die Armee Falkenhayn auch den Rest der deutschen 187. ID. aus der Front löste und bei Kronstadt bereitstellte (S. 561). Die rumänische Nordarmee hingegen drängte den Südflügel der k.u.k. l.KD. im Berecker Gebirge etwas zurück, worauf ein Bataillon der 187. ID., deren Masse inzwischen von Sepsi Szt. György (S. 523) in den Raum Kézdivásárhely—Kászon Jakabfalva gerückt war, den Streitern des FML. Ru:z als Rückhalt zugesandt wurde. Für den nächsten Tag rief der rumänische Armeeführer seine Truppen zum Angriff auf1). Die verstärkte 15. ID. der Rumänen fiel auch die Höhenstellungen der 71. ID., die den Ojtozpaß beschirmten, zwischen dem N. Sándor A 1640 und dem Runcul mare heftig an, wurde aber allseits abgewiesen. Doch gaben die neuentfachten Kämpfe Anlaß, hinter den linken Flügel der Division Goldbach zwei deutsche Bataillone zu stellen, da GdI. Gerok die Verbindung zum Nachbarkorps Fabini gesichert wissen wollte.    '

Die Russen hatten unterdessen in dem Streben, die Front des VI. Korps zu zertrümmern, nicht nachgelassen. Sie entrissen dem Südflügel der 39. HID. am 29. den Mt. Nemira A1653; die Verteidiger wichen westlich aus. Die Heeresfront überwies diesem Frontabschnitt das deutsche IR. 188 aus Jakabfalva und zwei Batterien, um den Bergrücken wieder zu erobern. Die am gleichen Tage gegen den Magyaros A1340 und den Mt. Cärunta A 1320 vorgetragenen Massenstürme fruchteten den Russen fast nichts; nur auf dem Südufer des Trotusu vermochten sie östlich von Sulta der 61. HID. eine Kuppe zu entreißen. An den gefährdeten Stellen beiderseits von Agasu wurde nun das bayr. RIR. 23 ») Dabija, III, 457.

eingesetzt, wodurch auch der am Vortage von Nordosten her vorgeprellte Feind wieder zurückgetrieben werden konnte ’). Bei der schwachen Sicherungskette, die Obst. Daubner von der 61. HID. zum XXI. Korps gespannt hatte (S. 515), ging hingegen der Bálványos A 1534 verloren. Die Widerstandslinie wurde auf Berg und Ort Hosszuhavas zurückverlegt. Die einheitliche Abwehr in den Abschnitten Grallert und Daubner leitete nunmehr der bayrische GLt. Stein (S. 523).

Bei der Gruppe Litzmann waren die Verteidiger den Behelligungen des Feindes gewachsen. Die Besorgnisse um den Nordteil der 37. HID. schienen daher weniger begründet zu sein, weshalb das Kommando der Heeresfront die Reiter der 10. KD. zum XI. Korps der 7. Armee weitersenden ließ, da diese, wie noch ausgeführt werden wird, wieder in anhaltende, schwere Kämpfe verstrickt war.

Am 30. nahm die Schlacht im Bereich des VI. Korps bei dichtem Nebel, der die Übersicht hemmte, ihren Fortgang. Die Russen setzten im Uzgebiet der Honvéd des GM. Breit weiter zu und bemühten sich hartnäckig, der 61. HID. den Zugang zum Gyimespaß abzuzwingen. Am Nordabfall des Mt. Cärunta, vor Sulta, bemächtigten sie sich einer heiß umstrittenen Höhe. Den von GLt. Stein hier sowie östlich von Brusturosa angesetzten Gegenstößen blühte kein durchschlagender Erfolg. Der Druck des Feindes, den Teile seines V. Reiterkorps auf die Mitte der Gruppe Obst. Daubner ausübten, hielt gleichfalls an und machte den Einsatz des bayr. RIR. 19 nötig2). Da die Gruppe Stein nunmehr von Reserven völlig entblößt war, wies ihr der Armeekommandant die zurückgehaltenen zwei Bataillone (S. 523) zu; er entäußerte sich hiedurch seiner letzten frei verfügbaren Truppe.

Die andauernde Gefahr, die über der 39. HID. schwebte, bewog das Heeresfrontkommando, der 1. Armee den Stab der 187. ID. zu überweisen. Deren Führer, GLt. Sunkel, hatte innerhalb des VI. Korps den Abschnitt des GM. Breit samt den dort zum Einsatz gelangenden deutschen Kräften zu befehligen. Durch die gespannte Lage bei den Korps Fabini und Gerok war die für das Ojtozgebiet als Reserve bestimmte 187. ID. binnen zwei Tagen fast völlig aufgebraucht worden. Der Rest der Division (IR. 189 und einige Batterien) sollten von Kronstadt nach Csik Szereda gelangen. Die DOHL. wünschte aber hinter Gerok eine Reserve und riet, diesem die Masse der anrollenden 49. RD. zuzuführen. Ein entsprechender Befehl war in Schässburg bereits erlassen. Da aber

*) Roth, Reserve-Infanterie-Regiment 23, 97 ff.

2) Jaud und Weech, 127 ff.

zwangen dringliche Hilferufe der 7. Armee, die wegen eines beim XXV. RKorps erfolgten Einbruchs der Russen um ihren Nordflügel bangte, auch noch das letzte Regiment (RIR. 228) im Einverständnis mit beiden Heeresleitungen nach Körösmezö laufen zu lassen. Für Siebenbürgen verblieb der Heeresfront sonach nur das bereits eintreffende RIR. 225 und eine Artillerieabteilung. Als am Abend Anzeichen Vorlagen, daß das VIII. Russenkorps vor Gerok auftreten werde, wurde das letzte Regiment der 187. ID. nach Bereczk geleitet. Für das Kommando der Heeresfront, dem das zweckmäßige Verteilen seiner spärlichen Reserven nicht leicht fiel, war es ein Lichtblick, als die DOHL. den Zuschub einer neuen Kraft, der von der Heeresgruppe Böhm-Ermolli heranrollenden deutschen 218. ID., nach Klausenburg ankündigte. Nach deren Ankunft sollte die 49. RD. bei der 7. Armee vereinigt werden; entbehrliche Teile waren sogleich nach Máramaros-Sziget abzulenken.

Am gleichen Tage trat die Gruppe Gerok unter den unmittelbaren Befehl der Heeresfront, während die Armee Falkenhayn dem GFM. Mackensen unterstellt wurde (S. 562).

Die Kämpfe wüteten am 1. Dezember weiter. Der Südflügel der Kavalleriedivision Ruiz wehrte die Rumänen bei der Waldbahnhaltestelle Musa ab und vermochte ihnen auch eine am 28. November überlassene Höhe wieder abzunehmen. Die rumänische 15. ID. griff zwischen dem Slänic- und dem Ojtoztal viermal an, konnte aber nur am Hang westlich von Sosmezö einen schmalen Einbruch erzielen, den die Division Goldbach schon tags darauf wettmachte. An der Naht der Gruppen Gerok und Fabini drangen jedoch russische Schützen immer tiefer in den Raum zwischen dem N. Sándor und dem Mt. Nemira ein. Hier konnte nur ein planmäßiges Gegenunternehmen Wandel schaffen. Es gelang den Verteidigern am 5. unter geringen Verlusten; die Verbindung auf dem Höhenkamm war damit wieder hergestellt.

Beim VI. Korps versuchten die Russen am 1. Dezember, allerdings vergeblich, vom Mt. Nemira aus nach Westen und Norden Raum zu gewinnen. Ebenso dauerte der verstärkte Druck des Feindes vor dem Gyimespaß an und ließ das 1. Armeekmdo. um das sichere Behaupten der Stellung um so mehr bangen, als man aus einem mitgelesenen Funkspruch erfahren hatte, daß die 9. Russenarmee ihre Reserve, zwei Schützenregimenter, nach Assäu vorgeschoben habe, also vermutlich am Durchbruchsgedanken festhalte. Die Heeresfront konnte aber nur ein Bataillon des RIR. 225 in den Armeebereich nach Csik Szt. Simon für die 39. HID. gelangen lassen, die anderen Bataillone mit drei Batterien fuhren zur Gruppe Gerok. So mußte sich GdI. Arz eben aus eigenen Mitteln helfen. Litzmann, der die östlich von Bélbor vortastenden Russen leicht abzuschütteln vermochte, wurde angewiesen, ein Bataillon der 10. bayr. ID. und die reitenden Batterien der 10. KD. dem VI. Korps abzugeben.

Der von FML. Fabini erwartete Angriff der Russen brach am

2. Dezember mit voller Wucht los. Während die Gruppe Sunkel im Uz-und im Csobanyostale dem fünfmal anstürmenden Feinde trotzte, warf dieser im Abschnitt Stein die durch Bayern verdichtete 61. HID. beiderseits des Trotusu um einige Kilometer zurück. Die Verteidiger klammerten sich nun an eine Linie, die nördlich vom Keresztes A 1387 über den Mt. Fältueanu kJ)-1244 verlaufend, hinter Agasu das Tal überquerte und dann den Hang nordöstlich hinanstieg. Der Kampf währte auch in der neuen Stellung bis tief in die Nacht, doch gelang es, die aus Agasu in Massen vorgehenden Angreifer durch Geschütz- und Maschinengewehrfeuer zurückzujagen. Besonders erbittert wurde um den Vrf. Popa-cj>-1275 nordöstlich von Brusturosa gerungen, bis die Bayern am 3. Dezember endlich die Oberhand gewannen und den Gipfel fortan behaupteten. Weiter nördlich fielen abgesessene Reiter und Schützen des V. Kavalleriekorps die Gruppe Daubner an. In den tief verschneiten Bergurwäldern rang vielfach Mann gegen Mann. Zum Glück trat hier der Feind nur mit verhältnismäßig geringen Kräften auf, sonst wären die drei schwachen Honvédbataillone und die zwei bayrischen Bataillone in dem weitgedehnten Verteidigungsgebiet kaum imstande gewesen, den Weg in den Rücken der 61. HID. zu verrammeln. Für alle Fälle wurde zu Daubner noch das im Herbst aufgestellte Siebenbürger Freiwilligenbataillon ■—• „Tigerbataillon“ genannt — geleitet, das allerdings zumeist aus kriegsunerfahrenen Jungschützen bestand1).

Die Frage, wie bei Fortdauer der Russenangriffe die Ostfront Siebenbürgens zu halten sein werde, bereitete den hohen Führern der Verbündeten manche Sorge. GM. Seeckt legte der DOHL. am 2. Dezember dar, die Feststellung, daß sich das russische VIII. Korpskmdo. in Ocna niedergelassen habe, deute entweder auf eine bevorstehende Übernahme des rumänischen Ojtozabschnittes oder auf eine Verstärkung des

XXXX. Russenkorps hin. Von Gerok könne nichts abgezogen werden, das VI. Korps sei aber viel zu schwach; daher werde hier der Einsatz der 218. ID. nicht zu vermeiden sein. Denn die beiden Bataillone, die dem VI. Korps von der 49. RD. und von Litzmann zuflossen, reichten

1/ W i n d i s c h g r a e t z, Vom roten zum schwarzen Prinzen (Berlin-Wien 1920,, 138 ff.

nicht aus, um die Front verläßlich zu festigen. Litzmann war am 2. Dezember vom 1. Armeekmdo. schon verhalten worden, seinem rechten Nachbarn mit einem zweiten Bataillon beizuspringen, dem am 3. Dezember Maschinengewehrabteilungen der 3. KD. zu folgen hatten.

Ludendorff gab nun der Heeresfront die k.u.k. 47. IBrig. der 24. ID. frei, die südlich von Kronstadt als Reserve ausgeschieden werden konnte, weil die Rumänen vor Falkenhayn abzogen. Die Brigade wurde über Csik Mádéfalva hinter die 61. HID. geschoben. Die deutsche 218. ID. kam auf Wunsch der DOHL. zu Gerok; dieser hatte dafür nach ihrer Ankunft die zwei Bataillone der 49. RD. dem k.u.k. VI. Korps zu überstellen.

Da den Mittelmächten das Aufbringen der Mannschaftsersätze nicht mehr leicht ankam, hielt die DOHL. im Hinblick auf die kräftezehrende Abwehrlast, die der 1. und der 7. Armee jetzt schon seit Tagen aufgebürdet war, die Mahnung für angezeigt, Gegenangriffe zum Wiedergewinn verlorener Stellungsteile seien nur dann zulässig, wenn die taktische Lage dies für das Behaupten der Front erheische. Einzelne Geländestücke nur aus dem Grunde, weil sie vorher besetzt gewesen waren, um jeden Preis durch verlustreiche Gegenstöße zurückzuerobern, widerspreche dem unbedingt gebotenen Haushalten mit den deutschen wie mit den öst.-ung. Truppen.

Am 3. Dezember schlug die 1. KD. bei Musa einen heftigen Vorstoß der 6. Rumänendivision ab. Im übrigen war aber die Kraft der Rumänen erlahmt und Gen. Cristescu beschränkte sich von nun an auf die Verteidigung1). Dadurch wurde zwar die Gruppe Gerok entlastet; ungebrochen aber blieb der Angriffsschwung der Russen vor der Südhälfte der Armee Arz. Bevor noch die Maßnahmen zum Versteifen des VI. Korps wirksam werden konnten, mehrten sich an dessen Front die Rückschläge. Das Mißgeschick der 61. HID. nötigte den Nordflügel der 39., den Cäruntagipfel aufzugeben und über den Keresztes Anschluß an den nördlichen Nachbar zu suchen. Wohl bemächtigte sich GLt. Sunkel mit Hilfe des deutschen IR. 188 am 4. Dezember endgültig des Mt. Nemira. Der zwischen dem Csobányos- und dem Sultatal angesetzte Gegenangriff gegen den Mt. Cärunta A 1523 fand jedoch bald starken Widerstand und blieb stecken. Beiderseits des Trotusu bedrängten die Russen mit unverminderter Heftigkeit die Gruppe Stein. Sie setzten sich auf dem Gipfel des Fältueanu -<J>- 1244 am Nordufer der Sulta fest und schlugen am 5. im Haupttale nordöstlich von Agasu die Hangstellung ein. Die

!) Dabija, III, 459.

erschütterten Verteidiger *) mußten um etwa drei Kilometer bis an den von Cotumba zur Höhe -<>-1275 ansteigenden Rücken weichen.

Um weitere Fortschritte des Feindes gegen den Gyimespaß zu hemmen, beschloß der Armeeführer, die 47. IBrig. und das deutsche RIR. 225 zu einem einheitlichen Gegenstoß auf den Mt. Cärunta und den Mt. Fältueanu zusammenzufassen. Als Angriffstag wurde der 9. Dezember bestimmt; früher konnten die Truppen nicht schlagbereit versammelt sein.

Dem VI. Korps blieben auch in den nächsten Tagen örtliche Rückschläge und unliebsame Zwischenfälle nicht erspart. Unter dem Schutze des dichten Nebels gelang es am 6. Dezember kleineren Russenabteilungen, die im Csobdnyostale und beim Ort Cotumba durch die keineswegs geschlossene Front geschlichen waren, hinter den Verteidigern aufzutauchen. Aus dem Trotusutal wurde der Feind wohl vertrieben. Im Csobánvosgebiet setzte er sich jedoch nordwestlich vom Magyaros A1340 fest; er verstärkte sich dort bald erheblich und griff am 8. neuerlich an. Der Nordflügel der 39. HID. glitt nach Westen zurück. Auch am rechten Flügel der Gruppe Sunkel, wo sich das IR. 188 und Teile des HIR. 11 bis zum 10. Dezember abmühten, den langen, vom Mt. Nemira nach Norden streichenden Kamm vom Feinde zu säubern, war den Verbündeten kein Erfolg vergönnt.

Inzwischen hatten die siegreichen Fortschritte der Heeresgruppe Mackensen in der Walachei die Heeresleitungen der Mittelmächte vor die Notwendigkeit gestellt, Entschlüsse von großer Tragweite zu fassen. Schon am 7. Dezember hatten die Rumänen begonnen, vor dem linken Flügel Falkenhayns den Bodzapaß und vor der anschließenden 1. KD. die Stellungen zu räumen. Gerok hatte zu erkunden, wie weit sich vor seinem Abschnitt die rückläufige Bewegung der Armee Cristescu nach Norden erstreckte. Im Tale des N. Baszka und von Musa her vorfühlende Patrouillen stießen erst nach fünf Kilometern auf feindlichen Widerstand. Mit dem Kommando des VIII. Russenkorps flössen Teile

’ , In derZeit vom 28. November bis zum 4. Dezember büßten die 61. HID. samt der Gruppe Daubner 2300, die 39. HID. 1200 Mann ein. Einem Antrag des 1. Armee-kmdos. folgend, verfügte das AOK. Teschen am 15. Dezember, die insgesamt etwa 2000 Feuergewehre zählenden Bataillone der 61. HID. in die 16. LstGbBrig. zusammenzufassen. Schon früher, Ende November, war angeordnet worden, die der Gruppe Daubner zugeteilte k. u. 1. LstHusBrig. in ein Regiment umzuwandeln, da die Kampfstände schon lange nicht mehr der Stärke einer Brigade entsprachen und auch in Zukunft nicht mehr durch ausreichende Ersätze zu heben waren. Auch die deutschen Truppen erlitten in diesen Kämpfen ansehnliche Verluste; so war das bayr. RIR. 23 schließlich auf 500 Frontgewehre zusammengeschmolzen.

seiner Kräfte von Ocna nach dem Süden ab. Jetzt schien der Augenblick gekommen, den rechten Flügel der Heeresfront Erzherzog Joseph möglichst schlagkräftig zu machen, damit er aus dem Gebirge heraus in die Ebene vorbrechen und im Verein mit Mackensen den Feind bis an den Sereth zurückwerfen könne. Der Heeresfront wurde zur Verstärkung der

1. Armee die deutsche 225. ID.1) überwiesen; außerdem sollten alle Teile der 49. RD. bei Gerok und die der k.u.k. 24. ID. beim VI. Korps vereinigt werden. Zur Überwindung der Talsperren wurde der Zuschub schwerer Batterien verfügt.

Am 8. Dezember erhielt Erzherzog Joseph aus Teschen die entsprechenden Befehle. Um die geplante Offensive recht wirksam zu gestalten, hatte die Heeresfront bis zum 18. eine starke Stoßgruppe im Raume Lemhény—Kézdivásárhely bereitzustellen und sodann überraschend gegen den Abschnitt Onesci—Ocna—Comänesci zum Angriff zu schreiten. Im Einklang    mit    der Heeresgruppe    Mackensen sollte    der

Erzherzog zunächst durch Vorstöße über die Linie der 1. KD. hinaus das Vorwärtskommen des gegen den Abschnitt Agiudu nuou—Cijuta vorstrebenden Nordflügels der Armee Falkenhayn unterstützen. Ein rechtzeitig einsetzender Angriff des rechten Flügels der Heeresfront sollte den vor dem Ojtoz- bis zum Gyimespaß wachenden Feind schlagen, die Gebirgsengen auf riegeln und die nördlich des Trotusu streichenden Höhen gewinnen.

Die Vorarbeiten für diese Offensive waren nunmehr die große und wichtige Aufgabe    des    Heeresfrontkommandos. Wenngleich    die

k.u.k. 7. Armee mit den ungestümen Russen um den Karpathenwall noch schwer ringen mußte, so war doch zu hoffen, daß diesen ein durchschlagender Erfolg nicht mehr gelingen werde. Bei der 1. Armee war die schwerste Gefahr, vom Feinde durchbrochen zu werden, geschwunden.

Mit Rücksicht auf    die    neuen Ziele sagte    GdI. Arz das für    den

9. Dezember geplante Unternehmen (S. 582) ab.    Er begnügte sich    mit

dem Festhalten der erreichten Linie, hinter der die Vorbereitungen für den künftigen Schlag getroffen werden sollten.

Die Russen unternahmen unterdessen an ihren alten Druckstellen fast täglich gegen das VI. Korps örtliche Vorstöße. Hin und wieder wechselte eine Höhe oder ein kleiner Stellungsteil vorübergehend seinen Besitzer. So ging am 14. Dezember der Sólýomtár verloren, der von

a) Gebildet aus Regimentern, die bisher bei den Heeresgruppen Linsingen und Böhm-Ermolli gefochten hatten.

einem deutschen Bataillon besetzt war und zunächst nicht zurückgewonnen werden konnte. Eine wesentliche Änderung des Frontverlaufes brachten solche, für Freund und Feind kräfteraubende Gefechte nicht mehr ein. In dem Maße, als die deutsche 225. ID., GLt. Melior, die abgekämpften Regimenter der 187. ID. ablöste und die öst.-ung. 24. ID., GM. Urbarz, mit der 47. IBrig. im Sulta-, mit der 48. IBrig. im Cso-bányosabschnitt die Front füllte, nahm diese ein festeres Gefüge an. Die gebirgserprobte 187. ID. wurde aufgefrischt und bei der Gruppe Gerok vereinigt.

Am 15. Dezember fiel die russische 9. Armee auf Geheiß ihres Führers in eine tätige Verteidigung zurück. Letschitzki hatte seine gewählten Ziele nicht erreicht und überdies seine Kräfte während der heftigsten Kämpfe noch durch Abgabe des halben VIII. Korps (15. ID.) verringern müssen. Das III. Kavalleriekorps war gleich anfangs Dezember von Gurahumora (S. 522) in die Walachei abgegangen. Brussilow, der sein Hauptquartier von Berdyczew nach Kamieniec-Podolski vorverlegt hatte, befahl jetzt, am linken Flügel der 9. Armee eine starke Reserve zu sammeln und diesen, falls die rumänische Hauptmacht und die russische Donauarmee einen weitreichenden Rückzug auf die vorbereitete Stellung Onesci—Focsani—Bräila anträten, auf Onesci abzuschwenken. Die Fühlung mit diesen Heereskörpern müsse erhalten bleiben x).

Die letzten, nach der Monatsmitte gegen die k.u.k. 1. Armee gerichteten Anstrengungen der Russen vermochten nicht mehr zu verhindern, daß die Verbündeten ihre Streitkräfte an der Ostgrenze Siebenbürgens zum Angriff gliederten. Als dessen Hauptträger war die Gruppe Gerok ausersehen; ihr langgestreckter Südabschnitt unter dem Befehl des FML. Ruiz (k.u.k. l.KD.) wurde durch deutsche Truppen ausgiebig verstärkt. Die anschließende „Ojtozgruppe“ stellte den Sturmblock dar. Weitere Befehlseinheiten waren die „Uzgruppe“ unter FML. Fabini und die „Gyimesgruppe“ unter    GLt. Stein.

GdI. Gerok ließ in    der Vorbereitungszeit    vor seinem Südabschnitt

die von den Rumänen    verlassenen    Bergtäler    zwischen    der N. Baszka

und der Zäbala durch    weitgehende    Patrouillen fleißig    abstreifen und

die Verbindung mit dem Nordflügel der 9 Armee aufnehmen. Die vorgesandten Abteilungen der l.KD. trafen erst in der Linie von Manesti über Lopatari gegen Nereju einen Schleier russischer Reiter an. Von Nereju nach Norden sicherten anscheinend nur schwache Miliztruppen

1'/ Zajontschkowskij, 119.

der Rumänen; ihre 15. ID. verwehrte vom Casinutal bis über den Ojtoz-paß hinaus den Austritt aus dem Gebirge.

Am 21. Dezember traten bereits Vortruppen des FML. Ruiz aus, die Angriffshandlung der Fleeresfront einleitend. Sie erreichten unangefochten ihre Tagesziele. Gerok bat jedoch, davon im Heeresbericht nichts zu erwähnen.

Angriffe der Russen gegen die k.u.k. 7. Armee

(28. November bis Ende Dezember)

Hiezu Skizze 3 der Beilage 25

Am 28. November flammten fast längs der ganzen Front der Armee Kövess wildwogende Kämpfe auf. Die Flügel zweier Russenarmeen vereinigten sich in dem Bemühen, durch die Wehrstellungen der 7. Armee nach Dorna Watra und Kirlibaba vorzubrechen, um diesen Frontteil der im Tale der Goldenen Bistritz verlaufenden, einzigen Querverbindung zu berauben. Von der Armee Letschitzki wandte sich das XXVI. Korps gegen die Gruppe Schnehen des k.u.k. XI. Korps und bestürmte mit der 3.turk. SchD. das Frontknie nordöstlich von Dorna Watra. Zwei Divisionen, die 78. und die 65., hatten es beiderseits der Straße Vale-putna—Jakobeny auf den schon so oft umstrittenen Mestecänescipaß und die gleichnamige Berghöhe A 1292 abgesehen. GdK. Kaledin, der Führer der 8. Russenarmee, setzte die 64. und die 37. ID. seines XVIII. Korps zwischen dem Botosul und dem Capul gegen die k.u.k. 59. ID. und die 40. FIID. des Korps Scheuchenstuel an, die mit ihren Stellungen den Zugang nach Kirlibaba sperrten. Den Hauptstoß des XVIII. Russenkorps führten die zusammengeballten Divisionen 43 und 84 gegen den rechten Flügel des vom GLt. Conta befehligten Karpathenkorps. Dessen Mitte wurde vom russischen XXIII. Korps (59., 82. und 79. ID.) bedrängt, während gegen den linken Flügel das XI. Korps mit der 32. ID. vorging. Im Bereiche des deutschen XXV. RKorps fiel die

11. Russendivision den Kukul und die 12. ID. den Tartarenpaß an. Kavalleriekörper (7. KD. und 6. DonKosD.) standen vor dem Pantyrpaß.

Nachdem die Batterien des Feindes anhaltend, stellenweise bis über die Mittagsstunde hinaus, gegen die Wehranlagen der Verbündeten gewütet hatten, folgten heftige Angriffe der Infanterie. Der Südflügel des XI. Korps, FML. Habermann, schlug bei Gun Glodului einen Vorstoß der Russen ab, die Gruppe Schwer hielt den südlich der Bistritz vorstrebenden

Feind durch Feuer nieder. Hingegen brach dieser im Mestecänescigebiet in die Stellungen der Gruppe Schnehen ein. Ebenso durchstieß der Russe östlich von Kirlibaba das Bataillon III 31 der 59. ID., GM. Kroupa, und drang dann fast bis an die Straße vor. Die Bataillone IV/42 und I 60, dann ein deutsches der Armeereserve (S. 520), riegelten den Sack ab1). Westlich davon holten sich die Angreifer von der k.u.k. 59. ID. und der 40. HID. nur blutige Köpfe. Bei der deutschen 1. ID. des Karpathenkorps brach der Feind nach einem mit Gasschießen untermischten Trommelfeuer auf der Gura Rucada-<>-1276 ein; auf der Höhe SmotrecA 1896 hingegen wurde er abgewiesen. Das XXV. RKorps, GLt. Richthofen, widerstand den Anfällen; nur in einem schmalen Grabenstück nordwestlich des Kukul A 1542 vermochten sich die Russen festzusetzen. Die von den Verteidigern überall versuchten Gegenangriffe dämmten im allgemeinen nur weitere Fortschritte des Feindes ein, konnten aber die der Abwehrlinie geschlagenen Beulen nicht beseitigen. Dabei waren die vom 7. Armeekmdo. für das XI. und das I. Korps bereitgestellten Reserven (S. 520) aufgebraucht worden. Dem Karpathenkorps, bei dem der Feind abends auf der Gura Rucada noch in einer Ausdehnung von 500 m im Graben festsaß, und durch weiteres Vordringen den Verkehr über den Prislopsattel zu unterbinden drohte, konnte GO. Kövess keine Hilfe gewähren. Das Heeresfrontkommando zweigte daher von der nach Siebenbürgen anrollenden 49. RD. ein Regiment zur 7. Armee ab (S. 577), da mit der Fortdauer des Russenansturmes gerechnet werden mußte.

Am nächsten Tag steigerte der Feind seine Anstrengungen. Beiderseits von Dorna Watra tobte ein heftiger Artilleriezweikampf; Sturmangriffe der Russen kamen über die ersten Ansätze nicht hinaus. Bei Mestecänesci wurde die Gruppe Schnehen wütend angefallen und endlich gezwungen, die Widerstandslinie in größerer Breite um zwei Kilometer gegen Czokanestie zurückzunehmen. Um einzelne Stützpunkte wurde bis in die Dunkelheit gerungen. Die 8. KD. holte sich jedoch auf dem äußersten linken Flügel den am Vortag eingebüßten Stellungsteil zurück. Nördlich von Kirlibaba scheiterten die in Massen anrennenden Russen an der entschlossenen Abwehr der Besatzungen, darunter das IBaon. 1/60 sowie die FJBaone. 15 und 26, und an dem wirkungsvollen Sperrfeuer der gutgeleiteten Batterien. Gegen das Karpathenkorps richtete der Feind trotz allen Bemühens nichts aus. Im Gegenteil; dem Führer der deutschen 1. ID., GM. Paschen, gelang es schließlich mit eigenen

x) Linke, Regimentsgeschichte des Infanterieregimentes Nr. 42    1674-1918

Leitmeritz 1933\ 821 ff. — Gottberg, II, 42 ff.

Mitteln, unter Einsatz der letzten Gewehrträger, auf der Gura Rucada die Eindringlinge zurückzuwerfen. Beim XXV. RKorps traf jedoch der Versuch, die kleine Einbruchstelle zu säubern, auf einen Gegenstoß des Feindes, so daß das Unternehmen verschoben werden mußte. Die Verteidiger des Tartaren- und des Pantyrpasses waren bisher nur durch Geschützfeuer behelligt worden, vorfühlende Russen konnten leicht abgeschüttelt werden.

Das 7. Armeekmdo. meldete der Heeresfront, daß es das ihm zugewiesene RIR.226 der 49.RD. teils nördlich des Prislopsattels hinter die Division Paschen, teils nach Kirlibaba stellen werde. Das I. Korps müsse hier seine ursprüngliche Stellung wiedergewinnen, weil sonst der Feind die Straße im Bistritztale beherrsche. Der Nordflügel Habermanns sei andauernd stützungsbedürftig und beanspruche sämtliche im Korps verfügbaren Kräfte. Für dessen jeglicher Reserven entblößte Mitte und den Südflügel werde daher um die im Bereich der 1. Armee bei Bélbor stehenden Reiter der 10. KD. gebeten. Das Kommando der Heeresfront ließ tags darauf diese Truppe zum XI. Korps abrücken (S. 578).

Am 30. November fiel der Feind die 7. Armee in größerer Ausdehnung an. Nach einem außergewöhnlichen Geschoßaufwand stürzte sich das XXVI. Russenkorps in wiederholten Anstürmen, keine Blutopfer scheuend, auf den Nordteil des XI. Korps. Bei der Abwehr zeichneten sich besonders das Landsturmgendarmerieregiment und das k. u. LstlR. 5 der Brigade Papp, ferner die Dragoner und Ulanen der 8. KD. sowie das HHR. 8 der 5. HKD. aus. Vom ersten Staffel der anrollenden 23. IBrig. (S. 520) wurden Teile des IR. 100 in den Kampf geworfen.

Dem Karpathenkorps entrissen die Angreifer schon morgens auf der Gura Rucada wieder einen Teil der Stellungen. Außerdem berannten sie weiter nordwestlich den Ludowarücken, holten sich jedoch von der deutschen 117. ID. und dem dort zugeteilten k. k. LstlBaon. 17 eine blutige Abfuhr. Gegen die Mitte des XXV. RKorps führte das XI. Russenkorps einen mächtigen Angriff und erweiterte die Einbruchstelle nordwestlich des Kukul auf drei Kilometer Breite. Das IR. 33 der k.u.k. 34. ID. erlitt schwere Verluste. Der Korpsführer, GLt. Richthofen, der über keine Reserven verfügte, konnte nur mit eiligst zusammengerafften Kräften, darunter Leuten, die aus Stäben und Anstalten gezogen und mit Gewehren bewaffnet wurden, die Fortschritte des Feindes vorläufig begrenzen. Das 7. Armeekmdo. richtete eine dringliche Bitte nach Schässburg, für das XXV. RKorps ehestens eine Kraftgruppe nach Körösmezö zu senden. Das Heeresfrontkommando erbat nun von der k.u.k. Heeresleitung raschestens Truppenaushilfe, damit der Tartarenpaß nicht verloren gehe; es konnte aber in Teschen keine Unterstützung für die 7. Armee erlangen. So blieb der Heeresfront nur der eine Ausweg, mit Erlaubnis der DOHL. von der für die Gruppe Gerok bestimmten 49. RD. das letzte Regiment (RIR. 228) zur Armee Kövess abzudrehen (S. 579).

Der 1. Dezember trug den Russen nirgends mehr Vorteile, sondern nur neuerliche, schwere Einbußen an Streitern ein. Das Karpathenkorps eroberte am Südflügel mit dem eingetroffenen RIR. 226 trotz hartnäckiger Gegenwehr alle Stellungen zurück und führte über 1000 Gefangene ab1). Das 7. Armeekmdo. beurteilte die Lage schon zuversichtlicher und erklärte, die Offensive der Russen, die sich offenkundig des Zufahrtweges Borsa—Dorna Watra bemächtigen wollten, könne im großen als gescheitert gelten. Der Feind werde zwar voraussichtlich noch Angriffe versuchen, doch dürften diese wegen der bisher erlittenen Verluste keine große Stoßkraft mehr haben. Vor allem sei es jetzt wichtig, den nordwestlich vom Kukul vorgeprellten Feind zurückzuwerfen; der Schlag werde für den 4. Dezember vorbereitet. Sodann werde die Stellung östlich von Kirlibaba, wo in den nächsten Tagen kein Vorstoß der Russen zu erwarten sei, nach vorne verbessert und die Mestecänescihöhe, die Einblick in das Bistritztal gewähre, zurückerobert werden. FML. Hinke übernahm mit dem Stabe der 12. ID. am Südflügel des XI. Korps den Befehl über seine 24. IBrig. und die 73. Honvédbrigade. Der Kommandant der 5. HKD., FML. Freih. v. Apór, führte nunmehr den Mittelabschnitt des Korps2).

In den nächsten Tagen mäßigte sich der Feind vor dem XI. und und dem I. Korps. In der Fronteinbuchtung bei Kirlibaba konnten die Sicherungen um einen Kilometer vorgeschoben werden. Die beiden deutschen Korps mußten sich hingegen am 2. Dezember noch mehrfacher starker Angriffe erwehren. Am 4. vermochte das XXV. RKorps durch Einsatz des RIR. 228 den Frontverlauf nordwestlich des Kukul, ungeachtet des zähen Widerstandes der Russen, völlig auszugleichen. Tags darauf konnte auch beim XI. Korps die Verteidigungslinie nordwestlich des Mestecänescipasses etwas vorgetragen und dadurch verkürzt werden.

Der Feind rächte sich einige Tage lang an den Druckstellen der Front hauptsächlich durch Feuerüberfälle. Auch das Karpathenkorps

J) G o 11 b e r g, II, 46 ff. — S c h i 1 1 m a n n, Grenadier-Regiment König Friedrich Wilhelm I. [2. Ostpreußisches) Nr. 3 ^Berlin 1924), 229.

-j Die Verluste der 7. Armee, einschließlich der deutschen Truppen, überstiegen bis zum 1. Dezember 4000 Mann, wovon auf das XI. Korps 1700 Mann entfielen.

blieb im Ludowaabschnitt von heftigen Angriffen nicht verschont. Das 7. Armeekmdo. besorgte eine Wiederaufnahme der russischen Vorstöße gegen das Bistritztal und zog im Raume Prisloppaß—Kirlibaba mehrere Bataillone der 49. RD. zusammen. Dem XI. Korps diente die am 6. vollzählig versammelte 23. IBrig. (IR. 56 und 100) als Rückhalt. Anscheinend verstärkten sich hier auch die gegenüberstehenden Russen.

Am 8. Dezember schritten diese wieder zu einem umfassenden Angriff gegen das Korps Habermann. Die Gruppe Apór schlug den Feind ab. Die Gruppe Schnehen wurde nach einer heftigen Artilleriebeschießung allseits wuchtig angefaßt. Dem Südflügel wurden die Reiter der

10. KD. als Stütze zugeführt, im Mestecänesciabschnitt konnte aber auch die 23. IBrig. nicht verhüten, daß der Feind einige Stützpunkte, darunter die Sperre auf der Paßstraße, eroberte.

An der Front Dorna Watra—Mestecänesci zogen sich die wechselvollen, erbitterten Kämpfe, die auf Freund und Feind gleich kräftezehrend wirkten, noch einige Tage hin1). Die Verteidiger vermochten nicht, die Russen ausschlaggebend zurückzuwerfen, aber auch die Angreifer erzielten keine besonderen Erfolge. Am 11. Dezember vertrieben die Russen die Besatzung vom Ostausgang des Eisenbahntunnels, der neben der Straße den Paß durchschneidet. Am Nordflügel der Armee hatte inzwischen die k.u.k. 34. ID., GM. Škvor, westlich des Tartaren-passes, wo schon seit Tagen Ansammlungen der Russen beobachtet worden waren, mehrere Angriffe abzuweisen.

Als der Feind aus Erschöpfung vom 12. Dezember an endlich in seinem Drängen nachließ, glaubte das 7. Armeekmdo. zunächst nicht daran, daß der Russe die Durchbruchsabsichten endgültig aufgegeben habe. Ferner wollte GO. Kövess mit Hilfe der ihm nur vorübergehend zugewiesenen 49. RD., deren Batterien auch einen wertvollen Kraftzuwachs bedeuteten, noch beim I. und beim XI. Korps gut haltbare Stellungen zurückgewinnen und bat daher das Heeresfrontkommando, ihm die deutschen Truppen bis zum 18. zu belassen. Erzherzog Joseph, der jedoch diese Kräfte für die Weihnachtsoffensive in Siebenbürgen brauchte, konnte die Wünsche des Armeeführers nicht mehr berücksichtigen und zog die 49. RD. nach der Monatsmitte in die Háromszék ab (S. 583).

Der Winter forderte mittlerweile mit strengem Frost und starkem Schneefall seine Rechte; dennoch lebten an den bisherigen Brennpunkten des Kampfes zwischen den Vortruppen immer wieder hitzige Gefechte auf. Am 19. Dezember, nach dem russischen Kalender der Namenstag des Dem XI. Korps kosteten die neuentbrannten Kämpfe über 2000 Mann.

Zaren, und am Folgetag kam es im Tunnelabschnitt von Mestecänesci zu einem schweren Ringen. Der Feind führte dichte Reihen vor und wollte offenbar einen Erfolg mit Gewalt erzwingen, zerschellte aber an der unbeugsamen Abwehr. Knapp vor der Jahreswende wurden die Russen hier wieder regsamer und trieben Sappen vor. Auch vor dem

I. Korps, dann am Tartarenpaß vor der 34. ID. entfalteten sie eine erhöhte Tätigkeit. Das 7. Armeekmdo. hielt nach seinen Erfahrungen Vorstöße, zumindest aber Handstreiche für wahrscheinlich und sorgte dagegen vor.

Die verhältnismäßige Ruhe, die immerhin seit der Monatsmitte an der Front eingetreten war, wurde hüben und drüben zu Truppenverschiebungen ausgenützt. Gen. Letschitzki ersetzte die 3.turk.SchD. bei Dorna Watra durch die 84. ID. der 8. Armee und stellte die Turkestaner, wohl als Antwort auf die Zurüstungen der Heeresfront Erzherzog Joseph, vor den Ojtozpaß. Am Nordflügel der Armee Kaledin war die

7. KD., die nach Delatyn zurückgezogen worden war, schon anfangs Dezember durch die 3. kauk. KosD. abgelöst worden.

Im k.u.k. XI. Korps übernahm GM. Edl. v. Leiter, der neuernannte Kommandant der 8. KD., den bisherigen Abschnitt Schnehen (23. IBrig. mit den Reitern der 10. KD., Brigade Papp und 8. KD.). Die Heeresfront überwies der 7. Armee die 51. HID., GM. Mouillard, die bei der Armee Falkenhayn in der Walachei frei geworden war. Die Division wurde zum XI. Korps geleitet und begann um di * Jahreswende am Südflügel die 73. HIBrig. abzulösen, die in ihren Verband zur 1. Armee zurückzukehren hatte.

Die stehende Ostfront bis zur Jahreswende Hiezu Beilagen 21 und 29

Die schweren Niederlagen des rumänischen Heeres hatten die Stawka in die Zwangslage versetzt, ihre gesamte Aufmerksamkeit immer mehr dem rumänischen Kriegsschauplatz zuzuwenden und dorthin ganze Armeen zu verschieben. Ende Oktober, nach fünf Monaten blutigster Schlachten, hatte sie auch die aussichtslosen Angriffe der Südwestfront in Wolhynien und Westgalizien einstellen lassen. Die letzten Vorstöße der Armee Gurko gegen Wladimir-Wolyński und die ihrer Nachbarn hatten kaum mehr die Rolle erfüllt, Kräfte des Gegners von den Rumänen abzuziehen. Der größte Teil der Heeresfront Brussilows fiel jetzt ebenfalls in eine tätige Verteidigung zurück, in der die West- und die Nordfront schon seit September verharrten (S. 385).

Die zwei Heeresfronten hatten, trotz Brussilows anklagender Vorwürfe, seine Offensivstöße nicht einmal durch begleitende Ablenkungsangriffe unterstützt; an Brussilow waren auf Befehl der Stawka nur zahlreiche Truppenverbände abgegeben worden. Einen für den 28. September angesetzten Angriff der IC. Russenarmee (S. 385) hatte Gen. Ewert wieder abgesagt1). Die russischen Führer waren freilich gewohnt, mit ganz anderen Mengen von Streitkräften als die Verbündeten zu rechnen. So hielt der Generalstabschef Alexejew selbst die nördlich vom Pripiatj verfügbare Heeresmacht anfangs Oktober für zu schwach, um mit Aussicht auf Erfolg gegen die Deutschen vorgehen zu können (S. 434). Die Frontbefehlshaber Ewert und Rußki erwogen zwar im Spätherbst mit der Stawka noch Angriffsmöglichkeiten und -plane, kamen aber über Vorschläge, die auf dem Papier blieben, nicht hinaus. Erst Ende Dezember war Rußki an der Nordfront soweit, um mit seiner

12. Armee gegen Mitau loszuschlagen. Er konnte dabei auf ein Übergewicht von 184 Bataillonen, 51 Schwadronen und 886 Geschützengegen 66 Bataillone, 24 Schwadronen und 568 Geschütze der Deutschen bauen. Die Offensive wurde am 3. Jänner 1917 eröffnet. Sie brachte den Russen jedoch gar keine Erfolge und wurde am 11. Jänner eingestellt.

An der langen Front vom Pripiatj bis zum Pantyrpaß waren die Kämpfe anfangs November auf Kanonaden und Scharmützel der Vortruppen abgeflaut. Die öst.-ung. und die deutschen Truppen dieses ausgedehnten Verteidigungsbereiches gleich wie jenes nördlich vom Pripiatj standen unter dem Oberbefehl des GFM. Prinz Leopold von Bayern. Freund und Feind schufen sich feste Widerstandsbauten und sonstige Anlagen, um den kommenden Winter überstehen zu können. Die Kampfpause wurde von den Russen kaum aus eigenem Antrieb, wohl aber von den Verbündeten öfter unterbrochen, die bestrebt waren, durch örtliche Vorstöße für den Stellungsverlauf günstigere Geländeteile zu gewinnen oder aus den früheren Schlachten verbliebene Russennester auszuheben. In solcher Absicht stießen die Deutschen an einigen Stellen im November und Dezember gegen die russische Nordfront vor. Im Bereiche der Heeresgruppe Woyrsch holten sich deutsche Truppen, die seit den Julikämpfen im Abschnitt des k.u.k. XII. Korps eingesetzt waren, am 9. November die noch von den Russen behaupteten Grabenstücke zurück. Gas, Minen- und Flammenwerfer verhalfen wirksam zum Ge-Zajontschkowskij, 130.

lingen des gut vorbereiteten Unternehmens. Der Feind verlor an die Sieger über 3000 Gefangene. Dem XII. Korps wurde Ende November aus Südtirol von der k.u.k. 11. Armee das'bei der 22. SchD. eingeteilt gewesene k.u.k. IR. 18 zugeführt.

Bei der Heeresgruppe Linsingen verbesserte das Kavalleriekorps Hauer am 19. Dezember südlich von Tobol seine Stellung nach vorne. Der Feind erwiderte mit Gegenstößen, bei denen auch eine tschechoslowakische Truppe auftrat.

Vor allem aber ahmten die Verbündeten das Beispiel des Feindes nach, der aus seinen, in den bisherigen Angriffsräumen angesammelten Truppenüberschüssen Korps um Korps herauszog und nach Süden wandern ließ. So folgte aus der „Besonderen Armee“, die nach der Ernennung Gurkos zum zeitweiligen Vertreter Alexejews von Gen. Balujew befehligt wurde, dem VIII. Korps das XXX. nach; im Dezember verschwand auch das I. Korps (22. und 24. ID.) aus der Front. Die 11. Armee stellte das XLV. Korps und die 7. das XVI. zur Verfügung Brussilows, dem überdies von der Westfront das VII. Kavalleriekorps zurollte.

Die DOHL. tauschte jetzt abgekämpfte Divisionen aus dem Westen gegen die etwas geschonteren des Ostens aus. Besonders bei der Heeresgruppe Linsingen wurden bis zum Jahresende Truppenverbände und höhere Befehlsstellen reichlich gewechselt. GdK. Bernhardi sandte Ende November die k.u.k. 7. KD. auf den rumänischen Kriegsschauplatz ab (S. 548)!). Im Dezember schied die an die Isonzofront abgehende 41. HID. aus dem II. Korps, dem dafür die deutsche 107. ID., GM. Havenstein, unterstellt wurde. Noch mehr Veränderungen gab es bei der Armee Terstyánszky. Mit der neugebildeten deutschen 218. ID. wurde anfangs November zunächst eine Division des deutschen X. Korps freigemacht, die nach dem Westen abbefördert wurde. Das zum Ersatz von dort eintreffende deutsche VIII. Korps, GdI. Riemann (15. und 16. ID.), übernahm bis zum Monatsende den ganzen Abschnitt des verstärkten X. Korps. Die 218. ID. fuhr hierauf beschleunigt zur Heeresgruppe Böhm-Ermolli. Im Dezember ging die deutsche 121. ID. aus dem verstärkten VIII. Korps zur Heeresgruppe Eichhorn ab. Diesen Ausfall von Kräften hatten die Nachbardivisionen durch Streckung ihrer Flügel auszugleichen; lediglich das k.u.k. IR. 42, das seit dem Sommer der 46. SchD. angehört

x) Die Batterien und Maschinengewehrabteilungen, die noch: bei der Gruppe Beckmann standen (S. 459), sandte das 4. Armeekmdo. im Dezember nach. Die 4. KD. erhielt zunächst zwei Batterien, die rfistlichen und die Maschinengewehre erst im Jänner 1917.

hatte, wurde an den oberen Stochod überführt und trat endlich zur angestammten 29. ID., nunmehr vom GM. Steiger befehligt, zurück ’). Bei der Gruppe Beckmann machte die aus dem Westen eingelangte deutsche 224. ID., GM. Rüstow, Mitte November die 115. ID. für Rumänien frei.

Für die 43. RD. der Armeegruppe Litzmann traf im gleichen Monat die deutsche 215. ID., GM. Gronau, aus Frankreich ein. Die öst.-ung.

48.    ID., die ohne Artillerie an die Isonzofront abging, wurde von dort durch die halbe 20. HID. (39. HIBrig.) ersetzt. Als Führer derArmeegruppe folgte dem GdI. Litzmann (S. 521) der GdK. Eugen v. Falkenhayn nach.

Statt der mit den jeweiligen Befehlshabern wechselnden Gruppenbezeichnungen schrieb die DOHL. am 8. Dezember gleichbleibende, geographische Namen vor. So führte innerhalb der Heeresgruppe Linsingen der GdK. Bernhardi nunmehr den Abschnitt Kowel, in der 4. Armee bildeten die beiden öst.-ung. Korps mit dem Abschnitt Raczyn (deutsche 108., 224. ID., 2. GKBrig.) den Abschnitt Luga unter GdK. v. der Marwitz; GdK. Falkenhayn gebot über den Abschnitt Lipa, der sich aus dem Abschnitt Styr (46. SchD., 20. HID., deutsche 22. ID.) und der durch die k.u.k. 7. ID. verstärkten deutschen 215. ID. zusammensetzte.

Schließlich wurde Mitte Dezember GdK. v. der Marwitz an die Westfront berufen und gab den Abschnitt Luga innerhalb der 4. Armee an den deutschen GdI. Riemann ab, worauf GLt. Dieffenbach das verstärkte VIII. Korps und GM. v. Leipzig die deutsche 22. ID. übernahmen.

Bei der 2. Armee der Heeresgruppe Böhm-Ermolli wurde die Gruppe Eben nunmehr als Abschnitt Złoczów und die Südhälfte des XVIII. Korps als Abschnitt Brody bezeichnet. Hier waren die Kämpfe erloschen. Daher gab das XVIII. Korps im November zunächst die k. k. 1. LstlBrig. (ohne LstIR. 1 und Artillerie) an die 5. Armee, dann die deutsche 2. KD. für Siebenbürgen ab. Im letzten Monatsdrittel wurde unter GLt. Melior die deutsche 225. ID. zusammengezogen und im Dezember der Heeresfront Erzherzog Joseph zugeschoben (S. 583).

Bei der Südarmee, GdI. Bothmer, klangen zunächst die von der

49.    RD., GM. Zoellner, geführten Stellungskämpfe (S. 464) noch nach und nahmen zwischen dem 10. und dem 14. November heftigere Formen an. Desgleichen lieferte das türkische XV. Korps, seit Mitte Dezember von GM. Djewad Pascha befehligt, den Russen auch noch anfangs Dezember im Vorfeld lebhafte Treffen. Am 15. November übersiedelte das Armeekmdo. von Rohatyn nach Chodorów. GdI. Gerok mit dem Stabe des XXIV. RKorps (S. 517) wurde durch GdI. v. Ehrenthal mit dem Stabe

i) Linke, 424 ff.

des XXVII. RKorps ersetzt, die 3. GID. mit der 53. RD., GLt. Leuthold, ausgewechselt. In der letzten Monatswoche rollte die 49. RD. auf Geheiß der DOHL. und anschließend auch gleich die eigentlich als Ersatz bestimmte 218. ID. nach Siebenbürgen ab.

Der Abschnitt der 3. Armee, GO. Kirchbach, war eine besonders ruhige Front. Um so mehr mußte gegen Ende November die Regsamkeit der Russen auffallen, die vor den Nordflügel der Gruppe Hadfy eine neue Division, die 74., heranbrachten. Der Armeeführer erwartete einen Angriff auf die Frontstrecke Jezupol—Halicz (S. 465) und stellte dagegen 5Vs Bataillone, 3 Reiterregimenter der k.u.k. 2. KD. und 7 Batterien bereit. Der Feind eröffnete am 27. gegen den Abschnitt, in dem die

48. RD. stand, ein kräftiges Geschützfeuer, ließ es aber auch bei diesem Ablenkungsversuch bewenden. Im Dezember zog GO. Kirchbach die schwachen Infanteriestämme der aufgelassenen 15. ID. aus der 36. ID. hinter die Front, um die Regimenter aufzufüllen und den selbständigen Divisionsverband unter GM. Aust wieder aufzurichten.

Die letzten Kampfhandlungen bei den Heeresgruppen Linsingen und Böhm-Ermolli trugen ein besonderes Gepräge. Die eigenartigen Bedürfnisse des Stellungskrieges hatten zuerst an der deutschen Westfront für Angriffsaufgaben mit begrenzten Zielen ein verfeinertes Verfahren entstehen lassen, das im Spätherbst 1916 auf den Osten übertragen wurde. Es bestand darin, daß in genau durchdachter, gut eingespielter Zusammenarbeit zwischen der Infanterie und der Artillerie alle wirkungsvollen neuen Waffen wie Handgranaten, Gas, Minen- und Flammenwerfer in abgestimmter Reihenfolge zur Verwendung kamen. Hiezu wurden bei den Divisionen aus ausgewählten Leuten auf eigenen Übungsplätzen sogenannte Stoßtrupps und Sturmkompagnien ausgebildet. Solche Abteilungen legten noch im Jahre 1916 die ersten Proben ihres Könnens auf der Walstatt ab.

Die mazedonische Front von Mitte Oktober bis Ende 1916

Der bereits erwähnte Erfolg, den die Orientarmee Sarrails im September durch das Zurückwerfen der Bulgaren in die Linie Florina— Černá erzielt hatte (S. 353), befriedigte die französische Heeresleitung keineswegs. Die Rückwirkung auf den rumänischen Feldzug, dessen Verlauf zu wachsender Besorgnis Anlaß gab, war ausgeblieben. Gen. Joffre bemühte sich deshalb schon seit Ende September, die Orientarmee zu neuen Taten anzuspornen und ihre Verstärkung bei den Verbündeten durchzusetzen. Der Verlauf der Herbstschlacht in Mazedonien wurde jedoch durch die erst von Ende November an nach und nach eintreffenden Kontingente, insgesamt vier Brigaden, nicht mehr beeinflußt. Inzwischen hatte aber Gen. Sarrail seine Absicht, in der Ebene über Monastir zu einem entscheidenden Schlag auszuholen, aufgeben und das Schwergewicht seines Angriffes, den dringenden Forderungen der Serben nach Unterstützung folgend, in den Černabogen verlegen müssen. Die Verantwortung für die Schlachtentscheidung war hiemit an die serbische Heeresleitung übergegangen. Diese nur widerstrebend zugestandene Umstellung und die ratenweise Verstärkung der neuen Hauptangriffspunkte konnten nur mehr ein taktisches Zurückdrängen des Verteidigers, keinesfalls aber einen die rumänische Front entlastenden Durchbruch erhoffen lassen.

Die Schwäche des Angriffsplanes Sarrails blieb der DOHL. nicht verborgen. Sie maß sogar dem etwaigen Verluste von Monastir ehereine moralische als eine militärische Bedeutung zu und ließ sich trotz der zeitweiligen Verstimmung der Bulgaren und der manchmal recht kritisch werdenden Lage im Černabogen nicht von ihren großen Entschlüssen ablenken. Entgegen der Einschätzung durch den Gen. Joffre blieb für die DOHL. Mazedonien Nebenkriegsschauplatz. Nach dem serbischen Einbruch über den Kajmakčalan und die Černá waren die hievon betroffenen bulgarischen Truppen zu einem nachhaltigen Widerstand allerdings kaum mehr befähigt. Die bataillonsweise eintreffenden deutschen Verstärkungen und die von der Strumafront herangeführten, durch die eben eintreffenden ersten Staffel des türkischen XX. Korps freigewordenen bulgarischen Kräfte vermochten die erschütterte Front aber noch einige Zeit zu stützen. Die Bulgaren hatten eine Erweiterung des Einbruches in der Ebene und auf dem Sokol (óV^km nördlich des Kajmak-čalans) verhindern können, auch spornte der immer mehr drohende Verlust der Hauptstadt Westmazedoniens zu äußerster Kraftentfaltung an. Trotzdem war neben der materiellen auch die moralische Überlegenheit auf serbischer Seite. Vor den Toren seiner Heimat blieb dem serbischen Kämpfer nur die Wahl, vorwärts zu kommen oder zu fallen.

Am 11. November entschied sich die Schlacht. Der bulgarische Ostabschnitt der Černastellung wurde überrannt und die zum Gegenangriff angesetzte Brigade in den Strudel des Rückzuges hineingezogen. Das Ausharren öst.-ung.1) und deutscher Batterien sowie die erfolgreiche Abwehr aller Angriffe im deutschen Westabschnitt ermöglichten es dem

i) GbHbBt. 1 und 2/10.

Heeresgruppenkommando GdI. Below wohl noch einmal, Monastir in einer knapp südlich der Stadt verlaufenden Widerstandslinie mit Hilfe einiger eben eintreffender deutscher Bataillone und Batterien zu decken. Die am 15. November einsetzenden Regengüsse und Schneestürme erschwerten jedoch die Abwehrmaßnahmen und erschöpften den Verteidiger. Wenn auch die wichtige, den ganzen Cernaabschnitt beherrschende und von den Bulgaren am 17. November preisgegebene Höhe -cj>- 1212 (20 km östlich von Monastir) durch ein deutsches Bataillon den französischen Kolonialtruppen wieder entrissen werden konnte, so mußte Monastir doch aufgegeben werden, als auf dem bulgarischen Ostflügel die Serben in 8 km Breite einbrachen und scharf gegen Norden nachdrängten.

Am 27. November versuchte Gen. Sarrail noch einmal mit Aufbietung aller Kräfte, die Front nördlich von Monastir und im Černabogen zu durchbrechen. Aber auch diese Anstrengungen wie alle weiteren Anstürme serbischer, französischer, russischer und englischer Regimenter zerschellten an der deutsch-bulgarischen Widerstandslinie1). Am

11. Dezember gab Gen. Joffre die Offensive endgültig auf.

Weder Sarrails Spätherbstoffensive noch Brussilows Entlastungsangriffe, gemeinsam mit Teilen des rumänischen Heeres unternommen, vermochten den schicksalsschweren Zusammenbruch, der dem Königreich Rumänien drohte, aufzuhalten. Die Mittelmächte schritten nach der Einnahme von Bukarest auf der Siegesbahn gegen die Moldau weiter.

Von Bukarest bis an den Sereth

Die Verfolgung bis nach Buzeu (7. bis 14. Dezember)

Hiezu Skizze 1 der Beilage 28

Nach der Einnahme von Bukarest beschloß die DOHL., die Vorrückung bis in die Linie Trotusu—Sereth—Donaumündung fortzusetzen; auf dem Wege dorthin sollte den Rumänen noch weiter entscheidender Abbruch zugefügt und der heranrückende Russe in der Versammlung geschlagen werden. An dieser Flußstrecke, die die kürzeste Verbindung zwischen den Karpathen und dem Schwarzen Meere darstellt, wollte man den Feldzug abschließen. Bis hierher vorzudringen gebot aber auch die Kriegswirtschaftslage; man wollte noch möglichst weite Räume dieses an Naturschätzen so reichen Landes gewinnen.

S t r u t z, Schlachten des Weltkrieges, Heft 3 (Oldenburg 1921), 110.

Die Heeresgruppe Mackensen wurde nun angewiesen, ihren Schwerpunkt in die Richtung Buzeu—Focsani zu verlegen, etwaigen Widerstand in der Ebene durch Umfassung aus dem Gebirge zu brechen und im übrigen auf beiden Donauufern nordwärts vorzurücken. GO. Conrad verhieß, daß sich die Heeresfront Erzherzog Joseph später, zu geeigneter Zeit, mit ihrem rechten Flügel dem Angriffe gegen denTrotusu anschließen werde1). Zu ihrer Verstärkung begannen von Anfang Dezember an drei deutsche Divisionen (49. RD., 218. und 225. ID.) in Siebenbürgen einzurollen (siehe Beilage 8).

GFM. Mackensen ergänzte diese Weisungen dahin, daß den noch südöstlich von Bukarest kämpfenden feindlichen Kräften durch Ausgreifen des Korps Schmettow und der komb. KD. Goltz über Fundulea am Seenabschnitt des Jez. Mostisci der Rückweg zu verlegen sei. Die Gruppe Szivó hatte über Bukarest zur Donauarmee nachzumarschieren. Die eben bei Orsova eintreffende k.u.k. 7. KD. sollte auf der Donau nach Giurgevo befördert werden.

Falkenhayn, der am 7. sein Hauptquartier nach Pitesci vorverlegte, setzte seiner Armee als nächstes Ziel den Oberlauf des Cricov und die Linie Albesci—Tigänesci—Stefänesci. Die Vorrückung dorthin vollzog sich vielfach unter lebhaften Verfolgungskämpfen.

Auf dem Nordflügel wurde am 7. die von der 76. RD., der 8. GbBrig. und einer Abteilung des Alpenkorps umstellte rumänische 4. ID. erledigt. Bei ihren verzweifelten Durchbruchsversuchen erlitt sie schwere Verluste und streckte dann, die Nutzlosigkeit weiteren Widerstandes erkennend, die Waffen. 130 Offiziere und 11.000 Mann gerieten in Gefangenschaft; hievon wurden 60 Offiziere und 3600 Mann von der

8. GbBrig. eingebracht. Außerdem fielen den Siegern 20 Geschütze in die Hände. Von den ändern Divisionen des rumänischen III. Korps zog sich die 6. ID. eiligst bis vor Cislau, die 3. auf die Höhen südwestlich davon zurück. Die 16. ID., die zunächst bei Podeni stand und sich wegen des Ausfalles der 4. ID. sehr vereinsamt fühlte, wich bald hinter den Cricov zurück. Die Nötigung hiezu war umsomehr gegeben, als das rumänische II. Korps vom Korps Morgen bei Albesci über den Cricov geworfen wurde.

Die Mitte und der Südflügel der Armee Falkenhayn gewannen kämpfend die Linie Romänesci—Tigänesci—Stefänesci, wobei die 10. GbBrig. an der Spitze der 301. ID. bei Tigänesci den Übergang über die Jalomita erzwang. Die rumänische 1. Armee war bis an den Unterlauf

*) Ludendorff, 237.

des Teleajna und in den Raum südlich von seiner Mündung gewichen. Ihr Südflügel war schwer geschlagen. Die 11. und die 10. ID. hasteten in Auflösung zurück; ihre Reste wurden in einem gemeinsamen Verband vereinigt. Die Armeegruppe Istrate vermochte sich unangefochten bis Gradistea und Hagiesci zurückzuziehen.

Das russische IV. Korps erreichte die Seenlinie beiderseits von Obilesci und zog die 8. KD. an den Nordflügel. Hinter den Russen überschritt die Donauarmee die Ost- und die Südostfront von Bukarest sowie die nach Giurgevo führende Straße.

Am 8. Dezember wurde der 9. Armee ein schon heiß ersehnter und auch dringend nötiger Ruhetag gegönnt. Der rasche Vormarsch mit den zahlreichen Gefechten bei seit Wochen trübem und regnerischem Wetter hatte die Truppen stark ermüdet. Bekleidung und Beschuhung waren sehr schadhaft geworden. Die Pferde waren schon ganz heruntergekommen. Auch begann sich stellenweise die feste Ordnung zu lockern. Die reichen Vorräte des Landes an Lebensmitteln und Wein verleiteten manche Soldaten zu eigenmächtigen Beitreibungen.

Der Nordflügel der 9. Armee und die Heeresreiterei sollten aber auch am 8. in Bewegung bleiben. Nördlich von Ploesci wurde aus der k.u.k. 73. ID. (2. und 8. GbBrig.) und der Alpenkorpsdivision ein Korps unter GLt. Krafft gebildet, das im Bergland nördlich der Bahn Ploesci— Buzeu—Focsani vorzurücken hatte. Die bisher dem GLt. Krafft unterstellte 216. ID. wurde dem I. RKorps, die 301. wieder dem LIV. Korps zugeschlagen. Inzwischen erwies es sich am 8., daß das Korps Schmettow mit seinen ermatteten Pferden die rasch weichenden Russen nicht werde überholen können. Es wurde daher in nordöstliche Richtung gewiesen. Die deutsche 2. KD. und die Siebenbürger KBrig. sollten längs und südlich der Straße Ploesci—Buzeu der 9. Armee voranreiten.

Die Lage des rumänischen Heeres hatte sich am 7. und am 8. neuerlich verschlimmert. Ein Bericht Presans an seine schon nach Birlat (in der Moldau) zurückgegangene Heeresleitung war in düstersten Farben gehalten. Die Höhen auf dem östlichen Teleajnaufer bei Ploesci, die den nördlichen Eckpfeiler der von Presan für einen dreiwöchigen Widerstand in Aussicht genommene Zwischenstellung bildeten, waren schon im Besitze des Gegners. Ein Versuch Averescus, sich durch einen Vorstoß gegen Albesci Luft zu machen, mißglückte. Hierauf wichen auch die

1. Armee am 8. hinter den Cricov und die Armeegruppe Istrate nach Jilavele zurück.

Die Russen unter Gen. Aliew hatten offenbar nie an einen Widerstand an der Seenlinie gedacht, denn sie gingen, ohne gedrängt zu werden, mit der 8. KD. und der 30. ID. an die Jalomita östlich von Condeesci und mit der 40. ID. nach Cälärasi vechi zurück. Von hier bis zur Jalomitamündung hielten die von Riga mittlerweile eingetroffene 124. RD. und die 3. KD. auf dem nördlichen Donauufer Wacht. In Verfolgung der Russen gelangte das Korps Schmettow nach Hagiesci, die Donauarmee bis Fundulea, Tánganu und bis an die untere Dámbovita.

Als GFM. Mackensen des Zurückschwenkens der Russen nach Nordosten gewahr wurde, wies er den GdI. Kosch an, den linken Flügel der Donauarmee stark zu halten. Das nördliche Donauufer entlang sollte nur eine Seitenabteilung vorrücken.

Am 9. Dezember trat bei der deutschen 9. Armee auch der Südflügel den Vormarsch an. Bei Regenwetter, das die ohnehin schlechten Straßen und Wege grundlos machte, erreichte das Korps Kühne Hagiesci und die Jalomita beiderseits der Prahovamündung; hier hemmten abgebrannte Brücken den Vormarsch. Dieser konnte erst am 11. Dezember nach schwierigem Übergang über den hochangeschwollenen Prahovafluß fortgesetzt werden. Die 10. Gb.- und die 144. IBrig. überschritten dieses Hindernis knapp nördlich der Prahovamündung, zum Teil bei Nacht.

Die Heeresgruppe Presan ging am 9. in den Raum um Fulga und Salciile zurück und dehnte ihren Ostflügel bis Urziceni aus. Östlich davon überschritt das russische IV. Korps im Marsche gegen Faureii vechi die Jalomita und überließ es dem aus der 8. und der 3. KD. gebildeten VI. Kavalleriekorps, als Nachhut die Verfolgung des Gegners an der Jalomita zu verzögern. Dennoch glückte es der der Donauarmee voranreitenden deutschen 7. und der komb. KD., am 11. bei Axintele und bei Copuzul Kriegsbrücken über die Jalomita zu schlagen. Weiter im Osten war die im Donauschutz stehende russische 124. RD. zurückgewichen. Dafür rückte das russische III. Kavalleriekorps (10. KD.,

l.DonKosD. und 1. TerekKosD.) von Buzeu über Costesci zur Unterstützung Presans heran (S. 570 und 584).

Dies war auch schon sehr vonnöten. Denn die 1. Armee hatte nur mehr die Stärke einer Brigade, und auch Gen. Istrate bat nachdrücklich um Verlegung seiner Truppen in Erholungsquartiere. Die Heeresgruppe Presan erreichte am 11. Dezember abends, bereits durch russische Reiterei geschützt, die Linie Urziceni—Boldesci—Vintilenca. Ihr war das Korps Kühne mit der rasch nachrückenden 10. GbBrig. bis vor Boldesci, mit der Masse bis in die Linie Jilavele—Ciorani gefolgt. Hier stellte die deutsche 2. KD. die Verbindung zum Korps Morgen her. Dieses hatte das rumänische II. Korps am 9. bis nach Inotesci und Ceptura und tags darauf in eine flüchtige Stellung vor Mizil geworfen; am 11. wurde dieses Städtchen von den Deutschen genommen.

Das auf dem Nordflügel der 9. Armee vorgehende Korps Krafft, in dessen Vei'band die vom Bodzapaß heranrückende deutsche 89. ID. trat, hatte die in den Bergen zurückweichenden Rumänen im Becken von Ursoiea zusammenzudrängen und ihnen den Rückweg im Buzeutal zu verlegen. Die Schwierigkeit dieses Unternehmens lag darin, die drei getrennten Divisionen in dem schwer gangbaren Gelände zu übereinstimmendem Handeln zu bringen. Den Rumänen glückte es in der Tat durch zähes Ausharren und geschicktes Ausweichen, sich der Einkreisung zu entziehen. Am 11. abends stand die rumänische 3. ID. bei Tisäu; sie hatte die Alpenkorpsdivision gegen sich. Die rumänische 6. ID. hielt noch immer Cislau gegen die von Westen her angreifenden Gebirgsbri-gaden Goigingers und gegen die im Buzeutal vorrückende 89. Division.

Am 11. Dezember erließ das rumänische Oberkommando Weisungen, die darauf abzielten, den heranrückenden russischen Hilfskräften die Versammlung bei Romnicu-Särat zu sichern. Hiezu sollten die rumänischen Armeen womöglich die eben erreichten Linien behaupten. Einer Schlacht gegen überlegene Kräfte war aber auszuweichen; vor dem Druck des Gegners sollte in einer Front, die von südwestlich der Stadt Buzeu den Cälmätuiul entlang bis Vizirul zu verlaufen hatte, neuer Widerstand versucht werden. Die nachhaltige Verteidigung war in der im Ausbau befindlichen Stellung bei Romnicu-Särat geplant. Sie sollte zwischen Donau und Romnicu-Särat durch die Russen, von hier bis zum Mt. Furul A 1417 durch die aus den noch kampffähigen rumänischen Divisionen zu bildende 2. Armee besetzt werden. Alle übrigen rumänischen Heeresteile wollte man in die Moldau zurückziehen.

Ein kräftiger Vorstoß des Korps Krafft, der die Division Tutschek in den Besitz von Tisäu, die 73. ID. in den von Ursoiea brachte, veran-laßte Averescu schon am 12., seine Armee im Sinne der vorhin erwähnten Richtlinien in die Linie Ciuta—Dara zurückzunehmen. Dies war umsomehr geboten, als die 1. Armee durch ihr rasches Zurückgleiten den linken Flügel der 2. Armee schon bloßlegte; auch erwartete Averescu südlich von Dara das Eingreifen der russischen 15. Division. Diese ließ sich allerdings Zeit. Erst tags darauf, am 13., als die 2. Armee vor einem neuerlichen Angriffe des Nordflügels der Armee Falkenhayn auswich, bot dem bis Lipia gewichenen rumänischen II. Korps die Vorhut der russischen 15. ID. einen Rückhalt.

Weiter im Norden zog sich die rumänische 3. ID. vor der Alpenkorpsdivision bei Vernesci auf das östliche Buzeuufer zurück. Die scharf verfolgende Division Tutschek erreichte am 13. das westliche Ufer. Die rumänische 6. ID. rückte hinter den Slanicbach ab und überließ am 13. der in die Mitte des Korps Krafft sich einschiebenden deutschen 89. ID. Ungureulu. Die beiden Gebirgsbrigaden Goigingers wurden hierauf aus dem Tale wieder auf die nördlichen Begleithöhen hinausgeschoben. Von der 51. HID. war die Masse nach Ploesci vorgezogen worden.

Die Heeresgruppe Presan wurde am 12. durch das LIV. Korps und die 2. KD. angegriffen und ging bis Marginenulu zurück, indes die Gruppe Istrate nach Gärbovi wich und Urziceni dem rechten Flügel des LIV. Korps überließ. Am 13. von Kühnes deutschen Divisionen und den beiden öst.-ung. Brigaden der 301. ID. wiederum angefallen, zogen sich die Reste der Divisionen Presans nach Pogoanele, Smeeni und Costesci zurück. Beim letztgenannten Dorfe stellte die Masse des russischen

III. Kavalleriekorps die Verbindung mit der Armee Averescu her, indes die Terekkosaken den Nordflügel dieser Armee unterstützten.

Das Kavalleriekorps Schmettow, das am 12. mit Teilen auf dem nördlichen Jalomitaufer ausgeschwärmt war, überschritt am 13. mit der Masse bei Axintele den Fluß. Östlich davon wechselten auch die deutschen Divisionen der Donauarmee das Ufer. Die Bulgaren und die Türken wurden auf dem Südufer vorübergehend angehalten, weil ein Vorgehen starker russischer Kräfte über die untere Jalomita gemeldet worden war, was sich später allerdings als falsch erwies.

Indessen erließ die rumänische Heeresleitung bereits Weisungen zur Besetzung der Stellung bei Romnicu-Särat. Die 3., die 6. und die 12. ID., als Gruppe Romnicu-Särat unter Befehl des Gen. Väitoianu zusammengefaßt, wurden zur Verteidigung der vorbereiteten Verschanzungen zwischen Racoviteni und dem Mt. Furul A 1417 bestimmt. Da Nachrichten über deutsche Truppentransporte nach der Háromszék eingelaufen waren, sollte die 7. ID. die das Becken von Soveja schützende 7. gemischte Brigade verstärken und gemeinsam mit ihr die Gebirgsfront zwischen dem Mt. Furul und dem Clabucul A 1364 besetzen. Aus gleichem Grunde wurde die 1 17. ID. hinter die das Casinu- und das Ojtoztal sperrende rumänische 15. ID. gewiesen. Die Truppen zwischen dem Mt. Furul und dem Ojtoztal hatte Gen. Cristescu, der Führer der Nordarmee, zu befehligen. Beide Gruppen hatten die 2. Armee, Gen. Averescu, zu bilden. Alles Übrige hatte zur Reorganisation in die Moldau abzurücken; den Anfang machten die 22. und die 23. Division.

Die russischen Führer scheinen aber an ein nachhaltiges Behaupten dieser Stellung nicht recht geglaubt zu haben. Schon im Oktober hatten russische Ingenieure und Arbeitskräfte mit der Anlage einer Stellung in der Linie Onesci—Focsani—Bräila begonnen, die offenbar Südrußland gegen einen Einbruch der Mittelmächte schützen sollte. Der Generalstabschef Alexejew hatte schon seinerzeit den Gen. Brussilow auf diese mögliche Gefahr aufmerksam gemacht (S. 434). Jetzt gab der Befehlshaber der Südwestfront der 9. Armee Letschitzki Verhaltungsmaßregeln, falls die rumänisch-russischen Streitkräfte aus der walachischen Ebene bis an die Seretlinie zurückweichen sollten (S. 584) 1).

Falkenhayn befahl dem Kavalleriekorps Schmettow, am 14. gegen den Cälmätuiul vorzurücken und hiebei mit dem linken Flügel Pogoanele zu streifen. Die Infanteriekorps sollten Meteleu, Smeeni und von der Stadt Buzeu nordwärts den Fluß Buzeu erreichen. Doch neuerliche Regengüsse verwandelten die ganze Gegend in einen Morast. Auf den Wegen versanken die Fuhrwerke bis zu den Achsen in Schlamm. Unzählige Pferde gingen hiebei zugrunde. Dazu hemmten hochangeschwol-lene Bäche, abgerissene Brücken und vom Feinde noch aufgeackerte Straßen den Marsch ganz außerordentlich. Das Korps Schmettow gelangte daher bloß bis Arcanu; das LIV. Korps kam unter unsäglichen Mühen in der Tat bis Meteleu und Smeeni. Vor Buzeu leisteten aber das rumänische II. Korps und die jetzt in die Front tretende russische

15. ID. noch Widerstand. Nachts vermochte aber das Korps Morgen (12. bayr. ID. und 76. RD.) in die Stadt einzudringen. Hiemit fiel auch der Plan der Rumänen, in einer Aufstellung südlich von Buzeu das Nachdringen des Gegners zu verzögern. Das rumänische II. Korps, geschützt durch das länger ausharrende russische VIII. Korps (15. und

2. ID.), sowie die rumänische 1. Armee wichen daher noch während der Nacht unter Preisgabe zahlreichen Trosses auf das nördliche Ufer des Buzeu zurück2).

Nördlich von Buzeu glückte es den Divisionen des GLt. Krafft, bis an den Slanicbach heranzukommen, da die rumänischen Divisionen 3 und 6 bereits zur Besetzung der Stellung nordwestlich von Romnicu-Särat abrückten.

Bei der Donauarmee Kosch erreichten die beiden deutschen Divisionen am 14. Grindu und Cocoru. Die Bulgaren und die Türken standen noch an der Jalomita. Die Gruppe Szivó rückte an diesem Tage in

x) Zajontschkowskij, VI., 119.

2) Dabija, III, 529 f.

Bukarest ein, wo ihr tags darauf ein Rasttag gegönnt wurde. Sie defilierte bei ihrem Weitermarsch zur Donauarmee vor dem GFM. Mackensen, der am 11. in der rumänischen Hauptstadt sein Hauptquartier aufgeschlagen hatte. Die k.u.k. 7. KD. begann bei Giurgevo zu landen; sie wurde zunächst zu Etappendiensten verwendet.

Die Weihnachtsschlachten bei Romnicu-Särat und im Be r ecke r Gebirge

Vorbereitungen bei Freund und Feind Hiezu Beilage 28

Während der Kämpfe am Buzeu erkundeten deutsche Flieger eine teils fertiggestellte und schon besetzte, teils noch im Bau befindliche feindliche Stellung, die sich von den Höhen westlich von Romnicu-Särat über Zoita gegen Visani hinzog. Außerdem wurden Verschanzungen erkannt, die Bräila brückenkopfartig im Westen und im Süden umgaben.

Wohl wäre nun rasches Hineinstoßen in die feindlichen Truppenkolonnen, die zum Teil diese Befestigungen besetzten, zum Teil von dort abrückten, das Gebotene gewesen. Die Rücksicht auf die große Ermüdung von Mann und Pferd sowie die Notwendigkeit, das Herankommen des stark nachhängenden Nachschubes, namentlich an Schießbedarf, abzuwarten, zwang den Feldmarschall, am Cälmätuiul und am Buzeu eine mehrtägige Rast einzuschalten. Falkenhayn wollte aber den Buzeufluß noch hinter sich bringen und ließ hiezu das LIV. Korps, die

2. KD. und das I. RKorps mit Sicherungen bis in die Linie Järlau—-Cochirleanca—Haimanale vorrücken, die sie, stellenweise unter Gefechten, am 17. Dezember erreichten. Die Masse der Divisionen breitete sich in den Ortschaften im Buzeutale aus. Das Korps Krafft wurde jetzt lediglich aus Gebirgstruppen zusammengesetzt. Hiezu wurde ihm noch die 10. GbBrig. der 301. ID. überwiesen; es gab dafür die 89. ID. an das Korps Morgen ab. FML. Goiginger vereinigte nunmehr alle drei öst.-ung. Gebirgsbrigaden unter seinem Befehl. Das Kommando des XXXIX. RKorps trat zur Gruppe Gerok über. Die 51. HID. hatte nach Kronstadt zurückzumarschieren, von wo sie nach einigen Tagen der Erholung vom 22. an zur 7. Armee abbefördert wurde (siehe Beilage 8).

Das Korps Krafft kam jedoch nicht zur Ruhe. Es stand mit der Alpenkorpsdivision nördlich und südlich von Racoviteni schon knapp vor der rumänischen Stellung. Die 73. ID. bildete mit der 8. und der

2. GbBrig. an dem von Murgesci nach Westen führenden Fahrweg eine Schutzflanke gegen Norden. Zahlreiche Scharmützel hielten die Truppe in Atem, und ein Vorstoß russischer Truppen auf dem Rücken zwischen Slanic- und Cilnauluibach führte am 19. zum Einbruch in die Front der Division Goiginger. Die eben heranrückende 10. GbBrig. warf den Feind tags darauf aber wieder hinaus. Am selben Tag, am 20., wurde das Alpenkorps in das Quell gebiet des Slanicbaches verschoben; es kam somit links von der 73. ID. zu stehen.

Ebensowenig konnte sich das Kavalleriekorps Schmettow, das nach Visani und Filipesci gelangt war, eine Erholung gönnen. Es hatte an einem Angriff teilzunehmen, den der Westflügel der Donauarmee, in der Meinung, zwischen Filipesci und Batogul nur eine russische Nach-• hutstellung vor sich zu haben, am 18. und am 19. unternahm. Hiebei mußten die Deutschen und die Bulgaren unter Verlusten erkennen, daß sie einen zur nachhaltigen Verteidigung entschlossenen Feind vor sich hatten. Die Fortführung des Unternehmens wurde bis zum Eintreffen der schweren Artillerie verschoben.

Mittlerweile waren auch in der Dobrudscha die Ereignisse in Fluß gekommen. Hier war bisnun die bulgarische 3. Armee (l.KD., 4. und komb. ID. sowie türkisches VI. Korps) dem IV. sib. und dem XLVII. Korps der Russen gegenübergestanden. Am 15. Dezember traten diese russischen Kräfte in Übereinstimmung mit der westlich der Donau zurückgehenden russisch-rumänischen Front den Rückzug an. Die bulgarische 3. Armee, der die Rückzugsvorbereitungen nicht entgangen waren, folgte dem Feinde auf dem Fuße, bis sie am 19. auf Verschanzungen der Russen stieß, die nördlich der von Cerna nach Babadag streichenden Tiefenlinie angelegt waren. In dieser Stellung richtete sich nur das XLVII. Korps zur Verteidigung ein. Das IV. sib. Korps wurde auf das westliche Donauufer hinübergezogen. Die Serbendivision scheint schon früher zur Auffüllung nach Odessa zurückgezogen worden zu sein.

Von den Bulgaren übersetzte eine Abteilung aller Waffen von Brigadestärke am 15. von Cernavoda nach Fetesci die Donau und rückte zunächst bis zur Jalomitamündung vor, um dort den Bau einer Donaubrücke zu sichern. Sie schloß später an den rechten Flügel der Donauarmee an.

Die Rumänen waren nach dem Verlust von Buzeu in einem Zuge bis in die vorbereitete Stellung nordwestlich von Romnicu-Särat zurückgegangen. Gen. Averescu bestimmte zur Besetzung der Front, die sich vom Mt. Furul nach Racoviteni hinzog, die 3. und die 6. ID., zwischen die in Abänderung der früheren Absicht auch noch die 1/17., jetzt als

1. ID. bezeichnet, eingeschoben wurde. Die 12. und die 7. hatten zwischen Romnicu-Särat und Plainesci als Reserve bereitzustehen. Hinter die 3. ID. wurde die TransamurKosD. gestellt, die zur rumänischen

7. gemischten Brigade Verbindung zu halten hatte. Der das Ojtoztal sperrenden 15. ID. sollte die russische 14. im Bedarfsfalle beispringen.

Südlich der Armee Averescu richteten sich die Russen mit dem VIII. (15. und 2. ID.), dem IV. (30. und 40. ID.) und dem IV. sib. Korps (9. sib. SchD.1) und 124. RD.) zur Verteidigung der von Racoviteni über Visani und Vizirul zur Donau verlaufenden Stellung ein. Sie bildeten die mssische 4. Armee unter Gen. Ragosa, deren Stab von der Front am Njemen herangeführt worden war. Von der russischen Heeresreiterei stand das III. Kavalleriekorps am rechten Flügel des VIII. Infanteriekorps. Das VI. Kavalleriekorps verschleierte die Front zwischen dem Buzeufluß und der Donau. Etwa zwei Kavalleriedivisionen hielt Gen. Ragosa zu seiner Verfügung zurück. Die 34. ID. des bei Zborów herausgelösten VII. Korps war Armeereserve bei Romnicu-Särat, die 71. ID. des XXX. Korps rollte von der „Besonderen Armee“ noch heran. Die Donauarmee, jetzt vom Gen.Aliew befehligt und als 6. Armee bezeichnet, verteidigte mit der 61. ID. und der 115. RD. sowie mit der 3. SchD. und der 3.DonKosD. die nördliche Dobrudscha.

Im Einvernehmen mit der russischen Heeresleitung übernahm König Ferdinand von Rumänien am 16. Dezember das Kommando über die „Rumänische Front“, die aus der rumänischen 2., dann der 4. und der 6. Armee der Russen bestand. Als Berater wurde ihm Gen. Sacharow zur Seite gestellt2); er war der tatsächliche Leiter der Operationen. Die Stelle des Chefs des rumänischen Generalstabes übernahm Gen. Presan, dessen Heeresgiuppenkommando aufgelöst wurde. Die Reste der in die 2. Armee nicht eingeteilten Divisionen schieden aus dem Feldheere aus und gelangten in den Raum um Jassy. Hier übernahm Gen. Berthelot mit 430 französischen Offizieren und 1150 Soldaten, die über Archangelsk nach Rumänien gelangt waren, die Aufgabe, das rumänische Heer zu reorganisieren3).

Inzwischen hatten sich auch die Heeresleitungen in Teschen und

!) Die 10. sib. SchD. scheint noch in der Dobrudscha zurückgeblieben zu sein.

2)    Zajontschkowskij. 121.

3)    Pétain, 141. — B u j a c, 200. Unter den französischen Offizieren befanden sich 74 Ärzte, denen die Bekämpfung der im rumänischen Heere aufgetretenen Kriegsseuchen zufiel.

Pleß sowie die Heeresgruppenkommandos Erzherzog Joseph und Mackensen über die Anlage der nächsten Kriegshandlungen geeinigt, die den Feldzug in der Linie Donaumündung—Sereth—Trotusu abschließen sollten.

GFM. Mackensen beabsichtigte, den Brückenkopf von Bräila durch die Donauarmee erobern zu lassen. Die 9. Armee hatte gegen den Sereth vorzudringen. Hielten starke feindliche Kräfte den — wie man vermutete — stark ausgebauten Brückenkopf von Bräila, so hatte die rechte Flügeldivision Falkenhayns am Unterlauf des Buzeu mit der Front nach Südosten zu sichern. Traf dies nicht zu, dann sollte der rechte Flügel der 9. Armee gegen Nämoloasa einschwenken. Ihr stark zu haltender linker Flügel, das Korps Krafft, hatte gegen Dumitreste und Neculele bis weit in das Gebirge hinein vorzurücken und bereit zu sein, gegen Focsani einzudrehen; er sollte auch der Gruppe Gerok das Durchschreiten des Grenzgebirges erleichtern. Für das neuerliche Ausschreiten war bei der 9. Armee der 22. Dezember in Aussicht genommen.

Erzherzog Joseph plante für das Zusammenwirken mit Mackensen, die Gruppe Gerok und den Südflügel der 1. Armee gegen den Trotusu vorbrechen zu lassen. Hiezu sollte der rechte Flügel der Gruppe Gerok (deutsche 218. ID. und k.u.k. l.KD.) derart durch das Berecker Gebirge vorgehen, daß er am 24. Dezember in Übereinstimmung mit dem Korps Krafft die Tiefenpunkte -cj> 804 im Zäbalatale und -<i>- 560 westlich von Näruja sowie die Bahnstation Putna überschreiten konnte, um auf Näruja und Tulnici vorzudringen. Dadurch sollte dem linken Flügel der 9. Armee vorwärts geholfen werden. Hatte dieser Focsani genommen, dann konnte an ein Aufschwenken der 218. ID. gegen die Trotusumündung gedacht werden. Der Hauptangriff der Gruppe Gerok war der Ojtozgruppe (XXXIX. RKorps mit k.u.k. 71. ID., deutscher 187. ID. und -/3 49. RD.) in der Richtung auf Onesci und Ocna zugedacht; die Gruppe hatte am 25. bereitzustehen. Zur gleichen Zeit hatten sich die Uzgruppe (VI. Korps, FML. Fabini, mit 3/439. HID. und deutscher 225. ID.) sowie die Gyimesgruppe (GLt. Stein mit 8. bayr. RD., k.u.k. 24. ID., 61. HID. und einem Regiment der 49. RD.) zum Vorbrechen bereitzuhalten. Die einheitliche Leitung der drei Gruppen, die insgesamt 54.000 Gewehre und 487 Geschütze zählten, behielt sich der Erzherzog vor.

Die Stärke des diesen Gruppen gegenüberstehenden Feindes (rumänische 15. ID., XXXX. und XXIV. Korps sowie Teile des V. Kavalleriekorps der Russen) errechnete man in Schässburg — wohl nicht ganz unzutreffend — mit 49.000 Mann und 6000 Reitern. Sehr günstig war das Kräfteverhältnis für den Angreifer demnach nicht. Dazu kamen der beginnende Winter, das abseits der Pässe sehr unwegsame Waldgelände und die Unzulänglichkeit des auf den eben erst wiederhergestellten Bahnen noch recht langsam laufenden Nachschubes. Vorübergehend wurde sogar das Anrollen der 49. RD. gestoppt, um ausreichende Mengen an Schießbedarf und Verpflegung für die Angriffstruppen ansammeln zu können. Außerdem mußten die drei neu eintreffenden deutschen Divisionen mit Gebirgsausrüstung versehen werden, die ihnen völlig gemangelt hatte.

GM. Seeckt, der Stabschef der Heeresfront, sprach denn auch dem Vorstoß der Gruppen Fabini und Stein wenig Erfolgaussichten zu. Falkenhayn war, wie er in seinen Denkwürdigkeiten ausführt1), „von Anfang an fest überzeugt“, daß das Unternehmen der Heeresfront „auch unter den günstigsten Verhältnissen bei den Gelände- und Nachschubschwierigkeiten des Karpathenwinters nicht die mindesten Aussichten hatte“. Mit dieser pessimistischen Vorhersage sollte er jedoch nur zum Teile Recht behalten.

Am 12. Dezember stellten die Mittelmächte der Entente ein Friedensangebot. Am Ende dieses Bandes wird hierüber noch einiges zu sagen sein. Die Nachricht von diesem Friedensschritt wurde den Truppen gerade während der Angriffsvorbereitungen verlautbart. Die Truppenführer besorgten nicht zu Unrecht, daß dies den Angriffsgeist ungünstig beinflussen mochte. Die Zweifel, ob die Feinde auf dieses Angebot eingehen würden, und die bald darauf bekanntgewordene Ablehnung der Entente bewirkten jedoch, daß es den Truppen der Verbündeten bei der letzten Angriffshandlung im Jahre 1916 doch nicht am nötigen Kampfwillen gebrach.

Die Schlacht bei Romnicu-Särat (22. bis 28. Dezember)

Hiezu Skizze 2 der Beilage 28

Auf Grund von Befehlen, die Falkenhayn schon am 19. Dezember erlassen hatte, schritten die Korps der 9. Armee am 22. zum Angriff. Es war Falkenhayns Absicht, mit dem Korps Krafft sowie mit der 12. bayr. ID. und der 76. RD. des I. RKorps den Feind zunächst im Gebirge zu schlagen und ihn nachher in das Sumpfgelände zu drängen, das sich am

J) Falkenhayn, 9. Armee, II, 105.

Unterlauf des Romnicubaches ausbreitet. Dort sollte er dann schwer geschädigt werden, wozu der Einsatz der in Reserve zurückbehaltenen, sehr schlagkräftigen 41. ID. geplant war. Mit der hinter dem I. RKorps zur Verfügung Falkenhayns stehenden 89. ID. war in Aussicht genommen, die Lücke auszufüllen, die wegen der etwas auseinanderstrebenden Angriffsrichtungen zwischen den Korps Krafft und Morgen bald aufspringen mußte.

Das Schwergewicht lag beim I. RKorps. Die 76. RD. und die 12. bayr. ID. entrissen der russischen 15. ID. am 22. die ganze zwischen Zoita und dem Gebirgsfuß südlich von Racoviteni liegende Stellung. Nördlich der Bayern schlossen sich die 8. und die 10. GbBrig. der 73. ID. dem Angriff an. Sie vermochten gleichfalls in den vordersten Gräben des Feindes Fuß zu fassen. Dann standen jedoch die Verbündeten vor einer zweiten Stellung. Die Alpenkorpsdivision erreichte in der Vorrückung gegen Dumitresti und Neculele den Höhenrücken nördlich vom Oberlauf des Slanicbaches.

Da sich die Verbindung zwischen der 12. bayr. und der 73. ID. bereits zu lockern begann, ließ Falkenhayn die 89. ID. an die Nahtstelle heranrücken. Diese Division war am 23. aber noch nicht zur Stelle. Deshalb gebrach es dem Korps Morgen an diesem Tage an der nötigen Durchschlagskraft. Dagegen erzielte das LIV. Korps, das am 22. den Feind nur zu fesseln gehabt hatte, tags darauf einen beachtenswerten Erfolg. Es durchbrach die Gräben des russischen IV. Korps zwischen Drogul und Bäläceanul und setzte sich in beiden Orten fest.

Rechts vom Korps Kühne hatte die noch immer wenig bewegungsfähige Reiterei Schmettows in den Quartieren zu verbleiben. Die deutsche

2. KD. schied aus der 9. Armee aus und wurde nach Belgien abbefördert. Die Donauarmee hielt sich zum Angriff bereit, sollte ihn aber erst beginnen, sobald sich das Vorgehen der 9. Armee fühlbar machen würde.

Beim Korps Krafft gewannen die inneren Flügel der Divisionen Goiginger und Tutschek am 23. in der Richtung auf Dumitresti etwas an Boden. Der linke Flügel des Alpenkorps stieß südlich von Neculele schon auf die Transamurreiterdivision.

Indessen hatte auch der unter dem Befehle des Führers der l.KD., FML. Ruiz, stehende rechte Flügel der Gruppe Gerok den Vormarsch angetreten. Das bis Lopätari gelangte Verbindungsdetachement der

l.KD. hatte sich im Vorgehen bereits der Alpenkorpsdivision angeschlossen. Eine zweite Abteilung der l.KD., die im oberen Zäbalatale vorrückte, stieß am 23. bei Nereju auf den Feind. Desgleichen wurde die

mit einem Bataillon im Näruja-, mit der Masse im Putnatale vorrückende 218. ID., der auch das k.u.k. HR. 2 angeschlossen war, nicht nur durch außergewöhnliche Geländeschwierigkeiten, sondern auch durch den Widerstand der rumänischen 7. gemischten Brigade vielfach aufgehalten. Die deutsche Division stand am 24. bei dem Talpunkt -cj>- 560 westlich von Näruja und eine Wegstunde vor der Bahnstation Putna. Die k.u.k.

6. KBrig., in der alle übrigen zu Fuß formierten Abteilungen der 1. KD. und das deutsche ResJBaon. 20 vereinigt    waren, feierte den    Weihnachtsabend mitten in dem    tief verschneiten    Wald etwa 5 km    östlich    vom

Clabucul, den die deutschen Jäger, unterstützt durch Truppen der 71. ID., tags vorher erobert hatten.

Dieses Vorgehen gegen das Becken von Soveja überraschte die Rumänen. Es bedrohte auch die Verbindung zwischen der rumänischen

2. und der russischen 9. Armee. Deshalb sah sich die feindliche Führung veranlaßt, die 7. gemischte Brigade durch einige Bataillone der rumänischen 15. ID. und durch die russische 12. KD., der die kauk. Einheimische Reiterdivision folgen sollte, zu verstärken1).

Der deutschen 9. Armee waren am 24. Dezember wieder bedeutsame Erfolge beschieden. Der linke Flügel des Korps Krafft vermochte bis auf 4 km an Neculele heranzukommen, indes der rechte noch in wechselvollen Kämpfen um    zähe verteidigte    Höhenstellungen    rang.    Beim

I. RKorps entriß die    12. bayr. ID. dem    Feinde die Höhe    A 417    süd

östlich von Racoviteni, die nach Aussagen gefangener Russen den Schlüsselpunkt der zweiten Stellung gebildet hatte. Auch die anschließende

8. GbBrig. hatte ihren Anteil an diesem Erfolg. Links von den Bayern wurde, ihrer großen Verluste wegen, die 89. ID. in die Front gestellt.

Am rechten Armeeflügel entrissen Russen der deutschen 115. ID. wieder den Ort Drogul. Dies war möglich geworden, weil der Feind vot der tatenlos gebliebenen Donauarmee Kräfte vom Ost- auf das Westufer des Buzeu geworfen hatte. Auf eine Bitte Falkenhayns an seinen rechten Nachbar, den Feind wenigstens zu binden, erhielt er den Bescheid, die Donauarmee könne nicht vorgehen, ehe sie nicht durch den Angriff der 9. Armee der Gefahr, vom linken Ufer her flankiert zu werden, überhoben sein werde2).

Indessen schritt die Donauarmee am 25. doch zum Angriff. Jener der Bulgaren drang gegen die feindlichen Verschanzungen bei Batogul nicht durch. Dafür errangen die durch die Gruppe Szivó verstärkte 217.

1)    Dabija, III, SS8.

2)    Falkenhayn, 9. Armee, II, 110.

und die 11. bayr. ID. einen ansehnlichen Erfolg. Sie erstürmten die russische Stellung zwischen der Bahn und dem Buzeu, wobei namentlich die Bayern um Filipesci hart zu ringen hatten. Wenige Kilometer weiter östlich stellte sich der Feind in einer starken, mit Drahtverhauen versehenen Stellung zu neuem Widerstand. Die Türken gelangten am 26. bis vor Vizirul. Am selben Tage glückte den Bulgaren der auf Batogul neuerlich angesetzte Angriff, und am 27. eroberten sie Giurgeni; sie standen somit auch überall auf dem Nordufer des Cälmätuiul. Not an Schießbedarf zwang die Donauarmee, die Fortsetzung ihres erfolgverheißenden Angriffes auf den 29. zu verschieben.

Bei der 9. Armee war der erste Weihnachtstag vornehmlich im Zeichen der Vorbereitung. Das Korps Kühne stellte sich bei Einsatz der 41. ID. zu neuerlichem Vorbrechen bereit, und das Korps Morgen wartete das Eintreffen der Munitionskolonnen ab. Das Korps Krafft schritt aber zum Angriff, entriß dem Feinde alle Höhen westlich des Cilnauluitales und schwenkte mit dem Nordflügel schon gegen Osten ein. Vor diesem gingen die Transamurreiter weit zurück und entblößten die rechte Flanke der rumänischen 3. Division. Offenbar um die hier aufspringende Lücke zu schließen, verschob Gen. Averescu von seiner Reserve die

7. ID. nach Norden.

Der 26. Dezember brachte der 9. Armee einen entscheidenden Erfolg. Die 89. ID. drang in die feindliche Stellung ein. Der Schwung des Aiigriffes übertrug sich nach rechts und links. Am Abend war die ganze russische Front westlich der Bahn zertrümmert. Am 27. stieß das Korps Morgen dem weichenden Feinde nach, wobei die 76. RD. in Romnicu-Särat eindrang. Nördlich davon gingen die Bayern und die 89. ID. über den Fluß. Die k.u.k. 73. ID. verfolgte die weichenden Rumänen gegen Buda. Die Alpenkorpsdivision focht am 27. knapp vor Dumitresti. Das Verbindungsdetachement der Gruppe Ruiz war nach Norden über den Mt. Furul vorgerückt und gelangte auf die Höhen südlich von Nereju.

Das Korps Kühne, das am 26. über Bäläceanu nicht hinausgekommen war, machte am 27. gleichfalls einen Ruck nach vorne. Bayrische und öst.-ung. Bataillone der 301. ID. erstürmten russische Gräben zwischen Zoita und Bäläceanu und nahmen Sälcioara. Rechts davon breiteten sich die 109. und die 41. ID. bis Slobozia Amara aus.

Für den 28. wies Falkenhayn das Korps Krafft zur Fortsetzung der Vorrückung über Dumitresti gegen Nordosten an. Das I. RKorps sollte die Linie Timboesti—Sihlele—Balesci, das LIV. Korps das Nordufer der über Boldul nach Balta Albä ziehenden Wasserlinie gewinnen. Das

Kavalleriekorps hatte das westliche Buzeuufer vom Feinde zu säubern. Mackensen ergänzte diese Weisungen, indem er die Verschiebung starker Reiterei und einer Infanteriedivision über Gradistea auf das Ostufer forderte, um der am 29. angreifenden Donauarmee zu helfen.

Das Korps Krafft gewann am 28. Dumitresti, Buda und Babeni. Das I. RKorps wurde anfänglich durch Artilleriefeuer der Russen aufgehalten. Als die 301. ID. des Korps Kühne aber gegen den Romnicu-bach unterhalb von Romnicu-Särat vordrang, ermöglichte sie es auch den Divisionen Morgens, auszuschreiten. Die Mitte des LIV. Korps erreichte Boldul; der rechte Flügel hing noch bis Slobozia Amara nach.

Am 29. wollte die Donauarmee zum Angriff antreten. Doch während der Nacht hatte der Feind vor ihr seine Stellungen geräumt, und auch zwischen dem Buzeu und dem Gebirgsfuß war er im vollen Rückzug. Dies war die Auswirkung der von den Korps Morgen und Krafft im Gebirge erfochtenen Erfolge.

Die Gruppe Ruiz hatte sich vom 25. an abgemüht, in dem wegarmen Waldgebirge durch weitausholende Umgehungskolonnen die Talausgänge des Zäbalabaches bei Nereju, des Närujabaches bei -<j> 560 und der Putna bei Paulesci aufzuriegeln. Dann sollte auf Befehl des Heeresfrontkommandos die 218. ID. unter Sicherung gegen Süden und Osten bei Paulesci versammelt werden, um im Bedarfsfalle in östlicher Richtung zur unmittelbaren Unterstützung der deutschen 9. Armee vorrücken zu können. Den beiden rechten Seitenabteilungen glückte es aber bis zum 28. noch immer nicht, bei Nereju und bei -<j>- 560 in das freiere Gelände herauszutreten. Die Masse der vom GM. Gentner befehligten 218. ID. hatte die russische 12. KD. wohl zurückgeworfen, wurde durch sie aber am 28. westlich von Paulesci und auf dem Rücken nordwestlich davon noch immer vom Sovejabecken ferngehalten. Die 6. KBrig. der

l.KD. war bis auf die waldige Höhe A 1374 vorgedrungen. Vor ihr zog sich die rumänische 7. gemischte Brigade gegen Soveja zurück.

In der Dobrudscha hatte die russische 6. Armee vor dem Drucke der Bulgaren und der Türken in der Nacht auf den 22. die Stellung am Taitabache geräumt. Sie ging mit der 115. RD. über Tulcea und mit der

3. SchD. über Isaccea auf das nördliche Donauufer zurück. Die 61. ID., die 3.DonKosD. und die offenbar in der Dobrudscha zurückbehaltene 10. sib. SchD. bezogen bei Mäcin einen Brückenkopf, der von den drei bulgarischen Divisionen umschlossen wurde. Das türkische VI. Korps sollte mit Zustimmung der osmanischen Heeresleitung über Hirsova der Donauarmee zugeführt werden.

Der Angriff des XXXIX. Reservekorps iw Ojtoztale (26. Dezember 1916 bis 5. Jänner 1917)

Hiezu Skizze 3 der Beilage 28

Der Angriff der drei vom Erzherzog Joseph für den Vorstoß gegen das Trotusutal bestimmten Gruppen war als ein konzentrisches Vordringen gegen den Abschnitt Ocna—Därmänesci—Comänesci gedacht. Zur Leitung dieses schwierigen Gebirgsunternehmens unterstellte sich der Erzherzog die drei Gruppen unmittelbar und begab sich am 26. mit dem engeren Stab nach Csik Szereda. Die Angriffsvorbereitungen wurden mit regem Eifer betrieben, erfuhren aber durch die wiederholt vorstoßenden Russen eine unerwünschte Störung. Durch einen solchen Angriff entrissen sie der 39. HID. am 23. Dezember die Höhe Magyaros A 1340, die auch nach einem tags darauf unternommenen Rückeroberungsversuch im Besitz des Feindes blieb.

Dies zwang zu sehr unerwünschten Änderungen an dem auch schon durch Befehle festgelegten Angriffsplane (siehe Skizze 3 der Beilage 28). Der Angriff des VI. Korps sollte nunmehr erst dann erfolgen, wenn das Vorgehen der beiden Nachbarn ihn ermöglichen würde. Bis dahin hatte die Gruppe Gerok die Sicherung ihrer Nordflanke selbst zu besorgen, wozu ihr das Heeresfrontkommando das am rechten Flügel der 225. ID. stehende RIR. 217 unterstellte.

Aber auch bei der Gruppe Stein waren die Erfolgsaussichten gering; stand sie doch mit ihren 16.900 Gewehren einem — wie in Schässburg errechnet wurde — um etwa 5000 Mann stärkeren Feinde gegenüber. Dazu war nur die 8. bayr. RD. als voll schlagkräftig anzusehen. Die mittelgalizische 24. ID. war für ein so schwieriges Angriffsunternehmen wenig geeignet. Die 61. HID. war auf 2000 Mann zusammengeschmolzen und hatte auf ausreichenden Ersatz nicht zu rechnen. Deshalb wurde eben darangegangen, sie, bei Auflösung der 19. LstGbBrig., in die 16. LstGbBrig. zusammenzuziehen (S. 582). GLt. Stein nahm daher in Aussicht, sich lediglich auf die ihm gleichfalls aufgetragene „Deckung der Nordflanke der Gesamtangriffsbewegung“ zu beschränken.

Diese Gesamtangriffsbewegung schrumpfte somit auf den Vorstoß der Gruppe Gerok zusammen, bei der das vom GLt. Staabs befehligte XXXIX. RKorps die Hauptlast zu tragen hatte. Von der Gruppe Gerok glaubte man aber einen weiterreichenden Erfolg erhoffen zu dürfen.

Sie zählte 26.700 Gewehre und 256 Geschütze, hatte — wie man vermeinte — nur die auf 17.000 Mann geschätzte rumänische 15. ID. gegenüber und mochte daher bald bei Casinu und Grozesci in ein besseres Manövriergelände gelangen.

Der Angriffsbeginn des Korps Staabs wurde auf den 26. Dezember festgesetzt. Wohl war auf ein Zusammenwirken mit der deutschen

9. Armee noch nicht zu rechnen. Durch den Vorstoß im Ojtoz- und im Casinutal hoffte man jedoch, der am 25. noch immer im Waldgebirge steckenden Gruppe Ruiz vorwärts zu helfen und der Armee Falkenhayn, die an diesem Tage bei Romnicu-Särat noch schwer zu kämpfen hatte, wenigstens mittelbar Erleichterung zu schaffen. Auch die Wahrscheinlichkeit, daß bei längerem Zuwarten der Feind aufmerksam werde, und die Besorgnis vor einem bald einsetzenden Schneefall sprachen für ein rasches Losschlagen.

Der Angriff des Korps Staabs hatte mit der deutschen 187. ID., GLt. Sunkel, auf dem Rücken zwischen dem Slänic- und dem Ojtoztal, mit der Masse der k.u.k. 71. ID., GM. Goldbach, im Ojtoztal und südlich davon geführt zu werden. Die 141. IBrig., Obst. Lähne, sollte vom Dorfe Ojtoz über die Grenzhöhe -<^1169 in das Casinutal vorrücken.

Als die beiden Divisionen am 26. aus ihren Gräben vorbrachen, trafen sie auf die russische 14. ID., die tags vorher die rumänische

15. ID. abgelöst hatte. Diese sollte nach Romnicu-Särat verschoben werden, wurde aber jetzt wieder im Ojtozgebiet in den Kampf geworfen. Trotz dieser Verstärkung des Feindes und, obwohl dichter Nebel eine gründliche Feuervorbereitung des Angriffes ausschloß, durchstießen die Bataillone Sunkels und Goldbachs die feindliche Front und trugen ihre Linien unter heftigen Kämpfen bis zum 27. abends um etwa zwei Kilometer vor.

Die sehr schwache 141. IBrig. vermochte den Widerstand des Feindes bei -<>- 1169 aber nicht zu brechen. Ihr wurden nun zwei Bataillone der in Reserve zurückbehaltenen 49. RD. zugewiesen, worauf sie am 28. den Feind von der Grenzhöhe vertrieb.

Die Masse des deutschen XXXIX. RKorps setzte Tag für Tag ihre Angriffe fort, wobei sie auch schon gegen die von Doma Watra regimenterweise eiligst herangeholte 3.turk. SchD. zu kämpfen hatte. Die Russen waren sehr bemüht, das Ausfallstor des Ojtoztales verläßlich zu sperren und zu verhindern, daß die am Unterlauf des Sereth geplante Verteidigungsfront von Norden her aufgerollt werde, ehe sie durch die Armeen Averescu und Ragosa besetzt war. Die 71. ID. vermochte sich daher bis zum Silvesterabend nur mühsam bis auf drei Kilometer vor Heresträu vorzuarbeiten. Die 187. ID. erkämpfte sich die Höhen781 und -<J>- 1050 östlich und nördlich von Baile Slänic. Links anschließend setzte sich das RIR.217 in den Besitz der vom N. Sándor gegen das Daftenatal abstreichenden Rückenlinien, mußte sie aber schon gegen sehr heftige russische Gegenangriffe verteidigen.

Diese der Gruppe Gerok von Norden her drohende Gefahr ver-anlaßte den Erzherzog Joseph, die Gruppen Fabini und Stein zum Vorgehen anzuspornen. Die durch ein Regiment der 49. RD. verstärkte k.u.k. 24. ID. vermochte denn auch am 30. die südlich und südwestlich von Agasu aufragenden Höhen A 1343 und -<)- 1244 zu erobern. Die tags darauf an den anderen Frontabschnitten vorbrechenden Sturmtruppen des VI. Korps und die Gruppe Stein trafen aber auf vollbesetzte Gräben und — weil Nebel eine Feuervorbereitung vereitelt hatte — auf unzer-störte Hindernisse, mußten daher unverrichteter Dinge umkehren.

Da sich unterdessen der Widerstand des Feindes vor der 141. IBrig. gelockert hatte, vermochte diese im Casinutale vorzudringen und am 30. mit einem Bataillon des IR. 82 die den ganzen Raum beherrschende Mgr. Casinului A 1167 zu erobern1). Im Casinutale durchbrach tags darauf die Brigade Lähne drei hintereinanderliegende rumänische Stellungen und gelangte bis zum Talpunkt -<>- 508. Um das 71.IDKmdo. zu entlasten, wurde das Kommando der 49. RD., GM. Zoellner, mit der Befehlgebung über die 141. IBrig., das RIR. 226 und das deutsche LstlR. 36 beauftragt.

Das dritte Regiment der 49. RD., das RIR. 228, hatte die im Ojtoztal fechtende Hauptkraft des Korps Staabs zu verstärken, weil das Heeresfrontkommando diese im Gegensatz zu den Gruppen Fabini und Stein noch für fähig hielt, so weit vorzudringen, daß sie volle Einwirkung auf das Trotusutal gewänne.

Die am Neujahrstag bei heftigem Schneegestöber unternommenen Angriffe der 187. und der 71. ID. zeitigten aber keinen wesentlichen Erfolg. Als am 3. Jänner 1917 das Unternehmen, an dem auch die

49. RD. mit der Stoßrichtung Nord teilnehmen sollte, das gleiche geringe Ergebnis hatte, mußte man erkennen, daß die Stoßkraft des XXXIX. RKorps aufgebraucht war. Gleiches erwies sich vom VI. Korps, dessen am 4. Jänner gegen den Magyaros durchgeführter Eroberungsversuch neuerlich fehlschlug. Und auch die Gruppe Stein vermochte am

5. lediglich den von der Höhe -<)- 1244 gegen Agasu streichenden Rücken

1) Geschichte des IR. 82, 217 f.

von einigen Russennestern zu säubern. Der geplante Vorstoß bis nach Comänesci und Därmänesci blieb aber im Schnee unabänderlich stecken.

Erzherzog Joseph befahl hierauf noch am 5. den Generalen Fabini und Stein, die Angriffe einzustellen; er selbst kehrte am 7. in sein Hauptquartier nach Schässburg zurück. Bei der Gruppe Gerok sollte das XXXIX. RKorps aber trotz aller Widrigkeiten des Wetters für einen neuerlichen Vorstoß rüsten, und der Gruppe Ruiz erwuchsen im Zusammenhange mit dem Vordringen der Armee Falkenhayn noch weitere Angriffsaufgaben.

Die Eroberung von Bräila und Focsani (29. Dezember 1916 bis 8. Jänner 1917)

Hiezu Skizzen 2 und 3 der Beilagen 28

Am Tage der Einnahme von Romnicu-Särat, am 27. Dezember, fragte Falkenhayn bei der DOHL. an, wie weit die Vorrückung noch fortzusetzen sei. Er erhielt aus Pleß den Bescheid, daß die Wegnahme von Focsani angestrebt werden müsse. Ob die Kriegshandlung dann noch fortgeführt werden könne, bleibe fraglich. Über den Sereth hinaus vorzugehen, sei nicht beabsichtigt1).

Auf der Gegenseite ließ die rumänische Heeresleitung den Gen. Averescu wissen, daß die westlich vom Buzeu stehenden Russen sich in der Nacht auf den 29. in die Linie Sutesci—Cioresci—Sihlele—Tim-boesti zurückziehen würden. Die rumänische 2. Armee habe nördlich anschließend in der Linie Timboesti—D. Lung—Nereju—Heresträu— Höhe Clabucul den Gegner „um jeden Preis“ aufzuhalten. Hiezu sollten starke Reserven eine tätige Abwehr ermöglichen2).

Die Kräfte im Sovejabecken, die der Führer der russischen 12. KD., Gen. Baron Mannerheim, befehligte, wurden hierauf durch die 5. Cälärasibrig. verstärkt. Außerdem standen noch drei weitere russische Kavalleriedivisionen (Ussuri, Einheimische und Transamur) bei Miera und Odobesci zum Eingreifen bereit. Auf dem rechten Flügel der Armee Ragosa trat bereits das ganze russische VII. Korps (13. und 34. ID.) in die Front. Zwischen den Gruppen Ruiz und Mannerheim entbrannten nun am 29. und am 30. Dezember lebhafte Kämpfe. Die 6. KBrig. und die

1)    Falkenhayn, 9. Armee, II, 114.

2)    Dabija, III, 575.

218. ID. hatten heftige Vorstöße abzuwehren, die die durch Teile der rumänischen 15. ID. verstärkte 7. gemischte Brigade von Soveja nach Westen und nach Süden führte. Der rechte Flügel der 218. ID. vermochte am 30. Tulnici zu erstürmen, und auch bei Nereju wurden die russischen Reiter gezwungen, den Talausgang freizugeben.

Bei der 9. Armee rückte das Korps Krafft dem langsam weichenden Feinde unter zahlreichen Nachhutgefechten nach und stieß am 30. auf die Verschanzungen, die nördlich von D. Lung und auf dem Westufer des Rimnabaches angelegt waren. Das rechts von Krafft längs der Reichsstraße und der Bahn vordringende Korps Morgen brach am 30. bei Timboesti und bei Sihlele in die Gräben der Russen ein. Das auf elende Feldwege angewiesene Korps Kühne traf am 30. nach einigen Scharmützeln bei Cioresci und östlich von Válcelele gleichfalls auf abwehrbereiten Feind. Vor der Donauarmee war das IV. sib. Korps in der Nacht auf den 29. abgezogen. Die nachfolgenden Divisionen des GdI. Kosch erreichten am 30. abends den Buzeu südwestlich von Scorta-rul nou, Scortarul vechiu und Valea Cänepei.

Die Einbrüche der Deutschen bei Timboesti und bei Sihlele hatten offenbar den Gen. Sacharow, den Berater des Königs Ferdinand, veranlaßt, die Armeen noch weiter zurückzunehmen. Hiebei hatte die Armee Averescu mit der Gruppe Mannerheim neue Stellungen auf dem Höhenrücken zu beziehen, der zwischen den Oberläufen der Susita und der Putna eingebettet ist. Sie hatte rechts bei Grozesci die Verbindung mit der russischen 9. Armee herzustellen, die jetzt auch in die „Rumänische Front“ eingegliedert wurde. Die Gruppe Väitoianu erhielt Befehl, sich auf dem Nordufer des Rimnabaches zur Wehr zu stellen. Die 4. Russenarmee hatte, bei Urechesci anschließend, Stellungen zu beziehen, die sich über Bogza gegen den Unterlauf des Rimnabaches hingezogen. Die jetzt vom Gen. Zurikow befehligte russische 6. Armee, in deren Verband wieder das IV. sib. Korps eingegliedert wurde, sollte über Macsineni eine Verbindung zum Brückenkopf von Bräila herstellen sowie dessen von Latinul über Romanul nach Tichilesci hin verlaufenden Verteidigungsanlagen besetzen.

Nach einigen Tagen besseren Wetters hatte am 30. Dezember mittags wieder strömender Regen eingesetzt, der die elenden Wege und Straßen grundlos machte. Auf ihnen wälzten sich am Silvestertag die deutsche 9. und die Donauarmee mühsam vorwärts. Rechts vom Buzeu und vor dem Rimna stießen die Verbündeten vielfach auf die neuen Stellungen des Feindes. Auch die Gruppe Ruiz hatte mit rumänischen

Nachhuten ernste Zusammenstöße. Die 6. KBrig. stellte am Casinubach mit der 141. IBrig. der 71. ID. die Verbindung her.

Am 31. Dezember gab die DOHL. Richtlinien für den Abschluß der Kriegshandlungen in Rumänien aus. Die 9. Armee sollte gegen Focsani einen Druck ausüben und nach Norden Raum gewinnen, um sich der Gruppe Gerok zu nähern. Der rechte Flügel der 9. Armee und die Donauarmee hatten den Sereth zu erreichen, wo sie sich gute Stellungen und Unterkünfte schaffen sollten. Auf eine Beschleunigung aller Kriegshandlungen, die im allgemeinen Interesse lag, wurde besonders hingewiesen. Schließlich kündigte die DOHL. auch schon das Abziehen namhafter Kräfte an.

Mackensen trug nun der Donauarmee die Eroberung von Bräila auf. Dieses Unternehmen sollte der rechte Flügel der 9. Armee durch einen Angriff auf Macsineni unterstützen. Falkenhayn war entgegengesetzter Ansicht. Er meinte, daß Bräila gar nicht anzugreifen sei, und die Donauarmee zur Verstärkung der 9. Armee Kräfte auf das linke Buzeuufer zu senden hätte. Mackensen ließ sich aber nicht umstimmen. Nun trug Falkenhayn dem Kavalleriekorps Schmettow auf, zwischen dem Buzeu und der Linie Gulianca—Nämoloasa vorzudringen. Das Korps Kühne sollte den Nanesti umschließenden Brückenkopf, das Korps Morgen Focsani erobern. Kraffts rechter Flügel, die k.u.k. 73. ID., hatte den Angriff gegen Focsani zu unterstützen, sein linker Flügel auf Miera vorzustoßen.

Das Kommando der Rumänischen Front ließ es am Rimnabach aber nicht zur Schlacht kommen. In der Nacht auf den 1. Jänner 1917 setzten die russisch-rumänischen Truppen den Rückzug gegen den Sereth fort. Die Gruppe Väitoianu der rumänischen 2. Armee bezog auf dem Nordufer des Milcov neue Stellungen, in denen sie das Vordringen des Gegners gegen Onesci, Agiudu nuou und Marasesci unbedingt aufzuhalten hatte. Den Russen wurde die Verteidigung der Brückenköpfe von Focsani, Nanesti und Bräila aufgetragen, die am Unterlaufe der Putna und an der von Nämoloasa nach Macsineni streichenden Sumpfzone miteinander in Verbindung standen. Auch der Brückenkopf im Donauknie bei Mäcin, den die Bulgaren schon seit dem 30. Dezember berannten, sollte behauptet werden.

Im Gebirge war indessen viel Schnee gefallen. Trotzdem vermochten die Flusaren der l.KD. am 1. Jänner 1917 die 8 km südlich der Mgr. Casinului aufragende Höhe -<}>-1014 zu erobern. Die 218. ID. focht schwer, da Averescu seinen durch die kauk. Einheimische Reiterdivision und die russische 12. KD. verstärkten Nordflügel wieder gegen Soveja vorbrechen ließ. Nach Abwehr dieses Vorstoßes rüstete die 218. ID. zum Angriff gegen den Höhenzug, der durch die Kuppen -q- 895, -<>- 820 und -<J>-S26 gekrönt wird. Dem durch das k.u.k. HR. 2 verstärkten rechten Flügel der deutschen Division glückte es am 3. Jänner, dem Feinde Näruja zu entreißen.

Weiter im Süden schoben sich die Verbündeten unter großen Mühen und im Kampf mit zähen russischen und rumänischen Nachhuten an die von langer Hand gut ausgebauten Brückenköpfe heran. Hiebei vermochte das Korps Krafft am 2. in Miera einzudringen und westlich vom Ort Odobesci auf dem östlichen Milcovufer Fuß zu fassen. Dagegen erlitt das bis Macsineni vorgeprellte Kavalleriekorps Schmettow in der Nacht auf den 2. einen empfindlichen Rückschlag, so daß die 115. ID. zur Wiederherstellung der Lage einspringen mußte.

Die Donauarmee und das LIV. Korps wollten nun am 4. Jänner zum Angriff schreiten. Das I. RKorps, das auf besonders starke Befestigungen gestoßen war, nahm den 6. Jänner hiefür in Aussicht.

Mittlerweile waren die Bulgaren am 3. in den Brückenkopf von Mäcin eingebrochen. Ihre 4. ID. drängte längs der nach Bräila führenden Dammstraße dem Feinde nach, um die Stadt von Osten her zu fassen. Die komb. ID. verfolgte die weichenden Russen auf der gegen Galaz sich hinziehenden Landzunge.

Dem am 4. Jänner vorbrechenden linken Flügel der Donauarmee war ein voller Erfolg beschieden. Die 217. ID. mit der bei ihr eingeteilten Gruppe Obst. Szivó durchstieß nordwestlich von Romanul die russische Stellung. Links von ihr rollte die 11. bayr. ID. die Gräben bis zur Buzeu-mündung auf. Hiedurch war der Brückenkopf an einer gefährlichen Stelle aufgerissen. Die Russen zogen sich auch während der folgenden Nacht auf das nördliche Serethufer zurück. Nur bei Vädeni hielten sie einige Inseln in dem auf dem Südufer sich ausbreitenden Sumpfland fest. Am 5. zog die komb. KD. Goltz in die reiche Hafenstadt Bräila ein, in die von Osten her über die Donau hinweg die bulgarische 4. ID. eindrang. Da die komb. ID. indessen den Feind auch von der Landzunge südöstlich von Galaz vertrieben hatte, stand kein Russe mehr in der Dobrudscha.

Westlich von Buzeu erfocht die Armee Falkenhayn neue Erfolge. Durch die Reiterei Schmettows in der rechten und durch die 301. ID. in der linken Flanke gesichert, erstürmten die 41. und die 109. ID. des Korps Kühne am 5. die stark verdrahteten Stellungen beiderseits von

Romniceni, übersetzten den Unterlauf des Romnicu und drangen bis vor Nanesti vor.

Als das Korps am 6. den Angriff fortsetzte, wurde es von einem großangelegten russischen Gegenschlag getroffen, der auf 25 km Breite zwischen Nämoloasa und dem Rimnabache losbrach. Er wurde im wesentlichen abgeschlagen. Die am rechten Flügel der 301. ID. stehende k.u.k. 144. IBrig. wich aber bis Obilesci aus. Die Russen drangen durch die entstandene Lücke bis an den Romnicubach nach und umfaßten den linken Flügel der 41. ID., wobei vorübergehend einige deutsche Batterien verloren gingen. Rasch und energisch geführte Gegenstöße von Teilen der 41. und der 216. ID. brachten den Feind aber bald zum Stehen. Die von Falkenhayn geplanten Maßnahmen für ein großes Gegenunternehmen, an dem Teile der beim Kavalleriekorps eingesetzten 115. ID. und die im Angriff auf Focsani stehende 12. bayr. ID. hätten mitwirken sollen, waren daher nicht mehr nötig, und zwar um so weniger, als russische Funksprüche verrieten, daß der Feind den Angriff nicht fortzusetzen gedachte.

Beim I. RKorps führte der am 6. Jänner begonnene Angriff gegen Focsani am Tage darauf zu einem vollen Erfolg. Die Divisionen Morgens durchbrachen die Stellung am Milcov, dann noch eine zweite Linie und überschritten am Abend die von Focsani nach Gägesci führende Straße, was den Feind veranlaßte, Focsani während der Nacht zu räumen1). Schulter an Schulter mit dem linken Flügel des I. RKorps erstürmte die Division Goiginger das Dorf Odobesci und stand am Abend gemeinsam mit der Alpenkorpsdivision, die am 6. die 1001m hohe Mgr. Odobesci der durch Ussurikosaken verstärkten rumänischen 12. ID. entrissen hatte, vor Gägesci an der Putna.

Am 8. Jänner zeigten sich die Früchte der mit dem Aufgebot der letzten Kräfte unternommenen Angriffe. Vom Flußknie südlich von Iresci bis vor Nanesti, welcher Ort allerdings erst Ende Jänner den Russen entrissen werden konnte, standen die Verbündeten allseits an der Putna und am Sereth. Ihnen gegenüber besetzten die stark hergenommene rumänische 2. Armee sowie die 4. und die 6. Armee der Russen die auf den Nordufern dieser Flüsse vorbereiteten Stellungen; diese waren das letzte die Moldau schützende Bollwerk. Von Nanesti stromabwärts unterließen es die Verbündeten, in die völlig versumpften Flußschlingen bei Nämoloasa, Corbu und Vädeni hineinzugehen; sie begnügten sich mit dem Besitz des vom Sereth etwas entfernten Gefällsbruohes.

Im Becken von Soveja rückte die Gruppe Ruiz trotz starken

x) Morgen, 116.

Schneefalles und schwierigster Nachschubsverhältnisse weiter vor. Die

6. KBrig. drang am 4. gegen die 9 km südwestlich des Dorfes Casinu aufsteigende Höhe -cj>- 642 vor, die sie nach heftigen Kämpfen den Rumänen am 6. entriß. Die 21S.ID. erstürmte am 4. die Höhen -<{>- 895 und -<SS26; sie stand am 6. in Gura Väi, in Vizantia und in Vidra. Beim letztgenannten Dorfe stellten sich ihr die rumänische l.ID. und die kauk. Einheimische Reiterdivision entgegen, die Averescu aus Besorgnis vor einem Durchstoß im Putnatale hieher geworfen hatte.

Am 7. Jänner vertrieben die Husaren der 6. KBrig. den Feind noch von einer Höhe 4 km nordwestlich von Gura Väi und erweiterten tags darauf ihren Geländebesitz östlich des Talpunktes -<^-392. Die Masse der 2IS. ID. schob sich im Susitatale bis vor die vom Feinde besetzten Dörfer Märästi und Racoasa heran und erstürmte am 8. den erstgenannten Ort. Ihr rechter Flügel stand am 8. nördlich und südlich von Iresci. Nördlich von der Gruppe Ruiz verfolgten die öst.-ung. und deutschen Bataillone der 49. RD. den Feind im Casinutale noch bis zur -<>-392 und erstürmten eine 4 km nordöstlich vom Gipfel der Mgr. Ca-sinului sich erhebende Rückfallkuppe.

So standen am 8. Jänner die beiden Gegner in einer vom Ort Casinu nach Südosten fast geradlinig verlaufenden Front einander gegenüber.

Ausklang

Die Russen machten von Weihnachten 1916 an bloß ganz vereinzelte Versuche, durch Angriffe an anderen Stellen die rumänische Front zu entlasten. Nur ein am 3. Jänner 1917 von der russischen 65. ID. gegen die Höhen nordwestlich vom Mestecänescipaß unternommener Angriff vermochte vorübergehend Besorgnisse auszulösen. Der Feind brach bei der k.u.k. 8. KD. in einer Breite von fünf Kilometern etwa 2000 Schritte tief ein. Da fast gar keine Reserven zur Stelle waren, sah die Sache bedrohlich aus. Der Feind unterließ es aber, seinen Anfangserfolg auszubauen. Da die neue Linie, in die die 8. KD. zurückgedrückt worden war, sich auch ganz gut zur Verteidigung eignete, unterließ man die anfänglich geplant gewesene Rückeroberung der alten Stellung.

Die Russen schoben lieber noch weitere Kräfte zur rumänischen Front; so tauchten anfangs Jänner 1917 noch die l.SchD. des XXIX. Korps, die bisher bei Dünaburg gestanden hatte, und die 80. ID. des XXX. Korps der „Besonderen Armee“ am Sereth auf. Es lag ihnen offensichtlich sehr viel daran, den Raum zwischen dem Gebirgsfuß und der Serethmündung, durch den ein Einbruch in die Moldau und weiterhin nach Südrußland möglich war, verläßlich zu verriegeln.

Im Gegensatz hiezu beeilte sich die DOHL., alle entbehrlichen deutschen Kräfte aus Rumänien herauszuziehen. Die Donauarmee erhielt schon ani Tage nach der Einnahme von Bräila den Auftrag, die 11. bayr. ID. abzusenden. Von den bulgarischen Truppen hatten nach mehrfachen Änderungen die 4. und die 12. ID. in die Dobrudscha, die komb. ID. an den Sereth zu gelangen; die l.ID. sollte sodann nach Mazedonien verschoben werden. Von der komb. KD. Goltz hatten die deutschen Reiterregimenter in den Etappendienst zu treten; dafür rückte die k.u.k.

7. KD. an die Serethfront. Die Donauarmee wurde dem deutschen 9. Armeekmdo. unterstellt.

Um rasch Truppen von einem auf das andere Donauufer verschieben zu können, wurde mit dem Gerät der bei Sistov und bei Giurgevo aufgelassenen Brücken in den ersten Jännertagen bei Hirsova eine Kriegsbrücke eingebaut. Hiezu hatten vorher die Minenabteilung der Donauflottille und einige Pionierflußminenzüge den Strom bis hieher von feindlichen Minen gesäubert. Nachher legten sie zum Schutz gegen feindliche Schiffe bei Isaccea eine Minensperre aus1), die auf dem Südufer durch die Landgruppe der Donauflottille gesichert wurde. Die Kampfeinheiten der Flottille überwinterten zum Teil in Turnu Severin, zum Teil in Budapest.

Bei der deutschen 9. Armee wurde das Kavalleriekorps Schmettow divisionsweise aus der Front gezogen und auf einen anderen Kriegsschauplatz verlegt. Gegen Ende Jänner hatte auch die deutsche 41. ID. zu folgen. Die Gruppe Gerok wurde angewiesen, Mitte des Monats das Kommando des XXXIX. RKorps und die 49. RD. abzugeben. Letztgenannte wurde durch die 8. GbBrig. ersetzt, die über Tulnici in die Háromszék zu marschieren hatte. Die bei der 301. ID. befindliche 15. bayr. RIBrig. (RIR. 18), die zur 8. bayr. RD. gehörte, kam als Reserve der Heeresfront in die Csik. Vom 20. Jänner an hatte die 70. HID.2), die bisher in Lugos in Erholungsquartieren gelegen hatte, die für die Westfront bestimmte 187. ID. abzulösen.

a) Hiebei wirkte der Kommandant der Flußminenabteilung Korvettenkapitän Georg Ritt. v. Zwierkowski so verdienstvoll, daß ihm hiefür das Ritterkreuz des Militär-Maria Theresien-Ordens zuerkannt wurde.

2) Die bei der 4. Armee in Wolhynien verbliebene 70. RFABrig. wurde der Division zu gleicher Zeit zugeschoben.

Bei der 1. Armee wurde das Gruppenkommando Stein aufgelöst. Die 16. LstGbBrig. (früher 61. HID.) und die 8. bayr. RD. wurden dem GdI. Litzmann unterstellt. Die Gruppe Obst. Daubner samt dem Sieben-bürgischen Freiwilligenbataillon kehrte zur 39. HID. zurück. Nach Einsatz der 51. HID. am Südflügel der 7. Armee hatte die 73. HIBrig. zu ihrer Stammdivision, der 37. HID., die 10. KD. zur 1. Armee^inzurücken. Schließlich wurden die 10. bayr. ID. der 1. Armee und die 31. ID. der

2. Armee getauscht.

Indessen näherten sich die Kriegshandlungen in Rumänien ihrem Abschluß.

Am 7. Jänner richtete die DOHL. nach Teschen ein Fernschreiben, sie habe den Eindruck, ,,als ob Gelände- und Witterungsverhältnisse das Vordringen des rechten Flügels der 1. Armee und der Gruppe Gerok — ohne Gruppe Ruiz — nicht mehr gestatteten“. Da auch die Offensive der 9. Armee nicht mehr so weit über Focsani hinaus vorgeführt werden könne, daß die Gruppe Gerok durch sie vorgerissen werde, stelle die DOHL. dem GO. Conrad anheim, die Einstellung des Angriffes der

1. Armee, die vom Erzherzog Joseph ohnehin schon verfügt worden war (S. 615), sowie jenes des XXXIX. RKorps zu befehlen.

Von der 9. Armee erwartete die DOHL. aber noch, daß sie mit dem linken Flügel bis an die Susita vordringe. Dadurch sollte es einerseits möglich werden, dem Feinde das Benützen der von Marasesci nach Tecuciu führenden Straße und Bahn durch Geschützfeuer zu verwehren, andererseits selbst auf der im Putnatale führenden Straße Reserven verschieben zu können. Die Gruppe Ruiz wurde hierauf angewiesen, sich in der Richtung auf Panciu dem Angriffe des linken Flügels der 9. Armee anzuschließen. Das XXXIX. RKorps konnte jedoch nicht mehr damit rechnen, bis an den Trotusu zu gelangen. Um seine Stellungen zu verbessern, hatte es aber dennoch anzugreifen; vielleicht glückte es, so weit vorzudringen, daß das Trotusutal wenigstens durch Feuer beherrscht werden könne.

Am 10. Jänner traten die k.u.k. 71. und die 187. ID. mit schon sehr schwachen Ständen und mit durch die andauernden Kämpfe stark hergenommener Mannschaft nochmals zum Angriff an. In zweitägigem, hartem Ringen vermochten sich die inneren Flügel der beiden Divisionen um etwa 2 km vorzuarbeiten. Die angestrebte Einwirkungsmöglichkeit auf die Verkehrslinien im Trotusutal blieb ihnen aber versagt.

Bei der Gruppe Ruiz erstürmte die 218. ID. am 10. noch das Dorf Märästi, und die 6. KBrig. nahm einige Waldhöhen östlich vom Casinu-tal. Mehr vermochte die Gruppe gegen den sich immer mehr versteifenden Widerstand des Feindes nicht zu erreichen.

Falkenhayn hielt die ihm aufgetragene Eroberung der feindlichen Putnastellung für unmöglich. Ihm erschien es viel wichtiger, sofort an den Ausbau der Gräben und der Unterkünfte zu schreiten, und gab am

10. Jänner den Befehl zum Übergang in die Dauerstellung1). Nun wurde auch die Gruppe Ruiz, die südlich von Iresci an das Korps Krafft Anschluß zu nehmen hatte, angewiesen, ihre Angriffe einzustellen.

Mitte Jänner schlug das bisher milde Wetter um. Eisiger Nordostwind brauste aus den russischen Steppen herüber und machte jedwede Kampfhandlung unmöglich. Der große, wechselvolle Feldzug in Rumänien war zu Ende.

Betrachtungen über den Feldzug in der Walachei

Nach der Vertreibung der Rumänen aus Siebenbürgen standen die beiden Gegner einander wieder auf den Grenzbergen gegenüber, in denen der Krieg am 27. August 1916 seinen Ausgang genommen hatte. Die Rollen waren aber jetzt vertauscht. Die Rumänen waren nach verlorenen Schlachten in die Abwehr gedrängt, und die Verbündeten legten ihnen das Gesetz des Handelns auf.

Von dem ursprünglichen Plane, den Einbruch in die Walachei südlich von Kronstadt zu versuchen, war man bald abgekommen, und man hat recht damit getan. Wie die Kämpfe in den Kronstädter Pässen erwiesen, bot das Durchstoßen des hohen und breiten Gebirgswalles reichlich viel Schwierigkeiten. Wäre das Unternehmen auch geglückt, so wäre man bei Bukarest auf die hier versammelten rumänischen Heeresreserven gestoßen. Beim Austritt in die Ebene hätten die Rumänen gegen die von den Gebirgskämpfen ermatteten Truppen der Verbündeten vermutlich ebensolche Flankenstöße geführt, wie jene, die Ende Oktober den ersten, mit unzulänglichen Kräften im Vulkangebirge unternommenen Durchbruchsversuch zum Scheitern brachten. Außerdem wäre es sehr schwierig gewesen, das entscheidende Vordringen im Prahovatale gegen Süden mit dem Donauübergang der Streitkräfte Mackensens in zeitliche Übereinstimmung zu bringen.

Der andauernde Druck, den die Korps Krafft, Morgen und Staabs auf den Feind ausübten, hatte seine Aufmerksamkeit dann ganz vom Vulkan- und vom Szurdukpaß abgelenkt und ihn sogar verleitet, sich hier Falkenhayn, 9. Armee, II, 126 f.

zu schwächen. Der zweite Angriff Falkenhayns im Vulkangebirge, mit verstärkter Kraft und unter Verwertung der beim ersten Versuch gewonnenen Erfahrungen unternommen, führte sodann verhältnismäßig leicht zum Ziel. Als die Schlacht beiTärguJiu gewonnen war, konnte auch die Kleine Walachei als erobert gelten. Daß die rumänische Heeresleitung es unterließ, die Cerna-und die Donaugruppe rechtzeitig zurückzuziehen, ist ebenso unverständlich, wie daß sie es verabsäumte, die Brücke bei Caracalu zu sprengen. Dies bot den Korps Schmettow und Kühne die Möglichkeit, das Ostufer des Alt zu gewinnen und ohne schwere Kämpfe den Feind von diesem Fluß, der eine starke Verteidigungsfront hätte abgeben können, wegzumanövrieren. Nun sah sich auch das rumänische

I. Korps bemüßigt, dem Korps Krafft, das sich in unausgesetzten, planmäßigen Angriffen vom Rotenturmpaß bis an den südlichen Gebirgs-rand durchgebohrt hatte, den Austritt in die Ebene freizugeben.

Jetzt, da die Korps Krafft und Kühne Tuchfühlung genommen hatten, schien das weitere Vordringen der deutschen 9. Armee verhältnismäßig gefahrlos zu sein. Der den Gebirgsfuß entlang vorrückende linke Flügel sollte dem I. und dann dem XXXIX. RKorps den Weg in die Ebene aufriegeln und beiden ein flankierendes Eingreifen gegen die vor Bukarest sich zusammendrängende rumänische Hauptkraft ermöglichen. Rechts hatten die bis an die Donau streifenden Reiter Schmettows mit der bei Sistov den Strom übersetzenden Donauarmee die Verbindung herzustellen.

Als Zeitpunkt für den Übergang wurde dem GFM. Mackensen der 24. oder der 25. November bezeichnet. Offenbar, um sicher zu gehen, ließ der Feldmarschall die Divisionen des GdI. Kosch schon am 23. über die Donau fahren. Die unverhoffte Schwäche des feindlichen Widerstandes verleitete hierauf die Donauarmee, selbständig gegen Bukarest vorzubrechen, ehe noch der rechte Flügel Falkenhayns herangekommen war. Sie gab sich damit eine Blöße. Die auf eine solche schon seit der Schlacht bei Tárgu Jiu lauernde rumänische Heeresleitung sah nun die Gelegenheit für gekommen, mit ihren Heeresreserven der Donauarmee in die ungeschützte Flanke zu stoßen.

Die Anlage der Schlacht am Argesu zeigt auf rumänischer Seite sicherlich kühne Konzeption. Die Versammlung der Manövriergruppe erforderte jedoch viel Zeit, und als der in wirksamer Richtung angesetzte Stoß losbrach, erwies es sich, daß die rumänischen Truppen doch nicht die nötige Schlagkraft besaßen, um in der zur Verfügung stehenden sehr knappen Zeit die Donauarmee zu vernichten. Unterdessen hatte Falkenhayn die Lage blitzschnell erkannt und seine Armee sowohl gegen die offene Flanke und den Rücken der rumänischen Manövriergruppe als auch gegen die Südflanke der den Schild gegen Westen bildenden 1. Rumänenarmee vorbrechen lassen. In zwei Treffen, die den Kämpfen am Argesu das Gepräge einer außerordentlich wechselvollen und spannungsreichen Bewegungsschlacht gaben, wurden die Rumänen entscheidend geschlagen. Die Erschütterungen waren so stark, daß bei der Masse des schon sehr zusammengeschmolzenen Heeres sich das feste Gefüge immer mehr lockerte. Die Trümmer wurden in die Moldau zurückgeführt; die wenigen, noch kampffähigen Einheiten blieben als 2. Armee in der Front.

Es darf hervorgehoben werden, daß die rumänischen Truppen, als es sich um die Verteidigung ihres heimatlichen Bodens handelte, in den Gebirgsstellungen tapfer und ausdauernd gefochten hatten. Hier stand auch die taktische Führung, wie die zahlreichen Gegenangriffe erkennen lassen, auf bemerkenswerter Höhe. In der Ebene ließ die Widerstandskraft aber rasch nach; dort zeigte es sich, daß die Rumänen, die das Feuer der schweren Artillerie nach wie vor nicht vertrugen, ihren Gegnern doch noch immer unterlegen waren. In zunehmendem Maße und ganz besonders nach dem für sie unglücklichen Ausgang der Schlacht am Argesu schwand das Vertrauen der Truppe zur höheren Führung. Dies förderte die vorerwähnten Auflösungserscheinungen.

Noch eine nicht unwesentliche Ursache hat zum Unglück der rumänischen Armee beigetragen. In der Hoffnung auf einen kurzen Feldzug hatte die rumänische Heeresleitung alle ausgebildeten Männer in die Feldformationen gestellt und keine Vorsorgen für den Ersatz der Verluste getroffen. Als solche in bedeutendem Umfange eintraten, und die Etappe für Ersatzzwecke ausgekämmt war, mußte man, um kampfkräftige Einheiten zu bilden, zuerst die Regimenter innerhalb der Divisionen und dann ganze Divisionen Zusammenlegen. Eine arge, den inneren Wert der Truppe abträgliche Vermengung der Verbände war die Folge. So bestand die 1 17. ID. aus Resten von 26 Regimentern. Um die anderen kombinierten Divisionen war es nicht viel besser bestellt.

Zum Schlüsse standen nach einem viereinhalb Monate dauernden Feldzuge von den 23 Infanterie- und 2 Kavalleriedivisionen nur noch 6i 2 Infanteriedivisionen mit einem Stand von 90.000 Mann in der Front. 105.000 Mann kamen zur Reorganisation in die Moldau. Die Differenz auf den Kampfstand von 505.000 Mann bei Kriegsbeginn l)

!) Die Kopfstärke des Feldheeres betrug 564.000 Mann S. 232 .

V    -lił muß den Verlusten zugerechnet werden. Von rumänischer Seite werden diese mit 17.000 Toten, 56.000 Verwundeten, 147.000 Gefangenen und 90.000 Vermißten angegeben. Dazu büßten die Rumänen 359 Geschütze, 346 Maschinengewehre und 293.000 Gewehre ein1).

Über die Verluste der Russen und über jene der Verbündeten während des Feldzuges gegen Rumänien liegen keine Angaben vor.

Rumänien hat seinen Verbündeten durch das Versagen seines Heeres eine herbe Enttäuschung bereitet. Die Leidtragenden waren in erster Linie die Russen. Widerstrebend schoben sie Korps um Korps in die Moldau. Viel zu langsam für die Not und die Ungeduld der Rumänen trafen diese Heereskörper dort ein. Doch daran trugen die Russen nicht allein die Schuld. Die Bahnen in der Moldau waren einer Massentransportbewegung nicht gewachsen, und die russische Reiterei, die zur Entlastung der Bahnen in Märschen heranrückte, kam vielfach aus dem Schützengraben und hatte keine marschgeübten Pferde. Daraus erklärt sich auch der tropfenweise Einsatz, was den zahlenmäßig schwächeren Armeen Mackensens den Sieg erleichterte. Auch haben die Russen in Rumänien nicht mit viel Schwung gekämpft. Es war eine fremde Sache, für die sie fochten. Auch ihrer Heeresleitung war es vornehmlich nur um den Schutz der russischen Südflanke zu tun.    '

Am Ende des Feldzuges standen drei russische Armeen mit 25 Infanterie- und 13 Kavalleriedivisionen im Raume südlich der Dreiländerecke. Es war also doch so gekommen, wie es Gen. Alexejew in trüber Voraussicht befürchtet hatte, daß die Russen noch die 400 km lange Front bis zum Schwarzen Meere werden übernehmen müssen. Die unmittelbare Hilfe der Russen hatte die Rumänen nicht vor ihrer vernichtenden Niederlage zu bewahren vermocht. Aber auch die seit dem 31. August wiederholt und an zahlreichen Stellen der wolhynischen, der galizischen und der siebenburgischen Front unternommenen Entlastungsangriffe, die die Verbündeten oft nur mit Aufbietung der letzten Kräfte abzuwehren vermocht hatten, hatten auf den Verlauf des Feldzuges keinen Einfluß auszuüben vermocht.

Der rumänische Feldzug ließ — wie vielleicht kein zweiter des Weltkrieges — alle Arten der Kriegführung zu ihrem Rechte kommen: hinhaltendes Fechten, Offensive in der Ebene, Angriffe über ein breites Gebirge, ausgreifende Verwendung von großen Kavalleriekörpern, Strom-

1) Dabija, III, 642 ff. In Kiritzesco, La Roumanie dans la Guerre Mondiale 1916    1919 (Paris 1934), 261 werden die rumänischen Verluste mit 50.000

Toten, 80.000 Verwundeten und 110.000 Gefangenen angegeben.

Übergänge und Zusammenwirken mit Flußmonitoren. Hiebei kam es zu vollem Wiederaufleben des Bewegungskrieges. In einem solchen Krieg, in dem der Feldherr die freie Wahl des Operationsplanes hatte und die Truppe ihr taktisches Können zeigen konnte, erwiesen sich die deutschen Divisionen, die in der Walachei die Hauptlast zu tragen hatten, nicht minder jedoch die in den deutschen Korps eingeteilten öst.-ung. Truppen den rumänischen als weit überlegen. Namentlich die k.u.k. Gebirgsbrigaden haben hervorragende Leistungen vollbracht. Ohne sie wären, nach den Aussprüchen Falkenhayns und Morgens, die Durchbrüche im Alttale und im Törzburgerpaß nicht zu erzwingen gewesen.

Der Krieg gegen Rumänien hatte auch an den ohnehin schon fast völlig ausgenützten Transportapparat der Donaumonarchie gewaltige neue Anforderungen gestellt. Die vier aus Ungarn über die Westgrenze Siebenbürgens führenden Bahnen liefen in der Furche Des—Maros Uj-vár—Piski—Hátszeg auf einer Bahnlinie zusammen, um sich erst östlich davon wieder zu verzweigen. Dies schwächte die Gesamtleistung des ohnehin durchwegs eingeleisigen und daher wenig leistungsfähigen Bahnnetzes. Allerdings waren vor Ausbruch des Krieges gegen Rumänien mit Unterstützung deutscher Baukräfte bedeutsame Ausgestaltungen vorgenommen worden, so daß der Aufmarsch der öst.-ung. und der deutschen Streitkräfte verhältnismäßig rasch erfolgen konnte. Die dichteste Transportleistung im Aufmarsch gegen Rumänien wies die Zeit zwischen dem 3. und dem 29. September mit 583 bei 22 Zügen Tagesleistung auf. Damit war bei der gleichzeitigen gewaltigen Flüchtlingsbewegung und den sonstigen unvermeidlichen Transporten die Höchstleistung der Zuflußstrecken nach Siebenbürgen ausgenützt.

Dem Frontraum zwischen dem Pripiatj und den Karpathen mußten im August und im September 1916 zur weiteren Stärkung der dort fechtenden Verbündeten 1438 Transportzüge, das sind 24 Züge im Tag, zugeführt werden. In den anschließenden Monaten bis zum Jahresende erhöhte sich die an die Russenfront beförderte Transportmenge auf 2500 Züge. Die Truppentransportbewegung gegen Rußland kam damit in diesen fünf Monaten der Masse nach dem R-Aufmarsch der öst.-ung. Armee im August 1914 nahe.

An die neugebildete, gegen Rumänien gerichtete Front wurden sodann bis zum Jahresschluß noch 2082 Truppenzüge geführt, also mehr als die dreifache Transportmenge, die im April 1915 zum Durchbruch bei Gorlice in allerdings fünfmal so großen Tagesleistungen kurz und schlagartig herangebracht worden war.

Der Aufmarsch gegen Rumänien blieb nicht ohne nachhaltige Wirkung auf den Verkehrsapparat der Heimat. Als teilweise Folge der straffen Zentralisierung und des Zusammenlaufens der ungarischen Bahnstränge um Budapest haben die monatelangen Leistungen gegen Siebenbürgen die Kräfte im Zentralraum Ungarns überspannt46). Es kann vorweggenommen werden, daß die damit beginnende schwere Verkehrskrise der Heimatbahnen, anfänglich zeitweise und später dauernd auf das österreichische Verkehrsnetz übergreifend, in den folgenden Kriegsjahren nicht mehr überwunden werden konnte.

Der rumänische Feldzug des Jahres 1916 stellt sich, im großen betrachtet, als das Streben der Entente dar, in die freie, noch nicht an ein Meer angelehnte Südflanke der deutsch-österreichisch-ungarischen Ostfront einzubrechen. Diesen Plan betrieben hauptsächlich die Franzosen, weil ihnen die Besiegung der Deutschen immer aussichtsloser erschien. Deshalb wurden die Rumänen gegen Siebenbürgen angesetzt, um dadurch die Donaumonarchie niederzuwerfen. Dann sollte das seines Bundesgenossen beraubte Deutschland auf die Knie gezwungen werden47).

Die Mittelmächte strebten demgegenüber an, das rumänische Heer vernichtend zu schlagen und sodann zwischen dem bisherigen, in der südlichen Bukowina gelegenen Schulterpunkt der Ostfront und dem Schwarzen Meere die kürzeste Verbindung herzustellen. Hiezu war ursprünglich geplant gewesen, starke Kräfte von Kronstadt und von Sistov aus gegen Bukarest vorstoßen zu lassen, um die in der Walachei aufmarschierten Rumänen von ihren nach der Moldau führenden Verbindungen abzuschneiden und einzukreisen. Die Widrigkeiten aber, die diesem Plane entgegenstanden, waren stärker als der Wille der Führer. Daher mußten andere Wege beschritten werden, und schließlich glückte es auf dem Umwege über die Kleine Walachei doch, zwischen der Dreiländerecke und den Donaumündungen eine Front zu spannen. Die Verbündeten konnten daher mit dem Ausklang des Feldzuges gegen Rumänien zufrieden sein. Siebenbürgen war befreit, die Walachei und die Dobrudscha waren erobert.

DIE HERBSTSCHLACHTEN GEGEN DIE ITALIENER

Die siebente Isonzoschlacht

(14. bis 17. September)

Hiezu Beilagen 30 und 31

Die neue Abwehrfront der k.u.k. 5. Armee

Am Ausgang der sechsten Isonzoschlacht stand die k.u.k. 5. Armee nur mehr am mittleren und oberen Isonzo in jenen Stellungen, die sie seit Kriegsbeginn in zähestem Kampfe behauptet hatte. Zwar fiel auch die Raumeinbuße am unteren Isonzo, gemessen an der Ausdehnung der neuzeitlichen Fronten, unter das Maß. Immerhin aber stellten der Verlust des Brückenkopfes von Görz und die Räumung der Karsthochfläche von Doberdö die öst.-ung. Führung vor die schwierige Aufgabe, die weitere Abwehr völlig neu aufzubauen.

Vor allem galt es, die durch die Kämpfe arg zusammengeschmolzenen Stände der Truppen aufzufüllen und die zur 5. Armee herangebrachten frischen Kräfte einzugliedern, um die Armee rasch wieder zu voller Kampfkraft erstarken zu lassen. Unterlag es doch keinem Zweifel, daß der Feind nach einer Atempause, deren auch er bedurfte, um die Verbände zu ordnen, die Verluste zu ersetzen und die schweren Geschütze und Minenwerfer vorzuschaffen, den Stoß nach Osten fortsetzen werde. Die Verlängerung dieser Kampfpause, hervorgerufen durch das Schwanken der' italienischen Führung wegen der nächsten Angriffsziele, kam dem Verteidiger zugute, der hiedurch Zeit gewann, alle Vorbedingungen für eine neuerliche erfolgreiche Abwehr zu schaffen.

Die Einreihung der bereitstehenden Marschformationen und die herangebrachten Verstärkungen brachten den Stand der 5. Armee bis Ende August wieder auf 148.000 Feuergewehre, in welcher Zahl die im Armeebereich noch in Ausbildung stehenden Ersätze mitgerechnet sind. Zu dieser Zeit wurden die italienischen Kräfte an der Isonzofront auf etwa 240.000 Gewehre — ohne Ersätze — geschätzt48).

Der gegen Ende der sechsten Schlacht aus Tirol eintreffenden 28. ID., die bis zum 18. August vollzählig eingelangt war, und der aus Galizien herangebrachten 44. SchD. folgte aus dem Nordosten noch die x) Anton P i t r e i c h, Manuskript.

16. Division !). Bewährte Landsturmformationen, die keine ständigen Ersätze erhielten, wurden durch Auflösung einzelner Verbände aufgefüllt; auch die aus Albanien im Bereich der 5. Armee einlangende k. u. 210. LstlBrig. wurde hiezu verwendet2).

Weiters wurden Vorsorgen getroffen, um die artilleristische Kraft der Isonzofront wesentlich zu erhöhen. Vom 15. August bis zum Monatsende trafen insgesamt 38 Batterien 3) im Armeebereich ein. Hand in Hand damit machten die Umbewaffnung der öst.-ung. Artillerie mit neuem Geschützmaterial und die Bereitlegung namhafter Munitionsvorräte rasche Fortschritte. Während sich so die artilleristische Ausrüstung des Verteidigers besserte, gewann die nicht mehr einzuholende Überlegenheit der Italiener in der Minenwerferwaffe wachsende Bedeutung. Seit dem Ende des Jahres 1915 hatten die Italiener, auf den Erfahrungen der Westfront aufbauend, den Minenwerfern höchste Aufmerksamkeit zugewendet. Die neue Waffe der „bombardieri“, der Artillerie angeschlossen und in Batterien formiert, wurde bald ein sehr gefährlicher Feind4).

Gegenüber der Hebung der Kampffähigkeit der 5. Armee blieben

x) Kriegsgliederung der 16. ID.: Kommandant FML. v. Schariczer; 31. IBrig.: IR. 2 (4); 32. IBrig.: IR. 31    4), IBaon. IV 64. Die 16. FABrig. (2 FKnBt., 4 FHbBt.'

gelangte zum XVI. Korps.

2)    Die nunmehr durchgeführte Neugliederung der 5. Armee zeigt die Beilage 30.

3)    7 GbKnBt., 10 FKnBt., 13 FHbBt., 2 10.4 cm-KnBt., 2 15 cm-HbBt., 2 21 cm-MsBt., 2 30.5 cm-MsBt. (Anton Pit reich, Manuskript).

4)    Daten über die italienischen Minenwerfer (S e g a t o, I, 326).

Kaliber

Bezeichnung

Geschoß

gewicht

Schuß

weite

1916

Schuß

weite

1917

Beschreibung

5.8 cm

58 A

16 kg

300 m

Hauptwaffe der leichten Batterie'n, überdies auch noch belgische 70 V. D. und 58 W (Westinghouse)

C = corte = kurzes Rohr

58 B

500 m

24 cm

240 C

67 kg 71kg

1300 m

2000 m

240 L

2700 m

L -- lungo = langes Rohr, Hauptwaffe der schweren Batterien

240 CA

A = allungamento = verlängertes Rohr

240 LA

4000 m

40 cm

400

265 kg

über 4000 m

Granatwerfer

Stockes

6 kg

700 m

Verbesserungen bis zum Kriegsende ermöglichen Wirkung bis auf 1500 m. Ge-schoße: die sogenannten „Flügelminen“.

ihre neuen Kampfstellungen nach Anlage und technischer Augestaltung in bedenklichem Ausmaße zurück.

Im Hügellande östlich von Görz, wo der günstige Boden das Graben erleichterte und die Bewaldung auch eine Arbeit bei Tag ermöglichte, konnte der Stellungsbau rasche Fortschritte machen. Ebenso wie hier konnten sich auch die Besatzungen auf dem Südflügel der Armee, im Abschnitte III b, wo die Truppen in den mannstiefen Gräben der einstigen dritten Stellung hinter Drahtverhauen standen, bei der weiteren Abwehr auf halbwegs entsprechende Verteidigungsanlagen stützen.

Im Gegensätze hiezu war die Lage im Abschnitte III a, zwischen der Wippach und Oppacchiasella, recht ungünstig. Hier standen die Verteidiger zum Teile in der Linie, die sich beim Abflauen der hin-und herwogenden Kämpfe am Ausgange der sechsten Schlacht ergeben hatte, in behelfsmäßigen Deckungen von der flüchtigen Art, die während der ersten Isonzokämpfe Notbehelf gewesen war. Auf der Felsplatte von Nad logem, also gerade in jenem Frontteil, der angesichts der taktischen Bedeutung des Nordrandes der Hochfläche von Comen von besonderer Wichtigkeit war, verhinderten der harte Boden und die Deckungslosigkeit gegenüber dem nahe eingenisteten Feind jeden nennenswerten Fortschritt im Stellungsbau.

Noch zu Beginn des Monates September lagen hier die Verteidiger auf dem Nordabfall des Kammes in 50 bis 60 cm tiefen Gräben, die durch Steinriegelmauern geschützt waren; ähnliche Brustwehren und Sandsackwälle verbanden die nur aus flachen Schützenlöchern bestehenden „Stellungen“ auf dem Kamme und auf dessen Südhang. Die schütteren Hindernisse, zumeist spanische Reiter, wurden täglich zerschossen und allnächtlich wieder geflickt.

Derart waren die Verteidigungsverhältnisse jenes Frontabschnittes beschaffen, von dessen Behauptung der erfolgreiche Widerstand auf der Karsthochfläche von Comen im Herbst 1916 in hervorragendem Maße abhängig war.

Vorbereitungen der Italiener zur Fortführung der O f f e n s i v e auf dem Karst

Das italienische Oberkommando hatte in den am 17. August ergangenen Weisungen, mit denen der allgemeine Angriff der 2. und der

3. Armee eingestellt wurde, gleichzeitig Anordnungen für die eheste

Fortsetzung des Stoßes erlassen1). Nach diesen hatte zunächst die

2. Armee den bisher noch nicht gefestigten Besitz des Weichbildes der Stadt Görz durch Wegnahme der Höhen östlich und nördlich der Stadt auszubauen; in weiterer Folge sollte sodann die 3. Armee auf der Karsthochfläche angreifen. Zu solch gestaffeltem Vorgehen zwang nach der Meinung Cadornas vor allem die beschränkte Menge der zur Verfügung stehenden Artillerie. Überdies sah er die Front der 3. Armee nach Erreichung des Valloneabschnittes als gefestigt an, während sich die

2. Armee nur mühsam an den Bergfüßen östlich von Görz anklammerte.

Diesen Absichten entsprechend waren die Vorbereitungen der Italiener in vollem Gange, als das Oberkommando am 25. August seine Pläne änderte. Erkundungen hatten im gedachten Hauptangriffsraume östlich von Görz nur karge Ergebnisse gezeitigt, da die dichte Bodenbedeckung den Zug der gegnerischen Verteidigungsanlagen schwer erkennen ließ. So kam Cadorna zur Einsicht, daß es hier längerer und plangemäßer Vorbereitung bedürfe, um einen Angriff mit Aussicht auf Erfolg beginnen zu können. Insbesondere schien es schwierig, die öst.-ung. Stellungen auf den Höhen von S. Marco im frontalen Angehen zu bezwingen; weiter südlich behinderte das versumpfte Gelände entlang der Vertojbica alle Annäherungsarbeiten.

Cadorna entschloß sich daher, vorerst die 3. Armee zum Stoß auf der Karsthochfläche anzusetzen. Die entscheidende Rolle war hier dem Nordflügel dieser Armee zugedacht, der unter Ausnützung der gegen Ende der sechsten Schlacht errungenen Erfolge rittlings des Höhenkammes, der die Karsthochfläche nach Norden begrenzt, über den Fajti hrib auf den Trstelj angesetzt werden sollte. Nach Gewinnung der letztgenannten Höhe konnte sowohl das Vorwärtskommen der 2. Armee im Görzer Becken durch einen Flankenstoß ermöglicht als auch die Karstverteidigung durch einen Stoß nach Süden gegen die Hermada zu Fall gebracht werden.

So galten die Hauptanstrengungen der Italiener in den folgenden Schlachten dem Besitz des aufgewulsteten Nordrandes der Hochfläche von Comen. Vorbedingung für den Erfolg der hier angesetzten Stoßgruppe war das Niederhalten der gegnerischen Artillerie im Wippachtale, welche Aufgabe der 2. Armee zufiel.

Nach den am 4. September an GLt. Piacentini ergangenen Weisungen sollte diese Armee überdies den ihr im Görzer Becken gegenüberstehenden Gegner durch nachhaltiges Artilleriefeuer binden, das ein

vj Cadorna, La guerra, II, 1.

unmittelbares Bevorstehen von Angriffen gegen einzelne Frontteile vorzutäuschen hatte. Das VIII. Korps an der unteren Vertojbica sollte diese Täuschung besonders eindrucksvoll gestalten, damit der hier stehende Gegner verhindert werde, dem benachbarten Frontteil auf dem Nord-abfalle der Hochfläche zu Hilfe zu kommen.

Die Infanterie der 2. Armee hatte nur dort in Tätigkeit zu treten, wo sich örtliche Vorteile erhoffen ließen. Hingegen sollte sich das VIII. Korps bereithalten, kräftig vorzustoßen, sobald das XI. Korps südlich der Wippach entsprechend Raum gewonnen haben werde. In weiterer Folge sollte das VIII. Korps diesem in der Staffel links hinten folgen, um den in der nächsten Kampfphase beabsichtigten Frontalangriff des XXVI. Korps gegen S. Marco durch einen Flankenstoß von Süden her unterstützen zu können.

Der auf dem Nordflügel der 2. Armee vorbereitete Angriff gegen den Rombon hatte spätestens gleichzeitig mit der Wiederaufnahme des Angriffes auf den Karst zu erfolgen.

Schließlich war das italienische Oberkommando darauf bedacht, zur Täuschung Nachrichten über einen bevorstehenden Angriff im Sugana-tal zu verbreiten. Aber nicht hier, sondern im Pasubiogebiete sowie auf dem Fassanerkamm und später auf dem Nordteile der Hochfläche von Asiago, wurden kräftige Teilstöße vorgesehen, um die Tirolerfront des Gegners zu binden und dabei auch jenen Zielen, die dort seit Ende Juni angestrebt wurden, näher zu kommen.

Die Hauptschwäche dieser Mitte September in die Tat umgesetzten italienischen Entwürfe lag in der trotz aller Täuschungsmaßnahmen bald zu Tage tretenden Beschränkung des Angriffes auf die Karsthochfläche, die es dem Verteidiger ermöglichte, dort seine karg bemessenen Reserven einzusetzen.

Beurteilung der allgemeinen Lage anfangs September Gegenüberstellung der Stärken

Die kritische Gesamtlage der Mittelmächte im Osten und im Südwesten, die bei den großen Raumeinbußen durch die unausgesetzten Angriffe des russischen Südwestheeres und wegen des Verlustes der Stadt Görz die Heeresleitungen gezwungen hatte, immer wieder Aushilfen für die bedrohten Fronten bereitzustellen, hatte sich in der zweiten Augusthälfte etwas gebessert. Da brachte die am 27. August erfolgte Kriegserklärung Rumäniens an Österreich-Ungarn abermals eine wesentliche, wenn auch nicht unerwartete Erschwerung der Lage und stellte von neuem die größten Anforderungen an die bisherigen Kampffronten und die Kaltblütigkeit der obersten Führung.

Für Abgaben auf das neue Kampffeld konnte vor allem nur die öst.-ung. Front gegen Italien in Betracht kommen. Das für Ende August erwartete und durch vertrauliche Nachrichten angekündigte neuerliche Vorbrechen der Italiener zum Stoß auf Triest war zunächst ausgeblieben. Ob dies nur eine zeitliche Verschiebung bedeute, war wegen der vom Feind auch diesmal getroffenen sorgfältigen Verschleierungsmaßnahmen nicht zu erkennen. Auch die bei der k.u.k. Heeresleitung am 5. September eingetroffenen Lagebeurteilungen des 5. Armeekommandos und der ihm unterstehenden Abschnittskommandos brachten darüber keine Klarheit. Daher war die Heeresleitung nicht in der Lage, den Anforderungen des rumänischen Kriegsschauplatzes, soweit sie eine Schwächung der Isonzofront zur Folge haben mußten, nachzukommen. Das Gesamtbild glich zu sehr jenem vor dem Losbrechen der sechsten Isonzoschlacht, als daß man sich durch die augenblickliche scheinbare Untätigkeit der Italiener zur Abgabe von Kräften hätte verführen lassen dürfen.

Zunächst wurde daher nur in Aussicht genommen, die aus Tirol an den Isonzo verschobenen Gebirgsbrigaden, vielleicht auch eine solche von weniger gefährdeten Teilen der Isonzofront, nach Maßgabe der Klärung der Lage für den Abtransport nach Siebenbürgen lediglich bereitzuhalten. GO. Conrad beharrte ungeachtet des Drängens der DOHL. auf dieser Entscheidung. Nach Abflauen des anfangs September eingetretenen Schlechtwetters mußten die Absichten der italienischen Heeresleitung zutage treten und so weitere Entschlüsse ermöglichen.

Dieses vorsichtige Zuwarten machte sich vollauf bezahlt. Am

10. September setzten italienische Angriffe im Pasubiogebiete ein, die im Verein mit den anhaltenden Kämpfen in den Fassaner Alpen die durch die Abgaben während des Monates August geschwächten Kräfte der Heeresgruppe Erzherzog Eugen banden und eine weitere namhafte Verstärkung der Isonzofront durch Truppen aus Tirol verhinderten. Die k.u.k. 5. Armee war daher bei der Abwehr des am 14. beginnenden Angriffes nur auf die bereits an der Isonzofront stehenden Reserven angewiesen.

Die italienische Heeresleitung hatte für die bevorstehende Schlacht namhafte Kräfte zusammengezogen. Von der 3. Armee, GLt. Aosta, standen am 14. September an der 5 km langen Front von der Wippach bis zum Ort Oppacchiasella das XL Korps mit der 23., der 21. und der 22. ID., dahinter im Raume S. Martino del Carso und Sdraussina die

49. ID. als Korpsreserve. Im Abschnitte von Oppacchiasella bis zum See von Doberdö (3 km) hielt das XIII. Korps mit der 19. und der 31. ID., dahinter die 34. ID.; im Raume vom See von Doberdö bis zum Meere (5 km) befand sich das VII. Korps mit der 16. und der 14. ID. sowie der l.KD. zu Fuß. Hinter diesen zehn Frontdivisionen waren drei Divisionen als Armeereserve bereitgestellt, und zwar das XXIV. Korps mit der 4. und der 33. ID., der Brigade Catania und der 1. Bersaglieribrigade; drei Divisionen, XIV. Korps mit der 45. und der 47. ID. sowie der eben aus Tirol einlangenden 28. ID.1), standen hinter der Front der 3. Armee zur Verfügung des Oberkommandos.

Die Armee Aosta erreichte hiemit eine Stärke von 150 Bataillonen und 24 Schwadronen zu Fuß; hiezu kamen noch 36 Bataillone der Reserve des Oberkommandos. Die Artillerie dieser Armee zählte 504 leichte, 450 mittlere und schwere Geschütze; an Minenwerfern standen 462 kleine und mittlere, ferner 124 schwere zur Verfügung2).

Dieser Masse von 186 Bataillonen und 24 Schwadronen zu Fuß, 954 Geschützen und 586 Minenwerfern trat der Südflügel der Armee Boroevic mit 59 Bataillonen, 195 leichten, 89 mittleren und schweren Geschützen, mit 177 kleinen und mittleren sowie 78 schweren Minenwerfern entgegen. Zwischen der Einmündung der Vertojbica in die Wippach und dem Orte Nova Vas stand bei einer Frontlänge von 6 km das VII. Korps, GdK. Erzherzog Joseph, und zwar auf dem Nordflügel bis auf den Höhenkamm am Nordrande der Hochfläche die 17. ID., GM. Ströher, mit 10 Bataillonen, südlich davon die 28. ID., FML. Schneider-Manns-Au, mit 13 Bataillonen; die Korpsreserve zählte 2 Bataillone. Zur Verteidigung der 8 km langen Front des Abschnittes III b standen dem FML. Schenk 18 Bataillone der 9. ID. und der 24. LstGbBrig. zur Verfügung.

Als Armeereserve befanden sich hinter dem Südflügel der 5. Armee: die 20. HID., GM. Lukachich, mit 6 Bataillonen und die 31. IBrig. der

16. ID. mit 4 Bataillonen; weiter im Norden stand die 44. SchD.,

:) Le Grandi Unitä. Die italienische 1. Armee hatte am 30. August den Befehl erhalten, wegen ihrer Überlegenheit an Kräften dem Gegner gegenüber ein Korps für die isonzofront bereitzustellen. Hievon ging im Laufe des Monates September nur die 28. ID. ab (Segato, I, 298\

2) Le Medaglie ď oro, II, 177. Hingegen rechnet T o s t i, 181: 566 leichte, 430 mittlere und schwere Geschütze sowie 584 Minenwerfer.

FAIL. Nemeczek, mit 12 Bataillonen im Raume um Ternová, also hinter der Armeemitte; die 32. IBrig. war dem XVI. Korps östlich Görz zu Ablösungszwecken zugewiesen, wobei jederzeit 5 Bataillone als Armeereserve verfügbar sein mußten. Schließlich befand sich die 10. GbBrig. als Reserve der Heeresleitung an der Bahn bei Dörnberg1).

Da von den 186 italienischen Bataillonen während der folgenden Schlacht nur 114 Bataillone bei den Frontdivisionen verwendet wurden und nur 102 Bataillone tatsächlich kämpften, überstieg die infanteristische Überlegenheit der Italiener nicht das den Isonzoverteidigern seit den ersten Schlachten gewohnte Maß, wohl aber machte sich die dreifache Überlegenheit an Artillerie außerordentlich fühlbar.

Die Karstschlacht Einleitung und Großangriffe am 14. und 15. September

Die Einstellung der italienischen Angriffe am 17. August hatte zwar die sechste Isonzoschlacht abgeschlossen, keineswegs aber die Kampftätigkeit an der Isonzofront zum Verstummen gebracht.

Bei günstiger Sicht und bei kleineren Kampfhandlungen, wie sie von beiden Teilen ausgelöst wurden, erreichte die Gefechtstätigkeit immer wieder größere Lebhaftigkeit. Solche Unternehmen ordnete das k.u.k. 5. Armeekmdo. am 3. September an, um endlich Klarheit über die Absichten des Feindes zu schaffen, da man sich dessen langes Zögern nicht erklären konnte.

Für das Beharren der Italiener auf ihrer Angriffsabsicht sprach das planmäßige Heranschieben der feindlichen Infanterie; an vielen Frontteilen war sie zu Beginn des Monates September mit ihren Sappen und Sandsackwällen bis auf Sturmdistanz herangekommen. Während die leichte Artillerie und die Minenwerfer der Italiener diese Annäherungsarbeiten unterstützten und den Stellungsbau des Verteidigers empfindlichst störten, schwieg ihre schwere Artillerie zu dieser Zeit fast gänzlich.

Das in den ersten Septembertagen vorherrschende schlechte Wetter fügte den Stellungen beider Teile schwere Schäden zu; namentlich die Vertojbica entlang machten Schlamm und rutschendes Erdreich das Ausharren in den Schützengräben zur Qual. Der Isonzo führte Hoch-

Die Gliederung des Südflügels der k.u.k. 5. Armee ist aus der Beilage 31 zu

ersehen.

wasser, das die italienischen Brücken arg in Mitleidenschaft zog und so das Heranführen der Angriffsartillerie und die Munitionsbereitstellung ebenso wie alle anderen Vorbereitungen der Italiener empfindlich gestört haben mag.

Die Besserung des Wetters am 7. September brachte sogleich eine lebhaftere Tätigkeit der italienischen Artillerie; in den folgenden Tagen bekam der Verteidiger zahlreiche neue Batterien zu fühlen. Dieses Anschwellen der Kampftätigkeit nahm am 10. September ernsteren Charakter an; besonders der Frontteil zwischen Nad logem und dem Orte Nova Vas lag unter dem Feuer leichter Artillerie, der vorspringende Stellungsteil auf der ersterwähnten Felsplatte wurde mit zahlreichen Wurfminen belegt. Die italienischen schweren Geschütze begannen, sich gegen Zufahrtswege, Sammelräume und Ortschaften hinter der Abwehrfront einzuschießen. Auch die gewohnten Feuerüberfälle stellten sich wieder ein; dies alles den Karstverteidigern wohlbekannte Vorzeichen größerer Ereignisse.

Das am 13. September nachmittags einsetzende lebhafte Feuer der italienischen Artillerie, das bereits weit hinter die Front schlug und auch höhere Kommandos zum Wechsel ihrer Standorte zwang, machte der quälend gewordenen Ungewißheit ein Ende. Man stand am Vorabend der siebenten Schlacht.

Ein von drei Capronigeschwadern auf die Stadt Triest ausgeführter Angriff, der aber keinen nennenswerten Schaden anrichtete, leitete die Schlacht ein. Am 14. September bei Tagesanbruch begann das Vorbereitungsfeuer der Artillerie und der Minenwerfer mit voller Wucht auf die Abwehrfront zwischen der Wippach und dem Meer niederzuschlagen. Es wurde zum Massenfeuer und ebnete Kampfgräben und Hindernisse an vielen Stellen fast völlig ein. Die folgenden Kämpfe wurden daher meistens um Linien geführt, die sich im Gelände unaufhörlich verschoben, so daß beide Teile Erfolge, wie Wegnahme von Stellungen oder geglückte Gegenangriffe, melden konnten. Das weit hinter die Front reichende Feuer der italienischen Langrohre zerstörte die Fernsprechleitungen und unterband jeden Verkehr zur vorderen Linie; der das Kampffeld umhüllende dichte Rauch und die Staubwolken beschränkten die Beobachtung und behinderten die optischen Verbindungen, so daß die Führung schwer ein Bild über die Lage an der Front gewinnen konnte. Vor allem schien der Karstabschnitt das Ziel des bevorstehenden Angriffes zu sein, aber auch am obersten Isonzo, bei Plava und bei Görz lag schweres Feuer auf den öst.-ung. Gräben. Es war daher nicht ausgeschlossen, daß auch hier gleichzeitig mit dem Hauptstöße oder diesem folgend Angriffe zu gewärtigen wären.

Nach neunstündiger Feuervorbereitung ließ der Herzog von Aosta in den Nachmittagsstunden seine Armee zum Sturmlauf antreten. Es war an diesem Tage ein großer und einheitlicher, mit anerkennenswerter Genauigkeit angesetzter Massensturm, der gegen die Karstfront mit Wucht heranbrandete.

Auf dem Nordabfalle der Hochfläche gediehen die italienischen Angriffs versuche wegen des aus dem Wippachtal herüberschlagenden Flankenfeuers, das die Artillerie der italienischen 2. Armee vergeblich niederzuhalten versuchte, nicht zur Reife. Hier wie in allen anderen Abschnitten der angegriffenen Front bewährte sich die Kampfweise der trefflich geführten Abwehrartillerie, die während der italienischen Feuervorbereitung alle Kräfte sparte, um sie nachher zur Niederschmetterung der angreifenden Infanterie einzusetzen.

Der Südflügel der k.u.k. 17. ID. auf der Felsplatte von Nad logem geriet hingegen bald in äußerste Bedrängnis Gegen das im feindlichen Massenfeuer rasch zu Bataillonsstärke zusammengeschmolzene südungarische IR. 61 lief der Hauptteil der italienischen 23. ID., drei Regimenter, nach 3h30 nachm. Sturm. Diesem Massenstoß mußte der Verteidiger aus dem vorspringenden Stellungsteil weichen, nur kärgliche Reste wurden von den zur Abriegelung in der Sehne des Bogens eingesetzten Reserven aufgenommen. Immerhin gelang es diesen im Zusammenwirken mit dem Nordflügel der 28. ID., ein weiteres Vorbrechen des Feindes zu verhindern. Kurze Zeit hernach, vor 5h nachm., unternahm eine Brigade der italienischen 21. ID. einen kräftigen Vorstoß in der Richtung auf Lokvica. Größtenteils wurden die Italiener schon durch Gewehr- und Geschützfeuer abgewiesen; aus einigen Kompagnieabschnitten mußten sie im Gegenstoß hinausgeworfen werden.

Im Raume von Oppacchiasella scheiterten alle Angriffe der 22. ID. zumeist schon im Sperrfeuer der Abwehrartillerie. Nur beiderseits der nach Kostanjevica führenden Straße vermochten die Italiener drei Kompagnieabschnitte zu überrennen; der Verteidiger setzte sich 100 bis 200 Schritte östlich davon wieder fest.

Bei Nova Vas begann der Angriff der italienischen 19. ID. in tiefer Gruppierung um 3hl5 nachm.; die Stoßwellen der Italiener drangen an zwei Stellen ein, wurden jedoch durch das FJB. 11 und Teile des IR. 102 in schneidigem Gegenstoß hinausgeworfen. Weiter südlich wiederholte sich dieses blutige Spiel zwischen dem Orte Nova Vas und der

Trigonometerhöhe 208. Hier brachen Truppen der italienischen 31. ID. nachmittags ein, mußten aber in den Abendstunden, durch Gegenangriffe der 24. LstGbBrig. gezwungen, alle unter erheblichen Einbußen erkämpften Vorteile preisgeben.

Um 6h nachm. begann nach kräftigster Feuervorbereitung ein Angriff der italienischen 16. ID. gegen die Höhe A 144, der in vier Kolonnen vom Debeli vrh herab geführt wurde. Diesem Stoß weit überlegener Kräfte konnten die wenigen Bataillone der k.u.k. 60. IBrig. in ihren niedergetrommelten Gräben nicht standhalten; nach erbittertem Handgemenge gingen sie in die Rückhaltstellung auf der Kammlinie zurück. Hingegen blieb ein die Bahnlinie nördlich des Lisert entlang geführter Angriff einer Brigade der italienischen 14. ID. in seinen Anfängen stecken.

Während so auf der ganzen Karsthochfläche bis in die späten Abendstunden erbittert gerungen wurde, versuchten die an der Sdobba-mündung befindlichen italienischen Langrohrbatterien die Aurisinawerke, aus denen die Stadt Triest mit Wasser versorgt wurde, zu zerstören. Die Beschädigungen waren gering; unter dem Feuer der öst.-ung. Marinebatterien und dank den Bombenabwürfen von sechs Seeflugzeugen stellten die Sdobbabatterien ihr Feuer gegen dieses Ziel ein.

Zur Nahrung des Kampfes hatte das k.u.k. 5. Armeekmdo. die 39. HIBrig. auf das Gefechtsfeld vorgeschoben und dem Erzherzog Joseph unterstellt; das Kommando der 20. HID. und das HIR. 17 standen im Raume von Comen bereit. Ansonsten hielt GO. Boroevic noch seine Reserven zurück; denn es war noch nicht zu erkennen, ob jene namhaften Kräfte des Feindes, die noch nicht im Kampfe standen, auf der Karsthochfläche oder an einem anderen Abschnitt der Isonzofront zum Einsatz gelangen würden.

So hatten die Italiener am ersten Schlachttag mit schweren Blutopfern nur örtliche Erfolge zu erkaufen vermocht. Die Standhaftigkeit und der Opfermut der Infanterie des Verteidigers sowie dessen zusammengefaßte, treffsicher wirkende Artillerie hatten mehr als doppelter Überlegenheit standgehalten.

Nachts ging ein Gewittersturm über das Kampfgebiet nieder, den eine heftige Bora ablöste. „Es war eine an Schauer und Schrecken reiche Nacht, die die Nerven aller Kämpfenden in unverhältnismäßiger Weise in Anspruch nahm und hüben wie drüben jede größere Aktionsfähigkeit zeitweise unterband l).‘'

x) Anton Pit reich, Manuskript.

Am 15. September beim Morgengrauen entbrannte die Schlacht von neuem. Wieder lag auf vielen Teilen der Abwehrfront vom Rombon bis zur Wippach schweres Geschütz- und Minenwerferfeuer. Auf der Karsthochfläche schwoll das Feuer im Laufe des Tages zu bisher unerhörter Stärke an. Erzherzog Joseph nennt den 15. September in seinen Erinnerungen einen der allerschwersten Tage in diesem Kriege.

Zunächst nahmen die beim k.u.k. VII. Korps eingeleiteten Gegenangriffe zur Wiedergewinnung der am Vortage verlorenen Stellungsteile einen günstigen Verlauf. Der von der 17. ID. den Rücken gegen Nad logem entlang angesetzte Angriff zweier Bataillone gewann ebenso wie jener von drei Bataillonen der 28. ID. östlich Oppacchiasella in den Vormittagsstunden Raum; an der letztgenannten Stelle gelangten die umstrittenen Stellungen bis auf ein kurzes Grabenstück wieder in den Besitz der öst.-ung. Truppen. Schon in den Mittagsstunden brachte aber das mit voller Wucht einsetzende Vernichtungsfeuer der Italiener die kaum gefestigte Front des VII. Korps neuerlich ins Schwanken.

Mit wenig Glück focht am 15. September nachmittags die k.u.k. 17. Division. Schon um 2h war auf Nad logem der wuchtige Stoß einer italienischen Brigade losgebrochen, der zwar im Feuer der Abwehrartillerie stecken blieb, jedoch den Schwung des im Gange gewesenen Gegenangriffes vor Erreichung seines Zieles völlig lähmte. Er sollte, unterstützt durch zwei Bataillone der Korpsreserve, fortgesetzt werden. GM. Ströher beabsichtigte, dessen Ausführung bei Morgengrauen des folgenden Tages ins Werk zu setzen; die noch am Nachmittage beginnenden Kämpfe durchkreuzten jedoch diese Absicht.

Das italienische XI. Korpskmdo. hatte für die Fortführung des Angriffes zwischen der Wippach und Lokvica Teile der 49. ID. herangezogen. So stürmten nach 4h nachm. drei Brigaden gegen diesen Frontteil an. Die Mitte der k.u.k. 17. ID. auf den Nordhängen von Nad logem erwehrte sich dreier Angriffe, die im Feuer unter schwersten Verlusten des Feindes zusammenbrachen. An beiden Flügeln dieser Division hingegen konnte der Feind Erfolge verzeichnen.

Im Wippachtale fielen die von einem Bataillon verteidigten Talstellungen und die Kirchenhöhe von S. Grado di Merna in die Hände der italienischen Grenadiere. Auf dem Kamme östlich von Nad logem drangen die Italiener in die neue Rückhaltstellung ein, wurden jedoch spät abends durch einen Gegenstoß des IR. 43 hinausgeworfen.

1; FM. Erzherzog Joseph, Der Weltkrieg, wie ich ihn sah (in ungarischer Sprache. Budapest 1928', III, 572.

Die im Wippachtale eingetretene ungünstige Lage wurde durch das rasche Eingreifen des XVI. Korps gerettet. Das VII. Korpskmdo. war ebenso wie das 17. IDKmdo. wegen der völligen Unterbindung des Verkehrs zur Front solange in Unkenntnis des Vorgefallenen, bis hierüber eine Mitteilung des 43. SchDKmdos. einlangte. GM. Fernengel hatte sogleich zwei Bataillone auf das Südufer der Wippach entsendet, die gemeinsam mit zwei Bataillonen der 17. ID. gegen den eingebrochenen Feind vorstießen. Wiederum hatten die Italiener den errungenen Anfangserfolg nicht auszunützen verstanden; als sie sich endlich zum Nachstoßen über S. Grado di Merna aufrafften, war der Gegenangriff bereits im Gange, der bis in die Linie vom Westrande von Raccogliano zur Kuppe östlich von S. Grado gedieh, wo alle folgenden italienischen Angriffsversuche abgewiesen wurden.

Der vorspringende Frontbogen der 17. ID. auf dem Nordhange von Nad logem mußte allerdings bei Einbruch der Dunkelheit geräumt werden. Hingegen war nunmehr eine gefestigte Front von der Wippach zum Nordteil der Hochfläche geschaffen.

Auch weiter südlich wurde am 15. September nachmittags erbittert gerungen. Schon nach 2h versuchte die italienische 19. ID. einen tiefgegliederten Massenstoß zwischen Oppacchiasella und Nova Vas, der im Abwehrfeuer zerschellte. Aus zwei Kompagnieabschnitten warf ein überraschender Gegenstoß einer Kompagnie des FJB. 11 den eingedrungenen Feind hinaus. Neuerlichem Trommelfeuer folgte nach 6h nachm. ein mit großer Wucht geführter italienischer Angriff zwischen Lokvica und der Straße von Opacchiasella nach Kostanjevica, dem ein Bataillon nordöstlich von Lokvica weichen mußte. Den rasch zusammengerafften Reserven in der Stärke von 21/2 Bataillonen gelang es, die ursprüngliche Stellung bis auf einige Grabenstücke zurückzuerobern. Die ganze Nacht über hielt die Kampftätigkeit im Abschnitte der 28. ID. an; zäh und opferwillig wurden hier Fortschritte des Feindes verhindert.

Im südlichen Abschnitte der Karstfront bildeten wiederum die Tri-gonometerhöhe 208 und die Höhe 144 die Brennpunkte des Kampfes. Nach schwerster Vorbereitung durch Artillerie und Minenwerfer griff die italienische 31. ID. die Front zwischen der Höhe westlich Nova Vas und A 208 an; wo der Feind einbrach, wurde er im Gegenstoß geworfen. Gegen die schon am Vortage heiß umstrittene Höhe 144 sandten die Italiener verstärkte Kräfte vor1), um die Kuppe zu erobern.

J) Eine Infanteriebrigade, ein Kavallerieregiment zu Fuß, zwei Bersaglieri-Radfahrerbataillone (Brigate di fanteria, II, 31).

Sie vermochten sich auf Teilen der Kammlinie einzunisten, mußten aber dann den Angriff, der sie in den vollen Besitz der Kuppe bringen sollte, wegen der heftigen Gegenwirkung einstellen.

Auch der zweite Schlachttag hatte den Italienern nicht den angestrebten Durchbruch, sondern nur örtliche Vorteile auf dem Nordabfall der Hochfläche gebracht. Das schwere Ringen des Tages hatte das k.u.k. VII. Korpskmdo. veranlaßt, die 39. HIBrig. der 28. ID. zuzuweisen; hiefür erhielt es aus der Armeereserve das Kommando der 20. HID. und das HIR. 17 zugewiesen.

GO. Boroevic hielt die Sachlage noch immer nicht für genügend geklärt, um die noch verfügbaren Armeereserven zur Auswechslung besonders mitgenommener Fronttruppen heranzuziehen. Am 15. September wurden zwar die 32. IBrig. und die 10. GbBrig. näher an die Front verschoben, die 31. IBrig. jedoch beim XVI. Korps, die 44. SchD. hinter der Armeemitte belassen. Die Karstverteidiger mußten daher auch weiterhin ohne Ablösung in ihren zerschossenen und völlig eingeebneten Stellungen ausharren.

Fortsetzung der italienischen Angriffe am 16. und 17. September

Dem geschlossenen Großangriff des ersten Schlachttages waren am

15. September starke Vorstöße gefolgt, die jedoch räumlich und zeitlich nicht mehr einheitlich durchgeführt wurden. Am dritten Schlachttag zerbröckelte die italienische Angriffstätigkeit in noch stärkerem Maße, ohne aber an Heftigkeit und Wucht der Einzelstöße einzubüßen. Namentlich auf dem Südteile der Hochfläche, wo das italienische XIII. Korps die Angriffe unter vollem Einsatz seiner Kräfte erneuerte, erreichte die Kampftätigkeit die Stärke wie an einem Großkampftage.

Gegen den Nordflügel des k.u.k. VII. Korps wurden an jenen Stellen, wo der Feind am Vortage etwas Raum gewonnen hatte, neue Angriffe vorgetragen. Die Italiener konnten jedoch weder über die Kirchenhöhe von S. Grado di Merna hinaus Vordringen, noch gelang ein Vorstoß eines Regimentes, der nach zweistündiger Artillerievorbereitung längs des Kammes unternommen wurde. Mit ungeschwächter Wucht setzten die Italiener ihre Anstürme südlich des Kammes gegen die 28. ID. fort. Heftigstem Vernichtungsfeuer gegen die Stellungen zwischen Lokvica und Nova Vas folgte zunächst um 9h vorm. der Stoß einer italienischen Brigade östlich von Oppacchiasella, wo nach hin-und herwogendem Kampf zwei Kompagnieabschnitte verloren gingen.

Diesen kleinen Erfolg sollte ein Massenstoß der italienischen 22. ID. in breiterer Front ausbauen. Aus dem erhofften Durchbruch wurde jedoch auch diesmal nichts, denn die Verteidiger, das HIR. 3 und ein Bataillon des IR. 87, wußten sich, zum Teil in erbittertem Kampfe Mann gegen Mann, zu behaupten. Um diesen Mißerfolg wettzumachen, folgte ein Angriff der 21. ID. nördlich von Lokvica; aber auch hier errang der Verteidiger, das kroatische IR. 96, einen vollen Abwehrerfolg. Gleiches begab sich in den Abendstunden noch ein zweites Mal. Die schweren Verluste, die das VII. Korps an den bisherigen drei Schlachttagen erlitten hatte, veranlaßten nunmehr das 5. Armeekmdo., seine Armeereserve, die

32. IBrig. diesem Abschnitte zuzuweisen, die alsbald an die Front herangeschoben wurde.

Da im Nordteile der Hochfläche anscheinend keine weiteren Erfolge zu erhoffen waren, verlegte die Armee Aosta das Schwei'gewicht ihrer Anstrengungen auf den Raum zwischen Nova Vas und der Höhe -<j>- 144. Das zwischen Oppacchiasella und dem See von Doberdö angreifende italienische XIII. Korps hatte die frischen Truppen der 34. ID. herangezogen, um jene Teile der 31. ID. abzulösen, die bei den bisherigen Kämpfen am stärksten gelitten hatten. Sodann nahmen die italienischen Angriffe mit ungewohnter Hartnäckigkeit ihren Fortgang. Das zusammengefaßte Massenfeuer der italienischen Artillerie und die Explosionen der unablässig niederhagelnden Minen hüllten den Raum zwischen Nova Vas und der Vallonestraße in dichte Rauch- und Staubwolken. Fernsprechverbindungen gab es schon seit Tagen nicht mehr, auch die Sicht versagte völlig. So waren die Stellungsbesatzungen auf sich allein angewiesen, die Führung konnte nur die wenigen Reserven heranschieben, damit sie rechtzeitig einzugreifen vermöchten.

Schon am 16. September vormittags waren die Italiener auf der Trigonometerhöhe 208 eingedrungen und hatten auch westlich von Nova Vas Vorteile errungen. An beiden Brennpunkten stellten das Vernichtungsfeuer der Abwehrartillerie und unverzüglich angesetzte Gegenstöße die Lage wieder her. In den Mittagsstunden ei'reichte das italienische Feuer noch nie dagewesene Heftigkeit; um lh nachm. setzte der Angriff mit Wucht ein und brachte die Trigonometerhöhe neuerlich in den Besitz des Feindes, der hier gegen seine Gewohnheit sogleich über die gewonnenen Stellungen hinaus gegen Osten vorrückte. So war die Lage auf dem Nordflügel des Abschnittes III b um 2h nachm. kritisch geworden; denn auch die der Einbruchstelle benachbarten Frontteile standen in hartem Kampfe.

In dieser Abwehrkrise trat das k. k. LstlR. 11 mit zwei Bataillonen, dem sich die Reste der Stellungsbesatzung anschlossen, zum Gegenstoß an. Ausgezeichnet von der Artillerie des Abschnittes und jener der 28. ID. begleitet, hatte er bis 5h nachm. vollen Erfolg; um diese Zeit hatte das Regiment alle Stellungen wiedergewonnen. Der Kampf war jedoch damit nicht zu Ende; denn schon zwei Stunden später brach wiederum ein mächtiger Vorstoß gegen diesen Frontteil los. Den ganzen Abend über wurde erbittert gerungen, bis gegen 10h allgemeine Erschöpfung die Waffen sinken ließ. Die alte Abwehrfront war bis auf einige Nester in dem Grabengewirr auf Trigonometerhöhe 208, aus denen die Italiener nicht vertrieben werden konnten, in den Händen der Verteidiger verblieben.

Auf der Höhe -<i>- 144, deren Besitz seit dem Vortage umstritten war, wurde unter beiderseitigem Einsatz frischer Kräfte hartnäckig gekämpft. Gewonnen wie verloren, blieb der Oberteil der Kuppe schließlich neutrales Gebiet, denn die dort von beiden Seiten niederhagelnden Granaten machten das Verbleiben unmöglich. Auf den Flanken dieser blutgetränkten Höhe standen die Gegner einander nahe gegenüber.

Diese verlustreichen Kämpfe machten auch im Abschnitt III b die Zufuhr frischer Kräfte nötig; daher wies ihm GO. Boroevic die bereits hinter dem Südflügel bereitgestellte 31. IBrig. zu, von der sogleich zwei Bataillone auf die Höhe A 208 wegen der dort eingetretenen Verluste entsendet werden mußten, um die Reste des in zähester Abwehr verbluteten IR. 102 hinter die Front nehmen zu können.

Die Lage der k.u.k. 5. Armee war am Abend des dritten Schlachttages ziemlich ernst geworden. Noch war kein Ende der weitertobenden Schlacht abzusehen. Die Hoffnung, daß auch dem Feinde wegen seiner schweren Verluste der Atem ausgehen werde, erschien verfrüht; denn noch immer waren zahlreiche Brigaden, deren Aufenthalt an der Isonzo-front bekannt war, nicht in der vordersten Linie aufgetreten. In der Tat hatten bisher weder der Herzog von Aosta die 36 Bataillone seiner Armeereserven noch die italienische Heeresleitung ihre Reserven gleicher Stärke in die Schlacht geworfen.

Das k.u.k. 5. Armeekmdo. sah sich daher genötigt, noch einige Tage den Kampf mit seinen Reserven nähren zu müssen. Von diesen war die

16. ID. völlig verausgabt; hingegen schien der Zeitpunkt gekommen zu sein, die 44. SchD. aus ihrer Bereitstellung hinter der Armeemitte nach Süden zu ziehen. Von dieser Division wurde daher zunächst das GbSchR. 2 hinter das VII. Korps verschoben; das GbSchR. 1 folgte. Schließlich hatte die Heeresleitung Anstalten getroffen, der schwer ringenden Isonzofront frische Kräfte zufließen zu lassen. Bis zu deren Einlangen erhielt GO. Boroevic das Verfügungsrecht über die 10. GbBrig.

Die benötigten Reserven konnte nur die Alpenfront beistellen; so erhielt die Heeresgruppe Erzherzog Eugen den Befehl, ungeachtet der Fleimstalkämpfe eine Brigade an den Isonzo abzusendenx). Auch die 10. Armee, die den italienischen Angriff im Abschnitte von Flitsch abgewehrt hatte, stellte zwei Bataillone bei; schließlich zog GO. Boroevic noch die drei Bataillone der Reserve des XV. Korps an seinen Südflügel.

So waren es nur karge, langsam einlangende Aushilfen, die den Kampf der Karstfront in den nächsten Tagen stützen sollten. Wiederum mußte die Standhaftigkeit der Truppen den sich im Mehrfrontenkrieg immer weiter verschärfenden Kräftemangel ausgleichen.

Die Kämpfe am 17. September zeigten allerdings, daß auch bei den Italienern Erschöpfung einzutreten beginne, zumal sich Cadorna nicht entschließen konnte, seine letzten Karten auszuspielen. Nur an einigen Frontteilen raffte sich der Feind noch zu tief gegliederten Massenstößen auf, ansonst trat wieder das behutsame Heranschieben in Erscheinung, wodurch wenigstens kleinere Verbesserungen im Zuge der Stellungen eingeleitet werden sollten.

Im Gefechtsraume des VII. Korps steigerte sich das italienische Feuer im Laufe dieses Tages zu großer Stärke. Bei der 17. ID. unternahmen in den Nachmittagsstunden italienische Bataillone und Regimenter wiederholt heftige Angriffe auf dem Nordabfall der Hochfläche, die in einem Massenstoß nach 4h nachm. gipfelten und durchwegs abgewiesen wurden.

An der Front der 28. ID. mißlangen vor Mittag italienische Angriffe gegen Nova Vas und südöstlich von Oppacchiasella; an der letztgenannten Stelle waren sie überraschend ohne Feuervorbereitung versucht worden. Dann setzte wieder Zerstörungsfeuer ein, dem Vorstöße gegen den Nordflügel der Division und um 2h30 nachm. der Ansturm einer italienischen Brigade zwischen Lokvica und Oppacchiasella folgten. Schließlich gelang es den in vielen Wellen einander folgenden italienischen Massen, stellenweise in die Abwehrlinien westlich von Lokvica einzudringen, aus denen sie jedoch das südsteirische IR. 87 bis 4h nachm. völlig hinauswarf.

!) Hiefür bestimmte das Heeresgruppenkommando die 5. IBrig., Kommandant: Obst. Preih. von Albori, IR. 21 (3), IBaone. 1/14, III/Sch. 36, V/SchR. 37. Die Brigade konnte aber erst am 18. September mit dem Abtransport beginnen.

Im Abschnitte des FML. Schenk war die hart mitgenommene Besatzung zwischen Nova Vas und der Trigonometerhöhe 208 durch frische Truppen der 31. IBrig. im Laufe der Nacht abgelöst worden. Hier entwickelten sich im Morgengrauen aus dem Versuche, die Italiener aus ihren Nestern beim Trigonometer zu vertreiben, neue Kämpfe. Vormittags scheiterte ein italienischer Überraschungsstoß, dem der Feind kräftiges Artillerie-    und    Minenwerferfeuer    folgen ließ.    Nach lh3°

nachm. faßten die Italiener dieses Feuer auf das kurze Frontstück zwischen Nova Vas und der Höhe A 208 zusammen. Die unzähligen Explosionen verschmolzen zu einem anhaltenden wilden Poltern und Grollen, Rauch und Staub hüllten    die Stellungen ein.    Nach diesem Massenfeuer

schien alles Leben in    den    zertrümmerten Gräben erstorben    zu sein; als

sich aber nach 2h die italienische 31. ID. zum Stoß erhob, brach das zusammengefaßte Vernichtungsfeuer der Abwehrartillerie auf die Angriffswellen los. Wo die italienische Infanterie, wie auf der Trigonometerhöhe, dennoch in die Stellungen eindrang, warf sie der entschlossene Gegenstoß der Reserven bald hinaus. Nach 4h nachm. war der Infanteriekampf beendet;    das    italienische Feuer    bestrich von    neuem das

blutgetränkte Gefechtsfeld.

Wie an den Vortagen wurde auch am 17. September auf der Höhe -c^- 144 ohne durchschlagenden Erfolg für beide Teile gerungen; der Südflügel der Karstfront bei Bagni stand unter dem schweren Feuer der italienischen Artillerie.

Wegen der verlustreichen Kämpfe im Südabschnitte der Hochfläche entschloß sich GO. Boroevic, dem FML. Schenk die 10. GbBrig. zuzuweisen, von der drei Bataillone noch am 17., zwei Bataillone am folgenden Tage einlangten. Es war dies ein höchst willkommener Kraftzuschuß, um die Lage an den Brennpunkten des Frontabschnittes zu bereinigen.

Der vierte Schlachttag war abgelaufen; noch immer ließ sich kein Ende des italienischen Ansturmes erkennen. Cadorna entschloß sich jedoch am Abend, die Offensive abzubrechen, ohne die noch unangetasteten Reserven einzusetzen. Er begründete diesen Entschluß mit dem Einfall von schlechtem Wetter und der Notwendigkeit, die gewonnenen Stellungen zu verstärken, gesteht aber auch zu, daß vor allem der große Kräfteverbrauch zum Abbruch der Schlacht gezwungen hatte. ,,Der Zustand der Erschöpfung, dem sich die Kampfkräfte der 3. Armee zuneigten, bewog mich, die Angriffe auf dem Karst einzustellen, bevor die materiellen und moralischen Kraftquellen der Truppen gefährdet wurden1).“

1 Cadorna, La guerra, II, 10 f.

Ergebnisse der siebenten Isonzoschlacht Hiezu Skizze I der Beilage 31

Nur langsam verglomm die Schlacht in den folgenden Tagen. Immer wieder fachten Versuche beider Teile, den Zug ihrer Stellungen durch kleinere Unternehmen zu verbessern und die Arbeiten des Gegners durch lebhaftes Feuer zu stören, den Brand vorübergehend von neuem an. Hiezu mag auf italienischer Seite auch die Ablösung abgekämpfter Brigaden durch frische Truppen der bisher zurückgehaltenen Reserven beigetragen haben, die nun bei ungeschwächter Kampfkraft Betätigung suchten.

Auf öst.-ung. Seite versuchte FML. Schenk!), die wichtige Höhe 144 und das auf der Trigonometerhöhe 208 in Feindeshand gebliebene Grabenstück völlig wiederzugewinnen; doch mißlangen diese Teilangriffe nach anfänglichen Erfolgen wegen der Übermacht des Feindes.

Karg waren die Vorteile, die die Armee Aosta trotz sorgfältigster Vorbereitung und trotz des Einsatzes einer überwältigenden Zahl von Kampfmitteln erzielt hatte. Lediglich im Nordteil des Schlachtfeldes war bescheidener Raumgewinn erzielt worden; ansonsten konnten nur die Besitznahme von Grabenstücken und kleine Einbeulungen der gegnerischen Front als Erfolge gebucht werden.

Die italienische Führung hatte unzweifelhaft Gewandtheit im einheitlichen Einsatz größerer Heereskörper bewiesen; die Ausnützung von Anfangserfolgen kam nach wie vor höchstens zu schüchternen Ansätzen. So konnten selbst umfangreiche Einbrüche nicht zum Durchbruche ausreifen. In dieser mangelhaften niederen Führung ist vor allem das Ausbleiben des Schlachtenerfolges zu suchen. Gestützt auf die Zähigkeit und den Opfermut der Karstkämpfer in vorderster Linie, konnte die öst.-ung. Führung sparsam mit den wenigen verfügbaren Reserven wirtschaften und sie dorthin werfen, wo wirklich höchste Gefahr drohte.

Cadorna sucht die Ursache des Ausbleibens des Erfolges vor allem in der Ungunst der Witterung, die sowohl die Beobachtung erschwerte als auch die Verwendung von Gasgeschoßen verhinderte. Dies veran-laßte das italienische Oberkommando im Oktober zu dem Befehl, in Hinkunft wichtige Kampfhandlungen nur dann zu beginnen, wenn die

J) Das Kommando des Abschnittes III b der Isonzofront wurde am 19. September zum Gruppenkommando FML. Schenk ausgestaltet.

Sichtverhältnisse eine einwandfreie Schußbeobachtung zuließen1). An taktischen Fehlern betont Cadorna die ungenügende Breite der in das gegnerische Drahtverhau geschossenen Lücken, das verspätete Vorbrechen der Infanterie zum Sturm und die Zersplitterung des Vorbereitungsfeuers der Artillerie auf hintere Linien, bevor die vorderste sturmreif geschossen war.

Die beiderseitigen Verluste waren sehr bedeutend. Die Italiener gaben ihre Einbußen mit 706 Offizieren und 16.864 Mann an2). Der Südflügel der k.u.k. 5. Armee büßte während des ganzen Monates 320 Offiziere und an die 20.000 Mann durch blutige Verluste ein3), die Schlachtverluste mögen 15.000 Mann betragen haben.

Die achte Isonzoschlacht

^9. bis 12. Oktober Hiezu Skizze 2 der Beilage 31

A n g r i f f s v o r b e r e i t u n g e n der Italiener und Abwehrmaßnahmen der Armee Boroevic

Der am 17. September ergangene Befehl der italienischen Heeresleitung zur Einstellung des Großangriffes regelte auch das weitere Verhalten der 3. Armee4). Die an verschiedenen Teilen der Front erzielten Gewinne waren auszubauen, die Verbände zu ordnen, die Kampfmittel neu zu gruppieren und „alles bereitzustellen, was für die Erneuerung des Kampfes in kürzester Zeit nötig sei“. Besonderes Augenmerk war dem noch immer mangelhaften Zusammenwirken von Infanterie und Artillerie zuzuwenden. Sorgfältigste Vorbereitung sollte die gründlichste Zerstörung der gegnerischen Verteidigungsanlagen sichern und alle erreichbaren Erfolgsmöglichkeiten schaffen.

1 C a d o r n a, La guerra, II, 10 f.

-) Le medaglie ďoro, II, 178. Nach Brigate di fanteria ergeben sich bei Zusammenrechnung der Verluste der Infanterie, wobei die Yerlustangaben einzelner Truppenkörper fehlen, folgende Zahlen:

XI. Korps:    291    Offiziere,    790Ü    Mann

XIII. Korps:    244    Offiziere,    4950    Mann

VII. Korps:    80    Offiziere,    1800    Mann

Zusammen:    615    Offiziere,    14.650    Mann

Nach Cadorna, La guerra, II, 10, belief sich die Zahl der von den Italienern eingebrachten öst.-ung. Gefangenen auf 111 Offiziere und 4000 Mann.

4) Cadorna, La guerra, II, 11.

Solcherart waren die Wochen nach dem Ende der siebenten Schlacht kaum als Kampfpause zu werten. Rege Tätigkeit der Infanterie und der Artillerie hielt an Tagen klarer Sicht an und ließ die Kämpfer nicht zur Ruhe kommen.

Cadorna hatte die Nachricht von einem bevorstehenden Angriff östlich von Görz aussprengen lassen; auch sollte die 3. Armee nach entsprechender Verbesserung ihrer Stellungen ihre Kampftätigkeit auf das unbedingt nötige Maß herabsetzen, die 2. Armee die Vorbereitungen für einen Angriff im Becken von Görz augenfällig betreiben und durch plangemäßes Einschießen besonders betonen. Diese Täuschungsversuche blieben aber ohne Eindruck auf die Isonzoverteidiger. Mehr trug die Fortdauer der Kämpfe im Fleimstal zur Bindung des Gegners bei. Neuerliche nachhaltige Angriffe im Pasubiogebiet, die als Einleitung der nächsten Isonzoschlacht gedacht waren, sollten die etwa noch in Tirol verfügbaren Reserven der Heeresgruppe dort festhalten. Im Gegensätze hiezu gestattete es den Italienern die zahlenmäßige Überlegenheit, ihre Tirolerfront trotz dieser Kampfhandlungen neuerlich zu schwächen 1).

Für die bevorstehende Schlacht wurde der Angriffsraum nach Norden verbreitert; zwischen St. Peter bei Görz und der Wippach sollte sich nun auch das VIII. Korps der italienischen 2. Armee am Angriffe beteiligen. Den Hauptstoß hatte beiderseits der Leitlinie V. Hribach-Fajti hrib—Trstelj wiederum das XL Korps zu führen, dem in seinem 4km breiten Kampfraume 5[/2 Divisionen zur Verfügung standen2). Das XIII. Korps sollte zwischen der von Oppacchiasella nach Kostanjevica führenden Straße und dem Teich bei Jamiano seine alten Ziele verfolgen, das VII. Korps sich am Südflügel der 3. Armee dem Angriffe anschließen. Gegen den Haupteinbruchsraum wurde das Feuer einer möglichst großen Anzahl von Geschützrohren und Minenwerfern vereinigt.

Dieser Angriffsplan erfuhr noch eine Erweiterung, als Cadorna Nachrichten erhielt, wonach dem VIII. Korps nur 13 Bataillone, dem nördlich anschließenden XXVI. Korps deren 10 gegenüberstünden; sechs öst.-ung. Bataillone sollten im Raume um Cernizza in Reserve stehen. Man konnte also hoffen, daß es dem über die untere Vertojbica angesetzten VIII. Korps gelingen werde, diesen schwachen Gegner zu werfen. Es erhielt daher den Befehl, nach geglücktem Durchbruch mit seinem

Die italienische 1. Armee gab im September zwei Brigaden, im Oktober eine Brigade an die Isonzofront ab.

2) Italienische Kritiker vergleichen diese Massierung von 46 Bataillonen auf engstem Raum mit der Angriffskolonne Napoleons bei Wagram S e g a t o, 1, 303 .

Südflügel über Biglia auf Ranziano vorzugehen und mit seinem Nordflügel gegen die Höhen von S. Marco einzuschwenken, um den sodann gegen diese beabsichtigten Frontalangriff des XXVI. Korps zu erleichtern.

Die Armee Boroevic sah diesen neuen Kämpfen bei dem ungünstigen Zustande ihrer Abwehrstellungen mit schwerer Besorgnis entgegen.

Die Karstverteidiger lagen nach der siebenten Schlacht nur mehr im Südabschnitte zwischen Nova Vas und dem Meere in ausgebauten, wenn auch durch die Kämpfe arg beschädigten Stellungen. Zwischen Nova Vas und der Wippach waren die zu Beginn der letzten Schlacht höchst mangelhaften Gräben völlig niedergetrommelt; wo diese oft kaum noch erkennbaren Linien in Feindeshand verblieben waren, lagen die öst.-ung. Truppen hinter Sandsackwällen oder Steinriegeln. Deckungsstollen, zusammenhängende Hindernisse, geschützte Annäherungswege waren nicht vorhanden. Dementsprechend erreichten die täglichen Verluste auch nach dem Abflauen der Schlacht eine namhafte Höhe.

Der vom AOK. zur Berichterstattung an die Isonzofront entsendete Obst. des Geniestabes Edl.v. Brosch schildert seine Eindrücke am 7. Oktober wie folgt: „Die derzeitige technische Situation am südlichen Teil der Front der 5. Armee — besonders in den Abschnitten II b, III a und III b —■ ist unvergleichlich ungünstiger wie zu Beginn des Krieges. Die Truppen stehen in Stellungen, die größtenteils erst im innigsten Kontakt mit dem Gegner ausgebaut und vervollständigt werden müssen. Der zu Beginn des Krieges unerfahrene Gegner verfügt heute über ein hohes Maß teils selbst gewonnener, teils von der französischen Front übermittelter praktischer Kriegserfahrungen, die ihn nebst der bedeutenden Überlegenheit seiner Minenwerfer und der Artillerie in den Stand setzen, selbst vorzüglich und besonders widerstandsfähig ausgebaute Stellungen in der wirksamsten Weise zu bekämpfen. Das, was heute an technischen Einrichtungen in den vordersten Linien der Abschnitte III a und III b besteht, kann nur als höchst notdürftig bezeichnet werden. Die heldenhaften Verteidiger decken die zu haltenden Linien wirklich nur mit ihren Leibern. Der Grund der unzureichenden fortifikatorischen Maßnahmen liegt in der den außerordentlichen Bodenschwierigkeiten in keiner Weise Rechnung tragenden Dotierung mit Arbeitskräften. Trotz der äußersten Anstrengung der Kampftruppen, sich in den harten Fels hineinzuarbeiten, sind die Gräben der vordersten Linie nur teilweise in den gewachsenen Boden versenkt. Da die feindliche schwere Artillerie infolge der großen Portéen, der großen Zahl der Geschütze und der massenhaft zur Verfügung stehenden Munition die ganze Karsthochfläche bis in den

Raum hinter Comen und Gorjansko — also 13 bis 14 km hinter die Front — zu beherrschen vermag, sind alle Befestigungsarbeiten, die innerhalb der genannten Zone ausgeführt werden müssen, durch schweres Granatfeuer ständig gefährdet. Die Verluste bei der Ausführung rückwärtiger Stellungen sind im Verhältnis zu anderen Fronten sehr hohe (Steinsplitterung).“

Unter diesen Umständen war zu erwägen, ob nicht eine neue Abwehrstellung außerhalb der Reichweite der feindlichen Artillerie vorbereitet werden sollte, um die Verteidigung nach Fertigstellung dieser neuen Linien dorthin zu verlegen. Gegen diese tiefgreifende Lösung sprach vor allem die Nähe der Stadt Triest, deren Besitz für die Mittelmächte von schicksalsentscheidender Bedeutung war; aber auch die bedeutende Verlängerung der Front im Falle ihrer Verschiebung nach Osten und die dann eintretende Gefährdung der nördlich anschließenden Isonzofront fielen schwer ins Gewicht. Das 5. Armeekmdo. entschloß sich daher, auf die Vorteile eines Stellungsbaues außerhalb des feindlichen Artilleriebereiches zu verzichten und die zweite Stellung im nächstgelegenen Verteidigungsabschnitt anzulegen. Der Ausbau der neuen Linien von der Ostkuppe des Fajti hrib (Höhe -(>-464) über Kostanjevica, die Höhe Str. Lokva östlich Selo und die Hermada bis Duino wurde in Angriff genommen1).

Die zurzeit behauptete vorderste Linie sowie deren Rückhaltstellung (sogenannte lc-Linie), die von Vrtoče über die Westhänge des V. Hribach und der Pečinka, die Orte Hudilogund Lukatić, die Höhe -<>-235 nordöstlich von Jamiano und den Weiler Flondar zur Timavomündung führte, konnten nur kleine Verbesserungen erfahren. Die geringen Arbeitskräfte und die Stellungsbesatzungen hatten vollauf damit zu tun, die durch das feindliche Feuer täglich auftretenden Schäden zu beseitigen2).

Die auf Grund der Beobachtungen des Obst. Brosch verfügten Aushilfen - die an gewaltigen Fronten kämpfende Monarchie litt bereits empfindlich unter dem Mangel an technischen Truppen und an Bohrgerät — kamen zu spät, um ernsten Wandel zu schaffen.

Die 5. Armee war daher auch nicht imstande, die an anderen Fronten schon mit Erfolg angewandte Anlage befestigter Kampffelder

x) Die eingesetzte Befestigungsbaugruppe zählte anfangs Oktober 3400 Arbeiter.

2) Anfangs Oktober waren folgende technische Formationen auf dem Südflügel der S. Armee vorhanden: beim VII. Korps 9 techn. Kompagnien mit 961, dann 10 Arbeiterabteilungen mit 624 Mann; bei der Gruppe Schenk 6 techn. Kompagnien mit 1211 und 14 Arbeiterabteilungen mit 1547 Mann.

durchzuführen. Die Nähe der Stadt Triest und die oben geschilderten technischen Schwierigkeiten zwangen sie nach wie vor zur veralteten und verlustreichen Behauptung schlecht befestigter Linien. Es trat nun an die Führung die Frage heran, wie die lebenden Kräfte zu verwenden seien, um den nach überwältigender Artillerievorbereitung einsetzenden Angriffen des Feindes noch abwehrfähige Stellungsbesatzunge/i und verwendungsbereite Reserven entgegenstellen zu können. Diese Frage beschäftigte insbesondere die höheren Führer des VII. Korps, bei dem der Zustand der Stellungen in jeder Schlacht Massenverluste zur Folge gehabt hatte. Eine Lösung schien die „dünne Besetzung“ der vordersten Linie während der Artillerieschlacht zu bieten. Auf diese Art hoffte man, die Truppe vor übermäßigen Verlusten zu bewahren und sie in ungeschwächter Kampfkraft für die Infanterieschlacht zu erhalten.

Die allgemeine Lage im Küstenlande zu Anfang Oktober und die beiderseitigen Kräfteverhältnisse

Das Abflauen der Schlacht auf der Karsthochfläche vom 18. September an, von der öst.-ung. Heeresleitung zutreffend lediglich als Kampfpause gewertet, hatte nur eine geringe Entspannung der Gesamtlage der Mittelmächte zur Folge.

Vor allem drängte nun die DOHL. neuerlich in Teschen darauf, daß auf dem italienischen Kampfraum entbehrliche Kräfte für den Feldzug gegen Rumänien zur Verfügung gestellt würden. Eine Aufforderung dieses Sinnes, die GFM. Hindenburg am 20. September stellte, mußte Conrad mit dem Hinweis darauf beantworten, daß die Fortsetzung der italienischen Angriffe im Görzischen und größere Teilangriffe an anderen Abschnitten der italienischen Front mit Sicherheit zu erwarten seien. Selbst das Herannahen des Gebirgswinters könne keine Änderung bringen, da Gefechtshandlungen großen Stiles im Küstenlande jederzeit möglich seien; auch in Südtirol wären größere Kämpfe nur während der Schneeperiode vom Jänner bis zum April unwahrscheinlich. Trotzdem würde die Abgabe von einigen Gebirgsbrigaden erwogen.

Dieser Zusage entsprechend, verfügte die öst.-ung. Heeresleitung am 23. September, daß die Heeresgruppe Erzherzog Eugen die 10. ID.1) an die 5. Armee abgebe, um hier zwei Gebirgsbrigaden freizumachen.

Kriegsgliederung der 10. ID.: Kommandant FML. Lischka; 20. IBrig.: IR. 98 3 ; 21. IBrig.: IR. 15 (3), IR. 55 (3'. Die zugehörige 10. FABrig. befand sich noch im Nordosten.

Die schon früher an der Isonzofront bereitgestellte 2. GbBrig. ging am

27. September nach Siebenbürgen ab, ihr folgten zwischen dem 30. September und dem 5. Oktober die 8. und die 10. GbBrig., während die 10. ID., deren Ablösung sich wegen des schlechten Wetters verzögerte, erst nach dem 6. Oktober bei der 5. Armee einlangte.

Allen folgenden Anforderungen mußte sich GO. Conrad zufolge der auf der Karsthochfläche und bei Görz aufflammenden Artillerieschlacht umsomehr verschließen, als schon die oben erwähnten Abgaben von Truppen beim GO. Boroevic, namentlich aber beim Heeresgruppenkommando schwerste Besorgnisse auslösten. Daß Conrad trotz der ernsten Vorstellungen des letztgenannten Kommandos die angeordneten Verschiebungen durchführen ließ, beweist großzügigste Bedachtnahme auf die Gesamtlage der Mittelmächte.

Die Gegenüberstellung der beiderseits für die nächste Schlacht bereitgestellten Kräfte zeigt ebenso wie die bereits dargelegten technischen Schwächen der Abwehrfront, wie berechtigt die Sorge der an der Front gegen Italien Befehligenden waren.

Der Südflügel der italienischen 2. Armee, das VIII. Korps mit der 11. und der 12. ID., verstärkt durch Teile der 46. ID. und durch eine Brigade des nördlich anschließenden XXVI. Korps, hatte mit insgesamt 6 Brigaden (37 Bataillonen) über die untere Vertojbica anzugreifen. Zwischen der Wippach und dem Meere ging die 3. Armee des Herzogs von Aosta vor. Das XI. Korps (49., 45., 21. und 22. ID. in der Front, 4. ID. und l.Ber-saglieribrigade in Reserve) hatte den Hauptstoß zwischen der Wippach und Oppacchiasella zu führen; von seinen 66 Bataillonen entfielen auf jeden Frontmeter im Durchschnitte sechs Mann, was die ungeheure Wucht des Stoßes begreifen läßt. Das zwischen Oppacchiasella und dem See von Doberdö angesetzte XIII. Korps (47., 34. und 33. ID.) hatte mit

41 Bataillonen auf 10 km Frontbreite anzugreifen, so daß fast 4 Mann auf den Frontmeter entfielen. Auf dem Südflügel des Kampffeldes hatte sich das VII. Korps (16. und 14. ID., l.KD. zu Fuß) mit 23 Bataillonen und 24 Schwadronen am Angriffe zu beteiligen.

In Reserve befanden sich das XIV. Korps mit 5 Brigaden (19. und 31. ID.) sowie die 23. ID. des XXIV. Korps, zusammen 42 Bataillone, die zum Teil nach den Verlusten in der siebenten Schlacht noch nicht voll verwendungsfähig waren; die aus Tirol eingelangte 28. ID. war Reserve des Oberkommandos.

Die Gesamtstärke der Angriffsstaffel betrug daher 221 Bataillone und 24 Schwadronen zu Fuß; hievon wurden während der Schlacht 166

Bataillone eingesetzt. Die italienische Artillerie und die Minenwerfer hatten eine ansehnliche, zahlenmäßig nicht bekannte Vermehrung erfahren.

Auf öst.-ung. Seite stand zwischen S. Marco und der Wippach die 43. SchD. mit 13 Bataillonen. Das VII. Korps auf dem Nordteil der Hochfläche hatte seine drei Divisionen (17. und 28. ID., 20. HID.) nebeneinander eingesetzt; die in der letzten Schlacht am stärksten abgekämpften Bataillone waren in der Front durch Bataillone der 44. SchD. ersetzt, deren Verband demnach völlig zerrissen war. Das Korps zählte 29 Bataillone und 1S1 Geschütze. Zwischen dem Orte Nova Vas und dem Meere verfügte die Gruppe Schenk (9. und 16. ID., 24. LstGbBrig.) über 30 Bataillone und 155 Geschütze; ihr war noch in letzter Stunde eine ansehnliche Artillerievermehrung durch Zuweisung der aus dem Nordosten eingetroffenen 10. FABrig. zuteil geworden. Die nach Verstärkung der Frontabschnitte des Südflügels der 5. Armee nur mehr 9 Bataillone starke Armeereserve befand sich im Raume östlich von Comen; erst das Einlangen der für den 11. Oktober erwarteten 10. ID. sollte sie auf 18 Bataillone erhöhen und zugleich dem GO. Boroevic einen geschlossenen Heereskörper als Reserve stellen. Das 5. Armeekmdo. hatte daher zunächst 101 Bataillone zur Verfügung, um den Stoß des wiederum doppelt überlegenen Feindes aufzufangen. Nach wie vor stand der Verteidiger einer erdrückenden Überzahl an Geschützen und Minenwerfern gegenüber.

Die Schlacht

Schon am 30. September nahm die Feuertätigkeit der Italiener zwischen der Wippach und dem Meere in auffallender Weise zu; der Verteidiger hatte den Eindruck, das plangemäße Einschießen habe begonnen. Dies ließ ebenso wie die vermehrte Zahl von Überläufern, die Ablösungen in der feindlichen Front und der starke Verkehr im Raume hinter den italienischen Stellungen das baldige Losschlagen des Feindes erwarten. GO. Boroevic sah sich infolgedessen veranlaßt, die noch bei Ternová stehenden Teile der 44. SchD. auf die Karsthochfläche zu ziehen. Diese Division bildete nun bis zum Einlangen der 10. ID. aus Tirol seine letzte Reserve, da die von dort eingetroffene 5. IBrig. statt der nach Siebenbürgen bestimmten 2. GbBrig. (S. 655) beim XVI. Korps eingesetzt worden war. Die 44. SchD. zählte alsbald nur mehr 9 Bataillone; denn das GbSchR. 1 wurde schon am 1. Oktober der Gruppe FML. Schenk zur Verfügung gestellt, der die 10. GbBrig. entzogen worden war.

Vom 3. Oktober angefangen steigerte sich das italienische Geschütz-und Minenwerferfeuer wieder zu großer Heftigkeit. An diesem Tage waren bereits Teilangriffe auf der Höhe -<>-144, am 4. Oktober ein bald beseitigter italienischer Einbruch nächst Oppacchiasella zu verzeichnen. Am 5. Oktober war die Artillerieschlacht in vollem Gange. Die Truppen des Verteidigers hatten unter dem italienischen Massenfeuer schwer zu leiden, heftiger denn je hagelten die Minen auf Stellungen und Hindernisse nieder. Die kaum notdürftig wiederhergestellten Verteidigungsanlagen zerfielen; Sammelräume, Anmarschwege, Beobachtungsstellen und die Orte bis weit hinter die Front lagen unter Dauerfeuer. Die sich häufenden Verluste (auf der Karsthochfläche in den ersten fünf Oktobertagen 700 Tote und 3000 Verwundete) bewogen den GO. Boroevic, dem VII. Korps zwei Regimenter der Armeereserve zu Ablösungszwecken zur Verfügung zu stellen.

Den artilleristischen Vorbereitungen, die unter einem riesigen Munitionsaufwand auf der Karsthochfläche ins Werk gesetzt worden waren, folgte zunächst kein Angriff der italienischen Infanterie. Das am 6. Oktober einfallende schlechte Wetter brachte Regen und Nebel, so daß die Italiener die Durchführung des Großangriffes verschoben. Die Möglichkeit, daß die Artillerieschlacht auf dem Karste nur dem Zwecke der Ablenkung diene, wurde beim Heeresgruppenkommando in Bozen erwogen, aber schon am 7. Oktober setzte bei aufhellender Sicht neuerlich das italienische Massenfeuer ein.

Die italienische Führung verzichtete diesmal gänzlich auf die Überraschung. In Tag und Nacht anhaltendem Feuer, das sich immer wieder auf Stunden zum Trommelfeuer verstärkte, sollten die Verteidigungsanlagen vernichtet, die Verteidiger völlig zermürbt werden. Kleinere Vorstöße am 7. Oktober gegen die Trigonometerhöhe 208, am folgenden Tage gegen Nova Vas überzeugten aber die Italiener, daß der angestrebte Zweck noch nicht erreicht sei.

Am 9. Oktober stand die ganze Karstfront von 6h3° früh an unter mit voller Wucht niederhagelndem Vernichtungsfeuer, dem in den Nachmittagsstunden an vielen Frontteilen das Vorfühlen starker italienischer Infanterieabteilungen folgte, die aber überall von der nur mehr schütteren Besatzung der Abwehrlinien abgewiesen wurden. Wenn auch an diesem Tage der so lange erwartete italienische Großangriff noch nicht mit voller Stärke losbrach, so unterlag es beim 5. Armeekmdo. in Adelsberg keinem Zweifel mehr, daß mit diesen Kämpfen die achte Isonzoschlacht begonnen hatte.

Am 10. Oktober bei Morgengrauen steigerte sich das italienische Feuer gegen die öst.-ung. Front von den Höhen östlich der Stadt Görz bis zum Meere zum Massenfeuer, das namentlich zwischen der Wippach und dem Lisert ungeheuer anschwoll. Wie dichter Nebel lag eine schwere Rauch- und Staubwolke über dem Kampfraum. In den Nachmittagsstunden folgte der Ansturm der italienischen Infanterie und brachte dem so lange unter schwersten Verlusten ausharrenden Verteidiger die seelische Erlösung des Nahkampfes.

Gegen die Hügel zwischen S. Marco und Biglia brach der Südflügel der italienischen 2. Armee zum Angriffe vor. Mit Zähigkeit wehrten sich die Truppen der 43. SchD., GM. Fernengel, in ihren arg zerschossenen Stellungen gegen den weit überlegenen Feind, der allein gegen die gänzlich niedergetrommelten Linien auf den Höhen zwischen dem Geleisedreieck von St. Peter und Sober drei Brigaden in den Kampf geworfen hatte. Das bis zum 12. Oktober andauernde Ringen in diesem Frontabschnitte brachte den Italienern den Besitz der Stellungen bei Sober in lVb km Breite, deren Wiedereroberung im Gegenangriffe versucht, dann aber, um Kräfte zu sparen, aufgegeben wurde. Weitere Fortschritte blieben hier dem Feind, ungeachtet seiner hartnäckig wiederholten Angriffe und seiner zahlenmäßigen Überlegenheit, versagt, wie auch alle seine wuchtigen Stöße über den Unterlauf der Vertojbica ausnahmslos zusammenbrachen.

Die Schlacht auf der Karsthochfläche entbrannte am 10. Oktober in voller Stärke. Zunächst gelang es der italienischen 45. ID. des XI. Korps, die Abwehrfront zwischen dem Kamme am Nordrande der Hochfläche und Lokvica einzudrücken. Die Verteidiger, denen schon das Vorbereitungsfeuer Verluste bis zur halben Stärke des Gefechtsstandes beigebracht hatte, fingen mit Hilfe der Nahreserven den Stoß auf und hielten entlang des von Lokvica nach Norden führenden Karrenweges stand. Weiter südlich gelang es weder der 21. noch der 22. ID., des Verteidigers Herr zu werden.

Hingegen wurde die Lage im Frontteil südlich von Oppacchiasella alsbald kritisch. Zwischen diesem Ort und den Ruinen vom Nova Vas unterlagen die Reste der 20. HID. dem feindlichen Ansturm; hier fiel die ganze Stellung in die Hände der 47. und der 34. ID. der Italiener, die jedoch nur zögernd über die erstürmten Linien hinaus folgten. Durch diesen Einbruch geriet auch der Nordflügel der Gruppe FML. Schenk in Bedrängnis, gegen den sich zu gleicher Stunde der Frontalstoß der

33. ID. richtete. Nur mit Mühe und unter Einsatz der nahe der Front

bereitstehenden Reserven gelang es dem Verteidiger, sich auf der heißumstrittenen Trigonometerhöhe 208 und in den an die Einbruchsstelle bei Nova Vas anschließenden Stellungsteilen zu halten.

Harte Anforderungen wurden an diesem Tage an die Kaltblütigkeit der öst.-ung. Führung in diesem Abschnitte gesetzt; denn auch die Straße nach Jamiano entlang und auf der Höhe -<>-144 nahm die Schlacht alsbald eine ungünstige Wendung. Die Italiener überrannten mit Teilen der 33. und der 16. ID. längs der Straße östlich des Sees von Doberdö die hier stehenden zwei Bataillone der k.u.k. 16. ID., die völlig aufgerieben wurden. Ebenso gelang es dem Feinde, die vom Debeli vrh völlig eingesehenen und zertrümmerten Verteidigungsanlagen auf beiden Flanken der Höhe -<>144 zu überwältigen, so daß der Feind bereits von zwei Seiten an Jamiano herandrängte. Die Fortsetzung dieses Stoßes die Tiefenfurche des Tales von Brestovica entlang hätte schwerste Folgen für den Südflügel der Armee Boroevic gezeitigt; aber das Ausharren der auf dem Oberteile der Osthänge von Höhe -<>-144 stehenden Teile des IR. 102, deren Rückenfeuer Verwirrung in die Reihen der auf Jamiano vorgehenden Italiener trug *) und der ungesäumt einsetzende Gegenangriff der Reserven brachte dem eingedrungenen Feind Verderben. Unter schweren blutigen Einbußen mußten die Italiener, zahlreiche Gefangene in den Händen des Verteidigers lassend, ihre Erfolge preisgeben und in die Ausgangsstellungen zurückweichen. Es war dem FML. Schenk gelungen, alle Krisen dieses Kampftages zu meistern.

Auf dem Nordteil der Karstfläche hatte GdK. Erzherzog Joseph alle noch verfügbaren Reserven in den Abendstunden den Divisionen zur Verfügung gestellt und den Befehl erteilt, die alten Stellungen im Gegenstoße wieder zu nehmen. Boroevic hatte zur Unterstützung dieses Gegenangriffes keine Reserven mehr zur Hand. Von der soeben eintreffenden 10. ID. konnte das zuerst einlangende IR. 98 erst am Vormittage des folgenden Tages in die Nähe des Schlachtfeldes vorgezogen werden; es wurde bei Gorjansko bereitgestellt, um je nach Bedarf beim VII. Korps oder bei der Gruppe Schenk eingesetzt werden zu können.

So endete der erste Schlachttag für die Isonzoarmee mit einer Krise, die sich im Laufe des nächsten Tages noch verschärfen sollte. Der Vormittag des 11. Oktobers verlief zunächst wegen des dichten Nebels in verhältnismäßiger Ruhe. Erst bei zunehmender Sicht nahm die Artillerieschlacht ihren Fortgang, während die Gegenangriffe des k.u.k. VII. Korps

!) Oblt. Theodor Wanke des IR. 102 erhielt für diese Waffentat das Ritterkreuz des Militär-Maria Theresien-Ordens.

zunächst Raum gewannen. Nördlich von Lokvica erreichte das IR. 87 seine am Vortage verlorenen Stellungen, aber auch die 20. HID. hatte, unterstützt vom SchR. 21, ihren Gegenstoß bis nahe an die frühere Frontlinie herangetragen, als vor llh vorm. ein neuerlicher heftiger Ansturm italienischer Massen erfolgte. Ihm konnte erst in der Linie Hudilog— Lukatić, der sogenannten „lc-Stellung“, Halt geboten werden. Die alte Stellung von Nova Vas war endgültig verloren, da es dem VII. Korps zur Erneuerung des Gegenangriffes an Kräften gebrach.

Die Gefahr für die anschließende Front der Gruppe Schenk war damit von neuem auf das Höchste gestiegen. Im Raume der Trigonometerhöhe 208 war es dem unerschütterlichen Standhalten von Teilen des k. k. LstlR. 11 und des GbSchR. 1 zu danken, wenn diese blutgetränkte Höhe als Stützpunkt der neuen Front behauptet und die Linie gegen Lukatić geschlossen werden konnte1).

Nördlich der Straße, die von Oppacchiasella nach Kostanjevica führt, setzten in den Nachmittagsstunden neue Anstürme ein. In den Stellungen westlich von Lokvica hielten, wie am Vortage, alpenländische Truppen (IBaone. 1/47 und II/SchR. 2, FJB. 9) ungeachtet schwerster Verluste unerschütterlich stand; nördlich davon mußte aber das IR. 87 die kaum wiedergewonnene Stellung neuerlich aufgeben. Außer diesem Erfolge hatte der Ansturm des italienischen XI. Korps, der an einzelnen Frontstellen bis zu neun Malen wiederholt wurde, kein Ergebnis.

Da der Feind südlich der Straße nur zögernd gefolgt war und sich im Vorfelde der neuen Abwehrstellung einrichtete, konnte die Lage des k.u.k. VII. Korps in den Abendstunden als gefestigt angesehen werden.

Bei der Gruppe Schenk fanden gleichzeitig mit dem Ringen auf deren Nordflügel auch die Kämpfe auf der Höhe -<J>- 144 ihre Fortsetzung. Hier erneuerte die italienische 16. ID. vergeblich den Durchbruchsversuch vom Vortage, während die 14. ID. auf den Höhen südlich von Pietra Rossa vorzukommen versuchte.

GO. Boroevic stand nun vor der Frage, ob die Wiedergewinnung der alten Front gemäß dem Grundsätze, keinen Fußbreit Bodens auf dem Wege nach Triest preiszugeben, ungeachtet der zu gewärtigenden neuerlichen schweren Opfer zu versuchen sei und ob hiefür genügende Kräfte zur Verfügung stünden. Die Reserven der Frontabschnitte waren größtenteils verbraucht; von der im Marsche an die Front begriffenen 10. ID. mußte das vorderste Regiment dem VII. Korps zugeteilt werden,

Hier errang LstOblt. Friedrich Tischer des k. k. LstlR. 11 das Ritterkreuz des ■Militär-Maria Theresien-Ordens.

weil sich dort das Herauslösen der am Ende ihrer Kräfte angelangten 20. HID. als unerläßlich erwiesen hatte. Aber auch der Zustand aller anderen Kampftruppen auf der Karsthochfläche bot Anlaß zu schwerer Besorgnis. Der Menschenverbrauch hatte erschreckenden Umfang erreicht.

„Es war ein furchtbares Ringen“, schreibt GM. Anton Pitreich, „das den 11. Oktober zu einem der denkwürdigsten Großkampftage am Isonzo machte. Dementsprechend waren auch die beiderseitigen Verluste außergewöhnlich hohe. Auf seiten des Verteidigers wurden sie bereits auf etwa 24.000 Mann eingeschätzt1).“ Hand in Hand mit den Verlusten gingen auch erhebliche Materialeinbußen, schon waren 41 Geschütze durch das feindliche Feuer oder Überbeanspruchung ausgefallen.

GO. Boroevic entschloß sich daher, um alle Kräfte für die Fortsetzung der Abwehr zusammenzuhalten, den Gegenangriff zu unterlassen. Diesem Entschlüsse Rechnung tragend, mußten auch jene Teile der 28. ID., die noch immer westlich von Lokvica ausharrten, an den Westrand dieses Ortes zurückgenommen werden. Die Rückverlegung wurde im Laufe der Nacht durchgeführt, der Feind folgte zögernd erst am folgenden Tage nach. Vom Karstrande bei der Höhe-(f>- 246 war jetzt eine zusammenhängende Abwehrfront über Lokvica, Hudilog und Luka-tić bezogen worden, in der das VII. Korps die weitere Verteidigung durchzuführen hatte.

Es fragte sich nun, ob es den Italienern trotz ihrer überaus, schweren Verluste, zu denen wiederum die trefflich geleitete Abwehrartillerie einen Hauptteil beigetragen hatte, möglich sein werde, neuerliche Anstürme mit gleicher Wucht zu unternehmen. Wenn ja, dann war die k.u.k. 5. Armee in kritischer Lage; schon war sie gezwungen, aus vier Bataillonen ruhigerer Abschnitte der Isonzofront und aus Abgaben der 10. Armee (zwei Bataillone) eine neue Reserve zusammenzustückeln. „Wie lange noch? war daher die bange Frage, die das Armeekommando an diesem Tage immer wieder an sich selbst richten mußte2).“

Der Verlauf des nächsten Schlachttages, des 12. Oktobers, aber erwies, daß auch die Offensivkraft der Italiener zusehends erlahmte. Die Kampftätigkeit verringerte sich an diesem Tage bedeutend und schwoll nur auf einigen Teilen des Schlachtfeldes zu früherer Stärke an. So versuchte die italienische 45. ID. am Spätnachmittag nochmals, die Abwehrlinie mit einem tiefgegliederten Stoß beiderseits des Nordrandes der Hochfläche zu durchbrechen. Unter dem wohlgezielten Artilleriefeuer

J) Anton P i t r e i c h, Manuskript.

2) Ebenda.

des Verteidigers rasch zusammengeschmolzen, gelang den unerschrocken vorstoßenden Angriffswellen der Einbruch nicht; vom GbSchR. 2 und dem IBaon.II^ó durch Feuer abgewiesen, mußten sie einen verlustreichen Rückzug in die Ausgangsstellungen durchführen1). In gleicher Weise scheiterten alle Versuche der zwischen Oppacchiasella und Nova Vas angesammelten feindlichen Massen, neuerlich zum Angriff vorzubrechen, bereits im zusammengefaßten Feuer der Abwehrartillerie. Keinen günstigeren Ausgang nahmen die Versuche der Italiener, die Höhe -<>-144 endgültig in Besitz zu nehmen. Noch am Abend unternahmen sie örtliche Vorstöße im Wippachtale bei Biglia, nächst der Trigonometerhöhe 208 und auf den Höhen östlich von Monfalcone; dann aber nötigte die auf beiden Seiten eingetretene Erschöpfung, die Waffen sinken zu lassen.

Ergebnisse der achten Isonzoschlacht

Wiederum hatte der hartnäckige Widerstand der Armee Boroevic die Hoffnungen der Italiener auf einen Durchbruch vollständig vereitelt. Diesen Abwehrerfolg konnten die von den angreifenden italienischen Armeen erzielten örtlichen Erfolge, die zudem mit schweren Blutopfern erkauft waren, nicht verkleinern. Der Raumgewinn des Feindes betrug an der Stelle des tiefsten Einbruches, also bei Nova Vas, kaum li/2km.

Wenn von einem nennenswerten Ergebnis des Kampfes die Rede sein kann, so liegt ein solches in der Abdrängung des Verteidigers vom Ostrande des Vallone zwischen Nova Vas und der Trigonometerhöhe 208; aber noch immer hinderte die Behauptung des Raumes westlich von Jamiano durch die Gruppe Schenk die Italiener an der vollen Ausnutzung der wichtigen Talfurche des Vallone. Dagegen können die bescheidenen Erfolge der italienischen 2. Armee bei Sober als unwesentlich bezeichnet werden, da sie die Lage des XVI. Korps in keiner Weise beeinflußten. Die 43. SchD., deren galizische Regimenter tapfer und zähe gekämpft hatten, ging aus dem ungleichen Ringen geschwächt, aber trotz schwerer Verluste unerschüttert hervor.

Allerdings verschlechterte der Verlust eines Stückes der ausgebauten Stellung zwischen Nova Vas und der Höhe A208 die technische Widerstandskraft der Verteidigungslinien auf der Karsthochfläche. Von der Wippach bis zu der oben genannten Trigonometerhöhe war der

1) Die italienische 45. ID. verlor vom 10. bis zum 12. Oktober 156 Offiziere und 4015 Mann ^Brigate di fanteria, IV, VI, und ,.Bersaglieri“).

Zustand der Stellungen des k.u.k. VII. Korps besorgniserregend und mußte bei neuen Kämpfen die Abwehr außerordentlich erschweren.

Die Verluste der achten Isonzoschlacht waren in beiden Lagern bedeutend. Die Italiener beziffern ihre Einbußen auf 657 Offiziere und 19.488 Mann; doch mögen diese Angaben zu niedrig sein1). Die Verluste der Armee Boroevic waren im Kampfraum während des Monates Oktober 32.000 Mann, so daß die Einbußen während der Schlacht über 20.000 Mann betragen haben mögen. An eingebrachten Gefangenen melden die Italiener 254 Offiziere und 7965 Mann, wovon über 3500 Mann auf den Raum bei Nova Vas, 1200 Mann auf die Gegend von Jamiano entfallen; 46 Maschinengewehre und 31 Minenwerfer werden von ihnen als Beute angegeben. Einige tausend Gefangene fielen in den hin- und herwogenden Kämpfen auch dem Verteidiger in die Hände.

Die neunte Isonzoschlacht

(31. Oktober bis 4. November)

Hiezu Skizze 3 der Beilage 31 Die Abwehrkrise bei der Armee Boroevic

In der achten Schlacht war es den Karstverteidigern nochmals gelungen, den oftmaligen Ansturm der italienischen Massen unter geringfügigen Geländeverlusten aufzufangen. Die erfolgreiche Fortsetzung der Abwehr im Falle neuerlicher feindlicher Großangriffe erschien jedoch zweifelhaft, denn der Bogen war bereits allzu straff gespannt.

Vor allem bereitete der öst.-ung. Führung der Zustand der Stellungen auf der Karsthochfläche schwerste Sorgen. Im Abschnitte des k.u.k. VII. Korps zwischen den Nordhängen des Karstes und Lukatić war die Linie dort verblieben, wo dem italienischen Einbruch Halt geboten worden war. Zu der Bezeichnung „Stellung“ fehlten hier alle Merkmale;

1) Diese Zahlen sind in Le medaglie d’oro, II, 186, angegeben. Eine Zusammenstellung der Verluste der italienischen Infanterie aus anderen amtlichen Quellen (Brigate di fanteria, I bis VII, und „Bersaglieri“), wobei einige Truppenkörper fehlen, ergibt folgende Ziffern:

3. Armee, XI. Korps :    286 Offiziere, 7694 Mann

XIII. „

231

8369

VII. „

101

>>

2887

VIII. „

141

35

4470

XXVI. „

24

>5

984

Summe:    783    Offiziere,    24.404    Mann

denn im Nahbereiche der italienischen Minenwerfer konnten nur dürftige Steinriegelmauern und schüttere Reihen von spanischen Reitern geschaffen werden. Was so bei Nacht mühsam entstand, wurde am folgenden Tage durch das feindliche Feuer zertrümmert.

Zudem war diese Abwehrlinie sowohl auf dem Bruchrand als auch südlich davon taktisch wenig günstig gelegen Hier wie dort verlief sie auf dem feindwärtigen Hang der Höhen V. Hribach und Pečinka, zum Teil auch in der Tiefe, von den italienischen Stellungen überhöht und eingesehen. Selbstverständlich waren die hier eingesetzten Truppen gleich zu Beginn eines feindlichen Vorbereitungsfeuers völlig abgeriegelt. Zum Zurücknehmen dieses besonders gefährdeten Teiles der Front in die sogenannte ,,lc-Linie“, also auf die vorerwähnten Höhen, konnte sich die öst.-ung. Führung jedoch nicht entschließen. Auf dem Wege nach Triest sollte, insbesonders vor Fertigstellung der Kostanjevicastellung, jeder Fußbreit Bodens gehalten werden.

Als Aushilfsmittel, um die Verluste während des feindlichen Artilleriefeuers auf ein erträgliches Maß herabzumindern, sollte nach Meinung des k.u.k. VII. Korpskmdos. die .schon lange erwogene „dünne Besetzung“ der vordersten Linie (S. 654) dienen. Die zurückgehaltenen Reserven wurden möglichst weit hinter die Front genommen, um sie vor Zermürbung zu bewahren und um ihnen jene Erholung zukommen zu lassen, die zur Erhaltung ihrer Kampfkraft dringend nötig war. Es fehlten der Armee Boroevic eben nach wie vor starke Reserven, die es ähnlich wie bei den Italienern gestattet hätten, ganze Heereskörper abwechselnd in Ruhequartiere verlegen zu können.

Die durch diese Verteilung der Kräfte heraufbeschworenen Gefahren waren nicht gering. Es war sehr fraglich, ob die weit hinten stehenden Reserven rechtzeitig einlangen würden, um die wegen der dünnen Besetzung preisgegebenen Stellungen im Gegenangriff wieder nehmen zu können, bevor sich der Feind darin mit Massen festgesetzt hätte. Auch war anzunehmen, daß die Verluste der Reserven im Vorarbeiten durch den Feuergürtel, den die italienische Artillerie während jeder Schlacht hinter die Abwehrstellungen zu legen pflegte, nicht geringer sein würden als jene, die bei ausreichender Besetzung der vordersten Linie zu gewärtigen waren. Demnach teilten weder alle Unterführer noch das Vorgesetzte Armeekommando die Hoffnungen, die das VII. Korpskmdo. auf die neue Kampf weise setzte; doch unterblieb ein Eingreifen des Armeekommandos, das allein die Sachlage zu ändern vermocht hätte1).

x) Anton P i t r e i c h, Manuskript.

Aber auch die Kräfteverhältnisse hatten sich am Isonzo sehr zu ungunsten der Armee Boroevic verschoben. Die während der letzten Schlacht aus der Front gezogene 20. HID. kam für einen neuerlichen Einsatz in nächster Zeit nicht mehr in Betracht. Seit ihrem Einlangen am Isonzo im Juni 1915 immer wieder schwersten Verlusten ausgesetzt, in fast jeder Schlacht an Hauptbrennpunkten des erbitterten Ringens kämpfend, war sie nunmehr völlig erschöpft. Nur monatelange Erholung, Auffüllung und Schulung mochte die 20. HID. mit der Zeit wieder zu einem vollwertigen Heereskörper machen.

An ihrer Stelle trat die 44. SchD. in den Verband des VII. Korps und übernahm den Südabschnitt, während die 28. ID., deren Zusammensetzung einschneidende Änderungen erfuhr (Beilage 31), den Frontteil zwischen der Wippach und dem Höhenrand nördlich von Lokvica besetzte. So konnte nunmehr auch die in den vorhergehenden Schlachten stark in Mitleidenschaft gezogene 17. ID. in Ruhequartiere verlegt werden. Bei der Gruppe Schenk ermöglichte der Einsatz der eben eingelangten 10. ID. die Zurücknahme besonders stark hergenommener Truppen.

Trotz dieser Ablösungen war das öst.-ung. 5. Armeekmdo. sehr im Zweifel, ob die Isonzofront noch weiterhin der Zermürbungstaktik der Italiener, die sichtlich der Kampfweise der Franzosen und Engländer entlehnt war, gewachsen sein werde. In einem am 16. Oktober der Heeresleitung vorgelegten Berichte führte GO. Boroevic aus, daß sich seine Armee in einer Krise befinde, da die regelmäßig zur Einreihung gelangenden Marschformationen wohl die im Stellungskriege eintretenden Verluste, erfahrungsgemäß an 2000 Mann im Monat bei jeder Frontdivision im Karstabschnitt, ausgleichen, keinesfalls aber die Schlachteinbußen, die seit Mitte August auf 100.000 Mann angestiegen waren, ersetzen könnten. So waren zur Behauptung des Raumes von der Wippach bis zum Lisert, die im August 4x/2 Divisionen erfordert hatte, bei den geschwächten Ständen zur Zeit der achten Schlacht bereits 8 Divisionen nötig1). Um die Abwehr mit Erfolg fortsetzen zu können, waren nach Meinung des 5. Armeekmdos. nicht nur namhafte Verstärkungen an frischen, vollwertigen Kampftruppen, sondern auch eine erhöhte Zahl einreihungsfähiger Marschformationen nötig. Weiters wurden Artillerieverstärkungen, reichliche Zuweisung von Schießbedarf und beschleunig-

x) Im Frontabschnitt von der Wippach bis zum Meer befanden sich während der sechsten Schlacht 44.700 Frontfeuergewehre, 16.800 solche der Marschformationen; im Oktober zählte die fast verdoppelte Zahl der hier stehenden Heereskörper 49.700 Feuergewehre der Front, 5500 der Marschfonnationen.

ter Ausbau des Minenwerferwesens als unumgänglich erklärt, schließlich die Lösung der schon seit langem betriebenen Frage der Einführung eines Stahlhelmes gefordert, der für die Herabminderung der durch die Steinsplitterung im Karste vervielfachten Verluste als unumgänglich notwendig angesehen wurde.

Die Befriedigung der Anforderungen nach Truppen in vollem Ausmaße war bei der Anspannung an den anderen Fronten unmöglich; immer wieder mußten Aushilfen versucht werden, die natürlich nicht hinreichten, um neuerliche Geländeeinbußen zu verhindern. Überdies nötigten die sich in letzter Zeit verdichtenden Nachrichten über bevorstehende italienische Angriffe auf der Hochfläche von Asiago zur Bereithaltung einiger Bataillone der 5. Armee für eine Verschiebung nach Tirol. Um der Isonzofront wenigstens etwas an frischen Kräften zuführen zu können, wandte sich das AOK. an die DOHL. mit dem Ersuchen, eine öst.-ung. Division im Nordosten freizumachen. Tatsächlich wurde die 14. ID. zur Verfügung gestellt, die am 28. Oktober den Abtransport von Złoczów begann und eben noch rechtzeitig im Küstenlande eintraf, um gegen Ende der neunten Schlacht eingreifen zu können x).

Der Mangel an Truppen verwies die Heeresleitung auf den Weg möglichster Vermehrung der Kampfmittel, doch auch hier waren der Aufrüstung bei der übergroßen Beanspruchung der Vorräte der blockierten Mittelmächte enge Grenzen gezogen. Die Verbündeten gelangten im Wettlaufe zur Materialschlacht immer mehr ins Hintertreffen.

Vorbereitungen der Italiener und Kräftevergleich

Die italienische Heeresleitung hatte die 2. und die 3. Armee am

16. Oktober angewiesen, sich vom 24. Oktober angefangen für die Wiederaufnahme des Angriffes bereitzuhalten. Falls an diesem Tage das Wetter hiefür günstig erscheinen mochte, sollte der Herzog von Aosta, dem die Entscheidung hierüber überlassen wurde, die Schlacht eröffnen, im Gegenfalle am nächstfolgenden klaren Tage.

Seit der Kriegserklärung Italiens an das Deutsche Reich wollten überdies die Nachrichten über Angriffsabsichten der Mittelmächte gegen Italien nicht verstummen. Cadorna erschien es wenig wahrscheinlich, daß die Mittelmächte bei der starken Bindung ihrer Kräfte im Osten ernstlich einen Angriff gegen Italien planten; immerhin wies er Aosta

!) Kriegsgliederung der 14. ID.: Kommandant GM. v. Szende; 27. IBrig.: IR. 71 (4), IR. 72 (3); 28. IBrig.: IR. 48 (3), IR. 76 (4); 1. und 2. Schwd. HR. 5; 14. FABrig.

für diesen Fall an, die Schlacht anzunehmen und auf die Verteidigung des Valloneabschnittes zu stützen, um jene Reserven freimachen zu können, die für die Abwehr eines gleichzeitigen Stoßes aus Südtirol und im Küstenlande nötig erschienen. Im übrigen ließ er die Vorbereitungen für den nächsten eigenen Angriff mit allem Nachdrucke betreiben. Die auf der Karsthochfläche zu erringenden Erfolge mußten bei der Wiedereröffnung der italienischen Kammer im Dezember sehr gelegen kommen.

Die Ziele des bevorstehenden Kampfes, der als natürliche Fortsetzung der achten Schlacht gedacht war, blieben die gleichen wie bei dieser: zunächst war der Raum Trstelj— Hermada zu gewinnen. Wiederum war der 3. Armee die Hauptaufgabe zugedacht. Ihr Nordflügel, das XI. und das XIII. Korps, sollte zunächst das gegnerische Verteidigungssystem zwischen dem V. Hribach, dem Orte Hudilog und Jamiano überwinden und dann gegen die folgenden Abwehrlinien zwischen dem Fajti hrib und den Orten Kostanjevica und Selo vorstoßen. Acht Divisionen wurden hier in einer Frontbreite von 8 Vs km angesetzt. Der Stoß dieser Hauptangriffsgruppe sollte im Süden durch das VII. Korps, im Norden durch das VIII. und das XXIV. Korps der 2. Armee begleitet werden, der im übrigen wieder nur Ablenkungsaufgaben zufielen l). Mit der gleichen Anzahl von Bataillonen wie in der siebenten Schlacht trat die italienische 3. Armee in den Kampf; 177 Bataillone und 24 Fußschwadronen standen dem Herzog von Aosta zur Verfügung. Allerdings verschob sich das Kräfteverhältnis während der Schlacht sehr zu ungunsten des Verteidigers, da die italienische Heeresleitung diesmal nicht wie in den bisherigen Kämpfen den Großteil der Reserven zurückhielt. So befanden sich gegen Ende der Schlacht nur mehr 13 Bataillone in der Armeereserve, 164 Bataillone waren am Kampfe beteiligt, wozu noch 48 Bataillone des Südflügels der 2. Armee traten. Wie die in den folgenden Kämpfen eingebrachten Gefangenen aussagten, hatten die Italiener alles an den Fronten in Tirol und Kärnten entbehrliche Artillerie -und Minenwerfergerät zur 3. Armee herangezogen, um die Wucht des Vorbereitungsfeuers auf das höchste steigern zu können.

Den schließlich im Kampfe stehenden 225 italienischen Bataillonen konnte GO. Boroevic im angegriffenen Frontabschnitt nur 91 Bataillone gegenüberstellen, zu denen noch 19 Bataillone der Armeereserve traten; die Abwehrartillerie verfügte über 543 Geschütze2).

:) Cadorna, La guerra, II, 15.

2) Die Gliederung des Südflügels der k.u.k. 5. Armee ist der Skizze 3 der Beilage 31 zu entnehmen.

So hatte sich das Mißverhältnis der Kräfte für den Verteidiger trotz aller Bemühungen kaum gebessert. Die klare Erkenntnis der daraus entstehenden Gefahren verschärfte die bei dem Zustande der Abwehrstellungen aufgetretenen schweren Sorgen der öst.-ung. Führung. Nur das Vertrauen auf die in acht Schlachten bewiesene Standhaftigkeit der Karstverteidiger hielt die Hoffnung wach, bis zu dem bei Winterbeginn zu erwartenden Abflauen der Kämpfe großen Stiles erfolgreich bestehen zu können.

Die neunte Karstschlacht Der Einbruch der Italiener am 1. und 2. November 1916

Die öst.-ung. Führung war sich um die Mitte Oktober völlig im klaren, daß auch diesmal die eingetretene Kampfpause nur kurz währen werde. Noch hatte Cadorna frische Truppen in hinreichender Stärke zur Verfügung, um das Hämmern auf die bereits arg in Mitleidenschaft gezogene Abwehrfront mit der Hoffnung auf größere, später vielleicht entscheidende Erfolge fortsetzen zu können. Diese Aussichten mußten sich aber in dem Maße verringern, als dem Verteidiger Zeit gelassen wurde, sein Stellungsnetz auszubauen.

Tatsächlich schien nach dem Verhalten des Feindes, der umfangreiche Ablösungen an der Front vornahm, schon am 23. Oktober ein neuerlicher Großangriff bevorzustehen. Dies bestätigten auch die Aussagen zahlreicher Überläufer, die sich, wie vor jeder Schlacht, einfanden. Erhöhte Artillerietätigkeit und ein italienischer Fliegerangriff auf die Stadt Triest waren gleichfalls bekannte Vorzeichen. Aber es sollte noch eine Woche verstreichen, bevor der Schlag niederfiel.

Am 24. Oktober setzte Schlechtwetter ein, das die Verschiebung des Angriffsbeginnes zur Folge hatte. Wohl aber dauerte das Feuer der italienischen Artillerie und Minenwerfer noch weiterhin fort und schwoll am 25. Oktober zu einer Heftigkeit an, die als Beginn der artilleristischen Einleitung der erwarteten Schlacht gedeutet werden mußte. Der gegen Mittag einsetzende Regen und dichte Nebelschleier brachten aber das Schießen zum Verstummen.

In den folgenden Tagen benützten beide Teile jede vorübergehende Besserung der Sicht zu regem Artilleriefeuer. Beobachtungsstellen und Kommandostandorte, Ortschaften und Anmarschstraßen bildeten die Ziele der italienischen Langrohre. Die Abwehrartillerie nahm zumeist die feindlichen Munitionstapel und die sehr zahlreichen Minenwerferbatterien — zwischen Lokvica und der Straße von Oppacchiasella nach Kostanjevica wurden deren 30 wahrgenommen — unter Feuer und bekämpfte alle Versuche der italienischen Infanterie, ihre Sturmstellungen zu Zeiten schlechter Sicht vorzuschieben. Die Italiener waren, wie der rege Verkehr hinter ihrer Front bewies, aber auch darauf bedacht, die unerwarteterweise eingetretene Verschiebung des Angriffsbeginnes zur Vervollständigung ihrer Vorbereitungen zu verwenden.

Diese Tage dauernder Bereitschaft stellten Führung und Truppe der Armee Boroevic auf eine harte Probe. Es war unzweifelhaft, daß der erwartete italienische Großangriff am ersten klaren Tage losbrechen werde; die Gefangenenaussagen kündigten einstimmig an, daß diesmal keine mehrtägige Feuervorbereitung geplant sei, sondern daß die italienische 3. Armee nach kurzem Feueranfall zum Sturme vorgehen werde. Dies nötigte zu erhöhter Wachsamkeit und Beanspruchung der Truppen des Verteidigers, die wegen des schlechten Wetters, gegen das die notdürftigen Unterkünfte kaum Schutz boten, erhebliche Krankenabgänge zu verzeichnen hatten. Die Vervollständigung der Stellungen machte keine Fortschritte, da alle Kräfte für die Erhaltung des Bestehenden angespannt werden mußten. Namentlich an der Vertojbica konnten sich die Truppen nur mit größter Mühe des Wassers erwehren, das die Gräben ausfüllte, die Brustwehren zum Einstürzen brachte und alle Niederungen versumpfte. Nennenswert waren auch die Blutverluste des Verteidigers, der im Wippachtale und auf der Hochfläche von Comen vom 24. bis zum 28. Oktober fast 500 Mann durch Tod und über 2300 durch Verwundung einbüßte.

So gesellte sich zu dem Mangel einer entsprechenden Verteidigungsstellung und an zureichenden Kräften noch die übergroße körperliche Beanspruchung der Kampftruppen der k.u.k. 5. Armee im Görzischen, und es ist begreiflich, wenn die öst.-ung. Führung diesmal nicht mit der Zuversicht, die bisher selten gefehlt hatte, den neuen, gewiß wieder schweren Kämpfen entgegensah.

Der 30. Oktober brachte die von Cadorna mit Ungeduld erwartete allmähliche Ausheiterung. Die Tätigkeit der italienischen Artillerie und der Minenwerfer steigerte sich daher an diesem Tage zu größerer Lebhaftigkeit und schwoll am 31. Oktober um 8h vorm. zu voller Wucht an: die neunte Isonzoschlacht hatte begonnen.

Auch diesmal leitete rege feindliche Fliegertätigkeit den Kampf auf der Karsthochfläche ein. Die Orte Duttoule und Sesana sowie das Schloß

Miramar wurden das Ziel italienischer Bombenabwürfe. In den Nachmittagsstunden versuchte die feindliche Infanterie an zahlreichen Stellen der Angriffsfront gegen die Abwehrlinien vorzustoßen, wurde aber allerorten abgewiesen1'). Hierauf nahm die Feuervorbereitung in ungeschwächter Stärke ihren Fortgang; sie hielt auch während der Nacht mit kaum verminderter Heftigkeit an.

Am ersten Großkampftage, dem 1. November, steigerte sich das italienische Feuer bei Morgengrauen zur mächtig tobenden Artillerieschlacht. Dem Vernichtungsfeuer folgte vor Mittag zwischen Görz und dem Meer der einheitliche Anlauf der feindlichen Infanterie.

Wenig Erfolg hatte der Vorstoß des Südflügels der italienischen 2. Armee. Im Panowitzer Walde und bei Tivoli wurde der Angriff der italienischen 43. ID. im Gegenstoße aufgefangen; im Tale südlich von S. Marco und bei Sober wurde die 11. ID. abgewiesen, während die 48. ID. in ihren Gräben die Vertojbica entlang durch Artilleriefeuer niedergehalten wurde. So wurde der 1. November wiederum zu einem Ehrentag für das k.u.k. XVI. Korps.

Im Gegensatz zu diesem Mißerfolg der italienischen 2. Armee hatte der feindliche Hauptstoß auf der Karsthochfläche im ersten Anlaufe Erfolg. Die Reste der zu schwach gehaltenen Stellungsbesatzungen, von allerschwersten Verlusten betroffen und zermürbt, konnten dem Massenstoß der italienischen Infanterie, die diesmal das Sperrfeuer unterlief, in ausgedehnten Frontabschnitten keinen nachhaltigen Widerstand entgegensetzen und gerieten, soweit sie nicht im Nahkampfe mit den feindlichen Massen der blanken Waffe zum Opfer fielen, größtenteils in Gefangenschaft.

Der erste Einbruch gelang der italienischen 45. ID. im Abschnitte der 28. ID. auf dem Kamme am Nordrand der Hochfläche. Durch diese Lücke vordringend, gewann der Feind rasch Raum gegen Osten, da FML. Schneider-Manns-Au, dessen Reserve sich zum größeren Teile im Wippachtale befand, hier nur wenige Kompagnien verfügbar hatte, die den Einbruch nicht begrenzen konnten. Dies wurde auch der südlich anschließenden 44. SchD. zum Verhängnis.

Von dieser bewährten alpenländischen Division stand die 87. SchBrig. zwischen der Höhe östlich der Kote 246 bis zur Straße Oppacchiasella— Kostanjevica mit drei Bataillonen in der Stellung, mit einem Bataillon Reserve beiderseits der Höhe Pečinka und einem Halbbataillon westlich der

x) Der auf Seite des Verteidigers an diesem Tage gemeldete Großangriff wird von allen italienischen Quellen auf den 1. November verlegt.

Höhe -c|>-363. Noch vor llh vorm. brach gegen diese schwachen Kräfte die italienische 4. ID., acht bis zehn Glieder tief, zum Stoße vor und überrannte, da die Hindernisse weggefegt und die Stellungen fast völlig eingeebnet waren, die Reste der Stellungskompagnien der Schützenregimenter 2 und 21. Die zunächststehenden Reserven warfen sich den italienischen Massen mutig entgegen, deren Vordringen zum Stocken kam. Noch bestand in Unkenntnis der Ereignisse auf dem Südflügel der 28. ID. die Hoffnung, bis zum Einlangen der der 87. SchBrig. zugesandten Reserven standhalten und den Einbruch verhindern zu können *), als die Höhe Pečínka überraschend in Feindeshand fiel.

Die italienische 45. ID. hatte, entgegen der bisherigen Gepflogenheit den Stoß nach vollzogenem Einbruch fortsetzend, sich des V. Hri-bach -<j>- 343 bemächtigt und war sodann mit Teilen nach Süden eingeschwenkt. Sie eroberten die Höhe Pečinka; damit war das Schicksal der Reste der SchR. 21 besiegelt.

Da jetzt auch die italienische 49. ID. auf dem Nordabfall der Hochfläche anstürmte, um nun noch den Rest der Stellung der 28. ID. zu nehmen, wurde die Lage des k.u.k. VII. Korps kritisch. Wohl gelang es den standhaft ausharrenden Truppen der 28. ID., ihre Stellungen zu behaupten und durch Einsatz des IR. 11 nördlich des V. Hribach einen Haken zu bilden; doch von hier bis zur Straße nach Kostanjevica klaffte bereits eine 3 km breite Lücke, durch die der Feind bis in den Artillerieraum des VII. Korps vordrang. Nur ein dünner Schleier abgekämpfter Kompagnien deckte in der Linie Ort Fajti—Gegend um die Höhe-<i>- 291 das Abfahren der Batterien, von denen einzelne, bis zum Eindringen der Italiener in die Geschützlinie feuernd, in die Gewalt des rasch vorstürmenden Feindes fielen.

Der Einbruch nördlich der Straße hatte auch die Räumung der südlich anschließenden Stellungen der 44. SchBrig. bis zum Orte Hudilog zur Folge, wo der Nordflügel des italienischen XIII. Korps langsam folgte. Dieses Korps hatte sich dem Angriff der Hauptstoßgruppe angeschlossen. Südlich der Straße von Oppacchiasella nach Kostanjevica ging die 47. ID. vor; weiter nach Süden griff die 34. ID. mit der Richtung Lukatič—Versic an, die verstärkte 33. ID. schritt beiderseits der Tri-gonometerhöhe 208 zum Angriffe. Die Gruppe Schenk wußte aber auch diesmal den Stoß aufzufangen. Örtliche Einbrüche der Italiener wurden

x) Von diesen Reserven trafen ein Bataillon des südlichen Nachbars im Laufe des Nachmittags, zwei Bataillone der 7 km hinter der Front stehenden Divisionsreserve erst bei Dunkelheit ein.

durch raschen Gegenstoß der hier bereitgehaltenen Nahreserven beseitigt. Mit größtem Nachdruck lief der Feind gegen den Frontteil zwischen den Orten Lukatić und Hudilog Sturm. Hier hielt das bewährte k. k. LstlR. 32, unterstützt von Teilen der Infanterieregimenter 15 und 98, die Stellung und ermöglichte so dem GbSchR. 2 das Ausharren an der Bruchstelle der Front bei Hudilog. Weiter nach Süden waren wiederum die Stellungen zwischen Jamiano und Pietra rossa, namentlich die heißumstrittene Höhe -<{>-144, das Ziel hartnäckiger feindlicher Anstürme, die jedoch an der unerschütterlichen Abwehr zerschellten.

Die in den Nachmittagsstunden immer kritischer gewordene Lage des k.u.k. VII. Korps besserte sich erst gegen Abend, da die Italiener mit ihren Hauptkräften über die Höhen V. Hribach und Pečínka nicht weiter vorgingen und die nach und nach einlangenden Reserven die Widerstandslinie festigten. An ein längeres Halten im offenen Gelände war aber nicht zu denken. Es blieben nur die Möglichkeiten, entweder im Gegenangriff die verlorengegangene Stellung wiederzugewinnen oder in die zweite Linie, Höhe-<>-464 östlich Fajti hrib—Kostanjevica, zu weichen, deren verhältnismäßig vorgeschrittener Ausbau nachhaltigen Widerstand erhoffen ließ.

Das VII. Korpskmdo. hatte schon in den Mittagsstunden den Entschluß gefaßt, die Lage durch einen Gegenangriff der noch verfügbaren acht Bataillone, unterstützt durch drei Bataillone der Gruppe Schenk, wiederherzustellen. Es berichtete hierüber dem Armeekommando. Die im Raume Hudilog—Lukatić anhaltenden schweren Kämpfe schoben aber die Bereitstellung der von Südosten anzusetzenden Stoßgruppe immer wieder hinaus, so daß der geplante Gegenstoß zunächst unterblieb.

Inzwischen hatte die eingetretene Schlachtkrise das 5. Armeekmdo. dazu bewogen, seine Reserven den bedrohten Kampfabschnitten zur Verfügung zu stellen. Zur Gruppe Schenk gelangte die 16. ID., hiefür war das IR. 21 zum XVI. Korps abzugeben. Das VII. Korps erhielt das Verfügungsrecht über die 17. ID., die zunächst in den Raum umTemnica vorgezogen wurde. Mit diesen Kräften sollten die beiden Abschnittskommandos gemäß einem um 3h nachm. ergangenen Befehl des Armeekommandos durch einen zangenartig gegen den vorspringenden Teil der italienischen Front geführten Gegenangriff die alten Stellungen völlig zurückgewinnen.

Hiemit war die augenblicklich verfügbare Armeereserve fast ganz verausgabt; bis zum Einlangen der am 2. November früh mit den Anfängen im Armeebereiche erwarteten 14. ID. war daher GO. Boroevic nicht in der Lage, den weiteren Verlauf der Kämpfe durch Einsatz von Reserven zu beeinflussen.

Zu dem vom 5. Armeekmdo. im Einklang mit den Absichten des VII. Korpskmdos. angeordneten wuchtigen Gegenangriff kam es nicht. FML. Schenk war nach den harten Kämpfen des Nachmittages, die wohl mit einem vollen, aber unter schweren Verlusten erkämpften Abwehrerfolge abgeklungen waren, nicht imstande, starke Kräfte zum Gegenstoß gegen Nordwesten beizustellen, und Erzherzog Joseph zog es in Anbetracht der kritischen Lage vor, die 17. ID. zunächst nicht einzusetzen, um nicht die letzte auf der Karsthochfläche befindliche Reserve vorzeitig auszuspielen.

So traten nur die vom VII. Korpskmdo. bereits zum Angriff befohlenen acht Bataillone der 28. ID. und der 44. SchD., die zudem teilweise schon im Anmarsche schwere Einbußen durch das feindliche Artilleriefeuer erlitten hatten *), zum Gegenangriff an. Trotz ihrer zahlenmäßigen Schwäche gewannen sie während der Nacht und am 2. November vormittags zunächst Raum gegen Westen und ermöglichten so die Bergung von zehn am Vortage stehengebliebenen Geschützen. Die Italiener, die zu dieser Zeit wegen des trüben Wetters nicht die volle Unterstützung ihrer Artillerie fanden, gerieten im Raume westlich der Höhe -cj>- 308 in Bedrängnis und büßten 500 Mann an Gefangenen ein. So war die Lage des VII. Korps auf der Karsthochfläche in günstiger Entwicklung, als um die Mittagsstunde neues Unheil über seine Truppen hereinbrach.

Die um diese Zeit eintretende Aufhellung gestattete der italienischen Artillerie volle Entfaltung ihrer Feuerkraft, die namentlich gegen die von Nordosten vorgehende Stoßgruppe der 28. ID. verheerend wirkte. Durch Flanken- und Rückenfeuer in wirksamster Weise gefaßt und erschüttert, unterlag die fünf Bataillone starke Gruppe dem wuchtigen Stoß, den die italienische 45. ID. den Kamm entlang führte und wurde fast vernichtet. In Ausnützung des Erfolges, der zahlreiche Gefangene einbrachte, nahm die feindliche Division im ersten Anlauf den Fajti hrib A 432 2).

*) Die Italiener belegten die Anmarschräume mit Gasgeschoßen, die zwar noch nicht die nachhaltige Wirkung späterer Monate aufwiesen, dennoch aber den nur spärlich mit Gasmasken ausgerüsteten Truppen der Armee Boroevic empfindliche Verluste beibrachten. Erst bis zum Monatsende erhielt die 5. Armee —■ bis auf das XV. Korps — Gasmasken für den vollen Kampfstand.

2) In den Karten trägt die niedere Höhe A 432 die Bezeichnung Fajti hrib. In der Folge werden, dem seinerzeitigen Gebrauch entsprechend, diese Höhe als „kleiner“, die Höhe -<>- 464 als „großer“ Fajti hrib bezeichnet.

Auch weiter südlich konnte die wiederum zum Sturm ansetzende italienische 4. ID. die von den vorhergegangenen Kämpfen geschwächte und ausgeblutete 87. SchBrig. neuerlich werfen. Die hier stehende Artillerie des VII. Korps geriet in harte Bedrängnis und büßte Geschütze ein; die kaum notdürftig geschlossene Lücke in der Karstfront war von neuem in erweitertem Umfange aufgerissen, eine Kampfkrise schwerster Art eingetreten. Das k.u.k. VII. Korpskmdo. entschloß sich in dieser Stunde höchster Not, die 17. ID. in die Kostanjevicastellung einzusetzen, um dem Feinde hier Halt zu gebieten.

Auch in den der Hauptkampffront benachbarten Abschnitten wurde erbittert gekämpft. Im Bereiche des öst.-ung. XVI. Korps brachen alle Anstürme der Italiener beiderseits des Rosentales gegenüber dem entschlossenen Widerstande der 58. ID. zusammen. Insbesonders machten hier in opfervollem Ringen das SchR. 23, das ungarische LstlR. 2 und das österreichische LstlBaon. IV/39 alle Anstrengungen des Feindes zunichte. Weiter gegen Süden wußte die 43. SchD. starke Angriffe östlich von Sober und zahlreiche Anstürme an der unteren Vertojbica, wo die Italiener — stellenweise bis zum Gürtel im Wasser watend — immer wieder ihre Vorstöße erneuerten, durch Feuer oder im Gegenangriffe abzuwehren; hier zeichnete sich wiederum das bewährte Bukowinaer IR. 41 aus. Vom XVI. Korps wurden den Italienern 20 Offiziere und über 400 Mann als Gefangene und 7 Maschinengewehre als Beute abgenommen. Das XVI. Korps wurde durch diese erfolgreiche Abwehr in die Lage versetzt, seinem hartbedrängten linken Nachbar auf dem Nordabfall der Karsthochfläche durch Entsendung des IR. 21 auf die Hangkuppe des Volkovnjak zu Hilfe zu kommen.

Auf dem Südflügel der Schlachtfront wurde am 2. November ebenfalls heftig gerungen. Die Gruppe Schenk wehrte hier alle örtlichen Einbrüche im Gegenangriff ab und war am Abend des Kampftages im Vollbesitz ihrer Stellungen. AJlerdings hatte die erfolgreiche Verteidigung all die Reserven beansprucht, dfe zur Unterstützung des Gegenangriffes des VII. Korps verwendet werden sollten. Nur notdürftig konnte die durch den neuerlichen Einbruch der Italiener beim VII. Korps entstandene Gefahr für die Gruppe Schenk gebannt werden. Zur Schließung der in ihrer Nordflanke aufgerissenen Lücke zwischen Hudilog und Kostanjevica standen zunächst nur drei Bataillone zur Verfügung.

So hatte die Krise der Schlacht am Spätnachmittage des zweiten Kampftages ihren Höhepunkt erreicht. Bange harrte die öst.-ung. Führung, deren Reserven nunmehr bis zum letzten Bataillon verausgabt waren, auf die Beendigung der Versammlung der 14. Division. Aber auch diesmal wußte der Feind seine Erfolge nicht auszunützen. Er folgte nur zögernd den weichenden Truppen des Verteidigers und hütete sich, allzu tief in den durch das Festhalten der dem Einbruchsraum benachbarten Abschnitte gebildeten Sack einzudringen. Hier schlug alsbald das Feuer der unter der einheitlichen Leitung des Obst. Janečka zusammengefaßten Batterien des Nordteiles der Karsthochfläche hinein und benahm dem Feind jede Lust zum scharfen Nachdrängen.

Der Ausgang der Schlacht und ihre Ergebnisse

GO. Boroevic war keineswegs gesonnen, die Erfolge der Italiener unbestritten zu lassen. Schon um 4h 45 nachm. erhielt Erzherzog Joseph den Befehl, die Lage durch einen Gegenangriff der 17. ID. vom Nordflügel her wieder herzustellen. An diesem Angriffe sollten die vier im Anmarsche befindlichen Bataillone des XVI. Korps und drei Bataillone der Gruppe Schenk teilnehmen. Zu dieser Zeit hatte aber das 5. Armeekmdo. noch kein zutreffendes Bild über den Zustand des Hauptteiles der Truppen der 28. ID. und der 44. SchD., von denen nur abgekämpfte Schlacken hinter der neugebildeten Front gesammelt werden konnten.

Damit GO. Boroevic bis zur vollständigen Versammlung der 14. ID. für den äußersten Notfall gewappnet sei, erhielt er vom AOK. das Verfügungsrecht über die in Ruhequartieren liegende 20. HID., die indes noch kaum volle Kampffähigkeit, keinesfalls aber entsprechende Gefechtsstände erreicht hatte.

Den ihm zugegangenen Befehlen entsprechend traf Erzherzog Joseph in den Abendstunden alle Vorbereitungen für den konzentrischen Gegenangriff von insgesamt 21 Bataillonen. Als letzter Rückhalt sollten im Laufe der Nacht die 20. HID. in den Raum von Duttoule, die bereits verwendungsfähigen Teile der 14. ID. in die Gegend um Temnica gelangen. Mit diesen Vorkehrungen ging der zweite, so ereignisreiche Schlachttag zur Neige, ,,ein in Anbetracht der nun voll entbrannten Schlacht besonders eindrucksvoller, düsterer Allerseelentag! Er war und blieb einer der krisenhaftesten von sämtlichen zahlreichen an der Isonzofront durchkämpften Tagen und entsprach seiner althergebrachten schaurigen Bedeutung in vollkommenster Weise1).“

Nach einer infolge der beiderseitigen Erschöpfung ziemlich ruhig verlaufenen Nacht flackerte der Kampf am 3. November nur auf ein*) Anton P i t r e i c h, Manuskript.

zelnen Teilen des Schlachtfeldes von Neuem auf. Ansonsten waren die Verteidiger mit den Vorbereitungen für den Gegenangriff, die Italiener mit Verschiebungen zur Fortsetzung des Kampfes beschäftigt. Auch das trübe Wetter trug zur Verminderung der Kampftätigkeit bei.

Im Bereiche des XVI. Korps wurde tagsüber bei Sv. Kateřina und Damber gekämpft. In den Abendstunden versuchten die Italiener einen Überfall zwischen der Vertojbica und den Höhen westlich von Biglia; sie wurden erst nachts aus einem verlorengegangenen Stellungsteil vertrieben.

Auf dem Nordabfall der Karsthochfläche waren die hier noch in den ursprünglichen Stellungen verbliebenen Truppen der 56. IBrig. zum Anschluß an die 17. ID. zurückgenommen worden; die nachdrängende italienische 49. ID. bemächtigte sich der Höhe-<i>- 126 südlich von Biglia. Die infolgedessen alsbald einsetzende flankierende Wirkung der italienischen Artillerie von der Nordflanke des vorspringenden Keiles der neuen italienischen Stellungen gegen das XVI. Korps auf den Hügeln östlich von Görz war eine höchst unliebsame Folge der neunten Schlacht.

Heiße Kämpfe entbrannten schon in den Morgenstunden auf dem Nordrande der Karsthochfläche östlich vom kleinen Fajti hrib, von dem aus die italienische 45. ID., nach kräftigstem Artilleriefeuer mit drei Regimentern vorstoßend, die Höhe-<^-464 zu nehmen versuchte. Hier am Bruchpunkte der neuen Abwehrfront, mußte ein neuerlicher Erfolg das Schicksal der Schlacht entscheiden. Tatsächlich gelang es den mit Entschiedenheit angreifenden Italienern, in die noch unfertige und geschlossene Drahtverhaue entbehrende Stellung einzudringen. Zu diesem Zeitpunkte war die Gruppierung der 17. ID. für den Gegenangriff im Gange, in deren Rahmen sich das Bataillon IV/61 östlich des großen Fajti hrib bereitzustellen hatte. Rasch die Gefahr erkennend, die der neuen Front hier an empfindlichster Stelle drohte, führte das Bataillon gemeinsam mit den Resten der Stellungsbesatzung den Gegenstoß durch, der den eingedrungenen Feind völlig überraschte. Unter empfindlichen Einbußen geworfen und in das Vorfeld verfolgt, büßten die Italiener 11 Offiziere und 500 Mann durch Gefangennahme sowie 7 Maschinengewehre ein1). Der empfindliche Mißerfolg benahm ihnen jede Hoffnung auf weitere Fortschritte in der Hauptrichtung ihres Angriffes2).

x) Für diese entscheidende Waffeniat erhielt der Bataillonskommandant, Hauptmann Peter Roósz des IR. 61, das Ritterkreuz des Militär-Maria Theresien-Ordens.

2) Die hier kämpfende italienische Brigade Toscana verlor vom 1. bis zum 3. November an Toten 13 Offiziere und 377 Mann, an Verwundeten 51 Offiziere, 1274 Mann, an Vermißten 8 Offiziere und 911 Mann (Brigate di fanteria, IV).

Die Vorbereitungen für den vom 5. Armeekmdo. anbefohlenen Gegenangriff hatten sich in Anbetracht der Erschöpfung der Truppen bis zum späten Vormittag hinausgezogen. Erzherzog Joseph war sich darüber im klaren, daß mit jeder Verzögerung die bei der zahlenmäßigen Übermacht des Feindes ohnehin zweifelhaften Erfolgsaussichten zusammenschrumpften, und setzte daher den Angriffsbeginn auf 3h nachm. fest. In der hierüber an das Armeekommando erstatteten Meldung verhehlte er aber nicht, daß die Kommandanten der 17. und der 28. ID. übereinstimmend der Meinung seien, der Gegenangriff hätte besser zu unterbleiben. Ein Mißlingen konnte für die ganze Front entscheidend sein, ganz abgesehen davon, daß es begreiflicherweise nicht verlockend war, die wenigstens zum Teile ausgebaute, taktisch günstig gelegene Stellung zu verlassen, die eben ihre Stärke bewiesen hatte, um bestenfalls die alten, eingeebneten Linien oder eine Zwischenstellung im offenen Gelände zu gewinnen.

Unter diesen Umständen und wegen der ungeklärten Lage, die bei dem Mangel an Reserven äußerste Sparsamkeit mit Kräften gebot, erteilte GO. Boroevic den Befehl, den Gegenstoß zu unterlassen und bis zum äußersten Widerstand in der von den Truppen besetzten Linie zu leisten. Es war zu hoffen, daß sich die Lage auf der Karsthochfläche in den nächsten Tagen wesentlich zugunsten des Verteidigers bessern werde. Von der 14. ID. waren am Abend des 3. November 6y2 Bataillone im Anmarsch zur Front, 4 Bataillone konnten am nächsten Tage folgen. Die 28. ID., der am 2. November bereits das IR. 21 zugekommen war, wurde noch durch das IR. 47 verstärkt. Überdies kündigte die Heeresleitung das Einlangen der k. k. 1. LstlBrig. an, die von der DOHL. auf dem russischen Kriegsschauplatz freigemacht wurde und deren Transporte an jene der 14. ID. unmittelbar anschließen sollten1).

Die Italiener hatten inzwischen alle Vorkehrungen getroffen, um den „Sack von Hudilog“ durch Wegnahme der Stellungen des Südflügels der öst.-ung. Karstfront zu öffnen. So galten am 4. November die Anstrengungen des italienischen XIII. Korps der Front zwischen Hudilog und Jamiano. Drei Divisionen liefen gegen diesen Frontteil Sturm; gegen die Ecke von Hudilog die durch zwei frische Brigaden der Armeereserve verstärkte 47. ID., gegen Lukatić und die Trigonometerhöhe 208 wiederum die 34. und die 33. Division. Das Ziel des Stoßes war Selo.

*) Kriegsglicderung der 1. LstlBrig.: Kommandant GM. v. Soretic, k. k. LstlR. 2 (3), 22 (3). Die Brigade langte bis zum 11. November bei der 5. Armee ein; das k. k. LstlR. 1 war noch im Bereich der 2. Armee zurückgeblieben.

Schon vormittags hatte das GbSchR. 2 heftige Angriffe bei Hudilog abzuwehren; nach kurzem, aber äußerst heftigem/Trommelfeuer stürm, ten die Italiener gegen die ganze Front von Hudilog bis zur Höhe A 208 vergeblich an. An der Seite der unerschütterlich standhaltenden Infanterie der Gruppe Schenk hatte die treffsicher wirkende Abwehrartillerie einen Hauptteil an dem Erfolg des Tages. Noch um 8h abends wurde hier erbittert gekämpft, bis die hereinbrechende Nacht die Waffen ruhen ließ. Mit diesen Teilkämpfen fand die neunte Isonzoschlacht ihr Ende.

In größerem Umfange als in den beiden vorhergehenden Großangriffen hatten die Italiener in der neunten Schlacht Raum gewonnen. Statt des angestrebten Durchbruches, dessen Gelingen zeitweise in greifbarer Nähe schien, hatten sie jedoch wiederum nur eine Einbeulung der Abwehrfront erzielt, die nicht genügend in die Tiefe griff, um die öst.-ung. Stellungen im Hügellande östlich von Görz ernstlich zu bedrohen oder den noch immer beiderseits des Ausganges der Vallonefurche ausharrenden Südflügel der Karstverteidigung zum Zurückweichen zu zwingen. Der Herzog von Aosta hatte somit auf dem dornenreichen Weg nach Triest keine nennenswerten Fortschritte erzielt; neue und schwere Anstrengungen waren nötig, um dem heißersehnten Ziele näher zu kommen.

Aber auch diese kargen Erfolge der neunten Schlacht hatten die Italiener schwerste Opfer gekostet. Die italienischen amtlichen Quellen beziffern die Verluste auf 825 Offiziere und 28.100 Mann1).

Demgegenüber erreichten die Einbußen des Südflügels der Armee Boroevic 28.000 Mann; an Gefangenen verlor er nach italienischer Angabe 259 Offiziere und 8700 Mann; 23 Geschütze, 9 Minenwerfer und

42 Maschinengewehre blieben in Feindeshand2). Diese schweren Verluste

*) Le Medaglie ď oro, II, 198. Im Gegensätze zu diesen Ziffern ergibt die Zusammenstellung der in gleichfalls amtlichen Veröffentlichungen — Le brigate di fanteria, „Bersaglieri“ — angegebenen Einzelverluste der italienischen Infanterie folgende Zahlen:

Südflügel der 2. Armee:    180 Offiziere, 6.500 Mann

3. Armee    XI. Korps:    365    „    12.500    „

XIII. „    300    „    10.500    ,,

VII. „    130    „    2.300    „

Summe: 975 Offiziere, 31.800 Mann

an Toten, Verwundeten und Vermißten. Demnach wären die Gesamtverluste mit etwa 35.000 Mann einzuschätzen, hievon 32.000 Mann an blutigen Einbußen, da der Verteidiger 3000 Mann an Gefangenen einbrachte.

2) Überdies wurden im Laufe der Schlacht 66 Geschütze und 8 Maschinengewehre unbrauchbar.

von fast einem Drittel des Feuergewehrstandes konnten nur nach und nach ersetzt werden; zunächst mußten Kräfte, die von anderen Fronten zugeführt wurden, aushelfen.

Trotz der Einbußen an Kämpfern und dem Geländeverlust hatte die Lage der 5. Armee auf der Karsthochfläche nunmehr eine tiefgreifende Veränderung erfahren. Der Verteidiger stand zum ersten Male seit der zweiten Phase der sechsten Isonzoschlacht auch auf dem Nordteil der Hochfläche in taktisch günstigen, in ihrem Bauzustand besseren Stellungen, deren Fertigstellung in den nächsten Wochen mit Anspannung aller Kräfte betrieben wurde1).

Wesentlich ungünstiger war die Lage des Verteidigers gegenüber den Flanken des vorgetriebenen italienischen Keiles. Zwischen Kostanjevica und Hudilog war deshalb noch am 4. November die 14. ID. eingesetzt worden, die die gefährliche Lücke endgültig schloß. Auf den Nordhängen der Hochfläche, wo die Italiener bereits wesentliche Vorteile südlich von Biglia errungen hatten, konnte das Gleichgewicht nur im Kampfe wiederhergestellt werden. Dieser Aufgabe galten die nächsten Vorbereitungen der hier stehenden 28. Division.

Rückblick auf die H e r b s t s c h 1 a c h t e n und der Kleinkrieg bis zum Jahresende

Hiezu Beilagen 30 und 33

Als der rauhe Spätherbst des Jahres 1916 mit Regengüssen und der über den kahlen Karst hinwegfegenden Bora den Kampfhandlungen großen Stiles ein Ende bereitete, war für beide Teile der Augenblick gekommen, sich über die Ergebnisse des dreimaligen Ringens klar zu werden und Entschlüsse für das künftige Verfahren zu fassen.

Der vom k.u.k. VII. Korps unternommene Versuch, den von den Verhältnissen aufgezwungenen Kampf um eine Verteidigungslinie durch ein neues Kampfverfahren weniger verlustreich zu gestalten (S. 654), war gescheitert. Gerade dieses Verfahren, bei dem die zu schwach gehaltenen Sicherheitsbesatzungen verbluteten, bevor die zu weit zurückgehaltenen Reserven einlangen konnten, hatte nicht nur eine Steigerung der Verluste, sondern auch zum erstenmal namhafte Raumeinbußen gebracht. Wenn es auch diesmal noch gelungen war, den Durchbruch zu verhüten

x) Neben den Stellungstruppen arbeitete in diesem Raume eine Befestigungsbaugruppe, deren Stand an Arbeitern Ende November 18.500 Mann betrug.

und den Stoß in der einigermaßen ausgebauten Kostanjevicastellung aufzufangen, so war es dennoch klar, daß nur die Schaffung eines befestigten Raumes Gewähr dafür bieten könne, daß die Abwehr in Hinkunft erfolgreich bestehen werde. In dieser Richtung bewegten sich die Vorkehrungen der Armee Boroevic in der nächsten Zeit. Zunächst galt es, die infolge des feindlichen Druckes vorzeitig bezogene Hauptstellung auf volle Verteidigungsfähigkeit zu bringen; die Anlage hinterer Linien und der Bau von Zwischenstützpunkten sollten folgen.

Schwere Verluste hatte das blutige Ringen in den drei Herbstschlachten gefordert. Die Einbußen des Südflügels der k.u.k. 5. Armee in den Monaten September, Oktober und November zeigt die Beilage 33. Die Heeresleitung mußte darauf bedacht sein, der 5. Armee außer den normalen Ersätzen weitere Kräfte zuzuführen. Gleichzeitig mit der Zuweisung der 1. LstlBrig. aus dem Nordosten hatten auch Tirol und Kärnten je ein Bataillon an den Isonzo abzugeben. Überdies sollte die Heeresgruppe Erzherzog Eugen 3500 Mann, die 10. Armee 1000 Mann an Ersätzen für jene Truppenkörper stellen, die in der neunten Schlacht am meisten gelitten hatten1). Schließlich wurde mit der DOHL. vereinbart, die 20. HID. an einen ruhigen Frontabschnitt im Nordosten zu verlegen, wo sie ihre Auffrischung fortsetzen konnte, hingegen die 48. ID. der 5. Armee zuzuweisen. Diese Division traf in der zweiten Novemberhälfte ein2); von der 20. HID. gingen jedoch nur das Kommando und die 39. HIBrig. ab, die 81. HIBrig. verblieb bei der Armee Boroevic als Reserve des AOK., die 20. HFABrig. beim VII. Korps. Im Dezember langte noch die 41. HID.3) aus Rußland ein und wurde ebenfalls als Reserve der Heeresleitung im Raume von Sesana versammelt.

Neben diesem ansehnlichen Kräftezuwachs an Infanterie, der alsbald den Kampfwillen der Truppe neu erstarken ließ, erfolgte auch eine ansehnliche Vermehrung der Artillerie. Kurz nach Abschluß der neunten Schlacht langte die 9. FABrig. im Bereiche des Abschnittes IIIb4)

x) IR. 96, IBaon. III/bh. 3, SchR. 2, SchR. 21, GbSchR. 1. Die oben angegebenen Zahlen wurden bei weitem nicht erreicht.

2)    Kriegsgliederung der 48. ID.:    Kommandant GM. Prinz Schwarzenberg;

11. GbBrig.: IBaone. IV/3, 1/10, I und 11/79; 12. GbBrig.: IBaone. 1/3, 11/37,1/93,

II 100; 1. Schwd. rt. TKSchD.

3)    Kriegsgliederung der 41. HID.: Kommandant GM. Schamschula; 82. HIBrig.: HIR. 12 (3), 20 (2); 40. HIBrig.: HIR. 31 (2), 32 (2); 5. und 6. Schwd. HHR. 4; 41. HFABrig.

4)    Das Gruppenkommando FML. Schenk wurde am 10. November zum XXIII. Korpskommando ausgestaltet.

ein, ihr folgten sechs schwere Batterien aus Tirol und Kärnten und die schwersten Spezialgeschütze (38 cm und 42 cm-Haubitzen, 35 cm-Kano-nen), die bis jetzt bei Sistov an der Donau gestanden waren.

Auf Seite der Italiener war in jeder der drei Herbstschlachten dem mehr oder weniger umfangreichen Anfangserfolg gegen die völlig niedergetrommelten Stellungen ein rasches Erlahmen der Stoßkraft gefolgt. Dies lag nicht nur in der verfehlten Erziehung der niederen Führung, sondern vor allem in der Vorsicht, mit der die italienische Heeresleitung vor dem äußersten, allein den Sieg verbürgenden Einsatz zurückschreckte. Cadorna begründet das Ausbleiben des durchgreifenden Erfolges wie folgt: „Von den drei Karstoffensiven des Herbstes 1916 hatte eine jede nur eine Dauer von wenigen Tagen; sie wurden abgebrochen, sobald sich herausstellte, daß der Menschenverbrauch nicht mehr mit den Ergebnissen im Einklänge stehe. Aus der gleichen Ursache war ja die Gegenoffensive auf der Hochfläche von Asiago im Juli abgebrochen worden, da es für vorteilhafter gehalten wurde, eine neue überraschende Offensive vorzubereiten, statt eine erschöpfende und geringen Erfolg versprechende Kampfhandlung fortzusetzen. Die Erfahrungen, die wir und unsere Verbündeten im Jahre 1915 gesammelt hatten, bewiesen, daß die meisten Erfolge im ersten Anlaufe zu erzielen waren, wenn dieser in allen Einzelheiten genauestens vorbereitet werden konnte. In der Folge schrumpften die Ergebnisse rasch zusammen, während die Erschöpfung der Truppen anwuchs. Deshalb wurden die drei Karstoffensiven zeitgerecht vom Oberkommando abgebrochen, auch wenn die Kommandanten einzelner Heereskörper nachdrücklichst die Fortsetzung heischten und das unmittelbare Bevorstehen entscheidender Ereignisse verhießen. Durch diese Methode wurden die Verluste sichtlich verringert1).“

Ohne auf diese Ausführungen Cadornas näher einzugehen, darf man — wie übrigens auch aus der Schlachtenschilderung hervorgeht —-hervorheben, daß die italienischen Angriffe immer gerade dann eingestellt wurden, wenn es dem Gegner an frischen Reserven gebrach. Hierin liegt vor allem die Ursache des Mißerfolges der so sorgfältig vorbereiteten, mit bedeutender Überlegenheit an Gerät und Kämpfern begonnenen und von der Truppe mit Heldenmut durchgeführten Großangriffe der Italiener; nicht zuletzt deshalb gelang es dem opfermutigen Verteidiger, sich nach Stunden und Tagen banger Krise doch immer wieder zu behaupten und dem Feinde ein Durchbrechen in der Richtung gegen Triest zu verwehren.

1) Cadorna, La guerra, II, 20.

Den wichtigsten Erfolg der drei Karstschlachten erblickt Cadorna in ihrer Rückwirkung auf die Gesamtkriegsführung, namentlich darin, daß sie die Abgabe von Truppen nach Siebenbürgen verhinderten. Daß diese Behauptung nicht zutreffend ist, zeigt der erfolgte Abtransport von drei Gebirgsbrigaden der in schweren Kämpfen stehenden Südwestfront auf den rumänischen Kriegsschauplatz, die dort entscheidenden Einfluß auf die Kriegshandlungen nahmen.

Unzweifelhaft und für den Verteidiger deutlich erkennbar hatten die Herbstschlachten dem angreifenden Feinde in steigendem Maße Gewandtheit in der Gefechtsführung größerer Heeresverbände beigebracht. Hingegen machte sich bald die für die Italiener schwer ertragbare Tatsache fühlbar, daß die vier Isonzoschlachten des zweiten Halbjahres 1916 viele der besten Kämpfer des italienischen Heeres hinweggerafft hatten, was bei der beginnenden Neuaufstellung zahlreicher Infanteriebrigaden zu einer bedenklichen Schwächung des Kampfwertes der italienischen Fußtruppen führen mußte.

An Mannschaftsersatz war in Italien zu dieser Zeit wohl noch kein Mangel; die Verluste der neunten Schlacht konnten bald wettgemacht werden. Daher beabsichtigte die italienische Heeresleitung, den Stoß auf Triest noch in diesem Jahre fortzusetzen. Sie führte deshalb, als der frühzeitig hereingebrochene Bergwinter das geplante Angriffsunternehmen auf dem Nordteile der Hochfläche von Asiago knapp vor dem Losbrechen unterband, vier Brigaden von dort zum Isonzo. Die italienische 3. Armee erreichte damit die Stärke von 32 Brigaden. Sie war den beiden gegenüberstehenden öst.-ung. Korps VII und XXIII um mehr als das Doppelte überlegen.

Aber auch auf dem Karste verhinderte das ungünstige Wetter, das im November und im Dezember vorherrschte, die geplante neuerliche Offensive, so daß die italienische Heeresleitung am 26. Dezember endgültig auf weitere Angriffshandlungen großen Stiles während des Winters verzichtete1).

Ungeachtet des Schlechtwetters wurde jedoch die nach der neunten Schlacht eingetretene Kampfpause immer wieder durch Zeiten lebhaften Artilleriefeuers und durch örtliche Unternehmungen unterbrochen. Es ist bezeichnend, daß diese zumeist von Seite der Armee Boroevic durchgeführt wurden und erfolgreich abschlossen. Der erste größere Schlag gelang der k.u.k. 58. ID. am 14. November. Ein überfallsartig ohne Artillerievorbereitung unternommener Handstreich auf der Höhe-<f>-171

V Cadorna, La guerra, II, 21.

östlich von St. Peter bei Görz, bei dem sich das 4. Bataillon des wiederaufgestellten Prager Hausregimentes, des IR. 28, hervortat, brachte den Wiedergewinn eines in der letzten Schlacht verlorenen Stellungsteiles sowie 540 Gefangene und 9 Maschinengewehre ein; die Italiener erlitten besonders schwere Verluste.

Wenige Tage später, am 18. November, nahm das steirische IR. 47 im Abschnitte der 28. ID.1) die wichtige Höhe-cJ>-126 südlich von Biglia, die, im Zuge der neuen Stellung liegend, in der letzten Schlacht in die Hände des Feindes gefallen war und ihm Einblick und Flankenwirkung gegen den Südflügel des XVI. Korps auf dem nördlichen Wippachufer gewährt hatte. Die nach erbittertem Kampfe eroberte Höhe wurde auch gegen die hartnäckigsten Gegenangriffe der Italiener am folgenden Tage durch die wackeren Steirer behauptet2).

Das Vertrauen in den Kampfgeist der Truppe, der sichtlich wieder seine alte Höhe erlangt hatte, und die wesentlichen Verstärkungen, die der 5. Armee zuflossen3), machen es begreiflich, daß GO. Boroevic nunmehr seine am 3. November fallengelassene Absicht, den „Sack von Hudilog“ abzuschnüren, wieder aufnahm. Diese Kampfhandlung sollte nach dem Erlahmen des italienischen Infanterieangriffes in der neuen Schlacht, deren Losbrechen von Tag zu Tag erwartet wurde, einsetzen und die eigene Front zumindestens in die Linie V. Hribach—Pečínka— Hudilog vörtragen.

Die in diesem Sinne schon am 17. November erlassenen Anordnungen wiesen das VII. Korps zum Stoß nach Westen, das XXIII. Korps zum Angriffe gegen Norden und Nordwesten an.

Der erwartete Angriff blieb jedoch aus, und die von den Italienern mit Eile betriebene technische Verstärkung ihrer Stellungen an diesem ausgesetzten Frontabschnitt führte zur Erkenntnis, daß die bei dem beabsichtigten umfangreichen Unternehmen zu gewärtigenden Verluste nicht im Einklänge mit dem Nutzen der Frontverkürzung stehen würden. Daher wurde der Plan eines großangelegten Gegenangriffes aufgegeben und alle Anstrengungen auf den Ausbau des Stellungssystems zusammengefaßt, in dem früher oder später neue Kämpfe mit dem zähen Feind zu erwarten waren.

!) Neue Gliederung der Infanterie dieser Division: 55. IBrig.: IR. 47 (4), IBaon. 111/bh. 3; 56. IBrig.: IR. 11 (2i/2), IBaon. Ii/57.

2)    V o g e 1 s a n g, Das steirische IR. 47 im Weltkrieg (Graz 1932), 506 ff.

3)    Die 5. Armee hatte am 15. November 150.000 Frontfeuergewehre und 14.000 Feuergewehre der Marschformationen zur Verfügung.

Die Kämpfe in Tirol und in Kärnten bis zum Jahresende

Fortsetzung der italienischen Angriffe gegen die Südostfront Tirols

Der Fleimstalabscbnitt im September und Oktober Hiezu Skizze 6 der Beilage 2

Seit dem Abbruch der Frühjahrsoffensive in den Sieben Gemeinden hatte die Heeresgruppe Erzherzog Eugen, obzwar selbst in schweren Kämpfen stehend, immer wieder Kräfte an andere Fronten abgegeben. Der durch die Brussilow-Offensive arg bedrohten Nordostfront und der Karstverteidigung flössen alle in Tirol entbehrlichen Heereskörper zu. Nun, zu Beginn des Monates September, mußte die Heeresleitung wiederum Ausschau nach verfügbaren Kräften halten, um dem bevorstehenden neuerlichen italienischen Ansturm am unteren Isonzo begegnen und die Front gegen den neuen Feind im Osten, Rumänien, aufbauen zu können. So mußte Erzherzog Eugen auf neue Abgaben gefaßt sein.

Zu dieser Zeit waren die in der zweiten Augusthälfte entbrannten Kämpfe an der Fleimstalfront noch nicht abgeschlossen. Das Korps Roth hatte vier gebirgserfahrene Bataillone bereitgestellt, um den am

28. August verlorenen Cauriol (S. 113) zurückzuerobern. Der Angriff war für den 1. September anberaumt, wurde dann aber auf den 3. verschoben. Bevor jedoch die Unternehmung, deren Gelingen bei den Kräfteverhältnissen und bei der für die Italiener günstigen örtlichen Lage zweifelhaft erschien, begonnen hatte, untersagte die Heeresleitung die Durchführung. Denn vor allem war es erforderlich, die verfügbaren Munitionsreserven für die bevorstehenden großen Kampfhandlungen auf dem Karste und an der rumänischen Front aufzusparen1). Die Heeresleitung sprach aber auch in ihrem Befehl vom 1. September mit aller Deutlichkeit ihre Absicht aus, mit Rücksicht auf die allgemeine Lage und jene an der Südwestfront alle weniger wichtigen Kampfhandlungen zurückzustellen und solcherart Reserven freizumachen.

Das Heeresgruppenkommando war jedoch anderer Ansicht. Der Feind stehe mit je einer Hälfte seiner Kräfte am Isonzo und gegen Tirol, sei daher nach Belieben befähigt, an einer der beiden Fronten mit Wucht anzugreifen. Ein Durchbruch in Tirol sei aber bedenklicher

1) Die Tageserzeugung an Artilleriemunition betrug zu dieser Zeit 26.000 Schuß für Feldkanonen, 14.400 Schuß für Feldhaubitzen.

als Fortschritte auf dem Karst. Da die Verschiebung von Kräften bei einer Bedrohung der Tiroler Front zu spät käme, seien für Tirol acht bis neun Bataillone, ferner stärkere Munitionszuweisungen nötig, um die Feuerkraft der durch Abgaben geschwächten Artillerie zu verstärken.

Die Heeresleitung betonte in ihrer Antwort die entscheidende Wichtigkeit der küstenländischen Front und erachtete es für ausreichend, dem Heeresgruppenkommando das Verfügungsrecht über die noch in Tirol befindliche 13. GbBrig. einzuräumen. Weitere Entschlüsse sollten erst gefaßt werden, bis Aufklärung und Kundschaftsdienst ein klares Bild über die feindlichen Absichten ergeben würden.

Das italienische Höchstkommando hatte sich entschlossen, bei Beginn des neuerlichen Ansturmes auf der Karsthochfläche auch den Angriff in den Fassaner Alpen fortzusetzen. Zu diesem Zwecke wurde die Gruppe des GM. Ferrari, der wiederum die Kampfhandlung an diesem Frontteil zu leiten hatte, durch fünf Alpinibataillone vom Nordteil der Hochfläche von Asiago verstärkt. Von den nunmehr an der Fleimstalfront stehenden 38 italienischen Bataillonen befanden sich 13 Bataillone der 17. ID. zwischen dem Pellegrinotal und dem Colbricon; 9 Bataillone der Gruppe Ferrari standen auf den Hängen vor der Felsmauer C. di Ceremana—Coltorondo. Den entscheidenden Angriff sollte eine Alpini-gruppe von 5 Bataillonen gegen den Abschnitt vom Coltorondo über die Forcella di Coldosě bis zur C. Cancenagol führen. Eine zweite Gruppe von fünf Bataillonen hatte vom Cauriol aus die Stellungen den Kamm vom Cauriolsattel über den Gardinal bis zur Busa Alta entlang aufzurollen. Sechs Bataillone der 15. ID. sicherten gegen den Raum der Fassaner Alpen westlich und südwestlich vom Cauriol.

Das Korps Roth gewärtigte die Erneuerung der Angriffe der Italiener seit dem 7. September, an welchem Tage das Einschießen der italienischen. Artillerie und lebhafte Truppenbewegungen in der Gegend des Rollepasses als wohlbekannte Anzeichen bevorstehender Kämpfe gewertet wurden. Das Heeresgruppenkommando schob daher von der 13. GbBrig. drei Bataillone nach Cavalese und setzte die Auswechslung von weniger gebirgstüchtigen Bataillonen fort, die mit dem Eintreffen des KSchR. III im Fleimstal Ende August begonnen hatte. Von diesem Gebirgsregiment gelangte ein Bataillon in die Marmolatastellungen, das fortan diesen schwierigsten Teil der Fleimstalfront verteidigtex). Bis

!) Glingenbrunner, Intendanzdienst im Gebirgskriege (Mil. wiss. Mitt., Wien, Jhrg. 1933) gibt ein anschauliches Bild der einzigartigen Schwierigkeiten der Verteidigung und der Versorgung im Gletschergebiet der Marmolata.

zur Monatsmitte erreichte die an der Fleimstalfront stehende 90. ID. die Stärke von 20 Bataillonen, so daß zuversichtlich mit einer erfolgreichen Abwehr gerechnet werden konnte.

Der italienische Angriff setzte am 14. September mit dem Heranfühlen schwächerer Abteilungen an die Abwehrstellungen ein. Am nächsten Tage folgte nach heftiger Feuervorbereitung ein Versuch der beiden Westgruppen des GM. Ferrari, im Raume beiderseits der Forcella di Coldosě durchzustoßen, während sich seine Ostgruppe zuwartend verhielt. Die Ergebnisse der bis zum 19. September anhaltenden erbitterten Kämpfe waren für den Angreifer bescheiden: nach viermaligem Anlaufe gelang es den Italienern, die Besatzung der Scharte nördlich vom Cauriol zu überwältigen 1). Die Kämpfe hatten den Einsatz eines Großteils der Reserven der Heeresgruppe Erzherzog Eugen notwendig gemacht — am 19. übernahm das 13. GbBrig-Kmdo. den Befehl über den Ostteil des Abschnittes ,der 55. GbBrig. zwischen dem Mt. Cupola und der C. di Cece — doch war es offensichtlich, daß nur der einsetzende Schneesturm den Kampf unterbrochen hatte. Bei dieser Bindung der spärlichen Reserven an der Fleimstalfront und bei den eben abgeschlossenen Kämpfen im Pasubio-gebiet wurde die am 17. September von der Heeresleitung anbefohlene Abgabe von fünf Bataillonen (5. IBrig.), denen zwei Tage später noch ein sechstes folgen sollte, sehr schmerzlich empfunden.

Das Heeresgruppenkommando meldete daher am 21. September, daß ihm weitere Abgaben bedenklich erschienen; es sei durchaus möglich, daß der Feind nach dem eben mißglückten Isonzoangriff nunmehr noch vor Eintritt des Bergwinters sein Glück in Tirol versuchen werde. Die Heeresleitung hielt aber die Fortsetzung der italienischen Angriffe am Isonzo für wahrscheinlicher und mußte überdies darauf bedacht sein, in Siebenbürgen alle an anderen Fronten nur einigermaßen entbehrlichen Kräfte für die bevorstehenden, entscheidenden Kampfhandlungen gegen Rumänien zusammenzuführen. So mußte die oberste Führung bei den unabweisbaren Anforderungen der Gesamtlage gegenüber allen Vorstellungen, die das Heeresgruppenkommando in begreiflicher Sorge um seine Front erhob, völlig taub bleiben. Am 23. September, an dem neue Kämpfe an der Fleimstalfront entbrannt waren, langte in Bozen der Befehl ein, eine Division an die 5. Armee abzugeben, um dort zwei Gebirgsbrigaden für das rumänische Kriegstheater freimachen zu können. Wegen der Kämpfe in den Fassaner Alpen kam für die neuerliche

:) Der Rest der sechs Züge starken Besatzung, 3 Offiziere und 106 Mann, fiel mit fünf Maschinengewehren in Feindeshand.

Abgabe nur die 11. Armee in Betracht. Um das Herauslösen der zum Abgehen bestimmten 10. ID. zu ermöglichen, die an der Assaschlucht auf dem Südflügel des III. Korps stand, mußte die ohnehin dünne Besetzung des Valsuganaabschnittes weiter geschwächt werden. Die hier stehende 18. ID. hatte die 1. GbBrig., die durch ein Landsturm- und zwei Heeresbataillone ersetzt wurde, aus dem Raume zwischen dem Suganatal und dem Fassanerkamm herauszuziehen und dem III. Korps zur Ablösung der 10. ID. zur Verfügung zu stellen.

Diese umständlichen Verschiebungen verzögerten den Beginn des Abtransportes der 10. ID. bis Anfang Oktober; bis zum 7. folgten noch das XXI. Korpskmdo. und das KSchDKmdo.1), die nach Siebenbürgen verlegt wurden. Den bisherigen Bereich des XXI. Korps zwischen dem Loppiosee und dem Mt. Testo übernahm das Gruppenkmdo. FML. Edl. v. Guseck, den Abschnitt beiderseits der Vallarsa das Kommando der 88. KSchBrigade.

Die am 23. September nach schwerster Feuervorbereitung wieder aufgenommenen italienischen Angriffe auf dem Fassanerkamm blieben wie bisher ohne Ergebnis. Wohl liefen die Italiener mit Hartnäckigkeit gegen die Stellungen des KSchR. III auf dem Gardinal und der Busa Alta sowie gegen den Coltorondo Sturm; aber das erbitterte Ringen, das stellenweise zu blutigen Nahkämpfen führte, brachte die Italiener um keinen Schritt vorwärts. Nach vorübergehender Einstellung der Angriffe am 24. September abends wagte der Feind am 27. den vergeblichen Versuch, die heiß umstrittenen Felskämme im Überfall zu gewinnen. Dann trat eine Erschöpfungspause ein.

Anfangs Oktober nahmen die Italiener den Kampf auf verbreiterter Front wieder auf. Um der Ostgruppe des GM. Ferrari, die auf dem mauergleichen Südabfall des Fassanerkammes keine Fortschritte erzielen konnte, Luft zu machen, griff der Südflügel der italienischen

17. ID. am 2. Oktober gegen den Colbricon piccolo an. Es gelang zwar einem Bersaglieribataillon nach sechsmaligem Anlaufe die Westspitze des Colbricon (2608 m) zu nehmen; alle weiteren Erfolge blieben aber dem Feinde versagt. Er hatte Mühe, Teile seiner Eroberung gegen die am 3. wiederholten Gegenangriffe der 9. GbBrig. zu behaupten.

Dieser Einleirung folgte am 5. Oktober heftigstes Artilleriefeuer gegen den Abschnitt der 13. GbBrig., besonders gegen die Stellungen

!) An die Spitze des KSchDKmdos., das in Siebenbürgen die Nummer 73 erhielt (S. 488), trat FA1L. Ludwig Goiginger, bisher Kommandant der Pustertaldivision. Diese Division befehligte von nun an GM. Edl. v. Steinhart.

beiderseits der Forcella di Coldosě, wo diesmal die Italiener anscheinend den Durchbruch in das Fleimstal erzwingen wollten. Schon am nächsten Tage setzten etwa sieben italienische Bataillone zum Angriffe gegen die Front zwischen dem Cauriol und der C. Cancenagol an, die das KSchR. III hartnäckig verteidigte. Es gelang dem Feinde lediglich, sich nach wechselvollem Kampf auf der Südspitze der Busa Alta festzusetzen.

Auch nördlich des Tales von S. Pellegrino entbrannten schon am 5. Oktober Kämpfe. Hier wurden Angriffe eines Alpinibataillons zuerst abgewiesen, doch fiel schließlich die Vorstellung östlich der Costabella in die Hände der überlegenen Angreifer. Um diesen Erfolg auszunützen, brach die sieben bis acht Bataillone starke Gruppe des Obst. Garibaldi am 6. Oktober gegen die Front der 179. IBrig. zwischen dem Tale von S. Pellegrino und der Marmolata vor; bis 10h abends waren die italienischen Anstürme überall abgewiesen.

Der Westflügel der Gruppe Ferrari setzte in den folgenden Tagen seine Anstürme gegen die Stellungen zwischen dem Gardinal und der Busa Alta fort. Besonders heftig wurde am 8. Oktober gerungen; bis zu vier Stunden dauerte der opferreiche Nahkampf. Es wurde nach dieser lange anhaltenden und die Kräfte erschöpfenden Kampfzeit als Erlösung empfunden, daß die abflauende Gefechtstätigkeit und ein am 10. Oktober mitgehörter italienischer Funkspruch die Einstellung des feindlichen Ansturmes ankündigten. Für die Heeresgruppe Erzherzog Eugen erfolgte die Einstellung der italienischen Fleimstaloffensive gerade rechtzeitig, um ihr, die durch die Kräfteabgaben geschwächt war, die Bildung von Reserven zu ermöglichen, derer die seit dem 9. Oktober in heiße Kämpfe verwickelte 11. Armee dringend bedurfte. Das italienische XVIII. Korpskmdo., das die Kampfhandlung an der Fassanerfront leitete, wollte diese Pause zum Ordnen der Verbände und zum Beziehen neuer Artilleriestellungen ausnützen.

Die wenigen Bataillone, die anfangs Oktober die Verfügungstruppe der Heeresgruppe bildeten, wurden gegen den Südflügel des Korps Roth herangezogen, um der bedrohten Fleimstalfront rasch beispringen zu können. Am 6. Oktober verfügten das Heeresgruppenkommando über drei, das 11. Armeekommando bloß über ein Bataillon Reserve. In dieser Lage sollte auf Befehl der Heeresleitung noch eine Brigade zur Verstärkung der Isonzofront, gegen die ein neuerlicher Massenstoß bevorzustehen schien, abgegeben werden. Das Heeresgruppenkommando verwies in seiner Antwort auf die starken, in einer Frontbreite von 30 km angesetzten italienischen Angriffe gegen das Fleimstal und erklärte

die baldige Versammlung der zur Bildung der Brigade nötigen fünf Bataillone für undurchführbar. Eine weitere Schwächung der 11. Armee in Südtirol könne unabsehbare Folgen zeitigen.

Die Heeresleitung beharrte jedoch auf der geforderten Bereitstellung; zum Abrollen dieser Kräfte kam es jedoch nicht, da sich am

9. Oktober schwere Kämpfe um den Pasubio entspannen.

Die an der Fleimstalfront am 10. Oktober eingetretene Kampfpause wurde erst gegen das Monatsende unterbrochen. Am 30. und 31. Oktober flammte das Ringen um den Gardinal und die Busa Alta nochmals auf, ohne daß die Italiener Erfolge zu verzeichnen hatten. Die Gefechtstätigkeit erlahmte sodann auf dem größten Teile dieser Gebirgsfront fast vollständig; denn der Feind mußte nun bei der vorgeschrittenen Jahreszeit ernstlich darangehen, sich in den erreichten Linien für den Gebirgswinter einzurichten. Beide Teile schritten an das Ordnen der Verbände. Das Heeresgruppenkommando zog einige Bataillone und das 13. GbBrigKmdo. aus der Front; auf italienischer Seite bezogen die

17. ID. sowie die Gruppe Ferrari, von Mitte Dezember an auf 56. ID. umbenannt, eine geänderte Schlachtordnung.

Die sechsmal erneuerte italienische Fleimstaloffensive war hiemit beendet. Statt des erhofften und mit allem Nachdrucke angestrebten Durchbruches gegen Bozen waren die Italiener lediglich in den Besitz einiger Bergspitzen gelangt, die ihnen Einblick in das Fleimstal gestatteten. Auch die zeitweilige Bindung der Reserven der Heeresgruppe vermochte sich nicht zum Vorteile des Angreifers auszuwirken, da der italienische Druck in den beiden ausgewählten Angriffsabschnitten nie zu gleicher Zeit ausgeübt wurde und so dem Gegner jenes Spiel mit den Verfügungstruppen gestattete, das ja auch den Mittelmächten im großen ihre erfolgreiche Abwehr ermöglichte.

Die geringfügigen Ergebnisse der vielmonatigen italienischen Anstrengungen waren mit schweren Verlusten erkauft. An 300 Offiziere und 10.000 Mann betrugen die Einbußen des Angreifers, darunter 1000 Gefangene.

Die Septemberkämpfe um den Pasubio und die Sprengung des Cimone Hiezu Beilagen 13 des II., 6 des III. und 32 des V. Bandes

Während sich zu Beginn des Monates September die italienischen Angriffe an der Fleimstalfront erneuerten, flammten auch in anderen v    44

Abschnitten des Bereiches der Heeresgruppe Erzherzog Eugen Kämpfe von wechselnder Stärke auf.

Zunächst nahmen im Rayon V die Bemühungen der Italiener, die Straße von Cortina d’Ampezzo nach Toblach entlang schrittweise Raum gegen das Pustertal zu gewinnen, ihren Fortgang. Wohl gelang es den hier stehenden öst.-ung. Truppen am 4. September, Angriffe auf den Hängen südöstlich der Straße abzuweisen; doch nahmen die Italiener am gleichen Tage den Gipfel der Forame (2566 m). Nicht lange sollten sie sich der Erfolge in diesem Abschnitte erfreuen. Schon am 5. September gewann eine Abteilung von 100 ausgewählten Alpinisten unter Führung eines ortskundigen Bergführers den Gipfel in schneidigem Gegenangriffe zurück, und in Ausnützung dieses Erfolges gelang es am 13. September, die ehemalige Hauptstellung, die am 29. August durch Verrat in Feindeshand geraten war (S. 114), zu säubern und wiederum in den Stellungszug einzugliedern.

Ernste Anstrengungen der Italiener galten der Wiedereroberung des Col Santostockes, mit dessen Gewinnung große Erfolge winkten; möglicherweise war der Rückzug des Gegners auf jene Stellungen zu erzwingen, die er vor der Frühjahrsoffensive innegehabt hatte. Die Verteidigung des Pasubioabschnittes, die dementsprechend größte Wichtigkeit für die Südfront der 11. Armee besaß, war den Kaiserjägem der 58. GbBrig., Obst. Ritt. v. Ellison, anvertraut. Hier am Westflügel des XX. Korps, GdK. Fürst Schönburg, schloß die 8. ID., FML. Edl. v. Verdross, an die Kaiserschützendivision, GM. Englert, des XXI. Korps, FML. Freih. v. Lütgendorf, an, deren Bereich vom Mt. Testo quer über die Vallarsa bis zum Westhange der ZugnaTorta verlief.

Die erhöhte Feuertätigkeit der italienischen Artillerie hatte am 8. September nach einer gelungenen Unternehmung der Kaiserschützen in der Vallarsa eingesetzt und steigerte sich erheblich am nächsten Tage an der Front von diesem Tale ostwärts bis über den Pasubio hinaus. Zahlreiche neue Batterien wurden wahrgenommen, und es unterlag bald keinem Zweifel, daß die in einem mitgehörten italienischen Funkspruch angekündigte Unternehmung „gegen eine über 2100 m gelegene Stellung“ dem Pasubio vermeint war.

Hier standen beide Teile auf dem flachen breiten Oberteile in enger Gefechtsfühlung. Von der Trigonometerhöhe 2235, die der Feind während der Frühjahrsoffensive behauptet hatte, zog sich die „italienische Platte“ gegen Norden. Jenseits einer tiefen, aber gangbaren Einsattelung setzte sich der Rücken als „österreichische Platte“ (2206 m) fort. Diese

fällt in steilen Felsabstürzen auf die Hochfläche ab und ist nur vom vorerwähnten Sattel aus leichter zugänglich. Von diesem vorspringenden Herzstück der Pasubiostellung überragt, zogen sich die anschließenden Linien nach Westen (Cosmagnonstellung) und gegen Nordosten zum Borcolapaß. Diese Frontteile waren der Flankierung von den überragenden italienischen Stellungen ausgesetzt und konnten nur so lange gehalten werden, als die „österreichische Platte“ nicht verloren war. Die Geländegestaltung brachte es aber auch mit sich, daß die Platte, einmal ganz verloren, im Gegenangriffe über die Felsabstürze herauf kaum mehr wiederzuerobern war.

Auf die „österreichische Platte“ trommelten nun die Italiener mit ihrer Artillerie, die jede aus dem Stellungszuge gegebene Möglichkeit zur Flankierung ausnützte, und mit ihren Minenwerfern. Sie wurde auch zum Schauplatz eines unerhört erbitterten Nahkampfes. Auf diesem engen Raume von 200 m Länge und 100m Breite steigerten sich die Schrecken der Schlacht für beide Teile zur Hölle. Das Blut der vielen in diesen Felsen gefallenen Landesverteidiger hat den Pasubio zum „Kaiserjägerberg“ geweiht.

Das italienische 1. Armeekmdo. hatte schon Mitte August das V. Korps beauftragt, die Operation gegen den Pasubio mit dem vorläufigen Ziel Col Santo vorzubereiten. Der Angriff sollte der für Mitte September geplantex*i Karstschlacht (Siebente Isonzoschlacht) vorausgehen, um die Reserven des Gegners in Tirol zu binden. Die Hauptaufgabe fiel der italienischen 44. ID. zu, die auf Korpsstärke gebracht und in entsprechende Angriffsäulen gegliedert wurde. Vier Bataillone sollten in der Vallarsa, zehn Bataillone gegen den Abschnitt vom Mt. Spil bis zum Mt. Carno vorgehen; auf der Hochfläche hatten sechs Bataillone die Cosmagnonstellung anzugreifen, neun ausgewählte Bataillone auf dem Pasubio den Hauptangriff zu führen. Die östlich anschließende 27. ID. sollte den Angriff durch den Vorstoß von vier Bataillonen gegen den C. del Coston unterstützen.

In den Morgenstunden des 10. Septembers setzte heftiges Artilleriefeuer gegen die Abwehrstellungen zwischen der ZugnaTorta und dem Mt. Seluggio ein, dem alsbald Angriffe gegen die 8. ID. und die KSchD. folgten. Auf dem Mt.Corno, dem Mt. Spil und dem Mt.Testo waren alle italienischen Angriffe alsbald abgewiesen. Heiße und länger andauernde Kämpfe entbrannten hingegen auf dem Pasubio1), der seit lh nachm. im heftigsten Feuer der italienischen Artillerie und der Minenwerfer stand,

*) Vgl. Fröhlich, Der Kampf um die Berge Tirols (Bregenz 1932), 121 f.

die sich auch hier als ein überaus wirkungsvolles Kampfmittel erwiesen. Kleinere Einbrüche waren bald wettgemacht. Die in den Südteil der „österreichischen Platte“, die völlig niedergetrommelte „Kopfstellung“, eingedrungenen Italiener wurden nach verlustreichem Nahkampfe vertrieben. Die Kämpfe erneuerten sich hier auch während der Nacht. Bei Morgengrauen setzte wieder heftiges Feuer ein; der darauffolgenden Angriffe wußten sich die Kaiserjäger zu erwehren.

, Waren nun die Kämpfe auf dem Pasubio erlahmt, so stellten die Italiener ihre Angriffsversuche in der Vallarsa und im Posinatale erst am 13. September ein. Der Angriff war überall auf zähesten Widerstand gestoßen x) und blieb, ungeachtet der schweren Blutopfer, die Angreifer wie Verteidiger gleichermaßen brachten, ohne jeden Erfolg für die italienischen Waffen.

Die nun im Bereiche der 11. Armee eintretende Kampfpause ermöglichte das schon erwähnte Abgehen der 5. IBrig. zur 5. Armee (S. 686). Diese verhältnismäßige Ruhe wurde im weiteren Verlaufe des Monates September nur an zwei Frontteilen der 11. Armee unterbrochen. In der ValSugana entwickelten sich am 19. aus einer öst.-ung. Patrouillenunternehmung heftige Kämpfe am Masobache, die erst um Mitternacht mit der Wiedergewinnung verlorener Gräben des Brückenkopfes von Mentrate endeten.

Westlich des Asticotales wurde von den öst.-ung. Truppen nach sorgfältiger Vorbereitung am 23. September der Cimonegipfel gesprengt. Die Italiener hatten sich am 23. Juli dieses aus dem Zuge der öst.-ung. Stellung vorspringenden Gipfels bemächtigt, dessen Bedeutung vor allem in dem weiten Ausblicke lag, den er den öst.-ung. Beobachtern bis tief in die venetianische Ebene hinein ermöglichte. Die Wiedergewinnung der nunmehr wenige Meter vor der Abwehrlinie liegenden Bergspitze war zunächst im Angriffe versucht worden, aber wegen der schwierigen Annäherung auf dem schmalen Verbindungsrücken zur Tonezzaplatte gescheitert (Bd. IV, S. 686). Das 11. Armeekmdo. hatte schon am 29. Juli, als noch Versuche zur Wiedereroberung im Gange waren, den Befehl zur Vorbereitung des Minenangriffes erteilt. Die hiefür nötigen Vorarbeiten wurden dadurch erleichtert, daß die einstige „Südkaverne“, kaum 20 m vor der italienischen Stellung, von den Salzburgern und Oberösterreichern des IR. 59 behauptet wurde. Hier konnten nach mühseliger Schaffung gesicherter Zugänge die Bohrarbeiten am 30. August beginnen.

*) Le Medaglie d’oro, II, 219 f.

Die Arbeit wurde zunächst mit Handbohrern aufgenommen und später maschinell fortgesetzt; sie machte rasche Fortschritte1). Die Sprengung fand am 23. September um 5h45 früh statt und hatte vollen Erfolg; die immittelbar nach der Explosion vorstürmenden „Rainer“ fanden keinen nennenswerten Widerstand und besetzten den Trichter. Der Großteil der italienischen Besatzung, bei der eben eine Ablösung stattfand, lag in Stollen und Gräben verschüttet. Die Überlebenden,, 15 Offiziere und 477 Mann wurden gefangen genommen2).

Die Bergung eines Teiles der unter den Trümmern begrabenen Lebenden erfolgte, nachdem der Feind einen zu diesem Zwecke vorgeschlagenen Waffenstillstand verweigert hatte, ungeachtet des feindlichen Artilleriefeuers; bis zum 30. wurden derart 35 Italiener gerettet.

Der nun in die Abwehrstellung einbezogene Cimonekopf, vielmehr der an dessen Stelle getretene Trichter, war nicht nur in den ersten Tagen nach der Sprengung das Ziel zusammengefaßten Vergeltungsfeuers, sondern er wurde noch wochenlang durch zahlreiche Batterien, die im Halbkreise vom Nordrande der Cengiohochfläche bis in die Hänge des Mt. Seluggio aufgefahren waren, heftig beschossen, und es währte geraume Zeit, bis der unter diesen Umständen äußerst schwierige Ausbau der neuen Stellung hinreichend vorgeschritten war, um die täglichen Verluste der Besatzung auf ein erträgliches Maß zu vermindern.

Die Pasubioschlacht vom 9. bis zum 20. Oktober

Die im Pasubiogebiete nach Scheitern der italienischen Angriffe im September eingetretene Kampfpause sollte nicht lange währen. Die Italiener begannen sogleich mit gründlichen Vorbereitungen für die Wiederholung des Angriffes gegen die k.u.k. 8. Division.

Diesmal sollten alle Anstrengungen auf der Pasubioplatte zusammengefaßt, die anschließenden Abschnitte aber nur beschäftigt werden. Die eigentliche Angriffsgruppe, 7 Alpini- und 6 Infanteriebataillone,

x) Arbeitszeit 23 Tage. Arbeitskräfte durchschnittlich 40 Sappeure mit Handlangern der Infanterie. Stollenlänge 28 m. Drei Minenkammern mit einer Sprengladung von 4500 kg Dynamit, 8700 kg Dynamon, 1000 kg Schwarzpulver und Sprenggelatine. Die Stollensohle lag 11.50 m unter dem Gipfel. Der erzielte Sprengtrichter hatte einen Durchmesser von 50 m, eine Tiefe von 22 m.

2) H o e n, Geschichte des salzburgisch-oberösterreichischen k.u.k. Infanterieregimentes Erzherzog Rainer Nr. 59 für den Zeitraum des Weltkrieges 1914—1918 (Salzburg 1931), 511 ff.

4 Minenwerfer- und 6 Gebirgsbatterien, ging gegen den Unterabschnitt Pasubio vor, 6 Bataillone griffen den Cosmagnon an. Der Beginn des Angriffes war auf den 9. Oktober, einen Tag vor dem Losbrechen der achten Isonzoschlacht, festgelegt, um den Gegner auf diese Art an der Entsendung von Verstärkungen an den Isonzo zu hindern. Die spärlichen Reserven der Heeresgruppe Erzherzog Eugen waren zu dieser Zeit ohnehin noch durch die Kämpfe an der Fleimstalfront gebunden; die k.u.k. 10. ID. war aber schon vor Wochenfrist zur 5. Armee abgegangen.

Lebhaftem Artillerie- und Minenwerferfeuer, das am 8. Oktober seit Tagesanbruch auf den Stellungen der Kaiserjägerregimenter 1 und 3 lag, folgte am 9. Oktober schwerstes Massenfeuer. Es waren an 170 italienische Geschütze, die gegen unsere Pasubiostellungen unter Ausnützung höchster Feuerschnelligkeit Berge von Munition verfeuerten. Die noch nicht genügend tief in die meist brüchigen Felsen getriebenen Stellungen und die Drahtverhaue zerstoben unter dem Feuerorkan; doch in den notdürftigen Stollen harrten die Kaiserjäger des Alarmrufes, der den erlösenden Kampf Mann gegen Mann bringen würde.

Besonders schwer hatte das KJR. 3 in der Cosmagnonstellung zu leiden, deren Südteil vom Feinde eingesehen und flankiert, alsbald an den beabsichtigten Einbruchstellen gänzlich niedergetrommelt war. Die Zugänge zu diesem Frontteil führten vom Roiterücken über den feind-wärts abfallenden Hang, wodurch bei Tag jede Hilfeleistung für die Reste der Stellungsbesatzung vollkommen ausgeschlossen war. Die Italiener hatten sich überdies schon seit Juli nahe der Stellung eingenistet und trotz zweimaliger Versuche, am 17. Juli und am 9. August, sie zu vertreiben, in ihren Sandsackstellungen behauptet1). Als der Feind nun am 9. in der vierten Nachmittagsstunde zum Sturme ansetzte, drang er im ersten Anlaufe in weite Stellungsteile ein und überwältigte dort die Reste der Besatzung. Der südliche Teil der Cosmagnonstellung war nach Mißlingen des Gegenangriffes der wenigen zur Hand befindlichen Reserven bis zum Abend des Kampftages im festen Besitze des Feindes.

Während der Nacht auf den 10. Oktober versuchte das KJR. 3 im Gegenstoß die verlorenen Stellungsteile zurückzuerobern. Die schwachen, hiefür verfügbaren Kräfte konnten jedoch nicht durchdringen, zumal das schwierige Gelände bei Nacht stellenweise nicht zu überwinden war; nach schweren Verlusten mußte daher in den Morgenstunden der Entschluß gefaßt werden, die Cosmagnonstellung aufzugeben und die Front

lj S c h e m f i 1, Das k.u.k. 3. Regiment der Tiroler Kaiserjäger im Weltkriege 1914—1918 'Bregenz 1926), 380 ff. — Fröhlich, 123 ff.

auf den Roiterücken zurückzunehmen. Als die erschöpfte Gegenangriffsgruppe in den Abendstunden hier einlangte, war die neue Stellung durch ein Gemisch von Marschformationen, Spezialtruppen und Resten von Feldkompagnien bezogen, die durch die Führung in aller Eile zusammengerafft und teilweise im Autotransport herangeführt worden waren. Die Verluste des KJR. 3 betrugen an den zwei Gefechtstagen 33 Offiziere und 852 Mann, darunter an Vermißten 9 Offiziere und 330 Mann.

Zur gleichen Zeit, als erbittert um die Cosmagnonstellung gerungen wurde, tobten auch auf dem Pasubio, im Abschnitte des KJR. 1, heiße Kämpfe. Hier war schon am 9. Oktober vormittags während des nieder-hagelnden Vernichtungsfeuers das Heranschieben der feindlichen Sturmstaffeln zu beobachten. Um 4h nachm. brach mit einem Schlag das Artilleriefeuer der Italiener ab, und die Alpini drangen, über die während der Beschießung geräumte Vorstellung hinwegstürmend, in die Hauptstellung auf der Platte ein. Das Feuer zweier Maschinengewehre zwang den Angreifer zum Weichen; aber noch einmal an diesem Tage mußten Besatzung und Reserven zum Gegenstoß antreten, um endlich am Abend im unbestrittenen Besitze der Hauptstellung zu verbleiben.

Die schweren Kämpfe fanden am 10. Oktober mit gesteigerter Heftigkeit ihre Fortsetzung. Die Italiener brachten durch das Feuer nahe herangeschobener Gebirgsgeschütze und durch ihre Minenwerfer der Besatzung die schwersten Verluste bei. Die Vorstöße des Feindes wurden aber mit Unterstützung durch Reserven abgewiesen. Schließlich vertrieb ihn ein in den Abendstunden unternommener Gegenstoß fast völlig von der Platte; nur am Bruchrande, in den Trümmern der Vorstellung, behauptete er sich auch weiterhin. Die hier fechtenden Kompagnien des KJR. 1 hatten Übermenschliches geleistet, aber auch fast drei Viertel ihres Standes eingebüßt1).

Zunächst gebot nun die eingetretene Erschöpfung eine Kampfpause, die nur an einzelnen Frontstellen des angegriffenen Abschnittes zwischen Pasubio undVallarsa unterbrochen wurde. So wehrten die Kaiserschützen am 12. Oktober den Angriff von zwei italienischen Bataillonen nördlich von Valmorbia im Handgemenge ab, am 13. Oktober versuchte ein feindliches Bataillon vergeblich, den Roiterücken zu nehmen. Dann unterband

Nach unveröffentlichten Studien des Professors Dr. Oberguggcnberger „Pasubio 24. Juni bis 20. Oktober 1916“ und des Ministers a. D. Dr. Jaconcig „Tagebuch“. — Blaas, Hohcnleitner und L o r e c k, Tiroler Kaiserjäger. Ein Gedenkbuch zur Erinnerung an die zehnjährige Wiederkehr der Feuertaufe 1914 bis 1924 (Innsbruck), 128 ff.

das einige Tage anhaltende Schlechtwetter, das die Truppen in den zerstörten Unterständen arg mitnahm, jede Kampftätigkeit.

Bald zeigte es sich aber, daß der Feind noch nicht seine Absicht aufgegeben hatte, sich vor Einbruch des Gebirgswinters des Col Santo zu bemächtigen. In der ersten klaren Stunde, am 17. Oktober um 2h nachm., begann der Geschoßhagel von neuem. Wiederum trommelten Geschütze und Minenwerfer durch drei Stunden auf die Front vom Mt. Testo über den Roiterücken zum Pasubio. Gegen die Platte und die anschließenden Stellungsteile entfaltete die italienische Artillerie höchste Massenwirkung auf kleinstem Raume. Die um 5h nachm. vorbrechenden feindlichen Sturmwellen fanden am Westrande der Platte, wo die Besatzung in einem Stollen verschüttet worden war, keinen Widerstand und drangen bis zum Nordrande der Platte vor. Wohl gelang es dem Verteidiger, hier den Stoß aufzufangen und die anscheinend über den unerwarteten Erfolg überraschten Italiener bis über die Hauptstellung zurückzuwerfen; doch blieb die Lage wegen der schweren Verluste der Kaiserjäger nach wie vor höchst gefahrdrohend. Schon mußte lebhaftes Feuer den Feind über die Schwäche der Besatzung täuschen, um den befürchteten neuerlichen Vorstoß hintanzuhalten, der den dünnen Schleier unwiderruflich zerreißen würde. Endlich gegen 10h abds. trafen frische Kompagnien ein und festigten die Lage. Der während der Nacht unternommene Versuch, den Feind gänzlich von der Platte hinabzuwerfen, mißlang wegen dessen zahlenmäßiger Übermacht. Kaum war tags darauf Schußlicht eingetreten, als das italienische Massenfeuer wieder mit voller Wucht einsetzte. ,,Die Platte war konstant in Rauch und Flammen gehüllt, während alle Anmarschwege und Sammelräume unter heftigstem Sperrfeuer lagen49).“

Dem unmittelbar hinter der Feuerwelle um 11h vorm. zum Angriffe vorgehenden Feinde gelang es neuerlich, den Westflügel der Plattenstellung einzudrücken und den Nordrand der Platte zu erreichen. Aber auch diesmal hielt die im Rücken bedrohte Besatzung aus, und im Gegenstoße gelang es, unter Einsatz des letzten Mannes die Italiener bis zur verlorenen Hauptstellung zurückzudrängen.

Die Lage war wegen der schweren Verluste von neuem auf das höchste gespannt; sie besserte sich erst im Laufe des Nachmittags, als es den herbeigezogenen Reserven, freilich unter erheblichen Einbußen, gelungen war, den Gürtel des italienischen Sperrfeuers zu durchschreiten und sich zur Platte vorzuarbeiten. Gegen 5h nachm. war das 2. Bataillon x) Blaas, Hohenleitner und L o r e c k, 144.

des KJR. 3, eben durch Marschkompagnien, darunter auch eine bos-nisch-herzegowinische, aufgefüllt, endlich eingetroffen.

Nunmehr konnte darangegangen werden, den Feind völlig von der Platte zu vertreiben. Ein erster Ansturm scheiterte trotz heldenmütigen Vorgehens der Tiroler und ihrer bosnischen Mitstreiter. Es wurden nun zunächst im Schutze der Dunkelheit die Verbände geordnet, die Reste der bisherigen Stellungsbesatzung aus der Front gezogenx) und die Truppen zum Gegenangriffe bereitgestellt. Am 19. Oktober, nach 3h früh, brachen die Kaiserjäger vor und eroberten nach zweistündigem erbittertem Kampfe die ehemalige Vorstellung. Die Italiener ließen 10 Offiziere, 150 Mann und 4 Maschinengewehre in ihrer Hand.

Trotz dieses Mißerfolges war der Angriffswille des Feindes noch keineswegs völlig gebrochen. Heftiges Vorbereitungsfeuer setzte um die Mittagsstunde ein, und nach 4h nachm. gingen zwei Alpinibataillone zum letzten Ansturm vor. Nach zweistündigem Ringen war auch dieser Versuch gescheitert. Erschöpft ließen beide Teile die Waffen sinken; nur an einzelnen Stellen flackerten am 20. Oktober noch kleinere Kämpfe auf. So wurden auf der Pasubioplatte und in der Roitestellung Versuche der Italiener vereitelt, den Nebel zu Überfällen auszunützen. In der Vallarsa brach der Angriff eines italienischen Bataillons verlustreich zusammen. Die nachstoßenden Kaiserschützen nahmen dem Feinde 2 Offiziere, 159 Mann, 1 Maschinengewehr und 10 Minenwerfer ab. Ein Vorstoß des Feindes gegen den Mt. Corno beendete am 21. Oktober die Kämpfe. Schneefälle und eisige Stürme machten den Besatzungen in den zerschossenen Höhenstellungen fortan deren schleunigsten Ausbau zur Lebensnotwendigkeit.

Die erbitterten Kämpfe um den Pasubio hatten beiden Teilen schwere Opfer gekostet. Auf Seite des Verteidigers büßte das KJR. 1 vom 10. bis zum 20. Oktober 31 Offiziere und 1100 Mann ein, das KJR. 3 verlor an den beiden letzten Kampftagen 7 Offiziere und 385 Mann, obzwar vom letztgenannten Regimente nur fünf Kompagnien im Kampfe gestanden waren. Auf Seite der Italiener beliefen sich die Gesamtverluste der fünfzehn auf dem Pasubio kämpfenden Bataillone in der Zeit zwischen dem 20. Juli und dem 1. November auf 194 Offiziere und 5918 Mann, wovon auf das Alpinibataillon Aosta allein 32 Offiziere und 1116 Mann entfielen.

Herbst und Winteranbruch in den Tiroler Bergen

Während seit Mitte August an den Fronten der k.u.k. 11. Armee und des Korps Roth immer wieder heftige Kämpfe aufflackerten, fanden in den Hochgebirgsstellungen der Rayone I und II und in den Judikarien im Herbst 1916 keine nennenswerten Kampfhandlungen statt. Wohl besetzten die Italiener anfangs September im Ortlergebiete die Thurwieser Spitze (3648 m) und Teile der Trafoier Eiswand (3553 m); doch mißlang ein feindlicher Angriff auf das kleine Eiskögele (3470 m). Am 7. September mußte das Kommando des Rayons I wegen anhaltender Schneefälle die noch nicht mit Winterbedarf versorgten Ortlerstellungen räumen und die Besatzungen zur Payerhütte zurücknehmen lassen; aber schon am folgenden Tage gestattete besseres Wetter, die Stellungen wieder zu besetzen und die Trafoier Eiswand in die Front einzubeziehen1). In der Folge ließ dann der frühzeitig hereinbrechende Gebirgswinter in diesen hochalpinen Abschnitten keine größeren Kampfhandlungen mehr zu.

In Südtirol drohten hingegen kurz nach Beendigung der Kämpfe um den Pasubio neue Gefahren auf der Hochfläche von Asiago. Die italienische Heeresleitung hatte schon im August den Entschluß gefaßt, die hier im Juli vergebens versuchten Anstürme zu gegebener Zeit mit verstärkter Kraft zu wiederholen. Dementsprechend erhielt das 1. Armeekommando im September den Befehl, mit den Vorbereitungen für eine neuerliche Unternehmung großen Umfanges gegen den Portulerücken zu beginnen 2).

Bei anhaltender Bedrohung der Heeresgruppe Erzherzog Eugen an den bisherigen Druckstellen (Pasubio und Fassanerkamm) zugleich mit einem Großangriffe am unteren Isonzo oder anschließend an einen solchen, schien die Hoffnung begründet, der öst.-ung. Führung werde es an Kräften mangeln, um dem beabsichtigten Ansturme südlich des Grenzkammes mit Erfolg entgegentreten zu können.

Die mit gewohnter Sorgfalt begonnenen Vorbereitungen der Italiener blieben dem Gegner nicht lange verborgen. Das Heeresgruppenkommando hatte zu dieser Zeit durch das Aufhören des Druckes gegen das Fleims-tal Bewegungsfreiheit für seine, nur wenige Bataillone starken Reserven gewonnen und zögerte nicht, sie auf die Hochfläche hinter den Nordflügel

r Lempruch, Der König der deutschen Alpen und seine Helden (Stuttgart 1925), 43.

2] Le medaglie d’oro, II, 219 f.

des k.u.k. III. Korps zu verschieben, wo sich auch die im Fleimstal entbehrlich gewordene 13. GbBrig. sammeln sollte. Zu Ende des Monates Oktober schien das Losbrechen des Schlages unmittelbar bevorzustehen. Plötzlich eintretendes Schlechtwetter mit reichlichen Schneefällen bemüßigte aber die Italiener, den Angriff zu verschieben. Die in den nächsten Tagen mitgehörten italienischen Funksprüche und die Aussagen Gefangener stimmten darin überein, daß der Angriffsbeginn um den

10. November zu gewärtigen sei. Die am 8. November wiederum einsetzenden Schneefälle dauerten aber an, und bald mußten beide Teile gewahr werden, daß der Gebirgswinter dieses Jahr frühzeitig eingetreten war und größere Kampfhandlungen auf den Bergen ausschloß.

Nach der Monatsmitte war den italienischen Funksprüchen zu entnehmen, daß zahlreiche Belagerungsbatterien des XVIII. und des

XX. Korps von der Tiroler Ostfront an den Isonzo abgezogen wurden; mit dem solange erwarteten Ansturm auf dem Nordteile der Hochfläche von Asiago war somit nicht mehr zu rechnen.

Inzwischen waren die Kämpfe an der Fleimstalfront in begrenzten Abschnitten nochmals aufgeflammt. Am 3. November gelang es der k.u.k. 9. GbBrig., den am 2. Oktober verloren gegangenen Gipfel im Colbriconstock zurückzuerobern. Mit Leitern und Seilen erklommen die Stürmer die Felswände und überraschten die aus Bersaglieri bestehende Besatzung völlig. War die Lage damit an dieser Frontstelle wieder hergestellt, so gelang den Italienern am gleichen Tage eine ähnliche Unternehmung nördlich des Rollepasses. In überraschendem Anlaufe nahmen sie hier den Stützpunkt vor der C. di Bocche, den sie am 18. August verloren hatten.

An beiden Frontstellen entbrannten an den folgenden Tagen heftige Kämpfe. Vor der wiedergewonnenen Westkuppe des Colbricon scheiterten am 7. November die durch heftiges Artilleriefeuer vorbereiteten Angriffe eines Bersaglieribataillons. Auch vor der C. di Bocche holten sich am 4. ein italienisches Bataillon, am 6. deren zwei eine Abfuhr. Am 7. November erneuerten sie ihren Anlauf; nach dessen Abwehr stießen die Verteidiger nach und bemächtigten sich neuerlich des Stützpunktes.

Der bereits erwähnte starke Schneefall am 8. November brachte die Kampftätigkeit in allen Höhenstellungen Tirols zum Verstummen; an ihrer Stelle setzte für Freund und Feind der bittere Kampf mit dem „weißen Tod“ ein. Bis zum Tauwetter am 11. November erreichten die Lawinenverluste der Heeresgruppe bereits 123 Tote, 194 Verletzte und

51 Vermißte.

Nach kurzer Pause trat am 17. November strenge Kälte ein, der neuerliche Schneefälle bis zum 22. folgten. Zahllose Lawinen gingen in diesen Tagen über Stellungen, Reservelager und Gebirgsstraßen nieder und unterbrachen an vielen Stellen den Verkehr zur Front. Die Heeresgruppe büßte an zwei Tagen 84 Tote, 186 Vermißte und Verletzte durch Lawinen, 7 Tote und 8 Verletzte durch Blitzschlag ein. Es war ein niederdrückendes Vorspiel zu dem schauerlichen Lawinenwinter 1916/17. Die Schneefälle erneuerten sich gegen Monatsende und häuften ungeheure Schneemassen auf den Bergen1). Im Dezember folgten zwischen dem 5. und 8., dann vom 10. bis zum 16. und vom 18. bis zum 25. neuerliche reichliche Niederschläge, die alle Kampfhandlungen völlig unterbanden. Wieder forderten zahllose Lawinen allerorts harte Opfer. Insbesondere trafen schwere Katastrophen die Besatzungen auf dem Pasubio am 6. und auf der Marmolata am 10. Dezember Das auf der Marmolata stehende Kaiserschützenbataillon verlor allein 80 Tote, 140 Vermißte und 160 Verletzte; 20 Mann wurden unversehrt geborgen.

Die Gesamtverluste der Heeresgruppe Erzherzog Eugen während der Wetterkatastrophe vom 5. bis zum 14. Dezember erreichten eine Höhe von 795 Toten, 505 Vermißten (den Toten zuzurechnen) und von 652 Verletzten.

Der vorzeitig mit ungeahnter Schärfe eingebrochene Gebirgswinter hielt auch über die Jahreswende hinaus die Besatzungen aller Höhenstellungen im Schach. Wie das Völkerringen bereits jedes bis dahin gekannte Ausmaß zahlenmäßig und räumlich überschritten hatte, waren auch die Opfer, die der „weiße Tod“ in diesem Winter auf beiden Seiten aus den Reihen der Kämpfer riß, besonders schwer. Zum erstenmal in der Weltgeschichte mußten Massenheere die Schrecken eines besonders schneereichen, dabei aber durch häufiges Tauwetter unterbrochenen Bergwinters über sich ergehen lassen. Niemand von denen, die diese schweren Zeiten im Gebirge miterlebt haben, wird das Gefühl völliger Hilflosigkeit vergessen, mit dem der Mensch der entfesselten Naturgewalt gegenübergestanden war.

Die schweren Verluste dieser Monate waren unvermeidlich. Wohl hatte man an der ganzen Alpenfront auf Grund der Erfahrungen des Vorjahres unter Beiziehung erfahrener Hochalpinisten das Menschenmöglichste getan, um Truppen, Troß und Stäbe aus dem Gefahrbereich

Am 28. November wurden folgende Schneehöhen gemeldet: Tonale 2.50 bis 4.00, Adamello bis 8.50, Pasubio und Grenzkamm 2.50, Fassanerkamm bis 5.00, Dolomiten über 3.00 Meter.

der Lawinen zu verlegen. Aber die Schneemassen spotteten aller Erfahrungen, und die Lawinen gingen über alte Wälder auf neuen Bahnen zu Tal, jegliches Leben auf ihrem Wege vernichtend. Zudem gestatteten es ja die Kampfhandlungen nicht allerorten, lawinengefährliche Stellen rechtzeitig zu räumen, und die Versorgung der Kämpfer mußte trotz Gefährdung der Zuschubwege aufrecht erhalten werden.

Der so oft mit dem Leben bezahlte stille Heldenmut des Trägers, des Tragtierführers mit seinem braven Tiere ist während dieser schweren Zeit der Pflichterfüllung der in den Höhenstellungen trotz aller Wetterunbilden auf ihrem Posten ausharrenden Truppe zumindestens gleichzusetzen. Nur den musterhaft vorbereiteten Wintervorsorgen und dem Ansammeln von Wintervorräten in Höhenmagazinen ist es zu danken, daß die Kampftruppen ihre oft auf schwindelnden Höhen angelegten Stellungen behaupten konnten, obwohl sie an vielen Stellen trotz aller aufopfernden Versuche des Nachschubapparates wochenlange von der Umwelt abgeschnitten blieben.

Die Ereignisse an der Kärntner Front bis zum Ende des Jahres 1916

Hiezu Skizize 2 des IV. Bandes

Die schweren Kämpfe, die vom August bis in den Winter hinein die Isonzofront und Teile der Heeresgruppe Erzherzog Eugen zu bestehen hatten, zogen die 10. Armee an der karnisch-julischen Front nur in geringem Maße in Mitleidenschaft. Wohl hielt in den Hauptkampfgebieten dieses Heeresteiles, im Plöckengebiet und am obersten Isonzo, hartnäckiger Kleinkrieg an; zu größeren Kampfhandlungen kam es jedoch nur im Zusammenhange mit der Mitte September durchgekämpften siebenten Isonzoschlacht.

Zu Beginn des Monates September erhöhte sich die Tätigkeit des italienischen XII. Korps (Zona Carnia) gegen die 25. GbBrig. südlich vom oberen Gailtal in auffallender Weise. Heftigem Artillerie- und Minenwerferfeuer gegen die Plöckenstellungen folgten am 1. September abends Angriffe von zwei Bataillonen gegen den Kleinen Pal. Die in die zertrümmerten Stellungen eingedrungenen italienischen Abteilungen wurden alsbald vom Feuer der Abwehrartillerie gefaßt und im Gegenangriff hinausgeworfen. In den nächsten Tagen folgte Zerstörungsfeuer gegen die Orte im Gailtale; am 3. September ging Kötschach zum Teile in Flammen auf.

Ernsteren Charakter nahmen um die Monatsmitte die Kämpfe bei Flitsch im Bereiche der k.u.k. 93. ID. an. Das am Nordflügel der italienischen 2. Armee stehende IV. Korps hatte den Befehl erhalten, spätestens gleichzeitig mit dem am 14. September auf der Karsthochfläche losbrechenden Angriffe der 3. Armee am obersten Isonzo vorzustoßen, um den Gegner am Abziehen von Kräften nach Süden zu hindern und den Rombon zu nehmen.

Das am obersten Isonzo befehligende Abschnittskommando Saga hatte für diesen Angriff sechs Alpinibataillone zusammengezogen. Lebhaftem Artilleriefeuer gegen die Stellungen der 26. GbBrig. im Flitscher-becken und gegen die Gruppe Golobar am 14. und 15. September folgte am 16. ein hartnäckig und ohne Rücksicht auf Verluste geführter Angriff gegen die Rombonstellung, der jedoch von zwei Bataillonen des bh. IR. 4, trefflich unterstützt durch das Vernichtungsfeuer der Artilleriegruppe Flitsch, blutig abgewiesen wurde. Kein besseres Schicksal widerfuhr in den Abendstunden Angriffen mehrerer Alpinibataillone gegen die Vršičstellung und den Javorček; auf letztgenanntem wetteiferten Landstürmerund Artilleriebeobachter, den überraschend eingedrungenen Feind im Handgemenge hinauszuwerfen.

Dieser Abwehrerfolg der neugeschaffenen 93. ID., dem in den nächsten Tagen nur matte Erneuerungsversuche der bisher gescheiterten italienischen Angriffe folgten, ermöglichte es der 10. Armee, der in schwerem Kampfe stehenden 5. Armee zwei Bataillone zur Verfügung zu stellen.

Einen örtlichen Erfolg hatten die Italiener aufzuweisen, als die Besatzung der Kellerwandspitze im Plöckengebiet am 27. September, durch die die Gunst des Geländes ausnützenden Italiener fast vollkommen abgeschnitten, ihre Stellung aufgeben mußte.

In den folgenden Monaten nur normalen Kleinkrieg führend, konnte die 10. Armee auch im Oktober und November je ein Bataillon, dazu noch an 1000 Mann Ersätze an die 5. Armee abgeben.

In gleichem Ausmaße wie die Gebirgsfront in Tirol hatte die

10. Armee in den Monaten November und Dezember unter den schweren Wetterkatastrophen zu leiden. In vier Tagen des Monates Dezember betrugen die Einbußen der karnisch-julischen Front durch Lawinenabgänge 637 Tote und 143 Verletzte.

Die Kämpfe in Albanien während des zweiten Halbjahres 1916

Hiezu Beilage 17

Die wichtige Rolle, die das kleine, abseits des Machtstreites der Großmächte liegende Albanien seltsamerweise immer wieder in der Geschichte spielte, war ihm auch seit dem Jahre 1916, als der Weltkrieg selbst vor seinen Sümpfen und weglosen Gebirgen nicht haltmachte, neuerdings zugedacht. Österreich-Ungarn, Italien, Griechenland, Serbien, Bulgarien und die Türkei sowie gegen Jahresende auch Frankreich, warben die kampfeslustigen Arnauten als Freischärler an, umschmeichelten ihren Nationalstolz und betrachteten ihr Land als das ihnen rechtmäßig zukommende Interessengebiet. Die Aufgabe der dorthin verlegten Kommandos und Truppen war demgemäß schwierig und vielfältig, was auch das k.u.k. XIX. Korps immer wieder zu fühlen bekam. Nirgends erschwerten Land und Leute, Gelände und Witterung so die Kampfführung, die Truppenversorgung und die sanitären Maßnahmen wie hier, nirgends erforderten die Verwaltung des Landes und die Behandlung der Bevölkerung so viel Überlegung, Erfahrung und Landeskenntnis. Dazu ließen immer wieder einsetzende Kampfhandlungen der weit überlegenen Land-, See- und Luftstreitkräfte der Feinde die Führung und die Truppe nicht zur Ruhe kommen.

Die 14. GbBrig., Obst. Johann Richter, die wegen des Mangels an Truppen nicht abgelöst werden konnte, war an der Vojusa einem wahren Martyrium ausgesetzt1). Die in diesem Jahre besonders stark wütende Malaria und andere Seuchen sowie die wegen des schwierigen Nachschubs sehr schlechte Ernährungslage ließen die Truppenbestände rasch zusammenschmelzen. Das Korpskommando beantragte deshalb bei der Heeresleitung den Austausch von acht bis neun Bataillonen und bat um die Zuweisung von drei Etappenbataillonen, um durch sie die nicht minder stark beanspruchten Grenzjäger ablösen zu können. Die gewünschten Etappenbataillone wurden zugewiesen, neue Kampftruppen konnten jedoch nicht in den Korpsbereich verlegt werden.

Zu der dem Korpskommando anheimgestellten Preisgabe der Vojusa-linie und durch die Zurücknahme der 14. GbBrig. in das gesündere Bergland südwestlich von Berat vermochte sich GdI. Trollmann nicht zu

!) V e i t h, Der Feldzug in Albanien, (Schwarte, Der große Krieg 1914 bis 1918, V., 532\ entschließen. Er durfte aber auch nicht an eine beweglich geführte Verteidigung denken, denn dafür reichten seine Truppen nicht aus. Überdies sah er noch nicht klar, wohin sich die gegen Tepeleni vormarschierenden neuen italienischen Kräfte schließlich wenden würden. Erst Ende August entwickelten sich aus dem ständigen Geplänkel an der Vojusa Angriffe mehrerer, durch Kavallerie und Gebirgsartillerie verstärkter italienischer Bataillone, die die Aufmerksamkeit von der bevorstehenden Besetzung Südalbaniens ablenken und ein Abziehen von Kräften des XIX. Korps zugunsten des rumänischen oder mazedonischen Kriegsschauplatzes verhindern sollten. Am 4. September drang der Feind zweimal über die Gradicahöhe vor, er wurde jedoch, schwere Einbußen erleidend, immer wieder über die Vojusa zurückgeworfen. Die kurz nachher einsetzende Regenzeit wirkte diesmal besonders verheerend und zwang zur Einstellung jeder Kampftätigkeit. Auch der Nachschub von Lebensmitteln und Kampfbedarf für die 14. GbBrig. mußte stark eingeschränkt werden. Die Truppen waren nur dadurch vor dem Verhungern geschützt, daß die MalariaJ) die Kampfstände auf einen Bruchteil hatte zusammenschrumpfen lassen, für den die geringen Nachschubsmengen eben noch gerade ausreichten.

Anfangs September war der bulgarischen Heeresleitung zugestanden worden, die Westflanke ihrer Front durch Albanerscharen des

XIX. Korps zu sichern. Das Albanerbataillon in Toči schob seine Sicherungen gegen Osten bis auf 10 km gegen Tepeleni vor, nördlich davon hielten Grenzjäger die Linie Čafa glavs—Gramši (21km südlich und 28 km nordöstlich von Berat) und nahmen im Devolitale Verbindung mit der an der Trevosabrücke (11km westlich des Maliksees) stehenden westlichsten Abteilung der Bulgaren auf. Von der Mitte Oktober an wurde die Sicherungszone bis zur Südspitze des Ochridasees ausgedehnt und zwei Albanerbataillonen anvertraut. Als in der letzten Oktoberwoche bekannt wurde, daß Korea durch französische Kavallerie besetzt sei, drangen in öst.-ung. Diensten stehende Albanerfreischaren kämpfend bis an den Gebirgsrand westlich der Stadt vor.

Die bedrohliche Lage an der mazedonischen Front und die Möglichkeit eines Anschlusses von Griechenland an die Entente veranlaßten im Oktober die DOHL., dem AOK. Teschen vorzuschlagen, die Hauptkräfte des XIX. Korps durch Truppen aus Montenegro zu verstärken und zum Schutze der bulgarischen Westflanke um Elbassan zusammenzuziehen,

*) Die Zahl der Malariakranken bei den Kampftruppen der 47. ID. betrug im Juni 150, im Juli 2401, im August 3760 und im September 2831 Mann.

zuziehen, während der Küstenschutz lediglich durch Etappentruppen zu besorgen wäre. Einer solchen weitgehenden Umgruppierung im albanischen Kampfraume vermochte die k.u.k. Heeresleitung jedoch nicht zuzustimmen. Die schlechte Verkehrs- und Versorgungslage machte größere Truppenverschiebungen nahezu unmöglich, auch ließen die Verhältnisse in Montenegro und Albanien ein Abziehen von Truppen aus Gründen der Sicherheit als nicht ungefährlich erscheinen. In Montenegro zwang die in unbewachten Teilen des Landes immer wieder einsetzende, aufrührerische Tätigkeit feindlich gesinnter Bevölkerung zu Maßnahmen für die Erhöhung der eigenen Schlagfertigkeit und Alarmbereitschaft. So mußten unter anderem Kulturarbeiten durch die Truppen eingestellt und der Ausbildung für den Kampf im insurgierten Gebiete erhöhte Aufmerksamkeit gewidmet werden. Aber auch in Albanien machten sich schon die ersten Anzeichen einer durch die geschickt geführte Feindpropaganda ständig genährten Unzufriedenheit bemerkbar, die der eigenen Verwaltung wachsende Sorgen bereiten mußten.

Man begnügte sich deshalb, die k. k. 20. LstGbBrig., nunmehr in

20. GbBrig.1) umbenannt, im Raume um Elbassan für eine Verschiebung nach dem Ochridasee bereitzustellen, die k. u. 211. LstlBrig. vorerst nur bis Tirana—Durazzo nachzuziehen, die 14. GbBrig. aber an der Vojusa zu belassen. An neuen Kräften konnten dem Korps lediglich fünf Etappenbataillone zugewiesen werden. Eine Unterstellung der 20. GbBrig. unter das neugebildete Heeresgruppenkommando Below sowie ein Eingreifen gegen die Straße Korea—Zwezda (südwestlich des Prespa-sees) wurden zwar abgelehnt, auf Grund einer am 20. Oktober an das XIX. Korps erlassenen Weisung war jedoch den Wünschen der Heeresgruppe wegen unterstützender Mitwirkung durch die 20. GbBrig. weitgehend nachzukommen. Um engeren Anschluß an die westlichste deutsch-bulgarische Gruppe des preuß. Obst. Thierry zu nehmen, die die Landenge zwischen dem Ochrida- und Prespasee deckte, wurde Ende Oktober ein Detachement der Brigade bis an den Ochridasee vorgeschoben. Die Freischärler um Korea, insgesamt 400 Mann, standen in Gefechtsfühlung mit der französischen Kavallerie, schlugen anfangs November deren Angriffe ab und gewannen südwestlich der Stadt weiteres Gelände. Inzwischen erweiterten die Italiener ihren Besetzungsraum längs der Vojusa bis Ljaskoviki (26 km östlich von Premeti) und weiter

1'/ Kriegsgliederung der 20. GbBrig.: Kommandant Obst. Edl. v. Hoffmann, IBaone I '28, 1 92, k. k. LstlR. 23 (2;, OrzJBaon. IV; 1 t 1. Schwd. DR. 5; 1 KnBt. Gb-AR. 7, 5. KnBt. GbAR. 21.

südlich durch ein in S. Quaranta gelandetes, einige tausend Mann starkes Expeditionskorps bis an die griechische Grenze.

Nach dem Verlust von Monastir (S. 596) zog sich die Gruppe Thierry, in der Enge nur Sicherungen belassend, nach Resna zurück. Das nun schon zwei Bataillone des LstlR. 23 starke Ochridadetachement der 20. GbBrig. sperrte auch weiterhin die längs des Westufers verlaufende Enge gegen Pogradec. Für den Fall, daß die Orientarmeen in eine engere Aufstellung um Saloniki zurückgenommen werden sollten und die Heeresgruppe Below nachstoßen würde, hatte die Brigade im engsten Anschlüsse an die Gruppe Thierry unterstützend einzugreifen. Sie schob zur Vorbereitung dieser ihr möglicherweise zufallenden Aufgabe das Ochridadetachement bis zum Südrand des Sees vor und erkämpfte sich die Höhen nördlich der Černava. Dadurch kam sie mit Teilen der Orientarmeen in Fühlung, was sie, allerdings erst im folgenden Jahre, in Kämpfe mit überlegenen französischen Kräften verwickeln sollte.

POLITIK UND KRIEG AN DER JAHRESWENDE 1916/1917

Die Feldherren der Entente hatten für das Jahr 1916 eine allgemeine Offensive beschlossen (Bd. III, S. 582 ff.). Vor allem aus Rücksicht auf Rußland, dem noch die Niederlage von 1915 in allen Gliedern lag, mußte der Beginn des großen Unternehmens bis zum Sommer hinausgeschoben werden. Diese lang gestreckte Frist ermöglichte es den Mittelmächten, abermals die Freiheit des Entschlusses an sich zu reißen, indem sie im Februar bei Verdun und im Mai bei Asiago anstürmten. Die Kriegsgöttin ließ sich jedoch durch diese „Extratouren“, bei denen die Verbündeten getrennte Wege gingen, nicht ungestraft herausfordern. Als die Sommersonne in Wolhynien und Galizien, am Isonzo und bei Asiago, bei Verdun und an der Somme auf blutgetränkte Kampfstätten niederbrannte, da waren überall die Heere der Mittelmächte durch heftige Angriffe des Feindes in die Fesseln der Abwehr geschlagen.

Der Hochspannung, die an den Fronten Ende Juli 1916 geherrscht hatte, ist im Schlußwort des IV. und in der Einleitung des V. Bandes eingehender gedacht worden. In der ersten Augusthälfte wuchs die Bedrängnis der Mittelmächte noch mehr. Während an der Somme nach wie vor die Last einer „Materialschlacht“ von bis dahin ungekanntem Gewicht auf den Schultern der deutschen Verteidiger lag und im Osten der Russe mit kaum erlahmender Kraft immer wieder gegen die vielfach brüchige Mauer der Verbündeten anrannte, stürmte nun auch der Italiener, des Druckes bei Asiago ledig, neuerlich am Isonzo vor, um seinem schon stark entmutigten Volke endlich einen sichtbaren Erfolg präsentieren zu können, der sich mit der Eroberung von Görz dann auch wirklich bot. Nur dem Zögern des Angreifers nach seinem Einmarsch in die Stadt dankte es der harte Führer der Verteidiger, wenn er östlich, von Görz noch rechtzeitig seine überaus schütter gewordene Phalanx wieder schließen konnte.

Von Mitte August an herrschte dann allerdings an den Fronten Österreich-Ungarns einigermaßen Ruhe; es war aber die Ruhe vor einem neuen, schweren Gewitter, das sich nunmehr über den siebenbürgischen

Grenzgebirgen zusammenballte. Jenseits dieses Walles nahm der Rumäne, seit 43 Jahren mit den Mittelmächten verbündet, jetzt aber doch ihr Feind geworden, das Gewehr über. Er durfte bei der Bedrängnis des Donaureiches wohl hoffen, das Land seiner Sehnsucht, Siebenbürgen, als leicht errungene Siegesbeute heimzubringen. Um ja sicher zu gehen, hatte er sich Begleitangriffe an der russischen und an der mazedonischen Front ausbedungen. Im Gegensatz zum russischen Generalstab, der den Vorteilen der rumänischen Waffenbrüderschaft von Haus aus größte Zweifel entgegenstellte, setzten die Westmächte auf das Eingreifen des neuen Alliierten große Hoffnungen. Diese sollten sich jedoch als trügerisch erweisen.

Der Verlauf des überaus bewegten und wechselvollen rumänischen Feldzuges ist in den zwei Abschnitten „Der Feldzug in Siebenbürgen“ und „Die Eroberung der Walachei“ eingehend geschildert. Es gemahnt ans Wunderbare, daß die Mittelmächte trotz der Hochspannung an den anderen Fronten noch genug Kräfte zusammenzuraffen vermochten, um dem neuen Feind in Siebenbürgen und — gemeinsam mit den anderen Verbündeten — in Nordbulgarien entschlossen begegnen zu können. Die Waagschale des Sieges neigte sich in überraschend kurzer Frist nach ihrer Seite hin. Das war ebenso den ausgezeichneten Leistungen der Truppen zuzuschreiben wie einer zielbewußten, jeder neuen Lage gewachsenen Führung. Ein gutes Stück vorbereitender Arbeit hatten dabei schon Conrad und Falkenhayn am grünen Tisch geleistet. Und Falkenhayn war es in weiterer Folge beschieden, den mit seinem österreichischen Kollegen entworfenen Plan auf blutiger Walstatt in die Tat umzusetzen, wobei er sich beweglichen Geistes jeder durch neue Wendungen diktierten Änderung früherer Entschlüsse anzupassen und diese Änderung, wo es nötig war, auch durch zeitgerechte Anträge in die Wege zu leiten wußte1). Seine Tatkraft übertrug sich auf den Kämpfer in der vordersten Linie. Während des Feldzuges in Siebenbürgen erwuchs ihm in dem auf heimatlichem Boden wirkenden Führer der k.u.k. 1. Armee, GdI. Arz, ein getreuer, verständnisvoller Helfer.

Im Gegensatz zu den Verbündeten baute die rumänische Heeresleitung den Feldzug auf einem Plane auf, der von Haus aus den Keim des Mißlingens in sich trug. Unruhe und Nervosität in der oberen Führung gingen sehr bald auf die Truppe über, die überdies schwer unter dem Mangel an Kriegserfahrung und unter der unzulänglichen Ausrüstung an schwerem Geschütz und an Maschinengewehren litt. Dabei kann dem

rumänischen Soldaten gewiß nicht das Zeugnis versagt werden, daß er tapfer und todesmutig zu fechten wußte. Dies zeigte sich zumal dann, als die Pflicht an ihn herantrat, heimatliche Erde gegen das Ungestüm des Angreifers zu verteidigen. Aber alle Opfer waren schließlich vergebens. Auch das „Marnewunder“, das die rumänische Führung, durch die Alliierten schon halb entmündigt, Ende November, Anfang Dezember vor den Toren von Bukarest erhoffte, enthielt das Schicksal den Rumänen vor. Um Neujahr sahen sich die Reste ihres Heeres in den schmalen Streifen der Moldau zurückgedrückt. Das blutige Spiel war vorerst verloren!

Vier Tage nach der Kriegserklärung Rumäniens, am 31. August, hatten sich die Russen aus ihren Gräben in Wolhynien und Ostgalizien zu einem neuen Ansturm erhoben. Sie bohrten sich beiderseits vom Dniester wieder einmal in die gegnerischen Linien ein und näherten sich südlich dieses Flusses bedenklich den Erdölquellen von Drohobycz und Borysław. Sie rangen dem schwer keuchenden Verteidiger abermals bittere Blutopfer ab. Aber der erhoffte Durchbruch blieb ihrem Feldherrn Brussilow versagt. Allmählich, aber unverkennbar erlahmte die russische Angriffskraft. Dazu kam, daß mit wachsender Bedrängnis des neuen rumänischen Bundesgenossen die Russen Korps um Korps am Ostwall Siebenbürgens und in der rumänischen Ebene einsetzen mußten, und daß die Schwerlinie ihres Ringens, die Anfang Juni noch durch Kowel in Wolhynien gelaufen war, gegen Ende des Jahres die Seret-mündung durchschnitt, an der nun gegen den Zugriff des Feindes auch Südrußland verteidigt werden mußte. So waren die letzten großen Taten, die der russische Muschik, angefeuert von seinen Popen und wohl auch schon durch Gewaltmittel aller Art gezwungen, dem Zaren zum Opfer brachte, von bitterster Enttäuschung gefolgt, die sich tief in die längst von schweren Fiebern gerüttelte russische Seele eingraben sollte.

Am Isonzo hatte Cadorna Mitte September seine Offensive wieder aufgenommen. Die italienischen Angriffe flammten in drei kurzen, scharfen Schlägen auf und richteten sich vornehmlich gegen den Nordteil der Karsthochfläche. Die Einbuchtung, die hier die öst.-ung. Stellung am Schlüsse der Kämpfe aufwies, war auf 8 km Frontbreite 4 km tief. Auch dieser Verlust der Abwehr leitete sich zum erheblichen Teile auf die nicht sonderlich glückliche Gefechtsführung im engeren Kampfraum zurück (S. 679). Der Erfolg der Italiener stand in keinem Verhältnis zu dem gewaltigen Verbrauch an Menschen und Mitteln, den er gekostet hatte. Die Abwehr blieb ungebrochen.

An der Somme hatten die Alliierten zu Anfang September ihren Ansturm gegen die deutschen Stellungen wieder aufgenommen. Am Südflügel der Angriffsfront war eine neue deutsche Armee eingeschoben worden. Die Angreifer errangen wieder manchen örtlichen Erfolg. Schon stürmten die ersten Tanks ihrer Infanterie voran. Aber Ende September trat schlechtes Wetter ein und gleichzeitig begannen die Deutschen, ihre Kampfdivisionen regelmäßig abzulösen. Die Schlacht wurde zwischen den mit Wassern gefüllten Trichtern, in weglosem Gelände, noch sechs Wochen hindurch fortgeführt: immer wieder loderte sie bald hier, bald dort in neu entfachter Gluthitze auf. Aber Mitte November blieben die Briten vor den Ruinen von Bapaume, die Franzosen vor denen von Péronne liegen. Auf 35 km Frontbreite hatten die Alliierten an tiefster Stelle 15 km Raum gewonnen — unter Verlusten durch Tod und Verwundung, die bei den Engländern 410.000, bei den Franzosen 300.000, bei den Deutschen allerdings auch 500.000 Mann betrugen. Mehr als hundert Divisionen hatten die Angreifer zwei-, drei-, viermal in die Schlacht geworfen. Dieses Ringen wurde auf solche Weise, wie der französische Schriftsteller de Civrieux schreibt, „der Typus der blutigen, von unseren Vorfahren nicht gekannten Zermürbungsschlachten, die trotz aller Errungenschaft der Chemie und der Ballistik den neuzeitlichen Krieg auf den Stand der Barbarenkämpfe herabdrückten, denen das Gemetzel Selbstzweck war“ 1).

Vor Verdun hatte am 2. September Kaiser Wilhelm auf Antrag Hindenburgs die völlige Einstellung jeglicher Angriffe verfügt, da deren Fortführung aussichtslos geworden war. Dennoch fraß, wie Ludendorff schreibt, Verdun als offenes Geschwür weiter, und am 24. Oktober flackerte aus der verhaltenen, fortschwelenden Glut ein heftiger französischer Gegenangriff empor, der den Deutschen das in Blut getauchte Werk Douau-mont entriß. Einige Tage später gaben die Deutschen auch den Trümmerhaufen von Vaux auf, und am 15. Dezember gingen gegenüber einem neuen französischen Ansturm fast alle anderen Eroberungen auf dem Glacis von Verdun verloren. Die Idee, die Falkenhayn im Frühjahr dem Angriff auf die Maasfeste zugrunde gelegt hatte, hatte völligen Schiffbruch erlitten. Hatte Falkenhayn bei Beginn des Ringens vor Verdun seine Rechnung darauf eingestellt, daß die Verluste des Feindes alsbald ein Mehrfaches von denen des deutschen Angreifers betragen würden, so ging am Schlüsse die Gleichung fast mit Null auf. Die Franzosen hatten 362.000, die Deutschen 337.000 Kämpfer durch Tod und Ver-

1j K u h 1, Der Weltkrieg im Urteil unserer Feinde (Berlin 1922), 36.

wundung eingebüßtx) — eine für beide Teile gleich erschütternde Rechnung.

Dieses Bild von den Ereignissen auf den Hauptkriegsschauplätzen ist noch durch einen kurzen Hinweis auf die Außenposten der großen Festung zu ergänzen, zu der nun die Mittelmächte und ihre Verbündeten vollends geworden waren.

In Mazedonien waren die Bulgaren dem zusammengewürfelten Heere Sarrails, das zugunsten Rumäniens vertragsgemäß am 20. August hätte angreifen sollen, um drei Tage zuvorgekommen. Sie eroberten Fiorina und schoben ihren Ostflügel an den Tahinosee vor. Die Orientarmee vermochte erst Mitte September zum Gegenschlag auszuholen. Westlich vom Vardar kam es zu überaus blutigen Kämpfen, die nach einer Dauer von zwei Monaten zur Eroberung von Monastir durch die Ententetruppen führten. Daß in deren Reihen sich auch neu errichtete serbische Divisionen wieder auf 1912 13 serbisch gewordenem Boden festsetzten, gab dem militärisch nicht sonderlich ins Gewicht fallenden Ereignis einige politische Bedeutung.

Unterdessen erfüllte sich im Rücken der Armee Sarrails auch das bittere Schicksal Griechenlands immer mehr. Eine Reihe von scharfen Zwangsmaßnahmen hatte am 11. Oktober in der Beschlagnahme der griechischen Flotte durch die Alliierten gegipfelt. Zur selben Zeit bildete in Saloniki Venizelos eine revolutionäre Gegenregierung. Am

19. November mußte der König Konstantin, nachdem er von mehreren Anschlägen gegen sein Leben bedroht worden war, die Gesandten der Mittelmächte ausweisen. Zu Anfang Dezember bot ein gegen Venizelos und die Entente gerichteter Aufstand in Athen den Alliierten den willkommenen Anlaß, über das unglückliche Land die Blockade zu verhängen. Diese bildete den Auftakt zu weiteren Gewaltakten, denen das Königreich schließlich erliegen mußte.

Auf dem armenischen Kriegsschauplatz war es nach den Augustkämpfen (S. 6) zu größeren Kampfhandlungen nicht mehr gekommen. Aber der in diesen unwirtlichen Gegenden frühzeitig hereinbrechende Winter sollte alsbald in den Reihen der Türken die Rolle des Feindes ersetzen, indem er zahlreiche, ohne Nachschub gelassene Truppenteile völliger Vernichtung anheimfallen ließ. Vergebens mühten sich öst.-ung. und deutsche Kraftfahrkolonnen, die trostlose Lage des Bundesgenossen zu bessern.

In Mesopotamien fiel in der zweiten Hälfte 1916 nichts von Bedeu-Wendt, Verdun 1916 (Berlin 1931), 244.

tung vor. Im Süden Palästinas mußten der Kommandant des dort operierenden türk. VIII. Korps Dschemal Pascha und sein Stabschef, der bayr. Obstlt. Freih. v. Kreß, nach dem mißglückten Angriff auf den Suezkanal, an dem auch zwei öst.-ung. Gebirgsbatterien teilgenommen hatten, untätig Zusehen, wie die Engländer, Bahn und Wasserleitung mit einer Tagesleistung bis zu 1000 m hinter sich her bauend, durch die Halbinsel Sinai gegen El Arisch vordrangen, das sie im Februar 1917 erreichten.

Die Aussichten des ottomanischen Reiches für das kommende Kriegsjahr waren sonach wenig hoffnungsvoll. Der Ungunst der Lage entsprach, bei aller Tapferkeit des einzelnen Kämpfers, die Verfassung des Heeres, das sieben, auf Kosten der anderen Fronten zusammengestellte und ausgerüstete Divisionen selbstlos auf den europäischen Kriegsschauplätzen eingesetzt hatte ł) und dafür in Kleinasien und am Tigris an Mann und Gerät allerschwersten Mangel litt. Kriegsseuchen taten ein übriges, die Linien der Türken zu lichten, und das denkbar schlechteste Verkehrsnetz machte es unmöglich, Lücken durch Ersatz rechtzeitig zu schließen oder Kräfte aus weniger bedrohten in gefährdetere Räume zu werfen. Den bei den Befehlsstäben an maßgebender Stelle eingeteilten deutschen Führern und Generalstabsoffizieren wurde es mit zunehmender Kriegsdauer nicht leichter, das dem Türken bei aller Höflichkeit eigene Mißtrauen und seinen Fatalismus zu überwinden.

Die zunehmende Sorge um den treuen türkischen Bundesgenossen und wegen des Verlustes der deutschen Kolonien, deren letzte, Deutschostafrika, wohl auch nicht mehr zu retten war (S. 7), trat aber für den Augenblick hinter dem Urteil zurück, zu dem Ende 1916 die auf den Hauptkriegsschauplätzen eingetretene Lage berechtigte. So schwer die Kämpfe dieses dritten Kriegsjahres auf den Mittelmächten gelastet hatten und so sehr im Sommer die Lage manchmal zum Reißen gespannt waś, als das schicksals- und wechselvolle Jahr zur Neige ging, war auf dem europäischen Kriegstheater die Krise überwunden und auf der rumänischen Walstatt, auf der die Entente gehofft hatte, die Degen der geschlagenen Gegner sammeln zu können, hatte der Vierbund unbestritten die volle Initiative zurückerobert, die im Juni und im Juli verloren gegangen war. Das enge Zusammenarbeiten der Vierbundmächte unter neuer, von uneingeschränktem Vertrauen getragener Führung und die unvergleichlichen Leistungen der Kämpfer hatten die großen Gefahren, die unheildrohend herauf gezogen waren, noch einmal

*) In Galizien kämpften zwei, gegen Rumänien drei, in Mazedonien zwei Divisionen.

zu bannen vermocht. Zu einem Siegesjubel bot diese Wendung des Schicksals allerdings noch keinerlei Anlaß. Gegen einen solchen sprach schon die wirtschaftliche Lage mit ihren sozialen Verknüpfungen. Man stand bestenfalls davor, den Krieg sozusagen von neuem zu beginnen — selbstverständlich unter wesentlich ungünstigeren Bedingungen als im Sommer 1914.

Die Friedensschritte des Vierbundes und des Präsidenten Wilson

In der Voraussicht einer solchen Entwicklung war der öst.-ung. Minister des Äußern, Baron Burián, schon am 28. September an seinen kaiserlichen Herrn mit dem Vorschläge herangetreten, einen Friedensschritt des Vierbundes vorzubereiten. Der Herrscher stimmte gerne zu. Auch beim deutschen Reichskanzler, der das Jahr über schon mehrmals mit Woodrow Wilson, dem Präsidenten der Vereinigten Staaten von Nordamerika, über eine Friedensvermittlung verhandelt hatte, ohne diesen zur Tat drängen zu können, und beim Deutschen Kaiser fand der Vorschlag des Ballhausplatzes zustimmenden Widerhall1). Die beteiligten Männer gingen dabei eben von dem Gedanken aus, daß die Niederwerfung Rumäniens eine militärische Gleichgewichtslage schaffen werde, die es bei einiger Mäßigung beiden Lagern ermöglichen könne, das Kriegsabenteuer in Ehren abzuschließen. Glückte es nicht, die Feindmächte auf diesen Weg zu bringen, so sollten doch wenigstens die eigenen Völker die Überzeugung gewinnen, daß nicht ihre Regierungen an der Fortdauer des Krieges und seiner Schrecknisse die Schuld trügen. Die Völker des Vierbundes hatten schon bisher so schwere Opfer an Gut und Leben bringen müssen, daß deren noch größere nur dann gefordert werden konnten, wenn jener Beweis erbracht war. Zu all dem bestand wenigstens für die deutsche Kriegsleitung schon jetzt die Frage, doch noch von dem Kampfmittel des uneingeschränkten U-Bootkrieges Gebrauch zu machen. Der deutsche Admiralstab berechnete, daß England durch dieses Kampfmittel in längstens fünf Monaten friedensmürbe gemacht sein werde. Die Heeresleitung horchte stark auf die Berechnungen der Marine hin. Im Reichstag schlug sich das Zentrum auf die Seite der Verfechter des scharfen U-Bootkampfes, so daß diese die Mehrheit erhielten. Griff man zu solch außergewöhnlichem Kampf!) Burián, 141 ff. — Bethmann-Hollweg, 151 ff.

mittel und wurde dadurch möglicherweise sogar Amerika auf den Plan gerufen, so mußten vorher alle anderen Möglichkeiten, zu einer Beendigung des Krieges zu gelangen, zuverlässig erschöpft sein.

Das grundsätzliche Einvernehmen zu dem geplanten Friedensschritte wurde zwischen den Verbündeten leicht erzielt. Die Abfassung der für die Neutralen bestimmten Note stieß auf mancherlei Schwierigkeiten. Die Erörterung der Kriegsziele erweckte bei jedem der Bundesgenossen den Eindruck, daß der andere seine Ansprüche zum Teil überspanne’). Auf Wunsch Bethmann-Hollwegs wurde schließlich der dringende Vorschlag Buriäns, die Kriegsziele der Mittelmächte in der Note doch irgendwie zu umschreiben, fallen gelassen. Ebenso fügte sich der öst.-ung. Außenminister trotz mancher Bedenken dem Verlangen des Verbündeten, die Note, damit sie nicht als Zeichen der Schwäche ausgelegt würde, auf einen stark siegesbewußten Ton abzustimmen. Am 12. Dezember 1916, sechs Tage nach der Einnahme von Bukarest, hielten die Vierbundmächte den Augenblick für gekommen, mit ihrem Friedensanbot vor die Welt hinzutreten.

Auch im Lager der Entente hatte man sich der Erkenntnis nicht verschlossen, daß der Krieg für beide Teile auf einem toten Punkte

*) Die Verbündeten dachten im wesentlichen an folgende Bedingungen: 1. Wiederherstellung des status quo ante. 2. Rückgabe der deutschen Kolonien, mit Ausnahme der im Stillen Ozean. 3. Deutschland erwirbt Kongo oder Teile davon. 4. Deutschland räumt Frankreich mit Ausnahme des Beckens Briey—Longwy. 5. Belgien wird wieder hergestellt, deutscher Einfluß durch unmittelbare Verhandlungen gesichert, im Falle von deren Mißlingen Einverleibung von Lüttich. 6. Strategische Grenzverbesserungen gegen Italien. 7. Anerkennung Kongreßpolens als Königreich. 8. Meri-dionale Grenze der Mittelmächte (Polen mitinbegriffen) gegen Rußland, daher Anschluß von Kurland und Litauen an Jas Deutsche Reich. 9. Luxemburg wird unter Angliederung von Briey— Longwy deutscher Bundesstaat. 10. Montenegro wird zwischen Österreich-Ungarn und Albanien aufgeteilt. 11. Grenzberichtigungen gegen Rumänien. 12. Vergrößerung Bulgariens. 13. Wiederherstellung Serbiens unter Berücksichtigung der bulgarischen Ansprüche und unter Grenzberichtigungen gegenüber dem Donaureich. 14. Selbständiges Albanien unter öst.-ung. Schutzherrschaft. Weiter Berücksichtigung Rußlands in der Dardanellenfrage, Bestimmungen über die Kapitulationen, Griechenland, Freiheit der Meere usw. Baron Burián betonte, daß Wiederherstellung des status quo für Österreich-Ungarn Grundbedingung sei; über alles andere lasse sich reden. Die deutschen Forderungen im Westen hielt er für schwer erfüllbar. Die deutschen Staatsmänner stimmten dem zu, meinten aber auch, daß sich der Bundesgenosse an der Adria mit dem Lovcen und der montenegrinischen Küste begnügen könnte; Albanien wäre am besten zwischen Serbien und Griechenland aufzuteilen (Berliner Besprechungen vom 15. und 16. November 1916; Haus-, Hof- und Staatsarchiv).

angelangt war. Auch dort gab es Männer, die — wie etwa der britische Konservative Lord Lansdowne aus den bisherigen Kriegsergebnissen die Notwendigkeit eines baldigen Friedensschlusses ableiteten. Aber die Londoner Regierung kam zum Schlüsse, daß Friedensversuche in einem Augenblick, der die Verwirklichung auch nicht eines der wichtigeren Kriegsziele verbürgen würde, „unheilvoll“ wären, und LloydGeorge, der, seit einem halben Jahre Kriegsminister, anfangs Dezember die Regierung Asquith unter dem Eindruck der rumänischen Katastrophe zu Fall brachte, erhielt für das unter seine Leitung gestellte, fünfköpfige „Kriegskabinett“ diktatorische Vollmachten, die es ihm ermöglichen sollten, sein „knock-out“ gegen Deutschland zur Tat werden zu lassen.

Der Kriegswille des neuen englischen Premiers übertrug sich auf Paris und Rom, und sogar in Petersburg schien, allerdings nur für den oberflächlichen Beobachter, die Entschlossenheit, bis zum Ende durchzuhalten, noch einmal aufzuflackern. Dort war am 23. November der Zar durch die Demokraten und die Kriegspartei gezwungen worden, das Ministerium Stürmer preiszugeben. Die Nachfolgeschaft war dem bisherigen Verkehrsminister Trepow zugefallen. Dieser verkündete aufs Neue gewaltige Kriegsziele, darunter vor allem den Anspruch des Zarenreiches auf Stambuł und die Dardanellen und die Errichtung eines aus allen drei Teilen bestehenden Polenstaates, für dessen Autonomie im Rahmen Rußlands sich nun sogar, um die Wirkung des Polenmanifestes der Mittelmächte abzuschwächen (S. 14), die ganze Entente verbürgte. Noch einmal hatte die Kriegspolitik der Westmächte in Rußland einen vollen Sieg errungen, und es war nur die Frage, ob es dem ihnen willfährigen Ministerpräsidenten Trepow auch gelingen werde, die schon nahezu leerlaufende Staatsmaschine wieder in Gang zu setzen und die katastrophal gewordene wirtschaftliche und soziale Krise in elfter Stunde einigermaßen zu bannen.

Bei dieser grundsätzlichen Einstellung der Ententekabinette wurde die Ablehnung des Anbotes der Mittelmächte fast zur Selbstverständlichkeit. Die maßgebenden Staatsmänner bezeichneten zunächst der Reihe nach in wirkungsvollen Reden Briand am 13., der russische Außenminister Pokrowski am 16., Sonnino am 18. und Lloyd-George am

19. Dezember - den Schritt der Gegner als ein „Kriegsmanöver“, das niemand ernst nehmen dürfe. Ähnlichen Inhalts war die am 30. Dezember ausgefertigte, schriftliche Antwort; sie enthielt die Erklärung, daß sich der Vierbund ganz zu Unrecht nur auf die europäische, die „wirkliche Stärke der Gegner“ keineswegs ausdrückende Kriegskarte berufe, zieh die Mittelmächte der Alleinschuld am Kriegsunglück und forderte von ihnen Wiedergutmachung aller Kriegsschäden und Kriegsgreuel.

Nicht ganz so ablehnend wie bei den Staatsmännern klang das Echo der Friedensnote vom 12. Dezember bei den Völkern der Entente. Diese Tatsache veranlaßte offenbar auch Wilson, am 18,Dezember nun doch auch mit seinem längst vorbereiteten, aber immer wieder zurückgehaltenen Vermittlungsvorschlag vor die Welt hinzutreten. Er lud darin die Kriegführenden ein, ihm ihre Friedensbedingungen bekanntzugeben, und zeichnete der leidenden Menschheit das Zauberbild eines durch einen Völkerbund gesicherten ewigen Friedens an den Horizont.

Die Mittelmächte vermochten sich zunächst nicht zu entschließen, das Schicksal so weit in Wilsons Hände zu legen, daß sie ihm ihre, übrigens noch gar nicht endgültig vereinbarten Kriegsziele mitteilten. Die nüchterne Antwort, die sie dem Präsidenten zukommen ließen, klang eher wie eine Ablehnung, denn wie die Annahme seiner Vermittlung. Um so geschickter fügte sich die Antwort der Entente in die Gefühlswelt Wilsons ein. Wohl waren die Friedensbedingungen, die sie ihm in ihrer Note vom 12. Jänner 1917 mitteilten, nichts weniger als gemäßigt: Verkleinerung Deutschlands im Osten und im Westen und militärische, wirtschaftliche und moralische Entrechtung des deutschen Volkes; Zertrümmerung der Donaumonarchie durch „Befreiung der Italiener, Slawen, Rumänen, Tschechen und Slowaken von der Fremdherrschaft“ x); Vernichtung der Türkei durch die Ausweisung aus Europa und durch die Erlösung der unter türkischer „Tyrannei“ schmachtenden Völker. Aber diese wahrlich nicht bescheidenen Kriegsziele, die durchaus dem imperialistischen Geist der Regierungen entsprachen, wurden dem europafremden Präsidenten dadurch schmackhaft gemacht, daß man ihre Erfüllung als das einzige Mittel zur Erreichung jener Ideale hinstellte, die er auf seine Fahnen geschrieben hatte und die auch — wie vor allem die „Liga der Nationen“ — zu Idealen der Ententemächte erklärt wurden.

Schon die Art, wie die Kriegführenden den Vermittlungsvorschlag Wilsons beantwortet hatten, mag die Sympathien des Präsidenten für die Mittelmächte und zumal für Deutschland nicht gesteigert haben. Zu allem Überfluß fiel in der zweiten Jännerhälfte den nordamerikanischen

*) Die völkerkundlich auffallende Anführung der „Tschechen und Slowaken“ neben den Slawen, zu denen sie doch gehören, war dem Einfluß zuzuschreiben, den der Generalsekretär des Pariser tschechoslowakischen Nationalrates, Dr. Eduard Beneš, im letzten Augenblick auf die Abfassung der Note zu nehmen verstand. Vgl. Beneš. Der Aufstand der Nationen (Berlin 1928), 122 ff.

Behörden ein Bündnisangebot in die Hände, das Deutschland den Mexikanern für den Fall eines Bruches mit Amerika stellte. Bald darauf, Ende Jänner 1917, bereitete die Verkündung des uneingeschränkten U-Boot-krieges durch Deutschland allen Vermittlungsabsichten Wilsons, wenn solche überhaupt noch bestanden, ein jähes Ende.

Der Tod des Kaisers Franz Joseph und der Thronwechsel

Die Obersten Kriegsherren der Mittelmächte hatten ihren Armeen schon in der ersten Jännerwoche verkündet, daß die durchaus ablehnende Antwort der Feinde auf die Friedensnote vom 12. Dezember die Fortführung des Kampfes erzwinge. Der Befehl an die Wehrmacht Österreich-Ungarns trug nicht mehr die Unterschrift des Kaisers und Königs Franz Joseph, sondern schon die seines jungen Erben und Nachfolgers Karl.

Kaiser Franz Joseph war am 21. November 1916 um 9h abends im 87. Lebensjahre und im 68. seiner Regierung zu seinen Vätern eingegangen. Es war eine der tragischesten Stunden in seinem an Tragik wahrlich nicht armen Leben, als er sich, durch Jahrzehnte Hüter des Weltfriedens, im Sommer 1914 bestimmt sah, einzuwilligen, daß seine Regierung die erste Kriegserklärung des Weltkrieges erließ. Er trat in den großen Kampf ohne Illusion ein, lediglich von der Überzeugung erfüllt, daß sich sein Reich selbst preisgab, wenn es noch länger das Schwert in der Scheide ließe. „Wenn die Monarchie schon untergehen muß“, sagte er in jenen Tagen tiefernst zum Chef des Generalstabes, „dann soll sie es wenigstens in Ehren tun.“

Den Oberbefehl über die Feldarmeen persönlich zu übernehmen, war dem greisen Fürsten bei seinem hohen Alter versagt geblieben. Er stattete das auf den Kriegsschauplatz abgehende AOK. mit Machtbefugnissen aus, die es beim Feldheer fast unumschränkt schalten und walten ließen. Beinahe rührend klingen aus den in Conrads Denkwürdigkeiten veröffentlichten Briefen des Generaladjutanten Bolfras immer wieder die Klagen des Kaisers heraus, daß die Heeresleitung den Obersten Kriegsherrn fast ganz ohne Kenntnis der wirklichen Lage lasse; cs liege dem kaiserlichen Herrn sicherlich ferne, sich in die Kriegführung einzumengen, er müsse aber doch Anspruch erheben, von den Ereignissen mehr zu erfahren als die Öffentlichkeit durch den Pressebericht des Generalstabes1). Das AOK. ließ daraufhin der kaiserlichen Militärkanzlei täglich einen Drahtbericht zugehen, der die Ereignisse, korps- oder divisionsweise dargestellt, enthielt und jede zweite Woche durch Übersendung eines Abzuges der täglich in der Operationsabteilung hergestellten „Lagekarten“ ergänzt wurde. Absichten und Entschlüsse waren in den schriftlichen und telegraphischen Meldungen im allgemeinen nicht aufgenommen. Ihre Bekanntgabe an den Kaiser blieb mündlicher Berichterstattung Vorbehalten, in die sich der Armeeoberkommandant FM. Erzherzog Friedrich und der Chef des Generalstabes teilten2). Auch späterhin blieb, zumal in kritischen Zeiten, wie im Sommer 1916, der Wissensdurst des Kaisers und seiner Militärkanzlei oft nur unvollständig gestillt. Daran konnte auch der sonst sehr freimütige Briefwechsel zwischen Conrad und Bolfras wenig ändern. Immer wieder kamen aus der an dem berühmten Kontrollorgang der Hofburg untergebrachten Militärkanzlei des Kaisers besorgte Anfragen — nicht selten angeregt durch auf anderen Wegen eingelangte Nachrichten vom Kriegsschauplatz, die naturgemäß oft übertrieben waren, aber wegen der wortkargen Berichterstattung der Heeresleitung nur zu leicht geglaubt wurden.

Weit mehr als Conrad hatte in den ersten Kriegsmonaten der Oberbefehlshaber der Balkanstreitkräfte, FZM. Potiorek, dem begreiflichen Bedürfnis des Kaisers, über die Vorgänge auf dem Schlachtfeld unterrichtet zu sein, Rechnung zu tragen gewußt. Seine Berichterstattung, ergänzt durch eingehende Privatschreiben an Bolfras, ließ an Ausführlichkeit nichts zu wünschen übrig und hatte neben dem unerschöpflichen Vertrauen, das dem General in Schönbrunn und in der Hofburg entgegengebracht wurde, keinen geringen Anteil daran, daß das Kommando der Balkanstreitkräfte schließlich gegenüber der Heeresleitung fast ganz selbständig gestellt worden war. Sogar die Ausgabe des Presseberichtes wurde dem Feldzeugmeister übertragen, der nun dem Kaiser beinahe in allen Belangen unmittelbar unterstand. Das unglückliche Ergebnis des

Dieser tägliche Pressebericht war bis in das Frühjahr 1917 vom FML. Franz Ritt. v. Höfer in dessen Eigenschaft als „Stellvertreter des Chefs des Generalstabes“, von da an durch den Chef des Generalstabes selbst unterzeichnet. Vgl. über die Heeresberichte Glaise-Horstenau im Neuen Wiener Journal vom 20. April und vom l.Mai 1924.

2 Solange der Thronfolger bei der Heeresleitung eingeteilt war (bis Juli 1915\ wurde auch er mitunter zur Berichterstattung nach Wien entsandt; in besonderen Fällen ließ GO. Conrad den Vorstand der Militärkanzlei durch einen höheren Generalstabsoffizier seiner nächsten Umgebung unterrichten.

Feldzuges führte dann allerdings dazu, daß in Hinkunft eine solche Sonderstellung eines Unterfeldherrn unterblieb.

Läßt sich demnach im ersten Kampf gegen Serbien ein oder der andere Eingriff der kaiserlichen Militärkanzlei in den Gang der Ereignisse nicht in Abrede stellen, so sind sonst solche Versuche kaum mehr wahrzunehmen, es sei denn, daß Tisza, wie zu wiederholten Malen in Fragen der Verteidigung Siebenbürgens, auf dem Umwege über den Kaiser seine Wünsche zur Geltung zu bringen trachtete. Damit soll nicht gesagt sein, daß sich der Herrscher in Fragen der Kriegführung kein selbständiges Urteil bewahrt hätte. Dieses äußerte sich, wie Conrad bei Audienzen und aus Unterredungen mit Bolfras entnehmen konnte, wiederholt in Bedenken gegen verschiedene Pläne der Heeresleitung, so etwa vor der Südtiroler Offensive von 1916x), die auch der Befehlshaber an der Isonzofront, GO. Boroevic, in seinen Briefen an Bolfras nicht gebilligt hatte. Aber der Chef des Generalstabes lehnte auf seinem ureigensten Arbeitsgebiet jede Beeinflussung, mochte sie von wem immer kommen, mit der ihm eigenen Entschiedenheit ab.

Sehr weitgehende Rechte hatte der Kaiser dadurch in die Hand der Heeresleitung gelegt, daß er ihr bei der Entfernung und Ernennung von Befehlshabern volle Freiheit ließ. Wohl war er mit dem großen Verbrauch von Generalen, den das AOK. zu Anfang des Krieges hatte eintreten lassen, keineswegs einverstanden. Aber Conrad antwortete auf eine schüchterne Einwendung seines Freundes Bolfras, er werde gegebenenfalls seine Armeekorps durch Leutnants befehligen lassen, wenn es nicht anders ginge. Auch vor Prinzen des kaiserlichen Hauses, denen übrigens der Monarch selbst nie einen besonderen Schutz angedeihen ließ, machte die Heeresleitung mit ihren Maßnahmen nicht Halt, wenn es nötig zu sein schien. Nur in einer einzigen wichtigeren Personalangelegenheit drang sie mit ihrem Willen nicht durch: als sie sich im Spätsommer des Jahres 1915 der von Tisza geforderten Enthebung des GdK. Tersztyánszky vom Kommando der gegen Serbien aufgebotenen

3.    Armee widersetzte (Bd. III, S. 192). Damals erwies sich der ungarische Ministerpräsident als der Stärkere. Immerhin wurde dem abberufenen General das Jahr darauf durch seine Ernennung zum Befehlshaber der

4.    Armee in Wolhynien wieder Genugtuung (Bd. IV, S. 398).

Über das Verhältnis des Kaisers zum deutschen Bundesgenossen

x) Nach einem verloren gegangenen Diktat des GO. Conrad, in das der Verfasser dieser Zeilen während seiner Zugehörigkeit zur Operationsabteilung des AOK. Einblick nehmen konnte.

und über seine Einstellung zu den Aufgaben des Bündniskrieges ist in den vorangehenden Bänden an geeigneter Stelle das Nötige gesagt worden. Es fiel dem greisen Herrscher sicherlich nicht immer leicht, der Armee des Verbündeten den Vorrang einzuräumen, den sie schon nach Stärke und Ausrüstung in Anspruch nahm, und es legte sich ihm wohl auch mancher Schatten auf die Seele, sobald er sein eigenes Heer vom Kriegsgott weniger begünstigt sah als das deutsche. Aber abgeklärte Erfahrung und reicher Einblick in die Geschehnisse ließen ihn Empfindlichkeiten gegenüber sachlichen Forderungen und Notwendigkeiten bei allen Gelegenheiten zurückstellen. Trotz mancher Verstimmung war die Unwandelbarkeit des Bündnisses der beiden Kaisermächte für ihn eine Selbstverständlichkeit, an der es kein Deuteln und kein Rütteln gab.

Persönlich verbrachte der Kaiser seine so schicksalhaften letzten Lebensjahre auf seinem Schlosse Schönbrunn in einsamer Zurückgezogenheit. Die allgemeinen Audienzen waren längst abgesagt, die Empfänge einzelner möglichst eingeschränkt. Zu Kriegsbeginn hatte der Herrscher wohl noch einige Male Kriegsspitäler besucht. Aber auch diese Ausfahrten wurden alsbald auf Wunsch des Leibarztes eingestellt. Die Öffentlichkeit bekam nun den Kaiser überhaupt nicht mehr zu Gesicht.

Die letzten Monate Franz Josephs waren durch die Katastrophe im Osten noch besonders verdüstert worden. In der Antwort auf den Glückwunsch, den ihm der Armeeoberkommandant am 18. August 1916 zur Vollendung des 86. Lebensjahres zukommen ließ, war ein Satz von solch tiefer Niedergeschlagenheit enthalten, daß die Heeresleitung vor Veröffentlichung der Depesche um dessen Streichung bat. In den schon erlöschenden Lebensabend klang dann freilich noch sieghaft der Kanonendonner aus der Walachei hinein. Der Tagesbericht, der die Einnahme von Craiova durch die Verbündeten meldete, war die letzte Botschaft, die den Sterbenden aus dem Diesseits erreichte. Wenige Stunden später schloß er, eben erst vom Schreibtische weggeholt, die Augen für immer — bis zuletzt ein leuchtendes Vorbild soldatischen Pflichtgefühls, dessen Ausstrahlung auch im Weltkrieg noch bis zum jüngsten Kämpfer an der Front wirksam gewesen ist.

Mit der Thronbesteigung des Kaisers und Königs Karl trat an die Stelle einer schon unpersönlich gewordenen Herrschergestalt ein frisches, unverbrauchtes Menschenleben. Die Armee hatte den neuen Obersten Kriegsherrn in den ersten Jahren des großen Ringens oft und oft im Gefolge des Armeeoberkommandanten oder sonst bei Frontbesuchen zu sehen bekommen, und wann immer der junge Erzherzog offenen, gütigen Blickes vor seine kriegserprobten Kämpfer hintrat, geschah es in ungemachter Freundlichkeit, die ihm die Herzen gewinnen mußte. Im Frühjahr 1916, bei der Maioffensive aus Südtirol, knüpfte sich dann auch Führerruhm an den Namen des 29jährigen Prinzen. Die schlichte Art, sich zu geben, verfehlte auch gegenüber den ruhmreichen deutsch-erbländischen Regimentern des Edelweißkorps ihre Wirkung nicht. Keinem Offizier, keinem Soldaten begegnete er ohne ein freundliches Wort, ohne einen Händedruck. Das Blut seiner Untergebenen wog ihm mehr als blendender Erfolg. Der Krieg im Osten zeichnete nachher wohl schon ernste, nachdenkliche Züge in das bis dahin knabenhaft frische Antlitz, und die jungen Schultern bekamen von Tag zu Tag ein Stück mehr der Verantwortung zu fühlen, die bei dem hohen Alter des Kaisers jeden Augenblick in ihrer vollen Schwere auf sie niedersinken konnte. Die Aufgaben seiner Stellung als Armee- und Heeresgruppenführer erfüllte der Thronfolger nach bestem Wissen und Gewissen. Daß er es neben einem selbstherrlichen reichsdeutschen Stabschef tun mußte, empfand er, ohne es merken zu lassen, wie eine lästige Vormundschaft, die vor allem auch sein dynastisches Empfinden tief verletzte und seinen längst bestehenden Groll gegen die Teschener Heeresleitung und ihre maßgebenden Männer noch vermehrte x).

Kaum zehn Tage nach der Thronbesteigung, am 3. Dezember, erschien der neue Kaiser zum erstenmal im Hauptquartier, um gemäß einer schon ergangenen Verfügung das Armeeoberkommando persönlich zu übernehmen. Der vornehme, ritterliche Erzherzog Friedrich blieb, mit dem Großkreuz des Militär-Maria Theresien-Ordens ausgezeichnet, zunächst noch einige Wochen als Stellvertreter des Monarchen bei der Feldarmee, wurde dann aber zur Disposition gestellt. Während der Anwesenheit in Teschen stattete der Kaiser auch seinem deutschen Verbündeten im nahen Pleß einen Antrittsbesuch ab. Die Zusammenkunft wurde zu einer Abänderung des dem neuen Herrscher von Anbeginn unerwünschten Vertrages über die Oberste Kriegsleitung (S. 267) benützt. Da Kaiser Karl das k.u.k. Armeeoberkommando persönlich übernommen hatte, wäre er nach den geltenden Bestimmungen dem Deutschen Kaiser unterstellt gewesen. Um eine solche, dem Begriffe der Fürstensouveränität widersprechende Unterstellung zu vermeiden, wurde beschlossen, daß in Hinkunft wieder, wie in den ersten zwei Kriegsjahren, die beiden Generalstabschefs die für die Kriegführung nötigen Vereinbarungen

') Glaise-Horstenau, Kaiser Karls Thronbesteigung c h \v arte, V, 321 und Werkmann, 38 ff.

zu treffen hätten. Kamen sie zu keinem Ergebnis, so fielen die weiteren Verhandlungen den Kaisern zu, von denen im Notfälle der Deutsche als der ältere zur letzten Entscheidung berufen war. Diese vor den anderen Bundesgenossen geheim gehaltene Verabredung kam einer Rückkehr zu der Befehlsregelung gleich, wie sie vordem 6. September bestanden hatte.

Wenn der Kaiser persönlich den Oberbefehl über das Feldheer übernommen hatte, so entsprach dies nicht nur den soldatischen Vorstellungen, sondern es wurde in der Armee auch dahin ausgelegt, daß er die unter seinem Vorgänger schon allzu scharf getrennten Zweige der staatlichen Verwaltung zum Vorteile der Kriegführung näher zusammenzuführen gedachte. Diesem Bestreben schien auch die Verlegung des Hauptquartiers von Teschen nach Baden bei Wien zu dienen, die trotz der Verwahrung des inzwischen — zugleich mit dem Erzherzog Eugen — zum Feldmarschall ernannten Generalstabschefs vorgenommen w'urde. Die ob dieser Frage ausgebrochenen Meinungsverschiedenheiten zwischen dem Kaiser und seinem obersten militärischen Berater bildeten allerdings auch den Anfang einer Reihe von Verstimmungen, die schließlich, in tieferen Gegensätzlichkeiten begründet, nach drei Monaten zum Sturze Conrads und zur völligen Umgestaltung der Heeresleitung führen sollten. Darüber wird im nächsten Bande zu berichten sein.

Über dem Zeitalter des Kaisers Franz Joseph, das unter dem Donner der Geschütze begonnen und unter dem Donner der Geschütze geendet hatte, war der Vorhang niedergegangen. Das ehrwürdige Habsburgerreich trat in den ebenso kurzen wie tragischen letzten Abschnitt seiner langen und inhaltsreichen Geschichte ein.

Nachträge zum Vierten Band l

Als die Darstellung der Frühjahrsoffensive 1916 gegen Italien schon in Druck gelegt war, wurde dem Kriegsarchiv von maßgebender Seite mitgeteilt, daß die vom 11. Armeekmdo. beantragte und entgegen den damaligen Anschauungen der k.u.k. Heeresleitung durchgeführte „Änderung der Angriffsordnung“ (Bd. IV, S. 227) außer den angeführten noch durch einen weiteren Beweggrund bedingt war. Nach dieser Mitteilung mußte das III. Korps nicht allein deswegen stehen bleiben, um mit seiner starken Artillerie vorerst das XX. Korps unterstützen zu können, sondern das XX. Korps sollte in gebotener Wechselwirkung durch sein mächtig gefördertes Vorwärtskommen den nachfolgenden Angriff des III. Korps erleichtern. Unter den Erwägungen, die zum angegebenen Entschluß geführt haben, wurde ganz besonders hervorgehoben, daß der rechte Flügel des III. Korps, die 28. ID., starkem Artillerieflankenfeuer ausgesetzt sein würde, insolange die zahlreichen schweren italienischen Batterien in der Gegend des Passo della Vena und des Mt. Campomolon nicht unschädlich gemacht waren. Das XX. Korps hatte demnach durch Wegnahme dieser feindlichen Batterien dem

III. Korps mittelbar zu dienen.

Den im Kriegsarchiv verwahrten Feldakten waren diese gewiß bemerkenswerten Darlegungen nicht zu entnehmen. GdI. Ernst Horsetzky bietet in seinem auf Grund von persönlichen Mitteilungen einiger höherer Führer verfaßten Aufsatz „Zum Angriffsplan der öst.-ung. 11. Armee im Mai 1916 aus Südtirol“, der in den Militärwissenschaftlichen Mitteilungen, Februarheft 1934, erschienen ist, eine eingehende Darstellung der Erwägungen jener Tage und ergänzt hiedurch in dankenswerter Weise die Feldzugsschilderung.

II

Auf Seite 389, Zeile 13 bis 15, heißt es: „GdK. Kirchbach war im Begriffe, in eine vorbereitete Stellung nördlich von Körösmezö auszuweichen, als ihn GO. Pflanzer-Baltin aufforderte, standzuhalten.“

Hiezu wird berichtigend beigefügt, daß GdK. Kirchbach tatsächlich keinen Befehl zum Rückzug erteilt hatte, und daß das Korps auch nicht im Begriffe war, auszuweichen. Die Aufforderung des Armeekommandanten zum Standhalten erfolgte lediglich auf eine, einen allfälligen Rückzug betreffende Anfrage des Kommandanten des I. Korps.

III.

Seit dem Erscheinen der 3. Doppellieferung des IV. Bandes sind neue italienische Quellen aufgetaucht, die jene Zweifel hinsichtlich der italienischen Gliederung klären, die zur Zeit der Niederschrift noch vorhanden waren und in der Fußnote auf Seite 680 sowie in einer Randbemerkung der Beilage 28 einbekannt wurden.

Es sind sonach folgende Berichtigungen nötig:

Seite 678, 2. Absatz: „Am 3. und 4. Juli unternahmen die Divisionen des V. und X. Korps nach heftigem Artilleriewirken . ..“

Seite 684 oben: „Die 35. ID. hatte beiderseits des Mt. Seluggio anzufassen, die anderen Divisionen des X. Korps bereiteten eine Unternehmung gegen den Mt. Cimone vor.“

Beilage 28. „Die Lage der k.u.k. 3. und 11. Armee am 30. Juni 1916.“ Auf italienischer Seite von West nach Ost: Am Ostflügel der 37. ID. nicht 5, sondern 7 Bataillone. Beim 5. Korps, 44. ID. 3 Bataillone. Beim X. Korps westliche Korpsgrenze verschieben, da 35. ID. zum X. Korps gehört. Die 9. ID. besteht aus den Brigaden Novara und Bisagno, Brigade Liguria ist vermutlich zur Verfügung des Oberkommandos und gelangt dann zur 44. ID. Beim XXIV. Korps besteht die 32. ID. aus Modena und Perugia. Beim XIV. Korps 30. ID. Piemonte, F orli und 5. BersRgt., 28. ID. mit Arno und Lombardia. Beim XXII. Korps 29. ID. mit Acqui und Friuli, 34. ID. mit Salerno und Ivrea, sowie 25. ID. Brigade Spezia Reserve des Kommandos der Truppen der Hochfläche. Auf dem Nordflügel des XVIII. Korps ist unter die Beschreibung Gruppe Cismon-Vanoi „5 Bataillone“ zu setzen.

PERSONENVERZEICHN IS

UND

VERZEICHNIS DER ÖST.- UNG. UND DER VERBÜNDETEN TRUPPENVERBÄNDE

P e r s o n e n v e r z e i ch n i s

A

Abele v. u. zu Lilienberg Albert Freih., GM. 366, 443

Adler Alois, Obst. 411 Adler Friedrich Dr., öst.

sozialdem. Politiker 13 Adler Viktor Dr., öst.

sozialdem. Politiker 13 Achmed Kadjar Schah von Persien 6 Albori Eduard Freih. v..

Obst. 647 Alexandra Feodorowna Kaiserin v. Rußland 17 Alexejew Michael Wassil-jewitsch, russ. GdI. 122,

157,    158,    159,    160,    161,

177,    196,    197,    227,    228,

237,    246,    277,    295,    296,

297,    345,    361,    362,    383,

385,    386,    387,    400,    414,

424,    425,    434,    435,    452,

453,    454,    455,    456,    457,

575,    591,    592,    602,    626

Aliew Eris-Khan-Sulman-Girei, russ. Gen. 570,

598, 605 Aosta Vittorio Emanuele Filiberto di Savoia, duca di, ital. GLt. 24, 27, 29, 35, 36, 54, 71, 72, 75, 94, 104, 636, 637,

640, 645, 646, 649, 655, 666, 667, 678 Apór de Al-Torja Samuel Freih., FML. 588, 589 Arnim Otto v., preuß.

Obst. 407 Arz v. Straussenburg Artur,    GdI.    117,    200,    242,

243,    260,    261,    281,    284,

285,    287,    290,    293,    298,

299,    300,    302,    303,    305,

308.    313,    314,    316,    318,

321,    323,    324,    325,    336,

340,    344,    350,    351,    356.

357,    444,    449,    467,    468,

469,    470,    472,    473,    477.

504,    505,    506,    509,    510,

514,    515,    517,    521,    522,

523,    545,    576,    578,    580,

581,    582,    583,    710

AslanMihail, rum. DivGen. 276

Asquith Herbert Henry, engl. Premierminister 16, 717

Aust Adolf, GM. 594 Averescu Alexandru, rum. DivGen. 223, 249, 251,

276,    277,    294,    328,    329,

330,    331,    332,    342,    343,

356,    455,    480,    481,    483,

542,    544,    569,    577,    598,

600,    601,    604,    605,    610,

613,    615,    616,    617,    620

B

Bacsila Trojan, Obst. 174, 176

Balujew Peter Semjono-witsch, russ. GdI. 592 Bandian Alexander, FML.

324, 506 Baratow Konstantin Iwano-witsch Fürst, russ.Gen. 5 Barwik Edl. v. Dub Arnold, Obst. 252,    253,

324, 507, 508 Bauer v. Bauernthal Viktor, GM. 139, 409 Beckmann Max, preuß. GLt.    143,    144,    145,    171,

212,    377,    380,    381,    382,

398,    400,    402,    403,    405,

406,    407,    408,    426,    427,

432,    433,    436,    437,    458,

459,    592,    593

Below Hans v., preuß. GM. 480

Below Otto v., preuß. GdI.

353, 596, 705, 706 Beneckendorff, s. Ilinden-hurg

Beneš Eduard Dr., Generalsekretär des Pariser tschechoslowak.National-rates 718 Benigni in Müldenberg Siegmund Ritt, v., FZM. 392, 415 Berchtold Freih. v. u. zu Ungarschütz, Fretting u. Püliitz Leopold Gf., Minister des Äußern 223 Berger Andreas, Obst. 254, 255, 278, 279, 290, 312,

494, 498, 524 Bernátsky Kornelius, Obst.

247, 283, 327 Berndt Otto, GM. 459 Bernhardi Friedrich v., preuß. GdK. 122, 123,

124,    125,    126,    128,    130,

131,    132,    133,    134,    162,

163,    165,    167,    168,    172.

203,    207,    208,    209,    210.

211,    217,    377,    378,    379.

382,    383,    397,    398,    399.

405,    410,    412,    432,    436.

459,    592,    593

Berthelot Henri Matthias, franz. BrigGen. 455, 493, 532, 548, 549, 555, 561, 605

Berzeviczy v. Berzevicze u. Kakas-Lomnitz Béla, Obst. 323 Bethmann-Holl weg Theobald    v.,    Dr.,    deutscher

Reichskanzler 9, 11, 15, 118, 121, 715, 716 Bezobrazow Wladimir Mi-chailowitsch, russ. GdK. 128,    129,    133,    134,    157.

158,    159,    161,    164,    165.

167,    169,    196,    197.    202,

205, 377, 383 Bismarck Otto Fürst, deutscher Reichskanzler 11 Bjelajew Michael Alexan-drowitsch, russ. Gen. 456, 548, 555


Bode John,

preuß. Obstlt.

292,

500

Boeß Bernhard, p

reuß.

GM.

194

Böhm-

Ermolli Eduaix

v.,

GO.

132,

145,

146,

147,

148,

149,

161,

173.

174,

175,

176,

177,

1S7,

188,

189,

191,

192,

193,

200,

212,

213,

335,

366,

375,

412,

427,

438,

439,

440,

442,

464,

579,

583,

592,

593,

594

Bolfras Ar

tur Freih

v.,

GO.

120,

719,

720,

721

Boroe\

ić V

Boi

na Sveto-

zar,

GO.

30, 31, 37

, 39,

44,

51, 58, 59, 61

62,

63,

66, 68, 7i

>, 86

87,

91,

106,

117,

637,

641,

644,

646,

647,

648,

650,

652,

655,

656,

657,

659,

660,

661,

662,

663,

664,

665,

667,

669,

672,

673,

675,

677,

678,

680,

682,

683,

721

Boselli

Paolo,

ital.

Mi-

nisterpräsident

15,

26

Bothmer Felix G:

. v., bavr.

GdI

147,

150,

151,

174,

183,

184,

186,

187,

188,

189,

191,

192,

193,

200,

204,

205,

212,

213,

217,

366,

372,

373,

374,

375,

376,

392,

393,

394,

395,

396,

413,

415,

438,

440.

442,

443,

461,

593

Bratianu Jonel,

rum.

Mi-

nisterpräsident

224,

225,

226,

227,

228,

245,

294,

456

Brauner Adolf, GM. 175, 176

Breit v. Doberdo Joseph, GM. 514, 576, 578 Briand Aristide, franz.

Staatsmann 717 Brosch Edl. v. Aarenau Theodor, Obst. 652, 653 Bruchmüller Georg, preuß.

Obstlt. 378 Brudermann Adolf Ritt, v., FML. 155, 445, 478, 479, 480, 503, 505, 507, 511, 513

Brussilow Alexej Alexan-drowitsch, russ. GdK. 4, 21. 109, 122. 132, 145, I

153,

154,

158, 159,

160,

161,

164,

177, 181,

196,

197,

198,

199, 202,

205,

206,

218,

219, 227,

236,

237,

239,

297, 361,

362,

363,

372,

379, 385,

386,

387,

395,

398, 399, 400,

405,

412,

414, 416,

424,

425,

426,

430, 431,

434,

435,

436,

444, 446,

453,

460,

461,

463, 504,

505,

519,

520,

575, 584,

590,

591,

592,

596, 602, 684,

711

Bulatow Nikolaj Ilitsch,

russ.

Gen. 384

Burián

v.

lajecz Stephan

Baron,

Minister

des

Äußern

15, 118,

119,

120,

226,

267, 715,

716

Burkhardt Hermann,

javr.

GM.

200, GLt. 508, 510,

511,

512,

513, 514

Bürkner Hans, preuß.Obstlt.

162,

165,

166, 203,

211

Busse

ians

v., preuß. GM.

312,

313,

346, 347,

352,

492,

494,

495, 496,

497,

498,

570

c

Cadorna Luigi conte, ital. GLt. 4,    21,    22,    24,    26.

27,    36,    70,    71,    72.    75,

79, 83, 106, 108, 111,

456,    634,    635,    647,    648,

649,    650,    651,    666,    668,

669,    681,    682,    711

Capello Luigi, ital. GLt. 36,    42,    43,    49,    54,    70,

71,    72,    73,    74,    79,    88

Civrieux de, franz. Militärschriftsteller 712 Clausius Hermann, preuß. GLt. 123,    125,    126,    127,

128,    162,    164,    165,    166,

167,    208,    209,    210,    378,

379,    399,    409,    410

Coandä Constantin, rum.

DivGen. 452 Conrad v. Hötzendorf Franz Freih., GO. 12, 13, 109, 117,    118,    119,    120,    121.

144,    147,    148,    172,    173.

177,    184,    204,    205,    223.

238,    239,    242,    244,    245,

257,    258,    259,    262,    263.

264,    266,    267,    268,    269.

270,    286,    296,    297,    298.

312,    324,    337,    364,    365,

366,    389,    390,    397,    409.

426,    436,    437,    442,    446,

452,    477,    517,    531,    532,

553,    597,    622,    636,    654,

655,    710,    719,    720,    721,

FM. 724 Conta Richard v., preuß. GLt.    155,    156,    179,    180,

193,    194,    195,    201,    202,

214,    215,    370,    388,    389.

390,    391,    418,    419,    420.

445, 519, 585 Covin    Lorenz, Obst.    112

Crainicianu Grigore, rum. DivGen.    276,    288,    294.

302,    303,    308,    315,    316.

320,    322,    327,    333,    338.

339,    340,    341,    342,    356.

357

Cramon August v., preuß.

GM. 262, 263, 266 Cristescu Constantin, rum. BrigGen.    522,    576,    581,

582, 601 Csanády v. Békés Friedrich. FML. 138,    139,    140.

141,    142,    143,    144,    163.

170,    377,    381,    382,    402.

403,    406,    407,    408,    427.

433, 436, 459 Csécsi-Nagy Emmerich, Obst. 282, 283, 289, 319, 345, 512 Csicserics v. Bacsány Maximilian, FML. 1Í 7, 186.

373, 415, 443 Culcer Joan, rum. DivGen. 252,    254,    279,    291,    294,

302,    305,    307,    311,    312,

468, 494 Cumin Artur, Lt. i. d. R. 438

Czibulka Klaudius, FML. 438

Czitó Karl, GM. 367 D

Dáni v. Gyarmata Adalbert, Obst. 45, 80 Daubner Samuel, Obst. 514, 515, 523, 578, 580.

582, 622 Demus Ferdinand, Obst. 391

Desaix de Voygoux Louis, franz. Gen. 237


Diamandi C., rum. Gesandter in Petersburg 452, 455 Dieffenbach Karl, preuß.

GLt. 145, 146, 147. 593 Ditfurth Kurt v., preuß.

GM. 136, 169 Djewad Pascha, türk. GM.

593

Dokonal Rudolf Edl. v., Obst. 369 Drägälina A. Joan, rum.

Gen. 494, 496 Dschemal Pascha Mersinli, türk. DivGen. 6, 714

E

Eben Johannes v., preuß. GdI.    148,    177,    178,    188,

189,    192,    199,    375,    376,

395,    397,    412,    427,    439,

442,    464,    593

Ehrenthal Oskar v., sächs.

GdI. 593 Eichhorn Herrn, v., preuß.

GO. 121, 518, 592 Ellison v. Nidlef Otto Ritt., Obst. 690 Elstermann v. Elster Hugo, preuß. GLt. 304,    483

Englert Karl, GM. 690 Enver Pascha, türk. Yize-generalissimus 6,    238,

263, 268, 269 Epp Franz, bayr. Obstlt. 490, 491, 527, 528, 529,

530, 540 Etzel Günter v., preuß.

GM. 213, 438, 440 Eugen Erzherzog, GO. 22, 69, 108, 109, 110, 636, 647, 654, 680, 684, 686, 688, 690, 694, 698, 700, 701, FM. 724 Ewert Alexej Jermolaje-witsch, russ. Gdl. 197,

198, 205, 206, 361, 362,

383, 384, 385, 386, 400. 591

F

Fabeck Karl v., preuß.

Gdl. 148 Fabini Ludwig v., FML.

200, 285, 344, 351, 373, 394, 471, 473, 474, 510, 514, 518, 523, 576, 577,

578,

579,

580,

584,

606,

607,

614,

615

Falkenhayn

Erich

v., pl

;euß.

Gdl.

118,

119,

120,

121,

147,

172,

190,

200,

204,

205,

226,

238,

239,

240,

242,

257,

262,

263,

264,

265,

266,

270,

271,

273,

296,

297,

298,

299,

300,

301,

302,

303,

304,

305,

306,

308,

311,

312,

313,

314,

315,

316,

317,

318,

319,

320,

321,

322,

324,

325,

328,

333,

334,

335,

336,

337,

338,

340,

341,

344,

346,

347,

348,

352,

355,

356,

366,

445,

450,

451,

452,

456,

467,

475,

477,

478,

479,

480,

483,

484,

491,

492,

497,

500,

503,

510,

517,

523,

524,

525,

527,

528,

529,

531,

532,

533,

534,

537,

538,

543,

544,

545,

546,

547,

553,

556,

557,

558,

559,

562,

563,

564,

565,

566,

568.

569,

572,

573.

574,

• 577,

579,

581,

582,

583,

590,

597,

600,

602.

603.

606,

607,

608,

609,

610.

613,

615,

617,

618,

619,

623,

624,

625,

627,

710,

712

Falkenhayn Eugen v., pi

:euß.

GdK

. 145, 146,

427,

593

Farkas

v. :

Naey-

-Tóka

Yin-

zenz

, Obst. 482

Fath Heinr

ich, (

3dl.

123,

124,

125,

126,

127,

128,

131,

132,

162,

163,

164,

165,

167,

207,

209,

210,

378.

383,

397,

436,

459

Fayolle Marie

Émile,

franz. Gen. 5

Feldtkeller

Erich, preuß.

Obst. 210

Ferdinand I. König der Bulgaren 238, 268, 269. 273

Ferdinand König von Rumänien 5, 225, 245, 277, 294, 328, 334, 342, 343.

454, 549, 605, 616 Fernengel Johann, GM. 643, 658

Ferrari Decio, ital. GM.

111, 112, 113, 685, 686, 687, 688, 689 Fiebich-Ripke Rudolf, Obst. 255

Fluck v. Raggamb Adalbert, GM. 369 FJI 11,    12,

13, 117, 118, 119, 120, 121, 206, 262, 263, 264, 266, 267, 268, 269, 270, 391, 514, 545, 715, 719, 720, 721, 722, 723, 724 Fráter v. Erkeserü, Ipp, Rogoz und Bélmeze Eugen, Obst. 191, 201.

420, 445 Friedjung Heinrich, öst.

Geschichtsschreiber 12 Friedrich Erzherzog, FM. 117, 119, 120, 121, 262.

263, 268, 390, 528, 720,

722, 723 Friedrich Wilhelm Kronprinz des Deutschen Reiches und Kronprinz von Preußen 212 Fuchs Georg, preuß. GLt.

391,    392, 396, 432

G

Garibaldi Giuseppe, ital.

Obst. 112, 688 Gaugl Joseph, GM. 244, 245, 549, 550 Gentner Constantin, preuß.

GM. 611 Gerok Friedrich v., württ. Gdl. 200,    242,    373,    374,

392,    393,    394,    395,    396,

397,    414,    415,    511,    517,

518,    521,    522,    532,    562,

576,    577,    578,    579,    580,

581,    582,    583,    584,    585.

588,    593,    603,    606,    60S,

612,    614,    615,    617,    621.

622

Goglia Ritt. v. Zlota Lipa, FML. 438 Goiginger Heinrich, FML. 109

Goiginger Ludwig, FML. 488,    528,    539,    541,    546.

570,    571,    600,    601,    603,

604,    608,    619,    687

Goldbach Anton, GM.

138.    139,    203,    243,    249,

250,    251,    286,    288,    289,


318,    322,    348,    350,    475,

476,    479,    516,    517,    577,

579,    613

Goltz Colmar Freih. v. der,    preuß. GFM.    und

türk. Marschall 5 Goltz    Karl    Gf.    v.    der,

preuß. GM. 549, 552,

560, 597. 618, 621 Grallert v. Cebrów Konrad,    GM.    144,    243,    248,

281,    323,    576,    578

Gronau Hans v., preuß. GdA. 122, 123, 127, 165,

208, 209, 210, 379 Gronau Karl, preuß. GM.

145,    593

Großmann August, bayr.

Obst. 126 Gurko Wassili Josipho-witsch, russ. Gen. 377, 378,    383,    384,    398,    400,

409,    410,    424,    425,    426,

431,    432,    433,    435,    436,

437,    438,    457,    460,    575,

590, 592 Guseck Edl. v. Glankirchen Oskar, FML. 687

H

Háber Johann, GM. 140,

324, 326, 344, 345, 351,

506, 512, 513, 515 Habermann Ferdinand v., Obst. 127 Habermann Hugo Edl. v., FML. 156,    179,    367,

369,    388,    391,    417,    443,

445,    468,    470,    506,    515,

519,    520,    585,    587,    589

Hadfy v. Livno Emmerich, FML. 151,    152,    153,

181,    182,    183,    184,    190,

191,    373,    393,    396,    415,

428,    443,    594

Hahndorff Viktor, preuß. GM. 128, 130, 131, 168, 169

Haig Sir Douglas, brit.

FM. 5 Hammerstein-Gesmold Hans Freih. v., preuß. Mjr. 274, 292 Hari Bey, türk. Obstlt. 205

Hauer Leopold Freih. v., GdK. 123, 165, 166, 167,

207,    208,    209,    210,    212,

378,    379,    383,    384,    399,

409,    411,    412,    592

Hauser    Edmund,    Obst. 402

Havenstein Otto, preuß.

GM. 592 Hefell-e Georg, FML. 243, 261, 324 Hell Emil, preuß. Obst. 144

Hellingrath Philipp v., bayr. GLt. 207,    208,

209, 378, 399 Hesse Emil, preuß. GM. 393

Hettinger Wilhelm, Obstlt.

283, 289, 317, 318, 319, 323

Hindenburg Paul v. Be-neckendorff u. v., preuß. GFM. 4, 17, 18, 19, 20,

21, 37, 48, 49, 61, 65,

72, 73, 77,    183,    184,

187, 193, 205, 209, 212,

258, 265, 266, 267, 268,

269, 270, 297, 298, 312, 334, 361, 362, 391, 393,

426, 464, 654, 712    4

Hinke Alfred Edl. v., FML.

430, 588 Hodula Karl, Obst. 417, 421

Höfer Ritt. v. Feldsturm Franz, FML. 720 Hoeppner Ernst v., preuß.

GLt. 163 Hoffmann Alfons Edl. v., Obst. 705 Hofmann Heinrich v., preuß. GM. 178 Hofmann Peter,    FML.    164,

187,    191,    192,    193,    205,

374,    375,    376,    394,    413,

415,    440,    441,    442,    462

Hohenlohe - [Schillingsfürst Gottfried Prinz zu, Botschafter 121 Hordt Theodor v., FML.

145, 148, 177 Horsetzky Edl. v. Hornthal Ernst, GdI. 725 Horváth Ladislaus, GM.

173, 174, 175, 176, 188 Hrozný Edl. v. Bojemil Joseph, GM. 89, 90, 92, 96, 101, 109

Huber Joseph, Obst. 303 Huller Hugo, bayr. GLt. 483

Hülsen Walter v., preuß. GM. 145

I

Iancovescu Constantin, rum.

BrigGen. 559, 562, 563 Iliescu, Dimitrie, rum. BrigGen. 295, 453, 454 Istrate Joan, rurnl. DivGen. 568, 570, 571, 598, 599, 601

J

Jacobi Albano v., preuß.

GdI. 379 Jagow Gottlieb v., deutscher Staatssekretär d. Äußern 120,    121

Janečka Joseph, Obst. 675 Janin Pierre, franz. BrigGen. 561 Jasyn Hilmi Bey, türk.

Obstlt. 205 Jehlin Maximilian, bayr.

GM. 511, 513, 514, 515 Jellicoe John Rushword, viscount of Scapa, brit. Admiral 8 Jemrich v. der Bresche Eduard Ritt., GM. 139, 403

Jesser Moritz, GM. 419 Joffre Joseph, franz. Gen. 227, 295, 328, 352, 456,

457, 594, 595, 596 Johow Georg, preuß. Obst. 171

Jóny de Jamnik Ladislaus, GM. 509, 512, 519 Joseph Erzherzog, GdK.

57,    61,    75,    95,    464,

GO. 545, 548, 557, 562, 572, 576, 583, 589, 590, 593, 597, 606, 612, 614,

615,    622, GdK. 637,

641, 642, 659, 673, 674,

675, 677

K

Kaiser Julius, FML. 125, 128, 129, 130, 131, 132, 133, 167, 168, 169 Kaledin Alexej Maximilowitsch, russ. GdK. 128,


133, 138, 143, 144, 145, 158, 161, 169, 198, 206,

379, 382, 386, 387, 399, 401, 405, 425, 426, 431,

432, 433, 435, 452, 466, 505, 575, 585, 590 Kaiser Edl. v. Maasfeld Franz, FML. 139, 142,

170, 427, 436, 437 Kantardjeff Todor, bulg.

GM. 500 Karl I. (IV.) Kaiser von Österreich, König von Ungarn 545, 719, 722,

723, 724 Karl I. König v. Rumänien

223, 224, 225, 230 Karl Franz Joseph Erzherzog-Thronfolger, FML.

3, 117, 121, 147, 149,

152,    154, GdK. 155,

156,    172,    177,    180,    183,

184,    185,    187,    190,    195,

200,    202,    204,    205,    212,

216,    217,    242,    335,    363,

365,    366,    367,    368,    369,

371,    373,    376,    389,    390,

391,    393,    394,    395,    396,

397,    413.    415,    419,    420,

421,    423,    430,    443,    446,

450,    451,    464,    502,    503,

GO.    505,    507,    514,    545,

720

Kaufmann Karl v., preuß.

Obst. 245, 273, 274 Kirchbach auf Lauterbach Karl Freih. v., GdK. 216,    389,    391,    395,    420,

422,    423,    429,    443,    445,

464,    GO.    594,    725

Kißling Rudolf, Oberstaatsarchivar 348 Klein Anton, GM. 250, 319, 327 Kleist Alfred v., preuß.

GM. 426, 427 Klembowski Wladislaw Na-poleonowitsch, russ. Gen.

158, 435 Kneußl Paul Ritt, v., bayr. GLt. 123, 125, 127, 131,

132, 162, 165, 166, 383, 411, 436, 491, 492, 493,

495, 496, 497, 498, 499, 503

Knox Sir Alfred, brit GM. 158

Köckh Edl. v. Lehenshof Adolf, Obst. 133 Konopicky Theodor, GM. 201

Konstantin 1. König der Hellenen, 16, 713 Kopfstein Ernst, Obstlt.

282, 283, 344, 475 Korzer Karl, Obst. 485,

486, 488, 530, 539, 541, 542, 546 Kosak Ferdinand, FML.

146, 147, 148, 188, 192 Kosch Robert, preuß. Gdl. 330, 549, 550, 551, 555,

556,    559, 560, 562, 563, 566, 568, 599, 602, 616, 624

Kouff Robert, Obst. 91 Kövess v. Kövesshaza Hermann, GO. 151,    153,

154, 181, 182, 183, 184,

185,    187, 189, 190, 191, 193, 194, 200, 212, 214,

366, 368, 372, 374, 391,

393, 396, 415, 428, 443, 464, 505, 508, 509, 511, 514, 545, 585, 586, 588. 589

Kraewel Richard v., preuß. GLt. 151, 152, 153, 154, 181, 182, 183, 184, 185.

186,    187, 190, 191, 200 Krafft v. Dellmensingen

Konrad, bayr. GLt. 298,

306, 345, 346, 349, 484,

485, 486, 487, 488, 489, 490, 491, 503, 524, 527,

528, 529, 531, 532, 534, 539, 540, 541, 542, 543,

545, 546, 548, 554, 556,

557,    558, 560, 562, 563,

564, 565, 566, 567, 569, 570, 571, 598, 600, 601,

602, 603, 606, 607, 608, 609, 610, 611, 616, 617, 618, 623, 624

Králiček Rudolf, FML. 189

Kramař Karl Dr., tschechischer Politiker 12 Kranz Moritz, Obst. 152, 154

Kratky Karl, GM. 177 Krauss Alfred, FML. 117 Krauss Rudolf, FML. 155, 179, 180, 194, 201, 214, 215

Kreß v. Kressenstein Friedrich Freih., bayr. Obstlt.

u. türk. Obst. 714 Kroupa Joseph, GM. 422, 586    ‘

Kruge Kurt, preuß. GLt. 415

Kühne Viktor, preuß. GLt. 478,    479,    497,    498,    503,

523,    524,    525,    526,    527,

529,    531,    532,    533,    534,

536,    537,    538,    539,    542,

545,    546,    547,    553,    556,

557,    560,    562,    563,    564,

565,    569,    570,    571,    574,

599,    601,    608,    610,    611,

616,    617,    618,    624

Kuropatkin Alexej Niko-lajewitsch, russ. Gdl. 362

L

Lähne Michael, übst. 250,

251, 613, 614 Lansdowne Henry Charles Keith marqueß of, brit. Staatsmann 717 Le Gay v. Lierfels Albert Ritt., GM. 207, 209 Leide Joseph, GM. 152,

153, 154 Leipzig Arnd v., preuß.

GM. 593 Leiter Edl. v. Łososina Anton, GM. 590 LeonhardiTheodor Freih.v., FML. 138, 141, 142, 143,

144, 377, 380. 400, 409, 459

Leopold Prinz v. Bayern, bayr. GFM. 121, 123,

394,    396,    397,    398,    405,

408,    409,    412,    427,    442,

591

Lesch Leonid Wilhelmo-witsch, russ. Gdl. 122,

128,    156,    158,    159,    161,

164,    165,    197,    202,    205,

209,    383,    384,    410,    431

Letschitzki Platon Alexeje-witsch, russ. Gdl. 149, 151,    153,    154,    156,    159,

160,    178,    181,    182,    183,

185,    190,    195,    198,    200,

201,    206,    237,    334,    367,

368,    387,    391,    416,    421,


425,    429,    430,    434,    435, 444, 452, 453, 466, 504,


505. 519, 520, 522, 575,

576, 584, 585, 590, 602 Lettow-Yorbeck Paul v., preuß. Obst. 6 Leuthold Max, preuß. GLt.

594

Liebknecht Karl, deutscher radikaler sozialdem. Politiker 10 Lindequist Artur v., preuß.

GM. 393 Linsingen Alexander v., preuß. GdI. mit dem Range eines GO. 121,

122,

123,

128,

132,

136.

137.

138,

140,

142,

143,

144,

147,

148,

158.

160,

161,

162,

165,

166,

168,

169,

170,

171,

172,

173,

184,

202,

203,

206,

207,

208,

209,

210,

211,

212,

217,

376,

378,

379,

38L

382,

397,

398,

399, 400,

401,

402,

403,

404,

405.

408,

409,

412,

426,

432,

433,

436,

449,

521,

583,

592,

593,

594

ischka Emil, FML.

654

itzmann Karl, preuß. GdI.

142,

143,

144,

163,

170,

171,

203, 207, 211, 212,

376,

377,

380,

381,

382,

397,

398,

400, 401, 403,

408,

427,

433,

458,

521,

522,

577,

578,

580,

581,

593,

622

Lloyd-George David, brit.

Staatsmann 717 Ludendorff Erich, preuß. GLt. 121, GdI. 258, 260,

265, 266, 267, 270, 286, 296, 389, 409, 450, 451, 466, 521, 523, 581, 712 Lukachich v.Somorja Géza, GM. 62, 637 Lütgendorf Kasimir Freih. v., FML. 351, 469, 470,

473, 506, 507, 508,. 509, 510, 511, 513, 514, 519, 521, 690 Lüttwitz Georg Freih. v..

preuß. GdI. 308, 322 Lüttwitz Walter Freih. v., preuß. GLt. 122, 132.

133, 134, 135, 136, 137.

141, 145, 163, 169, 170, 172, 203, 211, 212, 217

M

Mackensen August v., preuß. GFM. 239,    245.    258,

259,    273,    291,    329,    330,

353,    357,    449,    450,    456,

500,    501,    502,    503.    524,

531,    548,    549,    550,    551,

562,    564,    565,    570,    573,

574,    579,    582,    583,    597.

599,    603,    606,    611,    617.

623,    624,    626

Mambretti Ettore, ital. Gen. 27

Mannerheim Karl - Gustav Karlowitsch Baron, russ. GLt. 615, 616 Marenzi v. Tagliuno u. Talgate, Markgraf v. Val Oliola, Freih. v. Marenzfeldt u. Scheneck Gabriel Gf., GM. 409 Maria Königin v. Rumänien 225 Marterer Ferdinand Ritt, v., FML. 117 Marwitz Georg von der, preuß. GdK. 138, 140,

143, 144, 145, 147, 164. 171, 203, 204, 211, 380,

381, 398, 400, 401, 402, 403, 404, 405, 406, 407,

408, 409, 426, 427, 432,

433, 437, 593 Masaryk Thomas Garrigue, tschech. Politiker 12 Massow Ewald v., preuß. Obstlt. u. deutscher Militärattache in Sofia 23S Mavrocordato Edgar, rum.

Gesandter in Wien 246 Meisl Viktor, Obst. 91 Melior Theodor, preuß. GLt. 149, 175, 176, 192,

213, 376, 439, 584, 593 Metz Ritt. v. Spondalunga Rudolf, GM. 427 Miljukow Paul Nikolaje-witsch, russ. Politiker 17 Mitlacher Alfred, Obst. 65 Mjk Ignaz, Obst. 550 Mohs Heinrich, wiirtt.

Obstlt. 184, 212 Morgen Kurt v., preuß. GLt. 259, 261, 282, 283, 284, 285, 286, 297, 300,

308, 313, 316, 318, 319, 321, 322, 323, 324, 325,

341, 349, 483, 484, 543,

544,    561,    564,    566,    567,

568,    571,    597,    599,    602,

603,    608,    610,    611,    616,

617,    619,    623,    627

Mouillard Viktor v., GM.

203, 565, 590 Muhamed V. Kaiser der Osmanen u. Kalif 268, 269

Alusulin v. Gomirje Alexander Freih., öst.-ung. Gesandter 119

N

Napoleon I. 651 Naumann Friedrich, deutscher Politiker 12 Nemeczek Toseph, FML.

96, 638    •

Nikolai Nikolajewitsch Großfürst, kom. Gen. im Kaukasus 6 Nikolaus II. 3, 4, 17, 158,

224,    228,    277,    296,    334,

361,    362,    377,    424,    435,

456,    575,    590,    711,    717

Noü Artur,    Obst. 43, 46,

50, 51, 53, 66

o

Obauer Edl. v. Bannerfeld Rudolf, GM. 138,

139, 402 Oberguggenberger Viktor, Lt. i."d. R. 697 Olbrich Alois, Obst. 127 Oppeln-Bronikowski Hermann v., preuß. GLt.

374, 392

P

Panzenböck Karl, Obst.

312, 346, 485, 486, 487, 488, 489, 527, 530 Papp Daniel, Obstlt. 155, 367,    Obst. 388,    391,    417,

421,    428,    469,    509,    519,

587, 590 Paschen Konrad, preuß.

GM. 180, 5S6, 587 Pechmann Friedrich Freih. v., bayr. GM. 488, 489, 490,    527,    528,    529,    530,

539,    540,    541,    542,    546,

554,    558,    565

Pfalz Rudolf, Obst. 438, 440


Pfeffer Rudolf, GAL 129,

130, 132, 133, FML. 168 Pflanzer-Baltin Karl Freih. v., GO. 154, 155, 156,

178, 179, 180, 189, 191,

193, 194, 195, 201, 202,

205, 215, 216, 242, 366,

367, 368, 369, 370, 371,

372, 389, 390, 391, 725 Piacentini Settimio, ital.

GLt. 27, 83, 634 Pitreich Anton Ritt, v., GM. 32, 59, 107, 661 Pohl Robert Ritt, v., Obst.

Reiner Adolf, Mjr. 253, 301

Rerberg Fedor Sergeje-witsch, russ. Gen. 195 Reutter Artur, Obst. 550 Richter Johann, Obst. 703 Richthofen Manfred Freih. v., preuß. GLt. 520, 586, 587

Riemann Julius, preuß.

Gdl. 592, 593 Robertson Sir William, brit. Gen. u. Generalstabchef 295, 456 Roeder Dietrich v., preuß Obst. 134, 135 Roósz Peter, Hptm. 676 Roth Joseph Ritt. v. Li-manowa-Lapanow, Gdl. 109, 113, 114, 684, 685, 688, 698 Ruiz deRoxas Eugen Chev., GM. 208, 209, 301, 308. 345, FML. 516,    577,

579,    584,    585,    608,    609,

610,    611,    613,    615,    616,

619,    620,    622,    623

Runckel Hermann v., preuß.

GLt. 408, 426, 427 Rusche Rudolf, preuß. GM. 128, 133, 134, 136, 168, 410

Russ Viktor, Mjr. 155, 180, 194

Rustler Alois, Obst. 127, 128

Rüstow Hans, preuß. GM. 593

Rußki Nikolai Wladimiro-witsch, russ. Gdl. 362, 385, 591

s

Sacharow Wladimir Victo- j rowitsch, russ. GdK. 145, ' 148,    149,    173,    177,    178.

188,    189,    193,    198,    199,

200,    206,    213,    375,    376,

387,    395,    412,    425,    427,

430,    431,    438,    439,    440,

461,    502,    567,    605,    616

Salandra Antonio, ital. Ministerpräsident 15 Salis - Samaden Heinrich Freih. v., Obst. 459 Sander Samuel, Obstlt. 287, 290, 351, 417, 421, 422, 428, 469, 473


52

Poincare Raymond, Präsi-sident der franz. Republik 456 Poklewski - Koziell S. A., russ. Gesandter in Bukarest 224 Pokrowski N., russ. Staatsmann 717 Pongrácz de Szent-Miklós et Óvár Artur, Obst. 288, 289, 308, 309 Pongrácz de Szent-Miklós et Óvár Heinrich, GM. 123, 127, 410 Popovici Joan, rum. Brig-Gen. 279,    301,    302,    305,

307,    309,    310,    315

Potiorek Oskar, FZM. 720 Presan Konstantin, rum. DivGen. 246, 248, 249,

280,    282,    287,    289,    294,

313,    317,    318,    319,    325,

327,    337,    345,    350,    357,

417,    429,    444,    452,    453,

472,    515,    516,    522,    549,

555,    556,    558,    559,    560,

561,    562,    563,    565,    566,

568,    570,    571,    598,    599,

601, 605 Puttkammer Wilhelm v., preuß. GLt. 200

R

Radoslawoff Wasil, bulg.

Staatsmann 272 Ragosa Alexander, russ.

Gen. 122, 605, 613, 615 Rasputin Grigorij Jefimo-witsch, russ. Mönch 17 Rath Ludwig, Obst. 91 Rath Paul, Obst. 325, 349, 483

Sarkotić Stephan v., Gdl. 117

Sarrail Maurice, franz. Gen.

277, 296, 352, 353, 357, 452, 456, 558, 594, 595,

596,    713

Sasonow Sergej Dimitrie-I    witsch, russ.Minister des

j    Äußern 17, 224

i Sávoly v. Nagyida Johann. Obst. 215, 371, 389 Schamschula Rudolf, GM.

129, 130, 132, 168, 680 Schariczer v. Rény Geonr, FML. 632    "

Scheer Reinhard, deutscher Vizeadmiral 8 Schefik Bev, türk. Obstlt.

205    '

Schenk Alfred Edl. v., FML. 39, 58, 69, 70, 82, 102, 637, 648, 649, 653,    656,    658,    659,    660.

662,    665,    671,    672,    673,

674,    675,    678,    680

Scheuchenstuel Viktor v., FZM. 391, 421, 422^ 429, 445, 446, 508, 519. 585

Schevky Bey, türk. Obst 205

Schilhawsky Ritt. v. Bahnbrück Joseph, GM. 175 Schmettau Max v., preuß.

GLt. 134, 135, 136 Schmettow Eberhard Gf. v., preuß.    GLt.    258,    260,

261,    280,    284,    285,    289,

298,    300,    301,    302,    304,

306,    309,    310,    315,    317.

321,    324,    325,    326,    327,

336,    349,    350,    351,    467,

474,    476,    477,    478,    503,

523,    525,    532,    533,    536,

537,    538,    539,    545,    546,

547,    553,    556,    563,    564,

565,    566,    570,    571,    573,

597,    598,    599,    601,    602,

604,    608,    617,    618,    621,

624

Schmidbacher Joseph, Obst. 148

Schmidt Koloman, Obstlt.

179, 180 Schmidt v. Georgeneęg Albert, Gdl. 174    "

; Schmidt v. Knobelsdorf I Konstantin, preuß. GLt.


212, 3SL 398, 426, 433, 43 i

SchnehenMaximilian Freih. v., GM. 388, 421, 422, 429, 519, 520, 5S5, 586,

5S9. 590 Schneider Edl. v. Alanns-Au Joseph, FML. 96, 637, 670 Schöler Roderich v., preuß.

GLt. 135, 136, 432, 433 Scholtz v. Krechowce Adalbert, Obstlt. 420 Schön Joseph, FML. 134, 135, 136, 169, 458 Schönburg-Hartenstein Alois Fürst, GdK. 690 Schtscherbatschew Dimitrij Gregoriewitsch, russ.GdI. 149,    150,    151,    153,    177,

178,    185,    186,    19S,    200,

206,    363,    372,    373,    387,

392,    393,    394,    395,    413,

414,    415,    425,    428,    430,

431,    440,    441,    442,    461,

462,    463,    465,    575

Schulz Jakob, bayr. Obst. 411, 492, 494, 495, 496, 497, 498 Schwarzenberg Felix Prinz zu, GM. 146, 680 Schwer Edl. v. Schwer-tenegg Otto, GM. 520, 585

Seeckt    Hans v., preuß.    GM.

147,    149,    156,    172,    183,

184,    185,    193,    365,    390,

395,    396,    415,    477,    519,

521,    547,    548,    580,    607

Seh Eugen, Obst. 397, 403, 427

Škvor Franz, GM. 589 Smirnow Wladimir Wassil-jewitsch, russ. GdI. 205 Sonnino Sidney Baron, ital. Minister für ausw. Angel. 15, 717 Soretić Theodor Ritt, v., GM. 677 Sorsich v. Severin Béla, FML. 203, 243, 399 Sréter de Szanda Stephan, Obst. 156 Staabs Hermann v., preuß. GLt.    259,    261,    278,    279,

284,    285,    286,    287,    297,

298,    303,    305,    306,    310,

314,    315,    317.    321.    324,

325, 326, 336, 338, 339,

340, 349, 356, 476, 481, 4S2, 542, 544, 545, 566, 612, 613, 614, 623 Stehr Fedor, preuß. GM. 154

Steiger Karl, GM. 593 Stein Hermann Freih. v., bayr. GLt. 479,    505,

510, 511, 515, 516, 517,

521, 522, 523, 578, $S0, 5S1, 584, 606, 607, 612,

614, 615, 622 Steinhart Franz Edl. v., GM. 687 Steinitz Eduard Ritt, v., Obst. 133 Stocken Leon v., preuß.

GM. 132, 172, 403, 406 Stöhr Karl v., GM. 124, 125

Stratilescu Dumitru, rum.

BrigGen. 556,    566

Ströher Vinzenz, GM.

637, 642 Stürgkh Karl Gf., öst. Ministerpräsident 12, 13 Stürmer Boris Wladimiro-witsch, russ. Ministerpräsident 17, 717 Sunkel Edwin, preuß. GLt. 279, 290, 291, 306, 310, 339, 341, 578, 580, 581,

582, 613 Surén Karl, preuß. GLt.

391, 423, 424 Szabó v. Kisjolsva Zoltán, Obst. 247, 248, 282, 283, 507, 510, 511, 512 Szende v. Fülekkelecseny Franz, GM. 666 Szivó de Bunja Alexander Ritt., Obst. 287, 299,

347,    466,    480,    499,    500,

526.    527,    531,    538,    547,

566,    573,    574,    597,    602,

609, 618 Sztavinszky Kasimir, Obst.

492, 495 Szurmay Alexander, FML. 137,    138,    139,    140,    141,

142,    143,    144,    163,    170,

171,    212,    377,    380,    381,

382,    400,    402,    405,    406,

407,    408,    427,    432,    436,

458, 459

T

Tanárky Béla, GM. 126,

127, 253, 304, 315 Tatarinow Alexander An-drejewitsch, russ. Obst.

u. Militärbevollmächtigter in Bukarest 228, 277 Tersztyánszky v. Nádas Karl, GO. 137, 138, 139,

140, 141, 142, 143, 144,

161, 163, 171, 172, 203, 377, 379, 381, 398, 400, 401, 402, 403, 405, 406,

409, 426, 427, 431, 432,

433, 437, 592, 721 Than Karl Freih. v., Obst. 150

Thierry Camille, preuß.

Obst. 705, 706 Thurn und Valsassina Douglas Gf., öst.-ung. Botschafter 119,    120,

121

Tirpitz Alfred v., deutscher Großadmiral 9 Tischer Friedrich, LstOblt. 660

Tisza v. Borosjenö et Szeged Stephan Gf., ung. Ministerpräsident 12, 13,

14, 225, 721 Toscheff Stephan, bulg. GLt. 273, 274, 275, 291, 292, 293, 328, 329, 500, 501, 502 Townshend Charles Vere Ferrers, brit. Gen. 5 Trepow Alexander Feodo-rowitsch, russ. Staatsmann 717 Trollmann Ignaz, GdI. 703

Trupkovic Heinrich, Mjr. 164

Tutschek Ludwig Ritt, v., bayr. GM. 485,    487,

488, 489, 540, 554, 560,

600, 601, 608

U

Urbarz Adolf, FML. 565. 584

V

Väitoianu Artur, rum.

BrigGen. 601, 616, 617 Väleanu Gheorghe, rum. DivGen. 294


Vasilescu Paraschiv, rum. BrigGen. 525, 526, 534, 535, 537, 541, 549 Venizelos Eleutherios, griech. Staatsmann 713 Yenturi Giuseppe, ital.

GM. 42 Verdross Edl. v. Droß-berg Ignaz, FML. 690 Viktor Emanuel III. 4, 107

W

Wächter Joseph, Obstlt. 375

Waldstätten Alfred Freih.

v., Obst. 201, 519 Wanke Theodor, Oblt. 659 Wernitz Theodor v., preuß.

GLt. 437 Wiblinger Jakob, Mjr. 441 Wieden Edl. v. Alpenbach Heinrich, GM. 124, 125, 162

Wiesner Friedrich Ritt, v., öst.-ung. Gesandter 119

Verzeichnis d

I: Korps

I. 152,

154,

168,

182,

191,

371,

372,

389,

391,

417,

418,

421,

422,

429,

445,

505,

508,

509,

519,

520,

585,

586,

587,

588,

589,

590,

725

11. 125

, 128,

130,

131,

132,

133,

161,

163

167,

168,

169,

203,

211,

378,

383,

410,

436,

592

III. („

Eisernes“)

110,

687,

699,

725

IV. 147, 149,

173,

174.

175,

176,

177,

178,

192,

199,

213,

412,

427

V. 147,

, 148,

149,

173,

174,

175,

176,

177,

178,

213,

366,

438,

439,

461

VI. 150, 186,

187,

191,

192,

199,

200,

214,

242,

314,

317,

344,

345,

350,

351,

366,

372,

373,

374,

392,

394,

417,

421,

468,

470,

471,

473,

477,

478,

479,

510,

511,

512,

513,

514,

515,

521,

522,

523,

576,

577,

578,

579,

580,

Wilhelm II. 9, 118, 119, 120,    121,    258,    262,    263,

264,    265,    267,    268,    269,

270,    297,    337,    393,    712,

715,    719,    723,    724

Wilhelmi Karl, preuß. GM. 178

Willerding Rudolf Ritt, v., GM. 375 Wilson Thomas Woodrow, Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika

7, 9, 715, 718 Winckler Arnold v., preuß.

GLt. 353 Wolodtschenko Nikolai Ge-rasimovvitsch, russ. GLt. 209

Woyrsch Remus v., preuß. GO. 123, 142, 173, 184, 205, 212, 409, 436, 591 Wurja Johann, Obst. 140, 141

Wurm Wenzel. FZM. 66, 68

r öst.-ung. Tr

581, 582, 583, 606, 612, 614

VII.    31,    35,    56,    59,    60,

61,    62,    65,    67,    69,    70,

75,    76,    77,    81,    85,    90,

91,    92,    93,    94,    95,    96,

98, 99, 100, 101, 102,

464, 545, 637, 642, 644, 645, 646, 647, 653, 654,

656, 657, 659, 660, 661,

663, 665, 671, 672, 673, 674, 679, 680, 682, 683

VIII.    154, 181, 184, 190,

191,    200, 214, 216, 392,

396,    415, 428, 443, 471

IX. 177, 187, 188, 189,

192,    199, 214, 375, 376,

397,    442, 461, 462

X.    137, 138, 139, 140, 141,

142, 143, 144, 163, 170,

171, 202, 203, 377, 380, 381, 399, 402, 403, 404,

406, 407, 408, 426, 427,

432, 433, 436, 437, 458, 459, 593

XI. 155, 156, 180, 195,

214, 290, 337, 344, 345, 351, 367. 369. 371, 387, 388, 417, 420, 421, 428,

z

Zajontschkowskij Andrei Aledardowitowitsch, russ. Gen. 198, 274, 276, 277, 292, 293, 294, 329, 332, 333, 343, 353, 354, 425,

461, 501, 502

Zeidler Alfred v., Obst. 175

Zeidler Erwin, GM. 41 45, 47, 48, 53, 54

Žekoff Nikolaus Theodor, bulg. Gen. 238, 239, 268

Ziegler Emil, Mjr. 287, 290

Zoellner Eugen, bayr. GM.

^ 593, 614

Zottu Vasile, rum. DivGen. 232, 233, 234, 235, 236, 295

Zurikow Aphanasi Andre-jewitsch, russ. GdK. 616

Zwierkowski Georg Ritt, v., Korvettenkpt. 621

ppenverbände

429, 441, 443, 444, 445, 466, 468, 469, 470, 471, 473, 477, 506, 508, 509,

510, 511, 512, 514, 515,

519, 520, 578, 585, 586, 587, 588, 589, 590

XII.    164, 173, 285, 348,

591, 592

XIII.    150, 151, 153, 182,

186, 187, 191, 192, 193,

199, 200, 214, 366, 372,

373, 374, 392, 394, 396, 415, 428, 443, 465

XV.    31, 61, 80, 86, 102, 647, 673

XVI.    31,    48,    62,    65,    66,

68,    69,    70,    71,    75,    77,

78,    81,    89,    90,    93,    94,

96, 98, 100, 101, 102, 632. 638, 643, 644, 656, 662, 670, 672, 674, 675,

676, 683

XVIII.    147, 177, 213. 438,

462, 593

XIX.    703, 704, 705

XX.    690,    725

XXI.    468, 469, 470, 471,

473, 474, 477, 479, 506,

507, 508, 509, 510, 511,


512,

513,

514.

515,

516,

7. 17

1, 400, 593

670,

671,

673,

675,

677,

518,

519,

520,

521,

543,

8. 690, 691, 693

679,

683,

725

57S,

687,

690

9. 31

62,

63, 75, 76

77,

29. i:

53, 134,

135,

136,

XXII.

459

82,

36, 92, 637, 656

137,

169,

212,

252,

402,

XXIII

682,

683

10. 654,

655,

656,

659,

458,

460,

593

Korps

Fath

123,

125,

128,

660,

665

687,

694

30. 154, 181,

372,

393,

131,

132,

162,

163,

164,

11. 138,

139,

141,

142,

396,

419,

420,

424,

430,

165,

167,

207,

209,

210,

144,

170

377,

380,

381,

445,

506

37S,

383,

397,

436,

459

382,

402

405,

406,

407,

31. 149, 173,

174,

175,

Korps

Hadfy

151,

152,

408,

427

432,

433,

437,

176,

178,

199,

213,

413,

153,

182,

183,

185,

190,

458,

459

440,

462,

622

373,

393,

396,

415,

428,

12. 150,

151,

186,

373,

32. 188, 189,

192,

375,

443,

594

392,

394

396,

397,

424,

376,

442,

461

Korps

Hofmann

164,

187,

430,

445

466,

506,

509,

33. 145, 147,

148,

175,

191,

192,

193,

205,

374,

519,

520

588

176,

199,

213,

395,

412,

375,

376,

394,

413,

415,

13. Sch

. 139,

140,

141,

427,

439

440,

441,

442.

462

143,

163

170,

171,

172,

34. 179, 216,

367,

368,

Gruppe Kosak

146,

147,

202,

212

427,

436,

437,

371,

372,

389,

391,

420,

148

458,

459

423,

430,

587,

589,

590

Korps

Roth

109,

114,

684,

14. 149,

173,

174,

175,

36. 150, 151,

186,

373,

685,

688,

698

176,

188

199,

213,

395,

374,

396,

415,

443,

594

Gruppe Schenk

653,

656,

412,

413

427,

439,

462,

37. H.

139,

140,

141,

142,

658,

659,

660,

662,

665,

666,

672

675,

677,

679

143,

171,

285,

290,

299,

671,

672,

674,

675,

678

15. 150,

151,

186,

373,

300,

302,

313,

314,

318,

Korps

Szurmay

137,

138,

374,

443

594

324,

336,

344,

345,

351,

140.

142,

143,

144,

163,

16. 101,

173,

205,

632,

377,

397,

417,

437,

468,

170,

171,

212,

377,

380,

637,

646,

656,

658,

672

469,

470,

506,

507,

508,

381,

382,

400,

402,

405,

17. 31,

55,

56, 57, 58

60,

509,

510,

511,

512,

513,

406,

407,

408,

432,

436,

62,

76,

81, 83, 86,

90,

514,

515,

521,

522,

577,

458,

459,

593

91,

94, 95, 96

, 99,

100,

578,

622

KavGruppe

Brudermann

637,

640

642,

643,

647,

38. H.

214,

442,

461

445

656,

665,

672,

673,

674,

39. H.

151,

186,

258,

260,

KavKorps

Brudermann

675,

676,

677

283,

284,

286,

287,

299,

155,

478,

479,

480,

503,

18. 687

313,

314,

317,

323,

324,

505,

507,

513

19. 175,

176,

188,

192,

326,

327,

336,

344,

345,

KavKorps Hauer

123,

165,

442,

461

351,

365,

366,

471,

472,

166,

167,

207,

212,

378,

20. H.

31,

55, 56, 57

58,

473,

474,

511,

512,

513,

379,

383,

384,

399,

592

61,

62,

68, 76, 83,

86,

514,

523,

576,

577,

578,

KavGruppe

Leonhardi

142,

90,

92, 95, 96

, 99,

100,

579,

581,

582,

606,

612,

143,

144,

377,

380,

400,

101,

593

637,

641,

644,

622

409

656,

658,

660,

661,

665,

40. H.

155,

156,

179,

180,

675,

680

193,

194,

195,

201,

214,

II: K.

Inf

21. Sch

. 152,

153,

154,

367,

369,

371,

388,

391,

u. k

ante

r i e-,

181,

182

183,

184,

373,

418,

419,

420,

421,

422,

k. k.

Sch

útze

n (L

st.)-

396,

416,

443

429,

445,

585,

586

und

k. u. łi

onvé

d-

22. Sch. 592

41. H.

129,

130,

131,

132,

UlVl

sion

en

24. 518,

521,

522,

523,

163,

168,

592,

680

1. 31

545,

547,

561,

565,

569,

42. H.

181,

182,

191,

214,

2. 139. 140,

141,

142,

572,

581,

583,

584,

606,

216,

392,

396,

415

143,

164,

171,

241,

250,

612,

614

43. Sch

31

74,

86,

89,

403,

406.

436,

437,

458,

25. 148

91, 93, 9Í

, 97,

102,

656,

459

26. Sch

. 124,

162,

167,

658,

662,

674

3. 69

411,

436

44. Sch

96,

101,

110,

184,

4. 129, 130,

131,

132,

27. 148,

213,

438,

439,

185,

191,

200,

218,

631,

133,

139,

163,

168,

169,

440

637,

644,

646,

656,

665,

436

28. 96

99,

101,

110,

631,

670,

673.

675

5. 153, 154,

181,

182,

637,

640,

642,

643,

644,

45. Sch

124,

125,

126,

128,

183,

190,

396,

415

646,

647,

656,

661,

665,

166

46. Sch. 145, 161

, 592

593

523,

577,

579,

606,

609,

9.

207,

208,

209,

210,

47. 704

613,

614,

617,

622

379, 399

48. 69, 145,

146,

164,

72. 242, 243,

257,

261,

10.

138,

139,

140,

141,

593,

680

281,

283,

284,

285,

286,

142, 143, 144,

380,

407,

50. 31

287,

290,

299,

318,

324,

409, 432, 437,

459,

478,

51. H.

200, 241,

243,

253,

325,

344,

345,

351,

469,

507, 508, 521,

580,

622

261,

279, 280,

284,

285,

470,

506,

507,

508,

509,

11.

H. 214, 241,

247,

367,

287,

301, 302,

303,

304,

511,

512,

515,

521

369, 387, 391,

417,

421,

306,

310, 315,

323,

324,

73. 490, 523,

539,

540,

428, 469, 509,

510,

519,

326,

339, 340,

341,

343,

546,

554,

563,

564,

567,

520

349,

350, 366,

481,

482,

571,

598,

600,

602,

603,

543,

565, 569,

572,

590,

604,

608,

610,

617,

619

IV

K. u

k. 1 n 1

ante

rie-,

601,

603, 622

90. 109, 1

12,

686

k. k

Schüt

zen-,

53. 123, 125,

126,

128,

93. 702

k. u

.Hon

védinf

ante

ri e-,

162,

164, 165,

167,

203,

106. Lst. 30,

148

177,

213,

k.u.

k. Geb

irgs-

211,

410, 411

438

b

r igad

:n

54. 193, 199,

213,

441

Komb.

Hrozný 89, 90

, 92,

'y

^ 1f\

55. 193, 199,

213,

366,

96,

101,

109

6.

A

1 /u,

1 70

Z\j6

1 Af\

1 11

374, 57. 69

392, 440, 96, 109

441

KSchD. 690, 691 Pustertal 687

5.

1 iV, 647,

^ 7 'l

14U,

656,

141

686,

692

58. 3

l, 40, 41

43,

45,

/.

o

166 ^ 'i'i

47,

48, 50, 51, 52

53.

III: K. u.

k.

K a \

a 1 -

O.

1Ó3 C1 n

62,

63, 64, 67, 68

72,

1 e r i c

-, k.

u. H o n v

é d-

lo.

n

alV,

oo

oZU 0 c

74,

78, 81, 84, 86

88,

k a v a

11er

i e d

i v i s

i o -

1 /. O

82,

CIA

ob

89,

674,

91, 93, 97, 682

104,

106,

n e n

1. 207, 208,

209,

258,

lo.

20.

21.

654

654

59. 39, 178,

181,

184,

260,

261,

280,

301,

336,

22.

139,

140,

141,

402

191,

214, 371,

391,

396,

340,

342,

344,

345,

350,

23.

520,

587,

589,

590

416,

420, 422,

429,

445,

351,

379,

471,

475,

476,

24.

520.

588

446,

465, 508,

585,

586

478,

516,

543,

565,

577,

25.

Sch. 137, 139

140

61. 144, 241,

243,

247,

579,

581,

582,

583,

584,

26.

Sch. 139, 142

212

248,

249, 257,

260,

261,

606,

608,

609,

611,

617

27.

175,

666

281,

282, 283.

285,

286,

2. 153, 182,

186,

366,

28.

666

287,

299, 317,

318,

323,

374,

392,

393,

394,

396,

31.

632,

637,

644,

646,

324,

326, 336,

344,

351,

397,

443,

594

648

471,

472, 473,

474

3. 155, 180,

194,

202,

32.

632,

638,

644,

645

61. H.

510, 511,

512,

521,

215,

216,

367,

368,

371,

33.

56,

81, 95,

99,

100

522,

523, 576,

577,

578,

389,

391,

419,

420,

423,

34.

56,

90, 91,

94,

100

580,

581, 582,

606,

612,

430,

445,

466,

478,

507,

39.

H. 56, 90,

593,

641,

622

508,

509,

510,

511,

513,

644, 080

62. 31 78

40, 45, 52, 67

01 OA Ql

77,

QO

521, 581 4. 400, 409,

432,

437,

40.

44.

H. 680 Sch. 671

/ O,

ölj O ÖOj 71, Q7 OO

459,

462,

592

47.

565,

581,

582,

584

7J,

J 1 ,

5. H.

152,

181,

182,

183,

48.

584

70. H.

138, 139,

140,

141,

184,

190,

214,

258,

365,

51.

Sch. 124. 162

165,

166,

144,

163, 164,

170,

203,

367,

371,

388,

391,

428,

411

241,

243, 250,

381,

399,

429,

469,

520,

587,

588

52.

Sch. 124

405,

406, 407,

408,

436,

6. 152, 153,

154,

181,

55.

101,

110,

112,

683

437,

621

182,

183,

184,

185,

214,

56.

99,

101,

109,

676,

71. 2

12, 243,

248,

249,

371,

396,

415,

465,

471,

683

251,

257, 261,

280,

282,

520

57.

134,

212

284,

286, 288,

289,

299,

7. 147, 3 SO,

409,

432,

59.

31,

39, 58

83,

89,

300,

308, 309,

316,

317,

437,

451,

459,

548,

592,

90, 95,

99, 102

318,

319, 321,

322,

323,

597,

603,

621

60.

38,

58, 60,

82,

641

324,

327, 336,

338,

340,

8. IS

5, 369,

388,

391,

61.

176

341,

343, 348,

349,

350,

418,

420,

421,

429,

446,

66.

175,

176

474,

475, 476,

477,

478,

509,

519,

520,

586,

587,

67.

155,

179,

180,

194,

479,

516, 517,

518,

522,

590,

620

201, 2

5

63.    155, 156, 179,    180,

194. 202, 215, 216

72.    396, 415

73.    H.    345,    417,    421,    429,

468,    470,    505,    509,    510,

511,    514,    515,    520,    560,

5SS,    590,    622

75. H.    150,    151

78. H. 523

SI. H. 56. 57, 90, 680 82.H. 680

86.    Sch. 31, 74, 84

87.    Sch. 670, 671, 674 SS.KSch. 687

89.    Sch. 124

90.    Sch. 124

91.    Sch. 145

92.    Sch. 145

115.    155

141.    243,    250,    251,    280,

475. 476, 613, 614, 617

142.    243,    250,    251,    280,

319, 327, 475, 476

143.    243,    252,    253,    257,

261, 279, 507, 508

144.    243,    254,    255,    257,

261,    278,    279,    290,    299,

303,    312,    346,    492,    494,

523,    524,    525,    570,    599,

601, 619

145.    242,    243,    245,    256,

257, 261, 285, 287, 526

179.    112,    688

202. H.    155,    179,    180,    194,

201,    215,    216,    367,    390,

391,    419,    420,    423,    469,

470, 520

208. H. 138, 139, 203

215. 369, 391, 420, 421,

422, 429

1.    Gb. 687

2.    Gb. 53, 69, 78, 81, 84, 86, 91, 109, 312, 346, 349, 352, 484, 485, 486,

487, 488, 489, 490, 527,

528, 529, 530, 540, 541, 546, 554, 558, 560, 564,

570, 571, 598, 600, 601,

603, 604, 655, 656

4.    Gb. 40, 43, 46, 48, 49,

54, 74, 80, 84, 85, 91

5.    Gb. 40, 45, 46, 49, 54, 65, 67, 74

7.    Gb. 61

8.    Gb. 53, 69, 78, 79, 85,

86, 91, 93, 98,    109,

325, 343, 349, 482, 483, 484, 543, 544, 547, 558,

561,    564,    567,    569,    572,

597,    59S,    600,    601,    603,

608,    609,    621,    655

9. Gb. 111, 112, 687, 699

10.    Gb. 89,    96,    101,    109,

112,    348,    349,    484,    485,

486,    487,    488,    490,    528,

529,    530,    539,    541,    542,

546,    554,    558,    570,    597,

599,    601,    603,    604,    608,

638,    644,    647,    648,    655,

656

11.    Gb. 680

12.    Gb. 680

13.    Gb. 110, 685, 687, 699

14.    Gb. 703, 704, 705

20. Gb. 705, 706

25.    Gb. 701

26.    Gb. 702

27.    Gb. 86

55. Gb. 686

58. Gb. 690

Gruppe Leide 152, 153 Brig. Papp    155,    367,    388,

391,    417,    421,    428,    468,

509,    519,    587,    590

Gruppe Szivó 299, 347, 466, 480, 499, 526, 527,

531, 538, 547, 566, 573, 574, 597, 602, 609, 618

V: K. k. und k. u. Landsturm infante rie-, (Gebirgs-)brigaden

K. k. 1. 148, 593, 677, 680 K. u. 16. Gb. 247, 281, 283,

313, 314, 318, 323, 327, 344, 345, 351, 471, 582, 612, 622 K.u. 19. Gb. 247, 248, 281, 282, 283, 286, 289, 300, 316, 317, 318, 319, 323, 327, 344, 345, 350, 351,

471, 472, 612 K. k. 20. Gb. 705 K. k. 24. Gb. 31, 86, 637,

641, 656 K. k. 121.    31,    40,    42,    44,

45, 46,    48,    49,    54,    63,

74, 84,    85,    86,    88,    91

K.u. 127.    126,    127

128. 126, 162, 166 K. k.187. 30

K.u. 209.    40,    67,    74,    80

K.u. 210. 258, 632 K.u. 211. 705 Donaugruppe Nossek 287 I Lstgruppe Scholtz 420

VI:    Kavalleriebri

gaden

1. 208

6.    280, 288, 289, 308,

309, 609, 611, 615, 617, 620, 622

7.    280, 301, 302, 304

8.    203

10. 215

15. 369

17. 215, 216

21.    400

SchBrig. 1. KD. 516 RBrig. 3. KD. 515 SchBrig. 3. KD. 506, 507, 509

RBrig. 10. KD. 508,    511,

513, 515, 577, 578, 587, 589, 590

SchBrig. 10.

KD.

508,

509

1. LstHus.

147,

258,

260,

261, 282,

283,

285,

286,

299, 300,

317,

318,

323,

324, 326,

344,

345,

350,

351, 366,

471,

475,

511,

512, 582

VII: Feld

l a r t

i 11 e

r i e-

bri

gad

e n

9. 680

10. 654, 656

14. 666

16. 632

20. H. 680

37. 437

41. H. 680

43. 38

70. R. 621

VIII: K. u.

k., k. k.

u n d

k. u. F u

ß t r i

upp

e n

IR. 2. 632

I. Baon. 3.

680

IV. Baon. 3.

680

V. Baon. 4.

508

IR. 5. 150,

186

I. Baon. 6.

420,

508

IR. 8. 133

I. Baon. 8.

130

III. Baon. 8.

. 130,

3J2

I. Baon. 10.

680

IR. 11. 671,

683

IR. 12. 147,

149,

174,

175,

176, 178,

199

IR. 13. 154,

181

I. Baon. 14.

647

IR. 15. 654,

672


1. Baon. 15. 325 IR. 16. 152 IR. 18. 592 IR. 19. 438 IR. 20. 520

IV. Baon. 20. 89, 92, 95,

99, 164, 485 IR. 21. 647, 672, 674, 677

I.    Baon. 21. 89, 92, 95, 99, 164, 485

IR. 22. 52

II.    Baon. 22. 45, 46, 47

III.    Baon. 22. 74, 75

VII. Baon. 22. 45 IR. 24. 63, 67

IV.    Baon. 24. 98, 325

IR. 26. 173, 174, 175, 441

I. Baon. 28. 705

IV. Baon. 28. 683

IR. 30. 82

IR. 31. 632

III. Baon. 31. 586

IR. 32. 173, 174, 176

I.    Baon. 32. 242, 252 IR. 33. 587

IR. 34. 438. 439

III.    Baon. 35. 325

IV.    Baon. 35. 174, 175

II.    Baon. 37. 680 IR. 39. 92

IR. 40. 403

III.    Baon. 40. 403

IR. 41.    58,    60,    61,    89,

90, 674 I. Baon. 41.    61,    65

IR. 42. 592

IV.    Baon. 42. 508, 586

IR. 43.    57,    59,    60,    83,

90, 91, 95, 101, 642

V.    Baon. 43. 288 IR. 44. 174

I.    Baon. 44. 242, 252

V.    Baon. 44. 252

IR. 46.    57,    59,    83,    91,

95, 96, 250, 251

II.    Baon. 46. 662 IR. 47. 677, 683

I. Baon. 47. 660

IR. 48. 175, 177, 666

I. Baon. 48. 69, 78, 79, 81, 86, 91, 93, 98. 508

IV. Baon. 48.    325

IR. 49.    113,    133,    168

I. Baon. 49. 130

I.    Baon. 50. 69, 78, 79, 81, 86, 91

IV. Baon. 50. 420

II.    Baon. 52. 74, 75

IR. 55. 654

III.    Baon. 55. 93, 312 IR. 56. 186, 589

II.    Baon. 57. 683 IR. 58. 405, 407 IR. 59. 692, 693

I.    Baon. 60. 586

IR. 61. 92, 640, 676

IV.    Baon. 61. 676 IR. 62. 164

V.    Baon. 62. 172, 403

V111. Baon. 63. 507

IV.    Baon. 64. 632

IR. 66.    150

IR. 67.    438

III.    Baon. 69. 45, 46, 63,

80, 84

V.    Baon. 69. 312

II.    Baon. 70. 312

IR. 71.    174,    175,    176,    666

IR. 72.    149,    174,    199,    427,

666

V. Baon. 72. 175

VII. Baon. 73. 287

III.    Baon. 75. 174, 175 IR. 76. 213, 666

III. Baon. 76. 164 IR. 78. 150, 151

I.    Baon. 79. 680

II.    Baon. 79. 680

III.    Baon. 79. 171 IR. 80. 38, 82

IR. 82. 137, 139, 141, 142, |    164, 171, 172, 202, 241,

249, 250, 251, 288, 289,

476, 516, 517, 614

I.    Baon. 82. 250

II.    Baon. 82. 250, 251

III.    Baon. 82. 250, 251 IR. 83. 147, 149, 213 IR. 85. 402, 438

III. Baon. 86. 61, 80, 86 IR. 87. 110, 645, 647, 660 IR. 88. 375 IR. 89. 137, 138, 139 IR. 90. 137, 138, 139

I. Baon. 90. 485

I. Baon. 91. 80, 81, 86

I. Baon. 92. 134, 705

III.    Baon. 92. 134

IV.    Baon. 92. 135

I. Baon. 93. 680 IR. 94. 134, 135 IR. 95. 402, 405

V.    Baon. 95. 507 IR. 96. 645, 680

IR. 98. 654, 659, 672 IR. 99. 132, 133

IR. 100. 151, 186, 5S7, 589

11. Baon. 100. 680

11. Baon. 101. 164 IR. 102. 52, 61, 67, 73, 74, 77, 86, 97, 640, 646, 659 IR. 103. 164

V. Baon. 103. 172, 433 IR. 105. 252 IR. Trupkovic 164 KJR. 1. 695, 697 KJR. 3. 694, 695, 697

II.    Baon. KJR. 3. 696

5. NKomp. KJR. 140 FJB. 2. 31, 46, 89, 98 FJB. 9. 660

FJB. 11. 640, 643

FJB. 12. 312

FJB. 15. 586

FJB. 18. 508

FJB. 19. 258, 285

FJB. 26. 586

FJB. 29. 403, 433, 437

III.    Baon. bh. IR. 1. 485

bh. IR. 3.    148,    149,    174,

177, 178, 438, 462 UL Baon. bh. IR. 3. 680, 683

bh. IR. 4. 702 bh. IR. 5. 475, 517, 518 Komb. bh. IR. Kopfstein

282, 283, 344, 475 bh. FJB. 4. 485 bh. FJB. 5. 98, 325 bh. FJB. 8. 312, 487 GrzJB. II. 550, 552, 560, 563

GrzJB. IV. 705 SchR. i. 140, 141, 143 SchR. 2. 671, 680

II. Baon. SchR. 2. 660 SchR. 6. 152, 183 SchR. 9. 124, 125, 162 SchR. 10. 162 SchR. 11. 126,    127,    411

SchR. 12. 125,    126,    162,

411

SchR. 17.    126

SchR. 18. 125,    126,    162,

164, 166, 209 SchR. 20. 48, 50, 58, 65, 67, 73, 97

I.    Baon. SchR. 20. 85

SchR. 21. 660,    671,    680

SchR. 22. 47, 48, 54. 63,

65, 88, 89 SchR. 23. 42, 43, 45. 49, 53, 88, 89, 97, 674

II.    Baon. SchR. 23. 45


III. Baon. SchR. 23. 45 MaBaon. SchR. 23. 63 SchR. 24. 140,    141,    143,

171, 172, 202, 211. 403, 433

SchR. 30.

130

SchR. 33.

125,

12S,

162,

166

SchR. 35.

374

III. Baon

SchR.

36. 647

SchR. 37.

42, 44, S4

II. Baon.

SchR. 3

7. 46,

47,

67, 84

V. Baon. SchR. 37. 647

KSchR. III. 6S5

, 687,

68S

GbSchR.

1. 646,

656,

660.

6S0

GbSchR.

2. 646,

662,

672,

678

HIR. 3. 95, 96,

645

HIR. 4. 57, 59,

60, 76

96,

99. 101

HIR. 11.

186, 582

HIR. 12.

132, 680

HIR. 13.

290,

421,

422.

445

HIR. 14.

506.

50S

HIR. 15.

508

III. Baon

HIR. 15. 515

HIR. 17.

61, 76

156,

641,

644

HIR. 18.

290,

417,

421,

429, 443

HIR. 19.

193,

201

HIR. 20.

129,

130.

131.

6S0

HIR. 21.

151

HIR. 24.

251

HIR. 30.

370

HIR. 31.

130,

131,

680

HIR. 32.

132.

168,

680

HIR. 33.

251

HIR. 302

243.

253,

279,

340, 350, 366

481,

482

HIR. 306

370,

388,

389,

420, 429, 443

470

HIR. 307

371,

389,

445

HIR. 309

441,

442

HIR. 312

144

HIR. 313

137,

138

HIR. 314

163,

405

HIR. 315

405

GendR. Imreh 300

GendB. Ziegler

281,

287,

290

K. k. LstlR. 1. 593, 677

K. k. LstlR. 2. 677

K.k. LstlR. 9. 2

85

III.Baon.    k.k. LstlR.9. 492, 494, 495

K. k. LstlR. 11    30,    646,

660

K.    k. LstlR.    22.    677

,    K.k. LstlR.    23.    705,    706

,    K.    k. LstlR.    27.    30

II.Baon. k.k. LstlR. 31. 148 K.    k. LstlR.    32.    672

IV.Baon.    k. k. LstlR. 39. 31, 45, 46, 63, 65, 674

K. k. LstlBaon. 6. 31, 46 K. k. LstlBaon. 17. 587 K. k. LstlBaon. 23. 420 K. k. LstlBaon. 24. 420 K. k. LstlBaon. 37. 31 K. k. LstlBaon. 42. 89 K. k. LstlBaon. 43. 89 K. k. LstlBaon. 75. 31, 50, 63

K. k. LstlBaon. 83. 31, 46,

85

K. k. LstlBaon. 150. 179, 194

K. k. LstGendR. 587 K. u. LstlR. 1. 261, 524 K. u. LstlR. 2. 39, 43, 46, 49, 63, 85, 674

I.    Baon. k. u. LstlR. 2. 40

' II. Baon. k. u. LstlR. 2. 40 I IV. Baon. k. u. LstlR. 3. 258

VII. Baon. k. u. LstlR. 4.65, 67, 95 I K. u. LstlR. 5. 587

II.    Baon. k. u. LstlR. 5. 258 K. u. LstlR. 6. 411

II.Baon.    k.u.LstlR. 12. 282

III.    Baon. k. u. LstlR. 17.

281, 282, 283

K. u. LstlR. 19.    162

K. u. LstlR. 20. 420

IV.    Baon. k.u. LstlR. 26. 63, 85

. I. Baon. k. u. LstlR. 28. 258

VI. Baon. k.u.LstlR. 30. 63, 65, 85

III.Baon. k.u.LstlR. 31. 40, 63, 85 K. u. LstlR. 33.    179

LstGruppe Kranz 152, 154 LstBaon. Reiner 301 Detachement Russ 155,

180, 194

IX: K.u.k., k.k. und k.u. Kavallerie

DR. 1. 208, 209, 378 I DR. 2. 587

1. Schwd. DR. 5. 705 DR. 7. 587

HR. 2. 285, 289, 342, 476,

609, 618 HR. 4. 617

1.    Schwd. HR. 5. 666

2.    Schwd. HR. 5. 666 HR. 7. 516, 617 HR. 9. 138, 139 HR. 10. 402

HR. 12. 617

HR. 13. 138, 139, 402

HR. 14. 617

UR. 8. 587

UR. 11. 587

1. Schwd. UR. 12. 325

rt. SchR. 1. 181

rt. SchR. 6. 371, 520

1. Schwd. rt.TKSchD. 680

1. Schwd. DSchD. 312

5.    Schwd. HHR. 4. 680

6.    Schwd. HHR. 4. 680 HHR. 5. 520

HHR. 8. 587 KavSchD. III/3. 371 KavSchD. I 4.    148,    438,

462

KavSchD. II/4.    148,    438,

462

HKavSchD. 5. 369, 417 KavSchD. 8. 369, 417, 422

3.    Schwd. LstHusD. 4.    485

9. LstHusD. 241

X: K. u. k. Artillerie

Landgruppe der Donauflottille 244, 272, 273,

330, 347, 550, 621 5. Bt. FKR. 34. 550 1. KnBt. GbAR. 7. 705

1.    HbBt. GbAR. 10. 595

2.    HbBt. GbAR. 10. 595

1.    KnBt. GbAR. 16. 325

2.    KnBt. GbAR. 16. 325

3.    KnBt. GbAR. 16. 485

4.    KnBt. GbAR. 16. 4S5

5.    KnBt. GbAR. 21. 705

6.    KnBt. GbAR. 21. 312

1. KnBt. GbAR. 22. 312

XI: Techn. Truppen

7. Komp. SB. 9. 44 Gruppe Gaugl 244, 245, 549

2. Komp. PB. 5. 550

4. Komp. PB. 7.    44

BkBaon. 1. 552, 557


XII: Sonstige Militärgouvernement Belgrad 256, 347 Militärkommando Hermannstadt 242, 253 Militärkommando Temesvár 240, 242 Panzerzug VIII. 254 Panzerzug IX. 252    ‘

Panzerzug XI. 283 Polnische Legion 124, 129,

131, 132, 133, 436

1.    Brig. d. Poln. Legion 124

2.    Brig. d. Poln. Legion 124,

125, 128, 130, 131, 132, 133

3.    Brig. d. Poln. Legion 124

Siebenbürger FrwBaon.580, 622

Donauflottille 236,    239,

244, 245, 272, 273, 330,

331, 332, 500, 549, 550, 551, 553, 574, 621

Monitor „Bodrog“ 331,332 Monitor „Enns“ 332 Monitor „Körös* 331, 332 Monitor „Leitha* 332 Monitor „Maros“ 574 Monitor „Sava“ 574 Monitor „Szamos“ 332 Monitor „Traun“ 332 Patrouillenboot „Barsch“ 331

Patrouillenboot „Viza“ 331 Dampfer „Almos“ 255


V e r z e i ch n i s

der deutschen Truppenverbände


I: Armeekorps

VIII. 592, 593

X. 132,    133,    136,    137,

141,    145,    212,    377,    381,

397,    401,    402,    408,    410.

427,    432,    437,    592

LIV. 478, 503, 523, 525,

526,    527,    531,    532,    534,

535,    536,    537,    539,    545,

546,    547,    548,    553,    558,

560,    562,    563,    564,    565,

569,    570,    573,    574,    598,

599,    601,    602,    603,    607,

608,    610,    611,    616,    617,

618,    619,    624

Verstärktes LV. 459

Alpenkorps 283, 284, 286, 290,    298,    299,    301,    302,

303,    304,    305,    306,    310,

315,    317,    325,    345,    346,

348,    349,    451,    484,    485,

492

Karpathenkorps 155, 156,

179,    180,    193,    194,    195,

201,    202,    214,    215,    367,

370,    389,    390,    395,    418,

419,    420,    422,    423,    429,

430,    445,    465,    480,    505,

508,    509,    519,    520,    585.

586,    587,    588

Gruppe Beckmann 144,

145,    171,    212,    377,    381,

400,    402,    405,    406,    407,

408,    426,    432,    437,    458,

459,    592.    593

Gruppe Clausius 125, 399

Korps Dieffenbach 145,

146,    147

Gruppe (Korps) Eben 177,

189,

199,

375,

376,

395,

397,

427,

439,

442,

593

Grupp

e (Korps

;) Eugen

Falkenhayn

145,

146,

427

Gruppe Gerok

392,

393,

394,

395,

396,

397

Gruppe GdA. Gronau

122,

123,

127,

165,

208,

209,

210,

379

Gruppe Kneußl

125,

127,

131,

162,

166,

383,

495,

498,

499,

503

Gruppi

s Kraewel

151,

152,

153,

154,

181,

182,

183,

184,

185,

186,

187,

190,

191,

200

Gruppe (Korps

) Krafft

298,

485,

486,

488,

489,

503,

524,

527,

529,

531,

532,

534,

539,

541,

542,

543,

545,

546,

548,

554,

556,

557,

558,

560,

562,

563,

564,

565,

566,

567,

569,

570,

571,

600,

601,

603,

606,

607,

608,

609,

610,

611,

616,

618,

623,

624

Gruppe Lüttwitz

122,

137,

163,

169,

170,

172,

203,

211,

217

Gruppe Stein, 1

3ZW.

Ge-

rok

505,

510,

515,

516,

517,

521,

522,

532,

562,

576,

578,

579,

580,

581,

584,

588,

603,

606,

608,

612,

614,

615,

617,

621,

622

l.R. 2

59, 261,

300,

313,

314,

317,

318,

321,

325,

327,

336.

338.

340,

341,

349,

482,

483,

484,

532,

542,

543,

547,

558,

561,

562,

564,

565,

566,

567,

568,

569,

571,

597,

598,

599,

602,

603,

607,

608,

609,

610,

611,

616,

617,

618,

619,

623,

624

X. R.

391,

392,

396,

415,

440,

441,

462,

463

XXIV.

R. :

200,

205,

214,

373,

374,

396,

414,

415,

440,

441,

461,

462,

511,

517,

593

XXV. j

R. 391,

420,

423,

424,

430,

505,

520,

579,

585,

586,

587,

588

XXVI]

:. r.

594

XXXIX. R.

259,

261,

302,

303,

305,

306,

310,

314,

315,

321,

323,

324,

325,

336,

338,

339,

350,

356,

476,

480,

481,

482,

532,

542,

543,

544,

565,

566,

569,

603,

606,

612,

613,

614,

615,

621,

622,

623,

624

XXXX

R.

142

KavKorps Schmettow

260,

261,

280,

284,

287,

289,

298,

301,

302,

303,

304,

306,

315,

317,

321,

323,

324,

325,

326,

327,

336,

338,

340,

349,

350,

351,

467,

474,

477,

503,

523,

524,

525,

526,

532,

533,

534,

536,

537,

539,

545,

546,

547,

553,

556,

557,

558,

560,

563,

564,

565,

566,

569,

570,

573,

597,

598,

599,

601,

602,

604,

608,

611,

617,

618,

619,

621,

624


II: Infanterie-, Kavalleriedivisionen

3. preuß. G.

25S,

260, 261,

2S4.

376,

393,

394,

396,

413,

414,

415,

442,

462,

463,

594

1. I.

14S,

155.

156.

180,

193.

194,

195, 214, 370,

371,

38S,

389,

390,

391,

418.

419,

420,

423,

429,

466,

519,

5S6,

587

15.1.

592

16. I.

592

19. I.

134,

135,

136,

137,

145,

169,

402,

459

20.1.

134,

135,

136,

137,

169,

398,

433,

437,

458

22.1.

145,

171, 593

41. I.

498,

502,

503,

523,

524,

525,

526,

533,

534,

535,

536,

537,

538,

546,

547,

549,

553,

556,

557,

560,

564,

565,

566,

567,

569,

573.

60S,

610,

618,

619,

621

86. I.

136,

172,

210,

211,

37S, 379, 399, 432, 433.

437

89.1.

284,

285,

286.

287,

299, 300,

302,

306,

308,

309,

316,

317,

318,

320,

321,

322,

323,

324,

327.

336,

338,

340,

341,

343,

349,

350,

480.

521,

542,

543,

545,

565,

572, 600,

601,

603,

608. 609, 610

101.1.

245

105. I.

147,

153,

181,

185,

199, 214,

365,

366,

373,

374,

392,

393, 394, 396

107. I.

128,

129,

130,

131,

168,

169,

197,

211,

378.

383.

592

108. I.

143,

144,

377,

381.

459,

593

109. I.

502,

503,

523,

524,

525, 533.

534,

535.

536,

537,

538,

546,

549,

553,

554,

556,

557,

560,

564,

565,

566,

569, 610, 618

115. I.

213,

376.

395,

398,

405.

426,

436,

518,

531,

536, 537,

538.

546,

549,

556,

557.

558,

560,

564,

566, 569,

574,

593,

609,

618,

619

117. I.

205,

216.

367,

368,

370,

372,

389,

391,

419,

423,

430,

451,

587

119. 1.

152,

153,

181,

182,

183,

184,

185,

373,

374,

392,

393,

394,

396,

415,

441,

463

121. I.

133,

134,

135,

136,

137,

169,

397,

402,

432,

460,

592

1S7. 1.

258,

260,

261,

278,

279,

280,

285,

287,

290,

301,

302,

303,

304,

306,

315,

322,

324,

326,

339,

340,

341,

343,

349,

350,

481,

482,

521,

523,

542,

543,

561,

577,

578,

579,

584,

606,

613,

614,

621,

622

195. I.

148,

149,

177,

178,

184,

187,

188,

192,

199,

213,

375,

376,

395,

412,

413,

427,

428,

439

197. I.

148,

149,

176,

177,

178,

187,

188,

199,

375,

376,

395,

412,

413,

427

199.1.

200,

205,

365,

366,

374,

375,

392,

394,

396,

415,

462,

464

200. I.

180,

194,

202,

214,

215,

367,

370,

388,

389,

391,

418,

419,

420,

421,

422,

423,

429,

445,

466,

508

206. I.

261

208. I.

284,

393,

396,

397,

413,

414,

415,

428,

443,

461,

463

215.1.

593

216.1.

394,

396,

397,

413,

414,

415,

441,

442,

465,

503,

524,

528,

529,

530,

540,

541,

542,

546,

554,

558,

560,

563,

564,

567,

570,

571.

598,

619

217. I.

329,

330,

332,

500,

549,

550,

551,

552,

557,

560,

563,

564,

566,

567,

571,

601,

602,

609,

616,

618,

624

218.1.

460,

462,

579,

580,

581,

592,

594,

597,

606,

607,

609,

611,

616,

617,

618,

620,

622

224.1.

593

225. I.

583,

584,

593,

597,

606,

607,

612

301. 1. 312, 451, 491, 492, 523, 525, 526, 533, 534,

535,    536, 537, 538, 546, 549, 553, 556, 557, 560,

563,    564, 565, 567, 570,

571, 597, 598, 601, 603,

610, 611, 618, 619, 621

AlpenkorpsDiv. 485, 490, 528, 540, 541, 542, 546,

554, 558, 560, 564, 567, !    570, 597, 598, 600, 601,

I 602, 603, 604, 608, 610, 619

10.    bayr. 1. 190, 200, 205,

258, 261, 281, 365, 366,

369, 371, 387, 389, 390,

391,    393, 417, 418, 420,

423, 428, 429, 444, 445,

446, 451, 452, 465, 466,

i 469, 477, 478, 479, 480, 503. 505, 507, 509, 510,

511, 512, 513, 514, 515,

521,    580, 622

11.    bayr. I. 124, 348, 437,

451, 488, 491, 492, 523, 525, 526, 533, 534, 535,

536,    537, 538, 546, 549, 553, 554, 556, 557, 560,

564,    565, 568, 571, 601, 602, 609, 616, 618, 621, 624

12.    bayr. I. 348, 451, 483, 484, 543, 544, 547, 561, 564, 566, 567, 570, 571,

602, 607, 608, 609, 610, 611, 619

Komb. Clausius 123, 126, 127, 165, 166 Komb. Goltz 549,    550,

551, 552, 624 Gruppe Hülsen, bzw. Gronau 145 Komb. Rusche 128, 133,

134, 136, 168, 410

l.R. 147, 150, 151, 191,

192,    199, 201, 213, 373,

374, 392, 394, 395, 396,

397, 413, 414, 415

36. R. 415, 440, 441, 462 43. R. 145, 146, 403, 408, 593

48.    R. 150, 151, 187, 191,

193,    205, 214, 373, 374,

392,    396, 415, 416, 594

49.    R. 398, 406, 409, 412, 415, 443, 461, 462, 463,

522,    577, 578, 579, 580, 581, 583, 586, 587, 5S8,


589,

593,

594,

597,

606,

607,

613,

614,

620,

621

53. R.

594

75. R.

137,

162,

163,

164,

165,

168,

172,

203,

379,

399,

405,

409,

432,

464

76. R.

297,

299,

301,

302,

303,

304,

306,

310,

315,

317,

323,

324,

326,

336,

338,

340,

343,

349,

482,

483,

484,

543,

561,

564,

570,

571,

597,

602,

607,

608,

610,

611,

619

81. R.

123

82. R.

123

8. bayr

. R.

476,

477,

478,

479,

480,

488,

503,

505,

510,

511,

513,

514,

515,

516,

517,

518,

521,

522,

523,

524,

543,

577,

606]

612,

621,

622

1. L. 123,

127,

165,

166,

207,

379,

399

10. L.

132,

133,

137,

138,

146,

147,

163,

168,

172,

202,

211,

380,

381,

402,

403,

406,

436

2. Kav

193

213,

43S,

548,

564,

593,

598,

599,

601,

603,

608

3. Kav

258

260,

261,

301,

304,

336,

340,

342,

343,

350,

474,

475,

478

6. Kav

348

451,

491,

492,

494,

495,

496,

497,

498,

503,

523,

533,

534,

536,

538,

546,

553,

557,

560,

562,

571

7. Kav

491

495,

497,

498,

503,

523,

533,

534,

536,

538,

546,

553,

557,

560,

562,

573,

599

Bayr. Kav.

123,

207,

208,

209,

210,

378,

379,

399

Komb.

Kav. Goltz

552,

557,

560,

562,

597,

599.

618,

621

III:

I n

f a n

e r i

e-,

K

a v

Ile

r i e-

b r i

g a d

e n

37. I.

134,

169

209. I.

152

153

, 154

21. ba\

rr. I.

411,

492

-■ Jg-

179,

180,

389,

391

1. bayt

-Jg-

485,

486,

487,

488,

489,

490,

491,

527,

528,

529,

530,

540

2. Rdf. 190, 200, 202, 215,

367, 368, 371, 430, 445,

465, 466, 480, 503, 526,

547, 566, 573

Brig. Bode 292, 500

Det. Kaufmann, bzw. Hammerstein 245, 273, 274, 292

103. R. 190, 200

15.    bayr. R. 488, 489, 490,

527, 528, 529, 530, 539,

540, 541, 542, 546, 554,

558, 560, 565, 570, 621

16.    bayr. R. 511, 513, 514, 515

34. L. 149, 175, 176, 192, 213

2.    preuß. GKav. 141,    144,

380, 381, 407, 593

preuß. LeibHus. 209, 210,

213, 376, 379, 397, 415, 441, 461, 462

3.    Kav. 348

5. Kav. 348

8. Kav. 348, 439, 442

25. Kav. 209, 210, 366

Siebenbürg. Kav. 475. 482,

523, 542, 543, 562, 565, 598

IV:

I n f a

n t e

r i e-.

K

a v a 1

1 e r

i e-

r <

: g i m

ent

e r

IR. 42.

212, :

377

IR. 43.

201

IR. 46.

168

III. Baon. 46.

144

IR. 54.

440, 441, ■

442

IR. 60.

397, 398, 402, 406,

407,

408

FüsR. (4. württ.)

122. 182

IR. 150.

162,

211

II. Baon

i. 150.

162

IR. 171.

427,

439,

440

IR. 187.

279

IR. 188.

577,

581,

582

IR. 189.

339,

341,

578

IR. 341.

432

IR. 343.

208

IR. 344.

210,

379

IR. 346.

184,

185

IR. 354.

528,

529,

530

IR. 372.

172,

403

IR. 373.

212,

397,

412

IR. 377.

132

, 133, 168,

169,

203, 2

12

IR. 378.

138

, 140, 141,

142, 143

JgR. 2. 486, 488, 489, 490 JgR. 6. 184, 212, 377, 380,

412

bayr. LeibIR. 490 bayr. IR. 3. 211

III. Baon. bayr. IR. 3. 1 32 bayr. IR. 16. 387, 388, 390,

420, 469, 470, 471, 509,

510, 511, 512, 513 bayr. JgR. 1. 489, 490,528 RIR. 18. 151, 186, 413 RIR. 52. 169

RIR.217. 142, 143. 144, 163, 170, 171, 612, 614 RIR. 223. 150, 151, 186 RIR. 225. 579, 582 RIR. 226. 397,    438,    439,

440, 443, 587, 588, 614 RIR. 228. 579, 588, 614 RIR. 232. 169 RIR. 249. 203 RIR. 250. 168 RIR. 251. 164,    166,    167,

207, 208, 379 bayr. RIR. 4. 392 bayr. RIR. 6. 389, 390 bayr. RIR. 8. 390 bayr. RIR. 13.    166,    488,

492

III. Baon. bayr. RIR. 13.

162, 164 bayr. RIR. 18.    488,    621

b'ayr. RIR. 19.    516,    517,

522, 523, 577, 578 bayr. RIR. 23.    514,    515,

522, 577, 582 RJgBaon. 20. 543, 609 RJgBaon. 21. 438 LIR. 5. 462 LIR. 31. 207, 208 LIR. 33. 127, 209 LIR. 37.    184,    187,    210,

379

LIR. 84. 207, 209 sächs. LIR. 350. 207, 20S LstlR. 34. 184 LstlR. 35. 184, 371, 388, 421

LstlR. 36. 184, 465, 488, 518, 528, 543, 614 LstlR. 37. 421, 423, 445 württ. GbBaon. 497, 498, 525

L’R. 4. 526, 533


I:    Infanterie-,

Verzeichnis der bulgarischen Truppenverbände


Kavalleriedivisionen

1.1. 245, 274, 275, 276, 292, 549, 550, 551, 552,

557, 567, 569, 601, 602, 616, 621, 624

4.1.    245, 274, 292, 293, 501, 604, 611, 618, 621

6.1.    245

12.1.    245, 273, 329, 550, 551, 552, 557, 567, 601,

602, 616, 621, 624

Komb. I. 501,    604,    61J,

618, 621

1.Kav.    245, 274, 276, 291, 292, 329, 604, 611

II: Infanteriebrigaden

2.    der 6. ID. 274, 276


Verzeichnis der türkischen Truppenverbände

I: Korps

VI. 272, 291, 329, 330,

501, 502, 604, 611

VIII. 714

XV. 137, 144,    162,    172,

184,    187,    205,    213,    392,

394,    395,    397,    413,    414,

415,    440,    441,    442,    462,

463, 593

XX. 595

II: Infanteriedivisionen

15. 329

19.    184, 193, 205

20.    205

25.    293, 329

26.    550, 551, 552, 557,

563, 566, 567, 601, 602,

610, 616, 624


Ergänzungen und Berichtigungen zu den ersten fünf Bänden

U.Band: Im Druckfehlerverzeichnis ist noch aufzunehmen:

Seite 389,    20.    Zeile    von    oben:    282    statt 222

„    762,    2.    „    „    unten:    58.    GbBrig.    statt    58. IBrig

„    763,    21.    „    „    oben:    58.    GbBrig.    statt    58. IBrig.

„    772,    2.    „    „    unten:    58.    GbBrig.    statt    58. IBrig.

III.    Band: Im Druckfehlerverzeichnis ist noch aufzunehmen:

Seite 108,    5.    Zeile    von    oben:    rechten statt linken

IV.    Band: Im Druckfehlerverzeichnis ist noch aufzunehmen:

Seite 96, 16. Zeile von unten: ihre Seite statt ihre Stelle „    176,    6.    ,,    ,,    ,,    vorstoßen statt verstoßen

,,    515,    10.    ,,    .,    oben:    Juni statt Juli

„    648,    12.    ,,    ,,    ,,    25. statt 26.

„    „    18.    „    „    „    26. statt 25.

„    677,    21.    „    „    „    56. statt 55.

„    684,    12.    „    „    unten:    GbBrig. statt IBrig.

Big. 2, S. 22, 18. Zeile von oben: Obstlt. Höger statt Obst. Ritt. v. Langer Big. 28,    98. KSchBrig. statt 8. IBrig.

58.    GbBrig. statt 58. IBrig.

59.    IBrig. statt 50. IBrig.

V. Band: Druckfehler und Berichtigungen:

Seite 77,

19.

Zeile

von

unten: der statt des

„ 254,

13.

,,

oben: Cälärasibrig. statt CalaraęiBrig.

„ 271,

10.

>>

unten: 17. statt 18.

9.

5)

,, zweiten statt ersten

„ 333,

4.

V

,, Armeen statt Armee

„ 379,

17.

M

oben: Gdl. v. Jacobi statt GLt. Freih. v.

„ 430,

18.

„ FML. statt GM.

„ 436,

12.

„ den statt dem

„ 514,

6.

,,

unten: v. Breit statt Breit

„ 546,

19.

,, 11. bayr. statt bayr. 11

„ 547,

4.

>•»

oben: 12. bayr. statt bayr. 12

„ 550, 14.

unten: 44 statt 14

., 553,

11.

' 5

,, 11. bayr. statt bayr. 11

„ 705,

Anm. 1,

2. Zeile von unten: 1. statt 1

711,

17. Zeile

von

unten: Sereth statt Seret

'”7 tVtl

'

t-

1

j Die Bezeichnung ,,Österreich“ kommt in der Kaiserlichen Verordnung vom

11. Oktober 1915 zum erstenmal vor, in der auf Betreiben des ungar. Ministerpräsidenten Gf. Tisza für die gemeinsamen Einrichtungen an Stelle des bisher üblichen Doppeladlers ein Doppelwappen eingeführt wurde. GO. Freih. v. Conrad hatte sich gegen diese Änderung schärfstens ausgesprochen.

2

   Capello, I, 280 ff.

2)    Cadorna, La guerra alla fronte italiana (Mailand 1921,, L 264.

3)    Ministero d e 1 1 a gu e r r a, L’esercito italiano nella grande guerra

1915    1918 (Rom 1927'), II, 5 ff.

3

   Ebeling, Geschichte des Infanterie-Regiments Nr. 78 im Weltkriege (Berlin-Oldenburg 1924), 126 ff.

4

2)    Infanterie-Regiment 94 im Weltkrieg (Reichenberg 1929), 542 ff.

5

3)    Harms, Geschichte des Oldcnburgischen Infanterieregiments Nr. 91 Berlin-Oldenburg 1930), 238 ff.

6

4)    S o b b e, Geschichte des Braunschweigischen Infanterieregimentes Nr. 92 im Weltkriege 1914-1918 (Berlin 1929), 299 ff.

7

)    B e r g e d e r, Das Reserve-lnfanterie-Regiment Nr. 202 (Berlin 1927), 103. — Schwedt, Das Reserve-lnfanterie-Regiment Nr. 204 (Zeulenroda 1929), 186 ff. — Clausius, Infanterie-Regiment v. Wittich (3. Kurhessisches) Nr. 83 ^Oldenburg-Berlin 1926), 98 f.

8

j Klembowski, 90.

9

)    Zajontschkowskij, 56.

10

Garde während zehn Monaten hinter der Front zwar im geschlossenen Exerzieren fleißig gedrillt, in der feldmäßigen Ausbildung hingegen vernachlässigt worden sei. Dem nüchtern beobachtenden Engländer wollte es nicht eingehen, daß die stattlichen, im leistungsfähigsten Mannesalter stehenden Gardesoldaten gegen die deutsche 107. ID. nichts auszurichten vermocht hatten, als er die in ihrer körperlichen Erscheinung hervorstechenden Russen mit den Gestalten der Gefangenen Angehörige deutscher Reserveregimenter) verglich.

1) Zajontschkowskij, 59 ff.

11

)    Burián, Drei Jahre aus der Zeit meiner Amtsführung im Kriege (Berlin 1923', 56. — Czernin, Im Weltkriege (Berlin 1919), 125 f, 139 ff. — Tisza, Briefe 1914—1918 (Berlin 1928), I, 255.

12

)    Czernin, 127.

13

)    Falkenhayn, Heeresleitung, 173.

14

Dabija, I, 62; II, 38.

15

-') Das 143. IBrigKmdo. war aus dem 57. IBrigKmdo. der 29. ID. hervorgegangen.'

16

3) D. = Deal bedeutet Berg, Vf. (Vrf.) = Värf Spitze (Gipfel); mc. = mic klein, mr. = mare groß, d. j. = de jos unter, d.s. = de sus ober; R. = Riul Bach.

17

Die Stawka und das Ministerium für Auswärtige Angelegenheiten (in russ. Sprache, Krasni-Archiv, XXIX, 9 ff.).

2) Das deutsche 9. Armeekmdo. hatte bis Juli 1916 an der Ostfront bei Nowo-grudok einen schmalen Frontabschnitt befehligt, war aber dann wegen Mangels an Truppen aufgelöst worden.

18

   Arz, 115.

19

2)    Bei der 71. ID. wurde in diesen Tagen das Gendarmerieregiment (siehe Beilage 7, S. 42) wegen Mangels an Offizieren aufgelöst und die Mannschaft in die übrigen ungarischen Truppenkörper eingeteilt.

20

)    Falkenhayn, 9. Armee, I, 41 f.

21

)    Nach einem dem Kriegsarchiv überlassenen, in ungarischer Sprache verfaßten Manuskript des k. u. Hauptmanns P á p a y, „Die Befreiung Siebenbürgens. Die k. u. 51. HID. im Feldzuge gegen Rumänien 1916—1918“.

22

)    Das Königlich Bayerische Infanterie-Leibregiment im Weltkrieg 1914 18 (München 1931), 213 ff.

23

)    Falkenhayn, 9. Armee, I, 49 f.

24

)    Dabija, II, 100, 176.

25

Kriegsgliederung der 2. GbBrig.: Kmdt. Obst. Panzenböck, IBaone III S. III 55. II 70. " FJB. 12. bh. FJB. 8; 14 1. Schwd. rt. DSchD.; 6. KnBt. GbAR. 21, 1. KnBi. GbAR. 22; 4200 Feuergewehre. 1000 Mann ausgebildeten Ersatzes.

26

3) Dabija, II," 59.

27

)    Persönliche Erinnerung des Verfassers dieser Feldzugsschilderung, Hofrat Kiszling, der damals als Major und Generalstabschef der 71. ID. bei dieser Besprechung anwesend war.

28

)    Falkenhayn, 9. Armee, I, 96 f.

29

   Zajontschkowskij, 64 ff.

30

2)    Ebenda, 66.

31

3)    K 1 e m b o w s k i, 92.

32

4)    Ebenda, 97.

33

)    Frauenholz, 264 ff. — G e b s a 11 e 1, 176 ff.

34

)    Zajontschkowskij, 71.

35

) Die Verluste der 4. Armee betrugen bei den öst.-ung. Truppen: tot 255 Mann, verwundet 1128 Mann, vermißt 568 Mann; bei den deutschen Truppen: tot 218 Mann, verwundet 683 Mann, vermißt 22 Mann; insgesamt: tot 473 Mann, verwundet 1811 Mann, vermißt 590 Mann.

2)    So meldete die Armeegruppe Marwitz, daß vor jenen Frontteilen, ,,die von der Truppe einzusehen sind“, bei „vorsichtiger“ Schätzung etwa 12.000 tote Russen lägen. Am Gefechtstage waren über 200 unverwundete Gefangene eingebracht worden.

3)    Winogradsky, 211 und 216 ff.

36

)    Winogradsky, 218 ff.

37

zusammen: 24    Komp.,    25    Bt.,    H/2    SKomp.,    107    Gesch.,    27 MW.

38

3)    Geschichte des Infanterie-Regiments Nr. 150, I, 304 ff. Stengel, 75.

39

)    W i s s h a u p t, Die 52. Landwehrinfanteriebrigade, 420.

40

) Kriegsgliederung der 10. GbBrig.: Kommandant Obst. Korzer, IBaone. IV/20, 1/21. 1/90, III/bh. 1, bh. FJB. 4; i'4 3. Schwd. LstHusD. 4; 3. und 4. KnBt. GbAR. 16.

2)    Nach einem noch nicht veröffentlichten, dem Kriegsarchiv zur Verfügung gestellten Manuskript des GM. K o r z e r.

3)    Heréus, Manuskript.

41

Dabija, I, 433, 435, 438.

42

' In der Zeit vom 1. September bis 25. Oktober hatten die Verbündeten in der Dobrudscha 37.600 Gefangene eingebracht sowie 170 Geschütze und ebensoviele Maschinengewehre erbeutet.

O

43

D a b i j a, II, 554 ff.

44

-j Das Regiment war der 8. bayr. RD. entnommen. —• Jaud und W e e c h. Das K. B. Reserve-Infanterie-Regiment 19 (München 1933;, 113 ff.

45

Geschichte des IR. 82. 205 ff.

46

Diese Überspannung trat zuerst durch das massenhafte Auftreten von sogenanntem ,,Staubrutto" in Erscheinung. Es bestand zu Zeiten aus Zehntausenden von beladenen Wagen, die aus Verkehrs- und Betriebsgründen Lokomotivmangel, Personalmangel, Rangierschwierigkeiten, Entladeschwierigkeiten usw.) ihr Ziel nicht erreichen konnten und stille standen.

47

) K i s 7.1 i n g, Feldzug gegen Rumänien, 328.

48

49

) Der bisherige Kommandant der Pasubioplatte, Lt. i. d. R. Viktor Oberguggen-berger des KJR. 1, erhielt für die erfolgreiche Verteidigung dieses wichtigen Abschnittes das Ritterkreuz des Militär-Maria Theresien-Ordens.